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Star Trek -
STAR TREK-Raumschiff Exeter
Die Auserwählten
(von Tobias J. Ruppert)

Vorgeschichte:
Seit den Ereignissen in „Der Reifeprozess“ sind drei Monate vergangen.
Die Crew um Captain Branford und den neuen XO, Lieutenant Commander Riker, hat einen Forschungsauftrag abgeschlossen, der äußerst anstrengend für sie war. Eine Konfrontation mit der aggressiven Rasse der Gorn stellte den dramatischen Höhepunkt dar.
Während die Exeter nun einen Versorgungsflug durchführt, befindet sich Branford auf Berengaria VII und studiert mit Commander Heiko Sommer, einem Wissenschaftler, die drachenähnlichen Wesen dieses Planeten.


Der berengarianische Drache breitete seine Flügel aus. Er stand auf einer Klippe, die etwa 200 Meter steil abfiel.
Branford lauerte entfernt hinter einem Felsen und beobachtete mit einem Sichtgerät den Drachen, welcher eine Länge von gut sechzehn Metern hatte. Seine ausgebreiteten Schwingen hatten eine Spannweite von etwa zwanzig Metern.
„Jetzt pass mal auf, Chris. Nun hebt er ab.“ flüsterte Commander Heiko Sommer.
Branford schaute immer noch ungläubig auf das Wesen, das etwas Anlauf nahm und über die Klippe rannte. Es hob ab und gewann an Höhe.
Als der Drache etwas hundert Meter geflogen war, schoss auf einmal Feuer aus seinem Maul.
Branford tippte Sommer an der Schulter an: “Wie ist das möglich, Heiko?“
„Erkläre ich Dir beim Teetrinken. Wir sollten zurück, sonst macht sich Monica Sorgen.“ erwiderte Sommer und stand langsam auf.

Das Haus der beiden Forscher, die als einzige Menschen auf Berengaria VII lebten, war recht bescheiden, jedoch sehr gemütlich. Es verfügte über einen großen Wohnraum, Küche, Gemeinschaftsraum, Bad und drei Schlafzimmer.
Heiko Sommer war ein alter Freund von Branford, den er schon von der Akademie her kannte. Sommer war Exobiologe und erforschte zusammen mit seiner Assistentin, Monica Betrell, die Drachen von Berengaria VII.
Neben dem Haus stand ein Typ-II-Shuttle. Branford hatte, als er vor einer Woche eintraf, gedacht, dass das Shuttle zur Erkundung ebenfalls eingesetzt würde.
Sommer wollte jedoch die Drachen nicht unnötig verängstigen und setzte das Shuttle vorzugsweise nachts ein.
„Hier, Captain. Nehmen Sie sich einen Tee.“ lächelte ihn Monica an.
Branford nickte und nahm in einem der Sessel Platz. Sommer und Betrell setzten sich ebenfalls.
„Also, Chris. Zu deiner Frage von vorhin: Dieser Effekt des Feuerspeiens, den Du so bewundert hast, ist schnell erklärt. Die Drachen können, wenn sie trinken, den Wasserstoff aus dem Wasser ziehen. Diesen Wasserstoff pumpen sie durch ein sehr komplexes System von inneren Organen zu Speichern, die sich in den Flügeln und an ihrem Rücken befinden. Dadurch können sie erst fliegen. Der überschüssige Wasserstoff gelangt zum Maul und wird dort elektrochemisch entzündet. Das ist das ganze Geheimnis.“ erklärte Heiko Sommer.
Branford nahm einen Schluck Tee und nickte: “Diese Drachen könnten in einer ähnlichen Form auch einmal auf der Erde gelebt haben.“
„Das haben wir uns auch schon überlegt. Und es wäre nur logisch, da die Erde sehr viele dieser Drachenlegenden aufweist.“ meinte Betrell.
Branford sah Sommer an: “Wie lange bleibst Du noch hier, Heiko?“
„Noch mindestens ein Jahr. Meine Forschungen wurden gerade erst überprüft und für fortführenswert gehalten. So bald werde ich nicht auf ein Schiff zurückkehren.“ erwiderte Sommer lächelnd.
Branford schmunzelte: “Na, dein ehemaliger Kommandant, Captain Cumallo von der Kennedy, hat mir kürzlich mal erzählt, dass ihm deine Gesellschaft und Arbeit fehlt.“
„Cumallo kann mich ja auch wieder haben. Aber erst, wenn das hier vorbei ist.“ erwiderte Sommer überzeugt.
Betrell fragte: “Captain, wie geht es eigentlich Commander Delany?“
„Es geht ihm gut. Sein wissenschaftlicher Tatendrang ist seit unserer Mission im Codric-Sektor unersättlich. Er war auch derjenige, der am einfachsten unsere Konfrontation mit den Gorn weggesteckt hat.“ erwiderte Branford.
„Ja, das habe ich gehört. Ihr seid fast in einen Kampf mit zwei Kreuzern der Gorn geraten. Was war der Grund?“ warf Sommer ein.
Branford nickte: “Ja, Du hast recht. Wir hatten die Erforschung von Codric II abgeschlossen und das Außenteam zurück gebeamt, da tauchten die zwei Kreuzer auf. Sie verfolgten uns drei Tage lang, dann hatte ich genug. Ich stellte einen der Kreuzer und wollte vom Kommandanten wissen, was das zu bedeuten hatte. Er meinte, wir wären in den Raum der Gorn eingedrungen, aber anhand der Karten habe ich ihm das Gegenteil bewiesen. Aber es kostete mich beinahe eine Stunde, um ihn davon zu überzeugen, mein Schiff nicht anzugreifen.“
Branford schwieg und trank den Tee aus. Sommer und Betrell waren diskret genug, um Branford nicht weiter nach dem Zwischenfall zu befragen.

Riker lehnte sich im Kommandosessel der Exeter zurück. Der 1.Offizier war sehr angespannt, ein Zustand, der auf den Rest der Crew ebenso zutraf.
Die Tür des Turbolifts öffnete sich und die nächste Schicht betrat die Brücke. Jacobs würde Riker als kommandierenden Offizier ablösen.
„Guten Abend, Commander. Gibt es etwas zu berichten?“ begrüßte Jacobs den XO.
Riker erhob sich aus dem Sessel.
„Guten Abend. Wir haben Kurs auf Sedlik III, um die Versorgungsgüter abzuliefern. Die Techniker richten die Hauptsensorenphalanx neu aus und die Waffensysteme durchlaufen ein Testprogramm.“ erwiderte Riker.
Jacobs nickte und nahm im Kommandosessel Platz: “Ich löse Sie ab, Sir. Die Beta-Schicht beginnt.“

Riker fühlte sich hungrig. Er hatte seit acht Stunden Dienst und seither hatte er auch nichts gegessen. Er suchte den Speisesaal auf. Dort war gerade eine Menge los. Nur wenige Plätze waren frei. Riker ließ seinen Blick kreisen und sah, dass Lieutenant Wesley Crusher alleine am Tisch saß.
„Kann ich mich zu Ihnen setzen, Lieutenant?“ fragte Riker.
Crusher sah vom Tisch auf und nickte: “Natürlich, Sir. Bitte.“
Riker nahm Platz und bestellte sich ein Steak. Er hatte in den drei Monaten, in denen er nun an Bord war, immer wieder mal das Gefühl gehabt, dass sich Crusher ihm gegenüber etwas seltsam verhielt. Er beschloss, diesen Zustand anzusprechen.
„Lieutenant, kann ich Sie etwas fragen?“ fragte Riker vorsichtig.
Crusher nickte überrascht: “Ja natürlich. Was denn?“
„Ich habe irgendwie das Gefühl, dass Sie sich in meiner Gegenwart unwohl fühlen. Ich hoffe, dass ich dieses Unwohlsein nicht forciere.“ meinte Riker.
Crusher nickte langsam und bedächtig: “Sie haben mich durchschaut, Sir. Es ist zu einem gewissen Teil wahr.“
„Weswegen löse ich bei Ihnen Unbehagen aus?“ wollte Riker wissen.
Crusher erwiderte: “Commander, ich diente unter William Riker auf der Enterprise. Wir waren Freunde, er war mein Förderer. Wir verstanden uns privat sehr gut. Es ist für mich etwas schwierig, Sie als Thomas Riker zu akzeptieren.“
„Ob Sie es mir glauben oder nicht, Sie kommen mir sehr vertraut vor. Und das, obwohl wir uns vor meinem Dienst auf der Exeter nie gesehen haben. Wenn es Ihnen lieber ist, dann können wir uns auch in derartiger Form vertraut machen. Also, ich bin Thomas.“ sagte Riker spontan und reichte Crusher die Hand.
Crusher schlug lächelnd ein: “Wesley. Oder Wes, so nannte mich William Riker.“
Riker wollte etwas erwidern, da kam ein Ruf von der Brücke.
„Brücke an Commander Riker. Sir, uns erreicht eine Nachricht vom Sternenflottenkommando.“ teilte ihm Jacobs mit.
„Ich komme sofort, Lieutenant. Riker Ende.“ erwiderte Riker und stand auf.
„Wir sehen uns später, Wes.“ verabschiedete er sich.

Riker betrat schnellen Schrittes die Brücke und nickte Jacobs zu.
„Übertragung auf den Hauptschirm schalten, Lieutenant.“ ordnete er an.
Admiral Brackett, die Leiterin der Einsatzplanung, erschien auf dem Schirm.
„Ich grüße Sie, Commander Riker.“
Riker nickte: “Admiral Brackett, was kann ich für Sie tun?“
„Wir haben eine dringende Mission für die Exeter. Seit sechs Wochen vermissen wir die U.S.S. Columbia, die im Delor-Gürtel Beobachtungen eines Pulsars anstellte. Sie hat sich seit dieser Zeit nicht mehr gemeldet. Ihr Auftrag lautet, in den Delor-Gürtel zu fliegen und die Columbia zu suchen.“ erwiderte Brackett.
Riker fragte nach: “Haben wir Informationen über den Delor-Gürtel, Admiral?“
„Leider nein, Commander. Das letzte Schiff, das diese Region besucht hat, war die Enterprise vor acht Jahren. Das Gebiet ist durch seine Neutronen-Nebel schwer zu scannen. Auch Sonden konnten bisher nichts finden.“ erwiderte Brackett.
„Ich möchte um die Erlaubnis bitten, zuerst Captain Branford auf Berengaria VII abzuholen. Er ist dort auf Urlaub.“ bat Riker.
„Genehmigt, Commander. Ich wünsche Ihnen viel Glück. Brackett Ende.“ schloss Admiral Brackett das Gespräch.
Riker blickte den Steueroffizier, Fähnrich Mentar an.
„Kurs setzen auf Berengaria VII, Maximum-Warp. Beschleunigen.“

Branford hatte sich eben angezogen. Er wollte mit Sommer ganz nahe an eine Herde der Drachen herangehen, um sie direkt zu beobachten.
„Bist Du fertig, Chris?“ fragte Sommer.
Branford nickte und griff nach seinem Typ-II-Phaser, der auf dem Tisch lag.
„Was willst Du mit dem Phaser, Chris?“ wollte Sommer irritiert wissen.
Branford erwiderte: “Ich bin mir wegen der Drachen nicht so sicher wie Du, Heiko. Ich möchte nur sichergehen.“
„Vertraue mir. Lass die Waffe hier, Chris.“ meinte Sommer eindringlich.
Branford legte den Phaser zurück und deutete auf die Tür.
„Lass uns gehen, Heiko.“ meinte er.

Sommer und Branford waren beinahe eine Stunde zu Fuß unterwegs, bis sie die Herde sahen. Es handelte sich um zwei ältere Tiere und zwei Jungtiere, die zusammen auf einem etwa zweihundert Meter hohen Hügel saßen.
Sommer deutete nach oben zu den Drachen: “Jetzt wirst Du gleich erleben, wie friedlich diese Wesen wirklich sind.“
„Ich hoffe, dass Du recht hast.“ erwiderte Branford mit einem Lächeln und stieg Sommer nach, der den Hügel schon erklimmte.

Der Größte der vier Drachen blickte aufmerksam in die Umgebung. Er war aufgerichtet etwas sechs Meter groß und annähernd fünfzehn Meter lang.
„Das ist meine Herde, Chris. Ich beobachte sie schon lange. Sie kennen mich. Pass mal auf.“ sagte Sommer leise. Dann stand er auf und ging langsam auf den Drachen zu. Branford merkte seine eigene Nervosität, obwohl er wusste, dass sich Sommer bereits lange Zeit mit diesen Wesen beschäftigte.
Der Drache sah den Wissenschaftler näher kommen und blickte ihn an. Jedoch nahm er keine aggressive Haltung ein, sondern beobachtete Sommer lediglich interessiert.
„Komm näher, Chris.“ forderte Sommer Branford auf.
Branford erhob sich und folgte seinem Freund. Der Drache war wiederum gewillt, sie in Frieden zu lassen.
Die beiden standen etwa vier Meter von dem größten Drachen entfernt.
„Heiko, wenn ich so sehe, wie mich dieser Drache ansieht, dann kommt in mir das Gefühl auf, dass sie intelligent sind.“ meinte Branford zu Sommer.
Der Wissenschaftler nickte bestätigend: “Du hast in einem gewissen Punkt recht, Chris. Tatsächlich scheinen diese Wesen eine Intelligenz zu besitzen. Allerdings wird es noch lange dauern, bis wir herausgefunden haben, wie weit diese geht.“
Der Drache hatte anscheinend das Interesse an Branford und Sommer verloren. Er sah zu seiner Herde hinüber und stieß einen Laut aus. Die drei anderen Drachen standen sofort auf. Das Führungstier breitete seine Schwingen aus und die anderen taten es ihm gleich. Dann flogen sie gemeinsam ab.
„Faszinierend, Heiko. Sie haben einen Familiensinn, wenn man das so sagen kann.“ sagte Branford beeindruckt.
Sommer nickte: “Sie sind auch sehr sozial. Sie kümmern sich um verletzte Artgenossen und pflegen sie, bis sie wieder fliegen können. Erstaunlich. Selbst nach der langen Zeit, die ich hier bin, beeindruckt mich das immer wieder aufs Neue.“

„Lefler an Brücke.“
Jacobs, der im Kommandosessel saß, hörte den Interkomruf des Maschinenraumes und antwortete: “Hier Jacobs. Was gibt es?“
„Lieutenant, die Plasmainduktoren müssen dringend gewartet werden. Das ist schon überfällig.“ erwiderte die stellvertretende Chefingenieurin.
Jacobs erwiderte scharf: “Miss Lefler, wir haben einen sehr dringenden Auftrag zu erledigen, für den wir im Moment den Warpantrieb brauchen. Wenn wir Captain Branford auf Berengaria VII abgeholt haben, können Sie die Wartung vornehmen.“
„Bei allem Respekt, aber diese Wartung wird zumindest vier Stunden in Anspruch nehmen. Wenn die Wartung nicht sofort erledigt werden kann, dann gehen Sie bitte wenigstens auf Warp 3 runter.“ erwiderte Lefler.
Jacobs bestätigte entnervt: “Verstanden. Brücke Ende.“
Er nickte Jenny Waringthon zu: “Sie haben es gehört. Verlangsamen Sie die Exeter auf Warp 3. Kurs beibehalten.“
„Neue Ankunftszeit auf Berengaria VII in neun Stunden, sechzehn Minuten, Sir.“ erwiderte Waringthon.

