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Ein Turnier mit Folgen


Es war ein schöner Morgen, einfach perfekt für ein Voltigierturnier!
Ich war nicht aufgeregt oder so, ich wollte nur schnell hier raus, bevor Paul oder Penny aufwachen würden, aber meine Schwestern brauchten ja mal wieder eine halbe Ewigkeit im Bad. Typisch Frauen!!
>Jetzt beeilt euch doch endlich!! Ich will hier raus, die warten sicherlich schon alle auf uns!! <, flüsterte ich genervt gegen die Badezimmertür. Unsere Sachen waren schon längst gepackt, dank mir!
> Ja, ja, du Meckertante, wir sind gleich so weit. <, erwiderte Jinny. Jinny war meine Zwillingsschwester und eigentlich sahen wir total gleich aus und waren es auch, mit dem einzigen Unterschied, dass sie alles viel zu locker nahm und ich, aus ihrer Sicht, alles viel zu ernst, was aber nicht stimmt! Ich bleibe nur immer realistisch, kann aber auch ganz locker reagieren!
> Wir haben nur ein Turnier und gehen auf keine Party, wo wir und vorher 3 Stunden im Bad verstecken müssen, um ja gut auszusehen! Nur ein Turnier! <, feuerte ich zurück.
Die Tür ging auf und die beiden kamen endlich heraus! Gott sei dank!! > Reg dich ab, Schwesterchen! <, meinte Mary, unsere 3 Jahre ältere Schwester. Sie war immer unparteiisch, wenn Jinny und ich verschiedener Meinung waren.
> Dann los <, meinte ich nur.


Sun View ! Das war die Farm auf dem das Turnier statt fand und für uns immer ein Fluchtpunkt, wenn Paul und Penny mal wieder Stress machten. Die Farm lag ca. 50 Kilometer von der City entfernt. Dort war es einfach nur herrlich, diese unbeschreibliche Weite…………
Auf Sun View leben Clara, Alex, Charly, Jodie, Theresa und Meg. Clara und Alex sind verheiratet und Charly ihre Tochter. Theresa ist Claras Schwester, sie kam von Australien nach Houston, Texas. Meg ist Jodies Mutter und arbeitet auf der Farm.

Wir kamen pünktlich um 8.30 Uhr auf Sun View an. > Hey, da sind ja unsere Champions <, rief Alex zur Begrüßung und übertrieb mal wieder maßlos.> Hi Alex <, riefen wir alle im Chor. > Stormcloud steht in seiner Box, ihr könnt gleich anfangen, wenn ihr wollt<, meinte er. > Ok, sollen wir dann auch schon den Gurt auflegen und Trensen? <, fragte Mary. Wie hörten Schritte und sahen, dass Clara kam. > Hi, ihr drei, nein das Gurten und Trensen hat noch Zeit, wir üben dann erst Mal auf dem Bock. <, meinte Clara.

Das Putzen ging schnell und die “ Generalprobe” verlief auch einwandfrei. Dann war es auch schon so weit. > Kann es sein, dass es diesmal sogar noch mehr Zuschauer sind, als das letzte Mal? <, fragte ich meine Schwestern. > Na, ist da jemand aufgeregt? <, zog mich Jinny auf.
Das Turnier fand im Freien auf einer Wiese statt. Ich ging im Kopf noch mal alles durch und zeigte meiner Schwester die kalte Schulter, ich hatte jetzt echt Wichtigeres zu tun, als mich mit ihr zu streiten.
> Und jetzt begrüßen Sie herzlich “das Trio”, Jennifer, Jinny und Mary Paulsen <, kündigte Alex uns an.
Jetzt war es so weit und ganz ehrlich nun war ich schon ein bisschen aufgeregt, aber ich war bereit, genauso wie meine Schwestern.

