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Aus purem Zufall lass ich meine Mathelehrerin in Dampf aufgehen

Ich heiße Helena Darkson.
Ich bin 15 Jahre alt. Bis vor ein paar Monaten habe ich die Yancy Academy besucht, ein Internat für Problemkinder, das in der Nähe von New York liegt.
Bin ich ein Problemkind?
Ja. Das kann man so sagen.
Ich könnte an jedem Punkt meines kurzen, elenden Lebens anfangen, um das zu beweisen,
aber richtig schlimm wurde alles erst im vergangenen März, als wir eine Klassenfahrt nach Manhatten gemacht haben - zweiunddreißig verrückte Kids und drei Lehrer in einem gelben Schulbus, unterwegs zum Metrpolitan Museum of Art, um sich antiken griechischen und römichen Kram anzusehen.
Ich weiß es klingt wie pure Folter. Die meisten Schulausflüge von Yancy waren pure Folter.
Aber diese Fahrt wurde von Mr. D geleitet, unserem Lateinlehrer und da hab ich mir doch Hoffnungen gemacht.
Eigentlich sollte mich solcher Kram interessieren, immerhin war meine Mutter die Tochter der Athene.
Ich weiß ihr denkt das die Götter nur ein Mythos seien.
Aber sie existieren wirklich.
Meine mom ist gestorben als ich gerade mal fünf jahre alt war.
Sie hat immer so schöne Geschichten über die Götter und die Halbgötter erzählt,
wie mächtig und Stark sie doch seien.
Vor genau zehn Jahren wurde meine mom prutal ermordet. Ich sag euch das war eine ziemlich harte zeit für mich.
Zum Glück hat sie mir nie verheimlicht wer sie wirklich ist und das ich Götterblut in mir trage.
Ich sag euch als ich es erfahren dachte ich die Welt steht still.
Wer mein Vater ist weiß ich nicht, sie hat nie über ihn gesprochen, er muss sie wohl sehr verletzt haben.
Und auch ehrlich gesagt interessiert es mich nicht wer er ist und ob er noch lebt.
Aber nun wieder zurück in die wirkliche Welt.
Mr. D war ein Mann im mittleren Alter, hat wässrige Augen und schwarze locken, dass sie fast lila waren.
Er ist klein und pummelig.
Eigentlich würde man ihn gar nicht für cool halten, aber erzählte Geschichten und Witze und ließ uns im Unterricht spiele machen.
Und er hatte eine sehr große und umwerfende Sammlung von römischen Rüstungen und Waffen, deshalb war er der einzige Lehrer, bei dem ich im Unterricht nicht eingeschlafen bin. Ich hoffte also, dass dieser Ausflug ganz nett sein würde.
Zumindest hoffte ich, dass ich ausnahmsweise einmal keinen Ärger kriegen würde.
O Mann, da lag ich aber so was von schief!
Bei Klassenfahrten habe ich einfach immer Pech. Wie damals, als wir das Schlachtfeld von Saratoga besucht haben. Da passierte dieses Unglück mit der Kanone aus dem Unabhängigkeitskrieg. Ich hatte natürlich nicht auf den Schulbus gezielt, aber von der Schule gefeuert wurde ich trotzdem. Und auf der Schule davor hab ich, als wir im Haifischpark hinter die Kulissen schauen sollten, auf dem Steg aus versehen den falschen Hebel berührt und die ganze Klasse musste unerwartet schwimmen gehen. Und auf der Schule davor … naja, ihr wisst schon, was ich meine.
Auf diesem Ausflug sollte also alles gut gehen, dazu war ich fest entschlossen.
Während der ganzen Fahrt in die Stadt sah ich tatenlos zu, wie Sarah Drosel, die blonde, sommersprossige Kleptomanin, meinem besten Freund Castor immerzu Schokoladenstückchen an den Kopf warf.
Castor war ein leichtes Opfer. Er war schwächlich. Er weinte wenn etwas schief ging und dazu war er noch behindert. Er hatte es schriftlich das er bis lebensende vom Sportunterricht befreit war, weil er eine Art Muskelkrankheit in seinen Beinen hatte. Er hatte einen komischen Gang, jeder Schritt schien im wehzutun.
Jedenfalls beschmiss Sarah Drosel ihm mit Schoko stückchen, die in seinen braunen Locken kleben blieben und sie wusste, das ich ihr nichts tun würde, weil ich ohnehin auf Bewährung war. Der Rektor hatte mir mit sofortigen rausschmiss gedroht, wenn auf diesem Schulausflug irgentetwas Schlimmes, peinliches oder Amüsantes passieren würde.
>Ich bring sie um< murmelte ich.
Castor versuchte mich zu beruhigen > Ist schon gut. Ich ess gern Schokolade.
Er wich einem weiterem stückchen von Sarahs Schokolade aus.
>Das reicht.< ich wollte aufstehen, aber castor hielt mich zurück.
>Du bist auf Bewährung<, mahnte er.
Im Nachhinein wünschte ich, ich hätte Sarah Drosel an Ort und Stelle eine reingemeisselt. Von der Schule zu fliegen wäre gar nicht so schlimm gewesen immerhin kannte ich mich mit so was aus.

Mr. D. führte uns durch da Museum.
Und lief vor uns hin und her durch weitee Galerien mit lautem Echo, vorbei an Marmorstatuen und Glaskästen voller uralter schwarzer und Orangfarbener Töpfersachen.
Ich konnte nicht fassen , dass dieser Kram zwei-oder dreitausend Jahre überlebt hatte.

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Tag der Veröffentlichung: 31.03.2011

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