Star Trek -
Raumschiff Exeter
- Folge 4 -
Der Fluss des Blutes
von Tobias J. Ruppert
STAR TREK-Raumschiff Exeter
Der Fluss des Blutes
(von Tobias J. Ruppert)
Vorgeschichte:
Seit den Ereignissen in "Der Feind auf eigener Seite" sind drei Monate vergangen. Die Exeter hatte Beobachtungen einer Supernova nahe des Planetoiden Galondon Cor durchgeführt. Nach drei Wochen geschah eine Katastrophe. Die Nova trat früher als geplant ein und zerschmetterte einen Mond des Planeten. Die darauf folgende Subraum-Schockwelle traf die Exeter und beschädigte sie so schwer, dass sie drei Tage steuerlos im Raum trieb. Es hatte einige Tote und Verletzte gegeben. Die U.S.S. Okinawa reagierte auf den Notruf und schleppte die Exeter zur Erde, wo sie in der Orbitalwerft McKinley repariert werden sollte. Der Großteil der Crew hat Landurlaub und erholt sich von den Ereignissen.
"Hüllenbruch auf Deck 12 und 13, Sir! Die Kommunikation zum Maschinenraum und der Warp- und Impulsantrieb ist ausgefallen!"
Branford hörte Crushers Bericht und richtete sich vom Boden auf, wo er einem verletzten Fähnrich geholfen hatte: "Schicken Sie die Reparaturteams los, um den Hüllenbruch zu schließen!" Er aktivierte seinen Kommunikator: "Branford an Krankenstation, Notfallteam bereitstellen!" Er sah Jacobs an: "Gehen Sie runter in den Maschinenraum und berichten Sie mir! Los!"
Er sah durch den Rauch nur schemenhaft die Wand der Brücke. Sein 1.Offizier kam zu ihm: "Captain, wir haben zehn bis fünfzehn Leute verloren! Sie waren in der Backbordsektion, die am stärksten getroffen wurde." Er machte eine kurze Pause und fuhr fort: "Lieutenant Randolph ist ebenfalls tot."
Er hörte noch weitere Stimmen, die er nur im Unterbewusstsein wahrnahm: "Captain, wir können den Antrieb nicht wiederherstellen. Mister Jacobs meldet sich auch nicht und die Energieversorgung auf den unteren Decks der Maschinensektion bricht zusammen! Was sollen wir unternehmen, Sir? Captain!"
Branford wachte schweißgebadet auf und sah sich in dem Raum um. Er erkannte sein altes Jugendzimmer in dem Blockhaus seines Vaters. Er ging zum Fenster und öffnete es. Es war Winter im Eaglerock Canyon. Der See war zugefroren und es lag ein dichte Schneedecke über der Landschaft.
"Was ist mit Dir, Chris? Kannst Du nicht schlafen?"
Branford wandte sich um und sah seine Freundin, Jadzia Dax. Sie war von Deep-Space-Nine gekommen, um ihm in dieser schweren Situation zu helfen.
Er nickte: "Ja, so ist es. Aber es ist egal." Er streifte seinen Pullover über und deutete durch das Fenster: "Ich will etwas spazieren gehen. Kommst Du mit?"
Jadzia zog sich eine Thermojacke an und verließ mit Branford das Haus. Sie kuschelte sich an ihn, während sie den Weg um den See entlang schlenderten.
"Willst Du immer noch nicht darüber reden, Chris?" fragte sie sanft.
Er sah sie nicht an und blickte stur geradeaus.
Jadzia wollte erst beleidigt reagieren, überlegte es sich aber. Sie machte sich von ihm los und stellte sich ihm in den Weg: "Hör mal, irgendwann wirst Du mit mir darüber reden müssen! Ansonsten wirst Du nämlich nie deine Ruhe finden!"
Branford sah sie an. Ihre Augen funkelten wütend und er wusste, dass er einen Fehler begangen hatte. Er nickte: "Tut mir leid." Er nahm sie wieder in den Arm: "Es fällt mir sehr schwer, Jadzia." Eine kurze Pause folgte, dann redete er weiter: "Du weißt, was passiert ist. Wir haben die Erkundung durchgeführt und die Nova trat früher als gedacht ein. Sie zerschmetterte einen Mond von Galondon Cor und die anschließende Subraumschockwelle traf uns relativ unvorbereitet. Wir hatten unsere Sensoren auf den Planeten eingestellt und nahmen die Aktion zu spät war. Die Schilde bekamen wir noch hoch, aber gegen eine derartige Subraumschockwelle waren sie zu schwach. Wir wurden herumgeschleudert wie ein Modellschiff. Als ich wieder normal sehen konnte, waren auf der Brücke vier Verletzte und mir wurden Meldungen über schwerste Beschädigungen und Hüllenbrüche zugetragen.
Trotz intensivster Bemühungen konnten wir unseren Antrieb nicht wieder klarkriegen. Wir sind drei Tage im Raum getrieben, bis die Okinawa uns fand. Und nun liegt mein Schiff an der McKinley-Station angedockt und wird repariert." Er blickte auf den gefrorenen Boden.
"Du hast alles getan. Laut den Untersuchungen hätte kein Captain der Welt dieses Unglück verhindern können. Selbst wenn ihr die Scans direkt auf die Sonne gerichtet hättet, sie trat so schnell ein, dass ihr die Exeter nicht aus dem System hättet fliegen können." erwiderte Jadzia und küsste ihn.
Eine Stunde später waren sie zurück beim Haus. Als Branford und Jadzia durch die Tür traten, wurden sie von Branfords Vater begrüßt: "Das seid Ihr ja endlich! Ich dachte schon, ich müsste ohne Euch beide essen! Kommt, setzt Euch!"
Joseph Branford war ein sehr offenherziger Mensch, wenn es um Leute ging, die er kannte. Jadzia lächelte. Sie hatte in den letzten zwei Wochen, in der sie bei ihm zu Gast waren, ihn recht gut kennen gelernt. Branford rückte Jadzia einen Stuhl heran und sie setzte sich. Auf dem Tisch stand ein Tablett, auf dem ein appetitlich gerichteter Fisch war.
"Danke, Vater. Für alles." erwiderte Branford und nahm Platz.
Joseph Branford lachte: "Bitte, bedient Euch. Wehe, wenn etwas übrig bleibt."
Es war zwei Wochen später. Branford hatte zusammen mit Jadzia eine wunderschöne Zeit verlebt. Sie waren zusammen spazieren gegangen und hatten viele andere Dinge erlebt. So langsam überwand er seine inneren Probleme und konnte wirklich Urlaub machen.
Branford steuerte das Schneemobil durch ein tief verschneites Tal. Jadzia saß neben ihm auf dem Beifahrersitz und betrachtete interessiert die Landschaft.
"Wunderschön, Chris. So etwas habe ich vor meinem Aufenthalt auf der Erde noch nie gesehen." sagte sie träumerisch.
Branford sah sie verdutzt an: "Du hast noch nie zuvor Schnee gesehen?"
Sie schüttelte lächelnd den Kopf: "Nein. Auf Trill gibt es nur subtropische Zonen. Also kein Schnee."
"Kann ich mir gar nicht vorstellen. In meiner Kindheit und Jugend habe ich den Winter immer als die schönste Jahreszeit empfunden. Winterspaziergänge mit meinem Hund, Schlittschuhlaufen und Skifahren, das waren alles die Dinge, die ich geliebt habe." resümierte Branford nachdenklich.
Jadzia sah ihn ernst aus ihren blauen Augen an: "Du wünscht Dir doch nicht die Vergangenheit zurück, Chris?"
"Nicht unbedingt. Aber hin und wieder wünsche ich mir schon, etwas weniger Verantwortung zu haben. Nur dann sehe ich mir an, was ich alles tun kann und diese Wünsche verschwinden wieder. Ganz plötzlich." erwiderte er ernst.
Er sah aus der Frontscheibe: "Wir sollten so langsam unser Nachtlager aufbrechen, Jadzia. Es wird bald dunkel sein."
Er stoppte das Schneemobil an einer geschützten Stelle und stellte das Thermozelt auf. Sie legten ihre Schlafsäcke hinein und machten sich etwas zu essen. Das Zelt war innen warm und behaglich. Jadzia bereitete geschickt eine Suppe zu, die sie gemeinsam aßen.
Später lag Branford zusammen mit Jadzia im Schlafsack.
"Gute Nacht, Jadzia. Ich bin sehr froh, dass Du da bist." flüsterte Branford.
Sie gab ihm einen Kuss: "Genau wie ich. Gute Nacht."
Am nächsten Morgen brachen sie früh auf und kehrten zu dem Blockhaus zurück. Branfords Vater kam zur Tür heraus und winkte aufgeregt.
Branford und Jadzia stiegen aus dem Schneemobil aus und schauten ihn an.
"Was ist passiert, Vater?" fragte Branford.
Sein Vater erwiderte: "Ich habe eine Nachricht von der Exeter, Christopher. Dein 1.Offizier lässt Dir ausrichten, dass Du und Jadzia aufs Schiff beamen solltet. Es scheint ein Einsatzbefehl zu sein."
Branford nickte: "Danke, Vater." Er sah Jadzia an: "Holen wir unsere Sachen und beamen rauf."
Zehn Minuten später war alles gepackt und sie hatten ihre Uniformen an. Branford und Jadzia gingen die Treppe in das Wohnzimmer des Hauses hinunter.
"Hier, nimm Dir eine Flasche Whisky mit, Christopher. Trink sie aber nur in einer besonderen Stunde." Er umarmte ihn: "Alles Gute, mein Sohn."
Dann verabschiedete er sich von Jadzia: "Kommen Sie bald wieder, Jadzia. Und passen Sie auf meinen Sohn auf."
"Keine Sorge. Er wird in guten Händen sein. Auf Wiedersehen, Mister Branford." erwiderte Jadzia lächelnd und reichte ihm die Hand.
"Es ist soweit, wir müssen gehen." sagte Branford und tippte seinen Kommunikator an: "Branford an Exeter, bitte melden."
"Hier spricht Lieutenant Waringthon, Sir. Schön, dass Sie sich melden. Wir haben eine Einsatzorder. Laut der Order soll Commander Dax ebenfalls an Bord kommen." erklang die Stimme des 1.Steueroffiziers, Jenny Waringhon.
Branford erwiderte: "Beamen Sie mich und Commander Dax hoch, Lieutenant. Dann werden wir weitersehen. Energie."
Die Türen des Turboliftes glitten auseinander und Branford betrat das Deck, auf dem sein Quartier lag. Jadzia hatte den Wunsch geäußert, ein eigenes Quartier zu beziehen. Branford verstand das und war auch nicht sonderlich enttäuscht. In letzter Zeit hatten sie sich sehr häufig gesehen.
Branford legte sein Gepäck in den Schrank und verließ das Quartier wieder.
"Guten Tag, Sir." begrüßte ihn Jenny Waringthon, als Branford die Brücke betrat. Sie erhob sich aus dem Kommandosessel.
Branford nickte ihr freundlich zu: "Lieutenant, haben Sie die Einsatzorder für mich?"
Waringthon ging an ihr Schaltpult und rief die Informationen ab: "Sie ist codiert und nur für den Captain bestimmt."
"Legen Sie die Daten in den Bereitschaftsraum, Lieutenant." ordnete Branford an und verließ die Brücke.
"Computer, Einsatzorder decodieren. Genehmigung Branford, 197173."
Branfords Genehmigungscode wurde akzeptiert. Auf dem Bildschirm erschien die Einsatzorder.
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An: Captain Christopher Branford, U.S.S. Exeter
von: Fleet-Admiral Lucas Franklin, Oberbefehlshaber der Sternenflotte
Achtung: Diese Mitteilung ist als "Geheim" eingestuft. Es dürfen ausschließlich die Stabsoffiziere darüber in Kenntnis gesetzt werden.
Sehr geehrter Captain Branford,
sie sind hiermit angewiesen, sich mit der Exeter in zum Koordinatenpunkt Pentarra 085 zu begeben und dort weitere Anweisungen zu erwarten.
Franklin, Fleet-Admiral u. Oberbefehlshaber
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Er stutzte. Keine Anweisungen, nur ein Koordinatenpunkt, den er anfliegen sollte? Es war wirklich äußerst selten, dass ein Kommandant derart in Unkenntnis über einen Auftrag gelassen wurde.
"Branford an Waringthon. Rufen Sie alle Crewmitglieder vom Landurlaub zurück und treffen Sie alle Startvorbereitungen. Wir müssen innerhalb von zwei Stunden starten." befahl er über die Bordsprechanlage.
Waringthon bestätigte: "Zu Befehl, Sir."
Es verging eine Stunde, die Branford mit dem Studium der Zustandsberichte verbrachte. Die Exeter war wieder voll einsatzfähig und bereit für neue Aufgaben. Dann ertönte der Türsummer.
"Kommen Sie bitte herein." bat Branford.
Es waren zwei Crewmitglieder. Der Erstere war ein Caitianer, eine Katzenrasse, die als äußerst intelligent und anpassungsfähig galt. Es war ein männlicher Vertreter dieser Rasse und trug die gelbe Uniform der technischen Sektion. Nach dem Rang war er Lieutenant junior grade.
Der Zweite war ein Benzite. Er war dem Rang nach Fähnrich und trug eine rote Uniform. Der Caitianer trat etwas vor: "Captain, Lieutenant L´Arro und Fähnrich Mentar melden sich zum Dienst." Die sanfte Stimme der Caitianer war den meisten Menschen sehr angenehm und Branford bildete keine Ausnahme.
Er stand auf und musterte die Zwei: "Willkommen an Bord der Exeter, meine Herren. Ich freue mich, Sie an Bord zu haben." Er blickte L´Arro an: "Lieutenant, wegen Ihnen habe ich eine ziemlich lange Diskussion mit Captain Randolph gehabt. Sie wollte Sie nicht von der Endavour weglassen."
L´Arro lächelte auf seine Weise: "Danke, Sir. Captain Randolph hat mich sehr viel gelehrt. Ich hoffe, ich kann dieses Wissen nun einsetzen."
"Wenn es nicht so wäre, hätte ich Sie nicht angefordert, Mister L´Arro." erwiderte Branford. Dann wandte er sich Mentar zu: "Auch von Ihnen wird einiges erwartet, Fähnrich. Aber Ihre Akte zeigt, dass Sie einiges zu leisten imstande sind. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit." Branford verließ mit den beiden neuen Crewmitgliedern den Bereitschaftsraum.
"Fähnrich McLure, zeigen Sie bitte Mister L´Arro und Mister Mentar ihre Quartiere. Nochmals, willkommen an Bord." ordnete Branford an.
"Waringthon an Branford, alle Crewmitglieder sind mittlerweile eingetroffen. Wir sind startklar." meldete zwei Stunden später der Steueroffizier.
Branford bestätigte: "Ich komme, Lieutenant."
Als Branford fünf Minuten später die Brücke betrat, waren bereits alle Stabsoffiziere auf ihren Positionen. Der 1.Offizier, Lara Unas, stand in der Mitte vor den Sitzplätzen des Captains, des XO und des Counselors.
"Hallo, Captain. Wir sind bereit. Wenn Sie den Startbefehl geben möchten?" begrüßte ihn die Betazoid.
Branford nickte freundlich: "In Ordnung, Nummer 1." Er nahm im Kommandosessel Platz: "Lieutenant Waringthon, alle Dockverbindungen lösen. Manöverdüsen auf langsam voraus einstellen. Mister Jacobs, alle Systeme auf Reiseflugmodus einstellen. Ich möchte die Statusberichte aller Decks in einer halben Stunde sehen. Kurs setzen auf Koordinatenpunkt Pentarra 085, Warp 6. Beschleunigen." Er sah sich um: "Ich bitte alle Stabsoffiziere zur Einsatzbesprechung." Unas, Crusher, Jacobs, Galen und Delany folgten der Aufforderung und erhoben sich von ihren Plätzen.
"Gehen wir. Lieutenant Waringthon, Sie übernehmen das Kommando." befahl Branford und verließ die Brücke.
Cassels kam kurze Zeit später ebenfalls in die Aussichtslounge und setzte sich. Branford nickte seinen Offizieren zu und begann, die Mission zu erklären. Toll, dachte er sich, eigentlich weiß ich selbst nichts.
"Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich Sie herbestellt habe. Die Anweisungen, die wir erhalten haben, besagen lediglich, dass wir nach Pentarra 085 fliegen und dort auf weitere Anweisungen warten sollen. Mehr wurde mir nicht mitgeteilt." erläuterte er.
Jacobs meldete sich zu Wort. Der immer neugierige Einsatzleiter wollte offensichtlich mehr wissen: "Sir, gibt es den wirklich nicht einmal einen Anhaltspunkt, was wir tun sollen?"
Branford wollte schon verneinen, da antwortete Cassels: "Ich habe da ein Gerücht gehört, Captain. Angeblich sollen Verhandlungen mit den Klingonen stattfinden, die von Föderationsraumschiffen besucht oder besser bewacht werden sollen." Er sah die Gesichter seiner Kollegen an: "Wie gesagt, nur ein Gerücht."
Lieutenant Commander Unas sah interessiert Cassels an: "Wenn dem so wäre, hätten wir eine der besten Gelegenheiten, Frieden mit den Klingonen zu schließen. Endgültigen Frieden."
"Nun, ich weiß, dass ich mich auf Sie verlassen kann, was immer auch kommen mag. Mister Jacobs, wie lange brauchen wir mit Warp 6 zum Koordinatenpunkt Pentarra 085?" fragte Branford.
Der Lieutenant antwortete prompt: "Sechzehn Stunden, zwanzig Minuten, Sir."
"Danke, Mister Jacobs." Branford tippte seinen Kommunikator an: "Lieutenant Waringthon, gehen sie auf Warp 8." Er sah in die Runde: "Ich danke Ihnen. Gehen Sie auf ihre Stationen zurück."
"Herein bitte." Jadzia Dax kämmte sich gerade vor dem Spiegel ihre Haare, als Branford ihr Quartier betrat.
"Hast Du eine eitle Phase, Jadzia?" fragte er frech.
Sie blickte ihn nur kurz an und drehte sich wieder dem Spiegel zu: "Nein. Was spricht dagegen, wenn ich zum Treffen mit deinen Offizieren ordentlich aussehe?"
Branford stellte sich vor sie hin und nahm sie in den Arm: "Du siehst immer toll aus. Und außerdem spielen wir nur eine Partie Billard mit Mister Jacobs, Mister McLure, Miss Waringthon und Mister Cassels." Er gab ihr einen Kuss.
Sie erwiderte schnippisch: "Und ich hätte fast meine Gala-Uniform angezogen. Komm, gehen wir."
Auf dem Holodeck hatte Cassels seinen berühmt-berüchtigten Billard-Salon dargestellt. Wie er der Brückencrew schon mal erzählt hatte, war er als Kadett öfters auf Einsätzen in Leeds. Dort war dieser Salon, und er zählte nach zwei Jahren schon beinahe zur Einrichtung.
Dieser Ort hatte nichts Schmuddeliges. Er war sauber und doch irgendwie urig gemütlich. Branford mochte ihn.
"Guten Abend, Sir. Sind Sie bereit, die Kugeln zu versenken?" begrüßte ihn Fähnrich McLure.
Branford nickte: "Gerne. Wenn Sie bereit sind, gegen mich zu spielen. Wollen Sie?"
"Mit dem größten Vergnügen. Sie dürfen beginnen." erwiderte McLure.
Cassels hatte bereits die Kugeln aufgebaut und deutete auf den Tisch: "Bitte, meine Herren."
Jadzia reichte Branford eine Qué. Er erkannte sofort, dass es eines der besseren Stücke war: "Danke. Du hast ein Auge für einen guten Qué." sagte er und küsste sie.
"Sehen wir mal was sie können, Captain." bemerkte Jacobs.
Der Captain beachtete nicht den Kommentar, sondern setzte an und versenkte mit dem ersten Stoß zwei vollfarbige Kugeln.
Er grinste McLure an: "Ich gehe auf die Vollen, Mister McLure."
Eine Stunde später hatte McLure sein drittes Spiel gegen Branford verloren.
"Oh nein. So schlecht war ich noch nie." jammerte er.
Branford erwiderte: "Kommen Sie. Eine Chance gebe ich Ihnen noch."
McLure schüttelte den Kopf: "Nein, vielen Dank. Für heute habe ich genug. Vielleicht möchte Jenny mit Ihnen noch eine Partie spielen, Sir."
Jenny Waringthon lächelte kurz, rutschte von ihrem Barhocker und nahm McLure den Qué ab.
"Spielen wir, Captain." meinte sie.
Was sie meinte, wusste Branford eine halbe Stunde später. Sie hatte ihn zweimal haushoch besiegt.
Branford ließ sich in einen Stuhl gleiten und bot Waringhon ebenfalls einen Platz an. Jadzia setzte sich ebenfalls, während die anderen weiterspielten.
"Unglaublich, was Sie gespielt haben. Wo haben Sie das gelernt?" fragte er verwundert.
Waringthon nahm einen Schluck Gin-Tonic und erwiderte: "Kennen Sie Commander Ken Pallodino?"
Branford lachte: "Jetzt wird mir einiges klar. Er hat Sie unterrichtet?" Kein Wunder, dachte er sich. Pallodino war ein Billard-Meister, der Turniere überall innerhalb der Föderation gewonnen hatte.
"Er war mein Ausbilder an der Akademie. Ich verstand mich sehr gut mit ihm, deshalb bin ich auch in meiner Freizeit mit ihm ausgegangen." erwiderte sie.
Branford verfluchte seinen Kommunikator. Es war 8.00 Uhr am nächsten Morgen und er lag noch in seinen schönsten Träumen.
"Cassels an Branford. Sir, sie sollten in den Maschinenraum kommen." erklang die Stimme seines Chefingenieurs.
Branford bestätigte und stand aus dem Bett auf.
Er betrat den Maschinenraum und sah Cassels zusammen mit Lieutenant Austin, seinem Assistenten, an einem Schaltpult stehen.
"Nun, Jake? Was gibt es?" fragte er müde.
Cassels blickte ihn an: "Sehen Sie sich das an, Sir." Er projizierte eine Leistungskurve des Warpantriebes auf den Bildschirm der Konsole. Branford war keine Experte für Warpantriebssysteme, aber selbst er sah, dass die Leistung um etwa 15% gesunken war.
"Haben Sie einen Grund für das Absinken der Leistung, Jake?" fragte er.
Der Halb-Klingone runzelte seine hohe Stirn. Dabei kamen die Stirnhöcker deutlicher heraus, die seine klingonische Seite verrieten.
"Nun, offenbar wurden die Plasmainjektoren verstellt. Aber mein Team war dafür nicht verantwortlich. Es kann nur jemand von McKinley gewesen sein."
analysierte er.
Austin blickte verärgert drein: "Vor diesem verdammten Werftaufenthalt waren wir das schnellste Schiff der Intrepid-Klasse! Jetzt kann uns selbst so ein alter Pott wie die Hood abschütteln!"
Branford klopfte ihm auf die Schulter: "Wir sind aber nicht unterwegs, um Rennen zu fliegen, Mister Austin." Er wurde ernster: "Aber Sie haben völlig recht. Ich werde mit der Werftleitung von McKinley sprechen. Kriegen Sie das wieder hin, Jake?"
Cassels nickte: "In zwei Stunden haben wir wieder Warp 9,978 zur Verfügung. Und Harry: Wir sind dann wieder das schnellste Schiff. Nicht nur das der Intrepid-Klasse, sondern der gesamten Flotte."
Der Speisesaal der Exeter war beinahe leer, als Branford ihn betrat. Er sah sich um und bestellte sich ein Steak beim Replikator.
"Captain, setzen Sie sich doch bitte zu uns."
Die Bitte kam von Lieutenant Crusher, der zusammen mit Lieutenant L´Arro an einem Tisch saß.
Branford nahm die Einladung an und setzte sich.
"Ich habe mich bereits mit meinem neuen Mitarbeiter angefreundet. L´Arro hat wirklich viel Erfahrung und Wissen, das uns helfen kann." bemerkte Crusher.
Der Caitianer zeigte sich bescheiden: "Ich versuche immer nur, meine Arbeit zu machen. Aber danke, Lieutenant. Sie haben mir den Einstand sehr leicht gemacht."
Branford nickte: "Es freut mich, dass Sie so gut harmonieren. Ich erachte ein gut funktionierendes taktisches Team als den größten Rückhalt einer Crew."
Das Piepsen des Kommunikators unterbrach das Gespräch: "Unas an Branford. Sir, wir erreichen Koordinatenpunkt Pentarra 085."
"Bestätigt. Gehen Sie auf halbe Impulskraft, Commander." erwiderte Branford.
Die Tür des Turboliftes öffnete sich und Branford betrat schnellen Schrittes die Brücke.
"Ihren Bericht, Commander." ordnete er an, während er im Kommandosessel Platz nahm.
Unas erwiderte: "Weitbereichsscans zeigen keinerlei Schiffe im Sensorenbereich, Sir. In der Umgebung von zwei Lichtjahren sind keine Planeten der Klasse M."
Branford nickte: "Führen Sie einen vollen Stopp durch."
Der Fähnrich am Steuerpult verlangsamte und meldete: "Wir haben Stillstand erreicht, Captain."
Jacobs drehte sich von der Konsole des Einsatzleiters herum: "Und was machen wir nun, Sir?"
Branford sah unschlüssig drein: "Abwarten, Lieutenant. Mehr können wir im Moment nicht machen."
Verdammt, dachte sich Branford. Er saß unschlüssig in seinem Bereitschaftsraum. Was hatte das Oberkommando mit ihnen vor? Sollte Cassels wirklich Recht haben und sollte es um neue Verhandlungen mit den Klingonen gehen? Er nahm einen Schluck Tee und sah sich das Datenpad mit den Zustandsberichten an.
Der Türsummer ertönte. Branford bat einzutreten.
Es war Luke McLure. Branford erkannte, dass der junge Fähnrich unsicher wirkte.
"Was gibt es denn, Fähnrich?" fragte Branford bestimmt.
McLure erwiderte: "Captain, haben Sie einen Augenblick Zeit? Es geht um ein persönliches Problem."
Branfords Aufmerksamkeit galt sofort McLure: "Setzen Sie sich doch." McLure folgte der Aufforderung. Branford sah ihn freundlich an: "Was haben Sie auf dem Herzen, Fähnrich?"
"Nun, Sir. Es geht um meinen Aufgabenbereich hier an Bord. Ich empfinde meine Arbeit als nicht zufrieden stellend." erklärte er.
"In welcher Weise sind Sie nicht zufrieden?" fragte Branford.
McLure erläuterte: "Ich würde gerne etwas mehr Verantwortung übernehmen, Captain.
Selbstverständlich möchte ich nicht Lieutenant Jacobs´ Aufgabenbereich antasten. Aber ich möchte wirklich gerne mehr tun, Sir."
Branford nickte: "Ich verstehe, Mister McLure. Nun, ich werde das mit Mister Jacobs darüber reden. Sie bekommen Bescheid."
McLure stand auf: "Ich danke Ihnen, Sir."
Wenig später rief er Jacobs über Interkom: "Lieutenant Jacobs, bitte melden Sie sich im Bereitschaftsraum. Branford Ende."
"Sie wollten mich sprechen, Captain?"
Jacobs hatte prompt auf die Anweisung reagiert und war gekommen.
Branford nickte: "Ja, Mister Jacobs. Bitte, nehmen Sie Platz." Er legte das Datenpad zur Seite: "Fähnrich McLure war vorhin bei mir. Er ließ mich wissen, dass er gerne etwas mehr Verantwortung übernehmen würde. Was meinen Sie? Hat er die Fähigkeiten, mehr zu leisten?"
Jacobs war beileibe kein hundertprozentiger Karriere-Offizier, aber er erfüllte seine Pflicht mehr als gewissenhaft. Er antwortete mit einem Nicken: "Ja, ich glaube schon. Er könnte mir einige Arbeit bei den Systemzuteilungen und Dienstplänen abnehmen."
"Gute Idee. Damit wäre ich einverstanden, Lieutenant. Teilen Sie es dem Fähnrich mit. Es wird ihn bestimmt freuen." Ein Kommunikatorsignal unterbrach Branford: "Hier ist Commander Unas, Sir. Wir orten zwei Schiffe, die sich uns aus Richtung 211,010 nähern."
Branford bestätigte: "Ich komme, Commander."
Gemeinsam mit Jacobs betrat Branford die Brücke. Jacobs nahm seinen Platz an der OPS ein, während Branford im Kommandosessel Platz nahm.
"Können Sie die Schiffe identifizieren, Mister Crusher?" fragte er.
Crusher nickte: "Aye, Sir. Laut Subraumkennzeichen sind es die U.S.S. Saratoga und die U.S.S. Ranger."
Interessant. Somit waren die drei neusten Schiffe der Sternenflotte an einem Punkt versammelt. Die Ranger war vor knapp einem Jahr als fünftes Schiff der Intrepid-Klasse in Dienst gestellt worden. Der Kommandant war Captain Antos Ral, ein catullanischer Gelehrter.
"Wir werden gegrüßt, Sir. Es ist die Saratoga." meldete Jacobs.
Branford stand auf: "Auf den Schirm schalten, Lieutenant."
Auf dem Hauptbildschirm der Brücke erschienen Admiral Franklin und Captain Riker, die nebeneinander auf der Brücke der Saratoga standen.
"Captain Branford, ich grüße sie." begrüßte ihn Franklin. Riker nickte ihm ebenfalls freundlich zu.
"Ich grüße Sie ebenfalls, Admiral. Und Dich natürlich auch, Will. Admiral, bin ich sehr unhöflich, wenn ich um Informationen bitte?" erwiderte Branford.
Franklin ließ ein Lächeln durchblicken: "Keineswegs, Captain. Aber Sie sollten dafür zu uns an Bord kommen. Ich möchte die Angelegenheit nicht über Kommunikationskanäle besprechen."
Branford nickte: "Verstanden, Sir. Ich beame hinüber. Branford Ende."
Der Bildschirm erlosch.
"Ich beame auf die Saratoga. Commander Unas, Sie haben die Brücke." befahl Branford und verließ die Brücke.
Branford materialisierte im Transporterraum der Saratoga. Im Raum befanden sich neben dem Transportertechniker auch sein ehemaliger 1.Offizier, Commander Ian Fogarty, der diese Position nun auf der Saratoga innehatte.
"Willkommen an Bord, Captain. Ich freue mich Sie wieder zu sehen." begrüßte ihn Fogarty.
Branford ging von der Plattform herunter und schüttelte ihm die Hand: "Beruht auf Gegenseitigkeit, Commander. Gefällt es Ihnen an Bord der Saratoga?"
Fogarty nickte: "Ja, Captain. Aber die Zeit auf der Exeter werde ich dennoch nicht vergessen. Sie war mindestens genauso schön."
Branford lachte: "Gut, dass Sie jetzt nichts anderes gesagt haben. In dem Fall hätten sie meine geballte Wut erlebt. Nun, bringen Sie mich bitte zum Admiral."
Admiral Lucas Franklin saß in einem Sessel der Aussichtslounge, als Branford mit Fogarty den Raum betrat. Riker stand neben ihm und begrüßte Branford per Handschlag: "Willkommen an Bord, Chris. Wir haben Dir einiges zu erklären."
Branford nickte: "So ist es. Aber ich glaube, das erledigt besser Admiral Franklin."
Der alte Mann sah Branford musternd an: "Gut, setzen Sie sich." Er holte tief Luft, dann begann er seine Rede: "Captain, Sie sind deshalb hergebeten worden, um an einer enorm wichtigen diplomatische Mission teilzunehmen. Folgendes: Vor zwei Monaten wurde die Saratoga zu einem Zwischenfall an die klingonische Grenze gerufen. Zuerst waren wir der Ansicht, dass es sich um eine klingonische Grenzverletzung handelte. Aber Captain Riker fand heraus, dass der klingonische Kreuzer Bortas einen Unfall hatte, bei dem beinahe die Hälfte der Crew ums Leben kam. Die Saratoga leistete humanitäre Hilfe. Das Besondere war, dass der Kommandant der Bortas der Kanzler des hohen Rates ist. Gowron."
Branford sah ungläubig drein: "Gowron? Er ist doch derjenige, der die Beziehungen zur Föderation derartig verschlechtert hatte."
Riker nickte: "Ja, so ist es. Aber unsere Hilfsaktion hat ihn anscheinend umgestimmt. Auf jeden Fall stimmten die Klingonen zu, dass wir eine Konferenz ansetzen. Und darum geht es jetzt."
"Captain Riker hat völlig Recht. Die Konferenz wird in Camp Khitomer stattfinden. Die Klingonen werden teilnehmen, die Cardassianer und alle weiteren Mitglieder der Föderation werden ebenso. Die Delegation der Föderation wird mit diesen drei Schiffen anreisen. Die Saratoga befördert die Diplomaten, die Exeter und Ranger eskortieren sie."
Branford fragte nach: "Haben wir eigentlich eine bestimmte Aufgabe, Sir?"
"Nun, Sie repräsentieren die Föderation und werden bei einigen diplomatischen Anlässen zugegen sein. Ansonsten können Sie tun, was Sie wollen." erwiderte Franklin. Er schwieg kurz, dann sprach er weiter: "Sie allerdings werden zwei Gäste haben. Der aurelianische Botschafter, Aleek-Aur, möchte auf der Exeter reisen." Branford war hocherfreut. Die Aurelianer waren eine Vogelrasse, die auf dem Gebiet der Geschichtsschreibung führend waren und bis zu 400 Jahre alt wurden. Botschafter Aleek-Aur selbst war bereits 329 Jahre alt und verfügte über ein riesiges Wissen über alle Episoden der Geschichte.
"Der zweite Gast ist Lieutenant Commander Worf, der als Klingone eine Beraterfunktion haben wird. Allerdings, Sie wissen, dass er entehrt wurde. Ich will keine Schwierigkeiten, Captain." fügte Franklin hinzu.
Branford nickte: "Noch etwas, Sir?"
"Nein, Captain. Viel Glück. Kehren Sie auf ihr Schiff zurück. Wir werden bald aufbrechen." schloss Franklin das Gespräch.
Im Transporterraum warteten bereits die zwei Gäste. Aleek-Aur begrüßte Branford in reinstem Englisch, das zu seinem Erstaunen nicht von einem Universalübersetzer stammte. Aleek-Aur beherrschte die Sprache wirklich perfekt, was einer Vogelrasse wie den Aurelianern nicht leicht fiel.
"Guten Tag, Captain. Ich bin Aleek-Aur. Meine Freude, mit Ihnen reisen zu können, ist sehr groß." sagte er.
Branford nickte ihm freundlich zur Begrüßung zu: "Es wird der Exeter eine Ehre sein, einen Würdenträger wie Sie zu befördern. Die Freude liegt auf meiner Seite."
Er sah Worf an und begrüßte ihn ebenfalls: "Commander Worf, ich freue mich, Sie wieder zu sehen. Wie geht es Captain Sisko?"
Der Klingone verzog keine Miene, antwortete jedoch sehr höflich: "Gut. Er lässt ihnen Grüße ausrichten. Ich schätze es sehr, auf der Exeter zu reisen."
Die Drei betraten die Transporterplattform.
"Beamen Sie uns rüber, Chief." ordnete Branford an.
Im Transporterraum trennten sie sich. Worf suchte alleine sein Quartier auf. Branford ließ es sich nicht nehmen, Aleek-Aur zu seinem Quartier zu begleiten.
"Sagen Sie, Botschafter, wie groß sehen Sie die Chance an, dass die Konferenz erfolgreich endet?" fragte Branford, während sie durch die Korridore gingen.
Der Vogelmensch schien unschlüssig: "Nun, Gowron hat sehr deutlich Position gegen die Föderation bezogen. Wenn er sich durchringt, diese Position aufzugeben, dann haben wir eine Chance. Allerdings, wenn er eine Aufgabe der Position als Schwäche empfindet, dann sehe ich keine Chance auf eine Einigung. Und auf Frieden."
Branford nickte: "Ja, ich weiß, was Sie meinen." Er blieb stehen: "Da wären wir."
Er öffnete mit einem Zahlencode die Tür des Gastquartiers und bat Aleek-Aur einzutreten. Der Botschafter war sehr angetan von der Einrichtung und dankte Branford.
"Ich verabschiede mich, Botschafter. Würden Sie mir die Freude machen und mit mir heute zu Abend essen?" fragte Branford.
Aleek-Aur nickte erfreut: "Aber gerne doch, Captain. Ist es Ihnen um 20.00 Uhr recht?"
"Sehr gerne. Bis dann, Botschafter." verabschiedete sich Branford.
Auf der Brücke herrschte geschäftiges Treiben. Branford betrat sie und nahm im Kommandosessel Platz.
"Sir, die Saratoga signalisiert uns, dass wir ihr folgen sollen." meldete Jacobs.
Branford fragte nach: "Welchen Kurs sollen wir nehmen, Lieutenant?"
"Der Kurs ist 261,075, Geschwindigkeit Warp 6." teilte Jacobs mit.
Branford deutete auf den Bildschirm: "Kurs setzen und auf Warp 6 beschleunigen, Lieutenant. Bleiben Sie in Formation mit der Saratoga und der Exeter."
Die Ranger und die Intrepid nahmen eine Position etwas hinter der Saratoga ein. Es war die so genannte Dreiecks-Formation, die bei derartigen Formationsflügen stets angewendet wurde.
Der Captain lehnte sich im Kommandosessel zurück.
"Captain, was ist unser Ziel?" fragte Sandra Galen.
Branford blickte sie an: "Neugierig, Counselor? Nun, Sie sollen es wissen." Er sah nach vorne zur Steuerstation: "Fähnrich Mentar, wohin führt uns unser Kurs, wenn wir ihn weiter verfolgen?"
Der Benzite überprüfte die Daten und meldete: "Der Kurs führt uns zum Khitomer-Sternensystem. Direkter Kurs."
"Flugzeit, Fähnrich?" fragte Unas.
Mentar erwiderte: "Etwa 28 Stunden, Commander. Wegen der Unsicherheit eventueller Kurskorrekturen kann ich sie nicht genau bestimmen."
Galen schien nicht überrascht zu sein: "Also hatte unser Chefingenieur doch recht, Captain. Ich hoffe nur, das wird kein Desaster."
Branford seufzte: "Das ist auch meine Hoffnung, Counselor."
"Herein bitte."
Branford saß in seinem Quartier, als der Türsummer ertönte. Es war sein Wissenschaftsoffizier, Lieutenant Commander Delany.
"Commander, kommen Sie herein. Was kann ich für sie tun?" fragte Branford.
Delany war ein recht verschlossener Mensch, aber wenn es um wissenschaftliche Belange ging, war er sehr redeselig. Deswegen genoss er bei der Crew hohes Ansehen.
"Ich wollte Sie um etwas bitten, Captain." sagte er unsicher. Er schwieg kurz, dann rückte er mit der Sprache heraus: "Ich wollte Sie fragen, ob es möglich ist, dass ich am Essen mit dem Botschafter teilnehme?"
Branford nickte lächelnd: "Aber Commander, das ist doch selbstverständlich. Ich würde mich freuen, wenn Sie dabei wären. Und der Botschafter sicher auch."
Delany war erfreut: "Danke, Captain. Es würde mir wirklich viel bedeuten, den Botschafter kennen zu lernen."
"Aber sicher. Heute Abend, um 20.00 Uhr." erwiderte Branford.
Delany dankte nochmals und verließ Branfords Quartier.
Es war um 19.45 Uhr, als Branford an Jadzias Quartier stand. Er wollte sie zum Essen mit dem Botschafter abholen. Er läutete und die Tür öffnete sich.
Er sah sofort, dass sie noch nicht fertig war.
"Keine Gala-Uniform, Chris?" fragte sie herausfordernd.
Branford nahm sie in den Arm und küsste sie.
"Nein. Aleek-Aur mag dieses ganze Drumherum bei diplomatischen Anlässen nicht. Aber wie ich sehe, wusstest Du das auch schon." sagte er.
Sie nickte und zog sich ihre Standard-Uniform über: "Also, ich bin soweit. Komm mit, Captain."
Die beiden gingen zum Speisesaal, der für diplomatische Anlässe vorbehalten war. Branfords Stabsoffiziere Unas, Crusher, Jacobs, Galen, Cassels und Delany waren schon am Tisch versammelt. Auch Commander Worf war anwesend. Er begrüßte Jadzia herzlicher als von Branford erwartet.
"Guten Abend. Wie ich sehe fehlt unser Ehrengast noch. Bitte, setzen Sie sich." bat Branford. Jadzia nahm zu seiner Rechten Platz, zu seiner linken saß standesgemäß sein 1.Offizier.
Fünf Minuten später öffnete sich die doppelflügelige Tür und der aurelianische Botschafter betrat den Raum.
"Guten Abend, meine Damen und Herren. Verzeihen Sie meine Verspätung." sprach der Botschafter.
Branford und die anderen Offiziere erhoben sich. Der Captain begrüßte den Botschafter und stellte ihn den anderen Offizieren vor.
