Hey leute,
ich hoffe ein paar lesen sich das hier durch, mein ganzes Buch ist noch in Bearbeitung und noch ein rießen großes Fragezeichen, denn es kann sein, dass ich kapitel "plötzlich" lösche, weil sie mir nicht gefallen, oder teile des Buchs verändere, außerdem habe ich noch gar nicht so viel geschrieben ;)
Worüber ich mich freuen würde ist ehrliche Kritik, denn das bringt mich weiter und zeigt mir, was ich verändern kann, natürlich auch zum Cover ;).
Also viel Spaß beim Lesen ;)
und einen besonderen Dank an meine kleine Schwester, die mir hierbei echt geholfen hat ;)
Ich habe jetzt die ersten vier kapitel nochmal überarbeitet, ich hoffe es gefällt euch jetzt ein bisschen besser ;)
außerdem danke an den user KevKev, hier auf Bookrix, der das Cover entworfen hat ;)
Langsam strich ich über die Narbe an meinem Arm. Die Verletzung ist schon fast verheilt und schon verkrustet. Eben diese Kruste versuchte ich gerade abzurubbeln. Ben sagte immer, dass ich wenn ich nervös bin an irgendetwas kaue oder irgendwas kaputt mache. Aber heute war ich nicht nervös heute war ich einfach nur fertig. Den Ben war tot und unser gesamtes Dorf sitzt nun in der Kirche und lauschte dem Trauergottesdienst. Aber heute fand nicht nur die Beerdigung von Ben statt, sondern auch von allen anderen, die bei der Explosion ums Leben gekommen sind.
... "Mädchen steige endlich aus dem Bus. Schließlich will ich die Tür endlich abschließen können, damit ihr, die noch nicht eingeschlafen seit, die anderen nicht stört". schrie der genervte Busfahrer durch den Bus. "Ich komme schon", rief ich nach vorne und grinste Ben an, der schon friedlich eingeschlafen war. Wir waren auf dem Weg nach Italien. Unsere Abschlussreise und dann noch zwei Wochen und wir hatten unser Abitur in der Tasche. Ich war selten so glücklich wie gerade eben. Ich tänzelte aus dem Bus, um mir die Beine zu vertreten. Diejenigen die schon schliefen blieben im Bus und der Rest hatte eine halbe Stunde Freizeit auf dem Parkplatz. Kaum waren wir aus dem Bus und fast an dem Supermarkt zugesteuert passierte es. Erst hat niemand verstanden was los war, man hörte nur einen unglaublich großen Peng und alle drehten sich um, kaum hatte ich mich umgedreht, schleuderte mich eine Druckwelle auf den Boden, dicht gefolgt von einem Hitzewall. Ich fiel ziemlich unsanft auf den Boden und ich sah, wie alle um mich herum ebenfalls auf dem Boden lagen. Ich war umgeben von Watte, heißer Watte, ja so hat es sich angefühlt .Ich konnte weder etwas hören, noch richtig etwas erkennen, ich sah nur die Umrisse und eine verschwommene Landschaft. Ich konnte mich nicht bewegen, da bei dem Sturz eine Glasscherbe sich mitten in meinem Arm gebohrt hatte und mein Fuß war gebrochen, so wie es sich später herausstellte. Aber nicht nur das, die Hitze drückte einen auf den Boden und man konnte nichts tun, da einem das Atmen immer schwerer fiel. Anders als viele es vielleicht vermutet hatten, habe ich mir bis dahin um gar nichts Sorgen gemacht, erst als ich da zehn Minuten am Boden lag, drehte ich mich um und sah was passiert war. Ich wollte meine Augen öffnen doch der Ruß, der in der Luft war zwang mich dazu sie wieder zu schließen. Ich versuchte sie erneut zu öffnen, nun aber etwas langsamer. Mit jeder Minute bekam ich schwerer Luft, dann die Luft war unglaublich stickig und ich hatte das Gefühl, als würde der Asphalt unter mir zu schmelzen beginnen. Irgendwann schaffte ich es meine Augen zu öffnen und sah das Unglück. Der Bus stand in Flammen. Er war nur noch ein greller, roter Ballen auf dem Parkplatz. Nichts war mehr übrig geblieben, nun fühlte ich mich noch mehr, wie in Watte und, als hätte jemand mein Herz mitten aus der Brust gerissen. Ich sah von weitem die Feuerwehr kommen, aber ich wusste ,dass es zu spät war, für alle da drin. Ich glaube in diesem Moment waren meine Gedanken noch nie so klar, wie jemals zuvor. Das war das einzige Mal, als ich es mir vor Augen führte. Alle darin waren tot. Alle die drinnen geblieben sind. Ben war tot.
