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Inhaltsverzeichnis

1. Verzaubert

 

2. Kuno und der Wettergeist

 

3. Zino und die Zeitmaschine

 

4. Der hässliche Müllerbursche

 

5. Marbella und die Kobolde

 

6. Sarafina und der König

 

7. Gustav und Adele

 

Verzaubert

 

 

 Liebe Kinder!

 

Ich bin Kundigunde, die Zauberkatze. Ich bin schon viele hundert Jahre alt, obwohl man mir das nicht ansieht.

Ich kann mich nämlich jünger zaubern. Zusammen mit meiner großen Familie wohne ich in einem Zauberschloss mitten im Wald.

 

 

Ich sage euch, es ist gar nicht so lustig, ewig auf der Welt zu sein. Aber jetzt habe ich keine andere Wahl. Ihr wollt wissen, wie das passiert ist? Also gut.

 

Vor vielen hundert Jahren lebte ich in der Küche eines alten Zauberers. Der Zauberer war sehr gutmütig und sehr intelligent.

 

 

Er braute jeden Tag neue Tinkturen zusammen und schrieb sich die Formeln dazu in sein goldenes Heft. Doch auch er wurde älter und vergesslicher. Weil er auch dagegen eine Formel entwickeln wollte, forschte er Tag und Nacht und bekam kaum Schlaf. Ich begann, mir ernsthaft Sorgen zu machen, doch ich wusste nicht, wie ich ihm helfen konnte. Er kannte mich ja noch nicht einmal! Er wusste zwar, dass viele Katzen in seinem Studierzimmer hausten, doch er hatte keine Ahnung davon, dass wir ihn täglich beobachteten und uns Sorgen machten.

 

 

Eines Nachts passierte es dann. Ich glaube, wir schrieben das Jahr 1768. Er forschte und forschte, draußen donnerte es und Hagel prasselte gegen die Scheibe. Es war ein sehr heißer Sommertag gewesen und jetzt entlud sich ein wahres Unwetter, wie ich es selten erlebt hatte.

 

Plötzlich schrie er auf: „Ich hab `s!“ Anscheinend hatte er die wichtige Formel gefunden. Während des lauten Schreies hatte er sein Reagenzglas aufgeregt in die Höhe geschwenkt und dabei waren drei große Tropfen auf mich gefallen. Augenblicklich muss ich eingeschlafen sein, denn ich kann mich an weitere Ereignisse der Nacht nicht mehr erinnern.

 

Am nächsten Morgen schien die Sonne in das Studierzimmer. Auch der Zauberer war eingeschlafen. Ob er das Zeug getrunken hat oder nicht, weiß ich nicht. Jedenfalls hat er noch am gleichen Tag seine Sachen gepackt und ist verschwunden. Vielleicht wollte er seine Entdeckung dem König melden.

 

 

Wir Katzen lebten weiterhin in der verlassenen Stube. Meine Familie wurde älter und älter und irgendwann starben sie alle. Das war sehr traurig für mich. Ich fühlte mich immer noch so jung wie 1768. Keine Krankheit konnte mir etwas anhaben. Erst viele Jahre später begriff ich, dass das Ganze etwas mit diesen drei Tropfen zutun haben musste.

 

Unter den jungen Katzen galt ich als etwas ganz Besonderes. Sie nannten mich die Zauberkatze, weil ich so anders war. Oft wurde ich um Rat gefragt und die Katzen liebten es, wenn ich ihnen abends Geschichten aus der alten Zeit erzählte. Dabei lag ich in meiner alten Hängematte und machte es mir so richtig gemütlich.

Ich wurde immer besser im Erzählen. Natürlich erfand ich auch oft Dinge dazu, die nicht ganz so passiert sind. Aber dadurch wurden meine Geschichten spannender.

Inzwischen sammele ich sie in Büchern. In diesem Buch findet ihr ganz unterschiedliche Märchen, Bilder und Sprüche, die ich im Laufe der Zeit zusammengetragen habe.

 

Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen und Ansehen.

 

Eure Kunigunde, die Zauberkatze

 

 


 

 

"Leben ist nicht genug", sagte der Schmetterling.

"Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume

muss man auch haben!"

 

(H.C. Andersen)

 

 

 

 

Verzaubert

 

Es waren einmal zwei Kinder. Sie waren vor langer Zeit von einer Zauberin entführt und verzaubert worden. Das Mädchen war in einen Schmetterling verwandelt worden und der Junge war ein Reh geworden. Sie lebten einsam im alten Haus der Zauberin hinter den fünf Bergen im Düsterwald. Der Düsterwald hieß Düsterwald, weil es sehr, sehr dunkel war.

 

 

Man konnte seine Hand nicht vor Augen sehen und die Menschen vermieden es, in diesen Wald zu gehen. Wenn man sich hier verirrte, war man hoffnungslos verloren.

Nur wenige Menschen besaßen die Eigenschaft, in diesem Wald sehen zu können. Sie hatten besondere Augen und die Gabe, die Dunkelheit vertreiben zu können. Ihnen bot sich ein wunderschöner Anblick, denn der Düsterwald war einzigartig auf dieser Welt. Es gab unzählige schöne Pflanzen hier zu bewundern.

 

 

Eigentlich waren die Kinder auf ihre Weise ganz glücklich: Sie spielten den ganzen Tag im Garten und genossen die Ruhe und den Frieden. Sie hatten ihr Gedächtnis verloren und konnten sich nicht mehr an die Eltern erinnern. Doch auch sie hatten die Gabe, im Düsterwald alles sehen zu können. Also machte er ihnen keine Angst.

 

Ab und zu kam die Zauberin vorbei und schaute nach dem Rechten. Sie war gut zu ihren verzauberten Kindern und gab ihnen viel zum Essen. Sie liebte sie wie ihre eigenen Kinder. Wenn sie Zeit hatte, spielte sie mit ihnen Verstecken oder Fangen.

 

Ein großes Spinnennetz schütze die Geschwister vor neugierigen Gästen oder Wanderern, die sich verirrt hatten. Das Netz hielt alle Gefahren von ihnen ab. Die kluge Zauberin hatte es eigenhändig entworfen und in nächtlicher Arbeit mühevoll zusammengeknüpft. Dabei hatte sie sich in die Finger gestochen und einige Tropfen ihres Blutes waren in das Netz eingewebt worden.

 

Nur ein Mensch konnte sie von dem Zauber

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Dörte Müller
Bildmaterialien: Dörte Müller
Cover: Dörte Müller
Tag der Veröffentlichung: 24.07.2017
ISBN: 978-3-7438-2816-2

Alle Rechte vorbehalten

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