"Die Welt ist ein Buch und diejenigen, welche nicht reisen, lesen nur eine Seite."
(Saint Augustine)
Inhaltsverzeichnis
Spooky ist traurig
Die Reise beginnt
Auf dem Meer
Spooky findet ein neues Zuhause
Das kleine Gespenst Spooky lebte in einer alten Burgruine. Es war ein bisschen traurig, denn das Spuken in der Burgruine machte nicht so richtig Spaß. Es waren keine Leute dort und die Fledermäuse kannten Spooky schon. Sie hatten keine Angst vor seinem Geheule und lachten ihn oft aus.
„Hahaha! Du bist überhaupt nicht gruselig. Du bist witzig!“
Spooky weinte oft und saß oben auf der zerfallenen Burgmauer, während die Fledermäuse ihn umkreisten.
„Ich werde nie ein richtiges Gespenst werden!“, dachte er oft traurig.
"Würde ich bloß irgendwo in einem Keller leben, da wäre es sicher viel besser!"
Spooky hatte einmal ein Buch gelesen, da ging es um ein Kellergespenst. Das kleine Gespenst hatte immer sehr viel Spaß und musste sich nicht mit blöden Fledermäusen herumärgern. Doch sein Schicksal konnte man sich nun einmal nicht aussuchen.
Da flog eines Nachts eine weise Eule zu Spooky herab.
„Spooky, du musst nur an dich glauben, dann wirst du auch ein unheimliches Gespenst sein. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, woanders zu spuken?“
Spooky sah die Eule verwundert an. Sie hatte wunderschönes Gefieder und große, gelbe Augen.
„Nein, ich war schon immer hier!“, gestand das kleine Gespenst.
„Dann wird es Zeit für dich, dass du umziehst!“, sagte die Eule und flatterte davon. Spooky sah ihr noch lange nach, bis sie am nächtlichen Horizont verschwunden war.
Gleich am nächsten Tag packte er seine Sachen. Eine kleine Maus beobachtete ihn dabei.
"Willst du uns verlassen?", fragte sie traurig. Große Abschiedstränen kullerten aus ihren Mausaugen.
Spooky nickte.
"Ich werde dich vermissen!", flüsterte sie leise. Spooky lächelte. Wenigstens eine Maus hatte ihn gemocht.
"Ich muss gehen, aber vielleicht komme ich wieder!", erklärte er der Maus und packte weiter. Viel zu packen hatte er eigentlich nicht. Er hatte nur einen kleinen Rucksack mit Taschentüchern dabei, weil er oft weinen musste.
Noch ehe die Fledermäuse ihn wieder auslachen konnten, schwebte er davon.
Es war ein Abenteuer, denn er hatte sich noch nie weit von der Burgruine weg bewegt.
Zunächst flog er über den dunklen Tannenwald. Die Tannen rauschten und es war ein bisschen unheimlich.
„Ich bin doch das Gespenst, ich darf keine Angst haben!“, sagte sich Spooky und flog weiter.
Da kam er zu einer alten Villa. Durch das erleuchtete Fenster konnte er eine alte Frau erkennen. Sie setzte sich gerade ihr Teewasser auf. Ob sie eine Hexe war? Egal. Spooky wollte es hier mit dem Spuken versuchen.
Er flog noch ein bisschen um das Haus herum und wartete, bis das alte Mütterchen sich hingelegt hatte. Ihm war schon ganz kalt, denn ein eisiger Wind wehte in dieser Novembernacht.
Seine Zähne klapperten so laut, dass eine schwarze Katze ihn entdeckte.
Böse fauchte sie ihn an.
„Wage es ja nicht, hier zu spuken. Hier wohnt die alte Frau Tengs und sie ist sehr gutherzig. Sie ist fast hundert Jahre alt und ich passe auf sie auf!“
Die Katze sah nicht sehr freundlich aus und Spooky hatte Angst.
„Aber ich bin doch nur ein kleines Gespenst. Irgendwo muss ich doch spuken können!“
Die Katze fauchte.
