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Hi, darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Kaugu und ich bin-dreimal dürft ihr raten-ein Kaugummi.
Die meisten Leute glauben, dass das Leben eines Kaugummis immer dasselbe sei: Zuerst wird er hergestellt, dann gekaut und letztendlich wird er verschluck, unter eine Schulbank geklebt oder irgendwo auf die Straße gespuckt. Aber nein, das ist es nicht! Genau deswegen will ich euch heute mein Leben erzählen:
Zuerst wurde ich mit all den anderen Kaugummis in einer riesen großen Fabrik hergestellt, also quasi geboren. Wie die Menschen habe ich davon allerdings nicht viel mitbekommen. Nachdem ich das Licht der Welt erblickt hatte, wurde ich gemeinsam mit den anderen eingepackt. In dieser Schachtel mit 10 Kaugummis lernte ich die beiden Kaugummis Gumm und Kau kennen. Natürlich waren da auch noch die 7 anderen Kaugummis, aber die waren nicht gerade freundlich. Im Gegenteil, das waren totale schwarz Seher, die uns die ganze Zeit erzählt haben, wie wir irgendwann auf dem Boden kleben werden und all diese Menschen über uns trampeln werden. Kein schöner Gedanke!
Unsere Schachtel kam dann mit anderen in einen großen LKW, ich war ziemlich nervös, ein Durchschnittlicher Kaugummi darf nur einmal im Leben mit so einem Transportmittel fahren, das heißt ich musste diese Fahrt genießen.
Doch die Fahrt war lange, für meinen Geschmack zu lange. Zudem fuhr der LKW immer wieder durch tückische Schlaglöcher. Aber dann waren wir endlich da, endlich im Laden. Bevor wir jedoch in den Laden zum Verkauf gebracht worden transportierte man uns erst nach hinten ins Lager.
"Maan ist es hier dunkel!" nörgelte Gumm herum.
"Ach halt doch den Mund!" motzte Kau ihn an und ich verdrehte die Augen. Hatten die denn nichts besseres zu tun.
"Seht ihr! So toll ist das nicht!" meinte irgendwer weiter hinten in der Schachtel.
Irgendwann kam jedoch eine nette Verkäuferin und brachte uns aus dem Lager und stellte unsere Schachtel zu den anderen ganz vorne ins Regal.
Noch am selben Tag-ich glaube zumindest, dass es der selbe war-kaufte uns ein Junge. Sofort schnappte er sich Kau und begann auf ihm herum zu kauen.
Kau schrie um Hilfe, versuchte irgendwie seinem Schicksal zu entrinnen. Es war wirklich kein schöner Anblick und ich bekam eine Gänsehaut-ja, auch ein Kaugummi kann eine Gänsehaut bekommen.
Schließlich schluckte der Junge Kau hinunter. Ich schloss die Augen. Wie ging es Kau jetzt? Was würde jetzt mit ihm passieren?
In den nächsten Tagen wurden noch viele von uns von dem Jungen verspeist. Sie alle schrien durch die Qualen, exakt so wie Kau.
"Oh nein!" Gumm sah mich verängstigt an, als nur noch er und ich in der Schachtel übrig waren. "Kaugu, es war schön dich kennen gelernt zu haben!"
"Dich auch Gumm!" ich versuche zu lächeln, doch es bringt nichts. Wir wissen beide, was bald geschehen wird. Natürlich bleiben wir nicht verschont.
Zuerst war Gumm dran, er schob ihn sich in den Mund und ich blieb völlig verängstigt in der Schachtel zurück. Wie schlimm ist es wirklich, wenn man gekaut wird? Wo werde ich Landen? Werde ich geschluckt? Irgendwo hingeklebt? Oder irgendwo hingespuckt?
Nach einer Weile schien Gumm dem Jungen nicht mehr zu schmecken und er spuckte meinen Gumm einfach vor ihm auf die Straße. Ich traute mich nicht nach unten zu sehen und mir wurde schlagartig klar, ich würde ihn nie, nie, niemals wiedersehen. Dies war natürlich ein großer Verlust in meinem kleinen, bescheidenen Kaugummileben.
Selbstverständlich hatte auch ich nicht mehr viel Zeit. Auch ich wurde aus meiner Schachtel gerissen und von dem Jungen, der uns alle verschlungen hat, in den Mund geschoben. Es war der Horror, ich wurde Stundenlang gekaut, ich schrie und schrie. Am liebsten wollte ich nichts mehr sehen und hören, die ganzen Geschehnisse der letzten Tage, das war einfach alles zu viel. Ihr glaubt nicht, wie schmerzhaft das ganze war. Glücklicherweise wurde ich nach all diesen Qualen doch noch hinunter geschluckt.
Im Magen des Jungen roch es echt widerlich, eine merkwürdige Flüssigkeit war darin. Puuh, ich sah Kau. Er klebte neben einem Kaugummi, der sich als Olaf vorstellte.
Mit trauriger Miene erzählte ich meinem Freund Kau von Gumms Schicksal. Kau's gute Laune verflog schlagartig.
"hättest du ihm nicht helfen können?" fragte er mich traurig. Ich verneinte.
Tagelang sagte Kau rein gar nichts, kein einziges Wort. Olaf und ich versuchten alles um ihn aufzumuntern, doch nichts half.
Nach 5 Tagen sprach er wieder und nach 10 schafften wir es endlich ihm wieder ein Lachen zu entlocken. Wir redeten und lachten wieder, redeten und lachten.
Und wenn wir nicht verdaut sind,, dann reden wir noch heute.

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Tag der Veröffentlichung: 13.06.2012

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