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.....2 Meter......tief durchatmen.....

Layla

Blut, überall Blut.

Entsetzt starre ich auf den leblosen Körper meiner Mutter, meiner besten Freundin, meiner Seelenverwandten. Ich kann nichts tun, nicht einmal ihre vor Schreck geweiteten Augen schließen. Ich kann GAR NICHTS tun, außer zuzusehen, wie sich das dunkelrote Blut den Weg über ihr wunderschönes und doch so schrecklich verzerrtes Gesicht bahnt. Ich kann den Blick nicht von ihren leeren und leblosen (Augen abwenden. Ich versuche zu ihr zu kommen, aber ich finde keine Möglichkeit, ich hänge nur unnütz in der Luft herum. Habe keine Funktion, außer das Geschehene zu beobachten. Ich will das aber nicht, will den leblosen Körper meiner Mutter nicht anstarren müssen, möchte weg. Weg von diesem grausamenOrt, weg von diesem schrecklichen Schauplatz, um den sich bereits einige Leute sammeln. Leute, die auch nur starren, aber nicht zur Hilfe eilen. Leute, die Angst haben jemand Toten zu verletzen. Jemand Toten, ja, ich weiß, dass sie tot ist, ohne ihren Herzschlag oder ihren Atem zu kontrollieren. Ich spüre keinen fremden Schmerz, nur den des Verlustes. Ich spüre nicht den Schmerz meiner Mutter, den ich sonst immer gespürt hatte, wenn etwas passiert war. Wenn sie Schmerzen hatte. Und Wut, ich spüre eine riesige Wut. Auf meine Mutter, die gaffenden Leute, auf alles und jeden, aber am meisten auf mich selbst. Warum helfe ich ihr nicht? Warum? Jetzt höre ich die Sirenen. Warum erst jetzt? Warum konnten die nicht früher da sein und meiner Mutter helfen? Die Sirenen werden lauter und lauter. Fast so, als wären sie direkt neben meinem Ohr.

"Layla, wach auf!", singen die Sirenen.

"Layla, du musst aufstehen. Es gibt in fünf Minuten Frühstück und du musst noch packen und dich fertig machen", singen die Sirenen weiter, während ich sanft gerüttelt werde. Voller Unmut öffne ich die Augen, die ich irgendwann geschlossen habe.

"Layla? Hattest du wieder den Traum?", fragt mich meine Betreuerin.

Meine Augen wandern zu ihr, nur um festzustellen, dass sie mein angespanntes Gesicht besorgt mustert.

"Ja", flüstere ich kaum hörbar. Seit zwei Monaten raubt mir dieser Traum meine Kraft. Dennoch schweifen meine Gedanken immer wieder zu diesem alles verändernden Moment. So auch an diesem Morgen.

Zwei Polizisten und eine fremde Frau standen vor meiner Tür. Einer der Polizisten fragte mich, ob mein Vater zu Hause sei. Ich antwortete ihm gereizt (ich glaube, ich habe die Matheschulaufgabe rausbekommen), dass dieses Arschloch die letzten Jahre auch nie da gewesen sei und warum er denken würde, dass dieser Pisser ausgerechnet heute seinen Vaterpflichten nachkommen würde. Geschockt sahen mich die Polizisten an. Dann trat diese Frau vor und drückte mich zärtlich an sich. Sofort versuchte ich mich aus dieser unfreiwilligen Umarmung zu befreien und fragte sie entgeistert: "Geht es Ihnen noch gut? Warum nehmen Sie mich in den Arm? Noch nie ein alleinerzogenes Kind gesehen?"

"Layla, du musst jetzt ganz stark sein. Deine Mutter ist bei einem Autounfall tödlich verunglückt", sagte der zweite Polizist darauf. Ich starrte den Polizisten an und fing an zu lachen. Laut und lange, bis ich nach Luft schnappend sagte:

"Ok, guter Versuch. Wo sind die versteckten Kameras?"

"Versteckte Kameras?", fragten die Beiden, Dick und Doof gleichzeitig irritiert. (Ja, ich habe die Polizisten Dick und Doof getauft.)

"Ja, das ist bestimmt die Rache für den Streich, den ich ihr letztens gespielt habe. Wissen Sie, ich habe gebadet und wir haben so ein rotes Schaumbad. Naja, auf jeden Fall bin ich dann wohl eingeschlafen und als meine Mutter kam, dachte sie ich wäre tot. Ich bin aufgewacht und als ich mitgekriegt habe, warum meine Mutter wie von der Tarantel gestochen rumrennt, musste ich laut lachen. Ich weiß, eigentlich lacht man nicht über den Tod, aber meine Mum und ich finden das Thema irgendwie lustig. Das ist strange, finden Sie nicht? Bei Filmen, in den Szenen, in denen jemand stirbt, müssen wir manchmal so laut lachen, dass wir aus dem Kino geworfen werden. Naja, also, wer seid ihr jetzt wirklich? Aber ihr seid doch nicht etwa von 'Verstehen Sie Spass', oder? Oh man!!! Das ist ja sooooo cool! Wann kann ich mich denn im Fernsehen sehen? Das muss doch sicherlich erst geschnitten werden und so. Ich im Fernsehen!!! Das muss ich unbedingt meiner besten Freundin erzählen. Aber komisch, sie hat mir gar nichts davon erzählt. Sie arbeitet nämlich nebenberuflich bei 'Verstehen Sie Spass'. Hauptberuflich ist sie natürlich Schülerin, wie ich. Warten Sie, ich rufe Mira schnell an."

"Ähhm...", wollte mich Dick (oder war es Doof? Naja, egal) unterbrechen, aber da hörte das Tuten in der Leitung auf und meine beste Freundin meldete sich mit einem genervten: "Ja?"

"Hey Mira! Sag mal, warum sagst du mir nicht, wenn ich ins Fernsehen komme? Ich hätte mir doch was viel Schöneres anziehen können...."

"...Wie, du bist im Fernsehen? Und was habe ich damit zu tun?"

"Dein Team von 'Verstehen Sie Spass' steht gerade vor mir und versucht mir weiß zu machen, dass meine Mutter bei einem Autounfall gestorben sein soll. Echt lustig, nicht?"

"Waaas? Layla, ich komme sofort!", und schon hatte sie aufgelegt. Also wendete ich mich wieder den Besuchern zu.

"Haha, jetzt hat sie aufgelegt. Aber sie kommt. Wollen Sie noch auf einen Kaffee reinkommen? Da, zwischen Tür und Angel, lässt es sich schlecht plaudern", beendete ich meinen Redefluss. Zehn Minuten später stand eine total verschwitzte Mira vor meiner Tür.

"Ey Mira, du glaubst das nicht. Die behaupten immer noch, dass sie echt sind. Die Eine..“, plapperte ich mit einem seitlichen Kopfnicken auf die fremde Frau deutend, „nimmt mich die ganze Zeit in den Arm und Dick und Doof glotzen nur dumm und reden die ganze Zeit irgendwas von geisteskrank und so. Die Frau schaut sie dann immer böse an und ...."

"....Scheiße, Layla. Es tut mir so leid", unterbrach mich meine Freundin. Verwundert schaute ich sie an, als mir ihre tränenverschleierten Augen mitsamt dem verschwischten Make-Up auffielen.

"Also Süße, ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber dein Make-Up sieht scheiße aus", startete ich nen Versuch, um die ganze Situation aufzulockern. Ich mochte es nicht, meine Freundin traurig zu sehen.

"Layla, hör mir zu. Ich habe überall in der Redaktion nachgefragt. Aber für heute war nur ein Dreh vorgesehen und dieser wurde durch einen Autounfall auf der A8 aufgehalten", überhörte sie meinen Einwand von zuvor.

"Ach, deshalb kommt meine Mutter später, sie muss auch über die A8", sagte ich ohne wirklich zu registrieren, was Mira da gesagt hatte. Inzwischen waren auch die Frau und die Polizisten wieder hinter mich getreten. Alle schauten mich mitfühlend an. Sogar Dick und Doof. Dann trat meine Freundin einen Schritt auf mich zu, verkürzte die Distanz zwischen uns, sodass kaum eine weitere Person zwischen uns Platz gehabt hätte.

"Layla, deine Mutter wird nicht mehr kommen. Sie war der Unfall", schluchzte meine beste Freundin jetzt und erste Tränen rannen ihre Wange hinunter. In diesem Moment begriff ich, was sie zuvor gesagt hatte und die Welt stürzte für mich ein. Weinend brach ich in Miras Armen zusammen. Ich hörte nichts mehr, sah nichts mehr, roch nichts mehr, schmeckte nichts mehr und fühlte nichts mehr. Meine Sinne waren,als wären sie ausgeschaltet worden, mein Leben war auf einen Schlag sinnlos geworden.

Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein. Denn als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich mit meiner besten Freundin in meinem Bett. Eng umschlungen lagen wir da und ich fragte mich keine Sekunde warum. Ich wusste es bereits, als ich meine Augen aufschlug.

Meine Mutter war tot. Tot, einfacht tot. Nicht mehr da, erloschen, gestorben, leblos. Einfach nicht mehr auf dieser Erde. Nicht mehr bei mir. Ohne, dass ich es bemerkte, fingen die Tränen wieder an zu laufen. Warme, salzige Tränen. Als mir eine Träne in den Mund rollte und ich sie schlucken wollte, merkte ich, wie ausgetrocknet mein Mund war. Er war staubtrocken. Mein Hals erinnerte mich an die Wüste, in der meine Mutter und ich an meinem 14. Geburtstag waren. Wir hatten uns geschworen an meinem 18. Geburtstag wieder hinzufahren. Meine Mutter hatte diesen Schwur gebrochen. Indem sie von mir gegangen war, werden wir nie in diese trockene und doch so faszinierende Landschaft zurückkehren können. Nicht gemeinsam. Und doch fühlte sich mein Hals so an, als wäre ich dort. Ich brauchte Wasser. Aber ich konnte nicht aufstehen, konnte mich nicht bewegen. Mein Körper war kein Teil mehr von mir. Er würde mir nicht gehorchen.

"Wasser", krächzte ich, als ich es nicht mehr aushielt. Sofort wurde mir ein Glas mit kaltem, klarem Wasser gereicht.

Woher kam das jetzt? Verwirrt nahm ich das Glas an, trank es in einem Zug aus, nur um anschließend in das Gesicht der gestrigen Frau zu blicken.

"Ich bin Jenny und werde dich beaufsichtigen", sagte die Frau, lächelte liebevoll, als sie meinen Blick bemerkte.

"Wie beaufsichtigen?", fragte ich leicht verwirrt.

"Also, du kannst hier nicht ganz alleine in der Wohnung bleiben. Ich habe mit der Polizei abgesprochen, dass du erst einmal in ein Heim kommst. Aber keine Sorge, ich werde auch da sein und du kannst dort jederzeit zu mir kommen, um zu reden oder einfach meine Gesellschaft zu genießen."

"WAAAAAS? Ich soll in ein Heim? Das können Sie nicht machen! Und außerdem ist Mira ja bei mir! Ich will nicht in so ein bescheuertes Heim!", entgegnete ich wütend und verletzt. Aber die Antwort, die Jenny mir darauf gab, verunsicherte mich noch mehr und erweckte das Monster in mir.

"Es wird ja hoffentlich nur vorübergehend sein. Solange, bis wir deinen Vater ausfindig gemacht und ihn benachrichtigt haben. Wir werden ihm die Lage erklären und ihn bitten dich aufzunehmen."

Das konnte sie nicht ernst meinen? Wie stellte sie sich das vor? Ich wollte das nicht. Jenny`s Blick, voller Mitgefühl, lag auf meinem Gesicht, doch bevor sie etwas sagen konnte, schrie ich voller Verzweiflung: "Ich habe keinen Vater und ich werde auch nie einen Vater haben! Verstanden?"

"Ich weiß, es ist schwer zu akzeptieren, aber du hast noch einen Vater und auch wenn er sich nicht um dich gekümmert hat, muss er unterrichtet werden. Ob er dich dann aufnimmt ist seine Sache", antwortete Jenny mir ruhig. Niedergeschlagen legte ich meinen Kopf auf meine zuvor angewinkelten Beine und wollte am liebsten alleine sein.

"Es ist nicht leicht, aber du solltest jetzt anfangen deine Sachen zu packen. Um drei Uhr wird das Taxi, welches uns zum Heim fährt, da sein", fügte Jenny noch an, ehe sie mich mit einer schlafenden Mira zurückließ. Es grenzte an ein kleines Wunder, dass sie überhaupt noch schlief, nach meiner Schreiattacke eben. Das ließ mich kurz auflächeln, aber nur kurz. Dann erst wurde mir bewusst, was Jenny von mir verlangte.

"Packen, packen...", murmelte ich leise, bevor ich meine ganze Wut, Verzweiflung und Trauer, die sich in meinem Bauch zu einem ekligen Klumpen angesammelt hatten, hinausschrie, "Ich will nicht ins Heim und ich will nicht, dass meine Mum tot ist. Ich will nicht zu meinem Vater, ich will nicht mehr leben, und da glaubt ihr allen ernstes, ich will packen?!?"

Das Geschrei, ich hatte es nicht mehr zurückhalten können, musste wohl Mira aufgeweckt haben, denn ihr zierlicher Körper zog mich in eine nnige Umarmung und ihre beruhigenden Worte drangen an mein Ohr: "Hey meine Süße, ich verstehe dich ja. Komm, ich helfe dir. Sieh doch mal das Positive. Ich habe mit Jenny geklärt, dass du in meinem Zimmer einziehst. Und das Heim ist gar nicht so übel." Stimmt ja, Mira wohnte seit ihrem fünften Lebensjahr im Heim. Ihre Eltern waren damals einfach abgehauen. Freiwillig hatten sie ihr Kind verlassen. Nicht so wie meine Mutter. Sie wurde von mir gerissen. Nie wäre sie freiwillig gegangen.

"Ich vermisse sie so!", fing ich an zu schluchzen, während meine Tränen sich wieder aus dem Gefängnis meiner Augen befreiten.

"Ich weiß meine Süße, ich weiß", antwortete sie mit leiser Stimme und wieder einmal fragte ich mich, wie eine so zierliche Person so stark sein konnte.

 

Wieder im Hier und Jetzt angekommen, sage ich mit ruhiger Stimme: "Jenny, ich fahre nicht."

"Und warum nicht, Süße?", kommt sofort die Gegenfrage, auf die ich mir so lange eine Antwort zurecht gelegt habe. Doch diese ist irgendwie verschwunden. Also antworte ich ganz ehrlich: "Ich kann Mira nicht alleine lassen. Wir kennen uns schon unser ganzes Leben lang und ich will nicht ohne sie gehen. In Sizilien kenne ich niemanden..."

"Hey Mäuschen, ich will ja auch nicht, dass du gehst. Aber sieh es doch mal so, du kommst aus dem Heim raus, lernst deinen Vater und neue Leute kennen..." Ich unterbreche Mira, die unbemerkt eingetreten war: "Und was soll daran gut sein? Ich will weder meinen Erzeuger noch fremde Leute kennenlernen. Mein Zuhause ist hier. Bei dir und Jenny."

Jenny erhebt wieder ihre mütterlicheStimme: "Süße, ich verstehe dich wirklich. Wir wollen auch nicht, dass du weggehst. Aber du bist bereits 16 Jahre alt. Es gibt nur wenige Leute, die einen pubertierenden Teenager aufnehmen und mit 18 Jahren übernimmt der Staat keine Verantwortung mehr für dich. Du würdest auf der Straße wohnen müssen, bis du einen Job und eine Wohnung gefunden hättest. Hier in New York ist das nicht einfach. Glaub mir, es gibt Schöneres als abzustürzen."

Jenny ist auch mal ein Heimkind gewesen. Sie wurde mit 18 auf die Straße gesetzt, nahm Drogen, klaute und so weiter. Nachdem sie zum dritten Mal fast Tod in das Krankenhaus eingeliefert wurde, gestand ihr der Arzt, dass er in sie verliebt sei. Sie zog bei ihm ein und mit seiner Hilfe kam sie von dem ganzen Scheiß weg. Inzwischen haben sie zwei Kinder und sind immer noch glücklich verheiratet. Jenny ist jetzt Psychologin im Heim und nebenbei im 'KIT' (Kriseninterventionsteam).

"Also sei froh, dass dein Vater sich dazu bereiterklärt hat dich aufzunehmen", lässt sie ihre Stimme wieder vernehmen. "Sollen Mira und ich dir noch beim Packen helfen?"

Manchmal ist Jenny echt knallhart. Aber ohne ihre bestimmende Art hätte ich mich schon längst vor ein Auto oder einen Zug geworfen. Nicht, dass sie mir etwas befiehlt, das kann ich überhaupt nicht ausstehen. Nein...sie gibt mir Ratschläge. Diese Ratschläge sind aber immer so formuliert, dass man einfach nicht widersprechen kann.

 "Nein, ich mache das selber. So viel ist es ja nicht", flüstere ich resigniert.

"Ok, wir warten im Frühstücksraum", wird noch gesagt, ehe die Tür zufällt und ich alleine bin. Kurz überlege ich, mich einfach unter die Bettdecke zu legen und mir solange die Atemwege zu verstopfen, bis ich keine Luft mehr bekomme. Ich schlendere zum Bett. Letztendlich nur, um meinen Koffer darunter hervorzuholen, obwohl ich die Decke schon in der Hand hatte. Mit großer Sorgfalt lege ich alle Sachen in den kleinen viereckigen Koffer. Ich will nicht weg.

Als alle meine Klamotten, Kuscheltiere und Erinnerungsstücke verpackt sind, lasse ich mich auf mein abgezogenes Bett sinken und weine, nicht zum letzten Mal, in mein Kissen. Eine halbe Stunde später habe ich keine Tränen mehr zu vergießen und ich gehe in den Frühstücksraum. Dort sind alle versammelt. In dem Moment, als ich den Raum betrete, schaut mich jeder an und es wird still. Man hätte eine Stecknadel in den Heuhaufen fallen hören können. Langsam gehe ich zu meinem Platz neben Mira, setze mich hin und nehme mir ein Brötchen. Das letzte Brötchen hier in meinem Zuhause. Anscheinend starre ich das mehlige Ding in meiner Hand nur an, denn Mira nimmt es mir aus der Hand, schmiert Butter und Marmelade darauf und steckt es mir einfach in den Mund. Ohne irgendetwas zu schmecken, esse ich es auf. Seit genau 56 Tagen verspüre ich keinen Hunger mehr.

Dann steht der Abschied an. Jeder kommt und gibt mir einen Zettel, auf dem alle guten Eigenschaften von mir stehen. Doch irgendwann ist auch diese Tradition vorbei. Mira, Jenny und ich steigen in das kleine Auto, in dem mein Koffer bereits einsam auf mich wartet. Ein letztes Mal winke ich den Leuten und meinem alten Heim zu.

Die Fahrt zum Flughafen verläuft schweigend. Ich spiele mit meinem mittellangen, blonden Haar, welches letzte Woche noch bis zum Ende meines Rückens reichte und braun war und betrachte meine Fingernägel. Mira lässt ihre Augen über die Felder streifen und Jenny blickt konzentriert auf die Straße. Nach langen zwei Stunden kommen wir an. Leider. Mira versucht sanft meine Finger vom Türgriff zu lösen, da ich diesen fest umklammere. Die Fingerknöchel stechen schon weiß hervor. Währenddessen holt Jenny meinen Koffer aus dem Kofferraum und hilft Mira dann, die Anziehungskraft zwischen mir und dem Auto außer Kraft zu setzen. Schließlich führen sie mich behutsam in das große, graue Gebäude. Es sieht für mich aus wie das Tor zur Finsternis. Doch umkehren konnte ich nicht mehr. Jenny gibt meinen Koffer auf und dann... ja, dann muss ich einchecken. Ohne eine Träne zu vergießen, verabschiede ich mich von den Beiden. Jenny umarme ich lange und will sie eigentlich gar nicht loslassen. Erst als Mira mich von hinten umarmt, drehe ich mich um und vergrabe meinen Kopf in ihr dichtes, braunes Haar. Ihre Tränen tränken den Fetzen, den ich über meinen Körper gezogen habe. Ein langer, grauer Pullover. Aber es ist mir egal. Dazu trage ich irgendeine Leggins, die meine fast nachgebenden Beine umhüllt. Stumm umarme ich Mira, während mir innerhalb ein weiteres Stück meines Herzens herausgerissen wird. Nur weit entfernt höre ich die Worte, die meinen Flug ankündigen. Zu meinem Leiden, nicht weit genug. Schluchzend lockert Mira ihren Griff.

"Miss, darf ich Sie bitten mit mir mit zu kommen?", erklingt eine piepsige Stimme hinter mir. Die Stewardess wartet keine Antwort ab, denn als ich nicht antworte, packt sie mein Handgepäck und schiebt mich vor sich her. Dann wünscht sie Mira und Jenny noch eine schöne Heimreise. Ich werfe den Beiden einen letzten traurigen Blick zu, ehe ich den Tunnel, der zum Flugzeug führt, betrete. Die Flugbegleiterin drückt mich auf einen der Sitze, schnallt mich an und verschwindet mit den Worten: "Wenn Sie etwas brauchen, rufen Sie mich. Ich bin Frau Hansen." Ich nicke ihr zu, um ihr zu zeigen, dass ich verstanden habe.

Ohne Emotionen beäuge ich den Sitz vor mir. Ich bemerke nicht einmal, dass wir auf die Startbahn rollen und abheben. Erst zu dem Zeitpunkt, in dem mich Frau Hansen leicht an den Schultern rüttelt, nehme ich die weißen Wolken auf der anderen Seite des Fensters wahr.

"Mom?!", flüstere ich. Währenddessen drücke ich meine Hände gegen das Fenster, der Wolkengestalt entgegen, die meiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten ist.

"Mom, nimm mich zu dir. Ich muss zu dem Pisser von Vater. Mom, ich will da nicht hin", schluchze ich. Doch ohne dass ich eine Antwort bekomme, wabert die Gestalt langsam auseinander. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, als ob mein Herz erneut zerreißt. Genau wie an dem Tag des Unfalles.

"Miss? Alles in Ordnung?"

Ich bringe wieder mal nur ein kleines Nicken zustande. Zu tief sitzt die Enttäuschung. Meine Mutter würde ich nie wieder sehen. Nicht in diesem Leben. Ich lasse meine Gedanken in ein schwarzes Loch ziehen, werde immer schläfriger und bemerke nur noch, wie Frau Hansen leicht den Kopf schüttelt und davon dackelt. Dann bin ich eingeschlafen.

Ich habe fast den ganzen Flug geschlafen. Nur in der letzten halben Stunde habe ich Zeit, über die Zukunft nachzudenken. Noch nie habe ich das gemacht. Über die Zukunft nachgedacht. Ich habe immer im Hier und Jetzt gelebt, aber nun schweifen meine Gedanken von selbst zu meinem noch nie gesehenen Vater. Wie er wohl aussieht? Was macht er beruflich? Was ist er für ein Mensch? Wie ist er so drauf? Diese Fragen schwirren mir durch den Kopf. Ich spüre, wie sich das Flugzeug leicht nach vorne neigt und rate mir selbst, mich zusammenzureißen und meine Gedanken und Gefühle niemandem zu offenbaren. In dem Moment, in dem das Flugzeug auf dem Boden aufsetzt, lasse ich eine ausdruckslose Miene in mein Gesicht einziehen. Tief atme ich ein, im Anschluss daran stehe ich auf, nehme mein Handgepäck und laufe der Stewardess hinterher. Immer dem Ausgang entgegen.

In 20 Metern werde ich meinem Vater gegenüberstehen.

15 Meter......

......10 Meter......

..............5 Meter......werde ich ihn erkennen?....

......................4 Meter.....wird er mich in den Arm nehmen?......

..............................3 Meter......würde ich DAS zulassen?.....

.......................................2 Meter......tief durchatmen......

...............................................1 Meter......

Ich passiere die Tür und nicke Frau Hansen einmal zu, woraufhin sie sofort verschwindet. Danach schaue ich suchend umher, bis mir ein Schild mit der Aufschrift

Layla Salvatore, New York

ins Auge fällt. Salvatore? Ich heiße Scib mit Nachnamen. Anscheinend gibt es noch eine andere Layla, die mit mir im selben Flieger saß.

Nach einer halben Stunde des Wartens, die ich auf dem Boden verbringe, tippt mir jemand auf die Schulter. Ein großer Mann mit Uniform und weißen Handschuhen steht vor mir und setzt zu seiner Frage an:

"Miss? Sind Sie Layla Salvatore aus New York?"

"Nein, ich bin Layla Scib aus New York", antworte ich ohne jegliche Emotion in der Stimme. Genau so, wie ich es mir vorgenommen hatte.

"Oh, ähm...Miss Scib, würden Sie mir bitte folgen?"

"Aber Sie suchen doch eine Miss Salvatore, dachte ich?" Nun war ich verwirrt. Wer ist das überhaupt? Hat ihn mein Vater geschickt? Ich spüre die Enttäuschung darüber aufkommen. Habe ich wirklich gedacht, dass mein Vater, der sich nie für mich interessiert hat, mich persönlich abholen kommen würde? Wenn ich ehrlich bin, dann ja...genau das habe ich mir gewünscht.

"Tut mir leid, ich dachte, Sie wären bereits in Kenntnis über ihren neuen Namen gesetzt worden. Ich bin ihr Chauffeur und soll Sie zu ihrem Vater bringen", erklärt mir der Mann und unterbricht so meine Gedanken.

"Wie bitte?! Was?! Neuer Name?! Ich heiße Layla Scib! Punkt, aus! Mein beschissener Erzeuger macht sich nicht mal die Mühe, mich vom Flughafen abzuholen, also werde ich garantiert nicht seinen Namen tragen!", schimpfe ich mit dem Chauffeur. Jetzt war ich nicht nur enttäuscht, sondern richtig wütend. Vorallem auf meinen Vater, der denkt, er könne sich alles erlauben.

"Ähm...ja. Miss Scib, würden Sie mir trotzdem folgen? Ihr Vater erwartet Sie bereits zu Hause."

"Wozu bin ich denn hierher geflogen, wenn ich jetzt wieder zurück nach NY gefahren werde?", entgegne ich patzig.

"Ich meine Ihr neues Zuhause, Miss", sagt er, während er die Tür aufhält, "Ihr Koffer befindet sich im Wagen." Murrend trete ich in die Sonne, bleibe aber schlagartig stehen, als ich die Limousine sehe.

"Damit soll ich fahren?" Ungläubig stehe ich mit offenem Mund da.

"Nein. Damit werden Sie gefahren, Miss", antwortet mir...ähhh...

"Wie soll ich Sie eigentlich nennen?"

"Mein Name ist George Smith. Ich bin vor zwei Jahren hierher, nach Sizilien, gezogen."

...ok. Also, antwortet mir George. Vorsichtig lasse ich mich auf dem kühlen Leder nieder. Nach einer Weile schließe ich meine Augen und versuche das Chaos in mir aufzuräumen.

In kürzester Zeit werde ich meinem Vater gegenüber stehen. Sollte ich mich darüber freuen? Ich bin mir nicht sicher. Ein mulmiges Gefühl durchströmt meinen ganzen Körper.

"Du solltest dir eine neue Tür zulegen. Es zieht etwas in deinem Haus."

Enrico

"Wenn dieses Arschloch die Tür nicht bald öffnet, dann treten wir sie einfach ein!", brüllt Matteo mit einem heimtückischen Funkeln in den Augen.

"Und wir schlagen einfach alles kaputt, angefangen mit seinem Autol!", stimmt Fabio gierig mit ein.

Er ist zu Hause, da bin ich mir sicher, sonst würde sein Wagen nicht in der Einfahrt stehen, außerdem habe ich eine Silhouette hinter den zugezogenen Vorhängen gesehen. Ich gehe nochmal mit großen Schritten zur Tür, klopfe fest daran und rufe: "Mach sofort diese verdammte Tür auf, du schuldest uns noch Geld! Das ist meine letzte Warnung!" Langsam werde ich wirklich ungeduldig. Für so etwas habe ich keine Zeit.

