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Prolog



"Noch heute Nacht, wird das ganze Land mir gehören!" erhallte ihre Stimme in dem verdunkelten Saal, vor ihr standen all ihre Untertanen. Ganz hinten stand eine junge Frau, mit blonden, fast Bodenlangen blonden Haaren und großen grünen Augen. Auch sie verfolgte die Rede der Königin aufmerksam, nicht um zu erfahren wie es nach dem Tod der Königin des Südens weiter gehen sollte, sondern um den gesamten Plan zu erfahren.
"Und dann werden die treusten von euch hohe Aufgaben bekommen!" verkündete die Königin des Nordens und leises Gemurmel brach aus. Natürlich fragte sich jeder, ob er zu den treusten gehörte und wenn ja, was er dann für eine Aufgabe aufgetragen bekommen würde, nur die Frau mit den blonden Haaren stand stumm da und beobachtete aufmerksam das geschehen.
Nach dieser Nacht würde das gesamte Schicksal von Evanien in ihrer Hand liegen, sie war die einzige, die die Prophezeiung kannte und sie war es, die die Aufgabe hatte bei ihrer Erfüllung zu helfen.
"Schweigt!" rief die Königin und sofort verstummte jeder einzelne im großen Saal, die Frau warf einen Blick aus dem Fenster, bald würde sie Sonne aufgehen, dann würde sie verschwinden müssen, dann würde ihre Herrin sterben. Da sie es wusste,hätte sie es aufhallten können, aber wenn sie dies versuchen würde, so würde auch sie ihr Leben verlieren und wer weiß, ob die Prophezeiung dann überhaupt noch erfüllt werden konnte.
"Bald ist es so weit!" Auch der Königin war aufgefallen, dass es vor den Fenstern langsam heller wurden und die Sterne ihr Licht ausschalteten.
Im Saal herrschte angespanntes Schweigen, keiner wusste wie es gleich weiter gehen würde.
'Ich muss hier weg' dachte die Frau am Ende des Saals, drehte sich um und quetschte sich durch den Spalt der beiden Hälften der großen Tür. Ihr weg führte sie durch die Vorhalle in den Hof und hinab zum Dorf, von dort aus rannte sie so schnell ihre Füße sie tragen konnten zum Waldrand und schwang sich auf ihr schwarzes Pferd, das sich sofort in Bewegung setzte.
Die beiden jagten durch den Wald, als gäbe es keine Büsche und Bäume, das Pferd galoppierte einfach durch die Hindernisse hindurch und gerade als der Hahn das erste Mal krähte standen sie vor den Toren der Stadt des Südens.
"Ah da seit ihr ja!" rief einer der Wachen, als die Frau durch die Gassen ritt, sie musste in der Burg sein, bevor ihre Mutter mitbekam, dass sie verschwunden war, das heißt, bevor sie die vergiftete Mahlzeit zu sich nahm.
Mit rasendem Herzen saß sie an der langen Holztafel, gleich würde sie Zeugin des Todes ihrer Mutter werden.
"Solaria, hast du keinen Hunger?" fragte die Königin und die junge Frau schüttelte den Kopf, ihr war schlecht, sie konnte jetzt nichts Essen.Ihre Mutter hingegen biss Herzhaft in einen Apfel, im nächsten Augenblick begann sie zu husten, zuerst klang es harmlos, wie wenn man sich beim Essen verschluckte. Doch dann wurde es immer heftiger und das weiße Kleid der Königin wurde von kleinen roten Blutspritzern überzogen. Immer mehr Blut kam, die Königin wurde immer blasser und die Frau, die ihrer Mutter so ähnlich sah, musste mit Tränen in den Augen dabei zu sehen, wie ihre Mutter diese Welt für immer verließ.
Als alles vorbei war und der tote Körper der Königin nach vorne rutschte sprang die Prinzessin auf und eilte mit großen Schritten nach draußen.
"Was ist los?" fragte der Mann, zu dem Solaria gelaufen war.
"Es ist vorbei! Sie ist tot!" schluchzte die Frau, ein wenig unbeholfen nahm der junge Mann sie in den Arm.
"Mutter ist wirklich...?" er wagte es nicht, den Satz zu beenden. Ihr fehlten die Worte, sie konnte nichts mehr sagen. "Wir sollten in die Stadt und...und es verkünden! Solaria, dir ist schon klar, was das bedeutet?!" er hob ihren Kopf und sah ihr in die Augen, von ihr kam nur ein erneutes nicken. Nicht er oder sie würden den Thron erben, sondern ihre Tante, die Frau der sie nur wenige Stunden zuvor bei ihrer Rede zugehört hatte und ihr war klar, dass diese Frau auf dem Weg war, die Stadt ein zu nehmen.
Ein wenig zittrig auf den Beinen folgte die Prinzessin ihrem Bruder zu den Ställen, wo sie auf ihre Pferde stiegen und in die Stadt hinab ritten.
Auf dem Marktplatz war über die Hälfte aller Einwohner versammelt, das war eigentlich immer so.
"Hört zu!" rief der Prinz, seine Schwester stand daneben und sah die Menge an. "Heute Morgen..." weiter kam er nicht, denn durch die Gassen schallte Huf Getrappel, einen Moment später standen in den Gassen, die vom Marktplatz wegführten Reiter auf ihren Pferden, es gab also kein entkommen.
Panisch sah Solaria sich um, doch es war zu spät ein Pfeil schoss durch die Luft und traf ihren Bruder mitten ins Herz.
Augenblicklich brach ein riesen Tumult aus, die Reiter ritten über am Boden liegende Menschen, alle versuchten in ihre Hütten zu fliehen und auch Solaria rannte um ihr Leben, raus aus der Stadt, ab in den Wald.
An nur einem Morgen waren sowohl ihre Mutter, als auch ihr Bruder gestorben und führ ihre Stadt gab es nur noch eine Hoffnung, 12 Mädchen, die erst noch geboren werden sollten...

