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Leseprobe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

FCKNG X-Mas

Aidan Dempsey

Spin-off Bad Boys of Vancouver 4

Red Maple Reihe - Teil 1

Über die Autorin

Summer Alesilia ist das Pseudonym einer in Deutschland lebenden Autorin. Mit ihrer Familie wohnt sie in der Nähe von Ulm. Sie hat schon immer gerne gelesen, der Gedanke, selbst ein Buch zu schreiben, kam ihr erst 2017.

Sie liebt es, Leidenschaft, Herzschmerz und Liebe aufs Papier zu bringen. Ebenso Cliffhanger, Dramatik und spannende zwischenmenschliche Beziehungen. Selten passt ihre Geschichte in nur ein einziges Genre, oft ist es eine komplexe Mischung. Von zarter Liebe bis harte Obsession ist bei ihr alles vertreten. Ob es immer ein Happy End für die Protagonisten sein muss?

Wenn sie nicht schreibt oder liest, schaut sie gern Serien und Filme oder unternimmt etwas mit ihrer Familie.

Ihre Ideen nimmt sie so gut wie immer aus alltäglichen Situationen, die Orte ihrer Geschichten kennt sie teilweise aus erster Hand.

Hauptberuflich ist sie wie die Protagonistin ihres Debütromans in der Männerbranche tätig.

Wie ihr Name andeutet, ist sie ein Sommermensch, liebt das Meer und das mediterrane Lebensgefühl. Dies lässt sie auch in ihre Geschichten einfließen.

 

 

Aidan Dempsey

 

Bad Boys of Vancouver

Red Maple 1

 

 

 

Summer Alesilia

Impressum

 

© Summer Alesilia

1. Auflage – November 2022

 

Buchsatz: Summer Alesilia

Covergestaltung: Massimo Pedicillo

@NessunoMass

Lektorat und Korrektorat: Vivian Valentine,
Grace C. Node, Marina Ocean

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

 

Summer Alesilia

c/o Autorenservice Gorischek

Am Rinnergrund 14/5

8101 Gratkorn

Österreich

 

summeralesilia@gmail.com

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Jede Wiedergabe, Vervielfältigung und Verbreitung auch von Teilen des Werks oder von Abbildungen, jede Übersetzung, jeder auszugsweise Nachdruck, Mikroverfilmung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen und multimedialen Systemen bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers.

 

 

 

 

 

 

Für alle, die sich bereits in Cole verliebt haben

 


In völliger Dunkelheit schleiche ich durch das Zimmer und stoße mir doch prompt den Zeh am Bettpfosten. Den Schmerzensschrei unterdrücke ich nur mühsam und beiße die Zähne zusammen. Verdammte Scheiße! Wo ist meine Jeans? Dann ertaste ich endlich mein Handy, tippe den Bildschirm an und erkenne im schwachen Lichtschein des Displays etwas, das meine Hose sein könnte. Bei genauerer Betrachtung stellt es sich jedoch als Röhrenjeans heraus, die ich vor einer Weile der Frau, die schlafend im Bett liegt, ausgezogen habe. Eilig suche ich weiter und finde den Großteil meiner restlichen Kleidung. Das Hemd entdecke ich in der am weitesten entfernten Ecke und greife eilig danach. Möglichst leise ziehe ich mich an und prüfe, ob ich auch wirklich alles habe. Als sich die Frau umdreht und einen tiefen Atemzug von sich gibt, erstarre ich. ›Bitte nicht aufwachen‹, denke ich mir und schicke ein Stoßgebet zum Himmel. Offenbar wurde es erhört, denn sie scheint weiter zu schlummern. Auch wenn ich meinen Spaß mit ihr hatte, bin ich nicht scharf darauf, mich mit ihr zu unterhalten oder gar zu frühstücken. Als sie sich nochmals bewegt, befürchte ich schon das Schlimmste. Mucksmäuschenstill bleibe ich stehen und wage es noch nicht mal zu atmen. Sekunden vergehen, die sich wie Stunden anfühlen. Jedoch bleibt alles ruhig und ich setze meine Suche fort.

Kurz überlege ich, wo ich meine Schuhe ausgezogen habe, und erinnere mich, dass ich sie direkt nach dem Betreten der Wohnung abgestreift habe. So leise es geht, öffne ich die Tür und verlasse das Schlafzimmer von Samira oder Samara. Ich habe schon wieder vergessen, wie sie heißt. Meine Schuhe finde ich wie erwartet, ziehe sie und die Jacke, die ebenfalls hier liegt, an und verlasse die Wohnung meines One-Night-Stands.

Erst als ich auf der Straße bin, atme ich tief und erleichtert durch. Leichter Regen macht diese Herbstnacht ungemütlicher, als sie sein müsste. Auf den Straßen ist kaum etwas los. Nach einem kurzen Augenblick des Orientierens laufe ich Richtung Gastown. Dem nächsten Taxi, das vorbeikommt, signalisiere ich meinen Mitfahrwunsch und steige ein.

Völlig erschöpft falle ich zu einer unchristlichen Stunde in mein eigenes Bett und wache erst wieder auf, als Cole mich anruft. Am liebsten würde ich ihn wegdrücken, aber ich weiß, dass er nicht lockerlässt.

»Ja«, stöhne ich und lege mir den Arm über die Augen.

»Ich hoffe, du bist fit?«

Das grunzende Geräusch, das daraufhin folgt, stammt von mir. »Welcher Tag ist heute und wie spät ist es?«

Das Gelächter von meinem besten Freund ist zu laut für meine derzeitige Verfassung. »Kann es sein, dass du gestern unterwegs warst?«

»Möglich«, gebe ich vage zu. »Früher hätte ich dich gezwungen mitzukommen, aber seitdem du zum Liebesfilm schauenden Pantoffelhelden mutiert bist, bleibt mir nichts anderes übrig, als allein nach einem warmen Bett für die Nacht zu suchen. Es ist wirklich eine Schande, wozu du verkommen bist.«

»Aidan, Aidan! Ich glaube, du bist nur neidisch. Im Gegensatz zu dir, brauche ich nicht ständig nach einem neuen Spielplatz zu suchen. Meine sexuellen Wünsche werden alle von einer befriedigt«, behauptet mein Kumpel. Dann höre ich im Hintergrund eine Stimme. »Du bist wirklich ein Arsch!«, motzt Alexis, anschließend höre ich Cole zischen und fluchen. Als er wieder spricht, scheint er das Telefon weiter wegzuhalten. »Warum zwickst du mich? Ich glaube, ich muss dich mal wieder in deine Schranken weisen und ordentlich durchvö…«

»Stopp! Könnt ihr das später diskutieren? Ich würde gern weiterschlafen«, rufe ich in mein Handy.

»Nichts da, wir haben heute ein Date. Du weißt, dass wir etwas Dringendes zu erledigen haben.«

»Ja schon gut«, lenke ich ein, denn ich erinnere mich, dass ich meinen Kumpel zum Juwelier begleiten soll. »Holst du mich ab?« So habe ich wenigstens noch die Chance auf eine Dusche und einen Kaffee.

»Mach ich! Aber trödle nicht, ich bin in einer halben Stunde da!«

Mit einem gegrunztem »Tschüss« lege ich auf und verfluche die Freundschaft mit Cole.

***

Stunden später ist mein Freund endlich zufrieden und hat seinen Verlobungsring gefunden. Ich bewundere ihn für seine Entscheidung, sich fest an Alexis zu binden. Für mich wäre das absolut nichts. Viel zu sehr liebe ich meine Freiheit. Aber meine verkorkste Vergangenheit würde wohl ohnehin jedes weibliche Wesen vergraulen. Keine Frau könnte mit so einem gestörten Kerl wie ich es bin, auf Dauer glücklich sein. Und weil ich das weiß, verschwinde ich nach Möglichkeit noch vor dem Morgengrauen. Das einzige Mal, als ich es nicht geschafft habe zu verschwinden, war vergangenes Silvester. Aber zwei Frauen haben eben doppelten Einsatz verlangt. Gleichzeitig war ohnehin glasklar, dass es nur belanglos und unverbindlich ist. Sie wollten Spaß, ich ebenso. Und den hatten wir wirklich.

Gleichwohl ist mir bewusst, dass ich nach außen hin völlig normal wirke. Ein Kerl mit dunklem Teint und wuscheligem Haar, sobald es länger wächst. Der mit dem alten ockerfarbenen Chevrolet Impala seines Grandpas fährt und diesen Wagen über alles liebt. Einer, der sein Geld als Trainer in einem Sportstudio und mit Baseball verdient, dabei aber seinen großen Traum aufgegeben hat. Oder sollte ich besser sagen, der so blöd war, diesen selbst zu zerstören?

