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Vorwort

Es sei mir gestattet darauf hinzuweisen ,das alle Personen in diesem kleinen Roman von mir erfunden sind ,und in keiner Weise der Realität entsprechen .Sollte sich jemand wiedererkennen so wäre das rein zufällig und ich bitte darum das nicht ernst zu nehmen,sondern sich bei mir zu melden

Johannes.E.Gietmann
(1)
Es ist ruhig geworden in unserem Haus,seit Agnes uns verlassen hat.Sie ging einfach weg,als wenn es für sie das einfachste der Welt wäre,und all die Jahre,die sie mit mir und mit uns verlebt hat,nicht mehr kennen würde.Sie hat ihren schon lange geplanten Auszug war gemacht. Agnes ist meine Frau,und sie wird es für mich auch bleiben,egal was auch noch geschieht.Ich weiß,da ist die Geschichte mit Robert,bei einem gemeinsamen Urlaub waren wir wohl sehr beschwipst,und na ja,ich glaube ich habe auch die Elisa in den Arm genommen.Elisa ist ein toller Typ,sie steht ganz einfach über den Problemen,das heißt, sie kennt gar keine. Agnes fehlt mir,und was mich stört ist,sie ging weg ohne ein Wort und ohne Grund und ohne Nachricht für mich.Ich werde mit Robert sprechen,und ihn fragen,das heißt ich muß mit ihm reden,wenn er will,und ihm klar sagen, das Agnes noch meine Frau ist. Ich muß mit Agnes sprechen,sie muß mir sagen ,warum sie uns verlassen hat. Agnes und ich kannten uns viele Jahre und irgentwann,haben wir dann geheiratet.Sie kam wie man so sagt aus einem guten Elternhaus und war sehr schön. Ihr Vater war Schausteller und hatte ein kleines Karussel mit acht hölzernen Pferden,das er er auf jeder Dorfkirmes aufbaute. Ich habe immer lange vor diesem Karussel gestanden,und habe zugesehen wie die kleinen Kinder von ihren Eltern oder Großeltern auf diese kleinen Pferdchen gehoben wurden.Und dann sah ich Agnes.Sie fiel mir auf,weil sie nie bezahlen brauchte,und immer auf dem gleichen Pferd saß.Damit fing eigentlich unsere Geschichte an.Sie muß mich wohl auch gesehen haben wie ich da so stand,und sie muß wohl gemerkt haben das ich kein Geld hatte.Ich sah,wie sie mit ihrem Vater sprach,der immer Pfeife rauchte,und dann nahm sie mich an die Hand und ich durfte mit ihr Karussel fahren so lange ich ich wollte.Mir hat das sehr gefallen,und ich mußte mich ja auch bei ihrem Vater und bei Agnes bedanken.Ich ging zu ihm über einen Holzsteg,der in seinem kleinen Wohnwagen endete.Er sah mich kurz an, wie ich da stand in meinen kurzen Hosen,und sagte ob wir nicht Lust hätten,Agnes und ich, die Pflege der hölzernen Pferde zu übernehmen,er wäre doch schon alt,und könne nicht mehr alles selber machen.Ich war sehr überrascht,weil ich ihn so gut ja noch garnicht kannte.Ich sah,das Agnes von außen durch das einzige Fenster in den Wohnwagen schaute und mir zunickte,und ich sagte ja. Von dem Tag an, waren wir unzertrennlich.Wir besuchten die gleiche Schule,und wir hatten eine gemeinsame Aufgabe,die uns auch so richtig Spass machte.Nur ich,ich hatte dann den Ärger in meiner Familie.Mein Vater,der bei einem großen Chemikonzern Laborchef war,wußte immer alles besser, und meine Mutter die in einem ganz frommen Verein immer für alles zuständig war,wußte nicht was sie mir sagen oder raten sollte.Aber ich merkte, das sie das alles nicht mochten,nicht das Karussel,und auch nicht Agnes. Mich hat dieses leise Ablehnen,obwohl sie nie einen Grund nannten immer gewundert.Eines Tages,war ich dann rein zufällig im Flur als meine Mutter telefonierte.Sie sprach mit dem alten Wißmann, dem das Karussel gehörte,und der Vater von Agnes war.Ich hörte sie sagen:`Das sind doch noch Kinder`,und noch viele Worte die ich nicht verstand.Meine Mutter beendete das Geschpräch sehr schnell,und dann sah sie mich da stehen.Sie kam auf mich zu,legte ihren Arm auf meine Schulter und sagte kein Wort.Sie schaute mich nur an, und ging dann in's Wohnzimmer,wo sie lange mit meinem Vater sprach. .

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Später,nach dem Abendessen,sagten meine Eltern mir, das sie für mich eine andere Schule gefunden hätten.Sie hatten mich in einem Internat weit von unserer Stadt schon angemeldet.Ich hatte nur wenig Zeit,mich von Agnes,die sehr traurig war,dem alten Wiámann und dem Karussel zu verabschieden.Ich mußte mich einfach dahinein fügen,mir blieb keine andere Wahl.Einige Tage später wurde ich von meinen Eltern dem Schulleiter vorgestellt,der so tat, als wenn er mich schon seit ewiger Zeit kennen würde,und unentwegt die Qualität der Ausbildung an seiner Schule pries.Er zeigte mir mein Zimmer, das ich mit einem anderen Jungen teilen mußte,der aber nicht anwesend war.Der Abschied von meinen Eltern ging sehr schnell.Ich sah ihnen nach, wie sie durch den langen Flur zum Haupteingang gingen und dann in Vaters Auto stiegen und weg fuhren.Ich war gerade dabei,meine wenigen Sachen in so einem uralten Holzschrank,der mir zugewiesen war unterzubringen,als mein neuer Lehrer mit meinem Zimmernachbarn herein kam.Der tat auch so,als würden wir uns schon lange kennen.Er gab mir die Hand, und sagte er wäre der Robert.Er war größer als ich,trug eine Brille,und sah schon so richtig Erwachsen aus.Noch am gleichen Abend nahm er mich mit in den hausinternen Tischtennisklub und reichte mich so richtig rum.Bei der gelegenheit lernte ich Elisa kennen,die in dem Klub das lauteste Wort hatte,und seit langer Zeit die Freundin von Robert war.Ich habe diese erste Nacht nicht gut geschlafen.Ich dachte an Agnes immer wieder,was würde sie jetzt machen? Würde sie die Arbeit mit dem Karussel alleine schaffen?Und was dachte wohl ihr Vater, von dem ich mich nicht verabschiedet hatte?Ich mußte meine Gedanken vergessen,morgen beginnt für mich die Schule,und das noch drei Jahre lang.Es war für mich sehr schwer,die ersten acht Wochen,(so die Schulordnung)kein Wochenende nach hause zu dürfen,und auch keinen Briefkontakt mit meinen Eltern oder mit Agnes zu haben.In dieser Zeit wurden Robert und ich richtige Freunde.Er und Elisa nahmen mich wie man so sagt in die Arme,und ich fühlte mich ganz gut. Auch mit der Schule ging es sehr gut,und ich hatte noch die Zeit,mich im Sportverein so richtig auszutoben.Aber das alles half mir nicht.Ich konnte Agnes nicht vergessen.Ihre Ruhe,ihre großen Augen,und ihr Lächeln,ich sah es unentwegt vor mir.Ich wußte es,ich würde mit Agnes eine ganz neue möglichkeit finden unser Leben anders zu gestalten.Ich mußte nur die drei Jahre Schule zu Ende machen.Robert hat mir in der Zeit sehr geholfen.Ich hatte ihm von Agnes erzählt,und wir haben uns lange darüber Gedanken gemacht.Er sagte, das er mit Elisa in der Sache keine Probleme hätte,weil sie ja doch eines Tages das Erbe ihres Vaters antreten müsse,der Tierarzt war,und aus diesem Grund müsse sie auch Medizin studieren.Und dann wurde unser,schon fast gemeinsames Leben ganz unerwartet beendet.Meine Mutter stand morgens früh in unserem Zimmer,sie trug noch ihren Jogginganzug,und sagte,ich soll doch mit nach Hause fahren,meinem Vater ginge es nicht gut,und er hätte nach mir gefragt.Wir meldeten uns schnell in der Schulverwaltung ab und fuhren los.Meine Mutter sagte mir,total erregt,das Vater schon im Krankenhaus sei,und da gut behandelt würde.


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Es war eine schlimme Fahrt zurück.Mutter hätte nicht mehr fahren dürfen aber wir hatten Glück,und erreichten schnell das Krankenhaus.Ich hatte es schwer, meiner Mutter zu folgen,die durch die langen Flure rannte,und dann vor einer lindgrünen Zimmertür stehen blieb.Ich sah das sie ihre Tränen abwischte.Sie legte wieder ihren Arm um meine Schulter und wir gingen gemeinsam hinein.Ich kann nicht beschreiben was ich fühlte als ich ihn da liegen sah.Mein Vater der immer alles konnte,und der immer alles wußte,war ganz ruhig und lächelte,jedenfalls sah es so aus.Meine Mutter streichelte sein Gesicht,bis uns zwei Ärtzte aus dem Zimmer wiesen.Draußen auf dem Flur wartete schon eine ältere Frau auf uns die sich als leitende Ärtztin vorstellte,und uns sagte, Vater hätte großes Glück gehabt,das man ihn im Labor so schnell gefunden habe.Er habe eine schwere Vergiftung,aber es bestünde keine akute Gefahr mehr.Mutter sprach noch einige Zeit mit der Ärtztin,die ihre Brille an einer langen Kette um den Hals trug,und dann fuhren wir nach Hause.Am anderen Morgen sollte ich wieder ins Internat zurück.Ich mußte vorher mit Agnes sprechen,und ihr mitteilen was geschehen war.Ich lief sehr schnell durch die schon fast dunklen Straáen zum Haus vom alten Wißmann.Der war sehr erstaunt mich zu sehen,und bat mich herein zu kommen.Ich erzählte ihm die Geschichte mit Vater und fragte nach Agnes.Er sagte mir,Agnes wäre zu einem Abendkurs für Schreibmaschine,und würde bald kommen.Ob ich nicht Lust hätte ihm ein wenig Gesellschaft zuleisten,und mit ihm einen Kaffee zu trinken.Dabei erzählte er mir das er das Karussel verkauft habe,und das Agnes eine Lehre in einem großen Büro begonnen habe,und das ihr das auch Freude mache.Mitten in unserem Gespräch kam Agnes über die Terrasse herein.Sie sah mich,rannte auf mich zu,und ich nahm sie in meine Arme,ohne daran zu denken das ihr Vater uns zu sah.Ihre Frisur war anders,war kürzer geworden,aber ihre Augen waren die gleichen geblieben.Ich hatte nicht mehr viel Zeit,verabschiedete mich von ihrem Vater,und wußte das Agnes mich bis zur Straáe begleiten würde,wie sonst immer.Es war anders dieses mal,ich spürte es.Sie nahm meine Hand und legte sie auf die ihre und sah mich einfach nur an.Und dann sagte Sie, das Sie mich gern habe und doch sehr oft an mich denken müßte.Ich konnte nicht sprechen,ich nahm ihr Gesicht in meine Hände, und küsste sie auf die Stirn und auf die Wangen,und ich weiß es nicht mehr so genau,was wir uns alles sagten.Ich hatte nun Agnes, und sie hatte mich.Wir verabschiedeten uns schnell ,und ich lief durch die jetzt dunklen und leeren Straáen nach Hause.Meine Mutter war noch nicht da,kam aber wenig später.Sie kam aus dem Krankenhaus, und sagte das es Vater schon etwas besser gehe.Am anderen Morgen fuhr sie mich zurück in meine Schule.Sie ließ mich vor dem Haupteingang aussteigen,und ich schaffte es noch vor Schulbeginn unseren Klassenraum zu erreichen.Einige meiner Kammeraden waren schon da,und Elisa stand an der Tafel und versuchte meinen Freunden unsere nächste Klassenfahrt zu erklären,die nun mal anstehe ,und in die Eifel gehen sollte.Ich weis den Nahmen des Ortes nicht mehr,aber es gab riesiegen Jubel, als sie sagte, ihre Eltern würden uns ihr Ferienhaus für einige Tage überlassen.


