Ein Trip quer durch das Chaos
Die etwas andere Liebesgeschichte
Roadtrip-Love Teil 1
Summer Alesilia
nach einer Idee von M.P.
Alle Jahre wieder ...
Der chaotische 32-jährige Mike ist leidenschaftlicher Künstler und genießt seine Freiheit weit entfernt von seinen konservativen und verklemmten Eltern.
Kurz vor den Feiertagen macht er sich mit seinem Oldtimer auf den Weg, um mit seiner Familie Weihnachten zu verbringen.
Als er unterwegs einen Anhalter aufsammelt, beginnt ein verrückter und ungeahnter Road-Trip quer durch Deutschland, der viele Überraschungen bereithält.
Ein ungeplanter Zwischenstopp und ein Alkoholexzess sind noch die geringsten Probleme, die ihn und seine Begleitung erwarten ...
Na dann — gute Fahrt und frohe Weihnachten!
Summer Alesilia ist das Pseudonym einer in Deutschland lebenden Autorin. Mit ihrer Familie wohnt sie in der Nähe von Ulm. Sie hat schon immer gern gelesen, der Gedanke, selbst ein Buch zu schreiben, kam ihr erst 2017.
Sie liebt es, Leidenschaft, Herzschmerz und Liebe aufs Papier zu bringen. Ebenso Cliffhanger, Dramatik und spannende zwischenmenschliche Beziehungen. Selten passt ihre Geschichte in nur ein einziges Genre, oft ist es eine komplexe Mischung. Von zarter Liebe bis harte Obsession ist bei ihr alles vertreten. Ob es immer ein Happy End für die Protagonisten sein muss?
Wenn sie nicht schreibt oder liest, schaut sie gern Serien und Filme oder unternimmt etwas mit ihrer Familie.
Ihre Ideen nimmt sie so gut wie immer aus alltäglichen Situationen, die Orte ihrer Geschichten kennt sie teilweise aus erster Hand.
Hauptberuflich ist sie wie die Protagonistin ihres Debütromans in der Männerbranche tätig.
Wie ihr Name andeutet, ist sie ein Sommermensch, liebt das Meer und das mediterrane Lebensgefühl. Dies lässt sie auch in ihre Geschichten einfließen.
1. Auflage
Deutsche Erstauflage Oktober 2020
© Summer Alesilia
Summer Alesilia
c/o Autorenservice Gorischek
Am Rinnergrund 14/5
8101 Gratkorn
Österreich
summeralesilia@gmail.com
Buchsatz: Summer Alesilia
Cover: Massimo Pedicillo (NessunoMass)
Für M, E und A
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 1
Samstag
Das fiese Klingeln wollte nicht aufhören. Völlig verschlafen suchte Mike nach seinem Smartphone und wischte über den Bildschirm. Er hasste seinen Handywecker, den er mit Absicht laut gestellt hatte, um ihn überhaupt zu hören. Dennoch verfluchte er seine Entscheidung jedes Mal aufs Neue. Träge schob er das Telefon wieder unter das Kissen und dämmerte kurz darauf weg.
Als es das nächste Mal läutete, riss ihn das Telefon aus einem angenehmen Traum. Er fummelte erneut nach dem klingelnden Gerät und warf einen Blick darauf. Am Ton erkannte er, dass es ein Anruf war, und versuchte durch den schmalen Lidschlitz einen Namen auf dem Display zu erkennen. Als er die Buchstaben zu einem Wort zusammenfügte, schreckte er hoch.
»Ja«, rief er ins Handy und verschluckte sich beinahe an seinem Speichel.
»Es ist acht Uhr, ich hoffe, du bist bereits auf dem Weg«, fragte die weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Aber natürlich«, log er und schwang die Beine aus dem Bett.
»Das ist schön. Deine Geschwister sind seit gestern hier. Alle warten auf dich«, erklärte die Frau weiter.
»Ich weiß, aber ich musste gestern noch ein paar Sachen erledigen. Ich bin bis heute Abend bei euch. Versprochen.«
Ein leises Seufzen erklang. »Mike, du weißt, dass manches einfacher wird, wenn man einen Partner an seiner Seite hat. Du bist schon zweiunddreißig, es wird Zeit, dass du endlich erwachsen wirst und eine Familie gründest. Du magst doch Kinder, oder?«
»Mama, lass uns jetzt nicht damit anfangen. Ich … ich muss Auto fahren«, schwindelte er und holte mit der anderen Hand seine Reisetasche unter dem Bett hervor. Es funktionierte.
»Ja, du hast recht. Nicht, dass du noch einen Unfall baust. Fahr vorsichtig und wir sehen uns heute Abend.« Ein Küsschen kam durch die Leitung.
»Warte Oma!«, kreischte eine Mädchenstimme im Hintergrund. »Will mit Onkel Mikey tetefonieren.«
»Oh, das hätte ich beinahe vergessen«, sagte Mikes Mutter. »Deine Nichte will dich etwas fragen.« Es raschelte kurz im Lautsprecher.