Nicht viele wissen davon. Im Grunde nur meine Familie und mein bester Freund. Ich glaube, ich war damals so wütend, weil meine Mom meinen Dad und mich verlassen hat. Aber vielleicht ist das auch nur eine leicht gefundene Ausrede. Damals dachte ich jedenfalls so, aber inzwischen ist fast ein Jahrzehnt vergangen. Und trotzdem kann ich es nicht hinter mir lassen. Es hat dieser eine Moment ausgereicht, um mich und mein ganzes Leben zu verändern. Würde ich es rückgängig machen, wenn ich es könnte? Ja, definitiv! Aber die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen und so mache ich weiter wie bisher. Feiern und trinken dient der Ablenkung, genauso wie die Frauen, die gut aussehen und darüber hinaus gewillt sind, sich von mir vögeln zu lassen.

Morgen ist der erste Sonntag im Oktober und somit das letzte Saisonspiel der Liga. Die Vancouver Canadians sind leider nur mäßig erfolgreich in der Baseball Minor League. Und dennoch ist es mehr, als ich vermutlich verdient habe. Allerdings freue ich mich auf den morgigen Tag, denn wenn ich eines gern tue, dann ist das Baseball zu spielen. Über ein halbes Jahr hat mich der Sport nun intensiv begleitet, abgelenkt und beinahe täglich beschäftigt. Mit dem Beginn der Winterpause befürchte ich, falle ich wie jedes beschissene Jahr in ein Loch, das ich mit Sex und Alkohol fülle. Schon sehr bald werden mich sämtliche Erinnerungen verschlucken, durchkauen und als ein seelisches Wrack ausspucken.

Den restlichen Samstag verbringe ich auf meinem Sofa. Viel lieber würde ich mich anderweitig ablenken, aber dann wäre ich morgen total im Eimer. Auch wenn es nichts Besonderes ist und mir seit vielen Jahren das Herzblut für den Sport fehlt, will ich bei dem Spiel morgen nicht vollkommen ablosen.

***

Erwartungsgemäß ist das Stadion bis auf den letzten Platz besetzt. Das Spiel, mit dem die Saison endet, wollen die Fans nicht verpassen. Mit meinen Teamkameraden erledige ich die letzten Handgriffe, der Trainer hält nebenbei seine Ansprache. Dunkel erinnere ich mich an Zeiten, da hat diese mich zu Höchstleistungen angespornt, die ich auch erbracht habe. Ich war gut, verdammt gut und auf dem Weg zu den Seattle Mariners. Aber dann kam alles anders! Und noch immer verfluche ich diesen Tag; hasse mich dafür.

Als sich alle in Bewegung setzen, vertreibe ich die Erinnerungen an das Vergangene und konzentriere mich auf das armselige Jetzt. Wir betreten unter Applaus das Stadion und nach einer kurzen Zeremonie nimmt jeder seinen Platz ein.

Am Ende der obligatorischen neun Innings ist das Spiel gegen die Eugene Emeralds, auch Ems genannt, aus. Nur knapp haben wir gewonnen. Aber immerhin ist es ein Sieg! Das Team freut sich und auch wenn ich einige gute Bälle geschlagen habe sowie einen Homerun hatte, fühlt es sich nicht wie ein Erfolg an. Heute werden die harten Zweifel ausbleiben, weil wir gewonnen haben. Aber dennoch frage ich mich, wie es weitergehen soll. Ich bin in einem Alter, in dem man eigentlich wissen sollte, was man mit seinem Leben anfängt. Aber weder kann ich mich vom Baseball abwenden noch habe ich richtig Lust dabei zu bleiben. Es ist ein gottverdammter Teufelskreis.

Als ich zurück zu den Umkleiden laufe und einen Blick auf die Zuschauertribüne gleiten lasse, fällt mir eine attraktive Blondine auf. Sie trägt ein VC-Trikot und winkt meinen Mitspielern. Sofort erwacht der Neandertaler in mir. Ich bleibe stehen und winke zurück, bis sie mich sieht. Dann schicke ich ein Zwinkern hinterher. Sie schenkt mir ein Lächeln, das mich in meinem Entschluss, sie anzuquatschen, bestärkt. Gerade als ich ihr ein Zeichen geben will, damit sie näherkommt, bespringt mich Dylan von hinten und jubelt mir lautstark ins Ohr. In Feierlaune werde ich mitgezogen und damit der Chance, mich mit diesem hübschen Geschöpf zu unterhalten, beraubt.