Über dem Planeten Berengaria VII ging langsam die Sonne unter. Sommer klappte seinen Tricorder zusammen und nickte Branford zu.
„Wir gehen so langsam zurück, Chris. Es wird in weniger als zwanzig Minuten dunkel sein.“ sagte er.
Branford erwiderte: “Klar. Gehen wir. Und Heiko...“
„Ja?“ fragte Sommer.
Branford klopfte ihm auf die Schulter: “Danke, dass Du mir dies alles gezeigt hast.“
„Keine Frage, Chris. Komm, es wird bald Abendessen geben.“ lächelte Sommer.

Der Tisch in Sommers Haus war mit einem opulenten Mahl gedeckt, das Sommer und Branford das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ.
Monica Betrell reichte Branford und Sommer je ein Glas Wein.
„Auf Sie, Captain. Zum Wohl.“ sagte sie und lächelte.
Branford stieß mit den beiden an: “Vielen Dank. Ich trinke auf Sie beide. Mögen ihre Forschungen hier Erfolg bringen.“
„Setzen wir uns. Das Essen ist schon fertig.“ meinte Betrell.
Sommer fragte: “Sag mal, wann holt Dich die Exeter hier wieder ab?“
„In einer Woche. Mein XO, Commander Riker, führt derzeit eine Versorgungsmission durch. Nicht besonderes.“ erwiderte Branford.
„Ah, das Essen. Nimm Dir ruhig, Chris! Es ist genug da!“ rief Sommer, als Betrell mit einer Schüssel in das Zimmer kam.
„Lassen Sie es sich schmecken, Captain.“ meinte Betrell und schöpfte Branford etwas Suppe ein.

„Lieutenant, wir nähern uns Berengaria VII.“ meldete der Steueroffizier Mentar.
Crusher erhob sich aus dem Kommandosessel: “Auf Impulsgeschwindigkeit, Fähnrich. Mister McLure, öffnen Sie einen Kanal zum Captain.“
„Sie können sprechen, Sir.“ erwiderte McLure.
„Exeter an Captain Branford. “ rief Crusher seinen Captain.

Branford saß gerade noch beim Essen, als er den Funkspruch der Exeter hörte.
„Hier Branford. Wieso sind Sie hier, Lieutenant?“ erwiderte er.
Crusher meldete: “Sir, wir haben einen dringenden Einsatzbefehl vom Sternenflottenkommando erhalten. Es geht um eine Sache, die ich lieber hier an Bord bereden würde, Sir.“
„Verstanden, Wesley. Halten Sie sich bereit, mich hoch zu beamen. Branford Ende.“
schloss Branford das Gespräch.
Er sah Sommer an: “Ich muss Dich und Miss Betrell leider verlassen, Heiko. Es war sehr interessant bei Euch. Ich konnte viele neue Eindrücke sammeln. Ich verspreche Dir, ich komme wieder. Aber nun ruft die Pflicht.“

Branford betrat mit einer neuen Uniform bekleidet die Brücke seines Schiffes.
„Guten Abend, Sir. Commander Riker erwartet Sie in der Beobachtungslounge.“ meldete Crusher.
Branford nickte: “Danke, Lieutenant.“

Thomas Riker saß im Sessel am Kopfende des Konferenztisches. Als Branford durch die Tür trat, stand er auf.
„Willkommen zurück an Bord, Chris.“ begrüßte ihn Riker.
Branford nickte: “Danke, Thomas. Was haben wir?“
„Das Flottenkommando hat uns den Auftrag erteilt, nach der Columbia zu suchen. Sie wird seit sechs Wochen im Delor-Gürtel vermisst. Bis jetzt wurden keinerlei Notrufe oder andere Transmissionen aus diesem Gebiet empfangen.“ erwiderte Riker.
„Was war die Mission der Columbia?“ wollte Branford wissen.
Riker antwortete: “Sie sollte den Delor-Gürtel kartographieren und neue Klasse-M-Planeten erforschen. Bis zu ihrem Verschwinden hatte sie fünf Planeten entdeckt, auf denen menschliches Leben möglich wäre.“
Branford ließ sich in einen Sessel sinken.
„Gut, Thomas. Rufe die Offiziere in einer halben Stunde hier zusammen, dann bereden wir den Suchplan.“ ordnete Branford an.

Branford nahm im Kommandosessel der Exeter Platz.
„Fähnrich, Kurs auf den Delor-Gürtel setzen. Geschwindigkeit Warp 6.“ befahl er.
Mentar erwiderte: “Sir, an den Plasmainduktoren wird eine Routinewartung vorgenommen. Wir müssen vorübergehend mit Impuls fliegen.“
„Wie lange, Mister Mentar?“ fragte Branford.
Mentar erwiderte bedauernd: “Laut dem Maschinenraum etwa 4,5 Stunden, Sir.“
„Setzen Sie den Kurs und beschleunigen Sie auf volle Impulskraft. Sobald die Wartung vollendet ist, gehen Sie auf Maximum-Warp.“ ordnete Branford an und lehnte sich zurück.

Branford kam als letztes in die Aussichtslounge. Seine Stabsoffiziere Riker, Crusher, Jacobs, Galen, Cassels und Delany saßen schon am Tisch.
„Guten Abend zusammen. Danke für ihr Kommen. Commander Riker hat Ihnen allen schon unsere Mission mitgeteilt. Es geht jetzt um die Frage, wie wir die Suche am besten gestalten. Mister Crusher, bitte.“ begann Branford und nickte dem taktischen Offizier zu.
Crusher erhob sich und deutete auf den Wandbildschirm: “Der Delor-Gürtel ist eine extrem schwer zu scannende Region. Die Region ist zum Teil mit Gamma-Strahlung übersättigt, die unsere Scanner behindert. Die Columbia befand sich laut ihrer letzten Positionsmeldung in der Nähe des Hagaris-Systems. Dieses System ist unbewohnt und die Columbia hat keine anderen Schiffe gemeldet.“
Jacobs warf ein: “Vielleicht sind es abermals die Ferengi, Captain.“
„Rein spekulativ, Lieutenant. Aber wir müssen so oder so auf der Hut sein. Fahren Sie fort, Wesley.“ erwiderte Branford ablehnend.
Crusher erzählte weiter: “Meiner Meinung nach sollten wir im Hagaris-System mit der Suche beginnen, da sie die letzte bekannte Position war.“
„Ich stimme Lieutenant Crusher zu, Sir.“ nickte Riker.
Branford blickte seine Offiziere an: “Noch Meinungen?“
Keiner hatte einen anderen Vorschlag, daher nickte Branford Crusher zu.
„Erarbeiten Sie einen Suchplan, der schnellstens ein möglichst großes Gebiet abdeckt. Mister Jacobs, Sie werden ihm assistieren.“
Jacobs nickte: “Verstanden, Captain.“
„Jake, sorgen Sie dafür, dass der Warpantrieb so schnell als möglich wieder funktionsfähig ist.“ ermahnte Branford den Chefingenieur.
Cassels wollte schon widersprechen, doch dann nickte er: “Ja, Captain.“
„Das wäre dann alles. Gehen Sie auf ihre Stationen zurück.“ schloss Branford die Konferenz und stand aus dem Sessel auf.

„Geben Sie mir den Gamma-Energiekonverter, Tim!“
Lieutenant Robin Lefler schrie energisch ihren Assistenten an, der nicht schnell genug reagierte.
„Entschuldigung, Lieutenant. Hier bitte.“ erwiderte der junge Mann und reichte Lefler das Gerät.
Lefler vollendete ihre Arbeit und stand wieder auf. Sie blickte Fähnrich Tim Molinari fast bedauernd an: “Es war nicht meine Absicht, Sie derartig anzuschreien. Aber diese Wartung muss endgültig erledigt werden.“
„Ich weiß, Lieutenant. Aber Sie sind in letzter Zeit so überehrgeizig bei ihren Pflichten.“ erwiderte Molinari.
„Für einen Fähnrich sind Sie ganz schön kess, Tim. Aber es stimmt: Ich will und muss mich beweisen. So, wir sind fertig. Jetzt müsste eigentlich gleich...“ antwortete Lefler. Sie konnte ihren Satz kaum zu Ende sprechen, da kam Crusher in den Maschinenraum. Er umarmte sie ohne große Worte und küsste sie.
„Bist Du fertig?“ wollte er wissen.
Lefler lächelte ihn an: “Ja, Wes. Tim, wir sehen uns morgen zur ersten Schicht. Bis dann.“
„Bis dann, Lieutenant.“ erwiderte Molinari und verließ diskret den Maschinenraum.

McLure scannte angespannt das vor dem Schiff liegende System. Sie hatten innerhalb von zehn Stunden bereits zwei Systeme komplett gescannt, jedoch nichts gefunden. Plötzlich fielen ihm mehrere Sensorabweichungen auf, die er zuvor übersehen hatte.
„Lieutenant, ich habe hier veränderte Scannerwerte. Sie deuten vielleicht auf Trümmerfragmente hin.“ teilte er Crusher mit, der das Kommando führte.
„Welche Richtung, Mister McLure?“
„Richtung 200.023. Entfernung drei Minuten mit voller Impulskraft.“
Crusher stand auf.
„Kurs setzen, voller Impuls. Fähnrich, scannen Sie weiter und versuchen Sie, die Anzeigen genauer zu spezifizieren.“
McLure wiederholte den Scannvorgang und meldete: “Eindeutig Trümmer, Sir.“
„Können Sie die Trümmer identifizieren, Fähnrich?“ fragte Crusher.
„Noch nicht, Sir. Es ist sehr schwierig, etwas zu erkennen.“
Crusher legte sich die Daten der OPS auf den Monitor seines Sessels und überprüfte die Werte erneut.
„Zu wenig Masse für ein Schiff der Galaxy-Klasse. Wieder vergeblich. Lieutenant Waringthon, Kurs auf das nächste Suchgitter setzen. Warp 4.“ entschied sich Crusher und nahm wieder im Kommandosessel Platz.

„Ja bitte?“ rief Branford, als der Türsummer des Bereitschaftsraumes ertönte.
Wesley Crusher betrat mit einem Datenpad in der Hand den Raum.
„Ah, Wesley. Nehmen Sie Platz.“ sagte Branford und blickte von seinem Monitor auf.
Crusher hielt Branford das Datenpad hin: “Ich habe hier die Scanwerte der letzten zwölf Stunden. Bis jetzt keine Spur von der Columbia.“
„Welche Systeme sind als nächstes dran?“ wollte Branford wissen.
„Ralma, Fanella und Rubicun.“ erwiderte Crusher.
Branford bemerkte, dass er bei dem letzten System etwas gezögert hatte.
„Haben Sie etwas?“
Crusher nickte: “Ja, Captain. Sie wissen, dass ich auf der Enterprise war. Und vor acht Jahren haben wir Rubicun III besucht. Wir wollten bei den dortigen Bewohnern, den Edo, Landurlaub machen. Ich übertrat dort eine Regel und sollte daraufhin hingerichtet werden. Captain Picard übertrat die 1.Direktive, um mich zu retten.“
„Glauben Sie, die Edo werden sich feindselig verhalten?“ fragte Branford.
„Ich bin mir nicht sicher, Sir. Es könnte sein. Aber was mir gerade noch in den Sinn kam, ist ihr Gott.“
„Welcher Gott, Lieutenant?“
Crusher stand wieder auf und ging im Raum auf und ab.
„Die Edo haben eine Art Gottheit, eine Lebensform, die sich im Orbit ihres Planeten befindet. Sie wacht über die Edo und beschützt sie. Dieser Gott hat damals beinahe verhindert, dass ich gerettet werde.“
„Was für eine Art Lebewesen ist diese Gottheit?“
„Es existiert teilweise in dieser Dimension, teils in einer anderen. Die Scanner der Enterprise konnten die Gottheit kurz erfassen.“
Branford nickte abschließend: “Danke für den Bericht, Lieutenant. Das wäre alles.“

„Keine Spur der Columbia im Fanella-System.“ murmelte Branford und ließ sich in den Kommandosessel sinken.
Jacobs, der an der OPS saß, bemerkte: “Bleibt nur noch ein System: Rubicun.“
„Sie haben es erfasst, Lieutenant. Miss Waringthon, Kurs auf das Rubicun-System setzen. Geschwindigkeit Warp 6.“ erwiderte Branford.
„Kurs und Geschwindigkeit eingegeben, Sir.“ meldete Waringthon.
„Beschleunigen Sie.“ nickte Branford und blickte auf den Hauptbildschirm.
„Das ist die letzte Möglichkeit, die Columbia intakt zu finden. Wenn Sie dort nicht ist, dann haben wir wirklich ein Problem.“ sagte Branford zu sich selbst.

„Captain! Setzen Sie sich doch!“
Branford hatte einen Teller Gemüsesuppe in der Hand, als Crusher ihn an seinen Tisch bat. Waringthon und L`Arro saßen ebenfalls dort.
„Danke, Wesley. Guten Abend zusammen.“ erwiderte Branford und nahm Platz.
Er blickte Crusher an und fragte: “Sagen Sie, Sie kennen doch Captain Data von der Columbia, oder?“
„Richtig. Er war 2.Offizier auf der Enteprise, als auch ich dort war.“
„Ich finde es ungewöhnlich, dass einem Androiden das Kommando auf einem Schiff der Sternenflotte übertragen wird.“ meinte Waringthon skeptisch.
„Ich muss Ihnen widersprechen, Jenny. Data ist durch einen speziellen Emotionschip fähig, Gefühle zu empfinden. Er wendet das jedoch nur im privaten Bereich an, nie im Dienst. Deswegen wirkt er manchmal so unnahbar. Aber er ist ein hervorragender Offizier und Kommandant.“ entgegnete Crusher sofort.
„Das sehe ich auch so. Ich bin Mister Data noch nicht persönlich begegnet, aber laut ihren Beschreibungen wäre es sicher interessant.“ nickte Branford.
„Wir alle haben wohl Fehler, Jenny. Deswegen bleibt uns aber größere Verantwortung nicht verwehrt.“ sagte L´Arro und lächelte dabei auf seine katzenhafte Art.
Waringthon hob abwehrend die Hände: “Sie haben mich überzeugt. Vielleicht werde ich trotz meiner Fehler irgendwann Captain.“
„Dessen bin ich mir sicher, Lieutenant.“ meinte Branford und nahm einen Löffel Suppe.
„Brücke an Captain Branford.“ rief ihn Jacobs.
Der Captain legte den Löffel weg und tippte seinen Kommunikator an.
„Sprechen Sie, Lieutenant.“ erwiderte er.
Jacobs meldete: “Sir, wir haben ein größeres Schiff in der Nähe von Rubicun III geortet. Es könnte die Columbia sein.“
„Zeit bis zum Zusammentreffen?“ wollte Branford wissen.
„Etwa fünf Stunden, sechzehn Minuten. Durch die Enge dieses Systems können wir höchstens mit halber Impulskraft fliegen.“ erwiderte Jacobs.
„Ich komme in einer Stunde auf die Brücke, Lieutenant. Lassen Sie einen Kurs setzen und auf höchstmögliche Geschwindigkeit beschleunigen.“ ordnete Branford an.

