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Kapitel 1

Katzenjammer

 

Cora Genetti erwachte mit höllischen Kopfschmerzen. Der Wecker hatte schon vor mindestens einer Stunde gepiept, dann im Zehn-Minuten-Takt weiter, bis ihn endlich ihre bleischwere Hand ertasten und sie mit dem Fingernagel den Minihebel betätigen konnte. Billiges Werbeteil! Ein anständiger Wecker wäre angebracht.

Als sich Genetti vom Sofa schälte, merkte sie, dass die Klamotten vom Vorabend noch an ihrem Leib klebten.

Na, dann kann ja auch nicht allzu viel passiert sein.

Wirklich wusste sie es allerdings nicht. Sie stopfte ihre linke Brust zurück in die Korsage, rieb an einem Fleck auf dem Lackrock, wäre dabei beinahe vornüber gefallen und stapfte fluchend ins Bad.

Nach einem Blick in den Spiegel quetschte sie den letzten Rest Zahnpasta in den Mund und versuchte, die Bürste zwischen den Zähnen, ihre Locken mit den Fingern zu bändigen und über das blauschillernde Veilchen zu drapieren.

Ich brauch ne Aspirin, dringend ne Aspirin und nen Kaffee.

Sie warf ihren Mantel über und stieg in Hauslatschen die zwei Treppen zur Pizzeria hinunter.

Es duftete intensiv nach frischer Pasta. Coras Magen schlug Purzelbäume.

Vorsichtig lugte sie durch den Hintereingang an der Küche vorbei in den Gastraum. Die Luft war rein – bis auf diesen verdammten Pastageruch!

Sie ließ sich auf einen der beiden Barhocker fallen, die Toni extra für sie besorgt hatte. Eigentlich hieß er Thomas, aber das passte nicht zu einem italienischen Pizzabäcker. Auch die Barhocker passten nicht an den Minitresen. Die waren ein Zugeständnis, weil sie irgendwann mal verkündet hatte, dass sie sich auf keinen Fall an einen Tisch setzt, nur mit einer Menagere als Gegenüber.

Cora angelte nach einem Aschenbecher.

Toni streckte suchend seinen Kopf aus der Küchentür.

„Hab ich doch richtig geschnuppert. Guten Morgen, Frau Kommissarin. Frühstück?“

„Lass den Scheiß. Kaffee und ne Aspirin. Nee, besser zwei.“

„Zwei Kaffee, zwei Aspirin. Kommt sofort.“

Cora verbrühte sich die Lippen am Kaffee und starrte zwischen Ouzo-Flaschen hindurch in den fast blinden Spiegel des Rückbufetts. Sie sah aus, als hätte sie ein paar draufbekommen.

„Du siehst aus, als hättest du gestern Nacht ein paar draufbekommen. Was ist passiert?“

„Ich habe ein paar draufbekommen.“

„Wer war das?“

„Keine Ahnung. Ich nehme an, ich hab’s verdient und hoffe, dem Arsch tun gewaltig die Eier weh. Gib mir nen Schnaps, Toni.“

„Es ist 11.00 Uhr.“

„Was ist los, bist du mein Arzt oder was?“

„Nein, aber dein Freund.“

„Dann sorg dafür, dass es auch so bleibt, wenn ich dich tatsächlich mal brauche.“

Toni verleierte die Augen und begann die Gläser vom Vorabend zu polieren. Die Türglocke schellte und ein junges Pärchen betrat den Raum. „Ist schon geöffnet?“

„Klar, tretet ein, bringt Glück herein. Kommt an meine Brust und trinkt mit einer alten Bullenschabracke. Ich habe heute Geburtstag. Den Vierzigsten. Prost!“

Die beiden suchten umgehend das Weite.

„Herzlichen Glückwunsch. Du vertreibst mir die Gäste.“

„Beschwer dich bei meinem Mann.“

„Exmann, Cora. Hör auf zu saufen. Dadurch kommt er auch nicht zurück.“

„Du bist so ekelhaft. Musste das jetzt sein? Ich habe Geburtstag.“

Cora schluchzte und drückte die Zigarette neben dem Ascher auf dem Holztresen aus.