Ich schreckte hoch, als der Pfarrer die Namen der Toten vorlas und zu jedem einen Satz sagte. Ich war wohl kurz eingenickt. Ich hasste diese Träume. Die Träume von jenem Abend, als mein bester Freund starb. Ich habe es drei Monate verdrängt und immer wieder Panikattacken bekommen, wenn man mich darauf ansprach. Am schlimmsten war es im Krankenhaus. Meine Eltern haben mir erzählt, dass die Feuerwehr mich bewusstlos auf dem Boden fand und ich mit leichten Verbrennungen ins Krankenhaus geliefert worden bin und, das dass einzige was mir fehlt war, dass mein Fuß gebrochen war, die Scherbe sich ziemlich tief in mein Fleisch gebohrt hat und eine Gehirnerschütterung, aber sonst fehlte mir nichts. Sie sagten immer wieder was für ein Glück ich doch gehabt habe. Ich wollte das nicht hören, ich wollte gar nichts hören, ich wollte einfach nur meine Ruhe, das ist auch der Grund, warum ich zurzeit bei meiner Oma lebe und nicht bei meinen Eltern. Zwar haben sie sich Sorgen gemacht, aber da meine Eltern aufgrund ihres Berufes selten zu Hause waren, dachten sie es wäre besser eine geschockte Tochter da aufzubewahren, wo es immer eine Person gäbe, mit der sie hätte reden können. Hanna Mangorts Vater eröffnete vor einigen Jahren eine neue Firma bei uns im Dorf, ehrlich gesagt weiß ich selber nicht, was genau da hergestellt wird, oder für was sie da arbeiten. Da Hannas Vater keine Personen einstellen wollte, die er nicht kannte, wurden viele aus unserem Dorf gebeten seine Kollegen zu werden und das Ding, also die Firma, mit ihm hochzuziehen. Gegen den Erwartungen aller lief die Firma wirklich gut an und die Bewohner, die in die Firma investiert haben, welche nicht wenige waren, da Hannas Vater sehr angesehen war, hatten nun einen riesigen Haufen Kohle, aber fast keine Zeit. Mir war das sowieso lieber bei meiner Großmutter zu leben. Ich würde es zu Hause nicht aushalten. Immer wieder die Frage beantworten, ob es mir gut gehe und ob ich nun endlich alles verkraftet hätte. Was soll ich darauf schon antworten? Körperlich ging es mir wirklich wieder gut, aber seelisch. Wie soll ich meinen Eltern erklären was in mir vorgeht? Wie soll ich ihnen sagen, dass mein wichtigster Mensch im Leben tot ist, dass er meine Familie war, mich immer aufgefangen hat, mir immer Mut zugesprochen hat, immer für mich da war, wenn meine Familie versagt hatte? Und nun muss ich wieder zu ihnen ziehen.
"Emily", haben sie gesagt, "du musst wieder lernen, zu leben, verstehst du Schatz? Du musst endlich wieder unter Gleichaltrige. "Ich geh doch auch wieder zur Schule.", Hab ich versucht sie zu überreden. Sie haben sich nur wieder diesen Blick zugeworfen. Ich kannte ihn, den hatten sie immer drauf, wenn sie mir zeigen wollten, dass ich zu jung bin, um das zu verstehen. Manchmal würde ich ihnen gerne ins Gesicht schreien und sagen ich bin fast 18 verdammt, ich bin kein kleines Kind mehr. Aber seit dem Unfall habe ich dafür keine Kraft, ich muss sie dazu aufbringen, nicht vollends vor die Hunde zu gehen.
"Ben Auer", als der Geistliche den Namen von ihm aussprach wurde mir übel, " Ben war ein äußerst netter, junger Mann, dem eine großartige Zukunft bevorstand. Er war nicht nur Klassenbester und ein großartiger Basketballspieler. Er war ebenso freundlich zu jedem seiner Mitschüler und ein toller Familienmensch."
Ich schaute rüber zu Bens Familie, seine Mutter konnte ihre Tränen kaum zurückhalten und sein Vater legte einen Arm, um seine Frau, um ihr einen kleinen Trost zu spenden. Geschwister hatte er keine, er sagte immer:" Em, ich bin mit dir schon vollkommen überfordert, wenn ich auch noch Geschwister hätte, dann wäre ich ja jeden Tag vollkommen fertig." Ich schlug ihm daraufhin immer auf seinen Arm, aber im Inneren war ich ihm jedes Mal dankbar, das er für mich da war.
Meine Mutter drückte meine Hand, ich wusste nicht was sie damit bewirken wollte, denn wenn einer meiner Eltern mich versuchte zu trösten kam es mir immer zwanghaft vor. Heute beließ ich es aber dabei. Alle standen auf, um dem Pfarrer nach draußen zu folgen und den Toten, bei ihrem allerletzten Weg unter die Erde zu begleiten. Die meisten Familien wollten das unter sich klären, weswegen der Pfarrer unseres Dorfes auch noch zehn andere eingeladen hat, damit dies alles gleichzeitig stattfinden konnte.
"Wir müssen jetzt zu den Familie Auer.", flüsterte mir meine Mutter ins Ohr. Als ob ich das nicht wüsste.
Ich befreite mich aus dem Händedruck meiner Mutter und ging zusammen mit Bens Familie und seinen anderen Freunden und Bekannten zum Friedhof. Seine Eltern hatten beschlossen ihn unter einem Ölbaum zu begraben, der bei uns auf dem Friedhof wuchs, da ein Ölzweig für Frieden und Hoffnung steht. Ich liebte diesen Ölbaum, direkt daneben war eine Bank, auf der ich und meine Großmutter oft saßen, nachdem mein Opa gestorben ist. Wir waren am Grab angekommen, seine Eltern hatten sich für einen Marmorstein, als Grabstein entschieden, in den mehrere Pflanzen geritzt waren. Ben interessierte sich stark für die Bedeutung von Pflanzen und diese Begeisterung gab er an mich weiter. Sein Sarg wurde nun in das Loch gelegt und seine Mutter lag weinend in den Armen seines Vaters.
"Wenn sie möchten können die nun eine Blume, so wie es die Eltern gerade gemacht haben ,auf sein Grab legen.", sagte ein mir unbekannter Geistiger.
Ich hatte einen Strauß aus genau vier Blumen dabei, denn vier war schon immer die Lieblingszahl von Ben. Er sagte, dass die vier alles verbindet. Die vier Elemente, die vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten usw. Ich hatte mich für einen Strauß mit vier Calla entschieden, auch Todesblume genannt. Ich schmiss die Blume in sein Grab und schon schüttete man es zu.
Mit jeder neuen Schaufel voller Erde, schnürte sich meine Kehle enger. Tränen schossen mir in die Augen, als ich sah wie man einfach Erde über ihn kippte, als wäre er nichts. Ich weiß das bilde ich mir ein, aber so kam es für mich rüber. Meine Knie wurden weich und ich merkte, dass ich erneut einen Nervenzusammenbruch erlitt. Ich versuchte dagegen anzukämpfen.