„Captain ist auf der Brücke.“ meldete Jacobs und erhob sich aus dem Kommandosessel.
Branford nickte dem jungen Offizier zu und sah sich die Lage an.
„Wie lange brauchen wir noch, um das Schiff einwandfrei identifizieren zu können?“
Jacobs nahm an der OPS Platz und erwiderte: “Noch vier Stunden, zehn Minuten.“
„Mister Jacobs, teilen Sie dem Sternenflottenkommando unsere derzeitige Situation mit und auch unsere Vermutungen. Programmieren Sie, dass alle halbe Stunde unsere Position dem Kommando mitgeteilt mit.“ ordnete Branford an.
„Aye, Sir.“ erwiderte Jacobs und transferierte den Bericht.

„Wir nähern uns den designierten Koordinaten, Sir.“ meldete Waringthon.
Branford erhob sich aus dem Kommandosessel.
„Alle leitenden Offiziere sofort auf der Brücke melden.“ befahl er und nickte der jungen Frau am Steuerpult zu: “Auf halben Impuls verlangsamen, Lieutenant.“
Die Exeter ging auf Unterlichtgeschwindigkeit und näherte sich dem dritten Planeten des Rubicun-Systems. Der Planet sah der Erde auf diese Distanz sehr ähnlich, wie der Kommandant empfand. Im Orbit konnte man ein Schiff erkennen.
„Können Sie das Schiff identifizieren, Lieutenant?“ fragte Branford den Einsatzoffizier.
Jacobs nickte: “Ja, Captain. Laut dem Subraumkennzeichen ist es die U.S.S. Columbia, NCC-2873-B. Positive Identifikation, Sir.“
„Nähern Sie sich der Columbia bis auf Transporterreichweite, Miss Waringthon.“ befahl Branford.
Jacobs schien irritiert: “Sir, ich kann keinerlei Lebensformen auf der Columbia entdecken. Merkwürdig.“
„Wiederholen Sie den Scan, Mister Jacobs. Greifen Sie auf die seitlichen Sensorenpaletten zurück.“ meinte Branford und setzte sich wieder.
Jacobs wiederholte den Scan und schüttelte den Kopf: “Negativ, Captain. Keine Lebenszeichen an Bord des Schiffes.“
Branford grübelte. Was konnte das bedeuten? Er entschied, vorsichtig zu sein.
„Alarm Gelb. Mister Jacobs, rufen Sie die Columbia.“
Der Einsatzleiter aktivierte die Kommunikationssysteme und rief das Schiff wiederholt, doch es kam keine Antwort.
Riker, der mittlerweile auf der Brücke war, sah Branford ernst an.
„Sir, wir sollten Vorsicht walten lassen.“
Branford nickte dem 1.Offizier zu.
Dieser verstand diese Geste und befahl: “Mister Crusher, Schilde aktivieren.“
„Wir haben Transporterreichweite erreicht, Sir.“ meldete Waringthon.
„Vollständigen Halt, Lieutenant. Impulsantrieb einsatzbereit halten.“
Branfords Nerven waren angespannt. Was würde als nächstes passieren?
Die Columbia verharrte regungslos im All, bewegte sich keine Spur.
„Captain, darf ich vorschlagen, dass wir...“ begann Riker einen Vorschlag.
Er wurde im Satz von Jacobs unterbrochen.
„Sir, die Columbia aktiviert ihre Waffensysteme!“ schrie er.
Branford erwiderte sofort: “Roter Alarm! Ausweichmanöver steuerbord, voller Impuls! Phaser und Photonentorpedos aktivieren!“
Dieses Manöver brachte die Exeter nicht vollständig aus dem Gefahrenbereich.
Die Columbia feuerte mit ihren Hauptphasern und traf die Exeter. Eine heftige Erschütterung war die Folge. An Jacobs´ Gesichtausdruck sah Branford, dass die Schäden heftig waren.
„Schilde auf 60% gefallen, Impulsantrieb beschädigt. Lebenserhaltung verliert Energie.“ lautete die Zusammenfassung des Einsatzleiters.
Branford erhob sich: “Mehr Energie auf achtere Schilde! Kurs auf 200.053, volle Impulskraft. Leiten Sie alle Waffenenergie den achteren Phasern zu!“
„Phaser klar, Sir!“ meldete Crusher.
Branford ballte die Faust: “Feuer!“
Der Feuerstoß traf die Columbia just in dem Moment, als sie nach steuerbord abdrehte. Jacobs scannte ihre Schäden und nickte.
„Sir, ihre Schilde sind runter auf 70%. Wir haben eine der steuerbord gelegenen Phaserbanken zerstört.“
Branford wandte sich an Crusher: “Taktische Analyse, Mister Crusher.“
„Sir, die Chancen, dass wir ein Schiff der Galaxy-Klasse kampfunfähig machen können, stehen 3: 1. Sie sind im Moment schneller, um etwa 40% besser bewaffnet und außerdem können sie uns in der derzeitigen Situation den Weg abschneiden.“ erwiderte der taktische Offizier resignierend.
„Sie übernehmen das Kommando, Nummer 1. Ich werde versuchen, uns da heraus zu bringen.“ sagte Branford zu seinem XO.
Riker sah ihn verwundert an: “Sir? Was haben Sie vor?“
„Nachher, Commander. Ich bin gleich zurück.“ wehrte Branford ab und verließ die Brücke.

Branford ließ sich an seinem Schreibtisch im Bereitschaftsraum nieder.
„Computer, Stimmenautorisation beantragen.“ sprach er.
„Bereit.“ erwiderte der Computer.
Branford identifizierte sich: “Ich bin Captain Christopher Branford, Kommandant der U.S.S. Exeter. Code Beta-Gamma-Delta 8552. Beantrage Präfixcodeübermittlung.“
„Nennen Sie Registernummer und Name des Schiffes.“
Branford erwiderte: “NCC-2873-B, U.S.S. Columbia.“
„Präfixcode 420935.“ teilte ihm der Computer mit.
Branford stand lächelnd auf: “Damit sind wir aus dem Gröbsten raus.“

Riker sah sich die Schäden an und entschied, dass es besser wäre, wenn man sich etwas zurückziehen würde.
„Kurs ändern auf 316.090, volle Impulskraft. Torpedos klar, Einstellung Stufe 5.“ befahl er mit fester Stimme.
„Torpedos klar, Sir.“ meldete Crusher.
Riker nickte: “Feuern Sie die Torpedos ab, Lieutenant.“
Die Doppelsalve traf die Columbia hart und beschädigte ihre Schilde und den Antrieb erneut. Sie feuerte zurück und traf die Exeter mit einer Breitseite der Phaser.
„Sir, die Schilde brechen zusammen. Waffensysteme ausgefallen!“ meldete Jacobs.
Riker blickte sich um. Sollte er das letzte Manöver befehlen, die Exeter evakuieren?
„Ausweichmanöver Delta-4, Energie zum Antrieb ableiten. Mister Crusher, versuchen Sie etwas Energie zu den Waffensystemen zu transferieren.“
„Ich kann Ihnen fünf Sekunden mit 70% der Hauptphaser geben, Sir.“
„Das kann schon genügen, um uns die benötigte Zeit zu verschaffen. Feuer eröffnen!“
Der letzte Feuerstoß traf die Columbia erneut, doch war er zu schwach, um sie ernsthaft zu beschädigen.
„Wir haben es, Nummer 1! Mister Jacobs, geben Sie über den Sicherheitskanal den Präfixcode der Columbia ein: 420935. Dann deaktivieren Sie die Schilde und Waffen des Schiffes.“
Branford kam auf die Brücke zurück und gab die Anweisungen.
Jacobs führte den Befehl sofort aus und schaltete die Waffensysteme und Schilde der Columbia ab. Es funktionierte.
„Wir haben es geschafft, Captain! Wir sind gerettet!“ triumphierte Jacobs.
„Manövrieren Sie die Columbia in einen Orbit um Rubicun III. Miss Waringthon, steuern Sie die Exeter ebenso in einen Standardorbit. Nummer 1, lassen Sie die Schäden reparieren. Wir haben es überstanden. Vorerst.“ befahl Branford.

„Ich habe den vorläufigen Schadensbericht, Captain.“
Jakes Cassels blickte Branford deprimiert an. Branford nickte.
„Unser Warpantrieb ist ausgefallen, wir haben Hüllenbrüche auf den Decks 7, 8 und 9. Die Weitbereichskommunikation ist ebenso ausgefallen wie die Waffensysteme.“ lautete die Zusammenfassung des Chefingenieurs.
„Wie sieht es mit den Schilden aus, Jake?“ wollte Branford wissen.
„Derzeit bei 15%. Wir haben sie aber innerhalb von vier bis fünf Stunden auf 60%. Zumindest.“
„Danke. Gehen Sie zurück in den Maschinenraum. Die Reparatur der Weitbereichskommunikation hat absolute Priorität.“ meinte Branford.
„Captain, was sollen wir weiterhin tun?“
Branford sah nach vorne zur Jacobs, der diese Frage gestellt hatte.
„Nun, wir müssen da rüber, Lieutenant.“ antwortete er.
Riker sagte: “Da ist vollkommen korrekt, Captain. Darf ich vorschlagen, dass ich...“
„Schon klar, Commander. Stellen Sie ein Außenteam zusammen.“ lächelte Branford etwas gequält.
Riker stand aus seinem Sessel auf und nickte: “Aye, Sir. Mister Jacobs, Mister Crusher, Sie kommen mit mir. Riker an Cassels: Melden Sie sich in Transporterraum 2.“

Das Außenteam materialisierte auf der Hauptbrücke der Columbia. Nichts deutete darauf hin, dass keiner an Bord war. Alle Systeme arbeiteten normal.
„Wesley, sehen Sie nach den taktischen Systemen. Jake, Sie kümmern sich um die Energiesysteme. Lieutenant Jacobs, Sie helfen Commander Cassels.“ entschied Riker.
Die Mitglieder des Außenteams fingen ihrer Arbeit an.
Crusher hatte schon nach kurzer Zeit Klarheit.
„Commander, ich habe hier etwas Merkwürdiges gefunden. Es sieht hier so aus, als wäre der letzte Angriff gar nicht im taktischen Protokoll verzeichnet.“
Riker sah sich die Daten an. Er konnte sich ebenso keinen Reim darauf machen.
„Gut. Wie sieht es bei Ihnen aus, Jake?“
„Commander, ich muss in den Maschinenraum, um Genaueres sagen zu können.“
Riker nickte: “Gehen Sie nur. Mister Jacobs, Sie begleiten ihn.“

Jake Cassels betrat den Maschinenraum. Das Licht war auf Minimum, er konnte kaum etwas erkennen.
„Samuel, sehen Sie mal nach den Lichtsystemen. Ich sehe mir die Energieanzeigen an.“ forderte er Jacobs auf.
Kurz darauf wurde das Licht heller und Jacobs ging zu Cassels hin, der an der Hauptkonsole stand.
„Keine Veränderungen in den Energiesystemen. Es sieht so aus, als wären sie nicht abgeschaltet worden. Aber wenn die Crew das Schiff auf regulärem Wege verlassen hätte, dann wären die Energiesysteme vorher deaktiviert worden.“ stutzte Cassels.
Jacobs bediente die Konsole und nickte: “Ich kann nichts erkennen, Jake. Die kompletten Systeme sind auf normalem Niveau.“
„Aber wie konnte das Schiff selbstständig die Waffensysteme aktivieren und uns angreifen?“ fragte Cassels.
„Sie haben doch von dieser Geschichte mit diesem gottartigen Wesen gehört. Die, die Wesley hier erlebt hatte. Vielleicht kommt es daher.“ erwiderte Jacobs.
Cassels tippte seinen Kommunikator an: “Cassels an Riker.“

Riker sah sich gerade das Logbuch an, als er den Ruf von Cassels hörte.
„Hier Riker. Sprechen Sie.“
„Commander, alle Energie- und Subraumsysteme sind auf normalem Niveau. Was immer hier auch passiert ist, die Crew hat dieses Schiff nicht regulär verlassen.“
„Verstanden. Kommen Sie auf die Brücke zurück. Riker Ende.“
Er wandte sich wieder dem Logbuch zu. Dann fand er einen Eintrag, der sein Interesse weckte.
„Wesley, kommen Sie. Das sollten Sie sich ansehen. Ein Logbucheintrag, datiert zwei Wochen zurück.“
Riker fuhr den Logbucheintrag ab.
„Computerlogbuch der Columbia, Sternzeit 50958,3. Captain Data.
Wir haben auf einen Notruf reagiert, der vom dritten Planeten des Rubicun-Systems ausging. Nach einer Flugzeit von zwei Stunden haben wir den Planeten erreicht, den ich acht Jahre zuvor bereits besucht hatte. Es ist mir nicht klar, warum die Edo, die Bewohner dieser Welt, in Not sind, aber wir müssen diesem Notruf nachgehen.“

„Computerlogbuch der Columbia, Sternzeit 52153,6. Captain Data.
Wir haben ein nicht näher zu bestimmendes Objekt im Orbit des Planeten entdeckt, dass ich durch meinen vorhergehenden Besuch als eine Art Gottheit der Edo kenne. Wir sind bemüht, mit den Bewohnern Kontakt aufzunehmen, aber...“

Riker blickte zu Crusher: “Sehen Sie? Der Eintrag endet hier plötzlich. Wieso aber?“
„Ich weiß es nicht, Sir.“ schüttelte Crusher den Kopf.
Im gleichen Moment ging die Turbolifttür auf und Cassels betrat gemeinsam mit Jacobs die Brücke.
„Commander, ich überprüfe, ob sich wirklich niemand mehr an Bord befindet. Das geht mit den internen Sensoren besser.“ teilte Jacobs Riker mit.
Der Einsatzoffizier checkte genauestens jeden Quadratmeter des Schiffes.
„Sir, ich habe eine Gestalt entdeckt. Sie ist im Quartier des Captains.“ meldete er.
Crusher sah sich die Anzeigen an. Er blickte sofort auf.
„Ich kenne dieses Signal, Commander! Es ist Captain Data. Er ist noch an Bord!“
„In Ordnung, Wesley. Sie und Mister Jacobs bleiben hier, Jake, Sie kommen mit. Wir sehen uns das an.“ erwiderte Riker und stand auf.

