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Samstag, 3. Januar 2009

Es war spät geworden. Ich hatte mir vorgenommen, kurz nach Mitternacht das Bett aufzusuchen. Misslungen, wieder, erneut, wie immer – zu wenig Schlaf - der kommende Tag würde hart werden.

Unbegreiflich, dass manche Menschen nicht schlafen können. Sie sollten froh sein über die geschenkte Zeit. Stattdessen lamentieren sie und bemühen arme Seelen - wie die meine - ihnen das Schlafen neu zu erklären.

Beispiel gefällig?
Typ von der Industrie und Handelskammer (IHK): Er könne immer schlechter einschlafen, und wenn es ihm dann gelinge, wache er alle halbe Stunde auf und wälze sich im Bett umher. Er arbeite zuviel, das wisse er selbst. Außerdem fühle er sich nicht recht wohl in seinem Job. Schließlich seien die Gewerbetreibenden Pflichtmitglieder bei der IHK. Man spüre das bei jedem Gespräch. Das gebe einem so ein Gefühl von "überflüssig sein".
Mit dem Chef komme er zurecht. Der habe selbst genug eigene Probleme mit seiner Gesundheit und werde sich wahrscheinlich eine Auszeit gönnen. Das Glück wünsche er sich. Er sei mit seinen 38 Jahren noch zu jung für einen Sabbatanspruch.

Natürlich sei er offen für alternative Formen der Therapie. Die Chemie verabscheue er. Schon als Kind habe er die Mittelchen seiner Mutter wieder ausgespuckt, wenn sie weggesehen habe.

Den Ausdruck "Biofeedback" habe er zwar noch nie gehört, aber ein Versuch solle es ihm wert sein.

Jedenfalls vereinbarte er einen Termin. Aber wohl nur, weil ich ihm eine kostenlose Probesitzung angeboten hatte.

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Der Tag erschien lang und ungerecht, deshalb würde ich ihn jetzt bestrafen. Ja, den Tag. Er war noch zu fassen. Alle anderen Tagbegleiter waren bereits außerhalb meiner Reichweite. Mit jedem Wort würde ich ihn strafen. Kein Mensch müsste verstehen weshalb. Und niemand müsste begreifen, warum gerade jetzt und in dieser Form:

Das ist eine Ohrfeige für die Freiheit, die du mir heute vorenthieltest, und das ist ein Tritt für die Bewegungslosigkeit, die du mir aufzwangst. Dieser Schlag in deine Magengrube ist ein Beweis dafür, dass Tage wie dieser an Übersäuerung verenden können. In der Tat, du bist vergangen und auf den Fuß folgt die nächste lange und ungerechte Gelegenheit.

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Sonntag, 4.Januar 2009

Dabei können Sonntage so erquicklich sein. Endlich amoralisch daneben ticken können. Verantwortungslos sagen, was unter der Woche zum finanziellen Disaster führen würde.
"Frau Müller, sie sind zu fett! Nein, sie sind nicht zu fett, weil sie genetisch belastet sind, sondern, weil sie seit Jahren zuviel und zu fett fressen!"
Unmöglich - besser gesagt - am Sonntag eben schon! Privat, im stillen Kämmerlein - versteht sich.

"Sie können nicht kommen? Sind Sie kassenversichert? Dann, wäre es besser, wenn Sie kämen, weil ich die Wirklichkeit verstärken sollte. Zwei-Klassen-Medizin. Sie wissen schon. Wenn ich jetzt komme, dann handle ich diesem Prinzip entgegen, und das wäre dann gegen die Realität gerichtet. Ersparen Sie mir doch bitte diese Peinlichkeit. Bitte? Sie sind wirklich krank. Dann sollten Sie besser kommen, am Ende kommen Sie sonst nie wieder...


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Montag, 5.Januar 2009

"Guten Morgen Frau Spangenberger."
"Guten Morgen Herr Doktor. Ich habe Schmerzen im linken Arm, und ich hatte sie bereits im letzten Jahr. Außerdem ein Kribbeln in der linken Hand."

Ich prüfe die Konsistenz der Nackenmuskulatur. Die 68jährige reagiert bei Druck auf bestimmte Triggerpunkte ungehalten.
"Ja, das ist schmerzhaft! Aber ich möchte jetzt eine richtige Untersuchung haben."
Ich erkläre, dass es sich wohl um eine Muskelverspannung handle. Sie solle muskelentspannende Maßnahmen ergreifen. Sie könne auch ein Muskelrelaxanz (Muskelentspannungsmittel) einnehmen - nicht mein favorisierter Vorschlag.
Sie besteht auf der Überweisung zu einem Nervenarzt. Das Wartezimmer ist voll. Ich habe die Vertretung für drei weitere Kollegen und meine Partner sind noch im Urlaub. Sie erhält die Überweisung zum Neurologen.
Mir ist jetzt schon klar, was er beim nächsten Treffen am Mittagstisch fragen wird: "Was hast du mir denn da geschickt? Die ältere Dame hatte eine einfache Muskelverspannung, kein Fall für die Neurologie!"
Das Dumme dabei ist nur: Mir hätte sie das niemals abgenommen.

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Dienstag, 6.Januar 2009 Hl. Drei Könige

An Feiertagen denke ich anders. Vielmehr denke ich nicht stringent, soll heißen, nicht vollständig...
Vor Jahren hatte mein Großvater Geburtstag an diesem Tag. Seitdem war es ein besonderer Feiertag. Da er gestorben ist, verblasst das Besondere dieses Tages allmählich.
Rückschluß: Wenn ich verstorben bin, wird alles auf mich zu beziehende Besondere langsam verblassen. Ich werde schnell zerfallen sein, und meine Seele wird über meinen Gebeinen schweben und nach der Richtung fragen, in die sie sich bewegen solle. Da ich die Antwort noch nicht kenne, bleibt mir nur zu hoffen, dass es keine Seele gibt und nach dem Tode das Nichts regieren wird. Andernfalls verweise ich auf die Frage meines Vorletzten: "Papa, was machen eigentlich die Beine, wenn man gestorben ist?"
Wissen Sie's - wirklich?

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Mittwoch, 7.Januar 2009

Greenpeace untersuchte in den letzten Monaten konventionelle Gemüse- und Obstsorten auf ihre Belastung mit Pestiziden (das sollen Schädlingsbekämpfungsmittel oder Pflanzenschutzmittel sein).
"Im Schnitt waren in rund 81 Prozent der konventionell produzierten Frischware Pestizide nachweisbar. Bei Bio war es genau umgekehrt: 87 Prozent der Proben enthielten keine Pestizide. Die konventionellen Proben enthalten im Schnitt Pestizidkonzentrationen von 0,84 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg), der Mittelwert für Bio-Ware liegt bei 0,01 mg/kg."

Die Logik ist also ganz einfach:

1. Wir erhalten Schadstoffe, damit die Pflanzen, die wir zu uns nehmen vor Pflanzenfressern verschont bleiben.

2. Wir erhalten Schadstoffe aus der Luft, damit die Nanotechnologie, die Industrie und wir alle als Autofahrer weiterexistieren können.

3. Wir erhalten Schadstoffe aus dem Wasser (und erzähle mir keiner, sein Wasseramt habe nichts gemessen: Meist sind Nitrit und Nitrat erhöht, Hormone werden nicht alle gemessen, von sonstigen Medikamenten ganz zu schweigen), weil Wasser bei vielen als billiges Trinkwasser fungiert.

4. Wir erhalten Schadstoffe über die Zufuhr von Medikamenten, weil Medikamente einen Beipackzettel bei sich tragen, der erklärt, wie Nebenwirkungen auftreten können.

5. Wir wissen, dass demnächst die Herzerkrankungen als erste Quelle frühzeitigen Ablebens von den Krebserkrankungen überholt werden. aber wir trinken und essen und konsumieren weiter als wäre nichts geschehen.

6. Der Mensch ist offenbar ein selten behäbiges und hirnschwaches Vieh (mit ausgeprägt arroganten Zügen), denn er wählt in der Mehrheit Parteien, die diesem Wahnsinn keinen Einhalt gebieten.

Oder sind Konjunktur und fahrbarer Untersatz tatsächlich wichtiger als die Unversehrtheit des täglichen Brotes, das wir essen und der Luft, die wir zu atmen pflegen und des Wassers, das wir trinken müssen, um zu überleben?

Wer jetzt NEIN ruft, outet sich selbst...

Die Blödheit besteht daher nicht im kommentarlos, bornierten Weitermachen, sondern in der Fähigkeit das Richtige zu erkennen und diesem dann - mit aufgepeppelten Argumenten bewaffnet - zuwiderzuhandeln.

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Donnerstag, 8. Januar 2009

Die Commerzbank erhielt insgesamt 18 Milliarden Euro (18.000.000.000 Euro) an Steuergeld-Absicherung. Der Staat behält sich vor, Widerspruch einlegen zu können, wenn mit dem Geld nicht im Sinne des Steuerzahlers umgegangen würde.

Da sollte man sich doch keine Sorgen machen. Täglich wird uns in den Abendstunden das Wetter im ERSTEN von der COMMERZBANK präsentiert. Bei den aktuellen Temperaturen also kein schlechtes Zeichen. Man präsentiert uns FROST. Genauer gesagt, ist das der kälteste DAUERFROST seit Jahren. Selbst Teile der Elbe sind schon für die Schiffahrt gesperrt worden. Und der von jener COMMERZBANK präsentierte DAUERFROST ist verantwortlich dafür.
Es gibt kleine Volksbanken, die Wege freimachen. Sie benötigen keine Steuergelder.
Wie wir lernen können, gibt es aber auf COMMERZ ausgerichtete, große Banken, denen die Wege zufrieren. Deshalb wollen sie weitere Banken dazukaufen (Dresdner Bank), um noch mehr Kälte produzieren zu können.
Was liegt da näher als sie mit Steuermilliarden darin zu unterstützen. Der Vorstandsvorsitzende sagte in einem Interview, dass seine Arbeit jetzt noch sicherer geworden sei.

Warum habe ich das Gefühl, dass ich mir noch blöder vorkomme, wenn ich morgen zur Arbeit gehe?
Liegt das am DAUERFROST oder an dessen Präsentation?

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Freitag, 10. Januar 2009

In England wird aktuell auf etwa 800 Linienbussen in 21 Städten mit dem Slogan geworben: "There Is Probably No God!" Now Stop Worrying And Enjoy Your Life."

Wäre das nicht eine nette Idee für den Nahen Osten?

Für die Palästinenser: Einfach mal Stop machen mit den Israel-Sorgen und dem Raketenbeschuss israelischer Grenzregionen.
Für die Israelis: Einfach mal Schluß machen mit der Knechtung palästinensischer Zivilisten, die den Granaten nicht enkommen können.

Man stelle sich vor, israelische und palästinensische Lehrer und Geistliche kämen in die Schulen und Fabriken und verkündeten: "Sorry Leute, wir haben uns geirrt. Es gibt ernstzunehmende Hinweise dafür, dass es keine zwei Götter gibt.
Es gibt wohl weder den islamischen Allah, noch den jüdischen Jahwe.

Es gibt wohl nur EINEN!
EINEN für alle Menschen oder KEINEN!?"

Ein wildes Gelächter bräche auf beiden Seiten aus, dann ein Sturm der Entrüstung.

Stimmen würden laut: "Wie soll das möglich sein? Allah ist allmächtig. Er beschützt uns und wird uns zum Sieg verhelfen." (Anm. d. Red. Warum hat er es eigentlich in den letzten Jahren noch nicht getan?)

Und: "Jahwe ist unser jüdischer, unbegreiflich weiser und ewiger Gott. Seine Allmacht ist für uns nicht durchschaubar, aber er hat uns bisher geführt und er wird uns weiterhin die richtige Richtung weisen!" (Anm. d. Red. Dass er sich da mal nicht verrennt und am Ende noch ins Meer bollert!)

So beharren letzt endlich alle auf der Existenz ihres Privatgottes und schlagen sich weiterhin die Schädel ein. Wie schon viele hunderte Jahre zuvor und wie noch viele...(Anm. d. Red. Das wollen wir lieber nicht hoffen. Wäre doch nett, wenn sich der Weltgott gelegentlich mal vorstellen könnte, um dem ideenlosen Treiben ein Ende zu bereiten!? Oder ist das im Gesamtplan so vorgesehen?)

Schließlich, was die englische Webekampagne anbelangt:

Bleibt zu wünschen, dass es mit oder ohne Gott nicht nur zu einem sorgenfreien Enjoyment, im Sinne einer sodomierenden Spassgesellschaft kommen wird. Denn ohne Gott sorgenfrei und genussvoll, mag zwar auf vielen Ebenen reizvoll und umsetzbar sein, aber mit kosmischer Weitsicht blickend, bedacht und verantwortungsbewußt zu leben erscheint dann schon wirklichkeitsnäher und bietet lanfristig mehr Reiz als ein tosendes HUMBATÄTÄRÄ ohne Godspot.