Ich warte noch einen kurzen Moment, doch nichts passiert, also sage ich grinsend zu den Jungs:"Okay los, zerstört was ihr wollt!"

Sie geben zustimmendes Gebrüll und mit funkelnden Augen machen sie sich ans Werk, nehmen die Baseballschläger und fangen damit an die Karre zu zertrümmern. Es ist schon schade um den schwarzen Porsche, der würde mir auch gefallen, aber wer nicht hören will, muss fühlen. Währenddessen ziehe ich meine Pistole aus dem Hosenbund und schieße zweimal auf das Türschloss, bis es dann nachgibt und ich das Haus betreten kann. Also, vor Kurzem ist hier noch jemand gewesen. Ich schleiche mit gezückter Waffe weiter, denn man weiß ja nie was einen erwartet. Ich werfe einen Blick in die Küche. Oh ja, irgendwer ist in diesem Haus, denn ein Topf mit Wasser brodelt munter vor sich hin. Hinter mir kommen Fabio, Giuliano und Matteo ins Haus. Ich mache ein Zeichen, dass wir uns aufteilen - Giuliano sucht im Wohnzimmer, Matteo im Keller und Fabio im restlichen Gebäude, also gehe ich die Treppe nach oben hinauf ins erste Schlafzimmer.

Hier ist niemand, weswegen ich in den nächsten Raum gehe. Ein buntesKinderzimmer, also hat Barko ein Kind. Das arme Kind. Aber wo stecken sie, verdammt noch mal? Ich will gerade wieder nach unten gehen, als ich ein Knarzen aus dem Schlafzimmer höre. Ich sehe mich um und....was sehe ich denn da? Hier ist ja noch eine Tür, die wahrscheinlich zu einem begehbaren Kleiderschrank führt. Ich nähere mich langsam dem Kleiderschrank, doch da ruft Giuliano von unten: "Haben wir dich erwischt, Barko!"

Ohne lange zu überlegen wende ich mich ab und marschiere nach unten, und tatsächlich, Giuliano hält ihm die Knarre an den Kopf. Abschätzend betrachte ich ihn. Er ist eine widerliche, kleine Personmit einer Glatze. Bei jeder kleinen Aufregung oder Anstrengung bilden sich Schweißperlen auf seiner Stirn, wie jetzt gerade auch. Er ist ein Feigling und schleimt sich bei jeder Gelegenheit zu seinem eigenen Vorteil ein, aber das hilft ihm in manchen Situationen auch nicht weiter, wie jetzt in dieser.

Ich schaue ihn mit bedrohlichem Blick an, bevor ich ernst zische: "Wir wollen das Geld!" (8)

Er fasst sich nervös an den Kragen und sagt dann mit zitternder Stimme: "Ich hab es nicht, abe..."

"Nichts aber! Wir wollen das Geld und zwar jetzt!" Ich packe ihn am Kragen und gleichzeitig entsichert Guilano seine Waffe und drückt sie Barko fester an den Kopf.

"Ich k-kann es euch b-besorgen, a-aber ich b-brauche Zeit", stottert er hilflos. Das ist erbärmlich. Ich mag solch weinerliche, unehrliche Personen nicht.

"Da sagt dein Porsche in der Einfahrt aber etwas ganz anderes", meint Matteo abfällig.

"I-I-Ich...", will er beginnen, aber seine Stimme bricht ab. Das reicht mir.

"Fabio, komm mit", befehle ich, drehe mich um und gehe nach oben. Dort betrete ich das Schlafzimmer, stürme zielstrebig zum Kleiderschrank und reiße die Tür auf. Fabio steht direkt hinter mir.

"Na, wen haben wir denn hier?", sage ich mit einem fiesen Grinsen. In dem Kleiderschrank sitzen eine verängstigte Frau und ein kleiner Junge. Beide sehen mich mit angsterfüllten Augen an. Der Junge ist wahrscheinlich so um die fünf Jahre alt. Er klammert sich an seine Mutter, die ihn wiederum ganz fest hält. Ich packe die Frau am Arm und zerre sie aus dem Schrank, mitsamt ihres Sohnes.

Da ich nicht möchte, dass der kleine Junge jetzt ein Kindheitstrauma wegen uns bekommt (wenn er nicht eh schon eines hat), ich bin ja kein Monster, beuge ich mich nah zu der Frau und flüstere ihr drohend ins Ohr: "Du machst was ich dir sage. Du trennst dich jetzt von deinem Sohn und kommst mit nach unten, sonst werde ich ihm die Kehle aufschlitzen, und wenn du irgendwelche Dummheiten versuchst, werde ich deinem Sohn weh tun, verstanden?"

Die Frau fängt an zu weinen und unterdrückt ein Schluchzen. Ich schüttele sie und frage noch einmal: "Verstanden?" Sie nickt. Dann nimmt sie die Hände von ihrem Sohn in ihre Hände und sagt, dass alles ok sei, aber er sie jetzt loslassen müsse und gibt ihm noch einen Kuss auf die Stirn. Der Junge streckt die Hand nach ihr aus, doch die Frau schaut mich mit tränenverschleiertem Blick an. Ich nicke lächelnd, um ihr zu zeigen, dass sie das Richtige tut und hebe dann den Sohn auf meine Arme, der sogleich anfängt zu zittern. Fabio packt die Frau am Arm und sie gehen nach unten zu den anderen, ich folge dicht dahinter mit dem Jungen.

Als wir unten ankommen, sage ich amüsiert zu Barko: "Schau mal, wen wir hier gefunden haben!" Um meine Aussage noch zu verdeutlichen, wuschele ich dem Jungen durch sein Haar und der Frau lege ich meinen freien Arm um die Schulter. Sie zuckt bei der Berührung zusammen.

Er schaut mich wütend und zugleich angstvoll an, bevor er bettelt: "Halt meine Familie bitte da raus, sie haben damit nichts zu tun, sie sind unschuldig!" Aber ich ignoriere das, was er gesagt hat, und wende mich stattdessen Barko's Frau zu und frage sie:

"Wie ist dein Name?"

"Christina", antwortet sie schwach. Ich lasse mir den Namen auf der Zunge zergehen:

"Christina, ein schöner Name...Und wie heißt denn dein Sohn, Christina?" Ihr kommt nochmal ein Schluchzen über die Lippen und dann flüstert sie:

"Jeremy"

"Wie heißt er? Du hast so leise geredet", frage ich nochmal nach, um Barko zu provozieren. Was zu funktionieren scheint, wie ich mit Genugtuung festelle. Denn seine Glatze weist noch mehr Schweißperlen auf.

"Jeremy", sagt sie jetzt etwas lauter.

Ich gebe es zu, es macht mir sehr viel Spaß, andere Menschen leiden zu sehen und brutal zu sein, aber nicht nur mir, sondern auch Fabio, Giuliano und Matteo ergeht es so. Man muss sich in diesem Moment bloß ihre Gesichter ansehen, dieses gemeine Lächeln und das vergnügte Funkeln in den Augen, aber ich habe vermutlich den gleichen Ausdruck im Gesicht. Ich lasse den Jungen von meinem Arm herunter und gestikuliere Matteo, dass er auf ihn ein Auge haben soll.

"Okay, Christina, liebst du diesen Mann überhaupt?", frage ich mit einer abfälligen Handbewegung zu Barko und schaue ihr tief in die Augen. Sie erwidert meinen Blick nicht, sondern guckt irgendwo vorbei, also lege ich meine Finger unter ihr Kinn und drehe ihr Gesicht zu meinem, sodass sie mir in die Augen schauen muss.

In ihrem Blick spiegelt sich Panik und fürchterliche Angst wieder, aber sie antwortet nicht.

"Wenn du ihn lieben würdest, würdest du ihm doch jetzt deine Liebe gestehen, vielleicht hast du nur noch diese Möglichkeit, Schätzchen." Aber sie sagt immer noch nichts. Und wendet den Blick ab.

"Schau mir in die Augen, Schätzchen, und sag mir, ob du diesen Mann liebst!" Sie wendet mir den Blick wieder zu und flüstert mit brüchiger Stimme:

"Nein." Darauf folgt kurze Stille, während sich über mein Gesicht ein schadenfreudiges Grinsen ausbreitet. Mit hochgezogenen Augenbrauen wende ich mich Barko zu und frage ihn: "Woher hast du Christina? Wieso hat sie dich geheiratet und mit dir ein Kind, wenn sie dich nicht liebt? Für wieviel hast du sie gekauft?" Bei diesen Worten zuckt Christina in meinen Armen zusammen. Barko's Miene verdüstert sich etwas, aber er will mir nicht antworten.

"Ist es nicht so?", frage ich, "du hast sie gekauft! Aber das hätte man sich auch denken können, bei dem großen Altersunterschied. Wie groß ist der Altersunterschied?" Die Jungs lachen spöttisch. Barko betrachtet mich mit einem finsteren Blick, und wenn Blicke töten könnten... - aber das tun sie zum Glück nicht- redet aber immer noch nicht, bis Giuliano seine Pistole noch fester an dessen Kopf drückt, falls das überhaupt noch möglich ist. Mit zusammengepressten Lippen sagt er:

"15 Jahre."

"Und, hast du sie jetzt gekauft oder nicht?", bohre ich amüsiert nach.

"Ja", murmelt er und sieht so aus, als würde er mir am liebsten an die Gurgel springen.

"Willst du nicht lieber einen Jüngeren, Schätzchen?", wende ich mich wieder ihr zu, und zwinge sie erneut, mich anzusehen.“. Ich lächele sie verführerisch an und rücke mit meinem Gesicht näher an ihres. Sie sieht mich an und in ihrem Blick sehe ich Interesse, ihre smaragdgrünen Augen sehen mich mit einer Mischung aus Angst und Lust an, während sie langsam und unsicher den Kopf schüttelt.

"Ich weiß, dass du es willst, Schätzchen", flüstere ich ins Ohr und komme so nah, dass sich unsere Lippen fast berühren. Tja, ein Körper wie Adonis, groß, durchtrainiert, braungebrannt und gutaussehend, lässt nun mal alle Frauen zwischen 16 und 25 schwach werden. Ich genieße diesen Augenblick.

"Soll ich Dolcezza?", frage ich sie noch einmal, während ich mir über die Lippen lecke. Sie antwortet nicht.

"Tja, keine Antwort ist auch ne Antwort, Süße!" Gerade als ich meine Lippen auf ihre legen möchte, klingelt mein verdammtes Handy.

"Der Spaß muss leider verschoben werden, Schatz", flüstere ich ihr noch missmutig ins Ohr und schaue dann auf mein Display, Giovanni. Warum muss der Boss denn genau jetzt anrufen? Ich gehe ran.

"Sì?"

"Enrico, wie weit seid ihr?"

"Also, gerade war ich dabei la bella zu erobern." Ein heiseres Lachen dringt an mein Ohr.

"Und mein Geld?"

"Hat er nicht."

"Dann nehmt sein Auto mit."

"Ich glaube kaum, dass du einen demolierten Porsche haben willst."

"Ach so, Fabio, Giuliano und Matteo hatten wohl schon ihren Spaß! Dann nehmt die Frau und das Kind mit und kommt wieder her. Ich habe einen neuen Auftrag. Ciao Enrico!", sind seine letzten Worte bevor er auflegt.

"Ciao!", antworte ich noch, ehe ich mich zu den Jungs umdrehe.

"Der Boss will sich la bella mal anschauen und der Kleine kommt auch mit", sage ich zu den Jungs.

"Das könnt ihr nicht machen!", schreit Barko hysterisch und will sich aus Giulianos Griff befreien, aber Giuliano lässt es nicht zu.

"Und ob wir das können!", grinse ich und Fabio, Giuliano und Matteo lachen.

"Bringt die zwei schon mal raus. Ich komm gleich nach!", sage ich den Jungs. Giuliano lässt Barko los und verlässt mit Fabio, der Christina rausführt und Matteo, der den Jungen jetzt an der Hand nimmt, das Haus.

Ich gehe mit großen Schritten zu Barko, packe ihn am Kragen und drohe: "Leg dich nie wieder mit uns an!" Ich lasse ihn los und er stolpert ein paar Schritte zurück. Als ich zur Tür rausgehe, drehe ich mich nochmal um und sage leicht grinsend: "Du solltest dir eine neue Tür zulegen. Es zieht etwas in deinem Haus."

Draußen steige ich in den Wagen ein und wir fahren los.

Ich sitze auf dem Beifahrersitz und Giuliano fährt das Auto. Hinten sitzen Matteo, Fabio und Christina mit Jeremy auf dem Schoß. Sie hält ihn beschützend mit den Armen umschlungen und ist wahrscheinlich glücklich, dass dem Kind nichts passiert ist. Eigentlich haben wir ihr ja einen Gefallen damit getan, dass wir sie von Barko weggeholt haben, aber ich habe das Gefühl, dass das von la bella nicht wertgeschätzt wird.

Man sieht an ihrem Blick, dass sie sich entführt fühlt...ist sie ja eigentlich auch, je nachdem aus welcher Sicht man es betrachtet.

Ich hätte Christina gerne geküsst, ich weiß, dass es ihr gefallen hätte. Ich meine, wem würde es nicht gefallen? Ich werfe einen Blick auf sie, aber Christina schaut nur aus dem Fenster und betrachtet die Landschaft, wie als würde sie das letzte Mal in ihrem Leben ein Maisfeld oder einen Wald sehen. Was sie wohl denkt, was wir mit ihr machen? Haha, vielleicht denkt sie ja das gleiche, was ich hoffe. Aber ich weiß leider nicht was Giovanni vorhat. Er redet nicht gerne am Telefon, aber er wird sie auf keinen Fall töten, glaube ich jedenfalls. Naja, ich hoffe es. Ein bisschen Spaß bräuchte ich echt mal wieder, vielleicht hole ich mir heute Abend mal wieder eine heiße Braut auf mein Zimmer. Aber das wird Giovanni bestimmt nicht gutheißen, er würde mich vierteilen...oder auch nicht. Er ist ziemlich unberechenbar. Man kann seine Pläne und Vorhaben nur schlecht vorraussehen. Vielleicht überlässt er sie uns ja doch. Wir könnten alles mit ihr machen was wir wollen. Wir hätten sie zur freien Verfügung. Hoffen wir es mal. Das wäre bestimmt sehr...aufregend.

Aber was das wohl für ein Auftrag sein mag, den er im Gespräch erwähnt hat?

"Der Boss hat am Telefon etwas von einem neuen Auftrag gesagt", sage ich nachdenklich.

"Und was für einer?", fragt Matteo motiviert.

"Wenn ich das wüsste...", antworte ich ihm.

"Vielleicht sollen wir uns ja um unsere kleine Freundin hier kümmern!", sagt Giuliano mit einem lüsternen Blick auf Christina. Sie zuckt bei diesen Worten zusammen und schaut uns der Reihe nach voller Angst an. Wir alle lachen, außer Christina, die sich zusammenreißen muss, damit sie nicht anfängt zu heulen.

Mit einem bösen Lächeln im Gesicht sage ich: "Hmmm...kann sein, ich würde mich freuen, aber um so eine Schönheit will Giovanni sich sicherlich selbst kümmern."

"Hmm...", überlegt Fabio, "oder vielleicht hat irgendwer mal wieder nicht gezahlt."

"Kann sein...", murmele ich abwesend. Mit so einer hübschen Frau an Bord ist es aber auch echt schwer sich zu konzentrieren.

Nach circa einer halben Stunde kommen wir bei Giovannis Villa an, in der wir auch manchmal ein paar Nächte pennen. Natürlich hat jeder von uns auch eine eigene Wohnung, aber so ein luxoriöses Haus ist schon was Cooles.

Ich steige aus und mache Christina die Tür auf, damit sie mit Jeremy auf dem Arm aussteigen kann. Ein bisschen Charme muss ich ja zeigen, vielleicht brauche ich sie ja nochmal, um meinen Spaß zu haben. Dann lege ich meinen Arm um ihre Taille und mit den anderen Jungs gehen wir in die Villa und betreten erstmal eine riesige Eingangshalle. Christina schaut sich den prächtigen Raum mit großen Augen an und fragt sich wahrscheinlich gerade, mit was für Leuten ihr Ehemann zu tun hat.

Jeder fühlt sich bei dem Anblick dieses Hauses eingeschüchtert. Die Räume sind hoch, etwa dreimal so hoch wie ich gross bin und reich verziert. Die Möbel sehen wertvoll und Antik aus und sind zum Teil vergoldet, die roten Vorhänge gehen bis zum Boden herunter. Die anderen Räume sind nicht weniger wertvoll eingerichtet. Geld erfüllt nun mal Träume.

Wir schreiten durch den Flur zu einer Tür, die zu Giovannis Büro führt und ich klopfe. Nach wenigen Sekunden hört man auch schon von der anderen Seite der Tür eine laute und tiefe Stimme: "Herein!"

 Ich betrete mit den anderen den Raum. Mit einem festen Händedruck begrüßt Giovanni mich, Giuliano, Fabio und Matteo. Christina begrüßt er mit einem Handkuss und den Worten: "Es ist mir eine Freude, so eine hübsche Frau und ihren Sohn kennenlernen zu dürfen. Mein Name ist Giovanni." Wie ein Gentleman halt. Ja, auch wenn man mit der Mafia zu tun hat, kann man Manieren und Charme haben. In machen Situation kann dies sehr nützlich sein. Wir sind ja auch keine Unmenschen, obwohl einige unserer „Kunden“ dies durchaus so sehen. Giovannis Augen liegen auf Christina`s Gesicht, was mir nicht gefällt. Er betrachtet sie irgendwie so...es ist keine normale Lust, wie sonst immer. Eher....ach, ich weiß auch nicht. Auf jeden Fall steht Chrissi (ja, jede Braut braucht einen kurzen Namen, sonst kann ich mir die Namen nicht merken) nur steif da und umklammert Jeremy fester.

 "Was mache ich denn jetzt mit dir?", fragt Giovanni eher sich selbst und streicht Christina über die Wange.

Langsam nimmt er seine Hand weg, schreitet zu seinem Schreibtisch und schaut Christina unverwandt an. "Du siehst müde aus und dein Sohn kann seine Augen auch fast nicht mehr offen halten", sagt Giovanni nachdenklich zu Chrissi. Dann wendet er sich Angelo zu und befiehlt ihm: "Bring Christina und ihren Kleinen doch in unser Gästezimmer im 1.Stock."

Daraufhin führt Angelo die beiden aus dem Zimmer und schließt die Tür hinter sich.

Angelo ist sozusagen Giovannis Bodyguard, naja, was heißt Bodyguard, Giovanni kann gut auf sich selbst aufpassen, aber bei Verabredungen oder Geschäften mit jeder Sorte von Menschen, Frauenhändler, Drogenbarone, Zuhälter und soweiter, ist er eigentlich immer dabei, denn der Typ ist ein Berg. Er ist riesig und sehr stark, dagegen komm gar nicht mal ich an. Oder wie eben ist er sehr oft bei Giovanni und gehorcht seinen Befehlen, wer auch nicht...Er ist seine rechte Hand, wenn man es so nennen kann.

Giovanni wendet sich wieder uns zu. "Keiner von euch rührt la bella  an, sie gehört mir", sagt Giovanni bedrohlich. Schade...muss ich mir wohl jemand anderen als Zeitvertreib suchen.

"Natürlich nicht!", versichern Giuliano, Matteo und Fabio gleichzeitig. Giovanni schaut mich eindringlich an und erwartet eine Antwort von mir. Wohl oder übel muss ich ihm auch eine geben, wenn auch widerwillig.

"Ich werde sie in Ruhe lassen, ich habe verstanden", erwidere ich belustigt, weil er denkt, ich könnte ihm Konkurrenz machen und als wäre ich so blöd, ihn herauszufordern. Niemand, der am Leben bleiben möchte, würde das tun.

"Gut", er schnalzt mit der Zunge und klopft mir dann grinsend auf die Schulter, "ich weiß doch, dass ich auf euch zählen kann!"

Natürlich kann er auf uns zählen, das konnte er schon immer. Mit vierzehn haben Matteo, Fabio, Giuliano und ich gemeinsam angefangen mit Drogen zu dealen, weil unsere Eltern entweder Geldprobleme hatten oder wie in meinem Fall, sich einfach einen Dreck für uns interessiert hatten. Wir haben Giovanni nie verraten. Wir hätten ihn auch gar nicht kennen sollen, aber es hat sich irgendwie ergeben, dass wir den Big Boss kennenlernen durften, als wir mal für kurze Zeit in den Knast gewandert sind, weil wir beim Dealen erwischt wurden, nachdem wir schon ein Jahr im Geschäft waren. Wir wurden wegen solchen Sachen schon so oft aufs Revier gebracht, dass sie uns diesmal längere Zeit einbuchten wollten, aber das hatte Giovanni wohl irgendwie mitbekommen und hatte uns dann besucht. Nach einem kleinen Gespräch mit einem der Polizisten waren wir wieder frei und ab diesem Zeitpunkt hatten wir uns hochgearbeitet, sodass uns Giovanni jetzt voll vertraut.

 "Ich habe einen neuen Auftrag für euch, der aber längere Zeit dauern wird."

Das habe ich ja fast schon wieder vergessen. Ich war wohl in meinen Gedanken zu sehr mit la bella und meiner Vergangenheit beschäftigt. "Und der wäre?", frage ich mit hochgezogener Augenbraue.

"Ihr geht wieder zur Schule, aufs Gymnasium um genau zu sein", offenbart er uns den Auftrag. Die Vorfreude, die sich gerade eben in mir aufgebaut hat, ist sofort verschwunden. Schule?!

"Das ist nicht dein Ernst?!", sagt Fabio mit offenem Mund. Wir alle schauen Giovanni erschrocken an.

"Doch, das ist mein voller Ernst! Aber lasst mich ausreden. Ich habe eine Tochter, sie heißt Layla und ist 16 Jahre alt. Sie wird bald bei mir wohnen und das Gymnasium besuchen. Ich möchte, dass ihr ab Montag wieder in die Schule geht und euch dort einlebt. In zwei Monaten kommt Layla dann hierher nach Sizilien. Ihr werdet euch mit ihr befreunden, auf sie aufpassen und ein Auge darauf haben, was sie so treibt. Wenn ihr etwas passiert, dann seid ihr Schuld."

Damit habe ich nicht gerechnet. Ich habe gar nichts davon gehört, dass Giovanni eine Tochter hat. An den Blicken meiner Kumpels erkenne ich, dass sie auch keine Ahnung haben. Wieso kommt das Mädchen überhaupt? Also, wo ist die Mutter? Aber Fabio kommt mir mit meiner Frage zuvor: "Warum kommt sie? Warum bleibt sie nicht da, wo sie die letzten 16 Jahre auch war?"

Giovanni antwortet knapp: "Ihre Mutter ist tot. Ich wusste bis vor kurzem auch nicht, dass ich eine Tochter habe. Sie hat es mir verschwiegen."

"Wer hat es dir verschwiegen?", frage ich ihn neugierig.

Aber er antwortet mir nicht, sagt stattdessen: "Das ist nicht wichtig, ihr habt euren Auftrag gehört. Sie darf nicht erfahren, dass ich euch beauftragt habe, ist das klar?" Er betrachtet uns mit einem sehr ernsten Blick.

"Klar", sagen Matteo, Fabio, Giuliano und ich wie aus einem Munde. Dieses Thema ist Giovanni anscheinend sehr wichtig. Keiner, der bei Sinnen ist, würde ihm jetzt widersprechen.

"Und woher wissen wir, wie sie aussieht?", fragt Matteo.

Als Antwort hält Giovanni uns ein Foto hin, das er aus seiner Schreibtischschublade genommen hat. Wow, sie ist scharf. Sehr scharf. Eine heiße Brünette mit blauen Augen und langen Wimpern. Ihre Haare sind voll und gelockt. Und sie hat große Brüste, alles was ein Kerl braucht. Alles was ich brauche. Sie ist verdammt geil. An den lüsternen Blicken von den Anderen erkenne ich, dass sie genau das gleiche denken.

Aber auch Giovanni hat unsere Blicke bemerkt und ermahnt uns: "Ihr freundet euch mit ihr an, mehr nicht. Ich warne euch!"

Nicht mal das erlaubt er uns. Schade! Aber Regeln sind ja da, um gebrochen zu werden, oder? Andererseits...wenn er mich bei etwas erwischt, was "mehr als Freunde" ist, dann wird das sicher nicht gut ausgehen...wir werden ja sehen.

"Ihr könnt jetzt gehen. Vergesst nicht, ab Montag geht ihr in die Schule, Ciao!", verabschiedet Giovanni uns, während er das Foto wieder zurücklegt.

Mit einem "Ciao, Giovanni!" verlaßen wir sein Arbeitszimmer.

So schnell ist man wieder in der Schule...Keiner von uns hat einen Abschluss, weil wir vorzeitig abgebrochen haben, weil wir erstens keinen Bock auf Lernen hatten und zweitens dachten, dass wir das ganze Zeug eh nicht brauchen.

 

"Ich habe keinen Respekt vor jemandem, den ich nicht kenne!!! Respekt muss man sich verdienen."

Layla

Nach der einstündigen Fahrt betrete ich nun mein neues Zuhause. Und was soll ich sagen? Anhand der Limousine habe ich jetzt keine Waldhütte mehr erwartet...aber das? Das Haus, oder soll ich besser sagen das Schloss, ist riesig. In der Eingangshalle hat locker eine Giraffe platz und zwar stehend.Die Decke und Wände sind reich verziert. Die Möbel sehen wertvoll und antik aus und sind zum Teil vergoldet. Rote Vorhänge reichen bis zum Boden.

"Layla, lass dir ja nichts anmerken. Vergiss nicht, zeige niemandem deine Gefühle", flüstere ich ganz, ganz leise. Es ist eine blöde Angewohnheit von mir, aber mich stören die Selbstgespräche nicht weiter. Manchmal habe ich halt einfach das Bedürfnis mich auszuquatschen (gibt es das Wort überhaupt?) und wenn niemand in der Nähe ist bzw. es keiner hören soll, dann rede ich halt mit mir selbst. Jetzt gerade musste ich mich daran erinnern, nicht so etwas wie:

"WOW, das Haus ist geil."

zu sagen.

"Ich weiß, Ihr neues Zuhause ist wirklich ein Prachtstück", sagt George auf einmal. Shit, habe ich das gerade Laut gesagt? Soviel zum Thema keine Gefühle zeigen.

"Kommen Sie. Ich bringe Sie zu Ihrem Vater", sagt George und hält mir eine der vielen hundert Türen auf. Ach du heilige Scheiße. Meinem Erzeuger gehört die geile Hütte hier?! Ich weiß, warum hätte George sonst sagen sollen, dass das hier mein Zuhause sei. Aber irgendwie dachte ich....ach keine Ahnung. Als was arbeitet der bloß, dass der so viel Kohle verdient? Das werde ich ihn auf jeden Fall fragen. Ok, aber um ihm das zu sagen, muss ich Georges Aufforderung durch die Tür zu gehen erstmal nachkommen. Gar nicht so leicht keine Gefühle zu zeigen. Ich meine, ich werde gleich meinem Vater gegenüber stehen. Bei mir sind so viele Gefühle zu Besuch...Wut, Hass, Neugierde, Trauer...alle haben es sich in meinem Körper bequem gemacht und diskutieren darüber, wer der Stärkste ist. Für alle Aussenstehenden ist Emotionslos der Stärkste. Mein Gesicht zeigt keine Regung und außer George weiß auch niemand, dass ich das Haus mega geil finde. Ich atme noch einmal tief ein und dann trete ich durch die Tür. Ein langer Gang erstreckt sich vor meinen Augen. Links und rechts sind noch mehr Türen, doch die Tür am Ende des Ganges fesselt meine Aufmerksamkeit.

