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Vorgeschichte:


Die U.S.S. Defiance ist das neuste Raumschiff der Galaxy-Klasse. Unter dem Kommando von Captain Gregory Waringthon hat es ein Testprogramm absolviert. Nun soll es eine routinemäßige Sternenvermessung im Indrago-Quadranten vornehmen. Als letzter Stabsoffizier kommt Commander Christopher Branford an Bord, der die Position des 1. Offiziers übernimmt.



"Sind Sie bereit, Sir?" fragte der Transporterchef.
Commander Christopher Branford nickte: "Ja, Chief. Es kann losgehen."
Er betrat die Transporterplattform der U.S.S. Berlin. Das Schiff hatte ihn mitgenommen, um ihn auf der U.S.S. Defiance abzusetzen, auf der er als 1.Offizier von nun an Dienst tun würde.
"Sir, die Defiance befindet sich an Backbord. Ihr Transporterchef meldet, sie wären bereit. Wollen wir?"
Branford antwortete: "In Ordnung, Chief. Energie."
Er fühlte den Transporterstrahl, als er ihn entmaterialisierte.

Als er wieder eine normale Umgebung wahrnahm, befand er sich im Transporterraum der Defiance. In dem Raum befanden sich ein Transportertechniker und ein Mann, der eine Sternenflottenuniform in der gelben Farbgebung der Technik / Taktik trug. Branford bemerkte, dass er Vulkanier war.
"Commander Branford, ich bin Lieutenant Tarall, der Sicherheitschef. Willkommen an Bord." sprach ihn der Mann an.
Branford verließ die Plattform und näherte sich Tarall. Er wusste, dass Vulkanier keine Berührungen mochten, deshalb verzichtete er darauf, ihm die Hand zu schütteln.
"Ich danke Ihnen, Lieutenant." antwortete Branford.
Tarall musterte ihn, dann deutete er mit einer Handbewegung zur Tür:
"Sir, ich bringe Sie zu ihrem Quartier. Wenn Sie mir folgen möchten?"
Branford nickte und ging ihm nach.

Der Vulkanier führte ihn auf das Deck 8. Sie gingen einen Korridor entlang und blieben vor einer Tür stehen. Tarall öffnete sie mit einer Tastenkombination und betrat den Raum. Branford folgte ihm.
Das Quartier war ziemlich gut ausgestattet, wie Branford empfand. Es gab einen Wohnraum, ein Schlafzimmer, einen kleineren Arbeitsraum und ein Bad. Tarall deutete auf ein Terminal, das auf einem Tisch stand: "Hier, Sir. Berühren Sie die Tastatur mit ihrer Hand, damit der Computer ihre Signatur erkennt. Ihr Bild ist schon gespeichert, so dass Sie ihr Quartier ganz normal betreten können. Das Gepäck wurde bereits verstaut, Commander."
Branford berührte eine Taste und der Computer bestätigte:
"Signatur von Branford, Christopher, Commander s. c. gespeichert."
Tarall fuhr fort: "In einer Stunde ist ein Empfang im Gemeinschaftsraum Zehn-Vorne geplant. Alle Stabsoffiziere werden anwesend sein, um Sie kennen zu lernen. Ich werde Sie nun verlassen. Wir werden uns später sehen, Sir."
Branford erwiderte: "Ich danke Ihnen, Lieutenant. Bis später."
Tarall verließ den Raum.
Branford sah sich um. Seine Gepäckstücke waren im Schrank verstaut. Er beschloss, zuerst seine Kleider und sonstigen Utensilien zu verstauen und dann zu duschen.
Branford hatte fertig geduscht und suchte seine Gala-Uniform heraus. Diese Kleidung wurde nur bei besonderen Anlässen getragen. Dies war einer.

Ein Signal zeigte an, dass jemand vor der Tür war.
"Bitte kommen Sie herein." bat Branford.
Die Tür öffnete sich und ein etwas älterer Mann betrat das Quartier. Er hatte schon
leicht graues Haar und freundliche, wohlwollende Gesichtszüge. Branford
erkannte an den vier Rangabzeichen, dass er Captain war.
"Commander Branford, ich bin Captain Gregory Waringthon. Ich begrüße Sie an Bord
der Defiance."
Branford schüttelte ihm die Hand: "Vielen Dank, Captain. Ich empfinde es als Ehre,
an Bord dieses Schiffes zu sein."
Waringthon lächelte: "Ja, es ist etwas Besonderes. Aber nicht nur für Sie, Commander.
Ich bin gekommen, um Sie abzuholen. Die anderen Offiziere warten bereits. Kommen Sie?"

Branford folgte dem Captain auf das Deck 10. Hier befand sich der Gesellschaftsraum "Zehn-Vorne", der als Treffpunkt der Besatzung diente.
Branford folgte Waringthon.
Die zweiflügelige Tür öffnete sich und Branford erkannte mit Erleichterung, dass die gesamten Offiziere Gala-Uniformen trugen.
Waringthon bat Branford, etwas vorzutreten.
"Ich danke Ihnen für ihr Kommen. Ich möchte Ihnen unseren neuen 1.Offizier vorstellen, Commander Christopher Branford."
Waringthon stellte die Stabsoffiziere einzeln vor.
"Commander, das hier ist unser Chefingenieur, Lieutenant Commander David Chang."
Chang war Eurasier. Branford kannte seine Referenzen. Er hatte entscheidend am
Bau der Defiance mitgewirkt. Chang begrüßte ihn freundlich.
Waringthon deutete auf einen jungen Mann, der Branford kaum älter als 25 Jahre erschien:
"Dies hier ist Lieutenant Wesley Crusher, unser 2. taktischer Offizier."
Crusher zeigte ein Lächeln: "Willkommen bei uns, Commander."
Branford dankte ihm.
"Und das, Commander, ist Commander Olivia Tanner, unsere Schiffsärztin."
Branford kannte die Halb-Vulkanierin von einer Konferenz auf Vulkan. Er erinnerte sich, dass ihm ein Vortrag von ihr sehr gefallen hatte.
"Commander Tanner, ich bin Ihnen schon einmal begegnet. Auf Vulkan, etwa drei Jahre zuvor. Sie hielten einen Vortrag vor der diplomatischen Delegation. Ich war damals der Adjutant des Botschafters."
Tanner nickte: "Ja, auch ich erinnere mich. Es war eine sehr interessante Konferenz."
Waringthon fuhr fort: "Und hier haben wir unsere Schiffsberaterin, Counselor Sandra Galen."
Branford konnte es kaum glauben. Er hatte Sandra Galen nicht vorher gesehen, denn sie stand etwas im Hintergrund.

Seine Gedanken schweiften zurück, etwa fünf Jahre. Er war Lieutenant auf der
U.S.S. Melbourne, einem Schiff der Excelsior-Klasse. Sie befanden sich auf einem eher
langweiligen Flug zu dem Planeten Zakdorn, als sie einen Notruf von dem Passagierschiff Trailer erhielten, das zu dem Planeten Styris III unterwegs war. Sie war mit einem Asteroiden kollidiert und das Schiff war kurz davor, auseinander zu brechen. Branford gehörte dem Außentrupp an, der sich an Bord der Trailer beamte, um die Passagiere zu evakuieren. Es waren beinahe alle gerettet, da fand Branford ein Ehepaar, das noch in seiner Kabine war, da die Tür versperrt war. Branford wollte sofort zurückkehren, aber das Ehepaar teilte ihm mit, dass ihre Tochter noch in dem Schiff war. Sie flehten ihn an, sie zu suchen. Branford wollte die Leute nicht enttäuschen und suchte entgegen der Anweisung seines Vorgesetzten nach dem Mädchen. Er fand sie in einem Gemeinschaftsraum tief im Inneren des Schiffes. Sie lag unter einem Duranium-Träger eingeklemmt. Branford konnte sie nicht allein befreien, er holte noch zwei andere Crewmitglieder hinzu. Es gelang ihnen, das Mädchen zu befreien. Sie wurden zurückgebeamt. Branford wurde von seinem Captain wegen Gehorsamsverweigerung in Arrest genommen. Das Mädchen besuchte ihn täglich. Er erfuhr, dass sie Sandra Galen hieß, 19 Jahre alt war und die Sternenflottenakademie besuchte. Sie war eine Betazoid, was Branford sehr faszinierte. Das Mädchen setzte sich für Branford ein, woraufhin das Verfahren eingestellte wurde. Sandra Galen verließ kurz darauf das Schiff, und Branford sah sie nicht wieder. Bis jetzt...

"Commander, was ist mit Ihnen? Stimmt etwas nicht?" holte Waringthon ihn aus
seinen Gedanken.
Branford schüttelte den Kopf.
Sandra lächelte ihn an, so wie damals, als sie stundenlang über alles Mögliche geredet hatten.
"Ich freue mich, Dich wieder zu sehen, Chris. Unheimlich."
Branford ließ sich dazu hinreißen, sie zu umarmen. Er merkte, dass ihr das nicht
unbedingt recht war. Er ließ los, während Waringthon fortfuhr: "Commander, ich
möchte Ihnen Lieutenant Kelly Pizoll vorstellen. Sie ist unser Steueroffizier."
Lieutenant Pizoll war eine 26-jährige, blondhaarige Neuseeländerin, die Branford auf
Anhieb sympathisch war.
Das Geräusch der öffnenden Tür unterbrach sie. Waringthon drehte sich herum.
"Ah, hier kommt ja unser fehlender Mann. Kommen Sie."
Der Offizier, laut seiner Rangabzeichen Lieutenant Commander, stellte sich vor Branford und Waringthon hin. Branford spürte einen keineswegs freundlichen Blick.
"Verzeihen Sie, Sir. Ich habe mich verspätet." entschuldigte sich der Offizier.
Waringthon schüttelte den Kopf: "Aber nicht doch, es ist gut, dass Sie da sind. Ich möchte Ihnen Commander Christopher Branford vorstellen, unseren neuen 1.Offizier."
Er wandte sich Branford zu: "Commander, das hier ist Lieutenant Commander James Coburn, unser 1. Einsatzleiter und 2.Offizier."
Branford reichte Coburn die Hand, der jedoch keine Anstalten machte, ihm seine zu reichen.
Branford zeigte sich irritiert: "Commander, ist etwas?"
Coburn verzog keine Miene: "Nein, Mister Branford. Ich würde es jedoch vorziehen, Ihnen nicht die Hand zu geben, um Ihnen keinen falschen Eindruck von meiner Einstellung gegenüber Ihnen zu vermitteln."
Waringthon blickte den Einsatzleiter scharf an: "Commander, ihr Verhalten ist ungehörig. Commander Branford, setzen wir uns."
Die Offiziere begaben sich zu Tisch, mit Ausnahme von Coburn.
"Captain, ich würde gerne gehen, wenn Sie erlauben."
Waringthon nickte verärgert. Er wandte sich wieder Branford zu, der sich ziemlich schlecht vorkam: "Machen Sie sich keine Gedanken, Commander. Coburn ist verbittert darüber, dass nicht er befördert wurde. Er hat immerhin schon 15 Dienstjahre hinter sich. Doch er müsste eigentlich auf mich ärgerlich sein, denn ich habe dem Oberkommando davon abgeraten, ihn zum Commander zu befördern."
Branford fragte nach: "Wieso, wenn ich fragen darf? Ich weiß, es geht mich nichts an, dennoch würde ich es gerne wissen."
Waringthon wiegte den Kopf. Dann nickte er: "Nun gut, Commander. Sie kriegen immerhin die Konsequenzen zu spüren, auch wenn das ungerecht ist. Coburn ist kein Kommando-Offizier. Deshalb übertrage ich ihm auch nicht gerne das Kommando über dieses Schiff. Wenn ich von Bord gehe, was selten genug passiert, übernimmt normalerweise Lieutenant Tarall den Befehl. Er hat mein Vertrauen. Dennoch: Sie sind mein 1. Offizier. Ich wollte nur Sie für diese Position haben. Sie sollten mir in allen Situationen beistehen. Verstehen Sie, Commander, ich bin ein Diplomat, kein Kämpfer. Deshalb hielt ich es für wichtig, einen Mann wie Sie an Bord zu haben. Wir werden uns mit diesem Schiff sehr oft im Grenzbereich und damit in Gefahrensituationen bewegen. Ihre Kampftaktiken an der Akademie waren geradezu legendär. Auch ihre wissenschaftlichen Kenntnisse sind überragend. Nun, eigentlich sollte ein Captain alles können, doch wir sind alle nur Menschen. Deshalb hoffe ich, dass Sie mir helfen, wenn es soweit ist."
Branford nickte voller Überzeugung: "Sir, Sie können sich auf mich verlassen. Egal, ob Sie jemals Hilfe brauchen oder was immer Sie entscheiden, ich werde da sein und Sie unterstützen."
Waringthon dankte ihm, dann begaben sie sich zu Tisch. Der Rest des Abends verlief relativ ausgelassen.

Branford verließ die Feier drei Stunden später und legte sich in seinem Quartier schlafen.

Der Computer weckte ihn sechs Stunden später, exakt eine halbe Stunde, bevor er seinen Dienst auf der Brücke antreten musste. Er würde Tarall ablösen. Branford zog seine Standard-Uniform an und verließ das Quartier. Er betrat einen Turbolift und nannte die Hauptbrücke als Ziel.

Als sich die Lifttür öffnete war Branford sehr beeindruckt. Obwohl er schon einmal die Brücke eines Schiffes der Galaxy-Klasse gesehen hatte, war er erneut fasziniert von der Größe und Funktionalität dieses Raumes.
Die Brücke war mit der Minimal-Crew besetzt. Vorne saßen der 2.Einsatzleiter, Lt. jg. Marc LaSalle und Lieutenant Pizoll. Im Kommandosessel saß Lieutenant Tarall, als taktischer Offizier war ein junger Fähnrich im Dienst. Branford war erstaunt, da er die blaue Uniform der Wissenschaft trug. Branford ging auf Tarall zu und begrüßte ihn.
"Guten Morgen, Lieutenant. Wie ist die Lage?"
Tarall erhob sich: "Alles normal, Sir. Wir haben Kurs auf das Relicta-System gesetzt, Ankunft wird bei Warp 3 in 31,7 Stunden sein. Die Crew ihrer Schicht ist bereits eingetroffen, mit Ausnahme von dem taktischen Offizier, Lieutenant Crusher."
Branford nickte: "Danke, Lieutenant. Ich übernehme das Kommando."
Tarall verließ die Brücke. Als der Lift eintraf, stieg Crusher aus.
Tarall sagte kein Wort und betrat den Lift.
Der Mann ging zur Konsole des taktischen Offiziers. Er wirkte sichtlich unsicher.
Branford wandte sich zu ihm um: "Guten Morgen, Lieutenant."
Der Angesprochene nickte: "Guten Tag, Commander. Ich möchte..."
Branford unterbrach ihn freundlich: "Lieutenant, ich würde Sie gerne im Bereitschaftsraum sprechen. Jetzt gleich bitte."
Crusher nickte und folgte Branford in den angrenzenden Raum.

Als sich die Türe geschlossen hatte, begann Branford ruhig und freundlich auf Crusher einzureden: "Lieutenant, Sie sind zu spät dran. Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass ich das in keinem Fall bei den mir unterstellten Offizieren tolerieren werde. Sie haben hier an Bord eine verantwortungsvolle Position. Vergessen Sie das nie."
Crusher hatte seinen Blick gesenkt: "Tut mir leid, Sir. Es wird nicht wieder vorkommen."
Branford lächelte: "Das denke ich auch, Mister Crusher. Ich habe ihre Akte gelesen. Sie
werden sicher ihren Weg machen. Gewöhnen Sie sich nur das an, was ich Ihnen gesagt habe. Nun sollten wir auf die Brücke zurück."
Crusher nickte knapp.

Branford ging mit Crusher auf die Brücke zurück und nahm im Kommandosessel Platz. Er überprüfte die Bewaffnung und die Langstreckensensoren mit Hilfe der Arbeitstation, die neben dem Sitz platziert war.

Unterdessen befand sich Lieutenant Commander Coburn zusammen mit Lieutenant Tarall in Zehn-Vorne. Sie saßen an einem Tisch genau am Fenster. Coburn hatte sich wie normalerweise einen schottischen Whiskey bestellt, den er allerdings nicht vom Replikator bezog. Er mochte es nicht, wenn kein Alkohol darin war.
In Coburn brodelte es. Er konnte diese Demütigung durch den Captain nicht verstehen. Warum hatte er diesen jungen, unerfahrenen Offizier einem langjährigen, treuen Untergebenen wie ihm vorgezogen?
Tarall bemerkte seine schlechte Stimmung: "Commander, was ist mit Ihnen?"
"Ach Tarall, ich ärgere mich nur darüber, dass jetzt ein solches Greenhorn wie dieser Branford als 1.Offizier an Bord ist. Das ist es." gab Coburn zur Antwort.
Der Vulkanier verzog keine Miene. Tarall konnte Menschen recht gut einschätzen, und Coburn war ein offenes Buch für ihn. Er war gekränkt, und das konnte bei einem Charakter wie ihm gefährlich werden.
"Commander, ich finde ihre Meinung über Mister Branford kommt doch etwas früh. Kennen Sie ihn schon länger?" bemerkte Tarall.
Coburn nahm einen Schluck Whiskey und schüttelte den Kopf: "Nein, ich kenne ihn erst, seit er an Bord ist. Aber ich kenne Leute wie ihn. Junge, karriereverrückte Offiziere, die keine Rücksicht auf andere auf dem Weg nach oben nehmen. Glauben Sie mir, diese Leute kenne ich genau."
Tarall hob die Augenbrauen: "Nun, Sie haben sich anscheinend schon so festgelegt."
Coburn blickte ihn ernst an: "Haben Sie etwa eine andere Meinung, Lieutenant?"
"Bis jetzt kenne ich Commander Branford zu kurz, um eine Aussage zu machen. Und ich finde, dass ihre Voreingenommenheit gegenüber ihm etwas fehl am Platze ist." erwiderte Tarall.
Coburn machte eine abwertende Handbewegung: "Tarall, Sie sind immer so neutral. Das verstehe ich nicht. Ich habe meine Meinung, und zu der stehe ich."
Tarall stand auf: "Ich ebenfalls, Commander. Ich bin keineswegs neutral, ich werde nur kein vorschnelles Urteil fällen."
Er verließ den Raum und ließ Coburn zurück.

Branford beendete seine Schicht und übergab die Brücke an Captain Waringthon.
Danach ging er etwas durch das Schiff, um es sich näher anzusehen. Es war reger
Betrieb auf den Gängen und Branford hatte teilweise Mühe, sich den Weg zu bahnen. Plötzlich legte ihm jemand die Hand auf die Schulter. Branford drehte sich herum und erkannte Lieutenant Commander Nella Darin, seine Ex-Freundin. Er war mit ihr vor drei Jahren zusammen gewesen, als er auf Vulkan stationiert war. Sie war ein Austauschoffizier und arbeitete an einem Institut ganz in der Nähe. Es hatte sich eine Beziehung entwickelt, und Branford wünschte sich, dass dieses noch heute andauern würde. Doch Nella wurde auf eigenen Wunsch auf die U.S.S. Enterprise versetzt, was ihr größter Traum war. Ihre beruflichen Ziele standen im Vordergrund. Jetzt war sie wieder in seinem Leben erschienen. Branford blickte sie an. Sie hatte sich kaum verändert. Sie hatte immer noch schulterlange, braune Haare und eine tolle Figur, auch wenn die Uniform sie etwas versteckte. Ihre Gesichtzüge hatten sich ebenfalls kaum verändert, obwohl sie mittlerweile 33 Jahre alt war.
Sie lächelte und umarmte ihn herzlich.
"Ach Chris, schön, Dich wieder zu sehen. Ich hatte nicht geglaubt, dass das noch mal passiert."
Branford zeigte einen verblüfften Gesichtsausdruck: "Na, ich habe Dir doch gesagt, dass ich Dich finden werde. Aber Spaß beiseite, was machst Du hier?"
Nella schüttelte den Kopf: "Nicht hier, Chris. Komm, ich wollte aufs Holodeck."

Branford folgte ihr zum Holodeck. Sie hatte sich ein Bergszenario programmiert. Es war überwältigend. Sie befanden sich auf einem flachen Plateau, das auf dem Gipfel eines 3000 Meter hohen Berges lag.
Nella sah ihn an: "Du wolltest fragen, wieso ich nicht mehr auf der Enterprise bin?"
"Nur, wenn Du darüber reden willst, Nella." erwiderte Branford.
Sie lächelte: "Ja, Chris. Nun, es war vor gut einem Jahr. Ich war gerade erst auf die Enterprise gekommen und hatte die Leitung der Stellar-Kartographie übernommen. Ich war sehr zufrieden. Dann begegnete ich dem Captain, Jean-Luc Picard. Er war ein seltsamer Mensch, aber auf seine Art sehr einfühlsam. Wir verliebten uns ineinander. Wir hatten gleiche Interessen, vornehmlich die Musik.
Dann wurden wir zu einem Zwischenfall auf den Planeten Bersallis III gerufen. Dort wurde ein Feuersturm entdeckt, der eine Kolonie bedrohte. Wir errichteten Kraftfelder, die den Sturm lange genug aufhalten sollten, bis die Kolonisten gerettet werden konnten. Es war geplant, zum Schiff zurückzukehren, aber wir mussten bleiben, um die Konfiguration des Feldes den veränderten Werten des Sturmes anzupassen. Dann brach der Funkkontakt ab. Wir waren allein und versuchten, uns mit dem Feld zu schützen. Doch vier meiner Leute starben. Ich war verändert. Als wir nach dem Sturm zurückgebeamt werden konnten, sprach ich mit Jean-Luc. Er sagte mir, dass er mich kein einziges Mal mehr in solch eine Mission schicken könnte. Ich sagte ihm, dass er das vielleicht muss. Wir kamen überein, dass es besser wäre, wenn ich meine Versetzung beantrage. Ich wurde auf eine Forschungsstation in der Nähe des Planeten Korva IV geschickt, die langweilige Sternenbeobachtungen vornahm. Dort war ich bis vor einem Monat. Dann ließ mich Jean-Luc wissen, dass auf der Defiance ein Wissenschaftsoffizier gebraucht würde. Ich beantragte meine Versetzung, und hier bin ich."
Branford hatte ruhig zugehört. Es fiel ihm schwer, etwas zu sagen.
"Nun, Nella. Ich jedenfalls bin froh, dass Du hier bist."
Sie lächelte: "Ich ebenfalls, Chris."

Währenddessen befand sich Captain Waringthon auf der Brücke. Er saß im Kommandosessel und nahm einen Logbucheintrag vor. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen. Er kippte nach vorne und rutschte aus dem Sessel.
Lieutenant LaSalle bemerkte es und erhob sich von seinem Sitz.
"Captain, was ist mit Ihnen? Captain!"
Waringthon hob seine Hand: "Nein, es ist nichts, Lieutenant. Bleiben Sie sitzen!"
LaSalle gehorchte nicht. Er ging auf den Captain zu und erkannte, dass er große Probleme hatte, Luft zu bekommen. Er tippte seinen Kommunikator an: "LaSalle an Krankenstation, medizinischer Notfall auf der Brücke! Beeilen Sie sich!"
Keine drei Minuten später war Commander Tanner und zwei Sanitäter da und brachten Waringthon auf die Krankenstation. LaSalle übernahm das Kommando.

Branford unterhielt sich mit Nella Darin, als er gerufen wurde.
"Tanner an Branford, bitte kommen."
Er aktivierte den Kommunikator: "Hier Branford, Doctor. Was gibt es?"
"Commander, der Captain hatte einen Herzanfall auf der Brücke. Bitte kommen Sie in die Krankenstation."
Branford sprang auf und verabschiedete sich von Nella.

Als er die Krankenstation betrat, sah er, dass bereits Tarall, Coburn und Sandra Galen anwesend waren. Er begrüßte sie kurz und trat an das Krankenbett.
Waringthon sah ihn und flüsterte: "Gut, dass Sie da sind, Nummer eins. Offensichtlich habe ich mich selbst überschätzt."
"Ja, Sir. Tut mir leid." erwiderte Branford.
Tanner kam hinzu: "Commander, kommen Sie bitte."
Sie führte Branford in ihr Büro und bot ihm einen Platz an.
"Was hat er, Doctor?" fragte Branford.
Sie sah ernst drein: "Sein Herz ist irreparabel geschädigt, Commander. Es ist der wohl schwerste Herzfehler, den ich je gesehen habe. Lange kann er so nicht überleben. Es muss ein Austausch vorgenommen werden. Ich fürchte, wir können das nicht an Bord vornehmen. Wenn sich der Zustand verschlechtert, müssen wir ihn verlegen."
Branford hakte nach: "Wohin, Doctor? Haben Sie eine Idee?"
Sie nickte: "Ja. Auf Sternenbasis 13 befindet sich eines der modernsten Krankenhäuser dieses Sektors. Dort arbeitet als Chefarzt Dr. Ron Pennel, eine Kapazität auf dem Gebiet der Herzchirurgie."
Branford überlegte. Sollte er den Captain auf der Sternenbasis abliefern? Tanner nahm ihm die Entscheidung ab.
"Commander, das Klinikschiff U.S.S. Pasteur befindet sich nur 2,3 Stunden mit Warp 6 entfernt. Es könnte den Captain auf der Sternenbasis absetzen. Ich kenne den Kommandanten, Captain Timothy Green."
Branford stimmte ihr zu: "Gut, Commander. Ich werde Kontakt aufnehmen. Bitte bereiten Sie alles vor."
Er verließ das Büro und unterrichtete Coburn, Galen und Tarall über die Situation.
Coburn widersprach ihm: "Wollen Sie wirklich den Captain auf diese Weise abservieren? Das kann nicht ihr Ernst sein!"
Branford warf ihm einen ernsten Blick zu: "Commander, bitte halten Sie sich mit ihrer Meinung zurück. Ich gehe auf die Brücke, und ich möchte, dass Sie bis auf Counselor Galen auf ihre Stationen gehen. Das wäre alles."

Tarall folgte Branford, auch Coburn ging widerwillig mit. Sie suchten die Brücke auf. Tarall löste Crusher ab, Coburn LaSalle.
Branford nahm im Kommandosessel Platz. Er blickte zu Tarall auf: "Lieutenant, bitte rufen Sie die U.S.S. Pasteur. Sie müsste sich noch im Sektor befinden."
Tarall nickte und betätigte das Kommunikationspult. Ein Signal zeigte, dass ein Funkkontakt aufgebaut wurde.
"Sir, die Pasteur meldet sich." meldete Tarall.
Branford nickte: "Danke. Auf den Schirm, Mister Tarall."
Auf dem Bildschirm erschien der Kommandant der Pasteur, Captain Timothy Green. Er war ein grauhaariger Endfünfziger. Er begrüßte Branford sehr freundlich.
"Hier spricht Captain Timothy Green von der U.S.S. Pasteur. Ich grüße Sie."
Branford erhob sich: "Hier ist die U.S.S. Defiance. Ich bin Commander Christopher Branford, der 1.Offizier. Es handelt sich um einen Notfall, Captain."
Green wurde ernster: "Um was handelt es sich, Commander?"
Branford erwiderte: "Unser Captain, Gregory Waringthon, hat einen sehr schweren Herzfehler. Er muss auf die Sternenbasis 13 gebracht werden. Sie fliegen dorthin?"
Green nickte: "Ja. Wir können ihn aufnehmen. Allerdings sollte ihr medizinischer Offizier mich eingehend informieren, Commander. Wir können Sie in 2 Stunden treffen, wenn wir unseren Kurs ändern."
Branford nickte: "In Ordnung, wir werden Sie dann treffen. Ich danke Ihnen für ihre Hilfe, Sir. Defiance Ende."
Der Schirm erlosch und zeigte wieder den vor dem Schiff liegenden Raum.
"Lieutenant Pizoll, Kurs auf die Pasteur, Warp 8. Beschleunigen."
Die Defiance änderte den Kurs und ging auf Warp 8.
Branford wollte noch mal zum Captain.
"Mister Coburn, Sie übernehmen das Kommando. Ich bin in der Krankenstation."
Coburn nickte kaum merklich und stand auf. Branford fühlte seinen feindlichen Blick, war aber zu abgelenkt, um darauf zu reagieren. Er verließ die Brücke.

Als er die Krankenstation betrat, wurde er gleich von Dr. Tanner angesprochen: "Commander, machen Sie es bitte kurz. Er braucht viel Ruhe."
Branford nickte und trat an das Bett des Captains.
"Ah, Mister Branford." erkannte Waringthon seinen ersten Offizier.
"Captain, wir werden Sie auf das Klinikschiff Pasteur verlegen, welches Sie auf Sternenbasis 13 abliefern wird. Dort werden Sie operiert werden."
Waringthon flüsterte: "Gut, Commander. Sie übernehmen das Kommando und führen die Sternenvermessung durch. Wie geplant. Tragen Sie das bitte im Logbuch ein."
Branford nickte.
"Und Commander, lassen Sie sich nicht von Coburn einschüchtern. Gehen Sie ihren Weg." fügte er hinzu.
Branford verließ die Krankenstation.

Sandra Galen überprüfte noch mal die Uhrzeit. Sie wollte sich um 13.00 Uhr mit Branford treffen. Und das war vor 10 Minuten. Sie war ungeduldig. Man ließ sie normalerweise nicht warten. Die Tür des Gesellschaftsraumes öffnete sich und Branford betrat den Raum. Er sah Sandra und steuerte ihren Tisch an.
Er machte einen unschuldigen Gesichtsausdruck.
"Bin ich zu spät, Counselor?" fragte er.
Sie funkelte ihn an: "Zu spät? Ja, Du bist zu spät, Chris. Setz Dich!"
Er kam ihrer Aufforderung nach.
Sie fuhr fort: "Nun, wie gefällt es Dir an Bord?"
"Mehr oder minder gut." Er schüttelte den Kopf. "Nein, es gefällt mir gut. Wegen eines Mannes lasse ich mir es nicht vermiesen, Sandra."
Sandra fragte nach: "Coburn?"
Branford sah sie irritiert an: "Wer denn sonst? Er ist ja wohl der Einzige, der mir permanent auf die Nerven fällt."
"Durchhalten, Chris. Du bist stark genug." Sie stockte einen Moment. Branford spürte irgendwie, dass sie seine Gedanken zu lesen versuchte. Er wollte sie etwas ärgern und machte sich einige unsaubere Gedanken.
Sandra lachte: "Chris! Was machst Du da?"
Er sah unschuldig drein: "Was denn?"
"Na, eigentlich nichts." antwortete sie.
Branford war zufrieden. Er hatte sie ertappt.
"Sandra, Du wolltest meine Gedanken lesen! Glaubst Du, ich merke das nicht? Schon früher habe ich es gemerkt. Ich weiß allerdings nicht wie."
Sie fühlte sich ertappt: "Du hast es gemerkt. Kompliment. Du bist eben empathisch, Chris. Du weißt es nur nicht."
Er wollte etwas erwidern, wurde jedoch von einer Stimme aus dem Kommunikator unterbrochen: "Tarall an Branford. Wir nähern uns der Pasteur, Commander."
Branford tippte seine Kommunikator an:
"Verstanden, Lieutenant. Ich komme. Branford Ende."
Er stand auf.
"Tut mir leid, Sandra. Kommst Du?"
Sie nickte und folgte ihm.

Tarall saß im Kommandosessel, als Branford die Brücke betrat. Er stand auf und erstattete Meldung: "Sir, die Pasteur befindet sich Steuerbord neben uns. Doctor Tanner ist bereit, mit dem Captain rüber zu beamen."
Branford nickte: "Danke, Mister Tarall."
Er rief den Transporterraum: "Branford an Transporterraum 3, Doctor Tanner, bitte melden."
"Hier Tanner, Sir. Wir sind bereit." antwortete Tanner.
"Doctor, beamen Sie rüber. Erklären Sie Captain Green die Lage. Das wäre alles." befahl Branford.
"Commander, der Captain möchte Sie noch mal sprechen."
Branford bestätigte: "Captain?"
"Hier Waringthon, Nummer Eins. Machen Sie mit der Mission weiter wie geplant. Und denken Sie an meine Worte."
Branford bestätigte: "Ja, Sir. Gute Besserung, Captain. Ich hoffe, Sie kehren bald an Bord zurück."
"Ich hoffe das auch, Commander. Waringthon Ende."
Der Captain wurde zusammen mit Tanner auf die Pasteur gebeamt.
Die Ärztin kehrte nach fünfzehn Minuten zurück und berichtete, dass es dem Captain den Umständen entsprechend gut ginge.
"Sir, die Pasteur dreht ab und nimmt Kurs auf Sternenbasis 13. Captain Green lässt Grüße ausrichten." meldete LaSalle.
Branford nickte: "Gut. Lieutenant Pizoll, Kurs auf das Relicta-System. Warp 3. Beschleunigen."
Branford stand auf: "Lieutenant Tarall, Sie übernehmen. Ich bin in meinem Quartier."

Es war etwa zwei Stunden später. Coburn hatte das Kommando, Sandra Galen, Crusher, LaSalle und Fähnrich Tim Holden, der 2.Steuermann, waren auf der Brücke.
Coburn wandte sich Sandra Galen zu, die neben ihm saß: "Counselor, Sie kennen unseren 1.Offizier anscheinend schon länger. Was halten Sie von ihm?"
Sandra erwiderte vorsichtig: "Nun, er ist ein hervorragender Offizier, außerdem ist er ein guter Freund von mir. Sie haben da offensichtlich einige Vorbehalte, Commander."
Coburn grinste hämisch: "Nun, ich halte gar nichts von ihm. Er ist ein arroganter, karrieregeiler Offizier. So etwas kann ich nicht tolerieren. Oder was meinen Sie, Mister Holden?"
Der junge Fähnrich, der erst seit einem Monat an Bord war, wurde unsicher. Er erwiderte: "Nun, ich konnte mir noch keine Meinung bilden. Deshalb will ich nichts sagen, Sir."
Der 2.Offizier verdrehte die Augen: "Fähnrich, hoffentlich schaffen Sie es vor Ende dieser Mission, sich eine zuzulegen."
LaSalle, der sich noch nie vor Coburn versteckt hatte und ihn auch nicht mochte, mischte sich ein: "Commander, Sie haben sich aber ziemlich auf ihre Sicht der Dinge beschränkt. Das zeugt nicht unbedingt von Weitsicht."
"Kümmern Sie sich um ihre Pflichten, anstatt hier große Reden zu schwingen, Lieutenant LaSalle." erwiderte Coburn scharf.
LaSalle fluchte innerlich. Er konnte nichts machen, da Coburn sein vorgesetzter Offizier war. Also nickte er.

Branford verließ sein Quartier und ging in den Maschinenraum. Lieutenant Commander Chang kam ihm entgegen.
"Ah, Commander. Schön, dass Sie mal vorbeischauen." begrüßte er ihn freundlich.
Branford grüßte zurück: "Guten Tag, Mister Chang. Ich wollte mich über die Modifikationen informieren, die Sie vorgenommen haben."
Chang lächelte: "Sicher, kommen Sie." Er deutete auf die Dilitziumkammer: "Wir haben einen Phasenbeschleuniger eingebaut, der die Reaktionszeit um eine Zehntelsekunde verkürzt. Außerdem wurden die Warpspulen ausgewechselt. Die neuen bringen den Vorteil, dass wir die Höchstgeschwindigkeit von 9,87 etwa zwei Stunden länger halten können."
Branford erwiderte erstaunt: "Eine hervorragende Verbesserung. Kein Wunder, dass Sie beim Bau dieses Schiffes dabei waren."
Chang wurde etwas verlegen: "Nun ja, Commander, ich habe nur einen Teil geleistet. Aber dieses Schiff der Galaxy-Klasse ist schon enorm verbessert worden. Gegenüber der U.S.S. Enterprise wurde die Deflektorkapazität um 20% erhöht. Die Sensoren sind nun in der Lage, über noch größere Entfernungen Objekte zu orten. Sie sind etwa 10% besser als die alten. Waren Sie je an Bord der Enterprise?"
Branford schüttelte den Kopf: "Nein. Ich kenne jedoch den 1.Offizier sehr gut. Commander William Riker war mein Vorgesetzter auf meinem ersten Schiff, der Potemkin. Ich habe jedoch schon seit etwa drei Monaten nichts mehr von ihm gehört."
Chang erwiderte: "Sie sollten sich mal mit Commander LaForge unterhalten. Er ist der Chefingenieur an Bord der Enterprise."
Branford wollte etwas entgegnen, wurde jedoch von Piepsen des Kommunikators unterbrochen. Er erkannte die Stimme von Coburn: "Coburn an Branford. Wir befinden uns auf dem Weg zu dem Relicta-System. Wann haben Sie vor, mich abzulösen?"
Branford erwiderte: "In zehn Minuten, Commander. Branford Ende."
Er verabschiedete sich von Chang und suchte die Brücke auf.

Coburn erhob sich aus dem Sessel und erstattete Bericht: "Wir haben immer noch Kurs auf das Relicta-System, Geschwindigkeit Warp 6. Ankunft wird in etwa 10,3 Stunden sein. Alle Systeme normal."
Branford nickte und nahm im Kommandosessel Platz:
"Danke, Commander. Ich löse Sie ab." Coburn verließ die Brücke.
"Mister Crusher, führen Sie eine Diagnose der Stufe 3 an den Sensorphalanxen durch. Ich möchte, wenn wir mit dieser Vermessung beginnen, gut vorbereitet sein."
Crusher nickte und analysierte die Sensorenbänke. Er hatte nach etwa zehn Minuten Klarheit: "Sir, alles in bester Ordnung. Die vorderen und achteren Sensoren arbeiten einwandfrei, ebenso die seitlichen Sensoren. Wir sind bereit."
Branford dankte ihm und wandte sich seinem Bildschirm zu, um die Informationen des Relicta-Systems zu sehen.
"Commander, kann ich Sie im Bereitschaftsraum sprechen?"
Branford wandte sich zu Sandra um, die ihm diese Frage gestellt hatte.
Er nickte: "Sicher, Counselor. Kommen Sie."

Sandra folgte Branford in den Bereitschaftsraum. Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, bat sie ihn, sich zu setzen.
"Sandra, was ist mit Dir? Du tust so geheimnisvoll!" bemerkte Branford.
Sie wirkte tatsächlich sehr ernst: "Chris, Du musst etwas unternehmen. Coburn lässt keine Gelegenheit aus, Dich schlecht zu machen. Als kommandierender Offizier kannst Du das nicht durchgehen lassen. Ich würde vorschlagen, ihn einstweilig von seinen Pflichten zu entbinden."
Branford schüttelte den Kopf: "Nein, Sandra. Dazu ist es noch nicht die Zeit. Ich werde mit ihm erst darüber reden. Ich danke Dir für deine Besorgnis."
Sie lächelte: "Du musst tun, was Du für richtig empfindest, Chris."
Branford stand auf und ging auf die Brücke zurück.

Drei Stunden danach war seine Schicht beendet. Er wartete auf Tarall, der ihn ablösen sollte. Der Vulkanier kam pünktlich wie immer. Branford teilte ihm alles mit und verließ die Brücke Richtung "Zehn Vorne".

Coburn saß mit einem Lieutenant der Sicherheit an einem Tisch, als Branford den Raum betrat. Coburn beobachtete, wie er zu Nella Darin an den Tisch trat und sich setzte. Er erhob sich und ging zu ihnen hinüber.
Branford sah aus den Augenwinkeln, dass Coburn sich näherte. Er beachtete ihn gar nicht.
"Ach, Commander. Ist ihre Schicht schon beendet?" fragte Coburn höhnisch.
Branford stand wieder auf: "Ja, Mister Coburn. Ist etwas?"
"Ja, Sir. Wie lange gedenken Sie, uns noch mit ihrer Anwesenheit zu beehren?"
Branford schaute ihn ernst an und flüsterte dann, kaum hörbar für die anderen Anwesenden:
"Commander, ich möchte Sie gerne unter vier Augen sprechen. Kommen Sie bitte."

Coburn folgte Branford widerwillig auf die Brücke, wo er den Bereitschaftsraum betrat. Branford bot ihm einen Stuhl an und setzte sich dann.
"Commander Coburn, was habe ich Ihnen nur getan? Ich weiss mir keinen Rat mehr."
Coburn war sichtlich genervt: "Sir, ihre ganze Art ist es, was mich stört. Das ist nicht gut für den Ablauf des Betriebs."
Branford wirkte irritiert: "Weswegen störe ich den Betrieb auf der Defiance? In Ordnung, ich bin der neue Mann an Bord. Ich muss mich beweisen. Sind Sie vielleicht nicht nur deshalb verärgert, weil nicht Sie der neue 1.Offizier geworden sind? Ich denke, das ist es wohl."
Coburn war kurz davor auszurasten: "Commander, das ist es nicht. Nur Sie sind ein ziemlich junger Offizier für so einen Posten."
"Aha, da liegt das Problem. Commander, ich bin mir darüber im Klaren, dass Sie sieben Jahre älter sind als ich. Aber ich wurde mit dieser Aufgabe betraut, ich wurde von Captain Waringthon ausgewählt. Mister Coburn, Sie sind ein langjähriges Mitglied der Sternenflotte. Sie müssen sich doch nicht jeden Tag beweisen. Ich sehe Sie als ein wertvolles Mitglied dieser Crew an. Aber wenn Sie weiterhin meine Autorität untergraben, werde ích daraus Konsequenzen ziehen. Was das bedeutet wissen Sie."
Coburn nickte: "Ja, das weiß ich. Commander, ich werde versuchen, mein Verhalten zu ändern."
Branford erhob sich: "In Ordnung, Commander. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit." Er reichte ihm die Hand. Coburn schlug ein.
Dann verließ er den Raum, in dem Branford zufrieden zurückblieb.