In der Kabine öffnen wir das spendierte Bier, stoßen an und trinken. Der Trainer beglückwünscht uns zu einem hervorragenden Spiel. Nach einer kleinen Feier in der Umkleide, einer Dusche und noch ein paar Gesprächen mit meinen Teamkameraden, verlasse ich das inzwischen leere Stadion. Vereinzelt tummeln sich noch letzte Besucher auf dem Parkplatz. Langsam schlendere ich auf meinen 69er Chevrolet Impala zu. Er erinnert mich jedes Mal an meinen vor wenigen Jahren verstorben Grandpa. Die Liebe zu diesem Auto sowie die zu der Band Dire Straits hat er mir mitgegeben. Deswegen dröhnt mir auch nach dem Anlassen der Zündung die Stimme von Mark Knopfler und seinem Bruder David entgegen.

Ich bin mit Cole in Ellas Bar, die sich nicht weit entfernt des Stadions befindet, verabredet. Langsam fahre ich über den Parkplatz und entdecke eine Frau, die sich bei näherer Betrachtung als die Frau von der Tribüne herausstellt. Heute muss mein Glückstag sein. Gerade läuft sie auf einen Kleinwagen, der offenbar ihrer ist, zu und klemmt sich das Handy, mit dem sie gerade telefoniert, zwischen Schulter und Ohr. Fahrend nähere ich mich ihr, während sie in ihrer Tasche nach dem Schlüssel zu suchen scheint. Sie findet ihn, sperrt auf und wirft ihre Tasche auf den Beifahrersitz. Als sie einsteigen will, bemerkt sie das Schnurren meines V8-Motors und dreht sich um, als ich langsamer werde und direkt neben ihr anhalte. Mittels Fensterkurbel drehe ich meine Scheibe herunter. Das Handy lässt sie in ihrer Tasche verschwinden.

»Hallo?«, fragt sie argwöhnisch.

»Hi«, erwidere ich und lächle sie an. »Du bist mir vorhin aufgefallen!«

Einen Moment überlegt sie, dann scheint es ihr einzufallen. »Du bist ein Spieler der VCs, richtig?«

»Japp, der Batter mit dem Homerun.« Bei solchen Gesprächen nutze ich den Sport für mich, auch wenn ich nicht wirklich stolz darauf bin.

»Genau! Gut gespielt«, sagt sie nun sichtlich entspannter und öffnet die Autotür ein Stückchen weiter. Abwartend sieht sie mich an.

»Danke. Hast du vielleicht Lust auf einen Drink? Ich wollte in eine Bar in der Nähe und ein bisschen mit ein paar Freunden feiern.«

Sie blickt in die Richtung, in die ich deute. »Tut mir leid, ich habe noch eine Verabredung.«

»Kannst du die nicht verschieben? Ich würde dich auch einladen.«

Sie wirkt einen Augenblick unentschlossen. Dann schüttelt sie jedoch ihren Kopf und meint: »Vielleicht ein anderes Mal!«

»Du gibst mir tatsächlich einen Korb. Wow! Das glaube ich nicht«, gebe ich enttäuscht von mir und setze ein übertrieben verletztes Gesicht auf.

»Ich kann wirklich nicht«, sagt sie, steigt ein und lässt das Fenster herunter. Sie hat es offenbar eilig.

Geräuschvoll schniefe ich und versuche es ein letztes Mal. »Falls du es dir anders überlegst oder später noch Zeit hast, dann findest du mich in Ellas Bar in der Main Street, zwischen der 26th und 27th Avenue.«

»Ist registriert, aber mach dir keine allzu große Hoffnung.«

Sie will gerade die Tür schließen. »Warte! Wie heißt du?«

»Jessica.«

»Sehr schöner Name. Ich bin Aidan. Damit du mir in deinen Träumen auch einen Namen geben kannst«, sage ich amüsiert, zwinkere ihr zu und drücke ordentlich auf das Gaspedal. In meinem Rückspiegel sehe ich sie winken und hoffe, dass ich ihr genug Anreiz gegeben habe, um doch in der Bar aufzukreuzen.