Das Essen verging sehr lebhaft. Die Teilnehmer unterhielten sich angeregt über verschiedenste Themen aus Politik und Kultur.
Es war eine Stunde später. Jacobs, Crusher und Galen waren bereits gegangen. Die Verbliebenen tranken noch zusammen einige Gläser Brandy.
"Sagen Sie, Mister Worf. Sie kennen doch Gowron. Glauben Sie wirklich, dass er zu Frieden bereit ist?" fragte Unas den Klingonen.
Worf zog deutlich hörbar Luft ein: "Gowron war einmal ein ehrenwerter Mann. Ob das noch so ist muss ich anzweifeln, Commander."
Unas nickte. Sie hatte deutlich Worfs Erregung über ihre Frage gespürt. Sie entschloss sich, den Klingonen nichts Derartiges mehr zu fragen.
Aleek-Aur stand ebenfalls in der Nähe. Branford konnte es sich nicht verkneifen, ihn auszufragen.
"Botschafter, Sie waren doch 2293 bei der Konferenz auf Khitomer. Meinen Sie, einen derartigen Erfolg wiederholen zu können?" fragte er ihn.
Der Vogelmensch machte eine unsichere Geste mit seine Krallen: "Damals hatten wir eine Art Aha-Erlebnis. Das war dann, als Captain Kirk und seine Crew einen Anschlag verhinderten. Von diesem Zeitpunkt aus waren die Klingonen gesprächsbereit. Die Klingonen sind eine sehr stolze Rasse, Captain. Wenn man mit ihnen verhandelt, darf man diesen Stolz nicht verletzen."
Worf nickte: "Eine sehr weise Beobachtung, Botschafter. Nur über den Respekt dieses Stolzes führt eine erfolgreiche Verhandlung mit Klingonen. Heute mehr denn je."
"Wie meinen Sie das?" fragte Branford.
Jadzia antwortete für Worf: "Ich glaube Worf meint, dass in Zeiten von Korruption und Verschwörung im klingonischen Reich die Machthaber und im besonderen Gowron darauf bedacht sind, ehrenvoll zu wirken. Oder zu sein."
Der Klingone nickte auf eine gewisse Weise anerkennend Jadzia zu: "Völlig richtig. Das war genau das, was ich sagen wollte."
Aleek-Aur hob sein Glas: "Trinken wir auf den Erfolg dieser Konferenz. Möge sie uns zu einer besseren Zukunft geleiten."
Der Kater am nächsten Morgen war eingeplant. Branford wachte auf und richtete sich in seinem Bett auf. Jadzia lag neben ihm und schlief noch. Er wollte sie nicht wecken und stand deshalb vorsichtig auf.
Branford ging zum Kabinenfenster und fuhr die Verdunklung hoch. Die Sterne glitten in einer unglaublichen Geschwindigkeit am Fenster vorbei.
"Gut geschlafen, Chris?" fragte eine Stimme hinter ihm.
Er drehte sich um und nahm seine Freundin in die Arme: "Ja." Er sah, dass sie ihn nicht ernst nahm: "In Ordnung, war gelogen. Es geht mir nicht besonders gut."
Sie lächelte und deutete auf das Badezimmer: "Geh unter die Dusche!"
Er salutierte: "Zu Befehl, Mam."
Frisch geduscht und in Uniform betrat Branford eine halbe Stunde später die Brücke.
"Guten Morgen, Sir." begrüßte ihn Wesley Crusher.
"Guten Morgen, Lieutenant. Ihren Bericht bitte." erwiderte Branford und nahm im Kommandosessel Platz.
Crusher berichtete: "Alle Systeme normal. Wir haben Kurs auf Khitomer, Geschwindigkeit Warp 6. Ankunft in 17 Stunden, 38 Minuten. Mister Jacobs hat sich krank gemeldet, Captain."
Branford ließ sich zu einem Grinsen hinreißen: "Das schwere Essen hat ihm wohl nicht gut getan. Danke, Mister Crusher." Er öffnete einen Kanal: "Branford an Jacobs."
Eine schwache Stimme antwortete, die zweifelsfrei dem Einsatzleiter gehörte: "Ja, Captain?"
"Lieutenant, haben sie sich schon bei Doctor Sanders gemeldet?" fragte Branford in einem sehr dienstlichen Tonfall.
Jacobs erwiderte: "Nein, noch nicht. Ich werde es aber sofort nachholen."
"Tun Sie das, Mister Jacobs. Und gute Besserung. Branford Ende." schloss Branford das Gespräch.
Jenny Waringthon strich sich eine Strähne ihres langen blonden Haars aus dem Gesicht und überprüfte die Anzeigen.
"Captain, wir erreichen den Außenbereich des Khitomer-Systems. Das Führungsschiff verlangsamt auf halbe Impulskraft." meldete sie.
Branford wandte den Blick vom Monitor seines Sessels ab und blickte nach vorn: "Geschwindigkeit angleichen, Lieutenant." Er wusste, was kommen würde. Das Khitomer-System war durch einen Minengürtel abgeschottet. Schiffe, die das System anfliegen wollten, mussten von der Kontrollstation durch eine enge Passage gewiesen werden, die in ihrer Position und Anordnung ständig verändert wurde.
"Sir, wir werden von der orbitalen Kontrollstation Khitomer gerufen." teilte ihm Lieutenant Crusher mit.
"Legen Sie es auf den Bildschirm, Mister Crusher." befahl Branford.
Auf dem Schirm erschien ein Sternenflottenoffizier mit den Rang eines Lieutenant: "Ich grüße Sie. Nennen Sie ihre Kennung bitte."
Branford stand aus dem Kommandosessel auf: "Dies ist die U.S.S. Exeter, Kennung NCC-2893-A. Wir haben Genehmigung und Tagescode Alpha-Phi-Gamma-164."
Der Offizier nickte: "Ihr Code wurde bestätigt. Willkommen im Khitomer-System. Übergeben Sie bitte ihre Steuerkontrolle auf unseren Computer."
Branford nickte: "Verstanden. Lieutenant Waringthon, Navigations- und Steuereinheit auf Khitomer-Computersystem übertragen. Wir danken Ihnen, Lieutenant. Exeter Ende."
Das Schiff wurde automatisch von der Kontrollstation gesteuert. Die junge Frau am Steuerpult lehnte sich zurück.
Die Exeter wurde durch das Minenfeld geführt. Eine gewisse Nervosität war allen anzumerken, aber der Computer führte das Schiff sicher.
Einige Minuten später war es geschafft. Die Exeter befand sich im Innenbereich des Khitomer-Systems. Der einzige Klasse-M-Planet und seine zwei Monde lagen vor ihnen.
"Sir, außer der Saratoga und der Ranger orte ich zwei weitere Schiffe. Einen cardassianischen Schlachtkreuzer der Galor-Klasse und einen Kreuzer der Enhanced-Penetrator Klasse. Das erstere Schiff ist die Randor, Sir." meldete Crusher.
Branford nickte. Die Randor beförderte die diplomatische Delegation, die an der Konferenz auf Verias III teilnahm.
"Grüßen Sie beide Schiffe, Mister Crusher. Was macht die Saratoga?"
Jacobs scannte sie und meldete: "Sie schwenkt in einen Standardorbit ein, Sir."
"Folgen Sie ihr und nehmen sie einen Orbit etwas oberhalb ein." ordnete Branford an und erhob sich aus dem Kommandosessel.
"Warten wir ab, was weiter angeordnet wird."
"Maschinenraum an Brücke." meldete sich Chefingenieur Cassels.
Branford bestätigte: "Hier Branford. Was gibt es, Jake?"
"Captain, wir müssen wegen Wartungsarbeiten den Hauptdeflektor abschalten." teilte ihm Cassels mit.
"In Ordnung. Ich veranlasse das Notwendige. Branford Ende." erwiderte Branford und schloss die Verbindung. Er blickte nach vorne zu Jacobs: "Lieutenant, schalten Sie den Hauptdeflektor aus und legen Sie seinen Aufgabenbereich auf den vorderen Reservedeflektor um."
Der Einsatzleiter nickte: "Aye, Sir. Wird ausgeführt."
"Haben wir schon Informationen, wann die Klingonen eintreffen?" fragte Branford seinen 1.Offizier.
Lara Unas schüttelte leicht den Kopf: "Nein, Sir. Die Saratoga hat uns noch nicht benachrichtigt. Wir sollen abwarten."
Ein Fußtritt traf Branford an der linken Schulter. Er verspürte einen heftigen Schmerz. Er tänzelte vor und zurück und griff mit einer Kombination an. Mit zwei Schlagfolgen und einem Fußtritt schickte er seinen Gegner zu Boden. Er drückte seinen Ellbogen gegen den Hals des am Boden liegenden Gegners.
"Ich gebe auf." flüsterte der Gegner.
Branford lächelte: "Nicht schlecht, Jadzia." Er reichte seiner Freundin die Hand und half ihr sanft auf die Beine.
Er fasste sich an die schmerzende Schulter: "Ah! Das fühlt sich böse an."
Sie strich mit ihrer Hand über die Stelle: "Tut mir leid. Komm, statten wir dem Doctor einen Besuch ab."
Doctor Frank Sanders saß zurückgelehnt in seinem Sessel, als Branford mit Dax die Krankenstation betrat.
"Doctor, hätten Sie einen Augenblick Zeit für zwei Schwerverletzte?" fragte Branford mit einem gewissen Galgenhumor.
Sanders stand auf und sah sich die Zwei an: "Was haben Sie gemacht?"
"Einige Karate-Übungen, um nicht einzurosten. Wir haben es offenbar etwas übertrieben. Sehen Sie sich bitte mal die Schulter des Captains an." erwiderte Dax.
Der Doctor holte einen medizinischen Tricorder aus der Schublade und scannte die Schulter. Sein Blick verhieß Entwarnung: "Sie ist nur geprellt. Warten Sie, ich erledige das." Er nahm ein Gerät, dass Branford als Stimulator bekannt war und Heilungsprozesse beschleunigte. Nach der Behandlung waren die Schmerzen verschwunden. Die Verletzung von Dax war genauso schnell wieder heil.
Sanders lächelte: "Seien Sie etwas vorsichtiger beim nächsten Mal, Captain. Das gilt auch für Sie, Commander."
Branford wollte etwas erwidern, da kam eine Mitteilung: "Brücke an Captain. Sir, Sie sollten hier herauf kommen." erklang die Stimme von Crusher.
Branford tippte seinen Kommunikator an: "Bestätigt. Ich komme gleich."
Die Turbolifttür öffnete sich und Branford betrat mit Dax die Brücke. Sie hatten schnell geduscht und sich Uniformen übergezogen.
"Bericht, Mister Crusher." ordnete Branford an.
Der Sicherheitschef erhob sich aus dem Kommandosessel: "Sir, wir haben drei klingonische Schiffe geortet. Einen schweren Kreuzer der Vor´cha-Klasse und zwei Bird-of-Prey der K´Vort-Klasse. Sie haben den Minengürtel bereits durchquert und haben Kurs auf Khitomer gesetzt."
Branford ließ sich in den Kommandosessel sinken und bot Dax einen Platz neben sich an.
"Haben die Klingonen schon Kontakt aufgenommen?" fragte Branford.
Crusher schüttelte den Kopf: "Nein, Sir."
"Senden Sie einen allgemeinen Gruß an die Schiffe aus, Mister Crusher." befahl Branford.
"Keine Antwort, Captain." meldete Crusher.
Branford nickte teilnahmslos: "Wir können warten, Lieutenant. Halten Sie die Kommunikationskanäle offen."
"Sir, es kommt eine Meldung von der Saratoga herein. Persönlich für Sie bestimmt." teilte Crusher zwanzig Minuten später mit.
Branford stand auf: "Legen Sie das Gespräch in den Bereitschaftsraum."
"Captain, wir haben uns mit dem klingonischen Kreuzer Bortas in Verbindung gesetzt. Kanzler Gowron wird in einer Viertelstunde runter beamen. Botschafter Aleek-Aur wird gebeten, sich der diplomatischen Delegation anzuschließen. Wir übermitteln Ihnen einen Plan der nächsten drei Tage. Es sind einige Anlässe, bei denen die Offiziere der beteiligten Schiffe zugegen sein sollten." teilte ihm Fleet-Admiral Franklin mit. Er lächelte kurz, dann fuhr er fort: "Allerdings, Sie müssen nicht persönlich anwesend sein. Einige ihrer Stabsoffiziere können auch diese Pflichten übernehmen. Bei zwei Vollversammlungen müssen Sie jedoch kommen, Captain. Das wäre alles." schloss der Admiral die Verbindung.
"Ja, herein bitte." bat Botschafter Aleek-Aur.
Branford betrat in Begleitung von Lieutenant L´Arro das Quartier.
"Captain, Lieutenant! Was kann ich für Sie tun?" fragte der Vogelmensch.
Branford erwiderte: "Botschafter, die Klingonen werden in wenigen Minuten runter beamen. Admiral Franklin bittet Sie, dass Sie sich mit der diplomatischen Delegation auf dem Planeten treffen."
Aleek-Aur nickte: "Sicher, Captain. Ich kann sofort aufbrechen."
"Lieutenant L`Arro, Sie begleiten den Botschafter auf den Planeten und sorgen für seine Sicherheit." befahl Branford dem caitianischen Offizier.
L´Arro nickte: "Selbstverständlich, Sir. Botschafter, wenn Sie mir bitte folgen wollen?"
Aleek-Aur und L´Arro verließen das Quartier in Richtung Transporterraum.
Die Turbolifttür der Brücke öffnete sich und Branford betrat die Brücke. Er sah Lara Unas im Kommandosessel sitzen und sprach sie an: "Nummer 1, ich habe eine Aufgabe für Sie."
Sie stand auf und blickte ihn an: "Ja Sir?"
"Es findet in einer Stunde ein Empfang der Diplomaten statt. Da Vertreter eines jeden Schiffes daran teilnehmen sollen möchte ich, dass Sie runtergehen. Nehmen Sie noch drei Leute mit, damit wir ehrenvoll vertreten sind." sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.
Unas lächelte zurück: "Verstanden. Ich stelle die Truppe zusammen."
"Sie machen das schon, Commander. Bis später." erwiderte Branford und verließ die Brücke wieder.
Unas sah sich um. Wem konnte sie das zumuten, zwei Stunden lang auf einem Empfang mit Diplomaten zu reden? Sie verwarf die Gedanken. Diese Leute waren Sternenflottenoffiziere, die ihre Pflicht erfüllen mussten. Und das gehörte nun mal dazu.
"Wesley, möchten Sie mich auf den Empfang begleiten?" fragte sie bittersüß.
Crusher blickte sie an und erwiderte: "Nun, eigentlich wollte ich mit Fähnrich Larkins einen Spaziergang im Arboretum machen, Commander."
Unas lächelte ihn eine Zeitlang an und verfinsterte dann ihre Miene: "Das ist ein Befehl, Mister Crusher! Melden Sie sich in einer halben Stunde in Gala-Uniform im Transporterraum!"
Crusher nickte und verließ die Brücke. Er wusste, dass Unas es nicht ernst gemeint hatte, ein solcher Typ Offizier war sie nun mal nicht.
Lara Unas bestimmte noch Jacobs und Delany, dass sie sie begleiten sollten. Jacobs war etwas mürrisch, aber das war ihr egal. Delany zeigte sich begeistert von der Idee und stimmte sofort zu.
"Captain, hier Transporterraum. Der 1.Offizier, Mister Crusher, Mister Jacobs und Mister Delany wurden nach Khitomer gebeamt." meldete Andrew Lamar, der Transporterchef.
Branford bestätigte: "Verstanden, Chief. Branford Ende."
Der Captain saß in seinem Bereitschaftsraum und grübelte. Würde es wirklich gelingen, erneut mit den Klingonen Frieden zu schließen? Man wusste Einiges über sie, aber das Meiste wusste man eben nicht. Es war eine Art Pokerspiel mit ungewissem Ausgang. Für beide Seiten.
Er tippte seinen Kommunikator an: "Commander Worf, bitte melden Sie sich im Bereitschaftsraum. Branford Ende."
Der Türsummer ertönte und Branford bat einzutreten. Es war Worf.
"Sie wollten mich sprechen, Sir?" fragte er steif.
Branford nickte: "Ja, Commander. Bitte, nehmen Sie Platz."
Der Klingone folgte der Aufforderung und setzte sich.
"Commander, es geht um ein Problem. Es geht um Sie." begann Branford.
Worf schien verwirrt: "Um mich, Captain? Wie meinen Sie das?"
Branford schaute ihn ernst an: "Mister Worf, Sie wurden von dem hohen Rat entehrt. Diese Entehrung war nicht rechtens, aber wir können nichts dagegen tun. Auf jeden Fall sind Sie im klingonischen Reich nicht besonders beliebt. Ich möchte nicht, dass es zu Verwicklungen kommt."
"Wollen Sie mir damit befehlen, dass ich nicht nach Khitomer beame?" fragte Worf etwas aggressiv.
Branford schüttelte den Kopf: "Nein, Commander. Ich werde Ihnen gar nichts befehlen. Ich will Sie nur daran erinnern, dass diese Konferenz für die Föderation sehr wichtig ist. Ich schätze Sie so ein dass Sie wissen, was Sie zu tun haben."
Worf nickte und stand auf. Als er sich zum Gehen wandte hielt ihn Branford zurück: "Und Mister Worf: Sie sind ein guter Offizier und ein ehrenwerter Mann. Die Gerechtigkeit wird am Ende auf ihrer Seite sein."
Der Klingone musterte ihn kurz und erwiderte: "Danke, Captain."
Der Monitor am Kommandosessel zeigte einige Protokolle und Berichte der Khitomer-Konferenz von 2293. Branford studierte sie eingehend. Schon damals wollten konservative Kräfte den Friedensschluss verhindern.
"Captain, ich erhalte eine Textbotschaft der Saratoga. Captain Riker lässt Ihnen ausrichten, dass der Tisch gedeckt sei." meldete McLure.
Branford lachte und erhob sich aus dem Kommandosessel: "Sehr gut." Die übrigen Brückenoffiziere blickten ihn verwirrt an.
"Der Tisch ist gedeckt? Was bedeutet das, Captain?" fragte Waringthon.
Branford lächelte sie an: "Nicht so neugierig, Lieutenant. Ich beame zur Saratoga. Sie übernehmen das Kommando."
Als Branford im Transporterraum der Saratoga materialisierte war er allein. Es war kein Transportertechniker anwesend.
Er kannte sich gut auf dem Schiff aus und machte sich auf den Weg zum Holodeck.
Als sich die Tür des Holodecks öffnete, betrat Branford einen altenglischen Billardsalon. Er sah, dass Riker mit zwei Offizieren an einem Tisch saß. Es waren Lieutenant Marc LaSalle, der Einsatzleiter und Fähnrich Pamela Marcus, der 2.taktische Offizier.
"Guten Abend allerseits. Bin ich etwa zu spät?" begrüßte Branford die Drei.
Riker nickte: "Das bist Du. Also, legen wir los." Er erhob sich und nahm einen Qué von der Halterung: "Wir spielen Doppel. Mit wem möchtest Du spielen?"
Branford sah Marcus an: "Ich glaube, mit meiner ehemaligen Untergebenen. Darf ich, Pamela?"
Die junge Frau lächelte ihn an: "Sehr gerne, Chris. Sie beginnen."
Eineinhalb Stunden später waren sie des Spielens überdrüssig. Die Vier setzten sich an einen Tisch und stießen mit Bier an.
"Mögen die Bemühungen unserer Diplomaten erfolgreich sein." sagte Riker.
Weitere zwei Stunden später beamte Branford reichlich angetrunken auf die Exeter zurück. Er war froh, dass LaSalle ihn direkt in sein Quartier beamte. Er wollte nicht, dass die Crew der Exeter etwas von seinen Aktivitäten erfuhr.
Eine Mitteilung riss Branford fünf Stunden später aus seinem Schlaf.
"Captain Branford, hier Unas." meldete sich sein 1.Offizier.
Der Captain antwortete reichlich schlaftrunken: "Ja, Nummer 1?"
"Entschuldigen Sie die Störung, aber Admiral Franklin hat die Anwesenheit der Captains angeordnet. Sie sollen zu einer Vollversammlung kommen, die in einer Stunde stattfindet." erwiderte Unas.
Branford fluchte innerlich. Diese Versammlungen waren sehr eintönig, denn die wirklichen Beschlüsse wurden in den Gremien gefasst. Er überwand seine innere Einstellung und stand aus dem Bett auf.
Der Transporterchef Andrew Lamar war hocherfreut seinen Captain zu sehen.