Die erste und die zweite Runde vergingen wie im Flug und ohne irgendwelche Fehler. Doch die dritte war die schwerste Runde. Wir teilten uns auf zwei Pferde auf und machten unsere “ Kunststücke “ darauf.
Soweit so gut, aber die Krönung kommt ja bekanntlich zum Schluss und unsere Krönung war eine Pyramide auf zwei Pferden und das im Galopp.
Es kam mir vor wie in einem Traum, alles klappte, ich stand auf Stormcloud, Jinny auf Star und Mary auf unseren Schultern. Es war ein tolles Gefühl, als würde man fliegen - doch plötzlich verwandelte sich der Traum in einen Albtraum.
Auf ein Mal, ohne Vorwarnung, stiegen Star und Stormcloud in die Höhe, irgendetwas musste sie total erschrocken haben. Und wir, wir konnten nichts machen, außer uns an den Händen halten.
Wir fielen und fielen, der Boden kam mir plötzlich so weit entfernt vor.
So wie wir gefallen waren, so lagen wir nun auch auf der Wiese, nur blöder Weise waren da genau drei Felsbrocken im Weg.
Ich weiß nicht wie, aber ich lag zwischen Mary und Jinny, ich war voll mit dem rechten Knie gegen den Felsbrocken geknallt, Jinny und Mary lagen nur da und rührten sich nicht.
Weit entfernt, hörte ich Schreie aus dem Zuschauerraum, es musste was schreckliches passiert sein, da dämmerte es mir langsam, weshalb Jinny und Mary sich nicht mehr bewegten, aber das konnte nicht wahr sein, nein das durfte nicht sein, bitte!
Jinny und Mary waren tot! Tot! Tot! Tot!
Sie waren mit dem Genick auf die ´Felsbrocken geknallt. Sie waren tot! Meine Schwestern hatten mich verlassen.
Ich war wie betäubt und wollte das Ganze einfach nicht fassen, ich merkte noch wie ich davon getragen wurde, weg von meinen Schwestern, stumm kullerten mir die Tränen über die Wagen. Weg, weg, weg! Tot, tot, tot !

Das nächste was ich bemerkte war, dass ich in einem Raum aufwachte, es war Nacht.
Ich lag wach und konnte nicht schlafen, ich spürte nichts außer dieser Leere in mir, sie überflutete mich.

Irgendwann wurde es hell und ein Arzt kam herein.> Guten Morgen, Miss Johnson <, begrüßte mich - Stopp! Meinte der mich überhaupt? Ich heiße Paulson und nicht Johnson! Dies versuchte ich dem Arzt zu erklären, aber irgendwie wollte mein Mund nicht so wie mein Gehirn wollte, also gab ich es auf und hörte mir einfach nur die Leier des Doktors an, das übliche Bla Bla….
Meine Kniescheibe wurde beim Aufprall auf den Felsbrocken zerstört und war nun aus Plastik. Was soll’s mein Knie ist sicherlich gastfreundlich, dachte ich sarkastisch.


Die Wahrheit ?


13. Juni 2000, Samstag, 8.30 Uhr.
> Bitte, Doktor, lassen Sie mich bitte, bitte gehen. Mir geht es gut und ich möchte auf die Beerdigung meiner Schwestern<, flehte ich den Arzt an. Nun waren ganze 4 Tage vergangen, mir ging es körperlich wirklich besser, ich konnte zwar noch nicht laufen, aber ansonsten ging es.
Draußen regnete es in Strömen, gerade so als würde der Himmel weinen und er hatte auch allen Grund dazu. Schließlich durfte ich dann doch zu der Beerdigung, musste allerdings versprechen nicht zu laufen, sondern im Rollstuhl zu bleiben.

10.15 Uhr
Der Himmel weinte immer noch! Es war ein komisches Gefühl meine eigenen Schwestern zu beerdigen, vor allem Jinny, meine zweite Hälfte.
Alle waren da, alle bis auf unsere Eltern, sogar der Konditor von der Bäckerei neben der Schule war gekommen, aber nein unsere Eltern hielten es nicht mal für nötig auf die Beerdigung ihrer eigenen Töchter zu kommen. Na ja, es wunderte mich nicht groß, sie haben uns noch nie irgendwo hin begleitet, geschweige denn um uns gekümmert! Seit ich denken kann, mussten wir uns alleine versorgen.


Jinny und Mary wurden auf Sun View beerdigt, an unserer Lieblingsstelle, zwischen zwei großen Eichen. Ich hoffte hier würden sie ihre Ruhe finden!

