Star Trek -
Raumschiff Exeter
- Folge 5 -
Der Reifeprozess
von Tobias J. Ruppert
STAR TREK-Raumschiff Exeter
Der Reifeprozess
(von Tobias J. Ruppert)
Vorgeschichte:
Seit den Ereignissen in „Der Fluss des Blutes“ sind fünf Monate vergangen. Die Konferenz auf Khitomer ist mit einer Allianz zwischen dem klingonischen Reich und der Föderation beendet worden. Die Exeter hat einige diplomatische Missionen im klingonischen Reich durchgeführt und das neue Bündnis besiegelt. Nun ist sie auf dem Weg zur Erde, um an der McKinley-Werft einige Modifikationen am Waffensystem vornehmen zu lassen.
Lieutenant Wesley Crusher stieg die Leiter hinunter zum Wartungsschacht der Torpedorampe. Dort wartete Lieutenant Heiko Manner, ein Waffensystemexperte. Er bereitete die Torpedoeinheiten darauf vor, gegen Quantentorpedolauncher ausgetauscht zu werden.
„Guten Morgen, Sir. So früh schon auf einer Inspektionstour?“ fragte er.
Crusher stieg die letzte Sprosse herab und nickte ihm zu: “Ja, so ist es. Ich habe heute Nachmittag frei und wollte erst noch ihre Fortschritte ansehen. Wie sieht es aus, Heiko?“
Manner deutete auf das Steuersystem: “Wir werden mit Sicherheit Probleme mit dem Mechanismus bekommen, wenn wir die Quantentorpedolauncher montieren. Die Subprozessoren werden überlastet werden, wenn sie eine derartige Datenmenge vom Feuerleitcomputer zum Abschussmechanismus transferieren müssen.“
„Und ihr Vorschlag lautet?“ wollte Crusher wissen.
Manner faltete die Hände: “McKinley muss ein neues Steuersystem installieren. Dann haben wir Ruhe.“
„Veranlassen Sie das Notwendige, Lieutenant. Ich verlasse mich auf sie.“ erwiderte Crusher.
„Lieutenant, wir erreichen die Erde. McKinley fragt an, ob wir bereit zum Andocken sind.“ meldete McLure gelangweilt.
Lieutenant Jennifer Waringthon führte das Kommando. Dies war für sie schon nicht mehr ungewöhnlich. Seit ihrer Beförderung hatte sie mehr Verantwortung übernommen.
„Verstanden. Legen Sie Kurs auf McKinley an, halbe Impulskraft.“ ordnete sie an. Sie drehte ihren Sessel zu der taktischen Station um: “Mister L`Arro, haben Sie den Bericht für die Werftleitung fertig?“
Der Caitianer nickte: “Jawohl, Lieutenant. Ich habe ihn bereits übermittelt.“
„Teilen Sie McKinley mit, dass wir andocken werden. Sie sollen vorbereitet sein.“ befahl sie weiter.
Die linke Turbolifttür öffnete sich und die markante Statur von Captain Christopher Branford betrat die Brücke. Er nickte allen Brückenoffizieren freundlich zu und ging zu Waringthon.
„Guten Morgen, Lieutenant. Ihren Bericht.“ begrüßte er sie knapp.
Sie erhob sich und meldete: “Wir haben Kurs auf McKinley gesetzt, Sir. Ankunft bei gleich bleibender Geschwindigkeit sieben Minuten. Die Werft hat unseren Vorbericht erhalten, den Mister L´Arro verfasst hat. Lieutenant Commander Delany und Fähnrich Mentar haben bereits ihren Urlaub angetreten, Captain.“
Branford nickte: “Danke. Ich übernehme die Brücke.“
Die Orbitalwerft erstreckte sich übergroß vor der Exeter. Im Vergleich zu der riesigen Anlage wirkte das Schiff klein und zerbrechlich.
„Uns wurde Hangar 2 zugewiesen, Sir.“ meldete McLure.
Branford nickte: “Steuermann, Kurs auf 124.049 ändern. Manöverdüsen auf halben Vorwärtsschub.“
Die Exeter glitt langsam durch die Öffnung des Hangars.
„Triebwerke aus.“ ordnete er an. Das Schiff wurde langsamer und stoppte dann ganz. Die Position der Exeter war genau richtig, so wie sie lag.
„Andockklammern ausfahren, Systeme auf äußeren Versorgungsmodus einstellen.“ befahl Branford kühl. Er öffnete einen Kanal zum Maschinenraum: “Jake, Antrieb komplett abschalten und runterkühlen.“
Sein Chefingenieur bestätigte: “Aye, Captain. Wird erledigt.“
Der Captain erhob sich und ging zur Station des Einsatzleiters.
„Mister McLure, stellen Sie einen Urlaubsplan auf. Laut der Werft benötigen wir keine Crew während der Umrüstung. Ach ja, außer natürlich Lieutenant Manner. Der will auf eigenen Wunsch an Bord bleiben. Er hat wohl Angst, dass sie seinen Waffensystemen Schaden zufügen.“ sagte er zu dem Fähnrich.
McLure nickte: “Zu Befehl, Sir.“
„Captain, wir erhalten eine Mitteilung von der Sternenflottenakademie. Sie möchten sich bei Admiral Ariaga melden.“ berichtete L´Arro.
Ariaga! Branford hatte unter ihm als 2.taktischer Offizier auf der Eisenhower gedient. Er war sein Kommandant, aber Branford empfand mehr als nur Loyalität für ihn. Es war eine Art Freundschaft, die sich entwickelte. Und diese dauerte noch heute an. Ariaga war der Leiter der Akademie.
„Danke, Lieutenant. Miss Waringthon, Sie übernehmen.“ erwiderte Branford und verließ die Brücke in Richtung Transporterraum.
Das Hauptgebäude der Akademie war sehr belebt zu dieser Tageszeit. Es war auf der Erde 10.30 Uhr und einige Vorlesungen waren für eine Essenpause unterbrochen. Auf den Fluren tummelten sich die Kadetten und unterhielten sich. Branford gefiel es, durch diese ihm bekannten Räume zu marschieren. Er war gerne hier gewesen. Die Kadetten blickten ihn teilweise bewundernd, teilweise nur interessiert an.
Das Büro des Admirals lag im 1.Stock. Branford betrat das Vorzimmer, in dem eine junge Frau in einer roten Sternenflottenuniform saß, die die Rangabzeichen eines Fähnrichs trug.
„Guten Morgen, Fähnrich. Ich möchte zu Admiral Ariaga.“ sagte er zu ihr.
Sie blickte ihn an und lächelte: “Sie sind Captain Branford. Der Admiral erwartet Sie. Bitte.“
Ariaga war ein grauhaariger Mann, der sehr jung und vital wirkte. Als er Branford entdeckte, stand er von seinem Sessel auf und schüttelte ihm herzlich die Hand.
„Christopher! Schön, dass Sie kommen konnten! Setzen Sie sich.“
Branford nickte lächelnd: “Es klang ja wie ein Befehl, Admiral. Wollten Sie mich nur mal wieder sehen oder geht es um etwas Bestimmtes?“
Ariaga lachte: “Sie haben mich immer sehr schnell durchschaut, Christopher. Ja, es stimmt.“ Er zögerte kurz und erzählte weiter: “Im Rahmen der Ausbildung werden die Kadetten auf einen Übungsflug geschickt. Es ist Tradition, dass eine erfahrene Stabscrew eines Schiffes den Oberbefehl über das Schulschiff der Akademie übernimmt. Das ist die Hood, wie Sie sicherlich wissen.“
Branford ahnte Böses: “Wir waren aber nicht für diese Ehre ausgewählt, Admiral. Weswegen haben Sie dann Kopfschmerzen?“
„Sie haben Recht. Die Crew der U.S.S. Miranda war dafür bestimmt, aber sie ist in eine Erstkontaktsituation im Argolis-Cluster geraten. Somit fällt sie aus. Und da ihre Exeter gerade modifiziert wird, dachte ich mir...“ erwiderte Ariaga.
Branford vollendete den Satz: “Sie dachten sich, dass ihr früherer Untergebener ein Mann für so eine Aufgabe ist.“
Ariaga sah ihn an: “Es sind doch nur drei Wochen, Christopher. Ich bitte Sie als Freund um diesen Gefallen. Tun Sie es?“
Branford verzog das Gesicht und erwiderte: “Ich mache es, Admiral. Wer ist der verantwortliche Dozent, der die Kadetten begleiten wird?“
„Lieutenant Commander Max Talbot. Er ist Spezialist für Antriebstechnik an der Akademie.“ erwiderte Ariaga.
„Wie viele Kadetten werden mit auf der Hood sein?“ fragte er weiter.
Ariaga erwiderte: “Knapp über 400, Christopher. Von den verschiedensten Fachgebieten: Taktik, Antriebstechnik, Navigation, Kultur und Wissenschaft. Sie alle haben sich für diese Übung erst qualifizieren müssen und sind dementsprechend motiviert. Sie werden ihr Bestes geben.“ Er hielt ihm ein Datenpad hin: “Sie werden in das Sigma-Draconis-System fliegen und einige taktische Manöver sowie planetenerforschende Übungen abhalten. Testen Sie die Kadetten aufs Härteste. Die sollen für diese Chance hart arbeiten. Sie haben volle Freiheit bei dieser Übung.“
Branford nickte: “In Ordnung, Sir. Ich gehe auf die Exeter zurück und informiere meinen Stab. Auf Wiedersehen.“
Ariaga reichte ihm die Hand: “Leben Sie wohl, Christopher. Ich schulde Ihnen etwas. Bis in drei Wochen.“
Branford war beeindruckt, wie leicht seine Offiziere mit den Neuigkeiten fertig wurden. Keiner beschwerte sich und alle zeigten sogar einen Hauch von Vorfreude. Zufrieden suchte er sein Quartier auf und packte einige Dinge ein.
Chief Andrew Lamar stand am Transporterkontrollpult, als Branford den Transporterraum betrat.
„Alles in Ordnung mit Ihnen, Andrew? Wieso sind Sie nicht im Urlaub?“ fragte Branford besorgt.
Lamar erwiderte: “Ach, ich will eigentlich gar nicht in Urlaub gehen. Viel lieber würde ich mit Ihnen auf die Hood gehen.“
„Wenn Sie das wirklich möchten, dann nur zu. Ich kann einen technisch versierten Mann wie Sie gebrauchen, wenn wir beinahe nur Grünschnäbel an Bord haben. Greifen Sie Commander Cassels unter die Arme. Er wird sehr beschäftigt sein, wenn eine Horde Kadetten den Maschinenraum der Hood unsicher macht.“ erwiderte Branford lächelnd.
„Danke, Sir.“ erwiderte er und nickte: “Alles bereit. Wenn Sie wollen?“
Branford betrat die Transporterplattform: “Wir sehen uns drüben, Chief. Energie.“
Im Transporterraum der Hood erwartete ihn ein Mann in einer gelben Sternenflottenuniform.
„Willkommen auf der Hood, Captain. Ich bin Lieutenant Tellar, ein Mitglied des Sicherungskommandos. Ich soll Sie zu ihren Quartier bringen und Ihnen die Kommandoautorisation übergeben.“ sagte er zu Branford.
Er nickte: “Danke, Lieutenant. Bitte, nach Ihnen.“
Die Brücke des Kreuzers war zwar nicht mehr auf dem neuesten technischen Stand, war aber gut bedienbar. Alle Konsolen waren den auf der Exeter verwendeten sehr ähnlich.
Tellar trat an den Kommandosessel heran und betätigte einige Kontrollen in der rechten Armlehne: “Computer, Kommandoautorisation übertragen. Genehmigung Tellar, Kappa-Alpha-425.“
Der Computer checkte den Code und meldete: “Code akzeptiert. Bitte identifizieren Sie sich als neuer Inhaber der Kommandoautorisation.“
Branford hatte diese Prozedur schon mitgemacht und antwortete: “Hier ist Captain Christopher Branford, Code Beta-Gamma-Delta-8552. Ich übernehme das Kommando der Hood zur Sternzeit 49146,3.“
„Code akzeptiert. Die U.S.S. Hood steht nun unter dem Kommando von Captain Christopher Branford.“ bestätigte der Computer.
Tellar nickte: “Das Schiff gehört Ihnen, Sir. Ich werde Sie nun verlassen.“
„Gehen Sie nur, Lieutenant.“ erwiderte Branford. Als Tellar die Brücke verlassen hatte, setzte sich Branford in den Kommandosessel. Komisch, dachte er sich. Wie sehr doch ein Schiff dem anderen ähnelt, wenn man erst in diesem Stuhl sitzt. Er verwarf seine Gedanken und fing an, die Zustandsberichte abzurufen.
Branford blickte zur Turbolifttür, die sich öffnete. Seine Crew betrat die Brücke und nahm ohne weitere Verzögerung ihre Positionen ein.
Lara Unas stellte sich neben den Kommandosessel und meldete: “Captain, die Kadetten werden ab jetzt hoch gebeamt. Wenn Sie möchten, können wir in einer Stunde aufbrechen.“
Branford nickte: “In Ordnung. Checken Sie mit den Offizieren die Systeme und erstatten Sie mir in einer Dreiviertelstunde Bericht. Ich möchte dann alle Stabsoffiziere in der Aussichtslounge sprechen.“
Ein Offizier, der eine Halbglatze und eine etwas korpulentere Figur hatte, kam auf Branford zu.
„Guten Tag, Captain. Ich bin Lieutenant Commander Max Talbot, der Lehrgangsleiter der Akademie.“ begrüßte er Branford knapp.
Branford erhob sich und erwiderte: “Willkommen an Bord, Commander. Ich habe mit den Offizieren abgesprochen, dass wir in einer Stunde aufbrechen werden. Haben Sie die Kadetten, die meinen Offizieren zugeteilt werden sollten, auf die Brücke bestellt?“
Talbot nickte: “Ja. Sie werden in spätestens einer halben Stunde eintreffen.“
„In Ordnung. Sie sollen an der Besprechung mit meinen Offizieren teilnehmen, die in einer Dreiviertelstunde stattfindet. Möchten Sie ihr Quartier sehen?“ ordnete Branford weiter an.
„Sehr gerne, Sir. Ich bin müde von der Reise, da ich gerade erst von Sternenbasis 64 eingetroffen bin.“ erwiderte Talbot.
Branford winkte McLure zu sich her: “Fähnrich, zeigen Sie dem Commander sein Quartier. Wir sehen uns.“
Er sah Talbot nach. Solche Lehrer hatte er auch auf der Akademie gehabt. Sie waren Theoretiker, die keinen Sinn für die Praxis hatten. Auf der Akademie war das auch sinnvoll, aber auf einem derartigen Übungsflug war etwas Praxis nötig.
Branford nutzte sein Recht als Captain und kam als Letzter zur Einsatzbesprechung. Die gesamten Stabsoffiziere und die Kadetten saßen bereits um den Konferenztisch herum. Die Kadetten standen respektvoll auf, als er den Raum betrat.
Branford winkte ab: “Nehmen Sie Platz.“ Er nahm am Kopfende des Tisches Platz.
„Ich bin Captain Branford und werde während dieses Übungsfluges der Kommandant sein. Mein 1.Offizier hat die restlichen Mitglieder meines Stabes bereits vorgestellt, also können wir mit der Einteilung beginnen.“
Er blickte in die Runde: “Kadett Andrews, Kadett Sandovall!“
William Andrews und Bianca Sandovall standen auf. Andrews war ein groß gewachsener, schlaksiger junger Mann. Seine Kameradin Sandovall hatte schulterlange, braune Haare und war etwa 1,65 Meter groß.
„Ihr Spezialgebiet ist Taktik. Sie werden daher Lieutenant Crusher und Lieutenant L´Arro zugeteilt, unseren beiden taktischen Offizieren.“ ordnete er an.
Die beiden begrüßten die Kadetten freundlich. Dann setzten sie sich wieder.
„Nun kommen wir zu den Kadetten van Mende und Gansburry!“ fuhr er fort.
Er kannte Valerie Gansburry von ihrer Mission im Gamma-Quadranten. Damals war sie als Praktikantin der Sternenflotte an Bord und verblüffte die Maschinencrew mit ihrem technischen Verständnis.
Branford nickte ihr zu: “Willkommen an Bord, Val. Freut mich sehr, Sie wieder zu sehen.“
Die junge Frau erwiderte lächelnd: “Mich ebenfalls, Sir. Ich wusste nicht, dass Sie das Kommando führen würden.“
„Ich auch nicht.“ verzog Branford sein Gesicht.
„Wie auch immer: Sie beide werden mit Commander Cassels und Lieutenant Lefler arbeiten. Sie sind der Kopf unserer Maschinencrew.“ sagte er zu den beiden Kadetten.
„Unsere beiden letzten Kandidaten sind Mister Wendelsbourgh und Mister Madison.“ sprach er weiter.
Die beiden standen auf. Madison war ein kleingewachsener, blonder Mann, der einen ziemlich gebildeten Eindruck machte. Er war ein Spezialist für Erstkontaktsituationen und hatte hervorragende Referenzen. Wendelsbourgh war ein 1,80 Meter großer, braungebrannter Mann.
„Mister Wendelsbourgh, Sie werden mit Lieutenant Waringthon zusammenarbeiten, unserem Steueroffizier.“ ordnete Branford an.
Jenny Waringthon stand auf und reichte Wendelsbourgh die Hand. Sie schüttelten sich ziemlich lange die Hand. Branford bemerkte, dass die beiden sich offenbar sympathisch waren.
Branford sah Madison an: “Nun zu Ihnen, Mister Madison. Da unser Wissenschaftsoffizier im Urlaub ist, übernehmen Sie seine Pflichten. Kriegen Sie das hin?“
„Ich werde es versuchen, Captain.“ erwiderte Madison unsicher.
Branford nickte: “In Ordnung. Das wäre dann alles. Wegtreten.“
Jenny Waringthon deutete auf das Steuerpult der Hood.
„Haben Sie schon mal mit so einer Steuereinheit gearbeitet?“ fragte sie.
Er nickte: “Ja. Auf der Akademie haben wir eine Holo-Simulation mit einem solchen Schiff wie diesem durchgespielt.“
„Setzen Sie sich. Sie werden die Hood steuern.“ ordnete sie sachlich an.
Die Turbolifttür öffnete sich und Branford betrat die Brücke.
