Cover

1.Kapitel

«Herr Smirnov will Sie nocheinmal sprechen,bevor Sie zum Training gehen»,sagte Dennis,einer unserer besten Mitarbeiter in diesem Geschäft und verschwand schon in dem langen Flur.Seufzend legte ich meine Tasche zur Seite und band mir meine über die Brust reichenden,braunen Haare zu einem Pferdeschwanz und machte mich auf den Weg in sein Büro. Ich schloss die Tür leise auf und trat hinein.Da saß er.Mein Ein und Alles,mein Bruder Dima(Ableitung von Dimitri).Er ist zwar in keinerlei Hinsicht mit mir verwandt und trotzdem der einzige Mensch,dem ich blind vertrauen kann,ohne auch irgendwelche Hintergedanken zu haben.Er war in all diesen Jahren meine einzige Familie.Ich hatte nur ihn und er hatte mich.Ohne ihn hätte ich es nie so weit geschafft.Klar ist das Leben als russische 'Mafiabraut' nicht gerade ungefährlich,man hat immer Feinde,dennoch fehlte mir an Nichts und konnte mich mit meinem Leben glücklich schätzen.

Seitdem ich denken kann war ich im Kinderheim.Man sagte mir,dass meine Eltern bei einem Autounfall umgekommen sind,doch ich glaube diesen Leuten kein Wort.Ich war damals erst 9 Jahre alt als Dima ins Heim gekommen ist.Auch wenn er zwei Jahre älter war als ich,war er ein kleinerer und zerbrechlicher Junge,der seine geliebten Eltern verloren hatte.Oft wurde er gehänselt und fertiggemacht,doch ich beschützte ihn.Schon als neunjährige war ich eine selbstbewusste und starke Persönlichkeit,denn das Heimleben war Nichts für Schwache.Dima und ich verbrachten viel Zeit zusammen und wurden die allerbesten Freunde.Doch dann wurde er 18 und durfte endlich das Heim verlassen.Ich dachte er wird für immer fortgehen und mich zurücklassen,doch das tat er nicht.Er nahm mich zu sich und gemeinsam bauten wir unser Leben auf.Nun sind wir einer der wohlhabendsten und machtreichsten Leute Berlins.Wir haben mehrere Bars,Casinos,etc. ein paar illegale Dinge gehören auch zu unserem Leben,doch versuchen es in Grenzen zu halten.Ich studiere Psychologie und bin für das Training der Mitarbeiter sowie auch für paar andere Aufträge und Meetings zuständig. Und nun sehe ich einen großen und breitgebauten und auf den ersten Blick angsteinflößenden Mann.Seine schwarzen Haare bringen seinen markantes Gesicht noch mehr zum Vorschein.Nichts ist vom kleinen,zerbrechlichen Jungen übriggeblieben,doch ich kenne diese Seite,auch wenn ich sie nurnoch selten zu Gesicht bekomme.

Ich erwache aus meinen Gedanken und muss grinsen,denn er ist verzweifelt über den ganzen Papierkram gebeugt und in seinen hellbraunen Augen spiegelt sich die Ahnungslosigkeit wieder.«Big Boss wollte mich sprechen?»,necke ich ihn und schenke ihm ein warmes Lächeln.Er sieht auf und auf seinem Gesicht bildet sich ebenso ein Lächeln.Er kommt auf mich zu und schließt mich in seine Arme:«Kate(Ableitung von Katharina),lässt du dich auch mal blicken?».Er deutete auf die Couch und überreichte mir einen Ordner.«Што ты без меня бы делал?(Was würdest du bloß ohne mich machen?)»,erwiedere ich ihm auf seine Frage und blätterte herum.Lachend schüttelt er seinen Kopf und erklärt mir,dass sich Sascha(Ableitung von Alexej/Alexander) unserer Mafia beitreten will. «Ich möchte,dass du ihn kennenlernst und prüfst bevor er beitritt,ob er auch wirklich fähig dazu ist.Er kommt heute auch zu deinem Training.» Ich nicke bloß und studiere weiterhin sein Profil: 24 Jahre,kommt aus Hamburg und lebt nun mit seiner Mutter und kleinen Schwester in Berlin. «Mach ihn fertig aber lass ihn am Leben!»,fährt er lachend fort wobei seine geraden Zähne aufblitzen.«Natürlich,bin heute gut drauf!»antworte ich ihm ebenso lachend und umarme ihn noch zum Abschied,bevor ich in mein Auto einsteige und mich auf den Weg zum Studio mache.

Ich stehe an einer roten Ampel und warte geduldig bis sie umspringt.Aus den Boxen dröhnt Musik und ich klopfe im Takt auf mein Lenkrad.Mein blick schweift auf das Nummernschild des schwarzen BMWs gegenüber: B-VR-777.Der Fahrer grinst mich schon von Weitem an und es handelt sich um Vadim,einem guten Freund und Kollegen.Er lässt seinen Motor aufheulen und gibt mir damit zu verstehen,dass er ein Rennen fahren will.Ich nicke ihm siegessicher zu und gebe sofort Gas als die Ampel umspringt.Wir rasen durch die berliner Straßen und es ist klar,dass er nicht gegen mich ankommt,da ich in einem relativ großen Abstand vor ihm fahre.Ich liebe dieses befreiende Gefühl durch die Straßen zu rasen und einfach abschalten zu können.Ich bog scharf ein und somit hatte ich auch das Rennen gewonnen.

Ich parkte mein Auto in einer freien Lücke,nahm meine Tasche und stieg gemütlich aus.Vadim parkt neben mir und stieg ebenfalls aus.Ich merkte sofort,dass er über seine Niederlage deprimiert ist aber es sich nicht anmerken lassen will. «Vadim,du weißt doch,niemand hat eine Chance gegen mich.»,versuchte ich ihn zu trösten,konnte mir mein Grinsen jedoch nicht verkneifen. «Jaja,Prinzessa.Der Tag wird kommen und ich werde dabei sein!»,sprach er dann mit einem Lächeln.Ich verwuschelte seine blonden Haare wobei er mich mit seinen blauen Augen genervt anblickte.«Давай,они уже ждут нас.(Los,sie warten schon auf uns).»

«Chérie!»,rief Chloé mit ihrem süßen französischem Akzent.Sie war eine sehr herzliche Person und trotzdem eine harte Kämpferin.Mit großer Freude fielen wir in eine innige Umarmung.Ich pflegte eine gute Beziehung zu meinen Mitarbeitern,denn ich wollte kein dominanter Chef sein,den alle hassen.Außerdem lege ich sehr viel Wert auf Ehrlichkeit und Respekt,ich ließ nicht mit mir spielen und schon garnicht unterkriegen.Ebenso begrüßten mich Sergej,Max,Albina und Daria.Den Neuen entdeckte ich nirgends also konnte ich sie einweihen:«Bitte nennt mich nicht 'Boss' oder sonst wie,dass er merkt wie wichtig mein Eindruck von ihm ist.Niemand erklärt ihm zu was ich fähig bin,alles verstanden,дорогие мои?(meine Lieben)».Sie nickten amüsiert und zusammen traten wir ein.Ich begrüßte,mir ein paar bekannte Gesichter,mit einem Nicken und ging zu unserem Trainingsraum im Keller,gefolgt von meiner Truppe.Dort warf ich meine Tasche in die Ecke und erblickte schon den Neuen.Er sah gut aus,hatte etwas von Channing Tatum,nur war dieser ein dunklerer Typ,breitgebaut und bestimmt ein Kopf größer als ich,auch wenn ich schon fast an die 1.80 reichte.Er musterte mich genau,ich wusste,wie ich mir mit meinem Aussehen Vorteile verschaffen konnte,denn das war in dieser Branche mehr als wichtig.Mit meinem Körperbau war ich zufrieden,schlank und und trotzdem mit schönen Kurven.Meine Augen sind blau-grau,die bei meinen dunklen Haaren noch mehr herrausstechen.Mit einem intensiven Blick durchborte ich seine braun-grünen Augen,er konnte meinem Blick standhalten und ich ging von einer starken Psyche aus.Zufrieden ging ich auf ihn zu und überreichte ihm meine Hand. «Du musst Sascha sein.Dima hat mir gesagt du wirst heute beim Training dabei sein.Bist du schon aufgewärmt?Übrigends,ich bin Kate.»,sagte ich so freundlich wie möglich doch er schaute mich einfach nur desinteressiert an und sprach mit einem herablassenden Ton:«Süße,ich bin nicht hier um mit irgendwelchen Weibern Bekanntschaften zu machen,also dreh dich bitte wieder um und geh wieder.»Innerlich lachte ich über seine Aussage,denn wenn er wüsste,wen er vor sich hat,wäre er nicht so respektlos und ich könnte sein wahres Gesicht nicht kennenlernen.Äußerlich blieb ich aber immernoch freundlich und konterte ihn:«Umso besser,komm in den Ring und beweise was du kannst.»«Und wer bist du um mir Befehle erteilen zu können?»,erwiederte er mit einem spöttischem Grinsen.Hinter mir höre ich Sergej losprusten,der aber sofort innehält als ich mich zu ihm wende.«Wer ich bin ist irrelevant,komm einfach in den Ring und stehe deinen Mann.»,sprach ich ebenfalls provozierend und ging auf den Ring zu.