***

Später am Abend sowie nach etwa fünf bis acht Drinks, genau weiß ich es nicht mehr, habe ich mich damit abgefunden, dass der blonde Engel namens Jessica nicht kommen wird. Sehr schade, sie hatte wirklich etwas Besonderes. Zart und süß, fast ein bisschen unschuldig anmutend und ein Lächeln, das einem ein Kribbeln im Bauch beschert. Und doch war da auch etwas Widersprüchliches. Sie wirkte willensstark und selbstbewusst, als sie mir die Abfuhr erteilt hat. Vermutlich sehe ich sie nie wieder, aber wenn, würde ich es mir zur Aufgabe machen, sie zu erobern und anschließend flachzulegen.

Cole unterhält sich angeregt mit Ella, die bereits dabei ist, hinter dem Tresen für Ordnung zu sorgen. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wirft sie uns raus. Als wenige Minuten später Alexis die Kneipe betritt und uns mit einem strengen Blick auffordert ihr zu folgen, tun wir das auch. Dafür muss ich Cole dankbar sein, durch seine Freundin spare ich mir das Geld für das Taxi.

»Wie kann ich das wiedergutmachen, Alex?«

»Das musst du nicht«, antwortet sie augenrollend.

»Der da«, ich nicke zu meinem Kumpel, »hat dich nicht verdient.«

»Komm jetzt«, übergeht sie meinen Kommentar, greift meine Hand und zieht mich hoch. »Ich will endlich in mein Bett und nicht immer euren Chauffeur spielen.«

»Danke«, murmelt Cole und gibt ihr einen innigen Kuss.

»Du stinkst wie ein Schnapsladen«, motzt sie, schmunzelt ihn jedoch an.

Manchmal ist es witzig die beiden zu beobachten, aber lieber würde ich meine Augen auf den Ausschnitt von Jess oder wenigstens einer anderen Frau heften.

Wenn ich gewollt hätte, wären wohl ein oder zwei Gelegenheiten eine abzuschleppen, dagewesen, aber da ich vor Jessica nicht riskieren wollte, beim anderweitigen Flirten erwischt zu werden, habe ich es heute sein lassen.

Ob ich jetzt noch Megan anrufen kann?

Als wir die Bar verlassen, fummle ich nach meinem Handy. Es ist bereits weit nach Mitternacht, dennoch scrolle ich durch die Liste, bis ich ihre Nummer habe. Es klingelt ein paar Mal, dann hebt sie ab.

»Aidan! Was willst du?«

Ich öffne die Tür von Alexis Wagen und lasse mich auf die Rückbank fallen. »Hast du Zeit für mich?«

»Du wolltest dich schon vor Wochen melden!«

»Das war aber nicht die Frage!«

»Denkst du, ich habe jetzt nur auf dich gewartet?«

»Hast du Besuch?«, übergehe ich ihre Provokation.

»Nein, aber vielleicht habe ich keine Lust.«

»Du bist also allein! Und das andere kann ich ändern! Das weißt du.«

Sie schnaubt verächtlich. »Komm schon, Baby, ich habe dich vermisst! Ich mach es auch wieder gut.«

Sie zögert, sagt dann aber: »Ich nehme dich beim Wort!«

»Bin in ein paar Minuten da, fang nicht ohne mich an!« Und schon habe ich aufgelegt.

Cole dreht sich vom Beifahrersitz um, während wir die Main Street entlangfahren. Er hebt eine Augenbraue und sieht mich fragend an.

»Lasst mich bitte in Fairview raus, ich habe noch eine spontane Verabredung.«

»Etwa Megan?«

»Sieh mich nicht so an!«

»Du weißt so gut wie ich, dass sie mit der halben Baseballmannschaft fickt.«

»Na und?«

»Ich wollte es nur gesagt haben.« Er zuckt mit den Schultern, dreht sich wieder nach vorn und legt seine Hand auf Alexis Schenkel.

Inzwischen sieht er die Art und Weise, wie ich mit meinen Problemen umgehe, kritisch. Und es ist auch nicht so, dass ich es nicht nachvollziehen könnte, aber solange es mir nicht schlechter geht, werde ich es dabei belassen. Dennoch steht Cole nach wie vor hinter mir und hat es schon unzählige Male bewiesen. Ich weiß, dass er mich nicht verurteilt, aber er sagt eben auch seine Meinung. Und ja, lieber hätte ich mich den ganzen Abend über mit der Blondine unterhalten und geschaut, wohin die Nacht führt, aber es sollte nicht sein. Und besser fahre ich jetzt zu Megan, anstatt allein in mein kaltes Bett zu steigen, in dem mich nur die Schatten meiner Vergangenheit erdrücken. Verdrängen hilft mir für eine gewisse Weile, aber nie besonders lange. Seit beinahe zehn Jahren kämpfe ich jeden Winter mit den Gegebenheiten. Gegebenheiten, die sich nicht mehr ändern lassen und die ich mir bei jedem Besuch bei ihm vor Augen führe. Wie sagte der Seelenklempner einst? Konfrontationstherapie.