Das Quartier des Captains lag auf Deck 4 des Schiffes. Riker und Cassels traten vor die Tür des Raumes.
„Öffnen Sie die Tür, Jake.“ sagte Riker und zog seinen Phaser.
Cassels nickte und tippte einen Zugriffscode in das Tastaturfeld neben der Tür ein, woraufhin sich diese öffnete.
Riker betrat vorsichtig den Raum. Er war abgedunkelt, und man konnte schwerlich zwei Meter sehen.
„Ich aktiviere die Beleuchtung.“ meinte Cassels.
Riker sah sich um. Es sah alles sehr aufgeräumt aus. Kein Wunder, dachte er sich. Data ist ein Androide und mit Sicherheit nicht so schlampig wie ein Mensch.
„Ich sehe mir mal den Schlafraum an, Jake. Sehen Sie im Arbeitszimmer nach.“

Im Schlafzimmer des Quartiers war nichts von Bedeutung zu finden. Riker durchsuchte einige Schränke, konnte aber keine weiteren Hinweise finden.
„Kommen Sie, Commander! Ich habe ihn gefunden!“ schrie Cassels.
Riker lief rüber in das Arbeitszimmer. Dort saß Data auf dem Sessel der Arbeitskonsole. Seine Augen waren geschlossen, aber ansonsten machte er keinen ungewöhnlichen Eindruck. Seine Unform war sauber, nichts deutete auf einen Kampf hin. Er hatte die Hände gefaltet, was Riker irgendwie merkwürdig vorkam.
„Können Sie ihn reaktivieren, Jake?“ wollte Riker wissen.
Cassels erwiderte: “Ich bin kein Kybernetiker, Sir. Aber ich versuche es.“
Riker ging zur Seite, während Cassels den Androiden untersuchte.
„Branford an Riker. Wie sieht es bei Ihnen aus, Commander?“
Riker hörte die Stimme seines Captains und tippte seinen Kommunikator an.
„Hier Riker, Sir. Wir haben Captain Data gefunden. Er wurde abgeschaltet und in seinem Quartier zurückgelassen. Ansonsten konnten wir nur einen abgebrochenen Logbucheintrag finden, der besagt, dass die Columbia einem Notruf nachging. Captain, vielleicht hat diese Sache mit dem Gott der Edo zu tun, wie Mister Crusher schon erwähnte.“
„Ich habe verstanden, Commander. Reaktivieren Sie Captain Data und bringen Sie ihn mit auf die Exeter. Branford Ende.“
Crusher meldete sich: “Commander, wir würden gerne die sensiblen Bereiche des Schiffes durchsuchen. Mit ihrer Genehmigung, Sir.“
„Genehmigt, Wesley. Riker Ende.“ erwiderte Riker.

„Wie weit sind Sie, Jake?“
Cassels blickte nicht zur Seite, er war voll auf die positronischen Schaltkreise des Androiden konzentriert.
„Geduld, Commander. Ich bin gleich soweit. Diese Schaltkreise sind das Komplizierteste, was ich je gesehen habe. Jetzt müsste es funktionieren.“ erwiderte Cassels und aktivierte den Androiden.
Es dauerte drei Sekunden, bis Data die Augen aufschlug. Er sah Riker und Cassels aufmerksam an und nickte: “Danke für meine Reaktivierung, Gentlemen. Sie sind Lieutenant Commander Thomas Riker von der Exeter. Darf ich fragen, wer Sie sind?“
Bei dieser Frage blickte er Cassels musternd an.
„Lieutenant Commander Jake Cassels, Chefingenieur der Exeter.“ antwortete Cassels.
„Sir, darf ich fragen, an was Sie sich erinnern?“ wollte Riker wissen.
Data erwiderte: “Nun, meine letzte Erinnerung ist, dass mich mein XO abschaltete. Das war kurz, nachdem wir die Gottheit entdeckten. Ich bin verwirrt, wieso er das getan hat.“
„Nun, eines ist sicher: Ihre Crew ist nicht mehr an Bord, Captain.“ stellte Cassels fest.
„Wir werden Sie finden, Commander. Einen Moment.“
Data nahm an der Arbeitskonsole Platz und aktivierte die Scanner. Er tastete mit einer unglaublich schnellen Geschwindigkeit den Planeten ab.
„Ich habe sie. Die gesamte Crew von 1065 Personen befindet sich verteilt auf dem Planeten. Ich kann deutlich die Kommunikatorsignale orten.“
„Vielleicht sollten wir ihre Crew kontakten, Sir.“ schlug Riker vor.
„Nein, Commander. Sie sind offensichtlich von der Gottheit auf Rubicun III dirigiert worden. Es würde nichts bringen, sie zu rufen.“ lehnte Data ab.
„Der Captain hat Anweisungen gegeben, dass wir Sie zur Exeter bringen.“
Data nickte: “In Ordnung, Mister Riker. Vorerst müssen wir noch etwas tun.“
Er berührte die Dateneingabe mit seiner Hand.
„Erkenne Data, Captain.“ teilte der Computer mit.
„Computer, Kommandofunktionen deaktivieren. Genehmigung Data, Alpha 6.“
„Alle Kommandofunktionen außer Funktion.“ meldete der Computer.
Data nickte Rike zu: “Wir können die Columbia nun verlassen, Commander.“
„Riker an Exeter. Drei Personen zurück beamen. Mister Crusher und Mister Jacobs bleiben noch. Energie.“ befahl Riker.

Riker führte Data in den Bereitschaftsraum. Branford erhob sich aus seinem Sessel.
„Darf ich vorstellen? Captain Christopher Branford, Captain Data. “ sagte Riker.
Branford nickte: “Das wäre alles, Commander.“
„Sehr erfreut, Captain Branford.“ begrüßte Data Branford und reichte ihm die Hand.
Branford schlug ein: “Die Ehre ist auf meiner Seite, Captain. Bitte, setzen Sie sich.“
„Sie wissen, was passiert ist. Mein XO hat mich abgeschaltet. Ich bin mir fast sicher, dass sie unter der Kontrolle des Gottes der Edo stehen.“ teilte ihm Data mit.
„Ja. Eine Frage: Konnten Sie Kontakt zu den Edo herstellen?“
„Leider nicht. Bevor wir Kontakt aufnehmen konnten, wurde ich abgeschaltet. Ich frage mich, wieso der Gott der Edo derartig aggressiv wurde. Bei unserem letzten Besuch war das nicht der Fall.“
„Vielleicht finden Mister Crusher und Mister Jacobs noch etwas. Sie suchen noch auf der Columbia nach Hinweisen.“
Ein Interkomruf ertönte: “Crusher an Exeter.“
„Sprechen Sie, Lieutenant. Was haben Sie gefunden?“ fragte Branford.
Crusher erwiderte: “Captain, die Waffenkammer des Schiffes ist vollkommen leer geräumt. Alle Phaser und Phasergewehre fehlen.“
„Verstanden. Kommen Sie an Bord zurück. Branford Ende.“ erwiderte Branford.
„Die Crew hat sich bis an die Zähne bewaffnet, wie man wohl sagen würde. Aber aus welchem Grund?“
„Mister Data, ist es möglich, dass die Crew der Columbia die Edo unterjochen will?“
„Der Gott würde das sicher verhindern. Aber Sie haben recht: Warum beamt sich die Crew schwer bewaffnet auf Rubicun III hinunter?“
„Vielleicht wird eine genauere Scanneranalyse uns Klarheit verschaffen. Gehen wir auf die Brücke.“ meinte Branford abschließend.

Data nahm an der hinteren wissenschaftlichen Station Platz. Branford blieb hinter ihm stehen und beobachtete.
„Die Oberflächenabtastung ergibt, dass sich das 32.000 Köpfe zählende Volk der Edo an gewissen Ballungsräumen aufhält. Sie bewegen sich kaum. Merkwürdig.“
Branford fragte: “Weswegen finden Sie das merkwürdig?“
„Bei unserem letzten Besuch waren die Edo gelinde gesagt sehr viel unterwegs. Sie wechselten oft die Wohnorte, unternahmen ausgedehnte Wanderungen. Aber hier, sehen Sie: Sie halten sich ständig in den größten Ballungsräumen auf. Laut unseren Forschungen völlig untypisch für das Volk der Edo.“ erklärte Data ausführlich.
Branford wandte sich zu Jacobs: “Lieutenant, können die Sensoren diese so genannte Gottheit orten?“
„Nein, Sir. Außer uns und der Columbia befindet sich kein künstliches Objekt in diesem Teil des Alls.“ erwiderte der Einsatzoffizier.
„Diese Gottheit ist ein Wesen, das in zwei verschiedenen Dimensionen existiert. Daher kann es sein, dass Sie es einmal erfassen können und dann wieder nicht.“ teilte Data dem Kommandanten mit.
„Nun gut. Aber wie verfahren wir weiter, Sir?“ wollte Jacobs wissen.
„Es gibt eine Möglichkeit: Wir beamen runter und sehen uns die Lage an.“
Data nickte: “Eine exzellente Idee. Ich werde Sie begleiten.“
„Ich werde einen Außentrupp formieren, Sir.“ sagte Riker, der daneben stand.
„Nein, Nummer 1. Ich werde das Außenteam führen. Sie übernehmen das Kommando.“ entgegnete Branford deutlich.
„Aber Sir, es könnten ungeahnte Risiken auf Rubicun III geben. Es ist mir nicht ganz recht, dass Sie runtergehen wollen.“ protestierte der 1.Offizier.
Branford legte ihm die Hand auf die Schulter: “Keine Sorge, Commander. Ich werde vorsichtig sein. Mister Jacobs, Mister Crusher, Sie und der Counselor kommen mit. Branford an Krankenstation: Doctor Sanders, melden Sie sich in Transporterraum 3.“

Chief Andrew Lamar, der Transporterchef der Exeter, begrüßte das Außenteam.
„Captain, ich habe den Hauptdistrikt der Siedlung als Ort des Transports ausgewählt. Wenn Sie es wünschen, wir können Sie jederzeit runter beamen.“ sagte Lamar.
Branford und das Außenteam betraten die Plattform. Der Captain steckte seinen Phaser und den Tricorder in die Gürteltaschen und nickte.
„Phaser auf Betäubung. Wir können, Chief. Energie.“ ordnete er an.

Branford blickte sich in der Umgebung um. Der Hauptdistrikt der Siedlung war von überwältigender Schönheit, die Bauwerke hell und freundlich. Ihre Wohntürme ragten aus der grünen Landschaft heraus.
Branford klappte seinen Tricorder auf und scannte die Umgebung. Er konnte einige Lebensformen zweihundert Meter entfernt orten.
„In diese Richtung werden wir gehen. Dort kann ich einige Lebensformen ausmachen. Kommen Sie.“ entschied Branford.

Die Edo, die Branford geortet hatte, befanden sich in einem Wohnhaus, das etwa hundert Wohneinheiten aufwies. Das Außenteam entdeckte jedoch keine Edo auf den Straßen vor dem Wohnhaus.
„Was schlagen Sie vor, Captain Data?“ fragte Branford den Androiden.
Data erwiderte: “Wir sollten noch abwarten. Ich denke, es wird sich etwas ergeben.“
Crusher deutete auf das Erdgeschoss des Hauses.
„Sehen Sie, dort ist ein Gemeinschaftsraum. Wir können erstmal dort warten.“

„Captain, es ist nur sehr wenig Bewegung zu erkennen. Wie schon gesagt, sehr seltsam für das Volk der Edo.“ stellte Crusher fest und klappte den Tricorder zusammen.
Branford ließ sich auf einen Stuhl sinken und nickte.
„In Ordnung, Lieutenant. Warten wir ab, was passiert. Es könnte sein, dass...“
Im Moment, als Branford diese Worte aussprach, kamen drei Personen um die Ecke.
Es waren zwei Männer und eine junge Frau. Sie waren in der klassischen Kleidung der Edo gekleidet. Sie erkannten die Uniformen der Sternenflotte und senkten ihre Köpfe.
Der Mann sprach: “Entschuldigen Sie vielmals, dass wir noch unterwegs sind. Wenn Sie unseren Ungehorsam entschuldigen wollen, dann gehen wir in unsere Quartiere.“
Branford erhob sich und stellte sich vor die Drei hin. Die Edo knieten vor ihm nieder.
„Vergebt uns, bitte!“ flüsterte die eine Frau.
Crusher trat zu Branford: “Liator! Was hat das zu bedeuten?“
Der Mann erhob sich und erkannte Crusher: “Wesley! Schön, Sie zu sehen. Als wir ihre Uniformen sahen, dachten wir, Sie gehören zu den Auserwählten.“
„Zu den Auserwählten? Wer ist das?“ fragte Sandra Galen verwirrt.
„Erstmal sollten wir hier weggehen. Wir bringen Sie zu einem Ort, an dem wir sicher sind.“ erwiderte Liator.

Die Edo führten das Außenteam in eine Wohnung. Liator bot allen Mitgliedern etwas zu trinken an.
„Also, Liator? Was wollten Sie uns vorhin sagen?“ wollte Branford wissen.
Der Edo nickte: “Die Auserwählten. Nun, Sie kamen vor etwa zwei Wochen auf unsere Welt. Gott hat Sie geschickt, damit wir den Weg des Lebens wie bisher weiterleben.“
„Das heißt, mit ihren Gesetzen?“ fragte Crusher eindringlich.
„Ja, so ist es. Sehen Sie, seit kurzem sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass unser bisheriges Rechtssystem fehlerhaft ist. Ich als der Anführer wollte diese Sache ändern und auch unser Volk dazu bringen, sich weiterzuentwickeln. Wir befinden uns seit mehr als zweihundert Jahren auf derselben Entwicklungsstufe.“ erklärte Liator.
„Wollen Sie damit sagen, dass meine Crew hier eine Art Diktatur aufbaut?“ fragte Data merkwürdig impulsiv.
„Ja. Sie führen mit eiserner Hand unsere Gesetze durch und sorgen dafür, dass wir nichts ändern. Es wurden in den zwei Wochen schon zwanzig von uns hingerichtet. Die Auserwählten sind die Boten Gottes.“ nickte Liator zustimmend.
Data reagierte wiederum emotional: “Meine Leute exekutieren die Bewohner?“
„Unfassbar. Der Gott hat die Edo doch immer wie ein Vater behütet.“ meinte Crusher.
Branford sah seinen Sicherheitschef an: “Das hat sich anscheinend geändert, Wesley.“
„Wir können nichts gegen die Auserwählten tun. Sie sind schwer bewaffnet, und unser Volk besitzt keinerlei Waffentechnologie.“ meinte Sorenia, die eine Frau.
„Das wäre in der Tat unklug. Verhalten Sie sich ruhig. Wir werden versuchen, einen Ausweg zu finden. Können Sie uns eine Wohnung verschaffen, von der aus wir unsere Nachforschungen anstellen können?“ fragte Branford Liator.
„Sie können diese Wohnung hier benutzen, Captain. Helfen Sie meinem Volk. Wir sind verzweifelt.“ erwiderte Liator.