Nun standen wir uns gegenüber im Ring und er konnte nicht anders und musste wieder einen seiner dummen Sprüche loswerden:«Süße,ich will nicht schon am ersten Tag meiner Karriere jemaden erschlagen.».So langsam ging mir sein möchtegern-Macho Gehabe auf die Nerven und ich wollte ihn richtig leiden sehen,damit er seine Vorurteile gegenüber Frauen endlich abschafft.«Deine große Fresse bringt dich nicht weit.»,hauche ich ihm zu und dann geht alles sehr schnell.Ich verpasse ihm einen heftigen Tritt in seinen Bauch,sodass er sich krümmt und etwas nach hinten taumelt.Diese Gelegenheit nutze ich aus und verpasse ihm weitere Schläge auf den Rücken und Gesicht.Zum Schluss sehe ich ihn,wie er am Boden sitzt und das Blut von seiner Lippe wischt und mich hasserfüllt anblickt.Ich ignoriere es und hocke mich vor ihn,damit ich auf Augenhöhe zu ihm sprechen kann:«Meine Süße,deine Schläge sind unsaubar und viel zu berechenbar.Außerdem müssen wir an deiner Taktik und großen Fresse arbeiten.Du kannst gehen.»Es hätte alles anders kommen können,doch er hat es sich selber zuzuschreiben.Ich hatte mehr von ihm erwartet.Er schnaubte nur kurz und ich wand mich von ihm ab,um den Anderen,die das ganze Theater belustigt beobachtet hatten,bei ihrer Trainingseinheit zu helfen.Daria ist meine Prinzessin,ich habe ein sehr inniges Verhältnis zu ihr.Sie kommt aus einer zerstörten Familie,wie die meisten Anderen auch.Mit einem Alkoholiker als Vater kommt man in dieser Welt nicht weit und mit ihren süßen 17 Jahren errinert sie mich an mich selbst,ihre Art gleicht meiner und in finde mich in vielen Situation in ihr wieder.Ich lernte sie in einem Café kennen,wo sie abends kellnerte.Ich versuche ihr alles zu ermöglichen,denn sie soll etwas erreichen können.Damit sie sich verteidigen kann,trainiere ich sie und mir ist schon eben aufgefallen,dass sie mit ihren Gedanken ganz wo anders ist.'Wenn sie es erzählen will,kommt sie zu mir.',beruhige ich mich in Gedanken selber und gehe nach einer Weile aus dem Raum,um kurz etwas zu trinken.Als ich dann zurückkehren wollte,sah ich Daria auf den Treppen sitzen und geradeaus starren.Stumm setzte ich mich zu ihr.Lange saßen wir einfach ruhig da.Ich hielt es nicht mehr und fragte sie direkt:«Hat er dich wieder geschlagen?».Als Antwort entblößte sie ihren Oberarm,den schon viele blaue Flecken und Narben zierten.

2.Kapitel

Sofort schließe ich sie in meine Arme und gebe ihr einen Kuss auf die Schläfe.«Ich will weg,weit weg.Ich will von neu anfangen.»,gibt sie leise von sich.«Wie wärs mit München?».Überrascht schaut sie zu mir auf:«Wie?Du versuchst es mir garnicht auszureden?» «Als ob du dir jemals was von mir sagen lassen hast!»,antworte ich ihr lachend.«Außerdem ist es mir lieber,wenn ich weiß wo du bist und ein Auge auf dich habe,als wenn du eines Tages abhaust und ich dich womöglich nie wieder sehen werde.»Dieser Gedanke macht mich innerlich fertig,denn sie ist mir sehr wichtig.
«Wann willst du denn gehen?»
«So schnell es geht.»
«Ok,dann fahren wir morgen zu deiner Schule,melden dich dort ab und ich meld dich dann in München an.Du wirst dann in meiner Wohnung wohnen und-».
Sie ließ mich nicht weitersprechen sondern umarmte mich fest.«Danke.»,murmelte sie zwischen meinen Haaren.Mit einem aufmunterdenden Lächeln zog ich sie wieder zurück.Das Training verlief reibungsfrei und Sascha machte auch keine Anstalten mehr seine Fresse zu öffnen,was mich ehrlich gesagt schon stutzig machte.Kurz vor 19:00 Uhr verabschiedete ich mich mit Daria von den Anderen und gemeinsam fuhren wir zu meiner Villa.

Im Auto ist es still.Um die Stimmung etwas aufzulockern,schalte ich die Musik an.Die CD hat mir Jonas,ebenfalls ein Student,zusammen gestellt.Musik ist sein Leben,er blüht darin auf und er hat sich sehr darüber gefreut,als ich ihn auf eine CD von ihm angesprochen habe.Auch Darias Lieblingslied wurde aufgezeichnet und sie grinste mich an .Nach unzähligen Malen,die wir gehört haben und laut mitgesungen haben,kamen wir endlich zu Hause an.Erschöpft warf ich meine High-Heels in eine Ecke und lief sofort in die Küche,wo das Essen schon von dem Hausmädchen vorbereitet war.Ich begrüßte sie und ließ sie dann nach Hause gehen.Mit Daria aß ich zu Abend und unterhielt mich über alles mögliche.Bei einem Filmabend schliefen wir dann letztendlich ein.

«Kaaaaaaaaate!Wir kommen noch zu spät!»,drängelte sie mich.Genervt stieg ich aus dem Bett und trottete ins Bad.Nach der kurzen,kalten Dusche stehe ich vor dem Kleiderschrank und suche mir eine einfache,enge Jeans und ein schönes Oberteil herraus und schlüpfe hinein.Meine Haare fallen glatt über meinen Rücken und mein leichtes Make-up sitzt.Zufrieden nehme ich meine Jacke und Tasche und laufe runter zu Daria,die schon ungeduldig auf mich wartet.Zusammen steigen wir in meinen mattschwarzen BMW X6 und fahren zu ihrer jetztigen Schule,um sie dort abzumelden.

Angekommen,sehe ich schon die Typen von meinem Auto schwärmen.Umso größer wird ihre Überraschung,als ich mit Daria aussteige.Unbekümmert laufe ich an ihnen vorbei ins Sekretariat,wo ich nach langer Diskussion mit der unfreundlichen Frau endlich die Papiere habe und gehe wieder zurück zu Daria.«Давай,пошли!(Los,komm!)»,rief ich ihr zu.Gerade als ich weitergehen wollte,fiel mir eine laustarke Mädchengruppe auf.Ich entdecke ein eingeschüchtertes Mädchen zwischen ihnen,die von einer blondgefärbten Tusse fertiggemacht wurde.In mir steigt Wut auf und ich gehe mit schnellen Schritten auf sie zu:«Wo ist das Problem?!».Augenblicklich schaut sie zu mir auf und mustert mich oben bis unten.«Was willst du denn?Kümmer dich um deinen Scheiss.»,meinte sie,während sie schmatzend auf einem Kaugummi kaute,einfach nur wiederlich.«Das tue ich gerade.Was machst du sie fertig?Was gibt dir das Recht dazu?»,versuche ich so ruhig,wie möglich zu klingen.«Die Schlampe hats verdient.».Wütend trete ich ihr näher und packe sie am Arm.In ihren Augen sehe ich schon die Angst.«Wenn ich mitbekomme,dass du sie auch nur falsch angesehen hast,garantiere ich für nichts!»,sage ich ihr mitten ins Gesicht und drücke ihren Arm nocheinmal fest,bis sie ihr Gesicht vor Schmerz verzieht und mich flehend anblickt.Danach drehe mich um und bemerke,dass sich die Hälfte der Schule um uns versammelt hat.Genervt und gleichzeitig wütend vordere ich sie mit den Blicken auf zu gehen.Sie jedoch lassen sich nicht beeindrucken und sehen zu mir.Mein Blick fällt auf einen Jungen,der anständig und nett wirkt.«Hey du!»,rufe ich ihm zu.Unglaubig blickt er zu mir.«Ja du.Komm mal her.»Ängstlich kommt er auf mich zu.Ich lächel ihn an und er blickt wieder erleichtert.«Hier ist meine Karte,ruf mich sofort an,wenn hier irgendetwas ähnliches passiert.Ich werde sofort da sein.»,sage ich leise,damit nur er mich hören kann.Als Bestätigung nickt er.Zufrieden drehe ich mich zu dem Mädchen um und schenke ihr ebenfalls ein Lächeln.«Kämpfe,nur so wirst du glücklich.»,spreche ich zu ihr und verschwinde anschließend mit Daria in der Menge,auf dem Weg zum Auto.

