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RICHTIGES WORT IM RICHTIGEN MOMENT

 

Also, heute bin ich aufgewacht und habe festgestellt, dass ich eigentlich ein viel zu normales Leben führe. Ohne den geringsten Höhepunkt, ohne ein Kribbeln in der Magengegend oder wo immer das sein sollte.

 

Daher liege ich nun im Kosmetikinstitut auf einem Bett, mit einer grünen Gesichtsmaske und einem heißen Wickel um den Körper.

 

„Also, wegen ihres Doppelkinns sollten sie was machen!“ Ihre Stimme hörte sich Besorgnis erregend an.

 

„Ja und diese Falten von der Nase zum Kinn könnte man aufspritzen, natürlich auch die Lippen, damit sie voller wirken. Es gibt schon sehr gute Institute die das machen“.

 

Diese gutgemeinten Ratschläge treffen mich mitten ins Herz. Ich werde vielleicht gar nicht so alt, wie ich aussehe!

 

„Ja und sagen sie, diese Augenlider stören sie gar nicht? Die drücken doch auf das Gesicht und machen auch die Augen kleiner“

 

„Also, das Gesicht lassen Sie vorerst einmal warten. Viel wichtiger ist doch Ihr Busen. Er ist viel zu klein und nicht sehr voll. Eine plastische Operation mit Silikon-Einlage wäre da einmal wichtig. Dann lassen sie sich das Fett von Hüfte und Bauch absaugen und den Po straffen.“

 

„So schlimm kann es doch nicht sein!?“

 

„Noch schlimmer!“ Sie zupft und tupft an mir herum, als wäre ich eine Bluse im Ausverkauf.

 

Als einziger Ausweg aus diesem Dilemma erschien mir der Freitod! Ich habe mich jedoch entschlossen, so weiter zu leben. Nur mehr Kerzenlicht beim Abendessen und weite, lange Kleider.

 

Und dann der erlösende Satz meines ahnungslosen Liebsten:

 

„Also, wenn ich Dich so bei Kerzenlicht ansehe, muss ich Dir sagen, mir gefällt jedes Fältchen in Deinem Gesicht und ich möchte kein einziges missen!“

 

Das richtige Wort im richtigen Moment und ich bin wieder glücklich!

 

 

EINE HERBE ENTTÄUSCHUNG

 

In unserer, von Eindrücken gesättigten Welt kommt es leider selten vor, dass einem etwas vorübergehend den Atem nimmt oder die Sinne umnebelt.

 

Ahnungslos wippt Frau so zwischen den einladenden Geschäften mit den Hüften dahin und betrachtet sich auch hin und wieder wohlgefällig in den spiegelnden Auslagenscheiben, als ihr Schritt plötzlich stockt und sie fasziniert in die Auslage der Buchhandlung starrt.

 

Ja ist das denn möglich! Er steht auf einem kleinen Sockel, umgeben von vielen völlig belanglosen Büchern und das Licht fällt voll auf ihn.

 

Wenn Sie nun vermuten, es handelt sich um den neuesten Bestseller von Elfriede Jellinek, oder einer Neuauflage von Goethes Faust, so irren Sie!

 

Nein, es ist ein Prachtexemplar von einem Buchverkäufer, wie er halt so im Buche steht. Nicht jeder eignet sich für diesen Beruf. Naja die Brille könnten wir ihm ja wegnehmen! Er sollte groß und schlank sein, mit gelocktem, schulterlangem Haar und großen verträumten Augen. Vielleicht sogar Ähnlichkeiten haben mit Heinrich Heine, dem Romantiker. Und dieser Mann hier in der Auslage hat all diese Attribute, übertrifft sogar noch alle Erwartungen einer hungrigen Frauenseele bei Weitem. Den gilt es nun, mit nach Hause zu nehmen. Er wird uns Liebesgedichte von Erich Fried vorlesen und zwischen weichen Kissen die Schwärmereien von Romeo und Julia, bevor es zur Sache geht!

 

Frau nimmt Brille heraus, um ihn vorab genau zu betrachten.

 

Oh, er ist nur ein Plakat, sicher auch retouchiert und coloriert!

 

Vielleicht könnten wir aber fragen, ob sie noch so ein Plakat haben, wird sich sicher gut machen an der Wand im Schlafzimmer!

 

Seufz, Frau wird ja wohl noch träumen dürfen!

 

 

GEOUTET

 

Ich habe schon seit langem festgestellt, dass ich bisexuell bin.

 

Meine Ehe, hetero natürlich, habe ich schon vor 20 Jahren geschlossen, meine Neigungen zu Homo-Partner habe ich heimlich gepflegt.

 

So was ist gar nicht einfach und erfordert intensives Organisationstalent. Wer zählt die Ausreden, nennt die erfundenen Überstunden, die ich meinem Eheweib servieren musste. Ich frequentierte einschlägige Gay-Bars, oder riss so One-Day-Stand im Hallenbad auf. Naja, man nimmt eben was man so kriegt im Leben.

 

Aber bisher waren es immer nur so kleine Sprünge ans andere Ufer, flüchtige Abstiege in die Gärten der homosexuellen Laster.

 

Aber als ich am letzen Kostümball als Zarah Leander ging (wegen meiner tiefen, erotischen Stimme), wurde alles anders. Ich traf den Mann meines Lebens. Wir trafen an der Bar zusammen, blickten uns an und wussten sofort, aus uns wird was.

 

Er war als Pirat verkleidet, hatte Muskeln wie Henry Morgen war tätowiert und roch nach Meer und Rum. Yohohoho! Er schwang seinen knackigen Po auf den neben mir freien Barhocker und bestellte für mich und ihn selbst zwei Whiskys.

 

„Hallo, woher kommst Du denn so plötzlich?“, seine Stimme war tief und rau

 

„Ich bin Zarah Leander und komme aus Schweden!“, dann prostete ich ihm zu.

 

„Zarah, Du bist schlecht rasiert und Dein Adamsapfel geht rauf und runter“, lachte er mich an.

 

Inzwischen hatte ich meinen Ehering vom Finger gezogen und im Ausschnitt verschwinden lassen. Der BH war ausgestopft und fing ihn auf.

 

Wir vertieften unsere Bekanntschaft weiters bei einer Flasche Champagner und diversen „untergriffigen“ Berührungen unter der Bar und waren sofort Feuer und Flamme füreinander.

 

Er erzählte mir, sein Letzter war ein Latino, ein Feuerwehrmann. Der hat ihn aber dann mit dem Bezirksvorsteher

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 24.03.2015
ISBN: 978-3-7368-8543-1

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