Das Außenteam war alleine in der Wohnung. Branford sah seine Begleiter an.
„Nun, hat jemand von Ihnen einen Vorschlag?“
Jacobs meinte: “Captain, wir könnten mit der Sicherheitsabteilung der Exeter versuchen, die Auserwählten zu besiegen.“
„Unrealistisch, Lieutenant. Die Crew der Columbia umfasst 1065 Mitglieder. Die Crew der Exeter hingegen hat nur 154 Mitglieder. Mit diesem Verhältnis werden wir untergehen, sollte es zu einem Kampf kommen.“ schüttelte Data den Kopf.
Sandra Galen fragte: “Warum wohl ist der Gott der Edo so besorgt, dass diese sich weiterentwickeln wollen?“
„Ich glaube zu wissen warum, Counselor. Der Gott betrachtet die Edo als seine Kinder und hat Angst, sie zu verlieren. Wir kennen das in ähnlicher Form von den wirklichen Eltern.“ erwiderte Data analytisch.
„Wir müssen weitere Nachforschungen über die Vorgehensweise der Auserwählten anstellen, bevor wir erste Schritte unternehmen. Wir warten ab, bis es wieder hell ist und beginnen dann. Ich werde erstmal Kontakt zum Schiff aufnehmen.“ entschloss sich Branford. Er tippte seinen Kommunikator an, doch es wurde keine Verbindung aufgebaut. Er wiederholte den Ruf, doch die Exeter meldete sich nicht.
„Wir haben den Kontakt zum Schiff verloren. Sieht so aus, als ob wir auf uns alleine gestellt. wären. Schlafen wir noch etwas, bevor wir losgehen.“ meinte er und ließ sich in einen Sessel fallen.

„Wir trennen uns. Captain Data, Sie gehen am besten mit Mister Crusher und dem Doctor in diese Richtung. Mister Jacobs, der Counselor und ich werden diesen Weg entlanggehen. Wir treffen uns in zwei Stunden wieder. Viel Glück.“ meinte Branford.
Data nickte: “Gut, Captain. Viel Erfolg Ihnen.“

Jacobs scannte mit seinem Tricorder die Umgebung. Er berichtete Branford.
„Captain, ich orte mehrere Lebensformen dreihundert Meter entfernt, Richtung 221. Es sind jedoch keine Edo!“
Branford nickte: “Das sehen wir uns an. Kommen Sie.“

Schon von weitem sah der Außentrupp, dass an dem Ort drei Sternenflottenoffiziere standen, die ihre Handphaser auf einen Trupp von sechs Edo gerichtet hatten.
Der vorne stehende Offizier brüllte: “Was habt Ihr um diese Uhrzeit hier draußen zu suchen? Redet!“
„Verzeiht, Sir. Wir waren uns der Ausgangssperre nicht bewusst, die der Rat der Auserwählten verhängt hat. Wir bitten um Verzeihung.“ erwiderte einer der Edo.
Der Offizier trat etwas vor, holte urplötzlich aus und schlug den Edo zu Boden. Keiner der anderen Edo griff ein, obwohl sich ihr Begleiter vor Schmerzen am Boden krümmte.
„Bleiben Sie hier, Lieutenant! Das ist ein Befehl!“
Branford hielt Jacobs am Arm fest, als dieser den Edo helfen wollte.
Jacobs erwiderte: “Aber Sir! Wir sind verpflichtet zu helfen!“
„Wenn wir jetzt eingreifen, dann fliegen wir auf! Ich weiß, dass das unbefriedigend ist, aber wir müssen uns vorübergehend ruhig verhalten.“ entgegnete Branford.
Die Offiziere ließen von den Edo ab und drehten sich herum. Sie erblickten den Außentrupp, aber sie unternahmen nichts. Sie gingen in die andere Richtung weg,
Sandra Galen schaute Branford an: “Das finde ich merkwürdig, Sir. Sie haben uns gesehen, doch sie haben gar nicht reagiert.“
„Erstaunt mich auch. Vielleicht sind sie wirklich nur auf die Edo fixiert. Gehen wir rüber zu den Edo.“

Die Gruppe zuckte angsterfüllt zusammen, als sich der Außentrupp näherte. Sie senkten ihre Köpfe.
„Sir, wir sind schon auf unsere Verfehlung hingewiesen worden.“ sagte der eine Edo.
Branford hob die Hand: “Lassen Sie. Wir gehören nicht zu den Auserwählten. Wir möchten Ihnen helfen.“
„Uns helfen? Das glauben wir nicht. Nein, wir werden uns entfernen, wenn Ihr gestattet.“ schüttelten die Edo den Kopf und schlichen davon.
Jacobs sah ihnen nach und meinte: “Captain, die scheinen wirklich total eingeschüchtert worden zu sein. Unglaublich.“
„Es wird Zeit, dass wir etwas unternehmen.“ erwiderte Branford ernst.

Jake Cassels saß an der Arbeitsstation des Maschinenraums auf der Brücke. Er versuchte, die Verbindung zum Außentrupp wiederherzustellen.
„Jake, wie weit sind Sie?“ fragte Riker, der im Kommandosessel saß.
Cassels schüttelte frustriert den Kopf: “Kein Erfolg sichtbar, Commander.“
„Versuchen Sie es weiter. Wir müssen mit dem Außentrupp in Kontakt treten.“
McLure meldete: “Commander, wir können auch niemanden hinunter beamen. Der Transporter kann keine Koordinaten erfassen.“
Riker nickte: “Verstanden. Lieutenant Waringthon, verkleinern Sie unseren Orbit.“
„Aye, Commander.“ bestätigte Waringthon und dirigierte das Schiff in eine tiefere Umlaufbahn um den Planeten.

Branford kehrte nach dreistündiger Suche zusammen mit seinem Trupp zu der Wohnung zurück. Data, Crusher und Sanders warteten bereits.
„Captain Data, haben Sie etwas herausgefunden?“ fragte Branford den Androiden.
„Wir haben mit mehreren Edo gesprochen, aber sie waren alle misstrauisch. Diese Auserwählten haben hier ein Terrorregime errichtet, das alle unterdrückt.“
Branford blickte Galen an: “Counselor, haben Sie feststellen können, inwiefern die Auserwählten vom Gott der Edo beeinflusst werden?“
„Noch nicht, Captain. Ich muss erst mehrere Auserwählte näher sehen. Dann kann ich vielleicht näheres sagen.“ erwiderte die Betazoid.
„Wir werden nochmals losgehen. Mister Crusher, Doctor, Sie kommen mit. Captain Data, würden Sie uns ebenfalls begleiten?“ meinte Branford.
Data nickte knapp: “Sicher, Captain. Wir können gehen.“

Es war mittlerweile Nachmittag auf Rubicun III. Branford klappte seinen Tricorder auf und scannte die Umgebung. Das Gerät zeigte menschliche Lebensformen in der Nähe an.
„In Richtung 210 Grad befinden sich drei menschliche Lebensformen. Entfernung 150 Meter.“ stellte er nach einem genauen Scan fest.

Von einiger Entfernung sah das Außenteam, dass eine Gruppe von sechs Sternenflottenoffizieren an einem Teich beisammen stand.
Sandra Galen hielt Branford leicht am Arm fest. Der Captain stoppte sofort und sah die Beraterin an.
„Warten Sie mit Wesley und dem Doctor hier, Captain. Ich muss alleine näher heran, um mir ein klares Urteil zu bilden.“ meinte Galen leise.
Branford sah sie besorgt an: “Counselor, ich habe kein gutes Gefühl, wenn Sie alleine zu
diesen Auserwählten gehen. Es könnte gefährlich werden.“
„Captain, wir brauchen Informationen. Es geht nichts anders.“ entgegnete Galen.
Branford nickte langsam: “In Ordnung. Gehen Sie.“ Er blickte Crusher an: “Lieutenant, gehen Sie an das andere Ende des Teichs und überwachen Sie alles. Wenn es brenzlig wird, greifen wir ein.“
Crusher nickte: “Zu Befehl, Sir.“

Sandra Galen spürte ihre Nervosität, als sie den „Auserwählten“ näher kam. Die Offiziere, von denen der Ranghöchste ein Lieutenant Commander war, beachteten sie gar nicht.
Ihre empathische Fähigkeit ließ sie spüren, dass die Offiziere ganz normale Gedanken hatten. Nichts wies darauf hin, dass sie einen derartigen Terror ausübten.
„Dort drüben! Kommen Sie mit!“ schrie der Führer auf einmal, als er zwei Edo über den Rasen spazieren sah.
Galen war geschockt. Von einem Moment auf den anderen wandelten sich die Gedanken der Offiziere, sie waren durchdrungen von Aggressionen und Hass.
Die Offiziere stellten die Edo und zwangen sie, niederzuknien. Der Lieutenant Commander hatte seinen Handphaser gezogen und zielte von hinten auf den Kopf des Mannes. Das junge Mädchen, das noch dabei war, weinte. Galen konnte ihre Verzweiflung spüren.
Sie konnte und wollte nicht tatenlos herumstehen. Nur selten benutzte sie ihren Phaser, aber nun war es anders. Sie zog die Waffe aus dem Halfter und stellte sie auf Betäubung.
„Nun wirst Du sterben, Du Wurm!“ brüllte der Führer der Offiziere.
Galen legte an und feuerte einen Schuss auf ihn ab. Er wurde getroffen und sackte zusammen.

Branford hörte den Schuss und wie der Offizier getroffen wurde. Beinahe im selben Moment hatte er seinen Phaser gezogen und rannte in Richtung Galens.
„Branford an Crusher. Schützen Sie den Counselor auf alle Fälle!“ ordnete er an.
Die anderen Offiziere hatten Galen gesehen, und diesmal reagierten sie. Sie schossen zurück und Galen wurde getroffen.
Branford sah, wie sie zu Boden ging, und er nahm den zweiten Offizier unter Feuer. Sanders hatte ebenfalls in den Kampf eingegriffen, und es gelang dem Außentrupp, die Offiziere zu betäuben.

„Sandra! Doctor, was ist mit ihr?“ fragte Branford, als er sich zu Galen auf den Boden kniete. Sie war bewusstlos.
Sanders hatte den medizinischen Tricorder herausgezogen und scannte sie. Er machte ein hoffnungsvolles Gesicht: “Die Einstellung des Phasers war nicht hoch. Ich gebe ihr ein Hydrospray, dann müsste sie wieder aufwachen.“
Sanders verabreichte dem Counselor eine Injektion. Galen schlug ihre Augen auf und sah Branford als erstes.
„Counselor, was haben Sie sich eigentlich gerade eben gedacht?“ fragte Branford in einem strengen Ton.
Galen richtete sich auf: “Diese Leute wollten einen Edo hinrichten, Sir. Das konnte ich nicht zulassen.“
„Jetzt haben wir ernste Probleme. Die Auserwählten werden hinter uns her sein. Wir müssen hier weg.“ meinte Branford und sah sich um.
Die beiden Edo, die sie gerettet hatten, kamen zu ihnen. Der Mann war eher ein Junge, circa 18 oder 19 Erdenjahre alt. Das Mädchen, schlank und mit langem blonden Haar, war etwa genauso alt.
„Danke für ihre Hilfe. Endlich haben diese Unterdrücker erhalten, was sie verdienen. Kommen Sie, wir bringen Sie an einen sicheren Ort. Hier wird es in kurzer Zeit von Auserwählten wimmeln.“ sagte die junge Frau,
Branford erhob sich und half Galena auf: “In Ordnung. Gehen wir.“

„Danke für ihre Hilfe. Ich bin Torben, das ist meine Schwester Celiza.“
Der junge Edo stellte sich und das Mädchen dem Außenteam vor.
Branford nickte und sah sich um. Er hatte sie in eine Höhle geführt, die außerhalb der Siedlung lag.
„Ich bin Captain Christopher Branford von der U.S.S. Exeter.“ erwiderte Branford und stellte auch seine Begleiter vor.
„Diese niederträchtigen Unterdrücker! Sie haben endlich bekommen, was sie verdient haben.“ meinte Torben grimmig.
Sandra Galen blickte den jungen Mann an: “Ich fühle bei Ihnen nur Hass, Torben.“
„Ich habe auch allen Grund dazu. Immerhin haben die Auserwählten meine Eltern hingerichtet!“
„Das tut mir leid, Torben. Wie können wir Ihnen helfen?“ wollte Branford wissen.
Der Junge erwiderte: “Geben Sie mir und den anderen einige ihrer Waffen. Dann werden wir die Auserwählten vernichten.“
„Nein, das können wir nicht tun. Es muss einen anderen Weg geben.“ lehnte Branford den Wunsch Torbens ab.
Celiza blickte den Captain bittend an: “Captain, Sie sehen doch, es gibt keinen anderen Ausweg. Helfen Sie uns.“
Data erwiderte: “Wir werden Ihnen auch helfen. Aber nicht auf die Art, dass wir Ihnen Phaser geben, dass ein blutiger Krieg losbricht.“
Branford nickte: “Wir werden uns erstmal beraten. Entschuldigen Sie uns einen Augenblick.

Das Außenteam ging einige Meter von Torben und Celiza weg. Branford sah seine Begleiter aufmerksam an.
„Hat jemand von Ihnen einen Vorschlag?“
Galen antwortete: “Ich bin verwirrt wegen der Emotionen, die ich gespürt habe. Die Auserwählten scheinen so oberflächlich dieselben Menschen zu sein, die sie zuvor auch waren. Aber als sie vorhin die beiden Edo sahen, wandelten sich ihre Gedanken von einem aufs andere Mal. Sie waren durchdrungen von Hass, von gewalttätigen Empfindungen. Sie schienen völlig ausgewechselt.“
Data bemerkte: “Vielleicht könnten wir erreichen, dass der Gott der Edo seine Beeinflussung beendet. Dann wäre meine Crew wieder dieselben Menschen, die sie vorher waren.“
„Den Gedanken hatte ich auch, Captain.“ nickte Galen zustimmend.
Crusher fragte: “Aber wie wollen wir das erreichen?“
„Ich habe noch keinen Einfall, Lieutenant. Wir sollten zurück zu unserem Quartier gehen. Wir haben seit fast vierundzwanzig Stunden nicht mehr geschlafen.“ meinte Branford abschließend. Seine Begleiter nickten.
Als sie zum Ausgang der Höhle gingen, hielt sie Torben auf.
„Sie können jetzt nicht rausgehen! Die Auserwählten haben es verboten, dass man um Mitternacht auf den Straßen ist. Sie würden uns verraten.“
Branford nickte resignierend: “Also, dann schlafen wir hier.“

Es dauerte keine zehn Minuten, da war das Außenteam in einen tiefen Schlaf gefallen. Torben sah Celiza an.
„Ich werde mir die Waffen der Fremden nehmen. Damit können wir uns verteidigen.“
Seine Schwester schüttelte den Kopf: “Lass es, Torben. Wir würden sie hintergehen.“
„Sie werden uns aber nicht helfen, Celiza. Wir müssen handeln. Sei still.“ erwiderte ihr Bruder und schlich sich zu Wesley Crusher, der zwischen Data und Branford lag.
Crusher hatte das Halfter abgenommen und es neben sich gelegt. Torben streckte die Hand danach aus, da ergriff ihn auf einmal Datas Hand.
„Was machen Sie denn da, junger Freund?“ fragte der Androide kühl.
Torben blickte Data entsetzt an, als der ihn mit seinen goldfarbigen Augen musterte.
„Ich wollte nur...“ versuchte Torben eine unzureichende Erklärung.
Data schnitt ihm das Wort ab: “Sie waren vermutlich der Ansicht, dass ich ebenfalls schlafe. Ich bin jedoch ein Androide, eine Maschine. Hören Sie, wir werden Ihnen helfen. Aber versuchen Sie nicht, uns zu hintergehen. Und jetzt gehen Sie schlafen. Ich werde aufpassen.“
Data ließ die Hand des Jungen los und schloss wieder seine Augen.