Waringthon legte ihm die Hand auf die Schulter: “Es geht los, Peter. Viel Glück.“
Branford nahm in Kommandosessel Platz. Wendelsbourgh saß am Steuerpult, Jacobs an der OPS. An der seitlichen Waffenstation saßen Crusher und Sandovall. Auch Jake Cassels war mit Valerie Gansburry auf der Brücke und arbeitete an der Maschinenstation.
„Mister Wendelsbourgh, wir verlassen den Orbit. Kurs auf Sigma-Draconis, Geschwindigkeit Warp 4.“ ordnete Branford ruhig an.
Der junge Mann am Steuerpult führte die Befehle langsam aus. Er wollte offenbar keinen Fehler machen. Waringthon beobachtete ihn kritisch.
„Sie geben den Kurs viel zu umständlich ein, Peter. Hier, so wird das routinemäßig gemacht.“ bemerkte sie ernst und tippte die Daten ein.
Wendelsbourgh nickte: “Verstanden. Danke für die Hilfe.“
„Alles bereit, Sir.“ meldete er weiter.
Branford nickte: “Beschleunigen Sie, Mister Wendelsbourgh.“
„Captain, kann ich Sie kurz sprechen?“
Branford nickte Valerie Gansburry zu: “Sicher. Was haben Sie?“
Die junge Frau betrat das Quartier des Captains und nahm in einem Sessel Platz. Sie lächelte ihn zuckersüß an.
Branford schwante Böses: “Sie wollen doch etwas von mir. Was?“
„Sir, die Kadetten baten mich, Sie zu fragen, ob Sie eine Party auf dem Freizeitdeck gestatten würden.“ erwiderte sie mit fester Stimme.
Branford sah sie an: “Man hat Sie vorgeschickt, Val?“ Er lachte kurz: “Das lässt sich schon einrichten. Allerdings nur unter der Bedingung, dass meine Offiziere auch eine Einladung erhalten.“
Val nickte: “Das versteht sich von selbst, Captain.“ Sie stand auf und wandte sich zum Gehen: “Nochmals vielen Dank.“
Jennifer Waringthon hatte ihr schönstes Kleid aus ihrem Schrank genommen. Zugegeben, viele waren es nicht, aber eines hatte sie für spezielle Anlässe. Es war relativ knapp geschnitten und betonte ihre Figur. Ihr Herz pochte wie bei ihrer ersten Liebe. Sie konnte es nicht erklären, aber sie hatte sich spontan in Peter Wendelsbourgh verliebt.
Der Türsummer ertönte.
„Herein bitte.“ sagte sie. Die Tür glitt auseinander und Wendelsbourgh betrat das Quartier. Er hatte ein lässiges Hemd und eine Jeans an.
„Hallo.“ sagte er knapp. Bevor sie etwas erwidern konnte hatte er sie schon geküsst.
„Du siehst toll aus. Wollen wir gehen?“ fragte er.
Sie nickte: “Gerne. Sehen wir mal, wer schon da ist.“
„Status, Mister McLure?“ fragte Branford. Er saß entspannt im Kommandosessel und nippte an seiner Teetasse.
Der Einsatzoffizier meldete: “Auf Kurs, Captain. Ankunft bei Warp 4 in 16,5 Stunden. Alle Systeme normal.“
Branford wandte sich um, als sich die Türbolifttür öffnete. Jacobs betrat in Begleitung von Crusher die Brücke.
„Guten Abend, meine Herren. Was gibt es?“ fragte er unumwunden.
Crusher erwiderte: “Sie werden auf dem Freizeitdeck erwartet, Sir. Wir sind hier, um Sie abzulösen.“
„Wollen Sie mir etwas Vergnügen aufdrängen, Wesley?“ fragte Branford.
Er schüttelte den Kopf: “Aber Captain. Wir waren jetzt drei Stunden auf der Party und Sie haben auch das Recht, sich etwas zu amüsieren. Sie natürlich auch, Luke.“
Branford stand auf: “Mister Crusher, Sie haben die Brücke. Mister McLure, Sie kommen mit mir.“
Laute Musik drang aus dem Eingang zum Freizeitdeck. Branford hatte sich kurz ein Hemd übergestreift, um nicht der Einzige in Uniform zu sein.
„Hallo Captain. Kommen Sie doch zu uns.“ begrüßte ihn Cassels. Sein Chefingenieur stand zusammen mit Lefler und Gansburry an einem Tisch.
Er reichte ihm ein Sektglas: “Stoßen wir auf den Nachwuchs an.“
Alle wiederholten den Trinkspruch und stießen mit Cassels an.
Robin Lefler war sichtlich unbeteiligt. Branford sprach sie an: “Haben Sie etwas?“
Sie schüttelte den Kopf: “Nein Sir. Es geht mir gut.“
Cassels warf Branford einen Blick zu: “Kann ich Sie kurz sprechen?“
Branford nickte und ging mit Cassels etwas zur Seite. Der Chefingenieur sah besorgt aus.
„Was haben Sie, Jake?“ fragte er ernst.
Er sah ihn kurz an und erwiderte: “Es geht um Lieutenant Lefler. Sie ist bereits sechs Monate an Bord, aber knüpft kaum Kontakte zu ihren Kollegen.“
„Was schlagen Sie vor?“ wollte Branford wissen.
Cassels erwiderte: “Geben Sie ihr etwas mehr Verantwortung. Lassen Sie sie meinetwegen ein Außenteam leiten, wenn wir auf Sigma-Draconis-II die Probeerforschungen durchführen. Das wird sie aufbauen.“
„Ich weiß nicht recht. Aber ich schätze ihre Meinung, Jake. Ich werde es anordnen. Und jetzt sollten wir zurück zu den Partygästen gehen.“ schloss Branford das Gespräch.
Wendelsbourgh saß im Sessel des Steuerpultes und überprüfte den Kurs routinemäßig. Er bemerkte, dass jemand hinter ihn trat und drehte sich herum.
„Guten Morgen. Gibt es etwas zu berichten?“ fragte Jenny Waringthon.
Wendelsbourgh gab er gelangweilt zur Antwort: “Nein, überhaupt nichts. Wie geht es Dir?“
„Gut. Machen Sie weiter.“ erwiderte sie und ließ sich in den Kommandosessel sinken. Sie hatte das Kommando, aber ihren Freund, der ihr unterstellt war, schien das nicht zu interessieren. Sie verwarf ihre Gedanken und wandte sich ihren Aufgaben zu.
Luke McLure, der an der OPS saß, bemerkte das ebenfalls. Er wollte Jenny jetzt nichts dazu sagen, weil es dann vor allen Brückenoffizieren wäre. Er wusste aber, dass wenn sie das Kommando hatte, sie sich Respekt verschaffen musste. Die Tatsache, dass sie eben nichts gesagt hatte, hatte sie herabgesetzt. McLure hatte ebenfalls einigen Kadetten schon Anweisungen erteilt. Er war zwar erst Fähnrich, aber den Kadetten gegenüber weisungsbefugt.
„Captain, wir erreichen das Sigma-Draconis-System. Würden Sie bitte auf die Brücke kommen?“ meldete Waringthon.
Branford stand aus dem Sessel auf: “Ich komme, Lieutenant.“
„Ihren Bericht.“ ordnete Branford knapp an, als er die Brücke betrat.
Waringthon stand aus dem Kommandosessel auf: “Wir haben auf Impuls verlangsamt. Das System besteht aus vier Planeten, davon zwei Klasse-M-Planeten. Keine Schiffe in Sensorenreichweite zu orten.“
„Es geht los.“ stellte Branford fest. Er tippte seinen Kommunikator an: “Commander Talbot, melden Sie sich auf der Brücke.“
Alle Kadetten, die den Stabsoffizieren zugeteilt waren und alle Stabsoffiziere waren anwesend.
„Wir werden mit einigen taktischen Manövern beginnen. Es wird jeweils ein Kadett das Kommando führen, während die Offiziere als Brückencrew fungieren.“ teilte er den Anwesenden mit. Dann blickte er Andrews an: “Mister Andrews, Sie sind als erster dran. Setzen Sie sich in den Kommandosessel.“
Der junge Mann nahm sichtlich nervös im Kommandosessel Platz und sah erwartungsvoll auf den Hauptbildschirm.
„Mister Jacobs, starten Sie die Simulation 1. Countdown beginnen.“ befahl er.
Der Computer zählte von Zehn zurück, dann begann die Gefechtsimulation. Plötzlich waren zwei romulanische Warbirds auf dem Schirm zu sehen.
„Schilde aktivieren, Ausweichmanöver Delta. Volle Impulskraft!“ befahl Andrews energisch. Die Hood glitt zur Seite weg und bot den Warbirds ihr Heck dar. Sie feuerten ihre Disruptoren ab und trafen.
„Heckschilde auf 30% gefallen, Energieversorgung zu den achteren Phasern ausgefallen. Maschinenraum meldet Energieverlust im Impulsantrieb.“ lautete Crushers Zusammenfassung der Schäden.
Man konnte deutlich erkennen, dass Andrews nicht genau wusste, was er tun sollte.
„Ausweichmanöver, Energie auf achtere Schilde legen! Achtere Torpedos abfeuern!“ schrie er.
Dieser Befehl war der letzte. Die Hood war viel zu nahe an dem Gegner, als die Torpedos einschlugen. Von der Energie des explodierenden Warbirds wurde die Hood ebenfalls vernichtet. Der Bildschirm zeigte nur noch schwarze Farbe.
„Simulation beendet.“ sagte Branford laut. Dann ging er zu Andrews hin, der sichtlich geknickt im Kommandosessel saß.
„Kennen Sie den Fehler, den Sie gemacht haben?“ fragte er ruhig.
Andrews nickte: “Ja, Captain. Den Mindestabstand für einen Torpedoeinsatz habe ich nicht eingehalten.“
„Merken Sie es sich. Miss Sandovall, Sie sind dran.“ ließ Branford verlauten.
Die junge Frau kam langsam auf ihn zu und übernahm Andrews Platz.
„Noch mal das Gleiche, Mister Jacobs. Beginnen.“
Bianca Sandovalls Vorstellung gefiel Branford gut. Sie manövrierte das Schiff gut, ihre strategischen und taktischen Ideen waren nicht einfach aus den Lehrbüchern kopiert, sondern logisch durchdacht. Trotzdem wurde die Hood auch bei dieser Simulation vernichtet. Allerdings hatte Sandovall zuvor einen Warbird zerstört und den zweiten schwer beschädigt.
Branford nickte ihr anerkennend zu: “Gute Arbeit, Kadett.“
Peter Wendelsbourgh ging langsam durch die Gänge des Schiffes. Seine Simulation war nicht schlecht verlaufen, aber er verlor so langsam die Lust an diesen Übungen. Er wollte etwas erleben, sich beweisen.
„Peter, ich habe Dich schon gesucht.“ rief ihm Jenny Waringthon hinterher.
Er lächelte sie an: “Schön, dass Du mich gefunden hast. Was gibt es?“
„Ich brauche deinen Bericht über deine Übung. Bis morgen um 8.00 Uhr.“ erwiderte sie ernst.
Wendelsbourgh sah sie an: “Wünscht der Captain diesen Bericht?“
„Nein, ich will ihn haben.“ sagte seine Freundin mit ernster Miene.
Wendelsbourgh berührte sie sanft am Kinn und küsste sie: “Hör mal, es wird zwei Stunden dauern, diesen Bericht zu schreiben. Lass uns doch etwas Sinnvolleres heute Abend unternehmen. Ja?“
Waringthon wollte widersprechen, aber er hatte sie wieder mal rumgekriegt. Sie nickte: “In Ordnung.“
„Ich hole Dich um 19.00 Uhr ab. Bis dann.“ erwiderte er lächelnd.
Wendelsbourgh stieg in einen Turbolift, während Waringthon im Korridor stehen blieb.
Luke McLure hatte das Gespräch mit angehört. Sie hatten ihn nicht bemerkt, da er um die Ecke gestanden hatte. Jetzt hatte er genug. Er ging auf Waringthon zu und legte ihr die Hand auf die Schulter: “Jenny, kann ich Dich mal kurz sprechen?“
Sie sah ihn überrascht an: “Luke, was willst Du denn?“
„Es ist mir schon vorher aufgefallen: Durch deine Beziehung zu Wendelsbourgh lässt Du ihm alle Freiheiten. Er hat eben einen Befehl von Dir verweigert. Hast Du das überhaupt bemerkt?“ sagte er eindringlich.
Waringthon reagierte trotzig: “Das solltest Du besser mir überlassen!“ Sie drehte sich herum und ging den Korridor hinunter.
Waringthon saß im Kommandosessel, während die Hood mit halber Impulskraft durch das Sigma-Draconis-System flog.
„Mister Wendelsbourgh, führen Sie eine Ebene 3-Diagnose an den Navigationssystemen vor.“ ordnete sie an.
Wendelsbourgh drehte sich um: “Aber das wird knapp eine Stunde dauern, die Systeme derartig zu checken! Sie funktionieren einwandfrei!“
Branford hatte im gleichen Moment den Bereitschaftsraum verlassen und erlebte die Szene von Waringthon und Wendelsbourgh unbemerkt mit.
„Überlege doch, was für eine Zeitverschwendung das ist!“ sagte er weiter.
McLure blickte ihn böse an: “Sie haben einen Befehl erhalten, Kadett! Führen Sie ihn aus!“
Wendelsbourgh gab zurück: “Kümmern Sie sich um ihre Angelegenheiten, Mister McLure!“
„Wie reden Sie überhaupt mit mir! Ich werde Sie...“ brüllte McLure ihn an.
Waringthon schritt ein: “Das wäre genug, Mister McLure. Kümmern Sie sich um ihre Pflichten!“
„Aber Lieutenant, Sie können doch nicht...“ versuchte McLure ein letztes Mal, die junge Frau umzustimmen.
Waringthon befahl barsch: “Das ist ein Befehl, Fähnrich!“
„Aye, Lieutenant.“ resignierte McLure und wandte sich wieder den OPS-Kontrollen zu.
Branford hatte genug gehört. Er ging nach vorne. Als Waringthon ihn sah, stand sie auf: “Captain, ich habe Sie gar nicht bemerkt! Wenn Sie mich erklären lassen, dann...“
Branford schnitt ihr das Wort ab: “Genug, Lieutenant. Mister Wendelsbourgh, Sie werden umgehend eine Ebene 3-Diagnose durchführen und mir Bericht erstatten.“
Er sah Waringthon an: “Begleiten Sie mich in den Bereitschaftsraum. Mister McLure, Sie haben die Brücke. Sorgen Sie bitte dafür, dass diese Diagnose durchgeführt wird!“
McLure nahm im Kommandosessel Platz und grinste: “Mit Vergnügen, Sir.“
„Lieutenant, setzen Sie sich!“ sagte Branford leicht erregt.
Die junge Frau war deutlich verunsichert von der vorhergehenden Szene auf der Brücke. Sie konnte es selbst kaum glauben: Sie hatte Luke, der ihr bisher immer ein guter Freund gewesen war, wegen Wendelsbourgh angeschnauzt. Und das, obwohl er ihr nur beistehen wollte.
„Sagen Sie Lieutenant, sind Sie eigentlich in diesen Wendelsbourgh verliebt?“ fragte Branford ungeniert.
Sie nickte überrascht: “Ja, Captain."
„Normalerweise gehen mich ihre privaten Angelegenheiten nichts an. Außer, sie beeinträchtigen den Ablauf auf diesem Schiff.“ sagte Branford. Dann senkte er seine Stimme: “Lieutenant, wenn Sie das Kommando führen, dann müssen Sie die absolute Autorität haben. Sie können sich durch Gefühle nicht in ihrem Tun behindern lassen. Weiß Gott, das mag nicht immer leicht sein. Aber es gehört zum Kommando dazu. Wenn Sie dazu nicht in der Lage sein sollten, so sind Sie für die Befehlsgewalt nicht geeignet.“
Sie nickte: “Ich verstehe, Sir. Es wird nicht wieder vorkommen. Vertrauen Sie mir.“
„Das tue ich. Sonst würden Sie nicht auf meinem Platz auf der Brücke sitzen. Das wäre alles. Gehen Sie auf die Brücke zurück und lösen Sie Luke ab. Vielleicht haben Sie ihm ja auch etwas zu sagen.“ erwiderte Branford.
Waringthon stand auf: “Das habe ich. Danke, Captain.“
„Darf ich mich setzen, Luke?“ fragte Waringthon vorsichtig.
McLure saß an einem Ecktisch im Gemeinschaftsraum und blickte zum Fenster hinaus. Er sah sie gar nicht an und erwiderte emotionslos: “Bitte.“
Sie wusste im Moment gar nicht, was sie sagen sollte. Dann fasste sie sich ein Herz: “Luke, das, was heute auf der Brücke geschehen ist, tut mir leid. Ich war im Unrecht. Du wolltest mir nur helfen und aus lauter Verliebtheit habe ich Peter gedeckt. Das war falsch.“
Er sah sie an. Seine Miene verzog sich dabei nicht: “Sonst noch etwas, Lieutenant?“
„Wenn Du wütend auf mich bist, dann verstehe ich das. Ich habe Dich gedemütigt, und das vor allen Brückenoffizieren.“ erwiderte sie.
McLures Blick veränderte sich. Er wurde noch ernster.
„Jenny, Du hast Dich selbst gedemütigt. Das ist es, was mich wütend macht. Wir beide kennen uns seit mittlerweile sechs Jahren. Wir waren gemeinsam auf der Akademie und sind gemeinsam auf die Exeter gekommen. Aber als es darum ging, jemanden zu unterstützen, da hast Du Wendelsbourgh mir vorgezogen!“
Sie blickte ihn überrascht an: “Luke, heißt das, Du hättest Dir mal gewünscht, mit mir eine Beziehung einzugehen?“
McLure erwiderte ertappt: “Willst Du das ehrlich wissen?“ Sie nickte ihm lächelnd zu.
„Ja, so ist es. Aber ich habe es nie bewusst ausgesprochen. Wir sind so gute Freunde, das wollte ich nicht aufs Spiel setzen für den Fall, das Du es anders siehst.“ Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und blickte aus dem Fenster hinaus.
Waringthon nahm seine Hand: “Luke, davon hatte ich ehrlich keine Ahnung. Ich freue mich darüber, wirklich.“
„Und was soll ich jetzt tun, nachdem es heraus ist?“ fragte McLure unsicher.
Waringthon hielt immer noch seine Hand und erwiderte leise: “Erstmal nichts, Luke. Lass uns beiden Zeit.“ Sie fügte leise hinzu: “Gehen wir doch aufs Freizeitdeck. Ich wäre für einen kleinen Spaziergang.“
„Danke für ihr Kommen. Setzen Sie sich.“ ordnete Branford an.