Fast gleichzeitig mit unserem Lehrer kam Robert ins Klassenzimmer und er kam direkt zu mir.Unsere Begrüßung war sehr herzlich,wir gaben uns die Hand,und er sagte noch ganz schnell das wir in der Pause zusammen sprechen müßten.Es sei für ihn sehr wichtig,und für mich auch.Und dann war Pause.Er sagte:Sie hatt Schluß gemacht. Elisa will nicht mehr mit mir zusammen sein,sie will frei sein,sagt Sie,so frei sein wie Agnes und Du es bist,ohne jede Bindung an gleiche Interressen und Wünsche.Sie sagt,sie will selbst Endscheiden,und selbst sagen was sie will.Ich brauche mehr Zeit, sagt sie,um mit mir selber in's klare zu kommen.Das war dann alles.-Robert war nicht mehr der alte.Ich merkte es.Wie sollte ich ihm helfen,was sollte ich ihm sagen,oder gar raten zu tun,da ich doch auch so überrascht und sprachlos war? Mir fiel nichts ein,aber auch garnichts,ich glaube,ich war noch Hilfloser als er. Die Pause war um, und wir gingen wieder in unsere Botanik, wie wir unseren Klassenraum nannten,weil alle vier großen Fenster und die Fensterbänke mit grünen Pflanzen fast zugewachsen waren.Von meinem Platz konnte ich aber noch nach draußen sehen.Ich sah weite Felder und ganz oben den Rand des Waldes,und darüber einen leicht blauen Himmel,der einen schönen Tag versprach.Und trotzdem kamen mir so Gedanken.Was würde ich machen,wie würde ich sein,und würde ich leben können ohne Agnes? Was wäre,wenn Agnes genau so denken würde wie Elisa?.Ich wollte das nicht zu Ende denken.Ich muß mit Agnes sprechen,ich muß sie Fragen,was ich oder vieleicht wir zwei machen können,das Robert und Elisa wieder zu einander finden. Ich durfte jetzt jedes Wochenende nach Hause fahren,weil mein Vater noch immer krank war.Es ging ihm garnicht gut,und ich glaube,er machte sich selbst große Sorgen um seine Gesundheit,seit dem er aus dem Krankenhaus entlassen war.Er saß viele Stunden ganz still, ohne auch nur ein Wort zu sagen an unserem Blumenfenster,und sah in die Gegend ohne jede Regung.Mutter sagte mir,das gehe schon seit Tagen so,und das sie es nicht geschafft habe,ihn abzulenken.Meine Mutter schwieg dann,und ich wußte nicht was mit ihm los war.Ich erzählte Ihr von Elisa und Robert,und fragte sie,ob Agnes und ich die beiden nicht mal zu uns einladen könnten.Sie lehnte das sofort ab, mit der Begründung,das man doch auf Vater rücksicht nehmen müsse,und in ein par Tagen wäre ja unsere Klassenfahrt,da wäre es doch viel leichter,so eine Sache zu bereden.Ich spürte wieder ihre Abneigung gegen Agnes.Ich spürte wie sie sich hinter Vaters Krankheit verkroch,und nicht den Mut hatte mir zu sagen, das sie Agnes nicht mag.Sie hätte doch sagen können,Agnes ist nicht katholisch wie wir,oder sie ist zu Modern und sie lebt zu frei.Oder sie hätte sagen können:Der Schausteller Wißman passe nicht zu uns, weil er nach dem Tot seiner Frau, der vier oder fünf Jahre zurück lag,immer noch mit Agnes in seinem kleinen Haus wohnte,und seinen genau so kleinen Garten pflegte? Sie sagte nichts.Am gleichen Tag noch ging ich zu Agnes.Ihr Vater war nicht zu Hause,und ich wartete im Garten auf Agnes.Ich ging ihr ein stück entgegen,bis an die nächste kleine Straße aus der sie ja immer kam, und dann sah ich sie auch schon.


Sie hat mich auch sofort erkannt,und kam ganz schnell zu mir.Wir hatten uns eine Woche lang nicht gesehen,und ich nahm sie in meine Arme,und wir küssten uns.Wir gingen nicht direkt nach Hause,wir wollten es beide nicht.Wir wollten nur ganz einfach zusammen sein Agnes und ich.Ja,wir gingen große Umwege,nur um die Zeit unseres zusammenseins auszudehnen.Ich wußte an der nächsten,oder war es die zweite Straße,beginnt diese lange Allee,die mit ihren grünen Baümen wie ein langer Tunnel aus sah,und am Ende war dann so eine art Pavillon,in dem bei guten Wetter ein kleiner schwarzhariger Mann Eis verkaufte.Er war heute nicht da,und wir setzten uns auf eine der alten Bänke.Ich erzählte dann von Elisa und Robert,und bemerkte, das Agnes nicht sehr erstaund war.Sie sagte sie hätte das schon seit langem so kommen sehn,und ein wenig könne sie Elisa auch verstehen.Als ich ihr vorschlug die beiden einzuladen,lehnte sie das sofort ab,und meinte,das wäre eine Sache nur zwischen Elisa und Robert und wir sollten dazu am besten nichts sagen.Das war fast das gleiche, was meine Mutter auch sagte.Es war für mich schon sonderbar,das gerade Agnes so dachte,und ich machte mir Gedanken darüber,warum das so war.Sie war doch sonst so frei und selbstsicher,so ganz ohne Zwang sich zu behaupten.Wir sprachen nicht mehr viel.Wir gingen auch nicht den gleichen Weg zurück wie sonst immer.Agnes wollte nach Hause,ich spürte das.Sie war anders heute.Wir gingen an diesen endlos langen Garagen vorbei,wo ein immerzuwährendes Kommen und Gehen war,und in der mitte der Straße die lange reihe Baüme war,die den lauten Verkehr in zwei spuren teilte.Ohne es zu merken waren wir schon wieder eine oder zwei Straßen weiter gegangen als wir wollten, und an dem nächsten überweg,ich weiß es noch,die Lampe die sonst immer diesen Weg heller machte war nicht in Betrieb,wenn man von einem unregel mässigen Flackern oder Blinken mal ganz absah,war die Straáe dunkel.Ich wußte das Agnes mir was sagen wollte, und wir gingen langsam zur anderen Straßenseite,wo viele Haltestellen von Bussen waren.In eine der kleinen Wartehallen setzten wir uns.Sie suchte wieder meine Hand,wie vor einigen Monaten im Garten ihres Vaters, und doch war es dieses mal anders.Ich wollte sie in die Arme nehmen und küssen,aber sie wehrte sich dagegen.Und dann sagte sie mir,das meine Mutter sie Angerufen habe in ihrer Firma,und sie sehr darum bat, mich nicht mehr so oft zu treffen.Meine Schule gehe doch vor,und sie hätte auch schon andere Pläne mit mir. Ich kann es nicht beschreiben wie mir zu Mute war.als ich das hörte.Agnes sagte das ganz ruhig,obwohl ich ihre Erregung spürte.Und dann Weinte sie,und ließ meine Hand ganz langsam los.Wir gingen weg aus dieser öden Halle,sie kam mir jetzt besonders einsam vor,und waren bald schon an der kleinen Straße angekommen,die nach einer kleinen Biegung zu der Wohnung von Agnes und ihrem Vater führte.Wir waren den Weg schweigend gegangen,ganz still,als wäre jeder allein.Und ich glaube,so war es auch.Am Tor zum Garten von ihrem Vater verabschiedeten wir uns.Agnes wünschte mir noch viel Spaß auf unserer Klassenfahrt,die ich schon fast vergessen hatte,und ging durch den langen schmalen Garten einfach weg.Vom Hauseingang winkte sie mir noch zu,und ich war sehr traurig.