Es kam mir immer noch wie in einem Albtraum vor, ich begriff einfach nicht, dass das alles geschehen war. Ich hörte kaum zu.> Asche zu Asche, Staub zu Staub, heute nehmen wir gemeinsam Abschied…<, erzählte der Pfarrer.> Möchte noch jemand etwas sagen? <, fragte er zum Schluss. Ich wusste nicht was ich hätte sagen sollen, es war so schwer und ich war froh, dass es niemand sonst tat, denn die Erinnerungen taten noch zu weh.

Ich blieb noch lange hier im Regen sitzen und dachte über alles nach, was geschehen war und was jetzt sein würde.


> Jennifer, komm jetzt es wird Zeit, ich bring dich nach Hause<, sagte Clara. Es war schon dunkel, als ich nach “Hause” kam. Paul und Penny stritten sich schon wieder, bäh, da wurden ihre Töchter gerade beerdigt und sie hatten nichts Besseres zu tu als sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
Ich fuhr mit dem Rollstuhl ohne auch nur ein Wort zu sagen in mein Zimmer und machte Musik an. Ich legte mich erschöpft auf mein Bett.

Ich musste irgendwann eingeschlafen sein, denn ich wurde von einem lauten Scheppern wach, kurz darauf folgte das, mir nur allzu bekannte, Geräusch eines auf dem Boden aufprallenden Körpers. So schnell ich nur konnte stieg ich aus dem Bett, ich ignorierte den Schmerz in meinem rechten Knie und meinen Rollstuhl ebenfalls und rannte in die Küche. Mum lag gerade auf dem Boden. Aus lauter Verzweiflung, brüllte ich, dass sie aufhören sollen, aber stattdessen bekam ich nur einen heftigen Schlag ins Gesicht und taumelte zurück, darauf folgte noch einer und noch einer, er hörte einfach nicht auf und Mum bewegte sich auch nicht mehr. Ich musste zu ihr, ich musste ihr helfen- dann wurde alles schwarz und verschluckte mich, ich war ohnmächtig.

Plötzlich war alles so heiß und stickig. Überall war Rauch. Feuer!!
Mum lag auch noch da, aber bewegte sich nicht mehr und dieser Bastad war weg! Ich musste uns hier raus bringen, ansonsten würden wir hier beide verbrennen. Ich konnte kaum etwas sehen und musste mich wirklich beeilen, bevor wir eingeschlossen waren. Ich packte Mum unter den Armen und zog sie vorsichtig hinaus.
Krack!
Vor mir landete ein brennender Balken und versperrte mir den Weg. Zum Glück war da eine Lücke, wo ich durch konnte. Ich schaffte es gerade noch so Mum darunter durchzuziehen, bevor noch ein Balken von oben herunter stürzte. Es war nun nicht mehr weit bis zur Haustür, aber mir kam es immer noch meilenweit vor.
Plötzlich hörte ich jemanden rufen, zuerst dachte ich es wäre wieder Paul, aber dann merkte ich, dass es die Feuerwehr sein musste.> Hier bin ich, Hilfe<, rief ich.

Endlich draußen.> Mum, Mum, ist alles in Ordnung? <, fragte ich besorgt, aber ich bekam keine Antwort. Es war stockfinster. > Kann mir jemand sagen, was mit meiner Mutter los ist? <, fragte ich verzweifelt.> Miss, sie hat es nicht geschafft, sie ist tot<, berichtete mir der Notarzt.
Nein, nicht schon wieder, nein!


>Oh, Sie sind aber schnell wieder da, oder Miss Johnson? <, zog mich der Arzt auf.> So mal sehen, sie haben diesmal eine leichte Rauchvergiftung, tiefe Schnittwunden, eine Gehirnerschütterung und einige Verbrennungen zweiten Grades. Sieht so aus als müssten Sie noch eine Weile bei uns bleiben. <, prognostizierte Dr. Brown.
In der Tat fühlte ich mich diesmal noch schlimmer als das letzte Mal. Ich hatte schlimmere Verletzungen und meine Lunge fühlte sich an als würde sie immer noch in Flammen stehen, mein Knie pochte noch mehr. Hinzu kam nun auch noch die Gewissheit, dass mein eigener Vater meine Mutter umgebracht hatte und dass ich anscheinend nur Glück hatte, sonst wäre ich auch tot gewesen. Konnte es denn noch schlimmer werden?

Die Tür ging auf und Dr. Brown und eine Frau betraten den Raum. Kann ich denn nicht einmal fünf Minuten alleine sein? Ist das so viel verlangt?> Jennifer, die Dame hier ist vom Jugendamt und hat dir etwas zu sagen<, meinte der Arzt. Na toll, jetzt komm ich auch noch in eines dieser Kinderheime unter, super! Der Albtraum geht weiter! > Guten Tag, Jennifer, mein Name ist Mrs. Cole, ich arbeite beim Jugendamt und bin gekommen um dir etwas mitzuteilen. <, sagte sie mir in einem höflichen Ton, allerdings so, als würde sie mit einem Kleinkind sprechen oder mit einem Geistesgestörten. War ich das denn? Geistesgestört? Nein, ich hatte zwar innerhalb weniger Tage meine komplette Familie verloren, aber das hieß nicht, dass ich verrückt war! Sie erzählte noch etwas von den Paulsons und meine Eltern und Adoption und so, aber ich hörte nicht richtig zu, stattdessen fragte ich > Und wo werde ich nun untergebracht, in welches Heim meine ich? < Sie lächelte leicht und antwortete > Nein, du kannst zu deiner Großmutter ziehen, wenn du möchtest. Sie würde sich sehr freuen. Also was meinst du? < Großmutter? Ich verstand die Welt nicht mehr! > Ich habe keine Großeltern mehr, Sie müssen mich entweder mit jemand anderen verwechselt haben oder so, aber ich weiß, dass ich keine Großeltern mehr habe! <, beteuerte ich verwirrt.> Nein, Jennifer, die Paulsons sind nicht eure Eltern, sie haben euch nur adoptiert.Eure wahren Eltern starben 1995 bei einem Autounfall. Deine Großmutter lebt in Forks und freut sich wirklich dich kennenzulernen. <, wiederholte sie, alles Wort für Wort, als wäre ich wirklich nicht mehr ganz dicht!> Wie bitte adoptiert? <, erwiderte ich total verwirrt. <Und wer waren unsere Eltern? < > Peter und Prue Johnson <, antwortete Mrs. Cole.
> Aber wieso wurden wir gleich nach unserer Geburt adoptiert? Wieso haben unsere Eltern uns nicht behalten? <, fragte ich weiter. > Tut mir Leid, das kann ich dir leider nicht sagen, ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass sie euch sicherlich sehr geliebt haben! <, erwiderte sie.
Klar, deswegen haben sie es ja auch getan, aus Liebe zu ihren kleinen Töchtern, um ihnen zu zeigen wie hart, brutal und unfair das Leben doch sein konnte!
Ganz sicher!


Neues, altes Leben!?!

Forks, nicht gerade die riesen Metropole, aber immerhin ca. 3000 Einwohner und trotz der wenigen Sonnenstrahlen, ist es nicht schlecht hier. Die Landschaft ist wunderschön.
Hier gehörte ich also hin!

Grandma wohnte in einem schönen, großen Haus mit einem sehr großen Garten. Ich war schon sehr aufgeregt. Man traf ja nicht jeden Tag seine Großmutter zum ersten Mal.


Gran machte mir die Tür auf, da war sie also, meine Großmutter. Sie war schon sehr alt, hatte kurze, lockige graue Haare, strahlende blaue Augen und war nicht sehr groß, schien aber trotz allem noch ziemlich fitt zu sein.
> Hallo, du bist also Jennifer, komm doch erst Mal rein. <, begrüßte sie mich herzlich. Ich fühlte mich gleich sehr wohl in ihrer Gegenwart und hatte das Gefühl, dass ich endlich daheim angekommen war.