„Bring mir ein Taschentuch, Toni – und noch nen Schnaps.“

„Ich bringe dich lieber nach oben.“

„Leck mich.“

„Besser nicht.“

Toni drehte das Schild an der Tür um -Komme gleich wieder-, hob Cora vom Stuhl und hakte sie unter. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und ließ sich ins Treppenhaus führen.

„Was ist heute eigentlich für ein Tag?“

„Montag.“

„Oh, Scheiße, dann muss ich auf Arbeit.“

„Du bist seit drei Wochen beurlaubt, Cora.“

„Hmmm, auch nicht schlecht, dann habe ich ja richtig Zeit, dich zu vernaschen.“

„Übernimm dich nicht.“

Genetti drückte Toni gegen die Wohnungstür, fummelte an seinem Gürtel und schob ihre Hand bis tief unter seine Hoden. Sie sank vor ihm auf die Knie und schälte seinen Schwanz aus dem Hosenstall. Doch bevor ihre Lippen die Eichel umschließen konnten, sackte sie seitwärts. Toni konnte gerade noch verhindern, dass sie mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug.

 

Kapitel 2

Cora Genetti schwang gut gelaunt und frisch geduscht ihren jeansverpackten Hintern auf einen der beiden Barhocker. Toni balancierte gerade zwei Pizza Margerithas aus der Küche, brachte sie an einen der Tische am Fenster, kam mit leeren Weingläsern zurück und stemmte sich mit beiden Händen auf den Tresen. Er sah müde aus.

„Geht’s dir gut, Cora?“

„Klar, ich hab Hunger wie ein Bär. Machst du mir was Leckeres zum Frühstück?“

„Es ist 11.00 Uhr.“

Genetti hatte kurz den Anflug eines Déjà-vu.

„Na und?“

„Abends.“

„Oh.“

„Da hinten sitzt jemand für dich. Seit zwei Stunden. Die war heute Mittag schon mal da.“ Toni deutete auf eine zierliche Blondine in braunem Kostüm, die nervös an einer Zigarette zog und ein Taschentuch in der anderen Hand knüllte. Das linke Knie wippte wie unter Strom, wobei ihre Fußspitze jedes Mal den Stamm der riesigen Yuccapalme anstieß. Übrigens das einzige gesund aussehende Lebewesen in diesem Raum.

„Was willst du essen? Pizza, Baguette oder Pasta…“

„Quiche Lorraine“

„Du spinnst wohl.“

„Ok, dann nehme ich auf Empfehlung des Hauses ein Salamibaguette mit frischen Kräutern, Salatblatt, einem dicken Stück Blauschimmelkäse obendrauf, goldbraun gebacken, einen Milchkaffee mit einem Drittel mehr Milchschaum als üblich, einem Schuss Cognac, und vergiss den Keks nicht.“

„Ich hätte dich vor deiner Tür liegen lassen sollen.“

„Ich mag dich auch, Toni.“

Genetti rutschte vom Hocker, musterte die goldige Tussi und schlenderte betont gelangweilt in Richtung Zitterpalme. Sie war sich sicher, die Dame noch nie zuvor gesehen zu haben.

„Hallo, Sie sind bestimmt nicht hier, um mir zum Geburtstag zu gratulieren.“

„Frau Kommissarin, endlich.“ Blondie machte Anstalten, sich zu erheben.

„Lassen Sie gut sein“, knurrte Genetti. „Ich bin nicht im Dienst.“

Sie setzte sich auf den Stuhl gegenüber und angelte nach der Zigarettenpackung auf dem Tisch.

„Oh, ich wollte Ihnen gerade eine... anbieten.“

Genetti blies Rauch in Blondies Richtung und taxierte ihr Gegenüber. Attraktiv, wirklich. Höchstens Anfang Dreißig. Die Pagenkopffrisur wirkte wie ein glänzender Helm, eine Seite steckte hinterm Ohr, die andere fiel in sanfter Welle bis zum zierlichen Kinn. Der Mund schmal und dezent geschminkt. Die Zungenspitze fuhr kurz und flink über die Lippen. Blitzte da etwa ein Piercing? Wow. Blick nach oben - Katzenaugen, leicht schräg, grün. Blick nach unten - zwischen der geöffneten weißen Bluse glitzerte ein Anhänger zwischen dem Brustansatz. Ein goldener Tiger mit Diamantauge. Garantiert echt. Viel mehr faszinierten Genetti die beiden akkuraten Leberflecke, die bei jedem Atemzug am Ausschnitt hervorlugten. Einatmen - Flecken sichtbar. Aus - Flecken weg. Ob ihre Nippel standen? Die teuer aussehende Jacke verdeckte weitere Einblicke.

