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Vorwort
Diese Idee stammt von einem Kindertraum. Ich wollte schon immer einmal etwas besonderes erleben. Etwas, was ungewöhnlich, ausernatürlich war. Und nach diesem Traum werde ich das Buch schreiben. Es gab für mich immer nur einen Wunsch: Ein Leben wie in einem Buch oder einem Film. Ob das Fantasy oder Abenteuer wäre, war mir egal. Jetzt habe ich mich für Fantasy entschieden, habe aber bisher nur die Einleitung geschrieben. Im Vordergrund des Buches steht die Hexe Patricia. Jetzt verrate ich aber nicht zu viel und lasse euch selber lesen. Bis der nächste Abschnitt kommt, könnte es ein wenig dauern, aber erst einmal viel Spaß mit dem Anfang! Ich habe auch noch nicht Korrektur gelesen, also entschuldigt bitte Fehler oder Verwirrungen.
Eure jocker!


1. Vor über tausend Jahren...
Alles begann vor über tausend Jahren, als es in unserem Land noch Hexen gab. Viele wenig begabte Hexen die nur die Kunst der Heilung und die theoretische Hexenlehre beherrschten existierten neben wenigen echten Hexen, die es verstanden, Wetter zu beeinflussen und die Sonne zu bewegen, Hexen, die mächtiger waren, als jede militärische Waffe die es heute gibt, und Hexen, die mit einem Augenzwinkern die Welt, das Universum zerstören konnten. Ein unbedeutender Mann, Johans Quenz, heiratete eine unbedeutende Hexe. Als sie ihm jedoch voller Vertrauen die Geheimnisse der echten Hexen anvertraute, lieferte er diese Informationen seinem Herrn, König Estroldon. Dieser jedoch war herrschsüchtig und rasend vor Wut, als er erfuhr, dass es mächtigere Wesen gab als ihm. Doch seine Informationen waren nicht vollständig. Laut der Aussage von Johans Quenz, gab es nur weibliche Hexen, die solche Kräfte besitzen. Ein großer Irrtum, wie König Estroldon zu spät bemerkte. Die Hexer, die auch Spione im Dienst des Königs hatten, erfuhren von dem Verrat, und verließen mit ihren Frauen das Land, um Frieden in einem jenseitigen Reich zu finden. Doch einige blieben zurück und wurden zur Jagd freigegeben. Merkmale der Hexen waren die feuerroten Haare die sie hatten, und der besagte wilde Blick, den man sofort erkennt, wenn eine Hexe vor einem steht. Johans versuchte mit seiner Frau dem König zu entkommen, doch er wurde von einem Soldatentrupp aufgefangen und mit seiner Frau am Galgen gehängt. Nicht allzu viele der Hexen und Hexer gelangten ins andere Reich, da sie als Kinder einen Schwur ablegen mussten, nicht im eigenen Wohle zu handeln. Viele wurden gehängt oder am Scheiterhaufen verbrannt, doch nicht alle. Und das wusste Estroldon. Deshalb ließ er eine der mächtigsten gefangenen Hexen zu sich rufen und quälte sie, bis sie sich bereit erklärte einen Fluch auf ihn zu legen. Er wollte unsterblich sein, um alle zu vernichten, die sich ihm in den Weg stellten. Doch Patricia, die Hexe, war mächtig genug ihn zu verbannen. Da sie jedoch zuvor die Worte: Deine Seele möge keinen Frieden finden bis all deine Opfer gerächt sind, unter hunderten von Peitschenhieben ausgesprochen hatte, war es ihr nur teilweise möglich. Alle hundert Jahre kommt er zurück in die Welt der Lebenden, seine Gestalt ist nie die selbe. Und alle hundert Jahre wird ein Kind geboren, das von magischer Abstammung ist. Seine Aufgabe ist es, Estroldon für ewig zu verbannen, was bisher noch niemanden gelungen ist. Dafür war Patricia zu mächtig. Für jede Hexe die er getötet hat, hat Estroldon mehr Macht bekommen, und seine Macht war der von Patricia gleich. Kein unmenschliches Wesen kann sich auf die Erde wagen, außer es will getötet werden. Doch es gibt eine Prophezeiung von einer der berühmtesten Wahrsagerinnen, damals. Nach dieser Prophezeiung wurde sie, ebenso wie Patricia, am Scheiterhaufen verbrannt. Die Prophezeiung besagt, dass einmal ein Kind kommen wird, das Patricias Kraft verkörpern wird. Es wird so sein, als ob Patricia wiedergeboren werden würde. Dieses Kind wird die letzte Hoffnung auf Freiheit für Hexen und andere Wesen sein, die letzte Hoffnung für die Welt. Cassandra, die diese Prophezeiung vorhergesagt hatte, wurde zehn Jahre verfolgt, bevor sie vom König und seinen zahllosen Anhängern gefunden wurde. Seither hat niemand auf der Erde gewagt, noch einmal eine Prophezeiung gegen den