»Onkel Mikey, ich bin es«, sagte das Mädchen und kicherte.
»Ja, das habe ich mir fast gedacht«, antwortete Mike und lachte. »Wie geht es dir? Freust du dich schon auf Weihnachten?« Für seine Nichte hielt er mit seinem Tun inne und setzte sich auf das Bett.
»Klaro. Ich bekomme bestimmt was für die Spielküche. Da brauche ich doch noch Töpfe und so.«
»Warst du auch brav und hast gemacht, was dir deine Mama gesagt hat«, erkundigte er sich.
»Na logo. Wann bist du da?«
»Heute Abend, ich hoffe, wir sehen uns noch.«
»Ich darf diese Woche immer lange aufbleiben.« Die Kleine lachte vergnügt. »Du, Onkel Mike, gehst du mit mir ins Spaßbad. Du hast es das letzte Mal versprochen.«
»Habe ich das? Hm?«, scherzte Mike.
»Klaro! Hoch und heilig versprochen hast du es.«
»Gut, gut, wenn du dir so sicher bist, muss es stimmen. Ich nehme meine Badehose mit, also ich meine, die habe ich dabei«, korrigierte er sich eilig. Nicht, dass sich Emma aus Versehen verplauderte.
»Juhu, danke Mikey.«
»Für dich mache ich doch fast alles. Also bis bald, aingeal beag.«
»Tschüssi.«
Schnell drückte er den roten Button auf seinem Smartphone und warf es aufs Bett. Nicht, dass seiner Mutter einfiel, sich nochmals zu Wort zu melden. Außerdem war er viel zu spät dran. Eine lange Fahrt lag vor ihm.
Eine halbe Stunde später, nach einer zügigen Dusche, stand Mike vor seinem hellen dreitürigen Kleiderschrank und ging in Gedanken seine Packliste durch. Sein Blick, den er auf das Bett mit den verstreuten und bereits herausgesuchten Kleidungsstücken warf, half ihm nur wenig bis gar nicht. Er fuhr sich mit einer Hand durch sein braunes, lockiges und länger gewordenes Haar und hinterließ auf seinen Kopf ein noch größeres Durcheinander, als dort ohnehin herrschte.
Seine Augen glitten über die vielen Bilder, die an einer der Wände in seinem Schlafzimmer hingen. Es befanden sich dort selbstgezeichnete Landschaftsbilder von der wunderschönen Umgebung Füssens. Diese wurden durch Porträts von Personen aus seinem Freundeskreis sowie seiner Familie ergänzt.
Es war zu früh für ihn und er hatte schlecht geschlafen. Dann dieser abrupte Weckruf seiner Mutter. Gähnend schweiften seine Gedanken ab.
Hier im Allgäu hatte es Anfang November das erste Mal geschneit und das frostige Weiß war einige Tage liegen geblieben. Deswegen war das erste große Verkehrschaos auf den Straßen entstanden und hatte all jene bestraft, die zu dieser Zeit noch mit Sommerreifen unterwegs waren. Das Telefon in der Kfz-Werkstatt hatte geglüht und kurzzeitig für mehr Arbeit gesorgt, als von seinen Kollegen und ihm zu bewältigen war. Noch bevor der letzte Reifenwechsel durchgeführt wurde, waren der Schnee und die Minusgrade Geschichte.
Hier war es nichts Ungewöhnliches, dass Väterchen Frost im Spätherbst zu Besuch kam und weiße Flocken verteilte.
Ganz anders war es an seinem Reiseziel. Bei seiner Familie würde er vielmehr Gummistiefel, Regenschirm und eine wind- und wasserdichte Jacke brauchen. Die Aussicht war nicht gerade prickelnd, im Dauerregen und ohne Schnee Weihnachten zu verbringen.
Pullover, T-Shirts, Jeans, Shorts und Socken in allen Varianten hatte er schon auf sein Bett geworfen. Der Haufen war ziemlich unübersichtlich.
Seine überschaubare Kulturtasche hatte er nach seiner morgendlichen Dusche gepackt. Seine warmen Boots würde er auf der Fahrt anziehen und das Paar Turnschuhe lag auf dem Boden am Fußende des Bettes.
Beinahe hätte er die Badehose vergessen. Schnell kramte er diese hervor und warf sie auf den Haufen aus Kleidungsstücken. Ein Schal und eine Mütze ergänzten das wilde Sammelsurium auf seiner Decke, die ebenfalls noch nicht ordentlich gefaltet war.
Für wen auch? Er wohnte hier allein, und wenn Freunde zu Besuch kamen, störten sie sich nicht daran.
Zumindest hatte er gestern Morgen noch an die Mülltonne gedacht und sie herausgestellt. Oder besser gesagt, er war mit besagter Tonne bis zum übernächsten Haus gerannt, denn dort leerte der Müllwagen bereits die der Nachbarn.