Branford arbeitete anschließend im Bereitschaftsraum weiter, um den besten Flugplan für die Vermessung auszutüfteln.

Zehn Stunden später wurde Branford gerufen. Er befand sich in seinem Quartier.
"Branford hier, was gibt es?" antwortete Branford.
"Hier Coburn, Sir. Wir nähern uns dem Relicta-System." meldete der 2.Offizier.
Branford bestätigte: "Verstanden. Ich komme sofort, Commander."

Coburn erhob sich aus dem Kommandosessel und nahm im Sessel des Einsatzleiters Platz, als Branford die Brücke betrat.
"Auf Impulsgeschwindigkeit, Lieutenant Pizzol." befahl Branford.
Die Defiance ging auf Unterlichtgeschwindigkeit und trat in das System ein.
"Mister Coburn, scannen Sie bitte die Umgebung."
Coburn führte einen Sensorenscan durch. Er meldete: "Sir, das System besteht aus sieben Planeten, davon möglicherweise zwei Klasse M-Planeten. Diese wären vermutlich der zweite und der dritte Planet."
Branford dankte ihm und rief Nella Darin: "Branford an Darin, Sie können mit der Vermessung beginnen, Commander. Die seitlichen Sensorphalanxen stehen Ihnen zur Verfügung."
"Hier Darin. Verstanden, Commander. Wir werden vermutlich 3,4 Tage brauchen, bevor wir genaue Daten haben. Darin Ende."
Branford stand auf und ging zu Coburn: "Commander, sind Sie der Ansicht, dass wir uns die zwei Klasse M-Planeten ansehen sollten? Wir haben genügend Zeit."
Coburn nickte: "Könnte interessant werden, Commander. Es ist ihre Entscheidung, aber ich würde dafür plädieren."
"In Ordnung. Lieutenant, nehmen Sie Kurs auf Relicta II, voller Impuls. Beschleunigen!" befahl Branford.
"Zu Befehl, Sir. Flugzeit acht Minuten bei voller Impulskraft." meldete sein Steueroffizier.
Branford überlegte, ob er seiner Neugier nicht zu sehr nachgab. Dann verwarf er wieder seine Gedanken.
Die Defiance erreichte kurz darauf den zweiten Planeten des Relicta-Systems.
"In Standardorbit einschwenken, Lieutenant. Mister Coburn, scannen Sie Lebensformen?"
Coburn schüttelte den Kopf: "Nein, Sir. Nichts. Aber es ist eine Atmosphäre vorhanden, die menschliches Leben ermöglicht."
Branford rief die Informationen, die Coburn gescannt hatte, auf seinen Bildschirm. Es war erstaunlich. Dieser Planet war der Erde in gewisser Weise ähnlich. Es gab verschiedene Klimazonen, allerdings überwiegte die subtropische und die gemäßigte Zone.
"Sehr interessant. Dieser Planet wäre für eine Kolonisierung geeignet, wenn er nicht so nahe an der cardassianischen Grenze liegen würde."
Sandra Galen sah in irritiert an: "Mit wem haben Sie gesprochen, Commander?"
Branford lachte verschmitzt: "Mit mir selbst, Counselor. Nichts Besonderes."

Die nächsten Stunden waren nicht gerade aufregend. Die Defiance befand sich immer noch im Orbit von Relicta II, der als Mittelpunkt der Vermessung diente.
Branford entschloss sich nach vier Stunden, die Brücke zu verlassen.
"Mister Coburn, Sie übernehmen das Kommando. Ich bin in meinem Quartier." informierte Branford seinen 2.Offizier.
"In Ordnung, Sir." antwortete Coburn und nahm im Kommandosessel Platz.

Branford suchte sein Quartier auf und bestellte einen Tee beim Replikator. Ein heißer Tee, das war das, was Branford jetzt brauchte.
Er hatte sich keine fünf Minuten ausgeruht, da rief ihn die Brücke. Er erkannte Tarall.
"Sir, wir haben hier eine persönliches Gespräch für Sie. Es ist die U.S.S. Enterprise."
Branford tippte seinen Kommunikator an: "Verstanden, Lieutenant. Stellen Sie das Gespräch durch."
Auf dem Bildschirm erschien ein alter Freund von Branford. Es war Commander William Riker, der 1.Offizier der Enterprise.
"Will, das ist ja eine Überraschung! Ich freue mich, Dich zu sehen!" begrüßte ihn Branford.
Riker lächelte: "Hallo, Chris. Herzlichen Glückwunsch zu der neuen Stelle. Du hast es verdient."
"Danke, Will. Bist Du zufrieden an Bord der Enterprise? Immerhin hast Du schon dreimal das Angebot abgelehnt, ein Schiff zu kommandieren."
Riker wiegte den Kopf: "Ja, zufrieden bin ich. Jedes Mal, wenn ein solches Angebot kam, war ich gerade nicht in der Verfassung, die Enterprise zu verlassen. Wie geht es Captain Waringthon?"
Branford wurde ernst: "Weißt Du es noch nicht, Will? Er hatte Probleme mit dem Herz und wurde nach Sternenbasis 13 gebracht. Wir konnten die Behandlung leider nicht fortführen."
Riker erwiderte: "Tut mir leid. Hast Du das Kommando?"
"Ja. Es wird, so wie es aussieht, beinahe zwei Monate dauern, bis er wieder fähig ist, den Dienst aufzunehmen. Wir führen eine Sternenvermessung durch. Nichts Besonderes."
Riker lächelte: "Na, Du hast ja mit dem Führen des Kommandos keine Probleme. Hat man Dir eigentlich schon ein Schiff angeboten?"
Branford nickte: "Ja. Die U.S.S. Victory."
Riker konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: "Die Victory? Na, die ist immerhin fast doppelt so alt wie Du! Das wäre eine Beziehung geworden."
"Nein, im Ernst Will. Diesen Posten hier hielt ich für vorteilhafter. Es ist ähnlich wie bei Dir, als Du damals auf die Enterprise gingst."
Riker nickte: "Ja, genau so. Ich will nicht den Eindruck erwecken, das Gespräch schnell beenden zu wollen, aber meine Schicht beginnt in zehn Minuten. Ich verabschiede mich, kleiner Bruder. Pass auf Dich auf."
Branford verabschiedete sich: "Du ebenfalls, Will. Lass wieder von Dir hören. Oder vielleicht könnten wir uns mal treffen. Bis dann."
Der Bildschirm erlosch. Das Gespräch hatte Banford gut getan. Riker war damals zwar sein Vorgesetzter, aber er war eher wie ein großer Bruder.
Er wurde von dem Piepen des Kommunikators aus den Gedanken gerissen.
"Commander, hier Coburn. Wir empfangen einen Notruf vom Raumlabor Nallus III. Würden Sie auf die Brücke kommen, Sir?"
Branford sprang auf: "Verstanden. Ich komme."

Auf der Brücke herrschte etwas Aufregung. Branford bat alle Stabsoffiziere, in den Konferenzraum zu kommen. Tarall, Galen, Coburn, Pizoll und Chang folgten ihm.
Tarall ergriff das Wort: "Wir empfingen vor wenigen Minuten einen Notruf vom Raumlabor Nallus III. Er brach plötzlich ab, aber wir haben zumindest verstanden, dass ein Schiff sie beschießt und sie geentert werden."
Branford unterbrach ihn: "Was erforscht dieses Labor, Lieutenant?"
"Das Labor beobachtet den Planeten Nallus III, auf dem verschiedene Arten von Lebensformen existieren. Es sind fast ausschließlich Exobiologen an Bord."
Coburn fragte nach: "Existiert eine Bewaffnung, Lieutenant?"
Tarall antwortete: "Es gibt eine kleinere Phaserbank, die allerdings nicht viel helfen wird. Die Mitteilung besagte, dass es ein größeres Schiff ist."
Branford fragte weiter: "Konnten Sie es identifizieren?"
"Nein, leider nicht. Aber das sind alles Wissenschaftler." erwiderte Tarall.
"Wie ist die Besatzungsstärke, Lieutenant?"
Er antwortete: "Zehn."
Branford schaute in die Runde: "Nun, ich denke, wir sollten uns dem Notruf annehmen. Irgendwelche Einwände?"
Keiner der Offiziere erhob einen Einwand.
"Gut. Gehen wir an die Arbeit. Ich danke Ihnen." schloss Branford die Konferenz.

Die Offiziere kehrten auf die Brücke zurück und nahmen ihre Stationen wieder ein. Alles war bereit.
"Lieutenant Pizoll, Kurs auf Raumlabor Nallus III. Warp 9." befahl Branford.
Pizoll bestätigte: "Aye, Sir. Kurs und Geschwindigkeit eingegeben."
"Beschleunigen Sie. Wie ist die Flugzeit?"
Coburn antwortete: "16 Minuten mit Warp 9, Sir."
Branford fragte bei Chang nach: "Commander, Sie hatten mir doch kürzlich von ihren Modifikationen berichtet. Ich denke, wir probieren sie aus."
Chang grinste breit: "Selbstverständlich, Sir. Warp 9,87 ist kein Problem."
Branford nickte Pizoll zu, die daraufhin auf die Höchstgeschwindigkeit erhöhte.
"Ankunft in 14 Minuten, Sir." meldete Coburn.

Exakt nach dieser Zeit erreichte die Defiance das Raumlabor. Es war ein relativ kleines, sechseckiges Gebilde mit einem Durchmesser von etwa 80 Metern.
Branford stand auf und trat etwas vor: "Auf Impulsgeschwindigkeit. Kreisbahn um die Station, Lieutenant Pizoll."
Coburn meldete: "Sir, ich orte neun Lebenszeichen auf der Station. Sie befinden sich alle im unteren Teil."
Branford nickte: "In Ordnung. Ich gehe rüber. Tarall, Chang, kommen Sie bitte."
"Branford an Tanner, melden Sie sich im Transporterraum 2."
Branford und die zwei Offiziere gingen in den Transporterraum. Er und die anderen Mitglieder des Außenteams steckten die Tricorder und Typ II-Phaser ein, dann betraten sie die Transporterplattform. Der Chief meldete: "Alles bereit, Sir."
Branford nickte: "In Ordnung. Energie."
Der Transporterstrahl entmaterialisierte das Außenteam.

In der Station erschienen sie im Kontrollraum. Dieser war verwüstet. Es gab überall Einschläge von Phaserschüssen.
Branford nahm seinen Tricorder aus der Gürteltasche und scannte die Umgebung. Er zeigte die neun Lebensformen an. Branford ging in die Richtung des Signals. Vorher befahl er Chang, die Energieversorgung zu sichern. Tanner und Tarall folgten ihm. Als sie zu einer Tür kamen, zog Branford seinen Phaser und stellte ihn auf Betäubung. Er signalisierte Tarall, die Tür zu öffnen.
Sie stellten sich neben die Tür, als diese aufglitt. Dahinter lagen die Arrestzellen. Das Außenteam betrat den Raum und deaktivierte die Kraftfelder, die die Zellen absperrten. Ein Mann in einer blauen Sternenflottenuniform kam auf ihn zu.
"Guten Tag, Commander. Ich bin Carl Warren, der wissenschaftliche Leiter. Ich danke Ihnen."
Warren wurde unterbrochen von Tanner: "Commander, kommen Sie!"

Branford folgte ihr zu einem Nebenraum. Dort lag ein Mann auf dem Boden. Er war offensichtlich von einem Phaser getötet worden.
Eine Frau aus der befreiten Gruppe erkannte ihn und kniete sich neben ihn. Sie weinte nur. Eine andere Frau zog sie weg und nahm sie tröstend in den Arm.
Warren war ebenfalls tief bewegt: "Das ist Lieutenant Ben Andersson. Er hat vermutlich mit einem von denen gekämpft. Dabei wurde er getötet."
Branford führte Warren etwas weg von dem Toten: "Commander, wer waren die? Wissen Sie das?"
Warren erwiderte: "Ich denke, sie gehörten dem Marquis an. Es war eine recht bunt gemischte Truppe."
Branford fragte weiter: "Was wollten diese Leute? Was haben Sie mitgenommen?"
Warren sah auf: "Ja! Das ist es! Commander, Sie haben aus unserem Reaktor Antimaterie entnommen. Sie brauchten es offensichtlich zum Antrieb des Schiffes."
Branford nickte: "Danke, Commander. Ruhen Sie sich aus. Ich lasse Sie auf die Defiance beamen."
Warren schüttelte den Kopf: "Nein. Wir bleiben hier. Wenn Sie uns etwas Antimaterie geben können, werden wir die Energieversorgung aufrechterhalten können. Aber wir müssen die Forschung weiterführen."
Branford verabschiedete sich: "In Ordnung. Ich werde Ihnen einige Techniker schicken, die helfen werden, die Schäden zu reparieren."
Warren bedankte sich und ging wieder zurück in den Raum, wo seine Leute waren. Branford rief Chang zu sich.
"Commander, holen Sie einige Techniker her, um die Schäden zu reparieren. Warren und seine Leute wollen hier bleiben."
Chang nickte: "Jawohl, Sir. Wir werden cirka 20 Minuten brauchen."
Branford dankte ihm und rief Tarall über seinen Kommunikator: "Branford an Tarall, wir lassen einen Sicherheitstrupp hier, um die Wissenschaftler zu schützen."
"Verstanden, Commander." erwiderte Tarall.

Branford redete danach noch mit allen Wissenschaftlern, um an Informationen zu kommen. Doch die verstörten Leute konnten keinerlei weitere Angaben machen.
Doctor Tanner kam auf ihn zu: "Commander, ich habe die Wissenschaftler untersucht. Bis auf Lieutenant Andersson sind alle unverletzt. Wollen Sie die Leute wirklich zurücklassen?"
Branford hob die Augenbrauen: "Ich will diese Menschen nicht zurücklassen, Doctor! Das können Sie mir glauben, aber Warren will hier bleiben. Dagegen kann ich nichts machen!"
Tanner nickte verständnisvoll: "Ja, das verstehe ich. Nun gut, hier können wir nichts mehr tun."
Branford stimmte ihr zu: "Ja. Wir beamen auf die Defiance zurück." Er tippte seinen Kommunikator an: "Branford an Tarall, wir beamen zurück. Ist ihre Sicherheitstruppe bereit?"
Tarall meldete sich: "Ist schon herüber gebeamt worden, Commander. Wir sind hier fertig. Commander Chang ist schon bei der Arbeit, er braucht noch etwa zehn Minuten."
Branford bestätigte: "Danke, Lieutenant. Wir beamen zurück und lassen Mister Chang und sein Team seine Arbeit beenden. Branford Ende."
Er rief die Defiance: "Branford an Defiance, drei Personen zurück beamen. Commander Chang und sein Team bleiben noch etwas hier."
Branford, Tarall und Tanner wurden auf die Defiance gebeamt.

Im Transporterraum erwartete ihn schon Coburn.
"Sir, wir haben einen Bericht an das Sternenflottenkommando geschickt. Eigentlich müssten wir in wenigen Minuten eine Antwort erhalten."
Branford war erfreut. Coburn hatte die Initiative ergriffen und gehandelt.
"Danke, Commander. Gehen wir auf die Brücke. Mister Tarall." sagte er während er den Tricorder und den Phaser ablegte.

Coburn und Tarall folgten ihm auf die Brücke. Branford nahm im Kommandosessel Platz, Coburn neben ihm.
"Sir, das Sternenflottenkommando ruft uns. Admiral Nogura." berichtete Tarall.
Branford erhob sich: "Auf den Schirm, Lieutenant."
Auf dem Hauptbildschirm erschien der Admiral.
"Ich grüße Sie, Commander. Wir haben ihre Mitteilung erhalten. Konnten Sie schon eine Spur finden, wohin das Schiff verschwunden sein könnte?"
Branford musste verneinen: "Nein, Sir. Wir versuchen, eine Impulskurve des Schiffes zu finden. Bisher jedoch erfolglos."
"Suchen Sie weiter. Wir haben die U.S.S. Endavour kontaktiert, sie wird Sie unterstützen. Captain Randolph befindet sich etwa zehn Flugstunden entfernt von Ihnen. Sie wird die Augen offen halten. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Commander. Ende."
Branford setzte sich wieder.
"Lieutenant, wie lange braucht Chang noch? Ich will möglichst bald aufbrechen." fragte Branford.
Der Vulkanier erwiderte kühl: "Er ist bereit zum Rüberbeamen. Auf ihren Befehl, Commander."
Branford nickte: "In Ordnung. Danke, Mister Tarall."
Chang und seine vier Mitarbeiter wurden zurückgebeamt.
Branford wandte sich Coburn zu: "Commander, wir müssen diese Impulskurve finden. Sie ist die einzige Spur."
Coburn schaute etwas hilflos drein: "Sir, wir bemühen uns. Es wird noch etwas dauern, aber wir werden sie finden. Glauben Sie wirklich, dass es der Marquis war?"
Branford nickte: "Ja. Wenn es Söldner gewesen wären, hätten sie die Station vernichtet und die Crew getötet. Aber diese Leute waren bemüht, keinen Unschuldigen zu töten. Jedenfalls war der Tod von Lieutenant Andersson nicht beabsichtigt."
Coburn fügte finster hinzu: "Aber einkalkuliert, Sir."
"Ja, da haben Sie recht. Aber wir werden sie finden. Machen Sie weiter, Commander. Ich bin im Bereitschaftsraum."
Coburn nickte: "Aye, Sir."

Es dauerte beinahe 40 Minuten bis Branford gerufen wurde. Es war Tarall.
"Commander, wir haben etwas gefunden. Würden Sie bitte kommen?"
Branford stand auf und ging auf die Brücke zurück.

Tarall, Coburn und Crusher standen an der hinteren Wissenschaftsstation.
Branford gesellte sich hinzu: "Was haben sie herausgefunden, Lieutenant?"
"Wir haben eine schwache Impulskurve gefunden, Sir. In Richtung 232,124. Sie verliert sich allerdings bald."
Branford grübelte. In der Richtung lag das Allantas-System, ein unbewohntes System mit einem Klasse-M-Planeten. Er rief über den Bildschirm Informationen ab.
"Sehen Sie, hier. Das Allantas-System wurde schon seit eineinhalb Jahren nicht mehr angeflogen. Vielleicht haben sie dort eine Art Nachschubbasis." bemerkte Branford.
Coburn nickte: "Das wäre möglich, Sir." Er sah Branford erwartend an.
Dieser bemerkte den Blick: "Commander, setzen Sie Kurs auf das Allantas-System, Warp 7. Sie haben die Brücke."
Coburn gab die notwendigen Befehle, während Branford die Brücke verließ.

Nella Darin war gerade dabei, die Impulskurve weiter zu verfolgen, als sich die Tür der Wissenschaftsabteilung öffnete und Branford den Raum betrat. Sie unterbrach ihre Arbeit.
"Chris, was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?"
Branford lächelte: "Na, ich wollte mich für mein Verschwinden von gestern entschuldigen."
"Oh, danke, aber ich habe Dir schon verziehen. Hast Du Dich mit Coburn ausgesprochen?" erwiderte Darin.
Branford nickte: "Ja. Wir haben uns sozusagen zusammengerauft. Es läuft mittlerweile recht gut."
Darin schaute ihn etwas schief an: "Ah ja, so ist das. Du bist ja ein diplomatisches Genie!"
"Nella! Wir sind doch alle vernünftige Menschen." entgegnete Branford.
Sie wurde wieder ernster: "Also, ich habe die Impulskurve zurückverfolgt. Das Schiff hat mit 80-prozentiger Sicherheit diesen Kurs eingeschlagen. Allerdings kann ich Dir nicht sagen, ob es diesen Kurs weiter verfolgt hat."
Das Zischen der Tür unterbrach sie. LaSalle betrat den Raum.
Darin sprach ihn an: "Was ist, Lieutenant?"
"Ich wollte Ihnen helfen, Commander. Vielleicht können wir noch etwas mehr herausfinden." entgegnete LaSalle.
Darin nickte: "Danke, Lieutenant. Das ist eine gute Idee. Ich kann die Hilfe gut gebrauchen."
Branford wandte sich zum Gehen: "Also, das wäre dann alles. Bis später."
Er verließ die Wissenschaftsabteilung und ging in sein Quartier, um etwas zu schlafen.

Vier Stunden später wurde er von einer Mitteilung geweckt. Es war Tarall, der das Kommando führte.
"Sir, wir nähern uns dem Allantas-System." meldete der Vulkanier.
Branford streckte sich und bestätigte: "Danke, Mister Tarall. Ich komme sofort."
Er stieg aus dem Bett, zog seine Uniform an und steckte sich den Kommunikator an.