Edelsteine


Schon seit einigen Jahren herrschte die Königin des Nordens auch im Südreich, als die Königin des Südens ermordet wurde war ich noch ein Baby, von der Zeit des Friedens und der Freiheit habe ich also keine Erinnerungen mehr. Alles was ich kenne ist Armut, inzwischen haben wir überhaupt keine Freiheiten mehr, was die Königin will, das müssen wir machen.
Fast Täglich wird jemand erhängt oder geköpft, sowas findet immer auf dem Marktplatz statt, damit wir wissen, was passiert wenn wir nicht das tun, was wir sollen.
"Cassy!" ruft meine Mutter.
"Was gibt's?" frage ich und gehe die alte Holztreppe nach unten, dort steht meine Mutter zusammen mit meiner Schwester, hinter den beiden steht ein Wächter der Königin, verwirrt sehe ich zwischen den drei hin und her.
"Cassiopeia..." beginnt meine große Schwester, doch ich unterbreche sie.
"Was geht hier vor?" meine Stimme klingt fest, aber innerlich schreie ich. Eigentlich weiß ich ja, was das zu bedeuten hat.
"Sowohl ihre Schwester als auch ihre Mutter haben gegen das Gesetz verbrochen!" erklärt mir der Soldat.
"NEIN!" schreie ich und nehme die Hand meiner Schwester, die beiden dürfen nicht getötet werden.
"Cassy, du schaffst das!" meine Mutter nimmt mich in den Arm und ich hallte es nicht länger aus, ich muss einfach weinen. Das können die doch nicht machen!
"Nein!" schluchze ich, doch der Soldat zerrt meine Mutter und meine Schwester an den Armen nach draußen, dann schlägt er die Tür hinter sich zu und ich stehe alleine in unserem kleinen Haus. Jetzt habe ich jeden verloren, der mir etwas bedeutet hat, vor vielen Jahren haben sie schon meinen Vater und meinen Bruder getötet und nun nehmen wie mir auch noch meine Mutter und meine Schwester weg! Das kann doch nicht wahr sein!
"Cassy, gleich wachst du auf und alles ist gut!" murmle ich vor mich hin und zwicke mich, natürlich spüre ich den Schmerz, denn es ist kein Traum. Das hier ist die Realität.
Mit Tränen in den Augen sehe ich mich um. Was soll ich denn jetzt nur machen? Ratlos stehe ich da, die Tränen laufen über meine Wangen und tropfen auf den Boden, ich will niemanden mehr sehen und nichts mehr hören. Kraftlos lasse ich mich auf den Boden sinken und weine still vor mich hin, den Kopf in die Arme gestützt sitze ich da.
Erst als es vor dem Fenster dunkel wird und das helle Licht des Mondes zu mir hereinscheint stehe ich auf. Mein Blick fällt nach draußen, der Mond ist fast Voll, wenn ich mich nicht täusche ist Morgen Vollmond.