König zu veröffentlichen. Dadurch stieg Estroldons Macht gewaltig, denn die Menschen fühlten sich in dem Glauben, Estroldon sei das mächtigste Wesen, bestärkt. Daher unterstützten sie ihn im Kampf gegen die Hexen. Immer schwerer wurde es daher für die Auserwählten Nachfolger Patricias, ihn zu besiegen. Asio, der Seelenerwecker, wählte für Patricias Nachfolgerseele immer den Körper eines Jungen, da diese dadurch bessere Chancen in der Gesellschaft hatten. Doch viele von ihnen wurden trotz allem getötet. Bis an den Tag, an dem sich Cassandras Prophezeiung erfüllen sollte. Diesmal schickte Asio als letzte Hoffnung ein Mädchen. Es wurde bei Vollmond geboren, und tat seinen ersten Schrei um Mitternacht. Ein ganz normales Mädchen in der modernen Zeit, dessen Leben jedoch bereits vorbestimmt war, ohne das sie etwas davon ahnte. Das mächtigste Mädchen das es bisher gab, vielleicht das mächtigste Wesen. Und dieses Mädchen trug den Namen Patricia Lena Cordinia Cassandra. Die Namen der mächtigsten Widerstandskämpfer die es gab, und den Namen ihrer Urmutter Patricia. Dieses Kind war eine wandelnde Zeitbombe, wer sich gegen sie stellte wurde aus dem Weg geschafft. Dieses Mädchen entschied über Leben und Tod. Beide Seiten versuchten an dieses Mädchen heranzukommen, da es für die Hexen die letzte Hoffnung auf die Freiheit war und für Estroldon die Waffe für die absolute Macht. Doch bis zu ihrem fünfzehnten Geburtstag war dieses Mädchen geschützt vor allen Übernatürlichem. Es wuchs wie jedes andere Kind wohlbehütet in einer normalen Familie auf. Die letzte Hoffnung für die Welt.


Der Schrei
Autos fuhren rasch zur Seite als Lena Thompson im Rettungswagen lag, ihr Mann neben ihr, auf dem Weg ins Krankenhaus. Die Straße wurde von vereinzelt aufgestellten Straßenlaternen erhellt. Draußen hörte man das platschen der Regentropfen, doch Lena war eingehüllt von dem Schmerz in ihrem Bauch. Schreiend wand sie sich und drückte die Hand ihres Mannes Georg. Wenige Stunden später, es war punkt Mitternacht, ertönte ein leiser Schrei aus dem Krankenhaus. Der Schrei eines neugeborenen Kindes.

Santius schreckte hoch, ein Lächeln auf seinen Lippen. „Es ist so weit. Meine Lieben, der Kampf hat begonnen. Unsere Prophezeiung hat sich erfüllt, ich spüre es. Unsere letzte Hoffnung wurde von Asio in die Welt geschickt. Patricias Macht ist zurückgekehrt!“ , sagte er leise und mit tiefer Stimme zu den versammelten Rat. Er blickte in erfreute, hoffnungsvolle Gesichter die sich aufgeregt anlächelten. „Schickt Boten aus um die Nachricht unseren Brüdern und Schwestern mitzuteilen. Er hob seinen Stock und verließ den Raum. Müde ließ er sich in einen Sessel fallen und schloss die Augen. Sein langer grauer Bart zuckte, als er die Lippen zu einem Lächeln verzog. Doch der älteste Hexer, Santius, wusste auch, welche Gefahren und welche Verantwortung die Erfüllung der Prophezeiung mit sich brachte. Stöhnend erhob er sich und fuhr sich mit der Hand über den Rücken. „Sionku! Komm zu mir!“ ,rief er nach seiner Bediensteten. „Bring mich zu ihr, bitte!“ Sionku, treu und ergeben, führte ihn behutsam aus seinem Haus. „Seid ihr sicher, dass ihr die Welt betreten wollt? Wir wissen das Estroldon stärker geworden ist. Es könnte sein, dass er einen Weg gefunden hat den Fluch zu übergehen!“ Besorgt blieb sie stehen. Doch als Santius sie beruhigte führte sie ihn weiter über die Himmelspforte, die Treppen hinab bis zu einem verlassenen, einsamen Dorf. Klein und der falsche Ort für etwas aufregendes. Überall bewegte sich etwas, nicht nur die Tiere und die Bäume. Santius fühlte eine Macht, die Anwesenheit eines anderen Wesens. Und dieses Gefühl ließ ihn erschauern. „Frieren sie, Merister?“ , fragte Sionku besorgt und zog Santius Decke enger um ihn. Schließlich erreichten sie das letzte Haus des Dorfes, Nummer 12. Noch bevor sie klopfen konnten wurde die Tür geöffnet. Ein junger, nett aussehender Mann öffnete freudenstrahlend die Tür und blickte verdutzt in das Gesicht des alten Mannes. „Ähm, eigentlich hatte ich meine Eltern erwartet! Wer sind sie, oh, kommen sie herein, sie frieren ja.“ Neugierig betrachtete Georg den Mann mit der jungen Frau und half dem Mann herein. „Wissen sie warum ich meine Eltern erwartet habe? Weil heute etwas wunderbares passiert ist. Schatz, komm herüber, wir haben Besuch!