„Haben Sie genug gesehen?“

„Legen Sie Wert auf eine ehrliche Antwort?“ In Gedanken riss sie die Bluse von diesem Edelkörper, hörte förmlich die Knöpfe gegen den Topf der Palme klirren.

Blondie gewann offenbar ihre Sicherheit zurück und hob eine Augenbraue.

„Wie geht es Ihrem Auge?“

Genetti war verblüfft, die Bluse schob sich wieder an ihren Platz zurück.

„Das waren doch nicht etwa Sie?“

„Nein, das waren Sie selber. Gestern Abend im Cheers. Der dritte Sektkorken traf Ihr Auge, erinnern Sie sich? Anschließend gaben Sie mir ihre Visitenkarte.“

„Tatsächlich? Gut, und weiter?“

„Mein Name ist Marion Vornehm und ich möchte, dass Sie jemand für mich finden.“

„Vornehm, Dr. Vornehm?“ Cora sah den Sitzzwerg vor sich, wie er vor zwei Jahren den Bürgermeisterstuhl erklomm. Sie hatte ihn nicht gewählt. „Haben Sie irgendwas mit dem zu tun?“

„Nur entfernt, das ist mein Onkel.“ Wieder befeuchtete die gepiercte Zungespitze rosa Lippen.

Genetti presste ihre Schenkel zusammen.

„Haben Sie es schon mal mit ner Vermisstenanzeige versucht?“

„Nein.“ Kurze Pause. „Derjenige, den Sie für mich finden sollen, ist ein Kater. Eine weiße Burma, sehr selten.“

„Scheiße.“

Genetti schob mit einem Ruck den Stuhl nach hinten.

Blitzschnell beugte sich Marion über den Tisch und griff nach Coras Handgelenk.

„Bitte.“ Die Leberflecke hoben und senkten sich. Genettis braune Augen versanken in jadegrünen.

Toni ließ den Teller mit dem Baguette auf den Tisch gleiten. Genetti plumpste mit einem Grunzen auf den Stuhl zurück.

„Sie haben Glück, Marion, ich habe Hunger und Sie hoffentlich eine gute Story auf Lager. Ich hole normalerweise keine Katzen von Bäumen. Toni, bring mal zwei Cognac, die Dame zahlt.“

Genetti grub die Zähne ins Baguette, Butter tropfte vom linken Mundwinkel. Sie zwang ihren Blick von den akkurat dunkelbraunen Flecken ins jadegrüne Nirvana. Kauend. Blondie schwieg.

„Ham se wenigstens ein Bild?“, mampfte die Kommissarin und wischte mit dem Handrücken über ihren Mund.

Marion kramte in ihrer Handtasche und legte ein Foto auf den Tisch. Sie kritzelte mit einem goldenen Stift eine Nummer auf die Rückseite.

„Hier erreichen Sie mich tagsüber. Sie haben doch Zeit, jetzt wo Sie beurlaubt sind, oder? Es liegt mir wirklich viel daran, meinen Kater wiederzubekommen. Er war ein Geschenk meiner Mutter.“ Die rosa Unterlippe begann zu zittern. „Ich gehe jetzt besser.“

Blondie erhob sich, schob die Zigarettenschachtel in Genettis Richtung und strebte dem Ausgang zu. Ihr Arsch wippte mit jedem Schritt, als wollte er den Designerrock sprengen.

„Burma, alles klar, hab ja nix anderes zu tun. Ich rufe Sie an“, rief Genetti dem schwingenden Hintern nach, dann winkte sie Toni zu sich.

“Guck dir das an, ich bin gerade noch gut, um die Haustiere verwöhnter Oberklassentussis zu finden.“ Sie wedelte mit dem Foto vor seiner Nase.