Lieutenant Jennifer Waringthon lehnte sich angespannt im Kommandosessel zurück. Sie hatte seit fünf Stunden Wache. Die Brückencrew hatte vergeblich versucht, das Außenteam zu kontakten.
Waringthon nahm einen Schluck Kaffee und beobachtete den Hauptbildschirm. Auf einmal erschien ein quadratisches Gebilde mit unzähligen, hellblauen Verstrebungen vor der Exeter. Waringthon stellte hastig ihren Kaffee ab.
„Schilde aufbauen! Roter Alarm!“ ordnete sie an und stand auf.
Die Brücke wurde in die dunklere Kampfbeleuchtung getaucht.
Waringthon wandte sich an Commander Delany, den Wissenschaftsoffizier.
„Commander, was zeigen die Sensoren?“
Delany führte die Analyse durch und meldete: “Widersprüchliche Anzeigen, Lieutenant. Das Objekt scheint nur teilweise in dieser Dimension zu existieren. Das überdeckt sich mit den Beobachtungen, die die Enterprise damals machte.“
„Commander Riker, melden Sie sich bitte auf der Brücke.“ rief Waringthon den XO.

Lieutenant Commander Thomas Riker erschien drei Minuten später auf der Brücke. Er sah das Gebilde und wandte sich fast automatisch an Delany.
„Existiert bereits eine Analyse, Mister Delany?“
Delany schüttelte den Kopf: “Negativ, Commander. Ich muss erst genauere Scans anstellen, bevor ich etwas sagen kann.
„Haben Sie Befehle, Commander?“ wollte Waringthon wissen.
Riker nickte ihr zu: “Die Schilde bleiben aktiviert. Führen Sie eine volle Sensorenabtastung dieses Objekts durch. Wir müssen einen Weg finden, um Kontakt aufzunehmen.“
„Was ist mit dem Außenteam, Sir? Wir können Sie nicht rauf beamen, solange die Schilde aktiv sind.“ wandte Waringthon ein.
Riker erwiderte: “Führen Sie die Befehle aus, Lieutenant. Der Schutz der Exeter hat absolute Priorität.“

Branford schüttelte den letzten Rest Müdigkeit ab und stand auf. Es war mittlerweile draußen hell geworden und sie wollten zu ihrem Quartier zurückkehren.
Gemeinsam mit Torben und Celiza marschierten sie zurück.

Schon von weitem sah Branford die eingeschlagene Eingangstür. Ein Blick zu Crusher, und der Sicherheitschef wusste Bescheid. Er deckte Branford den Rücken, als er mit gezogener Waffe in die Wohnung stürmte.
Im Wohnzimmer lag Sorenia auf dem Boden. Capella kniete über seiner Frau und weinte. Deutlich sah man, dass überall Blut war.
„Capella! Was ist passiert? Doctor, kommen Sie!“ schrie Branford.
Der Edo blickte auf: “Die Auserwählten kamen vor drei Stunden. Sie hatten einen Tipp erhalten, dass wir hier sind. Sorenia stellte sich gegen sie, wollte ihren Einsatzoffizier schützen, da haben sie...“
Der Mann fing wieder an zu weinen und vergrub sein Antlitz in Sorenias Körper.
Sanders hatte die Frau gescannt und schüttelte traurig den Kopf: “Tut mir leid, Captain. Sie ist schon zu lange tot. Ich kann sie nicht reanimieren.“
Counselor Galen kniete sich zu Capella hin und legte ihre Hand auf seine Schulter.
„Es tut mir leid, Capella. Wir müssen aber wissen, wo sich Lieutenant Jacobs befindet.“
Capella sah kurz auf: “Sie haben ihn zu ihrer zentralen Verwaltung gebracht. Henchoz will ihn offenbar verhören.“
„Commander Henchoz?“ fragte Data.
Capella blickte den Androiden unverständlich an: “Was meinen Sie?“
„Schon gut. Wir lassen Sie besser alleine. Torben, könnten Sie sich etwas um ihn kümmern?“ erwiderte Branford.
Celiza antwortete für Torben: “Natürlich kann er das. Und ich werde Sie führen.“

Die „Zentrale Verwaltung“ war ein Gebäude inmitten der Siedlung. Vor dem Gebäude standen zwei Wachen, die Typ-II-Phaser trugen.
„Bleiben Sie hier, Celiza. Wir müssen das alleine bewältigen. Sie waren uns eine große Hilfe.“ meinte Branford und stoppte in einiger Entfernung.
Das junge Mädchen nickte: “In Ordnung. Viel Glück, Captain.“
„Was haben Sie vor, Sir?“ wollte Crusher wissen.
Branford erwiderte: “Frechheit siegt, Lieutenant. Captain Data, würden Sie mich begleiten? Die anderen bleiben hier.“
„Natürlich, Captain Branford. Gehen wir.“ erwiderte Data sofort.

Branford und Data gingen langsam auf das Portal zu. Crusher beobachtete das Ganze mit einiger Nervosität.
„Was hat der Captain nur vor, Counselor?“
Sandra Galen erwiderte: “Er wird sich nie ändern. Das Risiko liebt er, allerdings nur dann, wenn er sich selbst in Gefahr begibt.“
„Hoffen wir, dass er da heil wieder rauskommt.“ meinte Doctor Sanders.

Branford ging gemeinsam mit Data ohne angehalten zu werden an den Wachen vorbei in das Gebäude. Als sie im Foyer standen, zog Branford seinen Tricorder heraus.
„Ich kann hier in diesem Haus vierzig Kommunikatorsignale orten. Ich werde Jacobs´ Signal herausfiltern.“ meinte Branford und justierte den Tricorder so, dass er einzelne Kommunikatorcodierungen erkannte.
„Ich habe es, Captain. Er befindet sich im Nordflügel.“ meinte er und deutete in einen Flur hinein: “Dort werden wir langgehen.“

Sie hörten lautes Gerede aus einem angrenzenden Raum. Branford nickte Data zu.
„Es geht los. Jacobs ist hier. Wir gehen rein.“ sagte er entschlossen.
Data brach die Türe auf und beide stürmten den Raum. Es waren drei Offiziere und Lieutenant Jacobs darin. Die Offiziere wollten Jacobs anscheinend verhören. Mit Schrecken sah Branford, dass er schwer verletzt war. Sein Gesicht war von lauter Blutergüssen übersät, und er hielt sich seine rechte Seite. Offenbar waren einige Rippen gebrochen.
Die Offiziere wandten sich um und reagierten blitzschnell. Sie zogen ihre Handphaser und feuerten. Branford warf sich hinter einen Mauervorsprung und schoss zurück.
„Data, nehmen Sie sich die beiden auf der rechten Seite vor!“ brüllte Branford.
Der Androide reagierte und verließ sein Versteck. Der erste Angreifer wurde von Data niedergestreckt, doch der zweite schaffte es, einen unpräzisen Schuss abzugeben. Data wurde am Arm getroffen. Er reagierte gar nicht und schleuderte den Angreifer einfach in die andere Ecke des Raumes. Branford legte auf den letzten Offizier an und betäubte ihn.
Branford war sofort bei Jacobs. Der Einsatzoffizier sah ihn erfreut an, obwohl seine Augen geschwollen waren.
„Schön, dass Sie zu meiner Party kommen konnten, Sir.“ meinte er sarkastisch.
Branford half ihm auf die Beine und meinte: “Ihr Sarkasmus wird Ihnen eines Tages noch vergehen, Samuel. Aber jetzt kommen Sie, wir müssen hier raus.“
Er blickte auf Data, der sich seinen Arm ansah. Die Phasersalve hatte einen Teil des Armes weggesprengt, aber das schien ihn nicht zu kümmern.
„Ist etwas beschädigt, Data?“ fragte Branford mit einer gewissen Besorgnis.
Kühl erwiderte der Androide: “Die Funktionen meines Armes sind um 23,4% reduziert worden. Alles in allem nicht besorgniserregend, Captain.“
„Dann verschwinden wir hier. Solange wir noch können.“ erwiderte Branford.

„Ah, verdammt!“
Jacobs verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als ihn Sanders untersuchte. Sie waren in die Höhle zurückgekehrt, da sie sich hier sicher fühlten.
Sanders antwortete: “Halten Sie still, Lieutenant. Es ist gleich vorbei.“
Er holte eine Salbe aus seiner Tasche und trug sie auf Jacobs´ Gesicht auf.
„So, das wird gegen die Schwellung helfen.“ meinte der Arzt und erhob sich.
„Danke, Doctor.“ erwiderte Jacobs.
Branford hatte sich zusammen mit Data und Galen in eine andere Ecke der Höhle begeben, um zu beratschlagen.
„Captain, ich habe eine Idee.“ sagte Counselor Galen und blickte Branford an.
„Gut, was haben Sie?“ nickte Branford.
„Celiza hat mir erzählt, dass Torben und viele andere junge Edo gegen die Auserwählten kämpfen wollen. Er hat beinahe dreihundert Edo, die ebenfalls mit Gewalt vorgehen wollen.“
Data schüttelte den Kopf: “Das würde in einem Blutbad enden. Was können wir tun?“
„Nun, Sie wissen ja sicherlich, was passiver Widerstand ist. Wenn sich die große Mehrheit der Bevölkerung passiv widerspenstig zeigt, dann muss der Gott der Edo irgendwann ein Einsehen haben.“
Branford bemerkte: “Ich hoffe es, Counselor.“
„Das werden wir bald wissen, Sir. Celiza hat eingewilligt, mit einigen anderen die Bevölkerung zu informieren.“
„Wie lange wird so etwas dauern?“ fragte Branford die Beraterin.
Galen sah ihn etwas ahnungslos an: “Vielleicht zwei Tage. Kommt ganz darauf an, wie gut die Leute mitmachen, Sir.“
Branford nickte: “In Ordnung. Ich hole die beiden, dann können wir ihnen den Vorschlag unterbreiten.“

Torben starrte Branford verständnislos an.
„Sie wollen, dass wir uns nicht gegen die Auserwählten auflehnen? Das ist wohl nicht ihr Ernst, Captain!“
Counselor Galen erklärte: “Sie sollen sich auflehnen. Aber auf eine andere Weise, Torben. Passiver Widerstand war immer eine sehr effektive Waffe, um Tyrannei zu beenden.“
„Was erwarten Sie von uns?“ fragte Celiza, die deutlich aufgeschlossener wirkte.
Galen erwiderte: “Sie sollen gemeinsam mit ihren jungen Freunden diese Sache organisieren, Celiza. Es muss alles rasch gehen. Dann werden wir alle auffordern, dass sie sich auf ihrem Zentralplatz zu einer friedlichen Kundgebung treffen sollen. Keiner darf jedoch aggressiv werden, sonst ist die Sache vorbei.“
„In Ordnung, Counselor. Wir fangen an. Torben, benachrichtige deine Freunde.“ entschied Celiza und blickte ihren Bruder ernst an.
Torben resignierte: “Wie Du meinst.“ Er wandte sich um, dann sagte er noch zu Branford: “Ich hoffe, ihre Aktion bringt den gewünschten Erfolg. Sonst werden wir doch noch auf unsere erste Lösung zurückgreifen.“

Der Edo, den Branford fragte, schien sehr eingeschüchtert. Er versuchte, ihn davon zu überzeugen, sich dem passiven Widerstand anzuschließen.
„Ich weiß nicht recht. Wenn die Auserwählten doch anders reagieren, als Sie es meinen?“ fragte er Branford.
„Hören Sie, es ist natürlich gefährlich. Aber wollen Sie immer in Angst leben?“
Der Edo erwiderte: “Gut, ich werde kommen. Es ist nur...“
Er verstummt. Branford wandte den Kopf und sah eine junge Frau, etwa Mitte zwanzig, die sich ihnen näherte. Sie trug die gelbe Uniform der taktischen Abteilung.
„Was tun Sie hier? Verschwinden Sie sofort!“ rief sie drohend und hob ihren Phaser.
Branford überlegte sich kurz, ob er ebenfalls seinen Phaser ziehen sollte, verwarf aber den Gedanken.
Die Frau sah Branford seltsam an: “Sie sind doch der Mann, der in unsere Zentrale eingedrungen ist! Nehmen Sie ihre Hände hoch!“
Branford hob seine Hände hoch. Die junge Frau nahm ihm den Phaser und seinen Kommunikator ab.
„Hören Sie mir bitte genau zu. Sie stehen unter Einfluss einer fremden Gottheit. Denken Sie sich nach, wer Sie sind!“ sagte Branford eindringlich.
Die junge Frau war für einen kurzen Moment abwesend, aber Branford griff sie nicht an. Er hoffte, sie würde zu sich kommen. Doch es war umsonst. Sie packte ihn und deutete in die Richtung der zentralen Verwaltung.
„Wir werden gemeinsam Commander Henchoz einen Besuch abstatten! LOS!“
In dem Moment fiel ein Schuss und die Frau sackte zu Boden. Captain Data hatte die Szene beobachtet und eingegriffen. Er kam näher und steckte den Phaser in das Halfter zurück.
„Danke für die Hilfe, Captain.“ bedankte sich Branford bei ihm, während er seinen Phaser und den Kommunikator wieder an sich nahm.
Data betrachtete die junge Frau: “Das ist Lieutenant Veronica Capulet, mein zweiter taktischer Offizier.“
„Nehmen wir sie mit. Vielleicht können wir durch sie etwas mehr erfahren. Counselor Galen soll sich sie vornehmen.“ meinte Branford.
Data nickte: “Einverstanden. Gehen wir besser wieder in die Höhle zurück, Captain.“

Sandra Galen sah sich die junge Frau an. Seltsam, dachte sie, ich empfange wiederum nur normale Empfindungen von ihr. Keinen Hinweis auf die Beeinflussung.
„Seien Sie vorsichtig, Counselor. Ich bin da, das wissen Sie.“ sagte Jacobs, der in der Nähe stand. In seiner Hand ruhte der Typ-II-Phaser.
Galen erwiderte beschwichtigend: “Ich glaube kaum, dass Sie die Waffe brauchen. Aber trotzdem danke, Sam.“
Sie setzte sich zu Capulet auf den Boden und sprach auf sie ein. Sanders hatte sie untersucht und ihr eine Injektion gegeben, damit sie wieder aufwachte.
„Lieutenant Capulet, hören Sie mich?“ fragte Galen sanft.
Die junge Frau öffnete noch etwas mühevoll ihre Augen und blickte Galen an. Dann sah sie Jacobs, der auch dabei stand.
„Wer sind Sie?“ fragte sie irritiert und blickte rasch zwischen den beiden her.
„Counselor Sandra Galen von der Exeter. Das ist Lieutenant Jacobs, der erste Einsatzoffizier. Ich möchte Ihnen gerne einige Fragen stellen.“
Sie nickte, noch immer benommen.
„Können Sie mir sagen, weswegen Sie ihr Schiff verlassen haben?“
Capulet schien nach einer Antwort zu suchen, fand aber keine.
„Ich weiß nicht recht. Wir waren nach Rubicun III unterwegs, dann war auf einmal...“ Sie suchte nach Worten, aber fand keine: “Ich kann mich nicht erinnern.“
Galen fragte weiter: “Wieso unterdrücken Sie die Edo, Lieutenant?“
„Wir unterdrücken die Edo? Ich verstehe ihre Frage nicht, Counselor. Wir sind hier, weil es uns befohlen wurde.“
Jacobs mischte sich ein: “Befohlen? Von wem?“
„Eine höhere Macht. Mehr kann ich nicht sagen.“ erwiderte Capulet.
Galen meinte: “Wenn Sie sich fit genug fühlen, würde ich Ihnen gerne noch einige weitere Fragen stellen.“
„Wenn Sie es wünschen, Counselor. Ich glaube allerdings nicht, dass ich Ihnen viel sagen kann.“ erwiderte Capulet.