“ , rief er in einen anderen Raum und hielt seine Arme offen, um später seine Frau mit dem Kind zu umarmen. Stolz drehte er sich wieder zu den Gästen um und erzählte: „Ich bin heute Vater geworden. Können sie sich das vorstellen? Ich meine...“ Ihm fehlten die Worte, In seinen Augen jedoch sah man den Glanz der unendlichen Freude als er sich über das kleine Baby beugte und es sanft auf die Stirn küsste und über seine Wange strich. „Darf ich auch einmal sehen?“ , fragte Santius und versuchte den Akzent der Familie nachzuahmen, was ihm misslang. Daran würde er noch üben müssen. Er beugte sich über das in feine Stoffe gehüllte Kind und blickte in ein wahres Engelsgesicht. Rund und unschuldig schlief es in den Armen der Mutter, eine Locke fiel ihm ins Gesicht, eine rote Locke. Eine feuerrote Locke. Santius strich ihm ebenfalls wie der Vater über das Haar und küsste es auf die Stirn. Dann wandte er sich an die Eltern: „Eigentlich bin ich aus einem bestimmten Grund hierher gekommen!“ , begann er. „Dieses Kind ist etwas ganz besonderes, das mag jetzt unglaubwürdig erscheinen, doch haben sie schon einmal an Magie geglaubt?“ Und dann erzählte er den fassungslosen Eltern die wahre Geschichte. Er begann bei Patricia, erzählte von den Widerstandskämpfern Lena und Cordinia, und von der Prophezeiung Cassandras. Kurz darauf ließ er die Eltern alleine zurück, nachdem er sich vergewissert hatte, das sie das Kind hüten würden. Und das sie dem Kind den richtigen, den guten Weg zeigen würden. Nachdem er einen Segen über sie gelegt hatte, damit sie bis zu ihrem fünfzehnten Geburtstag in Ruhe leben konnte, ohne zu wissen, was oder wer sie war. Es war das beste für sie, fand er. Einmal, ein einziges Mal kehrte er zurück. An dem Tag der Taufe. Dem Tag an dem sie ihren Namen bekam: Patricia Lena Cordinia Cassandra. Mit den Worten: „Möge Gott dich beschützen!“ verließ er die Kirche und verschwand. Er zog sich zurück, für fast fünfzehn Jahre. Doch er war nicht der einzige, sondern nur der Erste der von Patricias Geburt erfuhr. Auch Estroldon hatte sich bereit gehalten und seine Diener losgeschickt, um das Kind zu holen. Er selbst war verbannt , konnte die Schwelle zum Erdreich nicht übertreten ohne zu Asche vernichtet zu werden. Doch seine Diener konnten. Jedoch als sie versuchten das Kind zu berühren, brannte ihr Mal, so das sie von innen heraus verbrannten. Nur wenige konnten das Kind loslassen bevor ihnen die Hand zerfiel. Diejenigen flüchteten zu ihrem Herrn zurück und erstatteten ihm Bericht. Nur um kurz darauf einen noch viel qualvolleren Tod erleben zu müssen, der ihr Scheitern bestrafen sollte. Die Zeit lief davon, Stunde um Stunde, Tag um Tag, Jahr um Jahr. Alle bereiteten sich vor, die Ruhe vor dem Krieg.
Kindheit
Lena und Georg waren fast perfekte Eltern. Sie sorgten sich um Patricia, kümmerten sich um sie und ließen sie den Anschein haben, sie sei ein normales Mädchen. Es war Ostern, Patricia war Neujahr vier Jahre alt geworden, als sie das erste Anzeichen ihrer Macht erfuhr. Die kleine Familie stand in dem großen Garten. Georg hatte die Eier und Süßigkeiten gut im Garten versteckt. Lächelnd sah er seine Frau an die ebenso lächelnd Patricia betrachtete. Automatisch griff er nach ihrer Hand. Schreiend kam Patricia hergelaufen, ihre Arme voll von Ostereiern und Schokohasen, ihr Gesicht strahlend vor Freude. Lachend lief sie weiter an den Zaun heran, hinter dem der Wald endete. Plötzlich tauchten aus dem Wald Männer auf, keine Nachbarn, Fremde. Obwohl in dieser Gegend nur selten Fremde kamen, schon gar nicht aus dem Wald. Als Dorfeinwohnerin hatte sie gelernt jeden, egal ob bekannt oder fremd, freundlich gegenüber zutreten. Deshalb pflückte sie eine Wiesenblume und hielt sie den Männern entgegen. Diese waren vollkommen schwarz gekleidet und gingen in einer Art Formation auf sie zu. Es waren, so erinnerte sie sich, fünf Männer. Groß und stark wie man sie aus den Actionfilmen kannte. Patricia streckte sich um über den Zaun blicken zu können und blickte erwartungsvoll in die Gesichter. Die Männer waren schon dicht bei ihr, doch keiner begrüßte sie und keiner lächelte ihr entgegen. Das machte Patricia wütend