"Sir, die Galauniform steht Ihnen ja wirklich ausgezeichnet! Der Admiral wird begeistert sein."
Branford blickte ihn böse an: "Seien Sie bloß ruhig! Mir bereiten diese Versammlungen keinerlei Vergnügen."
Lamar nickte: "Das kann ich verstehen, Captain. Aber das sind die Pflichten eines Mannes, der in der Mitte der Brücke sitzen will."
Branford betrat die Transporterplattform und erwiderte trocken: "Energie."
Das Foyer des großen Konferenzgebäudes auf Khitomer wimmelte nur so von den verschiedensten Spezies. Branford mühte sich, konnte aber beim besten Willen keines seiner Crewmitglieder ausmachen. Er bahnte sich langsam einen Weg durch die Menschenmassen.
"Captain! Kommen Sie, nehmen Sie ein Glas Sekt!"
Branford drehte sich herum und erblickte seinen Chefingenieur, Lieutenant Commander Jake Cassels. Bei ihm standen Lieutenant Commander Delany und ein klingonischer Offizier, der nach dem Rang Captain war.
Cassels deutete auf den Klingonen: "Ich möchte ihnen Captain Wortak von der I.K.C. He´kta vorstellen."
Wortak nickte Branford knapp zu: "Captain. Jake und ich sind alte Freunde."
"Eine leichte Untertreibung. Wir kennen uns seit über 20 Jahren. Damals lebte ich noch auf dem klingonischen Heimatplaneten, bis mein Vater auf einen Außenposten versetzt wurde. Wir sehen uns zum ersten Mal seit drei Jahren wieder." fügte Cassels hinzu.
Aus den Augenwinkeln sah Branford, wie sich vier Leute näherten. Er sah sie genauer an und erkannte Captain Riker. Die anderen Drei kannte er nicht.
"Grüß Dich, Chris. Darf ich Dir die Gentlemen hier vorstellen?" begann Riker.
Branford nickte den Dreien freundlich zu: "Gerne doch."
Er deutete auf einen Mann mit einer Halbglatze, welcher offensichtlich Catullaner war: "Das hier ist Captain Antos Ral, der Kommandant der Ranger."
Ral schüttelte Branford die Hand: "Sehr erfreut, Captain."
"Des Weiteren haben wir hier Lieutenant Commander Hrall C´Kar, meinen neuen taktischen Offizier." Riker deutete auf einen Mann, der eindeutig Andorianer war. Dieser nickte Branford zu: "Guten Tag, Sir."
Der letzte der Drei war ein offenbar humanoider Mann, der die Rangabzeichen eines Lieutenant Commander trug.
"Das ist Lieutenant Commander Lawrence Podanski, der 1.Offizier der Ranger."
Podanski machte einen sehr aufgeschlossenen Eindruck und schüttelte Branford die Hand: "Ich bin sehr erfreut, Captain Branford."
Riker sah auf die Uhr: "Es wird Zeit, meine Herren. Gehen wir in den Saal."
Der Konferenzsaal quoll vor Menschen fast über. Bevor sie ihren Platz erreichten, hatte Branford bereits über fünfzehn verschiedene Rassen gezählt, die anwesend waren. Die Vertreter der Föderationsraumschiffe saßen beisammen. Branford nahm neben Riker und Cassels Platz. Es dauerte einige Minuten, bis alle auf ihren Plätzen waren. Dann erhob sich aus der vordersten Reihe ein grauhaariger Mann und begab sich an das Rednerpult. Branford kannte ihn. Es war Benjamin Adams, der Botschafter der Erde im Rat der Föderation. Er war als allgemein weiser und umsichtiger Diplomat bekannt, was einigen in der Flotte missfiel. Auch Branford musste zugeben, dass ein wenig mehr Härte in einigen Situationen sicherlich angebracht gewesen wäre.
Der Botschafter begann damit, einige Begrüßungsworte an die Anwesenden zu richten. Dann legte er die Ziele der Konferenz dar, vermied es aber geschickt, genaue Forderungen zu stellen. Diese Taktik war Branford bekannt. Wie er schon wusste, würden die eigentlichen Entscheidungen in den einzelnen Gremien fallen und nicht in dieser Vollversammlung.
"Sieh mal dort rüber, Chris. Kennst Du diesen Mann?" flüsterte Riker herüber.
Branford richtete seinen Blick einige Sitzreihen weiter vor und nickte. Dort saß Botschafter Spock von Vulkan, einer der meist geachteten Persönlichkeiten in der Föderation. Was ihn auch in der Flotte anerkannt machte war die Tatsache, dass er lange Jahre in der Sternenflotte Dienst tat und an einigen historischen Missionen der ersten U.S.S. Enterprise teilgenommen hatte. Neben ihm saßen Aleek-Aur und der tiburonische Botschafter Cino Desin.
Weiterhin erkannte Branford in der vordersten Reihe die Delegation der Klingonen. Der Führer des hohen Rates, Gowron, saß in der Mitte, zu seiner Rechten sein Stellvertreter, Gi´Tall. Die weiteren Klingonen waren ihm unbekannt, aber sie waren der Kleidung nach Mitglieder des hohen Rates.
Nach zwei Stunden war eine Pause von einer halben Stunde angesetzt. Branford verließ alleine das Konferenzgebäude und spazierte durch den Park des Camps. Es war Frühling auf dem Planeten und alle möglichen Pflanzen blühten.
"Ihr Menschen macht Euch wirklich viel Mühe, um ein paar Pflanzen so schön aussehen zu lassen. Das kann ich nicht ganz verstehen."
Branford wendete seinen Blick und erkannte einen Klingonen, der interessiert die Beete mit den Rosen betrachtete.
"Ja, wir mögen eine Schwäche für das Schöne haben. Aber so ist es nun mal. Ich bin sicher, auch die Klingonen schätzen Schönheit." erwiderte Branford.
Der Klingone sah ihn an: "Das mag sein." Er kam näher: "Ich bin Keron, Mitglied der Sicherheitsgarde des Kanzlers."
Branford nickte: "Ich bin Captain Christopher Branford von der U.S.S. Exeter."
Keron verzog etwas seine Miene: "Wissen Sie was ich glaube, Captain? Ich glaube, unsere Welten verstehen einander zu wenig. Daran könnten wir immer wieder scheitern."
"So muss es aber nicht sein. Es gibt nicht nur Unterschiede, sondern auch Gemeinsamkeiten. Die sollte man stärker herausfiltern. Die Unterschiede fallen dann nicht mehr so ins Gewicht." erwiderte Branford.
Die Miene Kerons zeigte einen Hauch von Zustimmung: "Das wäre eine Möglichkeit. Es wäre auf jeden Fall eine gute Sache."
Branford sah, dass Jadzia Dax den Weg heruntergeschlendert kam. Sie sah Keron an und begrüßte ihn in einem fehlerfreien Klingonisch. Er erwiderte eindeutig erfreut einen Gruß.
"Darf ich vorstellen? Keron, Mitglied der Sicherheitsgarde des Kanzlers." sagte Branford. Dann deutete er auf seine Freundin: "Das ist Lieutenant Commander Jadzia Dax, Wissenschaftsoffizier von Deep-Space-Nine."
Branford küsste sie und nahm sie in den Arm.
"Ihre Gefährtin, Captain?" fragte der Klingone erstaunt.
Der Captain nickte: "Ja, so ist es. Sie scheinen mir verwundert."
"Nun, ein Mensch und ein Trill, das ist ein ungewöhnliches Paar. Immerhin wird sie erheblich länger leben als Sie." erwiderte Keron.
Jadzia schüttelte den Kopf: "Ich bin im Moment das, was Sie sehen. Und ich werde nicht älter als jede andere humanoide Frau. Der Symbiont wird natürlich weiterleben."
Der Klingone nickte: "Ich muss jetzt gehen. Leben Sie wohl."
Die Konferenz ging noch mal zwei Stunden, dann war ein Abendessen angesetzt. Branford, Dax und Cassels speisten gemeinsam und gingen dann noch eine Runde im Park spazieren.
"Jake, kann ich Sie etwas Persönliches fragen?" wollte Dax wissen.
Cassels nickte: "Sicher. Was möchten Sie wissen?"
"Ihre Mutter war doch ein Mensch. Wie hat sie all die Jahre auf dem klingonischen Heimatplaneten verlebt? Ich meine, die Klingonen sind den Menschen gegenüber doch noch sehr verschlossen. Gerade zu dieser Zeit."
Der Chefingenieur zog seinen rechten Mundwinkel nach unten: "Sie haben schon recht. Aber meine Mutter war eine starke Persönlichkeit. Es ist sehr schlimm, dass Sie nicht mehr lebt."
"Wieso sind Sie eigentlich zur Sternenflotte anstelle zur klingonischen Flotte gegangen?" fragte Branford interessiert.
"Oh, das ist leicht erklärt. Ich war von meiner inneren Einstellung schon ein Kämpfer, aber ich war eher für den Lebensweg der Menschen. Denn es muss noch etwas anderes als Kämpfen und Ehre geben." Er stockte kurz und redete weiter: "Eines war aber auf keinen Fall ausschlaggebend: Ich wäre nicht diskriminiert worden. Für die Klingonen auf dem Heimatplaneten bin ich einer von ihnen. Auch wenn ich die Uniform der Föderation trage. Nur, weil ich einem hohen Hause angehöre, konnte ich auch während der Krise unbehelligt einreisen. Das Haus von Togra bedeutet etwas in Reich."
Dax nickte: "Ihr Vater war Botschafter auf verschiedensten Außenposten und auch auf der Erde, oder?"
"So ist es. Und vor 35 Jahren war er als Abgesandter auf der Erde, er lernte meine Mutter kennen und sie verliebten sich. Deswegen bin ich auf dieser Welt." erwiderte er mit einem breiten Lächeln: "Er ist schon im Ruhestand, sonst wäre er mit Sicherheit auch hier dabei."
Am nächsten Tag war ebenfalls eine Versammlung angesetzt, die Branford nicht umgehen konnte. Es schien aber so auszusehen, dass die Klingonen zu Zugeständnissen bereit waren.
"Jake, wie lange dauern die Reparaturen am Hauptdeflektor noch?"
Cassels konnte deutlich die Genervtheit in der Stimme seines Captains hören. Er machte ein hilfloses Gesicht: "Captain, ich bin hier der Chefingenieur und kein Magier. Ich kriege es vermutlich heute noch hin. Und außerdem: Wir sind im Moment im Orbit und da ist die Situation wohl nicht so kritisch, oder?"
Branford sah ihn ernst an: "Und ich bin hier der Captain und kein Bittsteller! Sie scheinen das hin und wieder zu vergessen." Er wurde sich sofort bewusst, dass er den autoritären Kommandanten hatte heraushängen lassen und korrigierte seine Aussage: "Ich wollte nur sagen: Machen Sie ihren Leuten etwas Dampf, Jake. Entgegen anders lautenden Berichten sind wir nämlich nicht auf Urlaub hier."
Das Piepsen seines Kommunikators unterbrach ihn: "Unas an Branford. Captain, wir hatten hier auf Khitomer einen Zwischenfall. Sie sollten sofort runter beamen und den Doctor mitbringen."
Er bestätigte: "Verstanden. Ich komme sofort."
Keine zwei Minuten später hatte Branford sich einen Typ-II-Phaser geschnappt und war in Begleitung von Doctor Sanders auf den Planeten gebeamt. Laut den Berichten des Transporterchefs befand sich Unas in einem kleineren Sitzungssaal. Sie durchquerten einige Korridore und kamen zu der Tür des Saales.
Als sie den Saal betraten sah Branford, dass ein Klingone auf dem Boden lag. Es war Gowron. Über ihm kniete Keron, der Leibwächter, den Branford bereits kennen gelernt hatte. Außerdem befanden sich Botschafter Adams, Botschafter Spock und Lara Unas im Raum. Auf einen Wink Branfords ging Sanders zu Gowron, um ihn zu untersuchen. Keron hatte einen Disruptor in der Hand und bedrohte Sanders, als er näher kam.
"Bleiben Sie fort! Das hier ist eine Verschwörung! Ich lasse niemanden an den Kanzler heran!" schrie er.
Branford hatte beide Hände erhoben und redete beruhigend auf den Klingonen ein: "Hören Sie, der Mann ist Arzt. Er will dem Kanzler nur helfen. Lassen Sie ihn bitte! Vielleicht gibt es noch eine Chance!"
Keron nickte grimmig: "In Ordnung! Aber keine falschen Spielchen, Doctor! Sonst werden Sie diesen Raum nicht lebend verlassen!"
Der Doctor scannte Gowron gründlich und versuchte, ihn zu reanimieren. Doch nach fünf Minuten der Bemühungen gab er auf.
"Tut mir leid, Captain. Er ist tot. Aber ich weiß nicht weswegen." sagte er traurig.
Keron war wütend. Er zielte mit dem Disruptor abwechselnd auf Branford und Adams. Die Situation war kurz vor dem Eskalieren. Da ging die Türe auf und Admiral Franklin betrat in Begleitung von Gi´Tall den Raum.
"Keron, steck diese Waffe weg! Sofort!" befahl der Stellvertreter des Kanzlers.
Der junge Klingone gehorchte sofort und trat zurück.
Fleet-Admiral Lucas Franklin blickte Branford an: "Kann der Doctor noch etwas für den Kanzler tun?"
Branford schüttelte den Kopf: "Nein, tut mir leid. Doctor Sanders kann nicht feststellen, womit wir es zu tun haben."
"Wie ist das passiert? Können Sie das erklären?" fragte Gi´Tall erregt.
Spock erwiderte kühl: "Wir besprachen mit dem Kanzler einige Einzelheiten über die sicherheitspolitische Zusammenarbeit. Auf einmal brach er zusammen. Commander Unas hat sofort Hilfe gerufen, aber wie gesagt, der Doctor konnte nur noch den Tod feststellen."
Franklin nickte bedauernd: "Ein großer Verlust für das Reich. Wir sprechen Ihnen unser Beileid aus, Gi´Tall."
Der alte Klingone erwiderte: "Admiral, wir müssen die Verhandlungen unterbrechen. Ohne einen neuen Kanzler können wir nicht über die Zukunft unseres Reiches reden. Wir werden einen Nachfolgeritus abhalten, der den neuen Führer bestimmt." Er blickte den vulkanischen Botschafter an: "Spock, ihr Einsatz hat schon einmal das klingonische Reich gerettet. Würden Sie die Rolle des Überwachers übernehmen?"
Spock zog seine linke Augenbraue hoch und erwiderte: "Ich fühle mich geehrt. Nur möchte ich, dass mich ein Föderationsschiff zum klingonischen Heimatplaneten bringt."
Gi´Tall nickte: "Wenn Sie es wünschen. Welches Schiff?"
Benjamin Adams antwortete an Spocks Stelle: "Die Saratoga, die von Captain Riker kommandiert wird."
Der ebenfalls anwesende Ratsangehörige Jo´Vil protestierte: "Das größte Schlachtschiff der Sternenflotte? Das lassen wir nicht zu!"
Gi´Tall stimmte ihm zu: "Ein Schiff, das derart auf militärische Missionen ausgerichtet ist, kann kein Schiff des Friedens darstellen, Botschafter."
Der Admiral blickte Branford an: "Wären Sie mit der Exeter unter Captain Branford einverstanden?"
Gi´Tall und die anderen Ratsmitglieder nickten.
"Das ist akzeptabel, Admiral. Wir sichern der Exeter freies Geleit zu." antwortete Gi´Tall.
Jo´Vil fügte hinzu: "Wir werden in drei Stunden aufbrechen. Seien Sie bereit."
Branford fragte Jo´Vil: "Kann Doctor Sanders den Leichnam des Kanzlers untersuchen? Es würde uns allen weiterhelfen, wenn wir die Todesursache kennen würden."
Jo´Vil wollte schon wütend etwas erwidern, aber Gi´Tall hielt ihn zurück.
"Sie dürfen ihn untersuchen. Hier, in unserem Beisein. Aber keine Autopsie."
Sanders nickte und begann mit der Untersuchung. Nach zwanzig Minuten teilte er allen Anwesenden mit: "Ich kann nur feststellen, dass er an Herzversagen gestorben ist. Es deutet Einiges auf eine natürliche Todesursache hin. Obwohl es mir schwer fällt, das zu glauben."
Jo´Vil machte eine abwertende Handbewegung: "Wir nehmen den Kanzler auf die Bortas mit. Ihre medizinische Leistungsfähigkeit scheint nicht besonders weit entwickelt zu sein."
Er und die restlichen Klingonen verließen den Raum und nahmen den Leichnam des Kanzlers mit.
Cassels saß mit Schiffsberaterin Galen bei Mittagessen im Speisesaal der Exeter. Der Chefingenieur hatte sich seine Lieblingsgericht bestellt, klingonisches Targ-Herz mit einem Blutwein dazu.
"Jake, ich kann die Klingonen nicht ganz verstehen. Sie essen das Tier, dass bei Ihnen eine Art Haustier darstellt." bemerkte Galen etwas angewidert.
Cassels schob sich einen Bissen in den Mund und erwiderte: "Sie können einen Targ nicht mit einem irdischen Hund vergleichen, Sandra. Dieses Tier ist vielmehr Nutz- und Haustier zugleich."
Die Betazoid wollte etwas erwidern, da kam eine Durchsage über Interkom: "Hier spricht der Captain. Alle Stabsoffiziere melden sich sofort in der Aussichtslounge."
Cassels erhob sich: "Das war also mein Mittagessen. Kommen Sie."
Die Tür der Aussichtslounge öffnete sich und Branford betrat den Raum. Seine Stabsoffiziere saßen bereits am Tisch und er nahm im Sessel am Kopfende Platz. Die Anwesenden blickten ihn gespannt an.
"Danke für ihr Kommen. Es gab einen Zwischenfall auf Khitomer. Gowron, der Führer des hohen Rates, ist während einer Unterredung mit Botschafter Adams und Botschafter Spock tot zusammengebrochen. Wir konnten nichts mehr für ihn tun. Jetzt steht eine Aufgabe für die Exeter und ihre Crew an. Gi´Tall hat uns mitgeteilt, dass erst ein Nachfolgeritus durchgeführt werden muss, bevor die Klingonen weiter verhandeln. Botschafter Spock wurde zum Überwacher dieses Rituals ernannt. Er wird von uns zum klingonischen Heimatplaneten geflogen."
Crusher sah skeptisch drein: "Wir sollen mit der Exeter auf klingonisches Territorium fliegen, Sir? Das ist sehr riskant."
"Sie haben uns freies Geleit zugesichert, Lieutenant." antwortete Unas.
Der taktische Offizier sah immer noch skeptisch aus: "Die Klingonen könnten wortbrüchig werden, Sir."
Cassels erwiderte auf Crushers Einwand scharf: "Die Klingonen stellen die Ehre über alles, Wesley. Das ist eine Tatsache!"
Crusher blickte entschuldigend in Cassels´ Richtung: "Ich wollte Sie nicht verletzten, Jake. Aber bei dem letzten Nachfolgeritus, der durchgeführt wurde, war ich dabei. Da ging es nicht unbedingt mit rechten Mitteln zu. Betrug und Korruption waren damals keine Fremdwörter."
Branford fragte nach: "Sie dienten doch als Fähnrich ehrenhalber auf der Enterprise-D, oder?"
"So ist es. Damals kam es zu einem Bürgerkrieg um die Vorherrschaft im Rat. Diesmal sollten wir so was verhindern." erwiderte Crusher.
"Mister Jacobs, Sie halten Kontakt mit dem 1.Offizier der Bortas, Commander Partan. Er wird Sie über Kurs und andere Missionsdaten unterrichten. Wir brechen in zweieinhalb Stunden auf. Nummer 1, Sie rufen alle Crewmitglieder vom Landurlaub zurück und treffen die Startvorbereitungen." ordnete Branford an. Er blickte in die Runde: "Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass unsere Handlungen enorme Konsequenzen für die Föderation haben könnten. Uns darf kein Fehler unterlaufen. Das war’s. Kehren Sie auf ihre Stationen zurück."
Lara Unas blieb noch, als die anderen bereits die Lounge verlassen hatten. Sie blickte Branford fragend an. Dieser bemerkte den Blick und fragte sie: "Haben Sie noch etwas, Lara?"
Sie nickte: "Ja. Haben Sie schon darüber nachgedacht was passiert, wenn der Fall von Wesley eintritt? Wenn die Klingonen wirklich ihr Wort brechen? Sie wissen, wir wären inmitten von klingonischen Schiffen und würden nie und nimmer Föderationsraum erreichen."
