Cover

Intro

 

Star Trek - Exploration Group Four

Ein neuer Anfang

(von Tobias J. Ruppert)

 

Vorgeschichte:

Seit den Ereignissen in "Ohne jede Chance" sind vier Jahre vergangen. Die ehemalige Crew der U.S.S. Monarch

hat sich in vielerlei Richtungen zerstreut.

 

Rear-Admiral Christopher Branford ist weiterhin als Chef der taktischen Abteilung der Sternenflotte in San

Francisco, Erde, tätig.

 

Celine Parker ist mittlerweile Captain der U.S.S. Lexington, einem Raumschiff der Intrepid-Klasse. Sie ist mit

Branford verlobt.

Jeri Talma ist als Commander s.c. und als 1.Offizier auf der U.S.S. Canberrra tätig.

Thomas Demar wurde zum Lieutenant Commander ernannt und ist Dozent an der Sternenflottenakademie in

San Francisco.

Jake Cassels wurde zum Captain befördert und kommandiert die U.S.S. Phoenix, einen Schlachtkreuzer der

Nebula-Klasse.

Counselor Janina Seymour ist als Schiffsberaterin auf der U.S.S. Ticonderoga tätig.

 

Und was ist mit Alicia Sheridan?

 

Geschichte

Es war ein strahlend schöner Sommertag. Keine Wolke war am Himmel über San Francisco zu sehen. Im Park der Sternenflottenakademie hatten sich Hunderte von Menschen versammelt, um mit den siebzig Absolventen, die an diesem Tage ihre Offizierspatente erhalten sollten, zu feiern.

In den ersten beiden Reihen saßen die Ehrengäste. Es war schon lange her gewesen, daß diese Offiziere zusammen waren, aber für diesen speziellen Tag hatte es funktioniert. Rear Admiral Christopher Branford saß neben seiner Verlobten, Captain Celine Parker. Neben ihr hatte Thomas Demar Platz genommen, wiederum daneben saßen Captain Jake Cassels und Commander Jeri Talma. Sie alle hatten ihre Galauniformen für diesen besonderen Tag angelegt.

"Ich komme zur Verleihung des großen Preises für Taktik, der jedes Jahr an den besten Kadetten in diesem Fachgebiet verliehen wird. Kadett Alicia Sheridan, vortreten!"
Diese Worte sprach der Rektor der Akademie, Vice-Admiral Paul Buffon.

Alicia erhob sich von ihrem Platz auf der Bühne, wo sie neben den anderen Absolventen Platz genommen hatte. Sie trat zu Admiral Buffon hin.

"Miss Sheridan, ich gratuliere Ihnen hierzu. Sie haben ausgezeichnet gearbeitet und verdienen den Respekt ihrer Ausbilder und Kameraden."

Der Admiral überreichte ihr ein in Gold gefasstes Logo der Akademie, in der die Worte "Großer Preis für Taktik, Sternenflottenakademie, Jahrgang 2383" eingraviert waren. Kurz streckte sie ihn in die Höhe, bedankte sich bei Admiral Buffon und nahm unter dem Jubel der Kadetten und dem Beifall der Anwesenden wieder Platz.

"Damit, meine sehr verehrten Damen und Herren, kommen wir zur Graduierung. Alle Kadetten vorne antreten!" meinte Admiral Buffon. Die Absolventen sprangen auf, stellten sich in einer Linie am vorderen Rand der Bühne auf. Buffon schritt die Front ab, überreichte einem jedem ein gerahmtes Patent und ein goldenes Rangabzeichen. Damit waren sie keine Kadetten mehr, sondern Offiziere im Rang eines Fähnrichs.

Celine nahm die Hand Branford´s und meinte: "Das ist wirklich rührend. Ich glaube, ich muss weinen." Kaum hatte sie´s gesagt, schon kullerten die ersten Tränen ihre Wangen hinab.

Branford nahm ein Taschentuch, tupfte zuerst ihre und dann seine Tränen ab.

"Sir, Sie weinen?" fragte Talma überrascht.

Er nickte: "Wird nicht wieder vorkommen, Jeri."

Buffon war bei Alicia angelangt, schüttelte ihr die Hand.

"Kadett Alicia Sheridan, ich erhebe Sie hiermit in den Rang eines Fähnrichs. Meinen herzlichen Glückwunsch." sagte er feierlich.

Sie erwiderte: "Vielen Dank, Sir."

Dann ging er weiter zum nächsten Absolventen.

Branford und seine Offizierskollegen applaudierten jedoch bereits jetzt wie wild, immerhin hatte jeder etwas mit Alicia´s Weg zur Sternenflotte zu tun gehabt. Jeri Talma hatte sie in Taktik unterwiesen, Celine Parker in Exobiologie und Astrophysik, Jake Cassels in Warp- und Impulstechnik, Thomas Demar in den logistischen Fächern. Und Branford hatte sie erst durch seinen Dienst auf den Gedanken gebracht, Sternenflottenoffizier zu werden.

"Damit wäre der offizielle Teil vorbei. Die Damen und Herren Offiziere werden sich kurz umkleiden, dann dürfte das Feiern beginnen. Danke Ihnen allen." meinte Admiral Buffon.

Die Gäste erhoben sich und verteilten sich im Gelände. Es waren überall Tische und Stühle aufgestellt, Kellner waren mit Tabletts, die Getränke und kleinere Speisen aufwiesen, unterwegs.

Alicia war wie alle anderen sofort weggegangen, um die Kadettenuniform gegen eine Sternenflotten-Galauniform zu tauschen.

Branford nahm mit den anderen Vieren an einem Tisch abseits des Festtrubels Platz.

"Wie läuft es auf der Lexington, Captain?" fragte Jeri.

Celine lächelte: "Ich bitte Sie, wir sind unter uns. Celine, in Ordnung? Und es läuft gut."

Knapp lächelte Branford. Förmlichkeiten unter seinen ehemaligen Untergebenen waren nicht üblich gewesen, außer im Dienst natürlich.

"Admiral, wie sieht es bei Ihnen aus?" wollte Jake wissen.

Branford nahm gerade einen Schluck aus seinem Glas, setzte es ab und meinte: "Die taktische Abteilung hält mich ganz schön auf Trab. Aber Sie wissen ja, Jake, ich habe die Hoffnung auf ein Raumkommando noch nicht aufgegeben. Morgen habe ich erstmal einen Termin bei Befehlshaber der Sternenflotte."

"Meinst Du, Fleet-Admiral Sutton wird deinen Wunsch befürworten?" fragte Celine.

"Ich weiss es ehrlicherweise nicht. Ich hoffe es."

"Was ist mit der Monarch, Sir?" fragte Talma.

"Sie ist nach wie vor in der Sternenbasis 1. Zumindest diesen Wunsch hat man mir voll erfüllt." antwortete der Admiral.

Aus den Augenwinkeln sah er, dass sich zwei Personen näherten. Sie trugen ebenfalls Gala-Uniformen, eine davon war eine Admiralsuniform.

"Ah, sie haben es noch geschafft." Branford erhob sich und deutete erfreut auf die beiden.

Die eine Frau trug die roten Farben der Kommandoebene, war Lieutenant Commander. Sie hatte kurze, blonde Haare und tiefblaue Augen, war etwa dreißig Jahre alt. Die zweite Frau war dem Rang nach Commodore, hatte braune Haare und war etwa Ende vierzig.

"Darf ich vorstellen? Commodore Kathryn Janeway, meine Stellvertreterin. Und Lieutenant Commander Angela Collins, meine Stabschefin. Das hier sind meine ehemaligen Offiziere von der U.S.S. Monarch: Captain Celine Parker, Captain Jake Cassels, Commander Jeri Talma und Lieutenant Commander Thomas Demar."

Die Begrüßung untereinander fiel sehr freundschaftlich und warmherzig aus. Janeway und Collins setzten sich dazu, ließen sich etwas zu trinken bringen.

"Wo ist denn die Hauptperson dieses Abends, Christopher?" fragte Janeway neugierig.

Es war unter Admirälen absolut üblich, sich mit den Vornamen anzureden. Das hatte Branford nach seiner Beförderung sehr schnell gemerkt. Selbst mit Fleet-Admiral James Sutton, dem Oberbefehlshaber der Sternenflotte, verkehrte er in dieser Form.

"Sie ist sich noch umziehen gegangen, Kathryn. Wie war es auf der Voyager? Schmerzlich?"

Janeway seufzte tief: "Oh ja, das dürfen Sie annehmen. Chakotay hat es mir zwar so angenehm wie möglich gemacht, aber ich habe Heimweh."

"Ja, das Gefühl kenne ich." entfuhr es Cassels.

Die Blicke der ehemaligen Monarch-Offiziere richteten sich ausnahmslos auf ihn. Er bemerkte, welcher Fauxpas ihm da unterlaufen war.

"Es tut mir leid, Admiral, das war sehr ungeschickt von mir. Entschuldigen Sie."

Jake Cassels war es sehr peinlich, das war zu bemerken.

"Lassen Sie´s gut sein, Jake. Das macht nichts." lächelte Branford.

Vor vier Jahren war es Cassels gewesen, der am verärgertsten reagiert hatte. Er wollte sich nicht damit abfinden, dass die Crew der Monarch aufgelöst wurde. Er machte Branford dafür verantwortlich, und insgeheim waren die anderen Offiziere ähnlich ungehalten. Kurz nach Ankunft auf der Erde war Branford wieder abgeflogen, hatte seine Sorgen und Nöte zurückgelassen. Es hatte beinahe drei Monate gedauert, bis sie sich alle wiedertrafen. Es gab eine große Aussprache, man versöhnte sich wieder. Auch Branford und Celine kamen sich näher, gaben sich schließlich das Heiratsversprechen.

Die Stimmung war nun etwas gedrückt, aber das blieb nur kurz so. Dann tauchte Alicia auf, in der Galauniform, mit den Rangabzeichen eines Fähnrichs und den goldenen Farben der taktischen Sektion. Mit ihr kam da auch der höchste Offizier der Sternenflotte, Fleet-Admiral James Sutton. Er lächelte breit, als er Branford erblickte.

"Achtung an Deck!" rief Branford knapp, alle erhoben sich.

Sutton nickte: "Danke, weitermachen. Wie schön, Sie zu sehen, Christopher."

"Ganz meinerseits." erwiderte Branford.

"Alicia wird sicher ein ganz hervorragender Offizier werden. Ein gutes Vorbild hat sie dazu ja bereits, wie ich finde." bemerkte Sutton und blickte die beiden nacheinander an.

Branford ging auf Alicia zu und hielt ihr etwas hin, das in Geschenkpapier eingewickelt war.

"Für Dich, Alicia. Ich bin sehr stolz auf Dich und finde, Du solltest etwas bekommen, etwas ganz besonderes. Für mich zumindest." sagte er leise, aber für alle gut hörbar.

Alicia nahm das Geschenk entgegen und packte es aus. Es war eine Metalltafel, wie sie auf jedem Schiff der Sternenflotte auf der Brücke hing. Auf ihm war der Name des Schiffes, seine Registernummer, seine Klasse, das Datum der Indienststellung, die Bauwerft sowie das Motto, unter dem das Schiff in Dienst gestellt worden war, vermerkt. Auch die Erbauer und die erste Crew waren namentlich vermerkt.

Auf der Tafel war zu lesen: "U.S.S. Exeter - NCC 2893-A - Intrepid-Klasse - Stapellauf zu Sternzeit 49615,2 (23.Oktober 2372) - Utopia-Planitia-Flottenwerften, Mars - Vereinte Föderation der Planeten."

Alicia fiel Branford um den Hals, drückte ihn einige Augenblickte lang ganz fest an sich.

"Danke, ich weiss nicht, was ich sagen soll." flüsterte sie.

Sie ließ ihn los, wischte sich die Tränen von den Wangen.

"Ihr erstes Schiff war das, nicht?" fragte Talma knapp.

Branford nickte und schaute Jake Cassels an, der als einziger zusammen mit ihm auf der Exeter gedient hatte.

"Sie war ein gutes Schiff. Diese Metallplatte hatte ich bei mir zu Hause verwahrt, ein Andenken an eine gute Freundin. Ich kann mir kein besseres Geschenk zu diesem Tag vorstellen." sagte er zu Alicia.

"Danke, Chris. Ich weiss das sehr zu schätzen." Alicia hatte immer noch feuchte Augen.

"Nun, Fähnrich?" fragte Thomas Demar neckisch.

Sie schüttelte den Kopf: "Oh nein, jetzt geht das wieder los. Seit ich der Sternenflotte beigetreten bin, nimmst Du mich hoch. Ich muss anscheinend schnellstens dafür sorgen, dass ich befördert werde."

"Passen Sie auf, Thomas. Vielleicht überholt sie Sie ja irgendwann." schmunzelte Celine.

Thomas nahm sie in den Arm und küsste sie auf die Wange.

"Vielleicht. Aber ich wollte Dir nur sagen, wie stolz ich auf Dich bin." meinte er.

Branford hatte wieder Platz genommen, ein Kellner hatte ihm noch etwas zu trinken gebracht. Es war etwas alkoholfreies, immerhin hatte er morgen ein Meeting mit Admiral Sutton. Er wollte ihn unbedingt davon überzeugen, dass er wieder ein Raumkommando bekam. Als er so in Gedanken da saß, bemerkte er auf einmal etwas, das er nicht für möglich gehalten hatte.

"Ich glaub´s nicht! Seht mal, wer da kommt!"

Ein älterer, grauhaariger Mann in einem beigefarbenen Anzug kam den Weg entlang gegangen. Er ging langsam, bedächtig.

Branford war schon aufgesprungen, Alicia und Celine starrten in die Richtung.

Langsam kam der Mann näher, blickte die Anwesenden an.

"Ich bin hier, um jemandem zu gratulieren. Wer hat heute etwas zu feiern?"

Alicia ging zu dem Mann hin und umarmte ihn fast vorsichtig.

"Joseph, es ist so schön, dass Du gekommen bist." sagte sie voller Freude.

Branford trat ebenfalls hinzu und drückte dem Mann die Hand.

"Vater, ich freue mich sehr."

Auch Celine begrüßte ihn. "Joseph, wie schön, Sie zu sehen."

"Danke. Ich wollte Alicia´s großen Tag nicht verpassen. Tut mir leid, dass ich die Zeremonie jedoch verpasst habe." sagte Joseph Branford.

Alicia schüttelte den Kopf: "Aber nein, Joseph. Es freut mich sehr, daß Du da bist."

Sie bot ihm einen Platz an, dann stellte Christopher Branford ihn allen vor. Thomas Demar kannte er bereits, denn Alicia´s Freund war schon oft Gast bei ihm gewesen, wenn Alicia ihn besucht hatte.

"Ich möchte Ihnen allen meinen Vater, Joseph Branford, vorstellen." Dann stellte er reihum jeden Offizier vor, der am Tisch saß. Der alte Mann begrüßte jeden sehr freundlich, nahm anschließend an der Seite des Tisches Platz. Sein Sohn setzte sich neben ihn.

"Du hast mich schon wieder überrascht, Vater." stellte er fest.

"Wieso das, Christopher?"

"Du bist zu dieser Feier erschienen. Damit hatte ich nicht gerechnet."

Joseph Branford schmunzelte: "Mein Sohn, Alicia ist ein ganz besonders wichtiger Mensch in meinem Leben. Und diese Feier ist etwas ganz Wichtiges für sie. Da kann ich doch schlecht fehlen, oder?"

Christopher nickte: "Einverstanden."

"Bringst Du mir eigentlich nichts zu trinken?" fragte sein Vater.

Der Sohn erhob sich sofort: "Aber natürlich. Du trinkst marcosianischen Brandy, oder?"

"Du erinnerst Dich daran?" Er schien überrascht.

"So etwas vergisst man nicht, Vater. Bin gleich wieder da."

 

Nur langsam wachte Branford aus seinem tiefen Schlaf auf. Er hatte mit seinem Vater mehrere Gläser Brandy konsumiert, dazu musste er mit Alicia und Admiral Sutton anstoßen. Mit Mühe stolperte er in das Badezimmer, goss sich einen Schwall Wasser in das Gesicht.

"Computer, wieviel Uhr ist es?"

"8.32 Uhr." lautete die Antwort.

"Verdammt!" entfuhr es ihm. In zehn Minuten war er mit Admiral Sutton verabredet. Er machte sich in Rekordgeschwindigkeit zurecht, zog seine Uniform an und verließ die Wohnung.

 

Fleet-Admiral Sutton lächelte und bot Branford einen Stuhl an. Dann nahm er wieder an seinem Schreibtisch Platz.

"Haben Sie alles gut überstanden, Christopher?" fragte er.

Er nickte: "Halbwegs."

"Nun, was kann ich für Sie tun?"

Branford räusperte sich, wusste nicht so recht, wie er anfangen sollte. Dann entschied er sich für den geraden Weg. Direkt zum Punkt kommen, so würde er vorgehen.

"James, ich bin seit vier Jahren hier. Und Sie erinnern sich vielleicht, ich hatte damals, als Sie mir diesen Posten anboten, eine Bedingung gestellt."

Sutton runzelte die Stirn und erwiderte: "Das kann unmöglich ihr Ernst sein."

"Ich habe meine Aufgabe erfüllt, die Borg sind nicht länger eine Gefahr im Alpha-Quadranten. Und diese Tatsache kennen wir bereits seit einem Jahr. Ich habe weitergemacht, um jeden Zweifel daran auszuschließen. Aber jetzt möchte ich auf meinen Wunsch zurückkommen."

Der Flottenchef beugte sich vor: "Sie wollen wieder ein Kommando über ein Raumschiff? Das wollen sie mir doch offenbar hier gerade vorschlagen."

"Richtig. Ich habe meiner Abkommandierung damals nur zugestimmt, weil ich diese Möglichkeit offengehalten habe. Ansonsten hätte ich den Dienst quittiert. Das wissen Sie."

Sein Gegenüber nickte langsam und bedächtig. "Ich weiss, Christopher. Lassen Sie mich sehen, was ich tun kann. Moment."

Er aktivierte sein Computerterminal und forschte nach. Kurze Zeit später hob sich sein Blick.

"Das habe ich etwas." Er lehnte sich zurück. "Kennen Sie das New Scotland-System?"

Branford nickte: "Ja. Es liegt im Beta-Quadranten, wurde vor etwa einem Jahr besiedelt. Vier Kolonien existieren dort."

"Exakt. Wir haben dort zur Sicherung einen älteren Schlachtkreuzer der Nebula-Klasse abkommandiert, dazu sind zwölf stationäre Überwachungsposten, zwanzig Scannersateliten sowie dreißig automatische Phaserkanonen da. Der Föderationsrat hat nun die Idee geäußert, dass man die Forschung dort intensivieren könnte, wenn man eine Exploration Group dorthin schickt. Das heisst, es sind drei Schiffe, die unter dem Kommando eines Admirals stehen. Das könnte ich Ihnen offerieren."

Branford überlegte. New Scotland war vier Flugmonate vom nächsten Föderationsaußenposten entfernt. Er wäre auf sich gestellt. Eine reizvolle Aufgabe, wie er fand.

"James, was wären meine Aufgaben?" fragte er.

"Sie müssten primär die Sicherheit der 19800 Kolonisten garantieren, zudem wären Sie für die weitere Erforschung zuständig. Die angrenzenden Systeme sind noch gänzlich unbekannt, darüber würden wir gerne mehr erfahren." entgegnete Sutton.

"Und das Schiff, das bereits dort ist? Und die Überwachungsposten?"

Sutton erwiderte: "Die würden unter ihrem Kommando stehen."

Ein kurzer Moment des Schweigens folgte diesem Dialog. Dann erbarmte sich Sutton.

"Was denken Sie?"

Branford lächelte: "Nun, wir wären weit weg von zu Hause, James."

"Um das auch zu sagen: die Kolonisten werden jedem Crewmitglied, welches auf den vier Kolonien heimisch werden möchte, Land und eine Behausung anbieten. Dafür wurde gesorgt. Sie könnten ein völlig neues Leben beginnen, Christopher. Ich biete Ihnen hier nicht irgendetwas an, sondern eine einmalige Chance." Sutton sprach diese Wort mit Nachdruck.

"Das weiss ich nur zu gut. Was ist mit den Schiffen?"

Sutton seufzte tief: "Da ich sowieso weiss, dass Sie alles selbst bestimmen möchten, haben Sie freie Hand. Die Monarch können Sie nehmen, dazu zwei andere Schiffe. Wie ich Sie kenne, werden Sie wohl auf Captain Parker und Captain Cassels spekulieren."

"Sie kennen mich gut." Branford lachte knapp.