> Du bist sicherlich hungrig von der langen Fahrt, oder? <, fragte sie. > Ja, etwas. <, erwiderte ich.
Mhm, lecker ihre Kartoffelsuppe war einfach spitze!! > So jetzt esse erst ein Mal schön und erzähl, was passiert ist. <, forderte sie mich auf.> Also, wir dachten immer die Paulsons wären unsere echten Eltern gewesen, auch wenn sie uns ignoriert haben und nichts für uns getan haben. Wir mussten uns selbst versorgen, also einkaufen, arbeiten um Geld zu verdienen, putzen, kochen, waschen und natürlich zu Schule gehen, wenn wir mal nicht gespurt haben oder so, wurden wir geschlagen und noch mehr down gemacht und als wäre das nicht genug, schlugen die sich auch noch gegenseitig die Köpfe ein. Wir sind dann immer nach Sun View zu Clara und Alex geflohen. Sie betreiben eine Farm und wir reiten dort schon sehr lange. Es war unser zu Hause, könnte man sagen.
So ging das schon sehr lange, die Schule war uns sehr wichtig und fiel uns zum Glück auch nicht schwer. Alles war so einigermaßen in Ordnung, wir kamen zu Recht, bis vor zwei Wochen. Bei einem Turnier haben die Pferde auf einmal gescheut und wir fielen runter, Jinny und Mary waren sofort tot. Vier Tage später ist dann Paul ausgerastet und hat Penny und mich erst verprügelt und dann auch noch die Wohnung angezündet und na ja den Rest weißt du ja. <, schloss ich.
>Aber Kind, wieso habt ihr nie die Polizei eingeschaltet, als ihr noch konntet? <, fragte Gran.
> Weil wir Angst hatten, Angst, dass wie weg müssten und unsere Eltern nicht mehr sehen könnten, zu mindestens bekamen wir das immer vorgehalten und das wollten wir nicht. <, erwiderte ich.

Nach dem ausführlichen Gespräch zeigte Gran mir mein Zimmer. Es war schön und groß, so wie das ganze Haus. Ich hatte zwei Fenster. An der Wand gegenüber der Tür stand mein Bett, rechts neben der Tür ein schöner, alter, großer Schreibtisch, fast schon antik. Auf dem Schreibtisch stand ein Laptop. Links von der Tür standen ein großer Schrank aus Kirschholz und daneben ein riesiges Regal, das den ganzen freien Platz dieser Wand nahm. Neben dem Bett ( vor dem Fenster, neben dem Regal ) stand ein schöner, alter Schaukelstuhl.
Ich fühlte mich hier sehr wohl.> Man sagte mir, dass du so gut wie nichts mehr hast, deswegen habe ich mir erlaubt dir diese Sachen zu kaufen. <, erklärte Gran. . Vor lauter Überwältigung, konnte ich überhaupt nichts sagen, ich staunte einfach nur.
“Danke, Gram….”, stotterte ich sprachlos. “ Ich lass dich erst mal alleine, du bist sicher müde”, meinte Gram rücksichtsvoll.
Ich setze mich in den Schaukelstuhl und schloss die Augen, es stimmte ich war sehr erschöpft, war mir allerdings nicht sicher , ob ich wirklich schlafen konnte oder wollte. Ich wollte nicht, dass diese Träume wieder zurückkommen, die ich in letzter Zeit öfter hatte.
Ich konnte nicht sagen, ob es ein Albtraum war oder ein schöne Traum, es schien etwas dazwischen zu sein.
Es war immer der selbe Traum, ich sah eine Gestalt, ziemlich undeutlich, doch mit der Zeit wurde diese Gestalt immer deutlicher. Sie war groß und stand am Rande eines Steinbruches mitten in einem Wald, weiter nichts sie stand einfach nur da, sprach keinen Ton und bewegte sich nicht und ich konnte auch nicht auf sie zugehen.

Ich weiß nicht, wie lange ich da saß und aus dem Fenster gestarrt habe, es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, plötzlich klopfte es am der Tür und Gram kam herein.
“ Hast du Hunger, Liebes?”, fragte sie. “ Nein, noch nicht”, antwortete ich. “ Ich denke ich gehe jetzt ins Bett.”
“Ist gut, schlaf dich schön aus. Morgen ist auch noch ein Tag.” Meinte sie liebevoll und ging wieder raus.


Am nächsten Tag erwachte ich sehr früh. Ich stieg auf und duschte mich erst mal und als ich den Kleiderschrank aufmachte, um mir frische Sachen rauszuholen, sah ich, dass der Schrank leer war, bis auf einen Briefumschlag.
Ich öffnete den Briefumschlag und bemerkte, dass dort über 500$ drin sein mussten.
Vor lauter Staunen bekam ich fast eine Mundsperre.
Ich hörte unten Gran rumwerkeln und stolperte im Bademantel und immer noch staunend hinunter in die Küche.
Gran sah mich, lächelte und sagte:” Guten Morgen, so früh schon wach? Hast du gut geschlafen?” Ich war sprachlos und konnte nur nicken. Dies merkte sie sofort und meinte:” Oh, schön du hast also den Umschlag gefunden, ich dachte mir es ist besser, wenn du dir deine Klamotten selbst aussuchst, ich weiß ja nicht was ihr jungen Leute heutzutage so tragt.
Wenn du willst kannst du heute ja mal nach Port Angeles fahren, da gibt es gute Geschäfte.”
“Ähm, klar , danke erst mal, aber meinst du nicht ,dass das ein bisschen zu viel ist? Also ich meine, 500$ das ist verdammt viel!” Stammelte ich vor mich hin und dann viel mir noch ein kleines Problem auf, ich hatte ja kein Auto! Führerschein ja, aber Auto nein!
“Port Angeles? Gibt es hier keine guten Geschäfte? Denn ich habe doch keinen fahrbaren Untersatz, Gran.” Erklärte ich ihr.
Sie stand plötzlich auf und forderte mich auf ihr zu folgen. Wieder einmal verdutzt, folgte ich ihr hinaus. Es nieselte leicht. Sie ging geradewegs auf die Garage zu, öffnete sie und präsentierte mir einen kleinen älteren Ford. Er hatte einen weißen Lack und trotz des ’Alters’ sah er noch sehr gut aus.
“Er gehörte deinem Vater und ich dachte mir, dass du ein Auto brauchst, also habe ich es zurecht machen lassen.”
Ich wusste nicht was ich sagen sollte und fiel ihr in die Arme.
“Danke, Gran, danke für alles!”
“Ist schon gut, Kleines”, antwortete sie und erwiderte die Umarmung.

Nach dem Frühstück fuhr ich los und kam gegen 12 Uhr in Port Angeles an.
Ich stellte das Auto in einem Parkhaus ab und nach etwa 15 Minuten Fußweg sah ich einen Laden, der vielversprechend aussah.
Ich ging rein und schaute mich erst mal ein bisschen um.
Ich probierte hier und dort ein paar Hosen und T-Shirts an. Da ich ja nun wirklich nichts mehr hatte, kaufte ich gleich mehrere Klamotten.
Dann entschloss ich mich auch noch ein paar Schuhe zu kaufen.

Langsam wurde ich hungrig und ich bestellte mir einen Burger und ne große Cola bei Pit’s Burger Paradise.
Ich sah eine Gruppe Jugendlicher und sehnte mich nach meinen Freunden, die ich lange nicht mehr gesehen habe. Ich war total in meine eigenen Gedanken vertieft, als ich plötzlich etwas hörte:” Sie ist hübsch, ob ich sie vielleicht rumkriege? Wäre gut, ich hatte nun lange kein Spaß mehr und Hunger habe ich auch. Diesen Fraß hier kann man ja nicht essen! Bäh!”
Ich sah mich unauffällig um, ich wollte wissen woher diese Stimme kam und wer gemeint war. Ich weiß nicht wieso, aber ich hatte ein ungutes Gefühl und wollte so schnell wie möglich einfach nur zurück nach Hause.
Also zahlte ich schnell und machte mich auf die Socken.

