Es war der heißeste Tag der ganzen Woche und es waren Sommerferien. Till, eigentlich auf den Namen Berthold Johann Xaver Müller getauft und ein großer Fan von Till Eulenspiegel, stand in der Badehose neben seiner Mutter und bettelte sie an, baden gehen zu dürfen. Die Mutter jedoch war mit der Schokoladenglassur des Kuchens beschäftigt, der Vater im Stall und sein Bruder und seine Schwester noch nicht zu Hause. Allerdings hatte Till keine allzugroße Lust mit seiner großen Schwester, die dauernd nervige Dinge sagte wie: ,, Hast du auch daran gedacht dich einzucremen? Hast du auch dein Handtuch bereitliegen, damit du dich nachher nicht erkältest? Schwimm bitte nicht zu weit hinaus! Ich habe keine Lust dir im eiskalten See nachzuschwimmen und dich zu retten!"
Echt ätzend solch eine große Schwester, aber noch schlimmer ein kleiner Bruder, der immer der Beste sein will. Aber trotzdem, er musste sich einfach abkühlen!
Ah! Da kamen sie schon, die ehrenwerten Geschwister und los ging es, ab zum See! Bei so einem Wetter meckerte selbst Elisabeth, Tills Schwester, nicht mehr. Er zog sich rasch aus und hüpfte sogleich von einem höheren Stein aus ins Wasser. ,,Warte! Till! Warte!" Sein kleinerer Bruder rannte auf das Wasser zu. Er sprang vom selben Stein, von dem Till zuvor gesprungen war, zu ihm ins Wasser. Er sprang knapp eine Handbreit weiter als Till, machte aber ein riesen Theater darum.
,,Ich bin weiter gesprungen als du! Hast du das gesehen? So viel bin ich weiter als du gesprungen! So viel!"
Mit den Händen zeigte er die mindestens dreimal so lange Strecke an. Weit ausholend schwamm Till davon, in der Hoffnung, Bob, seinen Bruder, abzuwimmeln. Es gelang, aber er musste sofort wieder langsamer Schwimmen, da Bob sofort zu schreien begann.
Warum konnte sich nicht einmal seine Schwester um ihn kümmern? Plötzlich war seine Lust zu baden verflogen. Er schwamm zurück.
Leicht ermattet gelangte er zum Strand, sah jedoch weit und breit keinen Bob. Er wartete und wartete. Nach einigen Minuten stieg Panik in ihm hoch. Wo war er nur?
,,Buh!" Till zuckte zusammen.
Wie schaffte Bob es nur, ihn immer wieder so zu erschrecken?
Naja, jedenfalls war er wieder da. ,,Weißt du wie ich es geschafft habe, dich so zu erschrecken?", fragte Bob, als ob er Gedankenlesen könnte. ,,Ich will es gar nicht wissen! Jedenfalls warst du wahrscheinlich wieder um Tage schneller als ich!", antwortete Till und verdrehte dabei die Augen.
Gemeinsam gingen sie weiter. Da kamen sie an eine Stelle auf der schon einige Sandburgen standen. ,,Komm", sagte Till zu Bob. ,,Lass uns eine Sandburg bauen." Und so fingen die beiden an zu bauen. Sie bauten und bauten, bis schließlich Elisabeth kam und auf die Gebilde der Zweien schaute. ,,Mir scheint deine Burg ist größer als die von Bob!"
Endlich war Till einmal besser als Bob. Seine Freude jedoch flaute schnell wieder ab. Bob begann zu schreien und zu weinen. Alle Leute drehten sich zu ihnen um und starrten Bob an. ,,Dieses arme Kind!", sagte eine alte Frau zu ihrem Mann. Elisabeth wusste warum Bob so schrie und es gab nur eine Möglichkeit ihn zu beruhigen. ,,Ach Bob. Es tut mir Leid. Das musste gerade wohl eine optische Täuschung gewesen sein. Natürlich ist deine Burg um Kilometer größer!"
Und siehe da, er hörte auf zu schreien. Till saß da. Wutentbrannt und verfluchte diesen Tag. Warum konnte er nicht einmal besser sein?
Tag der Veröffentlichung: 21.06.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine Familie und meine Freunde!