Der Flottenchef schüttelte den Kopf: "Bedingung ist, daß die beiden zustimmen. Und ihre Crew auf der Monarch werden Sie auch nicht bis zum letzten Mann selbst aussuchen können. Wir haben gewaltige Personalprobleme, wie Sie wissen."

"Ich will nicht alle selbst aussuchen, James. Nur ein paar." lautete die Antwort.

Sutton blickte ihm fest in die Augen. "Dann stimmen Sie zu?"

"Ja, das tue ich." erwiderte er.

Sutton erhob sich, Branford ebenso. Die beiden Admiräle reichten sich die Hand.

"Viel Erfolg, Christopher. Ich werde Sie persönlich verabschieden."

Branford antwortete: "Danke sehr, das würde mich freuen."

 

"Persönliche Aufzeichnungen, Rear-Admiral Branford, Sternzeit 60052,5.

Ich beabsichtige, mich mit Celine und Jake zu treffen, deren Schiffe nach wie vor im Orbit um die Erde sind. Ihre Zustimmung muss ich zuerst haben, um weiter planen zu können."

 

Als Branford wieder eine normale Umgebung wahrnahm, befand er sich im Transporterraum der U.S.S. Lexington, dem Schiff von Celine. Ein Lieutenant mit den goldenen Farben der taktischen Abteilung stand vor ihm.

"Willkommen an Bord, Admiral. Ich bin Lieutenant Charles Bowman, der Einsatzoffizier."

Branford verließ die Transporterplattform und nickte ihm freundlich zu.

"Danke sehr, Lieutenant."

Bowman deutete zur Türe: "Sir, ich bin angewiesen, Sie zum Captain zu bringen."

 

Branford betrat von Bowman begleitet die Brücke der Lexington. Celine saß im Kommandosessel, die Stationen waren größtenteils besetzt.

Sie erhob sich und trat auf ihn zu. "Willkommen an Bord, Admiral."

"Danke sehr, Captain. Ein sehr schönes Schiff." erwiderte er.

Sie nickte: "Vielen Dank, Sir. Darf ich vorschlagen, dass wir in meinen Raum gehen? Captain Cassels ist bereits da."

"Nach Ihnen, Captain." bat Branford.

Sie ging vor, er folgte ihr. Der Bereitschaftsraum lag gleich neben der Brücke, wie auf jedem Sternenflottenschiff.
Jake Cassels saß in einem Sessel der Sitzgruppe, die nahe dem Fenster stand. Er erhob sich und begrüßte Branford. "Guten Morgen, Admiral."

"Guten Morgen, Jake." erwiderte Branford und ließ sich ihm gegenüber nieder. Auch Celine nahm Platz. Sie waren bereit.

"Sie spannen uns ja ganz schön auf die Folter, Admiral." bemerkte Jake.

Er nickte. "Das weiss ich, tut mir leid."

"Was hast Du denn nun so Geheimnisvolles, Chris?" wollte Celine wissen.

"Ich habe heute mit Admiral Sutton gesprochen. Und er bot mir ein Raumkommando an."

Celine lächelte und meinte: "Glückwunsch, das freut mich für Dich."

"Aber es geht dabei um mehr. Deswegen wollte ich erst mit Euch beiden reden. Und zwar..."

 

Nach zehn Minuten des Erklärens, Jake und Celine hatten nichts gesagt, war Branford mit seinen Ausführungen fertig.

"Eine interessante Sache." meinte Jake.

Branford blickte seine Verlobte an: "Was meinst du?"

"Die Herausforderung ist groß, Chris. Aber sowas kann ich nicht alleine entscheiden. Ich will mit meiner Crew darüber reden."

Cassels stimmte zu. "Ja, das muss ich auch tun."

"In Ordnung. Tut das beide. Und trefft mich morgen früh in meinem Büro."

Beide nickten.

"Einverstanden." erwiderte Celine.

 

Celine Parker und Jake Cassels betraten gemeinsam das Gebäude der taktischen Abteilung. Der junge Petty Officer, der am Empfang saß, erkannte die beiden und nickte freundlich.

"Captain Parker, Captain Cassels, der Admiral erwartet sie bereits."

Die beiden erwiderte den Gruss und gingen zur Türe, die in Branford´s Büro führte. Er selbst saß am Schreibtisch, der mit Datenpads überhäuft war.

"Ah, Abwechslung!" rief er erfreut.

Celine meinte: "Du siehst beschäftigt aus."

"Das sieht nur so aus. Bitte, nehmt Platz." Er bot ihnen zwei Stühle an.

Gespannt sah er die beiden an, er wusste nicht, wie sie sich entschieden hatten.

"Die Crew der Lexington würde es als besondere Ehre empfinden, an dieser Mission teilnehmen zu dürfen." Celine ließ die Katze aus dem Sack.

Ihr Verlobter schien erleichtert. "Danke sehr. Und welche Nachricht haben sie, Jake?"
Der Halb-Klingone grinste und erwiderte: "Die Phoenix ist bereit, Ihnen überall hin zu folgen, Admiral. Ihr Captain ganz besonders."

"Ich bin mehr als glücklich. Das kann ich ganz offen sagen."

Celine hatte aber noch etwas auf dem Herzen.

"Ich habe noch keinen 1.Offizier, Chris. Was können wir in dieser Hinsicht unternehmen?"

Branford wiegte den Kopf: "Ich habe da eine Idee, aber die sage ich dir später noch. Dazu muss ich erstmal etwas abklären. Jake, haben sie Personalnöte?"

"Nein, Admiral."

"Einen Wissenschaftsoffizier brauche ich auch." fügte Celine hinzu.

Dabei blickte sie ganz unschuldig drein.

"Du machst es einem aber nicht leicht. Gut, ich treffe Dich heute um 16 Uhr Bordzeit auf der Lexington, in Ordnung?" entgegnete er.

Sie nickte: "Gerne."

Innerlich fühlte sich Branford sehr gut, zeigte es aber nur zu einem bestimmten Grad nach außen. Celine und Jake würden ihn schonmal begleiten. Das war gut so, aber es gab noch mehr, was er erreichen wollte.

"Okay, das wär´s erstmal." meinte er knapp.

Beide Captains erhoben sich.

"Wir sehen uns, Admiral." meinte Jake. Dann verließ er mit Celine den Raum.

Der Admiral drückte eine Taste auf seinem Computerterminal.

"John, wann war das Treffen mit Lieutenant Commander Demar?"

"In zwei Stunden, Sir. Vorher sind Sie mit Fähnrich Sheridan zu Mittagessen verabredet." lautete die Antwort seines stets informierten Sekretärs.

 

Das Bistro lag in einer Seitenstrasse des Hafenbezirks von San Francisco. Branford war hier oft gewesen, als er noch auf die Akademie ging. Es war Mittagszeit, geschäftiges Treiben war auf der Straße im Gange. Er hatte sich eine Espresso bestellt und wartete auf Alicia.

"Tut mir leid, ich habe mich verspätet!" erklang es aus kurzer Entfernung. Sie kam herangestürmt und nahm ihn gegenüber Platz.

"Zehn Minuten." kommentierte er trocken.

Sie rollte mit den Augen. "Früher hast Du nie etwas gesagt."

"Früher warst Du auch noch kein Offizier, Alicia." Er lächelte und nahm einen Schluck aus seiner Tasse.

Sie blickte ihn fragend an. "Wieso hast Du mich herbestellt?"

"Muss ich einen Grund angeben, wenn ich Dich sehen will?" kam die Gegenfrage.

Sie schüttelte den Kopf. "Natürlich nicht."

"Es gibt aber einen. Ich will Dir ein Angebot machen."

"Ein Angebot?"

"Ja, genau. Oder hast Du bereits einen Posten?"

"Nein, das weisst Du doch. Die Vergabe findet erst nächste Woche statt. Was hast Du für mich?" wollte sie wissen.

"Ich werde wieder ein Raumkommando bekommen. Die Monarch wird reaktiviert, und zusammen mit der Lexington und der Phoenix werden wir in das New Scotland-System aufbrechen. Und da..."

Wenig später hatte er ihr alles erklärt. Sie war etwas sprachlos, fing sich aber recht schnell wieder. "Und was ist mit mir?"

"Dazu komme ich jetzt. Ich brauche für die Monarch noch einen 2.taktischen Offizier. Diese Stelle wollte ich Dir anbieten. Ich würde mich mehr als glücklich schätzen, wenn Du annehmen würdest." erklärte er.

Alicia schwieg einen ganzen Moment lang. Sie blickte zu Boden, nach rechts, nach links, nur nicht zu Branford. Ihm kam das sehr unangenehm vor.

"Was ist, Alicia?"

"Ich freue mich natürlich, Chris. Aber ich will nicht den Eindruck erwecken, dass Du meine Karriere förderst." meinte sie.

Er wehrte entschieden ab. "Das ist falsch. Deine ausgezeichneten Ergebnisse lassen nur den Schluss zu, daß ein derartiger Posten das Richtige ist. Außerdem..." Kurz stockte er.

"Was hast Du?" fragte sie besorgt.

Er fand die Worte wieder. "Ich möchte Dich dabei haben. Wir werden lange weg sein, und ich will Dich sehen, mit Dir reden können. Ich hoffe, es ist nicht zu egoistisch."

"Das ist es nicht. Aber ich habe auch etwas." erwiderte sie.

"Thomas. Ich weiss, Liebes."

"Ja." Sie zuckte mit den Schultern. "Ich liebe ihn sehr, wir sind fast fünf Jahre zusammen."

Branford nickte: "Das weiss ich. Und ich habe mir etwas überlegt." Er schaute auf die Uhr.

"Er müsste eigentlich jeden Moment hier sein." Aufmerksam blickte er sich um, sah schlussendlich, dass Demar sich ihnen bereits näherte. Er ging zu Alicia, küsste sie kurz und nahm neben ihr Platz.

"Admiral, ich habe ihre Mitteilung gelesen. Und ich bin sehr erfreut, nehme gerne an."

Alicia schaute ihn irritiert an. "Du nimmst was an?"

"Den Posten als 1.Offizier der Lexington." antwortete er strahlend. "Ich hoffe, du hast den Posten auf der Monarch auch angenommen, weil ich sonst meine Zusage zurückziehen muss."

Sie umarmte ihn und drückte ihn an sich. "Nein, brauchst Du nicht."

"Ich freue mich, dass Sie sich so entschieden haben. Melden Sie sich bitte umgehend bei Captain Parker. Sie wird Sie einweisen." meinte Branford.

Demar erwiderte: "Natürlich, Sir."

Innerlich hakte Branford die beiden auf seiner Liste ab. Er hatte Celine einen 1.Offizier besorgt, Alicia dazu bewogen, auf die Monarch zu kommen. Er brauchte nur noch vier Personen dazu zu bringen, auf diese Mission zu gehen.

"Ich lasse Euch beide alleine, bestellt was auf meine Rechnung. Alicia, ich will Dich übermorgen auf der Monarch sehen. Thomas, wir sehen uns ebenfalls bald wieder."

"Auf Wiedersehen." entgegnete Demar.

Alicia nickte: "Ich werde da sein, Sir."

 

"Computer, Hyperraumverbindung herstellen."

"Bitte nennen Sie den Gesprächspartner."

"U.S.S. Canberra, Captain Keith Olsen." befahl Branford.

Auf dem Bildschirm des Terminals erschien ein Mann Mitte vierzig mit braunen Haaren und einem Vollbart. Branford kannte Olsen nur flüchtig.

"Admiral Branford, ich grüße Sie. Was kann ich für Sie tun?"

"Captain Olsen, guten Tag. Ich wollte mit Ihnen über Jeri Talma sprechen."

"Ach, jetzt ist es soweit. Der Tag, der kommen musste." seufzte Olsen.

"Tut mir leid, Captain. Aber ich sagte Ihnen, irgendwann würde ich Talma brauchen. Und dieser Zeitpunkt ist gekommen. Glücklicherweise ist er im Moment auf der Erde."

Der Captain nickte: "Ja, Sir. Gut, ich gab Ihnen mein Wort."

"Ich lasse Ihnen ausgzeichneten Ersatz zukommen. Lieutenant Commander Samuel Jacobs war lange Jahre mein Einsatzoffizier." erwiderte Branford.

"Das glaube ich gerne. Also, Admiral, ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Olsen Ende."

Der Bildschirm erlosch.

"Branford an Commander Talma."

Eine etwas überraschte Stimmte meldete sich: "Talma hier, Admiral."

"Commander, bitte schauen Sie in meinem Büro vorbei, wenn es Ihnen zeitlich passt."

"Bin unterwegs, Sir. In etwa zwanzig Minuten bin ich da." lautete die Antwort.

Die Türe öffnete sich und Lieutenant Commander Angela Collins kam herein.

"Admiral, ich habe mit Counselor Seymour gesprochen. Captain del Ponte von der Ticonderoga ist in Zukunft zwar nicht besonders gut auf Sie zu sprechen, aber er hat der Versetzung zugestimmt." teilte sie ihm mit.

Branford ballte die Faust. "Sehr gut, danke."

"Versuchen Sie eigentlich, alle Mitglieder ihrer alten Crew wieder zusammen zu bekommen?"

Lachend schüttelte er den Kopf: "Nicht ganz, Commander."

Dann sah er jedoch, dass sie etwas missgestimmt war. Angela Collins war ihm in den letzten vier Jahren zu einem sehr vertrauten Menschen geworden, sie war ein erstklassiger Offizier.
"Was haben Sie, Angela? Nehmen Sie bitte Platz."

Seine Stabschefin antwortete langsam: "Sir, ich würde mich gerne der Mission anschließen."

"Was ist mit ihrer Familie, ihrem Mann, ihren Kindern? Wollen die das auch?"

Sie nickte: "Ja, Admiral. Ich habe lange mit ihnen darüber gesprochen. Wir wollen im New Scotland-System ein neues Leben beginnen. Mein Mann Jason ist, wie Sie wissen, Geologe. Er hat in diesem System alle Möglichkeiten, in seinem wissenschaftlichen Umfeld zu arbeiten."
"Ich verstehe." Branford grübelte kurz. "Ihre Bitte werde ich genehmigen. Sie können als meine Stabschefin die organisatorischen Dinge in die Hand nehmen."
"Danke, Sir." erwiderte sie erleichtert.

Der Türmelder ertönte.

"Herein bitte." bat Branford.

Die Türe glitt zur Seite und Jeri Talma den Raum.

"Ah, sehr gut. Das wäre erstmal alles, Commander." meinte Branford zu Collins, die sich daraufhin zurückzog.

"Schön, dass Sie kommen konnten, Jeri." sagte Branford herzlich.

Der Saurianer erwiderte: "Natürlich, Admiral. Was kann ich für Sie tun?"

"Sie haben von der Mission gehört?" wollte Branford wissen.

Er nickte. "Ja, Sir. Beeindruckend, ich beneide Sie sehr."

"Ich wollte mit Ihnen über etwas sprechen. Und zwar, ob Sie mein 1.Offizier auf der Monarch werden wollen." Branford kam auf den Punkt.

"Sir?"

"Ich habe mit Captain Olsen gesprochen, Commander. Und er hatte mir damals zugesichert, falls ich wieder ein Kommando bekomme, wird er Sie gehen lassen." Branford blickte den Saurianer eindringlich an. "Jeri, ich will nur Sie für diesen Posten. Ich vertraue Ihnen blind, und genau so muss das Verhältnis zwischen mir und meinem Stellvertreter sein."

Sein Gegenüber war erstmal etwas irritiert, erwiderte dann aber: "Ich nehme an, Admiral."

Branford ergriff die riesige "Hand" des reptitilienhaften Wesens und sagte: "Auf gute Zusammenarbeit, Commander. Ich freue mich."

 

"Persönliche Aufzeichnungen, Rear-Admiral Branford, Sternzeit 60053,2.

Meine Personalplanungen sind abgeschlossen. Die Monarch hat ihre Crew soweit zugeteilt bekommen, ich werde mich mit meinem neuen 1.Offizier, Commander Jeri Talma, nun an Bord begeben."

 

"Es ist alles bereit, Sir." meinte der Transportertechniker.

Branford nickte: "Energie."

Sowohl Branford als auch Talma wurden entmaterialisiert. Als sie wieder eine normale Umgebung wahrnahmen, befanden sie sich im vertrauten Transporterraum der Monarch.

"Wieder zu Hause." meinte Branford leise.

Talma blickte ihn an. "Ja, Sir."

"Gehen wir auf die Brücke." entschied der Admiral.

 

Die Hauptbrücke der Monarch war in eine dunkle Notbeleuchtung getaucht. Noch immer war das Schiff größtenteils stillgelegt, nur von einer Notcrew mit 15 Mann bestückt.

Branford betrat zusammen mit Talma die Brücke durch den hinteren Turbolift. Mit einer großen Zufriedenheit sah er sich um, sah die vertraute Umgebung.

"Alles genau so, wie wir es verlassen haben." teilte Talma seine Gedanken mit.

Branford nickte zustimmend, ging zum Kommandosessel. Er fuhr über das beige Leder, berührte die Armlehnen. Er klappte eine kleinere Kontrolltafel aus, betätigte eine Schaltfläche.

"Computer, Identifikation bestätigen."

"Erkenne Branford, Rear-Admiral." meldete der Schiffscomputer.

"Alle Systeme wieder in betriebsbereiten Flugzustand versetzen. Modus Schwarz wird beendet." befahl Branford.

Talma berührte die gleiche Schaltfläche.

"Stimmt der 1.Offizier zu?" lautete die Frage des Computers.

"Ich stimme zu." sagte Talma.

Urplötzlich erwachten die Systeme wieder zu Leben, die Beleuchtung ging an, die Stationen auf der Brücke waren wieder betriebsbereit.

"Sehr gut." meinte Branford. Er tippte seinen Kommunikator an. "Branford an Dockkontrolle."

"Wir hören, Sir."

"Beginnen Sie umgehend mit dem Personaltransfer. Die höheren Offiziere zuerst." befahl der Admiral.

"Aye, Sir." bestätigte die Stimme am anderen Ende.

Branford sah seinen 1.Offizier an. "Berufen Sie in einer Stunde eine Sitzung des Stabes ein, Commander. Ich will die neuen Stabsoffiziere kennenlernen."

"Aye, Sir." entgegnete Talma.

 

Kurz atmete Branford nochmals tief durch, dann betrat er die Beobachtungslounge, die hinter der Brücke lag.

Seine Offiziere hatten bereits an dem langen Tisch Platz genommen, erhoben sich aber, als der Kommandant den Raum betrat.

"Guten Morgen alle zusammen. Nehmen Sie bitte Platz." meinte er und nahm am Kopfende seinen Platz ein. Er betrachtete sich die Runde. Counselor Seymour und Commander Talma kannte er natürlich, außerdem saß noch ein junge blondhaarige Frau am Tisch. Sie hieß Marla Gillmore und hatte bereits an Bord der Monarch gedient. Damals war sie noch Fähnrich, heute trug sie die Rangabzeichen eines Lieutenant senior grade.

"Ich möchte Sie alle sehr herzlich an Bord der U.S.S. Monarch willkommen heißen. Ich bin Rear-Admiral Christopher Branford, für alle die, die mich noch nicht kennen. Nummer 1, wären Sie so freundlich, mir die Offiziere vorzustellen?" Er schmunzelte kurz. "Ausgenommen diejenigen, die ich schon kenne." Dabei warf er der Schiffsberaterin einen kurzen Blick zu.

Talma nickte: "Natürlich, Sir."

Er deutete auf eine Frau mit schulterlangen, hellbraunen Haaren. Ihr Gesicht war eher schmal, allerdings hatte sie bemerkenswert grüne Augen. Sie trug die goldenen Farben der technischen/taktischen Abteilungen und die Insignien eines Lieutenant Commanders.

"Sir, das ist Lieutenant Commander Deborah Summer. Sie bekleidet den Posten des Einsatzoffiziers und 2.Offiziers."

Branford blickte Summer an und meinte: "Freut mich sehr, Commander."

"Ganz meinerseits, Admiral." erwiderte sie knapp.

"Das ist Lieutenant Brian Foster, Admiral. Er ist der taktische Offizier." sagte Talma.

Foster war ein durchtrainierter, großgewachsener Mann, der sehr kurze, braune Haare hatte.
"Ich bin sehr stolz, auf der Monarch dienen zu dürfen, Admiral." ließ Foster wissen.

"Willkommen an Bord, Lieutenant." erwiderte Branford.

Talma zeigte auf einen Mann, der ganz offenbar vulkanische Gene in sich trug. Er wies die charakteristischen Ohren dieser Spezies auf, aber nicht ihre blasse Gesichtsfarbe.

