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Als ich aus dem Flugzeug steige, kleben meine Kleider an meinem Körper. Es ist brütend heiss. Ich seufze und steige – gefolgt von meinem Bruder Thomas - in den Shuttle, der uns ins Hauptgebäude des Flughafens von Minessota bringt. Ich fluche leise, da wir unsere Koffer nicht gleich finden. Etwa eine Viertelstunde lang stehen wir da und starren die Gepäckstücke an. Fragen können wir niemanden, Toms Schulenglisch ist genauso dürftig wie meins. Endlich entdecke ich die riesigen blauen Schrankkoffer, die einst meiner Mutter gehört hatten. Beim Gedanken an sie schnürt es mir die Kehle zu. Schnell versuche ich, an etwas anderes zu denken und hieve den ersten Koffer vom Gepäckband. Thomas übernimmt die anderen beiden. Gemeinsam mit den anderen Passagieren schieben wir uns Richtung Ausgang. Die Eingangshalle ist laut und brechend voll. Jede Menge Leute warten mit grossen Transparenten, auf denen „Welcome Home“ steht auf ihre Angehörigen. Tom und ich sehen uns etwas ratlos an. Als Zwillinge verstehen wir uns auch ohne Worte und ich weiss genau, was er gerade denkt: Wo ist Petra? Petra McLeaf ist Toms Patenttante. Wir sollen von nun an bei ihr und ihrem Mann Charles wohnen. Auf einer Ranch. Mit Pferden. Seit ich denken kann, waren mir Pferde ein Gräuel. Sie sind riesig, beängstigend und stinken wie die Pest. Plötzlich ruft jemand mit einem englischen Akzent: „Thomas, Caroline!“ Bevor ich mich jedoch umdrehen kann, trifft mich etwas mit solcher Wucht in den Rücken, dass ich auf meinen hohen Schuhen das Gleichgewicht verliere und kopfüber in unseren Gepäckhaufen falle. Einige der Umstehenden beginnen zu kichern. Ich will mich schon wütend aufrappeln, als plötzlich etwas auf mir ist und mir das Gesicht ableckt. Es ist ein riesiger, dunkelbrauner Hund. „Geh runter von mir!“, knurre ich ihn an, was ihn jedoch nicht im Mindesten beeindruckt. Petra und ihr Mann kümmern sich nicht um mich, sondern begrüssen erst Tom, bis Charles sich endlich meiner erbarmt und sich an den Hund wendet. „Socks, würdest du freundlicherweise von Caroline herunterkommen?“ Der freundliche Ton ist meiner Meinung nach völlig fehl am Platz, doch siehe da, der Hund zieht sich mit bedauerndem Winseln zurück und setzt sich brav hin. Ich rapple mich hoch. Charles grinst mich aus seinem gebräunten, wettergegerbten Gesicht an. „Hi, Caroline! Tut mir leid für die stürmische Begrüssung! Socks scheint dich zu mögen!“ Als ob das was hilft. Ich werfe einen Blick zu dem Hund, der mich aus seinen grossen dunklen Augen anblinzelt. „Wir sollten langsam aufbrechen“, meint Petra und steuert den Ausgang an.
Das Auto war ein schwarzes Riesenteil, das sofort die Bewunderung meines Bruders auf sich zog. Innen ist es mit einem Sofa samt Minibar und Fernseher ausgestattet. Tom ist begeistert und probiert gleich alles aus. Ich lasse mich ins Sofa sinken und schliesse die Augen. Plötzlich fährt etwas Nasses über meine rechte Backe. „Socks! Hör auf!“ Doch nichts tat sich. „Socks, würdest du bitte von mir runtergehen?“ Das muss ich mir merken! Denn so oft wie er mich nun schon innerhalb von 30 Minuten abgeleckt hat, werde ich das noch öfter brauchen! Auf der ganzen Fahrt, erklärten uns Tante Petra und Onkel Charles, wie wir sie von jetzt an nennen sollten, wie unser Leben von jetzt an ablaufen sollte,Als wir nach zwanzig Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkommen endlich am Haus ankommen, kippe ich fast wieder aus meinen Schuhen, denn das was ich mir als altes, verfallenes Farmerhaus vorgestellt habe, ist ein moderner Neubau. Zusammen treten wir ins Haus. „Tom? Dein Zimmer ist im ersten Stock ganz links. Ich hoffe es gefällt dir! Caroline, deins ist gleich neben Toms! Charles? Zeigst du ihnen bitte ihre Zimmer?!“ „Okay, kommt children, ich zeige euch eure Zimmer.“ Er nahm einen meiner Koffer in die rechte, und einen von Toms Koffer in die linke Hand und ging vor uns her die Treppe rauf. „Das einzige an dem ihr euch in diesem Haus am Anfang orientieren könnt, sind die Bilder.“ Da sind wir auch schon im ersten Stock angekommen. Charles, dem ich in Gedanken schon Charly sage, zeigt uns unsere Zimmer und meint, wir sollen nachher runterkommen, da unsere Nachbarn zu Besuch kämen. Als ich mein Zimmer betrete, denke ich zuerst nur: Wow! Es ist riesig und die eine Wand ist nur aus Glas. Wenn ich rausschaue, sehe ich nur Weiden und Gras. Das Bett ist *igitt* mit einem rosa Bettbezug bezogen. Aber ansonsten finde ich mein neues Zimmer schön. Ich beginne meine Koffer auszupacken, bis ich das Outfit gefunden habe, was ich suche. Einen weissen Minijupe mit braunen Mustern, ein dunkelbraunes T-Shirt und weisse Schuhe mit Absatz. Noch schnell eine Kette, Ohrringe und meine grosse Sonnenbrille. Ich klopfe noch schnell bei Tom, um zu schauen ob er noch da ist, doch er scheint schon unten zu sein.Aus dem Esszimmer höre ich Gelächter, scheinbar sind die Gäste schon da. Möglichst leise trete ich ein, doch sofort richten sich alle Blicke auf mich. Am Tisch sehe ich ausser Tante Petra und Onkel Charly noch drei weitere Gesichter. Sofort fällt mir der junge Mann auf. Ich schätze ihn auf etwa 18, 19. Alles an ihm scheint perfekt, von seinem dunkelblonden, gegelten Haar, über seine perfekt geformte Stirn, seine tiefblauen Augen, von denen ein Lächeln ausgeht, als sei er ein Hollywoodstar, die wohlgeformte, gerade Nase, sein Mund, der zu einem Schmunzeln verzogen ist, was kleine Fältchen auf seinen Wangen hervorruft. Mein Blick gleitet über seinen Hals und bleibt an einer Halskette hängen, sie ist aus Leder und liegt eng an seinem Hals an. An der Kette hängt ein Ring. Von wem der wohl ist? Ich schaue weiter zu seinen Schultern und dem braun karierten Hemd, das er oben nicht ganz zugeknöpft hat, sodass man einen Blick auf seinen Sonnengebrannten Oberkörper werfen kann. Weiter sehen kann ich nicht… da ist dieser Tisch im Weg! Ich verfluche ihn leise. Er sagt: „Hi, I’m Philip! I’m sorry, mein Deutsch ist noch nicht so gut! Ich übe noch!“ „Nice to meet you! I’m Caro“, antworte ich. „Hey du!“, mischt sich da das Mädchen, das neben ihm sitz und wie ich annehme seine Schwester, ein. „Ich bin Rebeca! Ich freue mich dich kennen zu lernen. Und jetzt komm, setzt dich zu uns!“ Dann sitzt da noch ein Mann. Philips und Rebecas Vater, nehme ich an. Auch er sitzt in Hemd, Jeans und T-Shirt da. „ And I’m James. Ich habe so viel von dir und deinem Bruder gehört!“ Während dem Essen merken Tom und ich, das die andern wohl Abmachung getroffen haben, Es fällt nicht ein Wort über unsere Eltern oder unser früheres zu Hause. Mir sol’s recht sei.

Nachdem wir abgedeckt haben, schlägt Tante Petra vor, dass Philip und ich gemeinsam die Tore der Weiden kontrollieren gehen sollen. Doch zuerst solle ich mich umziehen gehen. Ich zucke mit den Schultern. Dann eben. Sie hätte mir Kleider in meinen Schrank gelegt. Also probiere ich den Weg in mein Zimmer wiederzufinden. Philip läuft schweigend hinter mir her. Ich erinnere mich, dass wir an einem Bild, das Tante Petra und Onkel Charles bei der Hochzeit zeigt, vorbeigekommen sind. Doch scheinbar gibt es mehrere von dieser Sorte geben. Plötzlich kommen wir in einem Saal mit Stühlen und einem Flügel an. „ That isn’t your room, is it?“ Philip muss sich ein Lachen verkneifen. „Ähhh, es hätte sich ganz schön verändert, wenn es mein Zimmer wäre“, versuche ich einen Witz. Ich weiss nicht, wie wir hier hergekommen sind. „Komm, I’ll show you the way.“ Philip nimmt mich ganz selbstverständlich bei der Hand und führt mich bis vor mein Zimmer. Dort angekommen, hält er mir die Türe auf und tritt nach mir ein. Während ich meinen Schrank durchsuche, lehnt Philip lässig an meiner Türe und macht keine Anstalten mich alleine zu lassen, sodass ich mich umziehen könnte. Ich überlege, ihn darauf hinzuweisen, entsinne mich jedoch anders. Ich drehe mich so um, dass er mich nur noch von hinten sieht, ziehe zuerst mein Top, dann meinen Jupe aus. Die verwaschenen Jeans habe ich schnell an, das karierte Hemd und die ledernen Stiefel bereiten mir weitaus grössere Schwierigkeiten. Immer noch von ihm abgedreht, frage ich: „ Können wir gehen?“ Seine Antwort höre ich ganz nah an meinem Ohr: „Sure, Pretty Lady.“ Gleichzeitig spüre ich, wie er mir von hinten die Hände um die Hüften legt. Ich drehe mich in seiner Umarmung um. Doch kaum stehen wir uns gegenüber, lässt er mich los und öffnet die Türe. „Die Pferde warten“, meint er. Ich laufe an ihm vorbei die Treppe runter bis in die Eingangshalle. Gemeinsam treten wir vor die Türe. Es ist stockdunkel, so nimmt mich Philip zum zweiten Mal an diesem Tag an der Hand. Gemeinsam laufen wir alle Koppeln ab und kontrollieren die Gatter. Als wir schon fast wieder beim Haus sind, lehnen wir uns an ein Gatter und beobachten die Pferde, wie sie still dastehen und dösen. Plötzlich berührt Philip leicht meinen Arm. Ich drehe mich zu ihm um. Einen Moment lang schauen wir uns einfach nur an. Dann beugt er sich langsam zu mir herüber, ich spüre seinen Atem leicht auf meinem Gesicht. Ganz sanft streicht er mir mit seiner Hand über die Haare und lässt sie dann auf meinem Rücken ruhen. Mit der anderen Hand fährt er über meine Lippen und die Wange und dann den Hals hinunter. Ganz leicht berühren sich unsere Lippen. Wir lösen uns und er schaut mich an und streicht mir erneut über die Wange. Wieder beugt er sich vor. „Caroline!“ Jemand hämmert gegen meine Zimmertür. Ich werfe einen Blick auf den Wecker und ziehe mir stöhnend das Kissen über den Kopf. Es ist erst sechs Uhr. Sind die denn wahnsinnig? Das Hämmern hört jedoch nicht auf. Jetzt dringt auch noch lautes Muhen durch das Fenster herein. Seufzend stehe ich auf und reibe mir die Augen. „Ich komme gleich!“, rufe ich verärgert, woraufhin das Klopfen abbricht, Ich sammle meine Klamotten ein und husche ins Badezimmer, nach einer ausgiebigen Dusche flechte ich meine Haare zu einem lockeren Zopf, dann trage ich die Schminke auf, bevor ich das Bad verlasse. Petra mustert mich von oben bis unten, als ich die gemütliche Küche betrete und freundlich einen guten Morgen wünsche. Ich Blick verweilt kurz auf meinem Gesicht und dem Knoten den ich in das karierte Hemd gemacht habe. „Nennst du eine halbe Stunde ’gleich’?“, fragt sie spitz. Ich zucke mit den Schultern. Im Gegensatz zu Charly mit seiner Offenheit und Wärme, habe ich Petra noch nie gemocht. Jetzt drückt sie mir eine Bratpfanne in die Hand und wendet sich danach gleich wieder ab. Etwas ratlos stehe ich da, bis Petra mich anherrscht: „Jetzt mach endlich!“ „Äh, was?“, frage ich. Sie sieht mich ungläubig an. „Willst du damit sagen, dass su nicht weist wie man Spiegeleier macht?“ Ich schüttle den Kopf. „Dann lernst du es eben“, meint sie barsch und beginnt die Eier zuzubereiten. Ich hasse sie von Minute zu Minute mehr. Zum Glück kommen in diesem Moment Tom und Charly herein. Petra drückt mir Brotkorb und Kaffeekanne in die Hände, die ich auf den Küchentisch stelle. Während dem Frühstück schweigen alle. Zu Hause haben wir immer geplaudert. Ich spüre die Tränen hochsteigen. Ich habe kein Zuhause mehr, keinen Ort an dem ich mich wohl fühle. Hier ist alles kalt und fremd. Charly legt seine Zeitung weg.„Nun“, meint er, „ Da ihr nun auf einer Ranch lebt, solltet ihr sobald wie möglich reiten lernen!“ Da ist es zu viel für mich. Ich springe auf, stürze aus der Küche und laufe nach draussen. Schluchzend sinke ich auf der Verandatreppe zusammen. Socks kommt angelaufen und stupst mich mit seiner feuchten Nase an. In diesem Moment ist mir das Egal, ich habe andere Probleme. Ich seufze. Die Sache mit Philip verkompliziert alles noch zusätzlich. In Deutschland habe ich einen Freund gehabt, Vinzenz. Vor meiner Abreise ist alles so schnell gegangen, dass ich mich nicht mal richtig von ihm verabschieden konnte. Vielleicht ist das ganz gut so, denn ich habe keine Ahnung was ich hätte tun sollen. Hinter mir schlägt eine Tür, doch ich schaue nicht auf. „Hey Kleines!“ Tom setzt sich neben mich. Normalerweise kann ich es nicht ausstehen „Kleines“ genannt zu werden, schliesslich ist Tom nur ein paar Minuten älter als ich. Doch irgendwie klingt es tröstlich. Ich seufze und lehne meinen Kopf an seine Schulter. „Warum musste es soweit kommen?“ Tom schüttelt den Kopf. „Ich weiss es nicht. Aber du weist was Mum getan hätte: Sie hätte das Beste daraus gemacht!“ Tom hat ja so was von Recht. „ Soll ich mit Petra reden?“, schlägt Tom vor. „Nein“, antworte ich. Es ist Nett gemeint von Tom, aber es würde sowieso nichts nützen. Am Ende ist sie auch noch Sauer auf Tom. „ Ich komme schon klar!“ Tom sieht skeptisch aus. Doch schliesslich steht er auf. „ Komm kleine Schwester gehen wir wieder rein!“ Ich boxe ihm in die Seite und wir müssen beide lachen.Charles und einer seiner Vorarbeiter führen zwei Pferde aus dem Stall, eines ist schwarz-weiss gescheckt mit einer kurzen, zweifarbigen Mähne und einem langen, schwarzen Schweif. Das zweite ist etwas kleiner, goldfarben mit einer einer hellen Mähne und Schweif. Obwohl ich Pferde eigentlich nicht mag, muss ich zugeben, dass es eine gewisse Eleganz hat. "Ich dachte mir, dass Tom Summer Song und Caroline Sunnlight's Passing reitet", verkündet Charly und drückt mir die Zügel des goldfarbenen Pferdes in die Hand. Tom scheint mit Summer Song sofort Freundschaft zu schlissen. Sunnlight's Passing schnaubt und macht einen Schritt auf mich zu. Entsetzt weiche ich zurück. Das Pferd geht unbeirrt auf mich zu. Charly scheint zu bemerken, dass ich Probleme habe, laut ruft er: "Woah!" Sofort bleibt das Pferd stehen. Am liebsten hätte ich die Zügel hingeworfen und wäre davon gerannt, doch - was mich selbst erstaunt - ich tue es nicht! Charly sieht mich stirnrunzelnd an. Dann meint er: " Na los! Steig endlich auf!" aufsteigen? Mir wurde schon beim Gedanken daran schwindlig...Tom sitzt bereits auf seinem Pferd. Der Schecke trottet gemütlich über die Koppel. Charles tritt zu mir und nimmt Sunnligh am Zaumzeug. Auffordernd nickt er mir zu. Ich atme tief durch, dann stelle ich den Fuss in den Steigbügel und ziehe mich hoch, wobei ich hoffe, dass es so elegant wie im Fernsehen aussieht. Es ist verdammt hoch hier oben. Charles wirft dem Pferd die Zügel über den Hals und drückt mir den übereinander geschlagenen Teil in die linke Hand. "Einhändig?", frage ich entgeistert. Charly lacht: " Natürlich!" Er gibt Sunnlight einen Klaps aufs hinterteil, woraufhin das Pferd in den Schritt fällt. Charles ruft und Haltungskorrekturen zu. Als er endlich zufrieden ist, weist er uns an, die Pferde anzutraben. "Hey Caro!" , ruft da plötzlich eine Stimme über den Platz. Ruckartig drehe ich mich um und wäre fast vom Pferd gefallen.Am Zaun stand, Philip. Er winkte mir zu. Ich brauchte einen Moment bis ich reagierte und ihm zurückwinkte. Gestern hat er ja schon Sau gut ausgesehen gehabt in seinen verwaschenen Arbeitskleidern. Doch sein Anblick jetzt wie er da so am Zaun gelehnt stand, in seinem engen grünen T-Shirt und modernen Jeans,….
„Charles wie lange habt ihr hier noch?“, fragte Philip in dem Moment. „Ich wollte die beiden noch zwei, drei Runden galoppieren lasssen und dann siind wir fertig“, meinte Charly wissend, „Wollt ihr nachher noch weg?“ „
Ja, ich habe mir gedacht, dass ich Caroline die Umgebung zeige! Wir könnten eine Spritztour machen?“ Fragend schaute er mich an. Klar wollte ich! Ich nickte. „Gern!“, rief ich ihm zu. Charly klatschte in die Hände. „Gut, dann machen wir uns mal an den Galopp! Ihr zwei seid erstaunlich sicher! Zum Angaloppieren, einfach nur Schnalzen!“ Ich versuchte es und sofort fiel Sunlight in einen flachen Galopp. Trotz allem musste ich zugeben, dass es mir gefiel. Nach zwei Runden auf jede Seite rief Charly: „So, fertig für heute!“ Ich rief:“ Woah!“, wie Charly es uns beigebracht hatte. Sofort blieb Sunlight stehen. Charly nahm mir die Stute ab, sobald ich abgestiegen war. Es war ein seltsames Gefühl, wieder auf festem Boden zu stehen. Meine Beine taten höllisch weh, doch vor Philip versuchte ichm Haltung zu bewahren. „Ich zieh mir nur schnell was anderes an, dann können wir“, informierte ich Philip und lief zum Haus.
Als ich wieder aus dem Haus komme, hat Philip das Auto vorgefahren. Es ist ein schwarzer glänzender Porsche. Zum Glück habe ich mich umgezogen. In meinem Hellen Sommerkleid, den weissen Schuhen und meinen goldblonden Haaren, die mir in Locken auf die Schultern fallen, fühle ich mich wenigstens nicht ganz, fehl am Platz. „Na los, steig ein! So wie du meinen Wagen anschaust könnt man ja noch eifersüchtig werden!“, sagt Philip in diesem Moment gespielt. Gekonnt schwingt er sich über sie geschlossene Autotüre und macht mir die Autotüre auf. Der kühle Ledersitz ist eine angenehme Abwechslung zur ewigen Hitze hier in Minessota. Philip setzt sich eine Sonnenbrille auf, winkt noch mal kurz Charly und Tom zu, und tritt das Gaddpedal durch. Der Motor heult auf, dann rast der Wagen vom Hof. Ich geniesse den Fahrtwind auf meinem Gesicht, der meine Locken fliegen lässt. Ich bin noch immer verwundert, über das viele Geld, das hier draussen anscheinend vorhanden ist. Wer lebt denn bitte schön in der Wüste und fährt einen Porsche?Als wir etwa 10 Minuten durch die Gegend gefahren sind, fragt Philip plötzlich: „Willst du mal fahren?“ Ich starre ihn entgeistert an. „Na los!“ Er hält an, steigt aus und kommt um das Auto herum. „Rutsch rüber!“ Schnell klettere ich auf den Fahrersitz. Es fühlt sich seltsam an, hinter einem Lenkrad zu sitzen. „Ok, Kupplung durchtreten, Gang einlegen, dann Gas geben.“ Er lehnt sich lässig zurück. Ich schlucke und umfasse mit beiden Händen das Lenkrad. Kurz rufe ich mir ins Gedächtnis, was mein Vater mir erzählt hat. Mein Vater… Ich versuche, mich aufs Fahren zu konzentrieren. Bremse, Gas, Kupplung. Ok! Ich trete auf die Kupplung und schiebe den Schalterhebel in den ersten Gang. Ein hässlich kratzendes Geräusch ertönt, der Hebel springt wieder zurück. Erschrocken lasse ich los. Philip lacht. Innerlich stöhne ich auf, äusserlich lächele ich peinlich berührt. Ich versuche es nochmals. Doch wieder ertönt nur ein kurzes, lautes Brummen und das Auto bewegt sich nicht. Philip schaut mich schmunzelnd von der Seite an. Warum hilft der Kerl mir denn nicht? Ich gebe auf und lehne mich mit einem Seufzen zurück. „Not bad!“, sagt Philip, „Wenn du so weiter machst sind wir morgen wieder in Deutschland!“ Ich antworte nicht. Was soll ich auch sagen? Ich überlege schon on ich schmollen soll, als er sich plötzlich wieder zu mir hinüberlehnt und streicht mir über die Wange. ER beugt sich näher zu mir. In diesem Moment klingelt sein Handy. „Kannst du es nicht einfach lassen?“, frage ich enttäuscht. Er blickt entschuldigend zu mir und nimmt ab:“ Hey, here’s Philip. What’s up? Ow yes we’re there in 10 minnutes!“ Fragend schaue ich ihn an. „My fault, ich habe vergessen, dass wir seit fünf Minuten im Deers sein sollten!“ „Ah! Und… was machen wir dort?“ „You will see! Well, tritt noch mal auf die Kupplung. So fest du kannst!“ Ich drücke die Kupplung bis zum Anschlag durch. Philip legt seine Hand auf meine und diesmal springt der Hebl mühelos in den ersten Gang. Ich trete vorsichtig aufs Gas. Ich kriege immer mehr Freude am Fahren und als wir im Deers ankommen, würde ich am liebsten noch mal eine Runde fahren. Wir steigen aus, doch bevor wir den Pup betreten, legt Philip seinen Arm um mich. Ich zucke zusammen, doch Philip hält mich fest, so dass mir gar nichts anderes übrig bleibt, als es zuzulassen. Philip steuert zielstrebig einen Tisch an, an dem schon andere Menschen in unserem Alter sitzen.