Er hatte Waringthon, McLure, L`Arro und Lefler zu sich in den Konferenzraum bestellt, um mit ihnen weitere Übungen zu besprechen.
„Erstmal folgendes: Wir werden übermorgen Sigma-Draconis-II anfliegen und dort drei Außenteam absetzen. Diese Teams werden dann, auf sich alleine gestellt, diverse Aufgaben zu erledigen haben. Diese umfassen das Sammeln von diversen Proben und wissenschaftliche Analysen.“ begann Branford. Dann nickte er seinem 1.Offizier zu.
Unas fuhr fort: “Diese Teams werden geleitet von jeweils einem Offizier unserer Crew. Diese Offiziere sind Lieutenant Waringthon, Fähnrich McLure und Lieutenant Lefler.“
Die junge Frau fragte überrascht: “Commander, ich war für diese Aufgabe gar nicht bestimmt!“
„Das weiß ich, Lieutenant. Aber Sie werden Sie übernehmen. Ich habe das mit Mister L´Arro bereits durchgesprochen.“ erwiderte Unas.
Der Caitianer nickte Unas zustimmend zu.
„Die Mitglieder ihres Teams erfahren Sie erst 12 Stunden vor dem Start der Mission. Bereiten Sie sich darauf vor. Alle relevanten Daten sind im Computer. Noch Fragen?“ sagte Unas weiter.
Keiner der Angesprochenen antwortete, also schloss Unas die Sitzung: “Das wäre alles. Sie können auf ihre Stationen zurückgehen.“
Als alle draußen waren, fragte Unas ihren Captain: “Sir, war es richtig, Lefler mit einer derartigen Verantwortung zu betrauen?“
Branford grübelte selbst: “Lara, ich verlasse mich in dieser Sache auf meinen Chefingenieur. Ich weiß es selbst nicht.“
Waringthon hatte sich vor dem Augenblick gefürchtet, an dem Wendelsbourgh zu ihr kommen würde. Jetzt war dieser Moment da.
Die Tür ihres Quartiers öffnete sich und Wendelsbourgh kam herein. Er lächelte sie selbstsicher an und wollte sie küssen. Dementsprechend überrascht war er, als sie zurückwich.
„Was ist mit Dir?“ fragte er irritiert.
Sie deutete auf die Couch: “Setz Dich bitte. Ich habe Dir etwas zu sagen.“
Wendelsbourgh setzte sich und sah sie interessiert an: “Nun, was ist?“
Sie strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht: “Peter, ich habe über das nachgedacht, was in den letzten beiden Tagen passiert ist. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass das mit uns beiden nicht funktioniert. Von meiner Seite aus war es nur Verliebtheit. Ich möchte es beenden.“
„Was habe ich getan, Jenny? Warum willst Du auf einmal nicht mehr?“ fragte er verblüfft und ein wenig ärgerlich.
Sie sah ihn zornig an: “Das hast du noch nicht begriffen? Peter, Du hast mich gedemütigt, vor der gesamten Brückencrew. Deinetwegen habe ich mit einem guten Freund Streit gehabt!“
Wendelsbourgh lachte: “Du meinst dieses Muttersöhnchen, dieser McLure! Wegen ihm verlässt Du mich? Unglaublich!“
„Geh jetzt bitte! Ich möchte Dich nicht mehr sehen!“ schrie sie ihn an.
Wendelsbourgh stand auf. Er sah sie drohend an: “Du servierst mich so einfach ab!“
Er machte keine Anstalten zu gehen. Stattdessen ging er im Zimmer auf und ab.
„Peter, geh jetzt! Sonst muss ich den Sicherheitsdienst rufen!“ beschwor sie ihn.
Er lachte: “Das machst Du doch nicht!“
Der Türsummer ertönte. Waringthon öffnete und McLure betrat den Raum. Er erkannte die Situation sofort.
Wendelsbourgh sah ihn verächtlich an: “Ah, Fähnrich McLure! Das Muttersöhnchen kommt die Freundin besuchen!“
McLure trat vor Wendelsbourgh. Der Kadett war gut eine Kopflänge größer als McLure, aber das störte ihn nicht. Er sah ihn an, holte urplötzlich aus und schlug Wendelsbourgh direkt ins Gesicht.
Der Kadett kippte um und fiel zu Boden. Langsam kam er wieder zu sich. Er hielt sich die Hände vors Gesicht.
„Verdammt, meine Nase! Sie ist gebrochen!“ schrie er schmerzerfüllt.
Er blickte McLure zornig an: “Das werden Sie mir büssen!“
„Das glaube ich persönlich nicht!“ sagte Waringthon scharf. Wendelsbourgh blickte sie an. Sie hielt einen Typ-I-Phaser in der Hand und zielte auf ihn.
„Verschwinde! SOFORT!“ schrie sie.
Wendelsbourgh stand langsam auf: “Sie gehört Ihnen! Hoffentlich wissen Sie, was Sie sich eingebrockt haben.“
Er verließ das Quartier.
Waringthon legte die Waffe auf den Tisch und sah hilflos drein: “Wie kann man sich nur so gehen lassen! Ich verstehe das nicht!“
Sie lehnte sich Hilfe suchend an McLure. Er nahm sie in die Arme: “Ganz ruhig, Jenny. Lass diesen Idioten gehen. Du hast Dich in ihm getäuscht. So was kommt vor im Leben.“
Sie sah McLure an: “Danke, Luke. Ich schulde Dir was.“ Dann schloss sie die Augen und küsste ihn. McLure war etwas verblüfft, doch er erwiderte ihre Zärtlichkeiten.
„Captain, wir erreichen Sigma-Draconis-II.“ meldete Peter Wendelsbourgh.
Branford bemerkte, dass der Kadett sich offensichtlich an der Nase gestoßen hatte.
„Standardorbit einnehmen. Voller Sensorenscan des Planeten durchführen, Mister Jacobs.“ ordnete er an. Er sah Wendelsbourgh an: “Haben Sie sich wehgetan, Kadett?“
Wendelsbourgh schüttelte den Kopf: “Nein, Sir. Alles in Ordnung.“
Branford ging zur achteren Wissenschaftsstation und nahm Platz. Auf dem Bildschirm zeigte Jacobs die Ergebnisse der Scans.
Der zweite Planet des Systems war unterschiedlich strukturiert, gemäßigte, subtropische und tropische Zonen wechselten sich ab. Es gab auch eine arktische Zone, die den nördlichen Pol des Planeten umfasste.
„Mister Jacobs, kommen Sie bitte.“ bat er seinen Einsatzoffizier.
Jacobs stand aus dem Sessel auf und kam zu Branford: “Ja bitte, Captain?“
„Ich glaube, es wäre eine gute Idee, die Teams in der gemäßigten, der subtropischen und der tropischen Zone abzusetzen. Das wäre fordernd für die Teams.“ sagte Branford und deutete auf die Oberflächenanalyse.
Jacobs nickte: “Ja, das wäre sicher gut. Soweit ich weiß, haben die Teamführer ihre Teams bereits zusammengerufen. Jetzt können wir die Einsatzbefehle ausgeben.“
Branford blickte ihn an: “Das ist ihre Aufgabe, Lieutenant. Teilen Sie es den Teamführern mit. Der Einsatz startet in zwei Stunden.“
„Aye, Sir.“ erwiderte Jacobs und ging zur OPS zurück.
Jacobs überprüfte ein weiteres Mal die Transporterkoordinaten. Dann meldete er: “Team 1 unter Führung von Lieutenant Lefler bereit, Sir.“
Branford nickte ihm zu: “Machen Sie weiter, Mister Jacobs.“
Jacobs öffnete einen Komm-Kanal: “Brücke an Transporterraum 1. Beamen Sie Team 1 zu den bezeichneten Koordinaten, Chief.“
Lamar erwiderte: “Jawohl, Lieutenant. Energie.“
Zwei Minuten später kam die Meldung: “Transport erfolgreich, Captain. Leflers Team ist in der subtropischen Zone gelandet. Ab jetzt haben sie 24 Stunden für ihre Mission.“
Branford erhob sich: “Danke, Lieutenant. Machen Sie mit den anderen beiden Teams im Fünfzehn-Minuten-Takt weiter. Sie haben die Brücke.“
Lamar checkte das Transportersystem. Es war eine Marotte von ihm, nach jedem Beamvorgang das System gründlich zu checken.
„Chief Lamar, hier ist Captain Branford. Bitte melden Sie sich in meinem Quartier.“ erklang die Stimme des Kommandanten.
Lamar tippte seinen Kommunikator an: “Bestätigt, Captain.“
„Kommen Sie herein.“ bat Branford.
Die Tür öffnete sich und Andrew Lamar betrat den Raum. Er sah sich um und trat zu Branford, der an einem Tisch saß.
„Guten Abend, Andrew. Bitte, setzen Sie sich.“ begrüßte ihn Branford.
Lamar folgte der Aufforderung und fragte: “Um was geht es, Captain?“
„Nun, wie Sie wissen, sind die Team seit mittlerweile zehn Stunden im Einsatz. Sie sind mit Sicherheit müde und gestresst. Also genau in der richtigen Verfassung, um vor ein paar neue Probleme gestellt zu werden.“ erwiderte Branford lächelnd.
„Was schwebt Ihnen vor?“ wollte Lamar wissen.
Branford antwortete: “Ich werde zusammen mit Jake Cassels und Wesley Crusher runter beamen und auf Lieutenant Waringthons Team einen Angriff durchführen. Und ich hätte Sie gerne dabei, Chief.“
„Herzlich gerne, Sir. Ich will wirklich sehen, ob es die Offiziersanwärter verstehen, ein Lager zu sichern. Wann brechen wir auf?“ erwiderte er begeistert.
Branford nahm noch ein Glas und schenkte Lamar ein: “In einer halben Stunde. Also genug Zeit, um noch ein Glas Synterol zu trinken. Auf ihr Wohl.“
Branford sah sich im Spiegel an. Er hatte einen schwarzen Kampfanzug an, trug einen Typ-II-Phaser sowie einen Tricorder am Gürtel.
„Kommen Sie, Andrew. Es wird Zeit.“ sagte er zu Lamar.
Crusher und Cassels standen bereits im Transporterraum bereit.
„Captain, alles ist vorbereitet. Wir können runter beamen.“ sagte Crusher.
Branford nickte und bestieg die Transporterplattform. Die drei anderen folgten ihm nach.
„Energie.“ befahl er dem Transportertechniker.
Waringthons Team war in der gemäßigten Zone im Einsatz. Branford hatte sich in die Nähe beamen lassen, um gleich zuschlagen zu können. Auf dem Planeten war es etwa um Mitternacht.
„Sehen Sie, da drüben.“ sagte Cassels und deutete auf den Schein eines Feuers.
Branford blickte in die angezeigte Richtung. Es waren etwa 600 Meter bis zu dem Feuer. Deutlich konnte sein Tricorder vier Lebensformen registrieren.
„Vorschläge?“ fragte er seine Begleiter.
Lamar erwiderte: “Auf der westlichen Flanke ist eine kleinere Hügelgruppe. Von dort aus können wir gut zuschlagen. Zwei Mann auf dem Hügel, die die Leute unter Streufeuer nehmen. Die anderen beiden greifen danach ein und nehmen das Lager ein.“
„Eine sehr gute Idee, Chief.“ nickte Crusher anerkennend. Auch Cassels war dem Vorschlag gegenüber positiv gestimmt.
„Also dann, wir nehmen ihre Variante, Andrew. Sie und ich werden den Angriff führen, während Wesley und Jake die Leute von dem Hügel her unter Feuer nehmen.“
Crusher und Cassels gingen los. Sie bezogen unbemerkt Position auf zwei gegenüberliegenden Hügeln und warteten auf das Zeichen.
Branford tippte seinen Kommunikator an: “Es geht los, meine Herren. Feuer!“
Die Zwei begannen augenblicklich damit, das Lager mit Feuerstößen einzudecken. Branford war zusammen mit Lamar näher herangeschlichen und sah, dass die vier Angegriffenen wild durcheinander rannten. Waringthon versuchte, ihre Leute zu ordnen, aber sie feuerten nur ziellos umher.
Branford sah Lamar an: “Los geht’s!“
Er und Lamar stürmten das Lager. Der Chief betäubte erst den übereifrigen Wendelsbourgh, der seine Deckung aufgegeben hatte. Waringthon und Sandovall leisteten Widerstand, doch nachdem Branford Sandovall mit einem gezielten Schuss betäubt hatte, wurde Waringthon hektisch. Sie stürmte zu einer anderen Deckung, doch noch im Laufen wurde sie getroffen und stürzte.
Valerie Gansburry hatte sich hinter einigen Felsen verschanzt und feuerte sehr gezielt auf Branford und Lamar. Der Captain dirigierte Crusher und Cassels hinter Gansburry, woraufhin sie das Feuer auf die beiden zog. Branford gelang es, sehr nahe an sie heranzukommen, da sie sich ganz auf Crusher und Cassels konzentrierte. Dann machte er der ganzen Sache ein Ende.
Mit gezogenem Phaser sprang er direkt hinter die junge Frau und schrie: “Ergeben Sie sich! Sofort!“
Valerie drehte sich überrascht um. Sie sah, dass Branford seine Waffe auf sie gerichtet hatte und legte ihren Phaser langsam ab.
„Ich ergebe mich, Sir. Gratuliere.“ sagte sie.
Branford steckte seinen Phaser in das Halfter zurück und lächelte: “Gut gehalten, Val. Sie haben ein Kämpferherz.“
Er blickte zu Waringthon und Sandovall hinüber, die betäubt am Boden lagen.
„Wir sollten uns um die beiden kümmern, Val. Kommen Sie.“ sagte er.
Crusher saß bereits bei Jenny Waringthon und verabreichte ihr ein Hypospray. Darauf wachte sie gleich auf. Sie hielt sich den Kopf: “Solch ein Lähmungsschuss ist wirklich nicht das, was ich jeden Tag erleben möchte.“
Crusher half ihr beim Aufstehen: “Geht es wieder, Jenny?“
Sie nickte: “Ja. Danke für die Hilfe.“
Sandovall sowie Wendelsbourgh hatten ebenfalls ein Hypospray bekommen und gesellten sich hinzu.
Branford sprach in die Runde: “Der Kampf ist vorbei. Lieutenant Waringthon, ihre Truppe hat sich einige Blöße gegeben. Wenn auch der Kampfgeist einiger vorbildlich ist. Trotzdem werden wir die Fehler noch erörtern.“ Er lachte: “Aber erst wird gegessen. Kommen Sie, wir haben Fleisch dabei. Nach alter Väter Sitte werden wir grillen.“
Branford schob sich genüsslich den letzten Bissen Fleisch in den Mund. Es hatte vorzügliche Steaks gegeben, die sich alle Mitglieder des Außenteams schmecken ließen.
„Darf ich Sie etwas fragen, Captain?“ wollte Waringthon wissen. Die junge Frau sah ziemlich verunsichert aus.
Branford nickte: “Sicher, Lieutenant.“
„Wie schätzen Sie meine Leistung als Anführer der Gruppe ein?“ fragte sie.
„Nun, Sie haben es versäumt, eine leicht zu verteidigende Stellung zu suchen. Auch haben Sie ihr Lager nicht durch Erkennungsdedektoren geschützt. Aber ihre restlichen Ergebnisse der Untersuchungen sind in Ordnung.“ resümierte er.
Als er Waringthons Enttäuschung sah, fügte er hinzu: “Es geht hier um mehr, Lieutenant. Ich muss wissen, ob ich Sie mit einem Außenteameinsatz betrauen kann oder nicht. Ganz einfach.“
Cassels nickte zustimmend: "Völlig richtig. Aber machen Sie sich nicht allzu große Sorgen, Jenny. Wir haben das auch mal lernen müssen.“
Branford gähnte: “Gehen wir schlafen. Es war eine lange Nacht.“
Valerie Gansburry sah sich die aufgehende Sonne an, die langsam über die Hügelkuppe glitt.
„Guten Morgen, Val.“
Sie drehte sich um und sah Jake Cassels. Er hatte seinen Uniformpulli umgebunden.
„Hallo, Jake.“ erwiderte sie. Sie sah ihn an: “Wissen Sie, ich erinnere mich sehr gerne an die Zeit auf der Exeter zurück. Sie hat mir viel gebracht.“
Cassels nickte: “Das denke ich doch auch. Wie ist es Ihnen bisher auf der Akademie ergangen, Val?“
„Ich komme gut zurecht. Aber in Wahrheit interessiert mich doch nur die Antriebstechnik und alles, was damit zu tun hat.“ erwiderte sie lächelnd.
Cassels setzte sich auf einen Felsen: “Auf der Akademie wird viel gelehrt, das im ersten Augenblick nutzlos wirkt. Aber glauben Sie mir, Sie werden später erkennen, wie wichtig viele dieser Dinge doch sind.“
Val zog die Augenbrauen hoch: “Meinen Sie damit Fächer wie „Alte Philosophie“ oder ähnliches, Jake?“
„Völlig richtig. Wie gesagt, Sie werden erkennen, dass Hamlet oder Shakespeare doch noch ihren Platz in dieser Galaxie haben.“ lächelte Cassels.
Auf der Brücke der Hood ging alles einen ruhigen Gang. Kadett William Andrews saß an der taktischen Station, als sich etwas ereignete. Er empfing auf allen Föderationsfrequenzen einen Notruf.
„Commander Unas, ich empfange einen Notruf!“ berichtete er aufgeregt.
Lara Unas erhob sich aus dem Kommandosessel und ging zur taktischen Station hinüber.
„Was haben Sie, Andrews?“ fragte sie.
Er erwiderte: “Die Nachricht kommt von der Föderationskolonie Darados II. Der Inhalt besagt, dass immer mehr Bewohner der Kolonie verschwinden. Die dortigen Sicherheitskräfte haben die Situation nicht im Griff.“
Unas nickte: “In Ordnung, Mister Andrews.“ Sie schritt langsam zum Kommandosessel zurück: “Mister Andrews, öffnen Sie einen Kanal zum Captain.“
Die Verbindung wurde aufgebaut: “Unas an Captain Branford. Bitte melden, Sir.“
Branford hatte sich eben zu Ende rasiert, als der Kommunikator piepte. Er tippte ihn an: “Hier Branford. Was gibt es, Nummer 1?“
Unas erwiderte: “Wir haben einen Notruf von der Föderationskolonie Darados II erhalten. Sie beinhaltet, dass immer mehr Bewohner verschwinden und die Sicherheitskräfte keine Lösung wissen. Sie bitten um Hilfe.“
Branford überlegte nicht lange: “Commander, wir beamen hoch. Benachrichtigen Sie die anderen Teams und holen Sie sie ebenfalls hoch. Ende.“
Die Turbolifttür glitt auseinander und Branford betrat in Begleitung von Crusher und Waringthon die Brücke.
„Captain, der Notruf wurde mehrmals wiederholt. Bis jetzt haben wir nicht geantwortet.“ meldete Lara Unas, während sie aus dem Kommandosessel aufstand.
Branford nickte: “In Ordnung.“ Er sah Crusher an: “Öffnen Sie einen Kanal zur Kolonie, Lieutenant.“
Crusher führte den Befehl aus: “Nur Audio-Übertragung möglich, Sir.“
„Darados II, hier spricht Captain Christopher Branford von der U.S.S. Hood. Wir haben ihren Notruf empfangen. Bitte antworten Sie.“ sagte Branford.
Es rauschte kurz, dann erwiderte eine Stimme: “Ich bin Reginald Miller, der Präsident der Kolonie. Wir benötigen dringend ihre Hilfe.“
Branford entgegnete: “Erklären Sie ihre Probleme, Mister Miller.“
„Immer mehr unserer Einwohner verschwinden einfach. Jegliche Suche nach ihnen war bisher ergebnislos. Mein Sicherheitschef und ich sind ratlos. Ihre Möglichkeiten sind sicherlich größer.“ gab Miller zur Antwort.
Der Captain drehte sich herum und gab Crusher ein Zeichen, die Verbindung zu unterbrechen.
„Meinungen?“ fragte er die anwesenden Offiziere.
Unas meinte: “Wir sind verpflichtet, diesen Leuten zu helfen, Sir. Ich sehe keine Alternative.“
Jacobs schüttelte den Kopf: “Wir haben eine Crew von Akademiekadetten, Commander. Sollte sich diese Sache als größer herausstellen, dann haben wir ein Problem.“
„Sam, wir sind lediglich zwei Flugstunden entfernt. Und laut meinen Berichten befindet sich das nächste Schiff drei Tage entfernt.“ entgegnete Crusher.
Branford nickte: “Ich nehme ihren Einwand zur Kenntnis, Mister Jacobs. Aber wir müssen den Kolonisten helfen. Frequenz wieder öffnen.“
Er wandte sich wieder dem Hauptbildschirm zu: “Mister Miller, wir werden in etwa zwei Stunden bei Ihnen sein. Bereiten Sie sich bitte darauf vor.“
„Danke, Captain. Wir werden Sie erwarten. Ende.“ schloss der Präsident das Gespräch.
Branford sah Unas an: “Nummer 1, lassen Sie Kurs auf Darados II setzen. Maximum-Warp.“
Unas nickte: “Aye, Sir.“
Branford betrachtete interessiert den Monitor, auf dem die Daten der Kolonie dargestellt waren. Der Türsummer ertönte und unterbrach seine Gedanken.
„Ja, herein!“ rief er.
Lieutenant Commander Talbot betrat sichtlich aufgeregt den Raum.
„Captain, ich habe gehört, wir gehen diesem Notruf nach! Ich muss dagegen protestieren! Die Kadetten auf diesem Schiff sind nur zu einem Übungsflug hier.“ begann er ohne Begrüßung.
Branford sah ihn ernst an: “Commander, diese Leute auf Darados II brauchen Hilfe. Wir sind das einzige Föderationsraumschiff, das die Kolonie schnell erreichen kann.“
„Aber Captain, was werden wir tun, wenn die Schwierigkeiten größer als angenommen sind?“ fragte Talbot.
Branford zuckte mit den Schultern: “Ich weiß es nicht. Eines sichere ich Ihnen auf jeden Fall zu: Soweit es geht, werden nur meine Offiziere für diese Sache eingesetzt. Allerdings kann ich Ihnen nicht versichern, dass ich keinen der Kadetten brauche.“
Talbot war immer noch verärgert: “Aber ohne mich zu der Sache zu befragen! Captain, das finde ich nicht akzeptabel!“
Branford warf ihm einen deutlichen Blick zu: “Das wäre alles, Commander. Wegtreten.“
Talbot verließ wütend den Bereitschaftsraum.
„Captain, ich habe den Bericht über die Kolonie zusammengestellt.“
Branford sah seinen Einsatzoffizier an.
„Gut. Nehmen Sie Platz, Lieutenant.“ bat er ihn.
Jacobs begann seine Ausführungen: “Die Kolonie auf Darados II wurde vor knapp dreißig Jahren als Bergbausiedlung gegründet. Die Leute dort bauen hauptsächlich Gold, Silber, Platin und Dilitzium ab. Sie stellt einen der bedeutendsten Zulieferer von Rohdilitzium dar. Einwohnerzahl ist derzeit bei knapp 2200 Menschen. Der Planet ist als Klasse-M eingestuft, aber unbewohnt. Tierarten gibt es reichlich, jedoch nichts, was den Menschen gefährlich werden könnte. Es sind hauptsächlich Tiere, die irdischen Füchsen und Wölfen ähnlich sind. Sie leben in den ausgedehnten Wäldern des Planeten. Ein von den Kolonisten noch unerforschter Teil ist das so genannte „Outback“, das sich hinter dem Pearson-Gebirge erstreckt. Dieses Gebirge und die davor liegende Ebene dienen vielen Kolonisten als Farmland.“
Branford fragte nach: “Wieso wurde dieses Land noch nicht erforscht?“
Jacobs lächelte breit und erwiderte: “Nun, das sind Farmer und Bergleute, keine Entdecker. Sie haben den Planeten nur soweit erforscht, wie es für ihre Zwecke dienlich war.“
„Verständlich. Immerhin werfen diese Minen und Farmen hohe Erträge ab.“ meinte Branford nachdenklich.
„Danke für ihren Bericht, Mister Jacobs. Das ist im Moment alles.“ fügte er hinzu.
Die Hood drang in das Darados-System ein.
„Verlangsamen auf Impulsgeschwindigkeit, Lieutenant. Mister Crusher, vollen Sensorenscan des Systems.“ ordnete Branford an.
Crusher führte den Scan durch und meldete: “Ich kann keine Schiffe im System orten, Sir. Ich kann menschliche Lebensformen auf dem zweiten Planeten entdecken.“
Branford ließ sich in den Kommandosessel sinken: “Standardorbit, Miss Waringthon. Mister Crusher, öffnen Sie einen Kanal zu Präsident Miller.“
Crusher nickte: “Sie können sprechen, Captain.“
„Hier ist Captain Branford von der U.S.S. Hood.“ begann Branford.
Miller antwortete: “Hier ist Reginald Miller. Danke für ihr schnelles Kommen, Captain. Sie können jederzeit runter beamen.“
„Wir haben verstanden. Drei meiner Offiziere und ich werden in wenigen Minuten runter beamen. Ende.“ schloss Branford das Gespräch.
Er stand wieder auf: “Mister Crusher, Mister Jacobs, Sie beide kommen mit. Und Sie auch, Counselor.“
Die drei Offiziere folgten Branfords Aufforderung. Bevor Branford die Brücke verließ sah er noch Unas an: “Sie übernehmen das Kommando, Nummer 1.“
Branford und seine Begleiter materialisierten in einem Vorraum des Hauses, in dem der Präsident wohnte. Ein dezent gekleideter Mann stand schon zu ihrem Empfang bereit.
„Ich grüße Sie. Mein Name ist Mortimer, ich bin der Butler des Präsidenten. Würden Sie mir bitte folgen?“
Der Mann führte sie in ein karg eingerichtetes Arbeitszimmer. Ein Mann saß in einem Lehnstuhl, neben ihm stand ein weiterer Mann, der ein Halfter mit einem Typ-I-Phaser trug.
„Ich begrüße Sie in meinem Haus. Ich bin Reginald Miller, dies ist mein Sicherheitschef Oliver de Jardain.“ begann der eine.
Branford trat etwas vor: “Sehr erfreut. Ich bin Captain Christopher Branford von der U.S.S. Hood. Dies hier ist mein taktischer Offizier, Lieutenant Crusher, mein Einsatzoffizier Lieutenant Jacobs und meine Schiffsberaterin, Counselor Sandra Galen.“
„Captain, es ist mir eine unheimliche Erleichterung, dass Sie hier sind. Die Situation, in der wir uns befinden, ist sehr schwierig.“ sagte Miller bedrückt.
Branford fragte: “Könnten Sie uns eine kurze Lagebeschreibung geben?“
De Jardain erwiderte: “Natürlich, Captain. Es begann vor etwa einem Monat. Da verschwand eine Familie, die eine Farm im Pearson-Gebirge besaß. Wir suchten tagelang nach Ihnen, aber ohne Erfolg. Nach und nach verschwanden immer mehr Familien aus dem besagten Gebiet. Diese Geschehnisse waren dafür verantwortlich, dass einige Bewohner ihre Sicherheit in die eigene Hand nahmen. Sie besorgten sich von angrenzenden Planeten Waffen. Diese Leute sind mittlerweile 149 an der Zahl. Sie bereiten uns große Sorgen, da sie im Prinzip besser bewaffnet sind als unsere 40-köpfige Sicherheitstruppe. Wenn wir weiterhin keinen Erfolg bei unseren Bemühungen haben, dann gerät die ganze Sache außer Kontrolle.“
Jacobs fragte nach: “Mister de Jardain, könnten Sie uns eine Übersicht geben, wo auf diesem Planeten menschliche Ansiedlungen sind? Dann könnten wir versuchen, die Vermissten mittels unserer Schiffsscanner zu finden.“
De Jardain nickte: “Eine exzellenter Vorschlag. Man wird Ihnen anschließend die Daten geben, Lieutenant.“ Er überlegte kurz: “Am besten wäre es, wenn Sie die Familie aufsuchen, die noch als letztes im Pearson-Gebirge lebt. Sie heißt Stiles.“
Branford nickte: “Das werden wir machen. Zwischenzeitlich sorgen Sie für die Abwicklung der Scans, Mister Jacobs.“
„Ich werde die Familie Stiles kontakten und ihnen ihre Ankunft mitteilen. Mister Jacobs wird dann die Koordinaten erhalten.“ erwiderte de Jardain.
Miller erhob sich: “Viel Erfolg, Captain. Hoffentlich können Sie dieses Rätsel lösen.“
Branford wandte sich zum Gehen: “Wir werden alles versuchen, Sir. Auf Wiedersehen.“
Jacobs kam auf Branford zu. Seine Miene versprach keine guten Neuigkeiten.
„Was haben Sie, Lieutenant?“ wollte Branford wissen.
Jacobs schüttelte den Kopf: “Leider nichts Gutes, Sir. Die Scanner der Hood sind nur beschränkt dazu in der Lage, den Planeten zu scannen.“
„Was ist der Grund hierfür?“ fragte Branford.
Jacobs wusste nicht so recht, wie er antworten sollte.
„Nun, Captain, etwas verhindert einen genauen Scan der Oberfläche. Allerdings können wir mit den Geräten auf der Hood nicht feststellen, was das ist.“
Branford nickte: “In Ordnung. Wir beamen zu der Farm der Familie Stiles. Vielleicht finden wir dort Informationen, die uns weiterhelfen.“
Er griff an seinen Gürtel und justierte den Phaser.
„Stellen Sie ihre Handphaser auf Betäubung.“ ordnete er an.
Branford tippte seinen Kommunikator an: “Branford an Hood. Beamen Sie uns zu den Koordinaten der bezeichneten Farm.“
Die Farm lag auf einer Hügelkuppe, die von einem Waldgebiet umgeben war. Sie bestand aus einem größeren Holzhaus, einer Stallung und einem Nebengebäude, das etwa hundert Meter entfernt lag.
„Ich orte drei Personen, die sich in dem Haus aufhalten. Eine nähert sich dem Ausgang.“ teilte Jacobs mit.
Die Haustür öffnete sich und ein Mann mit grauem Haar und verdreckter Kleidung kam heraus. Er sah die vier Mitglieder des Landungsteams und begrüßte sie: “Willkommen auf meiner Farm.“ Er kam näher und reichte Branford die Hand: “Ich bin Peter Stiles. Meine Familie und ich sind sehr froh, dass Sie hier sind.“
Branford nickte: “Ich bin Captain Christopher Branford von der U.S.S. Hood. Meine Beraterin, Counselor Sandra Galen, mein Einsatzoffizier, Lieutenant Jacobs und mein Sicherheitschef, Lieutenant Crusher.“
Stiles begrüßte die Mitglieder des Außenteams freundlich: “Wie gesagt, willkommen bei uns. Gehen wir doch rein.“
Das Haus der Familie war ganz nach Branfords Geschmack. Es war größtenteils mit Holz ausgestattet und sehr gemütlich.
Stiles führte sie in die Küche, wo eine junge Frau mit kurzen, blonden Haaren Kartoffeln schälte.
„Meine Tochter, Carol. Liebes, das sind Captain Branford und Mitglieder seiner Crew.“ sagte Stiles zu ihr.
Die junge Frau stand auf und nickte Branford zu: “Freut mich, Captain. Möchten Sie mitessen?“
„Eigentlich bin ich nicht hungrig, Miss Stiles. Falls jedoch ein Mitglied meines Teams Hunger verspürt, dann gerne.“ erwiderte Branford.
Jacobs und Crusher nickten: “Wenn es Ihnen keine Umstände macht, Sir.“
Stiles wehrte ab: “Ach was, es ist mir eine Freude, mit Ihnen den Tisch zu teilen. Darf ich ihnen zumindest einen guten Wein anbieten, Captain?“
„Da sage ich nicht nein, Mister Stiles. Sehr gern.“ nickte Branford erfreut.
Zwei Stunden später hatten sie alle ausgiebig gegessen und getrunken. Stiles führte die Landungsgruppe in das Nebengebäude. Dort waren vier Zimmer für sie hergerichtet worden. Branfords Zimmer hatte ein erstaunlich großes Bett, eine Sitzgruppe und einen Ofen, der der kalten Nacht entsprechende Wärme entgegenstellte. Branford legte sich in das Bett und schlief sofort ein.
„Guten Morgen, Sir. Wollen Sie etwas essen?“ fragte Jacobs. Er hatte eine Tasse und einen Teller mit einem belegten Brot bei sich.
Branford war eben beim Rasieren und schüttelte den Kopf: “Nein danke, Lieutenant. Haben Sie die Gegend gescannt?“
Jacobs nickte: “Ja, das habe ich. Aber wir bekommen nur in der Nähe einwandfreie Daten. Wir brauchen eine Möglichkeit, die Täler hinter der Bergkette zu überwachen.“
„Ich glaube, ich weiß wie.“ erwiderte Branford. Er griff nach seinem Kommunikator und rief das Schiff: “Branford an Hood.“
„Hier Unas, Sir. Was haben Sie?“ antwortete sein 1.Offizier.
Branford entgegnete: “Nummer 1, schicken Sie mir ein Shuttle mit 2 Mann Besatzung runter. Das Shuttle soll uns bei der Überwachung dieses gebirgigen Geländes helfen.“
„Verstanden, Captain. Wird sofort erledigt. Unas Ende.“ erwiderte sie.
Unas stand aus dem Kommandosessel auf und sah Valerie Gansburry an, die an den Maschinenkontrollen stand: “Val, Sie und Mister Wendelsbourgh werden mit einem Shuttle aufbrechen und den Captain unterstützen. Sie übernehmen das Kommando über diese Mission.“
Luke McLure, der neben Unas stand, erhob einen Einwand: “Commander, sollte ich nicht diese Aufgabe erledigen?“
„Schon richtig, Luke. Normalerweise wären Sie der Mann für diese Mission, aber ich brauche jemanden wie Sie jetzt an der OPS, wo Mister Jacobs auf dem Planeten weilt.“ erwiderte Unas erklärend.
Gansburry und Wendelsbourgh verließen die Brücke.
„Captain Branford, hier ist Shuttle Pike.“ meldete sich Gansburry kurz darauf.
Branford antwortete: “Ich höre Sie, Val. Haben Sie schon etwas entdeckt?“
„Nein, Sir. Mister Jacobs hat uns einen Suchplan übermittelt, den wir abfliegen. Dann kehren wir zur Hood zurück.“ erwiderte Gansburry.
„Ich will, dass Sie während der Nacht die Patrouille fliegen. Dann bringen Sie uns den größten Nutzen, Val.“ ordnete Branford an.
Gansburry bestätigte: “Zu Befehl, Sir. Ende.“
Branford trat zur Tür hinaus und betrachtete sich die Bergkuppen, die sich den Horizont entlang zogen. Diese Landschaft gefiel ihm, sie erinnerte ihn an zu Hause.
„Und, Chris? Heimweh?“ fragte Sandra Galen, die hinter ihm stand.
Branford drehte sich herum: “Ein wenig. Aber ich konnte es immer gut ertragen, von meiner Heimat getrennt zu sein.“
Die Beraterin nickte knapp: “Du bist ein starker Mensch und dennoch verletzlich. Das habe ich bemerkt, als wir diesen Unfall nahe Galondon Chor hatten.“
Branford zeigte keine Regung: “Da hatte ich auch jemand, der mich aufbaute. Das war ungeheuer wichtig damals.“
Galen blickte ihn durchdringend an. Er spürte unwiderstehlich ihre empathische Kraft.
„Sandra, versuch bitte nicht, in meine Gedanken einzudringen. Du weißt doch schon lange, dass ich das nicht leiden kann.“ ermahnte er sie leise.
Sie hob entschuldigend die Hand: “Tut mir leid, Chris. Es ist eine zu große Versuchung, bei Dir nachzuforschen.“
Crusher kam den kleinen Kiesweg hoch, der das Nebengebäude mit dem Hauptgebäude verband.
„Captain, wir haben so gut es geht die Annäherungsdedektoren platziert.“ berichtete Crusher kurz.
Branford fragte irritiert: “Wieso so gut es geht, Lieutenant?“
„Die Topographie hier macht uns Schwierigkeiten. Durch die ganzen Hügel wird die Verbindung immer wieder unterbrochen.“ erwiderte Crusher.
Branford deutete nach oben zum Himmel: “Dann machen wir es anders. Legen Sie die Signale der Detektoren zu dem Shuttle um, solange es Patrouille fliegt. So haben wir zumindest dann Sicherheit.“
„Aye, Sir.“ nickte Crusher und ging den Weg zurück.
