„Julia! Ich bin mit meinen Freundinnen im Wellness Salon, kümmerst du dich bitte um Janine, sie liegt oben und schläft“, rief meine Mutter und kurz danach knallte die Tür hinter ihr zu. Ein Tag wie jeder andere, mein Bruder Ron und mein Vater Bruce arbeiteten, meine Mutter Layla ging mit ihren Freundinnen aus und ich saß zu Hause herum und durfte auf meine Schwester aufpassen. Wir schreiben das Jahr 2099, zusammen mit meiner Familie wohne ich, Julia McSean, auf einer kleinen Insel der zweiten Welt. Zalonika ist eine der vielen Inseln im Mittelmeer, zweite Welt werden diese Inseln genannt, da alle Rohstoffe vorhanden sind die wir zum Leben benötigen. Seit dem Jahr 2015, in dem die Inseln entdeckt wurden, haben sich die Menschen hier einige Städte und Dörfer aufgebaut, in denen es sich sehr gut leben lässt. Die Inseln sind nicht besonders groß, daher kennt man sich untereinander sehr gut, und auch die anderen Inseln sind nicht weit entfernt, sodass man sie mit einem kleinen Boot in einigen Minuten erreichen konnte. Immer wieder werde ich von Touristen gefragt, ob ich das Leben auf Festland nicht vermisse, doch wieso sollte ich etwas vermissen, was ich gar nicht kenne. Meine Familie ist auf diesen Inseln aufgewachsen und auch ich werde es tun, mir gefällt mein Leben, hier habe ich alles was ich brauche, meine Freundinnen, meine Familie, Strand vor der Tür und tolles Wetter. Die Temperaturen sind das ganze Jahr lang angenehm warm, die Winter sind etwas milder und die Sommer etwas heißer, doch es ist letztendlich perfekt. Ich liebe mein Leben, ich bin beliebt, man kennt mich auf fast allen Inseln, mein Aussehen ist perfekt und mein Charakter ist dazu auch noch nicht einmal so schlecht. Im Gegenteil, ich bin keine Zicke, kein Geldgieriges, arrogantes Miststück was seine Freundinnen hintergeht und nicht weiß wie man mit anderen Leuten umgeht, sondern ein freundliches und warmherziges Mädchen, welches sein Leben geniest auch ohne anderen Leuten weh zu tun. Ich will nicht eingebildet klingen, durch mein Aussehen sind die Leute auf mich aufmerksam geworden, doch erst durch meinen Charakter haben die Leute mich mögen gelernt und darauf bin ich stolz.
„Na du“, sagte ich zu meiner Freundin, als sie geradewegs in die offene Küche herein spaziert kam und sich ein Glas Orangensaft nahm. Erschrocken zuckte sie zusammen. „Mein Gott hast du mich erschrocken! Was machst du denn schon hier, musst du nicht in der Schule sein?“, fragte Crystel mich. Crystel ist meine beste Freundin, sie und ich kennen uns schon seit unserer jüngsten Kindheit, wir sind praktisch zur gleichen Zeit geboren worden. Sie ist wie eine Schwester für mich, besitzt auch einen Schlüssel zu meinem Haus und meistens werde ich schon von ihr empfangen wenn ich von der Schule nach Hause komme. „Ach“, sagte ich und räkelte mich auf der Couch im Wohnzimmer, „Unsere Chemielehrerin ist doch schwanger, also haben wir die letzten beiden Stunden frei bekommen“.
„Und dann hängst du hier noch herum? Hallo? Aufstehen! Du hast noch Freizeit, also los“, sagte sie und zerrte mich von der Couch.
„Fehlanzeige! Mom ist früher mit ihren Freundinnen abgehauen, ich muss auf Janine aufpassen“, antwortete ich, obwohl es eine Aufforderung war und lies mich zurück in die Kissen sinken.
„Na komm, sie schläft doch sowieso, wir gehen raus zum Strand, Chris und die anderen warten schon auf uns“, wieder zerrte sie an meinem Arm, doch ich zögerte. Dann aber schnappte ich mir das Babyfon und ging mit ihr durch unsere Terrassentür heraus zum Strand. Der Sand fühlte sich wie immer gut an meinen Füßen an und ich genoss für einen Moment den leichten Wind der sich an meinem Körper streifte. Für einige Sekunden schloss ich meine Augen, doch sofort zuckte ich zusammen da jemand von hinten seine Arme um mich schlang.
„Chris“, rief ich, als ich ihn erkannte und umarmte ihn. Er ist mein bester Freund, genau wie Crystel kenne ich ihn seit vielen Jahren. Genau genommen seit ich eins bin, fünfzehn Jahre haben wir zusammen die beste Zeit unseres Lebens erlebt. „Hey ihr Turteltauben, na kommt schon, wollt ihr mit ins Wasser?“, rief Jesse uns zu, der mit Crystel an seiner Seite schon bereit für das Wasser war. Chris und ich zögerten nicht lange, im laufen zog ich mir schnell meine Klamotten aus und sprang in Unterwäsche ins Meer. Turteltauben nennen uns unsere Freunde schon seit langem, wir wären das perfekte Paar, ja, doch das Problem ist, dass keiner von uns beiden etwas von dem anderen will. Wir sind Freunde, seit unserer Kindheit, und damit sind wir glücklich. Mehr ist da nicht und das ist auch gut so, ich genieße mein Single Leben, ich bin keine Schlampe die mit jedem Typen ins Bett springt, doch auf Beziehungen stehe ich trotzdem nicht so. Wozu das Leben schwer machen, wenn es doch auch ohne nervige Jungs viel einfacher geht? Wie jeden Tag hatten wir Spaß zusammen, zwar hatte ich meist erst am späten Nachmittag meine Freizeit, aufgrund meiner Schwester, doch auch Abends war noch super Wetter zum Schwimmen. Plötzlich ein Weinen. „Oh man, meine Schwester. Ich muss nach oben“, sagte ich zu Chris, der gerade dabei war mir von seiner neuen Flamme zu erzählen, „Tut mir echt leid“.
„Ist schon ok, geh“, sagte er und haute mir noch einmal auf meinen Po. Das machte er immer, ich hatte aber auch nichts dagegen. Mit nassen Füßen tappte ich durch das Wohnzimmer, die Treppe hinauf in das Zimmer meiner kleinen Schwester. „Hey meine Süße, ist da wohl jemand wach geworden“, sagte ich und nahm Janine auf den Arm. Die Zeit verging wie immer im Flug, ich fütterte sie, machte ihr schnell eine neue Windel und setzte sie auf ihre Spieldecke. Ich schaute etwas Fernseher, beobachtete Crystel wie sie mit Jesse flirtete und freute mich schon auf den Abend. Schon seit drei Jahren, seit dem Jesse auf diese Insel gezogen war, war Crystel unsterblich in ihn verliebt. Ich mochte Jesse, er war wirklich kein schlechter Mensch, doch trotzdem hatte er Crystel nicht verdient.
„Hallo Süße, ich bin zurück“, rief meine Mutter, die voll bepackt ins Wohnzimmer stolperte.
„Hey Mom, ich dachte du warst nur im Salon?“
„Nein Schatz, du kennst mich ich kann einfach nicht ohne Shoppen“, sagte sie und fing an ihre Klamotten vorzuführen. Wir waren eine der wohlhabenden Familien auf dieser Inseln, meine Mutter war noch jung, gerade mal 34 Jahre alt also verprasste sie das Geld genauso schnell wie ich. Schon mit 16 Jahren hatte sie meinen Bruder Ron bekommen, welcher 18 Jahre alt ist und zwei Jahre danach kam ich. Das sie so früh Mutter geworden ist war nie ein Problem, nur das Alter meines Vaters. Er ist 56 Jahre alt und hatte meine Mutter früher noch als Schülerin in seinem Unterricht. Die Familie meiner Mutter hatte nichts gegen das Kind, doch als sie erfuhren wer der Vater war hatten sie sie verstoßen. Die Narben die sie bei meiner Mutter hinterlassen haben erkennt man heute noch, doch insgesamt ist meine Mutter eher eine sehr fröhliche Person. „Das ist schön Mom, das darf ich ja bestimmt auch mal anziehen oder?“, sagte ich und gab ich einen Kuss auf die Wange.
„Ja hallo meine Kleine“, sagte sie als sie Janine entdeckte und nahm sie auf den Arm, „Süße du kannst jetzt zu deinen Freunden gehen, ich denke die warten schon auf dich“, sie warf einen Blick auf unsere Terrasse. Dort standen Jake, Michael und Jason und machten komische Fratzen vor unser Terrassentür. Ich musste laut lachen, schnappte meine Sachen und verschwand nach draußen. „Also Leute was machen wir heute?“, fragte ich und warf Crystel einen kurzen Blick zu als ich sah wie sie dort auf Jesse's Schoß saß. „Also ich hätte einmal ein Lagerfeuer anzubieten, wir könnten auf City Island fahren oder wir brechen ganz legal in die Schule ein“, auf Jasons Gesicht machte sich ein Grinsen breit. City Island ist die größte Insel der zweiten Welt. Sie ist nicht größer als die Hauptstadt Berlin, doch trotzdem total angesagt. Unzählige Lokals und Bars befinden sich auf dieser Insel und oft fahren wir dort hin um zu feiern. „Legal einbrechen? Wie geht das denn?“, fragte ich und auf einmal zog Jason einen kleinen, goldenen Schlüssel aus seiner Hosentasche. Sein Vater war der Schulleiter an der Manison High School und somit hatte er uns schon oft durch Probleme geholfen. „Du hast doch nicht ernsthaft den Hauptschlüssel der High School abgezogen?“, sagte Chris und machte große Augen. Michael sprang auf , „Na los Leute, worauf wartet ihr noch“. Einen kurzen Moment schauten wir uns in der Runde an, dann sprangen auch wir auf und machten uns lachend auf den Weg in die Schule. Mittlerweile ist es dunkel geworden und die perfekte Zeit um ein Abenteuer zu starten. Mit einem Dreh war der Schlüssel im Schloss und die Tür zur Schule geöffnet. Ich schaute mich um, so leer kam mir die Schule total ungewohnt vor. Überall Dunkelheit, leere Gänge, es jagte mir etwas Angst ein. Doch Crystel schnappte sich meine Hand und zerrte mich mit sich. „Wohin gehen wir?“, fragte ich sie. „Wir haben Hunger“, sagte sie und grinste. Ich wusste sofort wo es hin ging. Jetzt wo niemand hier war, gehörte das Schulkiosk ganz allein uns. Vollgestopft mit Schokoriegeln und belegten Brötchen machten wie es uns in der Sporthalle auf den dicken Matten bequem. Wir machten uns einen schönen Abend, wie immer, bis plötzlich das Licht in dem Gang der zur Turnhalle führte an ging. „Psst seit leise“, sagte Jason schnell und hielt sich den Zeigefinger vor den Mund. Langsam schlichen wir in eine dunkle Ecke der Halle und warteten ab. „Ist hier jemand?“, rief auf einmal eine männliche Stimme. Mein Herz schlug wie wild, auch wenn Jasons Vater der Schulleiter war, könnte dieser Einbruch unser Verweis von der Schule sein. „Hey! Wer ist da?“, rief er etwas energischer und kam auf uns zu. „Verdammt Crystel man sieht deinen Schatten“, zischte ich und schon gingen die Lampen der Sporthalle an. „Was wollt ihr hier?“, fragte der äußerst attraktive Mann, welcher nun mit verschränkten Armen vor uns stand. „Was wollen sie hier?“, fragte Michael frech und trat dem jungen Mann gegenüber. „Nicht so frech hier damit das klar ist, das geht euch gar nichts an, ihr verschwindet hier sonst kriegt ihr es mir der Polizei zu tun“, sagte er ruhig. Überrascht davon wie locker er die Lage sah, nahmen wir unsere Sachen und verzogen uns.
„Wer war das eben in der Halle?“, fragte Crystel nachdem wir uns von den anderen verabschiedet hatten und auf dem Weg nach Hause waren.
„Ist mir egal, sei froh das der uns nicht verpfiffen hat“, sagte ich und stapfte durch den Sand, welcher fast die ganze Insel unter sich verbarg.
„Hast du dir den mal richtig angesehen? Der war verdammt heiß“, sagte sie und war völlig am abdrehen. Ich schaute sie einmal an und musste sofort anfangen zu lachen, dafür liebte ich sie, sie brachte mich immer zum lachen.
„Nicht wirklich, hübsch war er schon, aber genauer habe ich ihn nicht betrachtet“, sagte ich nachdem ich mich wieder ein gekriegt hatte. Still schweigend gingen wir nebeneinander her und auf einmal kam sie mir total ernst vor. „Willst du heute bei mir übernachten?“, fragte ich sie. In ihren Augen standen die Tränen. Ich kannte Crystel, ihre Laune konnte von einer Sekunde zu der anderen umschlagen, ich wusste was in ihr vorging. Zusammen gingen wir zu mir nach Hause, legten uns in mein riesengroßes Himmelbettchen und schliefen nach langen Gesprächen ein.
Am nächsten Morgen war Crystel verschwunden, sie hatte mir einen Zettel hinterlassen.
Guten Morgen Julia, tut mir leid das wir nicht zusammen frühstücken können meine Schwester meinte ich sollte sofort hier her kommen. Wieso auch immer, ich hoffe es ist nichts passiert. Ich erzähle dir dann alles in der Schule. Bis nachher. Lieb dich.
Crystel
Crystel hatte es nicht leicht mit ihrer Familie, ihr Vater war vor einigen Jahren auf eine andere Insel gezogen, hatte sich getrennt von ihrer Mutter. Sie hat angefangen zu trinken, hatte schon drei Entzüge hinter sich, doch sie konnte einfach nicht die Finger vom Alkohol lassen. Es war schade, da ich wusste wie Misses Calvin früher einmal gewesen war, doch Crystel liebte sie trotzdem und sie liebte Crystel und das war die Hauptsache.
Ich schlich langsam ins Badezimmer um meine Schwester nicht aufzuwecken und wusch mich. Fertig angezogen machte ich mir meine Haar schnell noch zu einem Zopf und tuschte meine Wimpern mit etwas Mascara. Schminke war nicht wirklich mein Ding, oft trug ich einfach nur Mascara auf, nur bei besonderen Anlässen trug ich auch etwas Rouge und Lidschatten.
In der Schule angekommen war ich auf der Suche nach Crystel, doch auch meine anderen Freundinnen, Alisha, Susanna und Kate hatten sie noch nicht gesehen. Natürlich machte ich mir Sorgen um sie, versuchte sie unzählige Male anzurufen, doch sie ging einfach nicht dran. „Ich komme gleich nach“, sagte ich als die Klingel zum Unterricht ertönte. Sofort machte ich mich auf den Weg zu der Vertrauenslehrerin. Misses Coless. Für mich auch Merissa. Merissa war seit dem Tod meiner Großmutter eine enge Freundin für mich. Vor einigen Jahren ist sie gestorben und hat uns das Geld vererbt. Der Grund dafür war ich. Sie wollte immer das Beste für mich, wir standen uns nah, sie stand mir näher als ihrem Sohn selbst. Als sie gestorben ist brach für mich eine Welt zusammen also wurde ich zur Vertrauenslehrerin geschickt. Seit dem an waren wir unzertrennlich, klar eine Freundschaft zwischen einer 28 Jährigen und einer 16 Jährigen ist etwas komisch, aber trotzdem normal. Sie versteht mich, sie ist ja nicht um sonst Vertrauenslehrerin geworden.
„Süße was ist denn mit dir los?“, fragte sie mich als ich mit herunter hängenden Mundwinkeln herein kam.
„Du musst sofort bei Crystel zu Hause anrufen, ich mache mir Sorgen, sie hat mir heute morgen einen Zettel hinterlassen auf dem Stand, dass irgendetwas bei ihr zu Hause los sein und jetzt ist sie nicht in die Schule gekommen!“, sagte ich hektisch und setzte mich zu ihr.
„Ja okay, na klar ich versuche ihre Mutter zu erreichen“, sagte sie und wählte die Nummer im Telefon. Wenn die Schule anruft musste ihre Mutter einfach dran gehen.
„Ja Coless hier, ihre Tochter ist heute nicht zur Schule erschienen“, hörte ich sie sagen.
„Ok. Ok. Ja Okay dann erwarte ich sie innerhalb einer halben Stunde“.
„Ja und was ist?“, fragte ich voller Sorge.
„Also ihre Mutter hatte sich nicht so angehört als hätte sie wieder getrunken, doch sie klang als würde sie weinen“, erklärte sie mir.
„Und wo ist Crystel?“, fragte ich aufgeregt.
„Sie wird zu Hause bleiben heute, alles weiter erklärt ihre Mutter mir gleich persönlich“.
„Aber..“, unser Gespräch wurde durch das Klopfen an der Tür unterbrochen.
„Herein“, sagte Merissa und ich wendete meinen Blick zur Tür. Herein kam ein junger Mann, seine Haare waren kurz, braun und stylisch gegelt, seine Augen groß und blau und sein Körper unheimlich gut gebaut.
„Mike! Ich wusste gar nicht das du schon da bist“, rief Merissa, sprang auf und fiel ihm in die Arme. Nachdem sie sich endlich voneinander getrennt hatten starrte er mich an. „Ähm setz dich doch“, sagte sie und bat ihm einen Stuhl an, „Julia das ist Mister Lean, der neue Sport- und Chemielehrer an der Schule, Mike das ist Julia, eine der besten Schülerinnen hier. Außer in Chemie, vielleicht kannst du ihr ja ein bisschen Nachhilfe geben“, sagte sie und gab mir einen Stups. Ich verdrehte die Augen, verkniff mir einen genervten Blick und lächelte weiter. Er gab nur ein kleines Lächeln zurück und musterte mich weiter. „Ja also wie waren gerade fertig“. Ich verstand ihr Signal und stand schnell auf. Gerade als ich die Tür öffnete sagte Mister Lean : „Hey warte, kenne ich dich nicht irgendwoher?“ Einen Moment lang blieb mein Herz stehen als ich erkannte woher auch ich ihn kannte. Er war der Mann vom gestrigen Abend in der Turnhalle. „Ja natürlich, du bist doch die Kleine die in die Turnhalle eingebrochen ist“, sagte er und lachte. Merissa warf mir einen etwas verwirrten Blick zu. Ein kleines Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit, „Ich erkläre es dir später“, sagte ich schnell und verschwand in den Unterricht. Dir Sorge um Crystel kam wieder auf und ich konnte mich nicht länger mit dem Gedanke über diesen unglaublich heißen Lehrer aufhalten. Ich wollte unbedingt wissen was mit ihr war also stürmte ich sofort zu Merissas Raum als es zur Pause klingelte. Ihre Tür war abgeschlossen, wahrscheinlich war sie noch im Unterricht also beschloss ich mich auf einen der Stühle zu setzen und auf sie zu warten. Immer wieder starrte ich auf die Uhr und es kam mir so vor als würden Stunden vergehen, es klingelte zur dritten Stunde, ich musste zurück in den Unterricht. Gerade wollte ich aufstehen, da kamen Merissa und Mister Lean um die Ecke. Als sie mich sah verabschiedete sie sich schnell von ihm und schloss ihren Raum auf. Als Mister Lean an mir vorbei ging schaute er mir tief in die Augen. Er war wirklich ein attraktiver junger Mann. Für einen Moment vergaß ich wo ich war, doch Merissa holte mich in die Realität zurück. „Hey, kommst du jetzt rein oder nicht? Ich stell dich für den Tag vom Unterricht frei“, sagte sie und plötzlich wurde mir wieder ganz komisch. „Setz dich erst mal“, sagte sie.
„Jetzt rück schon raus, was ist mit ihr? Wieso stellst du mich vom Unterricht frei? Kann ich zu ihr?“, löcherte ich sie.
„Süße jetzt beruhige dich erst einmal, ihre Mutter war vorhin hier, ihr Vater hatte einen schweren Herzinfarkt und liegt nun im Krankenhaus, es steht nicht wirklich gut um ihn. Trotzdem aber hat ihre Mutter mich gebeten, dass du dich um sie kümmerst“, erklärte sie mir. Für einen Moment stand alles still, mein Herz setzte einen Schlag aus und ich wusste sofort was das für Crystel bedeutete. Sie liebte ihren Vater, auch wenn er seine Mutter betrogen hatte, sie liebte ihn über alles. Sie war gerade mal 16 Jahre alt, wenn sie ihren Vater verliert würde sie nie wieder Lächeln können. Ich musste sofort zu ihr. Ich stand auf und ging wortlos aus dem Raum. Sofort machte ich mich auf dem Weg zu ihr nach Hause. An der Tür stieß ich auf eine weinende Mutter und in ihrem Zimmer saß eine verbitterte, weinende Crystel. Ich setzte mich zu ihr auf den Boden und nahm sie in den Arm.
Nachdem wir viele Minuten geschwiegen hatten löste sie sich aus meinen Armen und schaute mich mit verweinten Augen an. „Ich will ihn nicht verlieren“, sagte sie, gleich darauf brach sie wieder in Tränen aus. Stundenlang saßen wir einfach nur so da, ich tröstete sie, ab und zu sprachen wir darüber, sie erzählte mir wie es um ihn stand und ich realisierte immer mehr wie ernst es war. Irgendwann waren wir eingeschlafen. Als ich aufwachte blickte ich auf ein Wimperntusche verschmiertes Kissen und einer erschöpft schlafenden Crystel. Es war spät geworden, doch ich wollte sie mit dieser Situation nicht alleine lassen, also legte ich mich bequem hin und schlief ein. Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte war es bereits acht Uhr. In Zehn Minuten würde der Unterricht beginnen, doch ich wollte sie einfach nicht wecken. Schnell stellte ich den Wecker ab und schlich ins Bad. Ich frischte mich etwas auf, nahm meine Tasche und machte mich auf den Weg in die Schule. Vor dem Unterricht noch lief ich schnell zu Merissa um ihr bescheid zu sagen, dass Crystel heute immer noch nicht in die Schule käme, doch vor ihrem Raum stieß ich nicht auf sie, sondern auf Mister Lean. „Oh Julia, nicht so hektisch“, sagte er als ich fast in ihn hinein rannte.
„Oh ähm Entschuldigung, ist Merissa, ich meine Misses Coless da?“, fragte ich schnell. Ich wusste ich fahr viel zu spät, und ich musste mich beeilen. „Nein, auf die warte ich gerade auch. Wir können ja zusammen warten“, sagte er und setzte sich auf einen der Stühle neben ihrem Raum. Auch ich setzte mich und betete dafür, dass diese peinliche Situation bald vorbei sein würde. Und tatsächlich tauchte auf einmal Mister McPoul auch genannt D oder Mister D auf. „Hey Mike, hast du nicht jetzt auch Sport? Lass uns doch zusammen gehen“, sagte er und schlug mit ihm ein zur Begrüßung. „Jo, aber ich muss noch kurz auf Merissa warten“.