***

»Tiefer, saug fester«, stöhne ich und drücke mein Becken etwas hoch. Hellbraunes Haar streift meine Leiste sowie meine Hüfte, während sie ihren Kopf auf und ab bewegt. Etwas unkonzentriert versuche ich dennoch einen Blick auf ihre Lippen zu erhaschen. Und dann gibt eine Lücke in ihrer Mähne den Blick auf meinen Schwanz frei. Genüsslich saugt sie daran und fegt damit sämtliche negativen Gedanken aus meinem Gedächtnis. Als ich merke, wie sich die Erlösung anbahnt, ziehe ich sie zu mir hoch. Sie ist eine von diesen Püppchen, klein, schlank, aber dennoch hat sie heiße Kurven.

»Stopp! Sonst hast du gleich deinen Mund voll«, warne ich sie. Mit Schwung befördere ich sie direkt über mein Gesicht, spreize ihre Schenkel so weit, dass sie automatisch tiefer rutscht und ich sie mit meiner Zunge erreichen kann. Ihren überraschten Ausruf ignoriere ich. Als sie mein Vorhaben durchschaut hat, kommt sie mir aber entgegen und hält sich am Kopfteil des Betts fest. Ich umgreife ihre Schenkel von hinten und dirigiere ihre Pussy so, dass ich sie perfekt verwöhnen kann. Das Versprechen, es wiedergutzumachen, habe ich nicht vergessen und sicherlich brauche ich ihren Körper in den nächsten Wochen wieder öfters.

Meine Zunge gleitet durch ihre Spalte. Sie scheint mächtig auf Blowjobs zu stehen, denn wie jedes Mal ist ihre Mitte feucht und heiß. Meine Zunge lasse ich in schnellem Rhythmus über ihre Perle gleiten, was sie heiser aufstöhnen lässt.

»O Gott, ja, genau so!«, wimmert sie und das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich verstärke den Druck gegen ihr Nervenende. Ein Brummen, weil es einfach nur geil ist, kann ich nicht verhindern. Aber Sex ohne Töne und Worte ist öde und lässt mir mittlerweile sogar die Lust vergehen.

Als sie anfängt sich auf meinem Mund zu bewegen, regelrecht darauf reitet, sich fester gegen meine Lippen presst, gebe auch ich Gas und verwöhne sie mit schnellen Zungenschlägen. Kurz darauf spannt sie sich an und kommt mit einem langgezogenen Stöhnen.

Ihr Höhepunkt ist noch nicht ganz vorbei, da schubse ich sie neben mich aufs Bett, greife nach dem bereitgelegten Gummi und stülpe ihn eilig über. Im nächsten Moment rutsche ich zwischen ihre Schenkel und gleite mit einer einzigen flüssigen Bewegung in sie. Zähne zusammenbeißend beginne ich, meinen Schwanz in sie zu hämmern. Megan mag es wild, deswegen nehme ich mich jetzt nicht zurück. Und ich ergreife die Möglichkeit gern, denn ich bin wütend und frustriert, aber eben auch geil. Auch wenn ich nicht bewusst an die Dinge, die mich aufreiben, denke, befinden sie sich immer in meinem Unterbewusstsein.

»Aidan, das ist gut«, stichelt sie. »Ich stehe total darauf, wie wir ficken!«

Ich starre kurz in ihr Gesicht, dann senke ich meinen Blick und genieße die Aussicht auf ihre wippenden Brüste. Für eine winzige Sekunde, vielleicht auch zwei oder drei, stelle ich mir die heiße Braut aus dem Stadion vor und bereue es direkt. Denn bescheuerter Weise bringt diese Vorstellung das Fass zum Überlaufen. Die Gefühle übermannen mich und ich komme heftig.

Nachdem ich ein paar Stunden bei Megan gepennt habe, verlasse ich ihre Wohnung, ohne dass sie mich bemerkt. Dass wir nur eine Fick-Beziehung haben, weiß sie, dennoch ist es mir lieber, wenn ich sie morgens nicht ertragen muss. Und weil ich mich halbwegs fit fühle, laufe ich die zweieinhalb Meilen im Morgengrauen zu meinem Auto.