Ich lasse Daria ab,damit sie ihre wichtigsten Sachen packen kann und sich von ihren Freunden verbschieden kann,bevor wir nach München fahren.Ich fahre währeddessen zur Uni,um wenigstens die ersten Vorlesungen mit zu bekommen.Wenn Daria bereit ist,ruft sie mich an.

An der Uni angekommen,bin ich schon fast 10 Minuten zu spät.Auf dem Weg zum Hörsaal begegne ich Samira.Sie studiert mit mir Psychologie.Auch wenn sie durch ihre langen,blonden Haare und ihrer ständig,pinken Kleidung einer Barbie gleicht,ist sie ein totales Mathe-Genie und keinesfalls billig oder naiv.Kurzgesagt,ich mag sie.Wir lachen uns gegenseitig aus und treten ein.Die verwirrten Blicke von den Anderen sind auf uns gerichtet und durch diese müssen wir noch mehr lachen.Unser Professor,der nur mit dem Kopf schüttelt,fährt mit seinem Vortrag fort und ich setzte mich ziemlich weit nach hinten.Manchmal spüre ich Blicke auf mir,kann aber nicht einordnen von wem sie sind.Obwohl ich mich wirklich sehr für Psychologie interessiere,langweile ich mich heute zu Tode und warte ungeduldig auf eine Nachricht von Daria.Als es dann endlich zur Pause klingelt,packe ich meine Sachen in die Tasche und laufe zum Kiosk um mir einen Müsliriegel zu kaufen.Als ich den endlich in der Hand halte,vibriert mein Handy.Eine neue Nachricht von Daria:

'Bin bereit.Warte im Café auf dich. :*'


Inzwischen ist es 18:00 Uhr und uns bleibt nur noch eine viertel Stunde bis wir an meinem Penthouse ankommen.Daria ist total in Gedanken vertieft und schaut aus dem Fenster.
Mein schlechtes Gewissen,dass ich sie hier ganz alleine lasse,wird immer größer.Ich werde es mir nie verzeihen können,wenn ihr etwas zustößt.
«Bitte versprich mir,dass du gut auf dich aufpasst.»,platzt es aus mir herraus.
«Natürlich.»
«Ich habe dich auch beim Kickboxen angemeldet,damit du allen in die Ärsche treten kannst.»Bei diesem Satz fängt sie lauthals an zu lachen und ich kann nicht anders und lache mit.
«Und denk ja nicht,dass ich dich unbeobachtet lasse!Ich werde dich jeden Monat besuchen kommen und wenn ich nicht da bin,werde ich schon irgendjemand beauftragen,Prinzessa.»,sage ich halb scherzend,«Und wenn ich rauskriege,dass du die Schule schwänzt,bist du ganz schnell wieder bei mir!»
Sie verdreht leicht die Augen und antwortet etwas neckend:«Alles klar,Boss!»

Wie jeden Morgen klingelt mein Handywecker und ich stehe wie immer schlechtgelaunt auf.Die Nacht habe ich auch in München verbracht und beschlossen erst in paar Tagen zurück zu fahren.Nach der kalten Dusche stehe ich vor meinem Kleiderschrank und überlege krampfhaft,was ich anziehen soll.Letzendlich entscheide ich mich für ein knielanges,weißes Kleid mit goldenen Verzierungen.Damit das nicht zu süß aussieht und es draußen immernoch frisch ist,ziehe ich meine geliebte Lederjacke mit Nieten an.Dazu meine bequemsten High-Heels und ich mache mich ans Haareglätten.Nach dem Schminken sitze ich gemütlich mit meinem Kaffe in der Küche und warte auf Daria,die voller Panik herumläuft.Als sie dann endlich fertig angezogen ist,machen wir uns auf den Weg zu ihrer neuen Schule.Sie bestand darauf,dass ich nicht mit reinkomme,also ließ ich sie vor der Schule raus und fuhr mit Vollgas davon.Während ich dann ziellos durch die Stadt lief,bekam ich einen Anruf von Dima.
«Дa?(Ja?)»
«Привет(Hallo/Hi),ты где?(Wo bist du?)»
«München,was ist los?»
«Perfekt.Kannst du in den Hotels nach dem Rechten sehen?»
«Конечно!(Natürlich!)»
«Gut.Wann sehen wir uns?Wir müssen noch über Sascha reden.»
«Weiß nicht.Ich hatte noch vor,paar Tage hier zu bleiben,bis sich Daria hier eingelebt hat.»
«Daria?Was will sie da?»
«Lange Geschichte,erzähl ich dir irgendwann mal.»
«Ладно.(Ok).Ich ruf heute Abend nochmal an.»
«Mh,sag der Ratte noch nicht,dass ich sein Boss bin,ja?»
Ich höre ihn am anderen Ende laut lachen und muss automatisch mitlachen.
«Hahahahaha,hat er dein Programm nicht bestanden?»
«Naja,Potenzial hat er aber auch eine große Fresse!»
«Alles klar,Liebes.Ciao.»
«Tschüss.»

Nach dem Telefonat fuhr ich in eins unserer 5-Sternehotels,um zu kontrollieren,wie es da so abläuft.Bevor ich eintrete,setzte ich mir eine Sonnenbrille auf,um so lange wie möglich unerkannt zu bleiben.Viele kennen nur unsere Namen,nicht wie wir aussehen.Trotzdem gehe ich auf Nummer sicher.So unauffällig,wie möglich laufe ich zur Rezeption.Dort steht ein junger Angstellter,nicht älter als 19,der mich sofort bemerkt und höflich anspricht:«Guten Tag,was kann ich für Sie tun?»
«Hallo,wo finde ich den Verantwortlichen für das Hotel?».In seinem Blick sehe ich Wut und Verachtung und trotzdem antwortet er höflich:«Tut mir leid,aber er ist mit anderweitigen Dingen beschäftigt.Soll ich ihm etwas von Ihnen ausrichten?».«Nein,danke.Kann ich vielleicht hier auf ihn warten?»Er war sichtlich irrietiert und verwundert gleichzeitig:«Eehh...Natürlich,aber warum,wenn ich fragen darf?».«Ich möchte mich hier bewerben.»,rette ich mich aus der Situation.Der Junge lachte spöttisch auf:«Dann würde ich hier schleunigst verschwinden!».«Was meinst du?»,fragte ich verwirrt.«Wie soll ich sagen...Eigentlich ist das hier alles in Ordnung aber unser Vorgesetzter ist ein richtiger Arsch!»«Inwiefern?».«Er macht hier Nichts,lässt alles an seinen Mitarbeitern hängen und verschwindet den ganzen Tag,das ist auch der Grund,warum er nicht hier ist.Außerdem hat er keine Ahnung vom Personal.Ich ackere schon seit Monaten um eine Beförderung,aber er kümmert sich lieber um seine Betthäschen.».«Wie heißt du?»Verwundert blickt er mich an:«Nicklas Schmidt.Wieso?».«Nichts bleibt unbelohnt,Nicklas.».Und mit diesen Worten verschwinde ich aus dem Hotel.