„Spuk doch in einer alten Grotte, in einem Schloss oder auf einem Schiff!“
Spooky überlegte. Die Idee mit dem Schiff gefiel ihm ganz gut.
„Kann ich heute Nacht noch hier schlafen, mir ist so furchtbar kalt!“, schlotterte er. "Mein Hemd ist so dünn!"
Die Katze überlegte.
„Na gut. Aber spuken darfst du auf keinen Fall, sonst kratze ich dir die Augen aus!“
"Diese Katze ist wirklich sehr unfreundlich!", dachte Spooky.
Spooky legte sich auf das alte Sofa und versteckte sich unter einem Kissen. Dann schlief er ein.
Er träumte von einer Reise in einem Heißluftballon. Das war herrlich. Schwerelos flog er über Felder und Wiesen und ein warmer Wind ließ sein Gespensterhemd flattern.
Am nächsten Morgen kitzelte ihn die Sonne im Gesicht. Er musste laut niesen und wusste erst nicht, wo er war. Doch dann sah er schon die schreckliche Katze, die ihn feindselig anstarrte.
Eilig machte er sich auf den Weg, noch bevor die alte Frau Tengs wach wurde.
Spooky flog über Felder und Wiesen. Ein Gewitter hatte sich zusammengebraut und Schafe starrten ihn neugierig an. Doch Spooky hatte keine Angst. Er war schließlich ein Gespenst!
Ganz weit hinten erkannte er das Meer und er spürte schon, dass die Luft salziger wurde und der Wind stärker. Er war ganz aufgeregt. Auf einem Schiff zu spuken musste etwas ganz Besonderes sein.
Bald schon hatte er den Hafen erreicht. Da sah er ein ganz großes Schiff und viele Leute, die mit Koffern einstiegen. So etwas hatte er noch nie gesehen. Wo die Leute wohl hin wollten? Er versteckte sich in einem Baum und fast hätte ihn ein kleiner Junge gesehen.
„Mama, da oben hat sich ein Drachen im Baum verfangen. Kann ich ihn herunter holen?“, fragte er seine Mutter aufgeregt.
„Max, das ist nur eine alte Plastiktüte, das ist Müll. Beeil dich, wir müssen auf das Schiff, es fährt gleich ab!“
Die Mutter zog den Jungen mit sich fort und Spooky kamen die Tränen. Man hatte ihn für einen Müllbeutel gehalten! Das war ihm noch nie passiert! Wäre er bloß in seiner alten Burgruine geblieben! Den Spott der Fledermäuse hätte er noch ertragen, sie hatten ihn nie als Müll bezeichnet.
Doch Spooky wollte nicht aufgeben. Er wollte Abenteuer erleben und ein neues Leben anfangen. Also flatterte er mit auf das Schiff und war gespannt, was ihm hier passieren würde. Die Leute belegten ihre Kabinen und waren alle sehr aufgeregt.
Das Schiff glich einem Hotel, es hatte sogar einen Swimming Pool und ein Spielkasino. Ob man hier spuken konnte? Vielleicht hatte sich Spooky das falsche Schiff ausgesucht. Doch jetzt konnte er nicht mehr zurück, denn das Schiff fuhr los. Laut tutete es und Spooky erschrak. Sein kleines Herz klopfte wie wild und schnell flatterte er an Deck. Am Ufer standen viele Leute und winkten. Aufgescheuchte Möwen flogen durch die Luft und begleiteten das große Schiff. Es gab kein Zurück mehr, die Reise hatte begonnen.
Spooky wartete hinter einer großen Tonne, bis es dunkel wurde. Es roch nach Fisch und ihm wurde ein bisschen schlecht. Dann schlief noch ein Weilchen, denn er musste ausgeruht sein, um richtig gut zu spuken.