Giovanni Salvatore Büro

steht auf genau dieser Tür. Sie ist am schönsten verziert und ich ahne, dass dahinter ein Teil meiner DNA sitzt.

"Miss, würden Sie mir folgen?", höre ich da schon Georges Stimme. Ich nicke ihm kurz zu, ehe ich mich den Bildern an den Wänden widme. Sie zeigen alle wunderschöne Landschaften. Ich frage mich, wer sie gemalt hat. Mit jedem Schritt, den ich mache, komme ich an einem neuen Bild vorbei und etwas näher an die Tür, hinter der mein Vater sitzt. Neugierde hat, glaube ich, gerade ein sehr gutes Argument gebracht, denn plötzlich kann ich es gar nicht mehr abwarten, ihm gegenüber zu stehen. Ich fühle mich wieder wie am Flughafen.

......................Noch 4 Meter.....wird er mich in den Arm nehmen?......

..............................3 Meter......würde ich DAS zulassen?.....

.......................................2 Meter......tief durchatmen......

...............................................1 Meter......

George hebt die Hand und klopft kurz an die Tür. Eine tiefe Stimme antwortet:

"Herein." Mein Herz rast. So hört sich also mein Vater an. Einen angenehmen Klang hat seine Stimme. Aber auch etwas Gefährliches schwingt darin mit. George legt seine Hand auf die Türklinke und drückt diese runter. Die Tür schwingt auf und George bedeutet mir mit einer Handbewegung einzutreten. Ich gehe selbstbewusst durch die Tür und danke meinen Beinen, dass sie nicht nachgeben.

"George, wer ist dieses Mädchen?", höre ich meinen Vater fragen. Hä? Wie jetzt? Weiß er gar nichts von mir? Das ist doch Wohl ein schlechtes Spiel!!! Ehe George nur einen Ton sagen kann, erhebe ich meine Stimme und sage empört:

"Ich bin deine Tochter du hijo de la puta!!!" Ich liebe Spanisch und kann es einfach nicht lassen, manchmal Spanisch zu sprechen. Gerade eben habe ich meinen Vater als Hurensohn beschimpft und seinem Gesicht zu Folge kann er Spanisch. Kein Wunder, er hatte meine Mutter (eine Spanierin) schließlich in Alicante kennengelernt.

"Sprich nicht so mit mir. Habe gefälligst Respekt und rede Englisch oder Italienisch, Mädchen", sagt mein beschissener Erzeuger dann und fügt noch an George gewandt hinzu:

"George, ich glaube, du hast da jemanden verwechselt. Meiner Tochter würde es nie in den Sinn kommen, so mit mir zu sprechen. Außerdem hat sie braune Haare." Das bringt das Fass zum überlaufen und Hass ist gerade in seinem Element und schleudert den anderen seine Argumente um den Kopf.

"1. Ich habe keinen Respekt vor jemandem, den ich nicht kenne!!! Respekt muss man sich verdienen.

2. Ich rede in welcher Sprache es mir passt, comprende?

3. Woher willst du wissen, ob deine Tochter nicht doch so mit dir spricht? Du kennst sie ja nicht einmal!!!

Und 4. Es gibt so etwas wie Haarfärbemittel!!!", schreie ich ihn jetzt hitzig an und bin kurz davor, ihm eine überzubraten. Was bildet der sich ein, wer er ist? Scheiß doch auf das keine Gefühle zeigen. Er soll ruhig wissen, was ich nach zehn Sekunden von ihm halte. Seine Gesichtsfarbe wechselt nun im Sekundentakt, bis er zu George schaut und ihm die Anweisung gibt, mich in irgendein Zimmer zu bringen. Dieses Mal gehe ich ohne die Aufforderung von George aus der Tür raus und stehe wieder auf dem Gang. Den Typen kenne ich jetzt seit genau ein oder zwei Minuten und weiß jetzt schon, dass ich auf jeden Fall versuchen werde, ihn auf die Palme zu bringen. Ach, ich bin doch wirklich nett. *grins*

"George, wären Sie so freundlich und würden mich auf mein Zimmer geleiten und mir einen Plan vom Haus geben?", frage ich nun mit einer übertrieben freundlichen Stimme.

"Ähhh, natürlich Miss, folgen Sie mir." Dios mío, ist der leicht einzuschüchtern. Ich glaube, zu ihm muss ich ein bisschen netter sein. Er hat ja auch eigentlich nichts getan.

"Vielen Dank. Wirklich", sage ich noch, während wir uns in Bewegung setzen. Es geht wieder durch eine Tür in den Eingangsbereich, dann durch eine andere wieder hinaus, eine Treppe hoch, einen langen Gang entlang...man, bin ich froh, einen Plan angefordert zu haben. Hier verläuft man sich ja. Es ist wie in einem Irrgarten. Schon jetzt habe ich es aufgegeben mir den Weg merken zu wollen. Doch schließlich bleiben wir vor einer Tür stehen. Ist das mein Reich hinter dieser Tür? Fragend sehe ich George an. Dieser lächelt leicht, nickt mir zu und sagt dann:

"In einer Stunde gibt es Abendessen. Ich werde Sie dann abholen und Sie dorthin geleiten." Daraufhin verschwindet er lautlos.

Ich lege meine Hand auf die Türklinke. Das ist mein Reich, mein eigener kleiner.....................................ähhhhm..........................ohhhhhh...............scheiße, ich war noch nie sprachlos..............ok, ich muss mich korrigieren. Das hier ist mein eigener gigantisch großer Bereich. Ich bewohne ab jetzt eine Luxussuite!!!! Immer noch sprachlos betrete ich den ersten Raum. Eine riesige Couchlandschaft ist mir abgewandt. Gegenüber von ihr hängt ein Fernseher, der eher einer Leinwand gleicht. Das ganze Zimmer ist in weiß und blau gehalten. Einfach wunderschön. Gegenüber der Eingangstür befindet sich eine Glasfront und dahinter sehe ich......oh man, das zweite mal schon bin ich sprachlos. Dahinter ist eine riesige Terrasse mit einem großen, runden und beleuchtetem Pool. Ok, wenn schon das Wohnzimmer so geil ist, wie ist dann wohl das Schlafzimmer? Schnell gehe ich zu der einzigen Tür im Raum. Langsam mache ich sie dann auf und sehe mein absolutes Traumzimmer. In der Mitte steht ein rundes Bett, das von den Seiten in verschiedenen Farben angeleuchtet werden kann. Von der Decke hängt ein riesiger Kronleuchter, der ebenfalls verschiedenfarbig leuchtet und außenrum stehen wunderschöne Möbel, in denen ich meine Sachen verstauen kann. Doch eine Seite ist komplett freigehalten. Nur kleine Lichter zieren die Wand. Beim Nähertreten merke ich, dass die ganze Wandseite mit einem Milchglas bedeckt ist. Perfekt für meine Fotosammlung. Durch die kleinen Lichter werden die Fotos erstrahlen. Ich sehe mich weiter um und entdecke noch zwei Türen.

"Welche nimmst du, Lalya?", frage ich mich selbst, da ja niemand anderes da ist, den ich fragen könnte. Spontan entscheide ich mich für die Schiebetür. Nach einem leichtem Stoß gleitet sie von alleine zurück und ich stehe im Paradies. Ein Kleiderschrank oder besser gesagt ein Kleiderzimmer erstreckt sich vor meinen Augen. Alles gefüllt mit wunderschönen Klamotten. Alles ist dabei. Ob Streetwear oder Abendkleider, alles war hier vertreten. Dazu noch jede Menge Schuhe, Taschen und Schmuck. Wäre ich diesem Haus nicht eh schon verfallen, dann wäre ich es spätestens jetzt. Ich bin eben auch nur ein Mädchen. Blöd nur, dass ich das nach außen nicht zeigen darf. Nicht, dass ich ein Mädchen bin, sondern, dass ich dieses Haus liebe.

"So, bevor du hier gar nicht mehr rauskommst, geh durch die Tür zwischen den Handtaschen und den Schuhen!", schalle ich mich selbst. Gesagt, getan. Ich gehe also durch die Tür und verstehe das Sprichwort 'Das Beste kommt zum Schluss' endlich. Ich bin in einem Traum von Bad. Ein Whirlpool, eine offene Regendusche, eine riesige Badewanne, zwei Waschbecken und eine abgetrennte Toilette. Alles mit Sprache zu bedienen, wie ich kurze Zeit später feststelle. Auch das Licht lässt sich farblich verändern oder dimmen. Hier werde ich mich auf jeden Fall wohl fühlen. So lässt es sich leben. Überglücklich verliere ich mich in diesen Anblick.

Als ich beschließe ein Bad zu nehmen, klopft es an der Tür.

"Miss, sind Sie bereit zum Abendmahl geleitet zu werden?", fragt George durch die geschlossene Tür. Was? Schon Zeit dafür? Ich blicke auf eine Wanduhr, nur um festzustellen, dass ich eine kleine Ewigkeit meine Suite betrachtet habe. Ich rufe zurück:

"Einen Moment noch, bitte." Dann laufe ich in den Kleiderschrank (wie sich das anhört, in den Kleiderschrank laufen *grins*) und wähle eine einfache Jeans und einen coolen Pulli, ziehe mich um und stehe zwei Minuten später George gegenüber. Der nickt mir zu und geht dann den Gang entlang. Auf der Treppe kommt uns dann eine Frau entgegen.

"Oh, Mr. Smith. Ich wusste gar nicht, das Sie da sind. Was führt Sie denn hierher?" Hallo, ist die Frau blind? Ich bin auch da, aber la puta hat nur Augen für George.

"Miss Plumm, schön Sie wieder zu sehen. Ich geleite gerade Miss Scib zu ihrem Vater. Und was machen Sie?", fragt  er galant zurück und zeigt dabei auf mich. Ihr Gesicht wird jetzt dunkelrot und la puta, alias Miss Plumm, verneigt sich vor mir.

"Tut mir Leid, Miss. Ich habe Sie nicht bemerkt. Ich war in Gedanken dabei Miss Christina dazu zu bringen etwas zu essen...."

"Wer ist Christina?", frage ich sofort nach. Hat mein Vater etwa eine Frau? Und warum will sie nichts essen?

"Miss Christina,...ähm....nun ja,....Miss Christina ist die Gefangene Ihres Vaters", antwortet mir Plumm mit einem entschuldigendem Unterton in der Stimme. Wie Gefangene? Mein Erzeuger hält wehrlose Frauen gefangen? Na, der kann was erleben!!!

"Führt mich zu ihr!", sage ich mit einer viel  zu ruhigen Stimme.

"Aber Miss, Ihr Vater wartet mit dem Essen auf Sie...", weiter kommt George nicht.

"Das ist mir Scheiß egal!!! Mierda, der Typ hält Frauen gefangen!!! Ich werde mich garantiert NICHT mit ihm an einen Tisch setzen!!! Und jetzt führt mich zu ihr oder gebt mir endlich den bescheuerten Plan, damit ich alleine hin finde!", unterbreche ich ihn schreiend. Ich glaube, George hat nun begriffen, dass ich nicht auf Kompromisse eingehen werde, denn er hält mir schweigend den Plan entgegen und bedeutet mir dann ihm zu folgen. Hoch erhobenen Hauptes gehe ich den Gang entlang, während ich Hass davon abhalten muss, zu meinem Erzeuger zu rennen und ihm ein Messer quer über das Gesicht zu ziehen. Wie kann er es wagen? Eine Frau gefangen zu halten. Wahrscheinlich benutzt er sie als.....parón! Ich will es gar nicht wissen, als was er sie benutzt. Als wir vor einer Tür stehen bleiben, öffne ich diese einfach ohne zu zögern. Eine hübsche junge Frau sieht mich mit ängstlichen Augen an.

"Wer bist du?", fragt sie und ich höre das Zittern in ihrer Stimme.

"Ich bin Layla. Und du?"

"Christina. Was machst du hier?"

"Ich bin die Tochter dieses Monsters."

"Meinst du Giovanni?"

"Ja", antworte ich, ehe ich von einem Geräusch abgelenkt werde.

"Mierda! Was war das?", frage ich ängstlich Christina. Wer weiß, was einem in diesem Haus erwartet, schließlich hält der Psychopat Leute gefangen.

"Das war nur Jeremy, er ist wohl aufgewacht..."

"Wer zum Teufel ist Jeremy?", unterbreche ich sie sofort. Fehlt nur noch, dass dieser Wahnsinnige Christina geschwängert hat, so wie meine Mom....Mom...schnell konzentriere ich mich wieder auf die Tatsache, dass ich in dem Haus von einem cabrón sitze, sonst würde ich auf der Stelle in Tränen ausbrechen.

"Jeremy ist mein Sohn....", antwortet mir Christina nun. Ihr Sohn?! Also wirklich, mein Erzeuger ist ein geisteskranker Vergewaltiger. Ohne irgendein Wort zu sagen, renne ich aus dem Zimmer, reiße alle Türen auf, bis ich endlich im Esszimmer ankomme.

"Eres un tonto!!! Wie kannst du nur, du Arschloch!!! Du bist ein schwanzgesteuerter Idiot!!! Eres un hijo de la puta!!! Wie kann ich nur von so etwas abstammen?!", ich raste total aus. Ohne zu überlegen, trete ich dem Nichtskönner gegenüber, hole aus und schon trifft meine Hand mit voller Wucht seine Wange. Dann schiebe ich sein Gedeck vom Tisch. Der vollbeladene Teller kracht auf dem Boden auf und zerschellt in tausend Stücke. Inzwischen ist Angelo ins Zimmer gekommen und versucht mich festzuhalten. Doch er hat nicht mit meiner Cheerleaderausbildung gerechnet. Ohne Probleme entwische ich ihm immer wieder und durchwüste dabei den Raum.

"Darf ich fragen, warum du mein Haus demolierst?", unterbricht der Pisser meine Wut mit ruhiger Stimme.

"Das ist dafür, dass du Christina vergewaltigt, sie geschwängert und sie nicht dazu überredet hast, das Kind abzutreiben",antworte ich und nehme mir dabei die roten Vorhänge vor. Ich höre erst auf, als ich ein heißeres Lachen höre. Langsam drehe ich mich um und sehe, dass dieser (hier bitte eine schlimme Beleidigung einfügen) sich in seinem Stuhl zurückgelehnt hat und sich nicht mehr einkriegt vor Lachen.

"Was gibt es da zu lachen, idiota?", schnautze ich ihn an. Es dauert etliche Sekunden, bis er mir antwortet:

"Mir gefällt dein Temperament, auch wenn du lernen solltest, es etwas zu zügeln. Wenn ich es nicht schaffe, dann gibt es nur einen Ort, an dem dir dein großes Maul und deine Aggressionen ausgetrieben werden....und genau dahin wirst du ab morgen gehen!"

"Ach ja, was für ein Ort soll das denn bitte sein? Die Hölle, willst du mich etwa umbringen? Nur zu, dann kann ich endlich zurück zu meiner Mom", schleudere ich ihm trotzig ins Gesicht.

"Nein, ich werde dich nicht umbringen. Das wäre viel zu einfach und dann hätte ich nur Ärger am Hals. Nein, du wirst ab morgen in die Schule gehen", seine Antwort ist ruhig, zu ruhig. Schule!? Der tickt ja nicht mehr ganz sauber (nicht, dass ich das nicht schon davor bemerkt hätte). Andererseits habe ich so die Möglickeit aus diesem Traumhaus, alias Drecksloch, rauszukommen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, gehe ich auf mein Zimmer, wobei ich mich noch fünf Mal verlaufe. Endlich alleine, lasse ich mich schluchzend auf meinem Bett nieder.

Na, das kann ja noch etwas werden.

"Selbstverständlich wollen wir an Ihrem Unterricht teilnehmen, sofern Sie uns noch etwas beibringen können, was wir noch nicht wissen"

Giuliano

Montag. Unser erster Tag an der Schule. Super, ich freu mich ja total. Wer will denn nicht nochmal in die Schule gehen. Und ja, DAS war sarkastisch gemeint.

Wir, also Matteo, Fabio, Enrico und ich, gehen in die 11.Klasse. Wir sind zwar schon ein bisschen zu alt, aber das wird nicht so sehr auffallen, immerhin können wir ja sagen, dass wir mal ein Jahr wiederholen mussten oder ein Jahr später eingeschult wurden, oder so etwas ähnliches. Wir haben fast alle Kurse zusammen, das ist schonmal gut.

Das Gymnasium ist vom Anblick her kein Augenschmaus, von außen sieht es einfach nur aus wie ein Betonklotz. Innen geht es sogar einigermaßen. Alles ist schlicht gehalten. Jeder Schüler hat seinen eigenen Spind, der genau die Größe hat, um einen Schüler darin einzusperren, wie in den amerikanischen Fersehserien, und sie haben ein einheitliches dunkelrot. Vielleicht probiere ich das mit dem Schüler einsperren mal aus.

Zuerst sollen wir uns im Sekretariat melden. Als wir den Raum betreten, kommt uns warme, stickige Luft entgegen. An einem Schreibtisch sitzt eine ältere Frau mit einer Lesebrille, die sie sehr streng wirken lässt. Sie blickt auf, als ich die Tür schließe und sagt mit krächzender Stimme: "Ja?"

Enrico entgegnet freundlich: "Guten Tag, wir sind neu auf dieser Schule und sollen uns bei Ihnen die Stundenpläne für den Unterricht abholen." Er setzt noch ein nettes Lächeln auf.

Die Frau betrachtet ihn überrascht von seiner unerwarteten Nettigkeit und in einem viel freundlicheren Ton, als gerade eben sagt sie: "Ach, Sie müssen Matteo, Fabio, Enrico und Giuliano sein." Sie kramt kurz aus einem Papierstapel vier Blätter Papier heraus und händigt uns die Stundenpläne aus. Wir sind ja anscheinend schon eine Berühmtheit an der Schule, vier neue Kerle, die am gleichen Tag auf eine neue Schule kommen.

"Dankesehr und Auf Wiedersehen!", verabschieden wir uns noch und verlassen das Sekretariat. Man muss ja wohl einen guten ersten Eindruck hinterlassen. Außerdem, wenn wir mal irgendwelche Infos brauchen, kann diese Frau sie uns vielleicht geben. Immerhin verwaltet sie die Schülerakten und weiß, wer krankgemeldet ist und sowas halt.

Draußen blicke ich auf den Plan und informiere die Anderen: "Wir haben jetzt Geschichte."

"Dann mal los", seufzt Matteo und wir setzen uns in Bewegung.

Wir gehen einen Gang entlang, von dem wir denken, dass er uns zu unserem Raum führt. An jeder Gruppe von Mädchen oder auch anderen Schülern, an denen wir vorbeigehen, verstummt sofort das Gespräch und wir werden angestarrt. Und wenn irgendein Mädchen nicht bemerkt, dass gerade vier geile Kerle hinter ihr vorbeigehen, während sie redet, wird sie sofort angestupst und auf uns aufmerksam gemacht. Daraufhin hört sie mittem im Satz auf zu reden und schaut uns mit offenem Mund nach. Und das Beste an ihnen allen: Ihre schmachtenden Blicke. Davon wird mein Ego noch mehr gepusht. Ich wette, ich könnte jedes von diesen Mädchen ins Bett kriegen.

Wir betreten Raum 120. Ein paar Schüler sind schon da, der Lehrer jedoch nicht. Es laufen schon viele heiße Teile an dieser Schule herum, neben ein paar Bänken stehen eine Gruppe von Mädchen, die nur so darauf warten, klargemacht zu werden. Sie tragen alle entweder Mega-Mini-Röcke oder Hotpants, bei denen man ihren Arsch halb sieht.

Wir, also Enrico, Fabio, Matteo und ich, tauschen ein paar Blicke aus und sind uns einig, dass wir zu den Mädels gehen und uns mit ihnen "bekannt" machen. Ich schreite voran und stelle mich dicht hinter eine Blondine auf High Heels mit besagtem Mini-Rock, und flüstere ihr verführerisch ins Ohr: "Hey, du Schönheit, Lust mit in meine Wohnung zu kommen?"

Ohne auch nur zusammenzuzucken dreht das heiße Teil sich um und lässt ihren Blick mit einem verführerischen Lächeln über mich schweifen. Ich sehe sie mir jetzt auch noch mal genauer an, aber das ist schon schwer, denn der Ausschnitt ist so tief, dass ich mich nicht sehr gut konzentrieren kann. Sie hat große Titten und betont sie auch sehr gut. Ihr Gesicht ist stark geschminkt, aber es sieht gut aus. Ihre blaugrauen Augen hat sie so betont, dass sie groß und unschuldig wirken, was sie aber bestimmt nicht sind. Denn niemand, der unschuldig ist, zieht sich so an.

Sie beißt dich langsam auf die Lippen, legt mir ihre Hand auf die Brust und antwortet mir dann unschuldig lächelnd: "Hey, heute hab ich leider schon was vor, aber wir können das gerne auf wannanders verschieben. Und das sage ich nicht nur so, das ist mein Ernst. Ich bin Angelica."

Ich nehme ihre Hand und führe sie langsam zu meinem Mund, küsse sie und sage charmant: "Ich bin Giuliano, es ist mir eine Ehre dich kennenzulernen." Das ist eine Lüge. Mädchen wie die gibts wie Sand am Meer, aber mit den Bitches hat man halt am meisten Spaß.

Auch Matteo, Enrico und Fabio haben angefangen, die anderen Mädchen aus Angelicas Clique zu verführen und anzugraben, als ein Mann mittleren Alters mit schwarzen Haaren und drei-Tage-Bart eintritt und unsere Runde unterbricht: "Guten Tag die Damen und die Herren, ich will Sie ja nur ungern unterbrechen, aber der Unterricht fängt an und wenn Sie, meine Herren, an meinem Unterricht teilnehmen möchten, dann setzen Sie sich jetzt lieber auf ein paar freie Plätze." Sein Ton ist sehr bestimmt.

"Selbstverständlich wollen wir an Ihrem Unterricht teilnehmen, sofern Sie uns noch etwas beibringen können, was wir noch nicht wissen", erwidere ich höflich.

"Das werden wir ja sehen", sagt er vergnügt. Die wasserstoff-blond-gefäbte Clique scheint Respekt vor ihm zu haben, denn sie machen sich sofort auf den Weg zu ihren Plätzen, und da sie alle anscheinend einzeln gesetzt wurden, setzte ich mich auf Angelicas Aufforderung neben sie. Ich meine, die Aussicht lasse ich mir ja nicht entgehen, wenn ihr wisst was ich meine.

Matteo setzt sich neben eine gewisse Jacqueline, die nicht weniger geil, aber auch nicht weniger künstlich aussieht. Fabio lässt sich neben Ashlyn nieder, die ebenfalls blondiertes Haar hat, aber kleiner als die anderen ist, dafür aber geschätzt Körbchen-Größe D hat und sonst eigentlich genauso aussieht wie Angelica und Jacqueline. Enrico wird von, ich glaube, sie heißt Kylie mit an ihren Platz gezogen. Sie ist auch verdammt heiß und die einzige von den Blondinen, die gelockte Haare hat, die anderen haben alle glatte schulterlange Haare, und Kylie...naja hat schulterlange gelockte Haare. Genug von dem gleichen Aussehen der Mädchen.

Ja, ich weiß, dass sie Schlampen sind und ja, ich will trotzdem was von ihnen, weil sie geil sind, obwohl sie billig sind. Aber ich bin auch nur ein Mann. Ich brauche meinen Spaß und da nehme ich lieber jemanden, der genauso auf wahrscheinlich keine feste Beziehung aus ist. Zumindest wissen sie, was sie wollen oder beziehungsweise, was Männer wollen. Auch wenn man sie bemitleiden sollte, das tue ich auf keinen Fall, dann würde ich mir ja nur selber mein Vorhaben zerstören und so blöd bin ich nicht.

Der Geschichtslehrer, der sich als Mr.Brunner vorgestellt hat, nimmt etwas über den kalten Krieg durch. Er kennt sich gut in seinem Fach aus, und mit gut meine ich, dass er voll in seinem Element ist. Wahrscheinlich kann er ohne das Fach nicht leben, denn man merkt seine Faszination an diesem Thema. Er erzählt sogar etwas, was nicht in diesen langweiligen Büchern steht, also z.B. wie die einzelnen Leute zu dieser Zeit gelebt haben und nicht nur von der Politik. Und der Typ hat Ausstrahlung, das merkt man, wie er sich vor der Klasse präsentiert. Er kann sich durchsetzen und ist streng, aber er hat auch Humor.

Ich gebe in der Stunde ein paar Mal einen Beitrag zu dem Thema ab, genau wie Enrico, Fabio und Matteo, aber die anderen Mitschüler, außer zwei vielleicht, kennen sich damit so gut aus, wie ein Schwarm Fische. Also gar nicht. Ich kenne mich damit aus, schlecht waren weder ich noch Enrico, Matteo und Fabio in der Schule. Wir waren sogar ziemlich gut. Aber ich habe keine Lust mir das deprimierende Geschwätz über die Notlage der Menschen im kalten Krieg anzuhören, also beschäftige ich mich lieber Angelica, die mich eh schon die ganze Zeit anschmachtet und ihre Brüste perfekt zu Geltung bringt.

"Warum habt ihr so einen Respekt vor dem Kerl?" Und nicke mit dem Kopf zu Mr. Brunner.

"Weil er harte Strafen verteilt, wenn man seine Regeln nicht befolgt. Keiner von uns wagt es ihn aufzuregen, denn er kennt irgendwie voll viele Eltern und wenn meine Eltern irgendeine Beschwerde von meinem Verhalten bekommen, dann lassen sie mich gar nichts mehr machen und nehmen mir meine Freiheiten, die ich brauche." Am Schluss klingt sie hochnäsig. Ich weiß nicht, was sie genau mit "Freiheiten" meint, aber ich schätze mal, sowas wie Maniküre oder aber auch Hauspartys bei ihr Zuhause.

"Aber du, du scheinst sehr intelligent zu sein...und siehst auch noch gut aus, das gefällt mir", fängt sie an mich anzubaggern und legt eine Hand auf meinen Oberschenkel.

"Ach, meinst du?", frage ich sie verführerisch mit hochgezogenen Augenbrauen. Natürlich stimmt das, was sie sagt, aber ich will es gerne noch einmal aus ihrem Mund hören.

"Ja, das meine ich und ich meine auch, dass du ein Bad Boy bist, aber darauf stehe ich", flüstert sie nah an meinem Ohr während ihre Hand an meinem Oberschenkel weiter nach oben gleitet. Die Kleine geht schnell ran. Das gefällt mir an ihr.

"Sicher, dass du heute keine Zeit hast?", frage ich sie verlockend. Ich will sie. Oder besser gesagt, dass, was sie mir geben kann, wenn sie heute Abend zu mir kommt.

"Ich muss schauen, was ich tun kann. Vielleicht kann ich ja noch absagen." Nach diesen Worten schaut sie mir mit einem unwiederstehlichen Blick, den sie bestimmt absichtlich aufsetzt, in die Augen und nimmt langsam ihre Hand von meinem Bein, um ihre Schulsachen einzupacken, denn kurz darauf ertönt sie Schulklingel.

Ich verlasse mit der Blondie-Clique und meinen Kumpels den Raum. Wir reden noch ein bisschen über belanglose Sachen. Besser gesagt, sie reden. Die vier Mädels sind im Cheerleading und Angelica ist die Team-Leaderin. Und bla....bla...bla....bla...bla.....sie nehmen an irgendeiner Meisterschaft teil.....bla....bla.... es verlangt viel hartes Training......bla...bla...ein Flickflack mit Salto.....bla bla....undsoweiter. Mit anderen Worten: Es interessiert mich nicht.

Ihr Redefluss wird eh unterbrochen, als von der Seite ein blonder Typ mit College-Jacke kommt, sie zur Seite zieht und dann küsst.