Tarall erstattete Branford Bericht, als er die Brücke betrat.
"Sir, wir erreichen das Allantas-System. Wir sind bereit, die Suche aufzunehmen."
Branford setzte sich: "In Ordnung." Er schaltete den Kommunikator ein:
"Alle Stabsoffiziere auf der Brücke melden."
Nach und nach erschienen die fehlenden Offiziere. Es waren nur Coburn und Pizoll, die gefehlt hatten. Sie übernahmen ihre Positionen von ihren Vertretern.
"Auf Impulsgeschwindigkeit gehen. Alarmstufe Gelb. Mister Coburn, die Langstreckensensoren einsetzen. Niedrigste Auflösung. Wir brauchen nur eine Ortung, nichts Genaues."
Coburn scannte wie befohlen. Er meldete: "Sir, kein Schiff in Sensorenreichweite. Ich taste weiter den Fernbereich ab."
Die Defiance setzte einen Kurs in das System hinein. Nach vier Stunden erfolglosem Suchens meldete Coburn: "Sir, ich habe den Klasse-M-Planeten abgetastet. Dort gibt es Subraum-Aktivitäten. Könnte ein Kommunikationssystem sein."
Branford stand auf und ging zu Coburn: "Legen Sie den Planeten auf den Hauptschirm."
Allantas IV war ein Planet mit einer wüstenartigen Oberfläche. Dennoch war er für menschliches Leben geeignet.
"Können Sie die Oberfläche scannen?" fragte Branford.
Coburn schüttelte den Kopf: "Nein. Es gibt Interferenzen, die unsere Scanner beeinträchtigen. Ich kann nicht feststellen, ob da unten etwas ist oder nicht."
Branford überlegte. Mit einem Außenteam könnte er dort wochenlang suchen. Also kämen nur Shuttles in Frage. Wenn er mehrere Shuttles einsetzte, könnte er in relativ kurzer Zeit Klarheit haben.
"Mister Tarall, lassen Sie vier Shuttles startklar machen. Sie sollen die Oberfläche absuchen. Lassen Sie die besten Piloten in die Shuttlerampe kommen." befahl Branford.

Fünfzehn Minuten später starteten die Shuttles auf den Planeten hinunter. Wenig später erhielt er schon Nachricht.
"Commander, das Shuttle Pike meldet sich." ließ Tarall wissen.
Branford nickte: "Audio-Kontakt, Mister Tarall."
Der Pilot, Lieutenant Sailer meldete sich: "Commander, ich habe hier eine kleinere Ansiedlung gefunden. Niemand zu sehen, Sir. Ich gebe die Koordinaten durch."
"Verstanden, Lieutenant. Kehren Sie zum Schiff zurück." befahl Branford.
"Mister Tarall, die anderen Shuttles sollen ebenfalls zurückkehren. Stellen Sie einen Sicherheitstrupp von fünf Leuten zusammen. Er wird uns begleiten. Sie, Doctor Tanner und Lieutenant LaSalle kommen auch mit. Wir treffen uns in Transporterraum 2. Commander Coburn, Sie übernehmen das Kommando."

Branford verließ die Brücke und suchte den Transporterraum auf. Tanner und LaSalle warteten schon, ebenfalls das Sicherheitsteam. Branford steckte seinen Typ II-Phaser und den Tricorder ein. Dann betrat er mit Tarall, Tanner und LaSalle die Plattform. Er gab den Befehl und sie wurden entmaterialisiert.
Kurz nach ihnen wurde der Sicherheitstrupp herunter gebeamt. Sie bewegten sich vorsichtig auf die drei Gebäude zu. Tarall führte zwei Sicherheitsoffiziere um das Gebäude herum. Branford ging mit LaSalle und einem Sicherheitsoffizier direkt darauf zu, im Schutz der Wand. Doctor Tanner und der verbliebene Mann blieben außerhalb in Sicherheit.
Branford war angespannt. In seiner Hand ruhte der Phaser, auf Stufe 3 eingestellt, was Betäuben bedeutete. LaSalle blieb hinter ihm, der Sicherheitsoffizier war neben ihm. Plötzlich schlug ein Phaserschuss ein wenig über ihnen ein. Branford sprang zur Seite, zurück in die Deckung der Mauer. Der Sicherheitsoffizier schaffte es nicht, sich in Sicherheit zu bringen und wurde von einem Phaserschuss in die Brust getroffen. Er schrie und stürzte zu Boden. Branford feuerte zurück, auch LaSalle erwiderte das Feuer. Einer der Angreifer zeigte sich und Branford betäubte ihn. Die anderen waren anscheinend in dem mittleren Gebäude. Branford tippte seinen Kommunikator an, während LaSalle sich um den Verletzten kümmerte: "Branford an Tarall, nehmen Sie sich das mittlere Gebäude vor. Dort sind die Angreifer." Er wandte sich LaSalle zu: "Was ist mit dem Mann, Lieutenant?"
LaSalle erwiderte: "Kein Problem, Sir. Er ist nur betäubt. Ich habe den Doctor verständigt, sie wird sich um ihn kümmern."

Tarall näherte sich mit seinen zwei Leuten dem Gebäude. Sie schossen mit den Phasern die hintere Tür auf und dann konnten sie die Angreifer ins Kreuzfeuer nehmen. Branford ging mit LaSalle etwas vor und schoss von der anderen Seite in das Gebäude. Nachdem zwei der Angreifer getroffen waren, ergab sich der Letzte. Eine Person verließ das Gebäude mit erhobenen Händen. Branford ging zu der Person hin. Tarall´s Sicherheitsoffiziere hielten sie in Schach.
Als Branford die Person ansah, konnte er es kaum glauben.
"Laura, was machst Du hier? Bist Du von allen guten Geistern verlassen?" fragte Branford erregt.
Die junge Frau erwiderte eingeschüchtert: "Ja, Chris. Ich gehöre dazu. Es ist meine Überzeugung."
Branford konnte es kaum fassen. Laura Banner diente mit ihm an Bord der U.S.S. Cornwall. Er wusste nicht, dass sie die Flotte verlassen hatte. Aber es wunderte ihn eigentlich gar nicht so sehr, wie er zuerst gedacht hatte. Denn die 27-jährige war schon immer etwas charakterschwach.
"Lieutenant, ich erledige das. Ihre Leute können sich um die anderen Gefangenen kümmern." Branford nahm Laura am Arm und ging mit ihr etwas weg von dem Geschehen. Tarall nahm mit seinen Leuten die betäubten Marquis mit auf das Schiff. Als die letzten Leute den Planeten verlassen hatte, war Branford mit ihr allein.

"Wie lange bist Du schon bei dem Marquis, Laura?" fragte Branford.
Laura erwiderte leise: "Ein Jahr. Ich hatte Landurlaub auf Deep-Space-Nine, da bin ich desertiert. Ich sah keine Perspektive."
Branford wurde wütend: "Du hattest alle Möglichkeiten. Du hattest schon den Rang eines Lieutenant, Du hattest als Steuermann der Victory eine gute Position! Wieso hast Du das geopfert? Normalerweise sind Angehörige des Marquis ehemalige Siedler auf Planeten, die an Cardassia gefallen sind. Aber Du stammst nicht von so einem Planeten."
Laura senkte ihren Kopf: "Ich weiß, Du verstehst das nicht, Chris. Lass uns bitte an Bord des Schiffes gehen."
Branford nickte wütend: "Ja, das machen wir. Über deine Rechte muss ich Dich ja nicht aufklären, die kennst Du ja bestens." Er tippte seinen Kommunikator an: "Branford an Defiance, zwei Personen hoch beamen."
Als Branford und seine Gefangene im Transporterraum erschienen, war Lieutenant Tarall auch anwesend.
"Willkommen an Bord, Commander. Soll ich Miss Banner zur Arrestzelle führen?" begrüßte sie der Vulkanier.
Branford schüttele den Kopf: "Nein, danke. Ich erledige das, Lieutenant. Kehren Sie auf die Brücke zurück."
Der Vulkanier nickte und verließ den Raum.
Branford sah Laura an: "Hier entlang, bitte."

Er führte Laura durch einige Korridore in den Arrestzellentrakt und betrat mit ihr einen Vorraum, hinter dem eine Arrestzelle lag. Eine Sicherheitswache saß an dem Kontrollpult. Branford deutete Laura an, die Zelle zu betreten.
Ihr trauriger Gesichtsausdruck berührte ihn, aber er ließ sich nichts anmerken. Sie betrat die Zelle und die Wache aktivierte das Kraftfeld.
"Wir werden uns später unterhalten, Laura." sagte Branford und drehte sich um.
Laura blickte ihn bittend an: "Chris, bitte. Lass uns doch miteinander reden!"
Branford erwiderte schlicht: "Später." und verließ den Raum.

Tarall arbeitete am taktischen Kontrollpult als Branford die Brücke betrat. Er erstattete Bericht: "Sir, wir haben das Lager durchsucht. Es war jedoch bis auf einige Essensvorräte und das Subraumfunkgerät leer. Offensichtlich wurde das Lager kurz vorher geräumt, aber ich erkannte deutlich, dass es ein Nachschubdepot ist."
Branford hob die Augenbrauen: "Ah, das ist interessant. Wie Commander Warren bemerkte. Sie haben die Antimaterie für ein Schiff gebraucht und haben sich zusätzlich hier mit anderen Vorräten eingedeckt."
Coburn gesellte sich hinzu: "Nun, das denke ich auch. Aber wir können keine weiteren Impulskurven scannen. Ich hoffe, wir können die Marquis zur Zusammenarbeit bewegen."
Tarall schien wenig zuversichtlich: "Ihre Hoffnung in Ehren, Commander, aber die Marquis dürften wir kaum überzeugen können. Höchstens, wenn wir diese Laura Banner überzeugen können. Sie ist meiner Einschätzung nach die charakterlich am wenigsten gefestigte."
Branford nickte: "In Ordnung. Wir lassen sie noch eine Stunde nachdenken. Mister Tarall, Sie verhören mittlerweile die anderen Marquis. Counselor Galen wird Ihnen helfen. Das wäre alles."
Branford wandte sich Crusher zu: "Lieutenant, stellen Sie eine Verbindung zum Sternenflottenkommando her. Legen Sie sie in den Bereitschaftsraum. Mister Coburn, Sie übernehmen das Kommando."

Er verließ die Brücke und nahm im Bereitschaftsraum am Tisch Platz. Auf dem Monitor vor ihm erschien Admiral Nogura.
"Commander, was haben Sie erreicht?" fragte Nogura.
Branford erklärte dem Admiral kurz, was sie mittlerweile getan hatten. Er war nicht sonderlich überrascht.
"Setzen Sie ihre Nachforschungen fort, Commander. Die Endavour hat die Nachforschungen ebenfalls aufgenommen und wird sie unterstützen. Nogura Ende."

Branford kehrte auf die Brücke zurück und nahm im Kommandosessel Platz.
"Permanenten Gelben Alarm, Mister Crusher." befahl Branford.
"Branford an Tarall, wie kommen Sie mit den Marquis voran, Lieutenant?"
Der Sicherheitschef meldete sich: "Augenblick, Commander." Er schloss die Verbindung. Wenig später meldete er sich wieder: "Ich habe nur kurz den Raum verlassen, Commander. Jeder der drei Marquis hat konsequent die Zusammenarbeit verweigert. Auch Zugeständnisse haben sie nicht dazu bewegen können. Ich fürchte, sie werden mit Miss Banner sprechen müssen, Sir. Sie will mit niemanden sonst verhandeln."
Branford bestätigte: "Verstanden, Lieutenant. Ich gehe zu Miss Banner. Ich danke Ihnen für ihre Bemühungen. Branford Ende."
Er erhob sich und übertrug Coburn das Kommando, als er die Brücke verließ.

Laura saß in ihrer Zelle, den Blick zum Boden gerichtet. Als sich die Tür öffnete und Branford den Raum betrat, sah sie auf. Er signalisierte der Wache, den Raum zu verlassen. Dann trat er an die Zelle, deaktivierte das Kraftfeld und betrat sie.
"Was möchtest Du, Chris? Glaubst Du, ich würde euch helfen?" entgegnete sie ihm feinselig.
Branford setzte sich und redete beschwichtigend auf sie ein: "Laura, ich will Dir doch helfen. Aber das funktioniert nur, wenn Du das ebenfalls möchtest."
Sie blickte ihn misstrauisch an: "Was könntest Du für mich tun?"
"Du wirst wegen Piraterie, illegalen Waffenbesitzes und Widerstand gegen Föderationsbehörden angeklagt. Dich erwartet eine Haftstrafe, Laura. Aber deine Mithilfe entscheidet, wie und wo Du diese Strafe absitzt."
Sie zeigte keine sichtbare Reaktion.
"Laura, wir zwei waren doch mal gute Freunde. Wieso ist das für Dich alles Vergangenheit? Wieso willst Du Dir auf einmal nicht mehr von mir helfen lassen?"
Laura strich sich ihre langen, braunen Haare aus dem Gesicht. Branford bemerkte, dass sie ein paar Tränen in den Augen hatte. Er nahm ihre Hand.
"Willst Du mir helfen, weiteres Blutvergießen zu vermeiden? Bitte!"
Sie nickte kaum merklich und flüsterte: "Okay, Chris. Ich werde Dir helfen."

Auf Branford´s Anweisung und in Absprache mit seinen Stabsoffizieren wurde Laura in ein normales Quartier verlegt, allerdings mit einer Wache vor der Tür.
Eine halbe Stunde später unterhielten sich Branford und Sandra Galen mit Laura Banner.
"Laura, was für ein Schiff benutzt der Marquis?" fragte Branford.
Sie überlegte und antwortete: "Es ist ein altes Föderationsraumschiff, dass sie vor einem Jahr aus einem Depot entwendet haben. Es hieß früher Harford. Ein Schiff der Sojuz-Klasse, das sie allerdings mit gestohlenen Föderationsersatzteilen modernisiert haben. Es besitzt eine Höchstgeschwindigkeit von beinahe Warp 9. Die Bewaffnung ist ebenfalls nicht mehr original, aber dazu kann ich keine Aussage machen. Ich war zweimal an Bord. Einmal haben wir einen Flug zu einer anderen Versorgungsbasis auf Soren I durchgeführt, dabei haben wir Warp 8,5 deutlich überschritten."
Sandra hakte nach: "Wie sieht es mit der Besatzung aus? Wer gehört ihr an?"
"Der Kommandant ist ein Ex-Sternenflottenoffizier namens Frank Duvall. Sie haben sicherlich Informationen über ihn, denn er hat nie über seine Vorgeschichte gesprochen. Ein anderes Mitglied der Mannschaft kenne ich jedoch recht gut. Es ist Anna Beauforth. Sie war früher auf der U.S.S. Berlin und mit mir zusammen auf der Akademie."
Branford nickte: "Das hilft uns sehr. Aber wie sieht es sonst mit ihrem Schiff aus? Hat es irgendwelche Besonderheiten?"
"Ich vermute es. Es ging ein Gerücht um, dass es mit einer besonderen Legierung überzogen ist, welches die Sensoren beeinträchtigt. Dadurch werden sie schwerer zu finden sein." antwortete Laura.

Branford beendete das Gespräch und ließ Laura in ihr Quartier bringen. Dann schaute er zusammen mit Sandra nach Informationen über den Kommandanten, Frank Duvall. Auf dem Bildschirm erschienen die Informationen:
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Personalverzeichnis der Vereinten Föderation der Planeten
Name: Frank Duvall
Rang: Lieutenant Commander
Alter: 28 Jahre
Status: desertiert, Ermittlungen laufen
Karriere: 2361-2365 Sternenflottenakademie, Abschluss mit Auszeichnung in
taktischer Analyse und Strategie
2365-2367 stationiert auf Deep-Space-Two
2367-238 stationiert auf der U.S.S. Independence als taktischer
Offizier
2368-2370 stationiert auf der U.S.S. Phoenix als taktischer Offizier
2370 desertiert während eines Landurlaubs auf New Pacifica
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Branford lehnte sich zurück. Das würde eine harte Nuss werden. Wie aus seiner Personalakte hervorging war Duvall ein taktisches Genie, hatte genau genommen seine gesamte Dienstzeit als taktischer Offizier gedient.
"Chris, hier kommen die Informationen aus dem Schiffsregister." ließ ihn Sandra wissen. Branford nickte und rief die Informationen auf dem Bildschirm ab:
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Schiffsregister der Vereinten Föderation der Planeten
Name des Schiffes: U.S.S. Harford
Register-Nummer: N.C.C. 35421
Klasse: Sojuz
Art: leichter Angriffskreuzer
Indienststellung: 22.September 2284
Außerdienststellung: 10.Dezember 2288
Bewaffnung: drei Phaserkanonen, zwei Photonentorpedolauncher
Höchstgeschwindigkeit: Warp 7,5
gegenwärtiger Status: außer Dienst, wurde 2367 aus dem Überschussdepot auf
Zakdorn entwendet. Gegenwärtig laufen Ermittlungen
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Sandra war überrascht: "Chris, das Schiff war nur vier Jahre alt, als es außer Dienst gestellt wurde. Kannst Du Dir erklären wieso?"
Branford antwortete: "Ja, ich habe darüber gehört. Im Jahre 2288 wurden alle Schiffe der Sojuz-Klasse außer Dienst gestellt, da diese Schiffe primär für die Aufgabe gebaut wurden, Angriffe durchzuführen. Aber die Föderation war zu dem Zeitpunkt der Auffassung, dass sie keine reinen Kampfschiffe brauchte, was sicherlich nicht ganz falsch war. Aber man hätte durchaus diese Schiffe umrüsten können, so dass sie auch andere Aufgaben hätten übernehmen können. Aber der Aufwand, die sechzehn Schiffe der Klasse umzurüsten, war dem Oberkommando damals anscheinend zu hoch. Deshalb wurden sie eingemottet, auch solche Schiffe, die wie die Harford erst wenige Jahre vorher gebaut wurden"
"Was meinst Du zu diesen Informationen?" fragte Sandra.
Branford war unentschlossen: "Nun, die über Duvall sind sicherlich sehr hilfreich, aber die über das Schiff können wir getrost vergessen. Das Schiff ist zwar 87 Jahre alt, aber das heißt gar nichts. Der Marquis hat es, wie Du gehört hast, modifiziert. Das bedeutet, dass wir annehmen müssen, dass die Höchstgeschwindigkeit, wie Laura erwähnte, höher liegt und das Bewaffnung und Sensorensysteme ebenfalls verbessert wurden."
Sandra nickte: "Und, wie gehen wir vor, Chris?"
"Wir werden erstmal Kurs auf die cardassianische Grenze setzen. Ich habe so ein Gefühl, als wollte der Marquis dorthin."

Branford stand auf und ging auf die Brücke zurück.
"Fähnrich Holden, setzen Sie Kurs 211.153, Warp 4. Mister Tarall, übermitteln Sie der Endavour unsere Informationen." befahl er.
Der junge Mann betätigte die Konsole und meldete: "Aye, Sir. Kurs gesetzt, Geschwindigkeit programmiert."
Branford nickte: "Beschleunigen Sie, Mister Holden."
Coburn drehte sich um: "Sir, wir fliegen zur cardassianischen Grenze?"
Er war anscheinend beunruhigt.
"Ja, Commander. Es spricht alles dafür, dass sie dorthin wollten."
Sein 2.Offizier nickte: "Jawohl, Sir."