3.Kapitel



In den anderen Hotels lief es ähnlich ab.Entweder feuerte ich die Angestellten oder beförderte sie.Aber im Großen und Ganzen war ich zufrieden mit Allem.Übrig blieb nurnoch die Sache mit Nicklas.Ich beschloss ihn an Stelle seines Chefs zu stellen,denn ich war überzeugt davon,dass er es verdienen und meistern würde.Doch davor will ich noch mit Dima sprechen.Auf dem Weg zu einem Café rufe ich ihn an und schon nach dem dritten Piepen nimmt er ab:«Hallo mein Schatz!».Ich muss anfangen zu lachen und frage ihn:«Musst wieder eine anhängliche Barbie abwimmeln?».«Ja,ich liebe dich und unsere 5 Kinder auch.»Nach diesem Satz kann ich mich nicht mehr zusammenreißen und lache drauf los:«Ach Dima,wo reitest du dich immer rein?».«Ich weiß nicht,wann ich zu Hause bin und wir zusammen essen können.».«Ok,alles klar.Ich grüße dich dann von unseren fünf Kindern,bis dann!»,sage ich ihm noch lachend,während ich ins Café laufe und lege anschließend auf.Mit guter Laune und einem Grinsen im Gesicht trete ich ein und laufe zur Theke:«Ein Kaffe mit Milch und Zucker zum Mitnehmen,bitte.»,bestelle ich bei der Kellnerin,die mich zuerst geschockt musterte.Während mein Kaffe kochte,tippte sie irgendetwas nervös in ihr Handy und ließ sich viel Zeit dabei.Nach ungefähr 5 Minuten hatte ich endlich meinen Kaffe.Ich bezahlte ihn und lächelte sie noch mal an:«Danke.»Als ich mich umdrehte stieß ich fast mit jemandem zusammen.Ich schaute auf und blickte in honigbraune Augen,die mich voller Sehensucht und Trauer anstarrten.Um der unangenehmen Situation auszuweichen,lächelte ich ihn an und entschuldigte mich mit den Worten,dass ich nicht aufgepasst hatte.Doch er schüttelte lächelnd den Kopf und strecke mir seine Hand hin:«Iwan.».Zögernd nahm ich seine Hand an,denn langsam kam er mir echt komisch vor,wie er mein Gesicht nachdenklich musterte.«Kate,schön dich kennengelernt zu haben.Ich muss jetzt wirklich los,bis dann!»,rief ich ihm zu,als ich schleunigst zu meinem Auto lief,um Daria abholen zu können.

Mit dem Rücken an das Auto angelehnt,warte ich auf Daria.Ich hab etwas abseits geparkt,aber trotzdem bemerkbar.Total müde und unmotiviert wartete ich darauf,dass sie endlich aus diesem Gebäude rauskommt und wir endlich nach Hause fahren können.Ich hab mit Dima geklärt,dass er Nicklas befördert und ihm etwas Geld überweist.Er hat garnicht gefragt,warum ich das wollte,sondern akzeptierte es und vertraute meiner Entscheidung.Außerdem würde morgen das Abendessen mit der Ratte names Sascha stattfinden.Ich freute mich darauf sein Gesicht zu sehen,wenn er versteht,dass ich sein Boss bin.Unbemerkt bildete sich ein diabolisches Grinsen als ich daran dachte.Meine Blicke schweiften über die ganzen Gesichter und ich konnte sie schon vom Äußerem in Gruppen einordnen.Da gab es die Streber und Nerds,Punks,Goths.Zum Schluss sehe ich dann Daria,die mit einem genervten Blick versucht einem Sunnyboy zu entkommen.Ich nenne ihn Sunnyboy,weil er der typische Schulschönling ist:blonde Haare,blaue Augen und dazu ein atemberaubendes Lächeln.Innerlich muss ich würgen und die Augen verdrehen,denn er machte sich offentsichlich an Daria ran.Ich hätte eingreifen können und ihn mal richtig fertigmachen,doch das übernahm Daria für mich.Sie brüllte ihn an verpasste ihm einen Tritt zwischen die Beine.Damit hatte er wohl nicht gerechnet,denn er sein Gesicht war geschockt und von Schmerzen verzehrt.Neckend streichelte sie über seinen Rücken und drehte sich um zu einem Mädchen,dass auf mich sehr schüchtern wirkte,umarmte sie und suchte wohl mit den Augen nach mir.Als sich unsere Blicke trafen,erwiederte sie mein Grinsen und lief auf mich zu.Lachend begrüßten wir uns mit einer festen Umarmung und stiegen in den Wagen.
«Erzähl,wie wars?»
«Uff,stressig aber voll toll.»
«Mit wem hast du dich schon wieder angelegt?».Sie blickte mich entsetzt an,doch ich wusste,dass sie sich mit ihrer aufbrausenden Art nichts gefallen lassen würde.
«Nur mit Tyler.»
«Diesem Sunnyboy?».Sie konnte sich nicht mehr halten und lachte.Neugierig guckte ich sie an.
«Genau das habe ich auch gesagt!»,erwiederte sie und lachte wieder.Nachdem sie sich wieder beruhigt hat,erzählte sie mir,was heute geschehen war.«Ich habe Michelle kennengelernt,das Mädchen,was neben mir war.Wir sitzten zusammen in der Klasse vor Tyler und seinen Idioten.Jedensfalls meinte er,dass ich auf ihn stehen würde und müsste immer über seine Schönheit schwärmen.Immer muss er mich provozieren und sind dabei sogar aus dem Englischunterricht geflogen.Kannst du dir vorstellen wie gerne ich ihm den Hals umgedreht hätte?Zu allem Übel findet Michelle ihn toll.Sie ist so liebenswert und süß!Er hat sie nicht mal in seinen schönsten Träumen verdient.»,sie erzählte das so aufgebracht und ich beobachtete amüsiert,wie sie mit ihren Händen artikulierte und dabei wild herumfuchtelte.
«Du hast es ihm richtig gegeben.Ich bin stolz auf dich.»,lobte ich sie,während sie mich angrinste:«Hatte den besten Unterricht.Was gibts zu essen?».Ich dachte kurz nach und antwortete:«Lass' was kochen.Wie wärs mit Spaghetti?».Sie nickte zur Bestätigung und wir fuhren gutgelaunt nach Hause.

Beim Kochen hatten wir viel Spaß und es machte mich glücklich Daria so froh und ausgeglichen zu sehen.Nachdem wir gegessen hatten,sah die Küche aus,wie ein Saustall,den wir mit vereinten Kräften bewältigten.Total erschöpft lag ich mit Daria in den Armen auf der Couch und sah mir eine sinnlose Serie an.Diese ruhigen Abende sind für mich sehr wichtig und zur Gewohnheit geworden.Ich ging nur selten feiern,aber wenn,dann richtig.Bei dem Gedanken an Feiern musste ich an Milena denken.Sie ist meine beste Freundin,wobei Seelenverwandte sie besser beschreibt.Es ist schon fast unheimlich,wie gleich wir denken und handeln.Mit ihr kann ich Sachen bereden,die ich nur unter Frauen bereden kann.Auch wenn ich genauso über alles mit Dima reden kann,ist es nicht das selbe.Sie macht ein Auslandspraktikum in London für 3 Monate.Ich vermisse sie schrecklich.Ich nehme mein Handy zur Hand und schreibe ihr wenigstens eine SMS: 'Musste an dich denken,Mila.Wenn du da bist gehen wir fett feiern!Love'.Gerade als ich es zurücklegen wollte,vibrierte es.Sie hatte mir geantwortet.Überrascht öffne ich die Nachricht: 'OMG!Daran habe ich auch gerade gedacht!Ich werd noch verrückt.Miss you,honey!'.Kopfschüttelnd lachte ich vor mich hin,wünschte ihr eine gute Nacht und ging ins Bett.

Am nächsten Morgen war die Stimmung im Auto bedrückt,denn ich muss mich nun von Daria verabschieden und zurück nach Berlin fahren.Vor ihrer Schule halte ich an und steige mit ihr aus.Sofort schließe ich sie in eine feste Umarmung.Um nicht in Tränen auszubrechen fange ich an zu reden:«Beweis jedem,dass du es kannst!Lass dich nicht fertigmachen und wenn was sein sollte,ruf mich sofort an und ich bin da.Du kannst zu jeder Tag- und Nachtzeit zurück nach Berlin kommen.Mach uns stolz,verstanden Prinzessa?»Sie nickte bloß und ich hörte noch wie sie schniefte.Ich löste mich von ihr und nahm ihr Gesicht in meine Hände,um ihre Tränen weg zu wischen:«Weine nicht,sonst muss ich auch noch und gehe garnicht mehr.»Sie lächelte mich an und flüsterte unter Tränen ein ehrliches Danke.Aufmunternd lächelte ich,gab ihr einen Kuss auf die Stirn und nahm sie zum Schluss noch in eine feste Umarmung,ehe ich in den Wagen stieg und Daria nachschaute,wie sie im Gebäude verschwand.Ich bog auf die Autobahn Richtung Berlin.Einzelne Tränen liefen über meine Wangen.Ich bin ein sensibler Mensch,unterdrücke aber die Tränen vor Anderen und versuche stark zu wirken.Niemand soll wissen,wie verletztlich ich sein kann,denn das könnte mein Eigentor werden.

