Vorgeschichte:
Seit den Ereignissen in "Begegnung mit der Vergangenheit" sind sieben Monate vergangen. Die Crew der Exeter hat einige Kartographierungsmissionen vorgenommen und eine vier Monate dauernde Erforschung der Grenzregionen durchgeführt. Diese ist eben zu Ende gegangen und das Schiff befindet sich auf dem Flug zu Deep-Space-Nine, um der Crew einen Landurlaub zu ermöglichen.
"Flugzeit nach Deep-Space-Nine, Fähnrich?"
Captain Branford lehnte sich angespannt in seinem Sessel zurück. Die zurückliegenden vier Monate waren voller Entbehrungen gewesen. Eine anstrengende Erforschung von Systemen, in denen noch kein Schiff der Sternenflotte gewesen war. Seine Crew hatte 57 Sternensysteme kartographiert und einige neue Klasse-M-Planeten entdeckt.
Fähnrich Jenny Waringthon antwortete gutgelaunt: "27 Minuten, Captain. Freuen Sie sich auch schon auf den Landurlaub?"
Branford seufzte: "Und wie! Ich kann an nichts anderes denken. Eigentlich sollte ein Captain nur seine Arbeit im Kopf haben, aber es ist wirklich wahr. Diese Crew hat sich den Urlaub redlich verdient."
Counselor Sandra Galen, die links neben ihm saß, sah ihn lächelnd an.
Branford bemerkte den Blick: "Was ist mit Ihnen, Counselor?"
"Nichts. Ich freue mich nur, dass ich endlich mal einen Captain kennen lerne, der nicht anders als seine Mannschaft empfindet. Ich meine in Bezug auf den Urlaub."
Samuel Jacobs, der Einsatzoffizier, bemerkte: "Nun, Sandra, der Captain kann seine Erschöpfung nach dieser Mission eben nicht verbergen."
Branford nickte: "Richtig, Lieutenant. Aber es geht jedem an Bord so. Ohne Ausnahme."
Jacobs grinste: "Nun, eine Ausnahme gibt es. Oder, Mister Delany?"
Der Wissenschaftsoffizier war in seine Arbeit vertieft und schreckte beim Klang seines Namens auf: "Was ist mit mir, Samuel?"
"Ich meine, wenn es nach Ihnen gegangen wäre, hätte diese Mission nie aufgehört. Oder?"
Delany schaute ihn böse an: "Nicht ganz korrekt. Ich bin ebenfalls erschöpft, aber in gewisser Weise haben Sie Recht. Diese Mission war sehr beeindruckend, und ich konnte viele neue Erfahrungen sammeln. Aber auch ich freue mich auf den Landurlaub."
Die Lifttür öffnete sich und Lieutenant Commander Ian Fogarty betrat die Brücke. Er ging zum Captain.
"Guten Morgen, Sir. Ich wollte mit Ihnen wegen der Änderungen im Personal sprechen. Haben Sie einen Augenblick Zeit?"
Branford erhob sich: "Im Bereitschaftsraum, Nummer 1."
Fogarty nahm im Bereitschaftsraum Platz und begann seine Ausführungen.
"Sir, Lieutenant Baldwell wird uns verlassen. Ihm wurde ein Posten auf der Ajax angeboten. Als erster taktischer Offizier, und mit einer Beförderung versehen."
"Schade. Baldwell war ein guter Mann, aber bei so einem Angebot kann man ihn verstehen. Wer ist als Ersatz eingeplant?" erwiderte Branford.
Fogarty legte ihm ein Datenpad hin: "Hier, dieser Mann. Lieutenant Stanley Randolph. Lesen Sie mal seine Akte."
Branford nahm das Datenpad und sah sich die Akte an:
================================================================Personalverzeichnis der Vereinten Föderation der Planeten
Name: Stanley Randolph
Rang: Lieutenant junior grade
Alter: 22 Jahre
Status: aktiv, in Wartestellung zur Versetzung auf Deep-Space-Nine
Karriere: 2366-2370: Sternenflotteakademie,
Abschluss in taktischer Analyse und Strategie
2370-2372: Adjutant des Sternenflotten-Beraters
Lieutenant Commander Morgan Farnsburgh auf Betazed
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Branford sah auf. Fogarty war gespannt: "Nun, Sir? Was sagen Sie? Ein interessanter Offizier. Er ist erst 22 Jahre und schon Lieutenant."
Branford schaute skeptisch: "Nun, das mag richtig sein. Aber sonderlich viel bewegt hat er noch nicht. Die meisten jungen Absolventen der Akademie bemühen sich, ein Raumkommando zu bekommen. Er hat einen ziemlich leichten Weg genommen. Adjutant von Commander Farnsburgh, dazu noch auf Betazed. Das ist ein ziemlich lockeres Leben. Aber ich werde kein vorschnelles Urteil fällen."
Er zögerte kurz, dann fragte: "Wie machen wir das mit Mister Crusher? Da die beiden rangmäßig gleichgestellt sind, wird es vielleicht Probleme geben. Ich will kein Kompetenzgerangel haben. Crusher ist mein erster taktischer Offizier. Und so bleibt es."
Fogarty lächelte: "Nun, das ist kein Problem. Hier, das kam heute vom Sternenflottenkommando. Die Beförderung von Mister Crusher zum Lieutenant senior grade."
Branford nickte: "Er hat es verdient. Sagen wir es ihm gleich." Er tippte seinen Kommunikator an: "Lieutenant Crusher, melden Sie sich im Bereitschaftsraum."
Es dauerte keine zwei Minuten, da war Crusher da.
Branford stand auf: "Mister Crusher, hiermit befördere ich Sie zum Lieutenant senior grade. Meine Glückwunsch." Er reichte ihm die Hand.
Fogarty hatte das zweite goldene Abzeichen in der Hand. Er entfernte das leere und befestigte stattdessen das volle: "Auch von mir die besten Glückwünsche."
Crusher strahlte über und über: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Vielen Dank."
"Sie haben es sich verdient. Gehen Sie auf ihre Station zurück“, erwiderte Branford.
Als Crusher draußen war, fuhr Fogarty fort: "Nun, hier haben wir den letzten Neuzugang. Eine Praktikantin der Sternenflotte. Sie wurde nach einem umfangreichen Test ausgewählt. Ihr Name ist Valerie Gansburry, sie ist 17 Jahre alt und stammt von der Erde. Ihre Eltern sind beide Sternenflottenoffiziere. Ihr Vater dient als Chefingenieur auf der U.S.S. Galaxy, ihre Mutter ist wissenschaftliche Spezialistin auf der U.S.S. Miranda. Aber das Mädchen hat das allein geschafft. Sie wollte unbedingt auf ein anderes Schiff. Sie befindet sich auf der Galaxy, aber sie wollte sich selber beweisen."
"Interessant, Nummer 1. Wann kommt sie an Bord?" erwiderte Branford.
Fogarty sah auf die Uhr: "In zehn Minuten, Sir. Die Galaxy befindet sich auf Rendezvous-Kurs zu uns."
Branford nickte: "Schnelle Entscheidungen gefallen mir. Also dann los, Commander. Noch was: Wo wollen Sie die junge Dame einsetzen?"
"Nun, ich habe bereits mit Commander Cassels darüber geredet. Er wäre bereit, sie die vier Wochen, die sie an Bord ist, unter seine Fittiche zu nehmen. Und Lieutenant Delany ist auch bereit, ihr zu helfen. Oder sich helfen zu lassen, den unser Wissenschaftsoffizier steckt mitten in den Analysen über unsere Mission. Aber im Maschinenraum wird sie die meiste Zeit sein."
Branford stand auf: "Gut. Kommen Sie, wir haben eine Menge zu tun."
Auf der Brücke empfing ihn Jacobs gleich mit einer Meldung: "Sir, ich orte ein Schiff. Laut Registrierung die U.S.S. Galaxy. Sie fliegt mit Impulskraft."
Branford nahm im Kommandosessel Platz: "Unter Warp gehen, Fähnrich. Gehen Sie auf Parallelkurs zu der Galaxy."
Crusher meldete: "Captain, wir werden von der Galaxy gegrüßt."
Branford nickte: "Auf den Schirm, Lieutenant."
Auf dem Hauptbildschirm erschien ein älterer Mann mit den Rangabzeichen eines Captains.
"Ich grüße Sie. Ich bin Captain Carl Stewart. Sie müssen Captain Branford sein."
Branford erhob sich: "So ist es, Captain. Sie haben einen Passagier für uns?"
Stewart nickte: "Richtig. Miss Gansburry ist bereit, zu Ihnen hinüber zu beamen. Und Captain: Sie bekommen eine junge Dame, die bei uns schon zum Stammpersonal des Maschinenraums gehört. Ich hätte sie gerne wieder!"
Branford lachte: "Wenn sie so gut ist, Captain, dann ist ihre Befürchtung richtig. Ich danke Ihnen und wünsche guten Flug. Branford Ende."
Der Schirm erlosch.
"Commander Fogarty, Sie haben die Brücke. Teilen Sie Mister Cassels mit, dass ich ihn in Transporterraum zwei treffe."
Branford verließ die Brücke und ging Richtung Transporterraum. Dort war Chief Andrew Lamar anwesend, der Transporterchef der Exeter.
"Guten Morgen, Andrew. Alles bereit?" fragte Branford.
Lamar nickte: "Alles klar, Sir."
Die Tür öffnete und Lieutenant Commander Cassels, der Chefingenieur, stürmte herein.
"Entschuldigen Sie die Verspätung, Captain. Ich musste noch kurz..."
Branford unterbrach ihn: "...eine Pokerpartie mit ihrer Maschinencrew zu Ende spielen. Und, gewonnen?"
Cassels lachte und sagte nichts.
"Jake, irgendwann haben wir einen Warpkernbruch und Sie merken nichts. Chief, Energie."
Auf der Plattform materialisierte die junge Frau. Sie war, gelinde gesagt atemberaubend. Ihre schulterlangen braunen Haare, ihr Gesicht, ihre Figur, alles war irgendwie perfekt.
Branford ging zu ihr hin und reichte ihr die Hand: "Guten Tag, Miss Gansburry. Ich bin Captain Christopher Branford, das ist Lieutenant Commander Jake Cassels, unser Chefingenieur. Willkommen an Bord der Exeter."
Cassels reichte ihr ebenfalls die Hand: "Ich kann mich meinem Captain nur anschließen. Freut mich sehr, Miss Gansburry."
Die junge Dame war etwas verlegen: "Ich danke Ihnen. Aber bitte, nennen Sie mich Valerie. Oder Val, das ist mein Spitzname. Mit 17 braucht man mich noch nicht mit Miss anreden."
"Wenn Sie es so wollen, gerne. Sie werden im Maschinenraum mit Mister Cassels arbeiten. Zusätzlich werden Sie sich bei unserem Wissenschaftsoffizier aufhalten, Lieutenant Delany. Ich hoffe, Sie werden sich bei uns wohl fühlen. Jake, zeigen Sie ihr bitte das Quartier. Später können Sie einen Rundgang ansetzen."
Cassels nickte: "Mit Vergnügen, Captain. Würden Sie mir bitte folgen?"
Die Zwei verließen den Raum.
"Andrew, ich hoffe, unser Jake kann sich in Miss Gansburrys Fall zurückhalten."
Lamar grinste: "Ich könnte es nicht, wenn ich nicht verheiratet wäre, Sir."
Branford bemerkte ironisch: "Ich werde noch die Pflicht einführen, dass jeder Stabsoffizier verheiratet sein muss. Bis dann, Andrew."
Eine Viertelstunde später kam Deep-Space-Nine in Sicht. Branford war auf der Brücke.
"Lieutenant Jacobs, rufen Sie Deep-Space-Nine“, befahl er.
Auf dem Schirm erschien ein Klingone, der eine Sternenflottenuniform trug.
Branford erhob sich: "Ich grüße Sie, Commander Worf."
Der Klingone war überrascht: "Kennen wir uns, Captain?"
Branford schüttelte den Kopf: "Nein, entschuldigen Sie. Ich bin Captain Branford. Ich bin ein guter Freund von Captain Riker, er hat mir viel von Ihnen erzählt."
Worf verzog keine Miene: "Captain Riker. Ah ja. Sir, Sie haben Erlaubnis, an Pylon zwei anzulegen. Willkommen auf Deep-Space-Nine."
Der Schirm erlosch.
"Nun, Mister Worf ist keine gesprächige Natur“, bemerkte Sandra Galen.
Branford sah sie an: "Will hat mir das erzählt. So ist er nun mal."
Er setzte sich wieder: "Fähnrich, bringen Sie die Exeter in Anlegeposition. Nur Manöverdüsen."
Waringthon steuerte das Schiff geschickt an den Dockmast heran. Als sie sich direkt unter ihm befand, schaltete sie auf Gegenschub.
"Alles bereit zu Andocken, Sir“, meldete sie pflichtbewusst.
Branford deutete auf den Schirm: "Machen Sie weiter, Fähnrich. Sie kennen die Befehle."
Waringthon fragte nach: "Ich soll das Dockmanöver abschließen, Sir?"
"Wo wir doch schon soweit sind, natürlich, „ erwiderte Branford.
Waringthon nickte: "Haltepunkte ausfahren, Systeme auf äußeren Versorgungsmodus umstellen. Die Trägheitsdämpfer bleiben auf Normalbetrieb. Lieutenant Jacobs, treffen Sie Vorbereitungen für Deuterium-Übernahme. Nehmen Sie einen Druckausgleich im Andockring vor. Das wäre alles."
Jacobs grinste und erwiderte: "Jawohl, Madam."
Waringthon blickte Branford an.
"Warten Sie auf etwas, Miss Waringthon?" fragte er süffisant.
Sie schüttelte den Kopf: "Nein, Sir."
"Gut, dann können Sie sich ablösen lassen." Er wollte sich wieder dem Datenpad zuwenden, da fügte er hinzu: "Das war gute Arbeit."
Sie strahlte und verließ ihren Posten.
"Nummer 1, Sie machen mit dem Personalwesen weiter. Ist für Mister Randolph schon ein Quartier besorgt worden?"
Fogarty nickte: "Ja. Er wird morgen an Bord kommen. Sind Sie auf der Station?"
Branford nickte: "So ist es. Heißen Sie den Lieutenant in meinem Namen willkommen. Wo ist eigentlich Lieutenant Baldwell?"
Die Frage hatte sich im gleichen Moment erledigt, denn Baldwell betrat die Brücke.
"Ich wollte mich von Ihnen allen verabschieden. Es war eine schöne Zeit hier."
Branford trat zu ihm hin: "Ich wünsche Ihnen alles Gute. Der Posten auf der Ajax ist mit Ihnen gut besetzt."
Baldwell nickte: "Danke, Captain. Ich werde die Exeter und ihre Crew nicht vergessen."
Die restlichen Brückenoffiziere verabschiedeten sich von dem zweiten taktischen Offizier. Dann verließ er die Brücke wieder.
"Nummer 1, Sie übernehmen das Kommando. Ich bin auf Deep-Space-Nine, wenn ich gebraucht werde. Bis bald."
Branford verließ die Brücke Richtung der Luftschleuse. Er war schon öfters in der Station, aber es war irgendwie anders. Die Probleme, die die Föderation mit dem Dominion-Imperium hatte, drückten den Handel auf der Station. Das Dominion, der Zusammenschluss der Formwandler, war eine Bedrohung, die es ernst zu nehmen galt. Und die Probleme, die durch den Zusammenbruch der cardassianischen Regierung entstanden, waren unbestreitbar. Branford ging durch die Korridore zum Lift, der auf die OPS führte, das Nervenzentrum der Station. Er betrat ihn, nannte seine Zugangsberechtigung und fuhr hinauf. Auf der OPS wollte er seinen alten Freund, Captain Benjamin Sisko, finden.
Es waren wenige Leute anwesend. Sisko stand zusammen mit einer bajoranischen Vertreterin und einer Frau in einer blauen Sternenflottenuniform an einem Kontrollpult. Branford trat heran.
"Captain Branford meldet sich an Bord, Sir."
Sisko drehte sich herum und sah ihn an: "Schön, dass Du da bist. Wenn auch zehn Minuten zu früh. Hast Du dein Schiff wieder bis an das Limit geflogen?"
Branford schüttelte den Kopf: "Keinesfalls. Ich freue mich Dich zu sehen, alter Freund."
Sie umarmten sich. Dann stellte Sisko die Zwei anderen vor: "Chris, das ist mein erster Offizier, Major Kira Nerris. Und das wäre mein Wissenschaftsoffizier, Lieutenant Commander Jadzia Dax."
Kira Nerris war eine sehr selbstbewusst wirkende Frau, die Branford sofort sympathisch war. Jadzia Dax war ein Trill, eine symbiotische Spezies, die Branford auf gewisse Weise unheimlich war. Dennoch begrüßte er sie freundlich und stellte fest, dass Dax eine völlig natürliche junge Frau war.
"Gehen wir essen, Chris?" fragte Sisko.
Branford nickte und folgte seinem Freund zu einer Bar, dem "Quarks". Sie wurde von einem Ferengi geleitet, der sich sofort um sie kümmerte.
"Was darf ich Ihnen bringen, meine Herren?" fragte er.
Sisko erwiderte: "Einmal andorranisches Ira´Tak. Und ein Bier."
"Für mich bitte klingonisches G´ach und einen caitianischen Bourbone, „ fügte Branford hinzu.
"Du isst G´ach?" fragte Sisko überrascht.
Branford nickte grinsend: "Sicher. Eine echte Delikatesse, wenn ich bemerken darf."
Das Essen wurde serviert und die beiden fingen an. Sie hatten sich jede Menge zu erzählen über Abenteuer, die sie erlebt haben.
Anschließend unternahmen sie einen Spaziergang über das Promenadendeck.
"Sag mal, wo treibt sich Jake eigentlich herum?" fragte Branford.
Sisko schaute nachdenklich drein: "Nun, er ist auf Bajor und besucht die Akademie der Wissenschaften. Er kommt gut voran."
"Wollen wir ihm keinen Besuch abstatten?" fragte Branford.
Sisko schaute ihn überrascht an: "Gute Idee. Warte." Er tippte seinen Kommunikator an: "Sisko an Dax. Commander, ich fliege nach Bajor hinunter. Sie haben das Kommando."
Er winkte Branford zu: "Komm, wir gehen zur Shuttlerampe."
Zehn Minuten später starteten sie mit dem Runabout "Rio Grande" zum Flug nach Bajor. Eine Viertelstunde später landeten sie in der Hauptstadt. Sisko zeigte Branford zuerst die wunderschöne, alte Stadt der Bajoraner. Die Besatzungszeit hatte ihre Spuren hinterlassen, aber die Bajoraner hatten sich in den letzten Jahren mächtig ins Zeug gelegt, um alles wieder aufzubauen.
Viele Stunden durchstreiften die beiden die Stadt, erstanden hier und da ein paar Souvenirs. Dann brachen sie mit der "Rio Grande" in Richtung der 40 Kilometer entfernt liegenden Akademie auf. Nach der Landung auf dem Flugfeld gingen sie zum Sekretariat und fragten nach Jake Sisko. Er kam nach wenigen Minuten. Branford kannte den jungen Mann gut und begrüßte ihn herzlich: "Jake, ich freue mich, Dich wieder zu sehen. Wie geht es Dir?"
Jake lachte: "Es geht so, Chris. Meinen Glückwunsch zu deinem Schiff."
Die Drei durchstreiften lange Zeit den Akademiepark und erzählten sich Geschichten über das Erlebte.
Nach einem gemeinsamen Abendessen flogen Branford uns Sisko wieder ab. Im Shuttle unterhielten sich angeregt.
"Wie ist das mit Jake? Verkraftest Du es gut, von ihm getrennt zu leben?"
Sisko grübelte: "Es geht so, Chris. Jake will sein eigenes Leben und ich muss das akzeptieren. So schwer es mir fällt."
"Nun, ich habe leicht reden. Ich habe keine Kinder, aber an Hand meines Vaters kann ich auch beurteilen, wie die Abspaltung vonstatten geht."
Der restliche Flug ging schweigsam vorbei. Sie dockten an Deep-Space-Nine an und gingen von Bord. Sisko und Branford trennten sich. Branford suchte todmüde sein Quartier an Bord der Exeter auf.
Sechs Stunden später war der Schichtbeginn von Lieutenant Commander Fogarty. Er saß alleine auf der Brücke und studierte Zustandsberichte von den Abteilungsleitern. Da erreichte ihn eine Nachricht: "Sir, hier spricht die Schleusenkontrolle. Ein Lieutenant Stanley Randolph bittet um die Erlaubnis an Bord zu kommen."
Fogarty bestätigte: "Verstanden. Geleiten Sie ihn zur Brücke."