und das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Lena und Georg waren ihr nachgekommen und sahen die Fremden kommen. Lena eilte zu Patricia. Nahm sie an der Hand und wollte mit ihr zurück laufen. Ihr Gesicht war wie Georgs zu einem angsterfüllten Blick verzogen. Die Männer die bemerkten das Patricia weglaufen wollte, beschleunigten ihren Schritt. Als sie jedoch am Zaun angelangten und darüber klettern wollten, bemerkte Patricia die Angst ihrer Eltern und blickte, entschlossen die bösen Männer zu vertreiben, zurück. Überraschend ging der Holzzaun in Flammen auf und die Männer rannten schreiend davon. Fragend starrten ihre Eltern zuerst in die Flammen, dann auf sie. Sie hingegen hatte den Vorfall schon wieder vergessen, und lächelte treuherzig in das Gesicht ihrer bestürzten Mutter. Nach einem sanften Kuss ließ sie Lenas Hand wieder los und rannte weiter um das nächste Ei zu holen. In den folgenden Tagen waren ihr Eltern seltsam nervös, flüsterten heimlich, und Georg konnte es nicht erwarten einen neuen Zaun zu bauen. Patricia verstand das alles nicht, konnte es nicht verstehen, doch machte sich auch nicht viele Gedanken darüber. Bald vergaß sie das Ereignis. In den darauffolgenden Jahren passierte nichts so ungewöhnliches, doch viele kleine Sachen. Zum Beispiel ließ Patricia mehr Chili in die Spagettisoße schweben , damit sie ganz genau ihrem Geschmack entsprach. Direkt an der Nase ihrer Mutter vorbei die ihr versichert hatte, das die Soße schon scharf genug sei. Oder beim Einkaufen. Wie jedes Kind wollte Patricia Süßigkeiten haben. Früher hatte sie immer zu weinen begonnen wenn sie etwas nicht bekam. Dann hatte ihr Vater immer eingewilligt es ihr zu kaufen, wenn sie versprach nicht mehr zu weinen. Doch er bald herausgefunden, dass das der Erziehung schadete, wenn Kinder alles bekamen was sie wollten. So fuhr er einfach mit seiner Tochter durch die Süßwarenabteilung, ohne ihr etwas herunter zu nehmen. Als er schimpfte als sie zu weinen begann, setzte sich Patricia trotzig in den Einkaufswagen. Als die Beiden schon fast an der Kasse angelangt waren, tat sie so, als ob sie sich eine Keksdose vom Regal ganz oben nehmen würde. Und tatsächlich hielt der Vater später dies Dose in seinen Händen, als er bezahlte. Verwundert blickte er die Dose an, dann blickte er in Patricias verschmitztes Lächeln. Die Kekse bekam sie trotzdem nicht. All diese Sachen waren schnell vergessen. Patricia hatte eine Schwester und einen Bruder bekommen, wurde nie verwöhnt, doch bekam alles von ihren Eltern. Kurzum, sie wuchs mit allem was sie brauchte und kleinen Extras auf, besuchte den Kindergarten, die Grundschule und später kam sie in ein Gymnasium. Freunde waren für sie genauso wie Noten nie ein Problem. Sie war klug, weise für ihr Alter, konnte sich viel merken. Zusätzlich war sie noch sportlich, sie mochte Sport nicht, besonders nicht Bodenturnen, doch in Sprint und Ballspielen war sie unübertreffbar. Wie viele andere auch brauchte sie eine Zahnspange, die sie jedoch bald wieder loswurde und eine Brille. Sie war nicht übermäßig hübsch, doch zufrieden mit sich und der Welt. Ihre beste Freundin Lydia die sie schon seit dem Kindergarten kannte, besuchte ebenfalls das gleiche Gymnasium. So wuchs das kleine Mädchen auf, wurde größer und vernünftiger, musste mehr Verantwortung tragen und ahnte nicht das geringste von ihrer wahren Natur. Jede acht jedoch träumte sie von einem Mann, einem alten Mann der sie versuchte mit ihren Eltern zu beschützen, vor einem brennenden Zaun hinter dessen Flammen sich fünf unbekannte Gestalten befanden. Der Traum endete immer auf die selbe Weise. Der Wald rückte immer näher an den Zaun heran, verschluckte die Männer und hielt vor dem Zaun an. Ihr Beschützer, der alte Mann, ging auf die Flammen zu, wärmte seine Hände und verschwand mit ihnen. Irgendwann, nachdem sie viermal hintereinander den gleichen Traum gehabt hatte, sprach sie ihre Eltern darauf an. Nach kurzem zögern antworteten sie, das sie nichts wüssten, was mit dem Traum zu tun haben könnte. Eine glatte Lüge um ihr Kind zu schützen. Patricia hatte das zögern bemerkt, wollte jedoch nicht weiterfragen. Deshalb schrieb sie ihren Traum, der sich hunderte Male wiederholte, in ihr Tagebuch.