Wer ist das denn? Hat meine kleine Bitch etwa einen Freund und will sich trotzdem mit mir "treffen"?

Angelica erwidert den Kuss aber nicht, sondern stößt den Typen von sich weg und schreit ihn wütend an: "Lass mich gefälligst in Ruhe, Kyle! Ich hab Schluss gemacht! Mit uns ist es aus, finito, verstanden?"

Kyles Blick hat sich jetzt von lüstern auf wütend geändert und er schubst Angelica gegen einen Spint und brüllt: "Du bist eine verdammte Schlampe! Zuerst willst du mich unbedingt ficken, dann machst du mit Carlos rum und dann machst du mit mir Schluss! Was glaubst du eigentlich, wer du bist und was du dir da erlauben kannst? Vielleicht sollte ich dich hier und jetzt ficken und dann sehen wir mal, was du dich dann noch traust?!" Er drückt sie noch ein paar mal unsanft gegen den Spint und will Angelica, die schreckgeweitete Augen hat, die Kleidung vom Leib reißen, aber bevor er dazu kommt, packe ich ihn an der Schulter, drehe ihn zu mir um und hau ihm mit der Faust in die Fresse.

Er hält sich die Nase, die angefangen hat zu bluten und schaut mich wütend an. "Und wer bist du? Ihr neuer Beschützer?" Aber ohne auf meine Antwort zu warten, holt er mit seiner Faust aus und will sie mir in den Bauch rammen, aber ich fange seine Hand ab, verdrehe seinen Arm, sodass er aufbrüllt, und drehe ihm den Arm auf den Rücken, damit er sich nicht mehr bewegen kann.

Eine große Menge hat sich um uns gebildet und Angelica ist zu ihren Freundinnen geflohen und hat immernoch angsterfüllte Augen und beobachtet zitternd das Geschehen. Auch die anderen Schüler beobachten. Geschockt. Außer Matteo, Fabio und Enrico. Die sind am Grinsen. Ich verdrehe Kyles Arm noch ein bisschen mehr, sodass er mit den Knien auf den Boden gehen muss. "Lass sie gefälligst in Ruhe und leg dich nicht mit mir an!", drohe ich Kyle.

Dann lasse ich ihn schlagartig los und trete ihn mit meinem Fuß noch auf den Boden. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt und rot vor Wut.

Mit einem triumphierenden Lächeln drehe ich mich zu meinem Publikum um. Ich mache mit Enrico einen High Five und höre das Getuschel von den anderen, wie: "Hast du das gesehen, der hat Kyle, unseren Quarterback, zusammengehauen!" oder "Der is ja viel stärker als Kyle!" oder "Kyle wollte gerade Angelica vergewaltigen und der geile Typ da hat sie gerettet!"

Das ist also der Quarterback des Footballteams. Und ich hab ihn verhauen. Deswegen hat er soviel Muskeln, aber auch nicht mehr als ich. Und ich hab mehr Übung mit Schlägerein und Kämpfen als er.

Dann wird die Menge aber plötzlich still und bevor ich mich umdrehen kann, um nach dem Grund zu sehen, bekomme ich einen harten Schlag ins Gesicht. Fuck, das tut weh. Meine Nase. Fuck. Wer zum Teufel hat das getan? Als ich meinem Gegner in die Augen schaue, sehe ich sechs Kerle in College Jacken, wie Kyle. Ich vermute mal, dass das noch ein paar Footballer sind.

Jetzt sind Matteo, Enrico und Fabio auch zur Stelle. Und eine große Schlägerei beginnt. Ich trete dem Typen, der mir eine reingehauen hat, mit meinem Bein in den Bauch, der daraufhin zurücktaumelt und sich krümmt. Ich will ihn gerade packen und gegen die Spints schubsen, als mich von hinten ein anderer der sechs Kerle packt und mir seinen Arm um den Hals legt und zudrückt. Aus Reflex, weil ich keine Luft mehr bekomme, lege ich meine Hände an seinen Arm und schleudere ihn über meine Schulter auf den Boden. Ich bin stärker. Der Footballer liegt zusammengekrümmt auf den Boden und als ich kurz zu den Anderen sehe, merke ich, dass auch sie die Footballer fertig machen. Und das erfolgreich. Die Menge ist jetzt ein Stück auseinandergerückt, weil sie nicht von irgendwem getroffen werden wollen oder nicht in eine Prügelei mithineingeraten wollen. Angelica und die anderen Mädchen beobachten das Geschehen mit weit aufgerissenen Augen. Aber nicht nur sie. Sondern alle Außenstehenden.

Jetzt steht Kyle wieder auf und bevor ich es realisiere, stürzt sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich. Zusammen schlagen wir auf den Boden auf. Er liegt auf mir drauf und schlägt mir mit seiner Faust nochmal voll ins Gesicht. Jetzt fängt meine Nase an zu bluten, sehr stark sogar, aber ich bemerke es nicht wirklich, denn ich spüre nur diesen stechenden Schmerz in meiner Nase. Ich versuche ihn zu ignorieren. Bevor Kyle mir nochmal in die Fresse schlagen kann, drehe ich mich auf ihn und prügele auf ihn ein. Mit der linken Faust auf die Nase. Mit der rechten Faust ins Auge. Dann nochmal mit der linken Faust auf seine Wange. Seine Nase blutet jetzt noch stärker als davor und sein Auge schwillt schon an. Ich will ihm gerade nochmal schlagen, als mein Arm unsanft gepackt wird und eine unbekannte Stimme an mein Ohr dringt: "Hören Sie sofort auf damit. Sie ALLE!" Jetzt halten auch Fabio, Matteo und Enrico sowie die Footballer inne. Ich drehe mich zu der Stimme um, die, dem Getuschel nach zu urteilen, dem Trainer der Footballmannschaft gehört und entreiße mich seinem Griff. Dann stehe ich von Kyle auf und überlege mir ihn nochmal zu treten, aber da das nochmal extra Ärger geben würde und er eh schon halb bewusstlos daliegt, lasse ich es.

Ich sehe mir unser "Schlachtfeld" an. Die Footballer liegen entweder am Boden oder sind an die Spints gelehnt. Matteo, Enrico und Fabio haben auch von ihren Opfern abgelassen und stellen sich zu mir. Von uns Vieren habe ich die schlimmsten Verletzungen, aber ich hab schon schlimmeres erlebt. Tja, sieht aus als hätten wir sie besiegt und fertiggemacht. Besser man legt sich nicht mit der Mafia an, denn man sieht ja jetzt wie das endet. Der Kämpferinstinkt und die Agressivität sind bei fast jedem von der Mafia sehr gut vertreten.

Die anderen Schüler werfen uns ehefürchtige, respektvolle und bewundernde Blicke zu, immerhin haben wir das halbe Footballteam verprügelt. Doch langsam löst sich die Masse auf, weil ein Lehrer dazugekommen ist, aber alle sind neugierig auf das, was jetzt gleich passiert, deswegen bleiben sie in der Nähe. Obwohl ich die Aufregung genossen habe und mein Adrenalinspiegel gerade sehr hoch ist, gibt das jetzt gleich großen Ärger. Sehr großen Ärger.

Streng und wütend blickt der Trainer jeden von uns ins Gesicht: "Sie haben heute ihren ersten Tag und machen jetzt schon große Schwierigkeiten! Was haben Sie sich dabei gedacht?" Woher weiß der Typ, dass das unser erster Tag ist? Aber ohne auf eine Antwort zu warten, die ich ihm gerade geben will, sagt er: "Ich will es eigentlich gar nicht wissen, ich bringe Sie alle Vier jetzt zum Direktor, der entscheidet dann, wie hart ihre Strafe wird! Und Sie...", sagt er an die Footballer gewandt, "begeben sich auf die Krankenstation und wenn Sie versorgt wurden, melden Sie sich ebenfalls beim Direktor."

Wir folgen dem Footballtrainer, der sehr ungehalten wirkt, zum Direktorat. Toll, am ersten Tag zum Schuldirektor. Mit Nasenbluten. Meine Nase fängt jetzt an, richtig weh zu tun und ich kann mich nur noch schlecht konzentrieren, weil der Schmerz meine Gedanken irgenwie betäubt. Aber ich werde keine Schwäche zeigen. Ich bin ja keine Memme.

"Verdammte Scheiße!", murmele ich vor mich hin.

"Alles klar mit dir, Giuliano?", fragt Enrico mich mit skeptischem Blick.

"Ja, alles O.K., dieser Wichser hat meine Nase aber hart erwischt", antworte ich ihm.

"Das sieht man. Aber dafür hast du ihn härter erwischt", versucht Fabio meine Laune aufzubessern.

Der Sporttrainer klopft an der Tür zum Direktorat. Kurz darauf ertönt ein tiefes: "Herein!"

Wir treten in das Direktorat ein. Ich glaube das ist der schönste Raum der ganzen Schule. Ein bequemes rotes Sofa und ein großer Schreibtisch mit Chefsessel stehen im Raum. An den Wänden reihen sich noch viele Bücherregale und alles sieht sehr heimisch aus.

Auf dem Chefsessel sitzt ein Mann, so um die 50 Jahre alt glaube ich, fast Kahlköpfig und eine Lesebrille auf der Nase.

Auf der anderen Seite des Schreibtisches sitzt ein zierliches schwarzhaariges Mädchen, von dem ich aber nur den Rücken sehe. Sie bespricht gerade etwas mit dem Schulleiter. Als Matteo die Tür schließt, betrachtet der Direktor uns über seine Brillengläser und fragt: "Was kann ich für Sie tun?" Die Schwarzhaarige dreht sich nicht um, sondern ist auf ein Blatt Papier vor ihr auf dem Schreibtisch konzentriert.

"Entschuldigung für die Störung, Mr. Graziano, aber diese vier Herren waren gerade in eine Schlägerei verwickelt und haben die halbe Footballmannschaft zusammengeschlagen, die übermorgen ein wichtiges Spiel hat, und das an ihrem ersten Tag an dieser Schule", erklärt der unsympatische Trainer. Ich weiß ja nicht, was er daran so schlimm findet. *grins*

Bei diesen Worten dreht sich auch das schwarzhaarige Mädchen um und schaut uns an. Dann versteift sie sich plötzlich, als sie Fabio sieht, und starrt ihn an. Nach einem Schockmoment dreht sie uns schnell wieder den Rücken zu. Was sollte das denn gerade? Ich sehe zu Fabio herüber, dessen Blick auf der Schwarzhaarigen liegt. Kennt er sie? Oder ist er auch nur von ihrer Reaktion auf ihn überrascht? Das muss ich ihn wohl später fragen.

Auch der Schulleiter scheint den Blickwechsel bemerkt zu haben, geht aber nicht darauf ein, sondern sagt zu dem Mädchen: "Du kannst jetzt gehen, wir besprechen das ein andermal."

Das Mädel steht schnell auf und verlässt den Raum hastig mit Blick auf den Boden gerichtet, damit wir ihr Gesicht nicht sehen können, vermute ich mal.

Dann blickt Mr. Graziano uns lange und mit einer undurchsichtigen Miene an. "Warum haben Sie sich geprügelt?", fragt er ruhig. Beunruhigend ruhig. Zu ruhig.

"Weil einer aus der Footballmannschaft ein Mädchen bedrängt hat und ich ihr helfen wollte. Dann sind noch andere aus dem Team gekommen und die Schlägerei hat angefangen", erkläre ich knapp. Das klingt sogar heldenhaft. Weil ich ihr helfen wollte. Das klingt verdammt sozial.

"Und da konntet ihr das Problem nicht mit einem Gespräch lösen?", wirft der Footballtrainer ein, der immernoch im Raum steht. Jetzt kommt diese Psycho-Scheiße. Als hätte dieser Kyle dann nicht als erstes zugeschlagen. Und außerdem kann man Probleme sogar meistens nicht mit einem blödem Gespräch lösen. Besonders nicht, wenn eine Prügelei viel mehr bringt und man sich sicher ist, dass man der Stärkere ist. Dann macht man das einfach nicht. Richtige Kerle nicht, das liegt in unserer Natur. Das ist ein Naturgesetz, aber das kann ich jetzt natürlich nicht sagen, sondern sage bloß: "Man kann Auseinandersetzungen nicht immer mit einem Gespräch lösen." Die Anderen nicken zustimmend.

Der Direktor wirft uns wieder einen langen Blick zu und fragt dann, wenn mich nicht alles täuscht, mit einem Hauch von Neugier in der Stimme: "Wer hat als erstes zugeschlagen?"

Ich könnte lügen, aber ich bin kein Lügner. Ich sage die Wahrheit und stehe dazu: "Ich."

"Und dann ist die Situation ausgeatet?", bohrt Mr. Graziano nach.

"Ja", antworten wir wie aus einem Munde.

"Und wie kann es da sein, dass Sie fast keine Verletzungen haben, aber die Footballmannschaft, die stärksten Leute der Schule, so übel zugerichtet waren?", fragt der Trainer verachtend. Der Typ ist ein Arschloch. Diese Frage müsste er sich eigentlich selbst beantworten können. Wir sind stärker, das ist nicht abwegig, es ist sogar eher sehr denkbar, aber anscheinend ist er so geblendet von seinem ach so tollen Team, dass er das nicht einsehen mag.

Während ich überlege, wie ich ihm schonend beibringen kann, dass sein Team nicht so stark ist, wie er meint, antwortet zu meiner Überraschung Mr. Graziano: "Wie es scheint, Mr. Liggio, sind diese Herren stärker als Ihre Mannschaft. Und hilfsbereit noch dazu." Er klingt sehr vergnügt und mit einem belustigten Blick schaut er den Teamleiter, Mr. Liggio heißt er anscheinend, an, dessen Gesichtsfarbe sich von hellem Rot zu dunkelrot wandelt und dessen Lippen zu einem dünnen Strich verzogen sind. Haha. Der Schulleiter steht auf unserer Seite. Und er hat das Footballteam schlecht gemacht. Und er hat Liggio wütend gemacht. Der Typ hats drauf.

Liggio gibt keine Antwort, was ihn, glaube ich, sehr viel Mühe kostet, aber dem Direktor zu widersprechen, wäre ziemlich dumm.

"Mr. Liggio, müssen Sie nicht ihr Team trainieren oder besser gesagt verarzten? Ich kümmere mich um unsere Schläger hier", macht Mr. Graziano die höfliche Aufforderung zu gehen.

"Ja....natürlich", murmelt Liggio murrend und verlässt den Raum. Das hat er verdient.

Jetzt wendet der Direktor sich uns wieder zu: "Setzen Sie sich."

Wir setzen uns auf die Stühle, die schon auf der Seite des Schreibtisches stehen, wo das Mädchen vorher saß. Widersprechen wäre dämlich.

"Ich muss Ihnen ehrlich sagen, dass ich Ihre Aktion beeindruckend finde. Niemand legt sich an seinem ersten Tag mit einer Footballmannschaft an und macht sie auch noch fertig. Als Schulleiter sollte ich so etwas natürlich nicht sagen, aber ich hoffe, dass das unter uns bleibt" Er zwinkert uns zu, doch dann ändert sein Ausdruck sich auf streng, "Aber, sie haben eine Schlägerei angefangen und Mitschüler körperlich verletzt, das kann ich nicht an meiner Schule dulden, deswegen bekommen Sie, alle Vier, einen Verweis. Ihre Erziehungsberechtigten werden darüber in Kenntnis gesetzt. Wenn soetwas nochmal passiert, dann verweise ich Sie gänzlich der Schule."

"Wir sind aber schon volljährig, also können Sie es doch gar nicht an unsere Eltern schicken?", bemerkt Matteo. Er tippt kurz etwas in seinen Computer ein, liest und sagt dann: "Ich werde den Verweis an die Person schicken, die für Sie verantwortlich ist, ein gewisser Giovanni Salvatore."

Daraufhin Stille. Shit! Shit! Shit! Giovanni wird gar nicht begeistert sein. Wir sollen ja lange auf dieser Schule bleiben und wenn wir HEUTE schon einen Verweis bekommen....das gibt Ärger. Scheiße.

Ich schaue meine Kumpels an und sie denken genau das Gleiche wie ich.

"Kann man das nicht anders lösen? Ohne, dass wir einen Verweis bekommen?" Wir haben in unserer letzten Schule schon oft Verweise bekommen, aber da war es uns egal. Giovanni wird gar nicht glücklich sein.

"Nein, denn Sie haben die Regeln nicht befolgt. Sie können jetzt gehen."

Dann müssen wir uns wohl was anderes einfallen lassen. Wir stehen auf und verlassen den Raum. Was jetzt? Wie sollen wir verhindern, dass Giovanni die Verweise zugeschickt bekommt? Wir sind geliefert, er wird so sauer sein.

Ich schaue Enrico, Matteo und Fabio in die Augen. Sie sehen genauso beunruhigt aus wie ich, aber dann hellt sich Fabios Miene auf.

"Ich hab eine Idee, wie unser Verweis vielleicht wieder verschwindet", sagt er verschmitzt.

"Waaas? Wie?", fragt Enrico ungläubig.

"Habt ihr bemerkt, wie mich das schwarzhaarige Mädchen vorher angeschaut hat?", fragt er.

Was hat das denn damit zu tun? Aber egal, das will ich ja eh wissen.

"Ja", sagen wir drei gleichzeitig.

"Ich hatte mal was mit ihr. Sie heißt Saphira. Sie ist ziemlich auf mich abgefahren und hat mir nach einiger Zeit auch Nacktbilder von sich geschickt und ich sag dir, sie ist verdammt heiß, aber das habt ihr ja gesehen und sie ist gut im Bett. Mir hat sie nichts bedeutet, aber ich ihr schon sehr viel und sie hat alles für mich gemacht, was ich wollte. Ihr könnt euch ja vorstellen, wie sehr mir das gefallen hat. Aber zurück zum Thema....jedenfalls hat sie mal erzählt, dass sie die Tochter vom Schuldirektor ist und er manchmal ziemlich nervt. Sie kann unsere Verweise ja vielleicht verschwinden lassen."

"Das ist eine gute Idee!", sagt Matteo mit einem Hoffnungsschimmer.

"Ja, aber freiwillig wird sie es sich nicht machen. Wie gesagt, sie hat mir nichts bedeutet und ich hab sie dann fallen lassen. Sie war am Boden zerstört. Sie wollte ihre Bilder zurück, aber ich hab sie ihr nicht gegeben. Seitdem hasst sie mich."

"Aber mit Erpressung...", fange ich an zu Grinsen, weil ich verstehe auf was er hinaus will.

"Ja, aber mit Erpressung hat sie keine andere Wahl, als das zu machen, was wir sagen. Und sie will ja sicher nicht, dass ihre Fotos an der ganzen Schule herumgehen", grinst er gemein.

Das ist echt fies, ich weiß, aber lustig....zumindest für uns. Also ran an den Plan. Wir alle Strahlen vor Vorfreude. Das wird bestimmt...aufregend.

"Wenn du uns schon beschimpfst und ich denke, du hast genau das getan, dann mach es wenigstens so, dass wir es auch verstehen"

Layla

"Guten morgen liebe Leute!!! Auf in einen wunderschönen Tag und was könnte es besseres geben als mit Blurred Lines in den Tag zu starten?!?! Und jetzt, nur für Sie Robin Thicke!!!" Wütend über die Störung von meinem geliebten Schlaf, werfe ich mein Kissen nach dem nervenden Radiowecker.

"Gar nicht aufzustehen", murmele ich und drehe mich auf die andere Seite um weiterzuschlafen. Das gelingt mir auch, bis ein Klopfen an meiner Tür ertönt und eine schrille Frauenstimme fragt: "Miss, sind Sie schon wach? Ihr Wecker müsste schon vor einer halben Stunde geklingelt haben! Sie müssen in die Schule!"

Heute ist Montag. Schule...ich will nicht in eine verdammte Schule! Und außerdem brauche ich mehr Schlaf! Ich bin Langschläferin und es ist grausam mich aus meinem Schlaf zu reißen. Ich werde mein Bett nicht verlassen.

Meine Antwort ist ein genervtes:

"Nein, ich geh da nich hin...Will schlafen..." Und somit bin ich schonwieder im Halbschlaf gelandet. Dann wird aber die Tür geöffnet und Schritte kommen näher an mein Bett. Bis die Absatzschuhe vor meinem Bett stehen bleiben und nochmal diese nervtötende Stimme sagt:

"Miss, Sie müssen aufstehen, oder wollen sie sich etwa den ganzen Tag hier in Ihrem Zimmer langweilen. Das ist nicht gerade die beste Möglichkeit neue Kontakte zu knüpfen." Oje, oje...da ist wol jemand mir dem falschen Fuß aufgestanden. So wie ich. Eigentlich bin ich ja noch gar nicht aufgestanden....ach egal. Jetzt öffne ich doch meine Augen und sehe aus verschlafenen Augen Miss Plumm vor mir stehen. Murrend antworte ich ihr:

"Und was, wenn ich niemanden kennenlernen will?" Aber nach diesen Worten decke ich mich ab und setze mich langsam auf. Miss Plumm zuliebe. Wer weiß, was sie für Schwierigkeiten bekommt, wenn sie mich nicht aus dem Bett bekommt oder noch schlimmer, vielleicht kommt dann mein Erzeuger in mein Zimmer, um mich in die scheiß Schule zu verfrachten. Dankbar lächelt sie mich an und bevor sie das Zimmer verlässt, sagt sie nur noch:

"Beeilen Sie sich, nicht, dass Sie noch zu spät kommen!" Ich blicke auf die Uhr, 7:15 Uhr....gestern hat irgendwer gesagt, dass man mit dem Auto so zwanzig Minuten fahren muss, shit, ich hab nur noch 25 Minuten! Ich will nicht in diese Schule! Echt nicht! Aber ich will hier auch nicht den ganzen Tag herumhängen.... In plötzlicher Eile, weil ich an meinem ersten Tag wirklich nicht zu spät kommen will, obwohl es wahrscheinlich egal wäre, stehe ich auf, um mich fertig zu machen. Ich gehe in das riesige Bad und ziehe mich aus, um mich dann unter die Regendusche zu stellen. Hoffentlich macht das Wasser mich wach. Ein sanfter und angenehmer Regen prasselt auf meinen Kopf, das tut gut und es hilft mir, den Kopf klarzukriegen. Der erste Tag an einer neuen Schule. Wie die anderen Leute wohl sind? Ob die Schule strenge Regeln hat? Nachdem ich mit dem Duschen fertig bin, wickele ich mir ein Handtuch um. Der Blick auf die Uhr zeigt mir, was ich befürchtet hatte. Ich bin und bleibe eine Langduscherin. Da ich sowieso zu spät kommen werde,föhne mich ordentlich und putze gründlich Zähne. Dann bürste ich mir noch meine blonden Haare, trage Kajal, ein bisschen Make-Up und Wimperntusche auf, aber keine in Tonnen, sonst wirkt es so billig. Anschließend verlasse das Bad. Nun zu meinem....begehbaren Kleiderschrank, ich kann es immernoch nicht glauben. Dass ich mal einen begehbaren Kleiderschrank habe. Was soll ich anziehen? Ich werfe nochmal einen Blick auf die Uhr, fuck es ist schon 7:45 Uhr. Ich hätte eigentlich schon losgehen müssen. Egal, also was anziehen? Ich bin hier in Sizilien und es ist hier sehr warm, am besten was leichtes, worin ich nicht schwitze. Also greife ich zu einem einfachen Top, Hotpants und einer Jeans-Jacke, falls es doch nicht so warm ist wie ich denke. Schnell ziehe ich mir alles an.

"Miss. Wir müssen los, Sie lassen mich bereits seit 10 Minuten warten!", ruft George vor meiner Tür.

"Sie hätten mich ja auch früher holen können!", rufe genervt ich zurück. Meine Laune ist echt total im Keller. Das einzige was meine Laune noch heben kann sind meine Schuhe. Weche Schuhe soll ich heute anziehen? Seufzz...immer diese schwierigen Fragen. Letztendlich entscheide ich mich für schwarze Römersandalen. Endlich fertig... Ich will gerade mein Zimmer verlassen, als mir noch einfällt, dass ich ja auch eine Tasche brauche, Block und Stift vielleicht. 7:50 Uhr....Ich hole mir eine Tasche, in die eigentlich alles reinpassen müsste, dann sammle ich noch meinen Block und einen Kugelschreiber vom Schreibtisch auf und öffne die Tür, vor der George ungeduldig wartet. Er geht so schnell, dass ich mich echt bemühen muss, mit ihm mitzuhalten. Im Gehen sagt er:

"Miss, Sie kommen an Ihrem ersten Schultag hoffnungslos zu spät. Was soll ich denn Ihrem Vater sagen?" Was soll ich darauf denn antworten? Aber ich glaube, er erwartet keine Antwort, also sage ich einfach nichts. Als wir im Auto sitzen, fängt mein Bauch an zu grummeln. Verdammt, ich habe das Frühstücken vergessen. Ob George noch an einem Starbucks anhält? Ich glaube nicht. Na toll, ich werde an meinem ersten Tag in der Schule wohl verhungern. Ich presse meine Hand auf meinen Bauch, damit er aufhört zu brummeln. Aber George hat meinen Bauch wohl auch gehört und sagt:

"Sie haben Hunger. In der Schule können Sie sich etwas zu essen kaufen." Er hält mir ein bisschen Geld hin.

"Super, ich darf leckeren Schulfraß essen...Yeah", sage ich mit einer vor Sarkasmus triefenden Stimme. Aber dann fällt mir ein, dass George echt der netteste hier ist und vermutlich auch der normalste.

"Danke, George!" Er lächelt. Wir fahren ziemlich schnell. Für mich ein bisschen zu schnell. Aber ich sage nichts, denn er will mich wahrscheinlich nur pünktlich zur Schule fahren. Nach Viertelstündiger Fahrt kommen wir an. Von wegen 20 Minuten. In 15 Minuten kann man die Strecke auch zurücklegen. Aber jetzt ist es 8:05 Uhr und der Unterricht hat bereits begonnen, als ich mich von George verabschiede und die Autotür zuknalle. Ich gehe in den Betonklotz von Schule. Es sieht grausam aus. Wie ein Gefängnis. Wo muss ich jetzt überhaupt hin? Ich habe ja noch keinen Stundenplan oder so.

"Na dann auf ins Direktorat", murmele ich mir selbst zu, während ich in den Tiefen meiner Tasche nach einem Kaugummi suche. Kaugummi beruhigt Nerven. Und ich bin immernoch total schlecht gelaunt. Aber...ein Rat an alle Menschen da draußen. Lauft niemals an eurem ersten Tag in eurer Tasche kramend in der Schule herum. Immer auf dem Weg vor euch schauen. Ich krache hart gegen Etwas. Oder besser gegen Jemanden. Gegen jemand Großen. Gegen jemand Starken. Gegen einen Kerl. Autsch! Ich blicke den Typen an, den ich eigentlich über den Haufen gelaufen hätte, wenn er nicht so groß wäre. Er sieht verdammt gut aus. Er ist durchtrainiert, braungebrannt, hat schwarze Haare und wunderschöne blaue Augen, die mich wütend anschauen. Hinter ihm stehen noch drei andere Kerle, die alle auch sehr durchtrainiert aussehen.

"Pass doch auf, wo du hinläufst!", giftet der Typ, in den ich gerannt bin, mich an.