Ein paar Minuten später öffnete sich die Lifttür und ein hagerer junger Mann betrat die Brücke.
"Lieutenant Randolph meldet sich an Bord, Sir."
Fogarty stand auf und musterte ihn: "Gut. Willkommen an Bord, Lieutenant. Sind Sie schon länger auf Deep-Space-Nine?"
Randolph nickte: "Ja Sir. Kann ich meinen Dienst sofort antreten?"
"Nun, eigentlich schon. Aber es gibt nicht viel zu tun, da die meisten Mitglieder der Crew auf Urlaub sind“, erwiderte Fogarty.
"Ich könnte doch die taktischen Systeme checken, Commander. Vielleicht kann ich mich so nützlich machen."
Fogarty nickte: "Wenn Sie es wollen. Normalerweise macht das der erste taktische Offizier, Lieutenant Crusher. Aber bitte, ich halte Sie nicht ab."
Fogarty führte seine Analysen fort, während Randolph sich an der taktischen Konsole zu schaffen machte.
Zur gleichen Zeit schlief Branford in seinem Quartier. Ein Pfeifsignal weckte ihn und kündigte eine Nachricht an. Es war Fähnrich McLure.
"Guten Morgen, Sir. Verzeihen Sie die Störung, aber Admiral Peterson will Sie auf der OPS sprechen. Umgehend, wie er betonte."
Branford rollte sich aus seiner Koje: "Verstanden, Mister McLure. Ich komme. Branford Ende."
Innerhalb von fünf Minuten war Branford angezogen und auf dem Weg zur OPS.
Admiral Jan Peterson war ein Mann, den man nicht warten ließ. Er war ein Veteran der Raumflotte, achtzig Jahre alt und einer der Besten der Einsatzplanung. Er trommelte nervös auf dem Tisch im Konferenzraum der OPS herum. Captain Sisko und Commander Dax versuchten, so leise wie möglich zu sein. Da öffnete sich die Tür und Branford betrat gemessenen Schrittes den Raum.
"Guten Morgen. Entschuldigen Sie meine Verspätung, aber ich bekam gerade erst..." versuchte er sich in einem Erklärungsversuch, aber Peterson unterbrach ihn: "Sie sollten ihren Einsatzleiter etwas gründlicher einweisen. Zum Beispiel, wenn eine Nachricht als "wichtig" übermittelt wird, sie das auch ist!" Er drehte sich herum und nahm Platz: "Der Grund, weshalb ich Sie hergebeten habe, ist folgender: Sie haben sich während ihrer Mission lange Zeit in der Nähe der cardassianischen Grenze aufgehalten. Meine Frage: Haben Sie Hinweise dafür entdeckt, dass im Reich das Dominion an Einfluss gewonnen hat?"
Branford musste verneinen: "Tut mir leid, Sir. Wir konnten keinen Hinweis auf eine solche Veränderung feststellen. Aber wir hatten auch nur einmal Kontakt mit einem cardassianischen Aufklärer. Dieser verlief eigentlich ganz normal."
Sisko sah Branford an: "Chris, wir haben berechtigte Hinweise, dass das Dominion mit dem Sturz der cardassianischen Regierung etwas zu tun hat. Das bereitet uns größte Sorgen."
Peterson nickte: "Captain Sisko hat in diesem Punkt völlig recht. Falls dieser Einfluss stärker wird, könnte das eine enorme Machtverschiebung in diesem Sektor darstellen. Das könnte Bajor bedrohen."
"Sir, haben Sie in dem Zusammenhang eine besondere Anweisung für mich?" fragte Branford.
Der Admiral blickte ihn musternd an: "Ja. Die Exeter wird bis auf weiteres der Station zur Verfügung stehen, um Aufklärung zu betreiben. Natürlich erst nach Ablauf ihres Landurlaubs, Captain. Ihre Befehle werden Ihnen noch zugehen. Das wäre dann alles. Sie können gehen."
Branford nickte und verließ den Raum. Auf dem Rückweg zur Exeter gingen ihm die Worte des Admirals nicht mehr aus dem Kopf.
Er hatte kaum die Exeter betreten, da kamen schon McLure und Waringthon auf ihn zu. Die beiden Fähnriche waren wie stets gut gelaunt.
"Hallo Captain. Haben Sie es schon gehört?" fragte Waringthon.
Branford blickte sie überrascht an: "Was denn?"
"Es findet auf Bajor eine große Feier statt. Am Lake Maura, heute Abend. Die Crew der U.S.S. Rockford hat sie organisiert und alle Crews der Schiffe, die zurzeit an Deep-Space-Nine gedockt sind, eingeladen. Und die Sternenflottencrew von Deep-Space-Nine natürlich auch," erwiderte McLure.
Branford war sofort interessiert. Lake Maura war ein wunderschöner See mit einer Fläche von über 200 Quadratkilometern, inmitten eines Waldgebietes. Dort gab es einen herrlichen Strand. Die Crew der Rockford hatte sich einen guten Platz herausgesucht.
"Wer kommt denn noch alles, Fähnrich?" fragte er.
Waringthon lächelte: "Es kommt beinahe die komplette Crew der Potemkin und der Davenport. Übrigens, Lieutenant Commander Nadja Keller von der Potemkin ist auch dabei. Sie kennen sie anscheinend. Jedenfalls lässt sie herzliche Grüße ausrichten und hofft,
dass Sie kommen."
McLure fügte hinzu: "Von unseren Stabsoffizieren kommen Commander Fogarty, Lieutenant Jacobs, Commander Cassels, Lieutenant Crusher und Lieutenant Harold Austin. Und wir beide."
Branford lachte innerlich. Er hatte Nadja Keller schon ein Jahr nicht mehr gesehen. Sie war erster Offizier auf der Potemkin. Er hatte sie kennen gelernt, als er erster Offizier auf der U.S.S. Cornwall war. Das war vor vier Jahren. Sie war damals Lieutenant und als Einsatzleiter auf dem Schiff. Sie trieb ihn öfters zum Wahnsinn, indem sie eigenmächtige Handlungen vornahm. Er hatte sich zu der Zeit öfters geschworen, sie vor einen Disziplinarausschuss zu bringen, aber ihr Erfolg gab ihr Recht. Nun war sie in der Situation, in der er damals war. Er gönnte es ihr insgeheim.
"Setzen Sie meinen Namen auf die Liste, Mister McLure. Wann fliegen wir?" antwortete er mit einem Grinsen.
"In zwei Stunden, Sir. Ein Shuttle ist startbereit. Bis dann."
Die beiden zogen weiter und Branford suchte sein Quartier auf, um seinen Schlaf fortzusetzen. Er hoffte, er konnte die zwei Stunden durchschlafen.
Exakt nach dieser Zeit holte ihn Fähnrich Waringthon ab. Sie hatte keine Uniform an, sondern eine Jeans und ein schwarzes Hemd.
Branford hatte ebenfalls seine Jeans aus dem Schrank geholt und zog ein Hemd an. Zusätzlich nahm er eine Jacke, einen Schlafsack und seinen Kommunikator mit. Er wollte gerüstet sein.
Die Zwei gingen zusammen zur Shuttlerampe, wo die restlichen Teilnehmer schon warteten. Valerie Gansburry hatte sich hinzu gesellt. Sie begrüßte Branford freundlich: "So, Captain. Wollen wir?"
"Sicher. Schön, Sie dabei zu haben, Val. Bleiben Sie jedoch bitte bei der Gruppe. Wir wollen Sie nicht verlieren“, erwiderte Branford. Er hatte ein dummes Gefühl, den Babysitter spielen zu müssen.
"Kein Problem, Sir. Ich verschwinde schon nicht."
Alle stiegen in das Shuttle ein. Jacobs und McLure übernahmen die Steuerung und brachten das Shuttle aus dem Hangar. Jacobs gab den Kurs nach Bajor ein.
Fünfzehn Minuten später setzte Jacobs das Shuttle unweit des Strandes auf. Auf dem befestigten Platz standen Dutzende anderer Shuttles von den unterschiedlichsten Schiffen.
Branford war kaum richtig ausgestiegen, da kam aus dem Dunkeln schon jemand auf ihn zu und fiel ihm um den Hals.
"Chris, schön, dass Du gekommen bist! Ich habe Dich vermisst."
Branford sah in das fröhliche Gesicht von Nadja Keller.
"Beruht auf Gegenseitigkeit, Nadja. Komm, gehen wir. Meine Offiziere können sich selbst vorstellen, nachdem dies hier Freizeit ist."
Sie gingen bis zu einem Platz am Wasser. Dort legten sie ihre Schlafsäcke ab und setzten sich. Branford kam nicht umhin, Nadja nach ihrem Posten zu fragen.
"Nun, Nadja. Wie ist es so als Nummer 1? Hast Du jetzt verstanden, was ich damals für Probleme hatte?"
Sie nickte: "So ungefähr. Auf der Potemkin habe ich einen ziemlich aufsässigen Steuermann. Ich muss dem hin und wieder auf die Füße treten."
Ein Mann näherte sich von hinten der Gruppe. Der Schein des Lagerfeuers fiel auf sein Gesicht und Branford erkannte ihn: "Walter Matthews! Was für eine Freude, Dich zu sehen!" Er reichte ihm die Hand und stellte ihn vor: "Meine Freunde, das ist Captain Walter Matthews von der U.S.S. Davenport. Komm, setz Dich!"
Matthews nahm am Feuer Platz: "Danke, Chris. Ich dachte, ich schaue mal hier vorbei. Meine gesamten Stabsoffiziere sind hier und haben mich aufgefordert, sie zu begleiten. Nun, hier bin ich."
"Was hast Du als Letztes gemacht?" fragte Branford.
"Ich habe mit der Davenport eine Patrouille an der cardassianische Grenze durchgeführt. Nichts Besonderes. Aber zu was anderem: Gibt’s hier etwas zu trinken?"
McLure hatte einen Rucksack dabei und reichte Matthews daraus ein Glas und eine Flasche, die eine grüne Substanz enthielt. Branford nahm nach Matthews einen Schluck und erkannte das Getränk: "Altarianischer Brandy, oder?"
McLure nickte: "Gut erkannt, Sir. Ein besonderer Tropfen."
Die Gruppe saß den Abend über beieinander und erzählten sich alle möglichen Neuigkeiten aus dem Weltraum. Irgendwann wurde es Branford zuviel und er verzog sich mit seinem Schlafsack, um etwas zu schlafen. Waringthon, Austin und Crusher folgten ihm.
Mitten in der Nacht wurde er plötzlich wachgerüttelt.
"Sir, kommen Sie. Da hinten prügeln sich Cassels, McLure und Jacobs!"
Es war Crusher, der aufgeregt neben ihm stand.
"Was ist, Lieutenant?" fragte Branford schlaftrunken.
Crusher erwiderte: "Ein Crewmitglied der Davenport hat sich offenbar gegenüber Valerie Gansburry ungehörig verhalten. Mister Cassels wollte ihm Manieren beibringen, da kam es zu einem handfesten Streit. McLure und Jacobs wollten helfen und wurden in die Schlägerei verwickelt. Kommen Sie!"
Branford und Crusher rannte zu den Streithähnen hinüber. Cassels hatte einen Mann im Schwitzkasten und schickte einen zweiten mit einem Fußtritt zu Boden. Jacobs musste mächtig einstecken, da sich zwei Mann auf ihn gestürzt hatten. Branford sprintete zu ihm hinüber und riss einen der Angreifer an der Schulter zurück. Der Mann drehte sich herum und verpasste Branford einen Faustschlag ins Gesicht. Bevor er etwas dagegen tun konnte, trat ihm der Mann mit dem Fuß in den Magen. Branford klappte nicht zusammen, doch er merkte, dass seine Nase blutig war. Er duckte sich und schlug mit einer Kombination den Mann zu Boden. Crusher hatte einen Mann k.o. geschlagen, aber ein anderer kam von hinten und schlug ihm eine Flasche über den Kopf. Er taumelte und stürzte. Branford sprang dem Angreifer mit einem Karate-Sprung vor die Brust. Der Mann fiel hin und ließ einen lauten Schrei los. Er hatte sich anscheinend ein paar Rippen gebrochen. Die Schlägerei war in vollem Gange. Branford beschäftigte sich mit einem Kerl, der fast zwei Köpfe größer war als er, Crusher kroch zur Seite und hielt sich den Kopf, McLure und Jacobs rangen mit jeweils einem Gegner und behielten die Oberhand. Aber Jake Cassels war nicht mehr zu bändigen. Seine klingonische Seite brach durch. Er hatte schon zwei Männern die Nasen und einige Rippen gebrochen. Ein Mann stand vor ihm und wollte mit einer Flasche nach ihm schlagen. Bevor er sich's versah hatte Cassels ihm die Flasche aus der Hand getreten und mit einigen Faustschlägen ins Reich der Träume geschickt.
Nach zehn Minuten hatten die Streitpartien genug und gingen auseinander. Dabei fielen noch viele böse Worte. Branford und seine Männer gingen zu ihrem Platz zurück. Jenny Waringthon und Valerie Gansburry saßen am Lagerfeuer, welches nur noch glimmte. Waringthon tröstete die verstörte Valerie.
Die Männer ließen sich ins Gras fallen. Branford hielt sich ein Tuch vor die Nase, die stark blutete. Außerdem war ein Wangenknochen angebrochen und schmerzte höllisch. McLure und Jacobs hatten einiges eingesteckt und wussten gar nicht, wo sie anfangen sollten. Cassels, der keinen Kratzer abbekommen hatte, verarztete Crusher, der eine Gehirnerschütterung hatte.
In diesem Durcheinander tauchten Fogarty und Austin auf, die sich beim Shuttle etwas zu essen geholt hatten.
"Sir, was ist denn hier passiert? Sie sehen schlimm aus!"
Branford sah seinen ersten Offizier an: "Fragen Sie Mister Cassels. Ich war nur Gast bei der Überraschungsprügelei."
Cassels lachte: "Nun, ich habe die Ehre von Valerie verteidigt. Das war meine Pflicht, Ian."
Austin bemerkte ironisch: "Nun, die Verluste scheinen dennoch groß zu sein, Commander. Sie haben, wie üblich, nichts abgekriegt."
Branford ging zu Crusher.
"Wie geht es Ihnen, Lieutenant? Geht es, oder sollen wir einen Arzt holen?"
Crusher schüttelte schmerzverzerrt den Kopf: "Nein danke. Es geht schon, Sir."
Branford sah Cassels ernst an: "Jake, was haben Sie für einen Grund gehabt, eine Schlägerei anzufangen? Kommen Sie, raus mit der Sprache!"
Valerie antwortete kleinlaut: "Ich glaube, ich habe auch einen Anteil daran, Sir. Ich habe mit einem Fähnrich von der Davenport geflirtet. Er war sehr betrunken, deswegen habe ich mich wieder mehr mit Commander Cassels unterhalten. Er meinte darauf hin, ich sei..."
Cassels fluchte auf klingonisch: "Er meinte, sie sei ein billiges Flittchen, das mit jedem rummacht. Da habe ich ihm die Nase gebrochen."
"Hören Sie, Jake. Wenn es hier ein Nachspiel gibt, tragen Sie die Konsequenzen. Falls sich jedoch alles wieder beruhigt, werden wir diesen Vorfall vergessen. Und was Sie angeht, Val..."
Das junge Mädchen verkroch sich fast im Arm von Jenny Waringthon.
"Sie tragen keine Schuld. Miss Waringthon, bringen Sie sie zum Shuttle." Er legte Valerie die Hand auf die Schulter: "Machen Sie sich keine Gedanken. So was kommt vor. Ich bin mir sicher, nachdem Mister Cassels Sie so energisch verteidigt hat, wird er auch weiterhin Zeit finden, Sie zu unterrichten. Mit Sicherheit. Also los, wir fliegen ab."
Die Gruppe kehrte im lädierten Zustand auf die Exeter zurück. Doctor Sanders war überrascht, als Branford, Jacobs, McLure und Crusher mit mehr oder minder schweren Verletzungen bei ihm auftauchten. Bis auf Crusher konnten alle jedoch gleich behandelt und wieder fortgeschickt werden.
Branford suchte mehr oder weniger schwankend seine Kabine auf und ließ sich in seinen Kleidern ins Bett fallen.
Es war fünf Stunden später. Commander Jake Cassels betrat gutgelaunt den Maschinenraum und ging an seine Station. Dort saß jedoch schon Valerie Gansburry.
"Guten Morgen, Commander. Haben Sie gut geschlafen?" fragte sie vergnügt.
Cassels nickte: "Ja. Was machen Sie da, Val?"
"Ich remoduliere die Feldgitter. Sie sagten, dass müssten wir noch machen, bevor wir los fliegen. Ich habe mir erlaubt, schon mal anzufangen“, erwiderte sie lächelnd.
Cassels erwiderte: "Lassen Sie mal sehen." Er sah sich die Daten und Veränderungen an, die sie programmiert hatte: "Donnerwetter, das ist ja hervorragend gemacht. Sie haben alles perfekt abgestimmt. Machen Sie weiter."
Er war erstaunt. Ein so junges Mädchen, das eine solche Fachkenntnis besaß. Sie würde bestimmt mal einen guten Chefingenieur abgeben.
Unterdessen richtete sich Crusher in seinem Krankenbett wieder auf. Er rief nach dem Arzt. Sanders erschien und fragte nach seinem Befinden. Crusher drängte ihn, ihn dienstfähig zu schreiben. Nach einigem Hin und Her willigte er ein. Crusher zog sich seine Uniform an und ging zur Brücke.
Lieutenant Randolph arbeitete an der taktischen Station. Er überprüfte die übernommene Bewaffnung. Das Öffnen der Lifttür erregte seine Aufmerksamkeit. Der junge Offizier, der da die Brücke betrat, kam auf ihn zu.
"Guten Morgen. Kann ich etwas für Sie tun?" fragte Randolph.
Crusher sah ihn an: "Ich bin Lieutenant Wesley Crusher. Mister Randolph, wie ich annehme?"
Randolph nickte und reichte ihm die Hand: "So ist es. Freut mich. Ich habe mir erlaubt, meinen Dienst anzutreten. Gerade überprüfe ich die Waffenübernahme."
"Vielleicht kennen Sie das Protokoll nicht so genau, aber diese Tätigkeit wird immer vom obersten taktischen Offizier durchgeführt. Und das bin ich. Kann ich Sie ablösen?" bemerkte Crusher gereizt.
Randolph räumte widerwillig die Station: "Wie Sie wünschen, Lieutenant." Er verließ die Brücke.
Fogarty hatte den Konflikt bemerkt, zog es aber vor, nichts zu sagen.
Branford erwachte mit heftigen Kopfschmerzen. Diese verstärkten sich noch, denn kaum war er aufgestanden, meldete sich Admiral Peterson.
"Peterson an Branford. Captain, ich muss Sie dringend sprechen!"
Branford tippte seinen Kommunikator an: "Hier ist Branford, Sir. Was gibt es?"
"Sie werden sich umgehend mit Commander Cassels, Lieutenant Jacobs und Fähnrich McLure bei mir melden. Sofort!"
Branford stöhnte und rief die Offiziere über Interkom zusammen.
Fünf Minuten später standen die drei mehr oder minder ausgeschlafen vor seinem Quartier. Ohne ein Wort zu wechseln folgten sie ihm.
Peterson ging hektisch im Konferenzraum von Deep-Space-Nine auf und ab. Branford, Jacobs, McLure und Cassels betraten den Raum.
"Guten Morgen, Admiral. Was möchten Sie...," begrüßte Branford den Admiral.
Der starrte ihn wutentbrannt an: "Nehmen Sie Haltung an! Alle miteinander!"
Die Vier standen stramm. So gedemütigt hatte sich Branford schon lange nicht mehr gefühlt.
"Sie haben an einer Sauforgie auf Bajor teilgenommen. Aber das war nicht genug! Sie hielten es auch noch für nötig, sich mit anderen Sternenflottenoffizieren zu prügeln! Was haben Sie dazu zu sagen, Captain?"
Cassels erwiderte: "Sir, ich will etwas dazu sagen. Ich trage Schuld an dem Ganzen. Wenn Sie jemanden bestrafen, dann mich."
"Verlassen Sie sich darauf, Commander. Wenn ich könnte und Sie sich nicht so große Verdienste erworben hätten, dann würde ich Sie so weit degradieren, dass Sie "Ja, Sir!" zu Fähnrich McLure sagen müssten. Verdammt!"
Jacobs bemerkte entschuldigend: "Wir haben uns nur verteidigt, Admiral."
"Reden Sie keinen Blödsinn, Lieutenant! Laut dem Bericht einiger Sternenflottenoffiziere hat Mister Cassels zuerst Fähnrich Jones die Nase gebrochen."
"Seien Sie versichert, Sir, ich würde es jederzeit noch mal machen. Mit dem größten Vergnügen."
Peterson stand direkt vor Cassels hin. Kein Atemzug war zu hören, keiner traute sich, ein Wort zu sagen.
"Commander, ich werde meinen Vorschlag in die Tat umsetzen, falls sich so was noch mal ereignet! Und jetzt gehen Sie mir aus den Augen! Wegtreten!"
Die Vier verließen fluchtartig den Raum. Draußen sagte Branford zu Cassels: "Eine tolle Rede, Jake. Wenn Sie sich nur die kleinste Kleinigkeit erlauben, können sie sich wieder mit Fähnrich anreden lassen."
Cassels zuckte mit den Schultern: "Das war es wert, Captain. Mit Sicherheit!"
Auf dem Promenadendeck kam es kurz darauf fast noch mal zu Problemen.
Sechs der Männer, die auf Bajor in die Schlägerei verwickelt waren, kamen auf sie zu. Der vordere von ihnen rempelte Cassels absichtlich an. McLure wollte ihm schon wieder an die Gurgel, doch Cassels hielt ihn zurück.
"Bleiben Sie ruhig, Luke." Er sah den Mann an: "Haben Sie ein Problem, Fähnrich?"
Er sah ihm direkt in die Augen: "Ich würde mir wünschen, Ihnen eine zu verpassen. Doch dazu müssten Sie ihre Rangabzeichen ablegen, Commander."
Cassels lachte: "In einer Stunde in der Sporthalle. Guter, alter Boxkampf. Nach den Regeln der Kunst."
Cassels ließ den verdutzten Mann stehen und ging mit den Drei weiter zum Schiff.
"Wollen Sie sich wirklich mit dem Kerl prügeln, Jake?" fragte Jacobs.
Cassels nickte grinsend: "Ich prügle mich nicht, Sam. Boxen ist eine Kunst, und die will ich diesem Grünschnabel beibringen. Wie richtige Gentlemen."
Branford zog es vor, dem Kampf nicht beizuwohnen. Cassels kehrte keine fünf Minuten später zurück. Er hatte nicht einen Kratzer. Als er die Brücke betrat, sahen ihn alle an.
Branford blickte ihn an: "Sie haben ihn aber nicht umgebracht, Jake? Oder?"
Cassels lachte: "Nein, Captain. Sein Kiefer muss nur rehjustiert werden. Das ist alles."
"Gehen sie auf ihre Station, Commander." entgegnete Branford genervt.
Als seine Schicht zwei Stunden später beendet war, ging er noch etwas auf Deep-Space-Nine spazieren. Er durchstreifte einige Geschäfte.
Nach einer halben Stunde erreichte ihn eine Mitteilung.
"Sir, hier spricht Unas. Wir haben Einsatzbefehle erhalten, die besagen, dass wir binnen fünf Stunden zur Caridian II-Kolonie aufbrechen müssen. Ein Versorgungsflug."
Branford bestätigte: "Verstanden, Lieutenant. Organisieren sie das Verladen der Güter. Ich komme sofort."
Fogarty blickte wütend auf die Einsatzbefehle auf dem Kontrollmonitor seiner Station. Es war ein simpler Nachschubflug, auf dem sie landwirtschaftliche und allgemeine technische Geräte für die Kolonie transportierten. Außerdem wurden noch Replikatoren geladen.
Die Tür öffnete sich und Captain Branford betrat die Brücke.
"Ihren Bericht, Nummer 1." ordnete er an.
Fogarty hielt ihm ein Datenpad an: "Es ist kaum zu glauben. Die U.S.S. Defiance ist vor zwei Wochen zu der Kolonie geflogen. Durch den Fehler eines Logistikoffiziers können wir nun die dringend benötigten Güter nachliefern. Soweit, so schlecht. Die Güter wurden verladen, wir sind startklar."
Branford nickte: "Danke, Commander." Er ging zu seinem Sessel und nahm Platz: "Lieutenant Unas, lösen sie die Verbindungen zu Deep-Space-Nine."
Cassels meldete sich: "Sir, alles klar zum Abflug. Triebwerke haben Testsequenz durchlaufen."
"Manövrieren sie uns hier weg, Lieutenant." befahl er.
Mit großem Geschick steuerte sie das Schiff von der Station weg.
"Captain, Kurs auf das Wurmloch liegt an." meldete Unas.
Branford entgegnete: "Halbe Impulskraft voraus. Bringen sie uns rein."
Die Exeter glitt auf das Wurmloch zu. Die Sensoren zeigten seine Position an, obwohl es noch nicht sichtbar war.
"Sir, die Sensoren erkennen eine Raumverzerrung direkt vor uns. Das Wurmloch!" meldete Crusher.
Vor dem Schiff tat es sich auf. Es war überwältigend groß, mehr als zwanzigmal größer als die Exeter.
Unas steuerte das Schiff in das Wurmloch hinein. Der Durchflug ergab erstaunlich wenige Erschütterungen. Es vergingen knapp zehn Sekunden, da erreichte das Schiff das andere Ende des Wurmloches.
"Willkommen im Gamma-Quadranten, meine Damen und Herren."
Branford hatte sich erhoben.
"Setzen sie Kurs auf das Caridian-System, Lieutenant Unas. Warp 5."
Unas erwiderte: "Alles bereit, Captain."
Branford deutete auf den Schirm: "Beschleunigen sie."
Die Exeter ging auf Überlichtgeschwindigkeit.
"Flugzeit zum Caridian-System beträgt sieben Stunden, achtzehn Minuten." meldete McLure.
"Danke, Mister McLure." Branford ging zur taktischen Station.
"Wie sieht es mit den taktischen Systemen aus, Lieutenant?" fragte er Crusher.
Er sah zu seinem Captain auf: "Phaserbänke und Torpedolauncher sind voll einsatzbereit. Torpedovorrat wurde ergänzt, die Deflektorschilde sind zu 100% einsatzfähig."
Randolph, der ebenfalls an der taktischen Station arbeitete, widersprach ihm: "Nicht ganz, Lieutenant. Die Schildstärke könnten noch optimiert werden, und zwar um weitere 3%."
Crusher sah ihn an: "Und wie, wenn ich fragen darf?"
Randolph deutete auf seinen Bildschirm: "Hier, so könnte es klappen. Die Anpassung der Deflektorgitter würde die Effizienz verbessern. Die Verlagerung könnte auch etwas bringen."
Der 1.taktische Offizier schüttelte den Kopf: "Vielleicht. Aber bei Schäden würden wir ein ganzes Gitter verlieren. Ich glaube kaum, dass diese Aktion mehr Nutzen als Nachteile bringen würde."
"Wenn wir sie nicht ausprobieren, werden wir das nicht herausfinden!" erwiderte Randolph energisch.
Crusher blickte ihn scharf an: "Hören sie, ich halte diese Idee für nicht durchführbar."
"Wie ist ihre Meinung, Captain? Sollten wir es nicht versuchen?" fragte Randolph.
Branford blickte skeptisch drein: "Lieutenant, ich schätze ihren Eifer, aber ihr Ansprechpartner für Verbesserungen ist Mister Crusher. Seine Meinung zählt. Ich bin immer für Verbesserungsvorschläge offen, aber diese sind vom zuständigen Abteilungsleiter vorzubringen. Ich danke ihnen."
Er drehte sich herum und verließ die Brücke.
Crusher wandte sich von Randolph ab und machte seine Arbeit weiter.
Chief Andrew Lamar saß im Gemeinschaftsraum und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Er war mit Branford zum Essen verabredet.
Sein Kommandant betrat den Raum und nahm an seinem Tisch Platz.
"Hallo, Andrew. Wie geht es ihnen?"
Lamar schaute eher gleichgültig drein: "Es geht so. Wir haben den Transporter angepasst, da er die letzten Male einige Probleme mit dem Musterpuffer hatte."
Der Barkeeper kam an ihren Tisch und fragte nach Branfords Wunsch.
Er bestellte eine Roastbeef und ein Wasser und lehnte sich zurück.
"Andrew, wie gefällt es ihnen mittlerweile an Bord?" fragte Branford. Die Frage war berechtigt, den Lamar kam erst zwei Monate zuvor an Bord. Vorher war er auf der U.S.S. Akropolis. Branford kannte ihn von seiner Dienstzeit an Bord der U.S.S. Dwight D. Eisenhower. Das war vor sieben Jahren. Branford war Lieutenant und als 2.Taktischer Offizier an Bord. Lamar war der Chief der technischen Sektion Impulstechnik an Bord. Er lernte den jungen Offizier kennen und freundete sich mit ihm an. Branford kam mit dem arroganten Offiziersstab der Eisenhower nicht klar und hielt sich viel im Maschinenraum bei dem Technikerstab auf.
Die Dienstzeit an Bord des Schiffes betrug nur neun Monate, dann erhielt Branford eine Beförderung und nahm eine Stelle als 1.Taktischer Offizier auf der U.S.S. Melbourne an. Nach dieser Zeit trafen sie sich noch häufig auf irgendwelchen Anlässen. Vor zwei Monaten wurde Lamars damaliges Schiff außer Dienst gestellt. Branford benötigte einen Transporterchef und fragte ihn, ob er nicht die Stelle übernehmen wollte. Er willigte ein.
Lamar erwiderte lächelnd: "Nun, mein Team ist wirklich nett. Sie haben mich gut aufgenommen und unterstützen mich. Es war eine gute Entscheidung, an Bord der Exeter zu kommen. Erst war ich mir nicht sicher, aber sie haben mich überzeugt."
Er lachte kurz und blickte Branford dabei an.
Branford war irritiert: "Was ist denn, Andrew?"
"Nun, ich konnte sie mir nicht als Captain vorstellen. Ich habe sie eben immer noch als Lieutenant junior grade in Erinnerung. Es sind sieben Jahre, aber sie wurden auch viermal befördert. Wenn ich mich richtig erinnere hatten sie jedes Mal, wenn wir uns wieder sahen, einen anderen Rang. Vor zwei Jahren waren sie noch Commander." erwiderte Lamar.
Branford nickte: "Ja, das war auf Sternenbasis 22. Da war eine Feier anlässlich der Indienststellung der U.S.S. Clemenceau. Ich erinnere mich, wie begeistert sie von der Intrepid-Klasse waren."
"Ja. Und nun gehöre ich selbst zu der Crew eines solchen Schiffes. Aber die Feier geriet etwas aus der Ordnung."
"Ich weiß, was sie meinen. Dieser Lieutenant Commander Brian Paul von der Clemenceau hatte doch einen Streit angezettelt und mit zwei anderen Leuten einen Lieutenant von der Yorktown niedergeschlagen. Daraufhin haben wir uns eingemischt."
Lamar lachte: "Das war ein guter Kampf. Ich erinnere mich gerne daran."
Es war zwei Stunden später. Randolph befand sich an der taktischen Station und arbeitete. Die Lifttür öffnete sich und die nächste Schicht betrat unter Führung von Lieutenant Crusher die Brücke. Er ging zu Fogarty hin.
"Guten Tag, Sir. Gibt es irgendetwas Besonderes?"
Fogarty erhob sich aus dem Kommandosessel.
"Wir haben Kurs auf das Caridian-System. Der Maschinenraum remoduliert die Feldgitter und wartet den Impulsantrieb. Keine sonstigen Vorkommnisse."
Crusher nickte: "Danke. Ich löse sie ab, Sir." Fogarty verließ mit seiner Schicht die Brücke.
Crusher bestätigte den Kommandowechsel: "Es beginnt die Beta-Schicht."
Der Offizier an der taktischen Station, Fähnrich Oliver, hatte etwas entdeckt.
"Sir, ich habe hier einige Abweichungen in den Schildsystemen. Hätten sie einen Augenblick Zeit?"
Crusher ging zu der taktischen Station und sah sich die Daten an. Je weiter er kam, desto wütender wurde er.
"Danke, Fähnrich. Machen sie weiter, ich kümmere mich darum."
Er tippte seinen Kommunikator an: "Crusher an Randolph, melden sie sich sofort bei mir!"
Es vergingen keine zwei Minuten, da war Randolph auf der Brücke.
"Lieutenant, sie haben eigenmächtig die Konfiguration der Schilde geändert. Wir waren uns doch einig, das zu unterlassen!"
Randolph blickte unschuldig drein: "Ich habe herausgefunden, dass diese Veränderung die erhofften Optimierungen bringen. Entgegen ihrer Meinung."
Crusher blickte ihn wütend an: "Sie haben keine eigenmächtigen Entscheidungen zu fällen, Lieutenant!" Er sah zu Oliver hinüber: "Fähnrich, ändern sie die Konfiguration auf die Einstellung vorher."
Randolph entgegnete: "Sie wollen doch nur nicht zugeben, dass ich recht hatte!"
"Diese Einstellungen beinhalten die Gefahr, die ich ihnen bereits genannt habe. Das will ich nicht riskieren!"
Randolph wollte noch etwas sagen, aber Crusher schnitt ihm das Wort ab: "Sie können wegtreten, Lieutenant!"
Randolph verließ wutschnaubend die Brücke.
Im Maschinenraum stützte sich Lieutenant Harold Austin verzweifelt auf seine Arbeitskonsole.
"Nein, nein, das klappt einfach nicht! Die verdammten Induktorventile!"
Valerie kam zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter: "Was ist denn, Harry?"
"Es sind die Induktorventile. Sie lassen sich einfach nicht auf den bestmöglichsten Materiestrom einstellen! Ich bekomm sie einfach nicht so hin, wie ich es will!"
Valerie sah sich die Daten an: "Versuch es über das Subprogramm des Materiestroms. Wenn du es auf den Wert 1.16 einstellst, müsste es klappen."
Austin stellte den Wert auf 1.16 ein und wartete kurz ab. Nach einem Test fiel er Valerie um den Hals: "Fantastisch, es hat funktioniert! Woher hast du das gewusst?"
Sie lächelte: "Auf der Galaxy haben wir vom Warpantrieb her ein älteres System als die Exeter. Wir müssen uns ein bisschen was einfallen lasse, um mit den neueren Schiffen mitzuhalten! Bei uns musste ich so ein Subprogramm erst mal schreiben."
Austin blickte sie bewundernd an: "Wirklich beeindruckend, Val. Ich muss mich revanchieren. Kann ich dich zum Essen einladen?"
Sie nickte lächelnd: "Gerne."
Branford saß im Bereitschaftsraum, da ertönte ein Signal. Er rief "Herein", die Tür öffnete sich und Crusher betrat den Raum. Branford sah, dass er ziemlich aufgebracht war.
"Was haben sie, Lieutenant?"
Crusher sah ihn an: "Sir, ich werde das nicht länger mitmachen! Ich weiß mittlerweile nicht mehr, ob Randolph mein Vorgesetzter ist oder ich seiner!"
Branford legte das Datenpad zur Seite: "Nennen sie mir bitte den Grund."
"Er macht mich vor versammelter Mannschaft zu einem Idioten, er greift meine Autorität an und ist aufsässig!"
Branford erwiderte: "Ich werde Mister Fogarty daraufhin ansprechen. Er ist dafür zuständig."
Crusher nickte: "Vielen Dank, Sir."
Kurz darauf rief Branford seinen 1.Offizier zu sich.
"Nummer 1, Lieutenant Crusher war bei mir. Er hat sich über Randolphs
Eigenmächtigkeiten und Aufsässigkeit beschwert."
Fogarty war erstaunt: "Ich hatte eigentlich gedacht, das wäre nicht so tragisch. Dass die zwei Differenzen hatten, wusste ich. Aber das es so schlimm ist, das nicht."
"Ich möchte, dass dieses Problem aus der Welt geschafft wird. In einer Krisensituation brauche ich eine taktische Crew, die zusammenarbeitet. Übernehmen sie das."
Fogarty nickte und verließ den Raum.
Er rief Crusher und Randolph zu sich. Die Besprechung fand in der Aussichtslounge statt.
Randolph saß zur gleichen Zeit im Kommandosessel der Exeter. McLure und Waringthon hatten Dienst an der OPS und der Steuerzentrale.
"Bericht, Mister McLure." ordnete er an.
McLure erwiderte: "Wir haben Kurs auf Caridian II, Geschwindigkeit Warp 4. Alle Systeme arbeiten normal."
Randolph sah ihn an: "Sir!"
McLure war irritiert: "Bitte?"
"Sie werden mich mit Sir anreden, Fähnrich. Verstehen wir uns?" erwiderte Randolph.
McLure biss sich auf die Zunge und nickte: "Ja, Sir."
Fogarty betrat die Brücke.
"Lieutenant Randolph, begleiten sie mich bitte." Er wandte sich Waringthon zu: "Fähnrich, sie übernehmen das Kommando."
Sie nickte erfreut: "Jawohl, Sir." Fast ehrfürchtig nahm sie im Kommandosessel Platz.
Fogarty betrat mit Randolph die Aussichtslounge. Crusher wartete schon.
"Meine Herren, mir ist zu Ohren gekommen, dass ihre Streitigkeiten die Sicherheit des Schiffes gefährdet. Was sagen sie dazu?"
Randolph sah entrüstet drein: "Das ist alles nur deswegen, weil Mister Crusher meinen Vorschlägen nicht aufgeschlossen gegenübersteht."
"Ihre Vorschläge sind mir etwas zu abenteuerlich, Lieutenant! Schildgitter zu remodulieren und dabei zu riskieren, dass im Falle eines Treffers die gesamte Energieversorgung zusammenbricht ist ein ziemlich gewagtes Spiel! Sie haben keine Ahnung..."
Fogarty unterbrach die beiden: "Mister Randolph, ist es richtig, dass sie eigenmächtige Änderungen am Schild- und Waffensystem vorgenommen haben?"
Er nickte und versuchte, sie zu rechtfertigen: "Sir, diese Veränderungen hätten sich bewährt, wenn sich Crusher damit auseinandergesetzt hätte!"
"LIEUTNANT Crusher ist ihr vorgesetzter Offizier! Das sollten sie nicht vergessen! Andererseits, Mister Crusher, haben sie vielleicht nicht immer ein offenes Ohr für Verbesserungsvorschläge."
Crusher nickte: "Das mag schon sein. Aber als 1.taktischer Offizier obliegt es meiner Verantwortung, die ständige Einsatzbereitschaft der kompletten taktischen Ausrüstung zu gewährleisten. Und das geht nicht, wenn ich zu jedem Schichtbeginn die Schilde neu einstellen und die Waffensysteme rejustieren muss."
Fogarty nickte: "Also gut. Wir werden die Angelegenheit folgendermaßen regeln: Mister Randolph, sie wenden sich mit Verbesserungsvorschlägen an ihren vorgesetzten Offizier. Falls ich noch mehr Klagen bekommen sollte, werde ich sie persönlich auf den letzten Posten der Galaxie versetzen. Ist das klar?"
Randolph nickte verbissen: "Sicher, Commander."
"Und was sie angeht, Mister Crusher: beherzigen sie die Vorschläge von Mister Randolph. Nur dann ist es gewährleistet, dass sie eine effektive taktische Abteilung bilden."
Crusher nickte ebenfalls: "Wir werden es versuchen, Commander."
"Das wäre dann alles, meine Herren. Sie können gehen." schloss Fogarty die Besprechung.
"Jenny, die achteren Sensoren verlieren an Leistung. Sie wurde um 20% vermindert." meldete McLure.
Sie überprüfte die Sensoren und stellte fest: "Die Stellar-Kartographie zieht zuviel Energie aus dem achteren Energiekreislauf." Sie tippte ihren Kommunikator an: "Brücke an Stellar-Kartographie."
"Hier ist Lieutenant Williams. Was gibt es?" meldete sich der Leiter.
"Hier spricht Fähnrich Waringthon, der kommandierende Offizier. Ihre Abteilung benötigt zuviel Energie. Unsere hinteren Sensoren verlieren dadurch ihre Effektivität. Senken sie bitte ihren Energieverbrauch."
Williams erwiderte gereizt: "Ist das ein Befehl, FÄHNRICH?"
Waringthon bejahte: "Sie können es so verstehen. Den Anweisungen des jeweiligen Kommando-Offiziers ist in jedem Fall Folge zu leisten, unabhängig vom Rang."
"Es wird erledigt. Williams Ende."
McLure meldete: "Die Leistung der hinteren Sensorenpalette steigt wieder auf normales Niveau, Mam."
Waringthon schaute ihn lächelnd an: "Übertreib es nicht, Luke. Diese Situation wird nicht öfters vorkommen. Oder glaubst du, dass ich des Öfteren das Kommando habe?"
McLure schaute sie schräg an: "Nun, ein halbes Rangabzeichen mehr und es könnte klappen, Jenny."