Branford sah seine Beraterin gespannt an, als sie von der Befragung zurückkam.
„Was haben Sie von Lieutenant Capulet erfahren, Counselor?“
Galen schüttelte bedauernd den Kopf: “Beinahe nichts, Sir. Sie sagt nur, dass ihr von einer, wie sie es sagte, höheren Macht befohlen wurde, was sie getan hat. Mehr weiß sie nicht. Ich kann auch nicht in ihre Gedanken eindringen.“
„Das verwundert mich, Counselor. Normalerweise gelingt es Ihnen bei jedem Lebewesen, die Gedanken zu lesen.“ meinte Branford.
Jacobs warf ein: “Es kann ja auch sein, dass hier ebenfalls der Gott der Edo am Werk ist, Captain.“
„Möglich, Lieutenant. Befragen Sie Lieutenant Capulet später nochmals. Ich werde mich mit Celiza und Torben unterhalten, wie es mit der Aktion weitergeht.“

Riker betrat schnellen Schrittes die Brücke der Exeter. Er ging zu Delany, der an der achteren wissenschaftlichen Arbeitsstation saß.
„Wie weit sind Sie mit der Analyse, Mister Delany?“ fragte er.
Delany blickte von seinen Instrumenten auf.
„Nun, Commander. Viel mehr Klarheit als vor fünf Stunden kann ich Ihnen jetzt auch nicht bieten. Folgendes: Wir können ganz offensichtlich nicht mit dem Objekt in Kontakt treten. Jegliche Kommunikationsversuche unsererseits waren ohne Ergebnis.“
Riker fragte nach: “Als die Enterprise-D Rubicun III untersuchte, gelang es doch, Kontakt herzustellen. Wieso jetzt nicht?“
„Das ist korrekt, Sir. Aber damals wusste die Gottheit nicht, mit wem sie es zu tun hatte. Nachdem sie damals mit Captain Data kurzzeitig verschmolzen, erfuhren sie alles über die Menschen. In dem Wertungssystem befindet sich kein Maßstab für die menschliche Zivilisation.“ erklärte Delany ausführlich.
Riker strich sich über seinen Kinnbart und murmelte: “Heißt das, die Kreatur da draußen kommuniziert deshalb nicht mit uns, weil wir ihr zu wenig entwickelt sind?“
„Vollkommen richtig, Commander.“ nickte der wissenschaftliche Offizier.
„Meinen Sie, wir sollten uns weniger aggressiv verhalten als jetzt?“ fragte Riker.
Delany erhob sich aus seinem Sessel. Er ging kurz auf und ab.
Riker war irritiert: “Mister Delany?“
„Moment, Commander. Wenn es in dem Wertungssystem keinen Platz für die Menschen gibt, dann ist es unwahrscheinlich, dass uns das Wesen als Bedrohung betrachtet. Übertragen wir die Szene in unsere Welt: Wenn sich ein uns technologisch unterlegenes Volk feindselig entgegenstellt, wie reagieren wir dann?“
Delany blickte Riker fragend an.
Riker erwiderte: “Nun, wir werden es mit weniger Beachtung behandeln, weil sie lernen müssen, dass Gewalt keine Problemlösung darstellt. Auf was wollen Sie hinaus?“
„Ganz einfach: Wir schalten unsere Schilde und Waffen ab, dann wird uns die Gottheit vielleicht mit mehr Aufmerksamkeit behandeln.“ antwortete Delany mit einem Lächeln.
„Gut, wir werden es so machen.“ meinte Riker. Er wandte sich an L´Arro, der an der taktischen Station stand.
„Lieutenant L´Arro, schalten Sie die Schilde und Waffensysteme ab. Alarm Rot beenden.“ befahl Riker. Mit einem Seitenblick auf Delany meinte er: “Hoffen wir, dass Sie recht haben, Mister Delany.“

„Wie geht es mit der Aktion voran, Celiza?“ fragte Branford.
„Wir haben bisher 65% der Bevölkerung zur Zusammenarbeit bewegt, Captain. Sie warten darauf, das wir das Signal zur Versammlung geben.“ erwiderte sie.
Branford grübelte nach: Wann sollte er die Edo versammeln, wann würde er die Auserwählten herausfordern?
„Gut. Ich werde es Sie wissen lassen, wann wir die Aktion starten werden.“
Celiza blickte ihn lächelnd an: “Es macht mir Hoffnung, Captain. Wir werden es schaffen, da bin ich mir sicher.“

Riker konnte seine Anspannung vor der Brückencrew nicht verbergen. Er stand mehrmals aus dem Kommandosessel auf und setzte sich wieder.
„Mister Delany, haben Sie schon etwas erreicht?“ fragte er nervös.
Der Wissenschaftsoffizier erwiderte: “Nein, Commander. Die Kommunikationsprotokolle, die wir normalerweise hier zur Anwendung bringen, sind nutzlos.“
„Welches Verfahren verwendete denn die Enterprise damals?“ fragte Riker.
„Nun, Mister Data war damals das Medium. Er war offenbar das geeignete Medium, um mit den Fremden zu kommunizieren.“
Riker runzelte die Stirn: “Haben wir denn absolut keine Möglichkeit, mit ihnen in Kontakt zu treten?“
„Lassen Sie es mich versuchen, Commander.“ erwiderte Delany. Er wandte sich an Luke McLure: “Öffnen Sie einen Kanal, Fähnrich.“
„Offen, Sir.“ bestätigte McLure.
Delany erhob sich.
„Ich rufe das Objekt direkt vor uns. Bitte antworten Sie.“
Es geschah nichts. Delany setzte sich wieder und nickte McLure zu: “Rekalibrieren Sie das EM-Band und schalten Sie die Übertragung in den oberen Subraumbereich. Vielleicht können wir so Kontakt zu der anderen Dimension herstellen.“
Der Wissenschaftsoffizier überprüfte nochmals die Übertragung und rief das fremde Wesen erneut: “Ich rufe das Objekt vor uns. Bitte antworten Sie uns.“
Das Objekt änderte seine Farbe, es schimmerte plötzlich hellblau.
Riker beugte sich im Kommandosessel vor: “Was geschieht jetzt?“
„Offenbar eine Antwort, Sir.“ meinte Waringthon, die die Exeter genau auf Distanz zu den Fremden hielt.
Delany nickte: “Zweifelsohne, Lieutenant. Aber ich fürchte, dass wir sie nicht verstehen.“
„Wir können es interpretieren, Mister Delany.“ Riker hatte sich aus dem Sessel erhoben und betrachtete besorgt die Erscheinung.
„Miss Waringthon, erhöhen Sie unsere Entfernung zu dem Objekt. Verwenden Sie zur Positionsänderung nur die Manöverdüsen. Bringen Sie uns in eine Entfernung von mindestens 200.000 Kilometern.“ befahl der 1.Offizier.
„Aye, Commander.“ bestätigte Waringthon und aktivierte die Manövertriebwerke, mit denen sie das Schiff von der Erscheinung wegbewegte.
„Es bleibt an seinem Platz. Seltsam.“ flüsterte Waringthon nachdenklich.
Delany schüttelte den Kopf: “Keineswegs, Lieutenant. Es stützt meine These, dass die Fremden uns nicht ernst nehmen.“
„Könnte unser Vorteil sein, Commander.“ warf McLure ein.
Riker wollte den jungen Fähnrich etwas zügeln: “Oder der Nachteil, Fähnrich. Warten wir besser erstmal ab. Alarm Gelb bleibt bestehen.“

„Es ist soweit, Celiza. Die Aktion kann beginnen.“
Die junge Edo-Frau nickte Branford zu.
„In Ordnung, Captain. Ich werde die Nachricht verbreiten. Wann sollen sich die Edo versammeln?“
Branford erwiderte: “Genau wenn es Mittag ist. Ich werde mit meinem Team dort sein und alles überwachen.“

Delany erhob sich aus dem Sessel seiner Arbeitsstation und ging zu Riker.
„Was haben Sie, Commander?“ fragte der XO.
Delany hielt ihm ein Datenpad hin: “Ich habe eine Nachricht entziffert, Sir.“
„Gut, sprechen Sie.“ nickte Riker aufmerksam.
„Die Gottheit hat uns eine kurze Botschaft gesendet. Sie war aber derartig komplex, dass ich drei Stunden gebraucht habe, um sie zu decodieren. Sie enthält nur einen einzigen Satz: MISCHEN SIE SICH NICHT EIN!“
Riker erhob sich aus dem Kommandosessel: “Das ist eine klare Drohung.“
„Nicht unbedingt, Commander. Vielleicht nur ein Hinweis.“ meinte Waringthon.
Delany nickte: “Lieutenant Waringthon mag recht haben, Sir. Wir sollten diesen Hinweis jedoch beherzigen, ansonsten könnte es wirklich eine Drohung werden.“
Riker grübelte. Eingemischt hatten sie sich bereits, indem sie ein Außenteam auf den Planeten brachten. Aber er konnte nicht einfach den Orbit verlassen. Das Außenteam verließ sich auf die Exeter und ihre Crew.
„Wir bleiben hier. Aktivieren Sie die Schilde und Waffensysteme erneut und geben Sie roten Alarm. Ich will vorbereitet sein, falls etwas passiert.“ entschied er.
Delany gab zu bedenken: “Sir, es kann gut sein, dass wir keine Möglichkeit zur Gegenwehr haben.“
„Vielleicht, Commander. Aber wir müssen es versuchen. Der Captain ist noch da unten und verlässt sich auf uns.“ erwiderte Riker nachdenklich.

Der Zentralplatz war mit Menschen übersät. Fast die gesamte Bevölkerung der Edo hatte die Arbeit niedergelegt und hatte sich auf dem Platz versammelt.
„Es sind etwa 25.000 Edo hier versammelt, Sir. Genauer kann es der Tricorder nicht erfassen.“ meldete Crusher, der sich genauer umgesehen hatte.
Branford nickte und rief die restlichen Mitglieder des Außenteams zu sich.
„Hören Sie mir bitte gut zu. Es kann sein, dass diese Aktion fatal endet. Aber Sie werden nichts unternehmen, ihre Waffen in den Halftern belassen. Wir müssen passiv bleiben, sonst ist unsere einzige Chance dahin.“ mahnte er die Teammitglieder.
Jacobs protestierte: “Aber Captain, wir müssen doch unser Möglichstes tun, um die Auserwählten zu stoppen!“
„Sie werden meine Befehle ausführen, Lieutenant! Wir dürfen nicht, unter keinen Umständen, aktiv in Erscheinung treten.“ erwiderte Branford scharf.
Jacobs nickte: “Ja, Sir.“
„Sir, es nähern sich mehrere Auserwählte! Etwa 40.“ meldete Crusher.
Branford nickte: “Gut. Kommen Sie. Wir werden dort auf den Hügel gehen. Von dort aus können wir die Szenerie am besten beobachten.“
Das Team marschierte auf die Erhöhung. Die Auserwählten riegelten den Platz in Windeseile ab. Keiner der Edo konnte mehr den Platz verlassen.
„Ich bin gespannt, was passiert.“ meinte Branford und starrte auf die größte Ansammlung der Auserwählten.
Data schaute sich die Ansammlung an und meinte: “Dort sind meine Stabsoffiziere. Ich kann den XO erkennen, Commander Henchoz, und meine Einsatzleiterin, Lieutenant Commander Madeleine Beaumont.“
Henchoz trat vor und sprach durch ein Mikrofon zu den Edo: “Ich warne Sie. Gehen Sie unverzüglich an ihre Arbeit zurück, oder es wird ein Blutbad geben!“
Keiner der Edo rührte sich, sie blieben alle auf ihren Plätzen.
Henchoz nickte seinen Leuten zu, die daraufhin die Phasergewehre in Anschlag nahmen.
„Sir, wir müssen etwas unternehmen!“ sagte Jacobs eindringlich zu Branford.
Branford hob warnend die Hand: “Ruhig, Lieutenant. Warten Sie.“
Henchoz wiederholte seine Warnung: “Räumen Sie den Platz! Ansonsten werden wir feuern! Das ist die letzte Warnung!“
„Es ist kurz davor zu eskalieren, Captain.“ flüsterte Galen.
Branford wandte seinen Blick nicht ab: “Warten wir.“
Henchoz war kurz davor, den Feuerbefehl zu geben. Es war deutlich zu erkennen.
Branford dachte nicht nach. Er war fest davon überzeugt, dass der Gott eingreifen würde. Er würde nicht zulassen, dass seine „Kinder“ getötet wurden.
Von einem Moment auf den anderen erschien ein grelles Licht, welches blau schimmerte, über dem großen Platz.
Keiner konnte direkt hineinsehen, das Licht blendete zu sehr.
Branford hob seinen Tricorder und scannte.
„Laut den Anzeigen ist dieses Objekt nicht in unserer Dimension existent.“
Data nickte Branford zu: “Das stimmt mit unseren Scannergebnissen von damals überein. Diese Gottheit ist in zwei Dimensionen existent.“
Eine ohrenbetäubende Stimme sprach: “Meine Kinder, ihr habt Euch entschieden. Ihr wollt euren eigenen Weg des Lebens gehen. Ich habe versucht, Euch zu dem richtigen Pfad zurückzuführen. Das war jedoch ergebnislos. Ihr könnt den Weg weitergehen, aber ich werde Euch verlassen. Ich wünsche Euch viel Glück.“
Der Lichtball verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war.
Branford sah, dass die Auserwählten mit einem Mal wie entsetzt auf ihre feuerbereiten Phaser starrten. Sie legten die Waffen ab oder steckten sie in die Halfter zurück.
„Gehen wir nach unten zu Commander Henchoz.“ entschied Branford.

