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Eingeklemmt vom lauter Astwerk über meinen Beinen und bibbernd vor Kälte, setzte Lion sich hinter mich und nahm mich in seine Arme. Zusammen lagen wir auf dem kalten Rand des Waldes.
Wir blickten lange in die Sterne, bis diese von Wolken und kleinen Schneeflocken ersetzt wurden, die langsam auf unser Haar und Gesicht schwebten, nur um gleich wieder im nichts dahin zu schmelzen.
Und dann sah er mich an und nichts auf dieser Welt, kein Wort kein Gedanke, konnte mir in diesem Moment seine Gefühle mehr zeigen, als dieser stiller, warme Blick.
Seine weichen, braungoldenen Augen wollten mir sagen, dass er mich liebte, nur sein Mund konnte es einfach nicht.
Doch für Heute Nacht musste es reichen, ich wusste was er für mich empfand und ich würde ihn nicht drängen dies in Worte auszudrücken.
Was waren schon Worte?
Seine Hand streifte sanft an meiner Wange entlang, trotz der Kälte und des fallenden Schnees war sie angenehm warm und erinnerten mich daran, dass ich langsam auskühlte, doch es war mir egal.
Er strich mir eine meiner braunen Strähnen hinter mein Ohr und flüsterte sanft hinein.
„Würdest du mir die Erlaubnis geben, dir einen Kuss zu schenken?“
Oh.
Worte vermochten doch so viel mehr als ich dachte.
Mein Herz raste unter meiner Brust und die Wärme kehrte zurück in meinen Körper.
Wie ein fast erloschener Funke glühte ich immer stärker und fing wieder Feuer, das sich in meinem Körper ausbreitete.
Es kam nur ein Flüstern über meine Lippen und ich bekam irgendwie nicht mal mit, was ich sagte, doch es musste ein Ja gewesen sein, denn sein makelloses Gesicht kam jetzt näher, bis seine Lippen direkt vor meinen waren und ich seinen warmen, süßen Atem auf meiner Haut spürte, der wieder zu mir flüsterte.
„Danke.“
Ich hätte die Person sein müssen, die ihm dankt. Sein Kuss… ja da würden Worte wieder nicht reichen, wie sollte ich das beschreiben?
Sein Kuss war so warm und doch bekam ich Gänsehaut, es war so neu und doch mit der Weisheit, dass dies ein Akt war so alt wie die Sterne. Salzig wie das Meer und doch hatte es die Süße, wie wenn ein Kind das erste Mal ein Eis bekommt. Eine frisch gepflückte Erdbeere, die von der Sonne noch erwärmt war und deren saftige Süße eine Geschmacksexplosion verursachte. Ich kam mir vor, als hätte ich vorher noch nie jemanden geküsst.
Während ich all diese Gedanken haben durfte, lagen seine weichen Lippen immer noch zärtlich auf meinen.
Ich wollte nicht daran denken, dass er jemals aufhören könnte, doch dann löste sich sein Mund von meinem, hätte er reden können, würde er schreien.
„Nein nicht aufhören, komm zurück!“
Doch der andere Mund hörte ihn nicht. Wie Schade.
Seine Hände ließen langsam mein Gesicht los und sein warmer Blick löste sich von meinem.
Ich fühlte mich auf einmal zurückgelassen, als hätte man etwas getrennt, was nicht hätte getrennt werden dürfen.
Zwei Lichter tauchten in der Dunkelheit auf und es schien mir, als würde alles in Zeitlupe ablaufen. Der Schnee fiel noch langsamer und der Krankenwagen fuhr so langsam auf uns zu.
Lion erhob sich fast schwebend und winkte den Wagen zu uns rüber. Wie Engelsschwingen bewegte er sie langsam auf und ab.
Ich bemerkte nicht, wie meine Augen langsam zufielen, die Müdigkeit holte mich ein und der Gedanke an den schönen träumerischen Schlaf ließ mich versinken im Nichts.

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Tag der Veröffentlichung: 19.02.2009

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