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Vorwort

 

 

Der Tod an sich ist nicht grausam. Es sind schwarze Engel, Engel mit pechschwarzen Flügeln. Sie sind nicht dämonisch, sie entstammen einer göttlichen Macht.Von welcher, fragen Sie sich jetzt? Nun ja, das ist nicht ganz klar! Der Tod ist dabei nur ein Überbegriff. Unter dem höchsten herrscht eine hyrarische Rangordnung die bestimmt wie gut und dementsprechend hoch sein Platz darin ist. Ihrer Meinung sind sie perfekt in dem Job was daran wohl liegen mag, das sie so gefühlskalt und arrogant sind. Unter ihresgleichen die besten Attribute, so ist der höchste dementsprechend der Gott darunter. Doch so gefühlskalt wie sie glauben, sind sie nicht, denn jeder von ihnen hat eine Gefährtin, die ihr gleichsames Leben auf dem Kopf stellt und deren Gefühlsarme Welt mächtig ins Chaos schmeißt.

 

 

Prolog

 

Ich hörte noch wie die Geräusche um mich herum langsam abebbten. Doch Leere machte sich in mir breit und mein Selbst seufzte erleichtert auf. Endlich Ruhe! Meine erwartete Ruhe. Ich fühlte mich geborgen und sah eine Gestalt vor mir, die mich anlächelte und doch meinte ich zu hören: „Viel zu früh!“, Und er lächelte mich tröstend an. Ich wollte ihn anschreien und rufen – Niemals, es ist nicht zu früh… es ist perfekt-. Doch die Silhouette verschwamm. “Du wirst leben! Solange ich es für richtig erachte!“

Ich hörte Stimmen. “Wir haben sie! Ihr Herzschlag ist stabil!“ In meinem Inneren schrie ich qualvoll und gepeinigt auf. Was hatte er mir angetan! Ich wollte nicht zurück. Mit flatternden Liedern öffnete ich die Augen. Das nervtötende Piepsen des Herzfrequenzmessgerätes dröhnte in meinen Ohren, ich lag auf einem Bett – einem Krankenhausbett und es roch typisch nach Klinik. Sie hatten mich gefunden. Verzweifelt seufzte ich auf( Verzweiflung machte sich in mir breit)und ein Gesicht schob sich in mein Blickfeld. Es war ein Arzt, ein alter Mann der mich freundlich anlächelte. Die Tabletten hatte ich umsonst geschluckt! Eine Maske glitt über meine Gefühle. Es war besser so, denn es würde mich schützen.

1. Kapitel

 

„Was hast du dir dabei gedacht!?“, raunzte mich wütend ein Mann an. Wer war er nochmal? Mühevoll kramte ich in meinen Gedanken. Und mir viel es wieder ein: “Ich in dein Onkel.“ “Ich habe nie von einem gehört?“ Er lächelte mich grausam an, „Vielleicht war es besser so!“ und so sollte es sein… „Hörst du mir überhaupt zu?“ Er schüttelte mich grob an den Schultern. “Ja, Onkel.“ Ich trottete zu meinem Zimmer hoch und blickte mich müde um. Eine Matratze, ein Schreibtisch und ein Regal, das wars.. Als mein Onkel nach dem überraschenden Tod meiner Eltern hier eintraf, hatte er vieles verkauft. Dazu gehörten auch meine Sachen. Ich war 19 Jahre alt und musste noch bei meinem Onkel wohnen. Er war grausam und hatte es so eingerichtet, dass ich als Unzurechnungsfähiges menschliches Wesen dastand. Mein versuchter, misslungener, Selbstmord hatte wohl alles bestätigt. Super gemacht Lucya! Schweigend schaute ich aus dem Fenster, das Rauschen des Windes konnte ich vernehmen und sah wie der Wind die Bäume umschmeichelte. Traurig lächelnd vernahm ich das Wiegelied, weit entfernt und doch so nah. Tränen füllten meine Augen und vollführten stillschweigend ihren Weg. Und nur ich vernahm die vertraute Weise, die einst war die meine. Leise und sanft war die Melodie, die in einem dunklen Bass erklingt. Vor mir vernehme ich den wohl bekannten Geruch. Seufzend strecke ich meinen Arm aus, der schon liebevoll erwartet wird. Ein kurzer Knicks und leicht werde ich tänzerisch gewiegt. „Ach Vater!“ Und schon spreche ich in einer Sprache die wohl niemandem geläufig ist-„ Wie konntet ihr mich verlassen?“ „ Nie wollten wir dich verlassen!“ „ Wieso seid ihr dann von mir gegangen?“ Meine Stimme klingt flehend und voll kindlicher Panik. „Ach kleines, du weißt ich darf es dir nicht sagen!“ Verzweifelt blicke ich in die Richtung der durchscheinenden Gestalt, die ich nur unzulänglich sehen kann. „Ich muss gehen!“ „Nein!“, mein verzweifelter Ausruf durchschneidet die Stille. „Lucya sei Still! Verdammt nochmal, halt dein Maul! Hast du mich heute nicht schon genug Mühe gekostet?“ Erschrocken zucke ich zusammen. „Beweg deinen vermaledeiten Arsch hier herunter und koch was Schönes. Glaube ja nicht, dass ich dich schonen werde, auch wenn du heute im Krankenhaus gelegen hast, ist das deine Schuld und bedeutet nicht das ich leiden muss!“ Ich schüttelte bitter den Kopf. Was hatte ich auch erwartet? Schweigend machte ich mich auf den Weg in die Küche. ES würde immer so weiter gehen. Wann würde die Sehnsucht nach meiner ersehnten Stille endlich erfüllt werden. Wann würde ich es mir wieder wünschen. Denn wollte ich mein Leben unter einem despotischen machthungrigen Sadisten verbringen?

 

Vorhergenomenes Kapitel, als Entschädigung :)

 

Langsam betrat ich den Stall, der vertraute Geruch nach Heu und Pferd schlich sich in meine Nase. Ich lächelte und spürte wie sich meine Lippen hoben und meine Gesichtsmuskeln arbeiteten. Ich hatte zu lange und zu wenig Grund zur Freude gehabt. Leise horchte ich, ob jemand da war. Nur das unruhige Stapfen der Tiere, ihr kauen und ihr rascheln war zu vernehmen. Gut! Leise summend setzte ich meinen Weg fort und holte eine Schubkarre. Langsam schob ich sie vor mir her und hoffte, dass nichts im Weg lag. Bei der ersten Box angekommen, seufzte ich erleichtert. Ich streckte eine Hand aus und ertastete den Riegel und schob ihn auf. Leise wiehernd wurde ich begrüßt. „Na meine Schöne!“ Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn- nur noch eine Box! Als ich die Tür aufstieß wurde ich förmlich überrannt. Freudig wiehrend tänzelte das größte der Pferdeartigen Wesen auf mich zu und tastete mich mit seiner Schnauze ab. Sein warmer Atem strich über mein Gesicht und blies dabei ein paar lose Strähnen aus dem Gesicht, welche nicht unter dem Tuch verborgen waren. Leise lachend strich ich über den starken Hals und dachte an die Worte, die mir die alte Köchin Isa damals sagte: „Wenn du dich schon waschen musst und deine Haare hinterher, verstecke sie wenigstens unter einem Tuch! Pass bloß auf, dass du keine Aufmerksamkeit bei den hohen erreichst!“ Schnaubend erinnerte mich Pegasus daran, dass er da war. „Ist ja gut!“ Vorsichtig bückte ich mich und hob den Beutel auf und ertastete die Utensilien zum Putzen des mächtigen Tieres. „Komm mein Großer!“, lockte ich ihn. Schnaufend richtete er sich wieder richtig auf. Die Hufe hoben das Stroh und Staub wirbelte auf. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen hob ich mein Gesicht in die Sonnenstrahlen und ließ es mir wärmen. Schnaubend schubste mich Pegasus ungeduldig an. Glucksendes Lachen stieg aus meinen Tiefen. Liebevoll strich sein Atem, über meine Haare. Ich war fast fertig mit dem Ausmisten und dem putzen, als ich eine Stimme vernahm: „Hey Mädel! Hol die Pferde her, die Hohen sind unterwegs!“ Ich erstarrte und die vorherige Fröhlichkeit schwand in der Unruhe die mich erfasste. Alles Blut entwich meinem Gesicht. Noch nie hatte ich dies tun müssen und ich hatte gehört wie grausam sie sein konnten. „Nun mach schon!“, die Stimme die aus der Nebenbox ertönte, ließ mich herumfahren und die Augen aufreißen. Doch egal wie ich mich anstrengte ich sah nichts, nur schwärze. Ich schloss meine Lieder und lehnte mich an Pegasus. „Meiner Meinung hätte man dich „Flüsternder Tod“ nennen sollen.“ Sein Schnauben klang beleidigt und ich klopfte zur Besänftigung seine Flanke. Sein Fell lag warm und lebendig unter meiner Handfläche und nicht mehr so klebrig wie zuvor. „Na dann.“, ich setzte mich in Bewegung und lief zur Sattelkammer. So oft wie ich hier war, hatten sich die Wege in mir eingeprägt. Ich wuchtete mir den Sattel und das Zaumzeug auf den Arm und beeilte mich zu ihm zurückzukommen.