"Ach, habe ich dem Kleinen ein Aua gemacht?", sage ich, als würde ich mit einem kleinen Kind sprechen. Dann füge ich bissig hinzu:

"Dios mío, du wirst dir schon nichts gebrochen haben. Außerdem gehören die Gänge ja wohl nicht dir und du hättest genauso aufpassen können." Ich gebe zu, dass das vielleicht dumm war. Immerhin sind sie zu Viert und bestimmt zehnmal stärker als ich. Jetzt kommt der Typ gefährlich nah zu mir, aber ich bewege mich kein Stück. Solche Typen kenne ich schon zu genüge, erst auf ich bin der Größte machen und dann wieder angekrochen kommen, wenn man nicht auf die Masche anspringt. Er steht dicht vor mir und droht:

"Pass lieber auf, was du sagst, Kleine. Wenn du weiterhin so vorlaut bist, passiert dir hier vielleicht noch etwas." Am Ende lächelt er mich böse an. Genau wie seine Freunde. Er lässt seinen Blick über meinen Körper schweifen und bleibt an meinem Ausschnitt hängen. Dann fügt er mit einem lüsternen Blick an:

"Ja, du solltest echt aufpassen, dass dir nichts passiert." Seine Kumpels lachen. Arschlöcher! Die denken, dass sie mich hier bedrohen können! Gutes Aussehen hin oder her, aber das kann sich bei mir keiner erlauben! So nicht! Mein anfänglicher Unmut wandelt sich jetzt in Wut, denn so redet keiner mit mir. Und ich meine wirklich KEINER!

"Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid!?!?! Ich werde mich hier nicht von irgendwelchen eingebildeten Arschlöchern bedrohen lassen! Und wenn ihr meint, dass ihr mich auch nur anfassen dürft, dann habt ihr euch gewaltig geschnitten!", schreie ich sie wütend an. Darauf sind sie nicht gefasst gewesen. Ihre Blicke sind ungläubig.

"Sag mal, weißt du eigentlich, vor wem du hier stehst?", fragt mich einer der Hündchen. Hündchen? Scheiße, mir gehen echt die guten Vergleiche aus. Halt einer der Typen, die hinter dem schwanzgesteuerten Arsch stehen.

"Nein, ich bin neu hier. Aber ich sehe vier Arschlöcher, die mir ungeniert auf die Titten starren und denken sie sind los ríos/die Könige. Bzw. habe ich das Ganze gesehen, weil ich jetzt nämlich weitergehen werde....also wenn ihr so freundlich wärt und eure Ärsche zur Seite bewegen könntet...", sage ich mit übertriebener Freundlichkeit und schiebe mich gleichzeitig an den Typen vorbei.

Kaum bin ich um die nächste Ecke werde ich schon wieder angesprochen:

"Wow, super Aktion. Die Idioten haben so einen Dämpfer echt mal gebraucht."

"Ähhm...ja...danke. Und du bist?", frage ich das hübsche Mädchen, dass vor mir steht. Eigentlich bin ich ja immernoch scheiße drauf. Aber wer meiner Meinnung ist, der bekommt sofort Pluspunkte.

"Sorry, ich bin Saphira Graziano, die Tochter des Direktors. Und die vier Halbstarken, die du gerade kennengelernt hast sind Enrico, Matteo, Guiliano und Fabio." Mir entgeht nicht, dass sie den Namen Fabio anders ausspricht als die anderen. Fast so als.....nein, Lalya schlag dir das aus dem Kopf. Saphira wirkt wie eine anständige Person. Sie unterbricht meine Überlegungen:

"Ich finde es ja schon krass, dass du so gar nicht auf ihr Aussehen reagiert hast. Alle Mädchen stehen auf sie. Die sind erst seit zwei Monaten hier und trotzdem die Könige. Also ich kann das ja nicht verstehen...." Sie will noch irgendwas anfügen, als sie eine tiefe Stimme unterbricht:

"Ach Saphira, süße, du musst garnicht so tun, als würden wir dir nicht gefallen. Ich weiß noch genau, wie du vor mir niedergekniet bist." Warum habe ich nur das Gefül, dass das jetzt nicht ganz jugendfrei gemeint ist. Lasst mich überlegen...ich hab es! Es könnte an dem auf den Boden gerichteten Blick von Saphira und dem fiesen Lächeln der Idioten liegen.

"Aber Süße, nicht rot werden. Du kannst das super. Wenn du willst können wir das gerne wiederholen", sagt das gleiche Hündchen, dass davor auch schon geredet hat. Das reicht mir, ehe Saphira auch nur den Mund öffnen kann, fange ich schon an auf die Typen einzuschimpfen:

"Pendejos pene impulsados​​! Piensáis que estan los más grandes del mundo. Esto no quiere soportar. Apuesto a que, tenéis sólo una millonésima parte de sus comprensiónes de la mujer como las longitudes d los penes. Realmente es una lástima que sus padres tienen que conocerse. Pero créeme uno, toquéis o se miréis ella o yo simplemente, se llegáis a hacerlo conmigo. Y créanme, hay más hermoso." Ich bemerke, wie Saphira neben mir erst große Augen kriegt und dann einen Lachanfall unterdrücken muss. Sie hat anscheinend verstanden, was ich gesagt habe. Im Gegensatz zu den vier Affen vor uns.

"Wenn du uns schon beschimpfst und ich denke, du hats genau das getan, dann mach es wenigstens so, dass wir es auch verstehen", blufft mich der in den ich reingelaufen bin auch schon an. Ich schaue kurz zu Saphira rüber, die mir mit einem Kopfschütteln zu verstehen geben wiill, dass ich das jetzt nicht übersetzen soll. Aber was soll ich sagen....ich steh auf Abenteuer:

"Ich habe eben gesagt: Schwanz gesteuerte Arschlöcher!!! Ihr denkt ihr seit die größten der Welt. Das ist ja nicht auszuhalten. Ich wette mit euch, ihr habt nur ein millionstel von eurem Frauenverständnis als Penislänge. Es ist wirklich ein Jammer, dass sich eure Eltern sich kennengelernt haben. Aber glaubt mir eins, fasst oder schaut ihr sie oder mich auch nur an, bekommt ihr es mit mir zu tun. Und glaubt mir, es gibt schöneres." Ohne auf eine Antwort zu warten, schnappe ich mir Saphiras Hand und ziehe sie hinter mir her. Im Gehen sage ich zu ihr:

"Hey ich bin Layla und

1. Du zeigst mir jetzt den Weg zum Direktorat.

2. Du erzählt mir, was zwischen dir und dem einen Hornochsen gelaufen ist.

Und zu guter letzt 3. Warum wehrst du dich nicht?"

 "Zu 1. mach ich gerne. Zu 2. und 3. Da du echt cool bist und mir gerade einen riesigen Gefallen getan hast, werde ich es dir erzählen. Außerdem kann ich dich damit warnen", während sie das sagt hängt sie sich beim mir ein. Dann beginnt sie zu erzählen:

"Der eine Typ, der das mit dem Niederknien angedeutet hat, heißt Fabio und naja... ich hab mal was mit ihm gehabt. Oder besser gesagt, ich hab ihn geliebt und wusste nicht, wie er wirklich ist. Er hat mich nur ausgenützt während unserer "Beziehung". Ich hab ihm gar nichts bedeutet, er wollte nur das eine und...das hat er auch bekommen und noch mehr...", am Schluss bricht ihre Stimme ab.

"Was heißt 'noch mehr' ?", fragte ich sie weiter aus.

"Ähmmm, ich habe ihn wirklich geliebt, Layla, und ich wollte unbedingt, dass er es erwidert und naja...ich hab ihm auch Nacktbilder geschickt und noch ein paar andere Sachen für ihn gemacht über die ich jetzt nicht reden möchte...", erklärt sie unbeholfen. Als ich gerade etwas sagen will, unterbricht sie mich und erzählt weiter:

"Ich war so dumm! Sie sind auch erst vor zwei Monaten hierher gekommen und als ich Fabio mit seinen Kumpels gesehen habe, wäre ich fast aus alles Wolken gefallen. Ich dachte, dass ich ihn nie wieder treffe! Das war aber noch nicht das Schlimmste! Ich habe Fabio damals erzählt, dass ich die Tochter vom Schulleiter bin und das hat er sich anscheinend gemerkt. An ihrem ersten Tag haben alle vier einen Verweis bekommen, weil sie sich mit dem Footballteam geprügelt haben und dann haben sie mich mit den Nacktbildern erpresst, dass ich ihre Verweise verschwinden lassen sollte. Und was hätte ich tun sollen?! Sie haben mich voll in der Hand! Die Bilder darf niemand sehen!" Am Ende ist sie ziemlich hysterische geworden.

"Mierda, das sind ja noch gößere Arschlöcher, als ich gedacht habe. Wenn ich die in die Finger bekomme...", während ich mir das denke haben sich Hass und Wut verbündet und gewinnen gerade den Kampf. Naja, bis sich mein Beschützerinstinkt meldet.

"Beruhig dich, Saphira. Das bekommen wir schon wieder hin...irgendwie", sage ich zu ihr, aber das irgendwie denke ich mir nur, denn meine bescheuerten Gefühle lassen es im Moment nicht zu, dass ich irgendeinen Plan erstelle. Immernoch in Gedankenkommen wir beim Direktorat an. Bevor wir den Raum betreten, bittet mich  Saphira in eindringlichem Ton:

"Mein Dad darf davon nichts erfahren. Er darf weder wissen, dass ich mit Fabio mal was hatte, noch, dass er mich erpresst hat und ich die Verweise hab verschwinden lassen."

Hm, ist mir schon klar, dass ihr das peinlich ist und sie nicht will, dass ihr Vater das erfährt. Würde ich ja auch nicht wollen. Aber ich würde mich wahrscheinlich selber wehren können. Im Gegensatz zu Saphira. Vielleicht wäre es aber besser, wenn sie es ihrem Vater sagt, denn dann kann er den Kerlen wieder ihre verdienten Verweise geben und Saphiras Vater kann dann auch die Nacktbilder von Fabio verlangen. Wenn sie die Fotos dann nicht aushändigen, lässt er sie von der Schule fliegen.

"Saphira...aber das wäre vielleicht besser!", versuche ich sie umzustimmen.

"Nein, Layla! Das macht alles noch schlimmer! Dann bekommen zwar auch Fabio, Enrico, Giuliano und Matteo Ärger, aber ich auch, weil ich diese Scheiße überhaupt gemacht habe und ich das mit den Verweisen gemacht habe. Außerdem habe ich Angst vor Fabio und Co. Also ich flehe dich an...sag ja nichts zu ihm!", bettelt sie mich an.

Sie hat wirklich Angst und ich kenne ihren Vater nicht. Naja, mal schaun...vielleicht fällt mir ja noch was besseres ein. Aber wenn nicht, werde ich zu ihrem Dad gehen.

"Okay, ich versuche mir was anderes auszudenken. Aber wenn mir das nicht gelingt, auch wenn ich das nicht denke, werden wir mit deinem Vater sprechen!", sage ich bestimmt zu ihr.

"Wirklich? Das würdest du für mich tun? Du musst dich nicht wegen mir mit den Typen anlegen...die haben es geschafft in zwei Wochen die ganze Schule zu übernehmen..."

"Ach eso no es una problema, ich bin schon mit ganz anderen Sachen fertig geworden und ich liebe das Abenteuer. Ohne Action überlebe ich die Schule nicht.", falle ich ihr ins Wort und grinse sie an. Als sie erkennt, dass Widerspruch zwecklos ist, geht sie an mir vorbei und öffnet die Tür zum Direktorat.

"Dad, ich habe die neue Schülerin dabei. Sie hat nach dem Weg gesucht und..."

"Naja, und dann hat Ihre Liebendwerte Tochter Saphira mich gefunden und war so nett mir den Weg zu zeigen. Mein Name ist Layla. Freut mich sie kennenzulernen", falle ich Saphira ins Wort. Muss ja nicht gleich der Direx wissen, dass ich mich mit der Schul-Gang angelegt habe.

"Ach ja, Layla Salvatore..."

"Scib", dios mío muss ich heute viele Leute unterbrechen. Sowohl der Direktor als auch Saphira sehen mich verundert an. Der Direktor findet als erster seine Stimme wieder:

"Entschuldigen Sie, aber Sie sind als Layla Salvatore hier angemeldet." Kurz und bündig antworte ich:

"Da muss Ihnen wohl ein Fehler unterlaufen sein. Mein Name ist Lalya Scib und ich währe Ihnen sehr dankbar, wenn Sie und Ihre Kollegen mich auch so nennen würden."

"Aber natürlich. Da Ihre Lehrer nur darüber unterrichtet wurden, dass eine neue Schülerin kommt, können Sie sich ohne weitere Probleme mit Layla Scib vorstellen. Ich werde dann Ihren Namen in den Papieren ändern. Allerdings muss ich Ihren Vater benachrichtigen", antwortet mir der Direx sofort. Wow, hier sind die Leute echt freundlich...ok...die meisten...man, ja ich kann die Leute die ich hier leiden kann an einer Hand abzählen und hätte dann sogar noch einen Finger übrig. Den Daumen bekommt Cristina, den Zeigefinger bekommt Saphira, den Ringfinger bekommt George und den kleinen Finger bekommt der Direx. Ja, an der Hand bleibt dann nur noch der Mittelfinger und den kriegen einige zu sehen. Angeführt von meinem Vater und Enrico und seine Hündchen.

"Hier ist Ihr Stundenplan. Sie gehen in die gleiche Klasse wie Saphira", unterbricht Mr. Graziano meine Tagträumerei. Dann wendet er sich Saphira zu und sagt zu ihr auf Spanisch:

"Saphira, würdest du Miss Scib bitte zu Ihrem Zimmer führen und dann wiederkommen. Ich brauche dich nochmal für die Internetseite."

"Klar, mach ich", antwortet sie, ehe sie mich am Arm packt und aus dem Zimmer zieht.

"OK, warte. Warum sprehen du und dein Dad Spanisch?", frage ich interessiert. Auf die Antwort muss ich nicht lange warten:

"Meine Großeltern sind Spanier und mit Ihnen reden mein Dad und ich immer spanisch. Ich bin mit vier Sprachen aufgewachsen. Spanisch, Italienisch, Englisch und Deutsch. Und jetzt komm. Mein Vater braucht mich wirklich noch bei der Internetseite für die Schule. Manchmal werde ich dafür vom Unterricht befreit und heute habe ich das Glück nicht hingehen zu müssen. Doppelstunde Geschichte neben Fabio, der reinste Horror!"

"Waaaas?! Die Idioten gehen auch in unsere Klasse?!", frage ich leicht entsetzt und bleibe ruckartig stehen.

"Ja leider. Das ist wirklich schrecklich. Wir sind da. Wenn du willst, kann ich dich in der Pause mit meinen Freunden abholen, dann können wir weiterreden, aber ich muss jetzt wirklich los."

"Ok, ja. Ich freu mich und überlege mir bis dahin was für die Idioten."

"Danke, ich glaube wir könnten gute Freundinnen werden", sagt sie ehe sie mich umarmt und dann abrauscht. So, jetzt stehe ich vor der Tür zu meinem neuen Klassenzimmer. Zum Tor zur Hölle. Ach wie schön wieder Zuhause zu sein. Nicht in der Schule, aber halt in der Hölle. Die ist bei mir irgendwie an den uterschiedlichsten Orten. Die Schule sollte ich eigentlich als Himmel bezeichnen, dann wäre das das selbe, was normale Leute als Hölle bezeichnen würden. Mierda, ich laber schon wieder zu viel. Also, ab in den Himmel. *grins*

Ich überlege noch einen Moment, ob ich klopfen oder einfach die Tür aufmachen sollte. Aber da ich michh doch meistens Salonfähig verhalte *hust*, hebe ich meine Hand und klopfe.

„Jetzt solltest du Angst haben, Dolcezza..."

Enrico

 

Geschichte ist heute ziemlich langweilig. Besonders weil Kylie, meine Sitznachbarin, nicht da ist. Anscheinend ist sie krank, wahrscheinlich hat das kleine Prinzesschen einen gewaltigen Kater, weil sie eine Party geschmissen hat und zu viel gesoffen hat. Mich hat sie zwar auch eingeladen, eher gesagt wollte sie mich unbedingt dabei haben, aber Matteo, Giuliano, Fabio und ich mussten noch etwas für Giovanni erledigen. Aber ich wäre echt gerne gekommen. Ihre Partys sind der Hammer. Mädels, Alkohol, Pool, laute Musik, sturmfreie Bude und noch viel mehr.

Die anderen haben aber auch nicht viel mehr Glück als ich. Giuliano sitzt neben Angelica, die aber auch schlecht drauf ist, weil sie vermutlich gestern mitgefeiert hat, wie immer eigentlich. Jaqueline, die neben Matteo sitzt, massiert sich die ganze Zeit die Schläfen, um ihre Kopfschmerzen wegzubekommen und Ashlyn, Fabios Banknachbarin, hat tiefe Augenringe und ist ziemlich blass und ungesprächig.

Jedenfalls ist Kylie nicht da und ich langweile mich.

Es klopft. Vielleicht kommt sie ja doch noch.

Die Tür öffnet sich und...was für eine Überraschung! Das heiße vorlaute Mädel von vorher steht in der Tür. Sie ist auf dem Gang in mich rein gelaufen und hat mich geradezu herausgefordert. Außerdem hat sie uns beleidigt und damit kommt keiner so einfach davon.

Sie blickt sich um. Ich schaue sie an. Dann bleibt ihr Blick an mir hängen und sie sieht mich wütend an und reckt ihren Kopf nach oben.

„Guten Tag Miss...?“, beginnt Mr. Brunner.

„Scib, mein Name ist Layla Scib. Sie können ruhig Layla zu mir sagen, ich mag es nicht mit meinem Nachnamen angeredet zu werden“, unterbricht sie ihn.

Layla...Giovannis Tochter heißt doch Layla, oder? Aber seine Tochter heißt Layla Salvatore und nicht Scib. Das muss ein dummer Zufall sein.

„Schön, dass Sie uns auch noch beehren, Miss...Layla“, sagt Mr. Brunner mit einem leicht sarkastischen Unterton. Tja, sie ist ja auch über eine Viertel Stunde zu spät.

„Tut mir leid, ich wurde aufgehalten“, sagt sie mit einem Blick auf mir, „und ich hab den Raum nicht gefunden.“

„Ich werde Ihnen das nochmal durchgehen lassen, aber setzen Sie sich schnell hin. Kylie ist heute nicht da, also setzen Sie sich am Besten neben Enrico“, Mr.Brunner deutet mit der Hand auf den Platz neben mir.

Laylas Miene verwandelt sich in eine ausdruckslose Maske und ihre Lippen sind zu einem dünnen Strich verzogen und ich wette, sie hätte sich gerne woanders hingesetzt, aber sonst ist kein Platz mehr frei, also...Pech für sie, Glück für mich. Jetzt hab ich wieder jemanden neben mir mit dem ich meinen Spaß haben kann und der eh noch eine Strafe verdient hat.

Sie lässt sich auf den Stuhl neben mich fallen und ich grinse sie hämisch an. Sie erwidert meinen Blick wütend und verdreht die Augen.

„Willst du dich nicht entschuldigen?“, frage ich sie gefährlich in ihr Ohr hinein, um sie einzuschüchtern.

Mit einem aufgesetzten Lächeln antwortet sie mir: „Wofür denn? Es tut mir nicht leid, dass ich die reine Wahrheit gesagt habe. Oder stimmt es etwa nicht, dass ihr Arschlöcher seid und alle Mädchen bloß ausnutzt? Und dass ihr euch wie die Geilsten fühlt? Und nur so zur Info, es ist einfach nur erbärmlich ein Mädchen zu erpressen. Und deine Drohungen gehen mir am Arsch vorbei! Ich hab weder Respekt noch Angst vor euch!“

„Also hat es dir diese Bitch von Saphira erzählt. Falsche Antwort, Kleine! Du solltest die Drohungen sehr wohl ernst nehmen, denn wir sind gefährlich, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte“, flüstere ich ihr mit genauso aufgesetztem Lächeln ins Ohr. Ich hab vorher auf dem Gang angedeutet, dass wir ihr etwas antun könnten. Und mit 'angedeutet' meine ich 'gedroht', was sie auch verstanden hat. Und mit 'antun' meine ich sowas wie 'vergewaltigen'. Ich bin mir sicher, dass sie das auch richtig aufgefasst hat. Aber entweder sie ist einfach nur dumm, weil sie es nicht ernst nimmt und ihr Maul soweit aufreißt, oder sie hat Angst, will es uns aber nicht zeigen.

„Gefährlich?!?!“, lacht sie höhnisch und ein bisschen zu laut, weil unsere Mitschüler und Mr. Brunner uns fragend anschauen.

„Bitte verlegen Sie ihre Gespräche auf die Pause und wenn sie sich schon so nett mit Layla unterhalten, Enrico, können Sie ihr gleich die Schule zeigen“, sagt Brunner mit einem befehlenden Unterton. Aber er hat keine Ahnung, wie recht mir das ist.

„Selbstverständlich werde ich Layla in der Schule ein bisschen herumführen!“, erwidere ich Brunner zuvorkommend.

„Nein! Nein, das muss nicht sein. Ich hab vorher schon ein Mädchen kennengelernt, dass mir alles zeigt“, versucht Layla sich raus zureden.

„Jetzt übernimmt Enrico wohl diese Rolle“, beendet Brunner das Gespräch. Er ist mir irgendwie sympathisch.

Ich grinse ihr triumphierend ins Gesicht, während sie mich hasserfüllt anblickt. Dieser Tag wird ein Spaß. Dann ertönt der Gong und ich sage Layla mit einem gemeinen Lächeln ins Gesicht: „Ja, gefährlich. Komm mit, beweg dich.“

„Fick dich doch!“, gibt sie bissig zurück und stürmt aus dem Raum. Aber ich lasse mir die Gelegenheit, sie 'herumzuführen' nicht entgehen, also folge ich ihr mit Fabio, Giuliano und Matteo aus dem Raum.

Vor dem Raum wartet Saphira. Haben die Beiden sich doch wirklich „verbündet“! Layla hackt sich bei Saphira unter und sagt dann künstlich entschuldigend zu mir: „Tut mir leid, aber Saphira wird mich herumführen!“

„So läuft das nicht, Kleine. Mr.Brunner hat gesagt, ich soll dich herumführen, also mache ich das auch. Mir ist egal, wer noch mitkommt“, erwidere ich.

Anscheinend erkennt Layla jetzt, dass sie mich nicht so schnell los wird, denn sie seufzt: „Wenn du nichts besseres zu tun hast, dann komm halt mit.“ Und schon zieht Layla Saphira hinter sich her, während sie die Gänge durchquert. Und Matteo, Fabio, Giuliano und ich folgen.

Als wir am Direktorat vorbeigehen, vor dem der Direx steht, ruft er Saphira zu: „Saphira, kommst du bitte mal her? Ich muss noch eine Angelegenheit mit dir klären!“

Saphiras Blick erstarrt und sie schaut die kleine Blondine, die sich bei ihr immernoch eingehackt hat, mit entschuldigendem Blick an. Ihr Dad hat einen sehr eindringlichen Ton angeschlagen, also kann sie schlecht widersprechen.

„Layla, sorry, aber ich muss...“, sagt sie zu ihr.

„Jaja, schon gut, geh nur. Wir sehen uns später, verstanden?“, seufzt Layla.

Saphira befreit sich aus Laylas Griff und folgt dem Direktor ins Dirketorat.

Juhuuu, alleine mit der vorlauten Kratzbürste. Wir Jungs grinsen Layla an. Sie verdreht nur entnervt die Augen, aber ich wette, dass sie etwas Panik hat. Dann sagt sie an uns gewandt: „Ich muss auf die Toilette. Wenn ihr euch nützlich machen wollt, dann zeigt mir den Weg.“

„Aber nur, weil du so nett gefragt hast“, merke ich mit sarkastischer Stimme an, „hier lang, Prinzessin.“ Ich lege meinen Arm um ihre Schultern und schiebe sie den Gang entlang, aber ich komme nicht weit, denn sie packt meinen Arm und reißt ihn von ihrer Schulter. „Fass mich nicht an du Trottel!“, schreit sie mich wütend an, „Wag es ja nicht, mich noch einmal zu berühren, sonst werde ich dir deine weichen Eier rausreißen!“ Dann beschleunigt sie ihr Tempo und will gerade nach rechts gehen, aber ich sage belustigt zu ihr: „Du musst nach links, Prinzessin.“ Ich nerve sie . Das gefällt mir. Es macht Spaß, sie so aufzuregen. Wenn sie wütend ist, ist sie außerdem abgelenkt und denkt nicht mehr so viel drüber nach, was gleich passieren könnte, sondern sie versucht sich wieder abzuregen, um keine Schwäche zu zeigen. Wenn das nicht mal ein cleverer Schachzug von mir ist.

Mit zusammengebissenen Zähnen dreht sie sich zu mir um und zickt mich an: „Und hör auf mich die ganze Zeit Prinzessin zu nennen oder mir irgendwelche Spitznamen zu geben! Was soll das überhaupt mit dem Prinzessin?!?“ Sie erwartet wirklich eine Antwort, denn sie verschränkt die Arme vor der Brust.

Ich lache und kläre sie auf: „Du verhältst dich wie eine Prinzessin. Du zickst rum und trittst auf wie ne Prinzessin, deswegen nenne ich dich so. Und ich werde auch nicht damit aufhören.“

Sie öffnet ihren Mund, um irgendetwas zu erwidern, klappt ihn dann aber wieder zu, wendet sich ab und schlägt den linken Weg ein. Sie geht die dunkelroten Spints entlang bis sie auch genau vor dem Damenklo ankommt, das sie auch gleich betritt ohne sich noch einmal umzudrehen.

An dieser Schule gibt es mehrere Toiletten und ich habe sie zu einer geführt, in der meistens nicht so viele Leute sind.

Ich folge ihr und betrete das Mädchenklo. Es ist viel sauberer als das Jungenklo. Und bei den Jungs sind die Spiegel zerschlagen, hier drinnen nicht. Aber das weiß ich ja schon, immerhin habe ich hier schonmal mit einem Mädel rumgemacht.

Layla steht vor dem Spiegel, anstatt wirklich aufs Klo zu gehen, und ihr Spiegelbild schaut mich erschrocken an. Ich lehne mich lässig gegen den Türrahmen und dann geht ihr wütendes Geschrei los: „Was willst du hier drin?! Nein warte, antworte mir nicht, sondern hau einfach ab! Ich weiß nicht, ob du lesen kannst, aber hier ist die MÄDCHENTOILETTE. Was für ein kranker Stalker musst du eigentlich sein, wenn du mir hier rein folgst!?! Das ist einfach nur krank! Hau ab! RAUS HIER!“

Ich fange an zu lachen und währendessen überwinde ich die paar Schritte, die zwischen uns liegen, und drücke sie gegen die Wand neben dem Waschbecken. Meine Arme lege ich neben ihren Kopf, dass sie keine Fluchtmöglichkeit hat. Sie kann mir nicht entkommen.

Kurz sehe ich einen Hauch von Furcht in ihren Augen, aber das verdrängt sie schnell wieder, und dann wandelt sich die Furcht in Wut. Das sehe ich ebenfalls in ihrem Blick.

Bevor sie mich weiter anschreien kann, beuge ich mich ganz nah an sie heran und flüstere ihr bedrohlich ins Ohr: „Jetzt solltest du Angst haben, Dolcezza. Du kannst nicht weglaufen und ich kann hier alles mit dir anstellen, was ich will. Es ist mir egal, wie selbstbewusst du dich immer gibst, ich weiß, dass das nur Show ist.“ Mit einer Hand streiche ich ihr über die Wange. Damit, was als nächstes passiert ist, habe ich nicht gerechnet. Sie rammt mir ihr scheiß Knie in meine Weichteile. Fuuu**! Das tut weh. Vor Schmerz krümme ich mich zusammen. So einen Schmerz will keiner fühlen. Ich fluche vor mich hin. Layla befreit sich von mir und geht Richtung Tür, aber sie dreht sich noch einmal um.

„Ich habe dir gesagt, wenn du mich noch einmal anfasst, trete ich dir in die Eier! Du hast es trotzdem getan, und ich spreche keine leeren Drohungen aus. Und außerdem gibt es einen Unterschied zwischen richtigem Selbstbewusstsein und einer Show, den du anscheinend nicht erkennst. Ich rate dir und auch deinen Freunden, dass ihr Saphira und mich in Ruhe lasst!“, schimpft Layla und dann verlässt die das Damenklo.