Nun fragte er sich, warum er gestern nicht mehr seine Tasche gepackt hatte. Der Besuch bei seinem Kumpel schien ihm wichtiger. Die Playstation und die Aussicht auf einen lustigen Spieleabend waren verführerischer gewesen, als Kleidung in eine Tasche zu stopfen.
Er war absolut unorganisiert und dennoch gab es für ihn nichts Schöneres, als seine Unabhängigkeit. Herr über sein eigenes Leben und seine Entscheidungen zu sein, auch wenn es mitunter das pure Chaos war. Alles war besser, als sich mit über dreißig ständig Vorhaltungen von seinen Eltern anhören zu müssen. Diese wurde nur von den altklugen Sätzen seiner Geschwister übertroffen; zumindest von den meisten.
Findest du es gut, von einem schlecht bezahlten Job in den nächsten zu stolpern?
Meinst du wirklich, sie haben auf dich und deine Bilder gewartet?
Warum bist du immer noch Junggeselle? Alle deine Geschwister sind liiert oder verheiratet!
Kinder bereichern dein Leben. Willst du nicht endlich Verantwortung übernehmen?
Das waren nur einige Beispiele für die Besserwisserei seiner Familie. Diese ganzen Vorwürfe wollte er nicht mehr über sich ergehen lassen. Je öfter er solche Aussagen hörte, desto weniger wollte er sich fügen. Das war einer von vielen Gründen, weswegen er ans andere Ende von Deutschland gezogen war. Außerdem versprach er sich hier die besseren Chancen, um mit seinen Gemälden als Künstler Karriere zu machen. Er träumte davon, mit dem Zeichnen Geld zu verdienen. Zu seinem Leidwesen belächelten es die meisten, anstatt ihn zu unterstützen oder zumindest Mut zuzusprechen.
Nachdem er seinen Kram gepackt hatte, zog er sich warm an und ging mit dem Gepäck zu seinem Auto. Da es nachts sehr kalt gewesen war und er keine Garage hatte, musste er erst seine Scheibe freikratzen. Während er das tat, ließ er seinen Blick über den Ort gleiten. Sein Wohnhaus befand sich auf einer kleinen Anhöhe. Von der Straße aus konnte er die umliegenden Alpen sehen, deren Hänge eingeschneit waren. Es war ruhig an diesem Samstagmorgen. Aber das störte ihn nicht, im Gegenteil, er mochte die idyllische Ruhe.
Die Sicht war gut und ihn überkam die Lust, seinen Bleistift zu nehmen und den Kirchturm, der vor den Bergen emporragte, zu zeichnen. Aber das hatte er bereits unzählige Male zu den unterschiedlichsten Tages- und Jahreszeiten getan. Viel lieber hätte er jemanden porträtiert. Die Feinheiten und Details eines Gesichts einzufangen, waren schwieriger. Auch wenn er sich als faul und bequem bezeichnete, liebte er besondere Herausforderungen. Ein Bereich, in dem das zu hundert Prozent zutraf, war das Zeichnen. Dort konnte es nicht schwierig genug sein. Er versuchte sich an allem, musste jedoch manchmal feststellen, dass er scheiterte. Dennoch gab er nicht auf.
In seinen arbeitslosen Phasen hatte er richtige Mal- und Zeichenexzesse. Er verbrachte dann etliche Tage am Stück in seiner Wohnung, ohne vor die Tür zu gehen oder Kontakt zu seinen Freunden zu suchen. Bei gutem Wetter fand man ihn draußen, wie er durch die Gegend streifte. Stets auf der Suche nach einem unentdeckten Fleck, einem hübschen Gebäude, das sich zu malen lohnte oder unberührter Natur, die mit ihren Farben beeindruckte und seinen Blick reizte. In solchen Momenten wünschte er sich, in seiner Heimat zu sein. Irlands Natur suchte seines Gleichen. Dann fühlte er sich zu hundert Prozent irisch, auch wenn es dank seiner Mutter nur die Hälfte war.
Am Ende solcher Tage kam er farbbekleckert in seine Wohnung, stellte seine neu entstandenen Werke auf und fiel nach einer schnellen Dusche ins Bett. Viele verstanden ihn nicht, aber die, die es taten, stärkten ihm den Rücken. Diese Handvoll Menschen nannte er zu Recht wahre Kameraden.
Das, was er selbst höchstens als gut empfand, lobten seine Freunde oft ehrfürchtig. Etwas mussten seine Bilder also haben. Und genau diese seltene Wertschätzung war es, die ihn zum Weitermachen animierte. Aufgeben war keine Option, zumindest noch nicht.
Als er seine Autoscheiben von der Raureifschicht befreit hatte, stieg er ein und fuhr gemächlich die geschwungene Gasse hinab. Mit gemischten Gefühlen machte er sich auf den Weg.
Kapitel 2
Nachdem Mike sich beim Bäcker um die Ecke mit einem Energydrink und einem großen Kaffee eingedeckt hatte, stieg er in seinen Wagen. Beinahe schüttete er sich den heißen Inhalt beim Hinsetzen auf seine Hose. Ein kleiner Tropfen landete dennoch auf seiner Jeans und färbte den Jeansstoff noch dunkler. Ohne weitere Umwege oder Zwischenfälle steuerte er die Autobahn Richtung Norden an.
Selbst Samstagmorgen war hier einiges los. Kaum war er mit seinem alten Opel Kadett, der mehr Jahre auf dem Buckel hatte wie Mike, auf die Fernstraße gefahren, verließ ihn die Lust am Weiterfahren. Am liebsten würde er umdrehen und diese autofahrenden Idioten zum Teufel schicken.
Wann konnte man zuletzt gemütlich auf der Autobahn fahren? Vermutlich war das, noch bevor sein gelber Hardy das Fließband im Opelwerk verlassen hatte. Diese Zeit hatte er knapp verpasst.
In den Achtzigern und selbst in den Neunzigern war es noch besser. Er hasste dieses Gedränge auf den Straßen wie die Pest. Das Betätigen der Lichthupe aus einem halben Kilometer Entfernung nervte ihn am meisten. Wo sollte er hin, wenn er gerade dabei war, einen Lkw zu überholen? Sich ins All beamen, in Luft auflösen oder zwischen die Achsen des Aufliegers quetschen?
Nein danke, dafür hing er zu sehr an seinem Leben.
Und jeder, der einen Oldtimer fuhr, wusste, dass man mit seinem Baby sorgsam umgehen musste. Seiner war einer der Letzten, der damals im Jahre 1979 gebaut wurde. Vor einigen Jahren hatte er ihn günstig von einer alten Dame erworben. Ein Nachbar, der frisch seine Rente angetreten hatte und dem deshalb eine Beschäftigung fehlte, bot seine Hilfe bei der Instandsetzung und Restaurierung des alten Fahrzeugs an. Er hatte eine Laufbahn als Kfz-Meister hinter sich. Sein ganzes Leben hatte er mit Autos zu tun gehabt und das fehlte ihm, seit er im Ruhestand war. Mit seinem Fachwissen und jeder Menge von Mikes Schweiß und Muskelkraft wurde mit wenig finanziellem Aufwand aus einem schlichten alten Wagen sein Hardy. Damals hatte er diesen Namen noch nicht.
Er dachte an die Zeit seines begonnenen, aber nie abgeschlossenen Kunststudiums zurück. Während er die Schulbank drückte, hatte er etliche Nebenjobs. Aus diesem Fahrwasser kam er seither nicht mehr heraus. Seinen Geschwistern, alle mehr als erfolgreich und gut verdienend in den unterschiedlichsten Bereichen, konnte er nicht das Wasser reichen. Zumindest war das die Sichtweise seiner Eltern. Er fühlte sich seit seiner Jugend als schwarzes Schaf der Familie. Stets andersdenkend und -handelnd. Immerzu am Träumen und Zeichnen. Im Malen hatte er seine Muse gefunden. Es war seine Zuflucht und sein Seelenheil.
Knapp eine Stunde gemütlichen Fahrens war vergangen. Ständig musste er per Drehrädchen an seinem Autoradio nach einem neuen Sender suchen. Old School vom Feinsten!
Gerade erst hatte er Ulm hinter sich gelassen, als es leicht zu schneien begann.
Der Innenraum des Opels war mittlerweile mollig warm, sodass er sich vor einigen Minuten seiner Jacke entledigt hatte. Auch der Kaffee war Geschichte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es zehn Uhr war. Bei der nächsten Raststation würde er anhalten und eine Kleinigkeit essen sowie Benzin tanken. Da die Anzeige zu Beginn der Fahrt noch halb voll signalisierte, hatte er beschlossen, dies unterwegs zu erledigen.
Keine halbe Stunde später zeigte ihm ein Schild an, dass er bald sein Frühstück zu sich nehmen konnte. Mit leise knurrendem Magen fuhr er von der Schnellstraße ab.
Als er den Parkplatz ansteuerte, erntete er einige Blicke von Männern in diversen Altersstufen, die seinen Oldtimer interessiert betrachteten. Der Opel war des Öfteren ein Blickmagnet. Zurecht, wie er fand. Ein baugleiches Auto hatte bisher noch nicht seinen Weg gekreuzt. Ein kleinwenig stolz war er auf seine vollbrachte Leistung.
Nach seinem zweiten Cappuccino, einem belegten Brötchen und einem Tankstopp kehrte er auf die Autobahn zurück und setzte seinen Weg fort.