Mit zögerlichen Schritten führte ich Pegasus aus dem Stall, hinter und lief eine bekannte Stute, die zur zickigkeit neigte. Ich fasste beide Pferde fester, als ich heraustrat, schlug mir Stimmengewirr entgegen, tiefe männliche Stimmen die sich unterhielten. Verunsichert drängte ich mich an Pegasus, ich wusste er würde aufpassen, mich schützen. Den Tieren war wohl bewusst das ich anders war, als die anderen- das ich nichts sehen konnte. Vorsichtig drängte er mich in eine Richtung. Erleichtert seufzte ich auf, meine kurze Orientierungslosigkeit verschwand und ich befestigte die beiden an eine Stange. „Total unnötig!“, murmelte ich vor mich hin, denn die Tiere waren gut erzogen. Ich war so in meinem Gedanken vertieft gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, dass sich jemand mir nährte. „Sie mal einer an, was für ein hübsches kleines  Mädchen.“ Alles in mir versteifte sich in Ekel und Abscheu. Er berührte meine Wange. Von meinen Gefühlen unruhig geworden, drängte sich Pegasus zwischen uns. „Dummer Gaul!“, hörte ich ihn fluchen. „Lass mich nur dein hübsches Mädchen berühren.“ In seinem Ärger schüttelte er seinen  Kopf, woraufhin sein Zaumzeug klirrte und sein Schweif peitschte unruhig in der Luft. Ich wusste er war kurz davor zu steigen und seine Hufen  als Waffen zu benutzen. „Konrad!“, die tiefe raue Stimme die erklang kam mir seltsam Vertraut vor. „Eure Hoheit“, der vorherige Geräuschepegel verstummte. Nein, es war er! Er der mir verboten hatte in das Totenreich zu kommen-hierher. Und ich hatte es geschaffte ohne, dass er es bemerkt hatte. Wie würde er wohl reagieren? Ich schmiegte mich an das große Tier und hoffte er würde mich nicht erkennen. Hastig berührte ich mein Tuch und ich hoffte es  verbarg vieles und auch mein Haar.