„Alles klar, meine Klasse kann ruhig warten. Julia du wärst ja jetzt mal definitiv zu spät“, sagte er und lachte. Mister D war mein Sportlehrer, er war der bis jetzt heißeste Lehrer an dieser Schule, aber auch der heißeste Typ der sich überhaupt hier herum trieb. Der Grund dafür, dass ich Single bin ist, dass ich mich nicht verliebe, und der Grund dafür, dass ich mich nicht verliebe ist, dass ich auf ältere Männer stehe. Vielleicht habe ich das von meiner Mutter geerbt, aber auf jeden Fall verliebe ich mich nicht wenn ich weiß, ich habe keine Chancen. Auf Mister D stand ich schon ewig, aber ich fand mich schnell mit dem Gedanke ab, dass ich eh keine Chancen bei ihm hätte. Er ist ein Lehrer und ich eine Schülerin, so etwas funktioniert nicht. Nun saß ich da zwischen den wahrscheinlich geilsten Lehrern die es hier auf den Inseln gab und brachte keinen Ton heraus. Dieses peinliche Schweigen wollte einfach nicht vorbei gehen, bis plötzlich Mister D das Wort ergriff. „Julia, wie läuft es eigentlich mit deinen Noten, in Sport stehst du ja im Moment sehr gut, aber in Mathe? Kommst du gut klar mit dem neuen Lehrer?“ Vor einigen Wochen war Mister D noch mein Mathe Lehrer gewesen, doch er musste unsere Klasse aus irgendwelchen Gründen abgegeben. Ich bekam leider nur ein peinliches „Ja ja“ heraus und wieder herrschte Stille.
„Moment mal, du bist in der Sportklasse von Dennis? Das heißt ja ich kriege dich in Chemie“, Mister Lean funkelte mich mit seinen wunderschön, tief blauen Augen an. Total überwältigt von seinem so guten Aussehen stotterte ich : „Ähm ja, das ist ja schön“. Ich hätte mich in diesem Moment selbst Ohrfeigen können. Doch zum Glück tauchte schon bald Merissa auf und war völlig überrascht von uns. „Also Ich wollte nur bescheid geben, dass Crystal heute nicht mehr kommt. Ich denke die nächsten Tage auch nicht mehr“.
„Okay dann geh du mal in den Unterricht jetzt“, sagte sie und legte mir die Hand auf die Schulter.
„Wartest du noch einen Moment? Dann können wir ja zusammen gehen“, sagte Mister D und schaute gleichzeitig zu Mister Lean herüber. Ich nickte widerwillig. Am liebsten wäre ich davon gelaufen, denn an unserem peinlichen Schweigen wird sich auf jeden Fall die nächste Viertelstunde nichts mehr ändern. Zusammen gingen wir den Weg zur Sporthalle, der mir so unendlich lange vorkam. Die Beiden unterhielten sich ein bisschen, doch ich war völlig vertieft dabei sie anzustarren, ihre Körper, sie waren so durch trainiert. Ihre Gesichter, so makellos. Sie waren beide umwerfend. „Julia?“, fragte Mister D mich plötzlich und wie ein Vollidiot lief ich gegen die Tür der Sporthalle. Am liebsten wäre ich im Boden versunken, doch diese Möglichkeit gab es hier absolut nicht. „Ist alles okay bei dir?“, fragte Mister Lean besorgt, doch Mister D schickte ihn weg. „Geh du schon mal zu deiner Klasse, am ersten Tag zu spät kommen kommt sowieso nicht gut“. Er blickte mich noch einmal besorgt an, dann verließ er die Eingangshalle. „Ich hole dir einen Kühlpack. Moment“, sagte er und lief zu einen der Teamräume. Schmerz durchzuckte immer wieder meinen Kopf und ich fasste mir an die Stirn. „Hier, kühl das erst mal“, sagte er und hielt mir das Kühlpack an die Stirn. Wie starr standen wir dort, in der Eingangshalle der Sporthalle und starrten uns in die Augen. „Es ist wohl besser wenn wir jetzt mal runter zu den anderen gehen“, sagte er und somit machten wir uns auf den Weg, langsam stolperte ich die Treppe herunter. Mir war total schwindelig und der Schmerz in meinem Kopf war kaum zum aushalten, doch da musste ich durch. Fertig umgezogen lief ich in die Turnhalle, in der schon alle brav zusammen saßen und die heutige Trainingseinheit besprachen. „Wo hast du denn gesteckt?“, fragte mich Alisha.
„Ich habe bei Crystel geschlafen, ihr geht es nicht besonders, weil, ja also wegen ihrem Vater“, kurz zögerte ich, dann erzählte ich ihr die ganze Geschichte, sie war immerhin auch eine gute Freundin von Crystel.
„Das ist ja krass“, sagte sie und klang wirklich geschockt. So geschockt war auch ich, immerhin kannte ich ihren Vater gut, war auch mit ihm aufgewachsen. Meine und ihre Familie waren wie eine Familie zusammen, bis zu der Trennung. Von da an ging es Berg ab.
„Ihr beiden Plappermäuler, kommt ihr mal bitter her, ich brauche Hilfe hier. Ihr könnt mir helfen die Bälle einzusammeln“, rief auf einmal Mister Lean von dem ich gar nicht bemerkt hatte, dass er aufgetaucht war. Ich stand auf, wie als würde ich von ihm angezogen werden, Alisha blieb sitzen.
„Müssen wir da wirklich helfen?“, fragte sie genervt.
„Na komm schon“, sagte ich und warf ihr einen zwingenden Blick zu. Widerwillig stimmte sie ein und lies sich von mir hoch helfen. Wir halfen ihm die ganzen Bälle in den Schrank zu räumen. Als ich gerade dabei war den letzten Ball wegzuräumen packte mich der Schwindel. Mir wurde kurz Schwarz vor Augen und ich wollte mich nur noch fallen lassen, doch stattdessen schaukelte ich einige Male hin und her und hielt mich an einem starken Arm fest. „Danke“, sagte ich und langsam kam auch mein Augenlicht wieder zurück. „Geht es dir gut? Willst du nicht lieber zum Arzt gehen? Scheinst dich ja etwas stärker verletzt zu haben.“ sagte Mister Lean welcher mich immer noch stark in seinem Griff hatte. „Ähm nein danke, mir geht es gut, das ist nur, also das geht gleich vorbei“, stotterte ich. Bei seinem Anblick konnte ich einfach nicht anders. „Du solltest dich aber besser für einen Moment auf die Bank setzen“, sagte er und half mir auf die andere Seite der Turnhalle. Seine Klasse war momentan beschäftigt, also setzte er sich zu mir. Diesmal beschloss ich ein Gespräch mit ihm zu beginnen : „Also sie sind also neu hier? Für wie lange bleiben sie denn?“ Eine total dumme Frage, doch in dem Moment fiel mir einfach nichts anders ein womit ich dieses Schweigen überbrücken konnte. „Ja genau, bis jetzt habe ich einen Vertrag für ein Jahr, aber ich denke den werde ich sowieso verlängern“.
„Ach ja gefällt es ihnen hier schon so gut?“, fragte ich und brachte ein Lächeln über mein Lippen.
Auch er lächelte nun und man merkte ihm deutlich an wie sehr es ihn erfreute, dass ich ihm ein Lächeln schenkte.
„Die Schule ist toll, nette Kollegen und vor allem nette Schüler“, sagte er und schaute mir tief in die Augen. In meinem Bauch machten sich Schmetterlinge breit und alles an mir kribbelte. Sein Charme, sein Aussehen, er war eine solch prächtige Person. Eine Minute noch sah ich ihn an und ich denke man sah deutlich, dass ich in Gedanken versunken war, doch dann nickte ich nur und wendete mich von ihm ab. „Mir geht es schon viel besser“, sagte ich, stand auf und ging zu Alisha.
„Oh oh wieso so ernst?“, fragte sie mich als ich still neben ihr den Basketball titschte.
„Es ist nichts“, sagte ich und setzte ein falsches Lächeln auf. Wobei überhaupt nichts in Ordnung war. Da taucht einfach so ein total netter Lehrer auf, der erst einmal mit Merissa und Mister D befreundet ist und dann auch noch meint mich in gewisser Weise anmachen zu müssen. Doch das schlimmste an der Sache war, ich war nicht wirklich abgeneigt.
„Das sieht aber nicht so aus“, sagte sie, lachte und warf einen Korb, „Ist es wegen dem neuen Lehrer?“
„Was willst du denn damit sagen?“
„Man Julia ich kenne dich doch, du stehst doch auf reifere Typen. Na ist der was für dich?“, hakte sie nach und auf ihrem Gesicht machte sich eine dickes Grinsen breit.
„Alisha! Das ist ein Lehrer“, sagte ich und gab ihr einen kleinen Stoß mit meinem Ellbogen.
„Aber du findest ihn toll?“ Ich grinste und ignorierte sie nur noch.
„Ok dann sag es mir nicht, aber ich kenne dich“, sagte sie und war weiter die Bälle in der Korb.
Den Nachmittag verbrachte ich wieder bei Crystel. Sie war immer noch am Boden zerstört, doch ihrem Vater ging es schon wieder etwas besser. Trotzdem verbrachte ich die Nacht besser bei ihr, ich hatte Angst sie alleine zu lassen.
Morgens früh wurde ich vom Klingeln des Telefons geweckt. Ich rieb meine schläfrigen Augen und richtete mich auf. Ich hörte ein paar Worte ihrer Mutter, dann kam sie in Crystels Zimmer rein gestrürmt. „Crystel! Crystel! Aufwachen Crystel! Dad geht es gut. Es geht ihm gut!“, rief sie voller Freude und stürmte zu uns ans Bett. Total verschlafen rieb auch sie sich ihre mit Mascara verschmierten Augen. „Was, was ist los?“, stotterte sie träge.
„Deinem Dad geht es gut!“, rief sie wieder. Mit einem Mal sprang Crystel auf. „Er ist außer Lebensgefahr?“, schrie sie und ihre Mutter nickte schnell. Es war toll zu wissen, das alles wieder ok ist. Zwar lag er noch im Krankenhaus, war aber außer Lebensgefahr, die Operation ist ohne Komplikationen gelaufen und somit konnte er in einigen Tagen wieder nach Hause. Also machten wir uns an diesem Tag wieder zu zweit auf den Weg in die Schule.
„Crystel du bist wieder da“, rief Alisha und umarmte sie fest, „Wie geht es deinem Dad?“
Crystel warf mir einen fragenden Blick zu und ich zuckte nur unschuldig mit den Schultern.
„Habe ich was falsches gesagt?“, fragte sie.
„Ach Quatsch, ihm geht es wieder gut, in ein paar Tagen kann er nach Hause“, erklärte Crystel und man sah ihr richtig an wie froh sie darüber war.
Zusammen mit den anderen gingen wir in den Unterricht. Der Zeit verging wie im Flug, einerseits war ich froh darüber, dass ich nicht auf Mister Lean traf, andererseits vermisste ich ihn schon etwas.
Gerade als wir auf dem Weg aus der Schule waren wurde ich zur Vertrauenslehrerin gerufen.