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Samstag, 11. Januar 2009

Ein Kollege, seines Zeichens Kinderarzt, schrieb in einem Leserbrief, dass er sich nicht länger "verarschen" lassen wolle. Gesundheit sei nicht durch Sparpakete finanzierbar und die Politiker zeigten ja, was ihnen Medizin wert sei: "Einen Dreck!"

So weit ist es jetzt gekommen, dass ein ein Kinderarzt öffentlich ausfällig wird. Kein Mensch wird seine Verzeiflung verstehen, denn alle meinen noch immer, die Ärzte verdienten doch genug und jammerten auf hohem Niveau.
"Die Ärzte" gibt es schon längst nicht mehr. Das Konto ist chronisch überzogen und die Ideen, die bisher weiterhalfen, gehen langsam aus. Die Lust durchzuhalten, damit die Kinderleins noch zu Beißen haben, nimmt nicht mehr von Tag zu Tag zu, sondern verharrt auf einem bedenklich niedrigen Niveau.

Wenn ich umfiele, dann säßen sie alle
wie bekleckert da, denn es gibt keine Absicherung. Ich hinterließe ihnen Schulden und einen Schreibtisch voller unerledigter Papiere.

Die Lösung liegt in der Offensive eines Barack Obama: "Yes we can!"
Aber erstens bin ich kein Ami und zweitens verspreche ich ungern Dinge, die ich dann nicht halten kann. Er versprach, und in einem Jahr werden alle vergessen haben, was er jemals versprochen hat, denn dann wird sich die Wirtschaftslage auch wieder gändert haben (wohl kaum zum Besseren).
Jedenfalls sorgte er für ausgelassene Feststimmung. Das wird man ihm nicht so schnell vergessen, so dass das, was er nicht einhalten konnte, schnell wieder in Vergessenheit geraten kann.

Mich wird man vergessen, ohne, dass ich jemals behaupten mußte: "Ja, wir können!"

P.S. Ich kann übrigens noch, auch ohne es groß in die Welt hinausposaunieren zu müssen.

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Sonntag, 12. Januar 2009

Er hat mich verlassen. Er hat sich für die eigene entschieden. Gemeinsam sah er keine Zukunft. Und es hätte sich nicht rentiert. Es sei nichts dabei herausgekommen - außer Kosten. Und die habe er nicht mehr tragen wollen.
Schließlich sei es ihm schwer gefallen. Er habe ja alles mögliche versucht. Trotzdem sei er jetzt froh, sich so entschieden zu haben. Es wäre nur noch schlimmer geworden. Nicht nur die Kosten wären explodiert. Wir hätten uns vielleicht nicht mehr in die Augen sehen können. Am Ende hätten wir uns noch gestritten.

Dass er es mir per Email mitteilte, das nehme ich ihm allerdings übel. Denn wir haben beide Besseres verdient, als einen derart unpersönlichen Abgang.
Jetzt müssen wir alles, was in den letzten Monaten so mühseelig und scheinbar erfolglos gewachsen war, wieder auseinanderklabüstern. Eine deprimierende Arbeit, die ich uns nie gewünscht hätte.
Er sei erfolgreich und schaffe es mit seiner eigenen Kiste besser als mit unserer gemeinsamen.
Lieber allein als gemeinsam einsam!
Jedenfalls werden wir uns wohl noch in dieser Woche treffen und die Beziehung beenden - die geschäftliche.
Er wird aus der Firma aussteigen und sein eigenes Geschäft florieren lassen.
Ich werde weiterkämpfen, eben wie bisher.
Einzelkämper werden angeblich nicht reich, aber wenn ihre wahre Würde wuchtig wirkt, dann hat das etwas Heroisches.

Montag 13. Januar 2009

Der Abend nach dem Treffen war ernüchternd. Er wolle es noch einmal versuchen. Irgendwie falle es ihm schwer jetzt auszusteigen, aber er habe keine Chance gesehen sein Trauma auszuleben:
Vor vielen Jahren, in seiner Sturm und Drang Zeit, sei es ihm gelungen, eine sehr attraktive Blondine zu verführen. Sie wollte es von ihm unbedingt bersorgt bekommen. Er habe im entscheidenden Moment jedoch versagt. Die Erektion sei nicht eingetreten. Er habe geheult wie ein Schlosshund und sich geschworen, so etwas nicht wieder erleben zu wollen.

Während unserer Zusammenarbeit, sei ihm aufgefallen, dass er sich wie ein Impotenter gefühlt habe, da er kein Objekt zum Verkauf zur Verfügung hatte. Dabei sei ihm wieder diese Geschichte in den Sinn gekommen. So habe er sich in den letzten Monaten gefühlt. Potenzlos und hilflos dem Schicksal ausgeliefert. Denn er wolle verkaufen, suche den Erfolg im Abschluss von Geschäften. Das war ihm in unserer "Entwicklungsphase" verwehrt geblieben. Deshalb wollte er aussteigen.

Wir vereinbarten neue Verkaufprojekte und gaben uns noch bis Ende des Jahres Zeit, diese erfolgreich umzusetzen. Bis dahin werde er bleiben und dann ernneut entscheiden.

Sexualität als Wirtschaftsmotor. Unterdrücke den männlichen Drang nach Entladung und er implodiert oder entläd sich auf ungeahnte Art und Weise - häufig gleichzeitig eine unvergessliche.

Sonntag, 19. Januar 2009

Es gibt Tage, die durch Sonnenschein ins rechte Licht gerückt sein wollen, denen es aber nicht gelingt, unvergesslich zu werden. Sie glänzen durch Mittelmäßigkeit.
Einfach um einen See herumzulaufen, die Gedanken auf Durchzug zu stellen und dabei Kind und Rucksack, nebst Fotoapparat und Laufrad mitzubefördern, das nenne ich ebenfalls mittelmäßig. Es gab keine Meldung in den Tagesthemen und keine Randnotiz einer heimischen Tageszeitung. Es gab nur Rechnungen für das familiäre Mittagessen und den frisch aufgetankten Wagen.
Am frühen Abend kam dann die unerwartete Belohnung. Die Kinder schliefen und in der Nachbarschaft lief kein einziger Rasenmäher. Kurz: Es war still und andächtig in Haus und Garten wie schon lange nicht mehr, eine Wohltat für Ohren und Seele.
Die Ernüchterung: In der Küche präsentierte sich ein Schlachtfeld aus Tellern und Töpfen, Spielzeugen und sorgfältig verteilten Brotkrümeln, so dass der seit Monaten an der Küchentür hängende Reinigungsplan für die größeren Kinder (Halbstarken) nur als trauriger Abklatsch eines ereignislosen Wochenendes zu werten sein konnte.


Freitag, 23. Januar 2009

Wenn Beziehungen scheitern, dann ist meist die Zeit an allem Schuld. Sie schiebt sich zwischen die Liebenden, wie ein radioaktiver Schleier - unmerklich.
Sie läßt ihnen keine Chance, denn sie vergeht und ist doch im nächsten Moment schon wieder dabei, das Paar zu trennen. Wie eine giftige Misode zersetzt sie die Kraft der Liebe und mehrt die Leere der Distanz.
Am Ende fragen sich beide, was denn eigentlich geschehen sei.
Die Zeit jedoch gibt sich unschuldig am Wirken und ist längst vergangen, wenn man ihrer gedenkt.

"Deshalb liebe bei Zeiten, denn in Zukunft kann es bereits zu spät sein!"


Sonntag, 25. Januar 2009

Für Morgen ist die Abgabe der Steuerunterlagen vorgesehen. Dazu gibt es keine neuen Erkenntnisse, außer eben den allseits bekannten:
Steuer ist Lust und Quittungen sind ihr Kanal. Wer seine Seele schwingen sehen möchte, der entledige sich dieser unseligen Pflicht und trete ein in die Gemeinde der steuerflüchtigen Kleingeister, die meinen als Noname wäre man gefeit vor der Verfolgung, die einem dann zuteil wird, wenn man das Nötigste besitzt, um gut leben zu können, und die dann mit aller Härte zum Entzug jenes Nötigsten führt.
Wer einmal als Inhaber des Nötigsten gefüchtet ist, der braucht so schnell nicht wieder zu flüchten, denn in Ermangelung einer Steuerbasis, wird er für einige Zeit von der Steuerzahlung entbunden sein.
Sie werden ihn jedoch sorgsam begleiten und nachfragen. Sie werden ihn nicht aus den Augen lassen und beim kleinsten Verdacht eines "Zuviel" oder "Mehr" wieder die Hände ausstrecken und ihre ewig leeren Säckel öffnen.
Ein unendlicher Kreislauf und deshalb so biologisch stabil.

Impressum

Texte: Alle Inhalte und Materialien sind Eigentum des Schreibers und unterliegen den aktuell gültigen Copyrightbestimmungen
Tag der Veröffentlichung: 05.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Den Vergessenen, den Geschlagenen und den Verkannten, die im Schatten glänzen.

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