Der Weg nach Hause kam mir unendlich lang vor.Ich ging nicht durch die Haustür,sondern durch den Nebeneingang, der in unsere Küche führte.Mutter bereitete das Abendessen vor,und sagte Vater sei schon zu Bett gegangen.Er wäre sehr müde gewesen.Sie war gut gelaunt meine Mutter,so kannte ich sie lange nicht mehr.Ja,sie war richtig froh.Sie ging sofort in die Ecke der Küche,wo auf einem kleinen Bord ihr Casettenradio stand,und schob ein neues Band hinein.Ich glaube ich werde diese Musik, die ich da hörte mein ganzes Leben nicht mehr vergessen können.Es mag Zufall gewesen sein,oder geplant,ich weiß es nicht.Es war die Arie des Tamino aus der Zauberflöte von Mozart;Dies Bildnis ist bezaubernt schön;,und Mutter, die zuerst nur immer mitgesummt hatte,sang immer lauter als wäre sie die Papagena.Und dann machte sie einige Schritte,die wie ein Tanz aussahen,ging zum Recorder,und schaltete ihn ab.Sie ging einige Schritte rückckwärts,und setzte sich in Vaters Sessel,ohne die Fußstützen zu benutzen,und ohne die Armlehnen anzufassen,die dazu da waren,den Sessel in eine beqeme Ruhestellung zu bringen.Sie saß ganz aufrecht,und sagte mir, das sie schon alles für meine Klassenfahrt vorbereitet habe.Sie würde mich übermorgen selbst zur Schule fahren,wo unser Bus bereitstehen würde um uns in die Eifel zu fahren sagte sie,und für mein Taschengeld sei auch gesorgt.Und dann wollte sie aus dem Sessel aufstehen,aber es gelang ihr nicht,und ich wollte ihr helfen.Sie wollte das nicht,und wehrte sich,war aber doch froh,das sie sich an meinem Arm festhalten konnte.Als sie dann da stand,roch ich ihren Atem.Sie roch nach Schnaps oder Bier oder Wein,ich konnte das nicht unterscheiden.Meine Mutter war betrunken.Sie fing wieder an ganz laut zu Lachen,und sie hörte erst auf damit als ihr die Luft knapp wurde.Und dann war sie völlig ruhig,und sagte sie müsse jetzt auch zu Bett gehen.Ich brachte sie noch bis zur Tür zum Schlafzimmer.Sie wollte mir noch was sagen,aber ich hörte ihr nicht mehr zu,und ging einfach weg.Das war das Einfachste für mich.Und dann mußte ich mit Agnes sprechen.Ich rief sie an aber sie meldete sich nicht.Ich mußte mit irgend einem Menschen sprechen.Ich erinnerte mich das Robert mir einmal seine Telefonnummer gegeben hatte,aber ich kannte sie nicht mehr,und fand sie dann aber doch in unserem Telefonbuch.Ich ging in den Flur,wo unser Telefon immer noch auf dem kleinen Tisch neben der Garderobe stand,obwohl im Wohnzimmer Platz genug wäre,und rief bei Robert an.Es dauerte sehr lange, und ich wollte schon den Höhrer auflegen,als sich die Mutter von Robert meldete.Sie erkannte mich wohl an der Stimme,wir hatten ja auch schon oft miteinander gesprochen,und sagte,das Robert krank sei.'Robert hat Fieber',sagte sie so eine art Grippe,und er muß wohl einige Tage im Bett bleiben.Robert konnte also an unserer Klassenfahrt nicht teilnehmen,so verstand ich seine Mutter.Ich ließ ihm die besten Grüße ausrichten,und wünschte ihm gute Besserrung.Es war schon sehr spät geworden,und ich war sehr müde.Am anderen Morgen,ich glaube ich schlief noch klopfte es an meine Tür,und mein Vater kam in mein Zimmer.Das hatte er schon lange nicht mehr getan,und ich wunderte mich sehr.Er sah nicht gut aus,und setzte sich auf meinen einzigen Stuhl, der schon immer unter dem Fenster stand,und sagte er müsse mit mir sprechen .


,Es ist sehr schwer für mich,aber ich muß es dir sagen,wir können deine Schule nicht mehr bezahlen;-Ich bin krank,und werde wohl nicht mehr Arbeiten können,so wie es jetzt aussieht`.Er sah während er sprach aus dem Fenster,und ich merkte das es ihm sehr schwer fiel,als er sagte ;Mutter muß für eine längere Zeit in ein Sanatorium,sagen die Ärtzte.Ihre Gesundheit ist auch nicht die beste und sie braucht dringend Ruhe.Ich habe mich um eine Lehrstelle für dich bemüht.Du kannst in meiner Firma sofort anfangen,wenn es dir gefällt.überlege dir diesen Vorschlag,du hast ja nun eine Woche Zeit;. Und dann schlurfte er in seinem grünen Morgenmantel,der ihm viel zu groß war,wieder aus dem Zimmer. Mir war, als wenn ich treumen würde,als währe es nicht wahr was ich so eben Gehört und Gesehen habe.Aber es war kein Traum,denn jetzt kam auch noch meine Mutter die mir das alles noch einmal erzählte.Ja, sie erwarte,das ich mit Vaters Vorschlag einverstanden sei sagte sie.Und dann pries sie die Vorteile einer Lehre,was man alles werden könne,und es wäre ja auch alles viel einfacher als in der Schule.Ich stand auf,und ging an ihr vorbei in unser Badezimmer.Meine Mutter redete immer noch.Sie sprach so laut,das sie das rauschen des Wassers übertönte,ja sie mußte fast schreien.Als sie ruhig war,wartete ich noch eine kurze Zeit.Ich zog mich an,und ging dann durch unsere Terrassentür,die immer offen war hinaus.Ich wollte zu Agnes,aber es war noch sehr früh,und es war Sonntag.Drei ältere Frauen gingen vor mir,die sehr laut miteinander sprachen.Sie waren wohl auf dem Weg zur Kirche,und erzählten sich noch schnell den neuesten Dorfklatsch.Die Glocken leuteten schon,und mir fiel ein,das ich doch schon eine lange Zeit nicht mehr in der Kirche gewesen war.Mir fielen die Texte wieder ein,die ich als Meádiener lernen mußte,und viele viele Male gesagt hatte.Ad Deum qui laetifikat juventute meum.Ich ging noch zwei Straßen weiter bis zu der Bushaltestelle,an der immer der Zeitungsverkaüfer stand,und ging dann den schmalen Weg den ich mit Agnes schon so oft gegangen war.Er führte durch den Garten, in dem an der einen Seite Gemüse wuchs,und an der anderen Seite nur Blumen,die ich in so einer Farbenpracht noch nie gesehen hatte.Ich wollte gerade die Klingel betätigen, als Agnes schon die Haustüre öffnete.Es war,als hätte sie auf mich gewartet.Als hätte sie gewußt das ich jetzt und in dieser Stunde kommen würde.Sie hatte so ihre eigene art Begrüßungen zu machen.Sie legte ihre Arme um meinen Hals und verschränkte sie hinter meinem Nacken und sah mich einfach nur an.Ich konnte nichts anderes machen,denn ich sah ihre Augen ganz dicht vor den meinen und ich mußte sie küssen.Es war als wäre ich lange fort gewesen,als käme ich von einer langen Reise zurück und hätte Agnes eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.Und ich sah sie auch anders,ich sah sie immer neuer. Sie war für mich immer eine neue Agnes.Sie schob mich langsam aber doch Zielbewußt durch den langen Flur,in dem zu beiden Seiten Türen waren bis in ein kleines Zimmer,in dem der Tisch schon gedeckt war.


Ich war sehr ueberrascht,ja ich war hilflos,und wußte nicht was ich nun machen sollte.Ich wollte ihr Erklären warum ich gekommen sei,aber sie schob mich einfach auf die Eckbank,und fragte mich,ob mich der Vogelkäfig in dem ein blaugrüner Sittich regungslos auf einer kleinen Stange saß,stören würde.Ich wollte ihr doch alles sagen,ich wollte mit ihr über den Vorschlag meiner Eltern sprechen,und wollte ihre Meinung hören.'Ich wußte das du kommen würdest`sagte sie,deine Mutter hat gerade Angerufen,und gefragt, ob du schon bei uns wärst.Ich hole noch ein Gedeck,und wenn mein Vater aus der Kirche kommt,frühstücken wir zusammen',sagte sie und war schon auf dem Weg in die Küche.Sie mußte um den Tisch herum gehen,weil an meiner Seite doch der Vogelkäfig stand.Und dann kam sie den gleichen Weg wieder zurück,als wenn sie etwas vergessen hätte und blieb vor mir stehen.>Ich weiß was du sagen willst,und ich weiß auch was dir deine Eltern geraten haben<,sagte sie,deine Mutter hat es mir schon alles gesagt,und ich meine,es ist ganz gut so.Sie sah über die kleine Fenstergardine in den Garten,und war schon auf dem Weg in die Küche,als ihr Vater durch den Garten kam.Agnes hatte ihm schon die Tür geöffnet.Er nahm noch im Garten seinen Hut ab,der ihm so meine ich doch zu groß war,(er hatte schon eine komische Form),und bückte sich mal hier und mal dort, um nach seinen Beeten zu sehen.Agnes war schon zurück, und wir holten ihn gemeinsam ins Haus.Er war für mich der alte Wißmann,wie ich ihn schon lange kannte.Allein seine Augen,ja es war als wenn sie strahlten wenn er einen ansah.Er war für mich die Ruhe und die Ausgeglichenheit in einer Person.Ich stellte Vergleiche an,zwischen ihm und meinem Vater oder meiner Mutter.Was war anders an ihm und was machte ihn so sicher?Ich konnte nicht zu Ende denken,es wurde jetzt gefrühstückt,und Agnes brachte den Kaffee.Als ich nun darüber sprach was meine Eltern und ich vor hatten,nickte er einige Male mit dem Kopf,ohne mich anzusehen.Und dann sagte er,`Ich meine das ist ganz gut wenn du eine Lehre machst.Du hast die mittlere Reife,und wirst es sicher in zwei Jahren schaffen,und du hast den großen Vorteil,das dir dein Vater helfen kann,und überlege welche Chancen der Beruf dir eröffnet.Agnes goss noch Kaffee nach,und bald stand ihr Vater schon vom Tisch auf.Er mußte noch zu einer Konferenz ins Gemeindehaus,die jeden Sonntagmorgen zu gleicher Zeit angesagt war.Er sagte noch etwas von Caritas,oder so,und nahm aus der Garderobe seinen großen Hut,nickte noch einmal zu Agnes und zu mir und ging durch den Garten auf die Straße.Agnes kannte das.Es war jeden Sonntag für sie die gleiche Sache,nur für mich war das ganz ungewohnt,weil bei uns,in meiner Familie,immer jeder wußte wo der andere war,oder was er so vor hatte,und es wurde auch fast alles gemeinsam getan.Und dann lachte Agnes,ja sie lachte ganz laut.>Du wirst sehen,sagte sie,wenn er zurück kommt,so in einer Stunde oder so,hat er alle Probleme bei seite getan,und erzählt uns,wie einfach doch alles ist.
Du wirst sehen,sagte sie so ein par Tage Abstand von allen Problemen lassen alles anders werden.Du wirst es auch selbst Erfahren< Es war schon fast Mittag,und ich mußte gehen.Agnes ging mit mir bis auf die Straße,und wir Verabschiedeten uns mit einem kurzen Kuss.Wir winkten uns noch einige Male zu,und dann ging ich durch unsere Allee.Agnes und ich nannten sie so,durch ein par kleine Seitenstraßen nach Hause.Ja,ich freute mich auf die Woche mit allen meinen Klassenfreunden.Ich fühlte mich so richtig gut,und ich hatte mich für die Lehre,die ich nun selber auch wollte endschieden.Ich sah, das in unserer Einfahrt ein Auto stand,und ging deshalb durch die Haustür.Mein Vater hatte Besuch von zwei Arbeitskollegen,die aber gerade aufstanden und gehen wollten.Sie grüßten mich noch im vorbeigehen,und Vater brachte sie zur Tür.Er war sehr froh über den Besuch,man sah es ihm an,er war irgendwie ganz gelöst, und als ich ihm meinen Endschluá mitteilte,habe ich ihn nach langer Zeit richtig Lachen sehen.Er stellte sich vor mich hin und sagte:Das ist gut,und von mir hast du jede Hilfe.Wir müssen es sofort Mutter sagen,auch sie wird sich sehr freuen.Er rief dann ganz laut Else, und dann noch mal Else,so hieß meine Mutter,aber sie gab keine Antwort.Und dann ging er durch den Flur ins Schlafzimmer.Ich hörte ihn sprechen,erst leise,und dann immer lauter.Ich hörte auch die leise Stimme meiner Mutter,aber Vaters Stimme übertönte alles.Es war Mittag,und meine Mutter war noch im Bett.Und dann kam er aus dem Zimmer.Er war sehr erregt,und sprach immer vor sich hin,indem er den langen Flur sehr schnell auf und ab ging.>Schon wieder<,oder so ähnlich sagte er,und dann sah er mich an.In seinen Augen war eine Unendliche Traurigkeit als er mir sagte,>Deine Mutter ist krank,sehr krank,wir müssen einen Artzt rufen<.Es war das erste mal so weit ich weiß,das zu meiner Mutter ein Artzt kommen mußte.Er kam auch sehr schnell.Vater öffnete selbst die Tür,und sie sprachen schon sehr viel,aber sehr leise,als wenn sie jemand stören würden,und gingen gemeinsam zu meiner Mutter.Es dauerte lange,ich empfand das so,bis die beiden wieder aus dem Zimmer kamen.Es wurde wieder sehr leise gesprochen,mein Vater nickte oft mit dem Kopf und hatte ein Gesicht,als wenn er ganz weit weg wäre,weg wäre von diesem Problem,das auf uns und auf ihn zukam, und als wäre ihm schon eine Lösung eingefallen,sprach er jetzt lauter,und brachte den Artzt zur Haustür,und als er sich umdrehte,und mich da so stehen sah,war er wieder ganz anders.Und ich merkte das auch.Er kam auf mich zu und sagte so im vorbeigehen,komm,wir müssen zusammen sprechen,wir müssen überlegen,was wir nun machen.Du weißt sagte er,Mutter braucht mehr Ruhe.Sie braucht mal Zeit um sich neu darauf einzustellen das wir,du und ich,also das wir alle auch noch da sind,und das sie nicht alleine ist,und das sie nie alleine sein wird,solange wir Leben.Aber es muß ganz schnell was geschehen. Sie muß morgen in die Klinik.Der Arzt wollte es so,und ich habe auch ja gesagt.Du mußt mich verstehen,das ich dich Morgenfrüh nicht zu eurem Bus bringen kann,aber wir rufen mal bei Elisa an,die hat fast den gleichen Weg,und ihre Eltern könnten doch hier vorbei kommen, und dich dann mitnehmen.