Die Lifttür öffnete sich und Samuel Jacobs betrat die Brücke. Waringthon stand auf.
"Möchten sie übernehmen, Sir?" fragte sie ihn.
Jacobs sah sie irritiert an: "Wieso denn, Fähnrich? Sie haben doch alles im Griff."
Sie sah stolz drein: "Wie sie meinen, Lieutenant."
Branford ging durch die Korridore des Schiffs. Er wollte in das Labor, um Delany nach den Fortschritten bei der Auswertung der Artefakte zu befragen.
Als er das Labor betrat sah er, dass Valerie Gansburry ihm half.
"Guten Morgen. Lieutenant, offenbar haben sie Hilfe erhalten."
Delany sah wie immer gestresst aus, erwiderte aber freundlich: "Ja, Valerie ist mir eine enorme Hilfe."
Branford sah sich die Artefakte an: "Wie kommen sie voran?"
"Nun, wir haben die Funde von Liro IV analysiert. Sie sind zum großen Teil über zwei Millionen Jahre alt. Nur bei den Funden von dem dritten Planeten haben wir noch keine Fortschritte gemacht. Wir haben angenommen, sie stammen aus derselben Zeitperiode."
Es ertönte ein Kommunikatorsignal.
"Cassels an Gansburry. Val, wenn es deine Zeit erlaubt, kannst du mir bei der Neujustierung der Injektordüsen helfen."
Valerie tippte ihren Kommunikator an: "Ich komme sobald es geht, Jake. Gansburry Ende."
Delany sah sie an: "Wenn sie möchten, können sie zu unserem Chefingenieur gehen. Wir machen dann heute Nachmittag weiter."
Valerie freute sich und verließ den Raum.
"Eine bemerkenswerte junge Dame. Sie hat mich schwer beeindruckt." bemerkte Delany.
Branford nickte: "Nicht nur sie, Lieutenant. Wir sehen uns dann."
Er löste mit seiner Schicht, die aus Jacobs, Unas und Crusher bestand, die Brückencrew ab. Sandra Galen war ebenfalls da.
Crusher scannte routinemäßig den Sektor. Die Sensoren erfassten ein Objekt.
"Sir, ich scanne ein Schiff in unserer Flugbahn. Entfernung zehn Flugminuten mit derzeitiger Geschwindigkeit."
"Können sie das Schiff identifizieren, Mister Crusher?" fragte Branford.
Crusher schüttelte den Kopf: "Nein, Sir. Auf diese Entfernung noch nicht möglich."
Branford stand auf: "Gelber Alarm. Verteidigungsbereitschaft einnehmen."
Das Schiff wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.
Branford war nervös. Was war da draußen? Er ging unruhig auf und ab, bis Crusher ihm mitteilte, was er herausgefunden hatte.
"Sir, es ist ein Schiff der Galaxy-Klasse, allerdings sendet es keine ID-Signale. Ich orte keine Warpfelder, keine Impulskurve. Es scheint fast so, als ob..."
Branford vollendete den Satz: "... als ob das Schiff treibt. Rufen sie das Schiff."
Crusher versuchte es, bekam jedoch keine Antwort.
"Das Schiff reagiert nicht auf unseren Ruf." meldete Crusher.
Branford befahl: "Gehen sie auf Impulskraft runter, Lieutenant."
Die Exeter ging auf Unterlichtgeschwindigkeit.
"Wann kommt das Schiff in Sichtweite, Mister Jacobs?" fragte er seinen Einsatzleiter.
"Wir kommen in zwanzig Sekunden in Sichtweite."
Branford wartete ab. Nach der Zeitspanne befahl er: "Auf den Schirm, Lieutenant."
Die gesamte Brückencrew erschrak bei dem Anblick, den der Hauptbildschirm bot.
Es war ein Schiff der Galaxy-Klasse, das steuerlos im Raum trieb. Man konnte deutlich Dutzende von Einschüssen erkennen. Das Schiff hatte eine Warpgondel verloren und ein Teil der Untertassensektion war anscheinend weggesprengt worden.
"Es ist die Defiance. Mein Gott!" entfuhr es Branford.
Sandra Galen war ebenfalls aufgestanden: "Vielleicht konnte die Crew entkommen."
Jacobs machte die Hoffnung zunichte: "Tut mir leid. Alle Fluchtkapseln sind an ihrem Platz. Ich orte etwa 900 leblose Körper in dem Schiff. Lebenszeichen sind ebenfalls noch vorhanden. Sie konzentrieren sich auf den Gemeinschaftsraum und die Krankenstation."
Branford sah verbittert aus: "Branford an Krankenstation. Stellen sie ein Notfall-Team zusammen. Wir treffen uns im Transporterraum. Ich werde rüber gehen. Lieutenant Unas, sie haben das Kommando. Mister Jacobs, Mister Crusher, sie kommen mit."
Branford, Jacobs und Crusher rannten zum Transporterraum. Er steckte sich einen Phaser und einen Tricorder ein, dann bestieg er die Plattform.
"Können wir auf die Brücke beamen, Chief?" fragte er.
Lamar nickte: "Die Atmosphäre ist in Ordnung. Wir können, Captain."
Branford nickte und Lamar begann den Beamvorgang.
Das Team um Branford entmaterialisierte und erschien auf der Brücke der Defiance wieder.
Sie war in ein rotes Notlicht getaucht. Es lagen überall Trümmer und Duranium-Träger herum. Einige leblose Körper lagen auf dem Boden.
Branford erkannte geschockt, dass im Kommandosessel der erschlaffte Körper von Captain Waringthon saß. Ein Splitter eines herabstürzenden Trägers hatte ihn tödlich in den Rücken getroffen. Doctor Sanders signalisierte, dass es zu spät war. Auf dem Aufgang zur taktischen Station lag Lieutenant Bill Haley, der Einsatzleiter. Eine explodierende Konsole der Seitenwand hatte ihn offensichtlich getötet. Tarall, der vulkanische Sicherheitschef lag eingeklemmt unter einem Duranium-Träger. Sanders untersuchte ihn und schüttelte den Kopf. Crusher, der auch mit Branford an Bord der Defiance gedient hatte, war tief erschüttert.
"Lieutenant, es tut mir leid. Dies hier waren auch meine Freunde. Beamen sie an Bord der Exeter zurück."
Crusher schüttelte den Kopf: "Nein, Captain. Ich will und ich kann meinen Dienst erfüllen." Er ging den Aufgang hinauf und sah sich um. Plötzlich schrie er: "Sir, kommen sie schnell! Captain!"
Branford stürmte den Aufgang hinauf und blieb geschockt stehen. Dort auf dem Boden lag Nella Darin. Sie war offenbar mit dem Rücken an einer Konsole gestanden und wurde durch ihre Explosion getötet. Branford kniete sich neben ihr auf den Boden und nahm ihren leblosen Körper in die Arme. Ihm rannen die Tränen aus den Augen.
Sanders trat zu ihm hin und scannte Darin. Er schüttelte den Kopf und legte Branford die Hand auf die Schulter.
"Es tut mir leid, Sir. Ich kann nichts mehr für sie tun." sprach er sanft.
Branford erwiderte nichts. Er hielt sie einfach nur in den Armen und weinte.
Lieutenant Jacobs öffnete unterdessen die Tür zum Bereitschaftsraum. Der Raum war dunkel und er konnte beinahe nichts sehen. Er befahl dem Computer Notbeleuchtung, doch er reagierte nicht. Jacobs zog seine Lampe aus dem Gürtelhalfter und schaltete sie ein. Er ließ den Lichtkegel kreisen. Plötzlich stockte er. In der Ecke kauerte ein Mann in einer roten Uniform. Er hielt einen Typ-I-Phaser in der Hand.
"Sie werden mich nicht kriegen! Ich nehme einige von euch noch mit in den Tod!"
Jacobs nahm die Hände hoch: "Schießen sie nicht! Ich bin Lieutenant Jacobs von der U.S.S. Exeter. Wir sind hier, um zu helfen!"
Der Mann ließ die Waffe sinken. In dem Augenblick kam Crusher herein.
"Commander Coburn! Sir!" rief er und lief zu ihm. Er war offenbar schwer verletzt, denn er bewegte sich kaum.
"Wesley! Es war furchtbar. Sie, sie..." schluchzte er.
Crusher rief hinaus: "Doctor, kommen sie bitte!" Er wandte sich Coburn zu: "Ganz ruhig, Commander. Man wird ihnen helfen."
Coburn wurde zusammen mit Lieutenant Pizoll, die ebenfalls noch lebte, an Bord der Exeter gebeamt.
Crusher und Branford waren die Letzten, die noch an Bord waren. Der Captain irrte auf der zerstörten Brücke umher. Es waren mittlerweile drei Stunden vergangen. Das Prisenkommando hatte alle Leichen geborgen, die zugänglich waren. Es gab eigentlich keinen Grund mehr, an Bord zu bleiben.
"Cassels an Branford, Sir, wir haben die Analyse der Lage auf der Defiance abgeschlossen. Sir?" ertönte ein Ruf.
Branford antwortete nicht.
"Captain, was ist mit ihnen?" fragte Cassels noch mal.
Crusher tippte seinen Kommunikator an: "Hier ist Lieutenant Crusher. Sprechen sie."
Cassels antwortete: "Die Defiance ist generell nicht mehr tiefenraumtauglich. Ihre Impuls-, Warp-, Waffen- und Lebenserhaltungssysteme sind irreparabel beschädigt worden. Ich fürchte, wir müssen die letzte Aktion vollbringen. Leider."
Crusher bestätigte: "Danke, Commander. Crusher Ende."
Er sprach den apathischen Branford an: "Sir, wir müssen gehen. Jetzt gleich!"
Branford sah ihn nur an: "Was ist, Lieutenant?"
Crusher wiederholte mit fester Stimme: "Wir müssen von Bord gehen. Die, die das getan haben, könnten zurückkommen. Sir, bitte!"
Branford nickte: "Sie haben recht." Er tippte seinen Kommunikator an: "Branford an Exeter, zwei Personen zurück beamen!"
Die beiden entmaterialisierten und erschienen im Transporterraum wieder. Branford legte seine Ausrüstung ab und ging in Begleitung von Crusher zur Brücke.
Die Crew war außergewöhnlich still, als er die Brücke betrat. Sehr langsam ging er zu seinem Sessel. Sandra Galen sah ihn an und er bemerkte, wie sehr sie mit ihm litt.
"Chris, es tut mir unendlich leid. Wir leiden mit dir."
Branford nickte traurig: "Danke, Sandra. Ich kann im Augenblick nicht klar denken." Er wandte sich dem Hauptschirm zu: "Mister Jacobs, ist der Selbstzerstörungsmodus der Defiance einsatzbereit?"
Jacobs scannte das Schiff und schüttelte den Kopf: "Nein, Captain. Die Verbindungen sind unterbrochen."
Branford erhob sich: "Also, dann müssen wir es anders machen. Einstellung 5 bei zwei Torpedos müsste reichen. Lieutenant Unas, bringen sie uns in eine sichere Position." Die Brückencrew erhob sich, um der Defiance einen letzten Gruß zu erweisen.
"Feuern sie die Torpedos ab, Mister Crusher." befahl Branford.
Crusher bestätigte. Die zwei Torpedos verwandelten die Defiance in einen Feuerball. Dann war außer einigen Trümmern nichts mehr zu sehen.
"Mister Jacobs, senden sie eine Nachricht an das Sternenflottenkommando. Per Hyperraumfunk. Teilen sie ihnen unsere Lage mit und erwähnen sie, dass wir weiterhin Kurs auf Caridian II haben. Wir werden nach den Tatsachen für die Zerstörung der Defiance suchen. Ende des roten Alarms."
Jacobs erwiderte: "Sir, ein Funkspruch, der über die Hyperraumrelais geht, braucht etwa drei Tage, bevor er bei dem Oberkommando auf Chaia VII eintrifft."
Branford starrte auf der Brücke hin und her. Dann sprach er Unas an: "Setzen sie Kurs auf Caridian II, Warpgeschwindigkeit 9."
Unas nickte: "Alles bereit, Sir."
Er deutete auf den Schirm: "Beschleunigen sie, Miss Unas."
Die Exeter ging auf Warpgeschwindigkeit.
"Flugzeit zwei Stunden, siebenundzwanzig Minuten." meldete Fogarty.
Branford nickte: "Danke, Nummer 1. Sie haben die Brücke. Ich bin auf der Krankenstation. Permanenten gelben Alarm."
Branford ging zusammen mit Lara Unas auf die Krankenstation. Sanders empfing sie mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck.
"Sir, von den 69 Überlebenden sind mittlerweile vier an Strahlenvergiftungen gestorben. Commander Coburn und Lieutenant Pizoll sind über den Berg."
Branford fragte nach: "Können wir mit dem Commander sprechen?"
Sanders nickte: "Ja, Captain. Kommen sie."
Coburn lag im hinteren Teil der Krankenstation. Er sah Branford und versuchte aufzustehen. Sanders warnte ihn: "Commander, bleiben sie liegen. Sie haben eine schwere Rückenverletzung. Sie können froh sein, dass nichts zurückbleibt."
Branford trat an das Bett heran: "Commander, was ist passiert?"
Er schaute recht mitgenommen drein. Dennoch antwortete er recht gefasst.
"Die Defiance hatte ihren Vermessungsauftrag erledigt und war auf dem Rückweg zum Wurmloch. Auf halbem Weg empfingen wir einen Notruf von der Kolonie auf Caridian II. Wir änderten den Kurs und gerieten vor dem Planeten in einen Hinterhalt. Es waren zwei cardassianische Schiffe der Enhanced-Penetrator-Klasse. Sie wurden begleitet von zwei Schlachtschiffen, deren Bauart uns unbekannt war. Auf jeden Fall analysierten wir, dass ihre Feuerkraft um 50% höher lag als unsere." Er stockte kurz und redete dann weiter.
"Eine Zeitlang konnten wir uns verteidigen. Aber die Feuerkraft der Schiffe war zu groß. Sie haben uns, sie haben uns..." Er schluchzte.
"Sie haben uns zusammen geschossen. Sie haben nicht aufgehört, selbst als wir kapitulierten. Kurz bevor der Warpkernbruch bevorstand, wurden sie anscheinend abberufen. Sie ließen uns brennend und sterbend zurück."
Unas fragte: "Besteht die Möglichkeit, dass es sich um Schiffe des Dominion gehandelt hat?"
"Ich weiß es nicht, Lieutenant. Aber da sie mit cardassianischen Kreuzern zusammen waren, besteht diese Möglichkeit durchaus."
Branford schloss die Unterhaltung: "Ruhen sie sich aus, Commander. Wir reden später weiter. Lieutenant, kommen sie."
Die Zwei gingen auf den Korridor hinaus.
"Lieutenant, rufen sie eine Konferenz der leitenden Offiziere zusammen. In einer halben Stunde." befahl er.
Die Offiziere saßen exakt nach dieser Zeit in der Aussichtslounge zusammen. Branford fehlte noch.
Die Tür öffnete sich und der Captain betrat den Raum. Seine Offiziere erhoben sich.
"Nehmen sie Platz. Sie wissen alle, dass wir in einer sehr ernsten Lage sind. Wir wissen nicht, mit wem wir es zu tun haben. Mister Crusher, haben sie ihre Analyse abgeschlossen?"
Der Sicherheitschef nickte: "Ja, Sir. Die Konfiguration der cardassianischen Enhanced-Penetrator ist den Anwesenden bekannt. Zu den zwei anderen Schiffen habe ich zu sagen, dass wir mit einem dieser Schiffe fertig werden müssten. Allerdings unter größten Verlusten, wie ich betonen muss. Wir sind wendiger und haben eine Feuerkraft, die nur um 25% niedriger liegt als die der Defiance, die dafür sehr viel unhandlicher ist. Aber gegen zwei dieser Schiffe und dann noch die cardassianischen Kreuzer, da werden wir nicht bestehen können."
Jacobs warf ein: "Also brauchen wir auf jeden Fall Hilfe. Oder?"
Crusher nickte: "Es wird kaum zu umgehen sein. Aber von wem?"
Fogarty suchte in den Datenbanken nach einer Antwort. Er fand etwas und bemerkte: "Zur Zeit ist nur ein weiteres Schiff im Gamma-Quadranten. Die U.S.S. Petersburgh, eine Fregatte der Constellation-Klasse. Eingeteilt zur Erforschung des Quadranten. Das Kommando hat Captain Nathan Baxter."
Jacobs bemerkte ironisch: "Constellation-Klasse? Das sind doch die Dinger, die sie schon vor zehn Jahren einmotten wollten."
"In unserer Situation können wir jede Hilfe brauchen, Samuel." erinnerte Lara Unas.
Branford stellte Jacobs eine Frage: "Lieutenant, wieso wurden die Schiffe ihrer Meinung nach abberufen?"
Jacobs antwortete skeptisch: "Nun, Captain. Ich habe eine Theorie. Der Gegner muss irgendwo anders noch eine zu verteidigende Position haben. Vielleicht auf Caridian II."
Branford sah seinen taktischen Offizier an: "Mister Crusher, erarbeiten sie mit ihrem Team eine Verteidigungsstrategie gegen diese Schiffe. Wir müssen davon ausgehen, dass wir alleine sind. Gehen sie auf ihre Stationen zurück."
Branford überprüfte die Sensorenberichte der letzten sechs Stunden. Es gab jedoch keine untypischen Scanwerte.
"Computer, wo befindet sich Lieutenant Crusher?" fragte er den Computer.
"Lieutenant Wesley Crusher ist in der vorderen Torpedoluke." erwiderte er.
Der Captain erhob sich aus seinem Sessel: "Lieutenant Unas, sie haben die Brücke."
Crusher arbeitete zusammen mit zwei Systemdiagnostikern an dem Ladesystem. Sie bemerkten gar nicht, dass Branford den Raum betrat.
"Lucas, die Zufuhr der Torpedos dauert mir etwas zu lange! Meinen sie, wir können noch ein paar Sekunden herausholen?"
Lieutenant j.g. Lucas Simons, ein junger Waffensystemexperte, sah skeptisch drein: "Sir, wir haben die Zugriffszeit schon um eineinhalb Sekunden verkürzt. Wir können bei der Ladegeschwindigkeit vielleicht noch eine bis zwei Sekunden gewinnen. Allerdings müssen wir zuerst überprüfen, ob diese Veränderung nicht die Sicherheit beeinträchtigt. Ich werde das mit Fähnrich Barel übernehmen." Er drehte sich herum und sah den Captain: "Guten Tag, Sir. Wir legen uns mächtig ins Zeug, um hier noch eine Verbesserung zu erzielen. Mister Crusher lässt uns keine Ruhe mehr."
Branford nickte: "Das gefällt mir, Lieutenant. Machen sie ruhig weiter. Mister Crusher, kann ich sie kurz sprechen?"
"Sicher, Sir. Um was geht es?" erwiderte Crusher und ging etwas zur Seite.
Branford sah ihn besorgt an: "Lieutenant, kommen sie mit ihren Bemühungen voran?"
"Nun, wir konnten das Zielsystem der achteren Phaserbanken genauer justieren, so dass sie die Objekte schneller erfassen können. Zudem versuchen wir hier, die Torpedoladezeit zu verringern." erwiderte Crusher.
Branford nickte: "Sie kriegen das schon hin. Ihre Bemühungen tragen bereits Früchte. Machen sie weiter."
Die Brücke meldete sich: "Brücke an Captain Branford. Wir erreichen Caridian II."
Unas erhob sich aus dem Kommandosessel, als Branford die Brücke betrat.
"Gehen sie auf Impulsgeschwindigkeit, Fähnrich." befahl er.
Der Planet kam in Sicht. Jacobs führte einen Sensorenscan der Umgebung durch.
"Sir, ich orte keine Schiffe in Sensorenreichweite." meldete er.
Branford nickte: "In Ordnung. Standardorbit, Miss Waringthon."
Die junge Frau bestätigte nicht und führte den Befehl aus. Unas stand neben ihr und bemerkte, dass etwas schief lief: "Fähnrich, sie setzen den Kurs zu niedrig an. Wir werden in die Atmosphäre eintreten!"
Branford warf Unas einen Blick zu: "Übernehmen sie, Lieutenant!" Waringthon erhob sich: "Ich bitte um Erlaubnis, die Brücke verlassen zu dürfen."
Der Captain deutete auf die Tür zum Bereitschaftsraum: "Erst möchte ich mit ihnen reden. Lieutenant Unas, sie haben die Brücke."
Waringthon folgte Branford wie ein geprügelter Hund in den Raum.
"Sir, ich will mich entschuldigen, dass ich eben..."