Die Zugfahrt
„Patricia! Komm raus! Du musst zur Schule! Das Frühstück wartet schon auf dich! Los, sonst verpasst du den Zug!“ Stöhnend schlug Patricia die Bettdecke zurück, blieb jedoch mit geschlossenen Augen liegen. „Komme ja gleich, nur noch zwei Minuten!“, murmelte sie und drehte sich zur Seite. Die Zimmertür ging auf und ihre Mutter kam herein. „Nein, du bist schon spät genug dran!“ Sie ging zum Fenster und riss die Vorhänge auf. Blendendes Sonnenlicht fiel auf Patricias Gesicht. Sie rappelte sich auf, nahm ihre Sachen und begab sich ins Badezimmer. Als sie fertig angezogen in die Küche kam saßen ihre Eltern schon beim Frühstück. Ihre Geschwister stritten sich über ein bereits gestrichenes Butterbrot, ihr Vater las die Zeitung. Alles war so wie immer. Hastig trank sie ihren Kakao, nahm sich ein Brot und ging in den Fahrradschuppen. Draußen war es obwohl es schon fast Sommer war, kühl und nebelig. An diesem Tag war es etwas dunkler als es hätte sein sollen, es war beängstigend. Patricia war zwar kein vollkommener Angsthase, doch sie hasste die Dunkelheit. Sie fühlte sich bedroht und beobachtet. Deshalb fuhr sie so schnell wie möglich zum Bahnhof. Erleichtert sperrte sie ihr Fahrrad ab und betrat die beleuchtete Haupthalle. Stimmengewirr und lautes Lachen drang an ihre Ohren. Drängend schob sie sich durch die Menschenmenge und lief zu ihrem Bahnsteig. Gerade noch rechtseitig erreichte sie den Zug. Wie jeden Morgen fuhren viele Schüler und natürlich auch arbeitende Erwachsene mit dem Zug. Da sie deswegen keinen freien Platz fand, bat sie einen alten Herrn seine alt und modrig aussehende Tasche vom Sitzplatz zu nehmen, damit sie sich hinsetzen konnte. Die Tasche war aus verschiedenen Stoffen gemacht, keiner den Patricia kannte. Die Stoffe sahen aus als würden sie aus dem Mittelalter kommen. Der Mann zog seine Tasche vom Sitz und wollte sie in ein Gepäckfach legen. Da kam eine mittelalt aussehende Dame zu ihm geeilt, nahm ihm die Tasche ab und nahm sie auf ihren Schoß. „Merister! Sie wissen doch das wir auf die Tasche aufpassen müssen. Der Rat hat sie ihnen anvertraut da Ihr wachsamste und erfahrendste unter den Euren seid. Das aber wäre verantwortungslos!“ Obwohl sie leise sprach bekam Patricia jedes Wort mit. Als ob er das gewusst hätte drehte sich der Mann zu ihr und blickte ihr direkt in die Augen. Überrascht sog Patricia die Luft ein, der Mann kam ihr bekannt vor. Sie wusste nur nicht mehr wo sie ihn schon einmal gesehen hatte. „Stimmt etwas nicht junges Fräulein? Sie wirken so...erschrocken! Sionku, ich habe dir gesagt wir sollen keine Aufmerksamkeit erregen!“ , fügte er hinzu, doch seine Augen hafteten an Patricias. Auch das Mädchen starrte den Alten an, sie war unfähig wegzusehen. Dieser Mann hatte für sie eine unglaublich starke innere Kraft, es schien so als ob er mit seinen Augen Berge bewegen konnte. Patricia blinzelte und wandte sich mit einem Ruck ab. Auch der alte Mann blickte weg. Die Dame betrachtete ihn fragend. Steif blieb Patricia in ihrem Stuhl sitzen und versuchte ihre Neugierde zu unterdrücken. Nach einer Weile jedoch verlagerte sie das Gewicht und rutschte so näher zu den Mann herab. Als sie hätte seine Schulter berühren müssen stieß sie plötzlich gegen ein unsichtbares Schild. Der Mann sprang auf und hielt sich schreiend die Hand an die Schulter. Erstaunt blickten sich die anderen Fahrgäste an, widmeten sich aber bald wieder ihren alten Beschäftigungen. „Entschuldigung, das wollte ich nicht! Ich weiß nicht einmal wie das passieren konnte.“ Beschämt stand sie auf und versuchte dem Mann zu stützen da er aussah als würde er gleich umfallen. Auch sein Begleiterin war aufgesprungen und hielt ihn an der anderen Seite. Als das Mädchen jedoch nach den Armen des Alten griff, wurde sie weggetaucht und der Mann brach mit noch mehr Schmerzen zusammen. Auf seiner Haut wo sie versucht hatte ihn zu berühren, bildeten sich Brandblasen, die durch Patricias Hände ausgelöst wurden. Verstört blickte sie auf sich herab, ihre Kleidung saß perfekt, na so gut es eben ging, und es war keine Brandblase zu sehen. Schließlich wurde sie vom Schaffner und anderen neugierigen Fahrgästen nach hinten gedrängt. Ohne Widerstand zu leisten ließ sie sich zurückdrängen und stieg bei der nächsten Haltestelle aus. Schwer atmend ließ sie sich auf die kühlen Eisensitze am Bahnsteig sinken. Das, was war das eben? So was gibt’s doch nur in Filmen? Das war doch nicht ich? Wie konnte ich eigentlich aussteigen, er lag so, so hilflos und schreiend da? Und es war meine Schuld? Doch wie? Tausend Fragen spiegelten sich in ihrem Gesicht wieder. Ich wollte ihm doch nur helfen, habe nur meine Hände ausgestreckt, doch bekam ihn nicht zu fassen. Je näher ich ihm kam desto weiter wich er zurück. Und desto mehr