"Sir, das ist Doctor Marc Freedman."

Branford nickte dem Mediziner zu: "Ich freue mich, Doctor. Willkommen."

"Danke sehr, Admiral. Es war ein großer Wunsch von mir, hier zu arbeiten."

Talma fügte noch hinzu: "Sir, Lieutenant Gillmore ist der neue Chefingenieur."

"Meinen Glückwunsch, Lieutenant. Sie haben es in kurzer Zeit sehr weit gebracht." lobte Branford voller Anerkennung.

Marla Gillmore lächelte und erwiderte: "Danke, Sir. Es war ein schöner Umstand, wieder der Monarch zugeteilt zu werden."

"Wie ich hörte, wird Mister Lessing auf der Lexington arbeiten." bemerkte Counselor Seymour.

Branford war erstaunt: "Das wusste ich nicht. Aber gut."

"Sir, das ist Lieutenant Commander Jean Lerou, der Wissenschaftsoffizier."

Lerou war großgewachsen, aber sehr schlank gebaut. Er hatte einen Blick, der ständig umhersuchend herumirrte, wie Branford empfand.

"Willkommen auf der Monarch, Commander."

Lerou antwortete: "Vielen Dank, Sir. Ich freue mich auf die Arbeit an Bord."

"Sie werden viele Gelegenheiten bekommen, neue Entdeckungen zu machen. Immerhin ist der Teil der Galaxis, zu dem wir fliegen werden, noch großteils unerforscht."

Der Wissenschaftsoffizier zeigte ein kurzes Lächeln. "Deswegen bin ich dabei, Sir."

"Gut." Branford schaute Talma an. "Was gibt es zu berichten, Nummer 1?"

Der 1.Offizier warf einen Blick auf sein Datenpad und meinte: "Die Wartungsprotokolle wurden seitens der Notcrew eingehalten, Sir. Wir sollten alle Systeme innerhalb von 24 Stunden wieder auf volle Einsatzfähigkeit bringen können."

"Ausgezeichnet." meinte Branford.

Lieutenant Foster hob die Hand. "Sir, die Phaserbanken haben bereits wieder 100%-Status. Die Torpedos bekommen wir innerhalb des Zeitrahmens hin."

"Sehr gut, Lieutenant." Branford´s Blick richtete sich auf Marla Gillmore. "Lieutenant, der Warpantrieb muss morgen früh wieder so arbeiten, dass wir Reisefluggeschwindigkeit Warp 7 problemlos halten können."

"Ich werde mich sofort an die Arbeit machen, Sir."

"Sir, die Lexington und die Phoenix haben ihre Startvorbereitungen begonnen, werden pünktlich morgen früh startklar sein." berichtete Commander Summer.

Branford nickte: "Gut, sonst noch etwas?"

Keiner der Anwesenden hob die Hand oder sagte etwas.

"Das wäre alles, wegtreten." befahl der Admiral.

 

"Computerlogbuch der Lexington, Sternzeit 60053,7 , Captain Parker.

Die Lexington hat ihre Vorräte soweit übernommen, die Crew ist vollzählig. Wir arbeiten daran, bis morgen früh alle Systeme einsatzbereit zu machen."

 

Der Ausblick aus dem Fenster in Celine´s Bereitschaftsraum zeigte die Raumstation McKinley, an der die Lexington festgemacht war. Sie hatten diverse Reparaturen hinter sich bringen müssen, war aber fast fertig.

Der Türsummer ertönte. Celine stellte ihre Kaffeetasse auf dem Tisch ab und rief: "Herein."

Lieutenant Commander Thomas Demar, ihr neuer 1.Offizier, betrat den Raum.

"Captain, wir haben die restlichen Crewmitglieder auf ihre Quartiere verteilt. Lieutenant Lessing, der neue wissenschaftliche Offizier, hat sich soeben an Bord gemeldet."

Celine nickte. "Ausgzeichnet. Sonst noch etwas?"

"Nein, Captain." erwiderte Demar.

Celine ging auf ihn zu, blickte ihn etwas skeptisch an.

"Thomas, wenn wir unter uns sind, brauchen Sie mich nicht mit Captain anreden."

Er schaute etwas verduzt, meinte dann: "Wenn sie es so wünschen. Aber unser Verhältnis zueinander ist doch etwa anders als auf der Monarch."

"Inwiefern?" wollte sie wissen und ließ sich auf ihrem Schreibtischsessel nieder.

Er lächelte: "Sie waren 1.Offizier, ich der Einsatzleiter. Nun sind Sie Captain, und ich 1.Offizier. Haben Sie Captain Branford, bevor Sie mit ihm eine Beziehung eingingen, auch im privaten Kreis mit dem Vornamen angeredet?"

Sie schwieg kurz. "Nein, habe ich nicht. Aber mein Kommandostil ist anders als der von Christopher. Thomas, wir sind gute Freunde. Dienst ist Dienst, Privat ist Privat. Und hier ist mein Bereitschaftsraum, und wenn wir beide alleine sind, dann ist es eher privat."

"Natürlich. Ich freue mich, dass Sie immer noch die Alte sind."

Sie verzog das Gesicht: "Ich hoffe, das war nur ein Wortspiel eben."

"Natürlich." schmunzelte Demar.

Sie blickte ihn finster an. "Sie können gehen, Commander."

"Ja, Captain."

 

"Computerlogbuch der Phoenix, Sternzeit 60053,8 , Captain Cassels.

Die Phoenix hat in einen Standardorbit um den Mars eingeschwenkt. Wir haben alle organisatorischen Vorbereitungen abgeschlossen, kämpfen aber immer noch mit diversen Fehlfunktionen."

 

Die Hände von Jake Cassels umklammerten die Lehnen des Kommandosessels. Er war wütend, und nach seiner Meinung absolut zu Recht. Die Phoenix war knapp zwanzig Jahre alt, wurde vor einem Jahr generalüberholt. Man hatte einen neuen Warpantrieb, andere Torpedobänke sowie eine Vielzahl anderer Systeme eingebaut. Aber trotzdem hatte das Schiff technische Probleme, und das in regelmäßiger Häufigkeit.

"Maschinenraum an Captain." erklang die Stimme des Chefingenieurs, Lieutenant Commander Pete Keown.

"Cassels hier. Was haben Sie denn nun schon wieder, Mister Keown?" fragte er gereizt.

"Tut mir leid, Sir. Aber ich musste den Warpantrieb deaktivieren, die Plasmaleitungen drei und vier sind ausgefallen."

"Wunderbar. Kriegen Sie das bis morgen hin?"

"Das werde ich, Sir." versprach Keown.

Cassels erhob sich aus dem Kommandosessel und ging zu der Station des Maschinenraumes auf der Brücke. Hier konnten alle Antriebssysteme überwacht werden.

"Probleme, Sir?"

Der 1.Offizier, Commander John Heskett, war neben Cassels getreten.

"Immer das Gleiche, John. Die Plasmaleitungen." erwiderte der Captain.

Heskett schüttelte den Kopf: "Für diese schlampige Arbeit letztes Jahr sollte man Utopia-Planitia eine Salve Torpedos verpassen."

Cassels lachte knapp. "Wir sind ja in der richtigen Position."

"Lieutenant Burton, aktivieren Sie die Quantentorpedos." befahl er. Seine Stimme enthielt eine gehörige Portion Sarkasmus, was der Lieutenant aber nicht mitbekam.

"Captain?" fragte er irritiert.

Cassels schüttelte den Kopf. "Lassen Sie, es war nicht ernst gemeint. Befehl zurück."

"Jawohl, Sir." nickte Burton.

Heskett meinte: "Bei allem Respekt, Captain. Aber nicht jeder Brückenoffizier kommt mit ihren Sarkasmus zurecht. Oder bemerkt ihn."

"Ich werde es mir merken, John." erwiderte der Captain.

 

Fähnrich Alicia Sheridan arbeitete an der taktischen Konsole, als Lieutenant Foster sich näherte.

"Guten Morgen, Fähnrich." begrüßte er sie.

Sie hob den Kopf und erwiderte: "Guten Morgen, Sir."

"Haben Sie etwas zu berichten?" wollte der taktische Offizier.

"Die Torpedos haben 100%-Status, Sir. Ansonsten nichts Neues." meldete sie.

Foster schaute sich kurz die Anzeigen an. "Alles klar, danke."

Aus den Augenwinkeln sah sie, dass sie der Admiral näherte. Er nickte Foster zur Begrüßung zu und nahm im Kommandosessel Platz. Das war ein untrügliches Zeichen dafür, dass es bald losgehen würde.

"Commander Summer, bitte einen Lagebericht." erbat Branford.

Die Einsatzleiterin drehte sich von ihrer Station um.

"Sir, alle Systeme einsatzbereit. Der Maschinenraum meldet, wir können Warp 8 erreichen. Vorerst, aber Lieutenant Gillmore meinte, sie bekomme den Antrieb innerhalb eines Tages wieder auf Höchstleistung."

Branford prüfte auf seinem Monitor die Zustandsberichte ab und nickte zufrieden.
"Startbereitschaft. Fähnrich Sheridan, einen Kanal zur Dockkontrolle öffnen."

Alicia erwiderte: "Kanal offen, Sir."

"Dockkontrolle, hier spricht Admiral Branford von der Monarch. Wir erbitten Starterlaubnis."

Die Antwort kam prompt: "Verstanden. Monarch, Sie haben Startfreigabe. Wir wünschen Ihnen einen guten Flug, Admiral."

"Danke sehr. Branford Ende."

Der Admiral blickte zu Fähnrich Jason Paul, dem Steueroffizier.

"Verankerung ausklinken. Mister Paul, Manöverdüsen langsam zurück." befahl er.

Der junge Offizier bestätigte: "Aye, Sir."

Langsam setzte sich die Monarch in Bewegung, das erste Mal seit vier Jahren. Sie flog rückwärts aus ihrer Andockbucht, bis sie frei in der Sternenbasis schwebte.

"Maschinen stop. Neuer Kurs 210.015, Manöverdüsen halb voraus." ordnete Branford an.

Das Schiff wendete, beschleunigte und hielt auf die Dockschleusen zu. Diese öffneten sich und gaben den Blick auf das Weltall frei. Die Monarch verließ das Raumdock.

"Endlich wieder im All." meinte der Admiral leise.

Counselor Seymour, die wie immer links neben ihm saß, schmunzelte leicht.

"Das hat Ihnen sehr gefehlt, Admiral."

Er schaute sie an und meinte: "Dafür haben Sie ihre Betazoiden-Sinne aber nicht gebraucht, oder?"

"Nein, Sir. Das war unübersehbar."

Commander Summer meldete: "Sir, die Lexington und die Phoenix sind bereit."

"Ausgezeichnet. Geben Sie mir beide Schiffe, Konferenzschaltung. Nur Audio." Er räusperte sich kurz. "Hier spricht Admiral Branford an Bord der Monarch. Lexington, Phoenix, melden Sie ihren Status."

"Hier Captain Parker, Sir. Alle Systeme voll einsatzbereit, die Lexington wird Ihnen folgen."

"Captain Cassels von der Phoenix, Admiral. Wir sind bereit."

Der Admiral erwiderte: "Sehr gut. Standard-Formation einnehmen. Die Monarch hat die Führung. Branford Ende."

Er nickte dem Steuermann zu: "Kurs setzen auf das New Scotland-System, Fähnrich. Geschwindigkeit Warp 6."

"Kurs und Geschwindigkeit programmiert, Sir." bestätigte Paul.

Branford hob die Hand: "Beschleunigen Sie."

Die drei Schiffe aktivierten ihre Warpantriebe und gingen auf Überlichtgeschwindigkeit.

 

"Computerlogbuch der Monarch, Sternzeit 60055,2 , Rear-Admiral Branford.

Die Exploration Group Four befindet sich auf ihrem Weg zum New Scotland-System. Ich habe Anweisung gegeben, mittlere Warpgeschwindigkeit zu halten, um unsere Ressourcen zu schonen."

 

Branford hatte gerade den täglichen Logbucheintrag gemacht, als eine Meldung von Commander Summer kam.

"Sir, Sie baten mich, Sie an die Kommandantenbesprechungen zu erinnern."

Branford schnippte mit den Fingern. "Richtig, danke sehr. Informieren Sie die Lexington und die Phoenix, daß ich die Captains und die 1.Offiziere in einer Stunde sprechen möchte."

"Aye, Sir." bestätigte Summer.

Branford tippte seinen Kommunikator an: "Branford an Collins."

"Sprechen Sie, Sir." meldete sich seine Stabschefin.

"Commander, ich würde gerne in den nächsten Tagen eine Inspektion auf der Phoenix und der Lexington vornehmen." meinte er.

"Ich veranlasse alles Notwendige."

Branford antwortete: "Danke, Branford Ende."

Er erhob sich aus seinem Kommandosessel. "Computer, Fähnrich Sheridan lokalisieren."

"Fähnrich Sheridan ist in Torpedorampe 2." antwortete der Computer.

Branford warf Summer einen Blick zu: "Sie haben die Brücke, Commander."

"Zu Befehl, Sir." erwiderte sie.

 

Die schmalen Gänge der Torpedorampen hatten durch ihre schlechte Beleuchtung etwas Unheimliches. Branford betrat die Rampe und sah sich um. Niemand war zu sehen.
"Halle, ist hier jemand?" rief er.

Eine Stimme, die zweifelsohne Alicia gehörte, antwortete: "Hier drüben."

Sie saß neben einer offenen Wartungsklappe und justierte offenbar den Feuermechanismus.

"Kann ich Ihnen helfen, Sir?" fragte sie förmlich.

Branford schüttelte den Kopf: "Wir sind alleine, Alicia."

"In Ordnung. Aber beide im Dienst, das sind wir auch." Sie lächelte, als sie die Wartungsklappe schloss und aufstand.

"Nicht mehr. Hast Du Zeit zum Mittagessen?" fragte er.

Sie nickte erfreut: "Gerne."

 

Auf der Brücke der U.S.S. Phoenix herrschte eine ruhige Atmosphäre. Alle Systeme arbeiteten im Reiseflugmodus, die Brücke war mit einer Minimalcrew besetzt.

Captain Cassels saß im Kommandosessel. Er hatte die Zustandsberichte intensiv studiert, war größtenteils zufrieden.

"Status des Antriebs, Mister DeSoto?" fragte er den Steuermann.

Der Lieutenant erwiderte: "Stabil bei Warp 6, Sir."

"Gut." Der Captain erhob sich. "Cassels an Heskett." rief er den 1.Offizier über Interkom.

"Heskett hier, Sir."

"Treffen Sie mich im Transporterraum 2, Commander. Wir beamen zur Besprechung auf die Monarch." befahl er knapp.

"Bestätigt."

Jake Cassels sah zu Lieutenant Commander Nicole Hobson, dem taktischen Offizier. Sie stand an der taktischen Konsole. An Bord eines Schlachtkreuzers wie der Phoenix war der taktische Offizier immer Lieutenant Commander, da die primäre Aufgabe dieses Schiffstyps nunmal kämpfender Natur war.

"Ich beame mit dem XO rüber. Sie übernehmen das Kommando, Miss Hobson." meinte er.

Sie erwiderte: "Aye, aye, Sir."

 

Die Kommandanten und 1.Offiziere der drei Schiffe hatten sich in der Beobachtungslounge der Monarch versammelt. Branford saß am Kopfende des Tisches, zu seiner Rechten Jeri Talma, zu seiner Linken Celine Parker. Ihr 1.Offizier hatte neben ihr Platz genommen, neben Commander Talma saßen Jake Cassels und sein XO.

Die Offiziere kannten sich alle, außer Commander Heskett. Cassels hatte ihn den Anwesenden vorgestellt. Heskett war Mitte dreißig, großgewachsen und muskulös gebaut. Er wirkte jedoch sehr bedächtig, was vielleicht auch daran lag, dass er eine Glatze hatte. Auf jeden Fall schien er sehr gut in das Team zu passen.

Lieutenant Commander Jean Lerou, der Wissenschaftsoffizier der Monarch, hatte sich auf Bitten von Branford der Besprechung hinzugesellt.

"Danke für ihr Kommen." begrüßte der Admiral alle. "Dies soll eine regelmäßige Einrichtung werden, in der sich die Führungsebenen der drei Schiffe besprechen. Ich halte dies für wichtig, um unsere Aufgabe erfolgreich zu meistern." Er deutete auf Lerou.

"Der Commander wird uns einen kurzen Überblick über die New-Scotland-Kolonien liefern."

Lerou stand auf und ging zum Wandmonitor, auf dem das System angezeigt wurde.

"Das New-Scotland-System besteht aus fünf Planeten, von denen zwei der Klasse M zuzuordnen sind, also erdähnlich sind. Der zweite und vierte Planet dieses Systems wurde besiedelt, dazu zwei Monde des vierten Planeten. Insgesamt leben 19800 Kolonisten dort. Es wurde ein Kolonierat gebildet, der aus fünf Mitgliedern besteht. Der Präsident ist ein gewisser Sir Lawrence O´Grady. Er gehört dem alten schottischen Adel der Highlands an, war einer der ersten Kolonisten. Die Kolonien wurden nach schottischen Städten getauft. Der zweite Planet ist die New Stirling-Kolonie, gleichzeitig die größte Ansiedlung. Der vierte Planet ist die New Inverness-Kolonie, ihre beiden Monde heißen New Aviemore- und New Culloden-Kolonie."

Jake Cassels hob die Hand. "Commander, wie ist das System beschaffen, wie die Umgebung in diesem Sektor?"

"Die angrenzenden Systeme sind sehr stark von Strahlung des Typs 4 erfüllt. Wir werden Probleme mit den Sensoren haben. Ich schätze, die Reichweite unserer Scanner wird nicht mehr als knapp drei Lichtjahre sein. Innerhalb des New-Scotland-Systems ist eine Strahlung auf normalem Niveau zu erwarten, Sir." antwortete er.

Branford wusste, was dies bedeutete. Die Sicherung der Kolonien würde problematisch werden, da man eventuelle Agressoren erst sehr spät erkennen würde.

"Wie sieht es mit der Besiedlung durch unsere Crewmitglieder aus?" fragte Celine Parker.

Diesmal antwortete Branford. "Sir O´Grady hat uns zugesichert, dass jedem zwanzig Hektar Land sowie eine Kolonistenbehausung von etwa 200 Quadratmeter Grundfläche zur Verfügung gestellt wird. Dies gilt für Familien. Für Alleinstehende haben wir kleinere Behausungen, teilweise in den Städten, aber diese Unterkünfte sind variabel. Wir werden den Wünschen der Crews sehr weit entgegen kommen können."

"Sir, haben Sie schon einen bestimmten Plan gefasst, wenn wir das System erreichen?" wollte Commander Heskett wissen.

"In der Tat, Commander. Die Lexington wird sich zuerst dem Nachbarsystem J-115 zuwenden, welches bis jetzt noch nicht kartographiert wurde. Die Phoenix sollte sich in der dortigen Orbitalwerft einem Check-Up unterziehen. Dies halte ich für sinnvoll, da sie das älteste Schiff darstellt. Die Monarch wird unter meiner Führung die Sicherungsstationen inspizieren und an der Verteidigung einige Verbesserungen vornehmen."

Captain Cassels nickte knapp: "Ich halte eine Überprüfung für gut, Admiral. Verfügt diese Werft über ausreichende Kapazitäten für Schiffe unserer Größe?"

"Der Chef der Werft, Stephen Sheffield, wurde mir als außerordentlich kompetent empfohlen. Die Werft selbst verfügt über alle Einrichtungen, um Instandsetzungen bis zur Stufe vier durchführen zu können." lautete die Antwort.

Stufe 4 bedeutete, dass selbst ein Schiff wieder repariert werden konnte, welches elementare Teile seiner Hülle oder gar die Warpgondeln verloren hatte.

"Bitte berichten Sie mir über den Zustand ihrer Schiffe, über das Befinden der Crews."

Admiral Branford lehnte sich entspannt zurück und schaute die beiden Captains an.

"Die Lexington ist zu 100% einsatzbereit, Sir. Die Crew ist guten Mutes und freut sich auf die kommenden Aufgaben." berichtete Captain Parker.

Jake Cassels meinte mürrisch: "Die Phoenix ist noch nicht in Topform, Sir. Aber wir sind bereit, komme was da wolle. Die Crew ist hochmotiviert."

"Ausgezeichnet." Der Admiral war zufrieden. "Gibt es Fragen?"

Keiner der Anwesenden hob die Hand oder sagte etwas.

"Gut, das wäre dann alles. Sie können wegtreten." schloss Branford die Sitzung.