Mein Herz rast, die Königin liebt es Leute bei Vollmond hin zu richten, die alternative ist dann oftmals Neumond, aber da Morgen Vollmond ist, haben meine Mutter und meine Schwester nicht mehr all zu viel Zeit, bis sie sterben. Die Chance dass sie von den Widerstandskämpfer die beiden befreit werden ist also ziemlich gering. Vermutlich werde ich sie morgen auf dem Marktplatz wieder sehen, ich bin sicher, die Soldaten der Königin werden ausschau hallten, ob ich erschienen bin, wenn ich nicht auftauche werden sie mich hohlen. So war es jedenfalls bei meiner Freundin Seraphina, als ihr Zwillingsbruder hingerichtet wurde. Danach hat sie sich vollkommen zurück gezogen und stellt Medizin her, eigentlich wollte sie immer Kämpfen, auch wenn das den Frauen nicht erlaubt ist. Nachdem ihr Bruder deswegen aber sein Leben verloren hat, hat sie ihre Träume aufgegeben und versucht einfach nur noch zu funktionieren.
Ich liege da und warte, dass der Schmerz geht, doch er bleibt. Die Tränen wollen auch nicht enden, das Gefühl in mir, kann ich nicht beschreiben, da ist nur Schmerz, sonst nichts.
Die Sonne kitzelt mir in der Nase, benommen schaue ich mich um. Im ersten Moment habe ich keine Ahnung, was ich auf dem Boden mache. Dann kommen die Erinnerungen zurück, mit ihnen der Schmerz, doch die Tränen bleiben aus. Es ist als hätte ich einfach keine mehr.
Ein leises Klopfen ist von der Tür zu hören. Wer klopft um diese Zeit? Mühsam stehe ich auf und gehe zur Tür, langsam öffne ich sie.
"CASSY!" vor der Tür steht Shiva, sie sieht mich besorgt an. Ihre grünen Augen sehen mich verzweifelt an.
"Shiva, was gibts?" frage ich ein wenig müde.
"Wie geht es dir?" sie umarmt mich, doch ich stehe steif da.
"Ist doch egal!" murmle ich und drehe mich um, damit sie die Tränen nicht sieht. Zwar gehört sie zu meinen Freundinnen, aber ich will einfach nicht, dass sie mitbekommt, wie ich weine.
"NEIN! Ich lasse nicht zu, dass du auch noch aufhörst zu leben! Warum wollt ihr das nicht verstehen? Das ist doch ihr Ziel! So schafft sie es, dass die anderen nicht auch noch etwas tun!" Shiva fasst mich an den Schultern und dreht mich um, jetzt muss ich sie ansehen. Auf ihrer Stirn haben sich die Falten gebildet, die sie immer hat wenn sie wütend wird und ihre Augen sprühen nur so vor Wut. So habe ich sie noch nie gesehen und ich muss zugeben, irgendwie macht dieser Gesichtsausdruck mir Angst.

Impressum

Texte: alle Orte und Personen sind frei erfunden
Bildmaterialien: Cover by Rainx3
Tag der Veröffentlichung: 29.05.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für Alisa, die beste Cousine die man sich wünschen kann!

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