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Ein kleiner Teil aus dem Ersten Kapitel

 

Life of the Shadow

 

 

Es war Kalt. Kalt und windig. Eisiger Regen stürzte sich aus dem finsterem Himmelszelt ungnädig auf mein Haupt herab, nahm mir teilweise die Sicht und sorgte dafür, dass meine Zähne laut bibbernd aufeinander schlugen.

Doch ich lief unbeirrt weiter, in den dunklen Wald, dessen düstere Aura mich zu erschlagen drohte.

Er hatte schon fast alles Leben, welches in seinen Blätter lag, verloren und zurück blieb nur noch der nicht auf haltbare Tod und die da hin raffende Feuer Farbende Vegetation.

Viele Jahre waren nun vergangen, doch meine Narben, die ich mir damals selbst zufügen musste,

brannten unaufhörlich in meiner Seele weiter.

Die Schuld, die auf meinen Schultern lastete, schien mich von Tag zu Tag mehr erdrücken zu wollen. Der Hass in meinem innerem schwoll zu einer unbändigen Größe an, die Trauer fraß sich durch jeden einzelnen Muskel, jede Faser meines Seins und es würde nicht mehr lange Dauern, bis sie auch mein Herz verschlingen und nur noch eine leblose schwarze Hülle zurück lassen würde. Ich hielt für einen Augenblick inne, atmete einmal kurz und kontrolliert durch, bevor ich dem, sich hin und her windenden, Waldweg weiter folgte.

Auch wenn es nur ein Stück Boden war, übersät mit sterbenden Bäumen und verdörten flammen blättern, so rief er doch die schlimmsten Erinnerungen in meinem bisherigem Leben wach und riss die vermeindlich verheilten Narben wieder auf. Ich stoppt erneut. Meine Kehle war Staub trocken, meine Zunge so schwer und klebrig, das ich kaum atmen konnte. Es fühlte sich an, als würden unzählige Ameisen unter meiner Haut krabbeln, beißen und versuchen sich ihren weg in die Freiheit zu bahnen. Blutige Tränen vernebelten mir plötzlich die Sicht, ich stolperte und konnte gerade noch so an einem rauem Baumstamm halt finden. Den Kopf in den Nacken gelegt rutschte ich an der Rinder herunter. Es interessierte mich nicht, das sich dabei die Haut von meinem Rücken schälte, auch nicht das sich die spitzen Tannennadel, auf dem kalten und durchweichten Waldboden, in meine Handflächen bohrten. Das einzige was ich in diesem Moment fühlen konnte, war der aufwallende und allumfassende Schmerz, die Trauer, die Wut und der Hass auf mich selbst. Die Augen geschlossen, die Knie leicht angewinkelt saß ich da. In einem Wald. Allein. Und bemitleidete mich selbst. Die Zähne so fest aufeinander gebissen, dass ich dachte sie würden gleich zerbersten, richtete ich mich langsam wieder auf, strich mir das nasse Haar aus der Stirn und rieb mir die, teilweise bis zu fünf Millimeter in meinen Handflächen versengten, Tannennadeln an der Hose ab. Wie tief konnte ich nur sinken. Ich hatte es getan und es gab kein zurück mehr. Niemals würde es so sein wie früher, nie könnte ich es ungeschehen oder rückgängig machen, um nichts in der Welt. Keine Tränen, kein Hass, keine Wut und erst recht kein Selbstmitleid würde ihnen helfen. Ebenso wenig wie mir. Es waren nun schon so viele Jahre vergangen und ich sollte, musste, langsam aber sicher damit abschließen. Diese Kapitel aus meinem Leben streichen...Nein, nicht streichen, es verschieben, an einen Ort an dem es niemand finden oder erfahren konnte. An eine Stelle, an die ich mich selbst nicht wagte...

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 06.10.2013

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