„Hättest du deinem Alten keine drübergebraten, so dass er im Krankenhaus landete, und würdest nicht vor Selbstmitleid zerfließen, könntest du hinter deinem Schreibtisch sitzen und richtige Verbrecher jagen. Und vor allem deine Rechnungen bezahlen. Wann musst du eigentlich zur Dienstaufsicht?“

„Keine Ahnung, ich soll vorher noch zum Psychologen.“

„Wann ist dieser Termin?“

„Der war heute Morgen. Scheiße! Sag mal, woher weiß Blondie, dass ich beurlaubt bin?“

„Stand in jeder Zeitung.“

„Quatsch.“

„Nein, natürlich nicht, aber das weiß doch jeder, der deinen Ex kennt. Sind reichlich.“

„Ja, vor allem Weiber. Stell endlich den Cognac hin und trink mit mir. Schließlich habe ich Geburtstag“, Genetti sah zur Kuckucksuhr neben dem Tresen, „ganze fünf Minuten noch.“

„Guck nicht so, das setze ich alles auf Blondies Spesenrechnung.“

Das Klirren der Gläser versank im völlig deplatziert wirkenden „Kuckuck“ des Erzgebirgsmonstrums. Zwölf Mal.

 

Wenig später lag Toni auf Genettis Bett, die Hände mit Handschellen ans Eisengestell gefesselt.

„Warum lasse ich mich nur immer wieder auf so was ein?“

„Weil es dich geil macht?“ keuchte Genetti, während sie ihn ritt.

„Ach Cora.“

Es klang wie ein Seufzer, aber solche Feinheiten bekam Genetti nicht mit. Sie bog den Rücken durch und genoss das minutenlange Zittern, als sie kam. Danach ließ sie sich neben ihn sinken, strich sanft über das jungenhafte Gesicht. Die flackernde Leuchtreklame des UCI gegenüber zauberte rote und gelbe Schatten auf den schmalen Körper. Sie fuhr durch die dunklen Haare auf seiner Brust. Toni hielt die Augen geschlossen und begann, leise zu schnarchen. Genetti schüttelte ungläubig den Kopf, löste behutsam die Handschellen, zog die Decke über seine Lenden, ging ans Fenster und rauchte.

 

Kapitel 3

 

„Guten Morgen, Max. Ich brauche ein paar Informationen, schmeiß mal den Computer an.“

„Cora, das gibt’s ja gar nicht. Wo hast du die ganze Zeit gesteckt? Hier ist die Hölle los.“

„Ich entspanne, Max. Hilfst du mir jetzt oder nicht?“

„Was willst du wissen?“

„Alles über eine Dame namens Marion Vornehm, grab den kleinsten Strafzettel aus.“

„Dauert ein paar Minuten, ich ruf dich zurück, Cora.“

„Auf dem Handy, Max, ich bin unterwegs. Danke dir.“

 

Genetti parkte ihren zerkratzten Fiat zwischen einem Mercedes SL und einem Audi TT vor einer der Villen in der Beethovenstraße. Sie widerstand dem Drang gegen die auf Hochglanz polierten Felgen zu treten und sah sich das Haus Nummer 13 genauer an. Majestätisch und cremefarben thronte es inmitten eines kleinen Parks, eine geschwungene Treppe führte zur Eingangsterrasse, zahlreiche große Fenster wurden von dunklen, südländisch anmutenden Fensterläden bedeckt. Koniferen säumten die mit reinweißem Kies bestreute Zufahrt, das Tor war verschlossen. Auf dem im Sonnenlicht glänzenden Messingschild am linken Torpfosten war der Name des Bürgermeisters eingraviert, darunter ein zierlicher Klingelknopf. Genetti drückte darauf, einmal, zweimal. Nichts passierte.

Einer der Fensterladen war nicht richtig eingehakt und bewegte sich mit einem leicht quietschenden Geräusch.