 

Branford hatte sich zusammen mit Celine zum Mittagessen in das Casino auf Deck 14 zurückgezogen. Es war ein kleinerer Gemeinschaftsraum als die Bar "Zehn-Vorne", aber ein sehr gemütlicher ebenso.

"Bist Du glücklich?" fragte Branford unvermutet.

Celine hatte gerade ihre Gabel zum Mund geführt, ließ sie aber ob dieser Frage sinken.

"Wie kommst Du gerade jetzt auf sowas? Ist irgend etwas?" Sie schaute ihm in die Augen.

Er schüttelte den Kopf und aß einen Bissen. "Nein, ich will es nur wissen. Das ist mir wichtig."

"Natürlich. Ich bin sehr glücklich, Chris. Ich habe Dich, mein Schiff, eine aufregende Mission. Alles, was ich mir wünschen könnte." erwiderte sie und lächelte.

"Das freut mich. Und wir werden noch großartige Dinge erleben."

Celine nahm einen Schluck aus ihrem Glas.

"Wie macht sich Alicia?" wollte sie wissen.

Branford nickte eifrig: "Sie ist ein excellenter Offizier. Lieutenant Foster, ihr direkter Vorgesetzter, ist voll des Lobes über ihre Fähigkeiten. Auch Jeri lässt kaum einen Tag vergehen, ohne sie lobend zu erwähnen."

"Respekt. Wenn Jeri erstmal jemandem Komplimente macht, dann muss der- oder diejenige schon einiges leisten." Celine war beeindruckt.

Der Rest des Essens verlief schweigend. Sie waren beide im Begriff aufzustehen, als eine Nachricht via Interkom eintraf.

"Brücke an Admiral Branford." ertönte die Stimme von Commander Talma.

Er tippte seinen Kommunikator an. "Sprechen Sie."

"Sir, es kommt ein Gespräch für Sie herein. Es ist Admiral Sutton."

"Ich komme sofort. Branford Ende."

Er schaute Celine an und küsste sie zärtlich. "Wir sehen uns heute Abend, Liebes."

"Zu mir oder zu Dir?" fragte sie schnippisch.

Er wiegte den Kopf hin und her. "Ich beame um 19.00 Uhr rüber. Bis dann."

 

Jake Cassels hatte sich gerade etwas hingelegt, als eine Nachricht für ihn eintraf.
"Maschinenraum an Captain." Es war Chefingenieur Pete Keown.

Mühsam richtete sich Jake auf. "Cassels hier."

"Sir, würden Sie bitte in den Maschinenraum kommen? Es ist dringend!"

Er war schon aufgestanden. "Ich komme sofort."

 

Wütend fuhr Cassels´ Hand auf die Konsole nieder.

"Was ist den jetzt schon wieder mit den Energietransferleitungen?" ärgerte er sich.

Lieutenant Commander Pete Keown stand neben ihm und prüfte gerade die Anzeigen des Warpantriebes.

"Sir, wir müssen diese Leitungen neu einstellen, ansonsten wird unsere Effizienz in wenigen Tagen bei Warp 7 sein. Als Höchstgeschwindigkeit." stellte Keown fest.

Cassels blickte ihn mit ärgerlicher Miene an. "Das kann nicht ihr Ernst sein."

"Wenn ich´s Ihnen sage, Sir." Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern.

Auf einmal setzte der Warpantrieb komplett aus. Die Anzeigen sprangen zurück auf Unterlichtgeschwindigkeit. Sofort war Cassels selbst an der Konsole.

"Die zweite Transferleitung ist zusammengebrochen. Wir haben das Warpfeld verloren. So ein verdammter Mist!" schrie er.

Keown sah sich die Bescherung an und meinte: "Nun können wir die Arbeiten ja vornehmen, Sir. Oder?"

Die Furchen auf dem klingonischen Stirnhöcker von Jake Cassels wurden offenbar immer tiefer, wie der Chefingenieur sah. Er hatte sehr viel Respekt vor dem Captain, den dieser war selbst Chefingnieur gewesen, wusste genau, wovon er redete.

"Sicher, Pete. Legen Sie los." meinte Cassels. Er tippte seinen Kommunikator an.

"Cassels an Brücke."

Die Stimme des Einsatzoffiziers, Lieutenant Bruce McCagney, erklang. "Ja, Captain?"
"Lieutenant, teilen Sie der Monarch mit, daß wir etwa fünf Stunden mit Impulskraft fliegen müssen. Ein genauer Bericht folgt." befahl er.

"Aye, Captain." erwiderte der Lieutenant.

Cassels ging Keown nach, der zur beschädigten Transferleitung gegangen war.

"Ich werde Ihnen helfen, Pete. Im Moment habe ich ja nichts anderes zu tun. Außer, mich vor dem Admiral zu verstecken. Also los!"

Mit diesen Worten nahm er einen Tricorder und begann die Diagnose der Leitung.

 

Branford hatte gerade im Kommandosessel Platz genommen, als der 2.Einsatzoffizier, Lieutenant Ralph Lauterborn, meldete: "Sir, die Phoenix ist unter Warp gefallen."

Der Admiral erhob sich. "Auf Impulskraft gehen. Die Lexington ebenfalls."

Beide Schiffe verlangsamten ebenso wie die Phoenix auf Unterlichtgeschwindigkeit.

"Sir, Nachricht von der Phoenix. Sie teilen mit, daß Sie etwa fünf Stunden mit Impuls fliegen müssen. Probleme mit ihrem Warpantrieb. Der Captain sagt, ein genauer Bericht folgt."

Commander Talma war neben Branford getreten und fragte: Sollen wir mit Warp weiterfliegen, Sir? Die Phoenix kann uns später wieder einholen."

Der Admiral schüttelte den Kopf: "Nein, Nummer 1. Wir bleiben bei Ihnen."

Er nickte Steueroffizier Paul zu: "Fähnrich, Kurs und Geschwindigkeit an die Phoenix angleichen." Dann nahm er wieder im Kommandosessel Platz.

"Aye aye, Sir." meinte der Fähnrich und führte die Befehle aus.

 

 

 

"Computerlogbuch der Monarch, Sternzeit 60347,5 , Rear-Admiral Branford.

Nach etwas mehr als vier Monaten Flug sind wir in die Nähe des New-Scotland-Systems gelangt. Die Crews der drei Schiffe sind sehr gespannt, welche Aufgaben hier auf sie warten."

 

Admiral Branford betrat die Kommandobrücke. Er ging langsam und gemächlich, obgleich er eine gewisse Aufgeregtheit spürte. Sie würden in wenigen Minuten das New Scotland-System erreichen. Der Zeitpunkt, auf den alle über vier Monate warten mussten, war da.

Commander Jeri Talma erhob sich aus dem Kommandosessel und erstattete Bericht.

"Admiral, wir halten weiterhin Kurs. Alle Schiffe melden volle Einsatzbereitschaft."

Branford nickte und nahm Platz. "Danke, Nummer 1."

Ein akustisches Signal zeigte einen eingehenden Funkspruch an.

"Sir, wir werden von einem der Kontrollposten der Kolonie gerufen." meldete Lieutenant Foster, der an der taktischen Station stand.

"Audio-Kontakt." befahl der Kommandant.

Ein Stimme war über Lautsprecher zu hören: "Hier spricht Lieutenant Jalina vom Kontrollposten 12 der New Scotland-Kolonie. Identifizieren Sie sich!"

"Hier spricht Rear-Admiral Christopher Branford, Kommandant der Exploration Group Four. Wir übermitteln Ihnen Grüße des Sternenflottenkommandos." erwiderte Branford.

"Willkommen, Admiral. Wir haben sie erwartet. Im Namen des Koloniepräsidenten, Sir Lawrence O´Grady und aller Kolonisten heißen wir Sie willkommen."

"Vielen Dank, Lieutenant."

"Wir bitten Sie, in den Orbit des zweiten Planeten einzuschwenken. Es ist die New Stirling-Kolonie. Sir O´Grady und der Kolonierat werden Sie empfangen." erwiderte Jalina.

"Bestätigt. Branford Ende." Er nickte dem Navigator zu. "Kurs auf den zweiten Planeten, auf volle Impulskraft gehen. Commander Summer, Signal an die beiden anderen Schiffe."

"Aye, Sir."

Die drei Schiffe verlangsamten auf Unterlichtgeschwindigkeit. Sie überquerten die Grenze.

"Admiral, ich orte zwölf Überwachungsstationen, dazu dreißig Überwachungssateliten und dreißig automatische Phaserkanonen, die die Grenze bewachen." meldete Lieutenant Foster.

Branford sah sich die Grenzsicherung an. "Ein ordentliche Sicherung."

"Sir, die Scanner erfassen ein Schiff der Nebula-Klasse, welches den Orbit des vierten Planeten umkreist. Es ist die U.S.S. Davenport."

"Senden sie einen Gruss, Commander." wies er die Einsatzleiterin an.

Der zweite Planet war auf dem Hauptbildschirm zu erkennen. Er sah der Erde sehr ähnlich, mit Ausnahme der Tatsache, dass sehr wenige Ozeane vorhanden waren.

"Standardorbit, Fähnrich." befahl Branford und erhob sich.

Der Steuermann nickte und manöverierte das Schiff in eine Umlaufbahn.

"Die Phoenix und die Lexington nehmen einen höheren Orbit ein, Sir."

Der Admiral blickte zu Commander Deborah Summer. "Einen Kanal öffnen."

"Sie können sprechen, Sir." erwiderte sie.

Auf dem Hauptbildschirm erschien ein Mann, der wohl um die sechzig Jahre alt sein mochte. Er trug eher schlichte Kleidung.

"Ich bin Rear-Admiral Christopher Branford, Kommandant der U.S.S. Monarch. Ich befehlige die Exploration Group Four. Wir stehen zu ihren Diensten." begrüßte er sein Gegenüber.

Der Mann nickte und lächelte freundlich. "Herzlich willkommen bei uns, Admiral Branford. Die New Scotland-Kolonie freut sich bereits auf ihre neuen Mitglieder. Mein Name ist Lawrence O´Grady, ich bin der Präsident der Kolonie."

"Es ist mir eine Ehre, Sir."

O´Grady erwiderte: "Bitte seien Sie so freundlich und beamen Sie herunter. Die Transporterkoordinaten wurden Ihnen soeben übermittelt."

"Natürlich, Sir. Branford Ende."

Der Bildschirm erlosch und zeigte wieder den Ausblick nach vorne.

Branford sah sich um und meinte: "Haben Sie die Koordinaten?"

"Ja, Sir." antwortete Commander Summer.

"Ausgezeichnet. Commander Talma, Lieutenant Foster, Counselor Seymour, Sie begleiten mich. Miss Summer, Sie haben die Brücke." befahl er knapp.

 

Das Außenteam materialisierte in einem eher schlichten Gebäude, welches inmitten einer kleineren Stadt lag. Laut den Sensoren war es die einzige größere Ansiedlung des Planeten, der Großteil der Siedler lebte in kleineren Farmen, die über die nördlichen Breitengrade des Planeten verteilt lagen.

"Sieht nett aus." meinte Lieutenant Foster salopp.

Branford sah ihn an: "Hoffen wir, dass es so ist, wie Sie meinen."

Eine Tür öffnete sich und ein Mann in blauer Kleidung betrat den Raum.

"Willkommen auf New Stirling. Bitte folgen Sie mir zum Präsidenten." meinte der Mann.

Das Außenteam kam der Bitte nach und ging in den Nebenraum. Es war ein dezent geschmückter Saal, welcher einen großen rechteckigen Tisch und einige Sessel enthielt. Es war offenbar ein Konferenzraum.

Es waren sieben Männer anwesend, die unterschiedliche, aber in sich schlichte Kleidung trugen. O´Grady stand inmitten der Personen.

"Willkommen bei uns, Admiral Branford. Darf ich ihre Begleiter kennenlernen?"

O´Grady kam auf Branford zu und reichte ihm die Hand.

"Natürlich, Sir. Das hier sind mein 1.Offizier Jeri Talma, mein Sicherheitschef Lieutenant Brian Foster und meine Schiffsberaterin Counselor Janina Seymour." stellte er die anderen Offiziere vor.

Der Koloniepräsident begrüßte jeden einzeln mit Handschlag und deutete dann auf die restlichen Anwesenden.

"Dies hier sind die vier anderen Mitglieder des Kolonierates, sie repräsentieren die vier Kolonien. Jack McKenna von New Stirling, Hank Palmer von New Inverness. Dann haben wir Andrew O´Toole von New Aviemore und Rob McVey von New Culloden." Seine Hand deutete auf einen Mann in einer roten Sternenflottenuniform. "Das hier ist Commander Pavel Harkov, er leitet die Überwachungsstationen." Dann wies er auf einen Mann, der eine Art Arbeitsuniform ziviler Art trug. "Dies hier ist Mister Stephen Sheffield. Er leitet unsere Werft."

Alle begrüßten sich kurz untereinander, dann nahm man am Tisch Platz.

"Admiral, ihre Mission ist ihnen vom Sternenflottenkommando übertragen worden. Sie unterstehen nicht meinem Befehl. Aber ich hoffe dennoch, dass wir gut zusammenarbeiten werden." begann O´Grady.

Branford erwiderte sofort: "Sir, das ist für mich und meine Crews selbstverständlich."

"Gut, sehr gut. Wir haben uns gedacht, vielleicht möchten Sie ihre künftige Heimat sehen. Wir haben eine Liste an ihren Stabschef übermittelt, der die möglichen Siedlungsorte samt der dazu gehörigen Behausungen nennt. Die jeweiligen Kolonieminister sind instruiert, alles ist vorbereitet." fügte der Präsident hinzu.

Branford nickte seinem 1.Offizier zu. Dieser verstand den Wink.

"Wir verfügen über drei Schiffe. Die Lexington ist ein kleineres Forschungs- und Kartographierungsschiff und soll zuerst das Nachbarsystem J-115 untersuchen. Die U.S.S. Phoenix ist ein Schlachtkreuzer, benötigt zuerst einmal eine gründliche Überholung seitens ihrer Werft." berichtete Commander Talma.

Mister Sheffield nickte: "Kein Problem, Commander."

"Danke. Sie sollten sich vielleicht mit Captain Cassels von der Phoenix unterhalten. Ich fahre fort: dann haben wir noch die U.S.S. Monarch, welche zuerst die Sicherungseinrichtungen überprüfen wird. Dann werden wir die U.S.S. Davenport besichtigen."

Commander Harkov antwortete etwas angespannt: "Natürlich."

"Haben Sie Fragen? Oder Anregungen?" wollte der Admiral wissen.

Die Anwesenden hatten offenbar keine Fragen.

"Wir kehren auf die Monarch zurück. Kontakten Sie uns jederzeit, wenn etwas sein sollte." verabschiedete sich Branford von O´Grady.

Der Koloniepräsident meinte: "Ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen, Admiral."

Branford tippte seinen Kommunikator an: "Branford an Monarch."

"Summer hier, sprechen Sie." erklang die Stimme der Einsatzleiterin.

"Vier Personen hochbeamen." befahl Branford.

 

"Computerlogbuch der Lexington, Sternzeit 60348,3 , Captain Parker.

Admiral Branford hat uns den Auftrag erteilt, das Nachbarsystem der New Scotland-Kolonie zu erforschen und zu kartographieren. Wir werden umgehend aufbrechen."

 

Celine Parker lehnte sich im Kommandosessel zurück. Ein Blick nach links zu Thomas Demar, ihrem 1.Offizier, und sie wusste, daß sie startklar waren.

"Fähnrich Miller, setzen Sie Kurs auf das J-115-System. Warp 5." befahl sie.

Der Steuermann erwiderte: "Kurs und Geschwindigkeit programmiert, Captain."

"Energie."

Die Lexington beschleunigte auf Überlichtgeschwindigkeit und verließ das New Scotland-System.

"Commander, ich gehen runter in die Astrometrie. Übernehmen sie." sagte sie knapp und erhob sich.

Ihr Stellvertreter antwortete: "Aye, Captain."

 

"Computerlogbuch der Monarch, Sternzeit 60348,7, Rear-Admiral Branford.

Die Monarch wird in Kürze die Inspektion der Sicherungseinrichtungen beginnen, während die Lexington bereits zur Erforschung des Nachbarsystems aufgebrochen ist. Die Phoenix hat zur gründlichen Überholung an die Werft angedockt."

 

Die Monarch lag gestoppt vor der Hauptüberwachungsstation des Systems. Es war ein winziges, kreisförmiges Gebilde, welches jeweils an der Ober- und Unterseite eine Phaserbank aufwies. Es hatte einen Durchmesser von etwa 75 Metern.

"Also gut, die Inspektion kann beginnen. Nummer 1, gehen Sie mit ihrem Team rüber."

meinte Branford und nickte Commander Talma zu.

"Aye, Sir." erwiderte dieser. "Commander Summer, Lieutenant Foster, Sie kommen mit. Talma an Lieutenant Gillmore: Melden Sie sich in Transporterraum 2."

"Verstanden, Sir." bestätigte die Chefingenieurin.

 

Nach wenigen Minuten kam der erste ernüchternde Zwischenbericht.

"Admiral, ich kann bis jetzt soviel sagen: diese Station und die Sicherungssysteme insgesamt sind in einem sehr schlechten Zustand. Die Crews sind untrainiert, die Systeme teilweise nicht einsatzbereit. Und Commander Harkov verweigert konsequent jede Zusammenarbeit."

Branford schüttelte den Kopf, als er diese Worte von Jeri Talma hörte.

"Ich beame rüber, Commander. Branford Ende." sagte er kurzentschlossen und erhob sich aus dem Kommandosessel. "Lieutenant Lauterborn, Sie haben die Brücke."

 

Der Admiral materialisierte im Kontrollraum der Station. Talma, Foster und Deborah Summer standen da, vor ihnen hatte sich demonstrativ Commander Pavel Harkov aufgebaut.

"Was geht hier vor?" fragte Branford verärgert.

Commander Talma erwiderte: "Sir, Mister Harkov liegen wohl die Neuigkeiten etwas schwer im Magen. Er scheint die Wahrheit nicht sehen zu wollen."

Lieutenant Foster reichte Branford ein Datenpad. "Sir, der Bericht."

Er brauchte nur wenige Zeilen zu lesen, da reichte es ihm schon. Mit versteinerter Miene blickte er Harkov an.

"Was führen Sie hier für ein Kommando?" fragte er scharf.

Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. "Ich weiss nicht, was Sie meinen."

"Ihre Leute, ihre Stationen, Sie scheinen sich überhaupt nicht darum zu kümmern. Sind Sie sich eigentlich darüber im Klaren, daß Sie die Verantwortung für die Sicherheit dieses Systems tragen?"

Harkov entgegnete mit wenig respektvollem Tonfall: "Ich erfülle meine Aufgabe. Dies ist mein Kommando, Admiral. Und ich führe es, wie ich es für richtig erachte."

Der Admiral brauchte nicht lange zu überlegen. "Sie sind ihres Kommandos enthoben. Commander Summer, beamen Sie mit Mister Harkov rüber und stellen Sie ihn unter Arrest."

"Das können Sie nicht machen!" schrie Harkov erbost.

Deborah Summer hatte bereits ihren Phaser in der Hand. "Leisten Sie keinen Widerstand." Sie tippte ihren Kommunikator an. "Summer an Monarch, erfassen Sie mich und Commander Harkov und geben Sie Energie." Die beiden entmaterialisierten.

Jeri Talma, der Counselor sowie Lieutenant Foster blickten nun den Admiral an.

"Welche Optionen, Nummer 1?" fragte dieser.

Der Saurianer erwiderte: "Jemand muss hier das Kommando übernehmen, Admiral. Ich würde vorschlagen, daß Sie, Lieutenant Foster, diese Aufgabe antreten. Sie sind der beste Mann dafür, haben Erfahrung."

Dem Sicherheitsoffizier war nichts anzumerken. "Es wäre eine Lösung, Sir."

"Ich befehle es Ihnen nicht, Lieutenant. Aber es wäre wichtig, daß Sie es freiwillig tun." sagte Branford in sehr normalem Tonfall.

Foster nickte: "Ich übernehme die Aufgabe, Sir."

"Sie haben volle Handlungsfreiheit, Lieutenant. Ich verlasse mich darauf, daß hier alles läuft." meinte Branford.

"Sie können auf mich zählen, Sir."

 

Die Lexington schwenkte in eine Umlaufbahn um den zweiten Planeten des Systems J-115 ein. Captain Parker war aufgestanden und betrachtete an der wissenschaftlichen Station die ersten Scans des Planeten.

