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Das Mädchen mit den verwirrten Buchstaben

Das Mädchen mit den verwirrten Buchstaben

 

Gewidmet meiner Patientin Katherina S. (Katherinchen)

 

 

Es war einmal eine kleine und sehr schöne Prinzessin. Diese lebte zufrieden und glücklich bei Ihren Eltern. Sie hatte ein eigenes Pony und wenn sie mit ihrem Pony ausritt spürte sie den Wind, die Sonne, manchmal ein wenig Regen und war froh und zufrieden.

In der Schule plagte sie Kopfweh. So gingen ihre Eltern mit ihr von Arzt zu Arzt, besuchten Heiler und Weise aber alles war ohne Erfolg. Die Buchstaben in Ihrem Kopf waren durcheinander und auch die Zahlen verdrehten sich ständig. Kaum lernte sie Strasse schreiben und schüttelte den Kopf, ja was denkt ihr kam dann raus. Aus Strasse wurde Ssaste, aus Wiese wurde Weisse, aus Bett wurde Beeet und oft wusste sie gar nicht mehr was sie denn noch denken sollte. Bei den Zahlen war es auch so ähnlich und:

 

Eins und Eins gibt Drei

Das nennt man Wunderei

Aus Fünf und Fünf wird Elf

Und danach kommt gleich die zwölf

Aus Sechs und Sechs wird Dreizehn

Am Fuß sind der Zehen vierzehn

 

So ging sie mit Ihren Eltern zu großen Wissenschaflern die ihr nach wichtigen und gewichtigen Untersuchungen eine schwere Krankheit diagnostizierten: „Sie hat eine Schwäche im Lesen und Schreiben“.  Ein Wurm ist im Kopf der alles durcheinander bringt und wir können den nur operieren und mit einer großen schweren Eisenzange zusammen mit dem Gehirn aus dem Kopfe ziehen. Das wusste sie vorher schon aber nun war es mit Hilfe der Wissenschaft endgültig und lebenslang geklärt. Nie wieder würde sie richtig lesen und schreiben lernen. Nur noch Pferdeausmister würde sie als Beruf lernen können. Da wurde es der Mutter und der Prinzessin schwer ums Herz.

 

Doch eines Tages ging sie mit ihrer Mutter zu einem sehr alten weisen Mann, der sogleich erkannte, dass die Prinzessin denn eine kluge und schöne Frau werden würde. Als er seine rechte  Hand auf ihren Kopf legte schrie das Kopfweh, au ja die Hand ist gut. Als jedoch der Weise die linke  Hand auf den Kopf legte da fühlte sich das Kopfweh unwohl. Ja wie kommt denn das?

Die Prinzessin hat eine linke und eine rechte Hirnhälfte die zusammen arbeiten und doch auch Rivalen sind. Die rechte Hälfte ist gutmütig, voller Liebe und Gefühle und nimmt sich nicht so wichtig, weil die ja mit dem Schöpfer und der Seele verbunden ist. So mochte das Kopfweh die  rechte Hirnhälfte die mit der linken Hand verbunden ist ganz und gar nicht.

Die linke Hirnhälfte ist egoistisch und denkt nur an sich. Da ist auch das Rechnen und das Schreiben angesiedelt. Das Kopfweh fühlte sich in der linken Hirnhälfte so wohl, hatte es doch da den großen Zahlensalat geschaffen um ein gutes und auskömmliches Leben führen zu können.

 

Der Weise holte den alten Besen vom Keller und kehrte das Kopfweh einfach in eine Schaufel und warf es in den Kompost Behälter. Da war ein großer brauner Behälter vor dem Haus in den der Weise viele Krankheiten, Schmerzen und Gebrechen warf. Bald war er schon voll, weil doch so viele Menschen von weit und fern zum Auskehren kamen.

Dann nahm der Weise eine Bürste und kämmte das goldene Haar der Prinzessin.

Er kämmte und kämmte und nach und nach sortierten sich die Buchstaben und Zahlen im dem Kopf. Es dauerte ein Weilchen und die Prinzessin kam öfter zum Auskämmen. Mit jedem mal wurde es in der Schule besser und mit Freunden lernte sie.

 

Ssaste wurde Strasse

Weisse wurde Wiese

Beeet wurde Bett

Eins und eins sind zwei

Das ist doch einerlei

Aus fünf und fünf wird zehn,

so wie wir an der Hand die Finger sehn

Aus  sechs und sechs wird zwölf,

der Herr hat nach dem Verrat deren elf.

 

Als sie eine erwachsene Frau war, und mit braven und guten Kindern und einem fleißigen Mann lebte, erinnerte sie sich gerne an die Zeit als ihr Haar gekämmt wurde und die Zahlen und Buchstaben im Kopf sich sortierten.

Sie hatte es geschafft die linke und rechte Hirnhälfte zu befrieden, so dass die beiden friedlich zusammen arbeiteten statt sich jeden Tag aufs Neue zu bekriegen. So war Frieden in ihrem Kopf eingekehrt und sie konnte gut  und klar denken. Die gutmütige und liebevolle rechte Hirnhälfte bestimmt jedoch ihr Leben so dass aus der kleinen Prinzessin eine liebevolle Mutter und gute weise Frau wurde.

 

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute glücklich und zufrieden

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.12.2017

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Das Märchen ist meiner Patientin Katherina S. (Katherinchen) gewidmet.

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