Ich stehe immer noch vornübergebeugt da und warte bis dieser Schmerz vorbei ist. Es ist noch schlimmer, als wenn dich eine Pistolenkugel trifft. Dieses Miststück! Das wird sie mir büßen und dieses Mal richtig. Keiner erlaubt sich sowas bei mir. Dann verlasse ich mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck das Mädchenklo. Als ich nach draußen komme, sehe ich, dass Fabio und Giuliano Layla festhalten, damit sie nicht weglaufen kann, und besagtes Mädchen wehrt sich mit Händen und Füßen gegen ihren Griff, aber sie ist zu schwach. Sie würde gegen keinen von uns ankommen. Sie flucht und beschimpft und mit heftigen Ausdrücken, die ich hier mal lieber nicht aufführen werde. „Was ist denn da drin passiert?“, frägt Matteo mich, während Fabio und Giuliano versuchen, Layla unter Kontrolle zu kriegen.

„Das kleine Biest ist kratzbürstiger und hinterhätiger als ich dachte“, antworte ich, ohne ihm genau zu sagen, dass sie mir in meine Eier getreten hat, aber ich glaube, dass sie das eh alle sehen.

Dann wende ich mich wieder Layla zu.

Fabio und Giuliano haben sie jetzt fest im Griff und sie hat aufgehört Widerstand zu leisten, sondern schaut mir nur hasserfüllt in die Augen. Ich schaue sie an. Sie ist eine Schönheit. Sie hat blondes Haar, dass so aussieht wie flüssiges Gold, ihre Augen haben einen strahlenden Blauton und sie hat dichte und dunkle Wimpern. In ihren Hotpants und ihrem Top sieht sie verdammt scharf aus. Sie ist schlank und hat trotzdem Kurven. Das ist richtig heiß.

Nichtsdestotrotz ist sie ein Biest, das eine Strafe und eine Lehre verdient hat, weil sie nur Sachen macht, die ihr Ärger einhandeln und sie unverschämt ist.

„Was soll ich denn jetzt mit dir machen? Dir ist hoffentlich klar, dass du dir selbst jetzt noch mehr Schwierigkeiten eingehandelt hast“, sage ich zu Layla.

Sie schaut mich nur weiterhin böse an. Ich trete dicht an sie heran, diesmal bedacht daran, dass sie mich nicht treten kann.

„Ich sollte dir eine gewaltige Lektion erteilen. Wie wärs damit, dir deine Kleidung vom Körper zu reißen und dich dann in der Aula, wo alle anderen Schüler sind, herumlaufen zu lassen?“

Also ich finde die Idee ja super, weil dann alle auch was zu Schauen hätten.

„Du wirst es bereuen, wenn du mich oder meine Kleidung anfasst, das verspreche ich dir“, sagt sie todernst.

„Darauf lege ich es gerne an“, sage ich mit einem lüsternen Grinsen im Gesicht, als ich ihr Top hochziehen will. Layla wehrt sich jetzt wieder und versucht sich zu befreien, aber Fabio und Giuliano halten sie bombenfest. Deswegen fängt sie wieder an mich zu beleidigen. Als ich ihr Top bis zu ihrem Bauchnabel gezogen habe, klingelt...leider...mein Handy. Verdammt! Giovanni! Mal wieder! Warum muss er immer zum falschen Zeitpunkt anrufen?!?!

„Wenn du mich entschuldigen würdest, Prinzessin, aber da muss ich rangehen“, sage ich mit Sarkasmus in der Stimme.

"Sì?", frage ich ins Telefon.

„Enrico, hier ist Giovanni. Habt ihr meine Tochter schon kennengelernt?“

„Nein, wieso?“

„Sie ist heute neu in eure Klasse gekommen! Sie muss da sein! Vielleicht hat la muchachita geschwäntzt. Verdammt... Nein das kann auch nicht sein, sonst hätte der Schulleiter nicht angerufen und gesagt, dass sie Layla Scib genannt werden möchte“, das Wort 'Scib' spukte er förmlich aus.

„Was? Shit...ich dachte sie wäre brünett!“, brülle ich fast ins Telefon.

„Also habt ihr sie doch schon kennengelernt?“

„Ja“, sage ich mit ruhigerer Stimme.

„Und habt ihr euch schon mit ihr angefreundet?“

„Noch nicht so ganz“, lüge ich, denn, wenn ich jetzt sage, dass sie uns hasst und ich gerade dabei bin, sie auszuziehen, dann bringt Giovanni mich höchstpersönlich um.

„Dann macht mal! Zumindest ist sie in der Schule, das ist schonmal gut. Ciao, Enrico!“, mit diesen Worten legt er auf. Ungläubig schaue ich von meinem Handy auf. Matteo, Giuliano und Fabio sehen mich fragend an, während Layla den Moment nutzt und sich aus dem Griff von Fabio und Giuliano, die gerade abgelenkt sind, herauswindet. Fabio will nach ihr greifen, aber sie schlägt seinen Arm hart weg und auch Matteo und Giuliano erwischen sie nicht, denn sie windet sich immer wieder irgendwie raus und dann läuft sie los. Den Gang entlang. Als die Jungs ihr hinterherlaufen wollen, halte ich sie auf, indem ich sage: „Lasst sie. Wir sind am Arsch“, sage ich bitter. Jetzt habe ich ihre volle Aufmerksamkeit. „Sie ist Giovannis Tochter.“

Diese Worte müssen erstmal wirken. „Aber Giovannis Tochter heißt Salvatore mit Nachnamen. Und sie heißt Scib“, stellt Matteo fest.

„Sie hat sich als Scib vorgestellt, weil ihre Mum so mit Nachnamen heißt“, erwidere ich.

„Aber Layla Salvatore hat braune Haare und keine blonden“, sagt Fabio, der aber auch langsam die Wahrheit erkennt.

„Schonmal was von 'Haare Färben' gehört?“, merke ich sarkastisch an.

„Verdammt“, murmelt Giuliano. Jetzt sehe ich ihre Erkenntnis. Ich hätte es mir gleich denken sollen, als ich das erste Mal ihren Namen gehört habe! Es wäre ein unglaublicher Zufall gewesen, wenn wir am gleichen Tag zwei Laylas in die Klasse bekommen hätten! Im Nachhinein ist das ziemlich blöd von mir gewesen. Und auch von den Anderen. Warum ist mir das nicht sofort eingefallen? Verdammt! Wir sollten uns mit ihr ANFREUNDEN. Sie hasst und verachtet uns. Das ist nicht gut. Und wenn sie Giovanni erzählt, dass wir ihr gedroht haben, dann kriegen wir große Schwierigkeiten. Sehr große Schwierigkeiten. Also darf Giovanni davon nichts erfahren. Layla erzählt es ihm vermutlich nicht, dafür ist sie zu starrsinnig und stur. Und nach allem, was ich so bemerkt habe, mag sie ihren Vater auch nicht besonders.

Dann haben wir aber trotzdem noch das Problem, wie wir uns mit ihr befreunden sollen. Sie will nichts von uns wissen und hasst uns. Aber Giovanni will Fortschritte, was das angeht, sehen.

Das ist eine scheiß Situation. Das wissen sowohl Fabio, Giuliano und Matteo als auch ich.

Ich sollte mir echt angewöhnen auf den Weg VOR mir zu schauen...

Layla

„Darauf lege ich es gerne an“, sagt Enrico mit einem lüsternen Grinsen im Gesicht, als er mein Top hochziehen will. Ach komm schon. Der will mir doch jetzt nicht im Schulflur an die Wäsche. Also dass er es nötig hat, dachte ich mir ja schon...aber nicht mit mir...zumindest nicht in der Schule. Oh fuck falscher Gedanke. Wo war ich? Ach ja, wehren. Ich schlage um mich und versuche mich zu befreien, aber Fabio und Giuliano bestehen echt nur aus Muskeln. Zu einem anderen Zeitpunkt und unter anderen Umständen würde mir das ja gefallen. Zwei durchtrainierte, gutaussehende, starke Typen die mich festhalten...aber in der Schule brauche ich das ganze jetzt wirklich nicht. Also fange ich an sie zu beleidigen:

Hijos de la puta...!" Die drei Idioten schauen mich nur verständnislos an. Oh man, dass macht überhaupt keinen Spaß, wenn die mich nicht verstehen. OK, also Sprachenwechsel:

Figlios di una cagna, bambini sporchi, ragazzi della mamma, ass nascita, bambini stupidi, disabilitato scimmia culo..." Scheiße!!! Warum fallen mir jetzt keine italienischen Beleidigungen mehr ein? Naja...mache ich eben auf englisch weiter: „Vollpfosten, Affenärsche, Dumpfbacken..." Ich hatte auch schon mal bessere auf Lager. Mist! Die lernbehinderte Amöbe vor mir lässt sich durch meinen Ausbruch nicht stören und zieht seelenruhig das Top höher. Am Bauchnabel angekommen klingelt...zum Glück...sein Handy. Mit nicht zu überhörendem Sarkasmus in der Stimme sagt er an mich gewandt:

„Wenn du mich entschuldigen würdest, Prinzessin, aber da muss ich rangehen." Für wen hält der sich bitte??? Ich kann mir nur knapp ein, „Du bist entschuldigt", verkneifen. Das wäre wohl angesichts der Situation in der ich stecke keine gute Idee.

„Si?", frägt er ins Telefon. Wirkich schade, dass ich nur die eine Hälft des Gespräches hören kann...

„Nein, wieso?" Haha der Gesichtsausdruck ist wirklich zum schießen! Ich entspanne mich und merke augenblicklich wie Fabio und Giuliano ihren Griff lockern. Man sind die doof, aber was hat man von zwei mit Testosteron vollgepummten Typen zu erwarten? Dass sie einen IQ von 150...eher nicht.

„Was? Shit...ich dachte sie wäre brünett!", brüllt Enrico fast ins Telefon. Was ist denn jetzt los? Hat er gerade erfahren, dass seine letzte Bettgeschichte nicht die gewünschte Haarfarbe hatte? Wahrscheinlich hat er irgendeine Wette am laufen, dass er nur mit brünetten in die Kiste darf und hat diese mit seiner letzten Eroberung verloren. Och der Arme...Sarkasmus lässt Grüßen. Um ja nicht zu verpassen lausche och weiter dem Telefongespräch. Gerade sagt der Hornochse mit ruhiger Stimme:

„Ja." Oh man und ich hatte mich so auf einen Schlagabtausch gefreut...aber mein Gegenüber abtwortet nur:

„Noch nicht so ganz." Der lügt doch wie gedruckt! Und was bitte soll der Seitenblick auf mich? Jetzt bin ich leicht verwirrt. Doch das ändert nicht daran, dass ich, als Enrico auflegt und ungläubig auf sein Handy starrt, die Unaufmerksamkeit von Fabio und Giuliano bemerke. Schnell winde ich mich aus dem Griff heraus und als Fabio nach mir greifen will, schlage ich seinen Arm hart weg. Auch Matteo und Giuliano erwischen mich nicht, da ich einfach mit ein paar Cheerleaderfiguren an ihnen vorbei...ähhmm...turne. Dann laufe ich weiter den Gang entlang.

Ich sollte mir echt angewöhnen auf den Weg VOR mir zu schauen, denn ich pralle - schon wieder - gegen jemanden. Die vier Hohlköpfe können es ja wohl nicht sein, überlege ich auf dem Boden angekommen. Wie ich da hin gekomen bin? Najaaa...irgendwie wurde ich von den ungemeinen Massen der Muskeln zurückgeworfen, bin - um NICHT hinzufallen - ein paar Schritte rückwärts gelaufen, letztendlich dann doch über meine Füße gestolpert und unsanft auf meinem Hintern gelandet. Nach einem klienen Schimpfanfall meinerseits schaue ich nach oben. Der Kerl steht immer noch an exakt der gleichen Stelle und ist kein Stück zurückgetaumelt. Sind an dieser Schule etwa nur muskelbepackte Typen??? Innerlich suche ich schon nach einer schlagfertigen Antwort, die ich auf die Anmotzung (jaja ich weiß das Wort gibt es nicht!!!) seinerseits erwidern kann. Irgendwie erwarte ich genauso einen Spruch wie von Enrico...aber da kommt nichts. Nur eine Hand die mir aufhilft. Ok, DAMIT hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Und ich habe schon gedacht, dass Gentlemen ausgestorben wären! Dankbar ergreife ich seine Hand und mit Leichtigkeit zieht er mich nach oben. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, sage ich mit entschuldigender Miene:

"Danke und sorry, dass ich dich umgelaufen habe."

Ist ja nichts passiert, aber du solltest lieber schauen wo du hinläufst", entgegnet der Blonde Typ vor mir. Ach ne, als ob ich das nicht wüsste. Mir liegt schon ein bissiger Kommentar auf den Lippen, als mein Gehirn mich zur Vernunft bringt. Den letzten Gentelman auf Erden sollte ich wohl besser nicht vergraulen. Also schön nett sein.

"Ich weiß, aber ich war gerade...etwas in Eile." Er geht nicht weiter auf mein Kommentar ein, sondern streckt mir seine Hand nochmal entgegen um sich vorzustellen.

"Ich bin Kyle. Der Quarterback des Footballteams. Bist du neu? Ich hab dich noch nie hier gesehen." Quarterback also. Das erklärt auf jeden Fall die Muskeln und wieso ich ihn bei unserem Zusammenstoß nicht umgehauen habe. Ich ergreife seine Hand und sage:

"Ich heiße Layla und ja ich bin neu hier." Ich schaue mir den Riesen vor mir jetzt etwas genauer an. Wie schon gesagt, er ist blond und hat sehr viele Muskeln. Er ist ist ziemlich breit gebaut...so wie ein Schrank. Huch, wo kommt jetzt der Vergleich her? Naja aber egal. Er trifft nunmal zu. An seinen Oberkörper schmiegt sich eine College-Jacke. Mein Blick geht weiter. Seine Nase ist etwas schief. Gebrochen! Eindeutig gebrochen. Hat er sich mit jemandem geprügelt oder ist Football einfach ein gewalttätiger Sport? Apropos Football...ich will gerade etwas Fragen, als mir auffält wo sein Blick - nach der Erkundungtour über meinen Körper - hängen geblieben ist. Ich schnippe vor seinem Gesicht mit den Fingern und sage:

"Mein Gesicht ist hier oben!" Ich mag es überhaupt nicht, wenn mir Männer in den Ausschnitt starren. Er hebt seinen Blick an und schaut mir in die Augen. WOW! Er hat wunderschöne blaue Augen...so blau wie das Meer, in dem ich und meine Mum im Urlaub waren. Ich spüre wie mir Tränen in die Augen schießen. Fuck!!! Bloß nicht dran denken! Konzentriere dich einfach auf diese fenomenalen Augen. Man kann wirklich darin versinken...

"Ich weiß", holt Kyle mich aus meinen Gedanken. Ich nehme meinen Blick von seinen Augen und...verflucht..der hat ein Aufreißerlächeln drauf. Doch kein Gentlemen. Schade. Wortlos schauen wir uns weiter an. Ich habe so das Gefühl er will, dass ich wegsehe. Tja Süßer, den Gefallen werde ich dir garantiert nicht tun. Nach kurzer Zeit wird es ihm unangenehm. Er schuat weg und er räuspert sich verlegen. GEWONNEN!!! Ach ich liebe es einfach zu gewinnen. Ganz in meinen inneren Freudentanz versunken bekomme ich zwar mit, wie er mir eine Frage stellt, aber den Inhalt weiß ich nicht. Mierda! Ganz lieb schauend sage ich zu ihm:

"Sorry. Ich war gerade dabei dich in Gedanken auszulachen, weil du das Blickduell verloren hast. Was war nochmal deine Frage?" Lachend antwortet er mir:

"Ich habe gefragt, ob du weißt wo du als nächstes hin musst?" Ich krame meinen Stundenplan heraus.

"Turnhalle", lese ich vor. Sport. Ich liebe das Fach. Turnen liegt mir besonders. Ich bin früher Cheerleaderin gewesen und sogar eine ziemlich gute. Cheerleading...Football...dazu hatte ich doch noch eine Frage...naja egal. Sie wird mir schon wieder einfallen.

"Ich begleite dich, wenn du willst. Ich hab jetzt auch Sport", bietet er mir an. Ich strahle ihn an:

"Ja, das wäre echt toll!" Oh man, seit wann bin ich so umgänglich??? Ok, es könnte daran liegen, dass Kyle einer von der - hier wenig vertretenen - netten Sorte ist. Nach Saphira wahrscheinlich der Netteste, den ich heute kennengelernt habe. Und - Saphira ausgenommen - auch der einzige, wenn man die Lehrer und den Direx nicht mitzählt. Also bin ich nett zu ihm. Ich muss ja nicht alle Menschen schon an meinem ersten Tag vergraulen. Ich schaue nochmal in die Richtung aus der ich gekommen bin. Kann ja sein, dass die vier Mistkerle mir auflauern. Glücklicherweise sehe ich sie nicht.

"Suchst du jemanden?", frägt Kyle mich. Uhhh ein guter Beobachter. Hat wohl meinen Blick bemerkt.

"Nein, nein. Lass uns gehen!" Mit diesen Worten schreite ich voraus.

"Wir müssen da lang", sagt Kyle amüsiert und ziegt in einen anderen Gang. Mierda! Damit ist mein Abgang aber sowas von peinlich geworden. Warum muss sowas immer mir passieren?

"Das wusste ich!", versuche ich mich rauszureden und schlage den richtigen Weg ein.

"Jaja, da bin ich mir ganz sicher!", lacht Kyle, während er neben mir her geht. Ich stimme in sein Lachen ein. Das hat es schon lange nicht mehr gegeben. Hoffentlich habe ich morgen keinen Kater in meinen Lachmuskeln. Er geleitet mich bis vor die Umkleiden. Ich kann es mir nicht verkneifen und werfe einen Blick in die Jungskabiene. Ich hoffe ich sabbere nicht bei dem Anblick. Schön viele Muskeln. Nicht dass ihr jetzt denkt, ich bin ein totaler Muskelfanatiker...ich finde es nur beeindruckend. Aber warum laufen hier so viele Typen in College-Jacken rum? Da fällt mir meine Frage von vorhin wieder ein:

"Sag mal...Football und Cheerleading? Hier in Sizilien? Das kommt mir irgendwie komisch vor."

"Ja zurecht. Das hier ist keine typisch sizilianische Schule. Fast jeder Schüler ist schonmal auf eine High-School gegangen. Und wir fahren auch immer zu Wettbewerben in die USA. Da wir Footballer das einzige Team ist, das halbwegs Erfolg hat sin...ähm..waren wir auch die Schulkönige. Naja bis die vier möchtegern Machos hier aufgetaucht sind...."

"Du meinst nicht zufällig Enrico und seine Hündchen, oder?", unterbreche ich ihn.

"Doch und ich gebe dir den Tipp dich von ihnen fern zu halten." Upps...angesichts dessen, dass ich Enrico in die Eier getreten habe denke ich, dass diese Warnung etwas zu spät kommt. Trotzdem antworte ich:

"Ok, danke für den Tipp."

"Bitte. Ich muss los. Man sieht sich, Layla! Es war mir eine Freude dich kennenzulernen!" Schon dreht er sich um und geht.

"Ja, man sieht sich! Mir ebenfalls!", rufe ich ihm hinterher. Denkt euch jetzt bloß nichts! Ich stehe nicht auf ihn. Er ist nett zu mir, also bin ich auch so zu ihm. Enrico zum Beispiel ist ein Ekelpaket, deswegen bin ich auch unfreundlich ihm gegenüber. Wie sagt man...'Wie du mir, so ich dir' und ich finde, dass das voll zutrifft.

Ich betrete die Mädchenumkleide und glücklicherweise erblicke ich Saphira, die mich sofort zu ihr herwinkt.

"Hey, ich habe dir einen Platz freigehalten. Tut mir Leid, dass ich nicht auf dich gewartet habe aber mein Dad hat mich eben erst gehen lassen."

"Ach kein Problem. Kyle hat mich hergefüht, nachdem ich den Idioten entkommen bin", antworte ich ihr, während ich anfange mich umzuziehen.

"Kyle?!? Unser Quaterback???", frägt sie erstaunt.

"Ähhm ja. Was ist denn daran so besonders?", lautet meine Gegenfrage. Und während wir in die Halle gehen versinken wir in eine Diskussion, warum es so erstaunlich ist, dass der Quaterback einen anspricht. Mal ehrlich..sooo komisch ist das jetzt auch nicht.

"Saphira ich bin in ihn hineingelaufen und...PUTA MIERDA!!!!......

"Ich muss los, Schlampenhäschen!"

Enrico

 

"Saphira ich bin in ihn hineingelauf...PUTA MIERDA!!!!......Was machen DIE denn in UNSERER Turnhalle?!?!", kreischt Layla und als ich sie ansehe, steht ihr der Schock ins Gesicht geschrieben. Ich lächele amüsiert, denn sie hat es so laut geschrien, dass es alle Leute in der Turnhalle mitbekommen haben und sie jetzt verwirrt anschauen, aber sie scheint diese Blicke gar nicht zu bemerken, dafür Saphira, die neben Layla steht, umso mehr und sie fühlt sich sichtlich unwohl. Nervös antwortet sie: "Wir haben eine Gemeinschaftsturnhalle."

"Was soll das denn heißen?", fragte Layla begriffsstutzig. Was kann man denn daran nicht verstehen? Das ist doch völlig klar! Bevor Saphira etwas erwidern kann, entgegne ich mit einem fetten Grinsen im Gesicht: "Das soll heißen, dass Jungs und Mädchen zusammen Sport haben, Prinzessin." Ich ernte einen finsteren Blick ihrerseits und Matteo rammte mir seinen Ellenbogen in den Arm und zischt: "Pass auf, was du sagst, wir müssen uns immerhin irgendwie bei ihr entschuldigen, also sei nett!" Er hat es natürlich nur so laut gesagt, dass Fabio, Giuliano und ich es verstanden haben. Das heißt wohl, dass ich lieb zu Layla sein muss. Kotz. "Scheiße, stimmt ja!", fluche ich.

Sie hat meinen Kommentar weitgehend ignoriert und setzt sich mit erhobenen Kopf auf den Boden. Saphira tut es ihr gleich. Sie tuscheln noch miteinander, bis Signor Picariello und Signorina Temperini, unsere Sportlehrer, den Unterricht beginnen. Signorina Temperini ist eine eingefleischte Sizilianerin mit viel Temperament, sie wäre vielleicht sogar eine gute Sportlehrerin, wenn sie nicht die ganze Zeit mit Signor Picariello rummachen würde. Aber ich verstehe Signor Picariello sogar, denn sie ist schon attraktiv für ihr Alter mit ihren schwarzen Locken und haselnussbraunen Augen. Wenn ich 20 Jahre älter wäre, würde ich vielleicht auch was mit ihr anfangen. Picariello hingegen ist ein Mensch, den ich nicht besonders respektieren kann. Er ist kein richtiger Mann, er ist so ein Softi und verhält sich wie ne Pussy. Deswegen ist es ganz gut, dass sie die ganze Zeit rumknutschen, denn dann können wir eigentlich machen, was wir wollen.

"Guten Tag. Was wollt ihr heute machen?", fragt Signor Picariello ungeduldig. Wahrscheinlich kann er es kaum erwarten Signorina Temperini die Zunge in den Hals zu stecken. Angelica hebt ihre Hand und sagt mit schriller Stimme: "Die Mädchen würden gerne Turnen, dann können die Cheerleader auch noch ihre Figuren üben." Ich höre, wie Layla verächtlich schnaubt. Ihr ist bestimmt aufgefallen, dass die Blondine gerade für alle Mädchen, einschließlich Layla selbst, gesprochen hat. Und ich wette, dass la dolcezza davon nicht sehr begeistert ist.

"Dann wäre das ja geklärt", sagt Signorina Temperini mit einer Stimme, die keinen Widerspruch erlaubt. Kyle, dieser Holzkopf, erwidert aber: "Das wollen die Jungs aber nicht." Grrrr, es passt mir nicht, wenn dieser Kerl für mich redet. Das geht mir total gegen den Strich, aber ich sage nichts, weil ich keine Lust habe und es eh nur unnötige Zeitverschwendung wäre.

"Dann beschäftigen die Jungs sich, wie sie wollen", beendet Picariello genervt die Diskussion und unsere beiden Sportlehrer verziehen sich in eine Ecke. Eigentlich echt erbärmlich für Lehrer, aber mir ist es trotzdem recht.

Angelica stellt sich vor die Mädchen und verkündet: "Cheerleader, wärmt euch auf!", mit abschätzigen Blick zu den Nicht-Cheerleadern sagt sie noch abschließend, "Und der Rest kann ja versuchen ein Rad hinzubekommen oder einfach nur zusehen und lernen." Auf ihren Befehl hin beginnen die Cheerleader sich zu dehnen und warm zu machen. Die Nicht-Cheerleaderinnen stehen entweder hilflos daneben oder dehnen sich auch etwas. Layla gehört zu denen, die sich mit aufwärmen, nachdem sie Angelica wütend angeschaut hat. Da bin ich ja mal gespannt, was noch so folgt. Sie dehnt sich und erklärt Saphira verschiedene Techniken, danach joggen sie zusammen los.

Während Layla noch ein paar Runden mit Saphira in der Halle läuft, fangen Angelica & Co. mit einfachen Rädern und schlechten Handständen an. Jacqueline beispielsweise hat ihren Handstand eine Sekunde gehalten und ist dann eingeknickt. Layla mustert die ganzen Figuren kritisch, läuft zu der Gruppe und fragt fassungslos: "Was soll das denn? Was macht ihr denn da?" Die Cheerleader schauen sie nur verwundert und nicht sehr freundlich an. "Das nennt man Cheerleading, aber davon hast du ja eh keine Ahnung!", erwidert Angelica überheblich. Es macht echt Spaß diesen Kleinkrieg zu beobachten.

"Das nennt ihr Cheerleading?!?!", fragt Layla ungläubig. Ich geb ja zu, dass es bei weitem bessere Cheerleaderteams gibt, aber warum mischt sie sich da ein? Auch Saphira betrachtet Layla zweifelnd, aber das merkt Layla gar nicht, denn die ist zu sehr damit beschäftigt, geschockt dreinzuschauen. Ich beobachte das Geschehen mit den anderen Jungs ganz gespannt.

"Das IST Cheerleading. Du kannst das bestimmt nicht, also misch dich besser nicht ein. Du solltest dir eher unsere Choreo ansehen, damit du vielleicht doch noch etwas in deinem Leben lernen kannst", giftet Angelica. Layla sieht so aus, als überlegt sie gerade, was sie darauf antworten soll, dann breitet sich plötzlich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht aus und sarkastisch fordert sie Kylie heraus: "Dann zeigt mir doch mal, was ihr so könnt!" Angelica wendet sich hochnäsig ab. Warum grinst Layla so? Die hat doch bestimmt irgendwas vor.

Die Aufführung beginnt. Alle in der Halle schauen jetzt zu, abgesehen von unseren Lehrern, die mit etwas anderem beschäftigt sind, was ich nicht mitansehen möchte. Die meisten Jungs haben sich auf die Bänke gesetzt, außer Giuliano, Fabio, Matteo und ich. Wir gesellen uns zu Saphira, die hinter Layla steht. Saphira schaut uns aus zusammengekniffenen Augen an, ignoriert uns sonst aber. Wenn wir nicht so gespannt wären, hätten wir Saphira sicherlich nicht in Ruhe gelassen. Layla hätte uns vermutlich weggescheut, aber sie hat uns gar nicht registriert. Sie steht mit verschränkten Armen und einem herausfordernden Funkeln in den Augen vor der Cheerleadermannschaft und beobachtet.