Ich sitzte in einem süßen Café und trinke meinen Kaffe.Nach unendlich,langer Fahrt brauchte ich eine Pause und meinen Kaffe.Ich denke über vieles nach.Wie es wohl Daria gerade geht?Kommt sie klar,ohne mich?Ich machte mir viele Sorgen und Schuldgefühle,dass ich sie ganz alleine dort gelassen habe.Doch genauso gut weiß ich,dass sie alles meistern wird und es allen beweisen wird.Seufzend nahm ich meine Tasche und ging hinaus.'Noch 3 Stunden',beruhigte ich mich selbst.Also fuhr ich wieder die Strecke nach Hause.Unauffälig blicke ich durch den Rückspiegel nach hinten.Schon wieder dieser schwarze Mercedes.Der verfolgte mich auf Schritt und Tritt.Ein richtiger Anfänger.Er fährt viel zu nah hinter mir und wechselte immer im gleichem Moment die Spur.Das Gesicht konnte ich nicht erkennen,jedoch musste es nach dem Fahrstil ein Typ sein.Ruckartig presste ich auf das Gaspedal und raste mit hoher Geschwindigkeit über den Asphalt.Geschickt weichte ich den anderen Autofahrern aus und beobachtete wie der Mercedes mit viel Mühe mithalten versuchte.So ging es eine ganze Weile weiter,sodass wir schon in Berlin angekommen waren.Eine perfekte Möglichkeit bildete sich als die Ampel gerade auf rot umspringen wollte.Zum letzten Mal erhöhte ich meine Geschwindigkeit und bog mit quietschenden Reifen scharf in die Kurve ein.Mit schnellem Herzklopfen und stolzem Grinsen küsste ich meinen Mittelfinger und streckte es dem unbekanntem Verfolger entgegen,der unfreiwillig an der Ampel stehen bleiben musste.Zufrieden und stolz fuhr ich nun gemütlich die Straßen zu meiner Villa entlang.

Als ich die Haustür aufschloss und meine Tasche und Schuhe in die Ecke geschleudert,stieß ich einen erleichterten Seufzer aus.Die Uhr verriet mir,dass es nun 14 Uhr war und ich noch etwas Zeit hatte bis ich mich für das Abendessen fertig machen müsste.Also lief ich automaisch ins Schlafzimmer und ließ mich aufs Bett fallen und ruhte mich etwas aus.Nach einer Stunde stand ich jedoch wiederwillig auf und schlenderte ins Bad.Nach der langen,wohltuenden Dusche stand ich vor dem Kleiderschrank und entschied mich dann für ein rotes Kleid(Bild).Meine Haare,die ich etwas lockte,warf ich auf eine Seite und machte mich ans Make-up.Viel schminkte ich mich nicht,betonte nur meine Augen etwas mehr und trug einen leicht rosanen Lippenstift auf.Zufrieden von dem Ergebnis nahm ich meine Tasche und lief aus der Villa und fuhr mit dem Auto zu einem unserem Restaurants,in dem das Essen stattfinden sollte.Ich freute mich auf das Zusammentreffen und umso mehr freute ich mich auf das entsetzte Gesicht von der Ratte.


4.Kapitel

 

Saschas Sicht:

Dieser Abend entscheidet,ob ich nun bei ihnen angenommen werde.Zwar habe ich mit Sergej,dem Partner von Dima,alles geklärt,sodass ich nichts zu befürchten haben muss und trotzdem habe ich ein schlechtes Gefühl bei der Sache.Weitere Gedanken schiebe ich in die hinterste Ecke meines Unterbewusstseins und ziehe mich an.Meine Schwester hat mir geholfen meinen schwarzen Anzug auszusuchen.Wenn man auch vom Teufel spricht,platzt sie mit dem Telefon ins Zimmer.
«Sascha,willst du was essen?»
«Warum soll ich jetzt zu Hause essen,wenn ich jetzt in ein Restaurant fahre zu einem Geschäftsessen?».Meine Stimme klingt genervter als eigentlich beabsichtigt,doch Julia lässt sich davon nicht beeinflussen.Ich frag mich,woher sie das neue Selbstbewusstsein her hat.Vor nichtmal einer Woche verkroch sie sich in ihrem Zimmer und ließ nicht mit sich reden.Ich hatte schon befürchtet,dass sie irgendwelche Probleme in ihrer neuen Schule hat,doch nun ist sie glücklich und das ist die Hauptsache.
«Träumst du wieder von dieser Frau,die dich verprügelt hat?».Kate.Ich bereue schon meiner Schwester von ihr erzählt zu haben.Bei dem Gedanken an sie entfachten sich gemischte Gefühle in mir.Sie hatte meinen Stolz verletzt,denn noch nie hat eine Frau mich so sehr gedemütigt.Sie ist die Einzige,die es geschafft hat mich auf diese Weise fertig zu machen.Andererseits bin ich so fasziniert von ihr.Sie ist die hübscheste Frau,der ich je begegnet bin.Ihre wunderschönen blauen Augen,die einen in ihren Bann ziehen,wenn man sie nur anschaut.Ihr bezauberndes Lächeln mit den süßen Grübchen,was einen dazu bringt selber zu lächeln.Sie ist wirklich interessant,doch nichts weiter als eine Frau auf meiner Liste.Soetwas wie Liebe existiert für mich nicht.Unbeirrt von meinen Gedanken warf ich meiner Schwester einen finsteren Blick zu,die mich nur mit einem amüsiertem Grinsen musterte:«Du siehst gut aus und jetzt los,du kommst zu spät.»Ich nickte kurz,perfektionierte meine Haare und war nun bereit für den Abend.Mit einem Kuss auf die Stirn verabschiedete ich mich von Julia und stieg in mein Auto und fuhr zur genanten Addresse.