Auf dem Rückweg hole ich mir in einem Diner einen Kaffee und einen Bagel. Ich habe einen Mordshunger. Zuhause lege ich mich noch einmal ins Bett und penne weitere Stunden, bis ich ausgeschlafen habe.  

Zusammen mit Dylan laufe ich durch den nicht ganz legalen Club, in dem ich seit ein paar Wochen mit ihm für die Fights trainiere. Mein Kumpel wirkt mit seiner breiten, kräftigen Statur, seinem dunklen Bart und den Tätowierungen wie ein Biker oder Rocker. Wir nähern uns der Metalltür, die aussieht, als würde sie in einen Lagerraum führen, und mein Freund klopft an. Nur Sekunden später wird diese geöffnet. Der tätowierte und glatzköpfigen Kerl, wirft uns einen prüfenden Blick zu und nickt dann. Inzwischen kennt er uns beide.

Heute wird es ernst für mich, aber es gibt keinen besseren Zeitpunkt für das hier. Der Jahrestag nähert sich unaufhaltsam und nimmt mir zusehends die Luft zum Atmen. Kurz bevor die Schwärze meine Seele komplett umhüllt, werde ich mir beweisen, dass ich noch lebe. Ich muss!

Es riecht nach Schweiß und Aftershave, männlich. Dazu kommt eine bittere Note. Jedes Mal, wenn ich hier bin, habe ich denselben Gedanken. Es riecht nach Blut, in dem zu viel Testosteron und Adrenalin war. Aber vielleicht ist das totaler Blödsinn. Hier ist es wie in den Fight- oder Action-Filmen. Düster, etwas abgefuckt und zwielichtige Kerle treiben sich herum.

Dank Cole und auch meinem Baseballkameraden Dylan bin ich gut im Training. Ich reiße mich zusammen, aber das ist wahrhaftig der einzige Bereich, in dem es mir nicht unendlich schwerfällt, mich zu motivieren. Die anderen ziehen mich mit, was auch gut so ist. Und damals, als Cole sich hat gehenlassen, war ich es, der ihm die Leviten gelesen und ihn angespornt hat. Denn für ihn würde ich nach wie vor alles tun.

Jedenfalls wird es heute ernst, denn ich werde, wenn es schlecht läuft, übel verprügelt. Ich hoffe jedoch, dass es wie im Training mit Dylan ist, ich austeilen kann und auch treffen werde. Bald werde ich es wissen — oder spüren.

Dylan und ich gehen zu der Bar und bestellen uns einen Whiskey. »Das müsste Tillman sein«, meint er und nickt zu einem Typen, der gerade den Raum betritt. Langsam drehe ich mich um und registriere einen Kerl, der mich entfernt an Ivan Drago aus dem dritten Rocky-Film erinnert. Blond, groß und zu meinem Leidwesen, verdammt breit.

»Vielleicht gehst du schon mal mein Grab schaufeln«, meine ich ironisch und dieser Idiot von Dylan lacht, anstatt mich aufzubauen.

Die ersten Kerle steigen in den Ring, prügeln so lange aufeinander ein, bis einer aufgibt oder tatsächlich ausgeknockt am Boden liegt. Die Schläge werden fair, aber unerbittlich ausgeteilt. Ich kenne sowohl ein paar der Sieger, als auch den Verlierer aus dem Training im Fightclub. Einerseits verfluche ich den Tag, an dem mich Dylan mitgeschleppt hat, aber andererseits ersehne ich den Kick durch die Schmerzen. Verrückt, dass ich mich an das erinnern will, was mich einst nahezu alles gekostet hat. Irrsinnig, dass ich spüren will, was ich ihm angetan habe.

»Hey du!«, höre ich das Drago-Double in meine Richtung rufen.

»Was is, Mann?«, pöble ich zurück.

Dämlich grinsend kommt der Kerl näher. »In der nächsten Runde bist du dran. Bereit die Bretter zu küssen?«

»Wenn ich das nicht wäre, würde ich nicht hier stehen. Die Frage sollte daher lauten: Kannst du einstecken oder nur labern?« Unnachgiebig sehe ich ihm in die Augen.