Die Choreo fängt mit damit an, dass alle Mädchen in einer Reihe stehen und völlig durcheinander ihre Pom-Poms in die Höhe strecken. Das sieht wirklich affig aus, genau das Gleiche wird sich auch Layla denken, das erkennt man an ihrem amüsierten Blick. Dann teilt sich die Reihe, sodass ein Gang zwischen ihnen entsteht und Angelica steht hinten im Gang. Dann macht Angelica ein paar Räder durch den Gang, während die anderen wieder ihre Pom-Poms schwingen. Als sie durch ist, machen die anderen Mädchen auch Räder, aber wenn ich ehrlich bin, sind diese abgrundtief schlecht, da hat Angelica noch die Besten gemacht. Das ganze Theater geht dann noch so weiter und Laylas Grinsen wird immer breiter. Das Spannenste ist die Pyramide gewesen. So etwas Wackeliges hab ich noch nie gesehen, man hat gedacht, dass jeden Moment die ganze Pyramide zusammenbricht, aber sie haben sich doch immer irgendwie gehalten.

Als sie fertig sind, marschiert Angelica mit Jaqueline und Ashlyn im Schlepptau zu Layla. Alle drei haben einen eigenbildeten Gesichtsausdruck aufgesetzt, Layla versucht, ihr Grinsen etwas zu verdrängen, aber nicht besonders gut. Das bringt mich auch zum Lächeln. Ich bin gespannt, was sie jetzt vorhat. Immernoch sitzen alle auf ihren Plätzen und beobachten.

"So macht man das!", sagt Angelica überheblich.

Layla zieht eine Augenbraue hoch, und erwidert gelassen: "Wenn du meinst, aber dürfte ich euch noch ein paar Verbesserungsvorschläge zeigen?" Sie hat das so freundlich gesagt, dass Angelica nicht 'Nein' sagen kann, aber langsam ist sie verunsichert. "Wenn du dich blamieren willst!", zischte sie Layla böse zu.

Layla geht an die Stelle, an der Angelica vorher gestanden hat und erklärt laut: "Also ich persönlich finde Räder ziemlich langweilig, deswegen sollte man etwas Schwierigeres machen." Dann legt sie los. Sie macht einen perfekten Flick-Flack und kommt am Ende mit einem Salto zum Stehen. Sie lächelt. Alle anderen, mich eingeschlossen, starren sie überrascht an. Die Jungs auf der Bank kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus und man sieht ihnen an, dass alle sofort mit Layla in die Kiste steigen würden. Aber Layla lässt sich von den Blicken gar nicht ablenken und hebt zwei Pom-Poms auf, die am Boden liegen. Dann schaut sie die Cheerleaderinnen nach der Reihe an und ihr Blick bleibt bei Angelica hängen, als sie sagt: "Und wenn ihr mit euren Pom-Poms wedelt, dann macht das zumindest im Takt zur Musik und gleichzeitig. Kann jemand bitte kurz Musik abspielen?" Und schon ertönt Musik. Layla bewegt sich mit den Pom-Poms im Takt der Musik und es sieht einfach nur geil aus. Ihre Bewegungen sind geschmeidig und flüssig. Sie macht Drehungen und eigentlich schon einen Tanz. Schade, dass ich sie mir nicht klarmachen darf. Jetzt will sicher jeder Typ sie haben.

"Die Kleine ist verdammt gut!", sagt Giuliano bewundernd und Angelica hat das gehört, denn sie dreht sich wütend zu ihm um und schenkt ihm einen bösen Blick, aber Giuliano entgegnet nur schulterzuckend:"Ich sag nur die Wahrheit." Beleidigt dreht sie sich wieder um. Ich glaube, dass sie sich etwas mit Giuliano erhofft hat, immerhin hat sie ihn schon so angemacht, als sie in Geschichte das erste Mal nebeneinander gesessen sind.

Die Musik verklingt und Layla redet weiter: "Und eure Pyramide war viel zu wackelig. Ihr braucht mehr Halt und Stabilität, sonst klappt das niemals." Nach diesen Worten wirft sie die Pom-Poms wieder auf den Boden und strahlt Angelica triumphierend an. Alle klatschen. Die Jungs auf der Bank grölen. Angelicas Blick ist einfach unübertrefflich. Ihre Lippen sind zu einem schmalen Strich zusammengezogen und ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. Ihr Gesicht ist rot und in ihren Augen spiegelt sich purer Hass. Sie grübelt gerade darüber nach, was sie sagen könnte, damit sie wieder besser dasteht. Aber ich glaube, ihr fällt nichts passendes ein.

Die Menge steht jetzt auf und Saphira stürmt lachend auf Layla zu. Als sie sich in deren Arme wirft, haut es Layla fast um, aber sie erwidert die Umarmung. Dann lösen sie sich voneinander und Saphira redet wild gestikulierend auf Layla ein, aber nicht auf die wütende Weise, sondern auf die schwärmende.  Als Saphiras Blick dann auf die Uhr fällt, eilt sie schnell nach draußen. Wahrscheinlich irgendein Treffen mit ihrem Dad. Ich schaue ihr hinterher. Das ist schon cool, wenn man vom Unterricht befreit wird, weil man das Kind des Schuldirektors ist, aber andererseits wäre dann dein Dad immer in deiner Nähe und könnte dich jederzeit blamieren.

Ich lasse meinen Blick wieder über die Menge schweifen und was sehe ich denn da? Dieser bekloppte Footballer namens Brad, der übrigens auch in unserer Prügelei verwickelt war, grabscht Layla an, die ihm daraufhin gleich eine mitgibt. Genau so kenne ich sie! Aber er lässt nicht locker und sie redet wild auf ihn ein, also wahrscheinlich beleidigt sie ihn wüst. Dann erwidert er kurz etwas und kassiert dadurch wieder einen Schlag. Jetzt verzieht sich seine Miene und er packt ihre Handgelenke und zieht sie etwas abseits. Sie beschimpft ihn und wehrt sich, ist aber nicht stark genug. Wieso tritt sie ihm  nicht in die Eier?

Vielleicht kann ich jetz schonmal mit meiner Entschuldigung anfangen. Ich stehe auf und gehe geradewegs zu den Beiden. "Lass sie in Ruhe, Brad!", sage ich drohend zu ihm. Er schaut mich abschätzig an und erwidert agressiv: "Und wenn nicht? Prügeln wir uns wieder und du kriegst einen Verweis?"

"Ich bin dabei", entgegne ich angriffslustig und gebe ihm einen Kinnhaken. Er taumelt zurück und lässt Layla los, die sich die Handgelenke reibt. Brad holt mit der Faust aus, aber ich fange seine Hand ab, bevor sie mein Gesicht trifft. Als ich von neuem ausholen will, hält Layla meinen Arm fest und schreit mich wütend an: "Hör auf damit!" Sie ist sauer auf mich. "Wieso? Der Kerl hat dich angegrabscht!", rechtfertige ich mich.

"Na und? Das ist meine Sache! Halt dich einfach da raus! Oder bist du so ein kranker Stalker, der mich einfach nicht in Ruhe lassen kann?", kreischt sie mich an. Brad lächelt mich spöttisch an und am liebsten will ich ihm jetzt noch eine reinhauen, aber ich will doch keinen Verweis mehr riskieren, denn diesmal glaube ich, dass Saphira uns nicht mehr helfen wird, weil Layla das verhindern wird.  Auch Layla sieht Brads Blick und giftet: "Und du! Hau gefälligst ab und lauf deinem kleinen Ball hinterher! Den darfst du zumindest anfassen!" Seine Miene verdüstert sich, aber er macht sich aus dem Staub. Ich will mich ebenso abwenden und gehen, aber Layla hält mich zurück.

"Ich komm gut alleine klar und deine Hilfe brauche ich sicherlich nicht! Du bist hier der Arsch! Brad zwar auch, aber du bist schlimmer!", motzt sie mich weiter an. Ich hab ihr doch nur geholfen! Wieso zickt sie mich denn so an?

"Man hat ja gesehen, wie gut du alleine zurechtkommst! Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte der Kerl dich vielleicht in ne dunkle Ecke gezogen und vergewaltigt!", verteidige ich mich. Warum müssen Mädchen so kompliziert sein? Wieso können sie nicht einfach 'Danke' sagen?

"Und wenn schon! Meine Angelegenheiten gehen dich nichts an! Was interessiert es dich denn, ob mich jemand vergewaltigt? Willst du der Erste sein, der es macht, oder wie?", schreit sie mich an. Sie ist wirklich stinkwütend auf mich, aber jetzt werde ich auch langsam sauer. Was glaubt sie, wer sie ist, dass sie mich so behandeln kann? Das darf nicht mal Giovannis Tochter!

"Du undankbares Miststück! Vielleicht sollte ich dich wirklich als Erster vergewaltigen, dann hast du vielleicht mehr Respekt vor denen, die es nach mir tun!", brülle ich sie an. Hinter mir tauchen Giuliano, Matteo und Fabio auf. Fabio legt mir seine Hand auf die Schulter. Als Warnung. Ich soll sie in Ruhe lassen, weil wir uns mit ihr anfreunden sollen, wenn man das überhaupt mit der kann. Fabio zieht mich vorsichtig, aber bestimmt, von Layla weg und sie giftet los, bevor wir uns abgewandt haben: "Du und deine drei Hunde, ihr sollt mich einfach in Ruhe lassen!" Wenn sich der Griff auf meine Schulter nicht verstärkt hätte, hätte ich mich auf sie gestürzt und meinen Worten Taten folgen lassen.

Wir entfernen uns ein paar Meter und dann redeten mich meine Kumpels voll: "Reg dich ab, man!", sagt Matteo. "Das Mädel ist zu stur, um sich helfen zu lassen, also mach dir keinen Kopf!", redet Giuliano mir ein. Aber alle sind dann am Ende zu dem Schluss gekommen, dass ich uns tiefer in die Scheiße geritten habe und dass sie uns nie mehr verzeihen wird. Fabio hat dann aber noch den Hoffnungsschimmer gesetzt, dass sie ein schlechtes Gewissen bekommt, weil sie mich so angemotzt hat.

Layla schaut uns noch wütend an, bis Kyle hinter ihr auftaucht und sie in ein Gespräch verwickelt, das wir mithören können, weil wir noch nah genug an ihnen dranstehen.

"Hey, ist alles in Ordnung bei dir?", sagt Kyle.

"Alles Bestens", lügt Layla, da bin ich mir sicher.

"Du hast es den Cheerleadern gezeigt, das war der Hammer!", schleimt dieses Arschloch.

Layla lacht kurz auf, aber es ist kein echtes Lachen gewesen, und entgegnet: "Es ist auch nicht schwer besser zu sein als die." Das ist ein wahres Wort. Er will ihr noch irgendwas sagen, das merkt man. Da kommt es auch schon. "Und ich wollte mich für Brad entschuldigen, das war echt nicht ok von ihm", rückt er endlich mit der Sprache raus.

"DU brauchst dich nicht entschuldigen, sondern er, aber ehrlich gesagt hab ich keinen Bock sein Gesicht heute oder überhaupt diese Woche nochmal zu sehen. Er ist unten durch bei mir, wenn mich jemand anfasst und ich ihm ausdrücklich sage, dass ich das nicht will und derjenige trotzdem weitermacht, will ich mit der Person nichts zu tun haben", stellt sie klar.

"Aber er ha...", beginnt er.

"Nichts aber, Kyle. Ich will jetzt echt nicht darüber reden", bringt sie ihn zum Verstummen. Und wie durch ein Wunder können sie auch gar nicht weiterreden, denn Signorina Temperini schreitet geradewegs auf Layla zu und verkündet: "Ich hab deine Performance gerade eben mitbekommen und ich möchte, dass du ab jetzt das Cheerleaderteam leitest!" Signorina Temperini ist der Coach der Cheerleader und bis jetzt ist Angelica die Leaderin der Mädchen gewesen. Wenn es ab jetzt Layla wird, wird Angelica das gar nicht gefallen.

Layla schaut Signorina Temperini kurz überrascht an, dann antwortet sie mit einem strahlendem Lächeln: "Okay" Ich bin mir sicher, dass Layla zugesagt hat, weil sie Angelica provozieren möchte. Aber ich glaube, dass sie Cheerleading auch echt gerne mag und vorallem gut kann.

"Sehr schön! Dann werde ich den anderen Mädchen gleich Bescheid sagen", sagt sie und dann rauscht sie auch schon davon. Layla ist Teamcaptain der Cheerleader, wow.

"Glückwunsch! Den Platz hat noch nie jemandem Angelica streitig gemacht", kriecht Kyle ihr schonwieder in den Arsch. Ich mag diesen Kerl nicht.

"Danke", lacht Layla halbherzig.

"Ich muss gehen. Wir sehen uns ja morgen, oder?", verabschiedet er sich und umarmt Layla.

"Klar", sagt Layla und erwidert die Umarmung. Ich wende mich ab und gehe mit den Anderen in die Männerumkleide. Ich ziehe mich schnell um und diskutiere noch mit Matteo, Fabio und Giuliano darüber, wie wir uns bei Layla entschudigen können. Ich bin ja dagegen, weil sie eine Entschuldigung nicht verdient hat, aber die Anderen meinen, dass das notwendig ist, denn sonst sind sie einen Kopf kürzer. Trotzdem muss ich sagen, dass mir das gegen den Strich geht.

Als wir die Umkleide verlassen, treffen wir schonwieder auf Layla, die sich jetzt mit Angelica und ihrer Clique anlegt. Warum muss ich diesem Mädel immer wieder über den Weg laufen? Um die Streitgänse stehen mehrere Leute, die das alles sehr interessiert beobachten. Wir stellen uns dazu und hören uns das Wortgefecht an.

"Du bist eine kleine miese Schlampe!", zickt Angelica Layla an.

"Also ich bin ja nicht die, die sich von jedem Kerl bespringen lässt, der gerade Lust hat, ne Nummer zu schieben!", erwidert Layla mit starker Stimme.

"Heute ist dein erster Tag und du lässt dich von Brad anfassen, hast was mit Enrico und schmeißt dich an Kyle ran! Wer ist hier also die Bitch?", giftet Angelica.

"Ja genau. Bei mir ist es jedes mal so, dass wenn mich ein Junge angrabscht und ich mich darauf einlasse, dass ich ihm eine Klatsche. Und nur weil ich Enrico in die Eier getreten habe bedeutet das nicht, dass ich etwas mit ihm habe. Und Kyle...macht es dich vielleicht eifersüchtig? Stehst du etwa auf ihn? Ach warte, da kann ich dir helfen. Ich steh nämlich nicht auf ihn puta!", kontert Layla und schreit dann durch den ganzen Flur: "Hey Kyle! Du hast eine Verehrerin! Angelica hier würde alles für dich tun! Vielleicht nimmst du sie schnell mit in die Abstellkammer und probierst ihre Fähigkeiten als Blowjobberin aus!"

Alle fangen an zu lachen, ich eingeschlossen. Wirklich alle. Noch nie hat jemand Angelica so fertiggemacht. Das einzige, was mich an ihrem Gerede gestört hat, ist, dass sie das mit dem 'Eier treten' verkündet hat, aber der Kommentar mit der Abstellkammer ist einfach unschlagbar. Angelica hat nochmal angefangen, Layla zu beleidigen, aber ihre Beschimpfungen sind in dem Lärm untergegangen oder sind von Dazwischenrufen, wie "stell dich in die Abstellkammer und bleib da" und sowas ähnlichem, unterbrochen worden. Layla ist auch schadenfroh, das merkt man ihr an.

"Ich muss los, Schlampenhäschen!", ruft Layla Angelica noch zu und geht Richtung draußen. Jetzt haben wir die Gelegenheit uns zu entschuldigen. Mit Matteo, Fabio und Giuliano im Schlepptau laufe ich Layla hinterher, auch wenn mir das nicht besonders gefällt. Außer der Ausblick auf ihren Hintern, der gefällt mir sehr wohl. Die anderen Schüler verlassen jetzt auch langsam das Schulgebäude, die meisten wahrscheinlich, um zu schauen, ob noch was passiert,

"Layla, warte mal!", rufe ich ihr hinterher. Ein Teil von mir würde mich am Liebsten dafür schlagen, dass ich einem Mädchen hinterrenne, aber der andere Teil zwingt mich dazu, weil ich sonst Ärger mit Giovanni bekomme.

Sie dreht sich zu uns um und motzt gleich los: "Wieso könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe laufen? Habt ihr wirklich nichts Besseres zu tun? Ich nämlich sehr wohl und deswegen sage ich noch ein letztes Mal, dass ich euch verpissen sollt! Habt ihr das jetzt endlich verstanden?" Die Menge, die nach uns herausgegangen ist, beobachtet das ganze Geschehen aufmerksam. Haben die nicht was Anderes zu tun?

Ich bleibe einen Meter vor ihr stehen und sage so freundlich wie möglich: "Layla, ich glaube, wir hatten einen falschen Start. Wi...", weiter kam ich nicht, denn sie fängt schon wieder an zu reden: "Einen schlechten Start? Willst du mich verarschen?" Sie will noch etwas sagen, aber ich unterbreche sie: "Wir wollten uns bei dir entschuldigen und einfach nochmal neu anfangen." Das sind die schlimmsten Worte, die ich jemals ausgesprochen habe. Für jedes einzelne Wort hätte ich mir mit der Faust in den Magen schlagen können. Aber ich beiße die Zähne zusammen und spiele den Charmeur.

Zuerst sieht Layla ernsthaft überrascht aus und überlegt sich vermutlich, ob ich das ernst meine oder nicht. Dann bricht sie in lautes Gelächter aus und kriegt sich nicht mehr ein. Irgendwann reißt sie sich zusammen und sagt amüsiert:

"Ich hätte niemals gedacht, solche Worte von dir zu hören. Aber das könnt ihr euch abschminken. Ich gebe euch keine zweite Chance, weil ihr mir alle miteinander einfach nur zuwider seid! Ihr seid Arschlöcher und werdet auch immer welche bleiben. Ich weiß eh nicht, wieso mich heute alle so nerven müssen, das könntet ihr euch auch alle sparen." Mit einer vor Sarkasmus triefenden Stimme schließt sie noch an:

"Ihr könnt euch liebend gerne mit Angelica in die Abstellkammer stellen und wegen mir dort verrotten! Ich bin weg!" Sie lacht noch einmal auf und kehrt uns dann den Rücken zu.

„Also heute um Zehn die kleine Party bei mir...."

Layla

Ich spüre die Blicke aller Schüler in meinem Rücken. Tja, damit habt ihr wohl nicht gerechnet. Aber diese Zicken, die sich Cheerleaderinnen nennen, haben mich echt genervt. Ich meine nur, weil sie knappe Outfits anhaben und ein mickriges Rad können, sollen sie Cheerleader sein? Nee, echt nicht dazu geört einiges mehr! Und sie haben nicht das Recht mich doof anzumachen, nur weil ich mit Kyle rede und besser aussehe als sie. Ich meine dieses Recht hat keiner. Und Enrico soll sich hauch von mir fern halten. Der kann sich seine lahme Entschuldigung sonst wo hin stecken...aber auch egal, die gehen mir eh alle am Arsch vorbei. So, wo ist jetzt George. Wollte der mich nicht abholen? Ach ne, wir haben jetzt ja erst Pause. Mierda, jetzt muss ich auch noch laufen...außer...mal sehen. Ich drehe mich auf der Stelle um, betrete den Parkplatz von der Schule und erblicke auch gleich das Gesuchte. Eine Suzuki gsxr 1100w 007. Schnell mache ich mich auf den Weg.

"Hey Süße", sagt der Typ auf dem Motorrad als er mich bemerkt.

"Hey. Dürfte ich mich mal auf dein Bike setzen? Ich wollte schon immer mal auf so eins", antworte ich mit einer übertrieben hohen Stimme, während ich mit den Augen klimper und mit meinen Haaren spiele. Natürlich nicht ohne meine Brust schön nach vorne zu strecken. Frau soll ja nicht mit ihren Reizen geizen.

"Klar, von mir aus kannst du dich gerne darauf räkeln. Wie wär's mit heute Nachmittag bei mir. Nur in Unterwäsche?", lässt er mich wissen, während er absteigt. Ich kicher ein bisschen und gebe ein, "Wir werden sehen", zurück. Dann schwinge ich mich aufreizend auf das Bike und schon bin ich weg. Jaja, ich weiß ein 16-jähriges Mädchen das Motorrad fährt. Mir war halt teilweise langweilig in New York.

Kurze Zeit später komme ich am Haus meines Erzeugers an. Ich stelle die Suzuki in die Garage und will gerade in mein Zimmer verschwinden, als mir das Arschloch höchst persönlich über den Weg läuft. Fuck!

"Layla? Was machst du schon hier? Du hast doch noch Schule!", erreicht dann auch schon die genervte Stimme meine Ohren. Genauso genervt erwidere ich:

"Na und? Ich hatte halt keinen Bock mehr."

"Du willst mir sagen, du bist einfach von der Schule abgehauen? Das wird Konsequenzen haben!", donnert er jetzt los.

"Das interressiert mich einen Scheißdreck! Ich habe halt keinen Bock auf Schule und genauso wenig Bock habe ich jetzt auf dich. Also man sieht sich hoffentlich nicht", äußere ich mich, während ich mich an ihm vorbei drücke. Ich bemerke wie er immer wütender wird. Haha, gut so. Mal sehen wie weit ich ihn noch provozieren kann. Vielleicht schickt er mich ja dann auch wieder zurück nach New York. Aber bevor ich meinen genialen Plan ausführen kann, erhebt er seine Stimme:

"Darüber unterhalten wir uns wenn ich wieder da bin. Und so lange hast du Hausarrest!" Ich will eine patzige Antwort geben, aber er redet eifach weiter. Cabrón! Aber es interressiert mich, dass er weg fährt also höre ich ausnahmsweise zu.

"Ich fahre für zwei Tage wegen der Arbeit nach Rom. Du hast Schule und ich will mich auf der Reise nicht mit einem Teenager der sich nicht unter Kontrolle hat abgeben. Also bleibst du hier. George wird solange dein Ansprechpartner sein. Du darfst nicht raus, außer du gehst zur Schule. Verstanden?" Verstanden bedeutet ja nicht, dass man es einhält. Also nicke ich kurz und frage:

"Sonst noch was oder darf ich jetzt gehen?"

"Du darfst gehen. Ich muss morgen in der Früh fahren und übermorgen Abend bin ich wieder da. Ach ja und habe gefälligst mehr Respekt. Ich bin dein Vater!", bei den letzten Worten ist seine Stimme bedrohlich angeschwollen. Hallo?! Hat der es immernoch nicht gecheckt? Ziemlich laut gebe ich zurück:

"HAST DU ES IMMERNOCH NICHT GECHECKT CABRÓN?! DU BIST VIELLEICHT MEIN BESCHISSENER ERZEUGER ABER GARANTIERT NICHT MEIN VATER! DU VERDIENST KEINEN RESPEKT! DU BIST EIN SCHWANZLOSER IDIOT DER SICH HINTER SEINEN GANZEN ANGESTELLTEN VERSTECKT UND DENKT ER SEI DER GRÖßTE! DABEI BIST DU NUR EIN KLEINES VERFICKTES ARSCHLOCH, DASS EIN UNSCHULDIGES MÄDCHEN GESCHWÄNGERT HAT UND DANN ABGEHAUEN IST! HIJO DE LA PUTA! TE VAS A LA MIERDA!!!!"

Ok, ich gebe zu, ziemlich laut ist untertrieben. Ich schreie ihn an und kaum bin ich fertig drehe ich mich um und gehe hoch erhobenen Hauptes aus dem Flur in mein Zimmer. Ok, ok...nicht direkt. Ich verlaufe mich erst mal, aber hey, ich habe es am Ende immerhin gefunden!

Hausarrest? Haha, dass ich nicht lache! Das kann der Idiot ja sowas von vergessen. Ich will Party machen!!! Wobei...wenn ich die Party einfach hier mache, kann er mich nicht mal bestrafen. Dann habe ich gegen keine seiner beschissenen Regeln verstoßen. Nicht, dass mir das was ausmachen würde. Ich bin nur sicher, dass ihn DAS noch mehr aufregen würde. Also, was brauche ich alles für die Party?

 

Allgemein:

Gäste → Schule, die bringen dann schon jemanden mit

Musik → DJ anrufen

Essen → Catering Service

Getränke → Getränkemarkt

 

Für mich:

Outfit → shoppen

Kosmetik → shoppen

Schuhe → shoppen

dass das nicht langweilig wird → Saphira anrufen

Rechnung einfach an diese Adresse.

 

Jep! Das ist eine gute Planung. Let's go! Ich will gerade bei dem besten Catering Service anrufen den ich kenne, als mir einfällt, dass der ja in New York ist. Mierda! Also doch erst Saphira anrufen...

 „Hallo hier ist Saphira...“

 „Hi Saphira. Du sag mal...“

„Layla? Man Layla wo bist du?! Ich habe überall nach dir gefragt aber die meinten alle nur du bist auf einem Bike abgehauen.“

 „Jep da hast du richtige Informationen bekommen. Aber das ist jetzt egal. Auch wenn das Bike echt total cool ist. Kennst du den Besitzer? Vielleicht kann ich es ja behalten...ach man ich schweif vom Thema ab. Aber sag mir trotzdem mal den Namen, dannn frag ich. Auf jeden Fall musst du mit mir shoppen gehen und mir die Nummer von dem besten Cstering Service, Getränkemarkt und DJ hier in der Nähe geben! Ich schmeiß morgen Abend ne Party!“

 „Falls es dir noch nicht aufgefallen ist. Ich habe noch Schule und ich werde garantiert nicht schwänzen...“

 „Doch wirst du, ich brauch dich als Freundin und du schuldest mir noch einen Gefallen. Also mach dich fertig! Ich hol dich gleich ab. Ihr habt doch Pause, oder?“

„Ja haben wir aber ich werde nicht...“

 „Super, dann bis gleich!“ Dann lege ich auf und rufe George an.

 „Hallo hier ist....“

„Hey George. Ich bin's Layla. Du musst mich gleich unbedingt zur Schule und dannach in die Stadt fahren! Ich bin in drei Minuten unten.“ Und schon wandert mein Handy in die Handtasche und ich bin auf dem Weg nach draußen.

An der Limousine angekommen, wartet George schon mit geöffneter Tür.

„Aber Miss, Sie haben doch eigentlich Hausarrest.“ Och man Spießer!!!

„Na und? Mein Erzeuger muss es ja nicht erfahren. Und jetzt fahr! Saphira wartet an der Schule auf mich.“

„Natürlich Miss. Ich werde ihrem Vater nichts davon erzählen.“

„Gut, dann bin ich überzeugt davon, dass sie auch meine Gäste auf der Party morgen in Empfang nehmen werden und dem Idiot nichts davon sagen, oder?“

„Sie wollen eine Party feiern?“

„Ja und da ich Hausarrest habe muss die Party zu mir kommen. Deshalb will ich jetzt auch mit Saphira shoppen. Also los! Die haben nicht ewig Pause!“ Mit diesen Worten nehme ich ihm die Tür aus der Hand, knalle sie zu und mache es mir auf den Sitzen bequem. So eine Limousine hat schon was. Kurz darauf fahren wir los. Und wieder kurz drauf sind wir angekommen. Ich setze meine Sonnenbrille auf und warte darauf, dass George mir die Tür öffnet. Ich möchte jetzt unbedingt einen dramatischen Auftritt hinlegen. Das habe ich mir ja leider heute morgen vermasselt. Gut, dass ich mich noch umgezogen habe. So sieht man zuerst meine 10cm hohen Plateauschuhen. Anschließend schiebe ich meinen ganzen Körper mit meinem schwarzen Minnikleid aus dem Auto. Ganz draußen schüttel ich meine blonden Haare und...ja verdammt ich weiß, dass das total klischeehaft ist. Aber die Blicke sind echt der Hammer! Alle schauen mich an. Einschließlich der Typ dem das Bike gehört. Yes. Zu dem wollte ich eh noch. Also stolziere ich in Zeitlupe...ok nicht in Zeitlupe...auf ihn zu. Bei ihm angekommen stelle ich mich dicht vor ihn und lege eine Hand auf seine durchaus durchtrainierte Brust. Dann lasse ich meine Stimme ganz kalt klingen:

„Ich hoffe ich bekomme die Papiere für das Bike morgen Abend auf der Party. Sieh es als deine persönliche Einladung.“ Ohne auf eine Antwort zu warten drehe ich mich um und halte Ausschau nach Saphira. Leztendlich entdecke ich sie bei einer kleinen Gruppe. Wahrscheinlich ihre Freunde. Ich bewege mich zielstrebig auf sie zu und bemerke dabei durchaus wie alle Blicke mir folgen. Bei Saphira angekommen sage ich:

„Hey ich bin Layla. Schön euch kennenzulernen. Ihr seit doch die Freunde von Saphira, oder? Wollt ihr nicht mit shoppen gehen? Ich brauche noch ein paar Sachen für die Party morgen Abend.“ Sie bringen nur ein nicken zustande. Bis auf einer der Jungen, der die ganze Zeit mein Kleid anstarrt.