"Haben wir bereits eine Analyse, Mister Bowman?" fragte sie den Einsatzleiter.

"Ja, Captain. Es sieht so aus, dass wir keine Scans von der Oberfläche machen können. Die im gesamten System vorherrschende ionisierende Strahlung verhindert dies. Auch keine Transporteraktivität möglich."

Sie schüttelte den Kopf und nahm im Kommandosessel Platz.

"Für eine Erforschung nicht gerade optimal." bemerkte sie etwas enttäuscht.

Thomas Demar lächelte: "Aber Captain, wir sind auf Schwierigkeiten vorbereitet."

"Was schlagen Sie vor?" fragte sie ihn.

"Ich würde gerne ein Shuttle nehmen und runterfliegen, Captain. Vielleicht bekommen wir dann mehr heraus." antwortete der 1.Offizier.

Celine überlegte knapp. Das Risiko schien minimal.

"Einverstanden. Stellen sie ihr Außenteam zusammen." nickte sie.

Demar erhob sich und sagte: "Mister Bowman, Miss Nash, Sie kommen mit. Demar an Doctor McGregor: melden Sie sich in der Shuttlerampe."

"Bestätigt, Commander." kam es über die Bordsprechanlage.

 

Branford arbeitete gerade an den Berichten der Sicherungsstationen, als der Türsummer des Bereitschaftsraumes ertönte.

"Herein." sagte er.

Die Tür öffnete sich und Alicia Sheridan betrat den Raum. Sie blieb vor seinem Tisch stehen.

"Nimm Platz." bat er.

Sie folgte seiner Aufforderung, sah ihn gespannt an.

"Sie ließen mich rufen, Sir?" fragte sie in förmlicher Art und Weise.

Er ließ das Datenpad sinken und seufzte: "Wir sind alleine, Alicia."

"Wollen Sie es so halten, Sir?" schmunzelte sie.

Er nickte: "Ja. Für das Protokoll: wenn wir alleine oder wenn wir beide außer Dienst sind oder in vergleichbaren Situationen, dann sprechen wir uns so an, wie es üblich ist. Ich heiße Christopher, Du Alicia. Verstanden?"

"Ja. Also, Chris?"

"Ausgezeichnet." Er räusperte sich. "Lieutenant Foster wird bis auf weiteres das Kommando über die Sicherungsstationen übernehmen. Commander Harkov wurde von mir suspendiert. Dadurch rückst du zum 1.taktischen Offizier auf. Bis auf weiteres."

Alicia schien etwas perplex zu sein. "Im Ernst?"

"Nein, das ist ein Gag. Natürlich im Ernst. Du gehörst ab sofort zu meinen Stabsoffizieren und nimmst die Pflichten von Lieutenant Foster wahr." sagte er.

"Dir ist aber bekannt, dass es Angehörige der taktischen Abteilung gibt, die einen höheren Dienstgrad haben?" erwiderte sie.

"Schön. Und was bringt mir ein Offizier, der zwar Lieutenant senior grade ist, aber in seinem ganzen Leben noch nie an der taktischen Konsole gestanden hat?" Er schüttelte entschieden den Kopf. "Du bist qualifiziert, hast in den letzten Monaten viel geleistet. Du wirst lernen, Dich verbessern. Dessen bin ich mir sicher. Und außerdem wird Commander Talma Dir helfen. Sieh es aber nicht als Kontrolle oder so etwas, sondern als Hilfestellung."

Sie lächelte und antwortete: "Das werde ich."

"Noch Fragen? Nein?" Er nickte: "Du kannst gehen."

 

"Computerlogbuch der Lexington, Sternzeit 60350,3 , Captain Parker.

Es ist über ein Tag vergangen, ohne dass wir etwas von unserem Außenteam auf dem Planeten gehört haben. Ich bin besorgt über diese Funkstille."


Celine Parker ging angespannt auf der Brücke auf und ab. Es war genau ein Tag und 15 Minuten her, dass sie zuletzt Funkkontakt mit dem Shuttle gehabt hatten. Es war nicht Thomas Demar´s Art, so lange mit der Kontaktaufnahme zu warten.

"Lieutenant Lehmann, Kondition Blau. Wir landen mit der Lexington auf dem Planeten." befahl sie unvermittelt dem 2.taktischen Offizier.

"Captain, wir wissen nicht, was uns dort erwartet. Es ist gefährlich." erwiderte dieser.

Sie nickte ihm zu: "Das weiss ich. Los, machen Sie."

"Aye, Captain."

Die blaue Beleuchtung wurde eingeschaltet, die Systeme der Lexington wurden auf die Erfordernisse einer planetaren Landung umgestellt.

"Steueroffizier, manöverieren Sie uns in die Atmosphäre. Schilde aktivieren, Trägheitsdämpfer auf Maximum." befahl sie und nahm im Kommandosessel Platz.

Fähnrich Kevin Miller, der am Steuer saß, erwiderte: "Verstanden. Wir erreichen die obere Atmosphäre in fünf Sekunden."

Als das Schiff auf die obersten Schichten traf wurde es Schiff erschüttert. Die äußere Hülle erhitzte sich aufgrund der Reibung beim Eintritt in die Atmosphäre.

"Schilde stabil, Captain." meldete Lieutenant Lehmann.

Captain Parker sah auf den Zustand der Systeme. "Kurs halten. Wir sind gleich durch."

"Noch sieben Sekunden, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins!" berichtete Miller.

Dann hörten die Erschütterungen auf einmal auf.

"Planetare Triebwerke arbeiten einwandfrei, Mam. Kurs 190 liegt an."

"Scannen Sie nach dem Shuttle, Mister Lehmann." befahl Celine.

Der Lieutenant erwiderte: "Ich habe es, Richtung 082, Entfernung 15.000 Kilometer."

"Kurs ändern, halbe Kraft voraus. Bringen Sie uns in der Nähe runter." ordnete sie an.

 

"Computerlogbuch der Monarch, Sternzeit 60353,8 , Rear-Admiral Branford.

Wir haben seit über einem Tag nichts mehr von der Lexington gehört. Ich habe mich entschlossen, in das System J-115 zu fliegen und nach ihr zu suchen. Die Phoenix begleitet uns, nachdem die Reparaturen abgeschlossen wurden."

 

"Unter Warp gehen."

Branford erhob sich aus dem Kommandosessel und betrachtete intensiv die Anzeige auf dem Hauptbildschirm. Die Umgebung in diesem Systems war sehr stark von einer Strahlung erfüllt, die das Scannen schwierig machte.

"Etwas auf den Anzeigen, Commander Summer?" fragte Talma die Einsatzleiterin.

Sie hatte gerade die ersten Scans beendet und erwiderte: "Leider negativ, Sir."

"Meldung an die Phoenix: sie soll den Aussenbereich des Systems absuchen. Wir konzentrieren uns auf die zwei inneren Planeten." befahl Branford.

"Verstanden, Sir." bestätigte Summer.

"Kurs setzen auf den zweiten Planeten. Maximum Impuls." wies Commander Talma den Navigationsoffizier an.

Die Monarch nahm ihren Kurs auf, durchquerte mit ihrer höchten Unterlichtgeschwindigkeit das System.

"Keine Kommunikationsbaken oder ähnliches zu orten, Sir." meldete Summer weiter.

Der 1.Offizier sah Branford an. "Admiral, das ist beunruhigend."

Branford nickte wortlos. Er hatte seinen Blick auf den Bildschirm gerichtet, verfolgte den Flug des Schiffes. Er stand direkt hinter den beiden Stationen des Einsatzleiters und des Steuermannes.

"Alarm Gelb." befahl er unvermittelt.

Die Alarmbereitschaft der Crew wurde auf die zweithöchste Stufe verlagert. Die Waffen wurden in Einsatzbereitschaft gebracht, die Schilde waren bereit, innerhalb von Sekundenbruchteilen aktiviert zu werden.

Der zweite Planet des Systems kam in Sichtweite. Sofort war auf den Anzeigen zu erkennen, dass ein dichter Strahlengürtel die Scanner der Monarch behindern würde.

"Admiral, keine Scans möglich, ebenso können wir nicht runterbeamen." berichtete Alicia.

Branford nickte: "Wie befürchtet. Standardorbit."

Fähnrich Jason Paul, der an der Navigationskonsole saß, führte den Befehl aus. Die Monarch trat in eine Umlaufbahn um den Planeten ein.

"Vorschläge?" Der Admiral blickte seine Offiziere an.

"Viele Möglichkeiten haben wir nicht, Sir. Am besten wäre es, mit einem Shuttleschiff runter zu fliegen. Ein Aussenteam von fünf plus einem Sicherheitskommando von drei Personen sollte ausreichend sein." schlug Lieutenant Commander Summer sogleich vor.

Jeri Talma stimmte zu: "Gute Idee."

"So machen wir es." Branford sah die beiden kurz an.

Alicia Sheridan meldete sich zu Wort. "Admiral, ich würde dafür plädieren, ein Runabout zu nehmen, kein gewöhnliches Shuttle. Die Runabouts sind besser bewaffnet, können länger bestehen und autark operieren."

"Ausgezeichneter Vorschlag, Fähnrich." Branford nickte anerkennend.

Talma meinte: "Darf ich ein Aussenteam bilden, Sir?"

"Es wird Ihnen nicht gefallen, Nummer 1, aber ich werde den Außentrupp führen."

Der 1.Offizier erwiderte nichts. Branford schmunzelte innerlich, denn das hätten nicht viele getan. Normalerweise würde ein 1.Offizier protestieren, aber Jeri Talma war viel zu diszipliniert dafür.

"Counselor Seymour, Fähnrich Sheridan, Commander Summer, Sie begleiten mich. Branford an Doctor Freedman: melden Sie sich mit ihrer Ausrüstung in Shuttlerampe 2."

"Bestätigt, Sir." meldete der medizinische Offizier.

Talma tippte seinen Kommunikator an. "Shuttleabteilung, bereiten Sie ein Runabout für den Start vor."

"Startbereitschaft in zehn Minuten, Commander." lautete die Antwort.

Branford sah seinen Stellvertreter in die Augen, erkannte seine Besorgnis. Er verstand ihn natürlich, aber er wollte selbst diese Mission leiten.

"Bleiben Sie im Orbit, falls Schwierigkeiten jedweder Art auftauchen, entscheiden Sie selbstständig, wie weiterverfahren wird. Das Wohl der Crew und des Schiffes hat Vorrang, Mister Talma." meinte er zu ihm.

Der Saurianer gab zur Antwort: "Verstanden, Sir."

"Das wäre es erstmal. Sie haben die Brücke, Nummer 1." ordnete Branford an.

 

Das Runabout "James Tiberius Kirk" stand in der Shuttlerampe 2 zum Start bereit. Die Techniker hatten die Überprüfung beendet, als Branford zusammmen mit seinen Begleitern die Rampe betrat. Alicia hatte noch drei Crewmitglieder von der Sicherheitsabteilung zu dem Aussenteam beordert. Insgesamt waren sie nun zu acht.

"Alles an Bord, wir wollen los." meinte Branford. Sie bestiegen das Schiff, die Schleuse wurde geschlossen.

Branford ließ sich wie üblich auf dem rechten Platz im Cockpit nieder. Dies war der Sitz des Kommandanten. Den linken Sitz übernahm Alicia, sie würde das Schiff steuern. Commander Summer übernahm die taktische Station, einer der Sicherheitsoffiziere die technische.

"Brücke, hier ist die James Kirk. Wir sind startbereit." meldete Branford.

Die Stimme von Lieutenant Lauterborn, dem 2.Einsatzoffizier, erklang: "Bestätigt. Sie haben Starterlaubnis, Sir. Viel Erfolg."

"Danke, Lieutenant. Branford Ende."

Er sah zu Alicia: "Beschleunigen Sie."

Das Shuttle verließ die Rampe, befand sich im freien All. Alicia steuerte das Schiff auf den Planeten zu.

"Wir erreichen die Atmosphäre in zehn Sekunden, Sir." meldete sie.

"Kurs halten. Ich aktiviere die Schilde." erwiderte Branford.

Das Schiff wurde durchgeschüttelt, als es auf die äußeren Schichten der Atmosphäre traf. Die Vibrationen hielten jedoch nur kurz an, dann war es wieder ruhiger.

"Wir sind in der Atmosphäre, Sir." berichtete Commander Summer.

Branford drehte sich zu ihr um. "Wie ist die Zusammensetzung?"

"Ähnlich einem Planeten der Klasse M, Sir. Normal atembar."

Er nickte: "Ausgezeichnet."

"Sir, ich habe etwas entdeckt." Alicia deutete auf den zentralen Bildschirm im Cockpit.

"Die Scanner haben ein Schiff auf der Oberfläche entdeckt. Es scheint ein größeres Objekt zu sein." murmelte Branford. "Setzen sie einen Kurs."

"Aye." Alicia korrigierte die Flugrichtung und hielt auf den Kontakt zu.

Nach wenigen Sekunden hatte Branford Klarheit.

"Es ist die Lexington. Sie ist auf der Oberfläche gelandet." sagte er.

Alicia bemerkte: "Dann muss etwas passiert sein. Captain Parker hat bestimmt zuerst ein Aussenteam losgeschickt."

"Ganz recht. Landen Sie in der unmittelbaren Nähe der Lexington. Wir müssen herausfinden, was passiert ist. Wenn wir unten sind, gehe ich mit Ihnen, Commander Summer und einem der Sicherheitsoffiziere an Bord. Der Counselor, der Doctor und die beiden anderen bleiben hier. Einer soll die Steuerung übernehmen und uns permanent mit dem Transporter erfasst halten. Falls es Probleme gibt." sagte Branford.

"Ich habe einen entsprechenden Landeplatz ausfindig gemacht." teilte Alicia mit.

Sie begann damit, die Geschwindigkeit zu reduzieren und die Höhe zu verringern. Relativ sanft setzte das Shuttle auf der Oberfläche auf.

"Triebwerke auf standby, Sir."

"In Ordnung." Branford erhob sich, steckte den Phaser und einen Tricorder in seine Gürteltaschen. "Gehen wir."

"Simmons, übernehmen Sie die Steuerung. Halten Sie uns mit dem Transporter erfasst." befahl Alicia dem einen Sicherheitsoffizier.

"Wir beamen direkt auf die Brücke. Los geht´s." meinte der Admiral.

 

Branford und sein Team materialisierten auf der Brücke wieder. Es war sehr dunkel, die Systeme waren allesamt abgeschaltet. Kein Mensch war zu sehen.

"Checken Sie die Systeme." befahl der Admiral und begab sich zum Kommandosessel.

Commander Summer hatte sich an der Station des Einsatzleiters, kurz OPS genannt, zu schaffen gemacht. Ein kurzer Check, dann meinte sie: "Sir, die Systeme sind seit 28 Stunden abgeschaltet. Soweit mit den internen Sensoren zu erkennen, befindet sich niemand mehr an Bord."

Branford schüttelte den Kopf. Die Lexington war nicht beschädigt, es gab keine Anzeichen für einen Kampf. Was war also passiert?

"Admiral, die taktischen Systeme sind voll einsatzfähig." berichtete Alicia.

Branford nahm im Kommandosessel Platz, betätigte die neben ihm liegenden Kontrolltafel. Er aktivierte die Systeme des Schiffes wieder.

"Fähnrich Sheridan, scannen Sie die nähere Umgebung nach Lebenszeichen. Irgendwo müssen die Crewmitglieder schließlich sein." ordnete er an.

Sie nickte und führte den Befehl aus. Es war jedoch kein Anzeichen für Lebensformen zu finden. Nur etwas sehr Ungewöhnliches.

"Sir, es gibt einen Bereich, etwa fünftausend Meter in Richtung 120, von dieser Gegend bekomme ich keine Anzeigen. Ich kann keine Fehlfunktionen an den Sensoren erkennen."

Er überprüfte die Anzeigen und meinte: "Sie haben recht. Seltsam."

"Ich würde vorschlagen, dass wir das überprüfen. Wir könnten uns dorthin beamen." lautete die Empfehlung von Commander Summer.

Der Admiral grübelte. Es könnte sehr gefährlich werden, andererseits musste der Verbleib der Crew der Lexington geklärt werden.

"Sir?" fragte Alicia ungeduldig.

Branford erhob sich. "Also los." Er tippte seinen Kommunikator an. "Branford an Fähnrich Simmons: beamen sie uns zu den übermittelten Koordinaten."

Alicia hatte die Daten im selben Moment an die "James T. Kirk" transferiert.

"Verstanden, Sir. Energie." lautete die Antwort.

 

"Computerlogbuch der Monarch, Sternzeit 60354,1 , Rear-Admiral Branford.

Seit gut fünf Stunden durchsuchen wir nun die Umgebung um die Lexington. Bis jetzt haben wir nichts gefunden, aber wir lassen uns nicht entmutigen."

 

Alicia wischte sich den Schweiss aus ihrem Gesicht und blickte sich angestrengt um. Sie war etwas erschöpft, das Bewegen in diesem Gelände war nicht leicht.

"Alles in Ordnung, Fähnrich?"

Deborah Summer war neben sie getreten und lächelte knapp.

"Ja, Mam. Es ist nur recht heiss, ich fürchte fast, ich bin das nicht mehr ganz gewöhnt." erwiderte Alicia.

"Verstehe ich gut. Gehen wir weiter." Summer blickte in Richtung von Admiral Branford.

Dieser stand auf einer kleineren Anhöhe, beobachtete intensiv die Umgebung. Er hatte seinen Phaser noch in der Gürteltasche stecken gelassen, nur der Tricorder ruhte in seiner Hand.

Er winkte den beiden zu. Sie verstanden und gingen die Anhöhe hinauf. Der Blick, der sich ihnen bot, war gigantisch. Ein weitläufiges Tal lag vor ihnen, mit grünen Wiesen, Flüssen und Seen. Es war schlichtweg eine Idylle.

"Traumhaft." kommentierte Alicia.

Branford sah sie kurz an und sagte streng: "Wir sind nicht hier, um die Landschaft zu bewundern, Fähnrich. Wir müssen weiter."

"Ja, Sir." Ihr Blick glitt suchend umher. "Wo ist Ian?"

Der Sicherheitsoffizier war nirgendwo zu sehen. Sofort waren die drei wachsam.

"Ausschwärmen, wir suchen ihn. Phaser bereit halten." befahl der Admiral und zog seine Waffe. Er bedeutete Alicia und Commander Summer, in jeweils einer Richtung zu suchen.

Der Admiral ging langsam voran, versuchte möglichst, keinen Lärm zu verursachen. Er hatte gerade eine Baumgruppe erreicht, als er ein Geräusch vernahm. Bevor er jedoch dazu kam, etwas zu unternehmen, wurde er von etwas getroffen und verlor das Bewusstsein.

 

Nur langsam wachte er wieder auf. Er sah sich um, aber seine Sehfähigkeit war getrübt. Er konnte nur Umrisse wahrnehmen. Zwei Personen standen in seiner Nähe. Er versuchte sich aufzurichten, aber seine Kräfte versagten.

"Sie sind noch sehr schwach." erklang eine weibliche Stimme.

Er schüttelte den Kopf. "Wo bin ich?"

"Bleiben Sie bitte ruhig. Es ist Ihnen nichts geschehen." antwortete die Stimme.

Eine gewisse Panik machte sich in Branford breit, aber er unterdrückte sie.

"Wenn das so ist, warum kann ich dann nichts sehen?" fragte er wütend.

Die eine Person bewegte sich, kam auf ihn zu. Branford hob abwehrend die Hände.

"Bitte, ich will Ihnen nur etwas geben. Damit Sie wieder zu Kräften kommen und Ihre Sehfähigkeit wiederhergestellt wird." versuchte die Stimme, ihn zu beruhigen

Aus einem bestimmten Grund empfand Branford Vertrauen zu der Stimme. Er fühlte eine Art Hypospray, welches ihm verabreicht wurde. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Seine Sehschärfe kehrte zurück. Und er erkannte, wer da vor ihm stand.

Es waren eine Frau und ein Mann, beide offenbar Menschen. Die Frau hatte schwarze, lange Haare und war mittelgroß. Der Mann war kräftig gebaut und knapp zwei Meter groß. Was aber sehr auffiel war die Tatsache, dass sie kybernetische Komponenten an ihren Körpern hatte. Die Frau hatte ein Implantat auf ihrer Wange und über ihrem rechten Auge, der Mann hatte anstelle einer Hand ein Gerät, welches einer Waffe ähnlich sah. Die beiden waren Borg.

"Sie sind Borg!" rief Branford und sprang auf.

Der Mann hob seinen künstlichen Arm und zielte auf ihn. "Ruhig bleiben!"