Branford schnitt ihr das Wort ab: "Deswegen wollte ich sie nicht sprechen. Ich weiß, was es für ein schmerzlicher Verlust für sie war. Ihr Vater bedeutete ihnen sicherlich viel. Auch ich habe, wie sie wissen, einen sehr geliebten Menschen verloren. Ich fühle mit ihnen. Nehmen sie sich bitte frei. Wenn sie sich besser fühlen, können sie ihren Dienst wieder antreten."
Waringthon schüttelte trotzig den Kopf: "Nein, Captain. Sie sind mir in diesem Fall ein Vorbild. Wie sie werde auch ich meine Pflicht erfüllen. Ich danke ihnen für ihre Großzügigkeit, aber ich muss ablehnen."
Branford nickte: "In Ordnung. Ihre Schicht beginnt in drei Stunden. Ruhen sie sich noch etwas aus. Sie können gehen."
Als die junge Frau den Raum verlassen hatte, meldete sich Unas.
"Sir, wir haben den Planeten gescannt. Die Ergebnisse sollten sie sich selbst ansehen."
Branford konnte kaum glauben, was er auf dem Bildschirm sah. Die Kolonie war besetzt von einer Infanterieeinheit. Aus der Entfernung konnte man die Lebensformen nicht identifizieren, aber es waren mehrere hundert.
"Vielleicht eine Jem´Hadar-Einheit, Sir." bemerkte Jacobs.
Branford grübelte. Es wäre eine Möglichkeit. Die Jem´Hadar waren Söldner, die für das Dominion arbeiteten. Ihre Bezahlung bestand aus Drogen, mit denen sie bei der Stange gehalten wurden.
"Haben sie die Kolonie gerufen, Lieutenant?"
Jacobs schüttelte den Kopf: "Nein. Ich wollte nicht, dass wir entdeckt werden."
"Sehr vernünftig. Gegen diese Kampfmaschinen hätten wir keine Chance. Wir haben entdeckt, dass sie überall in der Stadt sind. Es würde ein blutiger Häuserkampf werden." erwiderte Unas.
Randolph hatte einen Vorschlag: "Sir, könnten wir nicht runter beamen, um vielleicht mit dem Polizeichef oder dem Präsidenten zu reden? Dadurch hätten wir mehr Informationen."
Branford war skeptisch: "Keine schlechte Idee. Aber ihre Systeme würden die Transportertätigkeit orten. Das können wir nicht riskieren."
Fogarty sah sich die Lage ebenfalls an. Er machte ein mutloses Gesicht.
"Wir müssen Hilfe holen, Captain. Alleine haben wir so gut wie keine Chance."
Branford nickte: "Sie haben recht, Nummer 1. Wir verlassen den Orbit. Lieutenant, setzen sie Kurs auf das Wurmloch. Warp 9,5."
Sie nickte: "Bereit, Sir."
"Beschleunigen sie, Lieutenant." befahl Branford.
Die Ernüchterung folgte eineinhalb Stunden später. Jacobs meldete: "Sir, die Weitbereichsscanner erfassen vier Schiffe beim Wurmloch. Zwei cardassianische Kreuzer und zwei der Schlachtschiffe, die die Defiance vernichtet haben."
Branford stand auf: "Taktische Analyse, Lieutenant Crusher."
Der Sicherheitschef analysierte die Daten und schüttelte den Kopf: "Wir haben keine Chance, das Wurmloch unbeschadet zu erreichen. Ich kann nur empfehlen beizudrehen, Captain."
Der Captain ließ sich in seinen Kommandosessel sinken.
"Also gut. Wenden sie um 180 Grad, Lieutenant. Gleiche Geschwindigkeit." befahl er.
Fogarty sah ihn an: "Was meinen sie? Was sollen wir nun tun?"
Branford strich sich die Haare aus dem Gesicht.
"Der Geheimdienst vermutet im Maicon-System eine Jem´Hadar-Einheit, die sich vom Dominion abzulösen versucht. Vielleicht können wir sie überzeugen, uns zu helfen."
"Es ist einen Versuch wert, Captain." bemerkte Unas.
Ein Wink von Branford genügte und Unas änderte den Kurs des Schiffes.
Branford verließ die Brücke und ging zu seinem Quartier. Nachdem er eine Stunde lang die Situation Stück für Stück durchgegangen war, ertönte der Türsummer. Branford rief "Herein" und Kelly Pizoll betrat den Raum.
"Störe ich sie, Sir?" fragte die junge Frau.
Branford erhob sich und schüttelte den Kopf: "Aber nein doch. Kommen sie, setzen sie sich."
Pizoll ging langsam zum Sessel. Auf halben Weg stolperte sie. Branford stützte sie sofort.
"Danke Sir. Der Oberschenkel war durchtrennt. Es wird noch einige Zeit dauern, bis ich wieder richtig gehen kann." Sie nahm im Sessel Platz. Branford bestellte beim Replikator zwei Tassen Tee und nahm im anderen Sessel Platz.
Lange Zeit sprachen sie kein Wort. Dann fasste sich Pizoll ein Herz.
"Ich wollte ihnen etwas sagen. Es geht um Nella." Sie zögerte kurz, dann redete sie bedrückt weiter: "Kurz bevor es auf der Brücke zu der Explosion kam sagte mir Nella noch etwas. Sie sagte mir, falls sie sterben sollte, soll ich ihnen sagen, dass sie sie immer lieben wird. Auch wenn sie nicht mehr da ist."
Branford konnte nur mit Mühe seine Tränen zurückhalten. Er blickte Pizoll an: "Danke, Kelly. Das bedeutet mir sehr viel."
Branford sprach noch eine Weile mit dem ehemaligen Steueroffizier der Defiance, dann verabschiedete sie sich und ging.
Der Captain grübelte noch eine Weile nach und lief ziellos durch die Korridore des Schiffes. Nach einer weiteren halben Stunde rief ihn Fogarty.
"Fogarty an Branford, bitte kommen sie auf die Brücke."
Branford betrat die Brücke. Sein 1.Offizier stand aus dem Kommandosessel auf.
"Bericht, Nummer 1." ordnete Branford an, während er sich setzte.
Fogarty nickte: "Sir, wir haben ein cardassianisches Schiff der Enhanced-Penetrator-Klasse geortet. Es bewegt sich in Richtung 211,010. Noch hat es uns nicht entdeckt, da wir zwischen uns und dem Gegner einen Meteornebel haben. Unsere Sensoren konnten das Schiff kurz erfassen."
Branford sah Crusher an: "Lieutenant, orten sie andere Schiffe?"
Crusher schüttelte den Kopf: "Negativ, Captain. Keine anderen Schiffe im
Sensorenbereich."
"Roter Alarm! Gehen sie auf Abfangkurs, Miss Waringthon!" befahl Branford.
Jacobs meldete: "Sir, Flugzeit bis Abfangen fünf Minuten, zwanzig Sekunden."
"Danke sehr, Mister Jacobs. Geschwindigkeit Warp 9,6."
Den Captain packte das Jagdfieber. Aber er wollte den Kreuzer nicht aus Rachegelüsten jagen. Er wollte Informationen haben, und dieses Schiff kam ihm gerade recht.
Drei Minuten später meldete Crusher: "Sir, der Kreuzer hat uns bemerkt. Er flüchtet in Richtung 185,008. Geschwindigkeit Warp 8."
"Aufschließen mit Warp 9,6. Kurs angleichen!" befahl Branford.
Fogarty sah sich die Daten an: "Captain, mit den Torpedos können wir ihn zwingen, unter Warp zu gehen."
Branford stimmte seinem 1.Offizier zu: "Sie haben recht. Mister Crusher, nehmen sie die Schilde hoch. Photonentorpedos aktivieren!"
Der taktische Offizier bestätigte: "Zu ihrer Verfügung, Sir."
Branford erhob sich: "Auf Ziel einstellen, Level 5. Feuern sie wenn bereit!"
Crusher feuerte zwei Torpedos ab, die den Kreuzer hart am Heck trafen. Er verminderte auf Impulsgeschwindigkeit und drehte bei, um die Exeter zu beschießen.
"Gehen sie auf Impulskraft, Phaser auf Ziel einstellen!" befahl Branford.
Der Kreuzer eröffnete das Feuer. Die Exeter wurde steuerbord getroffen, als sie ein Ausweichmanöver flog.
"Bericht, Mister Jacobs!" ordnete Branford hektisch an.
Jacobs erwiderte: "Schilde halten, Captain. Impulsantrieb auf 90% vermindert, sonst kein System beschädigt."
Branford deutete auf den Schirm.
"Phaser auf 80%, Feuer eröffnen!"
Der Feuerstoß erwischte den feindlichen Kreuzer voll. Man sah deutlich seine Schwierigkeit beim Manövrieren.
"Seine Schilde sind auf 50% runter und sein Backbord-Impulsantrieb ist hin."
Branford überlegte. Informationen konnte er sich in einer Machtposition leichter holen. Er ließ die Phaser noch mal feuern und verminderte die Schilde seines Gegners auf 20%.
"Sir, wir werden von dem Kreuzer gerufen!" meldete Crusher.
Branford nickte: "Legen sie das Gespräch auf den Hauptschirm."
Auf dem Bildschirm erschien ein jung wirkender Cardassianer.
"Ich bin Gul Tarot vom 5.Orden der Cardassianer. Ihre aggressiven Handlungen werden zu entscheidenden Konsequenzen unsererseits führen."
Branford sah ihn deutlich an: "Sie machen mir Spaß. Womit wollen sie denn entscheidende Konsequenzen durchführen? Kommen wir zur Sache: Für wen arbeiten sie, Tarot? Welche Schiffe befinden sich noch hier?"
Der Cardassianer lachte: "Es wird ihnen nicht helfen und ich werde es ihnen nicht sagen! Bereiten sie sich darauf vor, dieses Leben zu beenden."
Der Bildschirm erlosch und zeigte wieder den Kreuzer.
"Sir, er aktiviert seinen Torpedos. Zwar kann er nur mit einer Phaserbank feuern, aber wir sollten handeln." meldete Crusher.
"Schießen sie ihn manövrierunfähig, Lieutenant." befahl Branford.
Crusher feuerte maßvoll mit den Phasern und schaltete Schilde und Waffensysteme des Gegners sowie seinen Antrieb aus.
"Rufen sie ihn und teilen sie unsere Bedingungen mit. Sie sollen kapitulieren!"
Jacobs scannte den Kreuzer und meldete: "Sir, die haben ihren
Selbstzerstörungsmechanismus aktiviert! Wir müssen hier weg!"
Branford nickte: "Setzen sie einen Kurs, der uns in eine ausreichende Entfernung bringt! Maximum-Impuls!"
Der Kreuzer wurde in einer gewaltigen Explosion vernichtet.
"Ich kann keine Überlebenden orten, Sir."
Branford nickte: "In Ordnung. Die Schadenskontrolle soll die erlittenen Schäden reparieren. Setzen sie Kurs auf das Maicon-System, Warp 6."
Galen sah ihn an: "Informationen haben wir nicht erhalten, Captain."
"So gesehen nicht. Aber dieser Kommandant war ziemlich jung, selbst für einen cardassianischen Gul. Das sind Abtrünnige der regulären cardassianischen Truppen. Junge Offiziere, die sich einen Namen im Kampf machen wollen und sich deshalb dem Werben des Dominion hingegeben haben."
Jacobs hatte etwas entdeckt: "Sir, ich orte ein Schiff in unserer Flugbahn. Fliegt in Richtung 288,010. Niedrige Warpgeschwindigkeit."
Branford sah von dem Monitor auf: "Können sie es identifizieren, Lieutenant?"
"Aye, Sir. Es ist eine Fregatte der Constellation-Klasse. ID-Nummer NCC 21674. Laut Sternenflottenverzeichnis die U.S.S. Petersburgh."
Fogarty sah Branford an: "Da kommt Hilfe, Captain."
"Vermutlich, Nummer 1. Mister Crusher, rufen sie die Petersburgh und bitten sie sie um ein Treffen." erwiderte Branford.
Crusher führte den Befehl aus und meldete: "Sir, Captain Baxter von der Petersburgh ist einverstanden, sich mit uns zu treffen. Rendezvous-Koordinaten wurden übermittelt."
Branford nickte: "Danke, Lieutenant. Fähnrich Waringthon, setzen sie Kurs zu den Koordinaten, Warp 9,5. Beschleunigen."
Zehn Minuten später traf sich die Exeter mit der Petersburgh.
Crusher meldete einen eingehenden Funkspruch.
"Sir, wir werden von der Petersburgh gerufen."
Branford nickte: "Auf den Schirm schalten, Mister Crusher."
Ein Mann mit Admirals-Abzeichen erschien auf dem Schirm.
"Ich grüße sie, Captain Branford. Mein Name ist Admiral Lesley Unix. Ich bin Befehlshaber der Raumforschungsgruppe des Gamma-Quadranten."
Branford erhob sich und erwiderte den Gruß: "Admiral, wir haben ein sehr ernstes Problem. Caridian II ist von einer Einheit der Jem´Hadar besetzt. In diesem und dem angrenzenden System halten sich drei cardassianische Kreuzer und zwei Schlachtschiffe der Jem´Hadar auf. Sie haben den Rückweg durch das Wurmloch versperrt. Das Schlimmste jedoch ist, dass sie die U.S.S. Defiance vernichtet haben. Mit beinahe der gesamten Crew."
Unix sah betroffen drein: "Ich bin erschüttert, Captain. Captain Baxter und ich werden zu ihnen rüber beamen, um die Lage zu besprechen."
Der Bildschirm erlosch.
"Nummer 1, sie werden den Admiral und Captain Baxter empfangen. Führen sie sie in die Aussichtslounge." befahl Branford.
Fogarty nickte und verließ die Brücke.
Fünf Minuten später erschienen Fogarty, Baxter und Unix in der Aussichtslounge. Branford erhob sich und begrüßte die zwei per Handschlag. Er bat Fogarty ebenfalls zu bleiben.
"Sir, die Lage habe ich ihnen schon erklärt. Wir können nicht in unseren Quadranten zurück. Irgendwoher müssen wir Hilfe erhalten." erläuterte Branford.
Unix nickte: "Sicher, Captain. Was schlagen sie vor?"
"Laut Berichten des Geheimdienstes befindet sich im Maicon-System eine abtrünnige Jem´Hadar-Einheit. Wir könnten versuchen, sie zur Zusammenarbeit zu bewegen." erwiderte Branford.
Baxter schaute interessiert drein: "Eine interessante Variante. Der Versuch könnte
erfolgreich sein und uns neue, mächtige Verbündete in diesem Kampf bescheren."
Unix schüttelte den Kopf: "Ihre Meinung in Ehren, Captain Baxter, aber ich halte diese Idee für sinnlos. Die Kolonie auf Caridian II zu befreien hat absolute Priorität."
Fogarty warf dazwischen: "Admiral, wir haben die Lage analysiert. Wir sind ohne jede Chance, die Kolonie zu retten. Unsere Feuerkraft reicht bei weitem nicht aus."
"Nun, Commander, ihre Analyse beruhte auf der alleinigen Feuerkraft der Exeter. Wir werden es folgendermaßen machen: Die Exeter deckt die Petersburgh, die zum Planeten vordringt und die Bewohner schützt." erwiderte Unix ungerührt.
Branford startete einen letzten Versuch: "Sir, ich bitte sie, sich das noch mal zu überlegen. Die Jem´Hadar könnten uns eine große Hilfe sein. Mit Sicherheit."
Der Admiral war stur.
"Nein, Captain. Wir werden den Plan so ausführen wie vorgeschlagen."
Branford schüttelte energisch den Kopf: "Ich bitte sie, Admiral. Wir riskieren die beiden Schiffe, wenn wir diesen Plan ausführen. Hören sie, dass können wir keinesfalls..."
Unix schnitt ihm das Wort ab: "Das wäre alles, Captain. Sie haben ihre Befehle." Er erhob sich und wandte sich zum Gehen.
"Captain Baxter, wir kehren auf die Petersburgh zurück."
Einige Minuten später wurden die beiden auf die Petersburgh gebeamt.
Branford und Fogarty nahmen ihre Plätze auf der Brücke ein.
"Sir, die Petersburgh setzt einen Kurs nach Caridian II. Warp 8." meldete Jacobs.
Branford nickte: "Lieutenant Unas, setzen sie eine Formationskurs, gleiche
Geschwindigkeit. Energie."
Die beiden Schiffe brauchten eineinhalb Stunden, bis sie Caridian II erreichten.
Jacobs meldete ziemlich skeptisch: "Sir, ich orte zwei dieser Schlachtschiffe und einen cardassianischen Kreuzer in der Nähe des Planeten. Die haben uns erwartet!"
"In Ordnung, Lieutenant. Roter Alarm, Schilde aktivieren!"
Die Exeter ging auf Gefechtsbereitschaft.
"Sir, die Petersburgh teilt uns mit, dass sie den direkten Anflug wagt. Wir sollen ihr Rückendeckung geben." meldete Crusher.
"Bestätigen sie den Funkspruch." Er sah sich die taktische Lage an. "Setzen sie Kurs auf 109,010. Volle Impulskraft."
Der cardassianische Kreuzer und ein Schlachtschiff nahmen sich die Petersburgh vor, die stur ihren Kurs hielt.
"Sir, die beiden Schiffe feuern auf die Petersburgh. Ihre Schilde wurden auf 70% reduziert!"
Branford ballte die Faust: "Phaser auf das Schlachtschiff ausrichten! Einstellung 75%. Und Feuer!"
Der Feuerstoß traf das Schiff an der Backbordseite, hinterließ aber keine sichtbaren Schäden.
"Schilde des Gegners unverändert. Keine Beschädigung."
Branford nickte: "Kurs ändern auf 198,030, halbe Impulskraft. Achtertorpedos auf Ziel Cardassianer ausrichten. Doppelsalve, Level 6."
Crusher bestätigte: "Eingerastet, Sir."
Branford deutete auf den Schirm: "Feuer!"
Die zwei Torpedos trafen den Kreuzer voll. Jacobs meldete ein Absinken seiner Schilde. Mittlerweile feuerte das zweite Schlachtschiff auf die Exeter. Es waren mehrere Phaser- und Disruptorschüsse. Die Exeter wurde stark erschüttert.
Jacobs sah ernst drein: "Sir, Schilde auf 60% gefallen. Hintere Sensorenphalanx
ausgefallen, ebenso Weitbereichskommunikation."
Branford befahl, eine enge Kurve zu fliegen und feuerte gleichzeitig seine Phaser auf das verfolgende Schlachtschiff ab, das leicht beschädigt wurde.
"Captain, die Petersburgh steckt einiges ein. Das andere Schlachtschiff und der Kreuzer decken sie mit Phaserschüssen ein!" meldete Jacobs.
"Feuern sie unsere vorderen Torpedos ab! Zielen sie abwechselnd auf die beiden Schiffe. Wir müssen die Petersburgh schützen und das Feuer auf uns ziehen."
Das Schlachtschiff drehte nach einem Torpedotreffer und feuerte mit einer vollen Phaserbreitseite auf die Exeter. Branford erkannte sofort, dass es ein größerer Schaden war.
"Maschinenraum an Brücke. Captain, wir haben ein Problem. Die Motoren zur Verstellung der Warpgondeln sind ausgefallen. Somit können wir die Gondeln nicht mehr anpassen. Die Höchstgeschwindigkeit sinkt dadurch auf Warp 5." meldete Cassels.
Branford bestätigte: "Verstanden. Wie lange brauchen sie, Jake?"
"Etwa eine halbe Stunde, Sir. Tut mir leid. Cassels Ende."
Unterdessen kämpfte die Crew der Petersburgh ums Überleben. Sie hatte mehrere Torpedotreffer wegstecken müssen und ihre Schilde waren auf 20% gefallen. Lieutenant Tim Russow, der taktische Offizier, blickte ernst drein.
"Captain, wir müssen weg hier! Die Waffensysteme sind so gut wie ausgefallen, mit dem Rest könnten wir nicht mal ein Ferengi-Shuttle beschädigen."
Commander Brian Raulos, der 1.Offizier, pflichtete Russow bei. Er hatte Verbrennungen an der Hand, die eine explodierende Konsole verursacht hatte.
"Tim hat Recht. Wir müssen fliehen, sonst wird das unser Ende!"
Unix, der neben ihm saß, schüttelte energisch den Kopf: "Nein, wir können diese Leute nicht im Stich lassen!"
Baxter reichte es: "Admiral, wenn sie wollen, können sie mich wegen Befehlsverweigerung anklagen." Er stand auf: "Lieutenant Miller, Fluchtkurs setzen Richtung 300,043. Voller Impuls, alle Energie in die Schilde leiten!"