In der rechten vorderen Ecke des Gartens stand eine riesige Trauerweide, deren tief hängende Zweige über den Zaun bis auf den Gehweg reichten. Wild und unbeschnitten wachte dieser Baum über gestutzten Rasen und blühende Rabatten. Er gefiel Genetti ausnehmend gut, sie presste ihr Gesicht zwischen die Gitterstäbe und atmete den würzigen Duft ein. Verborgen unter den langen grünen Weidenfingern glitzerte etwas im Gras. Sie angelte mit der Hand danach und betrachtete kurz darauf einen ledernen, mit Strasssteinen verzierten Riemen. Der winzige silberne Anhänger daran stellte eine perfekte Kopie von Blondies goldenem Tiger dar. Halsband und Verschluss waren unversehrt. Genetti hatte keine Ahnung vom Kopfumfang einer weißen Burma. Einfach so verloren hatte der Kater den schicken Halsschmuck sicher nicht.

Zusammen mit seinem Foto zog sie ihr Handy aus der abgewetzten Umhängetasche. Noch ehe sie die Nummer eintippen konnte, klingelte es.

„Cora, Max hier. Viel gefunden habe ich nicht über Deine Marion. Abgebrochenes BWL-Studium, paar Strafmandate wegen Falschparkens, sonst nichts Relevantes. Aber ganz so vornehm wie ihr Name ist die Dame dennoch nicht. Sie war letztes Jahr Zeugin einer Kneipenschlägerei in der Wunderbar. Ihr jüngerer Bruder Eric war einer der Beteiligten. Hatte ganz schön ausgeteilt, obendrein unerlaubter Waffenbesitz, und dank ihrer Aussage und der Tatsache, dass er der Neffe vom Bürgermeister ist, nur acht Monate auf Bewährung bekommen. Übrigens kam die Mutter der beiden, ebenfalls im vorigen Jahr, bei einem Autounfall ums Leben.“

„Danke, Max. Existiert auch ein Erzeuger dieser edlen Brut?“

„Von einem Ehemann oder Vater steht hier nix, Constanze Vornehm war ledig. Hey Cora, muss ich irgendwas wissen? Wo bist du gerade?“

„Vor der Vornehmschen Villa.“

„Was suchst du denn dort?“

„Nur so ne Eingebung.“

„Ok, Süße, ich hab was gut bei dir. Wie wär’s mit…“

Genetti drückte ihn weg und wählte Marions Nummer.

„Dieser Anschluss ist momentan nicht zu erreichen, versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt…“

So ein verdammter Mist, was mache ich jetzt?

Genetti schielte kurz zu den Edelkarossen am Fahrbahnrand, vergewisserte sich, dass sie vor neugierigen Blicken sicher war und setzte mit Schwung über das verzinkte Eingangstor. Fast schon befürchtete sie, dass blutrünstige Bestien um die Ecke hechteten, weiße Haarbüschel zwischen den Lefzen, aber nichts geschah. Vorsichtig näherte sie sich dem Haus. Um den geharkten Kies nicht durcheinander zu bringen, benutzte sie die Wiese neben den Koniferen.

Nachdem sie das Haus einmal umrundet hatte, stellte sie fest, dass es gar nicht so groß war, wie es von vorn den Anschein hatte. Außerdem war der rückwärtige Teil des Anwesens weit schlechter gepflegt als das zur Straße zugewandte Stück. Mehr Schein als Sein, oder der Gärtner hatte nur ne Halbtagsstelle.

Die Kommissarin wollte soeben den unverriegelten Fensterladen öffnen, um ins Innere der Villa zu spähen, als sie ein Geräusch aus einem der Gebüsche des verwilderten Gartens vernahm.

„Miez, Miez. Komm her Kätzchen, komm zu Frauchen.“

Genetti produzierte Schnalzlaute, mit denen man Hühner aber keine Katzen anlockt.

Sollte sich der Auftrag so schnell erledigt haben? Sie schob die Sonnenbrille nach oben, um besser sehen zu können und griff nach einem Stöckchen. Gleichzeitig verspürte sie einen Schlag. Noch ehe sie sich umwenden konnte, wurde sie von einem zweiten Hieb niedergestreckt. Diesmal war kein Toni zur Stelle um sie aufzufangen.

Impressum

Texte: Claudia Göpel
Bildmaterialien: Claudia Göpel
Tag der Veröffentlichung: 16.06.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Merlin, den weltbesten Kater aller Zeiten.

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