Fragt ihr euch eigentlich auch manchmal ob es noch ein anderes Leben außer das hier unten auf der Erde gibt? Ein Leben in einer anderen Welt, im Himmel oder in der Unterwelt? Also ich nicht bis zu einem Zeitpunkt in meinem Leben, den ich lieber streichen würde. Alles fing mit einem eigentlich ganz normalen Montag nach den großen Sommerferien an. Michelle, meine beste Freundin, war mir gerade drauf und dran mir zu erzählen was für heiße Typen sie im Urlaub kennengelernt hatte und das der eine sogar noch in den Ferien hier hergezogen war und nun auf unsere Schule ging. „Heißt das jetzt du bist fest mit ihm zusammen“, fragte ich sie aufgeregt.
„Nein das würde ich nicht sagen, aber ich denke mal in ein paar Wochen hab ich ihn“, sagte sie vollkommen selbstbewusst, obwohl ich wusste was bei ihren Ich-kläre-mir-einen-heißen-Typen-Plänen heraus kam, die Jungs hatten sie nur ausgenutzt oder sie sofort abblitzen lassen und sie stand am Ende verletzt da.
„Oh mein Gott da ist er“, kreischte sie und lief los. Entsetzt schaute ich ihr nach bis mein Blick auf diesem geheimnisvollen Typen traf. Normalerweise wusste ich wie die Typen die sich Michelle aussuchte und die sie als „heiß“ bezeichnete aussehen, meistens hatten sie einen ganz normalen Körper, ein hübsches Gesicht und blonde Haare. Doch dieser Junge war ganz und gar nicht ihr Typ. Er hatte einen unglaublich attraktiven, muskulösen Körper, braunes, kurzes Haar und ein hübsches Gesicht mit geheimnisvollen, markanten Zügen. Er sah wirklich zum anbeißen aus und ich wurde fast neidisch auf Michelle. Seine dunkelbraunen Augen funkelten mich an als ich mich neben Michelle stellte und ihm die Hand entgegenstreckte. „Ich bin Jessica, aber du kannst mich auch einfach nur Jess nennen“, sagte ich und wurde leicht rot als er meine Hand nahm.
„Ich bin Jake. Freut mich dich kennenzulernen“, sagte er und gab mir einen sanften Kuss auf meinen Handrücken.
„Okey Leute wir wollen es ja nicht direkt am ersten Tag übertreiben also wie wäre es wenn du jetzt mal in deinen Unterricht gehst und ich ihn zur Direktorin begleite und ihm anschließend die Schule zeige?“, wandte Michelle hektisch ein und drängte sich zwischen uns.
„Aber..“, wollte ich protestieren, doch Michelle warf mir einen flehenden Blick zu und ich verstand, „Ja klar, wir sehen uns dann in der Pause“, sagte ich und ging in meinen Unterricht.
Als die ersehnte Glocke nach der Doppelstunde Mathe ertönte lief ich eilig aus dem Klassenraum heraus auf den Schulhof zur Tischtennisplatte, dort trafen wir Freundinnen uns immer.
„Hey Lish, hast du Michelle gesehen?“, fragte ich meine Freundin Alisha und sie deutete auf zwei Personen die etwas abseits von uns auf einem Stein saßen.
„Mein Gott die wechselt ihre Typen echt wie ihre Unterhosen“, sagte Lish.
„Jetzt rede nicht so über sie, sie sucht nur den Richtigen und ich glaube mit ihm meint sie das wirklich ernst“, verteidigte ich sie.
„Ja das kann sein, es war ja auch nicht böse gemeint“, Lish und ich beobachteten die zwei eine Weile, bis Jake plötzlich zu uns herüber sah und aufstand. Er kam genau auf mich zu und betete für ihn, dass er jetzt an mir vorbei ging, vergeblich.
„Hey Jess“, sagte er mit seiner zarten Stimme in die man sich auf der Stelle hätte verlieben können.
„Hey“, sagte ich schüchtern und blinzelte ihn an, da mir die Sonne hinter ihm genau in Gesicht strahlte. Auch Michelle kam nun zu uns und stellte sich mit verschränkten Armen hinter ihn. Auch ihr Gesicht konnte ich nicht erkennen, doch ich wusste ganz genau sie hatten solch einen Blick drauf wie als wollte sie mir sagen : „ Lass die Finger von meinem Typen!“
„Ähm ja also ich muss noch was erledigen, wir sehen uns im Unterricht Leute“, sagte ich schnell und verschwand.
Später dann saß ich schon an meinem Platz als Alisha, Michelle, Melanie und Jake in die Klasse herein kamen. Deutsch war der einzige Kurs den ich mit allen meinen Freundinnen hatte und nun war wohl jemand neues zu uns gestoßen. Jake blieb vorne an der Tafel erst einmal stehen und wartete auf unseren Lehrer. Als Mister Schneider in die Klasse trat deutete er nach einem kurzweiligem Gespräch auf den freien Platz neben mir. Wir vier saßen in der hintersten Reihe und in dieser gab es leider nur fünf Plätze und der fünfte freie Platz war leider auch der einzige freie Platz. Michelle warf mir einen zornigen, eifersüchtigen Blick zu und ich versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren. „Hey, hast du heute schon was vor?“, fragte Jake mich ganz plötzlich obwohl er die Stunde noch nicht ein Wort mit mir gewechselt hatte.
„Ähm ja, also nein ich weiß es nicht“, stotterte ich etwas nervös. Nicht nervös, da ich nicht wusste wie man mit einem Jungen und solch einer Situation umging, sondern daher, dass meine beste Freundin auf diesen Typen stand.