Branford faltete seine Hände, blickte aus der Fensterfront und antwortete leise: "Dann, Commander, haben wir so oder so Krieg. Und wir sind das erste Opfer. Aber diese Aussicht ist nicht sehr verlockend. Deswegen müssen wir alles dransetzen, um den Frieden zu erhalten."
Lara Unas sagte nichts mehr weiter und ließ den Captain alleine in der Aussichtslounge zurück.
"Ihren Bericht, Nummer 1." ordnete Branford an, während er sich in den Kommandosessel sinken ließ.
"Botschafter Spock und Botschafter Aleek-Aur wurden an Bord gebeamt und in ihre Quartiere gebracht. Wir sind startklar." meldete Unas.
Branford schaute sie irritiert an: "Wieso ist Botschafter Aleek-Aur mit an Bord gekommen, Commander?"
Sie erwiderte: "Es war sein persönlicher Wunsch, Sir. Und Botschafter Spock meint, er könnte mit seinem Wissen eine große Hilfe sein."
Branford nickte: "Da hat er zu 100% recht, Nummer 1. Danke." Er sah nach vorne zur OPS: "Mister Jacobs, haben Sie alle Missionsdaten von der Bortas erhalten?"
Der Einsatzoffizier nickte: "Aye, Sir. Wir haben einen genauen Flugplan erhalten. Und die Warnung uns an denselben zu halten, Captain."
Sehr freundlich, dachte sich Branford. Aber wer könnte es ihnen verübeln? Sie hatten eben ihren Anführer verloren und viele Klingonen glaubten tatsächlich, dass die Föderation etwas damit zu tun hatte.
"Commander Unas, Sie haben die Brücke. Ich bin in der Krankenstation." ordnete Branford an und stand auf.
Der 1.Offizier nickte: "Aye, Sir."
Doctor Frank Sanders starrte in den Monitor seines Büros und raufte sich die Haare. Er hatte die Diagnose von Gowron noch mal durchgesehen, aber war auf kein Ergebnis gestoßen.
"Doctor, haben Sie etwas gefunden?"
Sanders hob den Kopf und sah seinen Captain. Er verneinte: "Tut mir leid, Sir. Ich kann absolut nichts finden. Aber eine natürliche Todesursache bei einem Mann in Gowrons Alter? Das glaube ich nicht. Nun, wie schon gesagt, ich habe keine Beweise für einen Mord. Und ohne eine Autopsie kann ich nicht mehr herausfinden."
Branford setzte sich auf einen Stuhl: "Die Klingonen werden kaum einen Sternenflottenarzt an ihrem Kanzler eine Autopsie durchführen lassen, Doctor."
"Ich kann nur die Ergebnisse immer wieder durchgehen und sehen, ob ich noch auf etwas stoße. Ich lasse es Sie wissen, wenn ich etwas finde." erwiderte Sanders.
Jacobs erhielt auf der OPS eine Textbotschaft des Klingonenkreuzers Bortas. Er meldete den Inhalt weiter: "Captain, die drei Klingonenschiffe brechen auf. Sie haben das Startsignal geschickt."
Branford nickte: "Verstanden. Miss Waringthon, bringen Sie uns aus dem Orbit. Genau den Flugplan einhalten."
Crusher scannte die Schiffe und meldete: "Captain, die beiden Bird-of-Preys nehmen Positionen genau steuerbord und backbord zu uns ein. Die Bortas ist direkt vor uns."
"Die wollen uns abdecken, Captain." bemerkte Jacobs grimmig.
Diese Taktik war Branford klar. Die Klingonen wollten vorbereitet sein. Ihm blieb nichts anderes übrig, als das Spiel mitzuspielen: "Halten Sie den Flugplan ein. Das ist alles, was wir im Moment tun können."
Branford saß in seinem Bereitschaftsraum und unterhielt sich mit Jadzia Dax über den Nachfolgeritus.
"Haben wir Berichte, wer als Kandidat in Frage kommt?" fragte Branford.
Dax nickte: "Soweit wir wissen ist Ratsmitglied Jo´Vil der stärkste Kandidat. Er hat die meisten Ratsmitglieder hinter sich und eine hohe Anerkennung in der Flotte. Der zweite Bewerber Terak. Er war bei der Konferenz anwesend und hat ebenfalls gute Aussichten. Der letzte Bewerber ist so gut wie chancenlos. Parok ist politisch so gut wie isoliert. Er hat keine Chance."
Branford nickte: "Also hat Jo´Vil den größten Nutzen aus dieser Sache gezogen."
"So ist es. Aber das muss nichts heißen, Chris. Nicht jeder Nachfolgeritus ist eine Keimzelle für Korruption." erwiderte Dax.
Ein Signal ertönte, der eine Durchsage folgte: "Captain Branford, hier ist Lieutenant Crusher. Wir erreichen die klingonische Grenze, Sir."
Branford bestätigte: "Verstanden. Ich komme sofort."
"Was haben wir, Mister Crusher?" fragte Branford.
Der taktische Offizier deutete auf den Bildschirm: "Wir haben soeben die Grenze überquert. Die Klingonen halten Warp 7."
Branford nickte: "Alarm Gelb für alle Stationen, solange wir im klingonischen Raum sind. Mister Crusher, Sicherheitsstufe 2 für alle Decks."
"Aye, Sir." erwiderte Crusher.
Ein Ruf von Botschafter Spock erreichte Branford: "Captain Branford, hier ist Spock. Ich würde gerne Sie und ihren 1.Offizier in meinem Quartier sprechen."
Branford bestätigte, während er schon den Turbolift betrat.
Das Quartier von Botschafter Spock war recht spärlich beleuchtet. Branford musste zugeben, dass ihm der Vulkanier mehr als rätselhaft erschien. Er stand vor Branford und Unas und hatte seine Hände gefaltet.
"Captain, Commander, ich wollte mit Ihnen unsere Vorgehensweise besprechen, nachdem wir den klingonischen Heimatplaneten erreicht haben." begann er.
Branford stimmte ihm zu: "Sicher, Botschafter. Haben Sie irgendwelche Wünsche oder Vorschläge?"
"Die habe ich. Sobald wir dort angekommen sind, werde ich mit ihrem 1.Offizier, ihrem Sicherheitschef und zwei weiteren Sicherheitsoffizieren runter beamen, um Gi´Tall in den Hallen des hohen Rates zu treffen. Sie sollten derweil einfach warten und die Augen offen halten. Wenn Sie möchten, können Sie in die ehemalige Botschaft der Föderation beamen. Gi´Tall hat uns zugesichert, dass wir die Botschaft nutzen können. Vielleicht können Sie von dort aus noch etwas herausfinden." schlug Spock vor.
Branford schaute Lara Unas an: "Gut. Commander, Sie werden den Botschafter begleiten und Mister Crusher und zwei Sicherheitsoffiziere mitnehmen. Wie es der Botschafter gewünscht hatte." Er sah Spock wieder an: "Falls Sie noch irgendetwas brauchen, so teilen Sie es bitte Commander Unas mit."
Spock nickte ihm zu: "Ich danke Ihnen. Das wäre im Moment alles, Captain."
Lieutenant Samuel Jacobs nahm einen Schluck Tee aus seiner Tasse und ließ seinen Blick über die Brücke gleiten. Er hatte das Kommando, Waringthon saß am Steuerpult und McLure an der OPS. Außerdem war noch Fähnrich Oliver von der taktischen Abteilung auf der Brücke.
Die Turbolifttür öffnete sich und Jake Cassels betrat die Brücke. Er nickte Jacobs zu und ging zur Station der Antriebskontrolle, aktivierte die Anzeigen und überprüfte den Status der Triebwerke.
"Wir erreichen den klingonischen Heimatplaneten, Sir." meldete Waringthon.
Jacobs nickte: "Gehen Sie auf Impulskraft runter. Wir folgen weiterhin den klingonischen Schiffen."
Ein Signal zeigte eine eingehende Nachricht an. Oliver meldete: "Lieutenant, die Bortas ruft uns."
Auf dem Bildschirm erschien der Kommandant des Schiffes, wie Jacobs erkannte: "Ich bin Captain Rotan von der Bortas. Schwenken Sie in einen Orbit um den Planeten ein und setzen Sie sich mit dem ehrenwerten Gi´Tall in Verbindung, um die Formalitäten des Nachfolgeritus zu besprechen."
Jacobs erhob sich aus dem Kommandosessel und erwiderte: "Lieutenant Samuel Jacobs, Einsatzoffizier der Exeter. Ich teile es Botschafter Spock mit. Exeter Ende."
Jacobs öffnete einen Komkanal zum Quartier des Botschafters: "Botschafter, hier spricht Lieutenant Jacobs. Sie möchten sich bitte mit Gi´Tall in Verbindung setzen, um alle Formalitäten des Nachfolgeritus zu besprechen."
Der Botschafter erwiderte: "Ich habe verstanden, Lieutenant. Spock Ende."
McLure bemerkte: "Der Botschafter scheint nicht besonders gesprächig zu sein."
"In ihrem Interesse würde ich ihre Meinung zurückhalten, Luke. Mister Spock ist eine Legende und kein Diplomat in herkömmlichem Sinne." schlug Cassels lächelnd vor. Er kannte McLure gut. Der junge Offizier war etwas geschwätzig, aber Cassels konnte ihn gut leiden. McLure war schon des Öfteren mit ihm durch diverse Bars gezogen und deswegen später zum Rapport bei Captain Branford gewesen. Er musste seinen jungen Freund etwas zügeln, sonst würde er die gleichen Probleme bekommen wie er sie in seinem Alter gehabt hatte.
McLure drehte sich in seinem Sessel um und nickte: "Sie haben wohl recht, Jake."
Branford betrat die Brücke und sprach Jacobs an: "Lieutenant, was gibt es zu berichten?"
Jacobs erhob sich aus dem Kommandosessel: "Der Botschafter wurde in Kenntnis gesetzt, dass Gi´Tall mit ihm die Formalitäten besprechen will. Er wird in zehn Minuten runter beamen. Commander Unas und Lieutenant Crusher werden ihn begleiten, ebenso zwei Sicherheitsoffiziere."
"Danke, Lieutenant." erwiderte Branford und nahm Platz. Er öffnete einen Komm-Kanal: "Brücke an Transporterraum 2."
Eine wohlbekannte Stimme meldete sich: "Lamar hier. Was gibt es, Sir?"
"Bereiten Sie den Transport von Botschafter Spock, Commander Unas, Lieutenant Crusher und zwei Sicherheitsoffizieren zu den Hallen des hohen Rates vor." ordnete Branford an.
Der vulkanische Botschafter betrat den Transporterraum. Unas, Crusher und zwei Offiziere der Sicherheit warteten bereits.
"Botschafter, nehmen Sie diesen Kommunikator. Wir sollten in Kontakt bleiben, falls es zu unvorhergesehenen Ereignissen kommt." begrüßte ihn Unas und reichte ihm einen Kommunikator.
Spock nickte und steckte sich ihn an: "Danke, Commander. Sind Sie bereit?"
"Ja, wir sind bereit." erwiderte sie.
Der Botschafter sah auf die Halfter mit den Typ-II-Phasern, die die vier Offiziere bei sich trugen.
Unas spürte, dass ihm die Bewaffnung missfiel: "Botschafter, Sie sind besorgt. Wegen der Phaser?"
"Ja, so ist es. Ich finde, es widerspricht sich, dass man eine Botschaft des Friedens mit einer bewaffneten Begleitung überbringt." erwiderte er.
Crusher trat vor: "Botschafter, wir sind ebenso wie Sie daran interessiert, dass die alles reibungslos klappt. Aber wir müssen für ihre Sicherheit sorgen. Es ist leider notwendig."
Der Vulkanier nickte: "Ich verstehe Sie, Lieutenant. Beamen wir runter."
Branford konnte seine Angespanntheit vor der Brückencrew nicht verbergen. Und vor Counselor Galen schon gar nicht.
"Was haben Sie denn, Captain?" fragte sie leise.
Branford blickte sie an: "Vor Ihnen kann man nichts verbergen, oder?"
Galen deutete auf die hinter ihnen liegende Maschinenstation, wo Cassels stand. Er beobachtete ihn ebenfalls.
"Commander Cassels hat es ebenfalls bemerkt. Sie sind sehr angespannt." fuhr sie fort.
Er nickte: "Ja, es stimmt. Es gefällt mir nicht, hier herumzusitzen und nichts zu tun zu haben."
Galen schmunzelte leicht: "Spock hat doch erwähnt, dass in der Botschaft der Föderation vielleicht noch etwas zu finden sei. Das ist doch eine Möglichkeit."
Branford stand auf: "Mister McLure, Sie werden mit mir runter beamen. Lieutenant Jacobs, Sie haben die Brücke."
Kurz bevor er die Brücke verließ sah er Galen nochmals an: "Danke für den Tipp, Counselor."
Branford und McLure materialisierten im Foyer der ehemaligen Botschaft. Es war sehr dunkel und unheimlich in dem verlassenen Gebäude. Branford leuchtete mit seinem Handscheinwerfer und erkannte an einer Wand einen Schaltkasten.
"Überprüfen wir doch mal, ob wir wieder Energie bekommen." schlug er vor und öffnete den Kasten. Mit einigen gezielten Handgriffen reaktivierte er die Energiesysteme. Die Beleuchtung in dem Gebäude wurde eingeschaltet.
"So, das Licht und die Heizung funktionieren wieder. Haben Sie den Grundriss des Gebäudes?" wandte er sich an McLure.
Der holte seinen Tricorder heraus: "Ja, Sir. Dort, die zweite Tür rechts ist das ehemalige Büro des Botschafters."
"Sehen wir uns das mal an. Kommen Sie." erwiderte Branford.
Branford öffnete eine Schublade des Schreibtisches. Dort lag ein relativ altes Datenpad.
"Sehen Sie mal, Fähnrich." sagte Branford und aktivierte das Pad. Es zeigte eine Akte über den Nachfolgeritus, bei dem Gowron Kanzler wurde. Was er las überraschte ihn:
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an: Sicherheitsrat der Föderation, Admiral Lee Johnson
von: Terence Horsley, Botschafter im klingonischen Reich
Sehr geehrter Admiral Johnson,
wie ich kürzlich erfahren habe, hat die Familie des Morkan, eines Mitglied des hohen Rates, massive Anstrengungen unternommen, um die Führung des hohen Rates zu übernehmen. Durch den Ausbruch des Bürgerkrieges wurde diese Interventionen beendet. Ich rate dennoch dringend, die Familie des Morkan unter Beobachtung zu halten. Ich habe den Verdacht, dass auch illegale Aktionen von dieser Familie ausgehen.
Mit freundlichen Grüßen
Terence Horsley
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Kein Wunder, dachte sich Branford. Horsley wurde bei einem Shuttleunfall getötet, der sich eine Woche nach diesem Bericht ereignete. Nach den angestellten Untersuchungen war es wirklich ein Unfall. Aber nach diesem Bericht wuchsen in ihm die Zweifel, ob das wirklich damals so war.
"Dieser Bericht hat niemals den Sicherheitsrat erreicht, Captain. Ich habe das eben nachgeprüft." teilte ihm McLure mit.
Branford nickte: "Kehren wir auf die Exeter zurück. Wir müssen diesen Bericht überprüfen und herausfinden, wer noch zu dieser Familie gehört."
Er tippte seinen Kommunikator an: "Exeter, hier ist Branford. Zwei Personen hochbeamen."
"So, dann wollen wir mal nachsehen." sagte McLure und nahm im Sessel der hinteren Wissenschaftsstation auf der Brücke Platz. Branford blieb hinter ihm stehen und sah auf den Bildschirm.
"Können Sie herausfinden, wer noch zur Familie des Morkan gehört?" fragte er.
McLure nickte und rief ein Menü mit Informationen über den hohen Rat auf: "Wir haben diese Daten vor vier Stunden erhalten. Eigentlich sollen sie Botschafter Spock helfen, seine Entscheidung zu fällen."
Er gab den Namen Morkan an und fragte weitere Familienmitglieder ab:
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Familie des Morkan, Ratsmitglied von 2357 bis 2363, 2363 wurde er bei einem Kampf getötet.
Seine Söhne sind Jo´Vil, Ratsmitglied, und Rotan, Captain der I.K.C. Bortas.
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"Interessant. Seine Söhne nehmen hohe Positionen im Reich ein. Der eine ist Kandidat für die Nachfolge, der andere kommandiert das Flaggschiff der klingonischen Flotte." bemerkte McLure.
Branford nickte: "Ich habe ein ungutes Gefühl dabei. Da steckt was dahinter." Er sah McLure an: "Sie können gehen, Fähnrich. Danke für ihre Hilfe."
Jacobs überprüfte die Systeme im Rahmen seines Dienstes und entdeckte, dass ein dritter Transport nach Spocks und Branfords stattgefunden hatte.
"Captain, sehen Sie sich das bitte an." sagte er.
Branford ging nach vorne zur OPS: "Was haben Sie?"
"Hier. Vor zwanzig Minuten hat sich jemand von der Exeter weg gebeamt. Es wurde routinemäßig an die OPS gemeldet." sagte er.
"Alles klar, Lieutenant." erwiderte Branford und aktivierte einen Komm-Kanal: "Branford an Lamar."
Sein Transporterchef meldete sich: "Ja, Captain?"
"Wen haben Sie um 2.33 Uhr von der Exeter gebeamt und wohin?" fragte Branford scharf.
Lamar erwiderte: "Ich habe Lieutenant Commander Cassels um 2.33 zu der I.K.C. He´kta gebeamt, Captain."
"Wer hat die Genehmigung gegeben?" fragte Branford weiter. Er wollte Lamar nur testen, denn er wusste genau, dass Cassels als Senior-Officer das Recht hatte, entsprechende Aktionen anzuordnen.
"Sir, Sie wissen so gut wie ich, dass Commander Cassels ein Senior-Officer ist. Er hat die Berechtigung dazu." lautete Lamars Antwort.
Branford beendete die Verbindung mit den Worten: "Schon klar, Chief. Ende."
Chief Andrew Lamar betätigte die Kontrollen für die Materie-Umwandlung und Jake Cassels materialisierte sich auf der Transporterplattform.
"Willkommen an Bord, Sir. Man hat schon nach Ihnen gefragt." begrüßte er den Chefingenieur.
Cassels nickte ergeben: "Ich kann mir schon denken weswegen. Natürlich hat der Captain das Beamen mitbekommen. Keine Sorge, Andrew. Sie haben nur Befehle befolgt."
Ein Signal zeigte einen eingehenden Ruf für ihn an: "Commander Cassels, hier ist Captain Branford. Melden Sie sich umgehend bei mir."
Cassels tippte seinen Kommunikator an: "Bestätigt."
Der Halb-Klingone konnte die Wut seines Kommandanten sehen. Wenn Branford wütend auf ihn war, dann redete er ihn nicht mehr mit seinem Vornamen an, sondern mit "Commander".
"Captain, bevor Sie etwas sagen. Ich habe wichtige Neuigkeiten für sie." blockte er gleich Branford ab.
Der nickte resignierend: "Reden Sie, Commander."
"Ich habe mit Captain Wortak von der He´kta gesprochen. Wir haben berechtigte Indizien, dass die Ratsmitglieder Jo´Vil und Ferat versuchen, auf illegalem Wege an die Führung des Rates zu kommen." berichtete er.
"Welche Indizien?" fragte Branford.
Cassels erwiderte: "Vor Gowrons Tod war Commander Partan von der Bortas in dem Konferenzraum. Er ist ein enger Vertrauter Jo´Vils. Außerdem hat Jo´Vil am meisten von Gowrons Tod profitiert. Er wird aller Wahrscheinlichkeit nach der neue Führer des Rates."
Branford hielt ihm ein Datenpad hin: "Hier, lesen Sie das."
Cassels las den Text und staunte: "Ein weiteres Indiz, Sir. Jo´Vil und Captain Rotan sind Morkans Söhne." Er legte das Pad hin: "Was unternehmen wir?"
Branford erwiderte schlicht: "Wir informieren Botschafter Spock. Er hat zu entscheiden."
Cassels protestierte: "Captain, wir dürfen keine Zeit verlieren. Sollte Jo´Vil wirklich auf diese Weise versuchen..."
Branford schnitt ihm das Wort ab: "Das wäre alles, Commander. Sie können gehen." Er wandte sich wieder dem Datenpad zu. Cassels blieb nichts anderes übrig, als dem Befehl Folge zu leisten.
Branfords Schlaf dauerte nur drei Stunden lang. Dann rief ihn Botschafter Spock: "Captain Branford, hier ist Spock. Bitte kommen Sie in mein Quartier."
Branford bestätigte und beendete die Verbindung. Er stand aus dem Bett auf und zog seine Uniform an.
"Was ist, Chris?" fragte Jadzia. Er hatte sich bemüht, sie nicht zu wecken, aber es war ihm nicht geglückt. Seine Freundin hob ihren Kopf und sah ihn an.
"Spock will mich sprechen. Es scheint wichtig zu sein. Schlaf weiter. Ich bin bald zurück." erwiderte er und gab ihr einen Kuss.
Im Quartier des Botschafters saßen bereits Unas, Crusher und Aleek-Aur. Branford begrüßte alle und nahm ebenfalls Platz.
"Wie ich vorhin erfuhr, wurde Terak, der zweite Kandidat um die Nachfolge, ermordet aufgefunden." berichtete Spock.
Aleek-Aur kommentierte Spocks Worte: "Damit ist Jo´Vil so gut wie sicher der neue Führer. Oder können Sie das verhindern?"
Unas schaute ihn an: "Frage: Sollen wir es überhaupt verhindern?"
"Nun, ich habe meine Bedenken wegen Jo´Vil. Er wird vermutlich für eine weitere Abspaltung von der Föderation eintreten. Er könnte das Reich in einen Krieg gegen uns führen." sagte Aleek-Aur.
Spock stimmte dem Aurelianer zu: "Sie haben vermutlich recht. Aber wie können wir verhindern, dass Jo´Vil an die Führung kommt? Der verbleibende Gegenkandidat, Parok, hat keine politische oder militärische Unterstützung."
Branford machte einen Vorschlag: "Sie haben meinen Bericht über die angeblichen Aktivitäten von Jo´Vil erhalten. Was meinen Sie?"
Spock hob seine linke Augenbraue: "Nun, Captain. Das sind alles Indizien, keine Beweise. Aber sie sind ein Ansatz. Ich schlage vor, Sie sprechen nochmals mit Captain Wortak. Überprüfen Sie seine Vermutungen."
"Jake, wir beamen auf die He´kta. Ich will persönlich mit Captain Wortak sprechen." teilte Branford seinem Chefingenieur mit, als er mit ihm im Transporterraum stand.
"In Ordnung. Ich habe auf ihre Anweisung Wortak kontaktiert. Er wartet bereits auf uns, Captain." erwiderte Cassels.
Die beiden materialisierten im Transporterraum der He´kta. Ein klingonischer Offizier begrüßte sie: "Ich bin Lieutenant Gartak, der 1.Offizier. Captain Wortak erwartete sie in seinem Quartier. Kommen Sie."
Der Lieutenant führte sie zu einer Tür und blieb davor stehen: "Hier herein."
Captain Wortak war für einen Klingonen nicht besonders groß und breit gebaut, aber Branford hatte gelernt, auch diese Klingonen nicht zu unterschätzen.
"Jake, Du wolltest, dass ich dem Captain meine Vermutungen nochmals darlege?" fragte er unumwunden.
Cassels nickte: "Ja. Er möchte sie gerne selbst hören."
"Also, Captain Branford. Wie Ihnen Jake bereits erzählt hat, war Commander Partan von der Bortas kurz vor Gowrons Tod in dem betreffenden Konferenzraum. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits alles Essen und Getränke serviert. Es wäre ihm ein leichtes gewesen, in das Getränk des Kanzlers eine Substanz zu mischen. Außerdem haben Sie erfahren, dass Terak tot ist. Wer würde von seinem Tod wohl am meisten profitieren?" erklärte Wortak.
Branford nickte: "Ihre Argumentation ist einleuchtend, aber wir haben keine Beweise für die Beschuldigungen."
Wortak machte ein verächtliches Gesicht: "Man kann Mittel und Wege finden, Jo´Vils Machtergreifung zu verhindern. Oder ist das zuviel für die Sternenflotte?"
"Wir werden tun, was in unserer Macht steht. Danke für ihre Auskunft." verabschiedete sich Branford.
Wortak schrie etwas auf klingonisch in seinen Kommunikator. Dann verließen Branford und Cassels das Quartier, nachdem sich Cassels auf klingonisch von Wortak verabschiedet hatte.
"Wir haben keine Beweise gegen Jo´Vil, Botschafter. Es muss uns etwas anderes einfallen."
Branford zeigte sich Spock und Aleek-Aur deprimiert gegenüber.
Der Vogelmensch munterte ihn auf: "Ich habe eine andere Lösung, Captain. Nach eingehenden Untersuchungen habe ich den letzten Kandidaten gefunden, der Jo´Vil zuvorkommen könnte." Er schaltete einen Wandschirm ein, der einen klingonischen Captain zeigte: "Das hier ist Narek. Er ist Urenkel des Kanzlers Gorkon, der die Khitomer-Konferenz von 2293 und den damit verbundenen Frieden erst ermöglicht hat. Aus Sicht des Rates ist er ein mehr als würdiger Kandidat, wie auch Spock bestätigte."
Branford fragte nach: "Wo ist dieser Narek, Botschafter?"
"Er ist Kommandant des Bird-of-Prey Ventar, der im Turolis-System Patrouille fliegt. Wir müssten ihn schnellstens herbringen, damit er an dem Nachfolgeritus teilnehmen kann." erwiderte Spock.
Sein 1.Offizier schüttelte den Kopf: "Wir können nicht über Sub- oder Hyperraumfunk mit ihm Kontakt aufnehmen. Die Klingonen würden das bemerken und den ganzen Ritus als ungültig hinstellen, da er von der Föderation beeinflusst wurde."
"Dann müssen wir dorthin fliegen, Captain." bemerkte Cassels.
Branford sah ihn deutlich an: "Wir können wohl kaum mit der Exeter den Orbit verlassen und weit in das klingonisch-romulanische Grenzgebiet fliegen. Wie wollen Sie dorthin, Jake?"
Cassels grinste: "Mit einem Bird-of-Prey können wir aber fliegen, oder?"
"Sie meinen die He´kta? Das wäre eine Möglichkeit. Nehmen Sie mit Captain Wortak Kontakt auf und fragen Sie ihn, ob er uns dorthin bringt." erwiderte Branford mit einem anerkennenden Lächeln.
"Herein bitte." bat Branford, als der Türsummer ertönte. Die Tür öffnete sich und Jake Cassels betrat Branfords Quartier.
"Was haben Sie erreicht, Jake?" fragte er.
Cassels erwiderte: "Wortak hat zugestimmt, uns zum Turolis-System zu bringen. Wir können jederzeit aufbrechen."
Der Captain nickte: "In Ordnung. Commander Dax und Botschafter Aleek-Aur werden uns begleiten. Wir brechen in einer Stunde auf."
Cassels verließ das Quartier wieder.
Jadzia Dax kam zu Branford und umarmte ihn: "Danke, dass ich dabei sein darf."
Branford schaute sie zweifelnd an: "Ich bin mir nicht sicher, ob das gut ist. Es könnte sehr gefährlich werden, Jadzia."
Sie blickte ihn ernst an: "Ich bin Offizier der Sternenflotte, Captain. Ich weiß, dass Gefahr zu diesem Beruf gehört." Dann lächelte sie ihn steinerweichend an: "Außerdem wirst Du auf mich aufpassen, Chris. Das weiß ich."
Branford war ziemlich erstaunt, als er die Brücke betrat. Eigentlich sollte Samuel Jacobs das Kommando führen. Stattdessen saß Jennifer Waringthon im Kommandosessel. Sie erhob sich, als Branford näher kam.
"Lieutenant, wo ist Mister Jacobs?" fragte Branford.
Waringthon erwiderte: "Der Lieutenant hat heftige Magenkrämpfe und wurde zur Krankenstation gebracht. Laut dem Doctor muss er zwei Tage das Bett hüten."
Ausgerechnet jetzt, dachte sich Branford. Die Exeter befand sich in feindlichem Raum, sein 1. und 2.Offizier weilten auf der Oberfläche. Wer konnte das Kommando übernehmen? Waringthon hatte sich enorm weiterentwickelt, war aber zu unerfahren. Mike Delany oder Sandra Galen waren alt genug, aber beide besaßen keine Fähigkeiten, die die Exeter im Falle eines Kampfes retten konnten. Der 2.taktische Offizier L`Arro kam ebenfalls nicht in Frage.
Branford tippte seinen Kommunikator an: "Branford an Worf. Melden Sie sich umgehend auf der Brücke, Commander."
Keine zwei Minuten später betrat der Klingone die Brücke. Er nickte Branford zu: "Sie wollten mich sprechen, Sir?"
"Ja, so ist es. Commander, ich übergebe Ihnen das Kommando über die Exeter. Ich werde mit Commander Cassels, Commander Dax und Aleek-Aur mit der He´kta in das Turolis-System fliegen. Falls es zu Kampfhandlungen kommt, holen Sie das Außenteam an Bord und versuchen, den Föderationsraum zu erreichen." erwiderte Branford ernst.
Der Klingone zeigte einen Hauch von Überraschung, antwortete aber gefasst: "Verstanden, Captain."
Branford richtete einige Worte an die Brückenbesatzung: "Ich erwarte von jedem, dass er Commander Worf unbedingt gehorcht. Er hat ab jetzt die absolute Befehlsgewalt über das Schiff. Bitte schenken Sie ihm ihr uneingeschränktes Vertrauen." Er blickte Worf ein letztes Mal an: "Sie haben die Brücke, Commander."
Cassels, Dax und Aleek-Aur warteten bereits im Transporterraum auf Branford. Er ließ seinen Phaser am Gürtel einrasten, nahm sich noch einen Tricorder und betrat die Plattform.
Chief Andrew Lamar nickte ihm zu: "Bereit, Captain. Viel Glück."
"Danke, Chief. Energie." erwiderte Branford.
"Hier, das ist ihr Quartier."
Lieutenant Gartak deutete auf eine Tür. Er öffnete sie mit einer Zahlenkombination und deutete auf Branford und Dax. Die Zwei betraten das Quartier, welches sehr eng war. Eine etwas breitere Pritsche war der einzige Schlafplatz. Ein Replikator und eine kleine Hygienezelle waren die zwei einzigen weiteren Besonderheiten des Raumes.
Branford nahm sich zusammen und nickte: "Danke, Lieutenant. Wir kommen schon zurecht." Gartak nickte ihm zu und verließ den Raum.
Dax warf ihre Tasche auf die Pritsche und lächelte: "So, nun leben wir nach klingonischer Weise. Eine ungepolsterte Pritsche wird unsere Schlafstatt sein."
Branford hörte deutlich, dass der Bird-of-Prey auf Warpgeschwindigkeit ging. Der Maschinenraum konnte nicht weit sein.
Dax streifte ihren Uniformpulli ab und legte sich auf die Pritsche. Ihr Blick war auffordernd: "Möchtest Du dich nicht auch dazulegen?"
Branford seufzte und legte sich auch hin: "Ich werde versuchen, etwas zu schlafen. Gute Nacht."
"Status, Mister McLure?" Worfs Stimme war nicht laut, aber sehr deutlich. Der junge Fähnrich bemühte sich, besonders respektvoll zu antworten: "Keine Veränderungen, Commander. Wir halten Standardorbit. Die Bortas und die Vo´Tak befinden sich in einem höheren Orbit."
Lieutenant L´Arro meldete: "Commander, wir werden von der Bortas gerufen."
Worf nickte: "Auf den Schirm, Lieutenant."
"Was? Der ehrlose Worf, Sohn des Mogh? Was haben Sie im Kommandosessel der Exeter zu suchen?" fragte Captain Rotan überrascht, als er Worf sah.
Der klingonische Sternenflottenoffizier erhob sich und erwiderte scharf: "Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Was wollen Sie?"
Rotan antwortete: "Ich will Captain Branford sprechen. Sofort!"
Worf musste sich etwas einfallen lassen, um die Tarnung aufrecht zu erhalten: "Der Captain befindet sich in einer wichtigen Besprechung und darf nicht gestört werden. Wenn Sie mir nicht sagen können, was so wichtig ist, dann ist unser Gespräch beendet!"
Rotan verzog sein Gesicht: "Dann eben nicht! Verbindung Ende!"
Der Bildschirm erlosch.
Sandra Galen nickte ihm zu: "Sehr gut gelöst, Mister Worf. Rotan ist neugieriger und uninformierter denn je."
Sie glaubte, dem Klingonen ein Lächeln abringen zu können, aber sie täuschte sich. Er erwiderte ungerührt: "Danke, Counselor. Hoffen wir, dass es so bleibt."
Branford wälzte sich bestimmt zum hundertsten Male hin und her. Dann hatte er genug.
"Diese verdammte Pritsche!" flüsterte er. Er stand auf, zog seinen Uniformpulli an und verließ das Quartier.
Die Brücke der He´kta war nur von zwei Klingonen besetzt. Außerdem saß Jake Cassels an einer Arbeitsstation und hatte sich die Daten über den Nachfolgeritus aufgerufen.
"Guten Morgen, Jake. Haben Sie etwas Neues gefunden?" fragte Branford.
Cassels schüttelte den Kopf: "Negativ. Ich sehe seit Stunden diese verdammten Daten durch und finde absolut nichts, was uns weiterhelfen könnte."
Branford sah zu den beiden klingonischen Offizieren hinüber: "Haben wir die Ventar schon lokalisiert?"
"Ja. Wir haben bereits einen Rendezvouskurs angelegt und werden in 28,6 Stunden am berechneten Treffpunkt eintreffen. Genug Zeit noch, um etwas zu schlafen." erwiderte Cassels.
Branford schüttelte den Kopf: "Ich mag nach Ansicht der Klingonen verweichlicht sein, aber auf diesen Pritschen kann ich nicht schlafen."
"Sie müssen sich nicht dafür schämen, Captain. Ich kann es auch nicht." lachte Cassels.
Branford hob verwundert den Kopf: "Was haben Sie dann gemacht?"
"Eine Matratze und eine Decke repliziert." sagte Cassels. Er schmunzelte: "Kommen Sie, wir besorgen Ihnen auch angenehme Schlafgelegenheit."
Branford blickte interessiert auf das Essen, das vor ihm auf dem Tisch stand. Er saß mit Dax, Cassels und Aleek-Aur an einem Tisch im Speisesaal der He´kta.
"G´ach! Und auch noch lebend!" entfuhr es Branford.
Der aurelianische Botschafter wirkte sichtlich interessiert: "Diese rohen Schlangenwürmer sind wirklich sehr schmackhaft."
Dax fragte nach: "Es gibt doch auf Aurelius ein ähnliches Gericht, oder?"
"Sie haben Recht, Commander. Allerdings sind es Erdwürmer, die von uns mit besonderem Vergnügen gegessen werden."
"Probieren Sie Pibius-Klaue, Botschafter. Eine der besten Speisen bei den Klingonen." schlug Cassels vor.
Aleek-Aur nickte: "Ich werde es versuchen, Commander."
Der klingonische Kommandant Wortak trat an den Tisch heran. Er sah, dass seine Gäste wohl Gefallen an dem Essen fanden und nickte lachend.
"Lassen Sie es sich schmecken. Sie werden es vermutlich noch brauchen." sagte er. Aleek-Aur sah ihn an: "Wieso bitte?"
"Wenn Sie einen Mann wie Jo´Vil stoppen wollen, dann brauchen Sie einen Menge Kraft. Sie alle." erwiderte Wortak.
Eine Durchsage erreichte Wortak. Er beantwortete sie und übersetzte es.
"Mein 1.Offizier hat gemeldet, dass er einen Bird-of-Prey der K´Vort-Klasse geortet hat. Wir sollten auf die Brücke gehen."
Wortak nahm im Kommandosessel Platz und ließ sich das andere Schiff auf den Hauptbildschirm legen.
"Es ist die I.K.C. Ventar. Eindeutige Identifizierung." erklärte Dax die Meldung des Waffenoffiziers.
Wortak wendete sich Aleek-Aur zu: "Wollen Sie mit Captain Narek sprechen?"
"Ja. Bitte nehmen sie Kontakt auf." erwiderte er.
Der Kommunikationsoffizier stellte eine Verbindung her. Der Klingone, der auf dem Bildschirm erschien, machte einen sehr jugendlichen Eindruck. Er sah aufgeschlossen drein.
"Ich bin Captain Narek von der I.K.C. Ventar. Was wünschen Sie?" fragte er.
Aleek-Aur trat entschlossen vor: "Ich bin Botschafter Aleek-Aur von Aurelius. Die Angelegenheit, in der ich Sie sprechen will, ist sehr wichtig. Dürfen wir zu Ihnen hinüber beamen?"
Narek nickte: "Ja. Aber nur Sie und eine weitere Person. Ventar Ende."
Aleek-Aur sah Branford an: "Captain, kommen Sie bitte mit."
An Bord der Ventar wurden sie in einen Konferenzraum geführt, in dem Narek saß. Sie waren mit ihm alleine.
"Nun, Botschafter?" fragte er geduldig. Das überraschte Branford, denn so, wie er bisher die Klingonen erlebt hatte, waren sie nicht als geduldige Wesen einzustufen.
"Wir überwachen im Auftrag von Gi´Tall den Nachfolgeritus von Kanzler Gowron. Sie wissen darüber sicherlich Bescheid."
Er nickte: "Ja. Diese Nachrichten verbreiten sich schnell."
"Der Kandidat, der am aussichtsreichsten ist, ist Jo´Vil. Nachdem Terak getötet wurde, ist er sogar sicher der neue Kanzler." berichtete Aleek-Aur weiter.
Narek zeigte einen Hauch von Verärgertheit: "Jo´Vil! Ein selbsternannter Möchtegern-Führer! Er hat nicht genug Mut und Weitsichtigkeit, um das klingonische Reich zu erhalten."
"Aber er wird triumphieren. Es sei denn, ein weiterer Kandidat erscheint auf der Bildfläche. Und damit kommen wir zu Ihnen." fügte Branford hinzu.
Narek fragte irritiert: "Ich? Wieso denn?"
"Sie sind der Urenkel von Gorkon, der 2293 Kanzler war. In diesem Jahr begann die Zusammenarbeit mit der Föderation, er war der Kanzler, der das klingonische Reich weiterleben ließ. Sie sind ein mehr als würdiger Kandidat." erklärte Aleek-Aur. Narek stand auf. Er ging im Raum umher und schüttelte den Kopf: "Man hatte mir schon etwas angedeutet, aber ich glaubte es nicht. Aber Sie als Aurelianer sind in der Geschichte bewandert. Wenn Sie einen derartigen Verdacht..."
Aleek-Aur schnitt ihm das Wort ab: "Es ist kein Verdacht. Hier haben Sie alle Fakten. Lesen Sie." Er reichte ihm ein Datenpad.
Je weiter er las, desto mehr überzeugte es ihn: "Sie haben recht. Und was erwarten Sie von mir?"
"Wir erwarten nichts von Ihnen. Nur eine Frage: Wollen Sie als Kandidat antreten und Jo´Vil stoppen?" fragte Aleek-Aur.
Branford fügte hinzu: "Wenn Jo´Vil an die Macht kommt, dann wird er das Reich vermutlich in einen Krieg gegen die Föderation führen. Und das kann das Reich in seiner derzeitigen Situation nicht überleben."
Narek nickte: "Ja, Sie haben recht. So traurig es ist." Er sah die beiden an: "Ich werde Sie in die Heimatwelt begleiten. Wir können sofort aufbrechen."
Wortak sah Aleek-Aur interessiert an: "Was nun?"
"Wir fliegen in Formation mit der Ventar zurück zur Heimatwelt." erklärte Aleek-Aur.
Wortak gab seinem Steueroffizier einige Anweisungen auf klingonisch, dann beschleunigte der Kreuzer auf Warpgeschwindigkeit.
Branford saß in seinem Quartier, als plötzlich eine Alarmsirene ertönte. Er begriff sofort. Es war ein roter Alarm. Er verließ den Raum Richtung Brücke.
Cassels war bereits dort und sah gespannt auf den Bildschirm. Ein taktisches Display war eingeblendet. Dort sah man zwei Schiffe, die auf einem Abfangkurs der He´kta und der Ventar näher kamen.
Ein Offizier meldete etwas. Cassels übersetzte es: "Die zwei Schiffe sind die Bortas und die Vo´Tak. Sie fordern uns auf, unter Warp zu gehen. Die wollen uns entern, Captain."
Den nächsten Befehl von Wortak brauchte der Chefingenieur nicht zu übersetzen. Es war offenbar der Befehl, die Schilde und Waffen zu aktivieren.
"Wortak fliegt einen Angriff gegen die zwei Schiffe. Narek tut es ihm gleich." erklärte Cassels flüsternd.
Der Klingone ließ den Kreuzer eine 45 Grad-Kurve fliegen und brachte sich damit in eine Angriffsposition. Als die Vo´Tak nahe genug war, feuerte er die Disruptoren ab. Die Vo´Tak wurde schwer getroffen. Sie drehte ab und feuerte ihre Heckdisruptoren ab. Die Schilde der He´kta hielten stand, wurden aber vermindert.
