Inhaltsverzeichnis
Harry passt auf
Drei Wünsche für Harry
Harry und die Wetterfrau
Harry findet einen Freund
Harry und der König
Harry und der grüne Hase
Harry und die Prinzessin
Harry und die bunten Hühner
Harry schwebt im siebten Himmel
Harry kann nicht schlafen
Harry und der faule Neffe
Harry und der Osterhasenzauber
Harry und der spanische Osterhase
Kennst du schon den Hasen Harry? Er ist sehr liebenswürdig und erlebt immer viele Geschichten. Die Geschichten sind in diesem Buch gesammelt und können unabhängig voneinander gelesen werden. Sie drehen sich fast alle um das Osterfest und um Harrys großen Wunsch, alle Ostereier rechtzeitig zu verteilen und den Kindern ein schönes Fest zu bereiten. Dabei kann eine Menge schiefgehen, doch irgendwie schafft es Harry am Ende immer, alles gerade noch so zu retten.
Viel Spaß beim Lesen der Geschichten und Ansehen der Bilder.
Harry passt auf
Osterhase Harry war zufrieden. Er hatte alle Ostereier verteilt und war gerade rechtzeitig mit der Arbeit fertig geworden.
Es schien ein wunderschöner Frühlingstag zu werden. Harry freute sich schon auf die viele freie Zeit, die vor ihm lag. Er wollte auf der Wiese liegen und den Schlaf nachholen, den er in den letzten Tagen und Nächten verloren hatte. Er musste nämlich beim Eiermalen helfen, weil einige Hasen krank geworden waren. Eigentlich war er ja nur für das Austeilen der Ostereier zuständig, doch er musste wie viele andere Hasen einspringen und helfen. Das hatte er eigentlich gerne getan, denn wenn er einmal krank war, mussten andere Hasen für ihn die Eier verteilen.
Harry freute sich wie gesagt auf ein bisschen Urlaub und Erholung. Vielleicht wollte er im Bach schwimmen gehen, wenn es warm genug war. Sonst würde er nur die Füße ins Wasser halten. Außerdem hatte er sich mit seiner Freundin Henriette verabredet und die beiden wollten in den Zoo gehen. Darauf freute er sich ganz besonders. Allerdings war Harry ein bisschen schüchtern. Über was sollte er mit Henriette reden? Er hatte keine Ahnung. Sein Leben war nicht so interessant. Er konnte ihr erzählen, dass er die Ostereier erfolgreich versteckt hatte. Doch das dauerte vielleicht drei Minuten. Was sollte er danach erzählen? Oh, wie war er aufgeregt! Hoffentlich fand sie ihn nicht so langweilig ...
Eigentlich hatte er jetzt schon frei und konnte nach Hause gehen, doch irgend etwas hielt ihn zurück. Es war sieben Uhr morgens, die Vögel zwitscherten munter und alles war ganz friedlich. Bald würden die Kinder aufstehen und die Eier suchen. Harry wollte noch ein bisschen bleiben und sich verstecken. Aus seinem Versteck heraus wollte er beobachten, wie die Kinder die Eier suchten. Er freute sich, wenn sie Spaß daran hatten und vor Vergnügen laut riefen und lachten. Ach, Osterhase zu sein war ein herrlicher Beruf!
Während er hinter der Mauer hockte und auf die ersten Kinder wartete, dachte er an seine Freundin und an das Treffen mit ihr um 10 Uhr vorm Waldrand. Sein Herz schlug etwas schneller. Er wollte ihr ein kleines Herz geben, auf dem Happy Easter stand.
Doch da fiel plötzlich ein großer Schatten über ihn. Was war das? Er blickte nach oben und erkannte einen großen Greifvogel. Was wollte dieser Vogel hier? Mit Entsetzen musste Harry beobachten, wie der Vogel sich auf die versteckten Eier stürzte und sie packte. Dann flog er mit einem Ei davon und war schließlich nur noch ein winziger Punkt am Horizont.
Harry konnte es nicht fassen. Gerade wollte er loslaufen und die anderen Eier retten, da kam der Vogel zurück und schnappte sich wieder ein Ei. Das trug er abermals davon.
Harry wurde ganz schlecht vor Angst! Der Vogel kam schon wieder zurück und holte sich erneut ein Ei.
Harry warf mit einem Stein nach ihm, doch der Vogel lachte nur.
„Die Eier brauche ich für meine Kinder, du Dummkopf! Jedes Jahr vergisst du uns!“
„Aber ich wusste gar nicht, dass ihr Vögel Eier wollt! Dann müsst ihr das rechtzeitig im Osterhasenbüro anmelden!“
Der Vogel kümmerte sich nicht um das, was Harry sagte. Das Nest war geplündert. Harry war nur froh, dass der Vogel die anderen Nester nicht entdeckt hatte. Doch jetzt hatte er ein Problem. Ein Kind würde keine Eier finden!
