Cover

Das Weihnachtswunder

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Das Weihnachtswunder

 

Wünsche werden wahr

 

Post vom Weihnachtsmann

 

Gaby Gans feiert Weihnachten

 

Empty  Nest

 

 

 

 

Die alte Frau saß in ihrem Schaukelstuhl am Fenster und starrte hinaus. Sie hieß Alma und hatte ihre weißen, dünnen Haare stets zu einem Dutt hochgesteckt. Eine altmodische Kuckucksuhr hing an der Wand und tickte unermüdlich, im Radio dudelte leise Weihnachtsmusik. Der kleine Kanarienvogel zwitscherte und flog in seinem Käfig hin und her. Die alte Frau war froh über den Vogel. Er hatte so etwas Lebendiges und Fröhliches.  

 

Heute tat ihr alles tat ihr weh – es schien kein guter Tag zu werden. Vor einigen Tagen war sie 93 Jahre alt geworden. Der Pastor und ihre Tochter waren vorbei gekommen. Das war alles sehr anstrengend gewesen und nachdem die beiden Gäste gegangen waren, musste sie sich wieder hinlegen. Manchmal wachte sie mitten in der Nacht auf und wusste nicht, ob es nachmittags oder abends war. Sie war durcheinander und einsam. Vielleicht hätte sie doch vor fünfzehn Jahren in das Seniorenheim ziehen sollen – aber sie hing an ihrer Wohnung. Fast 60 Jahre hatte sie hier gelebt, gemeinsam mit ihrem Mann ihre Kinder groß gezogen, ihre Enkel betreut und eine glückliche Ehe geführt. Hermann war bereits vor zwanzig Jahren gestorben und sie dachte noch immer an ihn. Er war ihre große Liebe gewesen. Sie hatten sich in der alten Dorfschule kennen gelernt und einige Jahre später genau am Heiligen Abend verlobt. Nur die vergilbten Fotos, die schief in dem großen Bilderrahmen hingen, erinnerten noch an diese Zeit voller Leben und Liebe.

Die vielen Treppen in ihrem Haus machten ihr das Leben schwer. Einen Fahrstuhl gab es nicht.

„Die Treppen halten mich fit!“, hatte sie immer lachend geantwortet, wenn ihre Kinder sie überreden wollten, in ein Altersheim zu ziehen.

Als sie achtzig war, hatte sie sich einen Hocker in den Flur des zweiten Stocks gestellt. Da machte sie dann immer eine Pause und ruhte sich aus. Doch selbst das war ihr jetzt zu viel.

So führte sie seit vielen Jahren ein einsames Leben in ihrer Wohnung hoch oben im vierten Stock.

Wenn sie aus dem Fenster blickte, konnte sie weit unten die Straße sehen. In der Siedlung war immer viel los: Mütter brachten ihre Kinder zum Kindergarten, Schulkinder liefen mir ihren leuchtenden Ranzen auf dem Bürgersteig entlang und Mittwochs kam die Müllabfuhr. Früher hatte sie viele Leute hier gekannt, die Namen der Kinder, die Nachbarn. Doch in den letzten Jahren waren viele Leute ein- und ausgezogen, irgendwann hatte Alma den Überblick verloren.

Jetzt in der Weihnachtszeit leuchteten überall die bunten Lichterketten. Alma hatten den Eindruck, dass die Leute ihre Häuser von Jahr zu Jahr mehr schmückten. Gegenüber an der Häuserwand kletterte ein Weihnachtsmann die Fassade hoch. Er war letztes Jahr noch nicht da gewesen. Über ihn freute sich Alma besonders, denn er wirkte so echt und so lebendig.

Wenn es 12 Uhr war, klingelte jeden Tag der Essenslieferant. Alma freute sich immer über

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Dörte Müller
Bildmaterialien: Dörte Müller
Cover: Dörte Müller
Tag der Veröffentlichung: 03.12.2016
ISBN: 978-3-7396-8797-1

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /