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Wie die Mäuse von Weihnachten erfuhren
„Mama, weißt du noch, letztes Jahr Weihnachten, als wir von der Kirche nach Hause kamen und eine Maus im Flur war?“
„Oh, ja! Das war ein Schreck! Zum Glück ist die Maus gleich raus ins Feld gelaufen!“
„Mama, wissen eigentlich die Mäuse, dass Weihnachten ist?“
„Ja, ich glaube schon. Irgendwie werden die Mäuse es schon spüren.“
„Das wäre schön ...!“
(Ein Jahr zuvor)
Die kleine Maus hatte schon lange vor dem Haus gewartet. Es war schon dunkel, die Sterne leuchteten hell am Himmel. Die Nacht war kalt und klar. Eine leichte Schneedecke lag auf den Dächern und in der Ferne hörte man Kirchenglocken. Es war alles ganz friedlich, fast windstill. Ein kleiner Vogel saß auf einem Ast und sah den Schneeflocken zu, die leise und sanft auf die Erde hinab fielen.
Die kleine Maus spürte, dass etwas Besonderes in der Luft lag, sie konnte sich aber nicht genau erklären, was es war.
Im Hausflur wurde es lebendig, man hörte Stimmen.
„Beeilt euch, der Gottesdienst fängt gleich an!“
„Ich kann meine Mütze nicht finden!“
„Wo sind meine Handschuhe?“
„Merkt euch doch endlich einmal, wo ihr eure Sachen ausgezogen habt. Es kann doch nicht sein, dass wir sie immer suchen müssen!“
Die Haustür wurde aufgerissen.
„Jetzt kommt schon, in der Kirche ist es nicht so kalt. Die Mütze und die Handschuhe suchen wir morgen! Das Krippenspiel fängt gleich an!“
Endlich war die Familie im Auto. Der Motor startete. Die Maus wunderte sich, warum die Menschen um diese Zeit noch das Haus verließen, aber für sie war es ein Glücksgriff. Sie war vom Feld über die Straße gekommen mit der Hoffnung, für ihre vielen Kinder und für ihre schwachen Eltern etwas zu essen zu finden. Jetzt hockte sie noch immer hinter dem Busch. Keiner hatte sie bemerkt. Leider hatte sie den entscheidenden Moment verpasst und war nicht in das Haus hinein geschlüpft, als die Haustür offen gestanden hatte. Das Gewimmel war zu groß gewesen.
Doch das Schicksal schien ihr eine zweite Chance zu geben. Das Auto kam zurück. Die Autotür wurde aufgerissen und die Mutter lief zum Haus. Sie schien etwas vergessen zu haben und hantierte hektisch mit dem Haustürschlüssel.
„Beeil dich!“, rief der Vater aus dem Auto.
„Ja, ja!“
Endlich!
Die Haustür war offen und das Mäuslein konnte unbemerkt hinter der Mutter hineinschlüpfen. Das kleine Mäuseherz pochte wie wild. Jetzt hatte sie es doch noch geschafft und ihr Traum wurde Wirklichkeit.
Wenige Minuten später lief die Mutter wieder hinaus und die Haustür fiel mit einem lauten Knall endgültig ins Schloss. Die Maus hörte, wie der Motor des Autos immer leiser wurde. Erleichtert atmete sie auf.
Im Haus war es angenehm warm. Jetzt hieß es schnell handeln. Sie lief aufgeregt den Flur auf und ab, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Im Wohnzimmer roch es herrlich nach Tannenbaum. Wieso hatten die Menschen einen Baum im Haus?
Die Maus kroch in einen Socken. Wie herrlich gemütlich das hier drin war!
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Dörte Müller
Bildmaterialien: Dörte Müller
Cover: Dörte Müller
Tag der Veröffentlichung: 04.12.2016
ISBN: 978-3-7396-8662-2
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
A day without a smile is a day wasted. (Charlie Chaplin)