Die Petersburgh versuchte, den zwei Gegnern zu entkommen, aber ihre Chancen standen schlecht.
Branford sah die Petersburgh aus einiger Entfernung. Die Exeter war abgedrängt worden und befand sich im Kampf mit dem zweiten Schlachtschiff.
"Lieutenant Unas, setzen sie einen Kurs in Richtung der Petersburgh. Sie ist schwer beschädigt." befahl er.
Die Exeter flog auf das Schiff zu. Plötzlich meldete Jacobs aufgeregt: "Captain, die Petersburgh hat ernsthafte Schwierigkeiten. Ihr Maschinenraum verliert so langsam die Eindämmung! Noch ein Treffer, und.."
Branford nickte: "Ja, verstanden. Feuer auf das Schlachtschiff eröffnen. Mit allen Waffensystemen!"
Die geballte Feuerkraft der Exeter traf das Schlachtschiff. Es wurde beschädigt, konnte aber nochmals auf die Petersburgh feuern.
Das Resultat war vernichtend. Die Petersburgh explodierte vor den Augen der Exeter-Crew.
"Verdammt! Lieutenant, Kurs auf 322,010. Volle Impulskraft!" befahl Branford. "Orten sie Fluchtkapseln, Mister Jacobs?"
Der Einsatzleiter schüttelte traurig den Kopf: "Nein, leider nicht. Sie konnten nicht mehr rechtzeitig entkommen."
"Alle verfügbare Energie in die Schilde und den Impulsantrieb leiten! Bringen sie uns hier weg!" befahl Branford energisch.
Das Schlachtschiff feuerte noch zwei Torpedos auf die Exeter ab.
Jacobs zeigte ein ernstes Gesicht: "Sir, die achteren Schilde sind im Begriff auszufallen! Wir müssen etwas unternehmen!"
"Schildenergie nach achtern verlagern. Feuern sie noch zwei Torpedos ab!" befahl Branford.
Das Schlachtschiff fiel durch die Einschläge etwas zurück.
"Sir, wir können auf Warp gehen!" meldete Unas.
Branford ballte die Faut: "Beschleunigen auf Warp 5! Los!"
Die Exeter ging auf Überlichtgeschwindigkeit und flog aus dem System.
"Sir, die Schlachtschiffe verfolgen uns! Wir können ihnen so nicht entkommen!"
Branford rief den Maschinenraum: "Jake, wir brauchen mehr Warpenergie!"
"Captain, ich versuche alles, was ich kann!" erwiderte Cassels gereizt.
Branford wurde autoritär: "Commander, spannen sie jeden verfügbaren Mann und jede Frau ein! Wir brauchen diese Energie!"
Cassels brummte ein genervtes "JA SIR!" und beendete die Verbindung.
Fünf Minuten später, die Schlachtschiffe kamen der Exeter immer näher und feuerten erste, ungezielte Torpedoschüsse ab, meldete Jacobs: "Sir, die Gondelmotoren funktionieren wieder! Volle Kraft steht zur Verfügung!"
Branford stand auf: "Jawohl, gut gemacht! Warp 9,5, Lieutenant Unas. Bringen sie uns weg, Kurs auf das Maicon-System!"
"Captain, wir erreichen das Maicon-System." meldete Fähnrich Waringthon eine Stunde später.
Branford wandte seinen Blick vom Bildschirm seiner Station ab.
"Gehen sie auf Impulsgeschwindigkeit, Fähnrich." Er stand aus dem Kommandosessel auf.
"Beginnen sie einen Sensorenscan des Systems, Mister Jacobs. Orten sie andere Schiffe?"
Der Einsatzleiter schüttelte den Kopf: "Negativ, Sir. Keine anderen Schiffe auszumachen."
"Captain, was wollen sie nun tun?"
Branford blickte seinen 1.Offizier an und wusste nicht so recht, was er antworten sollte. Dann überwand er sich.
"Nun, Commander. Ich habe vor, mit einem Shuttle zu starten und nach den Jem´Hadar zu suchen. Allerdings müssen wir zuerst die Planeten nach Lebensformen absuchen."
Fogarty nickte: "Dann wollen wir mal. Lieutenant Jacobs, scannen sie auf den vier Planeten Lebenszeichen?"
Jacobs suchte die Planeten mit den Scannern ab und meldete: "Commander, auf dem dritten Planeten kann ich unbestimmte Lebensformen ausmachen. Könnten die Jem´Hadar sein."
Der Captain grübelte nach und ging auf und ab.
"Captain, über was denken sie nach?" fragte Sandra Galen.
Branford lächelte kurz und erwiderte: "Ich überlege, ob dieser Einsatz so großen Nutzen bringt, dass er das Risiko wert ist."
"Es ist ihre Entscheidung, Sir. Aber wir haben vermutlich keine andere Wahl, als es zu versuchen." bemerkte sein 1.Offizier.
Branford nickt entschlossen: "Wir machen es. Commander, informieren sie die Shuttlerampe, dass sie ein Schiff klarmachen sollen." Er wandte sich zu Jacobs: "Lieutenant Jacobs, Lieutenant Crusher, sie kommen mit. Doctor Sanders soll uns in der Shuttlerampe treffen. Commander Fogarty, sie haben die Brücke. Halten sie die Exeter außerhalb des Systems. In zwei Tagen erwarte ich sie wieder hier. Das wäre alles."
Er wandte sich um und verließ mit Jacobs und Crusher die Brücke.
Der Deckoffizier checkte das Shuttle nochmals durch. Im gleichen Moment betraten Branford, Jacobs, Crusher und Doctor Sanders die Shuttlerampe.
"Chief, ist alles bereit?" fragte Branford noch im Näher kommen.
Der Deckoffizier erwiderte nickend: "Wie befohlen, Sir. Das Schiff ist startbereit."
Branford nickte und bestieg mit den drei anderen das Shuttle. Jacobs, der als der beste Pilot an Bord galt, nahm die Position des Piloten ein, Branford die des Co-Piloten. Die Tür schloss sich.
"Shuttle Haydn, sie haben Starterlaubnis. Viel Glück, meine Herren." erklang die Stimme von McLure.
Die Docktüren öffneten sich und gaben den Blick auf den Weltraum frei. Jacobs beschleunigte das Shuttle und steuerte es aus dem Schiff hinaus.
"In Ordnung. Lieutenant, setzen wir Kurs auf Maicon III. Voller Impuls." befahl Branford.
Jacobs landete das Shuttleschiff sicher auf einer größeren Lichtung in einem riesigen Waldgebiet, in welchem die Lebenssignale am stärksten waren.
Die Vier betraten mit gemischten Gefühlen den feuchten Boden von Maicon III. Branford beruhigte auch der Typ-II-Phaser an seinem Gürtel nicht besonders. Wenn es eine Jem´Hadar-Einheit war, bestand sie aus bestens ausgebildeten Kriegern, die sicher zu mehren Hundert zusammengeschlossen waren.
"Captain, ich orte einige unbestimmte Lebenszeichen in Richtung 174. Entfernung cirka zehn Kilometer." meldete Crusher.
Branford nickte: "Also los. Gehen wir!"
Die Gruppe musste sich ihren Weg durch dichtes Gestrüpp bahnen. Sie scannten ständig mit ihren Tricordern die Umgebung, aber die Anzeigen waren zu ungenau, um Bestimmtes sagen zu können.
Nach einer Marschzeit von dreißig Minuten ordnete Branford eine kurze Pause an. Sanders nahm einen Schluck Wasser aus seiner Flasche. Plötzlich hörte er ein Knacken im Unterholz. Doch dieses Warngeräusch kam schon zu spät. Bevor die Offiziere ihre Phaser ziehen konnten, waren sie schon von etwa zwanzig vermummten Gestalten umzingelt, die Phasergewehre trugen.
"Ergeben sie sich! Werfen sie ihre Waffen weg!" schrie der Anführer, der etwas weiter vorn stand.
Branford bedeutete seinen Offizieren, der Aufforderung Folge zu leisten.
Ihnen wurden die Waffen, Kommunikatoren und Tricorder abgenommen. Danach wurden sie zu einem Lager geführt und in einen Bunker eingesperrt. Kurz danach strömte eine Art Gas ein und sie wurden bewusstlos.
Jacobs erwachte als erster. Er rappelte sich auf und untersuchte die Tür. Enttäuscht stellte er fest, dass sie durch ein Kraftfeld so gut gesichert war, dass sie ohne Hilfsmittel nicht zu knacken war.
Mittlerweile waren seine Begleiter erwacht.
"Meinen sie, das sind die Jem´Hadar?" fragte Crusher.
Branford nickte überzeugt: "Da bin ich mir sicher, Lieutenant. Ihre Taktik ist offensichtlich die der Jem´Hadar. Warten wir ab, was sie wollen."
Das Warten dauerte zwei Stunden, wie Branford schätzte. Dann wurde die Türe geöffnet und drei Wesen betraten den Raum. Als das Licht auf sie fiel erkannte Branford die Jem´Hadar. Zwei blieben an der Tür stehen und richteten ihre Phasergewehre drohend auf sie. Der eine trat nach vorn.
"Ich bin Lorwak, der Tar´La dieses Regiments." sprach er.
Branford hob die Augenbrauen: "Also der stellvertretende Kommandant. Oder habe ich das falsch verstanden?"
Der Jem´Hadar sah ihn verwundert an: "Sie wissen also über uns etwas Bescheid." Er musterte die vier Offiziere, die vor ihm standen.
"Dem Rang nach sind sie Captain, das Rot ihrer Uniform bestimmt sie als Mitglied des Führungsstabes." stellte er bei Branford fest.
Er sah Jacobs an: "Sie sind Lieutenant junior grade, technische Sektion." Lorwak musterte Crusher und Sanders: "Sie sind Lieutenant senior grade, ebenfalls technische Sektion oder Sicherheit. Ihr Rang hingegen ist Lieutenant Commander, vermutlich sind sie Arzt."
"Was wollen sie von uns?" fragte Branford.
Lorwak entgegnete: "Nun, sie wissen vielleicht, dass wir von einer Droge abhängig sind. Tetracell White nennt sie sich, und das Dominion benutzt sie zur Kontrolle der Jem´Hadar. Wir können nur dann frei werden, wenn wir von Tetracell White unabhängig werden. Ihr Arzt könnte uns von Nutzen sein. Sie und der Doctor werden mich begleiten. Ich bringe sie zum Kommandanten."
Branford und Sanders mussten vor der Hütte des Kommandanten warten.
Lorwak war jedes Mal beeindruckt, wenn er seinen Kommandanten sah. Er war zwei Köpfe größer als er, ein alter, ehrenvoller Krieger.
"Sie sind also der festen Ansicht, sie könnten uns helfen." Er zog hörbar die Luft ein und blickte Lorwak scharf an.
"Ich bin jedoch nicht der Ansicht! Meiner Meinung nach sollten wir sie strengstens verhören. Und zwar mit allen Mitteln!"
Lorwak näherte sich demütig: "Ehrenwerter Ornar, ich stelle eure Meinung nicht in Frage. Aber wir könnten von diesem Arzt profitieren. Er hat unter Umständen die Fähigkeit, uns von der Sucht zu heilen."
Ornar nickte mürrisch: "Tun sie, was immer sie wollen, Lorwak. Sie haben volle Handlungsfreiheit. Aber falls wir innerhalb einer Woche kein Ergebnis haben, werde ich so fortfahren, wie ich es für richtig halte! Gehen sie!"
Lorwak führte Branford und Sanders in ein Labor, welches selbst nach Sternenflottenkriterien gut eingerichtet war.
"Doctor, beginnen sie bitte mit ihrer Arbeit. Wenn sie etwas benötigen, die Wache wird ihnen helfen."
Sanders sah Branford an. Dieser musste nun eine Entscheidung treffen. Sollte er kooperieren oder nicht?
"Lorwak, bevor wir ihnen helfen, brauche ich Garantien. Die Garantie, dass Mister Jacobs und Mister Crusher nichts passiert. Und ich muss mit Ornar über eine wichtige Angelegenheit reden. Ist das möglich?"
Lorwak schüttelte den Kopf: "Ausgeschlossen, Captain. Der Kommandant will nicht mit ihnen sprechen. Und zur ersten Garantie: Ich versichere ihnen, solange der Doctor arbeitet, wird ihnen kein Leid zufügt. Aber: Sollte er in einer Woche keinen Erfolg aufweisen können, wird Ornar nach seinem Ermessen fortfahren! Sie können sich innerhalb des Lagers mit ihren Männern frei bewegen. Sollten sie jedoch irgendeinen Fluchtversuch unternehmen, werden sie sterben! Vergessen sie das nicht!"
Lorwak verließ den Raum und ließ Sanders und Branford zurück.
"Beginnen sie, Doctor. Sie sind unsere einzige Hoffnung, die Jem´Hadar zur Zusammenarbeit zu bewegen. Ich spreche mit Jacobs und Crusher. Bis später."
"Meinen sie, der Captain hat Erfolg mit seiner Bitte?"
Crusher blickte nervös im Raum herum. Die Frage von Jacobs hatte ihn aus den Gedanken gerissen.
"Ich weiß nicht, Sam. Wollen wir es hoffen." erwiderte Crusher.
Branford betrat den Raum und begrüßte die Zwei.
"Kommen sie. Wir dürfen uns im Lager frei bewegen. Sammeln wir ein paar Informationen."
Die Zwei folgten Branford. Das Lager wimmelte von bestens ausgerüsteten Kriegern. Aber Branford fiel auf, das auch viele Familien da waren. Es waren offensichtlich die Angehörigen der Kämpfer.
"Captain, könnte ich vielleicht dem Doctor helfen? Ich habe einige Erfahrung im Bereich der Medizin, besonders der Gentechnik." schlug Jacobs vor.
Branford nickte lächelnd: "Gute Idee, Lieutenant. Gehen sie nur."
Sein taktischer Offizier ließ seinen Blick kreisen. Die Bewachung war gut, zu gut für vier Offiziere der Sternenflotte.
"Captain, ich habe eine Frage. Ich finde es erstaunlich, dass alle Jem´Hadar dem Kommandanten und Lorwak gefolgt sind. Die können doch unmöglich alle bereit sein, Abtrünnige zu werden."
Der Captain nickte: "Es ist für uns schwer verständlich, Mister Crusher. Aber die Krieger sehen in ihrem Anführer eine unantastbare Gestalt. Sie würden ihm in den Tod folgen. Anders als bei uns sind die Krieger auf ihren Kommandanten vereidigt. Sie gehorchen blindlings. Deswegen stellen sie eine so große Gefahr für die Föderation dar."
Branford durchstreifte mit Crusher noch eine Stunde das Lager, dann suchten sie wieder das Labor auf.
Doctor Sanders bereitete gerade eine Testreihe mit Blut eines Jem´Hadar-Kriegers vor. Jacobs assistierte ihm.
"Kommen sie voran, Doctor?" fragte Branford.
Sanders sah ihn ausdruckslos an: "Nun, ich konnte einige Fortschritte machen. Diese Droge verändert ein bestimmtes Gen so, dass es beinahe unmöglich wird, sie auf herkömmliche Weise zu entwöhnen. Wir müssen einen Weg finden, dieses Gen so zu rekonfigurieren, dass der Suchteffekt aussetzt."
Branford hörte sich eine Weile die Ausführungen des Arztes an, dann war er schlussendlich so erschöpft, dass er einschlief.
"Wachen sie auf!"
Branford wachte erschrocken auf. Es war die Stimme von Lorwak.
"Kommen sie mit, ich gehe mit einigen anderen auf die Jagd. Wenn sie möchten, können sie mitkommen."
Er stand auf und zog seine Uniform zurecht.
"Gerne. Gehen wir gleich?"
Lorwak nickte langsam: "Genau jetzt, Captain."
Branford folgte dem Jem´Hadar nach draußen.
"Aber passen sie auf, Captain. Sollten sie einen Fluchtversuch unternehmen, werden sie sterben. Hier, das ist ihre Waffe."
Er reichte ihm eine Art Armbrust, die aus einem ihm nicht bekannten Material hergestellt war. Zusätzlich bekam er eine Art Köcher mit cirka zwanzig Pfeilen, die eine Art Stahlspitze hatten.
Zusammen mit drei anderen Jem´Hadar verließen Lorwak und Branford das Lager und gingen in den Wald hinaus. Nach einer Marschzeit von einer Dreiviertelstunde erreichten sie einen Platz, auf dem sie sich auf die Lauer legten.
Es verging über eine weitere Stunde, dann flüsterte Lorwak:
"Sehen sie, dort auf der Lichtung. Das sind vier Ter´kar."
Branford sah sich die Tiere an. Sie waren Hirschen nicht unähnlich, aber von der Größe her etwa anderthalb mal so groß.
"Und was tun wir jetzt?"
Der Jem´Hadar deutete auf seine Begleiter: "Sie werden von der anderen Seite an die Ter´kar herangehen. Dann greifen wir an."
Die drei Begleiter schlichen um einige Bäume herum und gingen in Position.
"Laden sie ihre Waffe, Captain." sagte ihm Lorwak.
Branford zog zwei Pfeile aus dem Köcher und legte sie auf die Doppelarmbrust. Sie besaß ein Zielfernrohr, welches mit einem roten Punkt den optimalen Auffasspunkt zeigte.
"Ich gehe weiter nach vorn. Bleiben sie hier und halten sie die Ter´kar erfasst. Ich signalisiere ihnen, wann es losgeht." bemerkte Lorwak und schlich sich weiter vor.
Branford überlegte. Er könnte Lorwak ohne viel Mühe erledigen. Er hatte ihm den Rücken zugewandt und zwei Pfeile sollten selbst für einen ausgewachsenen Jem´Hadar genügen. Er verwarf den Gedanken. Solch eine Tat würde jede Chance vernichten, die Jem´Hadar als Verbündete gewinnen.
Lorwak legte seine Armbrust an. Dann gab er ein Handzeichen und feuerte. Er erwischte das letzte Tier. Branford feuerte gleichzeitig auf das daneben stehende. Es brach von zwei Pfeilen getroffen zusammen.
Die restlichen Jem´Hadar feuerten, erwischten aber nur ein Tier leicht. Es entkam mit dem anderen.
Lorwak sprang auf und brüllte etwas in einer Sprache, die sein Universalübersetzer nicht verstand. Es war wohl so etwas wie ein Siegesschrei.
Branford stand ebenfalls auf. Er ging zu den zwei Tieren hin. Sie waren beide tot. Lorwak und Branford hatten jeweils einen Blattschuss gelandet.
"Guter Schuss, Lorwak. Eine gute Beute." bemerkte Branford anerkennend.
Der Jem´Hadar blickte ihn an. Plötzlich zeigte er eine Art Lächeln.
"Mein Kompliment, Captain Branford. Sie sind ein guter Jäger."
Branford erwiderte: "Mein Vater hat es mich gelehrt. Ich war erst sieben, da habe ich meinen ersten Hirsch erlegt. Ein Hirsch, das ist ein Tier, etwa wie dieses hier."
Einer ihrer Begleiter grunzte verächtlich: "Der Mensch hat nur Glück gehabt."
Lorwak blickte ihn scharf an: "Behalte deine Meinung für dich! Ihr habt allesamt versagt! Der Mensch ist ein vielfach besserer Jäger als ihr. Nehmt eines der Tiere und kehrt ins Lager zurück!"
Die Drei verließen kleinlaut mit dem einen Tier den Ort. Lorwak und Branford waren alleine.
"Branford, sie haben mich erstaunt."
Er blickte ihn erstaunt an: "Inwiefern, Lorwak?"
Lorwak deutete auf den Ort, an dem Branford auf der Lauer lag.
"Sie hätten versuchen können, mich zu erschießen und zu entkommen, als ich ihnen den Rücken zuwandte. Sie taten es nicht."
Branford nickte: "Richtig. Damit würde ich meinen Prinzipien zuwiderhandeln."
Der Jem´Hadar lachte: "Bevor sie mich erledigt hätten, wären sie schon tot gewesen. Ich habe sie immer beobachtet. Auch wenn es nicht danach aussah."
"Ich unterschätze niemals einen Jem´Hadar. Und im besonderen nicht sie, Lorwak." erwiderte Branford.
Lorwak deutete auf das Tier: "Den bringen wir zusammen ins Lager zurück. Dann wird gefeiert. Sie sind ein würdiger Jagdpartner."
Branford und der Jem´Hadar schleppten gemeinsam das Tier zurück. Offensichtlich hatte er das Gewicht des Tieres grob unterschätzt. Als sie nach eineinhalb Stunden das Lager erreichten, war Branford erschöpft und verschwitzt.