`Nicht weinen, Emily! ´, sagte ich zu mir selber, `Ben hätte nicht gewollt, dass du wieder durchdrehst, er hätte gewollt, dass du stark bleibst. Dass du für dich selber stark bist und für ihn. ´
Trotzdem konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie schossen einfach so aus mir und wollten sich nicht stoppen lassen, das war einfach alles zu viel für mich und ich kam damit nicht klar. Meine Oma kam zu mir und nahm mich in den Arm, ich schluchzte direkt in ihre Schulter und weinte ihre ganze Schulter nass. Ich drückte mich, wie ein kleines Kind an meine Großmutter und jammerte vor mich hin. Nichts konnte mich trösten, ich weinte und weinte und hörte nicht damit auf, ich sah schon nichts mehr, wegen dem Tränenschleier vor meinen Augen.
Driiiing.
Mein Wecker kreischte in die Stille hinein, ich hob meine Hand und drückte ihn aus. Ich war nun schon seit einer Stunde wach und lag nur in meinem Bett herum und starrte an die Wand. Ich hatte eigentlich ein ziemlich schönes Zimmer, meine Wände waren in einem hellen blau gestrichen und mein Kleiderschank, mein Schreibtisch, Mein Bett und meine Coach waren strahlend weiß. Dekoriert war es nicht wirklich nur ein paar Bilder an den Wänden, Blumen auf der Fensterbank und blaue Kissen auf dem Sofa. Ich wollte es so schlicht, obwohl meine Mutter gemeint hatte, dass sie auch einen Innenarchitekten beauftragen könnten. Es war der erste Schultag nach dem Unfall und die erste Nacht wieder zu Hause gewesen. Wenn ich sagen würde ich hätte grauenhaft geschlafen, dann wäre das noch untertrieben, zumindest haben die Alpträume mich heute in Frieden gelassen. Ich schwang mich aus meinem Bett und ging direkt ins Badezimmer. Dort stieg ich in die Dusche um wach zu werden und stellte das Wasser eiskalt ein, so wurde ich immer eher wach, als wenn ich heiß duschen würde. Nach dem ich mich geduscht hatte, zog ich mir nur schnell etwas an, machte mir im Gehen einen Pferdeschwanz und ging in die Küche. Alles roch nach frischen Brötchen und nach Kaffee. Ich setzte mich an meinen Stammplatz und versuchte eine Strähne meines braunen Haares unter Kontrolle zu kriegen.
"Möchtest du einen Kaffee, Liebling?", fragte meine Mutter, für diese Uhrzeit eindeutig zu gut gelaunt.
"Nein danke, ich hab gerade eigentlich keinen Hunger, sondern nehme mir nur ein Brötchen in die Schule mit.", ich wollte sie nicht kränken, weil sie sich echt Mühe gemacht hatte, es mir gemütlich zu machen, aber ich bekomme jetzt wirklich nichts herunter.
"Oke, oke kein Problem", meinte meine Mutter, sichtlich aus dem Konzept gebracht, "dann schmiere ich dir ein Brot. Kann ich dich zumindest zur Schule fahren?"
"Klar", ich versuchte zu lächeln, "leibend gerne."
Wieder etwas besser gelaunt schmierte meine Mutter mir also das Brot, während mein Vater in die Küche kam.
"Ach du bist schon wach?", fragte er, erstaunt mich zu sehen.
"Die Schule ruft.", Ich lächelte ihn an, was sich, aber eher nach einer Grimasse anfühlte.
"Komm, komm ins Auto.", meine Mutter drückte mir mein Schulessen in die Hand, "wie du schon gesagt hast, die Schule ruft."
Ich schnappte mir meinen Rucksack und setzte mich ins Auto. Die Schule war eigentlich nur eine halbe Stunde von meinem Haus entfernt, aber mit dem Auto ginge es ja dann doch schneller. Außerdem ist jeder in unserem Dorf zurzeit immer auf der Hut, seit der Reisebus von uns explodiert ist. Ich frage mich immer noch, warum unser Dorf eigentlich ein Gymnasium besitzt. Wie in jedem Gymnasium wird hier von der fünften bis zur zwölften Klasse unterrichtet und, obwohl das acht Jahrgänge sind, haben wir insgesamt nur 120 Schüler. Der zwölfte Jahrgang, dem ich angehöre hat seit dem Unfall nur noch sechs Schüler. Hanna, Sienna, Daniel, Max , Fiana und mich. Ich würde nicht gerade behaupten, dass wir alle miteinander befreundet sind. Jeder von uns hat Freunde verloren, außer Sienna, das ist das einzige, was uns verbindet. Sienna war immer schon etwas abseits von uns, sie ist in der achten Klasse hierher gezogen und hat nie Anschluss zu den anderen aus unserer Stufe gesucht. Ich und Ben wollten sie zu uns in die "Clique" holen, aber sie sagte, sie wäre gerne alleine. das war sicherlich kein Aufforderung sie zu mobben, aber die Gruppe rund um Hanna machte es trotzdem. Ich war nicht gerade ein Fan davon, aber ich ließ sie machen, weil ich nicht die nächste sein wollte.
"Wir sind da.", Ich schaute aus dem Fenster und sah, dass wir wirklich schon, an dem Erich- Kästner Gymnasium angekommen waren.
"Danke fürs Fahren.", murmelte ich beim Aussteigen und ging auf die Eingangshalle unserer Schule zu.