Ich wollte noch etwas sagen, aber er war schon auf dem Weg zum Telefon,und schloß hinter sich die Tür.Er Telefonierte nicht lange,es war ein kurzes Gespräch,und als er wiederkam sagte er,du wirst morgen hier abgeholt,Elisa und ihre Eltern nehmen dich mit.Ich habe dann Zeit Mutter in die Klinik zu begleiten,und ich werde auch bleiben bis alle Untersuchungen gemacht worden sind und bis sie ihr Zimmer hat.Er sagte das sehr bestimmt, und ich glaube er meinte es auch so.Es war doch sehr schnell Abend geworden,und ich wollte mich von Mutter verabschieden,und ging über den langen Flur,in dem immer noch diese alte Lampe mit einer Birne von der Decke baumelte,wobei mir einfiel,das mein Vater schon immer sagte da muß mal was neues her,in das Schlafzimmer.Meine Mutter schlief,und ich wollte sie nun weil es schon spät war auch nicht mehr wecken.Ich ging in mein Zimmer, stellte die Sachen die meine Mutter schon für mich gepackt hatte zusammen, und versuchte einzuschlafen,was mir dann auch wohl irgendwann gelang.

Es war kalt am Montagmorgen.Das Wetter war trübe,und es sah so richtig nach Regen aus.Meine Stimmung war nicht die beste,als es schon an unserer Tür schellte,und das einige male hintereinander,als wenn es Brennen würde.Ich nahm schnell meine Reisesachen,und ging durch die Terrassentür,die immer noch nicht verschlossen wurde vorbei an den großen Sonnenblumen zur Straße. Elisa stand an unserer Haustür, und bekam einen großen Schreck als ich um die Ecke kam.Gestatten sie,sagte sie,das ich dem Herrn das Gepäck abnehme,und rannte schon vor mir her zum Auto,als wenn es einen Preis zu gewinnen gäbe.Aber so war sie nun mal,und so war sie eigentlich immer.Ihr Vater hatte schon alle Türen seines schon wieder ganz neuen Autos geöffnet,und wir stiegen ein .Die Musik,die aus vielen Lautsprechern,aus den Türen,und wo sonst noch berall herkam,war sehr laut,und Elisa die vorne neben ihrem Vater saß,bewegte ihre Arme und Hände im Rhytmus der Musik.Und wenn sie sich zu mir umdrehte,konnte ich nur von ihren Lippen lesen was sie sagte,oder was sie wollte.Die Fahrt war sehr schnell,und nach kurzer Zeit waren wir schon auf dem Parkplatz vor unserer Schule angekommen.Wir waren die ersten.Elisas Vater war sehr in Eile,und nach einer kurzen Verabschiedung war er schon wieder weg.Dann kam unser Klassenlehrer,den wir außerhalb der Schule mit dem Vornamen anredeten,er hieß Ernst,mit dem Fahrad um die Ecke,und dann kam auch schon der Bus.Der war für uns 16 leute viel zu groß,so richtig mit zwei Etagen,unten mit Tischen,und oben mit Aussicht.Elisa sorgte sofort für einen richtigen Einstieg,als sie ihren Radiorecorder voll aufdrehte,und das Ding auch noch immer hin und her schwenkte.Sie war die einzige Frau in unserer Klasse,Alexa und Beate waren schon vor ungefähr einem Jahr in den Beruf gegangen,und sie wollte es auch wissen.Wir fuhren ja auch in das Haus ihrer Eltern,und sie war ja da auch zu Hause.Es war eine lustige Fahrt auf dem Weg dahin,und unser Busfahrer,der so aussah,als hätte er sich viele Tage nicht rasiert,hatte auch noch ein par Witze drauf,über die er selbst am lautesten Lachte. Aber er erklärte uns auch jede Autobahnabfahrt so ganz einfach,wie es nur einer macht,der den Weg auch genau weiß,und seiner Sache ganz sicher ist.


Ich wollte noch etwas sagen, aber er war schon auf dem Weg zum Telefon,und schloß hinter sich die Tür.Er Telefonierte nicht lange,es war ein kurzes Gespräch,und als er wiederkam sagte er,du wirst morgen hier abgeholt,Elisa und ihre Eltern nehmen dich mit.Ich habe dann Zeit Mutter in die Klinik zu begleiten,und ich werde auch bleiben bis alle Untersuchungen gemacht worden sind und bis sie ihr Zimmer hat.Er sagte das sehr bestimmt, und ich glaube er meinte es auch so.Es war doch sehr schnell Abend geworden,und ich wollte mich von Mutter verabschieden,und ging über den langen Flur,in dem immer noch diese alte Lampe mit einer Birne von der Decke baumelte,wobei mir einfiel,das mein Vater schon immer sagte da muß mal was neues her,in das Schlafzimmer.Meine Mutter schlief,und ich wollte sie nun weil es schon spät war auch nicht mehr wecken.Ich ging in mein Zimmer, stellte die Sachen die meine Mutter schon für mich gepackt hatte zusammen, und versuchte einzuschlafen,was mir dann auch wohl irgendwann gelang.

Es war kalt am Montagmorgen.Das Wetter war trübe,und es sah so richtig nach Regen aus.Meine Stimmung war nicht die beste,als es schon an unserer Tür schellte,und das einige male hintereinander,als wenn es Brennen würde.Ich nahm schnell meine Reisesachen,und ging durch die Terrassentür,die immer noch nicht verschlossen wurde vorbei an den großen Sonnenblumen zur Straße. Elisa stand an unserer Haustür, und bekam einen großen Schreck als ich um die Ecke kam.Gestatten sie,sagte sie,das ich dem Herrn das Gepäck abnehme,und rannte schon vor mir her zum Auto,als wenn es einen Preis zu gewinnen gäbe.Aber so war sie nun mal,und so war sie eigentlich immer.Ihr Vater hatte schon alle Türen seines schon wieder ganz neuen Autos geöffnet,und wir stiegen ein .Die Musik,die aus vielen Lautsprechern,aus den Türen,und wo sonst noch berall herkam,war sehr laut,und Elisa die vorne neben ihrem Vater saß,bewegte ihre Arme und Hände im Rhytmus der Musik.Und wenn sie sich zu mir umdrehte,konnte ich nur von ihren Lippen lesen was sie sagte,oder was sie wollte.Die Fahrt war sehr schnell,und nach kurzer Zeit waren wir schon auf dem Parkplatz vor unserer Schule angekommen.Wir waren die ersten.Elisas Vater war sehr in Eile,und nach einer kurzen Verabschiedung war er schon wieder weg.Dann kam unser Klassenlehrer,den wir außerhalb der Schule mit dem Vornamen anredeten,er hieß Ernst,mit dem Fahrad um die Ecke,und dann kam auch schon der Bus.Der war für uns 16 leute viel zu groß,so richtig mit zwei Etagen,unten mit Tischen,und oben mit Aussicht.Elisa sorgte sofort für einen richtigen Einstieg,als sie ihren Radiorecorder voll aufdrehte,und das Ding auch noch immer hin und her schwenkte.Sie war die einzige Frau in unserer Klasse,Alexa und Beate waren schon vor ungefähr einem Jahr in den Beruf gegangen,und sie wollte es auch wissen.Wir fuhren ja auch in das Haus ihrer Eltern,und sie war ja da auch zu Hause.Es war eine lustige Fahrt auf dem Weg dahin,und unser Busfahrer,der so aussah,als hätte er sich viele Tage nicht rasiert,hatte auch noch ein par Witze drauf,über die er selbst am lautesten Lachte. Aber er erklärte uns auch jede Autobahnabfahrt so ganz einfach,wie es nur einer macht,der den Weg auch genau weiß,und seiner Sache ganz sicher ist.


In Mayen,(es war eine sehr schöne Stadt),wurde nur ganz kurz angehalten,und dann zeigte Elisa unserem Fahrer den Weg,der über eine sehr enge Straße mit vielen Kurven in den Wald führte. Und dann sahen wir auch schon die Villa,ja es war fast ein Pallast,der für die nächsten vier Tage unsere Herberge sein sollte.Unser Bus hielt an einem großen eisernem Tor,und den Weg bis zum Haus gingen wir mit unseren Taschen und Koffern über einen schmalen Kiesweg bis zu der Treppe, auf der Elisa,die schon vor gerannt war stand,und uns alle wie eine Hausherrin einlud hereinzukommen.Sie und unser Klassenlehrer verteilten uns sehr schnell auf alle Zimmer des Hauses,in denen wir uns mit unseren Schlafsäcken und Decken einrichteten.Wir waren zu dritt,Horst,Ralf und ich,und wir hatten ein Zimmmer, das normal wohl Arbeitsraum war,aber eine Tür zum Park hinaus hatte,und von hier aus konnte man um das ganze Haus gehen.Es war schon etwas anderes,als zu Hause nur vom Balkon in die Baumwipfel zu sehen,hier war noch Natur,deren unberührtheit,wenn man ein ein par kleine Sachen übersah,selber spüren konnte.Ja man konnte das rauschen der Wälder hören,wenn man sich genau konzentrierte,oder war es das immerwährende Gesumme der Autobahn,die in einiger Entfernung vorbeiführte,und das nur Nachts leiser wurde,weil nicht so viel Verkehr war.Ich wollte noch zu Hause anrufen,aber die Telefonzelle,die doch weit von unserem Haus entfernt stand,war noch nicht in Betrieb.Elisa gab mir aber sofort ihr Telefon,ohne das ich danach gefragt hatte,und hatte auch schon gewählt und sagte nur:Da ist Agnes,ich wollte ja auch mit ihr sprechen,aber erst bist du dran,bin gleich wieder da.Aber es war nicht Agnes,es war ihr Vater der sich meldete,und mir sagte,Agnes sei mit Robert und seiner Mutter ins Theater gegangen,weil Roberts Mutter bei der Weihnachtstombola drei Eintrittskarten gewonnen hatte,die nur noch fr heute gültig waren.Wißmann meinte noch,es müßte der Tot des Handlungsreisenden von Arthur Miller sein,er war sich aber nicht sicher.Und dann brummelte er noch was, und dann war Ende.Warum hatte Elisa die Telefonnummer von Agnes gewählt,wo ich doch zu Hause anrufen wollte?Und wieso ging Robert mit ins Theater,er war doch krank,er hatte Grippe,und er konnte doch bei unserer Fahrt nicht dabeisein?Ich hatte den Hörer immer noch in der Hand,als Elisa wieder kam,und mich lachend fragte,ob ihr die überraschung auch gelungen sei.Sie habe mit Absicht zuerst die Nummer von Agnes gewählt,weil sie mich ja kenne.Nach Hause kannst du auch noch Morgen anrufen sagte sie,und dann merkte sie wohl,das mir nicht zum Lachen war.


Und jetzt wurde Elisa auch ganz ernst.Ist was geschehen?fragte sie,was ist los?Erzähle es mir,du mußt es mir sagen.Ich wollte dir nur eine Freude machen,und dich direkt mit Agnes verbinden.Und ich sagte ihr,was ich vom alten Wißmann gehört hatte.Wir konnten nicht lange sprechen.Unser Klassenlehrer wollte eine Vollversamlung machen,(er nannte das immer so,wenn er uns etwas wichtiges,wie er meinte sagen wollte),und er meinte das auch so.Es war gut für mich,und ich war auch ,das Elisa bei mir war.Sie wußte immer alles,und sie wußte auf alles eine Antwort,aber jetzt war sie ganz still.Lass uns gehen,sagte sie,er wartet auf uns.Wir kamen als letzte in diesen groáen Wohnraum des Hauses,in dem die Fenster zur Terasse alle offen waren.Unser Lehrer,(wir nannten ihn außerhalb der Schule nur einfach Ernst),sagte uns,daser unsere Schule verlassen würde,um in einen ähnlichen Beruf zu gehen,irgendwas Soziales oder so.Und dann,nach einer kleinen Pause sagte er,das auch ich mit Ende der Klassenfahrt die Schule verlassen würde,um eine Lehre zu beginnen.Es wurden keine schönen Tage mehr.Die Stimmung war ziemlich gedrückt,wenn man von zwei Abenden absah,die wir in einer Discothek in Mayen verbrachten,wo auch richtig was los war,und wo ich mit Elisa sehr viel tanzte.Aber irgendwie war ich doch froh,das es am anderen Tag wieder nach Hause ging.Nein,das war kein Heimweh,wie Elisa das lachend meinte,ich spürte es ganz heftig,mir fehlte Agnes.Ich rief noch von Elisas Telefon meinen Vater an,der versprach,uns Abens an der Schule abzuholen.Mit einem gemeinsamen Frühstück sollte nun diese Reise beendet werden.Ernst war da,Elisa und ich waren da,und sonst fehlte alles.Wir machten es dann auch ganz kurz,und machten alles für die Rückfahrt bereit.Elisa und ich verschlossen alle Fenster und Türen in diesem schönen Haus,und unser Lehrer Ernst war schon auf der Straße,um unsere Freunde und Klassenkameraden darauf hinzuweisen,das es nun nach Hause gehe,ohne Frühstück.Unser Bus war schon da.Es war nicht der Fahrer,der uns hierher gebracht hatte.Der hier war so richtig sauer,und man merkte sofort das er seinen Job nicht gerne machte.Er war für mich genau der Typ,der hier Geld nebenher verdienen muß,um auf den Balearen oder auf den Canaren einen drauf zu machen.Er fuhr auch ohne Pause zurück,und sagte durch sein Mikrofon immer wieder,das die Toilette nur im Notfall zu benutzen sei.Die ganze Fahrt zurück war sehr trübe.Es war keine Stimmung,es war keine Laune,und ich glaube,nicht nur ich,sondern alle anderen auch waren froh,das wir bald wieder zu Hause waren.


Elisa hatte noch mal ihr Radio aus ihrem Rucksack geholt,und ein richtig rockiges Band drauf,wohl um unsere Stimmung ein wenig zu verbessern,was ihr dann auch gelang. An unserer Schule warteten schon einige Autos,und ich sah Agnes,die mit meinem Vater gekommen war,um mich abzuholen.Ich verabschiedete mich von meinen Klassenkameraden mit viel Hallo und von Elisa mit einer kurzen Umarmung,und ging zu Agnes,die mich so nach ihrer Art einfach an die Hand nahm.Wir nahmen gemeinsam mein kleines Reisegepäck,und gingen zum Wagen meines Vaters.Es war als hätte ich Agnes seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen,und sie muß wohl genau so gedacht haben.Sie ließ meine Tasche fallen,und wir nahmen uns in die Arme.Sie legte ihre Hände um meinen Kopf und wir küßten uns lange,egal wer uns auch immer sah.Vaters Auto war wie immer nicht verschlossen,sogar der Kofferraum war auf,während er doch weit weg mit anderen Eltern ,und mit vielen Gesten diskutierte,und uns erst bemerkte,als wir schon eingestiegen waren,und das Radio voll aufgedreht hatten.Aber dann kam er,drehte sich im laufen noch einige male um,winkte mit beiden Händen einer Frau zu,die aus ihrem Wagen winkte,und dann auch losfuhr. Unsere Begrüßung war eigentlich nicht besonders gut.Er war anders als sonst,und auch Agnes muß das gemerkt haben,denn sie bat ihn,während er an seinem Radio herumdrehte,und da andere Musik suchte,doch einfach mitzukommen,zu ihr nach hause,so als kleines kennenlernen,und überhaupt,sie hätte schon alles vorbereitet und so.Mein Vater sagte sofort zu,was mich doch wunderte,weil er,der sonst doch im Umgang mit Nachbarn,ja auch mit Freunden immer sehr auf Distanz war,jetzt so endschlossen war,und man merkte ihm die Freude auch so richtig an,das er jetzt eingeladen war,und sich um nichts zu sorgen brauchte.Also,unsere Fahrt war sehr lustig,bis wir bei Agnes waren,und dann auf dem schmalen Weg, an dem der Garten vom alten Wißmann begann,einen Parkplatz fanden. Wir gingen durch das kleine Tor,das solange ich es kannte,so richtig schön schief war,und das auch immer ganz von alleine wieder zuging,bis zum Haus.Agne's Vater öffnete uns,und ich war doch sehr überrascht,wie herzlich die beiden Männer sich begrüßten,und es sah so aus als würden sie sich seit langer Zeit kennen,und hätten sich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.Agnes staunte auch so wie ich.Sie schaute mich an,und sagte mir mit dem Blick ihrer Augen,das es nun doch besser wäre,das wir beide,Agnes und ich,uns um den Kaffee kümmern würden.Und die beiden sprachen ganz laut und voller Gestik,ja sie bemerkten uns beide erst wieder als wir zu ihnen an den Tisch kamen.Sie waren so richtig dabei ihre Erinnerungen wieder frisch zu machen,und dann stellte sich am Ende heraus,das die beiden sich schon lange kannten.Man hatte sich wie man so sagt, für doch lange Zeit aus den Augen verloren,und dieses Wiedersehen müßte richtig gefeiert werden.Es wurde auch schön Lustig.Und dann fragte Wißmann:Wie geht es Else.Und mein Vater sagte:Else,der geht es gut.Dann stand er plötzlich auf,sah zu mir hinüber,als wäre er sehr müde.Lass uns gehen,sagte er zu mir,dein Tag war auch sehr lang.

Im Auto erzählte er mir, das er Agne`s Vater schon sehr lange kennen würde,und das er überhaupt erst durch ihn meine Mutter kennengelernt hätte.Und jetzt fragte ich ihn.Ich sagte wie geht es Mutter? Gut,sagte er,es geht ihr gut,aber sie wird noch sehr lange in der Klinik bleiben.Du weißt weshalb sie dort ist,du mußt es bemerkt haben,nur wir beidehaben nie darüber geredet.Wir haben es einfach nicht wahr haben wollen,wir wollten es nicht glauben,und noch besser,wir wollten es auch nicht wissen,das sie ohne ihre Droge nicht mehr sein konnte,und auch nicht sein wollte.Wir dürfensie nicht besuchen für eine längere Zeit,und ich weiß,es wird für uns alle sehr schwer werden.Ich habe für unseren Haushalt eine Wirtschafterin gefunden,das heißt sie hat sich angeboten,bis Mutter zurück kommt,uns zwei Männer zu versorgen.Du kennst sie,es ist die Mutter von Robert.Wir sind uns also alle nicht Fremd,und ich bin ihr sehr dankbar,das sie uns hilft. Er sagte das alles so vor sich her,ohne mich anzusehen,und ich glaube,er wollte mir auch keine Gelegenheit geben,ihm zu Antworten.Du bist gut vorbereitet auf deinen Beruf,sagte er als wir schon fast zu Hause waren.Ich habe alles für dich schon geregelt.Du fragst nur nach Dr.Bleier,mit ihm habe ich viele Jahre gearbeitet.Er wird dich führen und in deiner Ausbildung begleiten.

Es war ein schöner Morgen,an dem wie man so sagt mein neuer Lebensabschnitt begann,und es machte mir auch Spaß,ein kleines Stück meines Lebens selber in die Hand zu nehmen,um zu Lernen,ja um viel zu Lernen,und vor allen Dingen,lernen zu Leben. Es war alles viel einfacher als ich es mir vorgestellt hatte.Ich wurde,nach dem man mir zwei Tage den Betrieb gezeigt hatte,so genommen, als wäre ich schon immer da gewesen.Ich hatte auch viel mehr freie Zeit,und Agnes ,die ihre Abendkurse beendet hatte,und ich waren fast jeden Abend zusammen.Ich war aber doch wohl öfter bei Agnes und ihrem Vater,der sich richtig freuen konnte,wenn wir beide ihm nach Feierabend in seinem Garten halfen,wobei er aber nie vergaß, uns seine Erfahrungen und Kentnisse was die Blumen betraf mitzuteilen.An den Wochenenden,an denen der alte Wißmann meistens für irgendeinen Verein tätig war,waren wir dann bei mir zu Hause, und ich wunderte mich schon,das Roberts Mutter auch am Samstag und Sonntag bei uns war.Agnes muß es auch bemerkt haben,und wir wunderten uns nicht schlecht,als dann Elisa und Robert zu Besuch kamen,die von meinem Vater,der dafür aus seinem Sonnenstuhl auf der Terrasse aufstehen mußte,mit großem Hallo begrüßt wurden.Es war schon seltsam,wir die wir uns schon von der Schule kannten,und auch immer Freunde waren,begruessáten uns mit einer Befangenheit und Zurückhaltung,als wären wir ganz weite Verwandte,oder gar Fremde,und gingen uns aus dem Weg,um nur nicht miteinander sprechen zu müssen.Was war los in unserer Familie?


Agnes hatte es wohl sofort gespürt.Sie nahm meinen Arm,so wie sie es immer machte,wenn sie mir etwas wichtiges sagen wollte,und ich kannte ihre Art ja auch schon lange,und ich wußte es war ihr ernst.Du, sagte sie,du mußt etwas machen,du mußt etwas tun,und warte nicht länger.Spreche doch mit deinem Vater.Du sagst doch immer das er sehr Modern denke,und sehr aufgeschlossen sei,und frage ihn,wie es nun weitergehen soll,mit Roberts Mutter und Robert und Elisa bei euch zu hause.Ich spürte auch,es mußte Klarheit geschaffen werden,und ich bat Agnes dabei zu sein.Sie mußte einfach dabei sein,weil ich sie gerade jetzt brauchte.Sie sollte mir nicht helfen,ich wollte nur das sie jetzt bei mir war,ja das sie ganz einfach da war. Er kam als wenn ich ihn gerufen hätte aus dem Haus,und war auf dem Weg zu seinem Sonnenstuhl,den er über alles liebte,als er uns beide sah,und so tat,indem er seine Arme ausbreitete,als wären wir gerade erst gekommen.Wir nahmen ihn einfach zwischen uns,und ich fragte ihn,was nun Robert und Elisa und Roberts Mutter in unserem Haus sollten oder wollten.Er war nicht überrascht,ja ich glaube er war froh,das ich ihn fragte.Weißt du,sagte er,wobei sein Blick uns nicht berührte,sondern in eine endlose Ferne gerichtet war,die wohl nur er kannte,weißt du was Josi mir bedeutet? In dieser langen Zeit,in den langen Jahren,in denen Mutter immer wieder aus dem gleichen Grund krank war,und immer öfter von uns fort war,lernte ich Josi kennen und lieben.Sie war es,die mir immer wieder Mut machte,die mir immer wieder sagte,nach der nächsten Kur von Mutter wird alles wieder gut,und genau wie ich dann immer wieder anders belehrt wurde Ich werde von hier weggehen,sagte er,ich werde zu Josi ziehen,sie hat ein großes Haus,und wir möchten dort noch einige ruhige Jahre verleben.Ich kann nicht weiter so Leben,und so tun,als wäre alles gut und richtig.Ich kann es nicht mehr,und dabei sah er mich an,undich kann nur Hoffen das du mich verstehst.Ich werde so lange hier Wohnen,bis Mutter zurückkommt,aber dann werde ich gehen.Du bist alt genug,finde ich,dieses Haus zu führen,und du hast doch Agnes und Mutter.Laß uns trotzdem Freunde bleiben,sagte er noch,ich bitte euch darum,und dann ging er ,ohne sich umzudrehen über die Terrassentreppe vorbei an seinem Sonnenstuhl in das Haus. Wir hatten ihm zugehöhrt,Agnes und ich,aber uns wurde erst bewußt was er meinte,als er schon weg war.Josi nannte er die Mutter von Robert.Wie lange kannte er sie schon,und warum hatten wir nie etwas bemerkt? Agnes muß wohl meine Gedanken gekannt haben.Du, sagte sie,er hat es uns beiden gesagt,und ich glaube er ist ganz ehrlich,und das finde ich gut.Ich glaube,die par Sätze haben ihn befreit von seiner Unsicherheit,oder seiner Scham vor uns. Komm mit zu uns, sagte sie,und laß uns gemeinsam darüber Nachdenken und Reden.


(16) Wir gingen ohne noch ins Haus zu gehen durch den Garten zur Straße,und ich war froh,das Agnes bei mir war.Ich hätte es doch merken müssen,ich hätte es doch sehen müssen sagte ich immer wieder. Sie war die Frau,sagte Agnes,die aus ihrem Auto deinem Vater zuwinkte,als wir dich von deiner Klassenfahrt abgeholt haben.Es war,als ob ich Treumen würde,als wäre alles garnicht war. Ich weiß es nicht mehr,an was ich alles dachte,und was mir da so alles durch den Kopf ging.Agnes` Vater war dabei seine Sonnen blumen,die mir Riesengroß vor kamen anzubinden,und meinte als er uns sah,er habe wohl eine Pause verdient,und ging mit uns ins Haus.Wie geht es zu Hause? Er sagte das so im vorübergehen auf dem Weg zur Garderobe,wo er seinen großen Hut mit einer gekonnten Bewegung auf dem Bord ablegte.Wie geht es deinem Vater? Gefällt ihm sein neues Rentnerleben? Er wird sich sicher freuen das Else,ich meine, das deine Mutter bald wieder zuhause ist.Agnes war schon in die Küche gegangen,und ich hörte sie schon hantieren mit allen möglichen Sachen.Komm,rief sie mich,sieh dir das an,so sieht es aus wenn Männer Wirtschaften.Es war nicht so schlimm wie Agnes es machte.Die par Tassen und Teller die da herum standen hatten wir zwei doch sehr schnell saubergemacht und und in den Schrank gestellt. Agne`s Vater, der schon auf der Eckbank seinen Platz eingenommen hatte,hatte wohl seine wahre Freude an uns,und meinte, wir sollten doch zusammen Kaffee trinken. Ich setzte mich zu ihm,und wollte ihm auch sofort erzählen,was mein Vater uns da so alles gesagt hatte,aber ich wußte nicht,wie ich anfangen sollte.Agnes brachte den Kaffee,und bemerkte wohl meine Hilflosigkeit.Ja,sagte sie,wobei sie uns die Tassen hinstellte,es ist nicht gerade schön,wenn man in so kurzer Zeit solche Neuigkeiten hören muß.Und dann mußte ich einfach sprechen,egal ob mir einer zuhörte oder nicht,und ich war froh das Agnes sich neben mich setzte,und ihre Hand auf die meine legte,wie sie es immer tat,wenn es um irgendwas wichtiges ging,und was uns beiden seit unendlich langen Zeiten das gute Gefühl der Zusammengehörichkeit gab.Wir sprachen sehr lange zusammen,wobei Wißmann nie Fragen stellte,oder Agnes und mich unterbrach.Er nickte manchmal mit dem Kopf,oder machte eine erstaunte Geste mit beiden Händen,die aber vieles bedeuten konnte.Es kann sein,sagte er, das es so besser für alle ist,aber ihr habt doch euch,und ihr seit jung.Ihr seit eine andere Generation,ihr Lebt anders,ihr denkt anders,und ich weiß ihr werdet auch diese nicht gerade schöne Situation bewältigen.Er stand auf,und ging in den Garten um seine Werkzeuge zu holen.Es war dunkel geworden,als Agnes mich bis zum Gartentor begleitete.Wir verabschiedeten uns mit einer Umarmung und einem langen Kuss,und ich glaube wir wußten damals beide,das wir für immer zusammen gehören würden