„Hey Merissa, was ist denn los?“ , fragte ich sie als ich in ihren Raum trat.
„Setz dich“, sie klang auf einmal völlig ernst. Verwirrt nahm ich mir einen Stuhl und setzte mich.
„Was ist denn los?“
„Also, wie soll ich das sagen..“
„Na sag schon!“ , drängte ich sie.
„Ich habe da etwas beobachtet..“, fing sie an. Sie hat etwas beobachtet? Was hatte sie beobachtet? Hatte sie Mister Lean und mich beobachtet? Mein Herz fing an zu rasen und langsam wurde es ernst. Ich dachte zwischen Mister Lean und mir wäre nichts, doch vielleicht war da doch mehr als ich dachte.
„Ich habe da so was beobachtet, nämlich das wir in letzter Zeit viel zu wenig machen“, sagte sie und setzte wieder ihr altes Lächeln auf. Ein riesengroßer Stein fiel mir vom Herzen und ich musste ebenfalls etwas Lachen.
„Oh Gott hast du mir Angst eingejagt“, sagte ich und machte mich wieder locker.
„Wieso hast du etwa was zu verheimlichen?“, hakte sie nach.
„Nein natürlich nicht, aber trotzdem. Aber damit hast du natürlich Recht, wie wäre es denn wenn wir heute etwas zusammen unternehmen?“
„Also ich denke ich hätte Zeit, ich muss da noch was klären, aber das geht schon klar“.
„Na super, dann treffen wir uns um drei Uhr am Hafen?“, fragte ich sie und machte mich wieder auf den Weg zur Tür.
„Alles klar“, sagte sie und zwinkerte mir zu. Sie war wirklich eine klasse Freundin, ich hätte niemals gedacht, dass eine Freundschaft zwischen Schülerin und Lehrerin derartig existieren kann, aber anscheinend schon. Und ich war froh darüber.
Nachmittags traf ich dann um drei Uhr auf Merissa an ihrem kleinen Bötchen im Hafen.
„Na wohin geht’s denn?“, fragte sie und begrüßte mich.
„Ich hatte da an den Freizeitpark gedacht“, sagte ich und stieg schon mal auf das Boot.
„Sehr gut, aber wir müssen noch etwas warten“.
„Worauf denn?“
„Ein Freund von mir kommt mit. Ich hoffe das stört dich nicht“, beichtete sie mir.
„Nein, ist kein Problem, aber hat nicht eher er ein Problem mit einer 16 Jährigen etwas zu unternehmen?“
„Ach quatsch. Wir behandeln dich einfach wie eine Erwachsene“, sagte sie und lachte. Zusammen warteten wir eine gefühlte Stunde bis plötzlich Mister Lean um die Ecke marschiert kam.
„Da bist du ja endlich, wo hast du denn so lange gesteckt?“, fragte Merissa und umarmte ihn zur Begrüßung.
„Tut mir leid, ich hatte noch etwas zu erledigen“.
„Nicht schlimm. Also das ist..“, fing Merissa an.
„Hallo Julia“, sagte Mister Lean und funkelte mich an.
„Ach genau ihr kennt euch ja schon, das habe ich total vergessen“.
„Hallo“, sagte ich nur, auf einmal total schüchtern.
„Na dann lass uns mal los. Wohin geht’s?“.
„In den Freizeitpark“.
„Ach Gott da war ich ja schon lange nicht mehr“, sagte er und somit machten wir uns auf ins Boot auf den Weg zur anderen Insel, auf der allein der Freizeitpark existierte. Der größte Freizeitpark der Welt, ja fast wie eine richtige Stadt. Zuerst war ich noch etwas zurückhaltend, doch schon bald entspannte sich die Situation und ich vergaß völlig, dass Mister Lean mein Lehrer war und wir hatten eine Menge Spaß.
„Lass uns mal Pause machen und ein Eis essen oder?“, sagte Merissa als wir gerade von einer Achterbahn kamen.
„Ja da wäre ich auch für“, stimmte ich zu und wir gingen zusammen zum Eiscafé.
„Setzt euch doch schon mal, wir müssen dort vorne bestellen, also was wollt ihr?“
Wir sagten Merissa unsere Bestellung und setzten uns an einen der Tische, welche gerade in der Sonne standen.
„Man merkt überhaupt nicht das du noch so jung bist“, sagte Mister Lean plötzlich.
„Ähm, danke Mister Lean“, ich wusste gar nicht was ich sagen sollte.
„Ich meine du bist so unglaublich reif“. Ich schwieg.
„Außerdem, du kannst mich Mike nennen“, sagte er.
„Ähm ok. Mike“, mir kam dies nicht mehr ganz so komisch vor, da ich das alles schon mit Merissa durchgemacht hatte, doch bei Mike war es immer noch etwas anderes, da er so unglaublich schön war.
„Was machst du eigentlich sonst so in deiner Freizeit? Ich meine außer in Schulen einzubrechen“. Plötzlich musste ich laut lachen, er war wirklich lustig und hatte Sinn für Humor. Wir unterhielten uns eine Weile, bis Merissa mit unserem Eis am Tisch ankam.
Erst als es dunkel wurde machten wir uns mit dem Boot wieder auf den Weg nach Hause, sodass wir den Sonnenuntergang am Hafen noch miterleben konnten. Wir setzten uns auf eine der drei Bänke die dort standen und genossen einfach nur die Stille. Doch diese wurde durch ein Klingeln unterbrochen. „Oh Leute tut mir leid, ich muss los“, sagte Merissa verabschiedete sich und war in Nullkommanichts verschwunden.
Mike drehte sich zu mir und sah mich einige Minuten einfach nur so an, dann : „ Du bist wunderschön, weißt du das“.
„Ähm danke“, sagte ich geschmeichelt. Wieder war da dieses Kribbeln in meinem Bauch.
„Soll ich dich noch nach Hause bringen?“
„Das musst du nicht“.
„Na komm, wir gehen“, sagte er und wir gingen ein Stück die Promenade am Hafen entlang, bis wir zu meinem Haus kamen.
„Hier wohnst du also“, sagte er und musterte mein Haus.
„Genau“, sagte ich schüchtern und bemerkte, dass es langsam ernst wurde. Wir hatten viel Spaß gehabt, haben viel gelacht und haben uns kennengelernt.
Er nahm meine Hand und legte seine an meine Hüfte. Er zog mich nah an sich heran und mit einem Mal kam es mir so vor als würde die Zeit still stehen, als würde alles um uns herum verschwimmen. Sanft berührten sich unsere Lippen. Sie waren unglaublich zart und der Kuss war unbeschreiblich. Klar habe ich ab und zu einmal mit Jungs herum gemacht, doch langsam wurde mir wieder bewusst, das Mike, mit dem ich da rummachte, mein Lehrer war. Ich zog meinen Kopf zurück und lief zur Tür. „Ich muss jetzt rein“, sagte ich schnell und drehte den Schlüssel im Schloss.
„Okay wir sehen uns morgen“, rief er mir noch nach, dann schloss ich die Tür.
Völlig entsetzt darüber, was ich gerade getan hatte lies ich mich an meiner Zimmertür auf den Boden sinken. Ich hatte meinen Lehrer geküsst. Länger wollte ich mich nicht mit dem Gedanke aufhalten, ich entschied mich das alles zu vergessen und mich erst einmal schlafen zu legen, doch so wie es kommen musste drückte ich diese Nacht kein Auge zu. Am nächsten Morgen schaute ich in den Spiegel. Mein Haar zerzaust, meine Schminke verschmiert und meine Augen knall rot. Ich hatte höchstens zwei Stunden geschlafen und war todmüde. Träge machte ich mich daran mich fertig zu machen.
In der Schule angekommen traf ich auf meine Freundinnen die abrupt aufhörten zu reden als ich bei ihnen ankam.
„Was ist los?“ , fragte ich, doch ich bekam keine Antwort, sie starrten mich einfach nur so an.
„Sag mal habt ihr was zu verbergen oder so?“, fragte ich schon etwas genervt, doch wieder rückte keiner ein Wort raus, dann meldete sich Crystel.
„Sieh es dir selbst an“, sagte sie und zeigte in Richtung Eingang, wo Loreen, die verwöhnte, arrogante Sch***** aus dem Cheerleaderteam , sich gerade an Mister Mike Lean heran machte. Und auch Mike sah nicht abgeneigt aus. „Ja und? Was interessiert mich das?“ Natürlich wollte ich meine Enttäuschung nicht zeigen und überspielte sie. „Ich meine wieso hört ihr alle auf zu reden wenn ich komme?“
„Tut mir leid Julia Schätzchen, aber ich habe ihnen erzählt das du auf Mister Lean stehst“, sagte Alisha jetzt.
„Du hast was?!“, fragte ich entnervt.
„Ja etwas Wahres ist da wohl dran, weißt du wie du ihn gestern in Sport angestarrt hast?“, meldete sich nun Susanna zu Wort.
„Ach ihr spinnt doch alle“, sagte ich total genervt und enttäuscht davon, dass Mister Lean nicht nur mit mir flirtete und verschwand. Am liebsten hätte ich nun Crystel, die mir hinterhergelaufen wäre und der ich hätte alles erzählen können, doch andererseits war ich froh darüber das mir niemand folgte.
Die nächsten Tage lief ich meist alleine durch die Schule, zwar hatte ich mich mit meinen Freundinnen vertragen, doch trotzdem wollte ich öfters alleine sein, mit der Hoffnung Mike würde mich endlich ansprechen, vergeblich. Bis zum Wochenende hin sprach er kein Wort mit mir, abgesehen von Hallo, sonst lief er einfach nur so an mir vorbei.
Freitag Mittag, ich war gerade auf dem Weg aus der Schule heraus, meine Freundinnen habe ich schon einmal vorgeschickt, als Mike mich abfing.
„Hey“, sagte er und steckte wie ein nervöser, kleiner Junge die Hände in die Hosentaschen.
Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute ihm tief in die Augen.
„Das mit dem Kuss tut mir leid“, flüsterte er.
„Der Kuss? Der tut dir leid?“, sagte ich etwas zickig, ich zeigte ihm offensichtlich, dass ich gekränkt war.
„So meinte ich das nicht, ich meine es tut mir leid, dass ich dich die ganze Zeit ignoriert habe. Es ist einfach so, als wir uns geküsst haben, es war wunderschön und ich würde es immer wieder tun, doch ich weiß nicht ob das das richtige ist“, erklärte er.
„Ich auch nicht“, sagte ich kalt und drängte mich an ihm vorbei.
„Warte“, rief er, sah sich sicherheitshalber noch einmal um, damit uns bloß kein Lehrer erwischte.
„Ich würde dich gerne am Wochenende wiedersehen“. Völlig überrascht von seiner Meinungsänderung starrte ich ihn an.
„Ähm ja mal sehen“, stammelte ich.
„Wie wäre es wenn du mir einfach deine Handynummer gibst, damit ich dich anrufen kann“, sagte er und hielt mir einen Zettel hin. Kurz zögerte ich, dann schrieb ich ihm meine Nummer auf, drehte mich um und ging ohne noch ein Wort mit ihm zu wechseln. Dieser Kerl verwirrte mich, immer wenn ich ihn sah hatte ich so ein Kribbeln im Bauch, er war wie ein Teenager, er war kaum noch ein Lehrer für mich. Erst küsste er mich, dann ignorierte er mich und jetzt will er mich wiedersehen? Das alles musste ich erst mal verdauen und machte mich auf den Weg nach Hause.