"Heyyyyy Emily.", trällerte es von hinten. Hanna. Ich muss sagen, dass sie mir Leid tut, seit dem Unfall, denn sie hat wirklich alle ihrer Freunde verloren. Sie versucht trotzdem noch krampfhaft dem Ruf, als `everybodys darling´ gerecht zu werden. Sie ist eigentlich ganz hübsch, sie hat hüftlange, blonde Harre und eine ziemlich schlanke Figur. Je näher sie kam, desto mehr sah ich die Trauer in ihren Augen, aber sie durfte sie nicht zeigen. Ihr Vater wollte sie auf ein Internat weit weg schicken, damit sie Abstand zu dem Ganzen bekommt. Sie konnte ihn nur überreden, dass sie dableiben durfte, als sie ihm mehrere Tage klargemacht hatte, dass sie vergessen hat. Natürlich hatte er den Lehrern trotzdem gesagt, dass sie ein Auge auf seine Tochter werfen sollen und wenn sie sich anders verhält, als Normalerweise, dann sollten sie sich melden. Aber was hieß schon normal, keiner der Eltern hier wusste, wer seine Kinder wirklich waren, was eben damit verbunden war, dass es im Dorf unglaublich wichtig war einen guten Ruf zu haben, weswegen die meisten ihr wahres Gesicht nicht zu sehr in der Öffentlichkeit zeigten.
"Hi Hanna.", ich versuchte wirklich freundlich zu sein, aber es gelang mir leider nicht immer.
"Nicht zu Fröhlich.", sie lief zu mir rüber, "ich wollte dir nur sagen, dass Direktor Skilter eine Versammlung verordnet hat für alle Zwölfer."
"Danke, das hatte ich ganz vergessen.", ich starrte sie so lange an, bis sie verschwand. Am Eingang sah ich schon Daniel stehen.
"Hey", ich lief zu ihm rüber. Ich und Daniel waren. Ja was waren ich und Daniel eigentlich? Wir haben uns vor dem Unfall gedatet, soviel war klar, wenn man mich vor dem Unfall gefragt hätte, ob ich was von ihm wollen würde, ich hätte sofort mit ja geantwortet, aber zurzeit bin ich mir nicht sicher. Nicht, dass ich ihn nicht mögen würde, auch jetzt wenn ich sehe, wie seine etwas zu langen Haare durch den Wind verstrubbelt worden sind und seine blauen Augen hervorstechen bekomme ich weiche Knie und ein bisschen Herzflimmern, aber seit dem Unfall habe ich ihn nur ab und zu gesehen und kaum mit ihm geschrieben, deswegen weiß ich nicht, was das grad zwischen uns ist. Ich weiß nicht, ob ich gerade in der Lage bin eine Beziehung zu führen. An meinen Gefühlen zu ihm hat sich nichts geändert, aber ich möchte ihn nicht verletzten, oder gar schocken. Denn um das sorglose, spontane und meistens fröhliche Mädchen zu werde, dass ich früher war, brauchte ich noch ein bisschen zeit und ich war mir nicht sicher, ob ich des je wieder sein werde. Ich wollte ihn nicht verletzten, aber eigentlich wollte ich nur, dass er das Mädchen in mir sieht, welches ich früher war. Ich wollte nicht, dass er mich anders in Erinnerung hatte, weil ich mir dann selber einredete dieses Mädchen zu sein.
"Einen wunderschönen Guten Morgen Schausmann.", Daniel spricht jeden mit Nachnamen an.
"So schön ist der nicht, wir dürfen gleich am ersten Tag mit dem Direx reden.", pflichtete ich ihm bei.
"Das ist doch herrlich.", sagte er, mit einem Hauch Sarkasmus in der Stimme," der große weise Direx spricht, wundervoll. Auf, auf, dass wir nicht zu spät kommen."
Ich folgte ihm den Flur entlang zur Aula, vor der alle (naja vier Leute), schon warteten.
"Ist er noch nicht da?", fragte ich.
"Würden wir sonst noch hier draußen stehen?", zischte mich Sienna an.
"Komm mal ein bisschen runter, Sienne.", herrschte Hanna sie an, "Wir stehen alle unter Strom, nicht nur du."
"Ich würde dich gerne mal echt unter Strom setzten, Blondchen.", fauchte Sienna.
"Reißt euch doch einmal zusammen.", sagte Max schon leicht genervt.
Kaum hatte er das gesagt kam der Direktor und schloss die Tür auf, sofort huschte ich hinein und suchte mir einen Platz am Rand. Dumm nur, wenn man nur zu sechst eine Versammlung abhalten soll, dann setzt man sich immer nebeneinander, das heißt wir saßen jetzt alle in die ecke gequetscht. Bevor irgendetwas passierte schaute ich mir meine Mitschüler an. Niemand zeigte seine Traurigkeit offen, sondern versteckten sich hinter einer Maske. Ich konnte das gut verstehen, man flüchtet sich in der Schule in eine andere Person, man zieht sich eine Maske an und mimt die Fröhliche und Sorgenlose. Bei uns an der Schule galt es nicht als angebracht seine Gefühle offen zu zeigen, denn das war ein Zeichen von Schwäche und niemand wollte schwach wirken.
"Hallo liebe Schüler und Schülerinnen.", Direktor Skilter hatte sich ans Podest gestellt“, ich freue mich das sie alle so zahlreich erschienen sind." ich glaube bei diesem Satz hat selbst unser immer strenge Direktor die Augen verdreht. "Wir haben heute ein sehr ernstzunehmendes Thema ansprechen.", im Saal wurde es etwas unruhiger, als zwei Männer in Anzug auf die Bühne traten, " das sind Kommissar Waldau und Kommissar Knecht, sie ermitteln an einem Mordfall."
Mordfall? Ich habe nichts von einem Mordfall mitbekommen, geschweige denn, mich dafür interessiert. Und wenn diese Kommissare einen Mordfall aufklären wollen, warum gehen sie dazu zu uns in die zwölfte Klasse, wir alle waren seit drei Monaten nicht mehr in der Schule gewesen und haben dementsprechend auch gar keine Ahnung was in dieser Zeit hier ablief.