(17) Es sind sehr schnell einige Jahre vergangen,waren es zwei,oder drei,ich weiß es nicht.Es war die Zeit,in der sich eigentlich unser Leben abspielte.Meines,und das von Agnes auch.Wir hatten beide unsere Ausbildung schon lange abgeschlossen,Agnes schon eher als ich,und wohnten in meinem Elternhaus,wo auch meine Mutter,die immer noch einmal in der Woche in die Klinik mußte,die obere Etage bewohnte.Die ersten Wochen und Monate nach Mutters rückkehr waren sehr schwer gewesen,aber nach einer langen Aussprache mit meinem Vater,der ihr wohl schon vor längerer Zeit gesagt hatte das er weggehen würde,war sie freier und viel gelöster geworden.Mein Vater hatte uns sein Auto überlassen,weil so sagte er,Josi ja auch ein Auto habe,und er nicht mehr so gerne selber fahre.Meine Mutter wahr sehr froh,man merkte es ihr an,das sie jetzt freier war,und das sie sich wohler fühlte.Sie besuchte ihre Freundinnen regelmäßig,und blieb auch manchmal über Nacht bei ihren alten Bekannten.Agnes und ich hatten dann das ganze Haus für uns allein,und wenn sie manchmal auch über`s Wochenende bei einer Freundin war,luden wir dann die Leute und Freunde ein ,die wir schon lange kannten,und mit denen wir immer viel Spaß hatten,und mit denen man schon nächtelang über Gott und die Welt diskutiert hatte,und nie zu einem Ende gekommen war.Elisa,die immer noch an der Uni war,und wie sie sagte sehr viel Mühe hatte weil sie ,wie sie meinte doch einige Semester verschlafen hätte,war sehr oft unser Gast und Robert auch,und manche Stunde haben wir darüber nachgedacht,wie schnell Monate und Jahre vergehen.Eigentlich wollten Agnes und ich damals nur zusammen leben und wohnen,ohne Heirat und so,aber Agnes` Vater war doch sehr dagegen (wegen der Nachbarn meinte er),und mein Vater, ausgerechnet er,fand so etwas wie er sagte einfach Unmoralisch.Und so sind wir dann zum Standesamt gegangen,und haben unsere Verbindung unter Zeugen gesetzlich gemacht.Agnes und ich hatten auch schon über eine große Hochzeit in unserer Kirche gesprochen,aber dabei ist es bis heute auch geblieben.Nur Agnes` Vater erinnert uns in regelmäßigen Abständen daran (wohl wegen der Nachbarn),das man auch vor den Altar treten müsse,um auch vor Gott und der Kirche ein Paar zu sein,bis das der Tot uns trennen würde.Ich wunderte mich eigentlich, das Agnes zu diesem Thema nie etwas sagte,oder auch nur eine Anmerkung machte,wo sie doch eine ganz reale Einstellung gerade in Sachen Glauben hatte.Aber auch ich,der nun gerade nicht mehr der frommste war,und zu unserer gemeinsamen Kirche doch nicht mehr die enge Bindung hatte,die einmal dagewesen war,schwieg,oder sprach über andere Sachen,wenn ich diesem Thema aus dem Weg gehen wollte.Nach all den Jahren weiß ich,das es Hilflosigkeit und Alleinsein war,was dazu führte,das darüber selten,oder nach möglichkeit garnicht gesprochen wurde.
Und eben darum haben wir,Agnes und ich so eine art Frieden erreicht,den wir uns auch nie haben nehmen lassen,auch wenn unsere Meinungen nicht die gleichen waren,und wenn wir auch lange und viele Stunden zusammen sprachen,am Ende war immer unser gemeinsames Ja das wichtigste .


(18)
Wir hatten es ja im Grunde auch nicht schwer.Wir hatten unsere Wohnung,wir hatten beide unsere Arbeit,die uns Spaß machte,und wir hatten keine finanziellen Probleme.Das alles war es auch wohl,das uns einfach in den Tag hinein leben ließ,und uns mit der Zeit zu richtigen Egoisten machte.Und Robert und Elisa,die immer öfter,und auch länger bei uns waren,schien das auch zu gefallen.Mich ärgerte es,das muss ich wohl sagen,das wenn ich von der Arbeit kam,die beiden schon da waren,und es sich bei uns so richtig gemütlich machten,wobei Agnes sie auch noch bediente.Ich sprach oft mit Agnes darüber,aber sie sagte nur:Ach lass nur, das geht vorüber,das braucht alles seine Zeit,und wo sollen sie denn auch hin.Dein Vater möchte mit Roberts Mutter alleine sein,und Elisas Eltern haben doch nie Zeit für ein Geschpräch.Du wirst sehen,es wird sich alles von alleine ergeben. Und dann kam alles anders.Agnes rief mich an im Betrieb,und ich merkte an ihrer Stimme,das es wichtig war.Du,sagte sie,mein Vater ist in seinem Garten gefallen,ein Nachbar hat mich angerufen.Er hat ihn gefunden,und schon unseren Hausartzt gerufen.Bitte komm,ich fahre jetzt auch los.Ich meldete mich bei Gero,das war unser Pförtner,durch Handzeichen ab,und rannte zu meinem Auto,das zum Glck nicht weit auf unserem Betriebsparkplatz stand.Aber ich hatte doch den längeren Weg.Als ich bei Wißmann an kam,standen noch einige Nachbarn am Gartentor,und sagten mir,der Rettungswagen sei gerade da gewesen,und habe Wißmann mitgenommen.Agnes sei wohl mitgefahren.Agnes`Auto stand unverschlossen am Strassenrand gegenüber.Es muß wohl alles sehr schnell gegangen sein.Ich fuhr sofort zum Krankenhaus,und sah Agnes,die in dem langen Flur der zur Aufnahme führte auf einer Bank saß,und leise Weinte.Es geht ihm sehr schlecht,sagte sie,wir sollen hier warten.Der Artzt wird gleich kommen.Er will mit uns sprechen. Es war für uns beide ein Moment,auf den keiner vorbereitet war. Ich wollte Agnes in den Arm nehmen,so wie ich es immer machte wenn wir uns ganz nah sein wollten,oder irgentwelche Probleme zu besprechen waren,aber sie wollte es nicht.Lass mich,sagte sie,wir wollen erst hören was der Arzt sagt,und wie es ihm geht.Sie hatte aufgehört zu Weinen,und sah nur auf die weisse Glastüre,die den Flur abtrennte.Nach einiger Zeit,die mir unendlich lang erschien,kam dann die Ärtztin.Sie sah Müde aus,und sie versuchte,während sie uns sah,ihre Brille,die an einer dünnen Kordel um ihren Nacken hing an ihrem Kittel zu reinigen. Wir waren allein auf dem Flur mit ihr.Sie sind die nächsten Verwandten,nehme ich an,sagte sie,und sah an uns vorbei,als ob sie irgendetwas suche.Er hatt einen schweren Infarkt,und jetzt sah sie uns an,seine Chancen sind sehr gering,sein Kreislauf ist zu schwach.Gehen sie nach Hause,sagte sie noch,sie können hier nichts tun.Agnes weinte wieder.


19
Wir informieren sie sofort,wenn sich etwas neues ergibt,sagte sie noch,im umdrehen,und ging wieder in die Richtung aus der sie gekommen war.Agnes weinte immer noch.Lass uns gehen sagte ich,wir holen deinen Wagen,und fahren nach Hause.Ja,sagte sie,fahr mich nach Hause,aber fahre zu meinem Elternhaus,ich muá dort nach dem rechten sehen ,und ich habe auch diese Telefonnummer im Krankenhaus angegeben,damit ich dort zu erreichen bin,weil du ja doch wieder zur Firma muát,und weil dort sicher irgentwelche Programme auf dich warten,lass mich bitte nun allein sein,nur für ein par Stunden.Ich fuhr Agnes nach Hause,nach ihrem zuhause wie sie so sagte.Wir gingen durch dieses kleine Tor,das von der Strasse durch den Garten,in dem noch immer Blumen blühten die ich nicht kannte,und wie oft,fiel mir ein,war ich diesen Weg schon gegangen,und wie oft hatte der Vater von Agnes versucht mir seinen Garten zu erklären.Ich habe ihm immer zugehört,und ich muß gestehen,ich habe nie genau verstanden was er meinte.Agnes machte uns noch schnell einen Kaffee.Du mußt los,sagte sie.Wir sehen uns heute Abend.Ich fuhr wieder zur Firma,und dieses mal ging es auch schnell,ich hatte wohl die grüne Welle erwischt.Meine Kollegen wunderten sich,das ich wieder da war,und unser Projektleiter kam sofort auf mich zu.Wir haben alle von der Sache gehört,sagte er,gehen sie nach Hause,sie müssen jetzt bei ihrer Familie sein.Wir alle Übernehmen den Teil ihrer Arbeit,und nun gehen sie schon.Ich weiß nicht genau,ob ich mich bei ihm und meinen Kollegen bedankt habe.Ich bin in mein Auto gestiegen,und bin den gleichen Weg zurückgefahren.Dies mal waren die Strassen voller,aber ich hatte Zeit, und ich war auch ganz ruhig dabei.Agnes würde Augen machen,das ich schon wieder da bin.Ihr Auto stand noch an der gleichen stelle,und das Gartentor war auch noch offen,ja selbst die Haustür war unverschlossen.Ich ging den gewohnten weg zur Garderobe,wo der grosse Hut von Wißmann hing,und wunderte mich schon das alle Türen auf waren,und dann sah ich sie,-Agnes,-meine Agnes,- in der intimsten Umarmung mit Robert.Es war für mich eine lange Zeit bis sie merkten das ich da war.Ich sah noch ihre Reaktion,sie versuchten ihr Gesicht mit den Händen zu verbergen,aus Angst,oder nur aus Scham.Selbst Robert,der viel größer war als ich,zitterte,und sah mich so an, als wenn jeden Moment etwas schlimmes geschehen würde.Agnes war ganz bleich.Du bist doch weggefahren,sagte sie kaum hörbar,ich habe es doch selbst gesehen,wo kommst du denn her? Ich konnte nicht Antworten,ich habe die Zimmertür zu gemacht und das Haus,das ich immer so liebte verlassen.Als ich gerade in meinen Wagen steigen wollte,sprach mich ein Nachbar an,den ich schon oft bei Wißmann gesehen hatte.Wie geht es ihm? Fragte er.Gehen sie einfach ins Haus,die Türen sind offen und Agnes ist auch da,sagte ich.


