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Der Weg zum Strand

Hay lugares donde uno se queda y lugares que quedan en uno.

 

 

Ich laufe durch die holprigen Straßen des kleinen weißen Dorfes. Es ist gerade neun Uhr, der Ort wirkt verschlafen und unbewohnt.

 

Ich kenne alles ganz genau: in diesem Hauseingang schläft ein ruhiger Hund, dorthinten ist der Schuhladen von Vanessa, hier haben wir gestanden, als die Prozession vorbei kam ... Es ist unglaublich, wie vertraut mir alles ist, obwohl ich mich in der ersten Woche so oft verlaufen habe.

 

Ich schlendere weiter Richtung Meer. Die Straße mit den Orangenbäumchen ist für mich immer wieder ein Wunder. Ob die Leute, die hier leben, das auch so empfinden?

 

 

 

Mir bleiben nur noch wenige Stunden, dann muss ich zurück in meinen Alltag.

Es ist alles so grell, ohne meine Sonnenbrille wäre ich verloren.

 

 

Blaue Wäsche flattert im Wind und die Stromleitungen vibrieren. Eine alte Frau kommt mir entgegen, sie lächelt mich an. Ich fühle mich wie ein Teil dieses Ortes, wohne im Zentrum in einem kleinen Apartment in der Calle Bodegueros. Ich wünschte, es wäre immer so.

Das Leben ist hier so leicht und unbeschwert. Ich habe das Gefühl, dass ich einen schweren Rucksack abgeworfen habe und ein paar Zentimeter über dem Boden schwebe.

 

 

Die kleinen Touristenläden haben noch nicht geöffnet, doch bald werden sie ihre Andenken und T - Shirts heraushängen. Ein Laden hat jetzt schon auf. Ein großes Surfbrett steht davor und "La isla bonita" klingt leise aus einem kleinen Lautsprecher, der irgendwo in einer Ecke steht. Ich schaue mir die Andenken in Ruhe an, probiere einen bunten Wickelrock an und entscheide mich dann aber doch dagegen.

"Hasta luego!", sagt das junge Mädchen und winkt mir nach. Es ist mein letzter Tag, jetzt wird es mir wieder bewusst.

 

Die Glocke der alten Kirche bimmelt und irgendwo höre ich das unermüdliche Klopfen der Bauarbeiter. Sie nutzen die frühen Morgenstunden, bevor sie die Siesta beginnen.

 

Jetzt bin ich wieder im "Barrio de las Flores" angelangt und bin überwältigt von dem Blütenmeer, das mich dort umgiebt. Irgendwo singt ein Kanarienvogel und ein Radio dudelt. Die Zeit steht still und ich halte den Atem an.

 

 

Eine Katze liegt eingerollt zwischen den Blumentöpfen. Ihre weisen Augen scheinen mich zu durchbohren. Lautlos springt sie davon und ist hinter einer Ecke verschwunden.

 

 

Fast hätte ich eine Stufe übersehen und kann mein Gleichgewicht gerade noch halten. Schnell noch ein Bild mit dem Handy machen, oder lieber nicht? Ein knatterndes Motorrad braust an mir vorbei und dann bin ich am Meer.

 

 

Wie immer kommt es mir sehr wütend und aufgewühlt vor. Ich bücke mich und stecke mir eine Muschel ein. Ich weiß, ich habe viel zu viel gesammelt, doch ich will irgendetwas mitnehmen von diesem Ort.

 

 

Die Zeit vergeht viel zu schnell. Es ist schon heißer geworden. Ich gehe am Strand entlang Richtung Roche. Die Felsen zeichnen sich klar gegen den blauen Himmel ab und die Palmen wiegen sich im Wind.

Heute Nachmittag werden die Drachengleiter von der Klippe springen und bunte Punkte in den Himmel zaubern.

Die Frau mit den kleinen wütenden Hunden kommt immer gegen fünf und abends sitzen wir auf dem Balkon und trinken Wein.

 

Ich setzte mich einen Augenblick hin und schaue aufs Meer.

 

Dabei hoffe ich, dass ich diesen Moment nie vergessen werde, auch dann nicht, wenn mich der Alltag wieder überfällt.

 

Impressum

Texte: Dörte Müller
Bildmaterialien: Dörte Müller
Cover: Dörte Müller
Lektorat: Dörte Müller
Tag der Veröffentlichung: 17.04.2024

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die Sehnsucht nach Spanien haben

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