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Sommerwind

 

Ich liege im heißen Sand und lausche dem gleichmäßigen Rhythmus der Wellen. Über mir wiegen sich Palmen leicht im Sommerwind.

 

Ein bunter Papagei fliegt krächzend davon. Von irgendwoher höre ich eine leise, wundervolle Melodie. Spanische Wortfetzen höre ich heraus. Ich drehe mich langsam auf den Rücken, ein Sonnenstrahl kitzelt meine Nase. Ich döse wieder ein, höre das Wellenrauschen und die Musik. Dieser Augenblick ist so wunderschön, dass ich ihn festhalten möchte.

 

In meinem Kopf herrscht die absolute Leere, ich lebe im Hier und Jetzt und spüre das wahre Glück. So entspannt und frei in den Tag hinein leben – ohne die Sorgen des Alltags, ohne Hektik, ohne Stress. Einfach nur auf einem Handtuch liegen und an nichts denken. Nichts tun müssen, einfach leben. Irgendwie. Ich bin im Paradies, fühle mich wie eine schillernde Seifenblase, die langsam dem Horizont entgegenschwebt um dann mit dem Abendhimmel zu verschmelzen.

 

Du hälst meine Hand. Ohne dich zu sehen spüre ich, dass du bei mir bist. Dein Händedruck ist angenehm und warm. Es ist schön, dass du da bist. Du gibst mir Sicherheit, du bist mein Fels in der Brandung. Ich bin so froh, dass ich dich getroffen habe, dass du zu mir gehörst. Wir zwei gegen den Rest der Welt! Ein tolles Gefühl.

 

Auf einmal kommt eisiger Wind auf. Es wird richtig kalt. Was ist los? Entsetzt versuche ich mich aufzurichten. Es klappt irgendwie nicht. Was passiert da gerade? Die Farben, die Sonne, alles wird blass, alles wird grau. Wieso wird alles grau? Ich höre Stimmen. Wo bin ich? Was ist los? Meine Augen brennen. Ich sehe die Umrisse von vermummten Gestalten. Sie tragen grüne Schutzmasken. Ist eine Seuche ausgebrochen? Wo ist deine Hand? Wo bist du? Hilfe!

Das kann doch gar nicht sein! Plötzlich spüre ich Schmerzen. Schmerzen überall, am ganzen Körper. Grelles Licht, Wortfetzen.

 

„Sie ist wach! Sie kommt zu sich! Endlich!“

Schreie, ganz laute Schreie. Verzweifelte Schreie. Meine Ohren tun weh. Was sind das für entsetzliche Schreie? Jemand reicht mir zwei  Bündel. Überall Blut.

„Herzlichen Glückwunsch! Die OP ist sehr gut verlaufen! Die Zwillinge haben Hunger, wir sollten mal testen, ob das mit dem Anlegen klappt!“    

Impressum

Texte: Dörte Müller
Bildmaterialien: Dörte Müller
Tag der Veröffentlichung: 02.09.2016

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