Spooky träumte, dass er einen Kopfsprung ins kühle Wasser machte und dass ganz viele Fische ihn verfolgten. Sie hatten gar keine Angst vor ihm. Sein Gespensterkleid wurde schwerer und schwerer, weil es voller Wasser war und sich immer mehr vollsaugte. So sehr er sich auch anstrengte, er kam und kam nicht voran. Ein Fisch zwackte ihn bereits in den äußersten Zipfel seines Gespensterkleides. Au, das tat weh!
Zum Glück wachte er plötzlich auf.
"Gott sei Dank, alles war nur ein Traum!", dachte er.
Endlich wurde es dunkel und die ersten Sterne blitzen auf. Spooky flatterte los. Die Menschen waren alle noch hellwach und amüsierten sich. Wieso ging keiner ins Bett? Spooky war ganz verzweifelt. Wie sollte hier unheimliche Stimmung aufkommen?
Er flatterte ins Innere des Schiffes und sah in einige Kabinen. Die meisten waren leer, weil die Leute tanzten oder im Kasino ihr Geld verspielten. Manche Menschen sahen im Kino einen Film. Spooky setzte sich unbemerkt in die letzte Reihe und schaute mit. Es ging um irgendwelche Gespensterjäger. Das gefiel ihm gar nicht und er flatterte so schnell er konnte weiter.
Die vielen Gänge auf dem Schiff waren wirklich verwirrend. Spooky wusste bald gar nicht mehr, wo er überhaupt war und er hatte das unheimliche Gefühl, die ganze Zeit im Kreis geflogen zu sein.
In einer Kabine entdeckte er den kleinen Jungen. Er lag im Bett und las ein Comicheft. Ab und zu lachte der Junge laut auf. Der Junge sah sehr nett aus, Spooky wollte ihn nicht erschrecken. Doch es war zu spät, der Junge hatte ihn gesehen und schmiss sein Comicheft in die Ecke.
„Bist du ein Gespenst?“, fragte er verwundert, aber nicht ängstlich.
„Ja, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich suche einen guten Platz zum Spuken!“, erklärte Spooky.
„Du hast mich nicht erschreckt, ich mag Gespenster. In meinem letzten Urlaub in Schottland habe ich auch eins getroffen. Ich habe mich mit ihm angefreundet, doch dann war der Urlaub zu Ende und ich musste wieder nach Hause! Ich bin übrigens Max!“
"Freut mich, ich bin Spooky!", sagte das Gespenst und schüttelte Max die Hand.
„Die Geschichte mit dem Gespenst ist ja sehr interessant. Wo genau hast du es denn getroffen?“, fragte Spooky.
„In einem einsamen Schloss. Dem Gespenst ging es dort sehr gut und viele Leute hatten Angst vor ihm!“
„Das wäre mein Traum!“, sagte Spooky. Dann fing er fürchterlich an zu weinen. Max bekam einen Schreck.
„Warum weinst du denn?“, fragte er verwundert.
„Weißt du, niemand hat Angst vor mir und ich weiß einfach nicht, wo ich spuken soll!“, schluchzte Spooky.
„Vielleicht muss auch gar keiner vor dir Angst haben. Genieße doch einfach diese Reise! Wir machen eine Mittelmeerkreuzfahrt und sind morgen schon in Barcelona!“, erklärte Max.
„Ich kann die Reise nicht genießen, ich bin doch ein Gespenst! Meine Bestimmung ist es, andere zu erschrecken und zu spuken!“
„Wer hat das denn gesagt?“, fragte Max.
„Es ist so. Keiner hat es mir gesagt!“, antwortete Spooky. Dann überlegte er. Max hatte recht. Vielleicht sollte er einfach die Reise genießen.
„Pass auf, morgen früh zeige ich dir das Schiff und du wirst ganz viel Spaß haben!“, versicherte Max. „Und bis es soweit ist, kannst du in meinem Koffer schlafen!“
Spooky strahlte. Er liebte es, in Koffern zu schlafen und schlüpfte gleich hinein.
Dann hörte er noch, wie die Mutter von Max kam und sich hinlegte. Sanft rollten die Wellen und das Schiff schaukelte Spooky bald in den Schlaf.