Sandra Galen stieß Branford an: “Hast Du Lust auf einen Spaziergang, Chris?“
„Natürlich. Gehen wir.“ erwiderte Branford lächelnd.
Die Umgebung der Farm war wirklich atemberaubend schön. Grüne Hügel wechselten sich mit Mischwäldern ab, die von den verschiedensten Tierarten bewohnt waren. Branford und Galen gingen langsam durch diese Landschaft, während sie die Tierarten beobachteten.
An einer Anhöhe ließen sie sich ins Gras sinken.
„Chris, was ist eigentlich mit Jadzia?“ fragte Sandra Galen.
Branford blickte sie an: “In welcher Weise, Sandra?“
„Na, in eurer Beziehung meine ich eben. Bist Du glücklich?“ erwiderte sie.
Er nickte entschlossen: “Ja, ich bin es.“
„Ich habe es stets bewundert, wie gut Du es geschafft hast, eine neue Beziehung aufzubauen. Das mit Nella hat Dich sicherlich hart getroffen.“ meinte Galen.
Branford sagte mit steinerner Miene: “Das ist Vergangenheit, Sandra. Eine sehr schmerzliche, zugegeben. Aber Vergangenheit.“
Sie lächelte ihn an: “Ich habe mit Jadzia gesprochen, als wir auf Khitomer waren. Sie hat mir verraten, dass sie verliebt ist wie schon lange nicht mehr. Und weißt Du seit wann?“
Branford schüttelte dem Kopf: “Nein. Seit wann denn?“
„Es war an dem Tag, an dem wir vom Gamma-Sektor zurückkehrten und an Deep-Space-Nine andockten. Aber sie wollte Dich nicht gleich danach fragen, als sie erfuhr, dass Du Nella verloren hattest. Sie hat noch zwei Monate gewartet.“ erwiderte Sandra Galen.
„Jetzt sind wir bereits acht Monate zusammen. Eine schöne Zeit. Aber so langsam sollten wir zurück. Komm.“ stellte Branford fest und stand auf.
Es war einen Tag später, etwa um zwei Uhr nachts. Branford hatte einen eigentlich festen Schlaf, aber er war beunruhigt. Wie sich herausstellen sollte, zu Recht.
Der Kommunikator piepte mehrmals, bevor Branford wach war. Er tippte ihn an.
„Captain, hier Shuttle Pike. Wir orten mehrere Lebensformen, die sich in der Nähe des Hauptgebäudes aufhalten. Es sind definitiv nicht die Stiles!“ meldete Gansburry aufgeregt.
Branford erwiderte: “Verstanden. Landen Sie unverzüglich hier, wir könnten Sie brauchen!“ Er sprang auf, zog seinen Uniformpulli an und stürzte mit seinem Phaser in der Hand aus dem Zimmer.
Crusher und Jacobs waren ebenfalls geweckt worden und rannten mit ihm aus dem Haus.
Branford erreichte das Hauptgebäude zwei Minuten später. Er sah, dass die Haustüre offen stand.
„Wesley, bleiben Sie hier und decken Sie uns den Rücken. Samuel, Sie kommen mit. Phaser auf Betäubung!“ ordnete Branford an und betrat mit gezogener Waffe das Haus.
Die Räume schienen verlassen, und auch auf sein Rufen antwortete niemand von der Familie. Jacobs hatte ebenfalls einige Räume abgesucht und kam ernüchtert zurück.
„Nichts zu finden, Sir. Die sind uns zuvorgekommen.“
Branford steckte den Phaser in das Halfter zurück und murmelte: “Fragt sich nur, wer sind die? Kommen Sie, wir gehen nach draußen.“
Unterdessen war das Shuttle gelandet. Sein großer Suchscheinwerfer leuchtete das gesamte Farmgelände aus. Gansburry und Wendelsbough standen zusammen mit Crusher und Galen vor dem Haus.
„Gut, dass Sie da sind. Haben Sie eine Fluchtrichtung ausmachen können?“ fragte Branford die beiden Kadetten.
Gansburry nickte: “Ja, Captain. Richtung 220 Grad. Die bewegen sich verdammt schnell in diesem Gelände.“
„Was für Informationen haben Sie noch?“ wollte Crusher wissen.
Gansburry erwiderte: “Wir haben Sie kurz gesehen. Ich würde sagen, Sie sehen den Indianern der Erde des 18. und 19. Jahrhunderts sehr ähnlich.“
Jacobs war irritiert: “Noch ein Fall von paralleler Entwicklung? Seltsam.“
„Ich gebe Ihnen Recht. Konnten Sie irgendwelche Bewaffnung erkennen?“ fragte Branford weiter.
Wendelsbourgh schüttelte den Kopf: “Nein, Sir. Aber Sie hatten Reittiere. Seltsame Wesen, Pferden nicht ganz unähnlich, aber erheblich größer.“
„So wie ich das sehe, sind wir auf eine neue Spezies gestoßen.“ resümierte Branford. Er schaute sich um.
„Was machen wir nun, Captain?“ fragte Jacobs.
Branford entgegnete: “Ich will jemanden dabei haben, der Spezialist für Erstkontakte ist.“
„Leider ist Commander Delany nicht an Bord, Sir. Wen haben wir noch?“ meinte Crusher pessimistisch.
Gansburry machte einen Vorschlag: “Carry Madison ist auf dieses Fach spezialisiert, Sir. Er ist der richtige Mann.“
„Mister Madison ist Akademiekadett, Val. Er hat keine praktische Erfahrung.“ meinte Crusher zu Gansburry.
Branford pflichtete Gansburry bei: “Und wenn schon, Wesley. Wir brauchen jeden verfügbaren Mann.“ Er tippte seinen Kommunikator an: “Hood, hier ist Branford. Kadett Carry Madison soll sich mit Ausrüstung runter beamen.“
Fünf Minuten später materialisierte Madison auf der Farm.
„Kadett Madison meldet sich zur Stelle, Sir.“ sagte er.
Branford nickte: “Hat man Sie informiert?“
„Aye, Sir. Brechen wir gleich auf?“ erwiderte Madison nervös.
„So ist es. Gehen wir an Bord des Shuttles. Val, Sie nehmen den Kurs in die Richtung auf, in der die Unbekannten verschwunden sind.“
Wendelsbourgh lenkte das Shuttleschiff geschickt durch die Täler. Etwa zehn Minuten lang erfassten die Scanner nichts, dann meldete Gansburry: “Sir, ich orte hier so etwas wie ein Zeltlager. Es liegt versteckt zwischen zwei Bergkuppen, aus der Ferne nicht zu orten.“
Branford nickte: “Landen Sie außer Sichtweite, Mister Wendelsbourgh.“
Wendelsbourgh setzte das Shuttle sicher auf einer Waldlichtung auf. Branford stieg mit dem Landungstrupp und Madison aus.
„Val, Sie bleiben weiter zu unserer Verfügung. Wir kontakten Sie. Bis dann.“ verabschiedete sich Branford.
Kurz darauf startete das Shuttle wieder. Der Landungstrupp war allein.
„Was haben Sie vor, Sir?“ fragte Jacobs und sah sich dabei aufmerksam um.
Branford antwortete: “Wir werden diesen Unbekannten einen freundlichen Besuch abstatten, Lieutenant. Ich halte eine Kontaktaufnahme für sehr wichtig.“
Crusher entgegnete: “Captain, wir sollten vorsichtig sein. Immerhin haben diese Fremden einige Kolonisten in ihrer Gewalt.“
„Ich nehme ihren Einwand zur Kenntnis. Aber ich habe so ein Gefühl, als wollten diese Fremden den Kolonisten nicht wirklich etwas Böses. Wenn mich die Geschichte unserer Indianer nicht zu sehr in meiner Meinung beeinflusst, müssten sie nur an der Unverletzlichkeit ihrer Gebiete interessiert sein.“
Er sah in die Richtung, in der das Lager lag: “Wir warten noch die drei Stunden bis Sonnenaufgang ab, dann gehen wir in das Lager.“
Die Sonne glitt langsam über die Bergkuppe. Branford stand auf.
„Also, gehen wir. Es wird Zeit. Phaser auf Betäubung einstellen. Mister Crusher, Mister Jacobs, sie scannen ständig, ob wir nicht eventuell Begleiter haben.“
Das Außenteam marschierte einen Trampelpfad entlang, bis sie zu einem Zeltlager kamen. Branford blickte seinen taktischen Offizier an: “Haben Sie was geortet?“
Crusher schüttelte den Kopf: “Nein, Captain. Offenbar wissen Sie von unserer Anwesenheit, verzichten aber auf gewalttätige Aktionen.“
Eine Gruppe der Fremden beobachtete das Außenteam ruhig, aber interessiert. Sie sahen den Indianern der alten Erde durchaus ähnlich.
Jacobs hatte seinen Tricorder erhoben und teilte Branford mit: “Sir, ich kann menschliche Lebensformen orten. Richtung 209 Grad, Entfernung etwa 250 Meter.“
„Alles klar. Kommen Sie, wir betreten das Lager.“ erwiderte Branford.
Er betrat mit einer gewissen Nervosität das Lager der Fremden. Es saßen überall Leute um Zelte herum, erzählten sich etwas oder arbeiteten. Sie zeigten keine feindliche Haltung gegen das Außenteam.
„Das finde ich sehr interessant, Captain. Die Fremden verhalten sich nicht feindselig, sie beobachten uns nur.“ bemerkte Sandra Galen.
Branford nickte: “Habe ich auch schon bemerkt. Die Frage ist nur, wie lange das so geht, Counselor.“
Nachdem das Außenteam fünf Minuten das Lager durchstreift hatte, trafen sie auf bewaffnete Angehörige des Stammes. Sie hatten eine Art von Armbrust als Waffe und jeder von ihnen trug einen Köcher auf dem Rücken. Einer stand etwas weiter vorne und sah das Außenteam provozierend an.
Jacobs trat vor seinen Captain und legte die Hand an den Phaser, der noch im Halfter steckte. Die Fremden griffen sofort nach ihren Armbrüsten.
„Halten Sie sich zurück, Mister Jacobs. Keine provozierenden Aktionen!“ ermahnte Branford seinen Einsatzoffizier.
Der eine Fremde sagte etwas, was Branford nicht verstand. Er sah Jacobs an: “Was ist mit dem Universalübersetzer, Lieutenant?“
Jacobs checkte das Problem mit dem Tricorder und schüttelte den Kopf: “Captain, ich kann das Problem im Moment nicht lösen. Der Universalübersetzer reagiert nicht auf diese Sprache. Ich muss erst ein Muster erarbeiten.“
Branford nickte dem jungen Madison zu: “Versuchen Sie ihr Glück, Mister Madison.“
Der junge Mann trat entschlossen vor. Er sagte nichts, sondern probierte es mit einer Art Zeichensprache. Zuerst reagierte der Führer der Fremden mit Unverständnis darauf, aber dann schien er zu verstehen.
Branford sah Galen an: “Was können Sie erkennen?“
„Die Fremden sind nicht generell misstrauisch, aber sie sind vorsichtig. Sie scheinen aber kooperativ.“ erwiderte der Counselor.
Madison trat ein paar Schritte zurück und sagte zu Branford: “Sie werden uns zu ihrem Anführer bringen. Ich habe sie mit Hilfe einer Gebärdensprache dazu bewegt, Captain.“
„Gute Arbeit, Mister Madison.“ lobte ihn Branford.
Die Fremden führten den Außentrupp zu einem größeren Zelt in der Mitte des Lagers. Ein älterer Mann mit einem reichhaltigen Kopfschmuck saß vor diesem Zelt, neben sich eine junge Frau, die einen ähnlichen Kopfschmuck trug.
Madison flüsterte: “Vermutlich der Häuptling und seine Tochter, Captain.“
Der alte Mann blickte zu Branford auf und lächelte kurz. Er deutete auf den Boden und bot ihnen damit einen Platz an. Branford bedeutete seinen Begleitern, sich mit ihm zu setzen. Ihnen wurde Getränke gereicht, die Branford und die anderen dankbar nickend annahmen. Madison versuchte, mit dem alten Mann mit Hilfe der Gebärdensprache in Kontakt zu treten, aber er hatte keinen richtigen Erfolg.
Jacobs hatte etwa zehn Minuten herumprobiert, dann hatte er die Lösung.
„Captain, ich habe es! Wir können probieren, ob wir mit den Fremden reden können.“
Branford nickte: “Aktivieren Sie das Programm, Lieutenant.“
Jacobs stellte mit Hilfe des Tricorders die Universalübersetzer ein und nickte.
Branford ließ es auf einen Versuch ankommen: “Können Sie mich verstehen?“
Der alte Mann schien überrascht und erwiderte: “Ja, das kann ich. Erstaunlich.“
„Mit Hilfe unserer Geräte können wir mit Ihnen reden, obwohl wir verschiedene Sprachen sprechen.“ erklärte Branford. Er deutete auf sich: “Ich bin Captain Christopher Branford von dem Föderationsraumschiff Hood.“ Er stellte seine Begleiter vor.
„Ich bin Lo Ramos, Häuptling des Stammes der Savanjos. Meine Tochter, May Ramos und mein Stellvertreter, Ra Taurus.“ erwiderte der Mann.
Branford fragte offen: “Häuptling, haben Sie die Bewohner dieses Planeten entführt? Wir suchen sie seit geraumer Zeit.“
Lo Ramos machte eine abwehrende Haltung: “Diese Menschen wurden nicht entführt, Captain. Sie siedelten auf Land, das uns heilig ist und mussten es zwangsweise verlassen. Ihnen ist nichts geschehen. Wir wissen, dass ihre Rasse sehr mächtig ist, aber wir sind die ursprünglichen Bewohner dieser Welt.“
„Das bezweifle ich nicht, Lo Ramos. Aber ich muss die Gesuchten sehen. Sie sind Bürger einer Gemeinschaft, die ich vertrete und ich bin verpflichtet, ihnen zu helfen.“ erwiderte Branford respektvoll.
Der alte Mann nickte: “Sie sollen sie sehen. May, zeige dem Captain und seinen Begleitern unsere Gäste.“
Die junge Frau nickte: “Ja, Vater. Kommen Sie.“
„Ich werde mit Counselor Galen alleine gehen. Der Rest bleibt hier. Es soll deutlich werden, dass wir nichts Böses wollen.“ entschied Branford.
Die junge Häuptlingstochter führte Branford und Galen durch das Lager. Es mündete in einem engen Weg, der dann zu einigen Hütten führte. Dort erkannte Branford, dass die Leute dort Menschen waren. Als die Menschen die beiden Sternenflottenuniformen erkannten, stürmten sie herbei.
Ein Mann stellte sich vor Branford hin: “Es ist ein Geschenk Gottes, dass Sie gekommen sind!“
„Werden Sie gut behandelt?“ fragte Sandra Galen.
Der Mann nickte: “Ja. Die Savanjos behandeln uns mit Respekt. Keinem von uns wurde etwas getan.“
„Captain Branford!“ schrie eine Stimme. Sie gehörte Peter Stiles, dem Farmer, der als letztes entführt worden war.
Der Farmer kam näher: “Schön, dass Sie da sind!“
„Wir sind auch froh, Sie gefunden zu haben, Mister Stiles. Wir haben mittlerweile erfahren, dass es doch Ureinwohner dieser Welt gibt.“ erwiderte Branford.
Galen fügte hinzu: “Das lässt uns die Siedlungspolitik der Kolonisten überdenken. Wir müssen die Ansprüche der Savanjos für ernst ansehen.“
„Sicher, dass haben wir uns auch schon überlegt. Und Sie haben recht.“ meinte der eine Mann zu Branford.
May Ramos sah Branford an: “Kann ich Sie mal sprechen, Captain?“
Die junge Frau ging mit Branford einige Meter zur Seite, so dass sie niemand hören konnte.
„Sehen Sie, wir sind im Prinzip ein friedliches Volk. Wir haben nichts dagegen, diese Welt mit Ihnen zu teilen. Aber unsere heiligen Gebiete müssen geschützt werden.“
Branford nickte zustimmend: “Ich verstehe Sie, May. Wir wollen versuchen, ihre Wünsche zu erfüllen.“
„Leider gibt es aber auch bei uns aggressivere Mitglieder der Gemeinschaft. Ra Taurus hat 2700 Mitglieder unseres Stammes um sich versammelt, die zum Krieg gegen die Menschen bereit wären.“ teilte May Ramos Branford mit.
Branford blickte ernst: “Auch die Menschen, die hier die Kolonie aufgebaut haben, sind zum Teil kampfbereit.“ Er schwieg kurz und fügte hinzu: “Aber wir haben doch größtenteils vernünftige Leute auf unseren Seiten. Versuchen wir zu einer friedlichen Koexistenz zu kommen.“
Die junge Frau nickte: “Ich stimme Ihnen zu. Wenn mein Vater zustimmt, dann dürfen die Menschen gehen.“
Zusammen mit Peter Stiles und einem anderen der entführten Kolonisten, einem Mann namens Tom Polson, gingen Branford und May Ramos zurück zum Häuptling. Der alte Mann war skeptisch, ob sich die Kolonisten wirklich mit seinem Volk verständigen wollten.
„Captain, es liegt mir fern, Krieg gegen die Menschen zu führen. Aber ich muss an mein Volk denken. Wenn es zu einem friedlichen Nebeneinander zwischen den Menschen und den Savanjos kommen soll, müssen unsere Sitten respektiert werden.“
Branford nickte verständnisvoll: “Natürlich, Häuptling. Nur verstehen Sie, die Menschen hier sind nicht bereit, diesen Planeten aufzugeben, da er ihre Lebensgrundlage darstellt.“
Ra Taurus, der auch dabei saß, blickte Branford zornig an: “Die Menschen werden nicht mit uns teilen, sondern werden uns unterdrücken und uns unseres Landes berauben. Lo Ramos, das könnt Ihr auf keinen Fall zulassen!“
Der Häuptling warf ihm einen strengen Blick zu, worauf er sofort verstummte.
Tom Polson wollte zeigen, dass man bereit war, auf die Forderungen der Savanjos einzugehen: “Häuptling, wir werden einen Weg finden, um ihre Sitten zu respektieren. Sagt uns, wo wir nicht siedeln dürfen, und wir werden es unterlassen. Und einen Weg zur Zusammenarbeit finden wir sicherlich auch.“
Lo Ramos deutete auf eine Bergkuppe, die in Richtung der Farm der Stiles lag: “Dort sind die heiligen Stätten, die unsere Väter und Vorväter beherbergen. Dieses Land ist heilig und darf nicht entehrt werden. Sprecht mit euren Leuten, ich werde das gleiche tun. Ihr könnt Mister Polson mitnehmen, damit er euren Führern erklärt, um was es geht. Wir treffen uns wieder, wenn die Sonne aufgeht. Bis dahin lebt wohl.“
Branford bedeutete seinen Begleitern aufzustehen. Sie gingen langsam zurück zum Hüttendorf.