"Was wollen Sie?" wollte Branford wissen und blickte die Frau an. Sie hatte tiefblaue Augen, irgendwie vertraute er ihr immer mehr. Er wusste nicht einmal, warum.

"Ich heisse Jade, Admiral. Das hier ist Marcus." stellte sie sich und ihre Begleiter vor.

Branford schaute sie immer noch wie versteinert an. "Würden Sie mir das erklären? Wer sind Sie? Was tun Sie hier?"

"Ich zeige es Ihnen. Kommen Sie, wir gehen nach draußen." erwiderte Jade.

Der Mann, den sie Marcus genannnt hatte, ließ seine Waffe sinken. Das wirkte doch schon sehr viel beruhigender auf ihn.

"Wo sind meine Leute?" wollte er wissen.

Jade antwortete: "Sie sind in der Nähe, es geht ihnen gut."

Sie deutete auf eine Türe: "Gehen wir?"

 

Sie führte Branford nach draussen. Sie befanden sich im Freien, aber es war nicht das Tal, welches er vorher gesehen hatte. Es war eine kleine Stadt, mit Behausungen, die allesamt aus Borg-Komponenten gebaut zu sein schienen. Verblüfft schaute er sich um. Es waren vielerlei Wesen auf den Straßen, viele verschiedene Spezies. Es waren Klingonen darunter, Romulaner, El-Aurelianer, Ferengi, Vulkanier. Aber sie alle waren ganz offensichtlich ehemalige Borgdrohnen.

"Sie wollten mir etwas erklären." fragte er Jade nachdrücklich.

Die junge Frau nickte. "Natürlich." Sie machte eine kurze Pause, blieb stehen.

"Wir sind, wie Sie sicher schon gesehen haben, ehemalige Borgdrohnen. Vor etwas über einem Jahr sind wir aus dem Kollektiv geflohen. Wir sind die ehemalige Besatzung eines Borg-Kubus. Durch eine Fehlfunktion im Kollektiv wurde unsere Verbindung getrennt, wir waren nur noch untereinander verbunden. Dies sind wir auch jetzt noch. Wir erinnerten uns wieder an die Leben, die wir früher gelebt hatten. Und wir flüchteten."

Branford hatte ihr stumm zugehört. Er konnte sich nur schwerlich vorstellen, was diesen Leuten wiederfahren war. Und selbst jetzt waren sie keine wirklichen Individuen, sondern eigentlich nur ein kleineres Kollektiv.

"Und Sie landeten hier?" wollte er wissen.

Jade schüttelte den Kopf: "Wir sind abgestürzt. Wir waren vorher knapp 20.000 Drohnen, nur etwa 8.000 überlebten den Absturz. Wir demontierten den Kubus, bauten diese Siedlung aus den Teilen. Wir wollten unter uns leben, abgeschottet von der Aussenwelt."

"Wieso sind sie abgestürzt?"

"Im Aussenbereich des Nachbarsystems griffen uns fremde Raumschiffe an. Es waren Dutzende, wir konnten uns nicht gegen alle verteidigen. Dadurch, daß wir nicht mehr über das gesamte Wissen des Kollektivs verfügten, waren wir nicht so erfolgreich bei den taktischen Manövern." Sie schloss kurz die Augen. "Ich habe meine gesamte Gruppe dabei verloren. Sechs Drohnen, die mit mir sehr lange zusammengelebt hatten."

"Das tut mir leid. Darf ich fragen, woher Sie stammen?"

Sie hob den Kopf und erwiderte: "Aus Denver, Colorado. Mein voller Name ist Jade Silvers."
"Wir kennen uns noch nicht besonders lange, Jade. Aber ich würde gerne erfahren, wie Sie assimiliert wurden." fragte er mit gesenkter Stimme.

Sie nickte und erwiderte: "Ich habe damit kein Problem, Admiral. Ich war Offizier der Sternenflotte, war als Lieutenant auf der U.S.S. Baltimore stationiert. Wir wurden vor etwa zwei Jahren bei einer Forschungsmission in dieser Gegend hier von einem Borgschiff angegriffen. Die gesamte Crew wurde assimiliert. Viele meiner Crewkameraden sind immer noch Borg. Nur etwa zwanzig von ehemals vierhundert sind hier."

"Wieviele ehemalige Sternenflottenmitglieder sind hier?" wollte er wissen.

"Gut vierhundert." gab sie zur Antwort.

Branford blickte sich um. Nur wenige der Personen, die er sehen konnte, waren bewaffnet. Sie wirkten allesamt sehr friedlich.

"Wieso haben Sie uns angegriffen?" Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich.

Jade sah ihm in die Augen. "Das war keine Absicht. Sie liefen in unseren Sperrbereich, wir wollten Sie eigentlich nur von uns fernhalten. Es ist so, Admiral. Wir wollen alleine bleiben. Wir sind ein kleines Kollektiv, wie eine große Verbindung. Wir wollen so leben."

"Das kann ich verstehen. Aber ich muss Sie fragen, wo die Crew der Lexington ist."

Jade deutete auf die Stadt. "Sie sind alle hier. Sie sind unsere Gäste."

"Verzeihen Sie meinen Sarkasmus, aber es sieht nicht so aus, als wäre die Crew freiwillig hier. Ich bestehe darauf, dass ich den Captain zu sehen bekomme." erwiderte er scharf.

Sie nickte: "Natürlich, das können Sie. Folgen Sie mir."

 

Jade führte ihn durch die halbe Stadt, bis sie schließlich bei einem kleineren Gebäude ankamen. Branford erkannte sofort, dass Celine und Thomas Demar davor standen.

"Da sind Sie, Admiral. Wohlbehalten." meinte Jade und deutete auf die beiden.

Branford näherte sich ihnen, als sie ihn erkannten, sprang die Freude in ihre Gesichter.

"Admiral!" rief Demar.

Branford nahm zuerst Celine in den Arm und küsste sie. "Ich habe mir Sorgen gemacht."

"Schön, daß Du das bist." erwiderte sie.

Die beiden lösten sich voneinander, auch deswegen, weil Crewmitglieder der Lexington in der Nähe standen.

"Ich würde sehr gerne mit den beiden alleine reden." meinte Branford zu Jade.

Die junge Frau nickte: "Natürlich. Ich komme später wieder." Damit entfernte sie sich.

Die drei setzten sich und der Admiral schaute beide intensiv an.

"Ist jemand von der Crew verletzt? Was ist eigentlich mit Ihnen passiert?"

Celine gab zur Antwort: "Thomas flog zuerst mit einem Shuttle auf die Oberfläche, um die Lage zu erkunden. Als er nach einem Tag nicht zurückkam, entschied ich, mit der Lexington zu landen. Kurz nach dem Aufsetzen passierte es. Wir verloren das Bewusstsein, einfach so. Als wir wieder aufwachten, waren wir hier."

"Und was weiter?"

Demar meinte: "Sir, diese ehemaligen Borg sind friedlich, aber sie wollen unter sich bleiben. Das müssen wir respektieren, finde ich."

"Werden sie uns gehen lassen? Was denken Sie beide?"

Celine nickte sofort: "Jade scheint hier das Sagen zu haben, Sir. Sie hatte uns mitgeteilt, dass wir nach einer entsprechen Zeit wieder gehen könnten."

"Und wie lange soll das sein?" Branford war frustriert.

"In einigen Tagen, Sir. Und ich darf bemerken: es gibt wenig, was wir tun können. Dieses Tal ist durch ein Kraftfeld abgeriegelt, wir können durch diese Oberfläche kein Schiff kontakten. Unsere Waffen wurden konfisziert." lautete die Analyse von Commander Demar.

"Also warten wir. Und machen das Beste daraus, wie?" Branford´s Stimme war voll der Ironie. Er war niemand, der sich einfach so mit der Situation abfinden mochte.
"Wir können natürlich noch Informationen sammeln, Admiral." schlug Demar vor.

Branford erhob sich. "Gute Idee."

 

"Computerlogbuch der Phoenix, Sternzeit 60356,2 , Captain Cassels.

Wir haben seit mehr als einem Tag den Außenbereich des Systems abgesucht, aber außer unbewohnten Planeten nichts gefunden. Wir befinden uns jetzt im letzten Quadrat des von uns abgesteckten Suchgitters."

 

Die Alpha-Schicht war auf der Brücke der Phoenix versammelt. Jake Cassels saß im Kommandosessel, sein 1.Offizier Commander Heskett rechts neben ihm.

"Status?" Der Kommandant hob den Kopf und blickte Lieutenant McCagney, den Einsatzoffizier, an.

"Keine Veränderung in den Sensorenanzeigen, Sir. Nichts." erwiderte dieser.

Heskett äußerte sich: "Captain, vielleicht jagen wir hier ja Phantome."

"Möglich. Aber wir haben unsere Anweisungen. Scannen Sie weiter."

Der Einsatzoffizier setzte seine Sensorensuche fort. Nach wenigen Augenblicken meldete er mit aufgeregter Stimme: "Captain, ich orte mehrere kleinere Schiffe, sie nähern sich aus Richtung 121.099!"

"Identifikation möglich?" wollte der 1.Offizier wissen.

"Unbekannte Bauart, Commander."

Cassels erhob sich und sah sich die Scanergebnisse an. Er nickte.

"Alarm Gelb." befahl er knapp.

"Sie kommen näher, Sir. Empfehle, die Schilde zu aktivieren." meinte Heskett.

Jake Cassels schüttelte den Kopf: "Negativ. Wir wollen nicht gleich feindselig auftreten."

"Die fremden Schiffe auf den Hauptschirm schalten." lautete der nächste Befehl.

Die Bauart der Unbekannten hatte Cassels tatsächlich noch nie zuvor gesehen. Die Schiffe hatte eine ovale Form mit seitlich angebrachten Triebwerken. Sie waren enorm flach.

"Analyse, Commander Hobson." forderte er die Sicherheitschefin auf.

"Fünf Schiffe, bewaffnet mit je vier Phaserbanken und einem Torpedolauncher. Sie haben etwa die doppelte Größe eines Runabouts." erwiderte sie.

Heskett wandte sich zu ihr um: "Taktische Analyse?"

"Wir sind ihnen von der Bewaffnung her überlegen, allerdings haben sie den Vorteil, daß sie mehrere Schiffe sind und um einiges wendiger, Sir."

Cassels befahl: "Grußfrequenzen öffnen."

"Sie können sprechen." erwiderte McCagney.

"Hier spricht Captain Jake Cassels von der U.S.S. Phoenix. Wir sind ein Raumschiff der Vereinigten Föderation der Planeten. Unsere Mission ist friedlicher Natur."

Es erfolgte keine Antwort. Die fünf Schiffe formierten sich, irgendetwas sagte Cassels, daß dieses Manöver bedrohlich war.

"Schilde aktivieren." ordnete er knapp an. "Auf halben Impuls erhöhen."

Die Schiffe reagierten ebenfalls. Sie feuerten mit ihren Phasern auf die Phoenix.

"Schadensbericht!" rief Heskett sofort.

"Schilde auf 90%, keine sonstigen Schäden." erwiderte Lieutenant McCagney.

Der Captain befahl mit ruhiger Stimme: "Roter Alarm, Phaser und Quantentorpedos aktivieren. Erfassen Sie die gegnerischen Schiffe und halten Sie sich bereit, Miss Hobson."

"Waffen haben multiple Ziele erfasst, Sir."

Die Waffensysteme des Kreuzers waren einsatzbereit. Jedermann auf der Brücke erwartete den Feuerbefehl vom Captain, der jedoch zögerte.

"Steueroffizier, Fluchtkurs in Richtung der beiden inneren Planeten setzen. Torpedos auf zeitverzögerte Detonation programmieren, zehn Millisekunden nach unserem Warpsprung."

"Wir wollen uns zurückziehen, Sir?" fragte Nicole Hobson von der taktischen Konsole aus.

Cassels erhob sich. "Noch nicht. Einen Kanal öffnen."

"Offen, Sir."

"Wir ersuchen Sie um ein Gespräch. Stellen Sie das Feuer umgehend ein, da wir ansonsten Gegenmaßnahmen ergreifen werden." probierte es Jake Cassels nochmals auf diplomatischem Wege. Er wartete gespannt auf eine Antwort.

"Wir werden von einem der Schiffe gerufen, Sir." meldete Lieutenant McCagney.

"Auf den Schirm." ordnete Cassels an.

Der Bildschirm zeigte einen humanoiden Mann in ziviler Kleidung, die Cassels an die von Piraten erinnerte, gegen die er früher im äußeren Grenzgebiet gekämpft hatte. Er war ganz offenbar ein Mensch oder eine verwandte Rasse.

"Ich bin Captain Garth Griffin. Ich vertrete die Jamala-Organisation, die diesen Teil des Beta-Quadranten kontrolliert. Sie befinden sich unrechtmäßig in unserem Raumsektor."

Jake Cassels war bemüht, seine größtmögliche Höflichkeit an den Tag zu legen.

"Mister Griffin, die Sternenflotte hat nicht die Absicht, Anspruch auf dieses System zu erheben. Aber wir haben hier ein Schiff, welches vermisst wird und nach dem wir suchen."

Sein Gegenüber schüttelte den Kopf: "Tut mir leid, Captain. Aber das werden Sie schön sein lassen. Das System wurde von uns gesperrt, nachdem wir hier vor etwa einem Jahr ein Gefecht mit einem Borgschiff hatten."

"Das ist bedauerlich. Aber ich kann leider meine Mission nicht ignorieren. Sehen Sie es mal so, wir beide verfügen über eine gewaltige Anzahl von Waffensystemen. Setzen wir diese gegeneinander ein, so entsteht auf beiden Seiten großer Schaden. Lassen Sie uns unsere Mission fortführen, dann kommen wir Ihnen nicht in die Quere, bei was auch immer Sie tun."

"Sie haben ja bereits ein angrenzendes System in Besitz genommen."

Cassels nickte: "Korrekt, dieses System wurde von uns rechtmäßig besiedelt, nachdem keine einheimischen intelligenten Lebensformen vorzufinden waren."

"Mister Cassels, meine Forderung steht. Ziehen Sie sich zurück." Griffin´s Worte waren von sehr viel Nachdruck geprägt, er scherzte offenbar nicht.

Cassels warf seinem 1.Offizier einen Blick zu. Dieser verstand.

"Dann muss ich leider diese Unterhaltung beenden."

Der Bildschirm erlosch, der Kanal wurde geschlossen.

"Ausführung, Commander Hobson! Steueroffizier beschleunigen!" rief Heskett.

Die Phoenix beschleunigte auf Warpgeschwindigkeit, während die hinteren Torpedos abgeschossen wurden. Bevor die gegnerischen Schiffe darauf reagieren konnten und einen Verfolgungskurs einschlugen, detonierten die Geschosse. Der Weg war kurzzeitig verschlossen, während die Phoenix entkommen konnte.

"Werden wir verfolgt?" wollte Cassels wissen.

Nicole Hobson erwiderte: "Negativ, Sir. Es hat funktioniert."

"Sehr gut. Lokalisieren Sie die Monarch und setzen Sie einen Rendezvouzkurs, Fähnrich." ordnete der Captain erleichtert an.

 

"Computerlogbuch der Monarch, Sternzeit 60357,1 , Rear-Admiral Branford.

Seit über einem Tag sind wir nunmehr Gefangene der Borg, die auf diesem Planeten ein kleines Kollektiv errichtet haben. Ich bin nicht übermäßig beunruhigt, aber ich will endlich Klarheit haben."

Jade stand zusammen mit anderen Borg vor dem Gebäude, welches sie als Gemeindezentrum bezeichneten. Branford näherte sich zusammen mit Captain Parker, Thomas Demar und Alicia der Personengruppe.

"Wir wollen Antworten, Jade." sagte Branford ohne Begrüßung.

Die Angesprochene drehte sich um und blickte ihn an. "Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen, Admiral. Und der Rest von Ihnen auch."

Er schüttelte den Kopf: "Eher schlecht, aber danke der Nachfrage. Ich wollte endlich wissen, was mit uns geschieht. Lassen Sie uns gehen?"

"Was passiert, wenn wir das tun werden?" Jade sah Branford direkt in die Augen.

Er nickte: "Das sage ich Ihnen. Sollten Sie sich sofort dazu entschließen, sorge ich dafür, daß Sie alle hier so leben dürfen, wie Sie möchten."

"Das war eine Drohung, oder?" fragte ein neben Jade stehender Mann. Er war offensichtlich ein ebenfalls ein Mensch.

Branford sah ihn an: "Ich kann Ihnen versprechen, daß es nicht zu ihrem Vorteil ist, wenn Sie uns länger gefangen halten. Sie können dies als Drohung auffassen, wenn Sie wünschen."

"Admiral, wir lassen uns nicht unter Druck setzen." meinte Jade.

Celine Parker trat vor. "Was haben Sie für einen Vorteil, wenn Sie uns hierbehalten?"

"Wir sind sicher." erwiderte der Mann.

Thomas Demar schüttelte den Kopf: "Im Orbit befindet sich ein Schiff, in der Nähe ist nochmal eines unserer Schiffe unterwegs. Die Sternenflotte weiss Bescheid, wo wir uns aufhalten. Es ist durchaus möglich, daß man in Ihnen nur Borg sieht, die man bekämpfen muss. Jade, Sie waren Offizier der Sternenflotte, viele andere auch. Bedenken Sie das!"

Die junge Frau sah der Reihe nach Branford, Parker, Demar und Alicia an.

"Gut. Sie können gehen." meinte sie leise.

Der Mann griff nach ihrem Arm. "Wieso?"

Sie blickte ihn mit funkelnden Augen an. "Weil er recht hat."

"Gebt ihnen die Ausrüstung zurück und geleitet sie aus dem Areal heraus. Umgehend."

Mehrere Borg drängten sich um die vier, wiesen ihnen den Weg und händigten ihnen die Waffen und Tricorder aus. Kurz bevor Branford ging, sah er Jade nochmals an und meinte zu ihr: "Ich habe Ihnen versprochen, daß Sie so leben können, wie Sie es wollen. Daran halte ich mich."

Jade sagte nichts, blickte in eine andere Richtung. Branford ließ sie so stehen und folgte den anderen Crewmitgliedern aus dem Areal hinaus.

 

"Computerlogbuch der Monarch, Sternzeit 60357,1 , Commander Talma.

Seit zwei Tagen haben wir nichts mehr von Admiral Branford und dem Rest des Außenteams gehört. Ich trage mich mit dem Gedanken, noch ein Team auf den Planeten zu schicken."

 

Jeri Talma saß aufrecht im Kommandosessel. Wie für ihn üblich war ihm nichts von seinem inneren Zustand anzumerken. Lediglich Counselor Seymour spürte, daß er beunruhigt war. Sie behielt jedoch ihr Wissen für sich.

"Mister Lauterborn, haben Sie etwas entdeckt?"

Der 2.Einsatzleiter schüttelte den Kopf: "Leider nein, Sir."

"Was haben Sie vor, Commander?" wollte Angela Collins wissen, die auf dem Sessel des 1.Offiziers Platz genommen hatte.

Der Saurianer blickte sie an. "Ich weiss, der Admiral wünscht nicht, daß ein weiteres Team auf den Planeten runtergeht. Aber wir müssen Klarheit haben."

"Sir, bei allem Respekt. Aber Sie sind einer der wenigen an Bord verbliebenen Senior-Offiziere. Bleiben Sie hier." meinte die Stabschefin.

Talma war kein Offizier, der sich gerne von Untergebenen reinreden ließ. Aber er musste zugeben, daß sie recht hatte.

"Ich sehe das doch richtig, Lieutenant: die Kommunikation mit jemandem auf der Planetenoberfläche würde funktionieren, oder?" wollte er wissen.

Lauterborn nickte: "Ja, Sir."

"Sir, die Scanner erfassen ein Schiff, welches sich uns nähert. Es ist die Phoenix." meldete Fähnrich Ian Oatis, der an der taktischen Station Dienst tat.

"Einen Kanal öffnen." befahl Talma und erhob sich aus dem Kommandosessel.

Der Hauptbildschirm wechselte und Captain Cassels erschien.

"Ich grüße Sie, Jeri." lautete der erste Satz des ehemaligen Chefingenieurs.

"Captain, gut Sie zu sehen. Was haben Sie zu berichten?" erwiderte Talma.

"Wir haben im Außenbereich dieses Systems eine Gruppe von, nun sagen wir, Piraten getroffen. Sie verfügen über fünf kleinere Schiffe, die recht gut bewaffnet waren. Sie beanspruchen diesen Sektor und waren auch zu Verhandlungen nicht bereit. Wir mußten ein Fluchtmanöver einleiten, konnten sie aber abschütteln."