Harry wusste nicht, was er tun sollte. Da sah er plötzlich einen Igel im Gras.
„Igel, hast du eine Idee, wie ich die Eier wiederholen kann? Die Jule wird gleich wach und wenn sie keine Ostereier findet, wird sie sehr traurig sein!“, erklärte Harry niedergeschlagen.
Der Igel hatte alles beobachtet.
„Es ist sinnlos, die Eier von dem Vogel zurück zu holen. Er ist gemein und böse. Du musst dir etwas anderes ausdenken!“, sagte der Igel. „Leider habe ich keine Idee, wie ich dir helfen kann!“
„Ich muss zum Supermarkt!“, rief Harry. Das war das Einzige, was ihm in seiner Not eingefallen war.
„Der hat heute geschlossen!“, rief der Igel. Harry setzte sich auf den Bordstein und fing an zu heulen.
„Ich kann es nicht ertragen, wenn die Jule keine Eier findet!“, schluchzte er. „Ich muss die Eier wiederholen!“
„Nein, tu es nicht, es ist zu gefährlich!“, rief der Igel, doch Harry war schon weggehoppelt. Schnell hoppelte er zu dem großen Baum, wo der Vogel sein Nest hatte. Es war ganz weit oben, fast in den Wolken. Harry wurde schwindelig, als er hinaufblickte.
„Das schaffe ich nie!“, dachte er verzweifelt. Da sah er ein Eichhörnchen auf den Zweigen klettern.
„Eichhörnchen, ich habe ein großes Problem. Der Greifvogel hat die Ostereier von der Jule gestohlen und gleich wird sie aufwachen und Eier suchen wollen. Kannst du vielleicht die Eier wieder zurückholen? Ich wäre dir sehr dankbar!“, rief Harry dem Eichhörnchen zu. Das Eichhörnchen sah Harry nachdenklich an.
„Ich verstehe dein Problem, doch der Greifvogel ist zu gefährlich. Er wird mich fressen, wenn er mich erwischt!“
„Dann müssen wir vielleicht noch andere Tiere fragen!“, überlegte Harry. Aber welches Tier kam in Frage?
Plötzlich wehte ihm Veilchenduft um die Nase. Dieser Duft erinnerte ihn an seine liebe Freundin. Harry dachte an Henriette und dass er vielleicht die Verabredung um 10 Uhr für den Zoo nicht einhalten konnte. Bei dem Gedanken an den Zoo kamen ihm die Giraffen in den Sinn. Ja, die Giraffen! Das war die Lösung! Er musste die Giraffen irgendwie aus dem Zoo befreien, so dass sie die Eier aus dem Nest holen konnten. Sie waren schließlich groß genug!
„Eichhörnchen, komm schnell, wir müssen in den Zoo!“, rief Harry voller Energie. Verwundert folgte ihm das Eichhörnchen.
Zehn Minuten später waren sie angekommen. Der Zoo war noch geschlossen, doch für Harry und das Eichhörnchen war das kein Problem.
Das Eichhörnchen kletterte über den Zaun und Harry hatte sein gewohntes Schlupfloch, das er jedes Mal benutzte, wenn er in den Zoo ging. Zum Glück hatten die Wärter es noch nicht entdeckt.
Bald schon standen die beiden Tiere vor dem Giraffengehege und erklärten den Giraffen das Problem.
„Wir helfen gerne, doch wie sollen wir hier jemals heraus kommen?“, fragte die größte Giraffe.
„Jetzt sind wir schon so weit gekommen, dieses Problem lösen wir auch noch!“, sagte Harry und setzte sich ins Gras. Das grüne Krokodil aus dem Nachbargehege hatte aufmerksam zugehört.
„Hoffentlich könnt ihr die Eier wieder zurück bringen. Ich würde auch gerne helfen, doch ich weiß nicht, wie. Ich kann zwar aus meinem Gehege ausbrechen, das habe ich schon vor langer Zeit herausgefunden. Es gibt da nämlich ein Schlupfloch. Aber ich habe es keinem erzählt!“
Harry freute sich für die Anteilnahme des Krokodils und lächelte. Er hatte bisher nicht gewusst, dass Krokodile so nett sein können. Er hatte immer gedacht, sie wären gefräßig und gemein wie der Greifvogel.
„Danke, dass du uns helfen wolltest!“, sagte er.
Eine kleine Maus knabberte an seinen Füßen herum.
„He, ich bin doch kein Käse!“, beklagte sich Harry. Doch da kam ihm die rettende Idee.