„Du könntest mir ja ein bisschen die Stadt zeigen wenn du Lust hast“, sagte er.
Zu meinem Glück klingelte es, „Nein tut mir leid, ich habe doch keine Zeit“, sagte ich schnell und verschwand so schnell es ging aus dem Klassenraum.
„Jess!“, rief jemand hinter mir als ich in Richtung des Schultores ging.
„Jess wieso warst du so schnell weg, wir haben doch jetzt zusammen eine Freistunde“, sagte Lish und ging nun neben mir her. Ich starrte nur auf den Boden.
„Was ist los? Geht es um Jake?“, fragte sie einfühlsam und schaute mich an.
Ich blieb abrupt stehen, „Wie kommst du auf Jake?“, fragte ich sie entsetzt.
„Das ist dir ja mal so was von anzumerken, dass du auf ihn stehst“, sagte sie und lachte.
„Nein! Das tue ich nicht, Michelle will doch etwas von ihm“, rief ich zickig und ging weiter.
„Nur weil Michelle jetzt was von ihm will heißt das du stehst nicht auf ihn?“, sagte sie als sie mich wieder eingeholt hatte.
„Man Lish , er ist verdammt heiß okey, aber darüber darf ich nicht einmal nachdenken. Michelle würde mich umbringen“.
„Jess, du kennst Michelle entweder sie kriegt die Typen und lässt sie dann links liegen, oder die Typen lassen sie abblitzen, sie ist zwei Tage enttäuscht und dann hat sie direkt den nächsten am Start“, erklärte sie mir und schaute mich an.
„Ich kenne ihn doch gerade mal ein paar Stunden und sie kennt ihn seit...“ , Lish unterbrach mich, „Ja genau du kennst ihr erst seit ein paar Stunden und er raubt dir jetzt schon den Verstand, also rede mit Michelle und schnappe ihn dir!“.
Lish ging einfach weiter ohne auf mich zu warten.
„Warte auf mich Lish“, schrie ich.
„Na na, du gehst jetzt zu Michelle!“, rief sie zurück und verschwand hinter einer Ecke.
Ich lies mir alles noch einmal durch den Kopf gehen, sollte ich es ihr wirklich sagen? Sollte ich Michelle den Typen ausspannen? Wie wird sie reagieren? Was sollte ich sagen? Ich drehte mich um und wollte gerade wieder in Richtung Schule gehen, da stand plötzlich Jake vor mir.
„Na du“, sagte er und lächelte mich an. Sein Lächeln war so überwältigend, ich bekam zu erst kein Wort mehr heraus.
„Ähm, Hey“.
„Hast du jetzt eine Freistunde? Ich nämlich auch, dann könnten wir meinen Plan, dass du mir die Stadt zeigst auf jetzt verschieben“, sagte er und schaute mich mit seinen Bambi-braunen Augen an.
„Ja okey, dann komm“, rutschte es mir raus und ich wäre am liebsten im Boden versunken. Wie sollte ich das Michelle erklären wenn sie mitbekäme, dass ich mit ihrem Jungen unterwegs war.
Aber da musste ich jetzt durch, wir machten uns auf den Weg in das Zentrum der Stadt und ich zeigte ihm ein paar gute Läden und Plätze, den wundervollen See in Mitten der Stadt und eine unserer Stammbars. Auf einmal eine Nachricht„Jess, wo bist du? Eigentlich solltest du schon wieder hier sein, aber das musst du jetzt auch nicht mehr, die ganze Schule bekommt frei, da im Chemietrakt irgendwie die Decken herunter gekommen sind. Echt krasse Sache, aber keiner ist verletzt. Melde dich, ich bin nicht sauer auf dich, ich mache mir Sorgen. Michelle“. Wahrscheinlich hätte ich ihr zurück schreiben sollen, aber in diesem Moment hatte ich einfach nicht nachgedacht.
„Die Schule ist zusammengekracht, wir haben frei“, sagte ich und er schaute mich verwirrt an. Ich musste lachen, „Also nicht die ganze Schule, aber irgendwas im Chemietrakt ist zusammengebrochen , deswegen wurde alles evakuiert“.
„Oh man das ist ja krass, aber das heißt mehr Zeit für uns nicht wahr?“
Ich setzte mein schönstes Lächeln auf.
„Wollen wir noch ein Eis essen gehen? Ich lade dich ein“, fragte er und ich nickte.
Wir saßen in meinem Lieblingscafe an dem großen See in der Stadtmitte.
„Der Vormittag hat echt Spaß gemacht mit dir“, sagte ich und schaute ihm tief in die Augen.
„Ja das finde ich auch“.
„Aber sag mal was ist denn da mit Michelle und dir?“, fragte ich.
„Ich wusste das du das irgendwann fragen würdest“, und er klang so als würde es ihn erleichtern, „Sieh mal, wir haben uns im Urlaub kennengelernt, sie ist echt nett und ich mag sie, aber leider nur als Kumpel“, erklärte er mir.
„Ja sie sieht das wohl etwas anders“.
„Und das weiß ich auch, aber ich komme einfach nicht dazu ihr zu sagen, dass das zwischen uns beiden nichts wird“.
„Weißt du normalerweise nimmt sie den nächst besten Typen, aber ich glaube mit dir meint sie es ernst, deswegen werde ich jetzt nach Hause gehen und das hier hat nie stattgefunden“, sagte ich und stand auf. Völlig geschockt starrte er mich an, „Aber Jess!“
„Nein, es tut mir leid Jake“, sagte ich und machte mich auf den Weg. Er kam mir nicht nach, es machte mich traurig, aber ich war andererseits auch erleichtert.
Texte: Mine
Tag der Veröffentlichung: 29.09.2012
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