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Dring-dring. Mein Wecker klingelt mich aus meinen Träumen, verschlafen strecke ich mich und gähne. Es ist zwar schon der 16. Dezember, doch es hat diesen Winter noch nicht eine einziges mal geschneit.
Wie in letzter Zeit immer schaue ich zuerst aus dem Fenster, nichts. Alles sieht aus wie Tags zuvor.
"Lena! Hob hob!" scheucht meine Mutter mich durch die Gegend, ich hasse es, wenn sie das macht.
"Ist ja gut!" erwidere ich, esse schnell und putze mir die Zähne.
Kurze Zeit später bin ich bereit zum gehen. Also mache ich mich auf den Weg zu meiner Freundin Alisa.
"Hey!" begrüßt sie mich und ich grinse sie an. "Willst du auch?" fragt sie und deutet auf einen Granatapfel, der auf dem Tisch liegt.
"Joah!" antworte ich.
"OK! Dann essen wir auf dem Weg!" meint sie, schnappt die Frucht und ihre Tasche und wir verschwinden wieder nach draußen. Während wir uns zur Schule bewegen essen wir den Granatapfel und wie jeden Morgen lachen wir ziemlich viel.
Kurz vor dem Gong kommen wir an und machen uns sofort auf den Weg nach oben, wir kommen zwar immer Knapp sind aber Gott sei dank noch nie zu spät gekommen und auch dieses mal reicht es uns gerade so.
Der Schultag zieht sich endlos lang dahin und ich glaube schon, dass ich es nicht durchstehe, da gongt es endlich.
"Komm!" ruft Alisa mir zu und ich versuche ihr zu folgen. Unser Schulweg führt uns durch die Straße in der meine Großeltern wohnen.
"War das nicht dein Dad?" fragt Alisa mich plötzlich, sie weiß dass er bei meinen Großeltern lebt, seit meine Eltern geschieden sind.
"Ja..." auch ich habe seine Jacke gesehen, er ist gerade eben ins Haus gegangen. "Ich warte vorne auf dich!" sage ich und renne schon mal vor.
"Hey!?" rufe ich-keine Antwort. Immer und immer wieder rufe ich, doch niemand antwortet mir. Schließlich gehe ich durch die offene Haustür nach drinnen. Immer wieder rufe ich.
"Mit deiner Oma stimmt etwas nicht!" sagt mein Opa, er steht in der Wohnzimmer Tür und sieht ziemlich fertig aus. "Du solltest gehen!"
"ok..." murmle ich und gehe nach draußen. Das Licht der Sonne scheint mir entgegen, doch es wirkt so künstlich. Was hat er damit gemeint?
"Was ist?" fragt Alisa mich und ich erzähle ihr, was gerade geschehen ist. Sie versucht mich auf zu muntern, doch es bringt nichts. Ich kann einfach nicht mehr aufhören zu weinen.
Am nächsten Morgen quäle ich mich zur Schule, angeblich müsste ich mich ja ablenken, doch ich bekomme nichts mit.
"Lena?" Lina, meine Cousine 3. Grades kommt auf mich zu gestürmt.
"Gibts was neues von deiner Oma?" fragt sie mich.
"Ich weiß rein gar nix! Weißt du was da passiert ist?" frage ich sie, mit mir wollte ja bisher keiner reden.
"Die ist anscheinend gestern verschwunden!" antwortet sie leise, erneut muss ich weinen. Die gesamte Pause lang unterhallten wir uns, irgendwie tut es gut.
Den Rest des Tages starre ich durch das Fenster nach draußen.
Das mache ich die nächsten Tage, am 3. Tag beginnt es zu schneien.
"Hey, es schneit!" rufen einige, als mitten in der Stunde die ersten Flocken in Richtung Erde fallen, alle freuen sich. Nur ich nicht. Für mich bedeuten diese Flocken eine geringere Chance darauf, dass meine Oma gefunden wird. Wie so oft in den letzten Tagen rinnen die Tränen über meine Wangen. Was in mir vorgeht ist einfach unbeschreiblich, ich will einfach nur einschlafen und nie weider aufwachen.
Die nächsten Wochen lebe ich in meiner eigenen Welt und jedes mal, wenn mich jemand da heraus reißt fließen die Tränen. Alle versuchen mich zu verstehen, doch es schafft keiner.
An einem Januar Abend stehe ich mit meinem Dad im Supermarkt an der Kasse, da klingelt plötzlich sein Handy.
"Ok! Ok! Ja ich bring sie dann nur noch schnell heim!" ist alles was ich von dem Gespräch mit bekomme.
"Was ist los?" frage ich, neugierig wie ich bin.
"Die Polizei! Ich fahr dich gleich heim!" sagt er nur, ich kann mir ja denken, wieso die anrufen.
Die nächste halbe Stunde sitze ich in meinem Zimmer und weine still und leise vor mich hin. Währenddessen sehe ich mir Bilder an. Natürlich ist mir klar, dass sie eigentlich nicht mehr Leben kann, doch jetzt hat es so etwas endgültiges.
Nachdem die Leiche aus Heidelberg von der Untersuchung kam, bei der nur festgestellt wurde, dass sie gefallen sein muss und nicht mehr aufstehen konnte, findet die Beerdigung statt. Ich stehe einfach nur da und starre auf den Boden. Leute die ich noch nie in meinem ganzen Leben gesehen haben sprechen mir ihr Beileid aus, hier und da weinen ein paar Leute leise vor mich hin, doch ich stehe einfach nur da. Ich fühle mich einfach nur leer, langsam gehe ich hinter dem Sarg her, sehe zu wie er in das Grab nieder gelassen wird und gehe in Richtung Kirche davon...

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Tag der Veröffentlichung: 03.07.2012

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