Auf der Heimfahrt dachte ich weiter über diese Stimme nach und hoffte, dass es diesem Mädchen oder dieser Frau gut ging.
Doch ich wurde dieses bedrohende Gefühl nicht los.
Als ich endlich wieder daheim war, lag ein Zettel auf dem Tisch.
‘Ich bin mit ein paar Freundinnen Kaffee trinken. Bin bald wieder zurück.
Liebe Grüße Gram.’
Ich ging hoch in mein Zimmer und stellte die Taschen neben hin, plötzlich bemerkte ich, dass ich noch ein paar Sachen für die Schule brauchte, die am Montag bekann.
Ich schnappte mir mein Portemonnaie und lief in die Stadt.
Ich fand den Schreibwarenladen schnell und kaufte das Nötigste.
Ich kam dabei auf die Idee die Stadt und die Umgebung ein bisschen zu erkunden und brachte die gekauften Sachen heim , stellte sie in der Küche ab und schrieb auch ein Zettel: ’Hi Gram, bin in Forks unterwegs, bleib nicht zu lange weg. Bis nachher, liebe Grüße, Jenny.’


Ich lief die Straße entlang, in der wir wohnten. Irgendwann kam ich an einer Kirche vorbei und hinter der Kirche war ein Friedhof. Ich wurde förmlich davon angezogen und musste da einfach hin.
Ich suchte nach Peter und Prue Johnson, irgendwo mussten sie ja liegen.
Und tatsächlich nach ein paar Minuten stieß ich auf ein schönes, großes Doppelgrab.
Darauf waren Vergissmeinnicht und kleine Rosenbüsche gepflanzt und mitten auf dem Grab lag ein großes , versteinertes Buch. Es war aufgeschlagen und lud zum Lesen ein.
In großen Lettern stand dort geschrieben:

‘HIER RUHEN IN FREIDEN

PETER JOHNSON
*14.09.1960
+15.10.1990

PRUEDENCE JOHNSON’
*12.03.1961
+15.10.1990

Ich kniete mich vor dem Grab hin und begann zu weinen, ich weiß nicht warum aber auf einmal, wurde der Schmerz noch schlimme und ich wünschte mir, ich hätte meine Eltern gekannt und dass meine Schwestern jetzt auch hier wären. Ich vermisste die beiden so sehr.
Ich hielt es hier nicht mehr aus und musste weg, einfach nur weg. Hinter dem Friedhof schloss sich ein Wald an, ich rannte geradewegs hinein. Ich rannte und rannte und ignorierte die Schmerzen in meinem rechten Knie und in meinen Lungen.
Ich achtete auf nichts und niemanden, noch nicht mal auf die Richtung, in die ich lief.
Nach ein paar Minuten, so kam es mir vor, wurde der Wald lichter und ich kam auf eine kleine Straße.
Ich wusste nun wirklich nicht mehr wo ich war und auch nicht wie spät es war.
Es wurde langsam dämmrig und es begann zu nieseln.
Ich entschied mich dafür, einfach die Straße entlang zu laufen, irgendwo würde sie schon hinführen.
Und tatsächlich ich kam an einem wunderschönen großen Haus vorbei. Es war sehr hell, da es mehr Fenster als Wände besaß.
Ich fragte mich wer hier wohnte und hatte wieder ein bedrohliches Gefühl, als dürfte ich hier nicht sein, also ging ich schnell vorbei und folgte der Straße.
Plötzlich kam ein Auto um die Kurve gerast und hätte mich beinahe erwischt.
Und wieder hörte ich eine Stimme, aber eine andere, als würde jemand etwas laut sagen.’ Wer läuft denn hier lang? Hat uns jemand besucht? Nein, das Mädchen kenn ich,……’
Weiter konnte ich nichts verstehen, weil das Auto schon wieder weg war.
Es war alles merkwürdig und ich wollte hier weg.

Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, als ich endlich wieder in Grams Straße ankam.
“Ich bin wieder da.”, rief ich. Allerdings bekam ich keine Antwort, Gram musste also noch unterwegs sein. Und ich beschloss schon mal das Abendessen zu machen.
Ich wärmte die Suppe von gestern auf und schnitt ein paar Scheiben Brot und stellte Wurst und Käse auf den Tisch. Als die Suppe heiß war, stellte ich sie auf Sparflamme, damit sie nicht wieder kalt wurde.
Dann ging ich ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Es lief nichts Besonders.


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Tag der Veröffentlichung: 22.11.2009

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