»Wirst du schon sehr bald sehen, Nitchee!«

Es ist nicht der herablassende Tonfall, der mich für einen Moment lähmt. Das kann ich ab. Jedoch fällt es mir schwer, diese abwertende Betitelung über meine Herkunft zu ignorieren. »Sei vorsichtig, was du sagst!«, drohe ich und gehe einen Schritt auf ihn zu.

Sein Grinsen wird noch breiter. »Warum sollte ich, du Ka…«

»Das reicht!«, donnert Dylan dazwischen, zieht mich an der Schulter zurück und stellt sich zwischen uns.

»Dafür ist der Ring, Tillman! Klopfe keine Sprüche und hör auf, uns auf die Nerven zu gehen.«

Er fixiert meinen Kumpel eine Weile, dann knurrt er: »Klar! Bis gleich!«

***

Umgezogen und mit MMA-Handschuhen ausgestattet, betrete ich den Ring. Bisher war ich die Ruhe selbst, aber jetzt fange ich an zu schwitzen und höre mein Blut in den Ohren rauschen.

Dieser Tillman wartet schon auf mich, schlägt immer wieder die Hände zusammen und läuft, mich beobachtend, im Ring auf und ab. Dämliches Imponiergehabe, aber so etwas beeindruckt mich nicht im Geringsten. Der Typ hat so oder so schon bei mir verschissen. Aber das ist mir recht, dann fällt mir das Zuschlagen leichter, in diesem Fall wird es mir ein besonderes Vergnügen sein. Wen nennt dieses Arschloch Nitchee?

In den letzten Minuten, bevor es losgeht und der Ringrichter die wenigen No-Gos erklärt, schießt mein Puls in die Höhe. Bis in die Zehenspitzen vollgepumpt mit Adrenalin verlagere ich mein Gewicht von einem Bein auf das andere.

Kaum dass der Schiri ›Fight‹ gerufen hat, geht Tillman auf mich los. Geistesgegenwärtig ducke ich mich ein paar Mal weg, bis mich ein Faustschlag direkt an der Schläfe davon abhält, weiter zu reagieren. Ein Blitz zuckt durch mein Sichtfeld, dann bin ich wieder zurück und blocke den nächsten Schlag mit den Fäusten ab. Mein automatischer Tiefschlag gegen die Rippen, als er gerade ausholt, lässt den Punch nur gegen meine Schulter prallen. Kurz aus dem Konzept gebracht, setze ich einen Schlag nach und treffe sein Kinn. Zwar nicht so fest, wie ich es beabsichtigt habe, aber immerhin.

Wir entfernen uns ein Stück voneinander und umkreisen uns wie Raubtiere. Abschätzen, was der andere als Nächstes tun könnte und ein paar Sekunden durchatmen. Das Arschloch vor mir wischt sich mit der Linken den Schweiß von der Stirn und positioniert seine Fäuste neu. Dann kommt er wieder auf mich zu, täuscht ein paar Mal an. Ich wehre ab und tue ebenfalls so, als würde ich die Lücke in seiner Deckung suchen. Als er ausholt, tue ich es auch und gleichzeitig prallen unsere Fäuste an das Gesicht des anderen. Ein Haken von unten lässt seinen Kopf in den Nacken fliegen und ihn zurücktaumeln. Diesmal habe ich ihn gut getroffen, allerdings spüre ich die Nachwirkung seines Schlages gegen meine Wange. Ein Ächzen ist von Tillman zu hören, dann schüttelt er seinen Kopf. Der Treffer war wohl doch besser, als ich es angenommen habe.

»Jetzt bin ich richtig sauer!«, lässt er mich wissen und kommt näher.

»Na zeig doch mal!«, provoziere ich ihn. »Bisher habe ich noch nichts davon gemerkt.« Ein herablassendes Grinsen schicke ich hinterher.

Es reicht, um ihn auf mich zustürmen zu lassen, aber da ich damit gerechnet habe, springe ich zur Seite und gebe ihm eine mit. Allerdings ist er flink, holt aus und trifft meinen Kopf seitlich.

»Ganz schön lahm«, verhöhnt er meine Reaktion.

In den kommenden Minuten geht es mit Abschätzen und Antäuschen hin und her. Der Wechsel zwischen Angriff und Deckung kostet Kraft.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Cover: NessunoMass
Lektorat: Vivian Valentine
Korrektorat: Vivian Valentine, Marina Ocean, Grace C. Node
Tag der Veröffentlichung: 02.11.2022
ISBN: 978-3-7554-2473-4

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