Lauter erwartende Blicke wenden sich zu mir, als wir am Tisch ankommen und Philip die andern mit: „Hey Guys!“ begrüsst. Wieder einmal zeigt Philip seine guten Manieren, in dem er mich den andern vorstellt: „ This is Caro, she is from Switzerland but bevore sha came here she lived in Germany. Caro, das sind Marc mit seiner Freundin Natasha, Reto mit Sandy, William mit Cathleen, Andy mit Sarina und George.“ Ich küsse jeden auf die Backe. Alle sind sie hübsch doch Philip ist eindeutig der hübscheste!Lauter erwartende Blicke wenden sich zu mir, als wir am Tisch ankommen und Philip die andern mit: „Hey Guys!“ begrüsst. Wieder einmal zeigt Philip seine guten Manieren, in dem er mich den andern vorstellt: „ This is Caro, she is from Switzerland but bevore sha came here she lived in Germany. Caro, das sind Marc mit seiner Freundin Natasha, Reto mit Sandy, William mit Cathleen, Andy mit Sarina und George.“ Ich küsse jeden auf die Backe. Alle sind sie hübsch doch Philip ist eindeutig der hübscheste!„ So Caro, wie findest du Amerika?“, fragt William. O man ich muss dringend Charly bitten mir Englischnachhilfe zu geben. Ich verstehe fast nichts, und bis ich endlich antworte, vergeht auch eine kleinere Ewigkeit: „ Bisher eigentlich recht gut. Nur mit dem Englisch habe ich noch so meine Probleme.“ „ Und du sprichst wirklich englisch, deutsch und schweizerdeutsch? Kannst du uns mal ein bisschen Schweizerdeutsch beibringen? Das tönt doch sicher voll cool!“ „ Französisch spreche ich auch noch. Klar kann ich euch mal was beibringen!“ „ Wieso bist du eigentlich zuerst nach Deutschland und dann nach Amerika gezogen?“ „ So, ich glaube jetzt wechseln wir mal das Thema!“, meint Philip, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Doch wirklich besser wird es nicht. Jetzt sprechen sie nämlich über Schulinterne Dinge von denen ich überhaupt nichts verstehe! Ich beobachte die Menschen, die den Pup betreten und wieder verlassen. Plötzlich betritt ein junger Mann mit verstrubeltem Haar und braun gebrannter Haut den Pup. Auch George scheint ihn gesehen zu haben, denn er meint: „ Na seht mal wen wir hier haben! Wenn das nicht unser Revolverheld ist! Hey Jonathan komm mal her! Philips Neue soll dich kennen lernen!“ Philips Neue? Pah! Wie die einfach davon ausgehen das Philip und ich ein Paar sind! Das muss ich bei nächster Gelegenheit klären. Da Jonathan keine Anstallten macht zu uns zu kommen, rufen nun auch Reto und Philip, sodass ihm nichts anderes übrig bleibt als zu uns zu kommen. Langsam trottet er auf uns zu. „ Jonathan, Caroline. Caroline, Jonathan.“, stellt Philip uns vor. Ich will mich schon erheben u, ihn zur Begrüssung zu küssen, so wie ich es zuvor bei den anderen gemacht habe, doch Philip hält mich zurück und flüstert mir zu: „ Revolverhelden küsst man nicht!“

Als Philip und ich etwas später wieder nach Hause fahren, frage ich ihn weshalb sie so fies zu Jonathan waren, doch er lenkt sofort ab, in dem er mich auffordert nochmals das Auto zu fahren. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen! Wieder wechseln wir die Plätze, und wieder springt das Auto nicht an. „Ich habe das Gefühl, du brauchst einen Ansporn!“, meint Philip mit einem irre Lächeln auf dem Gesicht. Fragend blicke ich ihn an und er beugt sich zu mir rüber und küsst mich so heftig und fordernd, wie ich es noch nie erlebt habe. Bevor ich jedoch richtig reagieren kann, setzt er sich schon wieder gerade auf seinen Platz und meint keck: „ Mehr gibt erst wenn du das Auto anlassen konntest!“
Als Philip und ich etwas später wieder nach Hause fahren, frage ich ihn weshalb sie so fies zu Jonathan waren, als dieser nämlich wieder gehen wollte, packte William ihn, verdrehte ihm den Arm und meinte: „ Aber Jonathan, ein „Held“ lädt doch seine Freunde ein. Meinst du nicht?“ Er sagte es in so einem fiesen Ton, und verdrehte Jonathans Arm immer weiter, so dass diesem gar nichts anderes übrig blieb, als unsere Rechnung zu zahlen. Jetzt im Nachhinein weiss ich, dass ich eingreifen hätte müssen, doch ich habe mich einfach nicht getraut! Philip lenkt sofort ab, in dem er mich auffordert nochmals das Auto zu fahren. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen! Wieder wechseln wir die Plätze, und wieder springt das Auto nicht an. „Ich habe das Gefühl, du brauchst einen Ansporn!“, meint Philip mit einem irre Lächeln auf dem Gesicht. Fragend blicke ich ihn an und er beugt sich zu mir rüber und küsst mich so heftig und fordernd, wie ich es noch nie erlebt habe. Bevor ich jedoch richtig reagieren kann, setzt er sich schon wieder gerade auf seinen Platz und meint keck: „Mehr gibt erst wenn du das Auto anlassen konntest!“ Nach diesem Angebot, musste ich es einfach schaffen! Und als würde mir dieser Kerl im Himmel – an dem ich nach allem, was mir passiert ist, eigentlich nicht mehr glaube - doch mal noch was Gutes tun wollen, klappte es. „Wie weit muss ich fahren? Du kannst mir ja die Belohnung kaum vor Petra und Charles geben, oder?“, meine ich lachend. „Fahr mal da vorne rein. Da gibt’s eine Höhle, in der man ungestört ist.“ Vor der Höhle angekommen, hat irgendwie niemand von uns so recht Lust zum Aussteigen. „Ist man vor der Höhle auch ungestört?“ „Sure!“, antwortet Philip mit einem verschmitzten Lächeln, was wieder seine Süssen Lachfältchen hervorruft. Er schnallt mich und ihn los, und zieht mich auf seinen Schoss. Er fackelt gar nicht lange, streicht mir die Haare aus dem Gesicht und küsst mich so wie ich es mir erhofft hatte. Freudig erwidere ich seinen Kuss, und merke dass es ihm genauso wie mir gefällt. Langsam streift er sich sein T-Shirt über den Kopf, und ich fahre ganz langsam über seinen Bauch. Doch als auch er mir mein Shirt ausziehen will, rücke ich von ihm weg und setzte mich wieder ans Steuer. „Ich glaube wir sollten langsam weiter.“
Zuhause erwartet Tom mich schon vor dem Haus. „Na Schwesterchen du hast dich ja schon ganz gut mit den Amerikanern angefreundet oder liege ich da etwa falsch?“ meint Tom lachend als ich etwas zerzaust und verschwitzt aus dem Porsche steige. Er hat es auf Schweizerdeutsch gesagt, weshalb mich Philip fragen ansieht. Ich lächle ihn beruhigend an und frage Tom: „ Und was verschafft mir die Ehre das du hier auf mich wartest?“ „Charles und Petra sind beim Einkaufen und wir sollen noch Summer und Sunlight bewegen. Charles meinte das wir heute Morgen so gut geritten seien, dass er und alleine rauslässt. Also verabschiede dich von deinem Lover und geh dich umziehen! Ich sattle in der Zwischenzeit die Pferde.“ Ich gehe in Richtung Haus, in der Annahme das Philip noch da ist, wenn ich wieder runterkomme. Als ich schon fast bei der Haustüre bin, höre ich wie Tom zu Philip sagt: „ Es tut mir leid das ich dir meine Schwester entführen muss.“ Und Philip erwidert schmunzelnd:“ Easy Buddy! Solange es nur du bist, soll’s mir Recht sein!“
Ich lehne mich mit einem Seufzen gegen meine geschlossene Tür. Alles geht mir viel zu schnell. Ich bin plötzlich unglaublich müde. Es sind schliesslich erst zwei Tage seit ich hier bin und schon wäre ich beinahe mit Philip… Nun ja! Am liebsten hätte ich mich ins Bett gelegt und wäre eingeschlafen. Doch Tom erwartet mich ja zum Ausreiten. Ich öffne meinen Schrank. Während ich in meinen Tops wühle, fällt mir wieder Jonathan ein, der gutaussehende junge Typ aus der Bar. „Revolverheld“ haben sie ihn genannt. Warum? Und wie alt er wohl ist? Nicht älter als zwanzig. Aber seine Augen sahen viel älter aus, ernster. Ich schüttle den Kopf. Ich will jetzt nicht über Jonathan nachdenken. Rasch schlüpfe ich in Jeans und Stiefel und flechte meine Haare zu einem lockeren Zopf. Tom erwartet mich schon, Summer und Sunlight am Zügel. „Was ist das?“, frage ich. An Sunlights Sattel hängt ein brauner, breitkrempiger Hut, der mit einem hübschen Band mit türkisenen Steinen verziert ist. Tom trägt ebenfalls einen, allerdings ist deiner schwarz. „Charly meinte, wir sollen sie anziehen. Es soll recht unangenehm sein, ohne Hut in der Wüste rumzureiten.“ Ich seufze und setzte den Hut auf. Zu meinem Erstaunen ist es darunter angenehm kühl.