Im selben Moment wurde an Bord der U.S.S. Endavour Sensorenalarm ausgelöst. Captain Jennifer Randolph wandte sich zu ihrem taktischen Offizier um, Lt. Commander Nadja Shavenko.
"Commander, was ist? Haben Sie ein Schiff geortet?" fragte Randolph.
Die Russin nickte: "Ja, Captain. In Richtung 311.254. Es ist etwa zehn Minuten Flugzeit mit Warp 7 entfernt."
Randolph überlegte. Konnte es das Marquis-Schiff sein? Sie wollte keine Möglichkeit übersehen: "Mister Cassington, Abfangkurs auf das Schiff mit Warp 8. Beschleunigen."
Ihr Steuermann bestätigte und der Kreuzer der Nebula-Klasse änderte den Kurs.
"Commander, können Sie es identifizieren?" fragte sie ihren 1.Offizier.
Commander Reginald Tallas musste verneinen: "Nein, Captain. Es stimmt offensichtlich, dass die Außenhaut des Schiffes unsere Sensoren behindert."
Der Einsatzleiter, Lt. Commander Leihenstein, meldete: "Captain, wir treffen in weniger als zwei Minuten auf das Schiff. Gehen wir auf Alarm Gelb?"
Randolph nickte. Die Brücke wurde in Alarmbereitschaft versetzt.
"Sir, das Schiff kommt in Sichtweite." meldete Leihenstein.
Randolph nickte: "Danke. Auf den Schirm, Commander."
Auf dem Hauptbildschirm erschien das Schiff. Es flog hohe Impulsgeschwindigkeit und hatte seinen Kurs geändert, um das System zu verlassen. Erst außerhalb konnten sie auf Warp gehen.
"Auf Impulsgeschwindigkeit, Mister Cassington, Schilde hoch." befahl Randolph.
Das fremde Schiff floh ganz offensichtlich vor der Endavour.
"Commander, rufen Sie das Schiff."
Shavenko versuchte zweimal, eine Verbindung auszubauen. Doch sie scheiterte.
"Sie antworten nicht, Captain. Ich empfehle, den Traktorstrahl einzusetzen."
"Gut. Aktivieren Sie die Phaser und Torpedobänke, Commander. Alarm Rot.
Traktorstrahl auf Ziel, und aktivieren!"
Der Traktorstrahl der Endavour erfasste das Schiff und hielt es zurück.
Plötzlich eröffnete es das Feuer aus den Phaserbanken. Die Endavour wurde voll getroffen. Die Erschütterung war stark.
"Schadensbericht, Mister Leihenstein!" rief Captain Randolph.
Der Einsatzleiter koordinierte die Schadensberichte von den Decks, dann erstattete er Meldung: "Schilde halten, Captain. Leichter Schaden an den vorderen Energieleitungen, Traktorstrahl ausgefallen, ansonsten wurde kein System beeinträchtigt."
Randolph hatte genug: "Phaser auf Ziel einstellen, Niveau 75%. Feuer!"
Die Bugphaserkanonen der Endavour feuerten einen gebündelten Feuerstoss auf das Schiff. Es wurde Backbord getroffen, wobei kleinere Schäden auftraten.
Leihenstein meldete: "Leichte Schäden an den Schilden des Gegners, sind auf 85% gefallen! Der Gegner wendet, Captain!"
Randolph befahl, in Gegenrichtung zu drehen und die Hecktorpedos klar zu machen. Dann war es soweit. Die Endavour befand sich in bester Schussposition.
"Commander, Doppelsalve aus den hinteren Torpedorohren, Level 5. Feuer!"
Die zwei Hecktorpedolauncher feuerten, doch nur einer traf das Schiff.
"Schilde des Gegners auf 85% stabil, Captain!" meldete Shavenko.
Der Gegner schickte sich an, ebenfalls zu feuern. Er drehte der Endavour sein Heck zu und schoss zwei Torpedos ab, im Verbund feuerte er noch die Phaser ab.
Die Endavour wurde von beiden Torpedos und dem Phaserschuss getroffen und beschädigt. Randolph merkte deutlich die Erschütterung.
"Captain, Schilde auf 60% gefallen. Der Impulsantrieb verliert Energie!" meldete ihr Einsatzleiter.
"Ausweichmanöver Delta-Sequenz, voller Impuls, Mister Cassington!" befahl Randolph. Sie wollte ihr Schiff aus der Gefahrenzone bringen, doch die Endavour steckte noch einen Phasertreffer ein, der die Schilde auf 45% senkte.
"Commander, Phaser auf 50%, Dauerfeuer auf das Schiff! Feuern sie!"
Ihr taktischer Offizier führte ihren Befehl aus. Das feindliche Schiff wurde getroffen, doch außer, dass die Schilde des Gegners auf 68% gesenkt wurden, ergab die Attacke keinerlei Ergebnisse.
Leihenstein hatte etwas entdeckt: "Captain, ich scanne einen erhöhten Energieausstoss des Warpkerns dieses Schiffes. Die wollen auf Warpgeschwindigkeit gehen!"
Randolph blickte Leihenstein einen Moment an: "Ist der Traktorstrahl einsatzbereit?"
Er schüttelte den Kopf.
"Dann müssen wir es anders machen. Phaser auf Ziel, Niveau 80%. Feuer frei!"
Shavenko warnte sie: "Captain, das könnte unsere Energieleitungen überlasten!"
"Machen Sie es, Commander. Sofort!" befahl Randolph.
Die Endavour erzitterte, als die Phaser auf dieser hohen Einstellung feuerten. Das feindliche Schiff wurde schwer getroffen und musste den Versuch vorläufig aufgeben, auf Warp zu gehen. Jetzt hatte die Endavour eine perfekte Möglichkeit, das Schiff zu besiegen.
"Die Schilde des Gegners sind auf 40% gefallen!" meldete Shavenko.
"Captain, wir werden gerufen! Es ist das andere Schiff!"
Randolph deutete auf den Bildschirm.
Auf diesem erschien der Kommandant des fremden Schiffes. Er stellte sich vor: "Captain, ich bin Frank Duvall, Kommandant des Marquis-Schiffes Guevera. Stellen Sie ihre Angriffsaktionen ein! Umgehend!"
Randolph erhob sich: "Ich bin Captain Jennifer Randolph von der U.S.S. Endavour. Senken Sie ihre Schilde und ergeben Sie sich, ansonsten werden wir Sie kampfunfähig machen und ihr Schiff entern!"
Duvall verzog keine Miene. Er schaltete die Verbindung ab.
"Captain, ich orte eine Schiff, das sich mit Warpgeschwindigkeit nähert! Es geht jetzt unter Warp!" meldete Leihenstein.
"Können Sie es identifizieren?" fragte Randolph.
Leihenstein antwortete: "Es ist ein cardassianischer Kreuzer der Enhanced-Penetrator-Klasse. Er hat Schilde und Waffensysteme aktiviert!"
Der Kreuzer näherte sich den zwei Schiffen. Als er in Phaserreichweite war, nahm er auf einmal die Endavour unter Feuer.
"Schadensbericht! Wie sieht es aus, Commander?" wollte Randolph wissen.
Leihenstein antwortete: "Schilde auf 50% gefallen, Impulsantrieb auf 60% verringert!"
"Feuer erwidern. Phaser Feuer frei!" rief Randolph.
Die Endavour feuerte auf die Cardassianer. Der Kreuzer wurde getroffen und schwer beschädigt.
"Die Schilde des Gegners haben in dem achteren Bereich einen Energieausfall!" meldete Shavenko.
"Captain, die Guevera entfernt sich mit Warpgeschwindigkeit. Verdammte Cardassianer!" schrie Leihenstein.
Randolph waren in dem Moment die Cardassianer egal.
"Auf Warp 8,5 gehen. Verfolgungskurs eingeben! Los!"
Die Endavour beschleunigte und nahm die Verfolgung auf.
"Captain, die Guevera fliegt mit Warp 8,87. Sie entfernt sich von uns. Zwar langsam, aber wir können Sie nicht aufhalten. Die Torpedobänke sind bei dem Beschuss beschädigt worden und sind nicht einsatzbereit!"
Randolph fluchte. Auch deshalb, weil Cassington meldete, dass die Endavour langsamer würde.
"Randolph an Maschinenraum, was ist los bei Ihnen? Ich brauche Maximal-Energie für den Warpantrieb!"
Der Chefingenieur antwortete: "Captain, wir können nicht auf Warpgeschwindigkeit bleiben! Die Energieversorgungsleitungen wurden beim Kampf beschädigt! Wir brauchen gut 1,5 Stunden, um sie zu reparieren. Tut mir leid."
Randolph setzte sich enttäuscht. Sie hatte die Guevera entkommen lassen. Sie war sehr ehrgeizig und konnte sich nicht so leicht mit Niederlagen abfinden.
"Mister Cassington, setzen Sie einen Kurs zurück zu dem cardassianischen Schiff. Ich habe mit den Cardassianern noch etwas zu besprechen."
Als die Endavour zurück zum Ausgangspunkt kam, war der cardassianische Kreuzer verschwunden. Randolph ließ die Umgebung scannen, aber es war kein Schiff mehr auszumachen. Sie kontaktierte die Defiance, um über den Zwischenfall zu berichten.

Inzwischen hatte die Defiance die Hälfte der Strecke zur cardassianischen Grenze zurückgelegt.
"Sir, die Endavour meldet sich. Nachricht der Priorität 1!" ließ Tarall seinen Commander wissen.
Branford nickte: "Auf den Hauptschirm, Lieutenant."
Captain Jennifer Randolph kannte Branford schon seit fünf Jahren, als sie sich bei einem Außenteam-Einsatz kennen lernten. Sie beeindruckte ihn schon damals durch ihre Zielstrebigkeit, Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen. Außerdem war sie eine gut aussehende Frau, die es verstand, ihre Weiblichkeit mit der Position eines Captains zu verbinden.
"Ich grüße Sie, Chris. Ich habe schlechte Nachrichten." begann Randolph das Gespräch.
"Was ist denn vorgefallen, Jennifer? Haben Sie das Marquis-Schiff geortet?" fragte Branford.
Sie nickte nachdenklich: "Ja, das haben wir. Wir haben mit ihm gekämpft und einige Schäden weggesteckt. Aber dann griff uns ein cardassianischer Kreuzer an, und das Marquis-Schiff entkam. Es war schneller als wir. Das stimmt mit ihren Berichten überein."
"Ja, das hatten wir befürchtet. Was ist mit den Cardassianern?"
Randolph zuckte unwissend mit den Schultern: "Nun, wir haben sie nicht mehr geortet, seit wir das Marquis-Schiff verfolgt haben. Aber den Kurs des Marquis-Schiffes konnten wir mit den Langstreckensensoren verfolgen. Er lag bei 325.163. Wir haben sie vor 17 Minuten verloren. Wir fliegen mit Impulskraft Richtung cardassianischer Grenze, allerdings werden wir noch eine Stunde brauchen, um den Warpantrieb wiederherzustellen."
Branford entgegnete: "Das ist schon eine Menge. Wir werden sie abfangen. Jennifer, ich danke Ihnen."
Randolph verabschiedete sich: "Alles Gute, Chris. Randolph Ende."
"Kurs 325.163, Warp 9,5. Beschleunigen." befahl Branford.
Die Defiance änderte den Kurs und steuerte das Miranda-System an, in dessen Richtung das Marquis-Schiff geflogen war.

Branford übergab das Kommando an Tarall und suchte Laura in ihrem Quartier auf. Sie stand vor dem Spiegel und trocknete sich die Haare.
"Hey, Du siehst ja immer noch wirklich toll aus!"
Laura zuckte zusammen: "Chris, erschreck mich nie wieder so!"
Branford sah sie an: "Tut mir leid. Ich möchte mit Dir über den Marquis sprechen."
Sie nickte und bot ihm einen Platz an.
"Was möchtest Du wissen, Chris?"
Er wirkte unsicher: "Nun, ich bin mir nicht sicher, ob Du uns helfen kannst. Die Endavour ist in einen Kampf mit der Guevera verwickelt worden. Die Guevera entkam, als ein cardassianischer Kreuzer in den Kampf eingriff. Sie flohen in Richtung cardassianische Grenze."
Laura dachte einen Moment nach, grübelte. Dann rief sie: "Ja, natürlich! Das ist es!"
Branford fragte nach: "Was? Was ist Dir eingefallen?"
Sie zeigte sich triumphierend: "Sie wollen zu der cardassianischen Raumstation Tral Elek. Der Marquis hat sichere Informationen, dass es sich um eine Nachschubbasis handelt, die für einen Angriff auf die äußeren Sektoren der Föderation benutzt werden soll."
Branford rief über den Bildschirm Informationen über die Station ab.
"Also laut Bericht unseres Geheimdienstes ist sie eine Handelstation für den Außenhandel des cardassianischen Reiches. Bewohnerzahl: 1600 Zivilisten, 150 Militärs."
Laura schüttelte energisch den Kopf: "Nein, Chris. Das ist ein Vorwand, um diese Station aus dem Blickfeld zu ziehen!"
Branford war sich der Informationen nicht mehr ganz sicher. Zu Vieles deutete auf diese Möglichkeit hin.
"Was denkst Du, Chris?" riss ihn Laura aus seinen Gedanken.
Er wirkte sehr nachdenklich.
"Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, Laura. Aber wir gehen dieser Sache nach."
Er tippte seinen Kommunikator an: "Lieutenant Pizoll, nehmen Sie Kurs auf die cardassianische Station Tral Elek, Warp 7."
"Verstanden, Commander." antwortete Pizoll.
Er erhob sich: "Laura, möchtest Du mit auf die Brücke?"
Sie sah ihn dankbar an und nickte.
"Dann komm, wir haben eine Menge zu tun."

Unterdessen hatte es die Crew der Endavour geschafft, den Warpantrieb wiederherzustellen. Captain Randolph war zufrieden.
"Mister Cassington, gehen Sie auf Warp 7. Kurs beibehalten." befahl Randolph.
Nach wenigen Minuten Fluges ertönte ein Sensorenalarm.
"Captain, ich habe ein Schiff geortet, Richtung 212.112. Entfernung 8 Minuten mit Warp 7." meldete Shavenko.
"Können Sie es identifizieren, Commander?"
Sie nickte: "Ja, es ist der cardassianische Kreuzer, der uns angegriffen hat. Seine Warp-Signatur ist die gleiche."
Randolph fühlte einen Hauch von Befriedigung. Nun konnte sie die Cardassianer zur Rechenschaft ziehen.
"Abfangkurs auf den Kreuzer, Mister Cassington. Alarm Rot, Schilde und Phaser aktivieren!" befahl sie.
Der Kreuzer versuchte, ihnen zu entkommen. Er drehte ab und flüchtete mit Warp 7,5.
"Sie können uns nicht entkommen, Captain. Wir könnten sie mit zwei Photonentorpedos zwingen, auf Impuls zu gehen." schlug Leihenstein vor.
Randolph grübelte. Sollte sie den Kreuzer stoppen? Sie verwarf eventuelle Zweifel. Schließlich hatte er sie angegriffen.
"Torpedos klar, Level 5. Auf Ziel einstellen, Commander." befahl Randolph.
Ihr taktischer Offizier stellte die Torpedos ein und meldete: "Alles bereit, Captain."
Sie nickte: "Feuer!"
Die zwei Torpedos schlugen auf dem Kreuzer ein, der daraufhin auf Impulsgeschwindigkeit gehen musste. Sofort nachdem er langsamer geworden war steuerte er eine Verteidigungsposition an.
"Der Kreuzer aktiviert die Waffensysteme, Captain." meldete Leihenstein.
Randolph erhob sich.
"Auf Impuls gehen. Phaser klar zum Gefecht. Einstellung 70%, Ziel auf Maschinen, Waffen und Schilde begrenzen. Feuer!" befahl Randolph energisch.
Der Feuerstoß aus den vorderen Phaserbanken traf den Kreuzer.
"Schilde des Gegners brechen zusammen, sein Impulsantrieb verliert Energie!" meldete Shavenko triumphierend.
"Captain, wir werden von dem Kreuzer gerufen."
Randolph befahl, die Nachricht auf den Bildschirm zu legen.
Der Kommandant des Kreuzers erschien.
"Ich bin Gal Macet, Kommandant des cardassianischen Kreuzers Traiger." begann er das Gespräch.
Randolph erwiderte energisch: "Ich bin Captain Jennifer Randolph von der U.S.S. Endavour. Sie befinden sich im Raum der Föderation und haben uns außerdem angegriffen. Wir erwarten eine ausreichende Erklärung!"
Gal Macet verzog keine Miene: "Entschuldigen Sie, aber wir suchen ein Marquis-Schiff, das im Verdacht steht, cardassianische Einrichtungen anzugreifen. Für den Angriff entschuldigen wir uns in aller Form. Es war eine Verwechslung."
Randolph konnte es nicht fassen.
"Eine ziemlich einfallslose Ausrede, Gal Macet. Ich warne Sie, noch mal so etwas zu versuchen. Sie werden den Raum der Föderation sofort verlassen. Wir begleiten Sie zur Grenze. Randolph Ende." erwiderte Randolph.
Die Traiger setzte Kurs auf die Grenze und die Endavour folgte ihr.

Branford hatte wenig später eine Mitteilung von der Endavour erhalten, die ihren Kampf mit dem cardassianischen Kreuzer schilderte.
"Das habe ich befürchtet, Sir. Die Cardassianer werden keine Ruhe geben, bis sie die Guevera gefunden haben. Wir sollten schnell handeln, Commander." kommentierte Coburn den Zwischenfall.
Branford musste ihm zustimmen: "Ich gebe Ihnen recht, Mister Coburn. Je schneller wir dieses Schiff finden, desto schneller werden die Cardassianer Ruhe geben."
Er wandte sich Lieutenant Pizoll zu: "Wann erreichen wir die Station Tral Elek, Lieutenant?"
Pizoll erwiderte: "In 29 Minuten, Commander. Die Grenze liegt 14 Minuten entfernt."
Tarall gab zu bedenken: "Sir, es würde zu erheblichen Problemen führen, wenn wir die Guevera nicht vor der Grenze abfangen können."
Der Commander wusste nur zu gut, was es bedeuten würde, wenn es der Defiance nicht gelingen würde, sie vorher abzufangen.
"Lieutenant, auf Warp 9,87 beschleunigen. Wir müssen die Guevera vorher abfangen."
Zehn Minuten später meldete Tarall: "Sir, ich habe ein Schiff geortet, Richtung 217.321. Entfernung fünf Minuten mit derzeitiger Geschwindigkeit."
Branford fragte: "Was ist es für ein Schiff, Lieutenant?"
"Es ist die Guevera. Die Warp-Signatur wurde von der Endavour übermittelt." antwortete der vulkanische Sicherheitsoffizier.
Branford befahl, auf Abfangkurs zu gehen.
"Wir werden sie in vier Minuten erreichen, Sir. Noch vor der Grenze." meldete Tarall.
Die Defiance näherte sich mit voller Kraft dem Marquis-Schiff.
"Alarmstufe Rot! Aktivieren Sie die Schilde, Phaser und Torpedos klarmachen!" befahl Branford.
"Die Guevera fliegt mit Warp 8,6. Sie nähert sich der Grenze." meldete Coburn.
Branford sah Tarall an: "Rufen Sie die Guevera, Lieutenant."
Der Sicherheitschef versuchte eine Verbindung aufzubauen, aber er scheiterte: "Sir, die Guevera meldet sich nicht. Sie ignorieren uns."
Branford war nachdenklich. Nun würde er sie gewaltsam stoppen müssen.
"Ändern Sie den Kurs, Lieutenant. Setzen Sie die Defiance vor die Guevera." befahl er.
Die Defiance überholte die Guevera und zwang sie, den Kurs zu ändern.
"Sir, die Guevera fällt unter Warp. Sie aktivieren die Waffen und die Schilde!" meldete Tarall.
"Auf Impuls gehen. Taktische Analyse, Mister Tarall."
Der Vulkanier legte die taktische Analyse auf den Hauptschirm.
"Sir, die Guevera ist uns waffenmäßig unterlegen. Sie können allerdings schneller manövrieren, Commander." analysierte der Vulkanier.
Die Guevera steuerte in eine Angriffsposition und eröffnete das Feuer mit den Phasern.
Die Defiance erhielt vier Treffer.
"Schadensbericht, Mister Tarall!" befahl Branford.
Der Vulkanier erwiderte kühl: "Schilde halten, Commander. Keine Schäden."
Branford reichte es: "Nun, wir sollten unsere Stimme erheben. Phaser auf Ziel einstellen, Lieutenant. Einstellung 90%."
Der Vulkanier meldete: "Alles bereit, Sir."
Branford gab den Feuerbefehl. Der Feuerstoß aus den vorderen Phaserbänken traf die Guevera. Sie steuerte daraufhin in eine defensive Position.
"Sir, die Schilde des Gegner sind auf 70% gefallen. Teilweises Energieversagen des Impulsantriebes." meldete Coburn.
"Lieutenant, Ziele auf Maschinen und Schilde begrenzen. Feuerbereitschaft!"
Die Guevera feuerte drei Torpedos ab, die die Defiance steuerbord trafen.
"Maschinenraum an Brücke, Steuerbord-Energieversorgung ausgefallen." meldete Chang.
"Die Steuerbord-Schilde sind ausgefallen, Commander. Empfehle Defensiv-Manöver." meldete Coburn.
Branford nickte: "In Ordnung. Lieutenant Pizoll, Delta-Ausweichmanöver. Voller Impuls!"
Die Defiance zog sich aus der Reichweite der Waffen der Guevera zurück. Diese versuchte, das Weite zu suchen.
"Torpedos klar, falls sie auf Warp gehen. Schussfolge mit wechselnder Frequenz, Lieutenant. Feuer!" befahl.
Die Schussfolge bestand aus mehreren Phaserschüssen und zwei Torpedos. Die Guevera konnte zwei Schüssen ausweichen, wurde aber von der Mehrzahl getroffen.
"Sir, die Schilde der Guevera brechen zusammen! Ihr Warpantrieb ist ausgefallen, der Impulsantrieb ist auf Minimum." meldete Coburn.
"Sehr gut. Mister Tarall, rufen Sie die Guevera." befahl Branford.
Ein Signal zeigte an, dass ein Kontakt aufgebaut wurde. Auf dem Bildschirm erschien der Kommandant.
"Föderationsschiff, hier spricht Frank Duvall, Kommandant des Marquis-Schiffes Guevera."
Branford erhob sich: "Mister Duvall, ich bin Commander Christopher Branford von der U.S.S. Defiance. Bereiten Sie sich darauf vor, geentert zu werden!"
Duvall nickte: "Einverstanden, Commander. Wir werden keinen Widerstand mehr leisten."
Branford nickte: "Verbindung Ende." Er wandte sich Coburn zu: "Mister Coburn, Sie übernehmen das Kommando. Lieutenant Tarall, Sie stellen ein Enterkommando zusammen. Wir treffen uns in fünf Minuten in Transporterraum 1."
Branford verließ mit Tarall die Brücke und suchte den Transporterraum auf. Dort war das Enterkommando versammelt. Es waren 25 Angehörige des Sicherheitsdienstes, allesamt schwer bewaffnet mit Typ II-Phasern und Typ III-Phasergewehren.
Branford betrat mit der ersten Gruppe von fünf Leuten die Plattform. Er wies den Transporterchef an, sie auf die Brücke der Guevera zu beamen. Die restlichen Leute sollten an verschiedenen Positionen des Schiffes platziert werden.
Der Transporterstrahl erfasste sie und ließ sie auf der Brücke wieder materialisieren.