Der Vorstellung, mit seiner Familie die besinnlichen Feiertage zu verbringen, konnte er nach wie vor nichts Angenehmes abgewinnen. Jedoch besser, als allein in seiner kleinen Wohnung Weihnachten zu feiern. Seine Eltern nötigten ihn schon eine Weile und ließen nicht locker, so hatte er letztendlich nachgegeben und zugestimmt.
Immerhin würde er mit seiner Nichte sowie seinem Neffentrio spielen und Spaß haben können, was das Beisammensein ein wenig vergnüglicher machen würde. Diese akzeptierten ihn immerhin so, wie er wirklich war. Ein chaotischer Junggeselle mit Träumen, die er zu verwirklichen versuchte und Gelegenheitsjobs, mit denen er seinen Lebensunterhalt finanzierte.
Bis Mitte Dezember hatte er bei einer freien Werkstatt ausgeholfen. Diese rief ihn an, wenn Not am Mann war und zur Räderwechselzeit im Frühjahr und im Herbst wurde er dort immer gebraucht. Ansonsten hatte er bereits Pakete ausgetragen, in diversen Lokalen gekellnert und selbst Gebäudereinigung konnte er auf seinem Lebenslauf vermerken.
Nicht gerade der Traummann aller Frauen, da machte er sich keine Illusionen.
Zumindest mit seinem Aussehen konnte er punkten. Von seinen Eltern hatte er nur die guten Gene des Aussehens geerbt, denn sein Charakter passte überhaupt nicht zum spießigen Rest. So wurde ihm mehrmals ein umwerfendes Lächeln bestätigt. Mit 1,85 m Körpergröße, kastanienbraunem, lockigen Haar und karamellbraunen Augen war er zwar kein Modell, aber es reichte, um gelegentlich in der Frauenwelt aufzufallen.
Da er meistens zu faul war, für sich Essen zuzubereiten, und auch keine Freundin hatte, die ihn regelmäßig bekochte, war er schlank. Ihm reichte es, sich eine Tiefkühlpizza im Ofen aufzubacken oder ein Fertiggericht in der Mikrowelle aufzuwärmen. Für mehr hatte er keinen Nerv. Viel lieber schwang er den Bleistift oder den Pinsel.
Mit jedem weiteren Kilometer, den er zurückließ, nahm der Schneefall zu. Bei Aalen befand er sich in einem ordentlichen Schneegestöber.
Den Agnesburgtunnel kannte er, dennoch staunte er nicht schlecht, als er ihn verließ und sich scheinbar in einer anderen Klimazone wiederfand. Ab hier schneite es nicht mehr und es war deutlich heller als anfangs. Die dichte Wolkendecke von zuvor wies bereits Lücken auf, durch die Sonnenstrahlen drangen.
Er war nicht böse, dass der Schneefall aufgehört hatte, denn so ließ es sich besser und entspannter Auto fahren.
Kilometer um Kilometer ließ Mike hinter sich. Die Sonne stand bald so ungünstig, dass sogar mit Sonnenbrille seine Sicht zu sehr beeinträchtigt war, um vernünftig weiterfahren zu können.
Auch wenn er nicht wollte, fuhr er die nächste Raststätte an. Es war Mittagszeit und entsprechend viel los. Er hatte nicht mal ein Drittel der Strecke geschafft, aber da er schon hier war, würde er gleich eine Kleinigkeit essen.
Ob er mit Absicht trödelte? Möglicherweise!
Er ließ seine Jacke im Wagen, stieg aus und lief zügig auf das kleine Restaurant neben der Tankstelle zu. Von außen sah es nicht sehr einladend aus, von innen hingegen war es gemütlich eingerichtet.
Er trat an die Theke und kaufte sich zwei große Stücke einer appetitlich aussehenden Pizza. Kurz fühlte er sich in seinen letzten Italienurlaub zurückversetzt, in dem er beinahe täglich davon gegessen hatte. Er liebte italienisches Essen und ebenso gehörten Espresso oder Cappuccino zu seinen Grundnahrungsmitteln.
Als ihm die Servicekraft seine beiden Stücke aufgebacken und überreicht hatte, suchte er sich einen Platz zum Essen. Während er auf dem Smartphone ein paar eingegangene Textnachrichten las und darauf antwortete, aß er ohne Eile.
Als er fertig war, sondierte er die Lage in dem Lokal. Die unterschiedlichsten Gäste tummelten sich hier. Eltern mit ihren Kindern, Geschäftsleute, Pärchen und einzelne Reisende, so wie er einer war.
Sein Blick fiel auf eine Frau mit langem, dunklen Haar, die in einiger Entfernung saß und einen Kaffee trank. Sie war sehr hübsch, wie er fand, hatte ebenmäßige Gesichtszüge und eine weibliche Figur, wirkte jedoch unruhig. Kurz trafen sich ihre Blicke, aber sie wirkte abgelenkt, schien ihn, wenn überhaupt, nur flüchtig zu bemerken.