„Na, wie gefällt es dir bisher in Amerika?“, fragt Tom als wir einige Zeit ruhig nebeneinander hergeritten sind. Ich zucke mit den Schultern. „Ganz gut“, antworte ich ausweichend. „Aber mit Petra scheinst du Probleme zu haben, oder?“ „Ich habe einfach das Gefühl, dass sie mich immer benachteiligt!“ „Ich vergleiche sie einfach immer mit…“ „Mit Mutter?“ Tom nickt und wischt sich mit der Hand über die Stirn. „Ach Tom! Ich habe immer das Gefühl ich sei Schuld am Unfall!“ „Sicher nicht! Warum solltest du?“, fragt er mit gerunzelter Stirn. „Sie war für mich unterwegs!“ „Aber du bist nicht der Trottel der sie überfahren hat! Und als ich dich angerufen habe bist du sofort gekommen!“ Ich schüttle bloss den Kopf und wünsche mir, dass er aufhört, davon zu reden. „Die Strecke da vorne sieht toll aus. Wollen wir einen Galopp versuchen?“ Tom sieht skeptisch aus. „Meinst du wirklich?“ Ich nicke. „Na klar!“ Ich gebe Sunlight die Galopphilfe und wir fliegen nur so über den staubigen Wüstenboden. Schnell überhole ich Tom und als wir zu dem Baum kommen, den wir vorher als Schlusspunkt bestimmt haben, liege ich um zwei Pferdelängen vorne. Auf mein Zeichen hin fällt Sunny – wie ich sie inzwischen nenne – in den Schritt und ich klopfe ihr den nassen Hals. Dann grinse ich Tom siegessicher an. „1:0“, verkünde ich. „Ok, ok“, lacht er. „Ich gebe mich geschlagen.“ Er sieht auf seine Uhr. „Wir sollten langsam zurück. Charly und Petra sind bestimmt schon da.“ Er wendet sein Pferd und ich tue es ihm nach. „Okay. Ich rufe sie schnell an, damit die sich keine Sorgen machen!“ Schnell ziehe ich mein Handy aus der Satteltasche. „Scheisse, kein Empfang!“ „Kein Wunder, wir sind ja auch mitten in der Wüste. Na los, machen wir einfach ein bisschen vorwärts.“ Er lässt Summer antraben und ich lenke Sunny neben ihn. Eine Weile reiten wir schweigend nebeneinander her. Plötzlich sticht mir etwas ins Auge. „Tom, warte mal! Hooo! Sofort stoppt Sunny. Tom sieht mich erstaunt an. „An dem Kaktus sind wir doch gerade eben schon einmal vorbeigekommen.“ „Quatsch“, winkt Tom ab. „Hier sieht doch sowieso alles gleich aus!“ „Nein, ich bin ganz sicher! Scheisse Tom! Wo sind wir?“ Langsam kriege ich Angst. Da bewegt sich plötzlich etwas hinter dem Kaktus. Und man sieht die Silhouette eines Mannes. „Hey den kenne ich!“, sage ich zu Tom, und laut rufe ich, „Jonathan!“ Ruckartig dreht dieser sich um und da sehe ich, dass er einen wunderschönen Grauschimmel an der Hand führt. Schnell treibe ich Sunny an und Tom folgt mir. Jonathan trägt dieselben Klamotten wie an dem Tag, als ich ihn in der Bar sah: den langen, beigen Mantel, wie man ihn von den Cowboys aus den Westernfilmen kennt, Bluejeans, Westernstiefel mit klirrenden Sporen, einen Hut und ein ausgebleichtes, rotes Halstuch. Unter dem Mantel ist ein kariertes Hemd zu sehen. Seine grauen Augen blitzen belustigt. „Sieh an, Philips kleine Freundin! Was hat euch den hierher verschlagen?“ „Erstens bin ich nicht Philips Freundin und schon gar nicht klein“, erwidere ich schnippisch, „ und zweitens wollte ich mich noch bei dir entschuldigen!“ „ Dich bei ihm entschuldigen? Von wo kennst du diesen Typen überhaupt?“, fragt Tom jetzt, der gar nicht mehr mit kommt. Anstelle von mir antwortet ihm Jonathan: „ Von Philip!“ Er wendet sich an mich. „Er geht ja ziemlich zur Sache, was? Aber es scheint, als ob alle dich falsch einschätzen. Nachdem du ihn ja nicht ranlässt!“ Er grinst anzüglich. Langsam werde ich wütend. „Was fällt dir ein?“, frage ich. „Einfach anderen Leuten nachspionieren! Dabei wollte ich mich eigentlich bei dir entschuldigen, weil die anderen so fies zu dir waren! Aber du scheinst es verdient zu haben! Wütend wende ich Sunny ab. Doch da fällt mir ein, dass wir uns ja verirrt haben und er wohl so ziemlich die einzige Person ist, die uns helfen kann. Ich halte Sunny an und drehe mich im Sattel um. Jonathan steht noch immer da, den Fuss locker auf den Sporen gestellt und grinst mich an. Tom schaut verwirrt von einem zum anderen. „Was hat das alles zu bedeuten?“, fragt er. Ich schliesse kurz die Augen und wünsche mich weit weg. „Erkläre ich dir später“, seufze ich, denn ich habe keine Lust, ihm – vor allem vor Jonathan – der Sache mit Philip zu erzählen. Ich wende mich zu Jonathan um. Also, wenn du schon hier rumstehst und nichts besseres zu tun hast, als dumme Sprüche zu klopfen…“ „Du meinst, ihr habt euch verirrt und ich soll euch jetzt aus der Patsche helfen“, bringt er es auf den Punkt. Ich überlege wie ich es umgehen kann, ihm recht zu geben. Zum Glück nimmt mir Tom die Entscheidung ab: „ Genau. Könntest du uns sagen, wie wir wieder nach Hause kommen?“ „Klar, ich zeige es euch. Folgt mir einfach!“ Ich schweige auf dem ganzen Weg vor mich hin. Doch Tom und Jonathan unterhalten sich munter: „Wieso kannst du eigentlich so gut Deutsch, Jonathan?“ „Nenn mich doch erstens Jon und zweitens habe ich mal in Deutschland gelebt.“ „Wirklich? Wo?“ „ In der Nähe von München. Am Starnbergersee. Kennst du?“ Jetzt bin ich aber erstaunt. Am Starnbergersee? Dort gibt es nur Luxusvillen. „Klar! Einer meiner besten Freunde wohnt dort.“Zu Hause angekommen erwartet Charly uns schon ungeduldig: „ Na endlich! Ich habe schon angst um euch gehabt! Aber wie ich sehe habt ihr ja den besten Führer den man haben kann gehabt! Hey Jonathan. Von wo kennt ihr euch denn?“ „Hi Charles. Ja ich kenne Caro von Philip.“ „Aber du bist doch sonst eher nicht in dieser Gegend“, meint Charly erstaunt. „Ich habe dir doch versprochen dass Gatter auf der Nord-Weide zu reparieren.“ „Ah, genau, wie konnte ich das vergessen? Ich werde auch immer älter… Also komm mit!“ Charly wendet sich ab, und Jonathan klatscht bei Tom ab und geht dann, ohne mich auch nur noch eines Blickes zu würdigen, was mir aus einem unerfindlichen Grund ganz schön auf den Strich geht. Seufzend sattle ich Sunny ab und bringe sie auf die Weide.

Am nächsten Morgen wache ich erneut durch ein energisches Klopfen an der Tür auf. „Ich komme gleich, Tante Petra“, murmle ich. „Ich bin es, Rebecca, nicht Petra. Komm, Schlafmütze, aufstehen! Wir gehen in die Stadt!“ „Muss das sein?“ Ich sehe keinen Grund mich aus meinem Bett zu bewegen, obwohl ich eigentlich immer für einen Ausflug in eine Stadt, zu haben bin. „Ja es muss. Philip hat mich gebeten heute auf dich aufzupassen, weil er weg ist.“ Auf mich aufpassen? Ich spüre die Wut in mir hochstiegen. „Ich kann selbst auf mich aufpassen!“ Einen Moment lang bleibt es ruhig. Dann ruft Rebecca: „Komm schon, Caro! Es wird bestimmt lustig!“ Ich seufze. Was bildet Philip sich eigentlich ein? Der Typ soll sich nicht so aufspielen! Irgendwie habe ich ja Lust, Shoppen zu gehen. Aber dann Philip sich sonst was denken. Auf mich aufpassen! Pah! „ Okay ich komme mit, wenn du dein Amt als „Aufpasserin“ ablegst!“ „Sie seufzt laut und murmelt etwas Unverständliches das klingt wie: „Philip wird mich umbringen!“ Dann ruft sie: „Na gut! Und jetzt beeil dich, Ich warte unten!“ Schnell springe ich aus dem Bett. Hmm was soll ich anziehen? Ich entscheide mich für ein enges, grünes Top und einen Minirock aus Jeansstoff, Mit den Sneakers sieht das ganz sportlich aus. Wo ist nur meine Wimperntusche? Ich könnte schwören, sie ist mir gestern in die Badewanne gefallen. Auf Lippenstift verzichte ich, Lipgloss genügt vollkommen. Als ich jedoch nach einer Haarspange wühle, erstarre ich plötzlich. Die hübsche, schmale Silberspange mit den grünen Steinen hat meiner Mutter gehört. Ich schlucke. Mum… Abgesehen von dem Ausritt mit Tom habe ich kaum an sie gedacht. In die Trauer mischen sich nun noch Schuldgefühle. Meine Tränen tropfen ins Waschbecken unter dem kleinen Spiegel im Badezimmer, sie sind schwarz gefärbt von der Wimperntusche. „So ein Mist!“ Meine Stimme halt seltsam in den Raum. Ich wische mir mit dem Handrücken übers Gesicht, was aber alles nur noch schlimmer macht. Wieso musste ich an diesem Tag auch mit Katrin in die Stadt, statt selber mein neues Kleid abzuholen. Schnell wasche ich mein Gesicht ab, was mir hilft, wieder einen klaren Kopf zu kriegen und schminke mich neu. Die silberne Spange, stecke ich mir ins Haar.