„Das Kleid ist WOW! Woher hast du das? Ich muss unbedingt mit shoppen! DU hast so einen guten Geschmack! Kannst du mich dann beraten?“, fängt er dann an zu schwärmen. Ich fange an laut zu lachen und antworte:

„Klar kann ich machen. Und wen berate ich dann?“

„Ich bin Damien und wie du es vielleicht eh schon gemerkt hast schwul“, stellt er sich vor und gibt mir ein kleines Bussi auf die Lippen. Normalerweise würde ich ihn jetzt kastrieren aber er ist irgendwie süß. Deshalb lache ich nur, hake mich bei ihm und Layla ein und gehe zurück zur Limousine. Währenddessen erzählt Damien mir, dass die anderen hinter uns Maria, José und Camilla heißen, dass José und Camilla ein Paar und unzertrennlich sind usw. Ok eigentlich nicht usw., weil wir bereits nach diesen Informationen am Auto angekommen sind. Ich lasse meine neuen Freunde zuerst einsteigen. Kurz bevor ich es ihnen gleichtue drehe ich mich nochmal um und lasse meine Stimme laut über den Pausenhof hallen:

„Morgen Abend Party bei mir!“ Dann steige ich ein und gebe George ein Zeichen, dass er los in die Stadt fahren kann.

„Ich habe die Nummern, die du wolltest...außer die von dem DJ. Da kenn ich mich nicht so aus“, vernehme ich Saphiras Stimme.

„Saphira du bist echt ein Schatz!“ Mit diesen Worten falle ich ihr um den Hals. Dann füge ich noch hinzu:

„Womit fangen wir an?“ Da meldet sich José zu Wort:

„Ich kann mal bei meinem Freund anrufen. Der ist ein angesagter DJ“

„Ja super! Mach das am besten jetzt gleich, dann können wir mithören.“ Wow, das geht einfacher als gedacht. José holt sein Handy raus und sucht eine Nummer. Dann stellt er auf laut.

„Si?“

„Hola Carlos. Soy yo, José.“

„Hi José, was gibt’s?“

„Wir bräuchten deine Hilfe. Morgen soll eine große Party stattfinden und wir brauchen noch einen DJ.“

„Sorry man, aber ich bin morgen schon gebucht“ Das reicht mir, ohne ein Wort zu sagen nehme ich José das Handy aus der Hand und sage mit kalter Stimme:

„Hallo Carlos. Du wirst morgen deinen Hintern zu mir nach Hause bewegen oder ich mache dir das Leben zur Hölle! Hast du verstanden?“

„Ähhm ja, ok. Ich werde meinen anderen Termin absagen. Wohin soll ich kommen?“

„Zu Giovanni Salvatores Anwesen. Ich erwarte dich um acht Uhr abends.“ Ich lege auf. Die anderen schauen mich nur mit erschrockenen Gesichtern an.

„Was? Man darf nur nicht selber nachgeben. José schaffst du es den Catering Service und den Getränkemarkt zu organisieren? Ich gehe nicht davon aus, dass du vom shoppen so begeistert bist wie Saphira, Damien, Maria, Camilla und ich.“

„Ähhm ja, ok.“

„Seht ihr diese Antwort bekomme ich andauernd. Und vergiss nicht einfach die Stimme kalt klingen lassen“ George öffnet bei meinen letzten Worten die Tür. Nacheinander steigen wir aus. Ich erspähe sofort einen guten Laden und ziehe die anderen mit.

Kleider weit und breit! Ich bin im Paradies! Schnell mache ich mir einen lockeren Dutt und fange an mich durch die Reihen zu kämpfen. Und immer ist Damien an meiner Seite, kommentiert die Kleider die ich ihm in die Hand drücke, während ich ihm die Grundregeln für meinen Klamottenstyle erkläre.

„Also meine Klamotten müssen

1. kurz

2. eng

3. bequem

4. farblich aufeinander abgestimmt sein

5. Kombiniere NIE mehr als vier farben miteinander

6. Kombieniere NIE:

-rot & pink

-rot & magenta

-rot & grün

7. Zeig alles was du hast....nein halt so meine ich das nicht. Ich habe zum Beispiel einen Bauchnabelpiercing. Also trage ich viel bauchfrei

8. Kauf nie was wozu du keine Schuhe hast oder kauf die Schuhe gleich mit

9. Stimm dein Outfit immer auf deine Stimmung und auf dein Vorhaben ab

10. Ach ja und wenn dir was gefällt schlag zu ohne auf den Preis zu achten!

So und ich suche wie du vielleicht schon gemerkt hast ein Outfit für eine Party. Ich will mir einen Jungen klar machen, deshalb schön kurz und eng usw. Da ich aber auf nichts langes aus bin kann es ruhig etwas nuttig rüberkommen. Wenn du dich nuttig anziehst wirst du auch nuttig behandelt. Ach und zum Make-Up: Nicht zukleistern. Das geht echt garnicht!...“, texte ich ihn zu und der Stapel über seinem Arm wird immer höher. Als ich glaube genug zu haben gehe ich in Richtung der Umkleiden und sehe wie Saphira, Maria und Camilla es mir gleichtun. Mit jeweils einem Kleid in der Hand. Ok, dann...WAS?! Nur ein Kleid?! Das ist doch nicht der ihr Ernst!!!

„Das ist doch nicht euer Ernst! Nur ein Kleid?“, spreche ich meine Gedanken auch sofort aus.

„Naja...“, will Camilla mir antwortenaber da bin ich schon wieder weg. Schnell greife ich mir ein paar Kleider und reiche sie den Dreien.

„Und jetzt ab in die Umkleiden.“ Ich probiere alle Kleider an, aber keins ist das richtige für heute. Nach dem letzten trete ich resegniert aus der Umkleide. Die anderen haben ihre Kleider schon gefunden. sie schauen perfekt aus! Naja, dann muss ich halt in den nächsten Laden. Aber da hält Damien mir ein schwarzes Kleid vor die Nase. Es hat einen seeehr tiefen Ausschnitt und ab der Seite wird der Stoff nur von dünnen Bändern zusammengehalten. Die Bänder kreuzen sich hinten am Rücken und nur der Arsch wird wieder von dem schwarzen Stoff verdeckt. Schlicht aber trotzdem aufreizend. Perfekt. Als Damien mir dann auch noch die perfekten Schuhe, silberne Fesselriemchen-Sandaletten mit kleinen Strasssteinchen besetzt, vorzeigt, falle ich ihm um den Hals.

„Du hast mich total verstanden!“, quietsche ich nur um dann sofort zur Kasse zu gehen und die Kleider von uns allen zu bezahlen. Natürlich auf Rechnung für meinen Erzeuger. Anschließend gehen wir zurück zu José.

„Und? Haben wir den Catering Service und die Getränke?“

„Jep, alle kommen morgen um acht und der Geträkemarkt stellt uns einen Kühlwagen und ein paar Barkeeper zur Verfügung. Bei dem Catering Service habe ich snacks und so weiter angefordert“, kommt die Antwort stolz von ihm.

„Super gemacht! Jetzt brauche ich nur noch Kosmetik und schöne Unterwäsche und dann sind wir fertig. Ach ja die Kondome darf ich nicht vergessen...Wo finden wir was?“ Dieses mal erhebt Camille ihre Stimme. Ich glaube ich höre sie das erste mal sprechen:

„Da hinten, etwa fünf Minuten zu Fuß, gibt es einen Dessousladen und neben an ein super Kosmetikgeschäft. Im Dessousladen gibt’s glaube ich auch Kondome zu kaufen.“

„Cool, dann los!“, rufe ich voller Energie und schleife alle mit. Im Dessousladen angekommen sage ich allen was ich suche:

„Ok Leute, ich brauche einen roten Spitzentanga. Das Kleid hat den BH ja schon mit inbegriffen aber trotzdem hätte ich gerne den passenden BH dazu. Wer was gefunden hat ruft laut!“

Letztendlich findet dann Saphira die den passenden. Wir anderen sind viel mehr damit beschäftigt uns darüber kaputt zu lachen, dass Damien versucht einer Kundin mit Rat & Tat zur Seite zu stehen. Ich gehe am Ende schließlich doch dazwischen. Um genau zu sein will Damien sich gerade ausziehen um der Kundin zu beweisen, dass der mit Nieten besetzte Tanga wirklich gut aussieht. Mit dem passenden BH läuft er schon seit einer geschlagen halben Stunde rum. Wirklich zum schießen! Die Kudin sieht das wahrscheinlich nicht so und auch die Verkäuferin schmeißt uns schließlich raus. Aber davor schaffe ich es noch den Tanga, den BH und Kondome zu bezahlen und einzupacken. Also als nächstes zur Kosmetik...Damien ist echt der Hammer. Er flirtet mit den männlichen Verkäufern, lääst sich beraten und schminken nur um mir anschließend Tipps zu geben. Also ernenne ich ihn kurzerhand zu meinem Kosmetiker. Und so sind wir dann alle, ja wirklich alle, fünf Stunden später wieder in der Limousine und auf dem Weg nach Hause. Als George und ich alle abgesetzt haben geht es schließlich auch für mich nach Hause.

 

 

"Guten morgen liebe Leute!!! Auf in einen wunderschönen Tag und was könnte es besseres geben als mit Wake me Up in den Tag zu starten?!?! Und jetzt, nur für Sie Avicii!!!" Wütend über die Störung von meinem geliebten Schlaf, werfe ich mein Kissen nach dem nervenden Radiowecker.

"Gar nicht aufzustehen", murmele ich und drehe mich auf die andere Seite um weiterzuschlafen. Das gelingt mir auch, bis ein Klopfen an meiner Tür ertönt und eine schrille Frauenstimme fragt: "Miss, sind Sie schon wach? Ihr Wecker müsste schon vor einer halben Stunde geklingelt haben! Sie müssen in die Schule!"

Irgendwie habe ich gerade ein Dejá-Vu. Ist das jetzt jeden morgen so? Wenn ja fange ich die nächsten Tage bitte erst nach der Schule an. Aber irgendwas ist heute anders als gestern. Ach ja...heute Abend steigt die Party. Und jetzt muss ich mich anziehen, damit ich die Schule noch einladen kann. Also duschen, ab in eine Hotpants und mein schwarzes Top mit der Spitze am Dekoltee. Dazu schwarze High Heels und dezent gehaltene Schminke. Meine Sonnenbrille nicht vergessen und fertig. Schnell mache ich mich auf den Weg nach unten um wenigstens heute etwas zwischen meine Zähne zu bekommen. Ich bin noch mitten im Frühstück als George rein kommt um mich zu fahren. Zu seinem Erstaunen, stehe ich auf ohne ihn anzufahren. Die Gedanken an die Party haben meine Laune wirklich gehoben. Die Fahrt verläuft auch sehr ruhig. Erst als ich an der Schule ankomme und George mir die Tür öffnet geht der Tumult los. Sobald ich stehe werde ich fast wieder von meinen neuen Freunden umgeschmissen, die mich stürmisch umarmen. Damien gibt mir wieder ein Bussi und fängt sofort an von meinem Outfit zu schwärmen, bis auch er bemerkt, dass alles um uns herum still ist.

„Was?“, frage ich in die gespenstische Stille hinein. Dieser idiotische Brad, der es gewagt hat mich anzufassen, tritt vor und beantwortet meine Frage:

„Damien hat dich gerade geküsst. Willst du ihn nicht kastrieren? Ich meine warum darf er es und ich nicht?“

„Damien darf das einfach weil er so unglaublich süß schmeckt“, sage ich mit einem kecken Lächeln und wuschel Damien dabei durch die Haare.

„Ich schmecke auch..“, will er anfangen aber ich bringe ihn mit einer einfachen Handbewegung zum schweigen.

„Interessiert mich einen Scheiß wie du schmeckst! Und jetzt macht Platz, ich will nicht wegen euch zu spät zum Unterricht kommen!“ Als wir bei Angelica und Co vorbeikommen, setze ich meinen Plan in die Tat um. Ich sage relativ leise, aber laut genug damit Angelica es versteht, zu meinen Freunden:

„Also heute um Zehn die kleine Party bei mir. Aber bitte erzählt es nicht weiter, mein Vater bringt mich um, wenn es zu viele werden.“ Ich weiß genau, dass die Zicken es weiter erzählen werden. Uhh das wird sie ärgern.

Der Tag verläuft sonst relativ ereignislos. Bis auf ein paar Anmachen und kleinen Streitereien passiert eigentlich überhaupt nichts. Ich lasse sogar zu, dass mich jemand anrempelt und motze ihn nicht an. Meine gute Laune lass ich mir heute von niemandem versauen!

Um acht kommen dann der Catering Service, die Getränke und der DJ. Bei letzterem etschuldige ich mich sogar wegen meinem unfreundlichem Auftreten am Telefon. Als Saphira und ich uns dann in meinem Zimmer fertig machen, fragt sie mich ob ich irgendwas genommen habe.

„Ach wieso? Nur weil ich mal nett bin? Ich bin doch immer so...“ Meine Rede wird von einem Lachflash unterbrochen. Aber um zehn vor Zehn sind wir trotzdem fertig und bewegen uns in Richtung Haustür. Let's go!

Mädchen haben ihren Alkoholkonsum echt nicht im Griff...

Fabio

 

Es ist bereits Mitternacht als wir das Auto vor Giovannis Haus parken. Schon von weitem sind die dröhnenden Bässe und das Partygeschrei zu hören. Layla scheint keine halben Sachen zu machen, die Party ist bereits in vollem Gange. Kein Wunder, wir sind zwei Stunden später als geplant hier, weil wir uns nicht über die richtige Vorgehensweise einig waren, Enrico am wenigsten.

Er war der Meinung, dass wir Layla einfach erpressen und sie zwingen sollten, das zu machen, was wir sagen, damit wir auf sie „aufpassen“ können, wie Giovanni es möchte. Matteo, Giuliano und ich konnten ihn dazu überreden, dass wir es erstmal damit versuchen würden, das mit Layla wieder gerade zu biegen.

Jedenfalls war Enrico angepisst und ließ sich zumindest auffallend viel Zeit beim Herfahren und auch jetzt noch, was wir anderen drei mit einem belustigten Grinsen quittieren.

Uns ignorierend stößt Enrico die Tür auf und wir werden von dem Geruch von Rauch und Alkohol förmlich erschlagen. Das riesige Anwesen ist völlig überfüllt, und die Bässe von „Boy o Boy“ dringen in meine Ohren. An jeder Ecke steht Alkohol und einzig und allein Laser belichten das Hausinnere. Jeder scheint gut drauf zu sein. Überall reiben sich verschwitzte Körper aneinander und ich bereue es, mir heute Nacht nicht einfach die nächstbeste Schlampe schnappen zu können und eine geile Nacht zu haben. Unserem Boss allerdings wird das hier gar nicht gefallen, wenn er wiederkommt, immerhin sollten wir auf Layla aufpassen. Zeit also, einzugreifen.

„Okay, und wo ist das Miststück?“, faucht Enrico und blickt sich schlecht gelaunt um.

„Alter“, brummt Matteo beschwichtigend, „wir haben kein Bock auf Stress. Bring das einfach wieder in Ordnung.“

„Ernsthaft Mann, keiner von uns hat Lust auf das hier heute Abend. Wir würden auch lieber einen Drauf machen“, stimme ich ihm zu. Giuliano und Matteo nicken, denn wir alle wissen, dass wir wie eh und je in der Scheiße sitzen und das dieser Abend unsere vermutlich letzte Chance ist.

„Ist ja gut. Haltet euch an den Plan!“, knurrt Enrico und schiebt sich zielstrebig durch die Menschenmassen auf der Suche nach Layla.

Ich dagegen halte Ausschau nach Saphira. Leichter gesagt als getan. Obwohl ich natürlich schon des Öfteren in Giovannis Haus war, verirre ich mich mal wieder. Hinzu kommt, dass  heute auch noch lauter Gäste da waren, die mich meinen Job kosten können. Ziellos stapfe ich weiter Richtung Bar. Weit und breit ist Saphira nicht zu sehen, aber ich gebe mich wohl oder übel geschlagen und suche weiter. Hinten auf der riesigen Tanzfläche erblicke ich Enrico, der ebenfalls keinen Erfolg bei der Suche zu haben scheint. Seine Aufgabe ist es, Layla zu finden und sie abzufüllen, um so leichter ihr Vertrauen gewinnen zu können und um sich dann bei ihr zu entschuldigen. Keiner von uns beneidet ihn um seinen Job. Zudem muss er es irgendwie schaffen sie davon abzulenken, dass Matteo und Giuliano alle Gäste rauswerfen und die Party beenden, damit Giovanni nie erfährt, wie hier alles außer Kontrolle gelaufen ist. Ich für meinen Teil bin die Absicherung. Zum einem muss ich Saphira dazu bringen mir zu vergeben, damit uns Layla wegen der Sache mit den Fotos nicht mehr allzu sehr hasst, zum anderem besorge ich uns so ein neues Druckmittel gegen Layla, falls sie nicht spurt. Denn Drohungen gegen sie selbst scheinen sie nicht abzuschrecken und mit der Zeit haben wir gelernt, dass man, um in der Mafia zu überleben, immer einen Plan B braucht.

Und da erblicke ich sie, Saphira, nur ein paar Schritte von mir entfernt steht sie an der Bar und bestellt sich einen Martini und auch wenn sie mir nie etwas bedeutet hat, komme ich nicht umhin festzustellen, dass ihr knappes, blaues Kleid mit dem gewagten Rückenausschnitt sie echt scharf aussehen lässt. Nicht wie Daddys kleines Mädchen, was sie eigentlich ist, sondern einfach nur heiß. Sie hat mich noch nicht bemerkt, also schlendere ich lässig auf sie zu und raune ihr von hinten ins Ohr:

„Hey, mein Kleines.“ Sie erstarrt, als sie ihren Spitznamen von früher hört. Langsam und mit geweiteten Augen dreht sie sich um und ich sehe unterdrückte Hoffnung in ihrem Gesicht aufflackern, bevor sie sich wieder fängt und ihre Augen zu Schlitzen werden.

„Fabio?“ Als sie spricht, rieche ich den Alkohol in ihrem Atem und mir fällt auf, dass ich noch komplett nüchtern bin. Ich nicke dem Barkeeper zu und bestelle mir einen Vodka, ehe ich mich mit einem charmanten Lächeln wieder an sie richte.

„Was willst du?“ Ihr Blick ist, genau wie ihre Worte, hasserfüllt aber auch etwas glasig. Meine Mundwinkel zucken amüsiert, während ich antworte:

„Dich.“ Ein ungläubiges Lachen entfährt ihr.

„Glaubst du wirklich, dass ich dir das abkaufe?  Nach allem was passiert ist? Verschwinde!“, lallt sie erbost. Jetzt bin ich es, der lacht. Sie will mir einen Korb geben? Mir? So läuft das nicht. Ich bekomme, was ich will und das sollte sie mittlerweile wissen. Normalerweise hätte ich sie einfach in den nächstbesten Raum gezerrt und ihr gezeigt, was sie wirklich will, WEN sie wirklich will. Aber nicht heute. Ich muss behutsam vorgehen, zu viel steht auf dem Spiel. Also schlucke ich meinen Stolz herunter, lehne mich neben sie an den Tresen und schaue ihr tief in die Augen. Lügen ist doch eine meiner leichtesten Übungen.

„Hör mir zu. Das ist alles falsch gelaufen, ich wollte dich nie verletzen. Das mit den Bildern…. und dass ich dich damit so verletzt habe, tut mir unendlich leid. Ich habe in meinem Leben viele falsche Entscheidungen getroffen, aber die schlimmste war, dich gehen zu lassen. Ich wollte immer nur dein Bestes und nur deshalb habe ich dich damals gehen lassen. Ich bin nicht gut für dich, aber ich kann und will nicht mehr ohne dich leben. Die Bilder….ich lösche sie, versprochen. Und wenn du mir eine zweite Chance gibst, verspreche ich dir, dass ich dich nie wieder enttäuschen werde. Du bist mir wichtig.“

Diese Worte hatte ich auf dem Weg hier her immer und immer wieder in meinem Kopf wiederholt und ausgesprochen hören sie sich noch tausendmal beschissener und unglaubwürdiger an. Wie in einer dieser behinderten Schnulzen! Wer labert denn auch so einen Scheiß? Aber Mädchen stehen ja auf sowas, insbesondere Saphira. Gespielt hoffnungsvoll sehe ich sie an. Sie erwidert meinen Blick und lächelt zaghaft zurück.

„Meinst du das wirklich ernst, Fabio?“ Ich grinse. Was für ein kleines, naives Mädchen. Lernt sie denn nie dazu? Ich beuge mich vor und streiche mit meiner Hand über ihre Wange.

„Jedes Wort, Kleines“, raune ich und füge hinzu:

„Willst du tanzen?“ Saphira nickt und ich kann das altbekannte Strahlen in ihren Augen wiederkehren sehen. Das war ja leichter als gedacht. Ich nehme mein Glas und kippe es mit einem Zug runter, Saphira tut es mir gleich. Ab hier ist alles für mich nur noch reine Routine. Ich schlinge einen Arm um ihre Taille und führe sie auf die Tanzfläche. Schon dreht sie mir den Rücken zu und reibt sich aufreizend im Takt zum Beat an mir. Meine Hände legen sich um ihre Hüften und ich folge einfach ihren Bewegungen. Ihr Arsch presst sich an mich und ich spüre, wie sich etwas in meiner Hose anfängt zu regen. Sie scheint das auch zu spüren denn sie dreht sich zu mir um und lächelt zufrieden.

„Ich habe dich vermisst“, haucht sie.

„Ich dich auch“, murmle ich schnell, will nicht, dass sie mit dem Tanzen aufhört. Ihre Pupillen sind geweitet, ihr Blick lustverhangen. Dann überrascht sie mich, als sie sich vor mir niederkniet und fahrig anfängt meinen Gürtel zu öffnen. Ich lache leise. Sie scheint betrunkener zu sein, als ich dachte. Nüchtern würde sie das nie vor all den Leuten tun, wahrscheinlich würde sie es überhaupt nicht tun. Und weil ich heute ja so nett bin, beschließe ich sie vor der Blamage, mir vor allen Leuten einen geblasen zu haben, zu bewahren und greife mir sanft ihre Handgelenke.

„Lass uns woanders hingehen“, flüstere ich in ihr Ohr und zieh sie mit mir.

Stolpernd gelangen wir in irgendeins der vielen Gästezimmer und ja, ich weiß wie klischeehaft das ist, aber besser, als in Giovannis Büro zu vögeln. Ich schalte das Licht an.

„Hey“, protestiert sie und schwankt dabei gefährlich. Mädchen haben ihren Alkoholkonsum echt nicht im Griff...

„Im Dunklen wäre das viel romantischer“, sagt sie und schaut mich mit großen Augen an. Ich verdrehe meine und erwidere:

„Ich will dich aber sehen, außerdem habe ich was für dich.“ Neugierig blickt sie mich an.

„Schließ deine Augen und dreh dich um!“, befehle ich ihr und sie gehorcht. Langsam hole ich mein Handy hervor, positioniere es im Schrank und schalte die Videokamera an. Mit dieser Aufnahme haben wir sie in der Hand! Dann fische ich noch hektisch die Silberkette mit dem Herzanhänger hervor, die Matteo noch irgendwo auftreiben konnte. Von hinten trete ich an sie heran und binde ihr die Kette um.

„Augen auf, Kleines.“ Innerlich könnte ich kotzen, dieses Romantikzeugs ist überhaupt nicht mein Ding und ich kann nicht fassen, zu was ich mich da gerade wirklich herabgelassen habe. Aber als Saphira mir überglücklich um den Hals fällt und anfängt mich stürmisch zu küssen und zu stöhnen, kommen wir endlich zu dem Teil, auf den ich mich am meisten gefreut habe. Also unterdrücke ich meinen Würgereiz und beginne mich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Meine Lippen an ihrem Hals und  meine Hände auf ihrem himmlischen Arsch. Als ich ihr ihr  Kleid gierig ausgezogen habe und sie grob gegen die Wand drücke, stöhnt sie genüsslich auf und ich grinse selbstgefällig. Mädchen sind so berechenbar.

Da sie so betrunken ist, schläft Saphira nach bereits einer Runde erschöpft ein und liegt jetzt nur von einer dünnen Decke verhüllt in dem Gästebett. Ich gehe zu dem Schrank und habe gerade die Kamera ausgeschaltet und mich angezogen, da klopft es an der Tür. Leise schlüpfe ich aus dem Zimmer und ziehe sie Tür hinter mir zu. Vor mir stehen Giuliano und Matteo. Wie hatten die mich denn jetzt gefunden? Waren wir etwa so laut, dass sie gleich wussten in welchem Zimmer wir waren? Ich schiebe diesen Gedanken beiseite.

„Wie sieht´s aus?“, frage ich die Beiden. Giuliano antwortet grimmig:

„Alle sind gegangen… Wir mussten nur selten nachhelfen.“ Bei dem letzten Satz grinsen beide zufrieden.

„Wir haben deine Nachricht bekommen. Zwischen dir und Saphira ist also alles wie geplant gelaufen?“, will Matteo wissen. Ich nicke.

„Ich hab das Video. Also, wieso seid ihr hier?“ Matteo zuckt mit den Schultern.

„Wir wollten nur wissen, ob du Enrico und Layla gesehen hast. Die beiden sind weg und er geht mal wieder nicht an sein Handy.“ Ich fluche: „Wenn er es versaut hat, bringe ich ihn um.“

 

 

 

Hey ihr Lieben,

wir sind es endlich mal wieder...SunnyMalli und BellaLuna...*yeah*

Aber wir müssen ehrlich sein und dürfen uns die Lorbeeren für dieses Kapitel nicht abholen...die liebe Victoria :* (jaaa der Kussmund gehört zu dem Namen :D) hat uns erst einmal in den Arsch getreten und uns anschließend dieses Kapitel geschrieben :D Also gehört das Lob ihr!!!

Danke <3

 

Aber auch euch anderen gilt ein riesiges Dankeschön :*

Vor allem durch eure Kommentare und auch Kritiken werden wir ermutigt und können uns verbessern. In der ganzen Zeit in der wir nicht geschrieben haben, hat uns das schlechte Gewissen euch gegenüber geplagt...also bitte schreibt uns weiter eure Meinung und auch schlechte Kritik nehmen wir, solange sie konstruktiv verpackt ist, mit Freuden an.

 

Ganz Liebe Grüße

eure

BellaLuna & SunnyMalli :*****

Impressum

Texte: Alles unsere Ideen!!!
Lektorat: Korrektur: Vielen Dank an die liebe Leybell die sich die Mühe macht unser Buch auf Rechtschreib- und Grammatikfehler zu durchforsten. Danke dir!!! :*
Tag der Veröffentlichung: 20.06.2013

Alle Rechte vorbehalten

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