Dann klingelte ihr Handy und sie begann aufgeregt mit jemandem zu telefonieren. Ihr Gesicht nahm einen enttäuschten, nahezu verzweifelten Ausdruck an und kurz darauf beendete sie das Telefonat.
Mike fragte sich unwillkürlich, was es war, dass sie so dreinblicken ließ. Mit entschlossener Mine stand sie auf und kippte sich den letzten Schluck ihres Kaffees in den Mund. Offenbar verschätzte sie sich mit der restlichen Menge. Während eine Hälfte in ihrem Mund landete, schwappte die andere über ihr Dekolleté und färbte ihren hellen Pullover mit braunen Flecken.
Mike wusste nicht, ob er ihr zur Hilfe eilen oder heimlich lachen sollte.
Sie sprang eilig auf, lief zur Toilette und nahm ihm somit die Entscheidung ab. Sie tat ihm leid, denn das war dem Anschein nach nicht ihr Tag.
Er wartete darauf, dass sie herauskam, warum wusste er nicht genau, schob es der Einfachheit halber auf menschliche Neugierde. Als sie auch Minuten später nicht kam, musste er einsehen, dass er sie entweder verpasst hatte oder es einen anderen Ausgang gab.
Nach etwa einer Viertelstunde war er mit dem Essen fertig und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Auto.
In Gedanken setzte er mit dem Wagen zurück und fuhr langsam vom Parkplatz. Als er an den letzten Parkbuchten vorbeifuhr, viel ihm eine Gestalt auf, die etwas Quadratisches in der Hand hielt. Als er langsam näherkam, wurde ihm klar, dass dort ein Anhalter stand.
Er hatte noch nie jemanden mitgenommen, aber als er auf dem Schild ›Hannover‹ lesen konnte, folgte er einer inneren Eingebung und wurde langsamer.
Morgen war der vierte Advent und ihm tat die Person leid. Es handelte sich der Erscheinung nach um einen jungen Kerl, der wie er über die Feiertage zu jemandem wollte. Zudem würde er an Hannover vorbeifahren, also beschloss er, eine gute Tat zu vollbringen.
Er fuhr an die Seite. Die Person wartete noch einen Moment, ob er wirklich stoppen würde, und kam dann zügig auf sein Fahrzeug zu. Die Tür wurde geöffnet und ein mit Mütze und Schal vermummtes Gesicht beugte sich herunter.
»Nach Hannover?«, fragte Mike sofort.
Der Anhalter nickte eifrig.
»Stell deine Tasche auf die Rücksitzbank! Der Hebel befindet sich an der Seite des Sitzes, den musst du hochdrücken und dann die Lehne nach vorn ziehen«, gab Mike Anweisung.
Die Reisetasche wurde hinter dem Beifahrersitz platziert und wenige Sekunden später saß ein fremder Mensch neben ihm. Als er hinüberblickte, um sich sein Gegenüber genauer anzusehen, blieb ihm kurz die Luft weg.
Diese Augen waren definitiv nicht die eines jungen Kerls, wie er angenommen hatte. Er war mehr als überrascht. Sein Gegenüber lockerte den Schal und geschwungene Lippen kamen zum Vorschein.
Der neue Beifahrer streckte ihm die Hand zur Begrüßung entgegen und schob zeitgleich mit der anderen die Mütze vom Kopf. Ein Berg von langem braunen Haar kam zum Vorschein.
»Hallo! Ich heiße Laura. Toll, dass du mich mitnimmst.«
Ihm strahlte ein dankbares Lächeln entgegen, bei dem er kurz vergaß, zu reagieren.
Die zu einem Schmunzeln verzogenen Lippen gehörten zu der ungeschickten Frau aus der Raststätte.
Kapitel 3
Was hatte Mike sich nur gedacht? Was zum Teufel war in ihn gefahren, einen Anhalter mitzunehmen? Das hatte er noch nie getan! Warum jetzt?
Und warum konnte es nicht wenigstens ein schweigsamer Kerl sein, der unablässig in sein Handy starrte oder schlief? Nein, er erwischte gerade diese tollpatschige Frau. Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, was er sich mit seiner spontanen Aktion aufgehalst hatte. Er hatte exakt die Person neben sich sitzen, die durch ihre ungeschickte Art vorhin in seinen Fokus geraten war.
Als wenn das nicht schlimm genug war und nicht vollkommen ausreichen würde, hatte sie unglaublich faszinierende Augen, die ihn aus einem wunderschönen Gesicht anblickten. Diese strahlenden Iriden sahen ihn direkt an und ließen ihn seinen Entschluss bereuen. Auf so etwas oder besser gesagt, auf so jemanden war er schlichtweg nicht vorbereitet.