Es waren sechs Leute auf der Brücke. Branford wies seine Leute an, die Tür zu sichern.
Der Kommandant erhob sich aus seinem Sessel und kam auf ihn zu.
"Commander, hiermit übergebe ich Ihnen mein Schiff."
Branford nickte: "Captain, ich nehme Sie und ihre Besatzung fest. Sie haben sich der Piraterie, des Widerstandes gegen Föderationsbehörden und des Totschlags schuldig gemacht."
Duvall leugnete nichts: "Ich gebe es zu, Commander. Der Tod des Wissenschaftlers tut mit sehr leid."
Ein Sicherheitsoffizier kam zu Branford: "Sir, die anderen Teams melden, sie haben das Schiff gesichert. Wir können die Crew auf die Defiance beamen."
Branford nickte und ließ die Sicherheitsleute weitermachen.
"Commander, ich habe eine Bitte. Ich weiß, dass ich für Sie eine Gesetzlose bin, aber die Cardassianer haben wieder etwas vor. Die Station Tral Elek wird täglich von drei Frachtern angeflogen. Das kann nicht nur zur normalen Versorgung sein. Bitte unternehmen Sie etwas." sagte eine junge Frau, die neben Duvall stand.
Branford sah sie an: "Wie ist ihr Name, bitte?"
Die junge Frau antwortete: "Ich bin Anna Beauforth, Commander."
"Ah, Miss Beauforth. Ich habe schon von Ihnen gehört. Hören Sie, ich kann Ihnen nichts versprechen." erwiderte Branford.
Sie nickte deprimiert.

Branford ließ sich mit Beauforth und Duvall auf die Defiance beamen. Dort gingen sie zum Konferenzraum, begleitet von zwei Sicherheitswachen und Sandra Galen.
"Mister Duvall, weswegen sind Sie der Annahme, dass Tral Elek ein militärischer Stützpunkt ist?" fragte Galen.
Duvall antwortete: "Wir haben Informationen, dass die Frachter, die die Station anfliegen, Militärgüter und Soldaten transportieren. Außerdem ist die Zahl dieser Transporte erstaunlich groß."
Seine Begleiterin, Anna Beauforth, fügte hinzu: "Außerdem wurden mehrere Marquis-Patrouillen angegriffen, obwohl es in dieser Gegend offensichtlich keinen Militärstützpunkt gibt. Es waren jedes Mal cardassianische Kreuzer."
Branford nickte: "In Ordnung. Wir werden diese Angelegenheit mit dem Sternenflottenkommando besprechen." Er sah die zwei Wachen an: "Bringen Sie Mister Duvall und Miss Beauforth in die Arrestzelle. Das wäre alles."

Branford stand auf und suchte die Brücke auf.
"Alarm Rot beenden. Mister Tarall, nehmen Sie Kontakt zum Sternenflottenkommando auf." befahl Branford.
Ein Kontakt wurde aufgebaut. Auf dem Bildschirm erschien Admiral Nogura.
Branford begrüßte ihn: "Admiral, ich wollte mit Ihnen etwas besprechen. Der Kommandant des Marquis-Schiffes hat mir mitgeteilt, dass die cardassianische Raumstation Tral Elek ein militärischer Versorgungshafen ist. Und..."
Nogura unterbrach ihn freundlich: "Commander, wir haben ähnliche Informationen bekommen. Wir stufen die Lage als sehr ernst ein."
Branford stimmte ihm zu: "Ja, Sir. Welche Anweisungen haben Sie für mich?"
Der Admiral blickte ihn ernst an: "Commander, Sie werden in der Nähe der Station in Position gehen und die ganze Sache überwachen. Bleiben Sie im Föderationsraum. Das wäre alles. Nogura Ende."
Der Bildschirm erlosch. Coburn drehte sich zu Branford um: "Sir, in der Nähe der Grenze, im optimalen Sensorbereich, befindet sich ein Meteornebel. Dieser würde uns Schutz bieten und wir könnten so ungesehen die Station überwachen."
Branford nickte: "Eine gute Idee, Commander. Lieutenant Pizoll, sobald wir die restlichen Marquis an Bord gebeamt haben, setzen Sie Kurs auf diesen Nebel. Warp 8."

15 Minuten später waren alle Marquis an Bord. Die Defiance setzte Kurs auf den Meteornebel.
Branford fragte nach: "Wie lange brauchen wir zum dem Meteornebel?"
"25 Minuten, Commander. Wir halten Warp 8." antwortete Coburn.
Branford setzte sich und studierte die Sensorenberichte.
Die Defiance erreichte genau wie berechnet den Meteornebel.
"Analysieren Sie den Nebel, Mister Coburn." befahl Branford.
Der Einsatzleiter nahm mit Hilfe der vorderen Sensorenpalette eine Analyse vor.
"Sir, der Nebel wird uns vor der Entdeckung eine Weile schützen. Trotz der Bestandteile dieses Nebels können wir die Umgebung der Station gut überwachen. Zudem können wir innerhalb von sieben Minuten die Grenze mit Warp 9 erreichen, falls es nötig sein sollte."
Branford nickte anerkennend: "Danke, Commander. Lieutenant Pizoll, fliegen Sie uns rein. Ein Viertel Impuls."
Die Defiance trat in den Meteornebel ein. Dutzende von kleineren Meteoriten trafen das Schiff.
"Lieutenant, reicht der Navigationsdeflektor aus, um uns zu schützen?" fragte Coburn den Sicherheitschef.
Der nickte: "Ja, Commander. Er reicht aus, um die Defiance vor den kleineren Meteoriten zu schützen. Wenn es notwendig sein sollte, können wir die Schilde aktivieren."
Branford erhob sich: "Beginnen Sie mit der Überwachung der Station, Commander. Permanenten Gelben Alarm!"
Er übergab an Coburn und verließ die Brücke.

In "Zehn-Vorne" wartete Nella Darin auf Branford. Er kam wie immer zu spät.
Sein unschuldiger Gesichtsausdruck erweichte aber Nella´s Herz, so dass sie ihn nicht zur Rechenschaft zog.
"Hallo Nella, die Verspätung tut mir leid." grinste Branford fadenscheinig.
Sie konnte ihm einfach nicht böse sein. Das war schon damals so, als sie noch ein Paar waren.
"Nimm Platz, Chris. Was war denn so wichtig?"
Er wurde ernst: "Wir haben mit dem Scannen begonnen, und da habe ich..."
"Lass gut sein. Ist ja im Prinzip egal, weswegen Du mich hast warten lassen." unterbrach sie ihn.
Er lächelte. Nella hatte sie nicht verändert, und das war gut so.
"Schön, dass Du mir verzeihst. Tut mir leid, dass wir deinem wissenschaftlichen Tatendrang Einhalt gebieten müssen, aber die Sensorenphalanxen werden für die Kontrolle der Station gebraucht."
Sie wusste nicht so recht, wie sie ihm sagen sollte, dass sie immer noch etwas für ihn empfand.
"Mach Dir keine Gedanken, Chris. So können wir zumindest einige Sachen aufarbeiten." überspielte sie ihre Unsicherheit.
Sie schwiegen sich für eine Weile an, dann nahm sich Nella ein Herz.
"Chris, könnten wir woanders hingehen? Ich fühle mich hier unwohl."
Branford nickte: "Okay, gehen wir. Vielleicht ins Arboretum?"
Sie lächelte und stand auf.

Das Arboretum, eine Art botanischer Garten, war zu dieser Zeit leer. Nella und Branford setzten sich an einen kleine Springbrunnen. Er war sich nicht sicher. Wollte sie ihm etwas sagen?
Sie blickte auf den Boden, unfähig, etwas von sich zu geben.
Branford berührte mit der Hand ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
"Was ist mit Dir, Nella? Hast Du irgendetwas?"
Sie blickte ihn mit ihren rehbraunen Augen lange an, dann erwiderte sie: "Chris, ich muss Dir etwas sagen. Ich habe nie aufgehört, Dich zu lieben. Alles was zwischen uns war, hat niemals aufgehört. Ich habe Dich damals verletzt, als ich meine Karriereziele in den Vordergrund stellte. Das will ich nie wieder tun."
Sie beugte sie nach vorne und küsste ihn leidenschaftlich. Branford erwiderte ihre Zuneigung.
"Ich bin froh, dass Du es mir gesagt hast. Ehrlich gesagt, ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, es fehlt etwas, als Du nicht mehr da warst."
Sie nahm seine Hand: "Danke, Chris."

Branford und Nella verbrachten die Nacht gemeinsam in Nella´s Quartier.
Als Branford morgens aufwachte, lag er allein im Bett. Er sah sich erstaunt um, aber Nella war nirgends zu sehen.
"Computer, wo ist Lieutenant Commander Darin?" fragte er.
Der gab zur Antwort: "Commander Darin befindet sich auf der Brücke."
Er seufzte. Sie hatte doch wieder ihren Pflichteifer bekommen. Branford stand auf, zog sich die Uniform an und steckte sich seinen Kommunikator an. Dann verließ er das Quartier und steuerte die Brücke an.

Als er sie betrat, sah er Nella an der achteren Wissenschaftsstation arbeiten. Er ging zu ihr.
"Guten Morgen, Commander." begrüßte er sie formell.
Sie erwiderte den Gruß. Es war zwar ungewöhnlich, aber im Dienst hatten sie sich zu siezen und mit dem Rang anzureden. Es war ihr auch egal, denn sie war wieder mit ihm zusammen. Das war alles, was zählte.
Tarall hatte das Kommando, an der taktischen Station arbeitete Lieutenant Crusher. Branford ging zu ihm hin und informierte sich über die Resultate.
"Mister Crusher, was haben die Scans ergeben?"
Er erwiderte: "Sir, bisher haben wir drei Frachter geortet, die die Station ansteuerten. Wir konnten allerdings nicht die Ladung oder die Ausrüstung scannen, da die Schiffe von einem Hochenergie-Subraumfeld umgeben sind."
Branford hob die Augenbrauen: "Ah, das ist ja interessant. Also haben die Cardassianer etwas zu verbergen. Danke, Mister Crusher."
Branford war von der akribischen Arbeitsweise des jungen Lieutenants beeindruckt. Er machte sich gut.
Branford ging hinunter zum Kommandosessel. Tarall erhob sich und überließ Branford das Kommando. Er setzte sich und las sich die Sensorenberichte durch.

Es vergingen zwei weitere Tage, in denen noch sieben weitere solcher Frachter geortet wurden. Dann geschah es. Es war 3.00 Uhr morgens, Branford hatte das Kommando, die Stabsbrückencrew, bestehend aus Tarall, Pizoll, Coburn und Galen befand sich auf der Brücke.
"Sir, ich orte mehrere cardassianische Kriegsschiffe, die sich aus Richtung 227.071 nähern. Sie werden in 29,5 Stunden die Grenze erreichen." meldete Tarall.
Branford fragte nach: "Lieutenant, wie viele Schiffe sind es?"
"Mindestens zehn bis zwölf, Commander." erwiderte der Vulkanier.
Branford fluchte innerlich. Das war der Grund.
"Commander, welche Föderations-Schiffe befinden sich in relativer Nähe zu uns, so dass sie vor den Cardassianern bei uns sein können?" fragte Branford seinen Einsatzleiter.
Der rief kurz die Standortberichte ab, dann erwiderte er: "Sir, die Endavour, die Crazy Horse, die Victory und die Narwhal könnten uns vor den Cardassianern erreichen."
Branford grübelte. Die cardassianischen Schiffe waren vermutlich Kreuzer der Enhanced-Penetrator-Klasse. Die Defiance und die Endavour waren diesen Kreuzern waffenmäßig überlegen, aber die Crazy Horse und die Victory waren relativ veraltete Fregatten der Constellation-Klasse. Allenfalls die Narwahl, ein mittlerer Kreuzer der Pierson-Klasse, könnte waffenmäßig gleichgestellt sein.
"Commander, benachrichtigen Sie diese Schiffe, dass sie zu uns stoßen sollen. Teilen Sie ihnen die Situation mit." befahl Branford. Coburn nickte und führte die Anweisung aus.

Im Laufe des Tages trafen die Schiffe ein. Als letztes kam die Crazy Horse. Sie hatte Maschinenprobleme auf dem Flug gehabt.
Coburn unterrichtete Branford davon, dass alle Schiffe im Nebel versammelt wären. Auch über die Probleme verlor er einige Worte.
Branford nickte: "Das hatte ich befürchtet, Commander. Diese Fregatten sind eben sehr alt. Ich schlage vor, wir halten sie etwas im Hintergrund."
"Sir, die Kriegsschiffe sind noch zehn Minuten entfernt. Alle Schiffe sind bereit." meldete Coburn.
"Danke, Commander. Lieutenant, nehmen Sie Kurs aus dem Nebel hinaus. Signalisieren Sie den anderen Schiffen, uns zu folgen." befahl Branford.
Die Defiance verließ in enger Formation mit den anderen Schiffen den Meteornebel. Die Schiffe bezogen Stellung an der Grenze.
"Sir, die cardassianischen Schiffe nähern sich. Sie verlangsamen ihren Anflug, Commander." meldete Tarall.
"Alarm Rot, Schilde aktivieren. Stellen Sie eine Verbindung zu dem Führungsschiff her." befahl Branford.
Tarall versuchte, einen Funkkontakt aufzubauen. Es funktionierte nicht.
"Sir, die Cardassianer weigern sich, mit uns zu kommunizieren." meldete der Vulkanier.
Branford erhob sich.
"Halten Sie die Frequenz offen." Die Cardassianer mussten nur zuhören: "Cardassianisches Schiff, hier spricht Commander Christopher Branford von der U.S.S. Defiance. Ihre Anwesenheit an der Grenze ist ein kriegerischer Akt. Wir werden das nicht tolerieren!"
Es kam keine Antwort. Stattdessen beschleunigte eines der Schiffe und überquerte die Grenze. Es flog auf die Crazy Horse zu, die einen Warnschuss abgab, um ihn zu stoppen.
"Sir, die Crazy Horse hat den cardassianischen Kreuzer beschossen. Er fliegt weiter!" meldete Coburn.
Branford stand auf: "Abfangkurs setzen, voller Impuls. Phaser klar zum Gefecht!"
Die Defiance holte den Kreuzer ein, der der Crazy Horse entwischt war.
"Rufen Sie den Kreuzer und warnen Sie ihn, dass wir feuern werden! Mir reicht es so langsam!" rief Branford.
Tarall rief den Kreuzer, der jedoch die Nachricht ignorierte.
"Phaser auf 60% einstellen, Ziel erfassen!" befahl Branford.
Tarall stellte die Phaser ein und nickte: "Alles bereit, Sir."
"Feuer, Lieutenant!" ordnete Branford an.
Die Defiance feuerte die vordere Phaserbank ab. Der Kreuzer wurde hart getroffen und änderte den Kurs. Er nahm eine Offensivposition ein und erwiderte das Feuer. Die Schüsse trafen die Defiance.
"Schilde halten, Sir." meldete Coburn.
Branford hatte nun genug: "Phaser auf 80%, Feuer frei!"
Der Feuerstoß war nun erheblich stärker und der Kreuzer geriet merklich in Schräglage. Er kehrte in den cardassianischen Raum zurück.
"Die wollten offensichtlich nur unsere Entschlossenheit testen. Nun werden sie hoffentlich mit uns reden."
Branford stimmte Coburn zu: "Das glaube ich auch, Commander."
Wenig später zeigte es sich, dass er Recht hatte.
"Wir werden gegrüßt, Sir." meldete Tarall.
Branford nickte: "Auf den Schirm, Lieutenant."
Auf dem Hauptbildschirm erschien der Kommandant des Führungsschiffes.
"Ich bin Gal Macet, Kommandant des Kreuzers Traiger. Spreche ich mit Commander Branford?"
Branford ging drei Schritte nach vorne: "Ja, ich bin Commander Branford. Gal Macet, Sie haben einen aggressiven Akt begangen. Wir erwarten, dass Sie sich zurückziehen!"
Der Cardassianer verzog keine Miene: "Commander, Sie werden unsere Manöverübung doch nicht als Angriff gewertet haben. Das fände ich..."
Branford unterbrach ihn energisch: "Gal Macet, ich werde nicht länger ihre Provokationen tolerieren! Ziehen Sie sich umgehend zurück."
Gal Macet erwiderte: "Ich bitte Sie, Commander! Ich denke, dass Sie überreagieren. Es ist der cardassianischen Flotte doch wohl erlaubt, einige notwendige Übungen abzuhalten."
Branford zeigte sein bestes Pokerface: "Gal Macet, falls Sie versuchen sollten, die Grenze zu passieren, werden wir Sie mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen. Und falls Sie noch länger einen so großen Kampfverband an der Grenze halten, könnte sich die Föderation überlegen, den Vertrag mit dem cardassianischen Reich zu lösen. Überlegen Sie es sich!" Er wandte sich um: "Verbindung beenden!"
Der Bildschirm erlosch. Coburn war etwas skeptisch: "Sir, meinen Sie, es war richtig, ihm all das an den Kopf zu werfen?"
Branford nickte: "Ja, Mister Coburn. Die Cardassianer sind eine Rasse, die man hin und wieder in ihre Schranken weisen muss. Das hier ist so eine Situation."

Wenig später bestätigte sich Branford´s These.
"Sir, die Traiger meldet sich."
Branford deutete auf den Schirm. Gal Macet erschien wieder.
"Commander, wir entschuldigen uns. Wir werden den Verband auflösen und zurückziehen."
Branford erwiderte: "Verstanden." Er schwieg kurz: "Gal Macet, da wäre noch etwas."
Der Cardassianer hob den Kopf: "Ja bitte, Commander?"
"Ich würde Ihnen raten, so etwas nicht noch mal zu versuchen. Diese Provokationen schaden dem Verhältnis zwischen der Föderation und dem cardassianischen Reich. Riskieren Sie das nicht! Branford Ende." schloss Branford das Gespräch.
"Sir, die Cardassianer lösen den Verband auf und ziehen sich zurück. Sie hatten Erfolg mit ihrer Taktik!" ließ Coburn den Commander wissen.
Branford war zufrieden: "Es hat geklappt. Aber das hätte auch anders ausgehen können, Mister Coburn. Ich bin nun mal kein Diplomat."
Coburn lächelte: "Ja, Sir. Aber Sie sind ein Kämpfer. Ein verdammt guter hinzu noch."
Commander Branford drehte sich herum und setzte sich.
"Lieutenant Tarall, kontaktieren Sie das Sternenflottenkommando und berichten Sie, was passiert ist. Erbitten Sie Anweisungen."
Es dauerte eine halbe Stunde, dann wurden sie vom Sternenflottenkommando gerufen. Es war Admiral Nogura.
"Commander Branford, ich richte Ihnen den herzlichen Glückwunsch des Sternenflottenkommandos aus. Sie haben die Situation sehr gut gelöst."
Branford fühlte einen gewissen Stolz: "Danke, Sir. Die Crew hat sehr gute Arbeit geleistet. Wir sind alle sehr froh, dass dieser Konflikt bereinigt ist."
Nogura lächelte: "Nun, Commander, ihr Einsatz hat bewiesen, dass Sie Führungsqualitäten besitzen. Wir werden das honorieren. Ihre Anweisungen lauten wie folgt: Setzen Sie Kurs auf Sternenbasis 27. Dort werden Sie speziell neue Instruktionen erhalten. Das wäre alles. Nogura Ende."
Der Schirm erlosch.
"Lieutenant Pizoll, setzen Sie Kurs auf Sternenbasis 27, Warp 4. Lieutenant Tarall, Sie übernehmen." befahl Branford.