Ich stieg aus und betrachtete das Restaurant.Alles war sehr nobel und sah teuer aus.Eine Suppe würde hier mehr kosten als meine Miete.Mit einem Gefühl,hier fehl am Platz zu sein,trat ich ein.In der hinteren Ecke des großen Saals entdeckte ich Dima.Er macht auf mich einen sehr ernsten Eindruck und mit einem bloßen Blick lässt er alles um sich herum erzittern.Kein Typ,mit dem man Späße macht.Ich versuche meine Anspannung herunter zu spielen und ging mit sicheren Schritten auf ihn zu.Als er mich erblickte,stand er auf und reichte mir seine Hand,die ich entgegennahm.Mit einer Handbewegung deutete er auf einen Stuhl und ich setzte mich hin und er begann zu sprechen:«Meine Partnerin kommt auch gleich,sie lässt sich immer Zeit.»Entsetzt riss ich die Augen auf und starrte ihn an.Was hat er gesagt?Partnerin?Sie?«Eehh...ich dachte wir warten auf Sergej?»
«Sergej?»,fragte er verwundert.Total verwirrt nickte ich.Er betrachtete mich eine Weile und lachte los.Und spätestens jetzt wurde mir klar,dass Sergej nicht der Partner  von Dima war und er mich die ganze Zeit über verarscht hat.Wie benommen starrte ich Dima an,der sich nun etwas eingekriegt hat und sich die Lachtränen wegwischte.Nach und nach blickte er mich wieder ernst an:«Nein,Sergej ist nur einer unserer besten Mitarbeiter.Ich hoffe dir ist bewusst,dass du dich hier nicht durchschnorren kannst,sondern dich mit Leistung beweisen musst.»Ich nickte bloß und er blickte mich mit seinem harten Blick.Seine Augen wanderten hinter mich,zum Eingang.Schlagartig wurde sein Gesicht entspannt und er grinste viel sympatischer.Er stand auf und bewegte sich zum Eingang.Ich drehte mich um und das was ich sah,verschlug mir den Atem.Kate soll seine Partnerin sein?Fuck.Bei ihr hab ich verkackt.Doch wie sie sich in den Armen liegen und sich warm anlächeln,glaube ich,dass sie mehr als nur Partner sind.Ich sehe noch wie er ihr etwas zu flüstert und sie anfängt zu lachen.Sie nickt ihm zu und gemeinsam kommen sie auf unseren Tisch.Schon von Weiten treffen ihre Augen in meine und sie lächelt breit.Sie sieht unglaublich aus.Ihr Kleid ist wunderschön und sexy.Es betont ihre perfekte Figur.Ich kann meine Augen nicht von ihr lassen und bemerke erst paar Sekunden später,dass sie schon vor mir stehen und mich amüsiert angrinst.«Schön dich wieder zu sehen.»,sagt sie freundlich an mich gewandt und ich kann keine Anzeichen von Sarkasmus in ihrer Stimme herraushören.Freut sie sich wirklich?Ich versuche krampfhaft mich zusammen zureißen und meinen Schock,dass sie der Boss ist,nicht zu zeigen und gebe ihr freundlich die Hand und nicke ihr zu,denn zu mehr bin ich nicht im Stande.Sie bemerkt dies und lacht los:«Sergej hat dich mal richtig auf den Arm genommen.Wie kommst du drauf,dass er der Boss sein könnte?».Ich bleibe stumm,denn ich weiß nicht was ich antworten soll.Sie blickt mich nachdenklich an und lächelt wieder:«Deswegen hat er sich immer so aufgespielt.».Ich komme mir vor,wie der letzte Depp.Schonwieder hat sie es geschafft mich bloß zu stellen aber diesmal kann ich sie nicht kontern,denn dann werden sie mich bestimmt nicht mehr annehmen.Also lass ich jetzt alles über mich ergehen,denn ich brauch das Geld dringend für die Operation meiner Mutter und die Begleichung der Schulden meines Vaters,der uns einfach alleine ließ.Nun meldet sich auch Dima zu Wort:«Wie du sicherlich verstanden hast,ist das meine Partnerin Katharina und mit mir die wichtigste Person.So und jetzt lasst uns bestellen.»Sie setzte sich gegenüber von mir und Dima saß seitlich zwischen uns.Sie redeten noch über viele Dinge,doch ich war viel zu nervös und abgelenkt,um ihnen zu folgen bis schließlich mein Name fiel.Beide blickten mich an und Kate fing an zu sprechen,wobei sie ihren intensiven Blick nicht von mir nahm:«Er hat Potenzial.Er könnte es mit hartem Training weit bringen.Seine starke Psyche ist auch bewundernswert.Aber seine größte Schwachstelle ist sein Stolz und große Fresse.»Diese Aussage ließ mich schmunzeln und ich freute mich,dass sie wenigstens etwas Gutes von mir dachte.Ich lächelte sie an,doch es ließ sie kalt.Dima und Kate tauschten einen vielsagenden Blick aus und letztendlich nickte er mir zu:«Ich denke du wärst hier gut aufgehoben.Aber bevor du ein vollständiges Mitglied wirst,werden wir deine Entwicklung genau beobachten und denk ja nicht,dass du uns verarschen kannst.Wir werden dich überall finden.»Sein wahrnender aber gleichzeitig ruhiger Satz ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen,doch zeigte es äußerlich nicht,sondern nickte bloß stumm.Es herrschte kurze Stille,denn das Essen wurde von einer hübschen Kellnerin gebracht,die ihren Blick kaum von Dima wenden konnte.Ich schielte zu Kate,denn ich befürchtete,dass sie eine Eifersuchtsszene schieben würde.Ihr entging natürlich nicht wie die Kellnerin zu ihm guckte und er ihr ebenfalls abwesend in die Augen blickte,doch sie grinste und strahlte eine verwirrende Fröhlichkeit aus.Sekunden verstrichen,in denen sich die beiden stumm anblickten und irgendwann lachte Kate sogar los und sagte:«Svetlana,krieg ich meinen Teller noch?Setzt dich doch zu uns.».Beschämt übergab Svetlana den Teller und schüttelte mit rotem Kopf den Kopf und verschwand im Personalraum.Nun wand sie sich zum Boss und hob ihre perfektgezupfte Augenbraue und musterte ihn amüsiert:«Darüber reden noch!».Er warf ihr daraufhin einen warnenden Blick zu,doch nickte bloß mit gesenktem Kopf.Schockiert und vollkommen verwirrt über das Geschehene starrte ich die Beiden an.Peinlich berührt versuchte Dima das Thema zu wechseln:«Ich würde sagen,dass du dann von Kate bis zu deinem ersten Auftrag ausgebildet wirst.Danach wird sich entscheiden in welchem Gebiet du arbeiten wirst.Bist du damit einverstanden?».Ich blickte zu ihr,die mich mit hochgezogenen Augenbrauen erwartungsvoll anlächelte.Ich nickte ihm zu und daraufhin prustete sie los.Verständnislos sah ich sie an,doch sie winkte ab und antwortete:«Wird mir eine Ehre sein!».
«Gut,dann wär das ja mal geklärt.Also jeden Donnerstag um 17:00Uhr.Weiteres könnt ihr später besprechen,lasst uns essen.»,ergriff Dima wieder das Gespräch.Wir stimmten zu und begannen zu essen und unterhielten uns über belanglose Dinge.


Kate's Sicht:

Nach dem Essen verabschiedeten wir uns von Sascha und ich fuhr mit Dima zu ihm.Ich hatte vor,ihn über Svetlana auszufragen,denn es ist offentsichlich,wie sie sich in die Augen blicken.Ich würde mich wirklich freuen,wenn aus ihnen etwas wird.Dima hat es verdient solch eine großartige Frau wie Svetlana irgendwann zu heiraten.Genauso denke ich,dass er Svetlana auf Händen tragen wird.Er ging immer respektvoll und gefühlvoll mit Frauen um.In dieser Hinsicht ehre ich ihn noch mehr.Ich stelle mir vor,wie er mit Sveta(Ableitung von Sveltana) glücklich verheiratet ist und mit ihren gemeinsamen Kindern in ihrem schönen Haus leben und ich sie immer besuchen komme.Völlig verträumt merke ich nichtmals wie Dima mir die Autotür geöffnet hat und mit seiner Hand vor meinem Gesicht wedelt.
«Wovon träumst du?»
«Von meinem Leben als beste Tante der Welt!»
Überrascht sieht er mir in die Augen:«Wen hast du in deinen Gedanken schon verheiratet?»
«Dich und Sveta!»,zwinkerte ich ihm zu und ging amüsiert über seinen Gesichtsausdruck in seine Villa.
Zusammen setzten wir uns auf die Terrasse und blickten in die Sterne.
«Wann willst du sie endlich ansprechen?»,unterbreche ich die Stille zwischen uns.
«Ich weiß nicht,ob ich es überhaupt tuen werde.»,antwortete er mir deprimiert.
«Wieso das denn nicht?!»
«Warum sollte sie etwas mit mir anfangen wollen?Ich meine wer bin ich,dass ich sie verdienen würde?»
«Ach,jetzt kriegst du auch noch Minderwertigkeitskomplexe.Jeder Blinde sieht,wie ihr euch verliebt in die Augen blickt und alles um euch herum ausblendet.Außerdem würdet ihr ein unglaublich süßes Paar abgeben.Und wenn du sie nicht ansprichst,dann werde ich es einfach tuen und dir nachher richtig in den Arsch treten,wenn du es vemasselst!».Ich war so aufgebracht,sodass ich die Zeit vergaß.
«Versprichst du mir,dass du es wenigstens versucht?».Er nickte und ich gab ihm einen Kuss auf die Wange,ehe ich mich auf den Weg zu mir nach Hause machte.
Erschöpft ließ ich mich endlich in mein Bett fallen.Mit meinem Laptop bewaffnet,schaute mir einen Film an und schlief letztendlich ein.