Zu Hause erwartete mich mal wieder meine Mutter die schon in den Startlöchern stand und nur noch mich als Babysitter brauchte.
„Alles klar Süße, ich bin dann mal weg“, sagte sie und ohne das ich noch etwas sagen konnte schlug sie die Tür hinter sich zu. Mal wieder saß ich den ganzen Nachmittag zu Hause und passte auf Janine auf. Ich machte es mir auf der Couch bequem und schaute Fernseher, bis es plötzlich an die Terrassentür klopfte. Ich zuckte zusammen, dann sah zur Tür, stand auf und öffnete sie.
„Was machst du hier?“, fragte ich Mike.
„Romantischer Spaziergang bei Sonnenuntergang?“ Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm, erst ignoriert er mich und nun war er wieder solch ein Draufgänger. Bei seinem Anblick vergaß ich, dass ich eigentlich sauer auf ihn war und stimmte zu.
„Gerne, aber ich muss auf meine Schwester aufpassen“, erklärte ich.
„Dann pass ich halt mit dir auf deine Schwester auf“, sagte er und ging einfach so hinein.
„Und was ist wenn meine Mom kommt? Was soll die denn denken wenn mein Lehrer hier steht?“, fragte ich entsetzt.
„Keine Angst, ich gebe dir einfach nur Nachhilfe. Hol deine Chemiesachen heraus und wir machen es uns auf dem Sofa bequem“, sagte er und setzte sich auf die Couch. Mir gefiel seine Art, mal war er unglaublich süß und lustig, mal war er aber auch etwas dreist was wiederum auch seinen Humor widerspiegelte. „Willst du deine Schwester nicht mal holen?“
„Sie schläft gerade“.
„Das hört sich aber nicht so an“, sagte er und deutete auf das Babyfon. Ich war völlig überwältigt von ihm, dass ich das Weinen meiner Schwester gar nicht mehr realisierte.
Als ich mit meiner Schwester auf dem Arm die Treppe hinunter kam, war er völlig fasziniert von ihr. Er stand ganz nah an und und alberte mit ihr herum. In meinem Kopf spielten sich alberne Märchen ab, wie das wir eine glückliche Familie werden könnten und so weiter. Es hatte mich wirklich total erwischt, ich war gerade dabei mich in ihn zu verlieben.
„Was macht ihr denn hier? Wer ist das Julia?“, fragte meine Mutter die gerade zur Tür herein kam und ich schreckte zusammen.
„Ähm, also das, das ist mein Lehrer Mister Lean. Er gibt mir gerade Nachhilfe“, erklärte ich ihr.
„Nachhilfe im Babysitten?“, fragte sie und musterte ihn.
„Nein Miss, Ich gebe ihrer Tochter Nachhilfe in Chemie“, klärte er sie auf und deutete auf die aufgeschlagenen Bücher.
„Na dann lasst euch nicht stören“.
„Ich wollte sowieso gerade gehen“, sagte er und flüsterte mir noch etwas ins Ohr während meine Mutter sich umdrehte. „Wir treffen uns gleich am Hafen, ich warte auf dich“.
Als meine Mutter dann endlich fertig war mir ihre neu gekauften Klamotten zu präsentieren machte ich mich auf dem Weg zum Hafen. Es dauerte eine Weile bis ich Mike gefunden hatte, doch letztendlich traf ich bei einem kleinen Hausboot auf ihn. „Wohnst du etwa hier?“, fragte ich ihn. Er nickte, gab mir die Hand und half mir darauf. Innen drin war es aufgeräumt und toll eingerichtet. Der Mann hatte Stil. Zusammen setzten wir uns auf seine Couch und machten uns mit ein paar Drinks einen wunderschönen Abend. Wir erlebten viele dieser Abende und für mich schien es schon nach einigen Tagen, dass wir ein Paar seien. Ich war endlos glücklich und das merkte auch meine Familie.
„Sag mal Julia Schatz, wieso grinst du denn schon wieder so?“, fragte meine Mutter mich eines Abends beim Essen.
„Ach Mom es ist nicht ich musste nur gerade an etwas lustiges denken“, sagte ich und konnte einfach nicht aufhören zu lächeln, wobei ich immer wieder an Mike denken musste.
„Du denkst wohl in letzter Zeit ziemlich oft an lustige Sachen. So kenne ich die gar nicht, hast du etwa einen Typen am Start?“ Sofort richteten sich die großen Augen meines Bruders auf mich und ich wusste genau was durch seinen Kopf ratterte.
„Wer ist der Typ?“, fragte er.
„Es ist kein Typ, ehrlich ich habe einfach nur an etwas tolles gedacht“, sagte ich und stritt alles ab.
„Ich sag dir eins, wenn es ein Typ sein sollte und er dir weh tut, dann kann der sich auf was gefasst machen“, sagte mein Bruder und stocherte weiter in seiner Suppe. Meine Mutter warf ihm nur einen zornigen Blick zu und aß weiter.
Am nächsten Tag in der Schule war fast alles wie immer, fast jede Pause trafen wir uns in den Umkleidekabinen der Schule, öfter trafen wir uns aber auch auf den Gängen. Uns konnte ja niemand etwas anhängen, solange wir über Schule sprachen.
„Hallo Julia“, sagte eine kräftige Männerstimme und Mister D berührte mich an der Hüfte. Völlig überrascht, dass er so aus dem Hinterhalt kam zuckte ich zusammen.
„Hey Mike. Alles klar bei dir?“
„Ja klar bei dir?“
„Auch alles klar, wir sehen uns dann gleich beim Footballtraining. Bis gleich“.
„Wenn du schon mal hier bist, dann warte doch. Wir gehen zusammen“.
„Ok alles klar tut mir leid wenn ich euer Gespräch gestört habe“, wieder funkelte mich Mister D mit seinen großen, blauen Augen an. Jahrelang stand ich auf ihn, habe es zwar meist unterdrückt, doch immer wenn ich ihn sah kam alles hoch. Nun seit dem ich Mike kennengelernt hatte, dachte ich es hätte sich deutlich geändert. Unmöglich, trotz Mike und obwohl ich mit ihm eine so tolle Zeit erlebte, waren die Gefühle für Mister D immer noch da. Zwar waren blonde Haare nie mein Geschmack gewesen, doch ihm standen sie. Ich mochte seine blonden, kurzen, gestylten Haar schon immer. Doch sein Charakter war das Beste an ihm, er war ein solch liebevoller Mensch, hatte immer Verständnis für etwas. Die Art und Weise wie er mit mir redete lies mein Herz einfach nur dahin schmelzen.
„Ach nein schon ok, wir waren sowieso gerade fertig“, sagte ich als ich mich wieder etwas gefasst hatte. Mike zwinkerte mir kurz zu und ich verabschiedete mich mit einem kurzen „Tschüss“ von ihnen, dann machte ich mich wieder auf den Weg zurück zu meinen Freundinnen.
„Sag mal, wie lange willst du diesen Nachhilfekurs da noch geben?“, fragte mich Crystel. Ja selbst sie hatte ich angelogen, nur um Mike zu vertuschen. Ich hatte meinen Freundinnen erzählt, dass ich in den fünfzehn minütigen Pausen Nachhilfekurse für Fünftklässler gab, damit all das mit Mike nicht heraus kam. „Ich weiß es nicht, wieso fragst du? Ich finde es gut kleinen Kindern beim lernen zu helfen“, log ich.
„Na wenn es dir Spaß macht. Sag mal wollen wir nicht mal wieder alle etwas zusammen unternehmen?“, fragte Crystel, und sie hatte Recht. Immer wieder versetzte ich meine Freundinnen wegen den heimlichen Treffen mit Mike. Nur noch viel zu selten sah ich Crystel auch in meiner Freizeit. „Ja da wäre ich auch für“, meldete sich Susanna zu Wort.
„Und ich erst“, sagte Chris und überraschte mich mit einer Umarmung von hinten.
„Man hast du mich überrascht“, sagte ich und erwiderte die Umarmung.
„Und ich habe gleich noch eine Überraschung für euch, besonders für dich Julia“, sagte er und schwieg einige Sekunden.
„Na komm schon spuck es aus“, hetzte ihn Alisha.
„Damien kommt heute Abend für eine Woche hier her“, sagte er, doch meine Freude hielt sich in Grenzen. Damien war Chris's Cousin. Er lebte in Europa, genaugenommen in Spanien. Seine Mutter war Spanierin und er hatte eindeutig sein Aussehen von ihr geerbt. Er hatte braune Haut, schwarze, kurze Haare und wunderschön braune Augen. Sein markantes Gesicht war der Abschluss seiner Perfektion. Der Haken an der Sache ist, seit er das letzte mal vor ungefähr einem Jahr Chris besucht hatte, hatte er sich unsterblich in mich verliebt. Viele Wochen noch danach bekam ich Rosen und Pralinen zugeschickt und allmählich ging er mir wirklich auf die Nerven. Meine Hoffnung bestand nur noch daraus, dass er über mich hinweg gekommen ist.
„Super, dann läuft bei Julia vielleicht auch mal wieder etwas“, witzelte Crystel und holte mich zurück in die Gegenwart.
„Okay, dann lass uns doch einfach heute Abend etwas machen. Wie wäre es mit einem Lagerfeuer am Strand? Die Drinks kann uns meine Mom mixen“, schlug ich vor und alle waren begeistert. Diese Abende waren die besten, trinken mit meinen Freundin, ein Lagerfeuer, Nachts baden gehen und einfach nur Spaß miteinander haben.
Mom hatte gerade ihre eigene Bar auf der Terrasse aufgebaut und hatte mich meine Dad, der auch einmal wieder Zeit für sie hatte, eine Menge Spaß beim Mixen unserer Cocktails. Einige Meter weiter saßen meine Freundinnen und ich und warteten auf die Jungs.
„Meinst du heute wird da was zwischen euch laufen?“, fragte Crystel mich aufgeregt.
„Ach quatsch, ich gehe nicht fremd“, sagte ich ohne nachzudenken, verbesserte mich aber sofort, „Ich meine ich gehe nicht mit ihm ins Bett“. Crystel musterte mich, „Kann es sein, dass du uns da was verheimlichst?“
„Wieso verheimlichen?“
„Hast du einen Typen am Start?“
„Nein quatsch, ich habe mich nur versprochen, war gerade woanders mit den Gedanken“, redete ich mich noch heraus, doch Crystel traute mir nicht, das sah ich eindeutig an ihrem Blick. Ich beschloss Gras über die Sache wachsen zu lassen und holte uns allen einen Drink. Als ich wieder kam waren Chris und die anderen auch schon da.
„Julia“, sagte Damien und stand sofort auf. Er sah wie immer perfekt aus und auch sein süßer, spanischer Akzent lies mich dahin schmelzen und alles Nervige vergessen was zwischen uns war.
„Hey Damien“, sagte ich und umarmte ihn.
Und somit begann ein unvergesslicher Abend. Wie immer hatten wir viel Spaß und mit Damiens lustigen aber auch meist etwas abenteuerlichen Aktionen wurde alles noch viel besser.
„Morgen ist das Footballturnier in der Schule oder?“, fragte Damien als unsere Freunde und für einen kurzen Moment alleine ließen.
„Genau, wirst du spielen?“
„Ja aber klar, wofür bin ich denn hergekommen. Das heißt natürlich bin ich auch wegen dir hier“, sagte er und nahm meine Hand.