Er betrachtete sie trotz allem neugierig. Ihre Pupillen waren nicht bloß braun. Wenn man genauer hinsah, konnte man blau, grau und grün darin ausmachen. Es war eine Mischung aus all diesen Farben. Zusammen ergab es eine funkelnde Mischung aus Nachthimmel, Saphir und Dschungel. Zumindest kamen ihm diese Wörter in den Sinn.
Ihr langes Haar hatten die gleiche Farbe wie seine kastanienbraun, sie waren zusätzlich von einigen goldenen Strähnen durchzogen. Ihre Mähne war leicht gewellt, sah weich und geschmeidig aus, nicht so strubbelig wie sein Haarschopf. Durch die herabgezogene Mütze war es chaotisch und wirr. Dann fielen ihm auf ihrer Stupsnase und ihren Wangenknochen die feinen Sommersprossen auf.
All diese kleinen Dinge hatte er vorhin in dem Schnellrestaurant von Weitem nicht erkannt.
Manchmal hasste er seinen Blick für Details. Diesen besaß er schon immer, sein Hobby hatte ihn noch verschärft und ließ sich im Alltag kaum abstellen.
Erst als er all seine abstrusen Gedanken geordnet hatte, wurde ihm bewusst, dass sie ihn wartend anblickte. Als Nächstes begriff er, dass er endlich sprechen sollte. Er blickte auf ihren Arm, den sie ihm noch immer entgegenstreckte. Er wandte sich ihr zu und nahm seine Finger vom Lenkrad, das er fest umklammert hatte.
Mike ergriff Lauras Hand, bewegte sie auf und ab und versuchte sich an einem Lächeln.
Reden! Worte benutzen! Er sollte antworten, mit ihr sprechen. Er räusperte sich vorsorglich, denn er traute seiner Stimme nicht, zumal sein Hals sich trocken und rau anfühlte. Die Anwesenheit seiner Beifahrerin nervte und verwirrte ihn gleichermaßen. Auf jeden Fall war er mit der Situation, in die er sich hineinmanövriert hatte, überfordert. Dass Laura attraktiv war, verbesserte seine Grundstimmung nicht wirklich.
»Hallo Laura, ich bin Mike. Schön, dass du bei mir bist!«
Was? Kacke! Was redete er da?
»Ähm, ich meine, ich freue mich, dich kennenzulernen.«
Ja, das war besser. Einerseits wahr und andererseits … nun, im Grunde wollte er niemanden kennenlernen und nur mit Ruhe bis in den Norden Deutschlands fahren.
»Freut mich auch Mike«, erwiderte sein Fahrgast amüsiert. Man sah deutlich, dass sie sich ein Lachen verkneifen musste. Sie dachte sich ihren Teil, fand es aber amüsant, dass er so einen Unsinn redete.
Lauras Stimme war nicht hell, sie ging eher in Richtung Altstimmlage oder als hätte sie als Baby Wodka statt Milch bekommen. Trotzdem war sie sehr melodisch.
Sie lächelte ihn an.
»Ich habe ehrlich gesagt mit einem alten Knacker gerechnet, nicht mit einem Mann in deinem Alter. Du fährst eine historische Karre, voll altmodisch.« Sie deutete auf den Innenraum und das gesamte Auto.
Das war typisch Frau, altes Fahrzeug ist gleich greiser Fahrer. Kein Verständnis für die schönen, betagten Dinge. Mike folgte ihrer Geste und blickte zu ihr.
»Das ist nicht nur ein Auto. Das ist ein Oldtimer! Er ist älter als ich«, erklärte er und konnte seinen genervten Ton nicht völlig abstellen.
Sie bemerkte es nicht, sah ihn lediglich abwartend an und lächelte.
»Ich mag alte Sachen, die haben wenigstens Charakter. Ganz besonders mein Hardy hier«, fügte Mike hinzu und sah, dass er sie neugierig gemacht hatte. Doch hatte er keine große Lust auf ein ausgedehntes Gespräch mit ihr.
Er war gedanklich längst in Kiel und wehrte sich gegen wiederkehrende Vorwürfe seiner Eltern. Ohne dass er es verhindern konnte, drückte das seine Laune in den Keller.
Lauras Stimme holte ihn zurück.
»Hardy? Sag jetzt nicht, dass du deinem Wagen einen Namen gegeben hast.«
»Doch natürlich. Er ist so einzigartig und speziell, dass er einen verdient hat.«
Laura lachte leise und erheitert.
Belächelte sie ihn oder machte sie sich über ihn lustig?
Mike konnte es nicht sagen.
»Also können wir los?«, fragte er und versuchte damit, das Thema zu wechseln. Sie nickte zur Bestätigung.
»Wohin musst du?«, fragte sie ihn interessiert.
»Ich fahre bis Kiel«, antwortete er und drückte auf das Gaspedal, um endlich von diesem Parkplatz zu kommen.