Kommissar Waldau trat ans Mikrofon:" Ja also ich wollte mich nochmal persönlich vorstellen, mein Name ist OBERKommissar Waldau und das ist mein Kollege Knecht. Wir ermitteln an dem Mord der gegen ihre Mitschüler begangen wurde."
Wir starrten uns alle an, bitte was?
"Eine Obduktion der Leichen, die nicht komplett verbrannt worden sind hat ergeben, dass Schlafmittel in ihren Mägen vorhanden waren.", nun verstand ich gar nichts mehr, man hatte uns gesagt, dass alle verbrannt sind und man sie nur sehr schwer identifizieren konnte und da soll man den Mageninhalt bestimmen können?, "Eine der Leichen eine gewisse Sonja Bauereimeister hatte sich in vorderen teil des Unfallwagens befunden und sie ist bei der Explosion, die aus dem hinteren Bereich des Buses kam nach vorne unter den Sitz gepresst worden und dadurch konnten wir den Mageninhalt ermitteln.", mir kam das alles ziemlich spanisch vor, ich hatte doch gesehen, wie der ganze Bus ausgebrannt ist, wie konnte da was erhalten bleiben, ich hatte das ungute Gefühl, das der Kommissar uns etwas verheimlichte, "außerdem konnten Bombenspuren gesichert werden, was eine Fehlkonstruktion des Bus ausschließen lässt. Außerdem haben wir noch weiteres Beweismaterial sichergestellt werden, über das wir aber nicht reden können, da wir uns in einem Ermittlungsprozess befinden. Ich hoffe Sie können uns dann verzeihen. Wozu das ganze ist, ist das man zu einer fast 100%iger Sicherheit von Manipulation und sogar von Mord ausgehen kann."
Nachdem der Kommissar fertig gesprochen hatte verstummte die ganze Klasse. Ich kann das alles nicht glauben, wie kann man den Mageninhalt eines Menschen untersuchen, der mindestens eine Viertel Stunde im Feuer lag und wie kann man bitteschön dann sofort darauf schließen, dass es Mord war. Eine Person, besonders Sonja, hat vielleicht auch einfach nur ein Schlafmittel genommen, um besser zu schlafen und wer sagt, dass dann alle Schlafmittel genommen haben. Ich glaubte dem Kommissar immer noch nicht und das hasste ich. Ich empfang plötzlich so eine große Wut auf den Kommissar, dass ich ihm am liebsten in die Weichteile getreten hätte, warum sagt er uns nicht einfach die Wahrheit, wir sind wirklich alt genug und wenn es wirklich Mord war, wer kann dann mit Sicherheit sagen, dass wir nicht in auch in Gefahr sind.
"Außerdem haben wir noch eine Sache zu erzählen", Waldau erzählte weiter, "bei den Untersuchungen im Krankenhaus, die jeder von euch durchmachen musste, wurde bei noch einer Person Schlafmittel gefunden. Hanna Mangort hatte ebenfalls irgendwie Schlafmittel zu sich genommen."
Alle Köpfe drehten sich zu Hanna um, die Ärmste war kreidebleich und starrte den Kommissar nur verängstigt an.
"Wir gehen also davon aus", fuhr der Kommissar unbeirrt fort, "das es jemand auf die Freundesgruppe, in der Frau Mangort ebenfalls ein Mitglied war, abgesehen hat. Wir können uns das nur so erklären, dass in die Getränke von diesen Personen das von mir genannte Mittel geschüttet worden ist und das die Personen, die sich auch noch in dem Bus befanden, unwissentlich auch von diesen Getränken getrunken hatten. Als dann die Personen, die wach waren aus dem Bus gestiegen waren, wurde die Bombe entzündet und Hanna Mangort ist durch einen glücklichen Zufall nicht gestorben. Frau Mangort kann es sein, dass sie an dem besagten Abend was getrunken haben?"
"Ja natürlich hab ich irgendwas getrunken, Wasser und so weiter.", antwortete Hanna.
"Nein ich meine haben sie zusammen etwas getrunken, zusammen aus einer Flasche oder ähnliches?"
"Naja", Hanna wurde etwas leiser, "Erik hatte eine Flasche Rum dabei, von der wir zusammen getrunken haben, also bei der kleinen Fete vor der Reise, da kann es schon sein, dass die anderen auch was davon hatten."
Die "kleine Fete" war ein kompletter Flopp gewesen, erst kamen wir alle zusammen, dann standen alle nur dumm rum, bis Erik eben mit dem Rum kam, von dem ich nichts wollte und dann sind alle ein bisschen lockerer geworden. Ich habe die Party trotzdem zusammen mit ein paar anderen schon so um zehn Uhr verlassen.
"Und das war das einzige?". fragte Kommissar Knecht.
"Das einzige woran ich mich erinnern kann.", Hanna wirkte auf einmal einfach nur noch müde.
"Und wer hatte Zugang zu dieser Flasche?"
"Jeder", Hanna hatte absolut Recht, die Flasche hätte sich jeder nehmen können.
"Passen sie auf sich auf.", sagte der Kommissar nun wieder an alle gewandt, "Wir werden sie in den nächsten Tagen einzeln befragen. aber für heute sollte das genug sein." Mit den Worten verschwanden beide.
Ich weiß gar nicht, warum niemand von uns so entsetzt von der Neuigkeit war, dass es Mord war. Ich glaube wir hatten das alle im Gefühl, niemand von uns glaubte wirklich an einen Unfall, wie konnte es sein, dass ausgerechnet, wenn ein Teil in sicherer Entfernung ´war, dass der Bus dann explodiert. Ich denke wir wussten es alle und wollten uns dass nicht eingestehen. In unserem Dorf passiert sonst normalerweise nichts und mit so etwas haben wir nicht gelernt umzugehen.
"Ihr könnt nach Hause gehen.", sagte Direktor Skilter noch ins Mikrofon, bevor auch er ging. So langsam lösten wir uns aus unserer Starre und gingen aus der Aula, was wir aber dann im Schulflur sahen, war verstörender, als alles andere davor.
Wir standen im Flur und starrten einfach nur an die Spinde. An jedem von ihm hängte ein Zettel. Auf manchen stand einfach nur in großen Buchstaben.
FETT-UNÖTIG-AUßENSEITER- BELIEBT- WER KENNT DICH SCHON- GROßER ARSCH- KURZE BEINE-
"Was soll das?", kreischte Fiona in die Runde.
"Wüsste ich auch gerne.", meinte Max.
An der Decke bildeten sich noch die Worte: Geht an eure Spinde. Und obwohl man das aus vielen Filmen kennt, wenn etwas Komisches passiert, tut das was sie sagen nicht, tut man es trotzdem und wir gingen alle brav an unsere Spinde. Ich hatte einen Zettel mit einer Bewertungsliste, Renes Bewerungslisten.
..."eine Unverschämtheit!", Frau Maier lief außer sich zu uns in den Klassenraum, "wer von euch war das?"
Sie klatschte einen Zettel auf ihren Tisch.
"Wenn sie uns den Zettel zeigen würden, wüssten wir es vielleicht wissen.", witzelte Niklas.
"Die wird das Lachen schon noch vergehen Niklas Haus, das kann ich dir sagen.", Frau Maier war wirklich sauer, so dass selbst Niklas mal ruhig wurde.
Sie reichte den Zettel herum und jeder von uns schauten ihn an, als er bei mir war, wusste ich sofort was das war und von wem. Rene Dentel dachte er erlaubt sich mal einen Spaß und errichtete eine Seite, auf der er jeden aus der zwölften Stufe nach Charakter und Aussehen bewertete. Das Problem war nicht nur, dass Rene fast nichts nettes über irgendjemanden sagte, sonders auch, dass viele sich das sehr zu Herzen Namen, was er da schrieb. Ich wusste nicht was über mich da stand, weil mich Rene eigentlich nicht sonderlich interessierte und mir dementsprechend egal war, was er über mich dachte. Viele bewunderten Rene aber, er gehörte eindeutig zu den Beliebteren Menschen an unserer Schule, weswegen viele Mädchen, zu verbessern, was er kritisiert hatte, um ihm besser zu gefallen und mehr Punkte, oder eine bessere Bewertung zu erhalten.
Natürlich verriet Rene niemand, aber man merkte, dass sich die Schule ziemlich verändert hatte, also nach der Liste, manche färbten ihre Haare, andere nahmen ab und wieder andere veränderten wirklich alles.
Man kann also verstehen, dass wir geschockt waren, eben diese Liste von jedem einzelnen an unseren Spinden zu sehen und nicht wussten, wer das getan hatte. Denn Rene konnte das nicht sein, er ist bei dem Unfall ums Leben gekommen. Und so blöd, wie es sich auch anhört, nun war ich zum ersten mal, jetzt wo es mir eigentlich egal sein sollte, wollte ich wissen, was er über mich dachte, ich wollte wirklich wissen, was Rene Dentel über mich dachte, also las ich mir es durch.
Ich musste grinsen, das war ja nichts, da hätte mich auch ein Fremder beschreiben können und das witzige ist, dass war sowas von banal, dass ich mich darum gar nicht geschert hätte ;).
"Wer hat diese Scheiße gemacht?", fragte Hanna, das was auch alle anderen sich fragten.
"Ich hab hier nen Brief kleben.", Daniel kam hinter seinem Spind hervor.
"Was für n Brief?", fragte Sienna.
"Keine Ahnung", wir kamen alle zusammen, "des ist halt ein Brief, der ist mit so einem Siegel verschlossen, ich weiß nicht, wie man des nennt."
"An wen ist es?", fragte Max.
"Da steht an Rene Dentel- mögest du für immer ruhen du Mistkerl.", man hörte wie jedem die Kinnlade herunterfiel. Erst Rene´s Bewertungbogen und dann ist da ein Brief für ihn, der an Daniels Spind klebte.
"Mach ihn schon auf.", Sienna ließ sich echt nicht aus der Ruhe bringen.
Daniel machte den Brief auf und las vor:
Lieber kleiner Rene,
wenn alles so ist, wie ich mir das gedacht habe, dasnn bist du jetzt tot. Mausetot. Liegst unter der Erde uns verrottest vor dich hin, du elender Hund.
Warum ich diesen Brief an dich schreibe? Damit alle wissen, warum du sterben musstest. Denn ich denke ihr wisst alle, dass er ermordet wurde. Es war so einfach euch Schlafmittel einzuflößen und die anderen aus dem Bus zu locken und dann. *peng*. Es war schön zusehen, wie ihr Plagen verrottet seit, aber nun allein zu dir mein lieber Rene, den Aufmerksamkeit magst du doch, oder nicht, weswegen hättest du sonst diese Liste erfunden? Ich verabscheue diese Liste, aber es ist wie mit allem das man hasst, man schaut es sich trotzdem an und lebt trotzdem danach. Denn dass hat jeder gemacht, nach deiner Liste gelebt und sich verändert, und seit dem du vor zwei Jahren diese Liste angefertigt hast ist alles anders. Jeder muss sich nach deinen Wünschen ändern und du hast es auch noch genossen. Ich hab mich abgerackert, um eine hohe Bewertung bei dir zu bekommen, aber dir hat es nicht gereicht, dir hat gar nichts gereicht. Und du lieber Rene warst der Erst, denn mit dir sind die Probleme gekommen, dass du Leute, die mehr Punkte hatten, als die anderen sich für was Besseres gehalten haben und das hat jeder so akzeptiert, jeder hat mitgemacht und was war mit denen, die weniger Punkte hatten? Die sind links liegen gelassen worden. danke Dafür Rene, aber jetzt hab ich mich gerächt
in love your Avenging angel
Niemand sagte irgendwas. Alle starrten nur diesen zettel an.
"Racheengel.", sagte Sienna.
"Was?", fragte ich sie verwirrt, dass sie wieder zur Tagesordnung kam.
"Avenging Angel bedeutet Racheengel."
"Ich glaube, dass das gerade das kleinste Problem ist.", meinte Fiona knapp.
"Sie sind also sicherlich ermordet worden und das hatte seine Gründe.", Max versuchte wohl seine Gedanken, naja unsere Gedanken für uns zu sortieren, "das heißt es muss jemand sein, der rene gehasst hat."
"Niemand konnte Rene wirklich leiden.", Hanna hatte nicht ganz Unrecht, "er war zwar beliebt, aber niemand wusste wirklich warum."
Wir redeten alle ziemlich kühl, so als würden wir nicht wollen, dass die Gefühle, die wir spürten, zu uns durchdrangen. Ich spürte es trotzdem die vorige Verwirrtheit, Rätsellosigkeit und Ungewissheit wich über in pure Angst. Gerade hatte ich einfach nur furchtbare Angst.
"Wir müssen das zur Polizei bringen.", Fiona war die erste die Bewegung in sich zeigte, "wenn das Mord war und das sagt er je hier selber deutlich, dann muss es zur Polizei."
"Das heißt, aber auch das Rene nicht der letzte sein wurd.", Sienna starrte uns an, "da steht doch er ist erst der Anfang.
Das war mir davor nicht wirklich bewusst gewesen, wenn also alles so eintrifft, wie es der Autor des briefes gesagt hat, dann kam auch Ben dran, dann musste ich auch lesen, warum Ben sterben musste.
"Ich glaube nicht, dass das so einfach sein wird wie heute", Sienna hatte ein wahnsinniges Strahlen in den Augen, "Ich glaube Rene war ein Warnschuss, der Mörder möchte uns alle seelisch fertig machen, er möchte das wir bluten.."
"Sienna halts maul.", unterbrach Daniel sie, "hör auf irgendwelche Spukgeschichten hier zu erfinden und komm runter. So beruhigst du doch keinen hier. Direktor Silter sagte, wir dürfen gehen, ich werde die Polizei anrufen, die soll sich das Ganze anschauen und den Brief geben wir denen auch. Ich glaub des war zu viel heute."
Keine zehn Minuten später kam die Polizei auch schon an und schickte uns nach Hause, damit sie in Ruhe sich alles anschauen konnten. Die beiden Kommissare von eben waren auch dabei. Nun standen wir also auf dem Pausenhof, die meisten waren schon gegangen und nach Hause gefahren, nur ich und Daniel waren noch da, ich tat so, als würde ich auf meine Eltern warten, aber ich wüsste die würden nicht kommen, da ich sie nicht angerufen habe.
"Wartest du auf deine mum?“, fragte mich Daniel plötzlich.
"Nein.", ich schaute in sein verwirrtes Gesicht, "also eigentlich schon, aber ich sollte sie davor vielleicht anrufen. Und du?"
"Ich wollte dich gerade fragen, ob ich dich nach Hause fahren soll.", er versuchte zu lächeln, aber man sah ihm deutlich an, dass ihn das ganze mitnahm.
"Klar, hättest du was dagegen, wenn du mich nicht nach Hause bringen würdest, sondern in die Stadt, zu Picassos.", dass Picasso ist ein kleines Café in der etwas größeren Stadt bei uns in der Nähe. Ich fühle mich dort wohler als zu Hause und ich glaube eine heiße Schokolade könnte jetzt Wunder bewirken, zumindest für meinen Kreislauf.
"Wundervolle Idee, Madam.", sagte er, während er mir die Tür zu seinem Wagen aufhielt.
Daniel machte das Radio an und fuhr los.
"Ich hoffe das ist für dich oke", meinte er.
"Die Musik ist in Ordnung, aber du solltest aufhören dazu zu singen, das hört sich grauenhaft an.", sagte ich mit einem echten Grinsen auf den Lippen.
"Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen", er strahlte mich an, "das letzte mal, als ich dich singen hören hab, hat es sich angehört, als wenn ein Hund um Gnade winseln würde."
"Hey", ich spielte empört, "Das stimmt überhaupt nicht, die alte Frau gegenüber hat mir die ganze Zeit zugehört."
"Schätzchen, die Frau war auch taub, die hat sich nur gewundert, wer da im Nachbargarten vor sich hin tanzt.", wir lachten auf.
Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht, eigentlich seit Bens Tod gar nicht mehr und es fühlte sich gut an. Es war als würde eine kleine Last von den Schultern fliegen und in die liebe kleine Welt hinausgetragen werden. Das habe ich immer an Daniel gemocht, er brachte mich immer, egal in welcher Lage ich mich befand, zum Lachen und ich konnte mich erinnern, dass seine Anwesenheit immer angenehm war, er war so locker und dennoch konnte er ernste Dinge besprechen. Während ich da saß und über Daniel nachdachte, war dieser schon auf den Parkplatz von Picasso gefahren und öffnete mir die Tür. Dankend stieg ich aus und ging mit ihm zusammen ins Picasso. Kaum hatte ich die Tür geöffnet fühlte ich mich wie zu Hause, der Duft von gemahlenem Kaffee, frischem Obstkuchen und einem Hauch von Vanille war im ganzen Raum verteilt. Überall waren bunt zusammengewürfelt verschiedene Tische und Stühle, die nicht dazu passten. an der ganzen hinteren Wand waren mehrere kleine Sofas aufgestellt und auf einen von diesem bewegte ich mich zu. Daniel folgte mir ohne auch nur ein Wort zu verlieren, glücklich ließ ich mich auf ein Sofa plumpsen und Daniel machte es mir gleich.