„Sir, was haben Sie nun vor?“ fragte Jacobs interessiert.
Branford blickte zu der Bergkuppe, die Lo Ramos gezeigt hatte: “Auf jeden Fall müssen wir mit Präsident Miller reden. Die Savanjos sind rein rechtlich gesehen die Ureinwohner dieser Welt, ihre Ansprüche sind legitim.“
„Tritt hier nicht die Hauptdirektive in Kraft, Captain?“ fragte Crusher.
Branford schüttelte den Kopf: “Nein. Das wäre nur der Fall, wenn die Savanjos nichts von der Existenz der Menschen gewusst hätten. Aber so liegt der Fall anders. Wir werden zurück zur Hauptstadt beamen und den Präsidenten zur Sache befragen.“
Er blickte Jacobs und Crusher an: “Sie beide bleiben hier und versuchen, mehr über die Savanjos herauszufinden. Mich interessieren vor allem ihre Bewaffnung und dieser Ra Taurus. Er könnte ein Problem werden. Counselor Galen, Sie und Mister Polson begleiten mich. Mister Stiles, ich fürchte, Sie sollten noch hier bleiben. Es ist besser für diese angespannte Lage.“
Stiles nickte: “Natürlich, Captain. Ich wünsche Ihnen viel Glück.“
„Danke, Mister Stiles.“ erwiderte Branford und tippte seinen Kommunikator an: “Branford an Hood. Beamen Sie mich und zwei weitere Personen zurück in das Haus des Präsidenten.“
Chief Lamar bestätigte: “Zu Befehl, Sir.“
Miller und de Jardain saßen im Arbeitszimmer, als Branford und seine Begleiter zur Tür hereinkamen.
„Tom Polson! Schön, Sie gesund wieder zu sehen!“ rief de Jardain und sprang auf.
Die beiden Männer schüttelten sich die Hand. Polson blickte den Sicherheitschef ernst an: “Oliver, wir müssen reden.“
Polson erklärte die Lage, erzählte von den Savanjos und ihren heiligen Stätten. Die beiden Männer hörten gespannt zu.
Als Polson fertig war, stimmte ihm Miller zu: “Sie haben vollkommen recht. Wir müssen diese Ureinwohner respektieren. Bedauerlicherweise gibt es ein Problem.“
Branford fragte: “Um was für ein Problem geht es?“
De Jardain antwortete: “Wir haben Ihnen doch von den Kolonisten erzählt, die sich bewaffnet haben. Sie sind gestern Abend aus der Stadt gefahren, um auf eigene Faust nach den Entführten zu suchen. Wenn die auf die Ureinwohner treffen, dann...“
Branford nickte: “Ich verstehe, Mister de Jardain. Wir werden unser Möglichstes tun, um sie von den Ureinwohnern fernzuhalten. Glücklicherweise ist das Lager sehr gut versteckt.“
Miller bekräftigte seine Aussage: “Captain, ich bin jederzeit bereit, mit dem Häuptling zu reden. Er soll wissen, dass wir es ernst meinen mit dem Frieden.“
„Ich werde es ihm mitteilen. Wir werden umgehend zurück beamen. Mister Polson, wir verabschieden uns.“ erwiderte Branford.
Polson schüttelte dem Captain die Hand: “Vielen Dank für alles, Sir.“
Branford stellte einen Kontakt zum Schiff her: “Branford an Hood. Beamen Sie mich und Counselor Galen zurück zum Lager.“
Die beiden wurden vom Transporterstrahl erfasst.
Es war früh am Morgen, als Branford zu Lo Ramos ging.
„Wir haben gute Neuigkeiten, Häuptling. Der Präsident würde gerne mit Ihnen reden.“ berichtete Branford Lo Ramos.
Dieser nahm die Mitteilung ruhig auf: “In Ordnung. Sagen Sie ihm, dass er herkommen soll. Und zwar dann, wenn die Sonne untergeht.“
Branford ließ sich an ein Lagerfeuer sinken. Galen, Jacobs und Crusher setzten sich hinzu.
„Diese abtrünnigen Kolonisten machen mir Sorgen. Was ist, wenn sie das Lager doch finden?“ meinte Crusher mit einer sorgenvollen Miene.
Branford blickte ins Feuer: “Dann, Mister Crusher, haben wir wirklich Probleme. So wie Ra Taurus gestimmt ist, wird es zum Kampf kommen.“
„Soll ich einen Sicherheitstrupp vom Schiff holen, Sir?“ fragte er weiter.
Branford sah ihn skeptisch an: “Wen haben Sie von der Sicherheit überhaupt an Bord der Hood, Lieutenant?“
„Ich habe L´Arro, Johnson und Cambell.“ erwiderte Crusher.
Branford nickte: “Nun, L´Arro ist 2.taktischer Offizier, er sollte oben bleiben. Und Johnson kann die Sicherheitsabteilung nicht entbehren. Ich schlage vor, Sie holen Cambell und noch zwei Kadetten. Auch wenn sich Commander Talbot deswegen überschlagen wird.“
Crusher nickte zustimmend und stand auf: “Ich werde das erledigen, Sir.“
„Mister Jacobs, haben Sie Informationen über die Waffen gesammelt?“ fragte Branford seinen Einsatzoffizier.
Jacobs nickte: “Ja. Die Savanjos benutzen Präzisionsarmbrüste, Speere und Pfeile. Die Pfeilspitzen sind mit einer Art von Gift getränkt, das entweder tötet oder in geringerer Dosierung nur betäubt. Ich habe gesehen, wie die Krieger mit diesen Armbrüsten schießen. Die treffen auf hundert Meter einen Kommunikator, wenn es sein muss. Beeindruckend.“
Sandra Galen meinte nur: “Eher beängstigend, Samuel. Ich möchte nicht miterleben, wie ein Kampf gegen die Savanjos aussieht.“
„Ich auch nicht, Counselor. Glauben Sie mir.“ erwiderte Branford nachdenklich.
„Hood an Captain Branford. “
Branford hörte den Ruf seines 1.Offiziers und antwortete: “Hier Branford. Was haben Sie, Nummer 1?“
„Sir, ein Ferengi-Kreuzer der Maurader-Klasse ist in den Orbit um Darados-II eingeschwenkt.“ berichtete Unas.
Branford horchte auf. Wenn die Ferengi auftauchten, dann wollten sie etwas.
„Haben Sie Kontakt aufgenommen, Commander?“ fragte er.
Unas erwiderte: “Wir haben mehrere Versuche unternommen, mit dem Schiff in Kontakt zu treten. Aber sie verweigern jeden Kommunikationsversuch.“
„Verstanden, Commander. Gehen Sie auf Alarm Gelb und halten Sie sich bereit, die Außenteams hoch zu beamen. Ich will vorbereitet sein, wenn wir Schwierigkeiten bekommen. Ende.“ ordnete Branford an.
Er sah Jacobs an: “Überwachen Sie, ob es Transporteraktivitäten gibt. Ich will gerüstet sein, wenn die Ferengi kommen.“
„Aye, Sir.“ erwiderte Jacobs und stand auf.
Branford war in Gedanken, als ihn Crusher rief: “Sir, die Ferengi sind runter gebeamt. Wir sind hier beim Zelt des Häuptlings.“
„Ich komme sofort, Lieutenant.“ erwiderte Branford und sprang auf. Er sah Sandra Galen an: “Kommen Sie, Counselor.“
Crusher stand mit einem Sicherheitsoffizier am Rande des Häuptlingszeltes. Drei Ferengi standen ebenfalls da und beobachteten die Umgebung.
Branford trat vor die Ferengi und begrüßte sie: “Ich bin Captain Christopher Branford von der U.S.S. Hood. Darf ich fragen, wer Sie sind?“
Der Ferengi, der etwas weiter vorne stand, antwortete: “Ich bin Rodek, Beauftragter des Handelsrates der Ferengi. Das ist der 1.Offizier der Krik´ta, Nibor.“
Er deutete auf einem Ferengi, der einen Phaser am Gürtel trug. Der dritte Ferengi trug ebenfalls eine solche Waffe.
„Unser Aufenthalt hier soll Sie in keiner Weise beunruhigen, Captain. Wir wollen lediglich Handelsbeziehungen zu diesen Leuten aufbauen.“ sagte Nibor mit einem scheinheiligen Lächeln.
Rodek fügte hinzu: “Wir verabschieden uns, Captain.“
Die Drei gingen weiter. Jacobs blickte ihnen nach.
„Diese Sprüche glauben Sie ihnen wohl nicht, oder Sir?“ fragte er.
Branford schüttelte den Kopf: “Nein, das tue ich tatsächlich nicht. Aber wir können im Augenblick nichts tun. Dieser Planet ist nach den kürzlichen Ereignissen nicht unser alleiniges Eigentum.“ Er sah Crusher an: “Sie und ihre Sicherheitsmannschaft überwachen, was die Ferengi hier tun. Berichten Sie mir dann.“
Crusher nickte: “Zu Befehl, Captain.“
Die Ferengi durchstreiften stundenlang das Lager, redeten mit unterschiedlichsten wichtigen Leuten des Stammes. Branford beobachtete mit wachsendem Misstrauen die Aktionen der Ferengi.
Crusher trat an Branford heran.
„Captain, es gibt etwas zu berichten.“
Branford nickte: “Gut, Mister Crusher. Reden Sie.“
„Die Ferengi haben mit Lo Ramos und Ra Taurus gesprochen. Sie haben Angebote unterbreitet, um Schürfrechte zu erwerben.“ meldete Crusher.
Branford fragte nach: “Welche Art von Angeboten?“
Crusher machte ein ärgerliches Gesicht: “Sie haben angeboten, alle Menschen zu entfernen und ihnen Waffen offeriert. Bei Lo Ramos haben sie damit keinen Erfolg gehabt, aber Ra Taurus war von ihren Worten sehr angetan.“
Branford stand verärgert auf: “Ich werde mit diesen Ferengi reden müssen. Kommen Sie mit, Lieutenant.“
„Captain, was können wir für Sie tun?“ fragte Rodek mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck, als Branford näher kam.
Er stellte sich vor den zwei Köpfe kleineren Ferengi.
„Man hat mir mitgeteilt, dass Sie hier Versuche unternehmen, die Savanjos gegen die Kolonisten aufzuwiegeln! Was haben Sie dazu zu sagen?“
Rodek leugnete alles: “Wie kommen Sie zu einer derartigen Unterstellung, Captain? Wir haben nichts dergleichen angestellt!“
Crusher entgegnete: “Ich habe ihre Gespräche abgehört, Rodek. Sie haben ganz eindeutig derartige Angebote gemacht.“
Nibor kam ebenfalls hinzu. Er verhielt sich aggressiv.
„Sie unterstellen uns eine derartige Bösartigkeit, Captain? Ich warne Sie! Die Ferengi sind sehr empfindlich Verleumdungen gegenüber.“ sagte er verächtlich.
Branford blickte ihn deutlich an: “Ich wollte Ihnen nur empfehlen, sich diplomatisch zu verhalten. Damit wäre gesichert, dass das gute Verhältnis zwischen unseren Völkern gewahrt bleibt. Guten Tag.“
Er ging mit Crusher den Weg zurück.
Sandra Galen sah ihn fragend an.
„Was haben Sie bei den Ferengi erreicht, Captain?“
Branford machte ein nichts sagendes Gesicht: “Nicht viel. Sie leugnen, dass sie die Savanjos aufwiegeln wollen. Aber wir wissen, dass sie es tun wollen.“
„Sir, sollen wir hier nicht einschreiten?“ fragte Crusher.
Branford erwiderte: “Wir können nur einschreiten, wenn wir die beiden Parteien dazu bewegen, sich an einen Tisch zu setzen. Dann werden die Angebote der Ferengi bedeutungslos.“ Er sah auf: “Wir müssen die abtrünnigen Kolonisten finden.“
Er tippte seinen Kommunikator an: “Branford an Shuttle Pike.“
Valerie Gansburry antwortete: “Hier Gansburry, Sir.“
„Val, Sie müssen für mich die abtrünnigen Kolonisten finden. Es sind etwa 150 Menschen, die sich außerhalb der bewohnten Gebiete aufhalten.“ ordnete er an.
Gansburry bestätigte: “Aye, Sir. Wir scannen.“
Fünf Minuten später meldete sie sich wieder: “Captain, wir haben die erwähnten Leute entdeckt. Koordinaten wurden an den Transporterraum der Hood transferiert.“
Branford erwiderte: “Verstanden, Val. Ende.“ Er rief das Schiff: “Branford an Hood, vier Personen auf die bezeichneten Koordinaten beamen.“
Branford scannte mit seinem Tricorder die Umgebung, in der sie materialisiert hatten.
„Ich habe den Lagerplatz der Kolonisten ausgemacht. Dort, zweihundert Meter entfernt. Kommen Sie, das sehen wir uns an.“ sagte er zu seinen Begleitern.
„Halt, wer sind Sie?“ schrie ein Mann, der ein altes Phasergewehr trug.
Branford hob die Hände: “Captain Branford von der U.S.S. Hood. Ich möchte mit Petro dos Santos sprechen.“
„Kommen Sie. Ich bringe Sie zu ihm.“ sagte der Mann und deutete auf ein Zelt.
Petro dos Santos war ein schnauzbärtiger, dunkelhäutiger Mann mit einem grimmigen Blick.
„Was wünschen Sie, Captain?“ fragte er unumwunden.
Branford erwiderte: “Ich will mit Ihnen über die Savanjos reden, Mister dos Santos.“
„Die Savanjos! Und über was wollen Sie mit mir reden?“ fragte dos Santos.
Branford fügte hinzu: “Die Savanjos wollen Frieden mit den Kolonisten schließen, Mister dos Santos. Sie haben nur die Forderung, dass ihre heiligen Stätten unberührt bleiben.“
„Hört sich ja interessant an, Captain. Aber ich habe beileibe nicht die Absicht, diesen Leuten Zugeständnisse zu machen. Wenn das alles ist, dann...“ erwiderte dos Santos ungerührt.
Branford unterbrach ihn: “Seien Sie doch vernünftig! Es wird doch an ihrem Bergbau nichts ändern!“
„Es wurden Mitbürger entführt, Captain. Das kann nicht so einfach hingenommen werden.“ meinte dos Santos mit grimmiger Miene. Er rief seine Wache.
„Begleiten Sie die Sternenflottenoffiziere aus dem Lager, Michael.“ ordnete er an.
Branford sah niedergeschlagen seine Begleiter an.
„Wir haben keinen Erfolg gehabt.“ sagte er enttäuscht.
Der Counselor urteilte: “Ich habe einen sehr verschlossenen Geist bei Mister dos Santos entdeckt. Er wird kaum einlenken, Sir.“
„Das befürchte ich auch, Counselor. Wir beamen zum Lager zurück.“ erwiderte Branford und tippte seinen Kommunikator an: “Branford an Hood. Beamen Sie uns zum Lager zurück.“
„Legen wir uns schlafen. Morgen sieht das Ganze schon anders aus. Gute Nacht.“ sagte Branford, während er sich auf eine Matte fallen ließ. Er legte seinen Tricorder und seine Waffe ab.
Die anderen nickten: “Gute Nacht, Captain.“
Gansburry suchte ständig mit den Sensoren des Typ-6-Shuttles nach Bewegung in dem an sich menschenleeren Hügelgelände.
„Schon wieder so eine Nacht, in der wir Patrouille fliegen. Wird das nie enden?“ beschwerte sich Peter Wendelsbourgh, der das Shuttle steuerte.
Gansburry warf ihm einen ernsten Blick zu: “Es ist unsere Aufgabe, Peter. Geh auf Kurs 175, Flughöhe sechstausend Meter.“
Das Shuttle ging auf einen anderen Kurs. Gansburry intensivierte die Scannersuche. Ganz schwach empfing sie Lebenszeichen unter sich.
„Ich habe etwas, Peter! Lebensformen, zwanzig Kilometer Richtung 190. Es sind menschliche Lebenszeichen und welche, die zu den Savanjos gehören.“ sagte sie.
Wendelsbourgh nickte: “Ich ändere den Kurs, Val.“
„Jetzt kann ich genauer erkennen, was da ist. Warte...“ berichtete sie und scannte erneut. Plötzlich wurde ihre Stimme lauter: “Da unten registriere ich Phaserfeuer!“
Wendelsbourgh reagierte sofort und öffnete einen Kanal.
„Pike an Captain Branford.“
Branford schlief gerade, aber das Geräusch des piepsenden Kommunikators hätte ihn von den Toten wiedererweckt.
„Hier Branford. Was gibt es?“ fragte er aufgeregt.
Wendelsbourgh erwiderte: “Captain, offensichtlich bekämpfen sich auf unserer Position Kolonisten und Savanjos!“
„Wir beamen hin! Übermitteln Sie die Koordinaten zum Transporterraum der Hood. Ende!“ befahl Branford, während er seinen Gürtel mit dem Tricorder und dem Phaser umschnallte. Crusher hatte das Gespräch gehört.
Branford sah ihn an: “Rufen Sie van Mende und Andrews her. Sie, Mister Jacobs und die beiden begleiten mich.“
Keine ganze Minute später waren die Drei bei Branford. Er sah sie an: “Wir müssen in einen Kampf zwischen den Savanjos und den Kolonisten eingreifen. Phaser auf Betäubung und größte Vorsicht!“ Er tippte seinen Kommunikator an: “Hood, beamen Sie uns auf die übermittelten Koordinaten. Energie!“
Der Kampf zwischen den etwa zwanzig Kolonisten und den dreißig Savanjos tobte bereits schwer, als Branford und das Außenteam materialisierten.
„Bleiben Sie außerhalb, bis ich andere Befehle gebe!“ schrie Branford und zog seinen Phaser.
Die Savanjos machten anscheinend keine Unterschiede zwischen den Kolonisten und dem Außenteam. Branford wich einem Geschoss aus, das definitiv ihm galt.
„Eröffnen Sie das Feuer!“ ordnete Branford an. Er betäubte zwei Savanjos, die sich den Kadetten Andrews und van Mende näherten.