Verbrennungen bekam er. Aber warum habe ich dann nichts abbekommen? Wenn ich gebrannt hatte, dann würde ich jetzt anders aussehen, und wenn er gebrannt hatte, dann müsste ich auch brennen. Und wo waren bitte die Flammen? Nirgends war ein Feuer zu sehen! Woher kannte ich diesen Typen überhaupt? Ich muss mich bei ihm entschuldigen, egal wofür. Ich weiß nur eins, das ich irgendetwas gemacht habe, ich weiß nicht wie, ich weiß nicht was, ich weiß nur das ich etwas getan habe. Unentschlossen ging sie am Bahnsteig auf und ab. Kurz bevor der Zug wegfahren wollte, fasste sie einen Entschluss. Schnell stieg sie wieder ein und ging in das Abteil zurück, wo sie gesessen hatte. Der Mann lag am Boden, bewusstlos. Seine gesamte Haut war verkohlt. Ein Rettungsteam stand bei ihm. Es musste im Zug gewesen sein. Seine Begleitung kauerte neben ihm, hielt seine Hand und strich ihm über die Stirn. Der Schaffner telefonierte, und die übrigen Fahrgäste wurden auf Abstand gehalten. Patricia zog sich ihre schwarze Kapuze ihres Sweatshirts ins Gesicht und drängte sich vor zu einem der Rettungsmänner der abseits stand und etwas notierte. Sie räusperte sich und fragte: „Entschuldigen sie, könnten sie mir vielleicht sagen wie das mit den ganzen Verbrennungen passiert ist? Das sind ungewöhnlich starke Verbrennungen, wie ich sehe.“ Der Mann blickte auf und fuhr sie an: „Das geht sie nichts an, bitte gehen sie wieder zurück in ihr Abteil. Es gibt keinen Grund zur Aufregung.“ Bei dem letzten Satz wurde er nervös. Patricia verabschiedete und bedankte sich, obwohl es keinen Grund dafür gab. Als sie gerade weggehen wollte, ging der Mann hinüber zum Rettungsteam um ihnen neues Verbandszeug zu bringen. Hastig blickte sie sich um, streckte ihre Hand rasch aus und zog den Zettel mit den Notizen in ihre Jackentasche. Unauffällig zog sie sich zurück und schlich sich in eine Toilette. Dort faltete sie den Zettel aus und begann zu lesen: Starke Verbrennungen am gesamten Körper. Keine Personenidentifizierung. Kleine Flammen auf der Haut, wurden mit eiskaltem Wasser gelöscht. Ursache: keine Krankheit, Verletzungen deuten auf explosives Gemisch hin, das wahrscheinlich über den Köper geschüttet worden musste und später entzündet wurde. Brennstoff: unklar. Tatvorgang: da es in aller Öffentlichkeit passieren hätte müssen, unklar. Mord wie oben beschrieben wäre einzige Erklärung, doch unmöglich. Opfer bei Verstand, jedoch etwas verwirrt. Murmelt andauernd einen Satz: Ich habe sie gefunden. Das war sie. Ich habe ihr das zugefügt. Holt sie mir. Patricia wollte weiter lesen, doch jemand pochte gegen die Tür. „Entschuldigen sie das ich sie störe, aber da sind auch noch andere Leute im Zug! Beeilen sie sich bitte etwas!“ Patricia stieß die Tür auf und murmelte eine schnelle Entschuldingung. Schließlich hastete sie zurück in ihr Abteil. Wen will er gefunden haben? Sie, vielleicht seine Begleiterin, aber die ist ja bei ihm! Der Typ muss ja wirklich schon ein bisschen verkorkt sein. Die Masse vor der Abteiltür hatte sich wieder aufgelöst und das Rettungsteam schob gerade eine Krankenbahre heraus. Der Mann lag darauf, die Augen geschlossen, und rund um ihn befand sich Eis. Besorgt ging die Frau neben ihm her und sprach mit den Ärzten. Patricia folgte dem Mann, der plötzlich seine Augen aufriss und schrie: „Sionku, sie ist da! Hol sie!“ Und dann begann das Kontrollgerät zu piepsen. Hektisch verteilten sich die Rettungsmänner um den Mann, beatmeten ihn und spritzten ihm Medikamente. Gleichzeitig schoben sie ihn aus dem Zug auf den Bahnsteig. Patricia hörte nur noch den Namen des Krankenhauses, dann schloss sich die Zugtür und der Zug fuhr weiter. Die Bahre verschwand in einem Rettungsfahrzeug, das schon gewartet hatte. Langsam ging Patricia zur nächsten Tür, ein Wort hallte in ihrem Kopf wieder. Brüderkrankenhaus, Brüderkrankenhaus, Brüderkrankenhaus... Als der Zug schließlich an ihrer Haltestelle hielt, stieg sie aus und machte sich auf den Weg zur Schule. Keuchend stieg sie die letzten Stufen der Schultreppe hinauf und betrat die Klasse. Amie kam ihr entgegen, winkend und lachend. „Hey, Pat, warum bist du so spät dran?“ Lustig und fröhlich wie immer umarmte sie ihre beste Freundin. „Ist alles in Ordnung? Du siehst blass aus! Warum kommst du überhaupt in die Schule wenn du krank bist und so gute Noten schreibst?“ Richtig erkannt, mir geht es scheiße. Das beste wäre jetzt zu Hause zu sein, oder noch besser wäre es, wenn man die Zeit zurückdrehen könnte. Doch stattdessen erwiderte sie: „Nein, nein, bei mir ist alles in Ordnung? Und was hast du gestern gemacht?“ Wie ein Wasserfall berichtete Amie ihr von einem Ausflug in ein kleines Dorf, das irgendwo im Nichts lag. Doch Pat hörte nicht zu. In ihren Gedanken spiegelte sich die Zugfahrt wider.