"Es ist echt nett her.", stellte er fest, ohne dabei zu vergessen mich anzulächeln.
"was hättet ihr den gern?", fragte eine hübsche, kleine blonde Kellnerin.
"Einen großen Kaffee und ein Stück von ihrer Erdbeertorte", Daniel sah mich fragend an, nachdem er bestellt hatte.
"I-Ich hätte gerne eine heiße Schokolade und ein Stück ihrer Obsttarte.", ich wusste auch nicht, warum ich gerade nervös wurde, aber das Gefühl verflog gleich, nachdem die Bedienung weg war. Wir redeten die ganze Zeit nicht über Rene, so als würde dass das Geschehene rückgängig machen.
Ich schloss leise die Tür auf, damit meine Eltern ja nicht mitbekommen, dass ich schon zu Hause bin. Das ich nicht da war ist ihnen bestimmt nicht aufgefallen, da sie dachten, dass ich in der Schule bin und mein Vater ist auf der Arbeit. Trotzdem habe ich keine wirkliche Lust auf meine Mutter zu treffen und ihr vorgaukeln zu müssen, wie schön der erste Schultag doch war. Ich mein er war schon, die Verabredung, ich weiß nicht genau, ob es eine war, hat mich auf alle Fälle abgelenkt und ich war lange schon nicht mehr so entspannt. Und dennoch ein komischer, undefinierbarer Nachgescmack bleibt trotzdem. Ich hatte es jetzt geschafft die Tür zu öffnen, ohne das mich jemand bemerkt hatte. Langsam glitt ich in den Hausfkur und versuchte die Treppe zu meinem zimmer zu nehmen.
"Emily, Liebling bist du zu Hause?", fragte meine Mutter.
Nein bin ich nicht, was für eine dumme Frage, wo soll ich den sein, wenn ich durch den Flur schleiche.
"Ja bin ich. Ich bin aber müde, kann ich in mein Zimmer?", ich wartete ihre Antwort gar nicht ab, sondern ging in mein Zimmer. Ich schmiss meine Schultasche in die Ecke und legte mich auf mein Bett.
Ich wollte mich gerade ein bisschen entspannen und dann kam meine Mutter herein, von anklopfen hatte die wohl auch noch nie was gehört.
"Hey mein Schatz.", sie setzte sich neben mich auf mein Bett, "ich glaube wir müssen reden."
"Das glaube ich eher weniger.", gab ich kühl zurück.
"Ach Liebling,", sie lächelte mich verzweifelt an, "ich merke doch, dass du dich verändert hast und immer zurückgezogener wirst, sag was ist los?"
In dem Moment dachte ich meine Mutter hat eine vollmeise, ich dachte wirklich ihr hat jemand ins Hirn geschissen.
"Mein bester Freund ist gestorben.", erwiderte ich so ruhig wie ich konnte, "was denkst du wie es mir geht?!"
"ja natürlich ich kann das verstehen, liebling, aber du musst endlich damit lernen abzuschließen, Ben war sowieso kein Umgang für dich", das letzte flüsterte sie fast nur.
"wie meinst du das?", fragte ich bissig zurück.
"naja", sie suchte nach den richtigen worten, "die meisten hier bei uns im Dorf sind ziemlich wohlhabend eben auch wie wir. ben war naja er war durchschnitt. Er hat keine Ahnung gehabt, wie man sich richtig in unserer gesellschaft verhält, welche Gabel man benitzen muss und einfach die Knigge dieser schicht. Erik zum beispiel dagegen war immer ein sehr aufmerksamer, höflicher junger Mann, der auch das nötige Kleingeld für die richtigen Anzüge und Geschenke hatte und ben war, naja ein durchschnittsbürger. Es ist wirklich schade, dass Erik bei dem feuer ums Leben gekommen ist, ihr hättet super zusammengepasst."
"Willst du damit sagen, dass es gut ist das ben tot ist.", ich war wütend, ich habe mich wirklich noch nie so wütend gefühlt, wie gerade eben, "Meinst du etwa er war ein schlechterer Mensch, weil er weniger Geld hatte."
Ich saß nun stocksteif in meinem Bett und starrte meine Mutter hasserfüllt an.
"Nein", meine Mutter blieb ruhig, "aber es ist besser so für dich."
"Halt dein Maul.", ich wurde ruhig, aber so ruhig, wie die Ruhe vor dem Sturm.
"Wie bitte, was fällt dir ein.", meine Mutter starrte mich entsetzt an.
"Ich sagte: HALT DEIN MAUL", ich schrie sie an, "Ben war das Beste, was mir passieren konnte, er war für mich da, anders als du, er hat sich meine Probleme angehört, anders als du. Er hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin und du eine Frau, die ihre eigene Tochter nicht erziehen kann, denkt sie könnte sich eine Meinung zu ihm bilden und nicht nur das, denkst du du hast das Recht dazu, zu sagen, dass es besser ist das er tot ist. Ich sage das jetzt nur ein einziges mal. Verschwinde aus meinem Zimmer und sag kein einziges Wort mehr ich möchte dich weder heute,noch morgen noch sonst irgendwann die Woche sehen. Geh aus meinem Zimmer und halte deine gottverdammte Gosche."
Meine Mutter ging ohne ein Wort mehr zu sagen. Und ich wusste, dass das was sie eben gesagt hatte unsere Beziehnug komplett zerstört hatte. Meine Mutter war schon immer eine Persönlichkeit für sich gewesen.
Texte: Alle Texte habe ich selber erfunden und aufgeschrieben
Bildmaterialien: Originalcopyright 2014 © by Kevin Wrede
Tag der Veröffentlichung: 21.04.2014
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