Crusher schlich etwas weiter nach vorne, wo ein Savanjo ihm den Phaser aus der Hand schlug. Der taktische Offizier reagierte blitzschnell und trat dem Savanjo mit dem Fuß in den Bauch, worauf er zu Boden ging.
Mittlerweile waren zwei Kolonisten von Pfeilen getroffen worden und auch drei Savanjos lagen mit Schusswunden am Boden.
Branford feuerte auf drei Kolonisten, die einen Savanjo zu Boden geschlagen hatte und ihn nun erschießen wollten. Zwei der Kolonisten betäubte er, der dritte feuerte zurück. Branford hechtete zur Seite und der Schuss schlug fünf Meter von ihm entfernt ein. Trotzdem wurde er von der Druckwelle zu Boden geschleudert.
„Der Phaser muss auf Stufe 6 oder 7 eingestellt gewesen sein. Damit kann er jemanden mit einem Schuss töten!“ dachte sich Branford. Er feuerte nochmals und betäubte den Mann.
Crusher hatte seinen Phaser aufgehoben und sah sich um. Kadett van Mende sah er hinter einem Felsen hervor schleichen. Er sah zehn Meter entfernt einen Kolonisten, der auf den Kadetten anlegte.
„Van Mende, Vorsicht! In Deckung!“ schrie er panisch und feuerte auf den Kolonisten. Der Schuss verfehlte den Angreifer, der daraufhin auf van Mende schoss. Der junge Mann hatte den Angreifer nicht gesehen, der Schuss traf ihn in den Bauch. Er sackte zusammen.
Crusher feuerte nochmals und traf ihn. Er stürmte zu van Mende hinüber und kniete zu ihm hinunter. Seine Bemühungen kamen zu spät. Van Mende war tot.
Jacobs war ebenfalls zu van Mende hingelaufen und fragte: “Was ist mit ihm, Wesley?“
Crusher schüttelte knapp den Kopf und blickte weiter auf den toten Mann.
Branford, Jacobs und Andrews hatten die restlichen Kolonisten und Savanjos auseinandergetrieben. Die Gegner waren ohnehin schockiert von ihren Verlusten. Fünf Savanjos und vier Kolonisten lagen auf der Erde, für sie kam jede Hilfe zu spät.
Der Anführer der Kolonisten kniete am Boden, die Hände vors Gesicht gelegt.
Branford steckte seinen Phaser in das Halfter zurück und sprach ihn scharf an: “War es das wert?“
„Nein, nein!“ schluchzte der Mann und sah auf die toten Kolonisten.
Branford fragte: “Wer sind Sie, Sir?“
„Clark Dustin.“ lautete die knappe Antwort.
Jacobs trat zu Dustin hin.
„Ich hoffe, nun werden Sie endlich mit den Savanjos verhandeln. Das müsste Ihnen doch klargemacht haben, dass Sie Frieden auf Darados II brauchen.“
Dustin stand auf: “Ja, Lieutenant. Ich werde mit dos Santos sprechen.“
„Wenn Sie endlich Interesse an Gesprächen gefunden haben, dann kommen Sie zum Lager der Savanjos. Heute Mittag um 12.00 Uhr.“ erwiderte Branford. Dann fügte er hinzu: “Kommen Sie, Lieutenant. Wir gehen.“
Sandra Galen kam auf Branford zu. Er konnte ihre Aufregung spüren.
„Ra Taurus hat eingewilligt, mit den Kolonisten zu reden. Er, Lo Ramos, Miller und dos Santos werden sich um 12.00 Uhr auf dem Gipfel des Tho´Cat treffen.“
Branford sah sie fragend an. Sie erkannte seinen Blick und erwiderte: “Der Tho´Cat ist dieser Berg, Captain. Sehen Sie.“ Sie deutete auf einen imposanten Gipfel, der hinter dem Lager aufragte.
„Wollen wir hoffen, dass Sie erfolgreich sind.“ erwiderte Branford. Er sah Crusher, der in den Himmel blickte.
„Entschuldigen Sie mich.“ sagte Branford und ging zu seinem taktischen Offizier hin.
Branford legte Crusher die Hand auf die Schulter.
„Wesley, es war nicht ihre Schuld. Glauben Sie mir.“ sagte er ruhig.
Crusher sah den Captain an: “Ich habe den Angreifer verfehlt, Sir. Hätte ich ihn getroffen, so wäre van Mende noch am Leben.“
„Hören Sie, das ist doch gar nicht bewiesen. Er waren noch mehrere Kolonisten in der Nähe, jeder andere hatte ebenso Gelegenheit zu feuern.“ erwiderte Branford.
Crusher schüttelte den Kopf: “Danke für ihre Hilfe, Sir. Aber das muss ich alleine bewältigen.“
„Kehren Sie auf die Hood zurück, Wesley.“ ordnete Branford an.
Crusher nickte: “Aye, Sir.“
Jacobs beobachtete, wie die Sonne langsam hinter dem Berg verschwand. Er schlug mit der Faust auf den Boden.
„Verdammt, wie lange dauert das noch?“ fluchte er frustriert.
Sandra Galen erwiderte: “Sam, seien Sie geduldig. Dort auf dem Gipfel geht es um wichtige Entscheidungen, die langer Überlegung bedürfen.“
„Aber seit sieben Stunden, Sandra? Ich halte das für ein schlechtes Zeichen.“ meinte der Einsatzoffizier mit pessimistischer Miene.
Die Beraterin legte ihre Hand auf seine Schulter: “Ich nicht. Vertrauen Sie mir.“
Vier Gestalten durchschritten das Tor zum Lager. Branford erkannte sie nach kurzer Zeit. Es waren Lo Ramos, Ra Taurus, dos Santos und Miller.
Der Captain stand auf und ging zu den Vier hin.
„Gibt es ein Ergebnis, meine Herren?“ fragte er ruhig.
Lo Ramos nickte langsam: “Ja. Wir sind übereingekommen. Die Kolonisten werden unser heiliges Land respektieren und uns als Ureinwohner dieser Welt anerkennen.“
„Im Gegenzug dürfen wir die Metalle weiterhin abbauen, mit einer Beteiligung für die Savanjos. Wir sind sehr zufrieden.“ fügte Miller lächelnd hinzu.
Branford nickte: “Ich beglückwünsche Sie. Diese Übereinkunft wird sich sicherlich als positiv für beide Völker auswirken.“
Ra Taurus sah die beiden Ferengi weit entfernt stehen und deutete auf sie: “Ich glaube, wir sollten unsere Gäste auffordern, uns nun zu verlassen.“
„Sorg für die unverzügliche Abreise der Ferengi, Ra Taurus.“ ordnete Lo Ramos an.
Branford, Jacobs und acht Krieger der Savanjos begleiteten Ra Taurus zu den Ferengi. Diese sahen Ra Taurus ungläubig an.
„Habt ihr Euch entschieden, Ra Taurus? Sollen wir die Menschen entfernen?“ fragte Rodek entschlossen.
Ra Taurus schüttelte grimmig den Kopf: “Eure Motive sind ehrlos, Ihr seid hier nicht länger erwünscht. Verlasst uns!“
Die Ferengi fühlten sich bedroht und griffen zu ihren Phasern. Branford und Jacobs hatten ihre Hände ebenfalls an den Griffen ihrer Waffen, die Krieger der Savanjos hatten ihre Armbrüste in den Händen. Die Ferengi mussten aufgeben.
Nibor aktivierte seinen Kommunikator: “Krik´ta, drei hochbeamen!“
Branford sah Jacobs an: “Wir kehren auf die Hood zurück. Diese Enttäuschung wird die Ferengi wütend machen, deshalb will ich an Bord sein. Counselor, kommen Sie!“
Galen trat zu Branford und Jacobs hinzu.
„Branford an Hood. Drei Personen hochbeamen. Energie!“ ordnete Branford an.
Branford befand sich mit Galen und Jacobs auf dem Weg zur Brücke, als zwei Treffer das Schiff erschütterten. Der Ferengi-Kreuzer griff die Hood an.
„Bericht, Nummer 1.“ befahl Branford hastig, als er die Brücke betrat.
Unas meldete: “Zwei Treffer steuerbord, Schilde halten noch. Wir haben den Orbit verlassen.“
„Waffenstatus, Mister Crusher?“ fragte Branford besorgt den taktischen Offizier.
Dieser sah wenig optimistisch drein: “Wir haben sechs Phaserbänke, Höchsteinstellung 60%. Die zwei Torpedolauncher können mit Geschossen, die höchstens Stufe 5-Ladungen haben, betrieben werden.“
„Und die taktische Analyse?“ fragte der 1.Offizier.
Jacobs berichtete: “Die Krik´ta hat sechs Disruptorphalanxen und vier Quantentorpedolauncher. Wir haben in einem normalen Gefecht so gut wie keine Chance, sie kampfunfähig zu machen.“
„Kurs auf 220.016 setzen, volle Impulskraft. Miss Waringthon, fliegen Sie ständig Beta-Sequenz-Ausweichmanöver.“ ordnete Branford an. Er aktivierte seinen Bildschirm an seiner Station und bat Unas zu sich.
„Sehen Sie, das ist das Darados-System. Hier ist ein Meteornebel, der die Schilde und Sensoren so gut wie nutzlos macht. Dort können wir sie vielleicht schlagen.“ erläuterte er.
Unas betrachtete besorgt das Szenario: “Sie wissen, mehr als ein Treffer mit der schweren Bewaffnung der Krik´ta können wir ohne Schilde nicht überleben.“
„Ich weiß, Commander. Aber so haben wir überhaupt keine Chance. Lieutenant, setzen Sie Kurs auf 198.090. Bringen Sie uns in den Nebel.“ ordnete Branford angespannt an.
Die Hood steckte noch zwei Treffer ein, die die Schilde auf 70% absenkten. Dann erreichte sie den Meteornebel.
„Letzte Sensorenpeilung, Mister Crusher?“ fragte Branford.
Crusher checkte es und erwiderte: “Richtung 340.025. Dort waren sie vor dem Eintritt in den Nebel, Captain.“
„Heckphaser auf letzte Position ausrichten, Feuerstoß mit 60%.“ befahl er.
Crusher nickte: “Wir sind bereit, Sir.“
„Feuer!“ befahl Branford energisch.
Der Feuerstoß aus den Achterphasern streifte die Krik´ta nur leicht, richtete jedoch trotzdem Schäden an.
„Leichte Schäden an ihrem Leitsystem, Sir. Ich kann sie nicht mehr orten.“ berichtete Jacobs.
Branford murmelte: “Es ist, wie wenn du bei völliger Dunkelheit kämpfst. Erst im letzten Moment siehst du den Gegner. Wenn er vor dir ist.“
„Hoffen wir, dass er vor uns ist, Captain.“ meinte Jacobs ironisch.
Branford ließ die Hood nach steuerbord abdrehen, um die Krik´ta vor die Torpedorohre zu bekommen. Er wiederholte diese Manöver mehrmals, erzielte aber keine Wirkung.
Branford stand auf und ging zu Jacobs an die OPS.
„Mister Jacobs, können Sie eine Ionenspur oder eine Impulskurve des Gegners orten?“
Jacobs scannte intensiv und meldete: “Eine geringe Ionenspur auf 297.020. Könnte von der Krik´ta stammen, Sir.“
Branford blickte zum Hauptschirm, der hin und wieder ein klares Bild lieferte.
„Lieutenant Waringthon, Kurs auf 297.020 ändern. Viertel Impulskraft.“ befahl er.
Branford setzte sich langsam in den Kommandosessel und wartete. Wenn es die Spur des Ferengi-Schiffes war, dann musste es bald auftauchen.
„Da, Captain! Da ist es!“ schrie Jacobs triumphierend.
Branford nickte: “Torpedos auf Ziel ausrichten, Doppelsalve Level 3.“
„Bereit, Captain.“ erwiderte Crusher kühl.
Branford stand auf: “Feuern Sie die Torpedos ab!“
Die Geschosse trafen die Krik´ta. Jacobs´ Analyse ergab, dass es sehr schwere Schäden auf der Krik´ta gab. Sie änderte nicht den Kurs, obwohl die Hood direkt hinter ihr war.
„Ihr Leitsystem scheint beschädigt worden zu sein, Sir. Sie bleiben auf Kurs.“ berichtete Crusher.
Branford stand auf: “Öffnen Sie einen Kanal zur Krik´ta, Lieutenant.“
Der Hauptbildschirm wurde kurz dunkel, dann erschien ein Ferengi. Er sah recht mitgenommen aus und die Brücke hinter ihm ebenso.
„Ich bin Captain Christopher Branford von der U.S.S. Hood. Daimon, Sie werden umgehend ihre Waffen abschalten und den Raum der Föderation verlassen. Wenn Sie sich weigern, schießen wir Sie manövrierunfähig und lassen Sie hier zurück.“ teilte Branford grimmig seinem Gegenüber mit.
„Wir akzeptieren ihre Bedingungen, Captain. Krik´ta Ende.“ erwiderte der Ferengi.
Jacobs scannte das Schiff: “Sie schalten ihre Waffenphalanx aus und setzen einen Kurs aus dem System hinaus.“
Branford nickte: “Verstanden. Lieutenant, setzen Sie Kurs auf Darados II. Voller Impuls.“
Klänge von Trommeln erklangen über dem Lager der Savanjos. Es wurde die Übereinkunft zwischen den Kolonisten und den Savanjos gefeiert.
Branford stand mit seinen Stabsoffizieren bei der Familie Stiles.
„Captain, wir haben Ihnen zu danken. Ihre Hilfe hat das alles hier erst möglich gemacht.“ sagte Peter Stiles.
Branford versuchte bescheiden zu sein: “Nur mit Hilfe meiner Crew und den Akademiekadetten konnten wir das erreichen.“
Die Tochter, Carol Stiles blickte sich um. Ra Taurus kam näher und sah sie an. Branford bemerkte, dass etwas in seinem Blick lag.
„Dad, ich werde mit Ra Taurus etwas spazieren gehen. Bis später.“ sagte sie und ging mit dem Savanjo fort.
Stiles blickte ihr besorgt nach: “Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.“
„Mister Stiles, die offenbare Freundschaft zwischen ihrer Tochter und Ra Taurus ist der Anfang eines besseren Verstehens zwischen den Menschen und den Savajos.“ beruhigte Sandra Galen.
Branford fügte hinzu: “Machen Sie sich keine Sorgen. Ra Taurus ist ein charakterstarker und ehrlicher Mann. Carol hat eine gute Wahl getroffen.“
„Hoffen wir es, Captain.“ erwiderte Stiles lächelnd.
„Captain, wir haben über Hyperraumfunk neue Anweisungen erhalten.“ berichtete Waringthon, als Branford die Brücke betrat.
„Und was?“ wollte Branford müde wissen.
Sie berichtete weiter: “Wir sollen uns mit der Exeter bei Fartolis II treffen und sie übernehmen. Dann sollen wir uns auf Deep-Space-Two melden. Zur weiteren Verwendung.“
„Von wem stammt der Befehl, Lieutenant?“ fragte Branford.
Waringthon lächelte: “Er stammt von Admiral Ariaga, Sir.“
„Verstanden. Lassen Sie Kurs auf Fartolis II setzen. Sie haben die Brücke.“ ordnete Branford gelangweilt an und verließ die Brücke wieder.
Lara Unas saß in ihrem Quartier, als eine Mitteilung der Brücke eintraf.
„Commander, wir haben eine Subraum-Nachricht für Sie.“ teilte Waringthon mit.
Unas bestätigte: “Stellen Sie sie durch, Lieutenant.“
Sie las sie langsam durch, dann Noch mal. Nach diesem Mal brach sie in Tränen aus.
Der Türsummer ertönte und Branford bat einzutreten. Es war Lara Unas, die sehr verstört wirkte.
„Nummer 1, was haben Sie?“ fragte Branford, der in einem Sessel saß und ein Buch las.
Sie setzte sich langsam und erwiderte: “Captain, ich möchte Sie um meine sofortige Versetzung bitten.“
Branford klappte das Buch zu und sah sich überrascht an: “Wieso wollen Sie versetzt werden, Commander?“
Sie erwiderte: “Private Gründe, Sir. Bitte.“
„Lara, ich bin ihr Vorgesetzter, aber ich bin auch ihr Freund. Was ist passiert?“ beharrte Branford sanft.
„Also gut.“ flüsterte sie leise. Sie stockte kurz und redete weiter.
„Ich habe vor zwei Stunden eine Subraumbotschaft von Betazed erhalten. Sie besagt, dass meine Mutter verstorben ist. Sie war mit einem Shuttle unterwegs von der Orbitalstation, als es abstürzte. Mein Vater ist, wie Sie wissen, schon seit über fünf Jahren tot. Meine kleine Schwester ist erst 15, sie geht auf Betazed noch zur Schule. Wir haben auch keine Verwandten, die sie aufnehmen könnten. Deswegen muss ich nach Betazed zurück.“
Branford nahm ihre Hand: “Es tut mir sehr leid, Lara. Ich werde ihrer Bitte entsprechen. Ein alter Bekannter von mir ist Leiter der Sicherheitstruppe der Botschaft. Er sucht seit längerem eine Stellvertreterin. Wenn Sie möchten, können Sie den Job haben.“
„Vielen Dank, Sir.“ sagte Lara und stand auf. Sie blickte Branford ein letztes Mal an, dann verließ sie das Quartier.
Die Tür der Brücke öffnete sich und Lara Unas betrat den Raum. Sie blickte die anwesenden Stabsoffiziere an und ging zu Branford hin.
„Captain, ich wollte mich verabschieden.“ sagte sie leise.
Branford nickte ihr zu und stand aus dem Sessel auf: “Viel Glück, Lara. Wir werden Sie hier sehr vermissen. Die Exeter verliert einen guten 1.Offizier.“
„Danke, Captain. Auch Sie alle werden mir fehlen. Auf Wiedersehen.“ erwiderte sie und reichte ihm die Hand.
Danach verabschiedete sie sich von allen anderen Offizieren.
„Sir, Counselor Galen und ich würden Lara gerne zum Transporterraum begleiten.“ bat Crusher.
„Gehen Sie nur. Miss Waringthon, teilen Sie Fartolis II mit, dass Commander Unas runter beamt.“ erwiderte Branford.
L´Arro meldete eine halbe Stunde später: “Captain, ein Schiff der Intrepid-Klasse nähert sich dem Planeten. Es ist die Exeter. Sie ruft uns.“
Branford erhob sich: “Auf den Schirm, Lieutenant.“
Lieutenant Commander Delany, der wissenschaftliche Offizier der Exeter, erschien auf dem Hauptbildschirm.