Der Vormittag verging schleppend. Amie hatte es längst aufgegeben mit Pat zu reden, sie hatte natürlich gemerkt das etwas nicht mit ihr stimmte. Da jedoch Pat ihren Fragen auswich hatte sie es aufgegeben sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Schweigend gingen sie in den Biologiesaal. Eigentlich mochte Pat Biologie, im Gegensatz zu Amie, doch an diesem Tag interessierte sie nicht einmal das. Lustlos drehte sie ihren Kugelschreiber zwischen ihren Fingern und starrte auf die Tafel. Das muss aufhören! Ich kann nicht andauernd an diesen Mann denken. Ich sollte aufpassen. Doch wer ist SIE? Warum musste ich neben ihm sitzen? Wird er überleben?Und was, wenn wirklich ich daran Schuld war, an dem was ihm passiert war? Und woher kenne ich den Typen eigentlich? Ich bin mir sicher das ich ihn irgendwo schon einmal gesehen habe! Verdammt! Thompson, pass auf!

Es gelang ihr halbwegs. Sie schaffte es den Text von der Tafel in ihr Heft zu kopieren und auch ein paar Fragen zu stellen. Nach dem Unterricht verabschiedete sie sich von Amie und alle Erinnerungen brachen wieder über sie herein. Unschlüssig stand sie an der Straßenbahnhaltestelle, eine nach der anderen zog an ihr vorbei. Letztendlich entschloss Pat sich dafür, nach dem Mann zu sehen. Schnell kaufte sie sich an einem Automaten ein Ticket und stieg in den nächsten Bus. An der Endhaltestelle stieg sie aus und stand direkt vor den automatischen Türen des Krankenhauses. Unsicher ging sie zum Empfang wo sie von einer freundlichen Dame empfangen wurde. "Na,Kleines. Was brauchst du? Suchst du jemanden oder bist du aus persönlichen Gründen zu uns gekommen?" Mit einem aufgesetzten Lächeln antwortete Pat: "Ich suche einen Mann der heute Morgen wegen schweren Brandverletzungen hier eingeliefertworden war. Ich habe in den Nachrichten davon gehört!" Bitte kauf mir das mit den Nachrichten ab! Ich habe keine Ahnung ob das wahr ist! Bitte!

Die Dame stieg lächelnd auf und kam zu Pat heraus. "Soso, die Nachrichten! Ich hasse diese Presseagenten die alles und jeden fotografieren wenn die Personen es jedoch nicht wünschen. Du msst wohl die Enkelin sein. Deine Mutter ist auch hier, sie ist aber momentan an der frischen Luft. Eigentlich dürfte ich dich ohne ihre Erlaubnis nicht zu ihm lassen, aber wir können doch einmal eine Ausnahme machen. Das hier ist Doktor Bent. Er ist spezialisiert auf Brandverletzungen. Er wird dir weiterhelfen." Sie brachte Pat zu einem jungen Arzt und ging wieder zurück an ihren Schreibtisch. Auch der Arzt war freundlich zu Pat und erklärte ihr: "Er wurde wie sie wissen heute morgen eingeliefert, er hatte keine Verbrennungen, sondern Verkohlungen am ganzen Körper, es wurde immer schlimmer und schlimmer, wir dachten er wird zu Asche wenn wir das nicht stoppen könnten. Wir konnten es nicht. Doch als eine Schwester nach einem Kontrollgang aus dem Zimmer dieses Patienten kam, wir hatten ihn in ein Zimmer gelegt damit er in Frieden sterben kann, naja, sie schrie vor Verwunderung. Als wir ins Zimmer kamen, sahen wir den Mann vor dem Fernseher. Er hatte die ganze Zeit etwas von GENIALE ERFINDUNG gemurmelt, er hatte sein kurzes Krankenhemd an, die Infusionen hatte er angerissen, und seine Haut sah aus als wäre sie seit Jahren nicht berührt worden. Kein Kratzer geschweige denn eine Brandblase hatten wir sehen können. Wir können uns das nicht erklären. Jedenfalls kann er bald wieder entlassen werden, wir wollen noch ein paar letzte Untersuchungen durchführen. Der Arme ist jedoch extrem verwirrt, schrecken Sie sich nicht wenn er Sie nicht mehr erkennt. Kommen sie mit, ich bringe sie zu ihm." Besser könnte es nicht sein. Natürlich wäre es toll wenn der Mann alles wüsste was er in seinem Leben erlebt hatte, doch wenn er mich nicht kennt, was auch in Wahrheit der Fall ist, würde niemand so schnell Verdacht schöpfen. Bis die Frau, seine Tochter kommt. Perfekt