Commander Stephan Henchoz war ein groß gewachsener, braunhaariger Humanoide mit einem bemerkenswert braungebrannten Gesicht. Er blickte Data irritiert an, als er gemeinsam mit Branford und dem Team auf ihn zukam.
„Captain! Können Sie mir erklären, was das hier bedeutet?“ fragte Henchoz.
Data nickte: “Ja, Commander. Sie wurden durch eine fremde Gottheit beeinflusst. Sie haben die Bewohner dieses Planeten unterdrückt und somit versucht, die Edo zum richtigen Weg zurückzuführen, wie es die Gottheit nannte. Glücklicherweise konnten wir durch den passiven Widerstand die Gottheit zur Umkehr bewegen.“
Henchoz war geschockt: “Wir waren das Werkzeug dieser Gottheit? Das ist unfassbar! Ich kann mich an absolut gar nichts erinnern.“
Drei Sternenflottenoffiziere kamen dazu. Data begrüßte sie und stellte sie Branford vor.
„Das hier ist Lieutenant Commander Madeleine Beaumont, mein Einsatzoffizier.“
Beaumont war eine kleinere Frau, die sehr jung wirkte. Data deutete auf einen Mann, der braunes Haar und einen Oberlippenbart hatte.
„Mein taktischer Offizier, Lieutenant Jones. Und hier mein Steuermann, Lieutenant Kevin McArro.“ Dabei zeigte er auf einen groß gewachsenen Mann mit blondem, lockigem Haar.
Data wandte sich an Beaumont: “Sorgen Sie bitte dafür, dass die Crew auf die Columbia zurückkehrt. Umgehend. Commander Henchoz, Sie bleiben bitte noch. Wir haben noch etwas zu klären.“
Die Einsatzleiterin nickte und wandte sich mit McArro und Jones zum Gehen.
Data blickte Branford an: “Ich werde mit Commander Henchoz zu Liator gehen. Wir schulden ihm eine Erklärung.“
„In Ordnung. Bis nachher, Captain. Commander.“ nickte Branford.

„Commander, ich empfange einen Ruf vom Captain!“
Riker horchte bei der Meldung von McLure auf.
„Schalten Sie ihn auf Ruffrequenz, Fähnrich.“ ordnete Riker an.
„Branford an Exeter. Hören Sie mich?“ erklang Branfords Stimme.
Riker erwiderte: “Hier ist Riker, Captain. Es ist erleichternd, Sie zu hören.“
„Wir haben hier ein paar Probleme gehabt, Nummer 1. Wir werden Ihnen nachher genauestens Bericht erstatten. Erstmal wollten wir uns melden.“
„Gut, Captain. Melden Sie sich, wenn Sie etwas brauchen.“ erwiderte Riker.
„In Ordnung. Ende.“ schloss der Captain die Verbindung.

Branford sah, dass Capella auf ihn zukam.
„Capella. Ich wollte nochmals mein Beileid aussprechen. Sorenias Verlust ist tragisch.“ sagte Branford bedauernd.
Er erwiderte: “Ihr Tod ist sehr schmerzlich, Captain. Aber er half mit, diese Tyrannei zu beenden.“ Er schwieg kurz und fuhr fort: “Liator bittet Sie und Mister Crusher, dass Sie zu ihm in das Regierungsgebäude kommen. Ich bringe Sie hin.“
„Gut. Mister Crusher, kommen Sie bitte mit.“ nickte Branford.

Der Anführer der Edo sah stolz und zufrieden drein. Celiza und ihr Bruder Torben standen bei ihm, ebenso wie Data und Henchoz.
„Captain, Lieutenant, freut mich, dass Sie so schnell gekommen sind.“ sagte er.
Branford erwiderte den Gruß: “Sie müssen etwas Wichtiges haben, Liator.“
„Ja, so ist es. Captain Data hat mir den Sachverhalt erklärt und auch die Veränderung seiner Crew. Commander Henchoz trifft keinerlei Schuld an dem Geschehen. Aber es geht noch um etwas anderes.“ erwiderte Liator. Dann blickte er Data an.
„Liator hat uns gebeten, dass ein Botschafter der Föderation sofort Kontakt zu den Edo herstellt. Sie wollen der Föderation beitreten. Ich sehe da gute Chancen. Die Edo sind enorm entwicklungsfähig und könnten wertvolle Mitglieder der Föderation werden.“ erklärte der Androide.
„Als ersten Schritt möchten wir Lieutenant Wesley Crusher begnadigen. Er gilt immer noch als schuldig im Sinne unserer Gesetze. Mister Crusher, die Führung der Edo spricht Sie offiziell frei.“ fuhr Liator fort.
Crusher nickte: “Danke, Liator. Das bedeutet mir viel.“
„Ich habe bereits das diplomatische Chor der Flotte kontaktet. Sie werden umgehend einen Vertreter schicken, der den Aufnahmeantrag prüft.“ sagte Data.
Liator meinte abschließend: “Es würde den Edo einiges bedeuten, Mitglied der Föderation zu werden und unsere Mitarbeit anzubieten.“
Branford sah Liator freundlich an: “Ich bin mir sicher, dass Sie aufgenommen werden.“

Branford stand alleine mit Data auf dem großen Zentralplatz. Die meisten Edo waren nach Hause gegangen. Der Platz war leer.
„Nun, unsere Zusammenarbeit ist zu Ende.“ meinte Branford nachdenklich.
Data nickte knapp: “So ist es. Es war sehr erfreulich, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.“
„Ganz meinerseits, Captain. Ich bin schwer beeindruckt von ihren Fähigkeiten. Ich habe die Hoffnung, dass wir nochmals die Gelegenheit zur Zusammenarbeit bekommen.“ erwiderte Branford.
Der Androide blickte ihn wiederum merkwürdig aus seinen goldenen Augen an und gab zur Antwort: “Das ist auch meine Hoffnung, Captain. Leben Sie wohl.“
Die beiden reichten sie die Hand. Dann ging Branford einige Schritte weg und tippte seinen Kommunikator an: “Branford an Exeter. Eine Person hochbeamen.“

„Captain auf der Brücke.“
Riker erhob sich aus dem Kommandosessel und begrüßte Branford.
„Willkommen zurück, Captain. Mister Crusher hat uns bereits den Bericht übergeben. Wirklich erschreckend, was da passiert ist.“
Branford nickte: “Ja. Aber dank der guten Zusammenarbeit mit den jungen Edo konnten wir das Blatt wenden.“
Crusher kam hinzu und bemerkte: “Captain, Celiza hat um Aufnahme in die Sternenflottenakademie gebeten. Captain Data unterstützt als Fürsprecher ihren Antrag. Damit dürfte es keine Probleme geben.“
„Das denke ich auch. Celiza wird einen hervorragenden Offizier abgeben.“ meinte Branford zustimmend.
„Captain, Commander, sehen Sie sich das an!“
Delany hatte offenbar etwas gefunden.
Branford und Riker traten zu dem wissenschaftlichen Offizier an die Station.
„Sehen Sie? Die Gottheit ist nicht mehr zu erfassen. Sie ist verschwunden.“
Branford sah sich die Daten an und bemerkte: “Wie der Gott gesagt hat: Ich werde euch nun verlassen. Das hat er getan.“
„Vielleicht ist es gut so. Die Edo werden einen enormen Evolutionssprung mitmachen, da sie sich nun frei entwickeln können.“ meinte Crusher.
Jacobs meldete: “Sir, die Columbia ruft uns.“
„Auf den Schirm, Lieutenant.“ befahl Branford.
Der Hauptschirm zeigte die Brücke der Columbia. Data stand in der Mitte, neben ihm Commander Henchoz und Lieutenant Commander Beaumont.
„Captain Branford, die Columbia ist zur Sternenbasis 134 beordert worden. Ich wollte mich nochmals bei Ihnen bedanken. Ohne ihre Hilfe wäre die Crew der Columbia verloren gewesen, genau wie die Edo.“
Branford erwiderte: “Ohne ihre Mitarbeit wäre das ebenfalls nicht möglich gewesen, Captain. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.“
„Das hoffe ich auch. Leben Sie wohl. Columbia Ende.“ schloss Data die Verbindung.
Branford warf Waringthon einen Blick zu: “Lieutenant, Kurs setzen auf Sternenbasis 33. Geschwindigkeit Warp 5.“

Der Türsummer in Branfords Bereitschaftsraum ertönte.
„Ja bitte.“ bat Branford.
Die Tür öffnete sich und Riker betrat den Raum.
„Chris, Du wolltest mich sprechen?“ fragte der 1.Offizier.
Branford nickte: “Ja. Ich habe neue Befehle vom Flottenkommando bekommen. Sie besagen, dass wir bei Sternenbasis 33 einen Kurier abholen und ihn nach Tango Sierra bringen sollen.“
„Eine reine Routineaufgabe, Chris.“ bemerkte Riker nickend.
Branford sah ihn ernst an: “Thomas, ich will, dass Du die Exeter übernimmst und den Auftrag ausführst. Ich will nach Berengaria VII zurück und mit Commander Sommer die Drachen weiter erkunden.“
„Kein Problem. Wir können Dich in sechzehn Stunden auf Berengaria VII abliefern.“ nickte Riker lächelnd.
„Hör mal, dieser Auftrag ist ein Kinderspiel. Es würde mir viel bedeuten, wenn ich meinen Urlaub noch nehmen könnte.“
„Wie gesagt, kein Problem. Genieße deinen Urlaub, wir kommen schon zurecht.“
Branford nickte: “Das wäre erstmal alles. Treffen wir uns nachher zum Essen?“
„Gerne, Chris. Bis dann.“ erwiderte Riker und verließ den Raum.

Fähnrich Mentar, der dienst habende Steuermann, blickte von seiner Konsole auf.
„Sir, wir nähern uns Berengaria VII.“
Lieutenant Jacobs, der das Kommando führte, nickte Mentar zu: “Auf Impulskraft gehen, Fähnrich. Manövrieren Sie die Exeter in einen Standardorbit.“
„Jacobs an Branford. Sir, wir haben Berengaria VII erreicht.“
Branford bestätigte: “Danke, Mister Jacobs. Ich beame runter.“

„Sir, der Transport des Captains wurde durchgeführt.“ meldete McLure.
Jacobs nickte: “Sehr gut. Kurs auf Sternenbasis 33 setzen, Geschwindigkeit Warp 5.“
„Kurs und Geschwindigkeit eingegeben, Sir.“ meldete Mentar.
„Beschleunigen, Fähnrich.“ befahl Jacobs und lehnte sich im Kommandosessel zurück.

Heiko Sommer beobachtete mit seinem Sichtgerät eine Herde von acht Drachen. Branford saß neben ihm auf dem Hügel, der etwa 200 Meter von den Drachen entfernt lag.
„Diese Exemplare habe ich erst vor etwa zwei Wochen entdeckt. Das ist bis dato die größte Herde der Drachen.“ erläuterte Sommer.
Branford fragte: “Die Drachen leben normalerweise zu viert oder fünft, oder?“
„So ist es, Chris. Das hier muss eine Großfamilie sein.“
Branford nahm sein Sichtgerät und warf einen Blick auf die Herde. Der Anführer war ein Drache mit einer Länge von gut achtzehn Metern.
„Erstaunlich, Heiko.“ bemerkte Branford begeistert.
Das Piepen seines Kommunikators unterbrach seine Beobachtung.
„Nottingham an Captain Branford. Bitte melden.“ ertönte ein Ruf.
Branford stutzte. Die U.S.S. Nottingham war ein Patrouillenkreuzer, der ständig diesen Sektor überwachte.
„Hier Branford. Was gibt es?“ erwiderte Branford.
„Captain, Sie sollten am besten sofort hochbeamen. Ich muss Ihnen persönlich etwas mitteilen. Es geht um die Exeter.“
Branford antwortete sofort: “Ich beame hoch. Erfassen Sie meine Koordinaten.“

An Bord der Nottingham wurde Branford in den Besprechungsraum geführt. Im Sessel am Kopfende des Tisches saß ein Mann mit kurzem, braunen Haar und einem fülligen Gesicht. Er trug die Rangabzeichen des Captains.
„Captain Branford, ich bin Captain Jan van Riebeek.“ begrüßte ihn der Mann.
Branford reichte van Riebeek die Hand: “Sehr erfreut. Würden Sie mir nun sagen, was mit meinem Schiff ist?“
Die Miene van Riebeeks verzog sich: “Captain, die Exeter ist auf dem Weg nach Tango Sierra im Delta-Rana-System in einen Meteoritensturm geraten. Sie wurde sehr schwer beschädigt, es gab auch einige Tote zu beklagen. Derzeit befindet sich ihre Crew auf Sternenbasis 33. Das heißt, bis auf ihren XO. Er ist mit Prudent noch am Schauplatz des Unglücks, da wir die Exeter noch bergen müssen. Wir sollen Sie dorthin bringen.“
Branford war geschockt und konnte nichts erwidern. Schließlich fand er wieder seine Fassung und nickte knapp: “In Ordnung. Bringen Sie mich dorthin.“

„Captain Branford, wenn Sie bereit sind, können wir Sie auf die Prudent beamen.“
Branford hörte die Mitteilung von van Riebeek.
„Hier Branford. Ich beame sofort hinüber, Captain. Ende.“ bestätigte er.

Riker befand sich auf der Brücke des Schiffes. Branford betrat den Raum und sah seinen XO sofort. Er stand an der Konsole der Einsatzleitung.
Als Riker seinen Captain sah, senkte er seinen Blick und ging auf ihn zu.
„Captain, es tut mir sehr leid.“ sagte Riker leise.
Branford sah Riker an: “Nun mal langsam, Nummer 1. Was ist passiert?“
„Wir waren noch sechs Stunden von Tango Sierra entfernt, als wir in den Meteoritensturm gerieten. Das Delta-Rana System ist stark mit Gamma-Strahlung gesättigt, daher waren unsere Sensoren beeinträchtigt. Sie haben den Sturm nicht frühzeitig genug erfasst. Ich versuchte noch, die Exeter da herauszubringen, doch es war zu spät.“ erklärte Riker mit hängendem Kopf.
„Wie viele Verluste hatten wir?“ fragte Branford.
Riker erwiderte: “Wir haben fünfzehn Tote zu beklagen, darunter Lieutenant L´Arro und Fähnrich Mentar. Außerdem vierzig Verletzte.“
„Das Schiff. Was ist mit dem Schiff?“ wollte Branford wissen.
„Wir wissen es noch nicht, Sir. Lieutenant, könnten Sie das Bild auf dem Monitor legen?“ erwiderte Riker und wandte sich an den Einsatzoffizier.
Branford war geschockt, als er die Exeter so sah. Ihr Rumpf war an mehreren Stellen aufgerissen, sie trieb steuerlos und mit Schräglage durch das All.
„Commander, wir können mit der Bergung beginnen.“ meldete der Einsatzoffizier.
Riker nickte: “Gut, beginnen Sie.“
Die Prudent aktivierte ihren Traktorstrahl und koppelte die Exeter an.
„Wir nehmen Kurs auf Sternenbasis 27. Dort müssen wir sehen, wie groß die Schäden tatsächlich sind.“ meinte Riker.
Branford blickte auf sein beinahe zerstörtes Schiff und nickte knapp: “Wir können nur hoffen, Commander. Hoffen wir das Beste.“

E N D E

im Gedenken an
Gene Roddenberry
DeForest Kelley


von Tobias J. Ruppert, 23.05.1997

Alle Rechte an Elementen, die aus ST-TOS, ST-TNG, ST-DS9 oder ST-Voyager stammen, liegen ausschließlich bei Paramount Pictures.

Alle Rechte an Elementen, die von mir selber erfunden wurden, liegen bei mir.


Tobias J. Ruppert, 23. Mai 1997

E-MAIL: tj@tj-ruppert.de

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.07.2010

Alle Rechte vorbehalten

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