Toms Blick fällt sofort auf die Spange. Auch er scheint zu merken, bei wem sie jetzt eigentlich im Haar stecken sollte. Er ringt sich ein Lächeln ab, dann wendet er sich wieder Charles zu. Rebecca wartet vor dem Haus, an ein schickes knallrotes Sportcabrio gelehnt, plaudert sie mit Petra. „ Hey Caro, are you ready?“ „ Ja, wir können gehen!“ „Na dann wünsche ich euch viel Spass!“, meint Petra. Das ist der erste nette Satz den ich von ihr höre, seit ich hier bin. Verblüfft sehe ich sie an, doch sie lächelt mich bloss an. Ich steige auf der Beifahrerseite ein, Rebecca setzt sich hinters Steuerrad und lässt mit einer bewundernswerten Leichtigkeit den Motor an. Ich sollte sie wirklich bitten, mir Nachhilfe zu geben. Dann habe ich wenigstens etwas, womit ich Philip… Da fällt mir ein, dass ich ja eigentlich sauer auf ihn bin. „Los geht’s!“, sagt Rebecca gut gelaunt.In Bemidji angekommen, zieht Rebecca mich sofort in ein Kleidergeschäft mit dem Namen „Westerngirl“ und meint: „So jetzt kaufen wir dir mal Landtaugliche Klamotten. Es geht ja nicht, dass du immer im selben Hemd und denselben Jeans rumläufst! Los, schau dich nur um!“ Ich probiere einige Blusen und Jeans an, bis wir schliesslich sechs Blusen und drei paar Jeans gefunden haben. An der Kasse kriege ich angesichts des Preises einen kurzen Schock. Ich krame schon in meiner Tasche im meine, noch nie gebrauchte, amerikanische Kreditkarte hervorzunehmen. Doch Becci zückt locker eine aus ihrer hinteren Hosentasche und hält sie der Verkäuferin hin. „Aber…“ „Nichts aber! Ich habe doch gesagt, Philip will dich beschäftigt haben. Also lädt er dich ein!“

Nachdem wir noch in zig weiteren Läden gewesen sind und Philip mir noch mehr „geschenkt“ hat, sitzen wie nun in einem Kaffee, trinken einen Milchshake und essen Kuchen. „ Na wie gefällt es dir in Amerika?“ Ich habe diese Frage so was von satt! „ Wirklich gut. Ich mag es hier und ich habe auch schon viele Leute kennen gelernt.“ Das ist meine grösste Sorge gewesen, hier keine Freunde zu finden. „So, wen den?“, fragt Becci interessiert. „ Na dich, Philip, deinen Vater, Philips Clique und Jonathan. Ich finde das sind ganz schön viele dafür dass ich erst seit ein paar Tagen hier bin.“ „ Du hast schon Jonathan kennen gelernt?“, fragt Becci erstaunt. „ ja, als ich mit Philip im „Deers“ war und dann hat er mich und Tom gestern gerettet. Wenn wir schon beim Thema sind, weißt du weshalb er „Revolverheld“ genannt wird?“ „So ganz genau auch nicht. Es ist halt so, dass er ganz alleine draussen in der Wüste lebt und sich nicht gerne in der Nähe von Menschen aufhält. Die einzige Ausnahme ist dein Onkel Charles. Das „Revolver“ bezieht sich auf den Revolver den er immer bei sich trägt, und das „Held“ ist mehr spöttisch gemeint. Aber jetzt noch zu anderem, du weißt doch sicher, ob dein Bruder eine Freundin hat, oder?“ Ich muss schmunzeln: „Sag bloss, du hast dich in meinen Bruder verknallt! Ich kann dich beruhigen, er hat, soviel ich weiss, keine Freundin. Aber wenn du willst, kann ich mal herausfinden, ob er auch was an dir findet.“ Becci ist in der Zwischenzeit knallrot geworden. „Würdest du das tun? Aber sag ihm nicht, was ich gesagt habe! Das muss unter uns bleiben!“"Gut, behalte die Hand tief, solange du nichts von deinem Pferd willst!" Ich seufze. Meine Kleider kleben bereits an mir. Reiten ist unglaublich anstrengend, vor allem, wenn man statt schön von A nach B nach C von A gleich zu D geht.Tom scheint es ähnlich zu gehen. Sein Kopf ist knallrot. Charles, der heute ebenfalls auf einem Pferd sitzt,lässt seinen Braunen im Schritt kleine runden drehen, während er uns beobachet. "So, nun ist es Zeit für etwas Neues", verkündet er schliesslich. Tom und ich stöhnen gleichzeitig auf. Schon wieder etwas Neues? Dabei beherrschen wir gerade mal die grundlegenden Dinge einigermassen. Charly lacht bloss. "Wenn ihr schon reiten lernt, dann richtig!" Er treibt sein Pfrd zu dem angrenzenden Korral, in dem einige Kühe grasen. Er stösst das Tor auf und reitet hinein, sein Lasso in der Hand. Mit lautem Rufen schickt er die Kühe zu uns in die Koppel. Ich spüre, wie sich Sunny unter mir anspannt. Das kann nicht sein Ernst sein! Oder?

Er gesellt sich zu uns. Sein Pferd schnaubt aufgeregt und scharrt ungeduldig mit dem Huf über den harten, staubigen Boden. Charles klopft ihm beruhigend den Hals. "Seht erst einmal einfach zu!", weist er uns an, dann reitet er zu den Kühen hinüber. Das Pferd fixiert die Tiere kurz, dann drängt es mit einer unglaublichen Geschwindigkeit eines von der Herde ab. Wie ein geducktes Raubtier, das zum Sprung bereit ist, verfolgt der Braune jede Bewegung der Kuh und hindert sie am Weglaufen. Charly sitzt mit einer schon fast unverschämten Lässigkeit im Sattel und überlässt die Führung dem Pferd.Das Pferd treibt die Kuh mit Leichtigkeit zurück in den Korrall. Charly drängt sein Pferd durch die Herde zurück zu uns. „Wow!“ Toms Augen leuchten vor Begeisterung. Charly lacht und klopft dem Braunen den Hals. „So, nun seid ihr dran! Caro, du kannst anfangen!“ „Anfangen?“, frage ich entgeistert. „Setzt dich locker in den Sattel, lass die Zügel lang und stör dein Pferd nicht! Sunny weiss schon, was sie zu tun hat.“ Ich bin noch immer skeptisch. Ich sitze erst zum dritten Mal auf einem Pferd und soll bereits so was können? Sunny schnaubt in freudiger Erwartung. Ich mustere die braunen und gescheckten und entscheide mich für eine kleine hellbraune Kuh. Ich lenke Sunny in ihre Richtung. Die Kuh scheint zu merken, um was es geht, sie versucht, zur Seite auszuweichen. Doch Sunny ist schneller, sie wirf sich auf der Hinterhand herum und versperrt der Kuh den Weg. Im ersten Moment versuche ich aus einem Reflex, gegenzuhalten, bis ich Charles rufen höre: „Lass los! Sitz gerade und geh in der Bewegung mit!“ Schon versucht die Kuh es auf der anderen Seite, sofort ist Sunny wieder auf gleicher Höhe mit ihr. Langsam beginnt mir das Ganze Spass zu machen. Charly lacht begeistert, als die Kuh zur ersten in den Korrall trabt. Ich lächle und wische mir den Schweiss von der Stirn. Jetzt bin ich echt reif für eine Dusche!Am frühen Abend kommen noch die letzten Dinge aus Deutschland an, doch ich bin zu müde um sie noch alle auszupacken. Die Reitstunde heute Morgen war ziemlich anstrengend. Ich habe mich gerade in mein Kuschelsofa, das auch unter den Sachen war, gekuschelt, da läutet mein Handy. „Hallo?“ „Hi Babe. Hier ist Philip.“ Hat man da noch Töne? Idiot! Er wartet, dass ich etwas sage, doch ich bin immer noch wütend. „Caro? Bist du hier? Ich wollte fragen, ob du heute Abend Zeit hast.“ „ Kommt darauf an für was“, sage ich mürrisch. „Ich habe gedacht, wir könnten zusammen was essen gehen.“ Eigentlich bin ich ja noch sauer auf ihn, aber so ein Essen zu zweit… „Okay. Wann holst du mich ab?“ „Um acht! Mach dich ein bisschen schick! Wir gehen nacher noch ins „LaRouge“ tanzen.