Unverzüglich begannen die Jem´Hadar, das Tier zu häuten und es über einem offenen Feuer zu grillen. Branford wurde an den Platz Lorwaks gebeten und trank mit ihm eine brandyähnliche Flüssigkeit. Danach wurde das Fleisch des Tieres, das ebenfalls sehr wohlschmeckend war, gegessen. Der Captain fühlte sich zum ersten Male im Lager nicht als Gefangener, sondern als Gast.
"Auf Impulsgeschwindigkeit heruntergehen, Lieutenant."
Lieutenant Commander Ian Fogarty erhob sich aus dem Kommandosessel und betrachtete den Bildschirm. Er hatte sich exakt an die Anweisungen gehalten und nach zwei Tagen in das Maicon-System zurückgekehrt.
"Sir, ich kann kein Shuttle orten. Offensichtlich sind sie noch auf dem Planeten." meldete Lieutenant Randolph, der taktische Offizier.
Fogarty nickte: "Verstanden. Gehen Sie auf ein Viertel Impulskraft. Wir halten Kurs 231,010."
Eine halbe Stunde passierte absolut nichts. Alle auf der Brücke gingen ihren Tätigkeiten nach. Fogarty sah sich die Sensorenberichte der letzten zwei Stunden an, als McLure aufgeregt meldete: "Commander, ein Schiff nähert sich aus 309,025! Entfernung schnell abnehmend, Phasereichweite in zehn Sekunden erreicht!"
Der 1.Offizier schreckte auf: "Roter Alarm! Lieutenant Unas, bringen sie uns hier weg! Maximum-Impuls!"
Die Exeter versuchte, dem anfliegenden Schiff zu entkommen, aber es war schon zu dicht bei ihnen.
"Das Schiff gehört zu der Art, die die Defiance zerstört haben! Sie sind uns in der Bewaffnung haushoch überlegen! Das Schiff aktiviert seine Torpedos!" meldete Randolph.
"Nehmen sie die Schilde hoch! Ausweichmanöver einleiten, Sequenz Delta 4!" befahl Fogarty.
Noch während die Exeter das Ausweichmanöver durchführte, feuerte der Gegner vier Torpedos ab. Sie alle trafen die Exeter und richteten beträchtlichen Schaden an.
"Commander, Schilde sind auf 60% runter! Der Warpantrieb ist wieder ausgefallen, der Impulsantrieb auf 75% vermindert! Wir können so nicht kämpfen!"
Fogarty stimmte seinem Einsatzleiter zu: "Sie haben recht, Fähnrich. Öffnen sie einen Kanal zu dem Schiff."
McLure meldete: "Sie können sprechen, Sir."
"Hier spricht Lieutenant Commander Ian Fogarty von der U.S.S. Exeter. Wir bitten sie, das Feuer einzustellen, um uns ihre Bedingungen mitzuteilen."
McLure sah Fogarty an: "Sir, sie antworten mit einer Textnachricht. Offensichtlich gehört dieses Schiff zu den abtrünnigen Jem´Hadar. Sie fordern uns auf, unsere Schilde und Waffensysteme zu deaktivieren und in einen Orbit um Maicon III einzuschwenken."
Der 1.Offizier nickte: "Bestätigen sie, Fähnrich. Waffen sowie Schilde abschalten und Standardorbit um Maicon III einnehmen. Auf gelben Alarm zurückgehen. Wollen wir mal sehen, was passiert." Er drehte sich herum und ging langsamen Schrittes zur Station des taktischen Offiziers.
"Mister Randolph, wieso haben die Sensoren das Schiff nicht gemeldet?" fragte Fogarty. Dann sah er die Antwort. Die Sensorensysteme waren auf Nahbereichsscannung eingestellt. Dieser Modus wurde meistens in Kampfsituationen und ähnlichen Mission benutzt, wo ständig die neue Position eines Objektes festgestellt werden musste.
"Sie wissen, dass sie sich da einen enormen Fehler geleistet haben. Das sollte ihnen nicht wieder passieren." bemerkte Fogarty und ging zum Kommandosessel zurück.
Lara Unas sah ihn an: "Was meinen sie sollten wir tun, Commander?"
Fogarty schaute vielsagend drein: "Abwarten, Lieutenant."
"Ich habe es! Wachen sie auf, Sam! Los, wachen sie auf!"
Lieutenant Samuel Jacobs schlug langsam die Augen auf und sah einen Doctor Sanders, der sich wie ein kleines Kind freute.
"Was haben sie, Doctor?" fragte er brummend.
Sanders strahlte ihn an: "Die Lösung! Sehen sie, das ist die Substanz, mit der wir die Jem´Hadar von Tetracell-White losbekommen."
Jacobs stand auf: "Und wie haben sie das geschafft?"
Der Arzt hielt ihm ein Datenpad hin, auf dem eine Genstruktur abgebildet war: "Sobald die Jem´Hadar aufhören, die Droge zu konsumieren, setzt exakt dieses Gen eine Zelle frei, welche die Suchteffekte auslöst. Die hier ist der Antikörper, der diese Zelle aufhält."
"Und wie lange müssen die Jem´Hadar dieses Mittel nehmen? Falls sie es ständig einnehmen müssen, ist es auch nicht viel besser als die Droge. Sie wollten doch unabhängig von jeglichen Mitteln sein." fragte Jacobs skeptisch.
Sanders winkte ab: "Schätzungsweise zwei Wochen. Dann hat sich das Gen sprichwörtlich beruhigt." Er tippte seinen Kommunikator an: "Sanders an Branford."
Captain Branford hörte den Ruf und tippte seinen Kommunikator ebenfalls an: "Ja, Doctor? Was gibt es?"
"Captain, ich habe ein Mittel gegen Tetracell-White gefunden. Wir müssen mit Ornar sprechen." erwiderte Sanders.
"Verstanden. Ich versuche mein Möglichstes. Branford Ende."
Er machte sich auf den Weg zu Lorwaks Hütte.
Lorwak saß gerade in eine Art Sessel, als Branford hereinkam.
"Was ist mit ihnen?" fragte er.
Branford strahlte über das ganze Gesicht: "Gute Neuigkeiten, Lorwak. Wir haben vermutlich das Mittel!"
Der Jem´Hadar stand auf: "Kommen sie, gehen wir zu Ornar."
Der Kommandant der Jem´Hadar zeigte sich skeptisch, als Lorwak und Branford von Sanders Erfolg berichteten.
"Nun wollen sie, dass ich einen Test an einem meiner Krieger gestatte?"
Lorwak nickte ergeben: "Ja. Ich würde mich freiwillig zur Verfügung stellen, wenn es ihnen recht ist."
"Ornar, das einzige, was das Mittel anrichten kann, ist, dass es nicht wirkt." fügte Branford hinzu.
Der Anführer nickte mürrisch: "Versuchen sie es, Lorwak. Ich erwarte ihren Bericht morgen früh. Sie können gehen."
Doctor Frank Sanders hatte gerade die siebte Ampulle mit dem Mittel hergestellt, als Branford und Lorwak hereinkamen.
"Doctor, sie werden das Mittel an mir ausprobieren. Jetzt gleich."
Sanders sah ihn an. Der Ton in der Stimme des Jem´Hadar ließ keinen Zweifel am Ernst seines Befehls.
"Wie sie wünschen. Hier, dieses Mittel müssen sie trinken."
Der Arzt reichte Lorwak eine der Ampullen. Er öffnete sie und trank sie ganz aus. Noch trat keine Wirkung ein.
"Es wird zwei bis drei Stunden dauern, bevor sie spüren müssten, ob es wirkt. Bleiben sie bitte in der Nähe." unterrichtete Sanders den Jem´Hadar.
Es dauerte vier Stunden, dann war Lorwak wieder da. Sanders vermochte in seinem Gesicht einen Ausdruck von Freude erkennen.
"Es wirkt! Ich habe seit zehn Minuten keine Beschwerden mehr, die Suchteffekte haben ausgesetzt."
Sanders nickte: "Sehr gut. Aber sie müssen das Mittel noch mindestens zwei weitere Wochen nehmen, bevor sie darauf verzichten."
"In Ordnung. Ich werde mit dem Kommandanten sprechen. Bereiten sie das Mittel in größeren Mengen zu." erwiderte Lorwak und verließ den Raum.
Die nächsten zwei Tage brachte Sanders damit zu, das Mittel herzustellen und den Jem´Hadar zu verabreichen. Doch der Kommandant Ornar war nach wie vor sehr misstrauisch gegen die Föderation eingestellt. Er erlaubte ihnen zwar, sich auch im Wald frei zu bewegen, aber die Bitte nach einer Hilfe bei der Befreiung von Caridian II lehnte er ab. Branford und seine Begleiter wussten sich keinen Rat mehr.
Am zweiten Tag passierte es. Branford und Jacobs waren im Wald unterwegs, sprachen über die Situation. Ein Schrei riss sie aus ihrem Gespräch.
"Hörte sich wie ein Hilfeschrei an, Captain. Sehen wir besser mal nach."
Branford nickte Jacobs zu und die beiden liefen in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war.
Sie erreichten wenig später eine kleinere Lichtung und sahen, wer da in Not war. Ein kleiner Jem´Hadar-Junge wurde von einem cirka 2,50 Meter großen, bärenartig aussehenden Tier verfolgt. Gerade als sie den Schauplatz betraten, schlug das Tier den Jungen zu Boden.
Branford und Jacobs zögerten keinen Augenblick. Sie stürzten sich mit vereinten Kräften auf das Tier. Jacobs nahm sich einen starken Ast und reichte Branford ebenfalls einen. Damit prügelten sie auf das Tier ein. Es wehrte sich blitzschnell und erwischte Jacobs mit seiner Pranke so, dass er zu Boden ging. Er blutete stark an seinem Arm. Branford rammte dem Tier den Ast mehrmals in den Magen und es war deutlich zu sehen, dass es Schmerzen hatte. Dann wich Branford einem Schlag nicht aus und wurde von einer Pranke getroffen. Die Krallen schlitzten seine Uniform am Ärmel auf. Ein brennender Schmerz durchfloss ihn. Jacobs hatte sich wieder aufgerappelt und griff an. Gemeinsam gelang es ihnen, das Tier derartig zu beschäftigen, dass es irgendwann das Interesse verlor und das Weite suchte.
Branford beugte sich zu dem Jungen hinab, dessen Gesicht mit dem grünen Blut der Jem´Hadar verschmiert war. Er hob ihn sanft auf und trug ihn ins Lager zurück.
Die Jem´Hadar erkannten den Jungen gleich, als sie ihn sahen. Es war der Sohn von Ornar, aber das war Branford im Moment egal. Er brachte ihn zu Doctor Sanders, welcher ihm helfen konnte. Branford saß neben dem Bett des Jungen und betrachtete ihn. Wie gleich die Rassen doch in ihrer Kindheit sind, dachte er sich. Dieser kleiner Kerl sah in dieser Lage einem menschlichen Jungen nicht unähnlich.
Der Kommandant stürmte zur Tür herein. Als er seinen Sohn sah, trat ein trauriger Ausdruck in seine Augen.
"Ornar, ihr Sohn wird wieder ganz gesund werden. Machen sie sich keine Sorgen." versuchte Sanders, den Jem´Hadar zu beruhigen.
Der sah auf einmal Branford an: "Wieso haben sie das getan? Ich meine, dass sie einem völlig Unbekannten zu helfen."
Branford stand auf und erwiderte: "Ornar, dieser Junge war völlig hilflos und konnte sich nicht alleine gegen das Tier wehren. Wir mussten helfen."
Der Jem´Hadar bekam einen fast freundlichen Gesichtausdruck: "Ich sehe da Gemeinsamkeiten mit ihrer Situation, Captain. Ich habe beschlossen, dass wir ihnen helfen werden. Wir helfen, ihren Planeten zu befreien."
Eine Stunde später wurde in Ornars Hauptquartier eine Konferenz abgehalten, bei denen Ornar, Lorwak, Branford, Jacobs und Crusher zugegen waren.
Der Kommandant würde mit seinem Schiff, der Rok Pan, gemeinsam mit der Exeter nach Caridian II fliegen, um alle anwesenden Gegner zu bekämpfen. Da die Rok Pan außerdem über eine komplett ausgerüstete Infanterieeinheit von 600 Mann verfügte, konnte auch die auf Caridian II stationierte Feindtruppe bekämpft werden. Branford war sich nun sicher, dass es ihnen gelingen würde, Caridian II zu befreien.
Branford und seine Begleiter erreichten nach einer Stunde Marsch ihr Shuttle. Man hatte ihnen die Kommunikatoren, Tricorder und Phaser zurückgegeben. Jacobs startete mit dem Shuttle unverzüglich und steuerte es aus der Atmosphäre hinaus.
"Haydn an Exeter, wir bitten um Landeerlaubnis. Bestätigen."
Auf der Exeter war man überrascht, die vier zu hören. McLure öffnete einen Kanal: "Hier ist die Exeter, Captain. Wir hören sie deutlich. Landeerlaubnis erteilt."
Jacobs setzte das Schiff sicher in der Shuttlerampe auf. Lieutenant Unas erwartete ihn bereits.
Branford lächelte sie an: "Bitte um Erlaubnis an Bord zu kommen."
Sein 2.Offizier strahlte zurück: "Erlaubnis gewährt. Willkommen an Bord, Captain."
"Wir konnten die Jem´Hadar zur Zusammenarbeit bewegen. Ihr Schlachtschiff wird gemeinsam mit uns nach Caridian II fliegen." Er sah an sich herab: "Erst mal besorgen sie mir eine neue Uniform."
Fogarty drehte sich herum und erblickte seinen Captain, der in einer neuen Uniform die Brücke betrat.
"Captain, schön sie wieder zu sehen. Befehle?"
Branford nickte ihm zu: "Freut mich auch, Commander. Ich übernehme das Kommando." Er drehte sich zu Crusher herum, der die taktische Station besetzt hatte: "Mister Crusher, öffnen sie einen Kanal zu der Rok Pan. Ich will Ornar sprechen."
Auf dem Bildschirm erschien der Kommandant der Jem´Hadar.
"Wir sind bereit, Captain. Geben sie das Startsignal."
Branford nickte: "Verstanden. Wir setzen Kurs auf Cardian II. Bitte folgen sie uns in Formation. Branford Ende."
Nachdem die Verbindung beendet war, gab Branford den Startbefehl: "Bringen sie uns aus dem System. Geschwindigkeit nach Verlassen Warp 8. Kurs auf Caridian II. Beschleunigen."
Die Exeter ging auf Warpgeschwindigkeit und die Rok Pan folgte ihr.
Eine Stunde später erreichte die Exeter das äußere Ende des Caridian-Systems.
"Auf Impulskraft gehen, Alarm Gelb. Weitbereichsscan des Systems vornehmen." befahl Branford.
Crusher führte wie befohlen den Scan durch und meldete: "Ich erfasse ein Schiff im Orbit von Caridian II. Laut Computer-Identifizierung ein cardassianisches Schiff. Enhanced-Penetrator-Klasse."
"Danke, Lieutenant. Teilen sie der Rok Pan diese Information mit. Setzen sie Kurs auf 183,025. Volle Impulskraft!" befahl Branford.
"Captain, der Cardassianer hat uns bemerkt! Sie setzen Kurs in unsere Richtung." meldete Crusher zehn Minuten später.
Branford erhob sich aus dem Kommandosessel: "Schilde aktivieren, Mister Crusher! Legen sie Kurs an auf 167,010. Geschwindigkeit beibehalten."
Die Rok Pan nahm einen Kurs auf, in der sie und die Exeter den Cardassianer in die Zange nahmen.
"Captain, die Rok Pan feuert auf den Cardassianer!" Kurze Zeit später meldete Jacobs weiter: "Die Schilde des Cardassianer sind auf 60% gefallen. Die Feuerkraft dieses Schlachtschiffes ist beeindruckend!"
Branford sah ausdruckslos drein: "Sicher. Aber wir sind auch noch da, Lieutenant. Phaser aktivieren, Einstellung 75%. Erfassen sie die Waffen und Maschinen des Gegners!"
Crusher bestätigte: "Aye, Sir. Wir haben Ziel erfasst."
"Feuern sie die Phaser ab!" befahl Branford.
Der Feuerstoss traf den Kreuzer erheblich. Jacobs führte einen Scan durch und meldete: "Schilde sind weiter gefallen! Sie liegen jetzt bei 45%! Ihr Warpantrieb ist ausgefallen, der Impulsantrieb auf 75% Leistung abgefallen."
Branford sah sich die taktische Situation an und meinte: "Nun, wir können sie kampfunfähig machen. Stellen sie die Phaser auf 60% und feuern sie, bis alle Waffen und..."
Jacobs unterbrach ihn: "Sir, die Rok Pan nimmt eine Angriffsposition ein! Sie feuern!"
Das Schlachtschiff feuerte mit seinen gesamten Waffensystemen. Der Cardassianer hatte keine Chance. Er wurde in einem Feuerball vernichtet.
"War das eben wirklich nötig, Captain?" fragte Sandra Galen und sah Branford dabei an.
Der machte eine hilflose Miene: "Das war mir klar, Counselor. Die Jem´Hadar machen keine Gefangenen im Kampf. Sie sind wie Klingonen in Kampfsituationen." Er bedeutete Unas, den Kurs auf Caridian II beizubehalten.
"Sir, die Rok Pan nimmt einen Standardorbit ein. Sie beginnen damit, kleinere Schiffe auszusenden." meldete Jacobs.
Branford nickte: "Das sind Landungsfähren. Sie transportieren ihre Infanterieeinheiten und die Fahrzeuge. Wir sollten unseren Teil tun. Lieutenant Unas, schwenken sie in einen Standardorbit ein. Schilde deaktivieren."
Er stand aus dem Kommandosessel auf und zog seine Uniform zurecht.
"Wir bilden ein Außenteam und versuchen, die Regierung in Sicherheit zu bringen. Ich werde ihn führen. Lieutenant Unas, Fähnrich McLure und Lieutenant Crusher, sie kommen mit. Nummer 1, sie übernehmen das Kommando."
Branford und sein Außenteam materialisierten im Regierungsgebäude von Caridian II. Crusher und seine drei Sicherheitswachen durchsuchten mit gezogenen Phasern die angrenzenden Räume und meldeten anschließend, dass kein Jem´Hadar zu finden sei.
"Captain, ich habe Lebensformen gescannt. Sie befinden sich im Südflügel des Gebäudes." meldete McLure.
Branford deutete auf die Tür: "Kommen sie mit. Phaser auf Betäubung."
Das Außenteam ging schnellen Schrittes in den Südflügel. Als sie um eine Ecke bogen, ging eine Wache voraus und vergewisserte sich nicht vorher, ob alles sicher war.
Die Wache stürzte zu Boden, von einem Schuss in die Brust getroffen. Branford riss Lara Unas zu Boden. Gerade noch rechtzeitig, denn ein Schuss fuhr genau über sie hinweg. Branford nahm seinen Phaser und zielte auf einen der zwei Jem´Hadar, die auf dem Flur standen. Sein Schuss traf einen der Jem´Hadar, der daraufhin zu Boden stürzte. McLure hatte sich zu Boden geworfen, um den Schüssen auszuweichen. Der Jem´Hadar legte genau auf ihn an und wollte feuern.
Unas sah es und betäubte ihn mit einem gezielten Schuss.
Lieutenant Crusher war bei der getroffenen Wache und untersuchte ihn. Branford trat hinzu und fragte besorgt: "Lebt er noch?"
Crusher nickte: "Ja, Captain. Wir müssen ihn auf die Exeter bringen." Er tippte seinen Kommunikator an: "Crusher an Exeter, Nottransport! Beamen sie Fähnrich Holding direkt auf die Krankenstation."
Der junge Mann entmaterialisierte.
Branford sah zu der Tür, die vom Flur abging. Er zielte auf sie und feuerte seinen Phaser ab. Dann öffnete er die Tür.
Im angrenzenden Raum waren drei Männer. Branford ging auf sie zu und begrüßte sie, während er seinen Phaser in die Tasche zurücksteckte.
"Ich bin Captain Branford von der U.S.S. Exeter. Wir bringen sie in Sicherheit. Kommen sie."
Der eine Mann, der etwas älter aussah, nickte: "Vielen Dank, Captain. Ich bin Walter Right, der Präsident von Caridian II. Frank van Smeither, mein Stabschef und Garry Bruman, unser Polizeichef."
Branford sah Bruman an: "Mister Bruman, inwiefern ist ihre Polizeitruppe einsatzbereit?"
Bruman sah pessimistisch drein: "Nun, Caridian II ist eine friedliche Welt. Ich habe 30 Mann, die mit Typ-I-Phasern ausgerüstet sind. Sie befinden sich im Polizeipräsidium. Sie werden von sechs Jem´Hadar-Kriegern bewacht."