Laura schnallte sich eilig an, während Mike die Auffahrt befuhr. Nach kurzer Zeit begann es zu regnen und er schaltete die Scheibenwischer ein. Laura folgte der Bewegung der Wischer, die einem abgehakten Intervall folgten und völlig anders liefen als die eines modernen Autos. Sie ließ ihren Blick über den Innenraum des alten Opels gleiten. Alles war eckig und kantig. Das Radio mit manueller Senderwahl und Drehrädchen musste noch das Ursprüngliche sein.
Auch wenn sie mit altem Krempel nichts anfangen konnte, fand sie diesen in die Jahre gekommen Opel originell und besonders. Obwohl sie ihn nicht kannte, fand sie, dass er gut zu ihm passte.
Sie blickte zu ihm hinüber und ihr Blick fiel auf sein lockiges und chaotisches Haar. Irgendwie sah es wie das Fell eines Lämmchens aus. Innerlich grinste sie über ihren Gedankengang. Sie erinnerte sich an das kürzlich geführte Gespräch.
»Du sagtest, das Auto ist älter als du? Was heißt das?« Sie sah ihn abwartend an.
»Neunundsiebzig gebaut«, war seine schlichte Antwort.
»Okay, dann bist du jünger als … einundvierzig«, stellte sie sachlich fest. »Siehst auch nicht so aus.«
»Hm«, gab er monoton von sich, ohne ein weiteres Wort hinzuzufügen.
Was war mit ihm los? Mike sah nett aus, war aber dem Anschein nach einer von der mürrischen Art und wirkte zusätzlich noch genervt.
Gut, er musste ihr keinen Roman erzählen, aber ein bisschen Small Talk konnte man doch halten. Sie beschloss, es erneut zu versuchen. Vielleicht wollte er nur nicht über sich reden.
»Hardy also? Wie kommt man auf diesen Namen?«
Er sah kurz zu ihr, bevor er den Blick wieder auf die Straße richtete.
»Interessiert dich das wirklich?«, fragte er brummend.
»Sonst hätte ich nicht gefragt. Außer du willst nicht mit mir reden.«
Mike blickte eine ganze Weile auf die Straße. Er schaltete den Wischer aus, da es aufgehört hatte zu regnen. Sie dachte schon, dass sie keine Antwort mehr bekäme.
»Hardy ist der Spitzname meines Nachbarn. Er hat mir bei der Restauration des Autos geholfen. Er ist nur wenige Monate, nachdem wir ihn fertig aufgebaut hatten, unerwartet verstorben. Das hat mich damals sehr getroffen. Mein Auto habe ich aus diesem Grund nach ihm benannt. Es ist ein Andenken an ihn und an die Arbeit, die wir zusammen gemacht haben«, begann er zu erklären.
Laura schwieg eine Weile. Es war eine faszinierende, wenn auch traurige Geschichte.
»Das tut mir leid. Woran ist er gestorben? Wenn er mit dir zusammengearbeitet hat, war er sicher körperlich fit.«
Mike schwieg eine Weile. Sollte er einer fremden Person solch ein persönliches Erlebnis erzählen. Genauso spontan, wie er sie mitgenommen hatte, beschloss er nun, ihr mehr zu erzählen. Was hatte er auch zu verlieren.
»Er war fit. Er war vierundsechzig und noch nicht lange in Pension. Hardy war Kfz-Meister und verfügte über umfangreiches Wissen. Wie ich später erfuhr, litt er an Magenkrebs, nahm seine Beschwerden aber nicht ernst genug, um zum Arzt zu gehen. Erst als es zu spät für eine sinnvolle Therapie war und die Symptome stärker wurden, ging er in ärztliche Behandlung.«
Ein flüchtiger Blick zu Laura verriet ihm, dass sie gespannt lauschte. Ihr Gesicht drückte Mitgefühl und Bedauern aus.
»Das hört sich schrecklich an«, murmelte sie.
»Als wir am Wagen gearbeitet haben, ließ er sich nichts anmerken. Vielleicht waren die Schmerzen nicht so stark, ich kann es nicht sagen. Bemerkt habe ich jedenfalls nichts. Es war auch keine Arbeit im wahren Sinn. Wir hatten Spaß. Er gab Anweisungen, was ich zu tun hatte, und er half mir, wenn es nötig war. Ich glaube, das Gefühl gebraucht zu werden und nicht vollkommen nutzlos zu sein, hat ihn alle Sorgen vergessen lassen. Oft saßen wir nach der Arbeit noch lange zusammen und haben geredet. Er erzählte Anekdoten von seinem Beruf und ich habe über mein Hobby gesprochen.«
»Dann hast du nicht nur einen Nachbarn, sondern vor allem einen Freund verloren. Das tut mir leid«, sprach Laura und wirkte betroffen.
Mike brummte. Beide schwiegen eine Weile.
»Du hast also diesen Opel zusammen mit deinem Nachbarn Hardy hergerichtet und ihn später so getauft?«
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 11.06.2022
ISBN: 978-3-7554-1557-2
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