Apfel-Kartoffel-Schnaps
Mein erstes richtiges Geld verdiente ich als 15jähriger in einer Apfelkelterei – vier Mark pro Stunde. Nach fünf Tagen war der Job erledigt, und Armin, Richard und ich saßen in unserer Diskothek und machten so richtig einen drauf. Anfangs tranken wir den Vodka kräftig mit Orangensaft gemischt, die dritte Flasche gossen wir uns pur in die Cocktailgläser. Mann, was waren wir voll!
Trotzdem bestellte ich eine vierte Flasche Kartoffelschnaps: „Noch mal das Gleiche!“
„Noch mal das Gleiche?“, fragte der Barkeeper.
„Ja, Mann!“, worauf er sich zum Wasserhahn umdrehte, die leere Flasche mit Leitungswasser füllte und vor uns stellte:
„Macht 15 Mark.“
Physikum am Bahnhof
Den beiden Medizinstudenten im Zugabteil fiel der Herr mit der Gehbehinderung sofort auf. Während der Weiterfahrt spekulierten sie heftig über die Ursache seines Hinkens und stritten vortrefflich über ihre Ferndiagnosen.
Auf dem Bahnhof trafen sie den Senioren abermals. „Entschuldigen Sie, wir studieren Medizin“, stellten sie sich kurz vor, um sich Gewissheit zu verschaffen. „Im Zug schon vermutete mein Kollege eine spinale Kinderlähmung bei ihnen, während ich an eine Verknorpelung im Rückgrat glaube.“
Der Mann sah beide nacheinander an und antwortete: „Da haben wir uns alle drei geirrt. Ich dachte es wäre Luft, dabei habe ich mir in die Hose geschissen.“
Die programmierte Predigt
Vor seiner ersten Sonntagspredigt in der neuen evangelikalen Glaubensgemeinschaft nahm ihn der Gemeindeälteste zur Seite und wies Kevin in die intimen Details seiner zukünftigen Wirkungsstätte ein. „Wir beginnen immer mit 15minütigen Gesang, dann beten ein oder zwei der Ältesten und ein jüngerer Bruder leitet mit dem Tagesvers oder einem Bibelspruch offiziell die Stunde ein.“
Kevin wollte in einer freikirchlichen Gemeinde Pfarrer werden, weil es hier größere Freiheiten und vor allen Dingen keine starre Liturgie in den wöchentlichen Versammlungen gab. „Und denken Sie daran“, ermahnte ihn der Gemeindeälteste mit erhobenem Zeigefinger: „Sie können über alles predigen. Nur nicht über zwanzig Minuten!“
Texte: Alle Rechte beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 14.02.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Aphosi gewidmet, weil sie gesagt hat, ich soll es einfach mal machen