Branford nickte: "In Ordnung. Lieutenant Unas, sie bringen Präsident Right und Stabschef van Smeither auf die Exeter. Geben sie Mister Bruman ihren Phaser."
Unas nickte, händigte Bruman ihre Waffe aus und beamte mit Right und van Smeither hoch.
"Branford an Exeter, beamen sie uns auf die Koordinaten des Polizeipräsidiums. Acht Personen. Energie."
Das Licht im Polizeipräsidium war gedämpft, die Sicht schlecht. Branford schlich mit dem Außenteam durch die Flure. Sie scannten nach den Jem´Hadar und orteten sie in einem Raum, der wohl der Arrestzellentrakt war. Bruman wies ihnen den Weg. Die Tür war nicht verriegelt. McLure öffnete sie und das Team stürmte mit gezogenen Waffen hinein. Die Jem´Hadar waren zu überrascht, um Gegenwehr zu leisten. Sie wurden allesamt betäubt.
Die Polizisten waren in den Zellen eingesperrt. Während sie befreit wurden, rief Branford Lorwak über Funk.
"Lorwak, wie kommen sie voran?"
Der Jem´Hadar erwiderte: "Gut, Captain. Wir haben schätzungsweise 35% ihrer Einheiten außer Gefecht gesetzt. Wir sollten die Bevölkerung evakuieren."
Branford bestätigte: "Wenn sie mir hundert Mann als Sicherung zur Verfügung stellen können, dann können wir sofort beginnen."
"Einverstanden. Meine Männer werden die Stadt sichern. Lorwak Ende."
Zehn Minuten später konnte Branford die Genauigkeit der Jem´Hadar bestaunen. Sie besetzten alle Zufahrtsstraßen in Windeseile und sicherten so die Evakuierung. Branford ließ alle 30 Mitglieder des Sicherheitskommandos von der Exeter herunter beamen. In Zusammenarbeit mit den Jem´Hadar gewährleisteten sie den sicheren Abtransport.
Branford sprach mit seinem ersten Offizier: "Nummer 1, wie viele Menschen können wir aufnehmen?"
Fogarty erwiderte: "Sir, ich schätze mal maximal 1200. Mehr können wir beim besten Willen nicht unterbringen."
"Alle Offiziere haben ihre Quartiere zur Verfügung zu stellen und teilen sich eben zu mehreren ein Quartier. Auch mein Quartier wird besetzt. Ich schlafe im Bereitschaftsraum. Veranlassen sie alles. Branford Ende."
Branford stand mit Lieutenant Crusher auf der Hauptstraße. Er sah sich die vielen Menschen an, die alle ihre Heimat verlassen mussten.
"All das hier macht mich traurig. Diese vielen Menschen, die hier alles aufgeben müssen. Alles." bemerkte Crusher.
Branford schüttelte den Kopf: "Nicht alles, Lieutenant. Sie haben überlebt, sie haben ihre Familien gerettet. Das ist das Wichtigste."
Der Lieutenant nickte: "Sie mögen recht haben, Captain."
Ein Signal zeigte eine eingehende Nachricht an: "Exeter an Branford, bitte kommen."
Branford tippte seinen Kommunikator an: "Ich höre, Commander. Was gibt es?"
"Captain, die Evakuierung ist zu 70% abgeschlossen. Die Exeter ist voll beladen. Wir konnten 1411 Bewohner unterbringen. Alle Quartiere sind belegt. Die Rok Pan nimmt die restlichen Einwohner auf." meldete Fogarty.
Branford schloss das Gespräch: "Ich habe verstanden, Nummer 1. Branford Ende." Er sah Crusher an: "Kommen sie, wir treffen Lorwak in zehn Minuten."
Der Jem´Hadar stand mit zwei seiner Offiziere um einen Kommandopanzer herum. Er zeigte sich erfreut, Branford zu sehen.
"Gut dass sie kommen. Wir haben die II. Jetral Cor in die Enge getrieben. Sie haben vor 20 Minuten kapituliert. Wir sind siegreich gewesen!"
Branford lächelte: "Sehr gute Arbeit. Unsere erste Zusammenarbeit war erfolgreich, Lorwak. Ich danke ihnen."
"Sie haben uns ebenfalls geholfen, Captain. Wir haben ebenfalls zu danken. Sobald die restlichen Einwohner an Bord der Rok Pan sind, können wir abfliegen." erwiderte Lorwak.
Branford nickte: "Wir brechen zu meinem Schiff auf. Leben sie wohl."
Lorwak hielt ihn zurück: "Bei ihnen sagt man "Auf Wiedersehen"."
"Ihren Bericht, Commander." ordnete Branford an, als er die Brücke betrat. Der 1.Offizier erhob sich: "Wir haben die Einwohner so gut es geht untergebracht. Wie befohlen wurden alle Offiziersquartiere belegt. Die Offiziere schlafen nun in den Mannschaftsquartieren. Doctor Sanders hat eine zweite Behandlungsstation auf dem Shuttledeck eingerichtet. Alle Mitglieder des Sicherheitsdienstes sind von der Oberfläche zurückgekehrt. Soweit zur Lage."
Branford nickte: "In Ordnung, Commander." Er sah Sandra Galen an: "Counselor, ich möchte sie gerne in meinen Raum sprechen."
Branford setzte sich in seinen Sessel im Bereitschaftsraum: "Ich wollte dich wegen unserer Gäste sprechen. Kümmere dich um sie. Sie sind verängstigt, was verständlich ist. Übernimm das bitte. Wenn wir noch in einen Kampf verwickelt werden, müssen wir größtmögliche Routine bewahren."
Sandra Galen nickte: "In Ordnung. Ich werde tun, was ich kann. Noch etwas?"
Branford schüttelte den Kopf: "Nein." Er stockte: "Sandra, ich danke dir. Ich weiß deine Arbeit zu schätzen."
"Captain, die Rok Pan ruft uns. Es ist Lorwak." meldete Crusher.
Branford nickte: "Auf den Schirm, Lieutenant."
Auf dem Bildschirm erschien Lorwak: "Captain, wir haben alle restlichen Bewohner aufgenommen. Alle überlebenden Jem´Hadar der II. Jetral Cor wurden auf Caridian II interniert. Wir sind bereit zu Abflug."
"Verstanden, Lorwak. Wir setzen Kurs auf das Wurmloch. Folgen sie uns in enger Formation. Branford Ende." Er lehnte sich im Sessel zurück: "Fähnrich Waringthon, setzen sie Kurs auf das Wurmloch. Warp 8. Beschleunigen sie."
Die Exeter ging auf Warpgeschwindigkeit. Branford musste gähnen. Er hatte seit über 20 Stunden nicht mehr geschlafen.
"Captain, sie sollten etwas schlafen. Das wäre das Beste." bemerkte Sandra Galen.
Er blickte sie an und nickte: "Sie haben wohl recht." Er sah sich auf der Brücke um. Außer ihm waren Sandra Galen, Jenny Waringthon, Luke McLure und ein junger Fähnrich der taktischen Sektion auf der Brücke.
"Fähnrich Waringthon!" Die junge Frau drehte sich beim Klang ihres Namens um: "Ja, Captain?"
"Sie haben die Brücke." befahl er und stand auf.
Fähnrich Waringthon nickte: "Zu Befehl, Captain."
Branford betrat seinen Bereitschaftsraum. Er sah auf die Couch, wo eine Decke für ihn bereitgelegt war. Er orderte noch einen Kaffee beim Replikator und legte sich dann schlafen.
"Captain Branford, bitte kommen sie auf die Brücke. Wir erreichen in zwanzig Minuten das Wurmloch." erklang die Stimme Fogartys nach vier Stunden.
Branford erhob sich und zog seine Uniform zurecht. Er hatte sich nicht umgezogen und in seiner Uniform geschlafen. Er verließ den Bereitschaftsraum und ging auf die Brücke.
"Captain, wir müssen für den Anflug zum Wurmloch auf Impuls gehen." meldete Jacobs. Branford nickte: "Dann tun sie das, Lieutenant. Scannen sie nach feindlichen Schiffen."
Jacobs meldete: "Ich kann zwei Schiffe orten, die das Wurmloch passieren! Da, da sind sie!"
Das Wurmloch öffnete sich und zwei Schiffe flogen in Formation heraus.
"Sir, laut ID-Signal sind es zwei Kreuzer der Nebula-Klasse. Es sind die U.S.S. Phoenix und die U.S.S. Midway." meldete Crusher.
Lieutenant Jacobs empfing einen Funkspruch: "Sir, wir werden gegrüßt. Es ist die Midway."
Auf dem Bildschirm erschien ein Mann mit einer dunkleren Gesichtsfarbe und einem jugendlich wirkenden Gesicht.
"Ich grüße sie. Mein Name ist Captain Reginald Tallas. Können wir ihnen helfen?"
Branford stand auf: "Ich bin Captain Christopher Branford. Danke für ihr Kommen. Bitte sichern sie uns, während wir in den Alpha-Quadranten zurückkehren. Diese beiden Schiffe transportieren die Einwohner von Caridian II. Die Kolonie wurde von einer Jem´Hadar-Einheit angegriffen. Dank der Hilfe der abtrünnigen Jem´Hadar auf dem anderen Schiff konnten wir die Kolonie retten. Leider sind die U.S.S. Defiance und die U.S.S. Petersburgh bei der Schlacht verloren gegangen."
Tallas nickte: "Vom Verlust der Defiance haben wir gehört. Deswegen sind wir hier. Aber das mit der Petersburgh tut mir leid. Captain, ihre Leistung ist hoch anzurechnen. Und diesen Jem´Hadar sind wir auch einiges schuldig. Wir werden ihnen den Rücken freihalten, während sie das Wurmloch passieren. Tallas Ende."
Der Bildschirm erlosch.
"Bringen sie uns nach Hause, Lieutenant Unas. Volle Impulskraft." befahl Branford.
Der Durchflug verlief ereignislos. Zurück im Alpha-Quadranten nahmen die Schiffe Kurs auf Bajor, um die Kolonisten abzusetzen. Unter der Aufsicht von Fogarty gingen die Kolonisten von Bord.
Nachdem diese Aktion beendet war, kehrte Branford in sein Quartier zurück. Er musste es erst aufräumen. Dann legte er sich schlafen.
"Captain, wir erreichen Deep-Space-Nine in zehn Minuten. Kommen sie bitte."
Branford folgte der Aufforderung seines 1.Offiziers und trat seinen Dienst an.
Die Raumstation kam in Sichtweite.
"Öffnen sie einen Kanal, Mister Crusher." ordnete Branford an.
Auf dem Bildschirm erschien der wissenschaftliche Offizier, Jadzia Dax.
"Ich grüße sie, Commander Dax. Wir bitten um Andockerlaubnis." begrüßte Branford den Trill.
Sie lächelte kurz und antwortete: "Schön, sie gesund wieder zu sehen. Sie haben Andockerlaubnis an Pylon 2. Willkommen zu Hause."
Branford nickte: "Ich danke ihnen im Namen der gesamten Crew. Branford Ende."
Er stand auf: "Nun denn. Langsam voraus. Nur Manöverdüsen."
Die Exeter glitt langsam an den Dockpylon heran. Unas stoppt das Schiff so, dass der Pylon sich über dem Rumpfrücken befand.
"Andocken jetzt, Lieutenant. Systeme auf äußeren Versorgungsmodus. Leiten sie alle erforderlichen Wartungsarbeiten ein, Mister Jacobs. Vorbereitungen für Deuterium- und Antimaterieübernahme treffen."
Er sah, dass die Rok Pan am unteren Pylon 3 angedockt war.
"Sir, ich habe eine Nachricht. Sie sollen sich sofort bei Admiral Peterson melden." meldete Jacobs.
Branford nickte: "Verstanden. Lieutenant Unas, sie haben die Brücke."
Admiral Peterson sah ausnahmsweise freundlich drein, als Branford ihn sah.
"Captain, ich freue mich. Setzen sie sich."
Branford nickte: "Danke, Sir. Wir hatten Schwierigkeiten im Gamma-Quadranten. Mein Bericht liegt ihnen vor."
"So ist es. Allerdings, wieso Admiral Unix diesen aussichtslosen Einsatz befahl, ist mir schleierhaft. Sein Handeln hat der Crew der Petersburgh das Leben gekostet." Er wirkte nachdenklich. "Sie haben sehr gute Arbeit geleistet. Aber was ist mit den Jem´Hadar, die ihnen geholfen haben?"
Branfords Gesicht erhellte sich: "Ich glaube, in diesen Leuten haben wir neue Verbündete gefunden. Und gerade da, wo ich nie welche vermutet hätte. Ohne die Hilfe von Ornar und seinen Truppen wären alle Bewohner von Caridian II gestorben."
Peterson war anscheinend beeindruckt: "Wirklich gute Arbeit. Ich möchte diesen Ornar gerne kennen lernen. Ich werde zu ihnen an Bord gehen. Und was sie und ihre Crew betrifft: Sie haben alle zwei Wochen frei. Das haben sie sich redlich verdient."
Branford erwiderte: "Admiral, ich möchte sie um die Erlaubnis bitten, nach Aldeberan III zu fliegen. Die Beisetzung von Commander Darin findet dort statt."
"Natürlich, Captain. Fliegen sie nur. Und Captain, mein Beileid zu ihrem Verlust." nickte Peterson verständnisvoll.
Branford ging schnellen Schrittes den Korridor entlang, der zur Schleuse führte. Auf dem Weg kam ihm Commander Coburn und Lieutenant Pizoll entgegen. Er begrüßte sie: "Commander, Lieutenant. Verlassen sie uns?"
Coburn nickte: "So ist es. Nochmals vielen Dank für ihre Hilfe. Ohne sie wären wir verloren gewesen. Ich hoffe, wir sehen uns wieder. Leben sie wohl."
Pizoll verabschiedete sich ebenfalls sehr herzlich und ging mit Coburn fort.
"Lieutenant Jacobs, ich brauche für den Flug nach Aldeberan III eine Notcrew. Sie kann dort Urlaub machen. Sorgen sie bitte für alles."
Branford blickte seinen Einsatzleiter mehr oder weniger bittend an.
Jacobs wusste um den Grund des Fluges und nickte: "Aye, Sir. Ich fliege mit, Fähnrich Waringthon und Fähnrich Thompson von der taktischen Sektion. Von der restlichen Crew benötigen wir 75 Mann, da wir die Exeter nicht voll automatisieren können."
Die Maschinencrew war noch in voller Besetzung an der Arbeit. Lieutenant Commander Cassels, Lieutenant j.g. Austin und Valerie Gansburry standen an der Hauptkonsole.
"Wollen sie noch länger bleiben, Jake?"
Der Chefingenieur drehte sich zu seinem Captain um: "Nun, es sind noch ein paar Sachen zu erledigen, Captain. Dann werde ich mich auf einen Urlaub auf den klingonischen Heimatplaneten begeben. Ich will meinen Vater besuchen."
Branford ging zu Valerie hin und reichte ihr die Hand: "Von ihnen wollte ich mich im besonderen verabschieden. Obwohl ihr Einsatz hier sie in ein Gefecht geführt hat. Ich hoffe, sie behalten uns trotzdem in guter Erinnerung."
Die junge Frau lächelte: "Auf alle Fälle, Captain. Diese Erfahrung hier kann mir nur weiterhelfen." Sie lächelte kurz: "Eine halbe Stunde nach unsere Ankunft bekam ich die Nachricht, dass ich in die Sternenflottenakademie aufgenommen wurde."
Branford lachte: "Meinen herzlichen Glückwunsch! Sie werden ohne Zweifel dort gut zurechtkommen. Viel Erfolg."
Branford ging im Bereitschaftsraum noch einige Berichte durch, da ertönte der Türsummer.
"Kommen sie bitte herein." bat Branford.
Es waren Lieutenant Crusher und Sandra Galen. Sie traten ein und nahmen Platz.
Branford sah sie interessiert an: "Was gibt es denn?"
Sandra Galen erwiderte: "Ich habe gehört, dass sie nach Aldeberan fliegen. Zu Nella Darins Beisetzung. Wir beide würden sie gerne begleiten."
"Ich war auch mit Nella befreundet. Wir würden uns geehrt fühlen, sie auf ihrem letzten Weg zu begleiten." fügte Crusher hinzu.
Branford legte das Datenpad hin und nickte: "Ich danke ihnen beiden. Ihr Mitgefühl tut mir sehr gut. Sie dürfen mich gerne begleiten."
Dreißig Minuten später startete die Exeter und nahm Kurs auf Aldeberan. Jacobs berechnete die Flugzeit auf 7,9 Stunden.
Jacobs blickte von seinem Kontrollpult auf: "Captain, wir erreichen das Aldeberan-System."
Branford war in Gedanken versunken, die sich einzig allein um Nella drehten.
"Gehen sie unter Warp, Fähnrich." befahl er knapp.
Crusher scannte den Planeten und meldete: "Sir, ich orte im Orbit ein Schiff der Sternenflotte: Registernummer NCC 1701-E, U.S.S. Enterprise."
Branford horchte auf. Das neue Enterprise war erst vor zwei Monaten in Dienst gestellt worden. Sie war das Ursprungsmodell einer neuen Raumschiffklasse, die noch keine Bezeichnung hatte.
Er nickte: "Grüßen sie das Schiff, Mister Crusher. In Standardorbit einschwenken."
Waringthon manövrierte die Exeter in eine Umlaufbahn.
"Captain, die Enterprise hat uns mitgeteilt, dass die Beisetzung in einer halben Stunde stattfinden wird." meldete Jacobs.
Branford erhob sich aus dem Kommandosessel: "Ich beame runter. Mister Jacobs, sie haben die Brücke."
Zehn Minuten später hatte er seine Galauniform angezogen und wurde zusammen mit Crusher und Galen nach Aldeberan hinunter gebeamt.
Aldeberan war eine spärlich besiedelte Welt. Die Bewohner waren größtenteils über die Weiten des Planeten verstreut. Die drei materialisierten in der Ortschaft Falkirk, in der Nella geboren wurde. Branford sah sich um. Der Friedhof lag unübersehbar am Rande des Dorfes.
"Entschuldigen sie mich, aber ich möchte etwas alleine sein. Wir sehen uns später." zog sich Branford diskret zurück.
Der Friedhof von Falkirk war gesäumt von alten Eichen, die irgendwie bedrohend auf Branford wirkten. Er schritt einen engen Kiesweg zwischen den Gräbern hindurch und dachte an all die vergangenen Zeiten zurück. Er hatte sie geliebt und nun war sie einfach fort. Komisch, dachte er sich, man hat immer noch so viel zu sagen und kann es nicht mehr. Er ging ziellos weiter und dachte über seinen Verlust nach, den härtesten, der ihn wohl je getroffen hatte.
"Captain Branford?" erklang eine sanfte Stimme hinter ihm.
Er wandte sich um und sah einen Mann in einer Sternenflottenuniform, der die Rangabzeichen des Captains trug. Der Offizier brauchte sich nicht vorzustellen, denn jedes Mitglied der Sternenflotte kannte ihn nur zu gut. Es war Captain Jean-Luc Picard, der Captain der U.S.S. Enterprise. Er war die Legende unter den Sternenflotten-Kommandanten.
"Captain Picard, welch eine Ehre. Was kann ich für sie tun?" meinte Branford.
Der Mann lächelte knapp und erwiderte: "Ich wollte mit ihnen sprechen."
Branford nickte: "Gerne. Nella hat mir einiges von ihnen erzählt. Ihr Verlust ist ein großer Verlust für uns alle."
"Ich weiß. Nach ihrer Versetzung von der Enterprise weg habe ich es öfters versucht, die Beziehung aufrecht zu erhalten. Aber es ist mir nicht geglückt. Ich bin sehr froh darüber, dass ich die Gelegenheit habe, sie kennen zu lernen. Somit habe ich wenigstens die Gewissheit, dass sie in guten Händen war." teilte ihm Picard offen mit.
"Ehrlich gesagt, ich kann es noch nicht glauben. Aber ich habe ihren toten Körper in den Händen gehalten. Das war der traurigste Moment in meinem gesamten Leben. Einen Moment, den ich niemand wünsche." lautete Branfords leise Antwort.
Picard sah ihn lange an und sagte: "Erweisen wir Nella die letzte Ehre. Kommen sie."
E N D E
im Gedenken an
Gene Roddenberry
DeForest Kelley
von Tobias J. Ruppert, 10.11.1996
Texte: Alle Rechte an Elementen, die aus ST-TOS, ST-TNG, ST-DS9 oder ST-Voyager stammen, liegen ausschließlich bei Paramount Pictures.
Alle Rechte an Elementen, die von mir selber erfunden wurden, liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 05.10.2008
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