„Ich grüße Sie, Captain. Die Exeter ist bereit zur Übernahme. Hier an Bord befindet sich eine Prisencrew, die die Hood zurück zur Erde bringt.“ sagte Delany.
Branford nickte: “Danke, Mister Delany. Wir kommen rüber. Ende.“
Es war für den Captain ein gutes Gefühl, wieder in seinem Kommandosessel an Bord der Exeter zu sitzen. Es war ein Gefühl von Zuhause, das ihn umgab.
Die Stabsoffiziere hatten ihre Plätze eingenommen, die Exeter war startklar.
„Miss Waringthon, Kurs auf Deep-Space-Two setzen. Geschwindigkeit Warp 4.“ ordnete Branford.
Waringthon nickte: “Kurs und Geschwindigkeit eingegeben, Sir.“
„Beschleunigen.“ befahl Branford.
Crusher, der neben ihm im Sessel des 1.Offiziers saß, sah Branford an.
„Captain, wer soll Lara ersetzen? Haben Sie schon eine Idee?“ fragte er.
Branford schüttelte den Kopf: “Bis jetzt noch nicht. Aber ich werde mich auf dem Flug nach Deep-Space-Two damit beschäftigen.“
Er sah Waringthon an: “Wie ist die Flugzeit, Lieutenant?“
„Fünf Stunden, sechzehn Minuten, Sir.“ berichtete Waringthon.
Branford stand auf: “Counselor, treffen wir uns in einer halben Stunde in meinem Quartier. Mister Crusher, Sie haben die Brücke.“
Branford nahm an seinem Schreibtisch Platz.
„Computer, Hyperraumverbindung zum Flottenkommando auf Chaia VII aufbauen. Genehmigung Branford, 763836.“ befahl er dem Computer
Der erwiderte: “Nennen Sie Name, Rang und Position der Person, die Sie erreichen wollen.“
„Name Fitzpatrick, Daniel. Rang Vice-Admiral, Position Leiter der Personalabteilung.“ gab Branford genau an.
Auf dem Bildschirm erschien Admiral Fitzpatrick. Branford kannte ihn flüchtig von der Zeit, als er XO auf der Cornwall war.
„Ich grüße Sie, Captain Branford. Was kann ich für Sie tun?“ begann er.
Branford entgegnete: “Sir, ich benötige ihre Hilfe. Mein XO hat wegen privater Schwierigkeiten um eine Versetzung gebeten. Nun brauche ich einen neuen 1.Offizier. Ich hatte gehofft, Sie haben gute Leute für mich.“
Fitzpatrick meinte gleichgültig: “Nun, ich kann Ihnen einige Offiziere nennen, die infrage kommen. Aber ob diese letztendlich geeignet sind, müssen Sie selbst entscheiden, Captain.“
„Natürlich, Sir. Wenn Sie mir die Daten überspielen würden, dann wäre ich Ihnen sehr dankbar.“ erwiderte Branford.
Der Admiral nickte: “Sicher. Wir übertragen die Daten. Viel Glück weiterhin. Ende.“
„Herein bitte.“ rief Branford, als der Türsummer ertönte. Es war Sandra Galen.
„Ah, Sandra. Setz Dich bitte.“ bat Branford und rückte ihr einen Stuhl zurecht.
Sie sah ihn an: “Brauchst Du mich für die Auswahl deines neuen XO?“
„So ist es. Deine Hilfe hat letztes Mal funktioniert, also wieso nicht dieses Mal?“ erwiderte Branford lächelnd.
Der Counselor nickte und griff sich das Datenpad. Nach dem Durchlesen meinte sie: “Was ist mit Lieutenant Commander Dexter Bent? Er war zuvor als Einsatzoffizier auf der Bunker Hill, hat genügend Erfahrung und hervorragende Referenzen.“
Branford schüttelte den Kopf: “Nein. Bent ist mir zu auf Karriere versessen, er würde den Ablauf hier stören. Sein persönliches Profil zeigt einen Offizier, dem die eigene Karriere wichtiger ist als das Wohl des Schiffes.
„Wie Du meinst.“ erwiderte sie und überlegte kurz.
„Was ist eigentlich mit Wesley Crusher?“ fragte sie Branford ernst.
Branford grübelte und gab zur Antwort: “Wesley ist ein sehr guter Offizier und Vorgesetzter. Aber er ist mir von den Spezialgebieten her zu ähnlich, Sandra.“
„Wie meinst Du das?“ fragte sie irritiert.
Branford erklärte: “Sieh mal, Crusher und ich sind Taktik-Experten. Ein 1.Offizier muss zu einem gewissen Punkt die Schwächen seines Kommandanten kompensieren. Das funktioniert nur, wenn der XO auf einem anderen Gebiet seine Stärken hat.“
„Lieutenant Commander Thomas Riker. Wer ist das, Chris? Ist er verwandt mit Captain William Riker?“ fragte Galen, nachdem sie einen weiteren Namen gelesen hatte.
Branford wiegte den Kopf: “In gewisser Weise schon. William und Thomas sind praktisch ein und dieselbe Person, von der Genetik und den frühen Erinnerungen her gesehen.“ Er stoppte kurz und redete weiter: “Es war vor neun Jahren. William Riker war damals Lieutenant und taktischer Offizier auf der Potemkin. Ich war als Sicherheitsoffizier ihm unterstellt, war zu dem Zeitpunkt Fähnrich. Wir wurden nach Nervala IV gerufen, wo eine Forschungsstation evakuiert werden musste. Das dichte Verzerrungsfeld des Planeten störte jedoch unsere Transporter ganz erheblich, bereits beim runter beamen. Riker führte das sechsköpfige Außenteam, dem auch ich angehörte. Wir holten alle Wissenschaftler raus. Will versuchte, noch die Daten zu retten und blieb noch, während alle anderen schon hoch gebeamt wurden. Als er schließlich nachkommen wollte, gelang es ihm fast nicht. Unser Transporterchief schaltete einen zweiten Eindämmungsstrahl hinzu, um Rikers Muster zu erhalten. Aber das war eigentlich gar nicht nötig. Nun denn, schließlich gelang es, ihn hoch zu beamen. Der zweite Strahl wurde abgeschaltet, doch er reflektierte durch das Verzerrungsfeld zum Planeten und dort materialisierte der zweite William T. Riker. Er dachte, die Potemkin hielt ihn für tot, doch in Wirklichkeit hatte das Schiff auch einen William Riker an Bord. Sie flogen ab, und der 2.Riker blieb auf Nervala IV. Bis im Jahre 2371. Die Enterprise-D kam nach Nervala IV, um die Daten zu retten, die dort zurückgelassen wurden. Sie fanden den 2.Riker, der ihnen half, die Daten zu retten. Er entschied sich schlussendlich, seine Karriere fortzusetzen. Er nahm den zweiten Vornamen Thomas als 1.Namen an und ging auf die Gandhi. Will Riker hat mir das alles Mal erzählt. Er hat mittlerweile seine Differenzen mit seinem Bruder überwunden.“
„Eine unglaubliche Geschichte. Er hat auf einmal einen Zwillingsbruder bekommen. Nun, wie dem auch sei, er steht auf der Liste für die XO.“ kommentierte Sandra Galen Branfords Geschichte.
„Wo ist er im Moment?“ fragte Branford.
Galen prüfte es nach: “Er ist auf Deep-Space-Two und macht Urlaub.“
„Ein guter Zufall. So kann ich mit ihm reden. Von den Fähigkeiten her ist er der ideale Mann, aber ich sehe andere Probleme.“ meinte Branford nachdenklich.
„Welche anderen Probleme, Chris?“ fragte Sandra Galen.
Branford strich sich durch die Haare: “Er war mein Vorgesetzter auf der Potemkin. Und nun soll er mein Untergebener werden? Eine ungewöhnliche Situation. Für uns beide.“
„Aber wenn er der ideale Mann ist, dann darf das keine Rolle spielen.“ erwiderte Galen entschlossen.
Branford machte ein unentschlossenes Gesicht: “Wir werden sehen, Sandra.“
„Computer, eine Hühnersuppe bitte.“ orderte Branford beim Computer sein Mittagessen. Er nahm den Teller und setzte sich an einen Tisch.
„Darf ich mich setzen, Sir?“
Branford sah auf und sah Jake Cassels, seinen Chefingenieur.
Er nickte: “Sicher, Jake.“
Cassels setzte sich und schwieg eine Weile. Dann fasste er sich ein Herz.
„Captain, haben Sie entschieden, wer 1.Offizier werden soll?“
Branford nahm einen Löffel Suppe und meinte: “Es gibt mehrere Möglichkeiten. Die objektiv gesehen beste ist Lieutenant Commander Thomas Riker.“
„Ich kenne die Geschichte, Captain. Und ich weiß auch von ihren Vorbehalten gegenüber dem Commander.“ erwiderte Cassels nickend.
Branford legte den Löffel weg. Er sah zum Fenster hinaus, an dem die Sterne vorbei glitten. Auf einmal ging das Schiff unter Warp.
„Alles wäre so einfach gewesen, wenn Lara geblieben wäre. Aber so ist es nun mal gekommen. Ich muss zusehen, dass die Exeter einen sehr guten Ersatz bekommt.“ sagte Branford, während er beobachtete, wie die Exeter eine Kursänderung durchführte.
Cassels sah Branford an: “Wenn Sie Thomas Riker als XO wollen, dann bekommen Sie auch die Probleme in den Griff. Denn er ist zweifellos der beste Mann, den Sie kriegen können.“
Ein Ruf ertönte: “Jacobs an Branford. Sir, wir erreichen Deep-Space-Two.“
Branford tippte seinen Kommunikator an: “Verstanden. Rufen Sie die Station und führen Sie das Dockmanöver durch. Branford Ende.“
Branford stand auf: “Entschuldigen Sie mich, Jake. Wir sehen uns später.“
Jacobs ließ sich angespannt im Kommandosessel nieder.
„Station hat Dockgenehmigung erteilt, Sir.“ meldete McLure.
Jacobs nickte: “Impulsantrieb aus. Manöverdüsen auf halben Vorwärtsschub einstellen.“
Die Exeter glitt langsam auf den Dockpylon zu. Jacobs beobachtete, wie der Pylon sich dem Rumpfrücken der Exeter näherte.
„Schubumkehr einleiten, alle Stationen klar zum Andocken.“ befahl Jacobs. Ein Ruck signalisierte, dass die Exeter mit der Station verbunden war.
„Mister McLure, schalten Sie die Energiesysteme auf äußeren Versorgungsmodus. Trägheitsdämpfer bleiben auf normalem Niveau.“ ordnete Jacobs an, während er aufstand.
McLure bestätigte: “Aye, Sir. Deep-Space-Two hat uns signalisiert, dass es einige Personaländerungen geben wird.“
„Vielleicht ist unser neuer XO auch dabei. Wir werden sehen.“ meinte Jacobs.
„Willkommen auf Deep-Space-Two, Sir.“
Branford nickte dem jungen Fähnrich zu, der an der Schleuse zwischen der Exeter und der Station stand: “Danke, Fähnrich. Wie kann ich erfahren, wo Lieutenant Commander Riker ist?“
Der Fähnrich deutete auf ein Terminal: “Wir können nachsehen, Captain.“
Er checkte es nach und erwiderte: “Der Commander ist zur Zeit auf der OPS und hilft dem Einsatzoffizier bei Missionsplanungen.“
„Er hat doch Urlaub, oder?“ fragte Branford erstaunt.
Der Fähnrich nickte: “So ist es. Aber der Einsatzoffizier ist ein Freund des Commanders und hat ihn um Hilfe gebeten.“
„Danke, Fähnrich.“ verabschiedete sich Branford.
Branford betrat die OPS, das Kontrollzentrum der Raumstation. Er sah sich um. Viele Offiziere waren zu diesem Zeitpunkt in dem Raum, er konnte Riker nicht ausmachen.
„Entschuldigen Sie, wo ist Commander Riker?“ fragte er eine junge Frau.
Sie deutete in den hinteren Teil des Raumes. Dort stand Riker mit einem weiteren Offizier an einem Pult.
Branford dankte der Frau und näherte sich Riker. Dieser erkannte ihn erst, als er ganz bei ihm stand.
„Chris? Chris Branford?“ sagte er ungläubig.
Branford lachte ihn an: “Will? Oder soll ich Thomas sagen?“
Die beiden umarmten sich. Riker war gerührt von dem Wiedersehen: “Mensch, das ist ewig her, seit wir auf der Potemkin waren.“
„Neun Jahre. Seit dem Zwischenfall auf Nervala IV. Ich habe von William gehört, was vor zwei Jahren passiert ist. Ich hatte jedoch keine Gelegenheit seither, Dich zu besuchen.“ erwiderte Branford nickend.
Riker stimmte ihm zu: “Ja. Nervala IV.“ Er sah den anderen Offizier kurz an: “Wir machen später weiter, Marcus. Entschuldige mich.“
Er sah Branford an: “Gehen wir etwas trinken, Chris.“
Riker führte Branford in ein Lokal auf dem Promenadendeck, orderte zwei Tonic-Water und setzte sich mit ihm an einen Ecktisch.
„Bist Du nur wegen eines Zufalles hier?“ fragte Riker direkt.
Branford lächelte kurz: “Du hast mich durchschaut, Thomas. Ja, es ist wegen einer speziellen Angelegenheit.“ Er nahm einen Schluck aus dem Glas und fuhr fort: “Ich habe deinen Namen auf der Vorschlagsliste für die Executive Officers gelesen.“
Riker stellte im gleichen Moment sein Glas ab: “Benötigst Du einen, Chris?“
„Ja, so ist es. Mein XO, Lara Unas, hat wegen persönlicher Probleme ihre Versetzung beantragt. Ich brauche einen neuen 1.Offizier.“ nickte Branford zustimmend.
Riker sah ihn fragend an: “Meinst Du, ich könnte den Posten des 1.Offizier erfüllen?“
„Von den Fähigkeiten her bist Du der ideale Offizier für den Posten. Aber mir stellt sich eine andere Frage: Kannst Du Dir überhaupt vorstellen, mein Untergebener zu sein? Immerhin war ich ein grünschnäbliger Fähnrich, als ich unter Dir auf der Potemkin diente. Durch diese Geschichte auf Nervala IV hat sich die Sache um 180 Grad gedreht. Ich bin rangmäßig höher als Du. Kommst Du damit klar?“ erwiderte Branford ausführlich.
Riker machte ein ablehnendes Gesicht: “Ich kann deine Besorgnis verstehen. Aber Lass Dir eines sagen: Ich werde, falls Du Dich für mich entscheidest, mit allen Kräften der Exeter dienen. Du kannst Dich in jeder Situation auf mich verlassen. Ich werde mich Dir nie widersetzen und Dir dennoch Vorschläge bringen.“
„Ich habe mich bereits für Dich entschieden, Thomas. Sei unbesorgt. Wir können weiterhin unser Verhältnis wahren, wenn wir unter uns sind. Im Dienst allerdings..“ erwiderte Branford bejahend.
Riker nickte: “Schon klar. Da werden wir natürlich die Form zwischen Kommandierendem und XO wahren.“
„Deine Versetzung kann sofort bestätigt werden. Melde Dich bitte in zwei Stunden bei mir auf der Brücke.“ sagte Branford abschließend. Er stand auf und schüttelte Riker die Hand: “Ich freue mich, Dich an Bord zu haben. Bis später, Thomas.“
„Ich ebenso, Chris. Wir sehen uns.“ gab Riker zur Antwort.
„Herein bitte.“ bat Branford, als der Türsummer ertönte.
Riker betrat unsicher den Bereitschaftsraum des Captains.
Branford erhob sich und begrüßte ihn: “Willkommen an Bord der Exeter, Tom.“
„Danke, Captain.“ erwiderte Riker.
Branford hob die Hand: “Privat können wir es natürlich weiter so halten, wie es bisher war. Aber komm, ich zeige dir die Brücke und stelle Dir die anderen Offiziere vor.“
Die Brückenoffiziere sahen den neuen 1.Offizier gespannt an, als er mit Branford die Brücke der Exeter betrat.
Wesley Crusher saß im Kommandosessel, neben ihm saß Counselor Galen. Außerdem waren noch Jacobs, Waringthon, Cassels und Delany auf der Brücke.
„Ich möchte Ihnen allen unseren neuen 1.Offizier vorstellen. Lieutenant Commander Thomas Riker wird sicherlich eine Bereicherung für unsere Crew sein. Bitte schenken Sie ihm ihre uneingeschränkte Loyalität und ihr Vertrauen.“ sagte Branford in die Runde der Offiziere.
Er deutete auf Crusher und Galen: “Das ist Lieutenant Crusher, unser taktischer Offizier und unsere Schiffsberaterin, Counselor Galen.“
Die beiden begrüßten den neuen XO herzlich und hießen ihn willkommen. Branford stellte Riker die restlichen Stabsoffiziere vor und nahm dann im Kommandosessel Platz. Er nickte Riker zu: “Commander, bringen Sie das Schiff auf Kurs.“
Der Commander nickte und nahm im Sessel des 1.Offiziers Platz. Die restlichen Offiziere gingen auf ihre Stationen.
„Lieutenant, Manövertriebwerke bereithalten, Impulsantrieb ebenso. Mister Jacobs, Dockverbindungen lösen und alle Systeme auf Reiseflugmodus bringen. Kurs auf 220.065 setzen, Manövertriebwerke auf halben Vorwärtsschub.“ befahl Riker knapp.
Die Exeter glitt von der Station weg. Riker beobachtete die Aktionen der Brückenmannschaft.
Er sah Branford an: “Wir sind auf Kurs, Sir. Was ist unser Ziel?“
Branford lächelte: “Danke, Commander. Miss Waringthon, setzen Sie Kurs auf Malcom II. Geschwindigkeit Warp 3.“
Die junge Frau am Steuerpult gab die Daten ein und meldete: “Bereit, Captain.“
„Beschleunigen Sie.“ lautete der Befehl des Captains.
Die Exeter ging auf Überlichtgeschwindigkeit und nahm den Weg zu ihrer nächsten Mission auf.
E N D E
im Gedenken an
Gene Roddenberry
DeForest Kelley
von Tobias J. Ruppert, 20.03.1997
Alle Rechte an Elementen, die aus ST-TOS, ST-TNG, ST-DS9 oder ST-Voyager stammen, liegen ausschließlich bei Paramount Pictures.
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Tobias J. Ruppert, 20. März 1997
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Tag der Veröffentlichung: 01.07.2010
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