Branford analysierte das Manöver. Er hätte zuerst mit den Torpedos gefeuert, als die Vo`Tak noch auf Distanz war. Und anschließend wäre er einen weiten Bogen geflogen, um auch der Bortas aus dem Weg zu gehen.
Dieses Versäumnis erwies sich bald als schwerwiegend. Die Bortas kam von steuerbord auf sie zu. Ein Ausweichmanöver nutzte jetzt auch nichts mehr. Eine volle Disruptor- und Torpedosalve traf die He´kta. Eine explodierende Konsole schleuderte Wortak aus seinem Sessel und verletzte den Steuermann schwer. Ein kleinerer Brandherd war hinter der Steuerkonsole entstanden. Der 1.Offizier Gartak löschte ihn.
Cassels war bei Wortak, erkannte aber, dass er tot war. Der Chefingenieur konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Dax legte ihm ihre Hand auf die Schulter: "Jake, es tut mir leid. Aber wir müssen die He´kta aus dem Gefahrenbereich bringen!"
Cassels nickte: "Sie haben recht. Aber wenn man jemand so lange kennt wie ich Wortak?" Er sah zu Boden. Dann raffte er sich auf und sah den 1.Offizier Gartak an: "Was haben Sie vor?"
Branford konnte erkennen, dass die Schilde der He´kta ziemlich weit unten waren und ihre Manövrierfähigkeit stark eingeschränkt war.
"Gartak, was machen wir nun? Unternehmen Sie etwas!" herrschte Cassels den 1.Offizier an.
Er stand ziemlich hilflos da: "Ich weiß nicht, ich wurde noch nie in einen Kampf verwickelt." Er sah Branford an: "Captain, würden Sie das Kommando übernehmen?"
Branford nickte: "Lieutenant, übernehmen Sie die Steuerung. Jake, Maschinenstation besetzten. Ich brauche Warpgeschwindigkeit, wenn ich uns heraus bringen will. Status der Waffen?"
Der Waffenoffizier erwiderte: "Steuerbord-Disruptor ausgefallen, achterer
Torpedolauncher ebenfalls. Schilde runter auf 30%."
"Kurs auf 125.020, volle Impulskraft. Quantentorpedos auf Ziel Vo´Tak einrasten. Volle Streuung." befahl er.
Die Vo`Tak kam in Feuerreichweite. Ein Signal zeigte an, dass das Leitsystem das Ziel erfasst hatte.
"Feuer!" ordnete Branford an. Die Torpedosalve traf die Vo´Tak am Bug und zwang sie auf einen anderen Kurs zu gehen.
Branford merkte, dass er sie vollends vernichten konnte: "Kurs hart backbord, auf 253.064. Achtere Disruptoren auf 80% einstellen, Ziel aufnehmen!"
Der Waffenoffizier nickte: "Bereit, Sir."
"Feuern Sie eine Salve ab. Jetzt!" befahl Branford.
Die Salve vernichtete die Vo´Tak in einem Feuerball. Die Ventar hatte just in diesem Moment auch ihre Waffen eingesetzt.
"Die Bortas kommt näher. Sie feuern!" schrie Gartak.
Zwei Torpedos schlugen seitlich ein und rissen einen Teil des Flügels aus der Verankerung.
"Wir haben einen Teil des Energienetzes verloren. Noch einen Treffer an diesem Flügel und er verabschiedet sich!" meldete Cassels.
Branford fragte nach: "Sind wir ohne diesen Flügel noch manövrierfähig?"
"Wohl kaum, Captain. Wir müssen abdrehen!" erwiderte er.
Branford nickte: "Ausweichkurs auf 164.090 setzen, volle Impulskraft. Was ist mit der Tarnvorrichtung?"
"Einsatzbereit. Aber wenn wir sie einsetzen, brechen die Schilde zusammen. Erst müssen wir eine entsprechend große Entfernung zwischen uns und die Bortas gebracht haben." erwiderte Gartak.
"Heckdisruptoren ausrichten, Feuerstoß mit 85%. Und los!" ordnete er an.
Die Schüsse trafen die Bortas, als sie ein Ausweichmanöver ausführte. Sie beschädigte Teile des Impulstriebwerkes. Die Ventar feuerte ihre letzten Torpedos auf den Kreuzer und flüchtete der He´kta hinterher.
"Unser Abstand zur Bortas wird größer, Captain. Wir schaffen es!" berichtete Cassels begeistert.
Branford nickte: "Tarnvorrichtung aktivieren, Mister Cassels. Schilde und Waffen abschalten, Reparaturteams auf die Schäden ansetzen."
Gartak stand vom Steuerpult auf und kam auf Branford zu. So leise, dass es die anderen nicht hören konnten, flüsterte er: "Danke, Captain. Ich schulde Ihnen etwas."
Branford sah ihn nur an und wies den Steuermann an: "Kurs auf die klingonische Heimatwelt setzen, Maximum-Warp."
"Captain, wir erreichen die klingonische Heimatwelt." meldete Gartak.
Branford nickte: "Standardorbit einnehmen. Die Tarnvorrichtung bleibt aktiviert, Mister Gartak." Er sah Aleek-Aur an: "Wir sollten Spock und die anderen in der Botschaft treffen."
Der Aurelianer nickte: "Ich habe sie bereits kontaktiert. Sie sind in der Botschaft. Narek wird ebenfalls gleich runter beamen."
"In Ordnung. Jadzia, Jake, Sie kommen mit. Lieutenant Gartak, Sie haben die Brücke." sagte Branford und verließ die Brücke.
Spock saß zusammen mit Unas und Crusher im ehemaligen Büro des Botschafters. Er sah Branford interessiert, als er zur Türe hereinkam. Und noch interessierter blickte er Narek an.
"Captain Narek, ich bin Botschafter Spock von Vulkan. Ich bin erfreut, dass Sie sich zur Kandidatur entschlossen haben." begrüßte er den Klingonen.
Narek nickte ihm zu: "Es ist für mich eine Frage der Ehre, Botschafter. Ein Mann wie Jo´Vil kann nicht der Führer des hohen Rates werden."
Unas berichtete Branford: "Ich habe mit Gi`Tall gesprochen. Er wird Sie, Botschafter Spock, Botschafter Aleek-Aur und Narek empfangen. Morgen um 18.00 Uhr."
"Danke, Commander." erwiderte Branford. Er tippte seinen Kommunikator an, doch es kam kein Kontakt zustande. Auch ein zweiter Versuch scheiterte.
"Was ist denn da los?" fragte er Cassels.
Der Chefingenieur versuchte es bei seinem eigenen Kommunikator, doch es funktionierte ebenfalls nicht. Er schüttelte den Kopf: "Seltsam. Das müssen Interferenzen sein, die den Funkkontakt beeinträchtigen. Aber keine natürlichen Störungen, Sir."
"Was können wir tun?" fragte Unas besorgt.
Cassels schüttelte den Kopf: "Nichts im Augenblick. Wir probieren es morgen wieder. Ansonsten müssen wir vom den Hallen des Rates aus sprechen. Aber das geht wie gesagt erst morgen, Lara."
Branford nickte verbissen: "Dann müssen wir hier bleiben. Mister Crusher, wir wechseln uns mit der Wache ab. Übernehmen Sie die ersten fünf Stunden mit Jake, Lara und Lieutenant Talbot. Ich werde die zweite Wache mit Jadzia, Narek und Fähnrich Steward übernehmen. Solange schlafen wir."
Crusher nickte: "Aye, Sir. Schlafen Sie gut."
Branford fühlte, dass jemand an seiner Schulter rüttelte. Er öffnete die Augen und sah Jadzia.
"Es ist soweit, Chris. Wir sind dran." flüsterte sie sanft.
Branford stand auf und reckte sich.
"Alles klar. Geh du in den Nordflügel. Wir melden uns alle dreißig Minuten." ordnete er an, während er seinen Phaser in das Halfter steckte. Narek sah ihn erwartungsvoll an. Branford sagte zu ihm: "Gehen Sie in den Westflügel des Hauses, Narek."
Branford ging die Treppe hinab in das Foyer, wo Fähnrich Steward wartete. Die junge Frau wartete auf seine Befehle.
"Fähnrich, Sie gehen in den Ostflügel. Wir halten Kontakt." befahl er.
Sie nickte: "Zu Befehl, Sir."
Branford stand im Turmzimmer des Südflügels und ließ seinen Blick über die Hauptstadt gleiten. Die Botschaft lag am Rande der Stadt mit einem herrlichen Ausblick. Es war noch dunkel, aber man merkte deutlich die Lebendigkeit in den Straßen. Branford sah auf die Uhr. Sie zeigte 4.15 Uhr an.
"Branford an Dax." rief er über Interkom seine Freundin.
Die ihm so vertraute Stimme antwortete: "Ja, Chris?"
"Gibt es etwas zu berichten?" fragte er.
Sie verneinte: "Negativ. Hier ist es ruhig, Chris."
"Halte die Augen offen. Und sei vorsichtig. Branford Ende." beendete er die Verbindung.
Um 8.00 Uhr war seine Schicht zu Ende. Er legte sich noch etwas schlafen, denn er fühlte die Müdigkeit in allen Gliedern. In einem Gästezimmer stand ein bequemes Doppelbett, in das er sich in voller Bekleidung fallen ließ.
Seine Träume drehten sich um Jadzia, was ihn nicht weiter verwunderte.
"Captain Branford?"
Branford schreckte beim Klang seines Namens aus den Gedanken: "Ja, Fähnrich?"
Steward blickte ihn an: "Der Botschafter ist soweit. Sie müssen gehen."
"Ja natürlich. Danke." erwiderte er und erhob sich aus dem Bett.
Es war Branford schon mulmig zumute, als er mit Spock, Narek und Crusher durch die Straßen der Hauptstadt ging. Die Einwohner sahen sie teils feindlich, teils verwundert an.
Nach zwanzig Minuten Fußmarsch erreichten sie die Hallen des hohen Rates. Gi´Tall erwartete sie in der großen Hallen. Er musterte Narek ernst und lange: "Sie sind der Sohn von Tovall und der Urenkel Gorkons, der das Reich aus eine seiner schwersten Krisen gerettet hat? Erstaunlich!"
Narek nickte: "Sie haben die Fakten, Gi´Tall. Was sagen Sie?"
"Ich muss zugeben, ihr Antrag überrascht mich. Er kommt in einer sehr heiklen Phase des Nachfolgeritus, aber nichtsdestotrotz sind Sie würdig." erwiderte Gi´Tall nachdenklich.
"Ha! Ein Urenkel eines Mannes, der seit Jahrzehnten tot ist! Und Sie wollen die Nachfolge beanspruchen?" Die höhnische Stimme von Jo´Vil dröhnte durch die Halle. Er stand mit Ferat, einem weiteren Ratsmitglied, provozierend da.
Gi´Tall wies ihn zurecht: "Jo´Vil, halten Sie ihre Meinung zurück! Ich allein werde gestatten, ob Narek teilnimmt oder nicht. Das, was danach kommt, werden wir sehen."
"Ein unbeachteter Kreuzerkommandant will der Führer des Reiches werden? Das ist lächerlich!" brüllte Jo´Vil.
Narek legte seine Hand an den Griff seines Messers: "Wenn Sie meine Ehrhaftigkeit ausprobieren wollen, dann nur zu! Kommen sie!"
"Schluss jetzt! Warten Sie ab, was der Überwacher entscheidet. Vielleicht können Sie ihren Wunsch nach einem Zweikampf bald erfüllen!" schritt Gi`Tall ein.
Er blickte Narek an: "Ich akzeptiere Sie als Kandidat."
"Ich bin empört! Diese Missachtung werde ich nicht hinnehmen!" erwiderte Jo´Vil lautstark und verließ die Halle.
Spock blickte ihm nach. Dann wandte er sich an die Anwesenden: "Ich setze ein Duell an, wobei der Sieger als Kanzler eingesetzt wird. Das ist das vorgeschriebene Ritual für solch einen Fall." Er wandte seinen Blick Branford zu: "Würden Sie Jo´Vil diese Nachricht überbringen? Morgen um 22.00 Uhr wird der Kampf hier stattfinden. Als Waffen werden Battlets eingesetzt."
Branford nickte: "In Ordnung, Botschafter. Jo´Vil wird es erfahren."
"Hallo Jadzia, Jake!" begrüßte er die beiden.
"Ich brauche etwas Begleitung, um jemand zu besuchen. Kommen Sie." erklärte er lächelnd.
Jo´Vils Haus lag inmitten der Stadt. Am Eingang standen zwei Soldaten der klingonischen Armee.
"Halt! Was wollen Sie, Föderationsabschaum?" fragte die eine Wache.
Branford blickte ihn völlig teilnahmslos an: "Wir wollen dem ehrenwerten Jo´Vil eine Nachricht überbringen. Können wir?"
Die Wache schüttelte den Kopf: "Nein, das geht nicht. Um was geht es eigentlich?"
"Um die Nachfolge. Es ist wichtig!" erklärte Jadzia Dax.
Der Klingone nickte grimmig: "In Ordnung. Kommen Sie. Aber nur die Frau!"
Branford wartete ungeduldig. Es war ihm unrecht, dass Jadzia alleine im Haus von Jo´Vil war. Cassels war die Anspannung ebenfalls anzumerken.
Nach zehn Minuten öffnete sich die Tür und Jadzia trat ins Freie.
"Alles klar. Er kommt morgen zu dem Duell. Er war erbost, aber er hat eingewilligt. Seine Ehre geht ihm über alles." berichtete sie.
Branford nickte: "In Ordnung. Jake, haben Sie einen Kontakt zur Exeter herstellen können?"
"Ja, Captain. Ich habe die Leistung aller Kommunikatoren soweit verstärkt, dass wir die Interferenzen überbrücken können." erwiderte er.
Branford tippte seinen Kommunikator an: "Branford an Exeter. Worf, hören Sie mich?"
Die Stimme des Klingonen war deutlich zu hören: "Hier Worf. Captain, gut Sie zu hören. Wir haben seit zwei Tagen Kommunikationsschwierigkeiten und laut der Abmachung mit dem hohen Rat darf auch keine weitere Person runter beamen. Kommen Sie voran?"
"Ja, es geht voran. Narek wurde als Kandidat bestätigt. Es wird morgen zu einem Duell kommen. Heute Nacht beamen wir hoch. Ich melde mich in einer halben Stunde wieder, Commander. Branford Ende." erwiderte Branford und schloss die Verbindung.
Es kam Branford wie eine Erlösung vor, als er in sein Quartier auf der Exeter zurückkehrte. Seit Tagen hatte er in ungeheizten Räumen oder unbequemen Betten geschlafen. Nun war er zu Hause.
Die Tür des Transporterraum öffnete sich und Narek betrat als Letzter den Raum. Branford, Spock, Aleek-Aur und Dax warteten bereits auf ihn.
"Es ist soweit, Narek. Sind Sie bereit?" fragte Spock.
Der Klingone hob demonstrativ sein Battlet-Schwert: "Ich bin bereit."
Sie betraten die Plattform und Lamar aktivierte den Transporter.
Die Fünf materialisierten in der großen Halle. Gi´Tall begrüßte sie: "Willkommen. Bis auf Narek und Spock muss ich Sie bitten, in den Hintergrund zu treten. Sie sind nur als Zuschauer hier."
Branford bedeutete Dax und Aleek-Aur, sich zurückzuhalten. Narek trat in die Mitte der Halle. Spock stellte sich zu Gi`Tall.
"Sehen Sie, Botschafter. Dort ist Jo´Vil." flüsterte Branford.
Aleek-Aur schien überrascht: "Bei ihm steht Pe´Toll, der ehemalige Leibwächter von Gowron. Sehr merkwürdig."
Dax ließ ihren Blick über die klingonischen Zuschauer gleiten. Ihr fiel auf, dass dort viele Anhänger von Jo´Vil dabei waren.
"Jo´Vils Anhänger sind hier in der Übermacht, Chris. Wir haben ein ernstliches Problem." flüsterte sie Branford zu.
Branford deutete auf ein kleines Gerät, dass er am Gürtel trug. Sie erkannte, dass es ein Nottransponder war. Er hatte an beinahe alles gedacht.
"Wir sind hier, um einen neuen Führer für den hohen Rat zu finden. Zwei Kandidaten haben sich gemeldet. Jo´Vil, Sohn des Morkan und Narek, Sohn des Tovall. Die Ehre verlangt es, dass der neue Führer in einem Zweikampf entschieden wird. Tretet vor!" begann Gi´Tall.
Jo´Vil legte seinen Umhang ab und trat vor, das Battlet in seiner Hand. Narek tat es ihm gleich. Sie standen sich Auge in Auge gegenüber.
"Möge der Bessere gewinnen! Kkhap-La!" eröffnete er den Kampf.
Die beiden Kontrahenten gingen aufeinander los. Narek schwang sein Schwert und verfehlte Jo´Vil nur knapp. Der tänzelte zurück und griff an. Sein Hieb streifte leicht Nareks Arm. Obwohl er blutete, zeigte er kein Anzeichen von Schmerz. Eine Kombination von Schlägen brachte Jo´Vil in höchste Not. Er ging schon leicht in die Knie. Narek verpasste ihm einen Hieb, der sein halbes Gesicht aufschlitzte. Mit einem Schmerzensschrei ging er zu Boden und stand nicht mehr auf.
Branford kannte die Regeln. Narek musste Jo´Vil eigentlich töten, so verlangten es die Regeln. Aber der Klingone setzte Jo´Vil nur die Klinge an den Hals und fragte ihn auf klingonisch, ob er aufgeben wollte. Jo´Vil willigte ein. Damit war er als Feigling gebrandmarkt, dies war schlimmer als der Tod.
"Narek, Sie haben sich als ehrhaftig und mutig herausgestellt. Ich ernenne Sie zum Kanzler des hohen Rates. Ihre Feinde wurden vernichtet, Sie stehen nun alleine da. Wünschen Sie die Führung des hohen Rates zu übernehmen?" wandte sich Spock an Narek.
Narek ließ dass Schwert sinken und nickte: "Ich wünsche es."
Gi´Tall hängte Narek den Mantel des Kanzlers um. Nach klingonischem Recht war er nun rechtskräftig der neue Kanzler.
Branford sah sich um. Die Anhänger Jo´Vils waren wütend. Sie kamen weiter in die Mitte des Raumes, allen voran Ferat und Pe´Toll.
"Dieser Vulkanier bestimmt doch nicht etwa die Zukunft des Reiches. Das können und werden wir nicht zulassen. Tötet Narek!" schrie Ferat.
Branford aktivierte den Nottransponder. Dann zog er seinen Phaser und legte auf die vorderste Reihe der Klingonen an. Dax tat es ihm gleich. Die vorderste Reihe der Jo´Vil-Anhänger griff Narek und Spock an. Die Zwei standen sechs oder sieben Gegnern gegenüber. Spock griff sich Jo´Vils Battlet und stach einen Klingonen nieder. Doch zwei weitere stürzten sich auf ihn. Branford feuerte mehrere Schüsse ab und betäubte die zwei. Dann griffen ihn auch zwei Klingonen an und schlugen ihm den Phaser aus der Hand. Mit bloßen Händen musste er sich gegen die bärenstarken Angreifer verteidigen. Einen konnte er zurückschlagen, aber der Zweite verpasste ihm mit dem Messer eine tiefe Wunde an dem rechten Ellbogen. Aleek-Aur hatte sich ein Battlet gegriffen und streckte den Klingonen nieder. Er reichte Branford ebenfalls ein Battlet und sie griffen in den Kampf ein. Dax hatte sich ebenfalls bewaffnet und griff an. Vier oder fünf Klingonen, meist Offiziere der Flotte, stellten sich auf Nareks Seite, aber etwa zwanzig oder fünfundzwanzig Klingonen waren Anhänger von Jo´Vil. Branford wurde immer mehr zurückgedrängt und auch den anderen ging es nicht besser. Dann sah er aus den Augenwinkeln, dass Jadzia niedergestreckt wurde. Ein Klingone wollte nochmals auf sie einschlagen, doch Branford stürzte sich auf ihn und streckte ihn mit mehreren Attacken nieder. Der Gegner war tot. Er kam nicht dazu, seiner Freundin zu helfen, denn zwei weitere Gegner griffen ihn an. Mit größter Mühe gelang es ihm, Jadzia zu decken. Aber er wusste, dass sie nicht mehr lange durchhalten konnten. Sie hatten sechs oder sieben Gegner verletzt oder getötet, aber es waren immer noch etwa fünfzehn Klingonen, die wütend auf sie einstürmten.