“ „Bis dann!“ „Ja, ich freu mich!“ Ich lasse mich ins Sofa zurückfallen, nur um gleich wieder hochzuspringen und Beccis Nummer ins Handy einzutippen. Ich lasse Rebecca gar nicht zu Wort kommen, sondern frage sofort: „Was ist das „LaRouge“?“ „Hey Caro. Das „LaRouge“ ist ein Tanzclub. Ganz edel und exklusiv, Anzüge, Abendkleider und so. Warum?“ „Philip hat mich dorthin eingeladen und ich weiss, nicht was anziehen!“ „Zieh irgendein schlichtes, langes Kleid an. So ich muss weg. Sorry Bis bald mal. Erzähl mir wies war!“ Und schon hat sie aufgehängt. Jetzt muss ich ein Abendkleid suchen. Ich durchforsche alle Kisten und meinen Schrank, bis mir einfällt, dass ich es ja in eine Kiste von Tom gepackt habe, schnell schlüpfe ich aus dem Zimmer und kopfe an Toms Türe. „Tom?“ „Ja, wer ist da?“ „Ich bin’s. Darf ich reinkommen?“ „Klar, du immer. Ausser ich habe Mädchen-Besuch“ Ich öffne die Türe und trete ein. Tom sitzt auf dem Boden und packt Kisten aus. Ich setzte mich neben ihn und kuschle mich an ihn. Er nimmt mich in den Arm. Niemand von uns sagt etwas. Ich löse mich und beginne, ihm beim auspacken zu helfen. Auch er wendet sich wieder den Kisten zu und meint: „Du musst mir nicht helfen!“ Doch, ich suche mein Abendkleid. Weißt du wo es ist?“ „Ja, das habe ich vorher auf mein Bett gelegt. Für was brauchst du es?“ „Ich gehe heute Abend mit Phil aus.“ „So, so… Pass auf dich auf!“ Ich nicke „Ah ja, ich wollte dich noch etwas fragen. Was hältst du eigentlich von Rebecca?“ „Rebecca? Lustig, dass du fragst, darüber wollte ich auch mit dir reden. Was meinst du, könntest du ein Treffen mit ihr für mich vereinbaren?“ Ich muss lachen: „Frag sie selbst! Ich weiss, dass sie nicht ablehnen wird! So jetzt muss ich mich aber langsam beeilen. Bis später!“ „Ja, bis dann.“ Ich nehme mein Kleid und gehe zurück in mein Zimmer. Schnell dusche ich und wasche meine Haare mit dem neuen Shampoo, das mir so tolle Locken macht. Zur Verstärkung drehe ich noch Lockenwickler rein. Nachdem meine Haare nun also gut verstaut, in Lockenwickler eingerollt und unter einem Tuch ihre Form kriegen, öffne ich meine Schmuckkiste und hole eine Diamantkette, die einmal meiner Grossmutter gehört hat und die Farbe des Kleides so schön aufnimmt, mit den passenden Ohrringen heraus und ziehe sie an. Ich öffne die Lockenwickler und meine Haare fallen in schönen Locken über meine Schultern. Ich schminke mich nur dezent. Zu diesem Kleid darf ich es nicht übertreiben. Das Kleid ist dunkelgrün, anliegend und hat vorne einen tiefen V-Ausschnitt. Der Reisverschluss an der Rückseite der das Kleid festhält, bereitet mir einige Probleme. Ich ziehe meine Absatzschuhe an. Sieben Zentimeter! Ich bin richtig stolz darauf. Ich bin nochmals schnell im Bad um meine Frisur zu überprüfen als es an der Tür klopft und ohne eine Antwort abzuwarten, tritt Phil mit einem: „Hey Babe!“, ins Zimmer. Grosszügig sehe ich darüber weg. Als ich aus dem Bad ins Zimmer trete, klappt ihm die Kinnlade herunter. Innerlich jubiliere ich. Er mag zwar ein Idiot sein, aber ein unglaublich gutaussehender! Äusserlich bleibe ich cool, gehe auf ihn zu und hauche ihm einen Kuss auf die Wange. Dann bitte ich ihn: „Könntest du mir bitte den Reissverschluss schliessen?“ Ich kriege Gänsehaut, als ich seine Hand auf meinem Rücken spüre. Langsam zieh er den Reissverschluss hoch. Bevor er auf dumme Ideen kommt, drehe ich mich, als er den Reissverschluss ganz zugezogen hat, um. Da er immer noch nichts sagt, meine ich: „Gehen wir?“ „Ja, komm.“ Zur Abwechslung hält er mir mal wieder die Türe auf. Draussen auf dem Gang taut Phil wieder auf, denn wir treffen auf Tom, der Philip freundlich begrüsst und uns viel Spass wünscht. Am Auto angekommen, heute war es ausnahmsweise ein Mercedes und nicht der Porsche. Flüstert Phil mir ins Ohr: „ Ich muss jetzt einfach mal schnell was machen!“ Er drückt mich ans Auto und küsst mich. Zuerst zart, und dann als ich reagiere, fester. Plötzlich ertönt eine Stimme: „Hey Caro, hast du es dir doch anders überlegt?“ Jonathan! Schnell drücke ich Philip von mir weg. „Jonathan! Ich habe dir doch gesagt du sollst mir nicht nachspionieren! Komm, Phil, wir gehen.“ Ich drücke ihn ins Auto, laufe zur Beifahrerseite und steige selbst ein. „Was sollte das gerade eben?“, fragt Philip erstaunt. „Ach nichts. Vergiss es!“ Auf der restlichen Fahrt redet keiner von uns und meine Wut auf Jonathan steigt, weil er mir den Anfang dieses Abends verdorben hat. Was hatte er überhaupt auf der Ranch zu suchen? Als wir vor dem Restaurant vorfahren, werden und die Türen geöffnet, und das Auto wird von einem der Bediensteten weggefahren. Auf einem roten Teppich gehen wir zur Tür, die uns sofort von einem der livrierten Portier geöffnet wird. Ich schlucke und bin froh, dass mein Kleid nicht zu „overdressed“ ist, eher im Gegenteil. Vor uns lag ein langer Marmorgang, ebenfalls mit Teppich. An der rechten Wand war ein riesiger Spiegel mit goldenem Rahmen, der die Gesamte Länge der Wand einnahm. Rechts befand sich eine Gardarobe, die wegen des warmen Wetters kaum Jacken – ich korrigiere: Mäntel – enthält. Der Mann hinter dem Tresen nickt uns freundlich zu. Ein in einem Smoking gekleideter Kellner führt uns zu unserem Tisch. Er will und schon die Karten geben, als Phil sagt: „Ich habe vorbestellt.“ Und wirklich kommt schon die Vorspeise.Auf einem 4-eckigen, nach aussen gekrümmten Teller, sind, schön angeordnet verschiedene Lachssorten. Roher Lachs, geräucherter Lachs, gekochter Lachs, Dill Lachs und ein Stück Lachsroullade. Zum Glück kann ich bei Philip abschauen, welche Gabel ich nehmen, muss den neben meinem Teller liegen drei davon. Während wir essen fragt mich Philip: "Erzähl mir von deiner Zeit in Deutschland. " In Deutschland lebten wir etwa zwei Jahre lang in Berlin. Meine Grossmutter hatte dort ein grosses Haus in dem wir wohnen konnten. Tom und ich wurden sofort integriert. Wir hatten viele Kollegen. Tom hatte eine Freundin, ich einen Freund..." In diesem Moment klingelt mein Handy. Ich schaue Philip fragend an und er meint ich soll abnehmen. "Hier ist Caroline", Hei Süsse, hier ist Bastian." "Bastian? Bastian!" "Ist etwas? Du tönst so komisch", er klingt wirklich besorgt. "Nein, ich war nur überrascht das du anrufst." "Ich vermisse dich nur gerade. Ich wünsche mir so, dass du jetzt hier bei mir sitzt." "Ach Schatz. Meinst du ich wäre jetzt nicht gerne bei dir? Du weisst doch das ich nicht aus Berlin