„Damien, ich habe meine Meinung zu uns beiden immer noch nicht geändert“. Sein Blick senkte sich, langsam lies er meine Hand los, dann hob er seinen Kopf und lachte.
„Ach Julia Maus, ich auch. Ich habe mittlerweile eine Freundin in Spanien. Wir können ruhig einfach nur Freunde sein“, sagte er und durch diese etwas peinliche Situation musste ich anfangen zu lachen. Dann kamen auch meine Freundinnen mit ihren Drinks zurück und wir hatten weiterhin viel Spaß.
Am nächsten Tag stand das Footballturnier in meiner High School an. Diesmal hatten sich auch die Lehrer qualifiziert, da sich die benötigte Mitgliederzahl eines Teams durch Mike vervollständigt hatte. Zusammen mit meinen Freundinnen saß ich auf der großen Tribüne der Turnhalle, ganz nah an Mike und den anderen Spielern. Es war unglaublich sexy wie Mike und Mister D dort spielten. Bei jedem Punkt den Mike erzielte schaute er zu mir auf und zwinkerte mir zu. Allmählich kam es mir so vor als würde auch Mister D dies auffallen. Er strengte sich immer mehr an, er sah zu mir auf, schaute mir tief in die Augen, strengte sich weiter an und holte alles aus sich heraus. Schlagartig wurde mir alles klar, ich zählte eins und eins zusammen. Die Geschehnisse der letzten Zeit. Immer wieder tauchte Mister D dort auf wo ich mich mit Mike befand. Unterbrach unsere Gespräche, da er zufälligerweise an und vorbei lief. Er schaute mich immer mit einem solch vielsagendem Blick an, berührte mich wie ein Lehrer seine Schülerin normalerweise nicht berühren sollte. „Ist es etwa Mister Lean!“, rief Crystel plötzlich und holte mich in die Realität zurück.
„Wer wie wo was?“, fragte ich immer noch total verwirrt.
„Ihr habt euch eiskalt ineinander verknallt“, sagte sie fassungslos.
„Nein, wie kommst du denn auf so etwas?“, fragte ich sie als ich mich wieder einigermaßen ein gekriegt hatte.
„Na die Blicke, das merkt doch jeder Blinder, ständig sieht er zu dir auf und du starrst ihn auch schon die ganze Zeit an“.
„Ach du spinnst doch“, sagte ich zickig und drehte mich von ihr weg.
„Na gut wenn du meinst“, sagte sie beleidigt, und plötzlich wurde mir ganz komisch. Ich hatte plötzlich dieses Gefühl ihr alles erzählen zu müssen, ich fühlte mich unglaublich schuldig.
„Okay du hast ja Recht“, flüsterte ich ihr zu. Daraufhin wendete sie sich mir zu und starrte mich mit großen Augen und herunterhängendem Kiefer an.
„Jetzt guck nicht so!“, sagte ich und wendete mich wieder dem Spiel zu. Wieder trafen sich Mister D's und mein Blick. Er lächelte mich an, mit einem Lächeln, das ich in letzter Zeit oft hatte zusehen bekommen.
„Na komm erzähl schon!“, sagte sie aufgeregt und rüttelte an meinen Schultern.
„Nachher, jetzt schauen wir erst einmal das Spiel“.
„Oh Gott, du tötest mich vor Aufregung. Ich muss alles wissen. Ich übernachte heute bei dir damit das klar ist“.
„Okay alles klar, aber bitte konzentriere dich jetzt erst mal auf das Spiel und wackele nicht so herum bevor du noch von der Tribüne fliegst“, sagte ich und lachte.
Als das Turnier zu Ende war, fing mich Mike am Ausgang ab. Er hatte nur ein Handtuch um den unteren Teil seines Körper geschweift und sah wahnsinnig gut aus.
„Was ist wenn uns hier jemand sieht verdammt!“, sagte ich.
„Keine Angst, die schlagen sich da drin noch die Bäuche voll und die Siegerehrung kommt ja auch noch.
„Julia wieso hast du denn nicht auf mich gewart..et“, rief Crystel die mit vollem Mund aus der Turnhalle gelaufen kam. „Ich wollte euch nicht stören, tut mir leid“.
„Warte bleib doch hier, wir sind jetzt sowieso gleich fertig“, sagte ich schnell und zog sie zurück zu mir.
„Sie weiß von uns?“
„Ich konnte es nicht länger verheimlichen, es tut mir leid.“
„Na gut so lang sie den Mund hält ist alles okay. Kommst du gleich noch mit zu mir?“
„Nein, ich schlafe bei ihr“, mischte sich Crystel ein und ich bereute es sofort sie hierbehalten zu haben. Ich warf ihr einen bösen Blick zu und sie verstand sofort.
„Aber ich kann auch noch morgen bei ihr schlafen“, stammelte sie und setzte ein etwas gezwungenes Lächeln auf.
„Na gut, dann sehen wir uns nach der Ehrung bei mir“, sagte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
„Man oh man. Ich dachte so etwas gäbe es nur in Filmen, aber eine Lehrer-Schüler-Beziehung kann es ja wirklich geben“, sagte sie völlig überrascht von dem was sie gerade miterlebt hatte.
„Ich erzähle dir alles ein anderes mal ok?“
„Na ihr zwei“, sagte Mister D, der uns ebenfalls nur in Handtuch entgegen kam. Auch er sah verdammt heiß aus. Wieder schaute er nur mich an, wieder war da dieser Blick, dieser Blick den er nur mir schenkte. Einen Moment lang sah ich ihm noch nach und auch er drehte sich noch einmal zu mir um, wobei ich mich sofort wieder an Crystel wendete.
„Was war das denn?“, fragte Crystel mich erstaunt.
„Was soll denn gewesen sein?“
„Sag mal fahren jetzt alle Lehrer auf dich ab oder was?“ , fragte sie, immer noch total perplex.
„Was meinst du denn jetzt damit?“
„Ja hast du denn nicht seinen Blick gesehen? Das war ja mal unglaublich. Der steht auf dich, das sieht man ihm schon die ganze Zeit an, nur dieser Blick bestätigt mich in der Vermutung“.
„Du spinnst doch wirklich“, sagte ich und winkte ab.
„Du weist, meinem Gefühl kann man trauen“, sagte sie. Dann schwiegen wir und beendeten den Abend mit einer Bratwurst und ein paar Drinks.
Am späten Abend noch lief ich in der Dunkelheit in Richtung Hafen, gerade hatte ich mich von Crystel und meinen anderen Freundinnen verabschiedet und war nun an Mikes Hausboot angekommen.
„Ich bin froh, dass ich hier herkam“, sagte er als ich gerade in seinen Armen auf seiner Couch lag.
Ich wendete mich vom Fernseher ab und schaute ihm in die Augen. Sanft zog er mich näher an sich heran und küsste mich. Jedes mal aufs neue explodierte etwas in mir wenn seine Lippen die meinen berührten. Doch dieser Kuss war anders, er wurde heftiger, leidenschaftlicher. Seine Hand strich über meine Brust meinen Körper entlang bis sie sich unter mein T-shirt verirrte und ich einen kurzen Moment zögerte. Den Moment lang sah ich ihn an, wusste nicht wie es weiter gehen sollte, doch wir hatte sowieso schon alle Regeln gebrochen. Ich strich ihm ein herunterhängendes Haar aus seinem Gesicht und berührte seine weichen, vollen Lippen. Seine Hand berührte meine Brust und seine sanften Finger massierten meine Brustwarzen. Mir wurde heiß und ein Kribbeln durchzuckte meinen ganzen Körper. Ich öffnete jeden einzelnen Knopf seines Hemdes, doch irgendetwas hielt mich zurück. „Halt, ich kann das nicht“, sagte ich und zog seine Hand unter meinem Shirt hervor. Schnell richtete ich meine Haare, knöpfte mir die Hose wieder zu und stand auf. „Ich muss nach Hause“, sagte ich ohne, dass Mike noch etwas sagen konnte, war ich die Tür hinter mir zu und schnellte nach Hause. Es ist nicht so als wäre ich noch Jungfrau, denn das war ich nicht mehr. Damien war der, mit dem ich mein erstes mal hatte. Für Damien war ich mehr als nur eine mit der er schlafen konnte, für ihr war ich die Traumfrau Nummer eins. Es war nicht so als hätte ich überhaupt keine Gefühle für ihn gehabt, doch zwischen ihm und mir hat es einfach nicht gefunkt. Nach Damien hatte ich niemand mehr, doch daran lag es nicht. Ich wollte es einfach nicht, ständig dachte ich an Mister D, an seinen Blick und an das was mir Crystel gesagt hatte. „Du weißt, meinem Gefühl kann man trauen“. All das verunsicherte mich total und ich brauchte einfach nur noch Ruhe. Zu Hause angekommen, warf ich mich auf mein Bett und starrte einige Minuten an die Decke. Ich schloss die Augen und versuchte zu schlafen, aussichtslos. Andauernd dachte ich an Mister D. Aber auch an Mike. Meine Gedanken drehten sich nur um sie. Stundenlang in meinem Bett zu liegen und die Decke anzustarren hätte es aber auch nicht gebracht also raffte ich mich auf und schlich die Treppe hinunter. Die Terrassentür lies sich nur schwer leise öffnen. Mit einem lauten Knarren öffnete sie sich und ich trat hinaus. Es war immer noch warm wie immer, doch Wind war aufgekommen und ich genoss diese erfrischende Abkühlung. Immer noch in meinen Klamotten vom Tag setzte ich mich in den Sand und beobachtete die Wellen. Tagsüber war das Meer still und klar, nur Nachts hörte man das Rauschen. Der Himmel war klar und blau. Langsam lies ich meinen Kopf in den Sand sinken und beobachtete die Sterne, bis ich schließlich doch einschlief.
Geweckt wurde ich von dem Gekreische der Möwen. Träge richtete ich mich auf und klopfte mir den Sand vom Körper. Ich hatte tatsächlich die Nacht am Strand verbracht und ein paar Sonnenstunden mit dazu, das merkte ich an dem schmerzhaften Sonnenbrand. Wie viel Uhr es war kümmerte mich in diesem Moment überhaupt nicht, ich hatte gute Noten in der Schule, war immer die brave Schülerin, deshalb konnte ich auch einmal zu spät kommen. Außerdem hatte ich sowieso keine Lust Mike in der Schule zu begegnen, nachdem was gestern vorgefallen war. Also machte ich mich schläfrig auf den Weg in mein Zimmer, doch als ich an der Terrassentür ankam, war diese verschlossen. „Na toll“, murmelte ich und ging in Richtung Vordertür. Eigentlich wollte ich meine Schwester nicht aufwecken, doch wie sollte ich sonst herein kommen.
„Wieso klingelst du denn hier so Sturm?“, fragte meine Mutter leicht gereizt.
„Tut mir leid Mom, aber wenn du nicht aufmachst“, sagte ich und ging an ihr vorbei.
„Moment mal, wo kommst du überhaupt her Fräulein!“, rief sie mir nach.
„Vom Strand“, sagte ich träge, streckte mich noch einmal, warf ihr einen etwas gereizten Blick zu und verschwand in meinem Zimmer. Dort machte ich mich fertig und packte die Sachen für die Schule. Die Pause war mittlerweile vorbei und die dritte Stunde hatte schon angefangen. Zu meine Desaster hatten wir in der dritten Stunde Chemie, bei unserem neuen, tollen Mister Lean.