Ich fuhr nach Hause,ohne einen Gedanken im Kopf zu haben,ich war einfach leer,und mir war,als ob ich treumen würde. Von unserer Wohnung rief ich bei meiner Firma an,und bat um einige Tage Urlaub,die mir auch,auf Grund des schlechten Gesundheitszustandes meines Schwiegervaters sofort genehmigt wurden.Wie oft ich durch unsere Wohnung hin und her gegangen bin,durch alle Zimmer,die mir ohne Agnes riesengroß vorkamen weiß ich nicht mehr.Ein Auto hielt vor unserer Tür.Meine Mutter und ihre Freundin,die wohl von einer Feier kamen,waren voll guter Laune als sie ausstiegen,und ins Haus kamen.Du bist schon hier? Fragte sie ganz erstaunt,es ist doch noch so früh,und dann nach einer Pause,ist etwas passiert,du kommst doch immer viel später nach Hause? Wo ist denn Agnes,sie ist doch sonst immer schon hier? Die Freundin meiner Mutter war mit einem freundlichem Hallo schon an uns vorbei nach oben gegangen,und sagte von der Treppe aus,das sie Kaffee kochen würde.Ich sagte meiner Mutter wo Agnes war,und das sie wohl nicht nach Hause kommen würde. Ich habe das kommen sehen,sagte sie nach einem langen Schweigen,und ich muß zugeben,es überrascht mich auch nicht.Du warst immer zu wenig hier,du kennst nur deine Arbeit,und alle deine Vereine.Und wenn du hier warst,dann kamst du immer spät,dann waren schon Robert und Elisa da und hatten es sich längst mit Agnes gemütlich gemacht.Es war schon sonderbar,das mit anzusehen,aber du hast nichts bemerkt.Sie schüttelte noch ihren Kopf,als sie die Treppe nach oben ging. Ich wollte Elisa anrufen,als das Telefon schellte.Als wenn es eine Gedankenübertragung war,Elisa war am anderen Ende.Agnes hat mich Angerufen,sagte sie,und mich gebeten,dich Anzurufen,und ich soll dir sagen sie käme nicht mehr zurück,aber sie würde selbst mit dir noch über alles sprechen.Ich weiß auch nicht was ich dir jetzt sagen kann,ich bin genau so überrascht wie du,und glaube mir,ich bin genau so alleine.Robert und Agnes,die doch immer ihre eigene Meinung von zusammen sein, und von zusammen Leben hatten,die uns doch immer belehren wollten,und uns ihre moderne Form der gemeinsamkeit oft versucht haben zu erklären.Und jetzt gerade diese beiden.Aber ich glaube,einen teil an diesem Zustand,so wie er sich ergibt,sind wir selbst schuld.Wir haben doch immer zugesehen,wenn sich die beiden bei unseren gemeinsamen frohen Festen und Partys in den Arm nahmen.Nur,was für uns,in unserer fröhlichkeit und ausgelassenheit immer ein Spiel war,war für die beiden,so wie ich das jetzt sehe,eine ernste Sache. Wir beide brauchen Zeit zum nachdenken,ich melde mich mal wieder.

Und dann war es still,sehr still. Agnes rief nicht an,aber dafür kam dann meine Mutter,die ihre Freundin zu ihrem Wagen gebracht hatte wieder,und sagte das sie meinen Vater schon angerufen hätte,der aber nicht zu erreichen gewesen wäre,und mit dem Anrufbeantworter wollte sie nicht sprechen.


(21)

Ich kann es nicht erklären,aber das berührte mich nicht,ich glaube,ich wollte jetzt allein sein,und allein sein auch mit mir.
Was sollte ich auch tun,was sollte ich machen ohne Agnes,es hätte doch alles keinen Sinn,und wozu auch,sie war einfach nicht mehr da.Mein Vater rief an,und war ganz entsetzt,er hatte so wie er sagte,Elisa in der Stadt getroffen,und sie habe ihm alles erz"hlt.Eine schlimme Sache,sehr schlimm,sagte er.Ausgerechnet er. Ich habe ihm nicht geantwortet,und den Höhrer aufgelegt. Fast gleichzeitig ging wieder das Telefon.Ich ließ es lange klingeln,weil ich glaubte mein Vater sei wieder dran,und nahm dann doch ab.Es war Agnes.Du, sagte sie ganz sanft und leise,ich will dir nur sagen,mein Vater ist heute morgen gestorben.Er ist aus dem Koma nicht mehr erwacht,und ganz ruhig von dieser Welt gegangen. Wir wollen für ihn in unserer Pfarrkirche beten,und ihn auch von dort zur letzten Ruhe geleiten.Wirst du kommen?Bitte komm, sagte sie noch,und dann hatte sie bevor ich was sagen konnte schon aufgelegt.Die Kirche war fast voll,als wir zwei Abende später für meinen Schwiegervater beteten.Ich war sehr früh schon da,und wunderte mich schon,das Agnes neben mir Platz nahm,und mich sehr traurich und müde ansah.Meine Gedanken waren nicht beim Gebet,die ganze Zeit nicht.Ich hörte zwar....gegrüsset seist du,und.....Gast auf Erden,und wieder...Mutter Gottes,und....Frieden dieser Seele,aber ich sah nur sie.Und dann.....ruhen in Frieden Amen. Endlich Amen,und das Wort Amen war für mich in dem Moment nicht zustimmung,oder so sei es,es war Erlösung.Wir gingen gemeinsam aus der Kirche als wenn nichts wäre,und ließen alle Beileidsbekundungen über uns ergehen,bis Agnes mir durch ein Kopfnicken anzeigte,das sie mit mir sprechen wollte.Es muß sein,sagte sie,auch wenn es nicht der richtige Ort und die richtige Zeit ist,aber ich komme nicht mehr zurück.Ich möchte wieder frei sein,so frei sein wie ich früher war,vor unserer Ehe,von der ich sehr endteuscht bin,weil ich mir unser zusammenleben doch anders vorgestellt habe.Sicher trage ich auch einen Teil der Schuld,aber was blieb mir denn sonst.Ich werde in meinem Elternhaus wohnen,wo ich doch alles habe was ich brauche,und an dich werde ich keine Ansprche haben,und lass uns Freunde bleiben.Ich weiß.das es schwer für dich ist,jetzt wo du weißt,wie ich zu Robert stehe,und wir beide haben nichts zu verlieren,außer uns.Mein Wunsch ist, das wir meinen Vater in Würde zu Grabe tragen,so wie er es auch verdient hat,und ich bitte dich neben mir zu sein.Wir müssen beide sehr stark sein, so glaube ich.
Ich weiß es, sagte ich,dein Vater war einer meiner besten Freunde, ich werde mit dir gehen,und wir werden ihn gemeinsam zur letzten Ruhe begleiten


Es war schwer für mich,ich konnte diese langen Abende und die guten Gespräche,die ich mit Agnes und mit ihrem Vater hatte,die sich um Gott und die Welt drehten,oder auch ganz einfach Zeitbezogen waren,wobei unsere Ansichten und Meinungen fast nie die gleichen waren,und über deren Richtigkeit wir dann am anderen Tag weiter redeten,das alles war jetzt aus und vorbei.


Unsere Pfarrkirche war wieder fast bis auf den letzten Platz besetzt,und Agnes war neben mir.Um den Altar standen Fahnen,von Vereinen in denen Wißmann Mitglied oder auch tätig gewesen war.In der Reihe hinter uns war mein Vater,der ohne Josi gekommen war,und gegenüber sah ich meine Mutter,die mit ihrer Freundin da war.

Der Pastor,der in unserem Ort Beerdigungen immer selber machte,und der ein Freund von meinem Schwiegervater war,sprach vor beginn des Amtes.Er würdigte die hervorragende Caritative und Soziale Einstellung des verstorbenen,der immer zu erst den Nächsten gesehen habe,und das auch durch seine Arbeit und sein Vorbild immer gezeigt habe.Er sei einer der stillen Christen gewesen,die aber Christsein täglich leben.Eine große Lücke werde da sein ohne ihn,die nur schwer zu schlieáen sei.

Agnes weinte,und ich war nicht in der Lage sie zu trösten.Das Totenamt hatte schon lange begonnen, als sie sich beruhigte.Und dann wieder: Wir sind nur Gast-----.Der Chor sang aus dem Requiem von Mozart einige Sätze,und Agnes und ich gingen gemeinsam zur Kommunion.Corpus Domini nostri Jesu Christi,der Leib Christi Amen. Herr gib Frieden dieser--,das alles ging an mir vorbei,ja jetzt währe ich am liebsten alleine,um meinen Gedanken freihen Lauf zu lassen. Es segne euch der allmächtige---Amen,und Amen war Erlösung. Es war ein langer Trauerzug der meinen Schwiegervater zur letzten Ruhe begleitete.Hinter dem Sarg gingen die Fahnenträger und dann Agnes und ich,schweigend,und ohne uns anzusehen.Es war schon sehr schwer immer nur nach vorne zu schauen,wo doch hinter uns gebetet wurde.----Gegrüsset seist du Maria,----und der das schwere Kreuz für uns getragen hat.---Es war, als würde zwischen uns jemand gehen,und uns an der Hand halten,der aber darauf wartete uns wieder los zu lassen.Ich werde nie vergessen,wie nah ich daran war Agnes` Hand einfach zu nehmen,aber dann war doch wieder alles da,was uns trennte.Am Grab standen wir nebeneinander.Agnes mit weiáen Lilien in der Hand,und ich, der nichts hatte,wir standen dem Sterbekreuz gegenüber,das der Messdiener versuchte gerade zu halten,während der Pastor seine Gebete sprach.

Für den nächsten aus unserer Mitte---,Amen,Ruhen in Frieden---Amen
Agnes hielt noch immer ihre Blumen in der Hand,und erst als meine Hand ihre nahm,lieá sie den Strauá auf den Sarg fallen. Wir gingen gemeinsam weg vom Grab.Agnes und ich wollten jetzt kein Beileid.Unser Weg, den wir gemeinsam gingen war kurz,denn schon an der ersten Biegung des Weges,wo uns eine reihe Tannen und Eiben von der Trauergemeinde trennte,und wo uns keiner sehen konnte,ging sie einfach weg.Sie ging einen anderen Weg als ich,ohne Gruß,und ohne ein Wort.Soll ich mit Robert noch mal sprechen?Ich habe keine Hoffnung mehr.


ENDE.






Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.02.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Gisel

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