Endlich, nach beinahe zehn Minuten, traf Hilfe ein. Es war Lieutenant Crusher, der von etwa zwanzig Sicherheitsoffizieren der Exeter begleitet wurde. Sie griffen ohne Verzögerung in den Kampf ein und drängten die Klingonen zurück. Fünf Minuten später war alles vorbei. Die restlichen Gegner waren in Gewahrsam oder tot.
Crusher kam zu Branford, der Jadzia im Arm hielt. Sie hatte eine Schulterverletzung, die sehr schlimm aussah.
"Danke für ihre Hilfe, Lieutenant. Ohne Sie hätten wir nicht überlebt." dankte er seinem taktischen Offizier. Er sah, dass Doctor Sanders näher kam. Ohne größere Begrüßung kümmerte er sich um Jadzia. Er ließ sie zum Schiff hochbeamen.
"Keine Sorge, Captain. Sie ist nicht schwer verletzt. Und auch Botschafter Aleek-Aur wird bald wieder wohlauf sein." beruhigte er Branford.
Branford sah, dass Worf auf ihn zukam. Der Klingone nickte ihm zu.
"Commander Worf! Was ist mit dem Schiff?" fragte er Branford.
Worf berichtete: "Wir wurden von zwei Kreuzern der Vor´cha-Klasse angegriffen. Die He´kta und die Ventar unterstützten uns und wir konnten sie nach heftigem Kampf in die Flucht schlagen. Die Schäden an der Exeter sind nicht sonderlich schwer. Wir haben die vordere Phaserphalanx verloren, ebenso einen Achterschildgenerator. Ansonsten nicht besonderes. Commander Cassels kümmert sich um die Reparaturen."
Branford reichte Worf die Hand: "Danke für ihre Hilfe, Commander. Sie sind ein hervorragender Offizier. Wir schulden Ihnen viel." Der Klingone schlug verwundert ein: "Danke, Sir."
Branford sah, wie Narek auf einem erhöhten Platz stand. Er hatte eine tiefe Fleischwunde, die sich über den gesamten linken Arm erstreckte.
"Meinen Glückwunsch, Captain. Sie sind ein Kämpfer." nickte Narek anerkennend. Dann sah er sich um und sah die vielen toten Klingonen: "Wieder sind bei einem Nachfolgeritus viele Krieger gestorben. Sie reisen über den Fluss des Blutes und treten nun in das Stovochor ein. Sie sind am Ende der Reise. Und wir am Anfang."
Branford nickte: "Aber es ist zumindest ein Anfang, Narek. Kann ich Sie um etwas bitten?"
"Sicher. Was wünschen Sie?" fragte Narek.
Er deutete auf Worf: "Geben Sie bitte Worf seine Familienehre zurück. Er hat es verdient."
Narek nickte: "Sie haben recht."
"Sind Sie Worf?" fragte er ernst.
Der Klingone nickte: "Ja, Kanzler. Sie haben meine größte Achtung."
"Ich gebe Ihnen ihre Familienehre zurück, das, was Ihnen unrechtmäßig genommen wurde. Sie sind Worf, Sohn des Mogh." erwiderte Narek feierlich.
Worf kniete nieder: "Ich danke Ihnen."
Gi´Tall kam näher und sprach Narek an: "Ich gelobe Ihnen Treue und Unterstützung, Narek. Sie sind unser neuer Führer."
Die Admiräle der Flotte schwörten Narek ebenfalls Treue.
"Wieso so nachdenklich, Captain?" fragte Crusher. Der Lieutenant steckte seinen Phaser ein und lächelte unbeschwert.
Branford sah ihn an: "Ich hoffe, dies ist der Anfang zu einer neuen Ära des Friedens mit dem klingonischen Reich. Narek ist ein guter Herrscher. Er besitzt Ausstrahlung, ist fair und weitsichtig. Und wir haben schon einen, der von seiner Herrschaft profitiert." Er deutete auf Worf, der sich mit einigen Klingonen unterhielt.
Crusher nickte: "Ja. Der Commander ist wirklich ein echter Krieger. Ich konnte miterleben, wie er die Exeter durch diese Kampfsituation geführt hat. Bemerkenswert."
"Er wird eines Tages ein sehr guter Captain werden. Mit Sicherheit." bemerkte Branford. Er tippte seinen Kommunikator an: "Branford an Exeter. Beamen Sie mich hoch, Andrew."
Lara Unas erhob sich aus dem Kommandosessel, als Branford die Brücke betrat.
„Ist alles in Ordnung, Captain?“ fragte sie ihn direkt.
Branford nickte sichtlich erleichtert: “Ja, Commander. Narek wird mit seinem Schiff nach Khitomer zurückfliegen und die Verhandlungen fortführen. Wir werden voraus fliegen. Die He´kta wird uns begleiten.“
„Eine gute Nachricht, Sir.“ erwiderte sie und sah Fähnrich Mentar an, der am Steuerpult saß: “Fähnrich, Kurs auf Khitomer setzen, Geschwindigkeit Warp 3.“
Der Benzite nickte: “Eingegeben, Commander.“
„Beschleunigen.“ ordnete Branford an.
Unas berichtete Branford: “Captain, da hätten wir noch etwas. Lieutenant Austin hat einen Posten auf der U.S.S. Cairo angeboten bekommen. Als Chefingenieur.“
Der Captain ließ sich seine Überraschung nicht anmerken: “In Ordnung, Nummer 1. Sie haben die Brücke.“
Der Türsummer ertönte und Branford bat einzutreten. Sein Chefingenieur Jake Cassels war pünktlich. Er wollte mit ihm über die Nachfolge Austins sprechen, der sein Stellvertreter war.
„Jake, nehmen Sie Platz.“ bot Branford an.
Cassels sah ihn erwartungsvoll an: “Sie wollten mit mir über die Nachfolge von Austin reden, Captain?“
„So ist es. Haben Sie sich die verfügbaren Leute angesehen?“ erwiderte Branford.
Ein missmutiges Nicken war die Antwort: “Ja. Und bis auf einen Bewerber sind das nicht die Leute, die ich brauchen kann.“
„Welche Ausnahme, Jake?“ fragte Branford.
Er gab zur Antwort: “Lieutenant Michael Potter von der U.S.S. Gettysburg. Er hat zehn Jahre Diensterfahrung und war auf zwei verschiedenen Schiffen. Sein Führungszeugnis ist ausgezeichnet.“
„Das Problem ist, dass wir ihn nicht von der Gettysburg losbekommen werden. Sein Kommandant, Captain Landsberg, ist mir nicht unbedingt freundlich gesonnen. Ich habe ihm vor acht Jahren den Posten als XO auf der Melbourne weggeschnappt. Er ist heute noch sauer auf mich.“ merkte Branford lachend an.
Cassels sah ihn böse an: “Der einzige geeignete Kandidat und sein Captain ist nicht gut auf Sie zu sprechen! Was nun?“
Branford wollte gerade etwas erwidern, da ertönte der Türsummer erneut. Er schaute verwundert zur Tür und sagte: “Herein bitte.“
Lieutenant Wesley Crusher betrat den Bereitschaftsraum. Der junge Offizier, der sonst so selbstbewusst wirkte, war sehr unsicher. Auf Branfords Bitte hin nahm er sich einen Stuhl.
„Lieutenant, um was geht es?“ fragte Branford direkt.
Crusher erwiderte nervös: “Captain, ich habe gehört, dass Lieutenant Austins Posten frei wird. Ich wollte Ihnen eine Empfehlung geben, wenn Sie gestatten.“
„Sie haben einen Vorschlag, Wesley? Welchen?“ fragte Cassels interessiert.
Er hielt ihm ein Datenpad hin: “Lieutenant Robin Lefler, stationiert auf Sternenbasis 125. Sie hat mit mir auf der Enterprise gearbeitet. Sie wäre die geeignete Kandidatin.“
Branford sah sich die Daten an und schüttelte leicht den Kopf: “Ihre Meinung in Ehren, Wesley. Aber diese junge Dame ist auf Sternenbasis 125 abgeschoben worden, weil Sie auf der Enterprise nicht mehr ihre Leistung gebracht hat. Weswegen auch immer. Denn ich sehe hier auch, dass Sie während ihrer Akademiezeit und der Anfangszeit auf der Enterprise immer hervorragende Leistungen gebracht hat.“
Cassels war da schon angetaner: “Sie hat als Spezialgebiet den Warpantrieb. Das käme mir sehr gelegen. Mein bisheriger Assistent hatte auch dieses Gebiet.“
Crusher warf noch ein: “Sie hatte enorme persönliche Probleme, Sir. Aber Sie hat eine weitere Chance verdient.“ Er sah Branfords Skepsis und fügte hinzu: “Wenn Sie weitere Informationen wollen, dann reden Sie doch mit Lieutenant Commander Geordi LaForge, dem Chefingenieur der Enterprise. Er kennt Robin und weiß über sie Bescheid.“
Branford sah ihn an: “Sie kennen Sie anscheinend auch näher, Wesley. Oder?“
„Sie war meine Freundin, Captain. Aber darum geht es nicht. Sie ist eine Spezialistin, die wegen persönlicher Probleme auch in ihrem Job Schwierigkeiten hatte. Ihre Eltern starben bei einem Shuttleunfall, als sie sie auf der Enterprise besuchen wollten. Das war 2369. Nach diesem Unfall war sie verändert. Ihre Leistungen wurden permanent schlechter und als die Enterprise zerstört wurde, wurde sie auf die Sternenbasis versetzt. Aber beim Reparieren von Servoverbindungen kann sich eine Ingenieurin nicht weiterbilden.“
Branford nickte: “Ihr Einsatz für Miss Lefler finde ich bewundernswert. Ich ziehe sie in Erwägung. Sie beide können auf ihre Stationen zurückkehren. Ich werde Ihnen Bescheid geben.“
„Computer, eine Hyperraumverbindung zur U.S.S. Enterprise herstellen.“ ordnete Branford an.
Der Computer fragte: “Nennen Sie den Namen, Rang und die Position der Person, mit der Sie sprechen wollen.“
Er erwiderte: “Name LaForge, Geordi. Rang Lieutenant Commander. Position Chefingenieur.“
Der Bildschirm zeigte das Symbol der Föderation, dann erschien LaForge auf dem Schirm.
„Lieutenant Commander Geordi LaForge. Was kann ich für Sie tun, Captain?“ fragte er.
Branford erwiderte: “Ich grüße Sie, Commander. Mein Name ist Captain Christopher Branford von der Exeter. Ich wollte Sie nach Robin Lefler befragen.“
LaForge stutzte: “Robin Lefler? Weswegen, Captain?“
„Weil sie für eine Versetzung auf mein Schiff infrage kommt. Ich las ihre Bewertungen und wollte sie eigentlich schon weglegen. Aber mein taktischer Offizier hat sie mir empfohlen. Sie kennen ihn übrigens gut. Wesley Crusher.“
Er lachte: “Ah, Wesley! Ja, es verwundert mich kaum, dass er für sie Partei ergreift.“ LaForge wurde wieder ernst: “Aber mal im Ernst: Robin halte ich nach wie vor für eine hervorragende Ingenieurin. Sie muss nur ihre persönliche Probleme überbrücken.“
„Meine Sie, dass sie das bereits geschafft hat?“ fragte Branford.
LaForge erwiderte: “Zum Teil schon. Ich wollte sie auf die Enterprise holen, aber unser Stab war bereits besetzt. Aber wenn sie bei Ihnen einen Posten bekommen könnte, dann wäre das für sie sehr förderlich.“
Der Captain nickte: “Das glaube ich. Aber für mich steht an erster Stelle, was für das Schiff förderlich ist.“
„Das ist auch gut so, Captain. Aber sehen Sie: Robin ist erst 25 und hat ihr Leben noch vor sich. Meinen Sie nicht auch, dass sie nicht den Rest ihrer Karriere auf Sternenbasen in Reparaturtrupps verbringen sollte?“ gab LaForge zu bedenken.
„In Ordnung, Commander. Ich danke Ihnen für ihre Auskunft. Auf Wiedersehen.“ schloss Branford die Verbindung.
Er nahm sich das Datenpad nochmals vor und rief dann seinen Einsatzleiter:
“Mister Jacobs, nehmen Sie Kontakt mit Lieutenant Lefler auf Sternenbasis 125 auf. Sie soll sich zur Versetzung bei uns an Bord melden. Umgehend.“
Jadzia Dax blickte aus dem Kabinenfenster von Branfords Quartier. Die He´kta flog an ihrer Seite. Sie hörte, wie sich die Tür öffnete und jemand den Raum betrat. Plötzlich legten sich zwei Arme um sie und ein Körper drückte sich sanft an ihren.
„Ich habe gehört, dass Du gehen musst. Benjamin verlangt nach deiner und Worfs Anwesenheit.“ sagte er traurig.
Sie nickte: “Ja. Die Defiant stellt Nachforschungen im Gamma-Quadranten an und man braucht meine Expertise und Worf, weil er die Defiant kommandieren soll.“ Sie drehte sich herum und küsste Branford zärtlich. Ihre Augen musterten ihn eingehend: “Es war schön, die Zeit hier an Bord. Aber wir sehen uns bald wieder. Wie ich hörte, bekommt ihr einen Auftrag, der die Exeter in die Nähe von Bajor führt. Wenn es Dir möglich ist, dann nimm ein Shuttle und besuch mich. Jederzeit.“
„Das werde ich tun. Ich schwöre es.“ erwiderte er mit geschlossenen Augen.
„Captain, ich orte ein Schiff, das sich uns auf Rendezvouskurs nähert.“ meldete Jacobs.
Branford fragte nach: “Können Sie es identifizieren, Lieutenant?“
„Aye, Sir. Es ist die U.S.S. Fearless. Sie teilen uns mit, dass sie Lieutenant Robin Lefler an Bord haben und Commander Dax und Commander Worf nach Deep-Space-Nine bringen sollen. Sie bitten uns, auf Warp 2 zu verlangsamen. Dann können wir den Transport vornehmen.“ erwiderte Jacobs.
Branford nickte Mentar zu: “Auf Warp 2 runtergehen, Fähnrich. Parallelen Kurs zur Fearless setzen.“ Er schaltete Interkom ein: “Commander Dax, Commander Worf, melden Sie sich im Transporterraum 2.“
Er stand auf: “Mister Jacobs, Sie haben die Brücke.“
Jadzia Dax stand neben Worf im Transporterraum. Branford trat durch die Tür.
„Ich wollte Dich nur verabschieden. Sie natürlich auch, Commander.“ sagte er.
Jadzia fiel in seine Arme und küsste ihn: “Melde Dich, Chris. Ich werde Dich vermissen.“
Worf reichte Branford die Hand: “Auf Wiedersehen, Sir.“
Die Zwei betraten die Transporterplattform. Lamar hatte die Koordinaten bereits eingegeben. Branford nickte ihm zu: “Energie, Chief.“
Dax und Worf entmaterialisierten. Im Gegenzug erschien eine andere Person auf der Transporterplattform. Es war eine blonde, junge Frau, die die gelbe Uniform der Technik und die Rangabzeichen eines Lieutenant junior grade trug.
„Lieutenant Robin Lefler meldet sich an Bord, Captain.“ stellte sie sich vor.
Branford reichte ihr freundlich die Hand: “Willkommen an Bord, Lieutenant. Wie war ihr Flug?“
„Zu lange, Captain. Ich konnte es kaum erwarten, meinen Dienst auf der Exeter anzutreten. Ich freue mich sehr, dass Sie mir diese Chance geben.“ lächelte sie.
Branford nickte: “Sie sind nun hier, Lieutenant. Tun Sie ihre Arbeit, dann kommen wir schon miteinander klar. Ich lasse ihr Gepäck ins Quartier bringen. Erstmal sehen wir uns den Maschinenraum an. Commander Cassels, unser Chefingenieur, wartet bereits. Kommen Sie.“
Die Maschinencrew sah gespannt hin, als Branford mit Lefler den Maschinenraum betrat. Cassels kam auf sie zu.
„Ich bin Jake Cassels, der Chefingenieur. Willkommen bei uns.“ begrüßte er Lefler herzlich. Die restlichen vier Techniker taten es ihm gleich.
Von soviel Herzlichkeit war sie gerührt. Sie erwiderte: “Danke, Commander. Ich bin wirklich froh, hier zu sein.“
Cassels wehrte ab: “Sie können mich Jake nennen.“ Er grinste: “Ich glaube, jemand würde Sie gerne sehen.“ Er tippte seinen Kommunikator an: “Lieutenant Crusher, hier spricht Jake Cassels. Melden Sie sich umgehend im Maschinenraum. Ende.“
Die Stimme von Crusher klang erstaunt, denn Cassels gab normalerweise keine Befehle in diesem Ton: “Zu Befehl, Sir.“
Die doppelflügelige Tür des Maschinenraums glitt auf und Crusher betrat den Raum. Er sah Lefler und in diesem Moment waren alle anderen unwesentlich. Sie fiel ihm in die Arme und gab ihm einen Kuss.
„Schön Dich wieder zu sehen, Wes. Es ist lange her.“ flüsterte sie.
Er nickte: “Zu lange. Es ist auch für mich sehr schön.“
Cassels tippte Crusher auf die Schulter: “Ich glaube, Sie zeigen dem Lieutenant besser ihr Quartier.“
„Aye Aye, Sir.“ nickte er lachend.
Die Zwei verließen Hand in Hand den Maschinenraum.
„Ich habe ein gutes Gefühl bei Robin, Captain. Sie wird ihren Weg machen.“ bemerkte Cassels mit fester Stimme.
Branford sah ihn an: “Es liegt doch wohl nicht daran, dass Lieutenant Lefler sehr attraktiv ist?“
„Captain, ich habe auch noch eine fachliche Meinung. Und außerdem: Sie ist wohl
vergeben, oder?“ erwiderte Cassels.
„Herein bitte.“ bat Branford, als der Türsummer ertönte.
Narek betrat das Quartier. Der Klingone trug die Kleidung des Führers des hohen Rates, eine lange, schwarze Robe.
„Ich wollte nur noch mal mit Ihnen reden, bevor ich auf den Planeten beame.“ begann er.
Branford deutete auf eine Sitzgruppe: “Bitte, nehmen Sie Platz.“
„Haben Sie sich schon eine Strategie für die Verhandlungen zurechtgelegt?“
Narek wusste offenbar nicht, ob er zustimmen oder verneinen sollte. Er zögerte kurz und erwidert: “Es geht nur um die Ehre, Captain. Wenn uns diese Sache zuerkannt wird, dann ist vieles andere unwesentlich.“
Branford war irritiert. Wollte Narek Punkte wie militärische oder wirtschaftliche Gründe außer Acht lassen?
„Sie verstehen das nicht, oder?“ fragte Narek, als er Branfords Reaktion sah.
Branford nickte: “Das ist richtig. Würden Sie ihre Gründe erklären?“
„Wir leben für die Ehre. Wenn wir Ehre besitzen, dann sind wir auch bereit, dafür auf andere Dinge zu verzichten.“ erklärte er sachlich. Dann fletschte er die Zähne und fügte hinzu: “Ehre ist ein Begriff, der im Reich viel zu lange vernachlässigt wurde. Ich muss das ändern.“
Branford war zuversichtlich: “Sie werden das sicherlich schaffen, Kanzler. Ihre Ausstrahlung, ihr Mut spricht für Sie.“
Nareks Kommunikator piepte. Die Stimme eines Klingonen war zu hören und Narek erwiderte etwas. Dann erhob er sich: “Ich muss gehen, Captain. Das Reich steht in ihrer Schuld, weil Sie es gerettet haben. Falls Sie jemals einen Gefallen von mir erbitten, so werde ich ihn erfüllen. Das schwöre ich.“
Branford verabschiedete sich: “Leben Sie wohl, Kanzler. Und viel Glück.“
„Auf Wiedersehen, Captain. Denn es ist sicher, dass wir uns wieder sehen.“ erwiderte Narek und verließ den Raum.
Branford blickte ihm nach: “Batl-da-KOW-loo-takh, Kanzler. Man wird sich an Sie in ehrenvoller Weise erinnern.“
E N D E
im Gedenken an
Gene Roddenberry
DeForest Kelley
von Tobias J. Ruppert, 20.01.1997
Alle Rechte an Elementen, die aus ST-TOS, ST-TNG, ST-DS9 oder ST-Voyager stammen, liegen ausschließlich bei Paramount Pictures.
Alle Rechte an Elementen, die von mir selber erfunden wurden, liegen bei mir.
Tobias J. Ruppert, 20. Januar 1997
E-MAIL: tj@tj-ruppert.de
Tag der Veröffentlichung: 01.07.2010
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