„Ach Julia, du lässt dich heute auch noch einmal blicken“, sagte Mike als ich zur Tür herein kam.
„Es tut mir leid Mister Lean meine Mutter war noch nicht zu Hause und ich konnte meine kleine Schwester nicht einfach alleine lassen“, erklärte ich ihm und am liebsten hätte ich ihm dabei ins Gesicht geschlagen. Seine provokante Art störte mich in diesem Moment außerordentlich.
„Also ich erkläre jetzt nochmal die elektrochemische Spannungsreihe, damit auch Miss Julia dies mitbekommt“, sagte er, dabei hatte er ein solch streitsüchtiges Grinsen auf seinen Lippen was mich fast an die Decke trieb, doch ich durfte mir nichts anmerken lassen.
Den Rest der Stunde würdigte mir Mike keinen einzigen seiner Blicke. Er zog seinen Unterricht durch, am Ende der Stunde ging er an mir vorbei und warf mir nur die Tür vor der Nase zu. Langsam dachte ich daran, dass ich mich nicht doch bei ihm entschuldigen sollte. Er war verletzt, gekränkt davon, dass ich ihn am vorherigen Abend einfach so dort sitzen gelassen hatte.
„Was war das denn bitte?“, fragte Crystel mich, die sich von hinten an mir vorbei zwängte und die Tür aufstieß.
„Sagst du den anderen bitte ich bin im Nachhilfekurs? Ich habe da was zu klären“, bevor sie noch einen Ton sagen konnte verschwand ich.
Auf dem Weg ins Lehrerzimmer fing mein Herz plötzlich immer schneller an zu schlagen. Ich hatte vor ihn vor den anderen Lehren um ein Gespräch zu bitten, dann musste er einfach mit mir reden.
„Mister Lean, ich muss mit ihnen über meinen Chemietest reden“, sagte ich und er zerrte mich so schnell wie möglich von der Tür des Lehrerzimmers weg.
„Komm mit“, sagte er und ich folgte ihm in einen der Konferenzsäle.
„Mike ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich dich gestern einfach so sitzen lassen habe. Das ging mir einfach alles zu schnell, mir tut das so leid wirklich“, sagte ich, doch er antwortete nicht. Er schien als sei er tief in Gedanken und starrte auf einen der Stühle.
„Sag doch was“, sagte ich, ja fast schon mit Tränen in den Augen.
Dann verließ er den Raum, einfach so, ohne etwas zu sagen. Mit zittrigen Beinen ließ ich mich auf einen der Stühle fallen. Sanft legte ich meinen Kopf auf meine Arme und schloss die Augen. Ich hatte keine Ahnung wie es weiter gehen sollte, mein Kopf war leer und mein Herz wusste nicht was es wollte. Plötzlich öffnete sich die Tür.
„Julia was machst du denn hier?“, fragte mich Mister D während ich mich schnell wieder aufrichtete.
„Ähm, ich hatte eben ein Gespräch, ich wollte jetzt sowieso gerade gehen“, sagte ich schnell und stand auf.
„Moment mal“, sagte er und stieß mich sanft wieder zurück auf den Stuhl, „Wieso weinst du denn?“
Die Tränen, von denen ich gar nicht gemerkt hatte, dass sie meine Augen füllte, liefen mir die Wangen hinunter. „Ähm, der Test, der ist nicht so gelaufen wie ich es mir erhofft hatte“, suchte ich schnell nach einer Ausrede. Sanft strich Mister D mir die Tränen aus dem Gesicht und schaute mir tief in meine Smaragd grünen Augen.
„Du bist wunderschön“, die gleich Worte wie die von Mike. Mein Herz setzte einen Schlag aus und plötzlich wurde mir total eigenartig.
„Es tut mir leid, aber ich muss gehen“, sagte ich schnell, nahm meine Tasche und verließ den Raum. Langsam drehte alles in meinem Kopf durch, seit Mister Lean an unsere Schule kam, lief mein Leben aus dem Ruder. Früher war alles perfekt, ich hatte meine Familie, meine Freunde und mein perfektes Singleleben, aber nun wusste ich einfach nicht mehr wohin mit meinen Gefühlen. Tage und Wochen ging es so weiter, Mike ignorierte mich, schenkte mir noch nicht einmal ein Blick und Mister D schämte sich offensichtlich dafür, dass er so etwas zu seiner Schülerin gesagt hatte. Wir redeten nicht mehr viel miteinander, doch eines Tages fasste ich einen Entschluss. So konnte es nicht weiter gehen. „Julia, hast du noch einmal mit Mister Lean gesprochen?“ ,fragte Crystel mich besorgt, als wir endlich einmal alleine waren. Ich hatte ihr alles erzählt, das von dem Abend in seinem Hausboot, das Gespräch im Konferenzraum und das mit Mister D.
„Nein, und ich denke das werde ich auch nicht mehr. Natürlich verstehe ich, dass er enttäuscht von mir ist immerhin habe ich ihn einfach so sitzen lassen“.
„Ja, aber du hast dich bei ihm entschuldigt, was du eigentlich gar nicht tun müsstest, da er dich überrumpelt hat. Er hätte sich entschuldigen müssen“, sagte Crystel wütend.
„Du hast ja Recht“, gab ich zu.
„Und was ist mit Mister D? Du weißt doch er steht auf dich, das merkt man ihm total an. Schnapp ihn dir bevor es zu spät ist“, sagte sie total motiviert , „Geh zu ihm, rede mit ihm!“
„Ich muss dir was beichten Crystel“, sagte ich schuldbewusst und plötzlich wurde sie total still, „Schon seit der fünften Klasse stehe ich auf Mister D“. Ich kniff beide Augen zu um ihre Reaktion nicht sehen zu müssen und plötzlich lies sie einen schrillen, lauten Schrei los.
„Oh mein Gott, meinst du das ernst? Dann muss das doch für dich wie in einem Märchen sein verdammt. Schnapp dir den Kerl, er ist verdammt heiß“, sagte sie aufgeregt und tanzte förmlich um mich herum.
„Und was soll ich bitte sagen? - Hey Mister D ich bin seit der fünften Klasse in sie verknallt und jetzt denke ich sie wollen auch etwas von mir also komm lass und glückliche Lehrer und Schülerin Beziehung spielen“, sagte ich etwas ratlos und lies mich auf einen dicken Stein sinken.
„Ach komm schon, geh zu ihm, das kommt alles von alleine“, sagte sie und zerrte mich wieder nach oben, „Du gehst jetzt sofort dahin“. Gerade kam Mister D aus der Sporthalle und ging geradewegs auf uns zu. Crystel gab mir einen kleine Stoß und ich landete geradezu vor seiner Nase.
„Ähm Hey, kann ich kurz mit ihnen reden?“
„Hallo Julia, was gibt es?“, er klang total gelassen.
„Also ich wollte mit ihnen darüber reden, was sie vor ein paar Wochen zu mir gesagt haben. Wissen sie noch? Im Konferenzraum“, ich konnte ihm dabei einfach nicht in die Augen sehen.
„Ich weiß ganz genau was du meinst und diese Meinung habe ich immer noch.“
„Wissen sie, das hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen weil..“
Einen Moment lang zögerte ich, fühlte er wirklich das was ich auch fühlte?
„Ich mag sie“, sagte ich letztendlich fest entschlossen und kniff kurz die Augen zusammen, als ich sie wieder öffnete und er mit einem so unbeschreiblichem Lächeln vor mir stand, wusste ich, ich hatte das richtige getan.
„Ich bin heute mit ein paar Freunden am Sundance Beach. Vielleicht trifft man sich ja“, sagte er und ging an mir vorbei. Ich drehte mich noch einmal um und sah ihm nach. War das gerade wirklich passiert? Anscheinend schon, Crystel hatte alles mit gehört und kam nun mit großen Geschreie auf mich zu gelaufen. „Oh mein Gott, das ist ja abgefahren“, rief sie und freute sich unheimlich für mich. Doch ich musste erst einmal wieder einen klaren Gedanken fassen.
„Hast du meine Sonnenbrille eingepackt?“, fragte ich Crystel die gerade dabei war sich im Spiegel zu betrachten. „Ja klar, kann ich so gehen?“, fragte sie und schaute an ihrem Körper herunter. Sie hatte einen süßen, Neon pinken Bikini an und sah ausgesprochen toll darin aus.
„Du siehst super aus. Können wir gehen?“
„Ja lass uns gehen“, und wir machten uns auf den Weg zum Sundance Beach, der nur wenige Meter von meinem Haus entfernt war.
„Siehst du ihn irgendwo?“, fragte ich aufgeregt.
„Da vorne ist er doch“, sagte sie und zeigte zu einer kleinen Gruppe von Leuten.
„Sollen wir uns jetzt wirklich zu ihnen setz..“, ich wurde unterbrochen.
„Hey Julia, Crystel. Schön das ihr hier seit, setzt euch doch zu uns“, rief Mister D und kam auf uns zu.
„Da hast du deine Antwort“, sagte Crystel, lächelte und ging in Richtung der Leute.
„Also das ist Greg mit seiner Freundin Samantha und das sind George, Maikel und Josh“, sagte Mister D und zeigte auf jeden einzelnen. Ich wurde etwas rot, da ich nicht wusste was ich tun sollte. Er war mein Lehrer und das waren seine Freunde, die sicherlich wusste, dass ich seine Schülerin war. Ich wusste nicht was sie von mir hielten und genauso wusste ich nicht was ich davon halten soll.
„Na schön, dann lasst uns doch schwimme gehen“, sagte Crystel und zog sich ihr Kleid aus. Alle waren sofort begeistert und stürmten ins Wasser, nur Mister D und ich blieben zusammen zurück.
„Findest du das nicht etwas komisch?“, fragte ich ihn und plötzlich wurde er total ernst.
„Natürlich ist das komisch, du bist meine Schülerin und ich bin dein Lehrer, meine Freunde haben kein Problem damit und ich mag dich nun mal. Du musst mir einfach nur versprechen, dass das unter uns bleibt“, erklärte er, ich überlegte einen kurzen Moment dann zog ich so schnell ich konnte meine Klamotten aus, packte seine Hand und rannte mit ihm ins Wasser. Es kam mir so vor als würde ich einen ganz normalen Tag mit meinen Freunden verbringen. Das sie alle älter waren als ich und darunter auch noch mein Lehrer war, störte mich überhaupt nicht mehr. Wir verbrachten noch eine unendliche Zeit im Wasser und nach einiger Zeit ging auch schon die Sonne unter.
„Hey was soll das!“, schrie ich, musste dabei lachen und spritze ihm das Wasser zurück ins Gesicht.
„Oh das hättest du nicht tun sollen“, rief er und war gerade dabei mich unter zu drücken. Doch irgendwann konnte selbst ich nicht mehr. „Ok, warte warte stop. Ich kann nicht mehr“, sagte ich und hob die Hand. Die Sonne war nun halb untergegangen und spiegelte sich wunderschön im Wasser. Dennis, so hieß Mister D mit Vorname, zog mich nah an sich heran und legte meine Arme um seinen Hals. „Ich habe den Tag mit dir heute wirklich genossen und ich hoffe das wir so etwas öfter machen können“, zuerst spielten die Schmetterlinge in meinem Bauch verrückt, doch dann kamen wieder die Zweifel.