Am nächsten Morgen wurde er von Max geweckt. Kaum jemand war auf, die meisten Leute schliefen noch. Spooky hatte sich in Max` Rucksack versteckt und konnte alles genau beobachten.
„Willst du mit mir im Pool schwimmen?“, fragte Max das kleine Gespenst. Spooky schüttelte den Kopf.
„Gespenster schwimmen doch nicht! Mein weißes Kleid würde sich vollsaugen und ich würde untergehen!“, sagte er. Max stellte seinen Rucksack ab und sprang kopfüber ins Wasser. Dann tobte er herum und spielte mit einem anderen Jungen Wasserball.
Spooky langweilte sich im Rucksack und drehte Däumchen. Die Schiffserkundung hatte er sich irgendwie anders vorgestellt. Hatte Max ihn vergessen?
Irgendwann kam er zurück.
„Spooky, wie geht es dir? Hast du auch so einen Hunger wie ich? Lass uns frühstücken!“, sagte Max fröhlich.
„Gespenster haben keinen Hunger!“, erklärte Spooky. Trotzdem nahm ihn Max mit in den großen Essensraum, der bereits voller Leute war.
„Wäre ich bloß ein kleiner Junge ...! Kleine Jungen haben viel mehr Möglichkeiten!“, dachte Spooky traurig.
Nachdem Max gefrühstückt hatte, ging er auf den Spielplatz.
„Komm, wir schaukeln eine Runde!“, rief er fröhlich.
„Gespenster schaukeln nicht!“, sagte Spooky und sah Max beim Schaukeln zu.
Max kam nach kurzer Zeit wieder.
„Ich glaube, die Schiffstour macht dir nicht so richtig Spaß!“, stellte er fest. Spooky nickte.
„Ich bin eben ein Gespenst und kein kleiner Junge!“, seufzte er schwermütig.
Max überlegte. Er wollte dem kleinen Gespenst auf jeden Fall helfen.
„Morgen sind wir in Barcelona, vielleicht gefällt dir dort etwas!“, sagte er hoffnungsvoll und gab Spooky einen aufmunternden Klaps auf die Schulter.
„Ich weiß jetzt wenigstens, dass dieser Ort nicht der richtige für mich ist!“, dachte Spooky und konnte es kaum erwarten, in Barcelona anzukommen.
Nach einer langen Nacht und vielen Stunden auf See waren sie endlich da. Die Sonne schien und es war ganz warm. Viel wärmer als vor einigen Tagen. Spooky schwitzte. In der Burgruine war es immer erfrischend kalt gewesen. Max hatte ihm geraten, zu warten, bis die Sonne untergegangen war. Dann sollte er einfach durch die Stadt schweben und nach alten Gemäuern gucken.
„Es gibt in Barcelona eine ganz große Kirche, die Sagrada Familia. Vielleicht wäre das ein Ort für dich!“, hatte Max gesagt. Das hatte er nämlich in seinem Reiseführer gelesen. Spooky war ganz aufgeregt. In einer riesigen Kirche zu spuken, das wäre ein Traum für ihn.
Doch er musste sich noch ein wenig gedulden. Die Wartezeit verbrachte er in einer alten Regentonne am Hafen.
„Du hast drei Tage Zeit, etwas Passendes zu finden, dann fahren wir weiter. Aber bitte vergiss nicht, dich von mir zu verabschieden, wenn du etwas Gutes gefunden hast!“
Spooky nickte beklommen. Eigentlich wollte er sich nicht von Max verabschieden, denn es war schön, einen Freund zu haben. Doch er wusste, dass er nicht für immer bei ihm bleiben konnte.
Von seiner Regentonne aus beobachtete er drei Katzen, die eng beieinander saßen und auf das Meer hinausstarrten. Sie sahen so glücklich aus, denn sie schienen gute Freunde zu sein und sich auf den warmen Steinen sehr wohl zu fühlen.
"Die Katzen haben es gut!", dachte Spooky verträumt und hoffte, in dieser großen Stadt auch bald sein Glück zu finden.
Endlich wurde es dunkel. Spooky war froh, denn den Geruch nach altem Fisch hätte er nicht mehr viel länger ausgehalten. Er flog über die hell erleuchtete Stadt und wunderte sich, was noch los war. Die Leute liefen herum wie Ameisen. Dann schlug sein kleines Herz schneller. Er hatte etwas entdeckt: die große Kirche, von der Max erzählt hatte. Sie sah aus wie eine Sandburg, die ein Riese am Strand gebaut hatte. Eilig flog er näher. Eine merkwürdige Vibration ging von der Kirche aus. Was war hier los? Und da erkannte er plötzlich tausend Gespenster. Alle hockten unter der Decke oder hatten sich hinter den Heiligenbildern versteckt. Einige lachten grässlich, andere sangen schaurige Lieder.
Das lustige Gespenst
es will sehr viel erleben
Drum bringt es in der Nacht
die Erde zum Erbeben!
Es rüttelt an den Türen
und zieht an tausend Schnüren
Es jault und winselt leise
zwitschert wie eine Meise!
Es hopst und tanzt im Kreis
und schleckt am Himbeereis
Es rutscht die Treppe runter
jetzt ist es richtig munter!
Du hörst ein lautes Lachen
und wie die Balken krachen
Und ein Gespensterchor
singt Arien dir vor!
Schön schaurige Geschichten
die die Gespenster dichten
Es werden immer mehr
die Luft ist dick und schwer!
Sie nehmen deine Hände
gehen mit dir durch Wände
Du fühlst dich wie ein Held
schwebst einmal um die Welt!
Was für ein Gefühl!
Doch plötzlich wird es kühl
Wo sind denn die Gespenster?
Sie flogen durch das Fenster!
Ich hoff, sie kommen wieder
und singen ihre Lieder
War alles nur ein Traum?
Man glaubt es kaum
Aber alle Gespenster sahen irgendwie traurig aus. Es machte den Anschein, als hätten sie keine richtige Lust zum Spuken.
Die Leute, die in der Kirche herumliefen, beachteten die Gespenster kaum. Nur einige Kinder sahen zu ihnen empor und hatten ein bisschen Angst.
Spooky sprach das Gespenst neben sich an.
„Wie ist es, hier zu spuken? Macht es Spaß?“
Das Gespenst sah ihn verwundert an.
„Seit wann macht es Spaß zu spuken?“, fragte es erstaunt.
Das kleine Gespenst war verwirrt und kratze sich am Hinterkopf.
„Ich dachte, spuken sollte uns immer Spaß machen!“, entgegnete Spooky verwundert.
„Wer hat dir denn das erzählt? Spuken ist unsere Arbeit. Wir sind Gespenster, also spuken wir!“, erklärte das Gespenst und flog laut heulend davon.
Spooky dachte nach. Er wollte etwas machen, was ihm Freude bereitete. Das musste er unbedingt Max erzählen.
Max lag in seinem Bett in der Kabine des Kreuzfahrtschiffes und las wie immer sein Comicbuch. Spooky kam aufgeregt hereingeflattert.
„Max, in der großen Kathedrale ist viel los. Da sind tausend Gespenster und sie haben alle keinen Spaß am Spuken!“, erzählte er aufgeregt. Max wurde nachdenklich.
„Dann ist das auch nicht der richtige Ort für dich. Vielleicht solltest du ganz mit dem Spuken aufhören?“, sagte er schließlich.
„Aber was sollte ich denn sonst machen?“, heulte das kleine Gespenst.
„Auf keinen Fall solltest du heulen!“, entgegnete Max und reichte ihm ein Taschentuch.
„Leg dich erst mal in meinem Koffer schlafen, morgen sehen wir weiter!“
Dankbar schlüpfte Spooky in den Koffer. Max hatte recht. Heulen brachte gar nichts.