Coburn folgte Branford, als er die Brücke verließ. Die beiden suchten gemeinsam Zehn-Vorne auf. Sie bestellten sich je einen Wodka und setzten sich.
Branford wollte es wissen: "Mister Coburn, ich würde Ihnen gerne eine Frage stellen."
Der 2.Offizier nickte: "Sicher, Commander."
"Habe ich meine Qualifikation bewiesen? Es würde mich interessieren." fragte Branford.
Coburn antwortete nicht sofort. Er überlegte und erwiderte dann: "Sir, Sie sehen das falsch. Sie waren zwar ein neuer Offizier an Bord, mussten mir oder der Besatzung aber nichts beweisen. Aber Sie haben das Vertrauen der Crew erworben. Ich habe Ihnen Unrecht getan. Das tut mir nun leid."
Branford hob die Hand: "Ach was. Sie fühlten sich zurückgesetzt. Das vielleicht zu Recht. Machen Sie sich keine Gedanken, Commander."

Die Defiance brauchte insgesamt 23 Stunden, um die Sternenbasis zu erreichen.
Als das geschah, war Branford gerade im Bett. Er wurde von der Brücke gerufen: "Coburn an Branford, wir nähern uns Sternenbasis 27, Sir."
Branford bestätigte: "Danke, Commander, ich komme sofort."
Er stand auf, zog sich an und suchte die Brücke auf. Die Defiance hatte schon auf Impuls verlangsamt.
"Sir, hier kommt eine Nachricht. Admiral Nogura wird in Kürze an Bord beamen!" meldete Crusher.
Branford nickte: "Danke. In Standardorbit einschwenken, Lieutenant Pizoll." Er wandte sich Coburn zu: "Commander, kommen Sie bitte. Wir empfangen den Admiral. Lieutenant Pizoll, Sie haben die Brücke."
Kelly Pizoll war erstaunt: "Danke, Sir." Sie erhob sich und nahm im Kommandosessel Platz, während Fähnrich Holden die Steuerstation übernahm.
Branford und Coburn verließen die Brücke und suchten den Transporterraum auf.

Der Transporterchef informierte sie, dass der Admiral bereit wäre, rüber zu beamen. Branford nickte: "In Ordnung. Energie."
Der Transporterstrahl materialisierte den Admiral. Nogura war ein grauhaariger Endfünfziger.
"Willkommen an Bord, Admiral. Dies hier ist der 2.Offizier, Lieutenant Commander Coburn." begrüßte Branford den hohen Gast.
Er verließ die Plattform und reichte Branford und Coburn die Hand.
"Danke, Commander. Ich bin sehr glücklich, an Bord der Defiance zu sein. Ein sehr schönes Schiff."
Coburn nickte: "Ja, das ist richtig."
Der Admiral entgegnete: "Commander, ich möchte mit Ihnen unter vier Augen sprechen. Entschuldigen Sie uns bitte, Mister Coburn."
Coburn verstand und verließ den Raum. Nogura und Branford gingen zur Brücke und von dort in den Bereitschaftsraum.

Branford bot Nogura eine Platz an.
"Admiral, Sie tun ziemlich geheimnisvoll. Um was geht es?" fragte Branford.
Der Admiral entgegnete: "Commander, ich habe vorhin nicht umsonst nach der Defiance gefragt. Wären Sie bereit, das Schiff zu verlassen?"
Branford schluckte. Was meinte der Admiral? Er zögerte und antwortete nicht.
"Nun, Commander?" hakte der Admiral nach.
Branford erwiderte unsicher: "Verlassen? Wohin bitte?"
Nogura lächelte: "Auf ein anderes Schiff. Auf ihr Schiff, Captain."
Branford fragte nach: "Ich will nicht aufdringlich sein, Sir. Aber welches Schiff meinen Sie?"
"Ist Ihnen die neue Intrepid-Klasse bekannt?" stellte Nogura eine Gegenfrage.
Branford kannte diese Klasse. Es war ein völlig neues Modell, ein Multimissions-Forschungsraumschiff. Ein Schiff, das zwar erheblich kleiner als die Defiance war, aber viele Neuerungen aufwies, wie etwa bioneurale Schaltkreise und die Fähigkeit, auf Planeten zu landen. Es war für seine Größe außerordentlich gut bewaffnet.
"Ja, Sir. Diese Klasse ist mir bekannt." antwortete Branford.
Nogura fuhr fort: "Ein neues Schiff dieser Klasse wird in Kürze in Dienst gestellt. Im Moment befindet es sich auf der McKinley-Erdstation und ist kurz vor der Fertigstellung. Sie wurden ausgewählt, das Kommando zu übernehmen."
Branford konnte es kaum glauben. Er hatte bisher unglaubliche Sachen über dieses Schiff gehört. Außerdem, das Kommando über ein brandneues Schiff zu übernehmen, das war der Traum aller zukünftiger Captains.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Sir. Ich danke Ihnen."
Nogura erhob sich: "Sie haben es sich verdient. Die Indienststellung ist gegen Ende Oktober. Sie haben also noch Zeit, die Mannschaft zusammenzustellen. Der Großteil ist schon bestimmt, aber ihre Stabsoffiziere können Sie selbstverständlich selber bestimmen. Bis es soweit ist, werden Sie weiter die Defiance kommandieren. Wie ich hörte, braucht Captain Waringthon noch Ruhe. Zumindest noch zwei Monate. Also, kontaktieren Sie das Personalbüro, um sich eine Liste der in Frage kommenden Offiziere zusenden zu lassen. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Captain. Ach ja, hier sind ihre Abzeichen." Der Admiral legte ein rundes, goldenes Abzeichen auf den Tisch. Branford nahm es und fügte es den anderen drei hinzu, die schon an seinem Kragen waren.
"Alles Gute noch mal, Captain. Auf Wiedersehen." verabschiedete sich Nogura.
Branford fiel noch etwas ein: "Sir, einen Moment noch. Es ist wegen der Marquis. Sie haben uns sehr geholfen. Dies sollte berücksichtigt werden, wenn sie bestraft werden."
Nogura nickte: "Sicher, Captain. Dies werden wir berücksichtigen."
Er verließ den Raum. Branford konnte sein Glück kaum fassen. Er verabredete sich erstmal mit Nella, um das zu feiern.

Zwanzig Minuten später wurden die Marquis auf die Sternenbasis gebeamt. Branford verabschiedete sich von Laura.
"Also, ich wünsche Dir viel Glück, Laura. Du schaffst das schon." gab Branford ihr zu verstehen.
Sie war niedergeschlagen: "Ja. Ich hoffe, ich werde das."
Branford nahm ihre Hand und tröstete sie: "Hey, Du kriegst wahrscheinlich Bewährung. Wir bleiben in Verbindung."
Tarall unterbrach sie: "Sir, es wird Zeit."
Branford nickte: "Natürlich, Lieutenant." Laura betrat die Plattform.
"Energie." befahl Branford, woraufhin Laura auf die Sternenbasis gebeamt wurde.
Tarall stand neben Branford. Er bemerkte die vier Rangabzeichen.
"Ich beglückwünsche Sie, Captain."
Branford dankte ihm: "Vielen Dank, Lieutenant. Gehen wir auf die Brücke."

Als Branford die Brücke betrat, erhoben sich die Stabsoffiziere und applaudierten. Sie wussten schon Bescheid.
Branford war gerührt und wusste nicht so recht, was er sagen sollte.
"Ich danke Ihnen allen. Wir haben alle Anteil an dem Erfolg dieser Mission. Das sollten wir nicht vergessen."
Sein Steueroffizier sah ihn an.
"Welchen Kurs bitte, Captain?" fragte Pizoll.
Branford setzte sich: "Kurs auf das Relicta-System. Warp 4."
Coburn fragte nach: "Sir, setzen wir die Sternenvermessung fort?"
Branford nickte: "So ist es, Commander. Wir haben noch eine Menge zu tun."

Er führte noch eine Stunde das Kommando, dann übergab er die Brücke an Coburn und traf Nella Darin im Arboretum. Als er den botanischen Garten betrat, saß Nella bereits an dem Springbrunnen. Er näherte sich ihr von hinten und umarmte sie stürmisch. Sie hatte nicht damit gerechnet und schrie: "Hey, Chris, was soll das?" Sie drehte sich herum und küsste ihn.
"Herzlichen Glückwunsch, Captain."
Branford setzte sich: "Danke Dir. Es tut mir aber leid, dass diese Beförderung mich zwingt, das Schiff zu verlassen."
Sie hob die Augenbrauen: "Das Schiff verlassen? Wohin?"
Branford erwiderte: "Ich werde das Kommando über ein neues Schiff der Intrepid-Klasse übernehmen. Es wird aber erst Ende Oktober in Dienst gestellt. Es hat noch nicht einmal einen Namen."
Sie wirkte traurig: "Wir haben uns kaum wieder gefunden, Chris, da musst Du schon wieder gehen."
Branford strich ihr durch die Haare: "Nella, noch ist es nicht soweit. Genießen wir die restliche Zeit."
Sie lächelte und küsste ihn.

Unterdessen hatte die Defiance das Relicta-System erreicht und nahm die Sternenvermessung wieder auf. Coburn führte das Kommando, während Branford im Bereitschaftsraum mit Sandra Galen die Personallisten durchsah, um die Crew für das neue Schiff auszuwählen.
Er sah sich gerade eine Liste mit Kandidaten für den Posten des 1.Offiziers durch. Ein Mann war dabei sehr interessant. Sein Name war Ian Fogarty. Branford wies Sandra auf ihn hin: "Sandra, dieser hier ist sehr interessant. 27 Jahre alt, Abschluss mit Auszeichnung in Wahrscheinlichkeitsberechnung und Exobiologie. Außerdem ein guter Diplomat. Er war Adjutant des Föderationsbotschafters auf dem klingonischen Heimatplaneten. Und das zu einer Zeit, als die Beziehungen noch nicht so gut waren."
Sie sah sich die Informationen an: "Ah, Ian Fogarty. Den kenne ich von einer Konferenz auf Altair III. Er war damals an Bord der U.S.S. Lexington und hatte zuvor im klingonischen Bürgerkrieg mit diesem Schiff erfolgreich die Einmischung der Romulaner verhindert. Damals gab es zuwenig Personal, und er übernahm das Kommando und war erfolgreich. Er könnte sehr wertvoll werden, Chris."
Branford nickte: "Ich werden ihn auswählen. Er ist der beste Kandidat für den Posten. In Ordnung, das hätten wir."
Sandra fuhr fort: "Der nächste Posten wäre der des 1.Steuermanns."
Branford deutete auf den Bildschirm.
"Hier, ich habe mir schon einige Kandidaten angesehen."
Sandra sah sich die Leute an und erwiderte: "Chris, diese Lieutenant Lara Unas kenne ich. Sie war mit mir auf der Akademie. Ihre Qualitäten, ein Raumschiff zu steuern, sind weit reichend bekannt."
Branford fragte nach: "Eine Betazoid, Sandra?"
Sie lächelte: "Ja, Captain. Du wolltest doch meine Meinung hören?"
Er nickte: "Ja. Ich muss sagen, sie wäre wohl der geeignete Steuermann. Wir nehmen sie."
Sandra fuhr fort: "Der nächste Posten ist der des Counselors."
Branford grinste. Er hatte etwas vor.
"Sandra, die Liste habe ich mir schon angesehen. Keiner der zur Verfügung stehenden Leute genügt mir."
Sie stutzte: "Weswegen? Es sind einige gute Leute dabei, Chris."
Branford schüttelte den Kopf: "Weil keiner von ihnen ein Betazoid ist. Ich möchte aber so jemand haben."
Sandra sah ihm in die Augen: "Es steht aber kein Betazoid zur Verfügung. Du wirst Dich mit jemand anderem begnügen müssen."
Er verneinte: "Nein. Du stehst zur Verfügung. Ich will Dich."
Sie war überrascht: "Ich? Wieso stehe ich zur Verfügung?"
Branford erwiderte: "Ich habe mit Captain Waringthon gesprochen. Er hat eingewilligt. Deine Zustimmung vorausgesetzt."
Sie überlegte einen Moment und Branford fürchtete schon, sie würde ablehnen.
"Ich willige ein, Chris. Ich komme auf dein Schiff."
Branford reichte ihr die Hand: "Dann auf gute Zusammenarbeit, Counselor. Ich freue mich."
Er sah sich die Kandidaten für den Posten des taktischen Offiziers an. Je weiter er kam, desto weniger gefielen ihm die Leute.
"Das sind alles entweder Leute, die vorher auf Sternenbasen gedient haben und nicht den Einsatz auf einem Schiff gewohnt sind oder Leute, die jahrelang nur Patrouillen geflogen haben. Keiner hat mit einem größeren Schiff und dessen Waffensystem Erfahrung."
Sandra musste ihm zustimmen: "Du hast recht. Na, dieser Lieutenant Pete Laurence ist noch der beste für den Job."
Branford schüttelte den Kopf: "Nein, ich kenne den Mann. Der ist wirklich komplett unfähig. Sein derzeitiger Kommandant an Bord der U.S.S. Sutherland hat mir berichtet, dass er ihn lieber heute als morgen in die Wüste schicken würde. Ich habe eine andere Idee, Sandra." Er tippte seinen Kommunikator an: "Branford an Crusher, bitte melden Sie sich im Bereitschaftsraum."
Sandra war etwas skeptisch: "Meinst Du, Du tust das Richtige?"
Branford antwortete nicht. Ein Signal zeigte an, dass jemand vor der Tür war. Diese öffnete sich auf den Befehl Branford´s und Crusher trat ein.
"Lieutenant, setzen Sie sich bitte." begrüßte ihn Branford.
"Mister Crusher, der Grund, weswegen ich Sie hergebeten habe, ist folgender: Ich suche für mein neues Schiff einen taktischen Offizier. Ich habe mir gedacht, Sie wären der Richtige. Natürlich nur, wenn Sie es wollen."
Der junge Mann konnte sein Glück kaum fassen.
"Selbstverständlich bin ich bereit, Sir. Ich fühle mich sehr geehrt." antwortete Crusher.
Branford erhob sich und reichte ihm die Hand: "Dann willkommen an Bord, Mister Crusher. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit. Sie können auf ihre Station zurückgehen."
Crusher erhob sich und verließ den Raum. Als sich die Tür geschlossen hatte, wandte sich Branford Sandra zu: "Ich verstehe deine Vorbehalte. Aber ist Dir bekannt, dass dieser Crusher schon vor seiner Zeit auf der Akademie den Rang eines Lieutenants ehrenhalber hatte? Das war, als er auf der Enterprise war."
Sie staunte: "Das war mich nicht bekannt, Chris. Aber da war dieser Zwischenfall auf der Akademie, bei dem ein Kadett umkam."
Branford kannte diese Geschichte: "Ja, das ist mir bekannt. Es war ein Fehler von ihm, aber seine Fähigkeiten sind unbestreitbar. Nun kann er sie beweisen. Ich gebe ihm diese Chance."
Sie nickte: "In Ordnung. Mister Crusher wird sich deines Vertrauens hoffentlich würdig erweisen."
Sie ging noch mal die Listen durch. Da fiel ihr etwas auf.
"Chris, sieh Dir das mal an."
Er sah auf den Schirm: "Was denn? Ach, Du meinst die zweite Brückencrew. Die wurde ja schon bestimmt."
"Ja, genau. Hier, der Posten des 2.Steuermanns. Lies Dir mal die Akte durch." erwiderte sie.
Branford sah sich die Akte an:
============================================================
Personalverzeichnis der Vereinten Föderation der Planeten

Name: Jennifer Waringthon
Rang: Fähnrich
Alter: 22 Jahre.
Status: aktiv, in Wartestellung auf der Erde zur Versetzung
Karriere: 2367-2371 Sternenflottenakademie mit Auszeichnung in Mechanik
des Raumflugs und Navigation
============================================================

Branford sah Sandra an: "Jennifer Waringthon. Das ist doch nicht etwa..."
Sie vollendete den Satz: "...die Tochter des Captains? Doch, genau das ist sie. Sie hat die Akademie dieses Jahr abgeschlossen und wartet auf ihre Versetzung. Aber bei der Zuteilung zu diesem neuen Schiff hat ihr Vater ihr kein bisschen geholfen. Sie hat sich das selbst verdient, wie Du an ihrem Abschluss sehen kannst."
Er nickte und sah sich die andere Zweitbesetzung an. Da waren der 2.Einsatzleiter, Luke McLure, und der 2.taktische Offizier, Timothy Baldwell.
"Dieser McLure und diese Waringthon, da haben wir einen Kindergarten als Zweitbesetzung, Sandra. Von diesem Baldwell habe ich bisher nur Gutes gehört. Er hat ebenfalls schon an verschiedenen größeren Missionen teilgenommen, darunter war auch eine Kampf mit zwei Ferengi-Kreuzern, bei dem sein Schiff, die U.S.S. Akagi, verloren ging. Der hat Erfahrung, das gefällt mir. Aber die zwei anderen sind noch hellgrün hinter den Ohren."
Sandra stieß ihn an: "Aber Chris, was ist denn auf einmal mit Dir? Waringthon und auch dieser McLure sind beides Leute, die hervorragende Abschlüsse haben. Nun sind sie auf dieses Schiff abkommandiert worden, um praktische Erfahrung zu bekommen. Du wirst es ihnen schon beibringen."
Er stöhnte und lächelte danach: "Na ja, wir werden sehen. Auf jeden Fall ist es bestimmt eine Herausforderung, diesen zwei Akademieratten etwas beizubringen."
Sandra hatte sich die anderen Positionen angesehen: "Hier, auf diesen Offizier freue ich mich." Sie rief die Akte ab:
============================================================
Personalverzeichnis der Vereinten Föderation der Planeten

Name: Jake Cassels
Rang: Lt. Commander
Alter: 30 Jahre nach menschlichem Ermessen

Status: aktiv
Karriere: 2359-2363 Sternenflottenakademie mit Auszeichnung in Warp- und
Impulstechnik
2363-2365 stationiert auf der U.S.S. Miranda als stellvertretender
Chefingenieur
2365-2368 stationiert auf der U.S.S Sanford als Chefingenieur
(2367: zweimonatiger Austauschaufenthalt auf dem
klingonischen Bird-of-Prey- Taroll)
ab 2368 stationiert auf der McKinley-Erdstation als Planungschef
der Maschinensektion der neuen NX-2893-A (Intrepid-
Klasse)
============================================================