"Meinen Sie, daß Sie hierher kommen?" fragte Talma.

Cassels nickte: "Das werden sie wohl, ja. Wir sollten bereit sein. Wo ist der Admiral?"

"Auf dem Planeten, wir haben den Kontakt verloren, Sir."

Jake Cassels entgegnete: "Wir bleiben im Orbit. Falls etwas ist, dann kontakten Sie uns. Cassels Ende."

Der Bildschirm erlosch.

"Sir!" rief Lauterborn aufgeregt.

Talma ging zu ihm und sah ihn an. "Was haben Sie, Lieutenant?"

"Wir werden von der Oberfläche kontaktet!" erwiderte er.

Der 1.Offizier meinte: "Kanal öffnen."

"Hier ist die Lexington, Captain Parker." erklang eine leicht verzerrte Stimme.

"Commander Talma an Bord der Monarch, Mam. Wir sind sehr erfreut, von Ihnen zu hören. Ist der Admiral bei Ihnen?"

"Positiv. Wir starten umgehend und treffen uns mit Ihnen im Orbit. Parker Ende."

 

"Computerlogbuch der Monarch, Sternzeit 60357,3 , Rear-Admiral Branford.

Wir sind zurück an Bord der Monarch. Die Lexington hat in einen Orbit eingeschwenkt, auch die Phoenix ist in der Nähe."

 

Die Tür des Turboliftes öffnete sich und Branford betrat mit schnellen Schritten die Hauptbrücke seines Schiffes. Talma erhob sich und meldete: "Admiral auf der Brücke!" Die restliche Brückenbesatzung nahm kurz Haltung an, was Branford mit einem "Weitermachen!" beendete. Er nahm im Kommandosessel Platz.

"Ihren Bericht, Nummer 1." ordnete er knapp an.

Talma nahm neben dem Admiral Platz. "Die Phoenix hat laut Aussage von Captain Cassels im Außenbereich des Systems eine Gruppe von Piraten angetroffen und wurde von denen beschossen. Mister Cassels meinte, sie würden in Kürze auch hier auftauchen."

"Wir haben auch etwas, aber davon erzählen wir später. Commander Summer, die Kommandanten und 1.Offiziere der beiden anderen Schiffe sollen herüber beamen, dazu kommt der Stab der Monarch zu einer Besprechung zusammen. In einer halben Stunde." befahl Admiral Branford knapp.

Die Einsatzleiterin erwiderte: "Aye, Sir. Ich erledige das."

 

Die Offiziere waren bereits alle versammelt, als Branford in Begleitung von Lieutenant Commander Angela Collins die Beobachtungslounge betrat. Er ließ sich am Kopfende des Tisches nieder, Collins nahm zu seiner Linken Platz.

"Danke für ihr Kommen. Sie alle wissen Bescheid, daß die von Captain Cassels entdeckten Piraten vermutlich ein Problem darstellen." legte er sofort los.

Jake Cassels nickte zustimmend. "Ich sehe das genauso, Sir. Die werden nicht lange auf sich warten lassen, und dann sollten wir wissen, was wir tun wollen."

"Wir kehren ins New Scotland-System zurück. Das wäre mein Vorschlag." warf Captain Celine Parker ein.

Der 1.Offizier der Monarch, Jeri Talma, schüttelte den Kopf. "Bei allem Respekt, Captain. Aber wir würden die Leute auf diesem Planeten unter uns im Stich lassen. Laut den Daten, die uns von ihnen übermittelt worden sind, lässt sich zweifelsohne erkennen, daß von den 8.000 ehemaligen Borg etwas mehr als 2.000 Angehörige der Föderation sind. Das können wir nicht ignorieren."

"Wir können genauso wenig die Gefahr ignorieren, die von ihnen ausgeht." meinte Commander John Heskett, der 1.Offizier der Phoenix.

Talma wollte etwas erwidern, als plötzlich eine Mitteilung der Brücke ertönte.

"Brücke an Admiral Branford." erklang die Stimme von Lieutenant Lauterborn, der zur Zeit das Kommando führte.

"Sprechen Sie." erwiderte der Admiral.

"Sir, die Weitbereichsscanner erfassen fünfzehn Schiffe, die sich dem Planeten nähern. Bei derzeitiger Geschwindigkeit sind sie in zwei Stunden hier. Es handelt sich dabei unter anderem um die Schiffe, die die Phoenix angegriffen haben." meldete der Lieutenant.

"Roter Alarm, Lieutenant. Bleiben Sie wachsam. Branford Ende." entschied er.

Der Admiral beugte sich vor und blickte nacheinander die Anwesenden an.

"Ich sehe etwas auf uns zukommen. Lassen wir die ehemaligen Borg in ihr Schicksal laufen oder helfen wir ihnen? Fähnrich Sheridan, wie lautet ihre Analyse der Situation? Können die Leute auf dem Planeten gegen einen orbitalen Angriff etwas ausrichten?"

Alicia schüttelte den Kopf: "Leider nein, Sir."

"Aber Sie haben doch ihr Tarnsystem." erhob Jake Cassels einen Einwand.

"Leider wird das nicht viel helfen, Sir. Die Piraten sind offenbar diesselben, die die Borg damals im Außenbereich angegriffen haben. Sie haben Sensorenphalanxen erbeutet, als sie einen Teil des Borgkubus enterten. Und sie haben die Möglichkeit, diese ehemaligen Borg zu finden." erklärte Alicia.

Cassels rieb sich das Kinn. "Haben wir sie eventuell erst hergelockt?"

"Möglich. Aber das ist jetzt nebensächlich, Jake. Was tun wir?" entgegnete Branford.

Die Offiziere sahen sich gegenseitig an. Keiner sprach, jeder machte sich Gedanken.

"Wir könnten die ehemaligen Borg in das New Scotland-System evakuieren, Sir. Sie wären dort sicher, könnten in Frieden leben." kam ein Vorschlag von Lieutenant Commander Collins. Sie hatte bis jetzt nichts gesagt.

"Glauben Sie, daß die Kolonisten das zulassen würden?" fragte Commander Heskett.

Branford erwiderte: "Die Entscheidung hätte ich zu tragen. Aber ich denke ja."

"Ich halte das für eine gute Idee, Admiral. Ein Teil dieser Leute gehörte zur Sternenflotte, viele davon zu Völkern der Föderation. Es wäre gut." meinte Counselor Seymour.

"Wie ist unsere Evakuierungskapazität? Wie lange brauchen wir dafür?" wollte Talma wissen.

Lieutenant Gillmore, die als Chefingenieur der Monarch der Besprechung beiwohnte, meinte: "Etwa eineinhalb Stunden, Sir. Wenn alle Schiffe mithelfen. Die Lexington müsste auf dem Planeten landen, die Masse der Leute an Bord nehmen, der Rest kann mit Shuttles hochfliegen und auf die Monarch und die Phoenix verteilt werden."

"Einwände?" wollte Branford kurz wissen.

Celine hob die Hand: "Was machen wir dann?"

"Wir kehren nach New Scotland zurück, Captain. Dort werden wir weitersehen."

"Es könnte sein, daß wir die Aufmerksamkeit der Piraten erst auf die Kolonie lenken, Sir." gab sie zu bedenken.

Branford schaute sie an, antwortete: "Das ist mir klar."

"Ich würde diesen Leuten gerne helfen. Aber diesen Einwand musste ich bringen."

"Einverstanden. Sonst noch jemand?" fragte Branford.

Niemand regte sich oder sagte etwas.

"Dann machen wir es so. Captain Parker, landen Sie mit der Lexington unverzüglich und sprechen Sie mit Jade. Überzeugen Sie sie. Dann legen wir los." meinte Branford.

Alle nickten zustimmend.

"Das wäre dann alles. Wegtreten." schloss Branford die Besprechung.

 

Celine Parker ließ sich in den Kommandosessel der Lexington fallen. Sie nickte Fähnrich Kevin Miller zu, der am Steuer des Schiffes saß.

"Kondition Blau. Fertigmachen für Landung auf der Oberfläche." befahl sie.

Thomas Demar nahm im Sessel des 1.Offiziers Platz und prüfte die Systeme.

"Alles bereit, Captain." berichtete er.

Sie erwiderte: "Bringen Sie uns in die Atmosphäre, Mister Miller."

"Aye, Captain." Der Fähnrich steuerte das Schiff auf den Planeten zu.

"Schilde hoch." befahl Captain Parker.

Eine kurze unruhige Phase, dann war die Lexington durch. Die Atmosphärentriebwerke übernahmen den Flug des Schiffes.

"Bringen Sie uns an der gleichen Position runter. Sobald wir gelandet sind, gehe ich mit einem Außenteam zu den ehemaligen Borg. Mister Bowman, Miss Nash, Sie beide kommen mit." lautete die nächsten Befehle der Kommandantin.

"Befehle für mich?" fragte Demar.

Sie erwiderte: "Bereiten Sie alles für die Evakuierung vor, Commander."

 

Die Anführerin der Ex-Borg war skeptisch. Captain Parker hatte ihr den Vorschlag von Admiral Branford präsentiert. Sie wollte sich mit Celine unter vier Augen besprechen, deswegen waren sie ein paar Schritte gegangen.

"Man würde uns in der Kolonie von New Scotland willkommen heißen?" fragte sie.

Celine meinte: "Sehen Sie, noch wissen die Kolonisten von nichts. Aber sie werden sich daran gewöhnen, es ist viel Platz da. Sie werden Raum zum Siedeln haben."

"Und was ist mit den ehemaligen Sternenflottenangehörigen?" wollte sie wissen.

"Der Admiral gab mir sein Wort, daß jeder, der das möchte, in den Dienst der Flotte zurückkehren kann. Oder eben entlassen wird, falls das der Wunsch ist."

Jade blickte auf die Siedlung, die sie so mühevoll aufgebaut hatten. Es würde ihr sehr schwer fallen, hier wegzugehen. Aber es musste wohl sein, wenn sie Frieden haben wollten.

"In Ordnung, Captain. Wir sind bereit, mit Ihnen zu kommen." sagte sie leise, während sie sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel wischte.

"Das freut mich, Jade. Kommen Sie, ich begleite Sie." meinte Celine und nahm sie kurz in den Arm. Dann gingen sie zurück zu den anderen.


Lieutenant Charles Bowman hatte in seiner Eigenschaft als Einsatzoffizier bereits errechnet, wieviele der ehemaligen Borg auf der Lexington reisen würden. Knapp 5.000 würden auf das Schiff gehen, der Rest würde mit den Shuttles zu der Monarch und der Phoenix überstellt.

"Meinen Sie, daß das richtig ist?" fragte Lieutenant Susan Nash, die Sicherheitschefin der Lexington und gesellte sich zu Bowman, der am Rande der Siedlung stand.

Er blickte sie an. "Glauben Sie, daß es ein Fehler ist, diese Leute aufzunehmen?"

"Ehrlich gesagt, ja. Sie haben in ihrer Existenz als Borg sicherlich Hunderte oder Tausende Menschen assimiliert. Und nun werden sie einfach in eine Kolonie aufgenommen."

Die Stimme von Susan Nash war gedrückt, fast gepresst. Sie hörte sich wütend an.

"Haben Sie negative Erfahrungen mit den Borg?" fragte Bowman offen.

Sie blickte ihn mit ihren blauen Augen durchdringend an und meinte: "Ja, Lieutenant. Die habe ich." Und mit diesen Worten drehte sie sich um und ging einige Schritte weg.

Captain Parker kam näher und sprach Bowman an. "Wir können loslegen, Lieutenant. Fangen Sie an, die ersten Leute auf die Lexington zu bringen. Umgehend."

"Ja, Captain. Da wäre übrigens noch was." erwiderte Bowman.

Celine blickte ihn an. "Und das wäre?"

"Lieutenant Nash. Sie hat offenbar starke Probleme mit diesen ehemaligen Borg."

Sie nickte und erwiderte: "Ich rede mit ihr, Lieutenant. Beginnen Sie."

Celine nährte sich Lieutenant Nash und meinte: "Susan, ich verstehe ihre Gefühle."

"Captain?" Verblüfft drehte sie sich um.

Celine sah sie an. "Sie haben jemanden an die Borg verloren, der ihnen sehr nahestand. Und ich kann mir nur annähernd vorstellen, wie das ist."

"Sie wissen es, Captain?" Sie war fassungslos, war kurz davor zu weinen.

Captain Parker meinte leise: "Ja, ich weiss es, Lieutenant. Ich schlage Ihnen etwas vor: gehen Sie auf die Lexington zurück, übernehmen Sie die Brücke vom Commander Demar und schicken Sie ihn her. Es war gedankenlos von mir, Sie für das Außenteam auszuwählen."

Nash gab zur Antwort: "Danke sehr, Captain. Das ist sehr nett von Ihnen."

"Gehen Sie nur, es macht nichts." meinte Celine nur.

 

"Computerlogbuch der Lexington, Sternzeit 60359,1 , Captain Parker.

Wir haben die Evakuierung fast abgeschlossen, die letzten Shuttles sind auf dem Weg zur Monarch. Der Admiral hat signalisiert, daß wir in Kürze zur New Scotland-Kolonie zurückkehren werden."

 

"Fertigmachen zum Start, Fähnrich." befahl Celine.

Der junge Offizier nickte: "Aye, Captain."

"Atmosphärentriebwerke starten, Aufwärtsschub geben. Bringen Sie uns zurück in´s All." lautetete der nächste Befehl der Kommandantin.

Die Lexington löste sich von der Planetenoberfläche, stieg langsam und dann immer schneller in die Höhe. Sie durchquerte die obere Wolkenschicht und hielt auf den Rand der Atmosphäre zu.

"Schilde und Waffen bereit halten, Lieutenant." Demar wandte sich zu Susan Nash um, die an der taktischen Konsole arbeitete.

"Verstanden, Sir." erwiderte sie.

Der Steueroffizier berichtete: "Wir verlassen die Atmosphäre in fünf Sekunden."

"Bereit halten, auf die Impulstriebswerke umzuschalten." befahl Celine.

Die Lexington befand sich vom einen auf das andere Mal wieder im Weltraum. Die Impulstriebswerke übernahmen ohne Verzögerung.

"Nehmen Sie Kurs auf die Monarch, halber Impuls." meinte Celine und setzte sich.

Lieutenant Nash berichtete aufgeregt: "Captain, die Monarch und die Phoenix befinden sich in einem Gefecht! Eine Vielzahl kleinerer Schiffe greift sie an, unterstützt von einem Raumschiff, welches ungefähr unsere Größe hat!"

"Sind es die Schiffe, welche die Phoenix angegriffen haben?" fragte Demar sofort.

Susan Nash scannte und berichtete: "Positiv, Sir."

"Roter Alarm, Schilde hoch! Phaser und Quantentorpedos aktivieren.Auf vollen Impuls beschleunigen.Bringen Sie uns nahe an die Monarch heran." ordnete Celine an.

Demar fragte: "Was haben Sie vor, Captain?"

"Diese kleinen Schiffe sind viel zu wendig für die Monarch oder auch die Phoenix. Wir müssen unsere Wendigkeit ausnutzen, um ihnen zu helfen." erklärte sie.

Die Lexington griff in das Gefecht ein, welches bereits heftig tobte.

 

Ein Photonentorpedo traf die Monarch am Rumpfrücken. Eine heftige Explosion war die Folge.

"Schadensbericht!" forderte Branford seinen Einsatzleiter auf, als er wieder auf beiden Beinen stand.

"Schilde auf 70% runter, Impulsantrieb leicht beschädigt. Phaserbank vier ausgefallen." berichetete Lieutenant Commander Summer.

Der Admiral ließ sich in den Kommandosessel fallen. "Die setzen uns ganz schön zu."

"Admiral, die Lexington greift in den Kampf ein!" berichtete Alicia Sheridan, die an der taktischen Konsole stand.

Branford ballte die Faust: "Sehr gut. Abdrehen, neuer Kurs nach steuerbord, auf 160.090. Voller Impuls. Phaser weiterfeuern, multiple Zielerfassung."

Die Monarch flog eine enge Kurve, während ihre Hauptphaser die kleineren Schiffe in´s Ziel nahmen, die sich wie ein Schwarm Moskitos auf sie gestürzt hatten. Eines dieser Schiffe wurden zerstört, als ein Phaserschuss es traf.

"Ein Gegner vernichtet, Sir." meldete Commander Summer von der OPS aus.

"Geben Sie mir einen Gesamtüberblick, Fähnrich Sheridan." befahl Commander Talma, der im Sessels des 1.Offiziers direkt neben Branford saß.

Alicia scannte und berichtete: "Vierzehn kleinere plus das größere Schiff, Sir."

"Was berichtet die Phoenix?" wollte Branford wissen.

Die Einsatzleiterin erwiderte: "Sie hat einige Treffer einstecken müssen, Schilde bei 50%. Mehrere kleinere Schäden, die die Manövrierfähigkeit beeinträchtigen."

"Nicht gut. Nachricht an die Lexington: sie soll sich etwas mehr um die Phoenix kümmern, wir kommen schon irgendwie klar." ordnete er an.

Sechs der kleineren Schiffe stürzten sich auf die Monarch, gefolgt von dem größeren Schiff. Sie feuerten ihre Phaser und Torpedos ab, einige landeten Treffer.

"Schilde auf 40% runter, Sir." meldete Summer.

"Ausweichmanöver Delta, Torpedos klar. Erfassen Sie das größere Schiff." befahl Branford.

Sheridan nickte: "Ziel erfasst, Admiral."

"Noch nicht. Phaser weiterfeuern lassen, auf Kurs 110.020 gehen. Bereit halten."

Die Monarch flog eine enge Kurve und drehte sich um die eigene Achse. Die kleineren und das größere Schiff hielten Kontakt zu ihr. Dabei steuerte das größere Schiff unbeabsichtigt in eine taktisch ungünstige Position, direkt vor die Torpedorohre der Monarch. Darauf hatte Branford gewartet.

"Feuer, Miss Sheridan!" rief er.

Eine volle Salve Quantentorpedos verließ die Abschussrohre, der Gegner hatte keine Zeit mehr, den Geschossen auszuweichen. Er wurde frontal davon getroffen. Das Ergebnis war vernichtend, das Schiff explodierte.

"Sehr guter Schuss. Abdrehen, neuer Kurs 230.090. Voller Impuls. Ziehen wir unsere Streitmacht etwas mehr zusammen, dann versuchen wir, aus dem System zu entkommen. Vorschläge?" sagte der Admiral.

Jeri Talma erwiderte: "Eine Dreiecksformation wäre sicher optimal, dabei können wir jeden Angriffssektor abdecken, Sir."

"So machen wir es. Nachricht an die Lexington und die Phoenix, Commander Summer. Sie sollen die Formation hinter uns einnehmen." ordnete Branford an.

Die drei Schiffe formierten sich, sie nahmen Kurs auf den Ausgang des Systems.

"Die Gegner setzten ihre Angriffe fort, Sir. Keine Verminderung zu sehen." berichtete Summer besorgt.

"Weiterfeuern, Miss Sheridan. Schalten Sie soviele Gegner wie möglich aus."

Branford war sich der taktischen Lage bewusst, aber er hielt wenig davon, an Ort und Stelle weiterzukämpfen, wo der Gegner durch seine Wendigkeit einen enormen taktischen Vorteil für sich verbuchen konnte. Er hatte die Ex-Borg an Bord, zudem musste er für das Wohl seiner Besatzung Sorge tragen.

"Kurs fortsetzen, voller Impuls. Sobald als möglich bringen Sie uns auf Warp, Mister Paul."

 

"Computerlogbuch der Monarch, Sternzeit 60360,2 , Rear-Admiral Branford.

Es ist uns gelungen, die Angreifer abzuschütteln. Unsere kleine Flotte ist auf Warp gegangen, und wir haben nach kurzer Zeit das New Scotland-System erreicht. Nun sind wir alle gespannt auf die Reaktion der Kolonisten."

 

Branford´s linke Hand klammerte sich an die Armlehne seines Sessels. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, daß er Sir O´Grady und den restlichen Mitgliedern des Kolonierates erklären musste, daß die Ex-Borg von nun an Teil ihrer Bevölkerung wären.

"Sir, wir erreichen die New Stirling-Kolonie." berichtete Fähnrich Carol Wolfe, die am Steuer saß.

Branford hob den Kopf, sah den Planeten auf dem Hauptbildschirm.

"Standardorbit. Miss Summer, rufen Sie den Koloniepräsidenten und ersuchen Sie um ein persönliches Treffen hier an Bord der Monarch. Ebenso sollten alle anderen Mitglieder des Rates dabei sein." befahl Branford.