„Dennis, ich weiß nicht ob das so richtig ist was wir hier tun“, sagte ich und wollte mich gerade aus seinem Griff lösen. Schnell legte er meinen Kopf in seine Hände und küsste mich. Er küsste mich mit voller Leidenschaft und einen Moment lang dachte ich die Welt würde still stehen. Es war anders, anders als bei Mike. Als er sich langsam von mir löste schaute ich ihm völlig verwirrt in seine glänzenden Augen. Sie strahlten vor Glück. Er meinte es ernst, das sah man ihm deutlich an.
„Es ist ok“, sagte er und streichelte mir sanft über meine Wange. Ich schloss die Augen und genoss den Moment. „Ok“, flüsterte ich und spürte wie er seine Lippen auf meine drückte. Ein zärtlicher Kuss und wir machten uns auf den Weg zurück zu seinen Freunden.
„Ich habe alles gesehen“, stachelte Crystel als ich mich neben ihr fallen lies, doch ich hörte ihr überhaupt nicht zu. „Hey Julia, bist du anwesend?“ Grinsend schaute ich sie an. „Mh? Hast du was gesagt?“
„Ach vergiss es. Süße ich muss nach Hause, kommst du mit mir?“
„Wenn ihr wollt kann ich euch nach Hause bringen“, mischte sich Dennis ein und ich strahlte ihn an. „Das wäre nett, danke“, sagte Crystel und wir machten uns auf den Weg. Als wir Crystel zu Hause abgesetzt hatten mussten wir den ganzen Weg zurück laufen, doch das machte mir nichts aus, denn jede Minuten mit Dennis war wunderschön. Wir redeten, machten Späße und lachten. Er ist einfach unglaublich. Die nächsten Wochen ging es so weiter. Heimlich trafen wir und außerhalb der Schule und sehr selten auch in der Schule. Ihm war es zu riskant gesehen zu werden.
„Was machst du hier?“, fragte ich erschrocken als Dennis plötzlich im Mädchenklo auftauchte.
„Ich kann es einfach nicht aushalten die den ganzen Tag zu sehen und dich nicht küssen zu dürfen“, erklärte er und drückte mir einen langen, leidenschaftlichen Kuss auf.
„Du bist so süß, aber im Mädchenklo? Das ist ja total auffällig, was willst du sagen wenn dich jemand aus dem Mädchenklo gehen sieht?“, sagte ich und musste lachen.
„Ist doch egal, Hauptsache ich kann Zeit mit dir verbringen. Sehen wir uns heute?“, fragte er und schaute mir zu wie ich kurz meine Wimpern mit etwas Mascara nach schminkte.
„Bei mir? 6 Uhr?“ , fragte ich, drehte mich zu ihm um und zog ihn an mich heran.
„Alles klar“, er drückte mir noch einen kurzen Kuss auf die Stirn und verschwand dann. Ich kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Ob wir ein Paar waren, da war ich mir immer noch nicht so sicher, doch ich genoss die Zeit auch so mit ihm.
„Na sieh mal einer an“, meldete sich eine Mädchenstimme zu Wort.
„Elisha“, sagte ich geschockt als ich sie im Spiegel hinter mir aus der Toilette kommen sah.
„Ich weiß ja nicht wer das war, aber anscheinend führst du da eine heimliche Beziehung und das nicht umsonst. Was ist mit dir los Süße? Sonst prahlst du doch auch immer mit deinen geilen Typen die du am Start hast.“, sagte sie und schnappte sich meinen Mascara.
„Das geht dich überhaupt nichts an, halt dich gefälligst da raus ist das klar? Kümmer dich um dein eigenes, erbärmliches Leben“, ich riss ihr meinen Mascara aus der Hand und stürmte wütend aus der Toilette. Gerade als ich zur Tür heraus kam lief ich genau in Mike hinein.
„Hey nicht so stürmisch“, sagte er und hielt mich fest bevor ich hinfallen konnte.
„Ähm , ähm tut mir leid. Ich muss weiter“, sagte ich und wollte gerade an ihm vorbei gehen, doch er hielt mich fest.
„Warte Julia“.
„Ich muss in den Unterricht was ist denn?“
„Du verletzt mich“. Was hatte er denn jetzt für ein Problem. Die ganzen Wochen lang hatte er mich wie Luft behandelt und nun kam er mir so?
„Wie ? Was meinst du?“
„Ich weiß was da läuft, ich bin nicht dumm. Dennis ist einer meiner besten Freunde“.
„Er hat es dir erzählt?“
Mike schaute mir mit einem traurigen Blick in die Augen.
„Ich wollte dich nie verlieren“. Was heißt hier verlieren? Er hatte mich ja noch nicht einmal richtig.
„Dafür ist es jetzt zu spät Mike. Ich muss in den Unterricht, lass mich bitte durch“. Doch anstatt mich durchzulassen zog er mich so nah an sich heran, dass ich seinen Atem spüren konnte. Ich schloss die Augen und spürte wie seine Lippen die meine berührten. Doch ich wollte es nicht, schnell stieß ich mich von ihm weg und rauschte an ihm vorbei. Er hatte mich völlig überrumpelt. Einerseits war Dennis der Mann auf den ich schon seit meiner Einschulung in diese Schule stand, andererseits war Mike der mysteriöse, neue Lehrer, der dazu auch noch extrem sexy war. So das es nicht noch schlimmer kommen könnte wurde ich am Nachmittag auch noch zum Schulleiter gerufen. Als ich an die Tür klopfte und herein gebeten wurde trat ich hinein. An dem großen, schwarzen Holzschreibtisch saß wie immer unser Schulleiter in seinem riesigen Ledersessel , davor standen zwei Stühle. Einer davon war besetzt. Als ich näher trat, schlug mein Herz schneller. Mike.
„Was machst du, ich meine was machen sie hier? Wieso bin ich hier?“, fragte ich zu erst Mike, dann richtete ich meinen Blick zu meinem Schulleiter. „Setz dich“, sagte er , „Ich habe vertrauliche Informationen von einer Schülerin bekommen, darunter ein Beweisvideo also versuchen sie nichts ab zu streiten. „Was ist hier los?“, fragte ich geschockt, und langsam konnte ich mir denken was passiert war. „Eine Schülerin hatte sie heute gefilmt. Sie Beide. Bei etwas was diese Schule und sonst auch keine andere Schule in diesem Land duldet. Ich frage sie jetzt einmal. Haben sie eine Beziehung mit Mister Lean?“ Mein schlimmster Alptraum wurde wahr. Völlig starr saß ich auf dem Stuhl, brachte kein einziges Wort heraus. „Ich habe sie etwas gefragt Miss McSean. Haben sie eine Beziehung mit Mister Lean“, wiederholte er etwas kräftiger. „Nein“ , sagte ich schnell und schüttelte den Kopf. „Nein habe ich nicht“, wiederholte ich noch einmal deutlich.
„Und wieso..“, fing der Schulleiter an, doch Mike unterbrach ihn. „Sie verstehen das falsch. Ich bin das Schuld. Sie hat überhaupt nichts damit zu tun. Ich habe sie überrumpelt. Ich habe mich in sie verliebt, dagegen kann ich nichts machen. Feuern sie mich, aber bitte bestrafen sie nicht sie, sie wusste bis gerade eben gar nichts davon und wie sie auf dem Video sehen dreht sie sich sofort weg. Sie hat überhaupt keine Schuld“. Mein Schulleiter ist bekannt dafür, dass er alles kurz und knapp hielt. „Also gut, Mister Lean, sie sind gefeuert und das wird noch ein Nachspiel für sie haben, wie leid es mir tut. Miss McSean gehen sie zurück in den Unterricht“. Kurz schaute ich zu Mike herüber, der mit gesenktem Kopf immer noch auf dem Stuhl saß, dann schlich ich leise zurück in den Unterricht. War das gerade wahr gewesen oder hatte ich nur geträumt? Elisha diese blöde Kuh, hatte uns gefilmt. Gefilmt als er mich geküsst hatte. Meinetwegen wurde Mike gefeuert und er hat es einfach so hingenommen. Meinte er es wohl doch ernster als ich dachte? Ich meine er hat einfach so seinen Job für mich aufgegeben. Er hätte es bestreiten können, hat er aber nicht. Er wird vielleicht niemals mehr als Lehrer arbeiten dürfen, und das nur meinetwegen. Völlig entsetzt setzte ich mich wieder zu Crystel auf meinen Platz und konnte mich überhaupt nicht mehr konzentrieren.
„Was war los?“, fragte sie mich und als ich nicht antwortete merkte sie wie ernst es war. Sie blieb still, doch sobald es klingelte löcherte sie mich mit Fragen.
„Er wurde gefeuert Crystel, wegen mir. Ich muss nach Hause. Ich muss erst mal darauf klar kommen“, sagte ich und verschwand. Ich hörte sie noch wie sie mir nach rief, was sie rief, verstand ich nicht. Zu Hause angekommen war es schon fast sechs, Dennis würde bald zu mir kommen und ich war mir gar nicht mehr so sicher mit ihm.
„Hey meine Süße“, sagte er, gab mir einen Kuss auf die Stirn und trat ein, „Bist du alleine?“
Ich nickte nur kurz und setzte mich auf die Couch im Wohnzimmer. „Wir müssen reden“. Plötzlich wurde sein Blick ganz ernst, dass lag wahrscheinlich daran, dass man mir deutlich ansah wie ernst es mir war. „Wir können das nicht mehr machen, ich will nicht das du wegen mir gefeuert wirst und wahrscheinlich nie wieder den Beruf als Lehrer ausüben kannst. Ich weiß was dir daran liegt“, erklärte ich ihm ruhig.
„Aber, aber wir halten es doch geheim. Das klappt doch perfekt. Wieso kommst du auf einmal jetzt damit wieder an?“
„Du hast noch nicht davon gehört?“
„Was? Was soll ich gehört haben?“
„Mike, ich meine Mister Lean wurde gefeuert“. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ihm nun von unserem Kuss erzählen sollte. Doch er musste es einfach verstehen.
„Was? Wieso denn das?“
„Er , er .. , er hat mich geküsst“. Langsam lies er meine Hand los und senkte seinen Kopf zu Boden.
„Ich wollte das nicht Dennis! Ich habe mich weggedreht, doch Elisha hatte alles gefilmt, ist zum Direktor gelaufen und..“ Mir verschlug es die Sprache. Erst stützte er seinen Kopf in seine beiden Hände, dann stand er auf. „Du hast Recht, wir müssen das beenden“. Dieser Satz kam ziemlich überraschend für mich, ich hatte mit etwas anderem gerechnet auch wenn dies ziemlich egoistisch war, doch das er so reagierte hätte ich wirklich nicht gedacht. Dann verließ er das Haus, ohne noch ein Wort zu sagen, lies er mich dort sitzen. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, welche mir nun die Wangen herunter liefen. In den letzten Wochen hatten sie die Schmetterlinge in meinem Bauch schon fast zu Liebe entwickelt und nun riss uns dieses Ereignis einfach so auseinander. Langsam bekam ich Zweifel ob nicht doch Mike der wäre, der an meiner Seite sein sollte. Das klingt egoistisch, aber wenigstens steht er dazu. Ich erwarte nicht, dass Dennis seinen Job für mich aufgibt, doch Mike hat es getan und das beweist, wie wichtig ich ihm bin.
Texte: Don't copy !
Tag der Veröffentlichung: 07.07.2012
Alle Rechte vorbehalten