Branford war beeindruckt. Aber eine Sache interessierte ihn: "Sandra, hier steht, er wäre 30 Jahre nach menschlichem Ermessen. Was für einer Rasse gehört er an?"
Sie lächelte: "Er ist Halb-Klingone, Chris."
Branford stutze: "Halb-Klingone? Das ist etwas sehr Ungewöhnliches! Aber offensichtlich nicht das einzige. Er war direkt nach der Akademie schon Lieutenant und stellvertretender Chefingenieur der U.S.S Miranda. Und er ist der Planungschef der Maschinensektion des Schiffes, von dem er der Chefingenieur werden wird. Ich bin mir sicher, er wird ein sehr wertvolles Mitglied der Crew sein." Branford konnte seiner Neugier keinen Einhalt gebieten. Er rief ein Bild von Cassels ab. Man konnte hier und da erkennen, dass er kein Mensch war. An seinem Kopf und seinen Gesichtszügen. Branford brannte darauf, ihn kennen zu lernen.
Sandra sah sich das Foto ebenfalls an: "Jake ist ein ungewöhnlich ausgeglichener Mensch. Ich meine dafür, dass er klingonisches Blut in sich hat. Aber hin und wieder bricht sein Temperament durch. Außerdem hat er eine Schwäche."
Branford sah sie interessiert an: "Und die wäre?"
Sandra lachte: "Er hat die gleiche Schwäche wie Du, Chris. Frauen. Jake ist jemand, der keine Gelegenheit auslässt, um zu flirten."
"Kennst Du ihn schon länger?" fragte Branford.
Sie nickte: "Ja. Ich war mit ihm auf der Sanford, während ich noch offiziell auf der Akademie war. Diese halbe Jahr genügte vollauf, um ihn kennen zu lernen. Er ist Dir ähnlich, Chris. Du wirst gut mit ihm auskommen."
"Das hoffe ich. Denn auch wenn nur hin und wieder sein Temperament durchbricht, reicht das schon." erwiderte er.
Er sah sich die zwei letzten verbleibenden Posten an. Es waren die des 1.Einsatzleiters und die des Schiffarztes.
"Also, für den Posten des Einsatzleiters habe ich gedacht, nehmen wir diesen Lieutenant Samuel Jacobs."
Sandra gab zu bedenken: "Chris, diesen Posten würde ich mir gut überlegen. Er ist immerhin dein 2.Offizier."
Branford stimmte ihr zu: "Nein. Dieses Amt wird Lieutenant Unas übernehmen. Sie hat da sicherlich mehr Erfahrung. Aber Mister Jacobs ist der absolut richtige Mann für den Job."
Er wandte sich wieder dem Bildschirm zu: "Nun, dann hätten wir noch einen freien Posten. Den des Schiffarztes. Hier brauche ich deine Hilfe."
"In Ordnung. Also, ich würde diesen hier vorschlagen. Doctor Frank Sanders."
erwiderte sie.
Branford sah ihn sich an: "Gut. Er war zuvor auf der U.S.S. Zhukov. Mit diesem Schiff hat er vier Jahre die Grenzregionen erforscht. Er hat genügend Erfahrung. Zuvor war er auf verschiedenen Außenposten und hat sich dort weitergebildet. Er ist der Beste für diesen Job."
Ansonsten waren alle Posten besetzt. Der Wissenschaftsoffizier war ebenfalls schon bestimmt. Sein Name war Mike Delany, er war 34 Jahre alt und ein wahrer Experte für fremdartige Rassen und Kulturen.
"Chris, wer wird Dich eigentlich ersetzen, wenn Du gehst? Steht das schon fest?" fragte Sandra.
Branford grübelte. Es war eigentlich gar kein geeigneter Offizier da. Gut, man könnte einige jüngere Lieutenants befördern, aber ein Schiff wie die Defiance würde einen sehr guten Mann als 1.Offizier brauchen. Ja, so ein Mann war eigentlich doch vorhanden. Coburn.
"Danke, Sandra. Das wär’s fürs Erste. Wir sehen uns später." verabschiedete er sich von dem Counselor. Sie nickte und verließ den Raum.
"Branford an Tarall, stellen Sie einen Kontakt zur Sternenbasis 13 her. Ich möchte den Captain sprechen."
Tarall stellte die Verbindung her: "Ich lege das Gespräch in ihren Raum, Sir."
Auf dem Schirm erschien Waringthon, der in seinem Krankenbett lag.
"Ich grüße Sie, Captain Branford. Meinen herzlichen Glückwunsch. Nur tut es mir leid, dass ich dadurch gar keine Gelegenheit hatte, Sie als 1.Offizier zu erleben."
Branford lächelte: "Danke. Mein Aufenthalt an Bord der Defiance war kurz, aber erlebnisreich. Daran werde ich mich erinnern."
Waringthon nickte: "Weswegen wollten Sie mich sprechen?"
"Sir, es geht darum, ihren neuen 1.Offizier auszuwählen." entgegnete Branford.
Waringthon fragte: "Weswegen? Haben Sie einen Vorschlag?"
"Ja. Ich denke, Sie sollten diesmal Commander Coburn nicht übergehen. Er hat während dieser Mission echte Kommandoqualitäten entwickelt. Das sollte honoriert werden."
Der Captain war erstaunt: "Wirklich? Bisher konnte ich das bei Coburn nie feststellen. Aber offensichtlich hatten Sie mehr Glück mit ihm als ich. Ich werde es mir überlegen. Und noch was: Die Versetzungen von Miss Galen und Mister Crusher habe ich nur genehmigt, weil ich weiß, dass sie bei Ihnen gut aufgehoben sind."
Branford dankte ihm: "Ich hoffe, ich kann ihr Vertrauen erfüllen. Und ich freue mich darauf, ihre Tochter an Bord zu haben."
Waringthon erwiderte: "Passen Sie auf sie auf, Mister Branford. Ich wünsche Ihnen viel Glück."
Der Bildschirm erlosch.

Im Laufe der nächsten zwei Wochen vermaß die Defiance das Relicta-System und zwei angrenzende Systeme.
Am 15.Tag, Branford war mit seiner Stabscrew auf der Brücke, kam eine Meldung vom Sternenflottenkommando.
"Sir, die Mitteilung ist für Mister Coburn bestimmt." meldete Tarall.
Branford nickte: "Mister Coburn, möchten Sie im Bereitschaftsraum mit dem Sternenflottenkommando sprechen?"
Der Einsatzleiter nickte und erhob sich: "Ja, danke, Sir." Er ging in den Bereitschaftsraum.
Branford ahnte, worum es geht. Als Coburn zurückkam, strahlte er übers ganze Gesicht.
"Ich bin mit sofortiger Wirkung zum Commander befördert worden. Ich werde Mister Branford als 1.Offizier ersetzen!" teilte er mit.
Branford erhob sich und reichte ihm die Hand, in der er das Rangabzeichen hielt:
"Hier, Commander. Heften Sie es sich an."
Coburn nahm es und heftete es sich anstelle des leeren Knopfes an.
"Ich danke Ihnen, Sir. Ich weiß, Sie haben für mich ein gutes Wort eingelegt."
Branford schüttelte den Kopf: "Ach was, Commander. Sie haben es sich verdient."
Er drehte sich herum: "Ach, und ziehen Sie die rote Uniform an. Dann wäre alles perfekt."
Coburn lächelte: "Wenn Sie erlauben, Sir, dann werde ich mich kurz umziehen."
Branford nickte: "Gestattet. Ihr Ersatz, Lieutenant Bill Haley von der Repulse, wird in 9,6 Stunden an Bord kommen. Die Repulse wird uns dann treffen."
Coburn verließ die Brücke und kehrte wenig später zurück. Er hatte die rote Kommandouniform an.
"Gut, Commander. Sie übernehmen das Kommando. Ich bin in meinem Quartier."
Coburn nahm im Kommandosessel Platz: "Zu Befehl, Sir."

Branford verbrachte einige schöne Stunden mit Nella. Es tat ihm zwar sehr weh, dass er die Defiance und damit sie verließ, aber er musste es tun. Diese Gelegenheit würde nie wieder kommen.
Sie machten gerade einen Spaziergang durch das Arboretum, da piepste Branford´s Kommunikator: "Brücke an Branford, hier Coburn."
Er tippte seinen Kommunikator an: "Hier Branford, Commander. Was gibt es?"
Coburn erwiderte: "Sir, die Repulse befindet sich Steuerbord neben uns. Lieutenant Haley ist bereit zum Rüberbeamen."
"Bestätigt, Commander. Ich hole ihn im Transporterraum 3 ab. Branford Ende."
Er küsste Nella und verabschiedete sich: "Wir sehen uns, Nella. Bis bald."
Branford ging schnellen Schrittes zum Transporterraum 3.

Der Transportertechniker informierte ihn, dass Haley bereit zum Beamen war.
"Also dann, Chief. Beamen Sie ihn rüber." befahl Branford.
Der Techniker betätigte die Kontrollen und Haley erschien auf der Plattform.
Branford trat vor und begrüßte ihn: "Lieutenant Haley, ich bin Captain Christopher Branford. Willkommen an Bord." Er reichte ihm die Hand.
Haley, ein sympathisch wirkender junger Mann, der Anfang 30 war, schlug ein und erwiderte: "Vielen Dank, Sir. Ich freue mich sehr, an Bord ihres Schiffes zu sein."
Branford wehrte ab: "Lieutenant, ich bin zwar Captain, aber erst seit kurzem. Der Kommandant, Captain Gregory Waringthon, ist zurzeit in Rehabilitation auf Sternenbasis 13. Bis zu seiner Rückkehr habe ich das Kommando. Dann werde ich auf mein eigenes Schiff gehen. Aber bis dahin haben wir noch gut 2 Monate Zeit. Auf jeden Fall bin ich froh, Sie hier zu haben. Wenn Sie ihre Sachen verstaut haben, melden Sie sich bei Commander Coburn. Er wird sie einweisen. Nochmals, willkommen an Bord."
Branford befahl dem Techniker, Lieutenant Haley sein Quartier zu zeigen. Dann verabschiedete er sich.

Zwanzig Minuten später, Branford war auf der Brücke, traf eine Nachricht ein.
"Wir empfangen ein Nachricht vom Sternenflottenkommando, Captain. Demnach sollen wir zu Deep-Space-Nine fliegen und Nachschub für Quallor II übernehmen." meldete Tarall.
Coburn, der neben Branford saß, blickte wenig begeistert drein: "Ein Transportflug. Das wird nicht besonders interessant, Captain."
Branford musste ihn zustimmen: "Das haben Sie recht, Commander. Lieutenant, bestätigen Sie den Befehl." Er wandte sich Fähnrich Holden zu: "Fähnrich, setzen Sie Kurs auf Deep-Space-Nine. Warp 5."
Der Steueroffizier nickte und änderte den Kurs.
"Wie lange werden wir brauchen, Mister Haley?" fragte Coburn den neuen Einsatzleiter.
Er rief die Informationen ab: "7 Stunden, 32 Minuten, Sir."
Branford überlegte einen Moment. Er wollte mit Nella sprechen.
"Sie übernehmen die Brücke, Nummer eins." sagte er, während er aufstand.
Coburns Blick war der Stolz zu entnehmen, den er empfand, als Branford ihn so nannte.
"Zu Befehl, Sir." antwortete er.

Branford verließ die Brücke und ging Richtung Maschinenraum. Dort war Nella laut Auskunft des Computers. Als Branford den Raum betrat, sah er, dass sie mit Chang an einem Terminal stand. Chang bemerkte Branford als Erster: "Guten Tag, Captain. Was führt Sie her?"
Branford erwiderte: "Ich wollte mit Commander Darin sprechen."
Der Eurasier war diskret genug, sich diplomatisch zurückzuziehen: "Ich habe noch in meinem Büro zu tun." Er ging in sein Büro und ließ Darin und Branford allein.
"Und, Chris? Was ist?" fragte sie.
Er lächelte: "Kann ich Dich sprechen, Nella?"
"Sicher, Chris. Gehen wir in mein Quartier?"
Branford nickte: "Einverstanden."
Die Zwei gingen schweigend bis zu Nella´s Quartier. Branford nahm Platz.
"Chris, ist irgend etwas mit Dir?" fragte sie und blickte ihn an.
Er schwieg für einen Moment.
"Ja, ich habe etwas. Ich werde die Defiance verlassen. Eigentlich sollte ich mich freuen darauf, dass ich ein eigenes Schiff bekomme. Aber so ist es nicht."
Sie nickte verständnisvoll: "Ich verstehe Dich, Chris." Sie ging zu ihm hin und setzte sich auf seinen Schoß. Er legte den Arm um sie und küsste sie.
"Aber, Du musst entscheiden, was Du willst. Wir haben uns verloren und uns wieder gefunden. Als wir uns damals getrennt haben, war es wegen meiner beruflichen Ziele. Jetzt sind es deine."
Er sah in eine entfernte Ecke: "Ich bin irgendwie zerrissen, Nella. Verfolge ich meine Karriereziele, so verliere ich Dich höchstwahrscheinlich."
Einen Moment lang schwiegen beide. Dann nahm sich Nella ein Herz: "Chris, deine Entscheidung ist nicht die Entscheidung zwischen deinem Schiff und mir. Ich werde Dir treu sein, auch wenn du die Defiance verlässt. Dessen kannst Du Dir sicher sein!"
Er lächelte: "Ich bin Dir sehr dankbar, Nella. Wir werden uns trotzdem oft sehen. Nur schade, dass mein Schiff schon einen Wissenschaftsoffizier hat."
Nella schüttelte den Kopf: "Das wäre nicht gut, Chris. Ich habe das schon mal erlebt. Mein Partner und mein oberster Vorgesetzter, das funktioniert nicht."
Branford verstand sie gut. Die Wunde saß noch zu tief.
Es war einige Stunden später. Branford hatte die Zeit völlig vergessen.
"Brücke an Branford, wir nähern uns Deep-Space-Nine, Captain." meldete sich Coburn.
Branford tastete nach seinem Kommunikator. Er fand ihn und schaltete ihn ein: "Hier Branford, Commander. Ich komme sofort. Gehen Sie auf halbe Impulskraft für Anflug. Ende."
Er sah Nella neben sich liegen. Sie schlief noch, und er wollte sie nicht aufwecken. Er zog sich leise an und verließ das Quartier Richtung Brücke.

Als sich die Turbolifttür vor Branford öffnete, erkannte er, dass sie schon sehr nah an der Raumstation waren. Er nahm im Kommandosessel Platz.
"Sir, Deep-Space-Nine meldet sich." teilte Tarall mit.
Branford nickte: "Auf den Schirm."
Auf dem Hauptbildschirm erschien eine junge Frau von etwa 27 Jahren. Nach ihrem Aussehen zu urteilen war sie humanoid.
"Captain, ich bin Lieutenant Dax. Wir haben die Versorgungsgüter bereitgestellt. Sie sind berechtigt, an Dockstation 1 anzulegen."
Branford erwiderte: "Lieutenant, ich bin Captain Christopher Branford. Wir sind bereit. Vielen Dank." Mit einem Zeichen signalisiert er Tarall, die Verbindung zu beenden.
"Klar zum Andocken. Impulsantrieb aus, Manöverdüsen auf langsam voraus. Kurs 242.000." befahl Branford.
Die Defiance glitt langsam an den Dockpylon heran. Es war nicht gerade einfach, das riesige Schiff an die Station zu docken.
"Wir nähern uns dem Pylon, Sir. Befindet sich genau über unserem Rumpfrücken." meldete Haley.
Branford nickte: "Verstanden. Triebwerke aus, alle Stationen klar zum Andocken."
Die Defiance verlangsamte und schwebte über dem Pylon. Der fuhr aus und koppelte an die äußeren Verbindungspunkte der Defiance an, die auf dem Rücken der Kampfsektion lagen.
"Wir haben angedockt, Sir. Luftschleusen sind bereit. Druckausgleich wurde vorgenommen." meldete Haley.
Branford erhob sich: "Danke, Lieutenant. Systeme auf äußeren Versorgungsmodus umstellen. Trägheitsdämpfer und Schwerkrafterzeugung auf normalem Niveau belassen. Das wäre alles. Commander Coburn, Sie überwachen das Verladen der Nachschubgüter. Ich treffe mich mit einem alten Bekannten. Sie übernehmen das Kommando."

Branford verließ die Brücke und ging in Richtung Luftschleuse. Der Druckausgleich war bereits vorgenommen und Branford betrat die Station.
Deep-Space-Nine war keine Föderations-Einrichtung. Die Sternenflotte hatte die Nutzungserlaubnis von der bajoranischen Regierung bekommen, die die Station ihr Eigen nannte. Aber der Kommandant war ein Sternenflottenoffizier, Commander Benjamin Sisko. Er war ein Freund von Branford. Ihn wollte er nun besuchen.
Er fragte sich durch, bekam aber jedes Mal eine andere Auskunft. Dann erblickte er einen Mann in einer blauen Sternenflottenuniform. Er ging auf ihn zu und sprach ihn an: "Verzeihen Sie, aber ich suche Commander Sisko."
Der Offizier erwiderte freundlich: "Ah, Sie müssen Captain Branford sein. Kommen Sie, ich will in die Kommandozentrale."

Branford folgte dem jungen Offizier zu einem Turbolift, der sie auf die Kommandozentrale, die hoch oben auf der Station lag, brachte.
Als sich die Lifttür öffnete, wurde Branford freudig begrüßt.
"Chris, schön, Dich zu sehen! Wie geht es Dir?"
Branford lächelte. Commander Benjamin Sisko war schon immer ein sehr emotionaler Mensch. Er schüttelte ihm die Hand.
"Danke gut, Ben. Ich freue mich über diesen kurzen Aufenthalt." erwiderte Branford.
Sisko blickte zu der jungen Frau, die vorher mit Branford gesprochen hatte: "Lieutenant, Sie übernehmen." Er klopfte Branford auf die Schulter: "Komm mit, ich zeige Dir die Station."
Während der folgenden zwei Stunden führte ihn Sisko durch die Station. Es war ein sehr lebhafter Platz, in dem sich viele verschiedene Rassen tummelten. Branford erblickte auch einige Cardassianer.
Er sprach Sisko leise an: "Ben, habt ihr häufiger cardassianische Gäste?"
"Nein, eigentlich nicht. Diese dort gehören einem Handelsschiff. Wegen ihnen sind meine Sicherheitsoffiziere in höchster Alarmbereitschaft. Wir mussten schon einige Schlägereien schlichten." erwiderte Sisko.
Branford verstand seinen alten Freund gut. Auf dieser Station, auf der so viele verschiedene Rassen zusammen kamen, war es schwer, Ordnung zu halten.
Sisko führte ihn in eine Bar und bestellte zwei Drinks.
"Chris, wann wird denn dein Schiff fertig gestellt sein?"
Branford nippte etwas an seinem Getränk und erwiderte: "Es wird wahrscheinlich noch eineinhalb bis zwei Monate dauern. Aber was anderes, was ist das?"
Sisko grinste: "Romulanisches Ale!"
Branford war wiederum erstaunt. Dieses Getränk war in der Föderation eigentlich kaum zu bekommen.
"Hier gibt es anscheinend alles, Ben. Selbst dieses Zeug hier!" erwiderte Branford.
Er wurde vom Piepsen seines Kommunikators unterbrochen.
"Defiance an Branford, Coburn hier. Sir, wir haben die Versorgungsgüter übernommen und sind bereit zum Abflug."
Branford tippte seine Kommunikator an: "Verstanden, Commander. Ich komme sofort." Er erhob sich und schüttelte Sisko die Hand: "Also, Ben. Hat mich gefreut, Dich wieder zu sehen. Ich muss leider gehen."
Sisko erwiderte: "Pass auf Dich auf, Chris. Auf bald."
Branford verließ die Bar und kehrte auf die Defiance zurück.


Auf der Brücke erstattete Coburn Bericht: "Sir, wir sind bereit zum Abflug. Alle Güter wurden verstaut."
Branford setzte sich in den Kommandosessel:
"Danke, Commander. Fähnrich, Manövriertriebwerke auf halben Vorwärtsschub. Verbindungen zur Station lösen. Alle Systeme auf Reiseflugmodus umstellen."
Der Dockpylon zog sich zurück und die Defiance glitt von der Station weg. In einiger Entfernung befahl Branford, auf volle Impulskraft zu gehen.
"Mister Coburn, Sie übernehmen. Wenn wir aus dem System heraus sind, auf Warp 4 gehen. Ich bin im Bereitschaftsraum."
Er verbrachte die nächste Stunde damit, sich die technischen Daten der Intrepid-Klasse anzusehen. Dann meldete sich Coburn: "Sir, wir empfangen eine Mitteilung vom Sternenflottenkommando. Sie ist für Sie bestimmt."
Branford stand auf und ging auf die Brücke. Auf dem aktivierten Hauptbildschirm erschien Flottenadmiral Shanti.
"Captain Branford, ich grüße Sie."
Branford erwiderte den Gruß und fragte nach dem Grund für ihren Funkspruch.
"Wir haben für ihr Schiff den Namen bestimmt. Das war Grund genug, mit Ihnen zu sprechen."
Er war nervös. Welchen Namen hatte sich das Sternenflottenkommando für dieses Schiff ausgesucht?
"Ihr neues Schiff wird U.S.S. Exeter heißen, Registriernummer NCC-2893-A. Die Indienststellung wird voraussichtlich am 23.Oktober erfolgen. Derzeit testet ihr zukünftiger Chefingenieur das Schiff im Sektor 001. Sie werden weiterhin das Kommando auf der Defiance führen. Nachdem Sie diesen Flug durchgeführt haben, werden Sie einen Auftrag erhalten, der Sie bis zum Termin der Indienststellung beschäftigen wird. Dann wird auch die Crew der Defiance Landurlaub auf der Erde bekommen. Somit werden Sie Gelegenheit haben, die Exeter bei ihrer Indienststellung zu begleiten."
Branford nickte: "Ich danke Ihnen, Admiral. Branford Ende."
Der Schirm erlosch.
"Exeter, ein schöner Name. Einer mit Tradition." bemerkte Sandra Galen.
Branford stimmte ihr zu: "Ja. Das letzte Schiff mit diesem Namen wurde als Wrack treibend im Orbit des Planeten Omega IV entdeckt. Die gesamte Crew war einem bakteriologischen Krieg zum Opfer gefallen. Sie hatten versucht, den Bewohnern dieses Planeten zu helfen und starben dabei. Wir werden mit diesem Schiff versuchen, diesen Namen in Erinnerung zu erhalten." Branford hoffte, dass es so sein würde. Er lehnte sich zurück und stellte sich sein neues Schiff vor.


E N D E


im Gedenken an
Gene Roddenberry
DeForest Kelley

Tobias J. Ruppert, 2. Juni 1996

Impressum

Texte: Alle Rechte an Elementen, die aus ST-TOS, ST-TNG, ST-DS9 oder ST-Voyager stammen, liegen ausschließlich bei Paramount Pictures. Alle Rechte an Elementen, die von mir selber erfunden wurden, liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 04.10.2008

Alle Rechte vorbehalten

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