"Aye, Sir." erwiderte die Einsatzleiterin.

 

Die Mitglieder des Kolonierates hatten es sich in den Sesseln der Aussichtslounge gleich hinter der Brücke der Monarch bequem gemacht. Branford saß zusammen mit seinem 1.Offizier und seiner Stabschefin, Lieutenant Commander Collins, am Kopfende. Gespannt richteten sich die Blicke auf den Admiral.

"Ich habe Ihnen allen etwas mitzuteilen, Gentlemen." begann Branford.

O´Grady lächelte: "Es scheint etwas Schlimmes zu sein, Admiral."

"Nicht direkt, Sir. Aber wir haben bei unserer Erforschung des Nachbarsystems eine Kolonie ehemaliger Borg entdeckt."

Robert McVey, der Abgesandte der New Culloden-Kolonie, riss die Augen auf. "Borg?"

"Ja, Mister McVey. Allerdings waren sie nicht feindlich. Dafür sind wir auf eine Art Piratenbande getroffen, die sich selbst Jamala-Organisation nennt. Sie haben uns attackiert. Jedoch konnten wir den Angriff zurückschlagen." erwiderte Branford.

"Und was ist mit den Borg?" fragte O´Grady.

"Sir, unter diesen ehemaligen Borg befanden sich mehrere hundert Föderationsbürger, und auch einige hundert Angehörige der Sternenflotte. Da sie den Jamala hilflos ausgeliefert gewesen wären, haben wir sie evakuiert. Sie befinden sich an Bord unserer Schiffe."

Jack McKenna von New Stirling wurde wütend. "Sie haben sie hierher gebracht! Ungeheuerlich! Sie sind eigentlich hier, um diese Kolonie zu schützen, Admiral!"

"Das tun wir auch, Mister McKenna. Aber diese Leute brauchten unseren Schutz ebenso."

Sir Lawrence O´Grady hob beschwichtigend die Hand. "Nun mal langsam. Admiral Branford, was haben Sie nun vor mit diesen Borg?"

Branford lehnte sich zurück und entgegnete: "Falls Sie alle hier sich nicht dazu bereit finden sollten, diese Leute aufzunehmen, so werde ich Sie in den Alpha-Quadranten zurückbringen. Diese Individuen unterstehen meinem Schutz, meine Herren."

"Das bedeutet, Sie würden uns verlassen?" fragte McVey.

Er schüttelte den Kopf: "Nein. Ich würde zuerst eine andere Exploration Group anfordern, damit Sie über einen adäquaten Schutz verfügen."

"Admiral, wir würden uns gerne allein beraten." meinte O´Grady.

Branford und seine zwei Offiziere erhoben sich. "Natürlich, Sir."

Zusammen mit Talma und Collins verließ er die Aussichtslounge und ließ die Ratsmitglieder unter sich.

"Sir, was meinen Sie?" fragte Angela Collins.

Der Admiral sah sie an. "Ich weiss es ehrlich gesagt nicht. Hoffen wir das Beste. Wenn etwas ist, ich bin im Bereitschaftsraum. Commander Talma, Sie haben das Kommando."

 

Branford hatte sich kaum an seinen Schreibtisch gesetzt, als der Türsummer ertönte.

"Herein bitte." sagte er.

Die Tür glitt zur Seite und Jade Silvers betrat den Raum.

"Ich bitte um Erlaubnis, Sie persönlich zu sprechen." sagte sie in formellem Tonfall.

Er deutete auf einen Stuhl. "Aber natürlich, nehmen Sie doch Platz."

"Danke, Sir." erwiderte die Ex-Borg.

Branford musterte sie eingehend. Was konnte sie von ihm wollen?

"Admiral, ich habe die Daten, um die Sie mich gebeten haben. Hier."

Mit den Worten überreichte sie ihm ein Datenpad. Branford nahm es und sah es sich an.

"Also sind es nach der Zählung 7910 Personen. Davon 3200 ehemalige Föderationsbürger plus 410 ehemalige Sternenflottenangehörige." zog er ein Resümee.

Jade nickte: "Ja, das ist korrekt."

"Wieviele der ehemaligen Sternenflottenangehörigen möchten weiterhin Dienst tun?"

"290, Admiral. Ich gehöre ebenfalls dazu." erwiderte sie und lächelte knapp.

Branford antwortete: "Das freut mich sehr, Jade. Ich werde von jedem dieser Leute das Dossier anfordern, unsere Personalabteilung kann dann versuchen, sie auf den vier Schiffen oder den Stationen unterzubringen."

"Das wäre sehr schön, Sir." sagte Jade.

"Sagen Sie, was haben Sie früher eigentlich gemacht? In der Sternenflotte, meine ich?"

"Ich war taktischer Offizier, Sir. Im Range eines Lieutenant senior grade." sagte sie.

Branford meinte knapp: "Dann habe ich vielleicht einen Job für Sie."

 

"Computerlogbuch der Monarch, Nachtrag.

Der Kolonierat hat seine Beratungen beendet. Nun bin ich sehr gespannt, wie die Entscheidung ausgefallen ist."

 

Sir Lawrence O`Grady erhob sich.

"Wir haben es uns weiß Gott nicht leicht gemacht, Admiral. Aber nach eingehenden Beratungen haben wir entschieden, daß wir diese ehemaligen Borg aufnehmen werden. Sie dürfen auf den Kolonien New Aviemore und New Culloden siedeln. Das sind die am wenigsten besiedelten Gebiete. Natürlich steht es ihnen frei, alle Rechte unserer Bürger auszukosten. Und die Pflichten natürlich auch."

Branford lächelte und nickte erleichtert. "Danke, Sir O´Grady. Ihre Großzügigkeit wird nicht vergessen werden."

"Aber Sie selbst haben ihr neues Zuhause noch nicht gesehen, Admiral. Sind Sie nicht gespannt darauf?" fragte Robert McVey.

"Soll das heißen, ich werde auf New Culloden meine neue Heimat finden?"

McVey nickte: "Ihrer Verlobten zufolge schon, Admiral. Der Kolonieminister, Mister George McCammon, freut sich bereits auf ihren Besuch."

"Vielen Dank, Mister McVey. Ich werde bald möglichst der Kolonie einen Besuch abstatten. Zuerst muss ich mich aber noch um unsere Gäste kümmern. Meine Herren, vielen Dank einstweilen. Commander Talma, geleiten Sie die Gentlemen in den Transporterraum." schloss Branford die Besprechung.

 

"Computerlogbuch der Monarch, Sternzeit 60362,3.

Nach knapp einem Tag sind die meisten ehemaligen Borg in ihrem neuen Zuhause gelandet. Nur noch die Sternenflottenangehörigen sind auf der Monarch und warte auf ihre Versetzung. Dies ist der letzte Schritt, dann werden die Crews der Monarch, der Phoenix und der Lexington ihre neue Heimat das erste Mal sehen können."

 

Branford rieb sich seinen verspannten Nacken. Er hatte beinahe zehn Stunden am Stück die Personaleinteilungen mit Angela Collins und seinem Stab durchgesprochen. Dazwischen waren die Kommandanten der Phoenix und der Monarch dagewesen, um ihren Bedarf mit ihm zu erörten.

"Wir haben es fast geschafft, Admiral." meinte Commander Collins fürsorglich.

Er lächelte gequält. "Danke, Commander. Aber das baut mich leider nur wenig auf."

"Sir, was ist eigentlich mit unserem taktischen Offizier?" fragte Talma.

"Gute Frage, Nummer 1."

"Sollten wir nicht Fähnrich Sheridan auf diesem Posten belassen?" wollte Counselor Seymour wissen.

Branford´s Gedanken kreisten schon länger um diese Fragestellung. Aber er kam immer wieder zu dem einen Punkt: auch wenn Alicia hochbegabt und sehr engagiert in ihrem Fachgebiet war, sie war noch zu unerfahren. Sie brauchte noch ein wenig Zeit, dann konnte man darüber reden. In knapp einem Jahr würde sie die Mindestzeit erfüllt haben, die nötig war, um zum Lieutenant junior grade befördert zu werden. Dann konnte man über den Posten des taktischen Offiziers sprechen.

"Nein, ich halte das für verfrüht. Lieutenant Foster wird den Posten wieder übernehmen, wie es geplant war. Lieutenant Jade Silvers übernimmt das Kommando der Überwachungsstationen." erwiderte Branford bestimmt.

Kein Widerspruch erklang, aber das war von ihm auch nicht erwartet worden.

"Commander Collins, regeln Sie die Übergabe des Kommandos von Foster an Silvers. Schnellst möglich." befahl er.

"Zu Befehl, Sir." erwiderte die Stabschefin.

Branford tippte seinen Kommunikator an. "Branford an Fähnrich Sheridan."

"Sheridan hier, Admiral." erklang sofort ihre Stimme.

"Melden Sie sich bitte im Bereitschaftsraum. Umgehend." ordnete er an.

"Ich bin unterwegs, Sir."

 

Tief im Inneren hasste sich Branford dafür, was er gleich sagen würde. Aber es war unumgänglich.

Alicia stand vor ihm, erwartete, daß er etwas sagte.

"Nimm bitte Platz." meinte er.

Sie folgte seiner Aufforderung, ohne den Blick jedoch von ihm zu nehmen.

"Alicia, Du hast wirklich hervoragende Arbeit geleistet. Ich bin sehr zufrieden mit Dir und habe dies auch in deiner Akte vermerkt." sagte er freundlich.

Sie sah ihn immer noch an. "Aber jetzt kommt´s." meinte sie sarkastisch.

"Bitte, mir gefällt das auch nicht. Aber ich setze Dich hiermit in Kenntniss, daß Lieutenant Foster wieder den Posten des 1.taktischen Offiziers übernimmt."

"Chris, das war doch völlig klar. Und deswegen ist Dir mulmig zumute?" lachte sie.

Er schaute sie ungläubig an. "Hat man das derart gemerkt?"

"Noch deutlicher wäre es nur gewesen, wenn´s auf deiner Stirn gestanden hätte." Sie schmunzelte und fuhr fort: "Es war eine sehr gute Erfahrung für mich, und ich danke Dir dafür. Aber ich muss noch einiges lernen, und Lieutenant Foster ist ein sehr versierter Lehrer."

"Gut gut. Also, das wär´s. Wegtreten." Branford lächelte ihr zu.

Alicia erhob sich und sagte noch: "Darf ich Dich zum Abendessen einladen?"
"Gerne."

"20 Uhr, in meinem Quartier." erwiderte sie und verließ den Bereitschaftsraum.

 

Als Alicia den Raum verlassen hatte sah sie, daß Lieutenant Foster an der taktischen Konsole stand. Sie ging zu ihm hin.

"Willkommen zurück, Sir." sagte sie knapp und freundlich.

Foster hob den Kopf und lächelte. "Danke, Miss Sheridan. Und ich bin wirklich tief betroffen, durch ihre Schuld hat mich niemand vermisst."

"Ich hoffe, Sie finden noch alles, Sir." erwiderte sie charmant.

Der Lieutenant entgegnete: "Ich denke schon, aber falls nicht, kann ich Sie ja fragen."

 

Branford betrat die Brücke der Monarch. Es war eher ruhig, das Schiff befand sich in einer Umlaufbahn um den zweiten Planeten des Systems, der New Stirling-Kolonie.

"Admiral auf der Brücke." meldete Commander Talma und erhob sich aus dem Kommandosessel.

"Danke, Nummer 1. Bericht?" erwiderte der Admiral und näherte sich.

Der Saurianer erwiderte: "Alle Systeme arbeiten normal, Sir. Die Phoenix und die Lexington haben ebenfalls einen Orbit um New Stirling eingenommen. Der Transfer der Ex-Borg ist so gut wie abgeschlossen."

Ein akustisches Signal zeigte eine eingehende Meldung an.

"Sir, Mitteilung von der Lexington." berichtete Commander Summer an der OPS.

Branford nickte: "Auf den Schirm."

Die Anzeige wechselte und Captain Celine Parker erschien.

"Admiral, wir haben alle Borg auf den Planeten gebeamt. Wir warten nun auf die Befehle."

"In Ordnung. Sie können beginnen, ihrer Crew wechselweise Urlaub zu gewähren, damit sie ihre neue Heimat kennenlernt." antwortete Branford lächelnd.

Celine erwiderte das Lächeln und meinte: "In Ordnung, Admiral. Wir sehen uns. Parker Ende."

Der Bildschirm erlosch und zeigte wieder den Ausblick nach vorne.

"Und, Nummer 1? Wollen Sie nicht auch ihre neue Behausung ansehen?" fragte er.

Talma zögerte etwas. "Sir, ich finde, Sie sollten dies zuerst tun. Ich bleibe gerne solange hier in der Verantwortung an Bord, Sir."

"Wenn Sie darauf bestehen, Commander." gab Branford amüsiert zurück.

Die Tür des Turboliftes öffnete sich zum gleichen Zeitpunkt und ein weiblicher Offizier betrat die Brücke. Branford drehte sich um und erkannte Jade Silvers, die Anführerin der Ex-Borg.

"Lieutenant Jade Silvers erbittet die Erlaubnis, Meldung zu erstatten, Sir." sagte sie.

Branford und sein Stellvertreter erhoben sich.

"Gewährt. Nun, Miss Silvers? Haben Sie sich schon mit ihrer neuen Aufgabe vertraut gemacht?" wollte der Admiral wissen.

Sie nickte eifrig. "Ja, Sir. Lieutenant Foster hat mich excellent eingewiesen."

"Ausgezeichnet. Wie läuft es mit ihren Leuten?"

"Diejenigen, welche zurück nach Hause möchten, werden mit dem nächsten Transporter in einer Woche zurückkehren. Ansonsten habe ich nur positive Dinge gehört, Sir. Die Kolonisten waren anfangs zwar skeptisch, aber haben sie dann doch freundlich aufgenommen. Auch die Sternenflottenangehörigen haben diejenigen freundlich empfangen, welche wieder Dienst tun wollen." berichtete Jade ausführlich.

Commander Talma meinte: "So habe ich das erwartet, Lieutenant."

"Ach ja, Sir. Das wäre noch etwas."

Branford sah sie aufmerksam an. "Ja bitte?"

"Ich wollte Ihnen herzlich danken, für alle ihre Mühe. Ohne Sie wäre es schwierig gewesen, neu anzufangen." meinte sie mit leicht zittriger Stimme.

Der Admiral lächelte sie freundlich an. "Das habe ich gerne getan. Aber ohne meine Crew und die anderen beiden Schiffe wäre es nicht möglich gewesen. Alleine mir den Verdienst anzuheften, ist nicht korrekt. Ich werde allen ihren Dank mitteilen, Lieutenant."

"Dann hoffe ich, wir sehen uns bald wieder, Sir." sagte sie mit bewegter Stimme.

Branford nickte langsam. "Davon bin ich überzeugt. Viel Erfolg, Miss Silvers."

Jade verabschiedete sich von Branford und Talma und verließ die Brücke.

"Eine beeindruckende Persönlichkeit, Nummer 1." sagte Branford leise.

Talma erwiderte: "Das steht außer Frage, Sir."

"Shuttlerampe 2 an Admiral Branford." ertönte ein Interkomruf.

Branford tippte seinen Kommunikator an. "Branford hier."

"Admiral, Sie werden hier unten erwartet." kam die Meldung.

"Etwas genauer." forderte er.

"Captain Parker ist hier, sie würde gerne mit Ihnen einen Ausflug machen." meinte die Stimme leicht amüsiert, aber doch beherrscht.

Branford lachte knapp. "Verstanden, Branford Ende."

Er erhob sich aus dem Kommandosessel.

"Sie haben die Brücke, Mister Talma. Commander Summer, teilen Sie Captain Cassels mit, daß er den Oberbefehl über die Exploration Group hat." befahl er knapp.

"Aye, Sir." erwiderte die Einsatzleiterin.

Talma meinte noch zu Branford: "Viel Vergnügen, Sir."

 

Als Branford die Shuttlerampe betrat, sah er, daß bereits ein kleineres Kurzstreckenschiff zum Start bereit stand. Celine saß entspannt daneben. Sonst war keine andere Person mehr anwesend.

"Das war etwas überraschend, Schatz." sagte er und ging auf sie zu.

Celine erhob sich und nahm ihn in die Arme. "Sonst kommst Du ja doch nicht weg."

"Stimmt." Er küsste sie. "Also, wohin wollen wir?"

"Nach New Culloden. Mehr wird nicht verraten." erwiderte sie.

"Na dann. Ich lass mich überraschen." ergab sich Branford in sein Schicksal.

Celine wies ihm den Platz des Copiloten zu, sie selbst nahm im Pilotensessel des Shuttles Platz. Kurze Augenblicke später waren sie gestartet

Branford sah aus dem Frontfenster der Raumfähre den Mond des vierten Planeten, den die Kolonisten als New Culloden-Kolonie bezeichneten. Es war ein teils bewaldeter, teils felsiger Planetoid mit interessanten Gebirgsformationen.

"Sieht schön aus, meinst Du nicht?" fragte Celine.

Branford war in Gedanken, nickte stumm. Sein Blick war auf den Mond gerichtet.

"Ich bringen uns in die Atmosphäre. Aber erst verbinde ich Dir die Augen." meinte sie.

Branford sah sie überrascht an. "Wieso das?"

"Es soll eine Überraschung werden, schon vergessen, Chris?"

Sie nahm ein schwarzes Tuch und legte es über seine Augen, verknotete es hinter seinem Kopf. Er sah nichts mehr.

"Okay, ich bringe uns runter." meinte sie.

Es kam Branford wie eine Ewigkeit vor, aber schlussendlich berührte das Shuttle sanft festen Boden. Die Triebwerke verstummten, die Luke wurde geöffnet.

"Komm mit." meinte Celine und nahm ihn bei der Hand. Sie führte ihn nach draußen.

Es war kalt, ein leichter Wind ging. Der Boden war fest, kein Erdreich oder dergleichen.

"Es ist soweit. Celine entfernte das Tuch.

Branford blinzelte kurz, hob seinen Blick und öffnete die Augen. Was er sah, war überwältigend. Das Shuttle war inmitten eines Burghofes gelandet. Was er sah war, daß es sich um eine altertümliche Burg handelte, die ihn stark an die Burgen in den schottischen Highlands der Erde erinnerte. Ein großer Turm ragte in den Himmel empor, rundherum waren die Gebäude der Burg gebaut.

"Es ist..." Er fand nicht die Worte, um das auszudrücken, was er empfand.

Celine nahm seine Hand. "Es soll unser Zuhause werden, Liebling."

"Das ist fantastisch, Celine. Du wusstest genau, was mein größter Traum war. Solch ein historisches Gebäude." meinte er.

Sie deutete auf die Burgbrüstung, die über eine Treppe zu erreichen war. "Komm, ich zeig Dir mal das umliegende Land."

Gemeinsam erklommen sie die Burgbrüstung. Von dort oben hatte man einen weitreichende Ausblick auf das Land. Es sah wirklich aus wie in den Highlands. Es war stark hügelig, dazu sah man in nicht allzu weiter Entfernung einen Gebirgszug mit schneebedeckten Gipfeln.

Branford schloss Celine in die Arme. Er drückte sie sanft an sich, während er in die Weite des Landes blickte.

"Celine?" sagte er leise.

Sie sah ihn mit ihren braunen Augen intensiv an. "Ja?"

"Ich liebe Dich." flüsterte er und küsste sie.

 

 

E N D E

im Gedenken an

Gene Roddenberry

DeForest Kelley

 

von Tobias J. Ruppert, 03.12.2001

 

Alle Rechte an Elementen, die aus ST-TOS, ST-TNG, ST-DS9 oder ST-Voyager stammen, liegen ausschließlich bei Paramount Pictures.

 

Alle Rechte an Elementen, die von mir selber erfunden wurden, liegen bei mir.

 

 

Tobias J. Ruppert, 3. Dezember 2001

 

 

 

E-MAIL: autor@raumschiff-monarch.de

 

HOMEPAGE: http://www.raumschiff-monarch.de

Raumschiff Exeter/Monarch/EGF 14 - Ein neuer Anfang - - 47 -

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 31.10.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Annina Ruppert, die am Montag, den 09.07.2001 um 1.30 Uhr das Licht der Welt erblickt hat. Ich wünsche Dir alles Glück dieser Welt, vielleicht mag der Titel dieser Geschichte ja eine gewisse Symbolik haben, dein neu beginnendes Leben ist ja auch "Ein neuer Anfang".

Nächste Seite
Seite 1 /