weggegangen wäre, wenn ich nicht gewusst hätte!" Philip schaut mich erstaunt und fragend an. Ich beschliesse Bastian irgendwie abzuwimmeln: „ Du, ich muss leider gehen, das Essen ist schon da. Aber wir telefonieren bald wieder okay? Liebe dich!“ Ich henke ab. „Wer war das?“, fragt Philip mit gerunzelter Stirn. „Ach, einfach ein guter Kumpel aus Deutschland.“ Manchmal ist es ganz gut, dass Philip nicht wirklich gut Deutsch kann, denn Bastian ist ja weitaus mehr wie nur ein guter Kumpel von mir gewesen. Während dem Hauptgang, es gab Rindsmedaillon und Safrannudeln neben buntem Gemüse, erzählte ich Philip noch etwas mehr über meine Freunde in Deutschland und wie sehr ich sie vermisste. Als Philip dann vorschlägt, den Nachtisch bei ihm zuhause auf seiner Terrasse zu essen, verwerfen wir die Idee noch in den Tanzclub zu gehen sofort. Philip zahlt also, und bietet mir ganz galant seinen Arm. Vor dem Restaurant hat jemand schon das Auto vorgefahren. Während der Fahrt zu Philip nach hause, wo ich, nebenbei bemerkt, noch nie war, reden wir kein Wort. Irgendwie ist eine Spannung zwischen uns, die, zumindest mir, nicht geheuer ist. Nach etwa zehn Minuten biegen wir von der Hauptsrasse, in eine Allee ab. Auf der Seite sehe ich grosse Bäume und dahinter Wiesen, auf denen ich Pferde vermute. Wir fahren weiter, bis ich vor mir ein Schloss erblicke. Ich dachte wirklich so etwas gäbe es nur im Märchen. Vor allem habe ich nicht erwartet, so was in einer solchen Kuhgegend zu finden. Voll kitschig, mit Zinnen und Rosenranken, Balkonen, Türmen und Erkern. Vor einer grossen, breiten Eingangstreppe hält Philip an. Gleichzeitig öffnet sich die grosse Eingangstüre und ein Mann in schwarzem Anzug tritt heraus. Er kommt zum Auto und öffnet mir die Türe. Ich steige aus, und bevor ich mich bedanken kann sagt Phil: „Danke Kai. Könntest du bitte mein Auto in die Garage fahren?, Ich würde mich gerne um meine Freundin kümmern.“ Ich werde rot und Phil wirft Kai locker den Autoschlüssel zu. Er kommt zu mir und umarmt mich. „Na, was hältst du davon?“ „Ich bin ganz baff! Ich dachte, so was gäbe es nur in Filmen!“ Philip lacht und meint: „Du siehst so süss aus, wenn du erstaunt bist“ Ich werde schon wieder rot und um das zu vertuschen, meine ich: „Komm lass uns reingehen.“ „Vater! Becci! Ich bin zu Hause und ich habe Caroline mitgebracht!“, ruft Philip als wir das Haus betreten haben. „Caro!“, höre ich einen erfreuten Schrei von oben.
Philip, der immer noch meine Hand hält, schaut mich erstaunt an:"Na, da scheint jemand Freude an deinem Besuch zu haben." Da kommt auch schon Becci die breite Marmortreppe heruntergerannt und fällt mir um den Hals. "Er hat gerade angefufen und mich gefragt!". Becci scheint überglücklich zu sein. "Wer, wie, wo was?", fragen Tom und ich gleichzeitig. "Na, Tom! Er hat angefrufen und gefragt ob wir mal was zusammen trinken wollen!" ich schmunzle, da hat mein Bruder wohl doch noch den Mut gehabt sie zu fragen. Rebecca tanzt um uns herum und steckt uns mit ihrer guten Laune an, sodass wir, als James O`Harris eintritt, alle in der grossen Eingangshalle umhertanzen. Er muss lachen und fragt:" Was ist den hier los?" "Guten Abend Vater. Kannst du dich noch an Caroline erinnern?" "Klar kann ich. So ein hübsches Gesicht vergisst man nicht so schnell." Er kommt auf mich zu, küsst mir die Hand und sagt:" Guten Abend, Caroline. Schön das du hier bist. Fühl dich ganz wie zuhause." Ich räuspere mich verlegen. "Okay genug der höflichen Floskeln. Vater, ist es okay, wenn wir uns de Nachtisch mit auf mein Zimmer nehmen?" "Klar, Philip. Sagt einfach Jean-Luc, was ihr gerne haben wollt und dann soll es euch Anna hochbringen. Rebecca, komm bitte mit. Der Schneider braucht noch deine Masse für dein neues Kleid." Becci winkt uns zu und geht dann mit ihrem Vater weg. Ich starre ihnen nach. Jean-Luc? Anna? Schneider? "Komm wir gehen zu Jean-Luc!" "Und wer genau ist das?" "Das ist unser Französischer Koch. Dem sagen wir jetzt, was wir gerne zum Nachtisch hätten und dann bringt Anne es rauf in mein Zimmer." Nachdem wir uns von Jean-Luc in Sachen Nachtisch beraten lassen haben, folge ich Philip die mit einem roten Teppich überzogene Treppe in den ersten Stock hinauf.
Dort führt mich Philip bis ans Ende des Ganges. Er öffnet eine schöne, helle Holztüre und wir treten in ein Zimmer das eindeutig als Arbeitszimmer gebraucht wird. Überall liegen Bücher und Kabel von Computern herum. „Willkommen in meinem Reich!“, meint Philip und streicht mir durchs Haar. „Du lebst ja in einem der zwei Türme! Aber wo schläfst du?“ „Komm!“ Philip nimmt mich an der Hand und führt mich eine Treppe hinauf. Im zweiten Stock stehen ein riesiges Sofa und ein Flachbildferhseher. Doch Philip zieht mich durch das Zimmer hindurch und lüft vor mir noch mal eine Treppe hinauf. Auch durch das dritte Zimmer, ein Badezimmer, führt er mich. Erst der vierten Stock ist das Schlafzimmer.
Langsam tritt er zu mir und gibt mir einen zarten Kuss. Er zieht seinen Kopf wieder zurück. Kommt mir wieder näher und küsst mich wieder. Das macht er so lange, bis ich meine arme um seine Schultern lege. Und zurückküsse. Seine Hand fährt nach hinten zu meinem Reissverschluss und beginnt ihn zu öffnen. Ich erschaudere. Will ich das? Aber es ist gar nicht so einfach zu denken wenn man eine fremde Zunge im Mund und eine fremde Hand am Rücken hat. Stopp! Ich will das nicht! Ich kenne ihn doch noch gar nicht gut. Und ausserdem sind da ja noch Bastian…und Jonathan. Jonathan! Wie kann ich jetzt nur an ihn denken! Das ich an Bastian, meinen Freund, denke ich, ist verständlich, aber an Jonathan? In der Zwischenzeit hat Philip meinen Reissverschluss bis unten aufgezogen. Doch nun probiere ich ihn von mir wegzudrücken was mir allerdings nicht gelingt. Philip lässt mich los und schnallt seinen Gürtel los. „Bereit?“, fragt er. Was ist denn das für eine blöde Frage? Nein will ich schreien, schaffe es aber nicht. In dem Moment höre ich von unten Rebecca rufen: „Seid ihr hier? Caro, könntest du schnell kommen? Ich brauche deine Hilfe!“ „Schnell zieh meinen Reissverschluss wieder hoch!“, knurre ich Philip an. Er gehorcht und schafft es gerade noch bevor Becci ins Zimmer kommt. „Caro du musst mir unbedingt… habe ich euch bei irgendetwas gestört? Phil, wieso liegt dein Gürtel am Boden und Caro wieso ist deine Frisur offen?“ „Wir… haben es uns nur etwas bequemer gemacht! Diese Haarspange drückt ganz schön!“, beeile ich mich zu sagen. Und Philip stimmt dem ganz schnell zu. „So, so…“, grinst Becci. „Sie glaubt uns nicht!“, flüstert Philip mir zu. „Ach egal. Caro, komm mit!“ Sie packt meinen Arm und zieht mich mit sich mit. „Hey was machst du mit meiner Freundin?“, empört sich Philip. „Ich entführe sie dir“, antwortet Rebecca keck. „Stopp, Becci ich sollte glaube ich langsam mal nach hause. Die machen sich sicher schon Sorgen um mich.“ „Genau“, meine nun Philip,“ Komm ich fahre dich!“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.07.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Meli, mit der ich während den Schulstunden weiterschreiben konnte und für Kirsten, die mich mit ihren lustigen Kommentaren immer wieder ermutigt hat.

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