Am folgenden Morgen saßen Max und Spooky in einer schattigen Ecke im Hafen und sahen auf das glitzernde Meer. Über ihnen kreisten die Möwen, alles sah so friedlich aus.
„Ich bin froh, dass ich meine alte Burgruine verlassen habe. Es ist schön, Meeresluft zu schnuppern und die Welt zu sehen!“, sagte Spooky.
Da sahen sie einen alten Mann, der sein Fischerboot fertig machte.
Der alte Mann winkte Max freundlich zu. Spooky hatte er nicht gesehen.
„Na, Kleiner, willst du mit mir aufs Meer fahren und Fische fangen?“, fragte er fröhlich.
„Ich muss gleich zurück auf das große Schiff, wir legen heute ab!“, erklärte Max. Der Mann nickte.
„Verstehe!“, sagte er.
„Ich hätte gerne Begleitung gehabt, bin immer so einsam!“
Max sah Spooky an.
“Wäre das nicht etwas für dich? Ein kleines Boot, eine Fahrt hinaus auf das Meer und ein netter, alter Mann!“
Noch ehe Spooky antworten konnte, sagte Max: „Ich habe da jemanden, der würde gerne mit Ihnen fahren. Er liebt das Meer und er ist sehr unterhaltsam!“
Max nahm Spooky bei der Hand und stellte ihn dem alten Mann vor.
„Das ist Spooky, mein Gespensterfreund!“
Der alte Mann lachte.
„Du hast eine tolle Einbildung, mein Junge. Es wäre schön, einen Gespensterfreund zu haben, doch ich glaube nicht an solche Sachen!“
„Spooky, dann musst du es ihm beweisen!“, erklärte Max. „Spuke heute Nacht auf dem Boot, was das Zeug hält. Und nun muss ich los. War nett, dich kennen gelernt zu haben!“
Spooky sah Max verwundert an. Das war die Lösung. Endlich konnte er nach Herzenslust spuken. Er verabschiedete sich schweren Herzens von Max und umarmte ihn herzlich.
„Ich werde dich besuchen! Vielen Dank für deine Hilfe!“
„Klar, wofür sind denn Freunde da!“, sagte Max und winkte beim Weggehen.
Spooky versteckte sich auf dem Boot es alten Mannes. Als es dunkel wurde, drehte er am Steuerrad, klingelte die Schiffsglocke und feuerte eine Leuchtrakete ab. Der alte Mann sah sich verwundert um.
Wie war das alles möglich?
Hatte der kleine Junge heute Morgen doch recht gehabt?
„Kleiner Gespensterfreund, ich kann dich zwar nicht sehen, aber ich weiß, dass du da bist. Jetzt bin ich nicht mehr allein, vielen Dank! Aber bitte stell nicht zu viel Unfug an und spuke nur ein bisschen!“, rief der alte Mann und kratze sich am Bart.
Spooky fuhr ihm sanft über das graue Haar und lächelte. Jetzt hatte er seinen Platz gefunden und er wusste, wozu er da war. So spukte er jede Nacht ein bisschen und zeigte dem alten Fischer die größten Fischschwärme, die er entdecken konnte.
Auf diese Weise musste er nie mehr Hunger leiden und verdiente ein bisschen mehr Geld.
Und wenn er wieder einmal einen großen Fang gemacht hatte, blickte er über das Meer und sagte: „Vielen Dank, Spooky!“
Spookys verrückte Reise ist auch in Englisch erschienen.
Spooky, the little ghost, lived in an old castle ruin. Spooky was a bit sad because there were no people there and Spooky couldn`t scare the bats. They made fun of him and laughed at him.
“Hahaha, you are not scary, you are funny!”
Spooky cried and sat on top of the castle wall.
“I will never be a scary ghost!”
But then he left his old castle ruin and everything changed.
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Texte: Dörte Müller
Bildmaterialien: Dörte Müller
Cover: Dörte Müller
Tag der Veröffentlichung: 18.02.2018
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