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Ich spüre den warmen Rauch in meiner Lunge. Schmecke den Tabak an meinem Gaumen lang ziehen. Würde ich jetzt hier sitzen, inmitten der Nacht, wenn du da wärst?
Lange endlose Straßen ziehen sich vor mir her. Die Dunkelheit nahm sie schon längst ein.
Ich stehe auf, vergesse die Zeit, die ich schon hier sitze und mir Gedanken über dich, über uns mache. Ein fast entlos scheinender Weg wird mich nun begleiten.
Inzwischen ist auch der letzte Schimmer aus meiner Zigarette verschwunden. Schnell werfe ich sie bei Seite und greife nach der Schachtel in meiner Tasche. Öffne rasch den Deckel und hole mir eine neue heraus. Ich zittere, fast hätte ich sie fallen lassen. Lieblich nimmt mein Mund den Filter an, legt sich um ihn. Ich schließe die Augen, stelle mir vor es wären deine Lippen, die ich da umschließe. Ein Gefühl der Vergeblichkeit macht sich in mir breit, denn ich weiß, dass Alles nicht mehr so sein wird wie Früher. Du bist da, doch zugleich weit weg von mir.
Das grelle Licht der Feuerzeugflamme lässt mein Gesicht in der Nacht erstrahlen. Ich ziehe an der Zigarette und zugleich spüre ich wieder diesen Rauch, wie er meine Lungen ausfüllt. Ein Gefühl der Beruhigung lässt mich taumeln und sofort wieder auf die Straße sinken.
Wie egal mir doch Alles ist. Bist du nicht da, so ist mein Leben nicht Ganz. Immer wird ein Stück fehlen.
Oft stell ich mir die Frage, ob ich deine Hand loslassen soll – oder sie noch fester halten? Ich kenne keine Antwort. Kenne keine Hoffnung mehr, denn sie ist so leer, so einsam wie diese Straße – auf der ich sitze…

Zeit verstreicht – verstreicht so endlos langsam. Jede Sekunde kommt mir vor als wären es Stunden, Stunden der Nachdenklichkeit…Ist es der Sprung zur Einsicht der Uneinsichtigkeit? Ein Brief den ich an dich schrieb, der dich aber niemals erreichte? Oder du ihn nie erreichen wolltest?

Ich schaue auf mein Handy. 0 Uhr 24. Eine Zeit, zu der du wahrscheinlich schon im Bett liegst und deine Träume lebst. Ich verabscheue Träume, denn wenn ich schlafe, so seh ich dich vor mir. Spüre deine Berührungen, fühle deine Lippen auf meinen. Sehe das du mich liebst und dann wache ich auf und muss mir eingestehen, dass das Alles nur ein Traum war und du nie wieder so für mich empfinden wirst. Warum verschwende ich so…so unglaublich viele Gedanken an dich, obwohl du sie nicht verdient hättest? Weil ich dich noch immer liebe? Weil ich mir nicht eingestehen will, dass das Alles war? Ich seufze, schließe die Augen, führe den Stängel an meinen Mund und warte auf die Beruhigung, die sofort eintritt. Es ist das Einzige, was mich zur Zeit über Wasser hält, was mich nicht ganz in den Untergrund sinken lässt.

Ich schrieb einmal ein Gedicht für dich, kannst du dich noch erinnern? Es handelte von uns, von unseren Problemen, von meiner Einsicht, dass ich nicht blutend am Boden enden will. Ich schrieb von unserer gemeinsamen Zeit, die lange gehen sollte – Und nun? Nun soll es vorbei sein. Alles so, als wäre nie etwas gewesen…Als wären deine Gefühle zu mir wie ausgestorben. Lass mich stehen…

Ich schreite weiter voran, auf der entlosen Straßen der Einsamkeit. Keine Hoffung um die Ecke. Kein Schimmer eines Lichtes, der mir den Weg leuchtet. Keine Liebe, die mich in dieser kalten Nacht umhüllt und mich schützt vor den tiefen Krallen der Furcht.

Ich blicke ab, auf den Asphalt. Immer noch rauche ich den beruhigenden Rauch in meinen Körper. Eigentlich sollte ich die Sterne am Himmel erblicken, doch da ist nichts. Kein Schein. Kein Licht.
Mit geschlossenen Augen versuche ich die Geräusche der Nacht zu erkennen, um zu wissen, das ich nicht Allein hier bin. Plötzlich umstreift mich ein kalten Hauch, er lässt mich frösteln. Zugleich stellen sich meine Haare auf, um mich von der heran nahenden Kälte zu schützen – Vergeblich. Ich spüre einen nass-kalten Tropfen auf meinem Arm, dann auf meiner Nase. Ich bleibe stehen. Langsam werden die Tropfen mehr, verschmelzen zu einem Fluss, der sich aus dem Himmel ergießt. Meine Kleidung wird durchnässt, schmiegt sich fest an meinen Körper und lässt ihn nur schneller frieren. Ich spüre die einzelnen Tropfen auf meinem Gesicht, sie sind wie Tränen, Tränen für dich. Ich sacke nieder, wieder umhüllt mich der Schmerz, der Verlust von dir.

So sitze ich nun da und warte darauf, dass mich die Nacht letztendlich ganz verschlingt. Meine letzten Worte werden sein: Ich liebe dich. Doch wird es da bereits zu spät sein, denn der Weg zu dir endet hier. Endet vor dem Schild der Endlosigkeit.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.07.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für dich...

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