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Wien – Metropole der Lust.

 

Ja, ist ja kaum zu glauben! Wien hatte bereits anfangs des vorigen Jahrhundert den Ruf ein Zentrum der Lust zu sein! Schon im Jahre 1922 fädelten sich Sondergarnituren der Straßenbahn beim Konzerthaus auf, um die freudig-erregten Besucher einer ganz besonderen Veranstaltung heimzubringen. Anita Berber, deren Beiname „Göttin der Nacht“ lautete und die als „schamloseste Frau der Weimarer Republik“ galt, trat auf.

Schamlos!

Anita Berber tanzte - nackt und gemeinsam mit ihrem schwulen Partner, Sebastian Droste.

Schon die Titel ihrer Darbietungen machten dem Publikum Lust. „Cocain“ lauteten sie und „Selbstmord“, „Morphium“ oder „Die Nacht der Borgia“

Was sagt da denn Gerry Kessler dazu? Da ist ja der Life-Ball ja direkt ein echt alter Hut!

Allerdings, die moralischen Bürger schliefen nicht! Allabendlich wurde sie mit ihrem Partner verhaftet, um an nächsten Tag – rechtzeitig zur Vorstellung – wieder freigelassen werden.

Der Schein war gewahrt und die empörten Bürger befriedet!

Ganz offensichtlich ist, dass Verbote und deren strenge Überwachung die Lust auf die Lust fördern, statt sie einzudämmen!

 

Doch das Volk ist nicht so einfach auf den Pfad der Tugend zu führen. Sex ist überall, sogar dort, wo ihn keiner vermuten würde. Links und rechts vom Riesentor des Stephansdomes, dem wichtigsten Symbol der Frömmigkeit Wiens, prangen auf zwei Säulen ein Penis und eine Vulva. Warum, das weiß bis heute keiner. Am Kohlmarkt, war der Schnepfenstrich, doch eigentlich wurde das unzüchtige Treiben mehr in die Vorstadt verbannt. Da soll Joseph II einmal aus einem Lokal geworfen worden sein, weil er sich als Inkognito-Freier weigerte, den verlangten Preis zu zahlen. Manche Berater des Kaisers wollte auch die damals wuchernde Prostitution eindämmen und auf Bordelle zu beschränken.

„Da brauche ich über ganz Wien nur ein großes Dach machen zu lassen und das Bordell wäre fertig!“ soll er gesagt haben.

Das Gewerbe erlebte auch seine Hochblüte, wenn Wien zum Treffpunkt von Herrschern und Diplomaten wurde, beim Wiener Kongress 1814/15 etwa oder während der Weltausstellung 1873.

Mit der frühreifen Kindfrau und Prostituierten Josefine Mutzenbacher, oder dem Schriftsteller Leopold-Sacher-Masoch wurden auch gewalttätige Phantasien befriedigt. In der guten alten Zeit machten sie Wien zur Hauptstadt des Masochismus! Schaffen wir also ein Paradoxon und sagen wir: „Wem´s gefällt!“

Vielleicht ist es der Breiten- oder der Längengrad, der Wien zu einem lasterhaften Ort macht, denn selbst die Römer gründeten am heutigen Michaelerplatz eine erste Laufstraße für Prostituierte, mit Rückzugskojen, in denen man für diverse Dienste sogar mit eigens geprägten „Lustgeld-Münzen“ bezahlte. Schade für die Herbertsstraße in Hamburg und den Kalafati-Schilling – alles schon mal dagewesen.

Den ersten Orgasmus der Filmgeschichte legte Hedy Lamar, ein Export aus Wien hin und war in diesem Streifen sogar völlig nackt zu sehen. Sie konnte aber noch mehr! Sie erfand das sogenannte Frequenzsprungverfahren und damit die Basis für Handy, Bluetooth und WIFI-Technologie. Das trug ihr dann ---- ein Ehrengrab auf dem Wiener Zenttalfriedhof ein!

Also, Frau mit Köpfchen, Lust, Sex und Erotik.

 

Aus der Sicht von HARUN EL RASHID

 

Einst ging Harun el Rashid durch seine Stadt und stöberte Ungerechtigkeiten und Sorgen seiner Untertanen auf.


Wenn er das nun in einer mitteleuropäischen Stadt an der schönen blauen Donau machen würde, wo heute, an der damaligen Zeit gemessen, sicher genau so viele seiner Untertanen leben wie damals, würde er sich sehr wundern.

 

Es gibt zwar Taschendiebe, Bettler und dealende Straßenhändler, aber keine Bauch tanzenden Mädchen auf den Plätzen. Fast alle Frauen sind unverschleiert und die Männer haben keine Säbel umgeschnallt. Nirgends ein fliegender Teppich zu sehen, nur häßliche Blechdinger mit vier Rädern, die sich leider nicht in die Lüfte heben.

 

Anders würde es sich schon darstellen, wenn er nun im am Faschingdienstag käme.

Da könnte er schon seltsam gekleidete Menschen sehen, z.b. Piraten mit Augenklappen und Holzfuß, die gemeinsam mit einem als Kätzchen verkleideten Mädchen in einer Tornische gedrückt, sich leise Märchen ins Ohr flüstern, wie einst Sheherezade es bei ihm tat.

 

Es gibt keine öffentlichen Auspeitschungen und keine Steinigungen am Samstag abend aber dafür schickt man Menschen in einigen Arenen und läßt sie vor dem Kalifenpalast am Ring zu Musik auf Kufen im Kreise fahren, bis sie umfallen.

 

Hofnarren und Harlekine eilen von einem Lokal ins andere und kommen völlig betrunken wieder heraus. Alles verlottert und Alkohol fließt in Strömen.

Das müßte sofort abgestellt werden.

In keinem der Kaffees gibt es Wasserpfeifen, nicht genug damit, in fast allen ist das Rauchen sogar verboten. Wer hat das veranlasst? Wo ist der Aufschrei der Massen?

Da werden Köpfe rollen!

 

Und wo sind die tanzenden Derwische?

Am Platz vor dem Dom begegnen ihm zwar einige Gruppen in lange dunkle Kaftan gekleidete Männer, doch gehen die nur bedächtig herum, keiner dreht sich zu Trommeln und Rasseln oder schwingt seine Arme oder Tücher.

 

Er sieht aber auch andere dunkel gekleidete Männer und seltsamerweise auch Frauen, mit strengen Blicken und Notizblöcken, die eilig irgendwelche Zettel verteilen und ebenso eilig um die Ecken verschwinden, als würden sie was Verbotenes tun.

Harun el Rashid ist gar nicht amüsiert. Seltsame Sitten sind auf Erden eingekehrt.

 

Vielleicht

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 28.01.2023
ISBN: 978-3-7554-3065-0

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