Bent führte sie vor eine Zimmertür und ließ sie schließlich alleine. Leise öffnete Pat die Tür und spähte hinein. Der Mann schlief. Vorsichtig schlich sie sich in das Zimmer und betrachtete ihn. Je länger sie ihn besah, desto sicherer wurde sie, dass sie ihn kannte. Sie musste ungefähr eine halbe Stunde dort gesessen haben, als plötzlich die Tür aufging. Es war weder ein Arzt noch eine Schwester. Es war die Tochter des Mannes. "Entschuldigen sie, ich bin schon weg!", stammelte Pat und wollte das Zimmer verlassen, als der Mann plötzlich die Augen aufriss und zu schreien begann: "Sionku, sie ist es! Lass dich nicht täuschen. Sie ist es!" Die Frau wirkte überrascht und fragte: "Merister, es gibt keine Anzeichen! Sie kann es nicht sein. Die Verbrennungen müssen ihnen geschadet haben! Legen Sie sich zurück und schlafen Sie sich aus, damit wir heute noch weiterkommen! Bevor..." Der Mann wollte widersprechen, doch nach einem kurzen, entsetzten "Nein" fielen ihm die Augen zu. Alles wurde für Pat immer seltsamer.cWas ist Merister für ein Wort? Warum kenne ich ihn, aber sie nicht? Wrum nennt sie ihn Merister und spricht ihn höflich an? Das tut doch keine Tochter! Wo sind seine Verbrennungen? Warum sagt er immer DAS IST SIE, wenn ich da bin? Irgendetwas kann hier nicht stimmen!

Panisch entzog sie sich den löchernden Blicken der Frau und stürmte aus dem Krankenhaus. Im Bus überlegte sie noch lange über diesen Besuch. Ihre Fragen wiederholten sich und wurden mehr. Nach einer endlos langen Zeit erreichte sie nach einer mühsamen Radfahrt ihr Zuause. Ihr Vater war unterwegs, ihr Mutter setzte Blumen. Froh mit jemanden reden zu können half ihr Pat. Nachdem sie die alltäglichen Fragen ihrer Mutter beantwortet hatte, begann sie zu erzählen: "Ma, heute ist etwas schräges passiert. Ich saß im Zug. Ein komischer alter Mann hat neben mir gesessen, und plötzlich hat er überall Verbrennungen bekommen. Er war richtig verkohlt. Nach der Schule habe ich ihn im Krankenhaus gefunden, von einer Verbrennung war jedoch keine Spur. Den Ärzten ist es ein Rätsel. Außerdem hat der Typ die ganze Zeit etwas gemurmelt wie DAS IST SIE. Irgendwoher kenne ich diesen Typen, ich weiß nicht woher!" Ihre Mutter reagierte anders als erwartet. Sie kam zu ihr, umarmte sie und murmelte immer wieder: "Gott, bin ich froh das es dir gut geht. Ist dir auch wirklich nichts passiert?" Überrascht zog sich Pat aus der Umarmung und betrachtete ihre Mutter prüfend. Sie wirkte ehrlich besorgt. Wenn sie auch noch durchdreht, dann dauert es nicht lange, bis ich reif für die Klapse bin. Gott!

Um das Thema zu wechseln erinnerte Patricia ihre Mutter an ihren Geburtstag: "Ma,ich weiß nicht was du hast. Es geht mir gut, danke. Morgen habe ich Geburtstag, hast du schon ein Geschenk für mich? Du weißt doch wie sehr ich Geschenke liebe. Wo sind eigentlich Tommy und Susi?" Wie auf Komanndo kamen die Beiden um die Hausecke gestürmt, sie schubsten sich gegenseitig. Aus Erfahrung wusste Patricia, dass sie das solange machen würden, bis einer niederfiel und zu weinen begann. Seufzend ging sie in die Küche und nahm sich ein von ihrer Mutter vorgekochtes Essen. Danach erledigte sie noch ihre Husaufgaben, sah sich ihre Lieblingssendung an und ging danach ins Bett. Sie freute sich nur mittelmäßig auf den nächsten Morgen. Sie hatte zwar Geburtstag, doch diese rätselhaft Geschichte würde auch morgen noch in ihrem Kopf herumspuken. Nach einem kurzen Tagebucheintrag ließ sie sich erschöpft ins Bett fallen. Später in der Nacht kamen ihre Eltern ins Zimmer und betrachteten ihr friedliches Gesicht. Ihre Gesichtszüge waren weich und wurden von goldähnlichen Haaren umraht. Am Nachttisch lag ihre Brille. Darauf bedacht sie nicht zu wecken strichen ihr ihre Eltern übers Haar und verließen leise das Zimmer. Nach einer Weile verkrampfte sich Patricias Gesicht. Sie träumte. Einen Traum den sie schon unzählige Male geträumt hatte, ein Traum der immer öfter kam, und ein Traum den sie damals zum letzten Mal träumte. Ein unglaublicher Traum.


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Tag der Veröffentlichung: 04.05.2010

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