„Maus, du musst das Schloss aufknabbern, die Giraffen haben einen wichtigen Auftrag!“, erklärte Harry. Das ließ sich die Maus nicht zweimal sagen, sie liebte Aufträge, besonders, wenn sie wichtig waren. Schnell war das Schloss geknackt.
Harry führte die Giraffen zum Haupteingang. Die Giraffen freuten sich über den schönen Ausflug, denn sie kannten leider nur ihr kleines Gehege.
Doch die Freude sollte nur von kurzer Dauer sein.
„Was ist denn da los?“, rief ein Wärter. „Wer hat die Giraffen rausgelassen?“
Aus einem Lieferwagen kamen drei Wärter herausgesprungen und öffneten das Haupttor. Harrys Herz rutschte in die Hose. Der Plan war gescheitert. Doch plötzlich wurde die Aufmerksamkeit der Wärter in eine andere Richtung gelenkt.
„Da, seht! Das Krokodil ist auch ausgebrochen!“, rief einer der Wärter.
„Wir müssen das Krokodil zuerst einfangen, es ist gefährlich!“, rief der Chef.
Die Giraffen und Harry nutzten die Unaufmerksamkeit und schlüpften durch das geöffnete Tor hinaus ins Freie.
„Es ist nicht mehr weit!“, erklärte das Eichhörnchen den rennenden Giraffen. „Wir können es schaffen!“
Sie liefen so schnell wie schon lange nicht mehr. Endlich waren sie an dem Baum angekommen. Harry sah, dass er Vogel gerade nicht im Nest war. Man konnte das Nest gut von unten erkennen. Doch wie sich bald herausstelle, waren die Giraffen doch nicht lang genug, um die Eier aus dem Nest zu holen.
Obwohl Harry Angst vor Höhen hatte und ihm immer schlecht wurde, wenn er auf einen Baum kletterte, versuchte er, an dem Hals der Giraffen hochzuklettern und sich dann nach oben zu recken. Doch es war zwecklos. Der Hals war zu glatt und Harry rutschte immer wieder herunter.
„Die Wärter werden uns gleich holen, sie haben bestimmt schon die Verfolgung aufgenommen!“, gaben die Giraffen zu bedenken. Dann rief die größte Giraffe: „Wir hätten die Affen holen sollen! Die hätten die Eier mit Leichtigkeit geholt!“
„Aber sie sind zu verspielt, die hätten den Ernst der Lage nicht verstanden!“, gab eine andere Giraffe zu bedenken. So standen sie alle unter dem Baum, so nah am Ziel und doch konnten sie es nicht erreichen.
Auf einmal hörten sie Stimmen. Viele Kinder kamen angelaufen. Harry und das Eichhörnchen versteckten sich schnell hinter dem Baum. Für die Giraffen war es zu spät. Außerdem konnten sie sich nirgends verstecken.
„Seht doch, hier sind die Giraffen! Ich hatte doch recht!“, rief Jule. Sie war ganz aufgeregt und ihre Zöpfe flogen hin und her.
„Mensch, das gibt es doch nicht! Die sind ausgebrochen! Wir müssen im Zoo Bescheid sagen!“, schrie ihr Bruder Felix aufgeregt. Die Giraffen wussten nicht, was sie machen sollten. Sie starrten unentwegt auf das Nest. Endlich fiel es Jule auf.
„Wieso gucken die immer nach da oben?“, fragte sie verunsichert. „Da muss doch irgend etwas sein!“
„Da! Da sind Ostereier!“, rief Felix. „Darum war dein Nest wahrscheinlich auch leer. Der Greifvogel hat die Eier gestohlen!“
„Dann hat der Osterhase mich also nicht vergessen! Er konnte gar nichts dazu, er hat sie mir ins Nest gelegt und der böse Greifvogel hat sie geklaut!“, stellte Jule fest und wischte sich die letzten Tränen aus den Augenwinkeln.
Harry fielen tausend Steine vom Herzen. So hatte Jule doch noch die Wahrheit erfahren. Da kamen auch schon die Zoowärter mit ihren Seilen angelaufen, um die Giraffen einzufangen. Die ließen sich bereitwillig zurückführen und blinzelten Harry und dem Eichhörnchen noch einmal zu.
Mission geglückt sollte das heißen.
„Der Greifvogel hat die Ostereier meiner Schwester geklaut!“, erklärte Felix dem Zoodirektor. Felix zeigte nach oben zu dem Nest, aus dem die Eier bunt herausleuchteten.
„Was? Das gibt es doch gar nicht!“, schimpfte er entrüstet. „Ich schicke gleich zwei meiner Männer, die
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Dörte Müller
Bildmaterialien: Dörte Müller
Cover: Dörte Müller
Tag der Veröffentlichung: 30.03.2018
ISBN: 978-3-7438-9762-5
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