Erneut hörte ich Schritte hinter mir und ich senkte meinen Blick, mein Gesicht zu Boden geneigt verbeugte ich mich. „Geh mir aus dem Blick!“, mit einer erneuten Verbeugung ging ich langsam rückwärts. Ich verfluchte meine Blindheit und versuchte angestrengt nicht an etwas anzustoßen, hier waren zu viele Personen. Pegasus schnaubte unruhig und stapfte auf. Ich hörte ein verärgertes Zischen und er stand ruhig. „Beil dich! Geh deinen Pflichten nach.“ „Ja, Herr!“ Ich drehte mich um und plötzlich spürte ich eine vertraute Präsenz neben mir und einen vertrauten Geruch nach nassem Hund. Ich folgte ihm, erleichtert dass ich nun eine Hilfe hatte. „Halt!“, seine Stimme war tief und bedrohlich. Hatte er es bemerkt? Ich fing an zu rennen. Ich glaubte die Menge hinter mir gelassen zu haben, doch ich irrte mich, als ich nun in zwei Männer rannte, die mich packten. Feste gezielte Schritte auf mich zu und ein Geruch nach Leder und Mann erfüllte meine Nase. In der Dunkelheit meines Blickes visualisierte ich seine Gestalt. Eine hochgewachsene muskulöse Gestalt mit Augen so grün wie Smaragde und das tintenschwarze Haar, das ihm glatt, ohne Spur einer Welle bis zum Nacken ging. Und hinter ihm tiefschwarze Flügel, die ihn als das auszeichneten was er war: Ein schwarzer Engel mit unglaublich Macht und ein arroganter Bastard dazu. „Sieh mich an!“ Wortlos hob ich mein Gesicht seiner Stimme zu und machte mir nicht einmal die Mühe meinen Blick zu fokussieren. Mir hatte einmal jemand gesagt, dass meine Silbergrauen Augen einen blicklos anstarrten und man das Gefühl hätte ich starre in ihre Seele, würde das dunkelste Geheimnis aus jedem hervorlocken. Jeden Wunsch und jede Verzweiflung. Denn ich konnte zwar nicht sehen, aber ich sah so wie viele es verlernt hatten, mit dem Herzen. Verbitterung durchfuhr, denn all dies war beschönigt. ER hatte mir dies angetan und mir nur noch ein paar Möglichkeiten gegeben um alleine in der Welt zu recht zukommen. Als er zischend  Luft holte, wusste ich, dass er mich erkannt hatte. Mit einer fließenden Bewegung, von dem ich nur den Luftzug spürte, zog er mir das Tuch herunter. Befreit fiel mir mein Haar in blond-gelockten Kaskaden den Rücken hinunter. „Ich hatte dir verboten hier her zu kommen! Und du hast dich meinen Befehl wiedersetzt.“  Ich schnaubte genervt. „Schau  mich an und tu nicht so, als würde ich nicht existieren.“, sein Tonfall war herrisch und so dominant wie man es von einem Befehlshaber erwarten konnte. Trotzig schob ich mein Kinn vor. „Ich kann nichts sehen, eure Herrlichkeit!“, gab ich zynisch zurück. Plötzlich strahlte er eine Woge der Wut mit einer Prise der Bestürztheit aus. „Hättet Ihr mich nicht dazu gebracht weiterhin auf Erden zu weilen, wäre nichts Schlimmes passiert, aber was sagtet Ihr?“, meine Stimme verlor und eine Träne löste sich von meinen Wimpern und rann mir langsam, aber unaufhaltsam die Wange hinunter. „-Ich wäre zu jung. Was wisst Ihr schon von mir? Was wisst Ihr von meiner Qual?“ Sanft berührte er meine Wange und wischte die Träne auf. „Ich wollte dich schützen, Geliebte!“, meinte er sanft und mitfühlend. „Du hast mich zurückgeschickt, du Bastard!“ „Was ist passiert?“ Wusste er es nicht? War er zu beschäftigt gewesen? „Es ist nicht mehr wichtig, was oder wann es geschah, es ist die Tatsache, dass es geschehen ist! Aber du, der Tod, mein letzter Ausweg, hast mich von dir gewiesen!“ Mein Gesicht war unter meinen Tränen durchnässt und meine Lippen bebten, doch unter meiner inneren Qual stieß ich alles heraus, all das was ER mir angetan hatte. Er unterbrach mich, indem er seine Lippen auf die meinen legten. Vor Entsetzen versteifte ich mich und Erinnerungen spülten sich an den Rand meines Bewusstseins. Vor Verzweiflung stieß ich mich von ihm und sank zu Boden, wiegte mich hin und her. Hin und her. Ich spürte seine Bewegung, erspürte seinen nächsten Schritt und streckte abwehrend meine Hand aus. Was wollte er von mir?

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Tag der Veröffentlichung: 18.02.2014

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