Am frühen Morgen stand ich auf und schleppte mich ins Bad.Dort nahm ich eine heiße Dusche und machte mich fertig für die Uni.Heute hatte ich Lust mir die Haare zu locken und schön zu schminken.Mein Outfit bestand aus einer einfachen,hellblauen Jeans und einer schönen Bluse.Dazu nahm ich meine Nietenjacke und meine Sneekers.Überraschenderweise war ich heute wirklich gutgelaunt und motiviert.Mit dem Gedanken,ich würde mir später etwas zu Essen kaufen,ging ich aus dem Haus.Da ich noch ungefähr eine halbe Stunde hatte,bis die Vorlesungen beginnen würden,beschloss ich heute einfach mal ausnahmsweise zur Uni zu laufen.Mit meiner Tasche machte ich mich dann auf den Weg.Ich genoss die frische Luft um mich herum und nahm mir vor öfter zu laufen.Auf den Straßen sah ich viele Menschen,die sich hetzten um zu ihren Terminen zu gelangen.Ich beobachtete wie einige zügig liefen,während andere gelassen durch die Straßen wanderten.Ich fühlte mich beobachtet also sah ich in ein Schaufenster um durch die Reflektion etwas erkennen zu können.Tatsächlich stand dort jemand,der mich anblickte.Ohne mir etwas anmerken zu lassen,ging ich weiter und bog in eine ruhigere Gasse ein.Wie erwartet,bog auch der Verfolger ein.Ich versteckte mich hinter einem Container und wartete darauf,bis derjenige hier auftauchen würde.Ich hielt die Luft an,denn in diesem Moment war ich wirklich nervös und gespannt,wer mich am helligsten Tag verfolgt.Schwere Schritte näherten sich dem Container und ich machte mich auf alles bereit.Als ich dann den Umriss erkannte,stürzte ich mich auf ihn und warf ihn somit auf den Boden.Mit einem Taschenmesser,den ich immer mit mir trug,verhinderte ich,dass er entfliehen konnte.
«Was willst du von mir?»,knurrte ich wütend.Die honigbraunen Augen,die ich schon mal gesehen habe,blickten mich nervös und ängstlich an.Was für eine Memme.Er war bestimmt keiner von unseren Feinden.Aber was wollte er dann von mir?Nachdem ich mich vergewissert habe,dass er keine Gefahr darstellt,packe ich das Messer zurück in meine Tasche und stehe von ihm auf.Immernoch total benommen steht der Typ auf und starrt mich ungläubig an.Sein Gesicht kommt mir bekannt vor,doch ich kann mich nicht errinern.
«Also nochmal,was willst du von mir?»,wiederholte ich diesmal ruhig.Er sah mich an und begann zu irgendwas zu stottern,was ich garnicht verstand.Angenervt von der Situation unterbrach ich ihn:«Hör zu,ich hab grad wirklich keine Zeit.Hol mich heute einfach nach der Uni ab und wir reden dann,ok?.Wie heißt du überhaupt?».«Iwan»,erwiederte er.Ich überlgte kurz und plötzlich fiel es mir wieder ein:«Der aus München?».Er nickte mit einem Lächeln und ich gab ihm meine Nummer.«Wir sehen uns.»,verabschiedete ich mich und setzte meinen Weg zur Uni fort.

Weil ich in einer langen Schlange für einen Kaffe anstehen musste,war ich etwas spät dran.Doch das war es mir wert.Meine Laune stieg auf das Maximum und ich lächelte durch die Gegend.Am Eingang entdeckte ich Samira,die hektisch versuchte in ihren pinken Pumps schnell hinein zu laufen.Sie war ebenfalls spät und um nicht alleine dar zu stehen brüllte ich über den ganzen Schulhof ihren Namen.Sie wirbelte herum und grinste mich dann an.«Du auch?Wird ja zur Gewohnheit.»,lachten wir uns gegenseitig aus und gingen ineinander eingehackt zusammen rein.Unser Professor sagte nichts,denn ich bin mit Samira eine der Besten in dem Kurs und dann würde die Verspätung nichts ausmachen.Wir lächelten den Professor entschuldigend an und suchten uns einen freien Platz.Unsere üblichen Plätze waren alle besetzt,also mussten wir ganz nach hinten.Dort sitzten meistens die,die von ihren erfolgreichen Eltern alles in den Arsch geschoben bekommen und nur zum Zeitvertreib und um Schlampen flachzulegen da sind.Selbstbewusst setzte sich Samira neben Tyler,dem größten Schwachkopf.Ich setzte mich einfach neben sie und versuchte Tom,den besten Freund von Tyler,so gut wie möglich zu ignorieren.Doch natürlich konnte das nicht funktionieren,denn er war echt hartnäckig darauf ein Gespräch mit mir anzufangen.Und ich muss ehrlich sagen,dass er doch nicht so ein hirnverbrannter Idiot,wie sein Freund,war.Im Gegenteil,es war angehnem sich mit ihm zu unterhalten.Er erzählte mir von seinen  Machtkämpfen mit seinem jüngeren Bruder und ich konnte mich nicht zusammenreißen und lachte.Mit meinen Händen versuchte ich es so gut wie möglich zu dämpfen,doch es nützte nichts.Jeder im Saal starrte mich an und der Professor grinste diabolisch und ich erahnte,dass der mich jetzt auflaufen lässt.Doch diese Genugtuung wollte ihm nicht geben.«Katharina,würden Sie bitte nach vorne kommen und beantworten,wie eine Psychotherapie in diesem Fall helfen kann?».«Natürlich»,sagte ich lächelnd und schlenderte den Weg nach unten,zum Pult.Tom lächelte entschuldigend doch ich winkte ab und begann zu reden:«Das Ziel einer therapeutischen Behandlung von Depressionen ist im wesentlichen das gemeinsame Erarbeiten einer positiven Zukunftserwartung.Ein wichtiger Bestandteil ist hier eine positive Selbstwirksamkeitserwartung.Das heißt,der Klient macht die Erfahrung,dass er über Mittel und Wege verfügt,seine Lage zu verändern.Im Gegensatz zu einer rein medikamentösen Behandlung,bei der der Betroffene den Eindruck bekommt,der Arzt und das Medikament machen das,liegt bei einer wirksamen psychotherapeutischen Unterstützung der Fokus auf die Fähigkeiten und Möglichkeiten des Klienten.».Tom applaudierte im Hintergrund und ich musste erneut anfangen zu lachen.Der Typ hat sie doch nicht mehr alle.Ich kassierte einen zufriedenen Blick von Herrn Schütze und konnte mich wieder setzten.Auf dem Weg nickte ich noch Leuten zu,die ich vorher nicht gesehen hatte und ließ mich letztendlich auf meinen Platz sinken.Die restlichen 10 Minuten unterhielt ich mich mit Tom und Samira und schrieb mir ein paar Notizen auf.
In der Pause stand ich mit meinem gekauftem Crossaint bei den Reichen und Schönen unter einem Baum unseres Hofes.Ich hatte eigentlich nichts gegen sie,denn sie kannten einfach nichts anderes,als dass sie ihre Eltern alles für sie getan haben.Im Grunde sind alle sehr nett,doch hast du nicht das entsprechende Aussehen oder das viele Geld,bist du in ihren Augen die untere Schicht.Ich bin nicht gerne unter ihnen,denn auch wenn ich das Nötige habe,um dazu zugehören,fühle ich mich fremd und wandere zwischen den ganzen Cliquen und Gangs umher.Wir unterhielten uns über alles Mögliche:Sport,Mode,Geld und den neusten Gerüchten.Ich spürte Blicke auf meinem Rücken und blickte zurück.Ein Mädchen,dass mich gerade noch angestarrt hat,lief hastig davon.Ich habe sie öfter gesehen und dabei fiel sie nicht sonderlich bedeutend für mich aus.Ohne weitere Gedanken darüber zu verschwenden,warum sie weglief,widmete ich mich wieder der Diskussion zwischen Samira und Melinda,welche Kleider sie für die nächste Party anziehen würden.
Die weiteren Stunden vergingen schnell und ich konnte endlich das große Gebäude verlassen.Als erste lief ich aus dem Klassenzimmer und lief Richtung Ausgang.

5.Kapitel

 

Mit einem Nicken bin ich in das schwarze Mercedes von Iwan gestiegen.Es war das,welches mich nach Berlin verfolgt hatte,wie es mir sofort aufgefallen ist.In meinem Kopf schwirrten Unmengen von Gedanken und Spekulationen herum.Ich konnte mir einfach nicht vorstellen,was er von mir will.Ich bin mir sicher,Iwan nie zuvor in meinem Leben gesehen zu haben.Während der stillschweigenden Fahrt in die Innenstadt verlor er ebenso kein Wort über seine Absichten.Eins war sicher:Er gehörte nicht zu unseren Konkurrenten.Dafür verhält er sich einfach zu unprofesionell,es sei denn,er ist ein verdammt guter Schauspieler.Denn dann könnte ich ein Problem bekommen.Eine zusätzliche Entführung gehört nicht zu meinen Zukunftsplänen,auch wenn dies nicht meine erste und letzte gewesen wäre.Das Grübeln über die Situation,ohne einen Anhaltspunkt zu haben,bereitete mir Kopfschmerzen,also beschloß ich,alles auf mich zukommen zu lassen.Mit diesem Entschluss drehe ich mich in seine Richtung und studiere sein Äußeres.Man muss zugeben,er ist wirklich gutaussehend.Seine goldbraunen Haare sind verstrubbelt und fallen ihm teilweise auf die Stirn.Seine Augen sind das Auffallendste in seinem Gesicht.Sie sind honigfarben und strahlen eine solche Wärme aus,die einem das Herz höher schlagen lässt-mit Außnahme von mir,natürlich.In mir würde er eher die brüderlichen Gefühle wecken.Anscheinend ist ihm aufgefallen,dass ich ihn unverhohlen musterte und ein breites Grinsen schlich sich auf seine schmalen Lippen:»Ich hoffe,ich sehe sympathisch aus?«
»Alle psychopathischen Vefolger sehen zunächst sympathisch aus.«,erwiederte ich unbeeindruckt.
»Was?Du glaubst ich bin ein Psycho?Wie kommst du auf so eine absurde Idee?«
»Du hast Recht.Wie komme ich bloß darauf,jemanden so zu bezeichnen,wenn er mich doch nur seit einem zufälligen Zusammentreffen in München bis nach Berlin verfolgt,mir auf der Straße auflauert und mich nun in irgendwohin kutschiert und behauptet kein gestörter Stalker zu sein?Es tut mir wirklich aufrichtig leid.«.Mein Vortrag triefte nur von Sarkasmus und Ironie,sodass Iwan verstummte,um dann beleidigt zu antworten:«Ok,aber immerhin werfe ich niemanden in einer Gasse um und bedrohe ihn mit einem Messer.»
«Schwaches Argument,ich wollte mich nur vor einem möglichen Serienkiller verteidigen.»
«Ich bin kein Stalker,Killer,Vergewaltiger oder Vergleichbares.»
«Nehmen wir an,ich glaube dir.Was möchtest du dann von mir?»
«Reden.»
«Reden.»,wiederholte ich irritiert,«könntest du mich dann nicht,wie normale Menschene es tun würden,einfach ansprechen oder anrufen?Musste es zu einer Verfolgung über 500km kommen?Wie hast du mich überhaupt in Berlin wiedergefunden?»
«Das können wir jetzt alles klären.Steig aus,wir sind da.»
Tatsächlich standen wir vor einem Park.Gespannt darauf,was er mir nun erzählen wird,lief ich neben ihm her,bis wir uns nebeneinander auf der Bank niederließen.
«Also,unser zufälliges Zusammentreffen in München war gar nicht so zufällig,wie du es behauptest.Meine Freundin,die Kassiererin des Cafés,hat mir eine Nachricht geschrieben,als du dort warst und ich bin schnellstmöglich hingefahren.Der Grund,warum ich dich nicht einfach angesprochen habe ist,dass ich einfach zu überwätigt war,dich zu treffen und sah keine andere Möglichkeit dich zu kontaktieren,als dir einfach hinterherzufahren.»Mit jedem gesagten Wort verwirrte er mich nochmehr.Meinen fragenden und gleichzeitig auffordernden Blick überging er einfach und zog aus seiner Jackentasche ein Foto und einen ausgefransten Zeitungsartikel raus und hielt sie mir hin.Skeptisch nahm ich sie an und musterte zuerst das Bild.Darauf war eine fünfköpfige Familie abgebildet,scheinbar im Krankenhaus.Im Vordergrund steht ein schätzungsweise 5 Jahre alter Junge,der über sein ganzes Gesicht strahlt.Hinter ihm liegt eine Frau mit dunklen,wallenden Haaren und einem unglaublich schönen Gesicht auf einem Bett,in ihrem Arm ein Neugeborenes.Mit ihr auf dem Bett sitzt logischerweise der Vater,Iwan ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten,ebenfalls mit einem Baby im Arm.Zwillinge,schießt es mir durch den Kopf und ich muss lächeln,während ich diese harmonische Szene betrachte.Sie wirken unglaublich glücklich und vollkommen.Doch das was mich am meisten erschreckte war das Datum in der unteren Ecke: 21.05.1992 -Mein Geburtstag.
Nur ein unglaublicher Zufall,schalt ich mich selbst in Gedanken und wand mich zum Artikel,der mir noch mehr die Luft zum Atmen nahm.

„Schrecklicher Unfall erschüttert ganz Leipzig“

An einem wunderschönen Sommertag in Leipzig passierte etwas Unvoraussichtliches.Es verunglücken drei Menschen bei einem Zusammenstoß zwischen einer fünfköpfigen Familie und einem Geisterfahrer.Den gefundenen Informationen nach zu urteilen,war diese Familie dabei in ein Familienhaus zuziehen,nach dem das Ehepaar Valentina und Igor Swoboda mit ihrem sechsjährigen Sohn Iwan und den Zwillingstöchtern Katharina und Elizabeth,München den Rücken gekehrt haben.Die Eltern und der Fahrer,der unter dem Namen Stefan Bauer bekannt ist,starben noch vorort.Der Aufenthaltsort der Mädchen,Katharina und Elizabeth Swoboda,ist nicht bekannt,denn diese wurden nicht im Wagen gefunden.Der kleine Junge ist als einziger Überlebender hervorgetreten und wird,wenn sich keine Angehörigen melden,in einem münchener Kinderheim untergebracht,damit er wenigstens ein gewohntes Umfeld hat.Dieses Geschehen wird noch lange in den Errinerungen der Menschen bleiben und wir wünschen Iwan nur das Beste für seinen weiteren Lebensweg und hoffen,dass seine verschollenen Schwestern schnellstmöglich gefunden werden.


«Ich errinere mich nur an Bruchstücke des Unfalls,doch ich weiß,dass wir alle im Wagen waren.Als ich dann ins Heim gekommen bin,habe ich mir geschworen,meine Schwestern zu finden.Ich habe nie aufgegeben zu suchen und habe nach meiner Entlassung sofort angefangen,alle umliegenden Heime abzusuchen und habe sogar Reporter für eine Suchwelle angangiert .Meine Freundin,Michelle,hat mich immer unterstützt und ihr verdanke ich jetzt auch,dass ich dich getroffen habe,als ich kurz vor einem Zusammenbruch stand.Ich weiß nicht,ob du wirklich meine Schwester bist,aber dein Name,Geburtstag und die unglaubliche Ähnlichkeit zu meiner....unserer Mutter kann doch kein Zufall sein,oder?Bitte sag mir,dass diese jahrelange Suche nicht umsonst war und ich meine Schwester endlich gefunden habe!»,flehte er mich an.Doch ich konnte nicht antworten.Zu viel auf einmal prasselte auf mich hinab. Familie. Dieses Wort hallte wie ein Echo in meinem Kopf.Familie,genau das,was ich mir all die Jahre insgeheim gewünscht habe.Genau das,was ich nie hatte.Meine Kindheit habe ich in einem Gefängnis verbracht.Habe nie erfahren,was es heißt,von den Eltern umarmt zu werden oder sie stolz machen zu können.Und jetzt soll ich gleich so eine Familie haben können?Liebende Eltern,einen großen Bruder und sogar eine Zwillingsschwester,die vielleicht das Gleiche wie ich erlebt hat,aber immer noch nicht weiß,dass es uns gibt?Wenn dieser Fahrer nicht gewesen wäre,könnte ich jetzt mit meiner ganzen,lebenden Familie beisammensitzen und glücklich sein.Doch gleichzeitig wusste ich auch,dass es nichts bringt,jemandem die Schuld zu geben,der nicht mehr unter uns ist.Ohne diesen Unfall wäre ich auch nicht zu dem Menschen geworden,der ich heute bin.Ich hätte nicht die Leute kennengelernt,die heute meine Familie sind.Ich wusste einfach nicht wie ich in diesem Moment handeln sollte und blickte hilfesuchend in die Augen von Iwan,die mir tränengefüllt entgegen blickten.Das Einzige,was ich noch Zustande brachte,war sich Iwan um den Hals zu werfen und laut zu schluchtzen.Das erste Mal in meinem Leben fühlte ich mich irgendwo dazugehörig und ich hatte jemanden gefunden,den ich auch noch zu meiner Familie zählen konnte. Familie. Das,was ich nun habe und nie wieder loslassen werde.

Impressum

Bildmaterialien: sind nicht meine Bilder
Tag der Veröffentlichung: 15.12.2013

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /