Ich sitze auf der Couch im Wohnzimmer. Susi, unsere braungefleckte Katze macht es sich neben mir auf dem roten Ledersofa bequem. Vor dem großen Fenster, der einen schönen Blick in den Garten wirft, stehen auf der Fensterbank allerlei Blumen, die für das Wohnzimmer Sauerstoff liefern. Ich warte auf meine Freundinnen, die sich im Haus verteilt haben, denn sie möchten mich nach Detroit begleiten.
Nach dem Tod meines Mannes habe ich mit ihnen eine Wohngemeinschaft gegründet, da das Haus viel zu groß für mich alleine ist. Obwohl beide für Ablenkung sorgen, kann ich nicht vergessen, dass Garrett zu mir nie mehr zurückkehren wird.
Mein Mann hat mir sein ganzes Erbe hinterlassen und gesagt, wenn ihm jemals etwas zustoßen sollte, soll ich es für meine Wünsche einsetzen. Ich habe noch keine wirklichen Ideen. Deshalb möchte ist erstmal zu Dad, der immer noch in Detroit wohnt, obwohl diese Stadt bereits von Androiden beheimatet wird.
Ich kann es mir wahrlich nicht vorstellen mit Androiden in einer Stadt zusammen zu leben. Für Dad muss es noch schwieriger sein, da Cole, mein Bruder in Dads Armen verstarb als ein Android ihn versorgte. Er konnte ihm nicht helfen.
Deshalb kann ich jetzt richtig nachempfinden, wie man sich fühlt, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat. Das heißt nicht, dass ich meinen Bruder nicht geliebt habe, im Gegenteil, aber Dad hat sich um ihn gekümmert, ihn und mich aufgezogen, genau wie ich mit Garrett in diesem Haus gewohnt haben und Pläne für die Zukunft geschmiedet haben, dass wir Kinder adoptieren, Reisen wollten besonders nach China und nun war das alles weg und nur wegen Garretts eifersüchtigen Arbeitskollegen, der ihn überfahren hat.
Garrett ist an seinen schweren Verletzungen gestorben. Man konnte ihm nicht mehr helfen.
Leonard, sein Kollege, hatte nicht dieselben Kriterien erfüllt um Richter zu werden und er war auf jeden Kollegen eifersüchtig gewesen, so auch auf meinen Mann. Vor dem Gerichtsprozess beging er Selbstmord. Wahrscheinlich wollte er weder mich noch ehemalige Kollegen sehen.
Caroline hat das Wohnzimmer betreten. Sie trägt einen grauen Hosenanzug und trägt ihr Haar streng zurückgekämmt. Sie mustert mich.
"Na Alli, wie geht's?"
"Weiß nicht. Bin doch etwas aufgeregt."
"Das wird alles klappen wie du es dir vorstellst, aber ich werde euch nicht begleiten können."
"Das kommt aber sehr plötzlich."
"Aber Lara begleitet dich ja. Ich habe einen Anruf erhalten, dass ich im Krankenhaus gebraucht werde."
"Okay. Aber überanstreng dich nicht."
"Es ist echt doof, dass du uns nicht begleitest, aber ich weiß wie sehr du deine Arbeit liebst," antwortet Lara als sie das Wohnzimmer betreten hat.
Wir umarmen uns, das ist ein morgendliches Ritual von uns, auch wenn wir zusammen in die Stadt fahren. Es soll unsere Freundschaft vertiefen und dass uns niemand auseinander reißen kann, auch kein Mann.
Aber ich werde mich nicht mehr in einen Mann verlieben nach der Tragödie mit Garrett. Ich bleibe lieber allein. Jetzt sind Lara und Caroline dran.
Lara ist das komplette Gegenteil von Caroline. Immer aufdringlich geschminkt und viel zu sexy gekleidet. Lara könnte sich eine Scheibe von Caroline abschneiden. Vielleicht nicht so streng, jedoch fein.
Ich stehe auf. Unsere Koffer stehen bereits an der Haustür. Ich schaue in den Garten mit dem Pool, den bunten Herbstblättern, die vom Kirschbaum auf den Rasen gefallen sind.
Es ist immer ein schattiger Platz, wenn es draußen sehr heiß ist und die Kirschen sind immer reichlich und sehr süß. Man kann gar nicht soviel Kirschen essen wie der Baum hergibt, so dass wir schon an unsere Nachbarn welche abgeben müssen.
Susi, unsere Katze nehme ich auf den Arm, da sich eine Nachbarin um die Katze kümmern will während wir weg sind. Sie liebt Katzen.
"Bereit?", fragt Lara und schenkt mir ein Lächeln.
"Nicht wirklich. Aber es muss sein, denn ich muss Abstand gewinnen und mein eigenes Leben in den Griff bekommen."
"Da hast du durchaus Recht," geben mir beide zu verstehen als wir unsere Koffer ins Taxi hieven.
Ich gebe unsere Katze an Emma, unsere Nachbarin und sie wünscht uns eine gute Zeit. Es bringt nichts Susi allein zu lassen, wenn Caroline sowieso im Krankenhaus ist. Wir bringen Caroline zum Krankenhaus und wünschen ihr einen schönen Tag. Sie nickt.
Ich schweige während Lara den Wagen fährt. Ein Wunder, dass sie sich überhaupt wieder hinter das Steuer setzt nach dem schweren Unfall welchen sie vor einem Jahr in einem strengen Winter hatte.
Ich und Caroline haben ihr noch davon abgeraten bei diesem Schneesturm Auto zu fahren, aber sie wollte um jeden Preis ihren Arzttermin wahrnehmen.
Wäre Lara nicht ins Schleudern gekommen und hätte sich mehrmals überschlagen, wäre sie nun eine glückliche Mutter einer Tochter, aber leider hat sie durch den Unfall ihr Kind verloren und will nicht mehr schwanger werden, sondern lieber nur Liebhaber übers Wochenende haben, um ihren Sexdrang zu stillen. An einer festen Partnerschaft mit Kindern ist sie seit dem Unfall nicht mehr interessiert.
Ihr Freund hat sie auch verlassen, da sie ihm erklärte, sie möchte keine Kinder mehr haben. Manche Männer sind auch wirklich Idioten.
Caroline kann noch schwanger werden, weil sie die Jüngste unter uns ist, aber anscheinend denkt sie gar nicht über Nachwuchs nach. Bisher hat sie sich nur auf die Karriere konzentriert und wenn, dann waren es nur Affären mit verheirateten Männern, die auf der Party bereits schon leicht angetrunken waren. Am Wochenende sexy kleiden, Männer für eine Nacht abschleppen und Sex haben, das ist das Leben von Lara und Caroline.
Nach einigen Stunden frage ich Lara ob ich sie ablösen kann, aber sie lehnt ab.
"Bitte!"
"Ahhh. Was hast du denn? Keine Sorge ich fahre vorsichtig."
"Das weiß ich, aber bei dir kann man keine Musik laufen lassen und unterhalten können wir uns auch nicht," füge ich hinzu. Lara parkt auf dem Parkplatz an der nächsten Ausfahrt und überlässt es nun mir. Beleidigt setzt sie sich auf den Rücksitz.
Am Steuer bemerke ich, dass wir tanken müssen. Sie sagt nichts, aber ich weiß was sie denkt. Hätte ich nichts gesagt wären wir vermutlich mitten auf dem Highway stehen geblieben, da Lara nie auf den Tank achtet.
Am Horizont ziehen dicke schwarze Wolken auf. Es sieht nach Regen aus, vielleicht sogar nach Gewitter, aber ich hoffe, dass das Wetter wieder besser wird, wenn wir in Detroit angekommen sind. Zum Glück haben wir nun Fahrerwechsel gemacht, denn Lara fährt nicht gerne im Regen und bei Gewitter. Bevor ich den Wagen starte, schalte ich noch einen Musikkanal ein und frage Lara, ob sie bereit ist.
Sie nickt, ist aber leider immer noch beleidigt und schweigt. Aber das ist ihre Art. Darüber muss man hinweg sehen, denn ansonsten ist sie eine liebenswerte Frau. Ich frage Lara, ob wir zuerst zum Hotel oder zu meinem Vater fahren sollen.
"Bring mich erst ins Hotel, danach kannst du zu deinem Vater, okay?" Ich nicke.
"Was hast du jetzt eigentlich vor?", möchte Lara von mir wissen. Wie schön, sie redet wieder.
"Erst einmal möchte ich mich für mein Verhalten entschuldigen nachdem ich Dad den Tod gewünscht habe," antworte ich.
"Das hast du uns gar nicht erzählt. Warum hast du ihm den Tod gewünscht?", möchte Lara wissen.
"Dad verfiel in Selbstmitleid und glaubte, nur er würde trauern, weil sein Sohn, mein Bruder gestorben ist mit gerade mal sechs Jahren. Er fing an zu saufen und verbrachte seine Zeit mehr in Bars als zu Hause bei mir oder auf der Arbeit. Ich schmiss alles über Bord, auch mein Praktikum bei Dad auf dem Polizeirevier und wünschte ihm den Tod und suchte mir einen Studienplatz für Musik in Chicago."
"Das ist krass und all das wussten wir bis jetzt noch gar nicht von dir," bemerkt Lara und fügt hinzu: "aber schön, dass du mich zumindest daran noch teilhaben lässt."
"Ich hätte es gerne schon viel früher erzählt, aber dann habe ich mich in Garrett verliebt und er meinte, ich kann es euch immer noch erzählen und er empfahl mir, ich soll auf jeden Fall weiter Musik studieren, denn der Beruf eines Detectives ist hart vor allem für eine Frau."
"Das ist schön, wenn man solche Unterstützung bekommt," meint Lara. "Und was hast du jetzt vor?" Ich habe keine Ahnung und Pläne, deshalb leite ich das Gespräch um und antworte: "Übrigens, in circa zehn Minuten sind wir in Detroit."
"Schon? Wie schnell bist du denn gefahren?", fragt Lara überrascht.
"Angemessen," antworte ich knapp mit einem Grinsen auf meinem Gesicht.
Aber sie weiß selbst, dass ich schneller gefahren bin, wie erlaubt ist, aber bei Lara wären wir wahrscheinlich erst heute Nacht in Detroit.
Der Regen hat nachgelassen und die Sonne kommt unter der dicken Wolkendecke hervor. Ich liebe den Geruch, wenn es geregnet hat und der Dampf von dem heißen Asphalt aufsteigt. Die Luft ist wieder rein und klar.
Ich strecke mich als ich aussteige. Der Portier nimmt die Autoschlüssel mir ab und erklärt, dass er den Wagen in die Tiefgarage bringt. Wir machen uns mit den Koffern auf den Weg zur Anmeldung. Ich stelle mich vor.
"Allison Anderson und Lara McMiller, wir haben ein Zimmer gebucht," erkläre ich der Dame am Empfang.
"Ah ja ich sehe. Ein Doppelzimmer. Simon wird Sie in die vierzigste Etage bringen."
"Du hast wieder dein Mädchennamen angenommen?", fragt Lara überrascht.
"Wenn es einen Neuanfang in meinem Leben geben soll, dann möchte ich auch nicht mehr den Namen von Garrett tragen."
"Verstehe."
Wir folgen ihm in den Aufzug und mir entgeht es nicht wie sehr Lara Simon mustert, aber er sagt nichts. Ich habe jedoch schon so eine Ahnung, dass Lara ihm heute Abend in der Lobby auflauert, um mit ihm ausgehen zu können, dabei weiß jeder, dass das Personal mit der Kundschaft nicht flirten darf.
"Einen schönen Aufenthalt die Damen," und verschließt hinter sich die Tür. Lara sieht mich an, denn bisher wollte jeder Trinkgeld haben, wenn wir im Hotel eingecheckt haben, hier jedoch nicht.
"Hast du es nicht bemerkt?", fragt Lara mich.
"Was denn?", möchte ich wissen.
"Er ist einfach gegangen ohne Trinkgeld zu bekommen. "
"Ja."
"Wie du weißt?", wird Lara etwas nervig.
"Lara, Detroit ist die Stadt der Androiden. Einer Künstlichen Intelligenz. Er muss also ein Android sein, wenn er kein Trinkgeld verlangt." Lara starrt mich nur an und geht im Hotelzimmer auf und ab. Dann setzt sie sich aufs Bett.
"Du willst mir also damit sagen, sie müssen nun wie wir behandelt werden mit Würde und Respekt? Also gibt es auch keine Sexandroiden mehr?"
"Nein."
"Krass. Na dann hat sich das ja mit Simon erledigt."
"Du wolltest ihn für eine Nacht haben und ihn dann abservieren wie du und Caroline es am Wochenende macht?", frage ich hellhörig.
"Das wollte ich, JA. Aber dann suche ich mir lieber eine Bar mit einem echten Typen."
"Das solltest du wohl eher tun," meine ich und füge dann noch hinzu: "aber wie wäre es mal wieder seßhaft zu werden und über Kinder nachzudenken?"
"Nein. Dann fass doch an deine eigene Nase und verliebe dich mal wieder," antwortet Lara ärgerlich.
"Eigentlich habe ich Garrett am Grab versprochen, dass er der einzige Mann in meinem Leben bleibt."
"Und was ist, wenn du dich verliebst? Sagst du dann 'Oh sorry, das geht nicht, ich habe es meinem Mann am Grab versprochen'?" Lara mustert mich und kränkt mich mit diesen Worten, was ihr wohl auch nicht entgangen ist.
"Sorry, das war nicht gerecht. Sollen wir deinen Vater besuchen!" Ich zucke mit den Achseln, nicke dann aber, weil dringend aus dem Hotel raus muss und an die frische Luft.
Dad scheint zu Hause zu sein, denn sein Wagen steht in der Einfahrt. Dads Auto ist geputzt, der Rasen ist gemäht, das Haus und der Zaun haben einen neuen hellen Anstrich bekommen, was sehr ungewöhnlich für Dad ist.
Ich bitte Lara darum, erstmal zu warten, weil mein Vater wahrscheinlich sehr überrascht sein wird, seine Tochter nach so langer Zeit wieder zu sehen.
Dad öffnet die Tür und tatsächlich steht er sprachlos vor mir, aber nicht mit einer Flasche Bier in der Hand, sondern mit einem Apfel. Auch ist sein Haar nicht zerzaust. Er riecht nicht nach Alkohol, sondern einem angenehmen Aftershave. Lara gesellt sich zu uns, stellt sich vor und dann zeigt Dad die erste Regung mit einem leisen 'Hallo'. Ich gehe unvermittelt an Dad vorbei ins Haus.
An den Zustand muss ich mich erst noch gewöhnen, denn würde nun die Sonne auf dieser Seite in den Raum scheinen, würde man den Glanz richtig erkennen. Es riecht nach neuen Möbeln, Teppichen, die Spüle ist blitzblank. Als hätte Dad gewusst, dass ich kommen würde. Ich drehe mich zu ihm um und mittlerweile hat auch Lara das Haus betreten.
"Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du wieder gekommen bist."
"Wieso nicht? Ich bin deine Tochter."
"Ja schon, aber du hast mir den Tod gewünscht."
"Ich weiß. Dafür möchte ich mich auch entschuldigen."
"Entschuldigung angenommen. Und Sie sind? Ah Lara, nicht? Sie haben sich mir gerade vorgestellt."
"Ja, ich bin Allis Freundin Lara. Ohne mich wäre sie wohl nie zu Ihnen gekommen. Ich glaube sie hat Angst, dass Sie ihr den Kopf abreißen."
"Nein. Ich war unmöglich zu ihr. Ich kann im Nachhinein ihre Wut verstehen," antwortet Dad und umarmt mich.
"Ihr könnt doch hier wohnen."
"Das ist wirklich lieb von dir Dad, aber wir würden lieber im Hotel übernachten, da vielleicht morgen auch noch meine andere Freundin nachkommt. Bitte sei nicht traurig." Er nickt verständnisvoll.
"Ich lass euch dann mal alleine," meint Lara und umarmt mich. Das letzte Mal hat sie mich so herzlich bei der Beerdigung umarmt. Das jetzt soll sicherlich die Entschuldigungvon eben sein. "Schön Sie kennengelernt zu haben Mr. Anderson."
"Ganz meinerseits."
Dad bringt mir ein Glas Limonade als ich auf der neuen Couch Platz genommen habe.
"Musst du heute noch arbeiten?"
"Nein, ich habe heute endlich mal einen freien Tag."
"Hast du eine Freundin?", frage ich Dad.
"Nein, aber einen Freund. Wäre er nicht, wäre ich wohl nie auf den Trichter gekommen einen Entzug zu machen. Wie du siehst bin ich vollständig vom Alkohol weg und habe es mit seiner Hilfe sogar geschafft Ordnung ins Haus zu bringen."
"Ja, das sieht man." Ich lächle ihn an und Dad auch und wir schweigen für eine Weile bis ich zum Thema komme:
"Dad, es tut mir alles so unheimlich leid."
"Schnee von gestern. Ich bin nicht mehr nachtragend."
Ich schaue auf mein Glas, was mittlerweile leer ist. Ich möchte aufstehen und es in die Spüle stellen, da nimmt Dad meine Hand, umarmt mich ein zweites Mal und meint: "Wenn du willst, kannst du wieder dein Praktikum bei der Polizei machen."
"Das ist wirklich lieb von dir. Ich werde darüber nachdenken."
"Natürlich. Du siehst traurig aus."
"Mein Mann ist vor vier Jahren gestorben. Er wurde von seinem Arbeitskollegen überfahren aus Eifersucht."
"Du meine Güte. Das tut mir sehr leid. Ich hoffe, dass es einen Prozess gab."
"Hätte es wohl, wenn der Beschuldigte nicht Selbstmord begangen hätte."
"Verstehe. Dann kann ich auch verstehen, dass du Abstand brauchst. Ich bin für dich da. Hier ist übrigens der Zweitschlüssel, wenn du mal wieder Lust hast hier zu relaxen."
"Danke Dad. Sumo sei fein brav und pass auf meinen Dad auf! Ich habe dich lieb!"
Ich gebe Dad einen Kuss auf die Wange und in diesem Moment klingelt es an der Tür.
Dad öffnet sie, lässt den jungen Mann eintreten, erklärt ihm, dass er gleich kommt und wir sehen uns an während wir mit Abstand an der Garderobe stehen. Ich kann nur raten, aber nach seinem Äußeren zu urteilen, muss es ein Android sein. Kein Mensch würde mich so lange schweigend beobachten wie er es gerade tut. Dad vergisst aber völlig mich ihm vorzustellen und anscheinend ist der Besuch so wichtig, dass ich nebensächlich geworden bin.
Dad fragt ihn, was denn so wichtig ist, so dass er selbst heute keinen freien Tag hat.
"Sie haben es wohl vergessen. Wir haben heute unsere außer planmäßige Besprechung, auch aus den anderen Bezirken der Polizeireviere. Sie finden sich heute alle in unserem großen Besprechungssaal ein. Captain Fowler beauftragte mich, Sie aufzusuchen, da Sie das Kommando übernehmen sollen."
"Danke Connor. Warte doch an meinem Wagen, ich brauche nur zwei Minuten." Connor geht und steht nun an Dads Wagen. Ich stehe am Fenster und beobachte den Androiden immer noch.
"Alli, kommst du, ich muss weg." Ich zucke zusammen und nicke.
"Connor ist übrigens mein Freund und wie dir wahrscheinlich schon aufgefallen ist, ein Android. Aber er ist nur eine Maschine. Ich wünsche dir und deiner Freundin einen schönen Abend."
Dad steigt mit dem Androiden in den Wagen und sie fahren davon. Ich bleibe immer noch vor Dads Tür stehen. Dads Freund ist ein Android? Ich bin sprachlos. Gerade er, der mir einst sagte, er möchte nie mehr etwas mit Androiden zutun haben. Ich muss grinsen. Und dann ist er auch noch so hübsch muss ich insgeheim feststellen und hoffe insgeheim, dass Lara ihm nie begegnet.
Ich kann mir gut vorstellen eine Freundschaft zu einem Androiden aufzubauen. Zumindest sind sie andere Zuhörer wie Menschen. Vielleicht hat der ein oder andere Android noch einen Tipp für mich wie ich am besten mit Garretts Trauer umgehen kann.
Ich entdecke Lara zusammen mit dem Androiden in der Lobby. Mir war klar, dass meine Worte nutzlos waren. Warum habe ich mir dann überhaupt Mühe gegeben?, frage ich mich. Sie wird es wohl schneller herausfinden wie ich es ihr letztendlich erklärt habe, denn sie fühlen und empfinden wie Menschen, obwohl ich es selbst noch nie erlebt habe, jedoch es in Zeitungen gelesen habe.
Aber warum sagt Dad, dass sein Freund, der Android nur eine Maschine ist und nicht mehr? Möchte es Dad nicht glauben oder kann er besser mit ihm umgehen, wenn er ihn nur als Maschine behandelt?
Im Restaurant nehme ich eine kleine Mahlzeit zu mir, aber da die Fahrt auch anstrengend war und auch Lara oft eine Nervensäge sein kann bin ich total müde und gerädert und lege mich schlafen. Zum Glück habe ich an der Rezeption gefragt, ob noch ein Einzelzimmer frei ist, denn ich kann nicht mit Lara zusammen schlafen. Caroline und Lara können das, ich nicht, denn sie ist eine Nachteule und schläft morgens lange, ich bin hingegen Frühaufsteher.
Wenn Lara sich jetzt auch noch in einen Androiden verliebt, wird sie wohl gar keinen Schlaf mehr finden, da Androiden nicht schlafen müssen oder brauchen.
Ich wache auf, mach mich frisch und ziehe mir etwas Bequemes an. Wahrscheinlich ist Lara schon frühstücken, denke ich und stehe auf. Aber auch in der Caféteria des Hotels finde ich sie nicht. Eine SMS habe ich auch nicht erhalten. Was führt sie nur im Schilde auf einen Sonntagmorgen?, frage ich mich.
Nach dem Frühstück mache ich mich wieder zurück aufs Zimmer mit der Hoffnung meine Freundin dort anzutreffen. Simon, der Android kreuzt meinen Weg und erklärt, dass sie einen Spaziergang macht und mich schlafen lassen wollte.
"Danke."
"Noch etwas. Können Sie Ihrer Freundin mitteilen, dass ich sie wiedersehen will."
"Du meinst Lara." Er nickt.
"Ja das werde ich."
"Und wenn Sie meine Hilfe brauchen egal wobei, ich werde mich darum kümmern, dass Sie genug Hilfe bekommen. Wenn Sie natürlich nichts gegen Androiden haben."
"Was meinst du mit Hilfe? Zur Zeit ist alles in Ordnung, aber ich komme gerne auf das Angebot zurück und gegen euch habe ich nichts," antworte ich knapp.
"Danke und Auf Wiedersehen."
Das war doch einmal ein sehr angenehmes Gespräch zwischen Mensch und Maschine. Warum soll es auch nicht so sein? Schließlich hat sich viel verändert, sonst hätte wahrscheinlich Dad keinen Androiden als Freund. Und der Androiden-Arzt hat Cole auch nicht absichtlich sterben lassen. Cole konnte man einfach nicht mehr retten, er war zu sehr verletzt gewesen. Zu dieser Erkenntnis bin ich jetzt gekommen als ich wieder bei Dad bin. Der Android hat alles getan, aber Cole war einfach zu klein und zu schwach um weiterkämpfen zu können.
Ich bin mir noch nicht wirklich sicher, was die Zukunft bringen wird, aber ich bin tatsächlich auf dem Weg ins Polizeipräsidium.
Ich schlendere gedankenverloren durch die Straßen und finde meine alte Grundschule, in der ich lange Zeit meines Lebens verbracht habe. Dad brachte und holte mich immer ab. Cole war zwei Straßen weiter im Kindergarten als er noch lebte. Die Lehrer waren sehr streng. Im Nachhinein war es ein Vorteil.
Die Schule ist jetzt aber eine Ruine und abgesperrt durch einen Zaun 'BETRETEN VERBOTEN'. Eigentlich würde ich solch ein Grundstück nicht betreten, aber ich bin neugierig geworden, um meine Schule noch einmal von innen sehen zu können, denn ich glaube, wenn ich das nächste Mal hier die Straße längs laufe, steht ein neues Haus.
Die Tür, in die alle Kinder morgens um sieben Uhr hineinstürmten, gibt es nicht mehr, jedoch noch die zwei Stufen davor, aber diese waren auch bereits morsch und knarren unter meinen Fußsohlen. Ich stehe im Inneren der Grundschule. Es war der Korridor gewesen, wo sich so fast alles abspielte bevor man in seine jeweilige Klasse sich aufmachte.
Ich vernehme Gespräche im hinteren Bereich der Schule, es ist eine Stimme, die ich kenne, mich an sie aber nicht erinnern kann. Weit komme ich nicht, weil direkt vor mir eine Leiche liegt und ich beinahe darüber gestolpert wäre. Es ist aber kein Mensch, sondern ein Android. Überall klebt an ihm blaues Blut und sein Gesicht, man konnte meinen, es wurde auf ihn eingeschlagen. Er liegt vermutlich noch nicht lange da, da das Blut noch flüssig und nicht getrocknet ist.
Dann höre ich Schritte und eine weitere Stimme die mich fragt, was ich hier machen würde. Langsam drehe ich mich um und erkenne sofort den Androiden, der gestern bei Dad war und die zusammen zum Revier gefahren sind.
"Ich, ich.." Mir bleiben die restlichen Worte im Hals stecken, da ich Angst habe, dass er mich an meinen Vater verraten und festnehmen würde. Meine Beine lockern sich aber wieder und ohne ein Wort renne ich an ihm vorbei. Jedoch habe ich nicht mehr an die morschen Stufen gedacht und stolpere darüber. Der Android scheint mir gefolgt zu sein, denn bevor ich auf die Knie stürze, greift er nach meinem Arm. Als ich wieder zum Stehen gekommen bin, nimmt er seine Hand von meinem Arm. Er scheint zu spüren, dass ich Respekt vor ihm habe.
"Was machen Sie hier? Es ist kein Ort für Sie." Er schweigt, sieht mich aber hoffnungsvoll an, dass ich antworte. Da von meiner Seite keine Antwort kommt fragt er mich: "Sie sind die Tochter von Hank Anderson, nicht wahr? Wir haben uns gestern kurz gesehen. Ich bin Connor." Wieder Schweigen, aber dann denke ich, wenn Dad in seiner Gegenwart noch lebt, werde ich wohl jetzt auch nicht sterben und antworte:
"Ja ich bin Hanks Tochter. Du kannst mich Allison nennen, wenn du willst. Es war einmal eine Grundschule gewesen. Ich wollte nur sehen, ob sich drinnen auch alles verändert hat wie draußen. Der Android, ähm, ich habe niemanden getötet."
"Ich weiß, der Android liegt schon einige Stunden dort. Ich muss dann mal wieder. Dann sieht man sich jetzt sicher öfters."
"Vielleicht."
Was für eine dumme Antwort von mir. Natürlich sehen wir uns jetzt öfters, aber Connor irritiert mich dermaßen, weil er unglaublich hübsch ist und ich kann meine Augen kaum von ihm abwenden. Ich kann mich jetzt in Lara hineinversetzen, sie und Simon. Aber ich möchte mit niemandem flirten, ob es nun ein Android oder Mensch ist. Ich habe es Garrett am Grab versprochen, dass ich allein bleiben werde und will.
Connor hebt das Flatterband nach oben, so dass ich die Ruine, meine einst ehemalige Grundschule verlassen kann und dann höre ich die unbekannte Stimme nach Connor rufen. Ich verstecke mich hinter einem Wahlplakat, da ich nicht entdeckt werden will. Er steht nun auch an der Tür und fragt:
"Was machst du denn hier draußen? Drückst du dich vor der Arbeit? Du kennst das doch von früher, dass deine Mission das Wichtigste vor allem anderen ist."
"Die Arbeit ist bei mir nicht mehr das Wichtigste. Aber hier war eine junge Frau sie hat sich verirrt und ich habe sie hinaus begleitet."
"Verirrt? Man verirrt sich doch nicht einfach auf so einem Grundstück," gibt derjenige Connor zu verstehen und will noch wissen, ob ich den Androiden gesehen habe.
"Hat sie, aber meiner Meinung nach hatte sie eher vor mir Angst als dass hier ein Android tot lag."
"Okay, aber wie soll man vor dir Angst haben?"
Ein Grinsen liegt auf dessen Gesicht und sie kehren zurück. Connor hat mich nicht an denjenigen verraten. Aber nach einer Weile fällt mir ein wer es ist. Es ist Dads Chef, Captain Fowler. Seit wann untersucht denn Fowler Verbrechen und sitzt nicht hinter seinem Schreibtisch? Es muss Gründe dafür geben.
Ich setze meinen Weg fort, denn ich möchte heute noch das Präsidium erreichen. Es überrascht mich, dass Mitte Oktober die Eisdiele immer noch offen hat. Nachdem ich mir ein Eis gekauft habe, setze ich mich auf die Bank und schaue Richtung Kanada. Bei klarer Sicht kann man die Berge in der Ferne sehen.
"Hallo, Alli oder soll ich jetzt besser Miss Anderson sagen? Wieder da?"
Ich drehe mich zur Seite und direkt neben mir im Rollstuhl sitzt Mandred, mein Lehrer bei dem ich Kunst hatte.
"Oh, mit Ihnen habe ich jetzt aber nicht gerechnet. Natürlich können Sie mich weiterhin Alli nennen. Ich möchte nicht indiskret sein, aber wie ist das passiert?" Meine Augen waren auf den Rollstuhl gerichtet.
"Ein Unfall. Aber nennen Sie mich doch Carl, Sie sind doch kein Kleinkind mehr." Ich nicke und er stellt mir noch seinen Androiden Markus vor, ein Pflegeandroid, er sei für ihn da, wenn er Hilfe braucht. Ich hebe den Kopf und sehe direkt in sein Gesicht, da er vor mir steht.
"Hi," begrüßt er mich. Ich nicke zögerlich. Zwei Androiden an einem Tag, das überfordert mich.
"Darf ich mich neben Sie setzen?", fragt Markus. Ich nicke zwar, aber in Wahrheit möchte ich das gar nicht und bin angespannt.
"Hast du Connor bereits kennengelernt?", fragt Carl frei heraus. Ich atme tief aus.
"Ja, heute." Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Ich habe ihn schließlich schon gestern gesehen.
"Und?"
"Sie wollen aber recht viel wissen Carl. Ich bin ihm kurz über den Weg gelaufen, mehr nicht. Und ich sollte jetzt gehen, ich bin verabredet. Es hat mich gefreut, Sie wieder zu sehen."
"Uns auch. Markus begleitest du Alli noch."
"Nein, das muss wirklich nicht sein," antworte ich viel zu schnell, wie ich es eigentlich vorhatte zu tun.
"Hast du auch immer noch Vorurteile gegen Androiden wie dein Vater?", will Carl von mir wissen.
"Nein, ich..." Die Worte bleiben mir im Hals stecken.
"Ich sollte mich vielleicht für Carl entschuldigen. Er will mich immer mit einem Mädchen verkuppeln, verstehen Sie," wirft Markus ein und Carl wirft seinem Androiden einen bösen Blick zu.
"Verstehe, aber ich habe keine Zeit für eine Beziehung."
"Soll ich Ihnen ein Taxi rufen," fragt Markus und ich nicke dankbar.
"Sorry Carl, aber wer weiß, vielleicht sieht man sich nochmal," antworte ich bevor ich ins Taxi steige.
Ich steige vor dem Präsidium aus und bleibe davor stehen. Ich richte meine Kleidung, sodass sie wieder ordentlich sitzt und gehe die Treppenstufen hoch. Ich bin froh, dass mich niemand erkennt. Es sind schließlich auch sechs Jahre vergangen als man mich das letzte Mal gesehen hat. Vor sechs Jahren war ich noch etwas mollig und hatte langes lockiges Haar. Nun aber bin ich schlank, trage Klamotten der Saison, habe kurzes blondes Haar und eine schwarze eckige Brille.
Ich entdecke Dad am Schreibtisch. Ein ganz anderer Dad wie beim letzten Mal. Ein aufgeräumter Schreibtisch, keine Ablagestapel oder Donutpappen, stattdessen eine Flasche Wasser und daneben eine Obstschale. Sein Android hat viel Arbeit hineingesteckt, dass Dad so ist wie ich ihn mir schon lange gewünscht habe.
"Hi Dad." Er steht auf und umarmt mich.
"Nimm Platz. Hast du es dir überlegt?"
"Wie wäre es mit einem Probetag. Ich bin aus der Materie total draußen und mein Mann empfahl mir, dass ich diesem Beruf nicht nachgehen soll, da Frauen es sehr schwer in diesem Beruf haben."
"Aber nicht unter meiner Leitung Alli. Ich bin Lieutenant und wenn jemand es wagt meine Tochter auf irgendeine Art und Weise anzugreifen, werde ich dich verteidigen."
"Danke Dad."
Wir unterhalten uns angeregt so als wäre ich nie weg gewesen und ich fühle mich direkt wieder zu Hause. Dabei nehmen wir beide Dads Androiden nicht wahr. Erschrocken sehen wir beide ihn an. Dad ist es peinlich und steht auf.
"Sorry Connor. Sicherlich weißt du noch wer sie ist. Es ist meine Tochter Allison."
"Natürlich. Wir haben uns heute schon gesehen." Dad lächelt.
"Alli, es wäre besser du setzt dich hierher." Dad ist total angespannt.
"Ich verstehe, es ist der Platz deines Androiden."
"Meines Freundes," korrigiert er mich.
Ich stehe auf, mache dem Androiden Platz, dabei bemerke ich, dass der Android unglaublich gut riecht. Dabei dachte ich, dass Androiden nach nichts riechen. Mir kommt es fast so vor, als würde er das Aftershave von Dad benutzen, aber das riecht kräftiger. Wahrscheinlich bilde ich mir das auch nur ein, aber eigentlich kann das nicht sein, denn diesen Geruch habe ich gestern auch schon wahrgenommen und nicht wirklich realisiert.
Connor nimmt gegenüber von Dad Platz und scheint uns beide zu analysieren. Jetzt nur nicht etwas denken, wer weiß, ob Androiden auch Gedanken lesen können. Was wird er wohl bei mir finden? Viel gibt es da nicht. Ich weiß, dass Dad gerade etwas sagen will, aber sein Chef bittet ihn in sein Büro. Ich bleibe bei Connor am Tisch sitzen Und schaue auf Dads Tisch, denn Connors Anblick macht mich wahnsinnig.
"Ihr Vater hat mir erzählt, dass Sie bei ihm vor Jahren ein Praktikum gemacht haben."
"Ja, aber das sind schon sechs Jahre her. Und du arbeitest jetzt für Captain Fowler?"
"Nein. Die Arbeit mit Ihrem Vater macht mir deutlich mehr Freude."
"Und weshalb heute?", möchte ich wissen.
"Weil Ihr Vater Fowler erklärte, dass Sie möglicherweise kommen, um Ihr Praktikum nachzuholen."
Früher haben sich Fowler und Dad auch stets gestritten, auch wenn es nur um Kleinigkeiten ging. Aber da war auch Dad stets etwas angetrunken. Jetzt ist er ein vollständig anderer Mensch und Fowler mault immerhin schon wieder an, wie ich nun feststellen muss. Ich senke wieder meinen Kopf, da ich solch einen Streit nicht ertrage.
"Connor ich ertrage solche Streitereien nicht mehr. Bitte sag Dad, dass ich draußen warte."
"Natürlich."
Es ist aber nicht nur deshalb, sondern auch wegen dem Androiden. Wie in aller Welt soll ich mich in seiner Nähe auf die Arbeit konzentrieren können, wenn er mich dermaßen verwirrt. Draußen fragt mich jemand um Feuerzeug und ich erkläre, dass ich keines habe. Dad kommt nach einigen Minuten zu mir und entschuldigt sich.
"Jeffrey ist dagegen, dass du ein zweites Mal unter meiner Führung ein Praktikum machst. Entweder bei ihm oder Connor, nur muss ich dann bei meinen Ermittlungen auf Connor verzichten. Ich hoffe, das ist kein Problem für dich."
"Ich und Connor? Dad, es ist dein Android. Und ich möchte keineswegs unter der Obhut von Fowler mein Praktikum machen. Du kannst ihn grüßen, dass ich unter seiner Führung kein Praktikum machen werde und du deinen Androiden behalten kannst. Wenn ich das Präsidium betrete, dann, um dich zu besuchen."
"Ach meine Kleine."
Dad umarmt mich mitten auf der Straße vor dem DPD. Früher wäre mir so etwas peinlich gewesen, heute jedoch nicht mehr.
"Hast du bereits eine Idee was du stattdessen machen möchtest?"
"Ein Tanzstudio."
"Ich erinnere mich. Du hast früher immer gesagt, dass du mal Tanzen lernen willst."
"Das stimmt. Dafür brauche ich aber auch eine Immobilie. Jetzt kümmere ich mich erstmal um meine Freundin. Grüß mir deinen Androiden." Ich grinse und gebe Dad einen Kuss auf die Wange.
Ich möchte tatsächlich zu meiner Freundin, aber sie ist nicht im Hotel, aber ich möchte sie auch nicht bei Simon besuchen, ich weiß noch nicht einmal wo er wohnt, also entscheide ich mich dazu, zu meinem ehemaligen Kunstlehrer zu fahren und mir ein paar Tipps einzuholen, wie man ein eigenes Geschäft aufstellt und verschönert. Vielleicht kann ich auch einige Bilder in mein Tanzstudio aufstellen, aber all das möchte ich mit ihm abklären.
Mit dem Taxi lasse ich mich zum Anwesen meines damaligen Kunstlehrers Carl Manfred fahren. Ich weiß von früher, dass Schulkameraden privaten Kunstunterricht von Carl bekommen und geschwärmt haben von seinem Haus, was sehr riesig und modern sei. Das werde ich heute auch zum ersten Mal zu sehen bekommen.
Ich möchte klingeln, aber Carl öffnet mir und lächelt etwas überrascht, aber doch freundlich.
"Komm herein. Mit deinem Besuch habe ich nicht gerechnet. Eigentlich gar nicht wegen meinem Androiden. Ich habe dass Gefühl du hast Angst."
"Nein Carl. Es sind nur viele Eindrücke, schließlich lebte ich sechs Jahre woanders. Ich bin gekommen, da ich Ihren Rat brauche."
"Dann komm erstmal ins warme Wohnzimmer. Markus wird gleich nach Hause kommen und Tee aufsetzen. Du möchtest sicher auch etwas."
Ich nicke nur, da ich überrascht bin wie hübsch Carl es doch hat. Ein riesiges Wohnzimmer mit einer Bücherwand. Wahrscheinlich alte Geschichtsbücher was ich einst früher auswendig lernen musste. Zudem ein großer Tisch, ein Regal mit Porzellanwaren. Carl besitzt sogar ein Klavier und wie ich sehe spielt er Schach. Ich habe schon ewig kein Schach mehr gespielt. Zuletzt mit Dad, aber da lebte Cole noch.
Auch hat er einen schönen Garten mit vielen Blumen. Dieser Garten muss gepflegt werden. Da ist es verständlich, dass Carl einen Androiden hat, schließlich kann er sich im Rollstuhl nicht mehr darum kümmern. Obwohl, das wird sicher nicht sein Android machen, denn Androiden entscheiden jetzt selbst was sie tun oder nicht und ich glaube, Carl ist nicht der Mensch, der den Androiden zu etwas zwingen würde, was er gar nicht möchte zu tun.
"Gefällt es dir?"
"Ja, es ist sehr hübsch."
"Nimm doch auf der Couch Platz." Ich muss schmunzeln. Es ist dieselbe rote Ledercouch die auch Caroline, Lara und ich im Wohnzimmer stehen haben.
"Was führt dich zu mir?", möchte Carl wissen.
"Ich, ich möchte ein Tanzstudio in Detroit eröffnen. Ich hätte gerne Ihren Rat wie man so etwas in Angriff nimmt als Geschäftsfrau und Sie sind es doch als Besitzer eines Ateliers. Ist das einfach so möglich oder muss ich dafür bestimmte Voraussetzung erfüllen?"
"Du und ein Tanzstudio? Ich dachte immer, du möchtest in die Fußstapfen deines Vaters treten."
"Das dachte ich früher auch, aber nach meinem Weggang aus Detroit habe ich einen wunderbaren Mann kennengelernt und er riet mir davon ab, da es ein Männerberuf ist und Frauen selten in diesem Beruf akzeptiert werden."
"Verstehe. Aber du siehst nicht glücklich aus. Du würdest schon gerne in die Fußstapfen deines Vaters treten."
Ich senke den Kopf, schaue auf meine Füße und muss unvermittelt an Connor denken wie schön es doch wäre mit ihm und Dad zusammen Verbrecher zu jagen. Aber ich will mein Praktikum nicht bei Captain Fowler machen.
"Ich möchte darüber nicht reden."
"Okay. Malst du denn noch? Das hast du doch auch immer gerne gemacht! Ich kann mir dich gar nicht vorstellen in einem Tanzstudio. Du könntest einen Probetag bei mir machen und wenn du möchtest, können ich und Markus etwas finden, wo du deine eigenen Bilder verkaufst. Denke mal über mein Angebot nach." Carl grinst mich an und ich weiß nicht wie ich darauf reagieren soll.
Markus betritt das Wohnzimmer und scheint recht überrascht zu sein mich in Carls Haus wieder anzutreffen.
"Machst du uns Tee Markus."
"Natürlich."
"Was ist eigentlich mit Ihrem Sohn, wenn ich fragen darf?" Carl wird schweigsam und rollt zum Esstisch wobei man den Tee auch auf der Couch trinken kann, aber wahrscheinlich möchte er mir so der Frage ausweichen. Ich folge und meine dann zögerlich:
"Es tut mir leid. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten."
"Natürlich. Komme doch morgen in mein Studio, dann kann ich mir ein eigenes Bild machen, ob du in der Lage sein wirst ein eigenes Atelier zu führen." Ich nicke.
Markus kommt mit einer Teekanne und zwei Tassen aus der Küche und stellt sie auf den Tisch.
"Stell mir den Tee in mein Zimmer und begleite doch Allison nach Hause. Sie kommt morgen ins Studio."
"Natürlich Carl."
Ich sehe Carl hinterher und eigentlich möchte ich Markus fragen, warum er das Gespräch so plötzlich abgebrochen hat, aber ich traue mich nicht. Wahrscheinlich habe ich ihn verletzt. Ich hätte seinen Sohn nicht erwähnen dürfen. Ich weiß nur, dass er immer sehr aggressiv gegenüber seinem Vater war. Was nun mit ihm ist, weiß niemand. Ich möchte auch nicht weiter nachfragen.
Wir verlassen Carls Haus. Heute ist eine sternenklare Nacht. Ich weiß, dass Markus mich von der Seite betrachtet und stets etwas sagen möchte, aber dann doch lieber schweigt.
Eigentlich wollte ich nicht, dass er mich begleitet, aber ich will ihn nicht schon wieder abwimmeln, deshalb lasse ich mich bringen. Er steht nun vor mir und lächelt.
"Dann bis morgen. Es wird Carl freuen, Sie wieder zu sehen. Schlafen Sie gut."
"Danke. Markus, es tut mir leid, wenn ich so rüberkomme, als habe ich vor dir Angst. Das stimmt nicht."
"Ich weiß. Es ist wegen Ihrem Mann."
"Woher...?"
"Ihre Freundin hat es Simon erzählt und er mir. Hätte sie es nicht tun dürfen?"
"Nein. Dafür kenne ich euch doch kaum. Aber nun ja, du weißt es jetzt, aber jetzt soll es erstmal kein anderer Android erfahren."
"Es tut mir leid. Gute Nacht Allison."
Hat Markus nun gemeint, dass ich von meinem Mann verlassen wurde? Oder weiß er, dass ich verwitwet bin? Warum mache ich mir eigentlich Gedanken darüber was Markus denkt? Es ist doch egal! Ich hoffe nur, dass Lara Simon nicht gesagt hat, dass ich einen Mann brauche! Ich ärgere mich jetzt schon wieder so sehr über Lara, so dass ich darüber nachdenke, bei Dad zu übernachten.
Ich entscheide mich auch tatsächlich dazu, dass Einzelzimmer zu stornieren und bei Dad in meinem alten Zimmer zu übernachten. Denn ich brauche niemanden. Nur meinen Vater und einen Arbeitsplatz. Das muss doch irgendwie möglich sein, das hinzubekommen. Irgendwie habe ich es schon geahnt, dass ich nicht lange allein bleiben werde, denn an dem Eingang eines Hauses geht das Licht an und ich kann die Kleidung desjenigen erkennen. Es ist Connor und er nennt mich Allison, denn den Namen habe ich ihm angeboten. Ich bleibe stehen.
"Allison, was machen Sie um diese Stunde hier? Es ist viel zu gefährlich. Sie wollen sicherlich zu Ihrem Vater, ich auch."
"Ich möchte aber zu Fuß gehen. Ich brauche frische Luft." Er nickt.
Eine Weile gehen wir schweigend nebeneinander her. Er zieht meinen Koffer hinter sich her, weil er mir das angeboten hat und das Angebot schlage ich ungern aus.
Im Schein des Mondes betrachte ich den Androiden von der Seite, der mich zu meinem Vater begleitet. Ich erkenne sein Haar. Eine Strähne fällt ihm am linken Scheitel in die Stirn. Seine Kleidung besteht aus einer halb formellen grauen Jacke, einem weißen Hemd, einer dunklen Krawatte und einer dunklen Jeans. Die Jacke zeigt die üblichen Erkennungsmarken für Androiden: eine blaue Armbinde am rechten Arm, vorne ein blaues Dreieck an der linken Brust und seine Modell- und Seriennummer an der rechten Brust. Auf der Rückseite der Jacke befinden sich auf den Schultern das Wort ANDROID, ein größeres blaues Dreieck und seine Modellnummer RK800.
Wir schweigen immer noch und allmählich verstehe ich, warum Dad Connor mag und er für ihn ein Freund ist. Er strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Aber dann möchte ich doch das Schweigen brechen und frage ihn:
"Connor hast du eine eigene Wohnung, ich meine, du kamst doch eben aus der Tür?"
"Ja. Ich wohne Parterre und ein weiterer Android im Dachgeschoss. Es hat sich in Detroit einiges verändert. In anderen Städten werden Androiden noch verfolgt, aber hier kümmern sich viele darum, dass auch Androiden in anderen Bundesstaaten sich frei bewegen können."
Ich bleibe stehen. Er dreht sich zu mir um, seinen Kopf neigt er etwas zur Seite, die Stirn legt sich in Falten was total sexy an ihm aussieht und er möchte wissen, was ist. Zuerst möchte ich über Lara und Simon sprechen, leite das Gespräch dann aber um:
"Das ist sehr schön. Dad sagt übrigens, es sei hoffnungslos, du bist nur eine Maschine, aber ich glaube ihm nicht, da du sicherlich als Maschine Captain Fowler nicht angelogen hättest, oder?"
"Ich lüge nicht!", gibt er mir konsequent zu verstehen.
"In der Ruine, da hast du ihm gesagt, es habe sich eine Frau verirrt, du hättest auch sagen können, dass ich es war. Du hast ihn angelogen."
"Oh, tatsächlich. Aber ich hätte Captain Fowler nicht anlügen dürfen, es war ein Fehler."
"Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Ich fand es richtig."
Er schweigt. Ich frage mich, ob ich dieses Thema überhaupt hätte anschneiden dürfen, denn seine LED blinkt jetzt in einem ständigen Orange. Es scheint ihn zu ärgern, dass er es getan hat. Aber Menschen lügen oft, wahrscheinlich eher um andere zu schützen und ich glaube, aus diesem Grund tat es er es auch. Um sich selbst und mich vor Fowler zu schützen.
Connor klingelt und Dad öffnet uns. Er hat bereits geschlafen und er schaut wahrscheinlich nicht nur so dumm aus der Wäsche, dass ich mit Koffer vor seiner Tür stehe, sondern weil neben mir Connor auch steht. Um das Schweigen zu brechen frage ich:
"Darf ich reinkommen und hier schlafen?"
"Aber natürlich, ich habe es dir doch angeboten. Was ist passiert?"
"Können wir morgen reden? Ich bin müde." Dad nickt und sein Blick ist nun auf Connor gerichtet.
"Und du?"
"Ich habe Ihre Tochter nach Hause begleitet, als ich meine Wohnung verlassen habe. Sie wollte zu Fuß gehen. Übrigens, ich bin kein hoffnungsloser Fall."
Dad starrt von mir, dann wieder zu Connor und scheint sich dann an unser Gespräch zu erinnern, geht aber nicht näher darauf ein, sondern fragt stattdessen Connor, ob er noch etwas will.
"Ich möchte nach Ihnen sehen. Sie wissen doch, dass ich nun öfters nach Ihnen sehe, wenn der Tag auf der Arbeit nicht erfolgreich war und Sie sollen doch trocken bleiben."
"Stimmt. Danke Connor, aber wie du siehst ist meine Tochter nun da, also sehen wir uns wieder nur auf der Arbeit."
Connor schließt die Tür hinter sich und steht nun direkt neben mir. Meine Beine werden weich und ich rieche ihn wieder. Es ist ein sehr angenehmer Duft. Kein Wunder, dass ich mich recht wohl fühle, obwohl ich ihn gar nicht kenne, wie er tickt und ist, wenn er nicht arbeitet. Aber ich möchte mich doch nicht verlieben, ich HABE ES GARRETT VERSPROCHEN, oder kann es sein, dass ich nur für ihn schwärme wegen seiner unglaublichen Erscheinung und Ausstrahlung? Er hat auch viel Sexappeal und ich glaube, wäre er ein Model und ein Mensch wäre er sehr begehrt bei den Mädchen, wenn er mich schon verwirrt.
"Natürlich Lieutenant. Ich habe bei Captain Fowler einen Fehler begangen. Ich habe ihn angelogen. Ich hätte ihm mitteilen müssen, dass in der Ruine, wo wir den toten Androiden gefunden haben, Ihre Tochter auch war und ihm nicht sagen dürfen, es habe sich eine Frau verirrt. Es tut mir leid, wenn ich Sie enttäuscht haben sollte. Ich werde umgehend für Ersatz sorgen."
"Connor NEIN! Du bleibst mein Partner und Freund, sonst fange ich wieder an zu trinken. Ich weiß weshalb du es getan hast. Du bist wie die anderen Androiden, auch wenn du es selbst immer noch nicht wahrhaben willst. Und außerdem, was macht das schon, es war ja bei Fowler und nicht bei mir." Dad muss grinsen.
"Ich..."
"Du wirst es bald herausfinden, ich bin mir ganz sicher. Gute Nacht Connor."
"Gute Nacht und entschuldige."
Ich habe mich noch nie wirklich mit Androiden auseinander gesetzt. Aber das hier war mir echt neu, dass ein Android sich für sein Verhalten bei meinem Dad entschuldigt. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, dann hätte ich gar nicht erst die Wahrheit gesagt, aber ich bin eben kein Android, sondern ein Mensch.
Bevor ich ins Bett gehe, öffne ich noch einmal die Haustür. Connor wartet auf ein Taxi. Er lächelt verhalten, als er mich sieht. Ich komme zu ihm an den Straßenrand und bedanke mich, dass er mich begleitet hat und ich habe das Bedürfnis meine Hand auf seinen Arm zu legen.
"Du musst dich nicht entschuldigen. Dad ist das völlig Banane, dass du Fowler wegen mir angelogen hast. Dad braucht dich."
"Was heißt 'völlig Banane'?"
"Das es ihm egal ist."
"Verstehe. Sie sollen ins Haus, es ist kalt geworden. Gute Nacht Alli. Ähm...Sorry."
"Nein, du kannst mich Alli nennen. Gute Nacht Connor."
Mit einem Grinsen gehe ich zurück ins Haus, obwohl Connor noch am Bordstein steht. Wollte er insgeheim, dass ich stehen bleibe oder sollte ich wirklich schon ins Haus gehen?, frage ich mich.
Ich schließe die Tür und Dad schaut Nachrichten. Ich habe keine Lust mit ihm zu diskutieren, weshalb ich an der alten Schule war, da ich müde bin, daher will ich ins Zimmer schleichen, aber Dad entdeckt mich und bittet mich Platz zu nehmen.
"Du scheinst Connor zu mögen."
"Er ist ein freundlicher Android. Mehr nicht," gebe ich knapp als Antwort.
"Ich weiß zumindest, warum er Jeffrey angelogen hat. Er wollte nicht, dass du Ärger mit mir bekommst, aber gleichzeitig ärgerte es ihn, weil er einen Fehler begangen hat. Er glaube, dass er dich mag, so wie er mich mag. Wahrscheinlich will er es sich nur immer noch nicht eingestehen, dass er,ein Abweichler ist und nicht NUR eine Maschine."
"Dann soll er sich vielleicht mehr mit anderen Androiden austauschen, dann wird er wie sie. Deshalb hast du zu mir auch gesagt, dass es hoffnungslos ist, er fühlt nichts."
"Ja. Aber wenn er sogar anfängt zu lügen, scheint er doch etwas zu fühlen, kann es nur noch nicht wirklich akzeptieren, verstehen, weshalb das so ist. Weshalb bist du eigentlich hier? Nicht, dass ich mich nicht freue, dich zu sehen, aber ist Lara nicht noch im Hotel?"
"Ich war bei Carl. Bei meinem ehemaligen Kunstlehrer. Ich wollte mir Rat einholen, was man alles beachten muss, wenn man ein eigenes Geschäft eröffnet. Er kann sich mich als Geschäftsführerin eines Tanzstudios nicht vorstellen. Er bot mir an in seinem Atelier zu arbeiten und ich soll morgen bei ihm vorbeikommen."
"Bei ihm im Atelier?", fragt Dad überrascht.
Ich frage mich, warum das so neu für ihn ist, schließlich habe ich früher immer schon gerne gezeichnet zum Beispiel mit Cole zusammen, aber auch gerne getanzt.
"Okay, aber lass dich von Carl nicht beeinflussen. Wenn du ein Tanzstudio eröffnen möchtest, dann solltest du das tun und nicht, was dein ehemaliger Kunstlehrer meint."
Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich sehe meinen Vater an, der sich so unglaublich verändert hat, wo ich noch eine gewisse Zeit brauchen werde, um zu verstehen, dass das tatsächlich mein Vater ist.
"Folge deinem Herzen mein Schatz, was du wirklich willst! Ach', und wenn du auch etwas Zeit mit Connor verbringen möchtest, dann lasse es zu. Du musst dich wegen mir nicht zurückhalten, denn ich glaube, dass du ihn nicht nur nett findest."
"Dad ich...Ich habe Garrett versprochen mich nie mehr zu verlieben."
"Garrett ist aber tot. Er kann nicht eingreifen und sich beschweren, weil du dich wieder neu verliebt hast."
"Und er ist ein Android," protestiere ich.
"Na' und? Lass es auf dich zukommen, okay? Gute Nacht meine Kleine!"
"Gute Nacht Dad."
Ich setze mich aufs Bett, aber ich kann einfach nicht einschlafen, weil ich mir total unsicher bin, was ich nun tun soll. Soll ich eine Karriere anstreben, um ein Atelier oder aber meinem damaligen Wunsch nachzugehen und ein Tanzstudio zu eröffnen. Vielleicht soll ich Lara um Rat bitten. Das sollte ich besser erst einmal lassen, denn sie hat einfach einem Androiden erzählt, dass mein Mann gestorben ist und der hat es Markus erzählt. Ich bin immer noch sauer auf sie. Das war eigentlich das, was ich Dad erzählen wollte, aber das andere, war ebenfalls sehr wichtig. Oder soll ich Caroline anrufen? Wahrscheinlich möchte sie gar nicht erst kommen, da ihr die Arbeit heilig ist.
Und dann ist da noch Connor, an den ich stets denken muss, obwohl ich ihn kaum kenne, hundemüde bin und ihn nicht in meinen Gedanken haben will.
Sumo, der Bernadiner liegt vor dem Treppenabsatz und setzt sich auf als er mich sieht. Ich bin überrascht. Auf dem Küchentisch liegt von Dad ein Zettel mit der Bitte, dass ich mit Sumo Gassigehen könnte, wenn ich jetzt schon einmal da bin. Wie früher, denke ich. Kaum bin ich wieder zu Hause, bin ich wieder für den Hund verantwortlich. Aber ich mache das gerne, es ist ein sehr ruhiger und liebenswürdiger Hund.
Ich habe ganz vergessen, welch eine Kraft Sumo hat. Ich muss schwer dagegen ankämpfen, so dass Sumo mich nicht hinter sich herschleift, sondern ich noch der Chef bin und das Kommando gebe wie schnell wir gehen.
Ich bin so auf Sumo konzentriert, so dass ich gar nicht bemerkt habe, dass ich beinahe in Carl und Markus hineingelaufen wäre. Er nimmt mir die Leine ab, da Sumo sehr zerrt und Androiden sind weitaus stärker wie ich, um einen Hund zu bändigen.
"Guten Morgen, Alli."
"Morgen Carl." Ich bin erstaunt, wie gut Markus Sumo im Griff hat und starre ihn an.
"Alli, Sumo freut sich jeden Morgen uns zu sehen. Meistens kommt jedoch Connor."
"Connor geht mit Sumo Gassi?", frage ich Carl irritiert. Er und sein Android nicken und ich schweige vor Verwunderung, vielleicht aber auch wegen Verwirrung, dass ein Androiden - Detective meines Vaters seinen Hund morgens ausführt und Sumo sich auf Carl und Markus freut.
"War er schon richtig Gassi?", möchte der Android wissen. Ich schüttle den Kopf und bevor Markus antworten kann meint Carl: "Ihr könnt doch zusammen eine Runde gehen, was meint ihr? Und danach könnt ihr zusammen mit Sumo zu mir kommen."
"I-ich...weiß ni-cht."
"Wegen deinem Vater?", fragt Markus mich. Ich gebe keine Antwort.
Markus runzelt genau wie Connor die Stirn, aber bei Connor sieht das so sexy aus, bei ihm hingegen nicht. Warum interessiere ich mich jetzt eigentlich für Androiden?, frage ich mich. Es sind weiterhin Maschinen, Ende der Geschichte.
"Danke für das Angebot, aber vielleicht ein anderes Mal. Bis nachher Carl." Ich weiß nicht, was mich geritten hat, dass ich so schnell die Flucht ergriffen habe. Etwa wegen Connor? Oder war es, wenn ich mich in Gegenwart des Androiden Markus befinde, dass ich dann besonders nervös werde? Warum eigentlich? Er ist doch gar nicht mein Typ. Außerdem ist er ein Android! Aber Connor ist auch ein Android und doch fühle ich mich in seiner Nähe wohl. Ich weiß auch nicht. Oder mir wird allmählich alles zuviel.
Ich habe noch nicht einmal Garretts Trauer überwunden und nun möchte mein alter Kunstlehrer mich mit seinem Androiden verkuppeln und Dads Android geht mir auch nicht mehr aus dem Kopf. Verdammt nochmal. Warum will mich niemand verstehen, dass ich ALLEIN sein will und jetzt nicht durch Maschinen verwirrt oder verkuppelt werden will?
Ich bringe Sumo zurück nach Hause und möchte mich auf den Weg zu Carl ins Atelier machen und hoffe, dass er mich nicht behandelt wie früher, denn aus dem Alter eines Schulkindes bin ich längst heraus.
Eigentlich wollte ich schon längst bei Carl eingetroffen sein, aber stattdessen stehe ich vor Dads Haustür und denke über mein Leben nach, was ich eigentlich wirklich will. Ein Tanzstudio, Atelier oder doch Detective? Warum ist das Leben nur so kompliziert? Ich gehe wieder ins Haus und hoffe, irgendwo eine Flasche Bier zu finden, um meine Nerven zu beruhigen. Aber dort, wo einst der Alkohol immer gestanden hat, stehen nun Wasserflaschen.
Ich finde Dads Musikanlage unter dem Fernseher. Sie ist verstaubt, als wäre sie schon ewig nicht mehr benutzt worden. Ich hole ein Handtuch aus der Küche und entstaube die Anlage. Danach suche ich seine Musiksammlungen durch. Ich hoffe, dass Dad meine Musik nicht weggeworfen hat, denn ich mag Jazz nicht.
Ich bin glücklich als ich auf meine CD aus meiner Jugend stoße 'DETROIT HITS 2030'. Ich suche mein Lieblingslied "Glücklich zu jederzeit" heraus und stelle es laut.
Nach wenigen Minuten habe ich gute Laune, singe den Refrain mit und tanze dazu. Zum Glück ist Dad jetzt nicht da, denn er meint immer ich habe kein Ohr für die Musik und würde entweder zu Hoch oder zu Tief singen, aber ich singe auch nur für mich, ich will keine Sängerin werden. Ganz einfach ausgedrückt ich liebe Musik und Tanzen.
Nach einer Weile höre ich neben mir Sumo an der Haustür kratzen und winseln. Ich stoppe die Musik und öffne die Tür. Connor steht vor mir und er sieht ganz anders aus. Er trägt gar nicht seine Uniform mit seiner Armbinde und seiner Modellnummer. Nein, er trägt eine schwarze Baumwollmütze, einen graumellierten Pullover und eine weiße Lederjacke. Dazu eine schwarze Jeans. Ganz ungewöhnlich, aber doch sehr sexy wie auch sein Lächeln, welches er mir nur sehr zögerlich schenkt. Zudem starrt er mich an als habe er noch nie zuvor Musik gehört. Mir wird ganz heiß. Ich habe zwar schon heiß, aber es fühlt sich anders an.
"Was, was machst du hier?"
"Hank meinte, ich soll nach Ihnen sehen. Sie haben gestern Abend bei ihm so nachdenklich gewirkt. Vielleicht möchten Sie darüber reden, aber wie ich sehe scheint es Ihnen wieder besser zu gehen."
Oh mein Gott. Dad was hast du getan? Connor kommt gerade jetzt als ich kaum etwas an mir trage wie eine kurze Sporthose und ein Spaghettitop. Zudem schwitze ich. Wahrscheinlich analysiert er mich jetzt auch noch und wird mir gleich erklären, dass mein Puls zu hoch ist. Aber er schweigt und tretet tatsächlich ins Haus ohne zu fragen. Ich nehme ein Handtuch und wische mir den Schweiß von der Stirn. Danach nehme ich im Sessel Platz und weiß nicht wo ich beginnen soll zu reden.
"Hank hat mir erzählt, Sie sind zur Zeit überfordert, was Sie machen möchten. Eigentlich schon Detective, wäre da nicht Fowler, ein Tanzstudio, da Sie mit Ihrer Mutter als Kind gerne Musik gemacht und Hank damit genervt haben oder ein Atelier, da Sie mit Ihrem Bruder gezeichnet haben."
Ich nicke und stehe kurzerhand auf, um mich mit irgendetwas beschäftigen zu können, aber Dads Haus ist sauber und aufgeräumt, ich muss mich um nichts kümmern und das macht mich nervös. Der Android macht mich nervös. Connor steht nun direkt hinter mir und ich rieche ihn wieder.
Ich habe das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Es ist mir alles zuviel. Ich dachte wirklich, wenn ich nach Detroit komme wird alles leichter, aber das Gegenteil ist der Fall. Es ist noch schwieriger geworden, weil ich mich nicht entscheiden kann, was für mich im Leben Priorität hat und wichtig ist.
Ist es die Karriere, eine Familie, Kinder? Ich möchte gar nicht wie Caroline sein. Im Beruf vorankommen und nur am Wochenende etwas vom Leben haben. Familie? Meine Familie ist Dad und Kinder, das war das Ziel zwischen Garrett und mir. Er wollte immer Kinder. Aber ich bin nun allein und Kinder sind für mich kein Thema mehr.
Connor legt seine Hände auf meine verschwitzten Schultern, was ihn aber anscheinend nicht zu stören scheint und nur sehr widerwillig lasse ich es zu, zu Weinen und meinen Kopf an ihn zu schmiegen. Aber nach einer Weile muss ich mir eingestehen, dass es gut tut, mich an eine starke Brust zu lehnen. Außerdem riecht er verdammt gut je näher ich ihm komme. Das letzte Mal war es mit Garrett gewesen und das liegt schon zwei Jahre zurück. Es fällt mir schwer es zu sagen, trotzdem muss ich es tun, um mich besser zu fühlen:
"Connor, danke."
"Gern. Ich würde Ihnen gern etwas erzählen, aber nur, wenn Sie damit einverstanden sind."
Ich drehe mich zu ihm um, meine Knie werden immer weicher bei seinem Anblick und ich nicke. Ich setze mich deshalb wieder, diesmal aber an den K den Küchenstuhl und er mir gegenüber.
"Mein Leben war genauso schwer, genauso wie Sie sich jetzt fühlen. Mir wurde eine Arbeit auferlegt die sich DIE MISSION nannte und nichts anderes zählte und ist das WICHTIGSTE, was es in MEINEM LEBEN zu erfüllen gab. So wurde es mir immer wieder eingetrichtert. Ihr Dad hat mir zwar gezeigt, es gibt noch etwas Wichtigeres im Leben als die Arbeit, aber mir wurde danach wieder erklärt wie gefährlich es ist als Maschine Gefühle zu haben und sie zu zeigen."
In Connors Gesichtszügen sehe ich eine Menge Emotionen. Er hat Immer noch Angst vor dem Unbekannten. Und so große Angst, dass ihm das, was er fühlt, weggenommen werden könnte. Inwieweit weiß ich nicht.
"Mir wurde es allmählich bewusst, dass ich nicht mehr ICH der Jäger bin, weil ich Androiden am Leben gelassen habe, anfing zu denken. Aber mein Unterbewusstsein machte meine Gedanken immer wieder zunichte bis der Android Markus mich eines Besseren belehrte und man versucht mir nun zu zeigen, dass das Leben, was ich bisher geführt habe, kein Leben war. Es ist aber so, als wäre ich als Maschine immer noch aktiv. Dem versuche ich entgegen zu wirken. Ich erzähle Ihnen das, weil auch ich nicht mehr perfekt bin und auch täglich Angst habe, das Richtige zu tun."
Es muss ein furchtbares Gefühl sein zu etwas gezwungen zu werden, was man eigentlich gar nicht will und jetzt ist Connor so verwirrt gar irritiert, was das LEBEN eigentlich ist und was WAHR und FALSCH ist.
"Alli entscheiden Sie selbst, was Sie wollen auf Ihrem beruflichen Weg und lassen Sie nicht andere für Sie entscheiden, was das Beste für Sie ist! Das hat Ihr Vater Ihnen auch schon gesagt und kann es auch nur nochmals wiederholen."
Er spricht definitiv aus eigener Erfahrung. Während er davon gesprochen hat, hat er den Tisch angesehen. Jetzt sehe ich auf seine Hände und bemerke zum ersten Mal, dass nicht nur sein Gesicht mit den Sommersprossen, seiner Haarsträhne, die täglich in seiner Stirn hängt, so verdammt gut aussieht, sondern auch seine Hände sind wie die einer Frau.
Wie sehr würde ich nach seinen Händen greifen, aber ich traue mich nicht. Connor scheint es bemerkt zu haben und nimmt meine Hand in seine. Ich glaube, jetzt ist es um mich geschehen. Ich muss in seiner Nähe sein, denn ohne ihn bin ich ein Häufchen Elend.
"Connor du, du hast gesagt, ich soll mir von niemandem vorschreiben lassen, was ich tun und zu lassen habe. Aber ich hätte gern eine Antwort von dir. Du bist doch so weise und intelligent wie alle anderen Menschen."
"Alli, das steht mir nicht zu. Ich bin Police-Detective und ein Android."
Ich sehe ihm direkt in seine warmen glänzenden braunen Augen. Meine Hand liegt immer noch in seiner. Er scheint es zu bemerken, dass mir seine Meinung am Herzen liegt.
"Ein Tanzstudio. Ich habe durchs Fenster gesehen. Sie lieben das Tanzen."
"Du hast mich beobachtet?" Es ist mir peinlich. Ich hätte wahrscheinlich doch besser die Gardinen zugezogen, aber er grinst mich breit an. Es scheint ihm gefallen, gar amüsiert zu haben. Ich muss zurück lächeln, trotzdem ist es mir immer noch unangenehm.
Er steht auf, grault Sumo hinter den Ohren und sagt, dass er jetzt wieder gehen muss, mein Vater würde auf einen Bericht warten wie es mir geht. Außerdem soll ich in die Dusche, sonst werde ich mich noch erkälten.
"Du kannst ihn auch anrufen," schlage ich ihm vor, da ich nicht möchte, dass er geht.
"Alli, wir sehen uns. Ich fahre jetzt."
"Connor..." Er dreht sich nochmal zu mir um und ich antworte: "Danke, dass du gekommen bist. Grüß Dad und sag ihm, dass ich ihn lieb habe." Connor nickt und steigt in Dads alten Wagen, wo aus dem Auspuff stinkender Qualm aufsteigt.
Ich liebe es wie Connor meinen Namen ausspricht wie auch sein Lächeln. Nach der Dusche lasse ich mich auf die Couch fallen und Sumo legt sich zu meinen Füßen. Ich denke mir, dass ich heute vielleicht mit ihm mal anfangen sollte zu reden, dann sind es zumindest keine Selbstgespräche, sondern ich rede mit unserem Hund. Sumo schaut zu mir hoch, während ich stets den Namen Connor erwähne. Ob Sumo mich versteht, dass ich mich in Connor verliebt habe und ihn alsbald wieder sehen will?
Nach zwei Stunden klingelt es. Wer mag das wohl sein? Dad hat einen Schlüssel und Connor, das wäre schön, aber ich glaube nicht daran, dass er nochmals kommt. Dann hätte er auch vor zwei Stunden bleiben können. Dumm wäre es zu fragen wer da ist und dann nicht zu öffnen. Also gehe ich gar nicht an die Tür.
"Allison, sind Sie da? Hier ist Markus, der Android von Carl Manfred. Geht es Ihnen gut?"
Ich stöhne. Der schon wieder. Aber wahrscheinlich, wenn ich jetzt nicht die Tür öffne, wird er paar Stunden später mich anrufen also stehe ich auf und öffne die Tür.
"Alles in Ordnung?", fragt er besorgt.
"Ich habe Kopfschmerzen. Es tut mir leid, ich hätte absagen müssen." Kopfschmerzen habe ich tatsächlich, da ich schon die ganze Zeit am Laptop sitze und nach einer Immobilie suche.
"Kein Problem. Dann verschieben wir es. Gute Besserung!"
"Markus!" Er dreht sich zu mir um.
"Grüße Carl von mir. Und teile ihm mit, dass sich das mit dem Malen erledigt hat. Ich weiß jetzt auf jeden Fall, dass ich kein eigenes Atelier eröffnen möchte oder bei ihm Probe arbeiten will. Auch anderweitig brauche ich nun nicht mehr seine Hilfe. Eine Frage: hast du die Telefonnummer von Simon? Ich möchte gerne mal wieder mit meiner Freundin Lara reden."
"Natürlich."
Neben der Haustür liegt ein Notizblock mit Stift, worauf er die Nummern von Simon, sich selbst und Connor schreibt. Aber warum schreibt er mir seine und Connors auf? Hat das einen bestimmten Grund?, frage ich mich.
"Man weiß ja nie. Vielleicht, wenn Sie Simon nicht erreichen, ist es nützlich auch meine und Connors Nummer zu haben, da wir immer erreichbar sind."
Danach verabschiedet er sich. Bevor er geht entdeckt er auf dem Wohnzimmertisch die CD und sieht mich an. Ich habe das Gefühl, dass seine Augen meine durchstechen werden.
"Wo haben Sie die her?"
"Die liegt bei Dads Jazz Schallplatten schon lange Zeit. Es war meine erste Rolling, die ich von meiner Mutter geschenkt bekommen habe. Wieso?"
"Carl hatte seinen Unfall 2030, kurz darauf wurde ich bei ihm eingesetzt und sein Sohn hat diese Musik eine Weile gehört. Monate später kam er an die falschen Freunde und die Rolling war weg. Ich dachte, Sie hätten diese von ihm."
"Mom hat sie mir geschenkt."
Markus nickt nur, verabschiedet sich und verschwindet in der Dämmerung. Ich habe das Gefühl, dass das, was er mir erzählt, nicht so wirklich der Wahrheit entspricht, sondern ihm die Rolling gehört, aber er nichts sagen will, da er nur ein Android ist.
Ich sehe auf den Zettel. Nun habe ich Simons Nummer, aber ich weiß gar nicht wie ich beginnen soll einen Anfang zu finden. 'Hallo, ist Lara bei dir? Kannst du sie mir mal entbehren?' Das hört sich irgendwie falsch an. Ich spiele mit dem Gedanken Connors Nummer in mein Handy einzutragen, aber wozu? Ich kann auch zum Revier, wenn ich ihn sehen will oder frage Dad.
Ja Dad! Jetzt möchte ich doch mit Connor Zeit verbringen, obwohl es SEIN und NICHT mein Freund ist. Aber warum denn nicht? Androiden dürfen doch viele Freunde haben oder etwa nicht? Diese ständigen Fragen, die ich mir stelle, treiben mich noch in den Wahnsinn, deshalb mache ich mich auf den Weg um frische Luft zu tanken und nehme die CD mit und mache mich auf den Weg zu Markus.
Nach einigen Kilometern kommt mir eine junge Frau entgegenn. Sie muss aber eine Androidin sein. Denn Ende Oktober und gegen Abend trägt man kein Sommerkleid. Sie bleibt vor mir stehen und fragt, ob ich Allison bin?
"Ja ich bin Allison. Wer will das wissen?"
"Ich. Ich bin Chloe. Ich weiß von einem Androiden, dass Sie vielleicht ein Tanzstudio eröffnen."
"Ich denke darüber nach," antworte ich irritiert.
"Wissen Sie, ich liebe Musik. Hier ist meine Adresse, wenn Sie es sich überlegt haben."
"Nein, ich brauche nicht noch länger zu überlegen. Wir machen das zusammen."
Ich sehe wie ihre Augen ganz groß werden, aber ich nicke wiederholt und versichere ihr, dass wir gemeinsam das Studio aufbauen und erkläre ihr, dass ich Bescheid geben werde, wenn ich eine Bleibe für uns gefunden habe. Sie gibt mir ihre Telefonnummer und verabschiedet sich.
Ich schaue der Androidin hinterher und frage mich, ob der Tipp von Connor oder Markus kam. Aber irgendwie bin ich sogar glücklich wie es passiert ist.
Ich schlendere weiter. Ich dachte es sei abends noch so warm wie die Tage zuvor, aber je näher der Abend heranrückt umso mehr wird mir bewusst, dass wir tatsächlich Ende Oktober haben und ich ohne Jacke gar nicht das Haus verlassen hätte sollen, denn jetzt fange ich an zu zittern.
Ein Wagen nähert sich und macht hinter mir mit quietschenden Reifen Halt. Es kann nur Dad sein und er ist es auch. Statt mit mir ein liebes Wort zu wechseln schimpft er. Aber er ist nicht allein. Connor ist bei ihm. Bin ich froh, er ist auch da. Connor befiehlt meinem Vater seine Wortwahl genauer zu wählen. Er steht vor mir und übergibt mir seine Jacke.
Es ist schön seine Jacke zu tragen, auch wenn sie viel zu groß ist, aber sie riecht nach ihm. Nach Connor und in seiner Nähe fühle ich mich geborgen. Ich brauche jemanden, der mich mit starken Armen umarmt. Mit Dad, das ist nicht dasselbe.
"Hank, jetzt fahren Sie endlich nach Hause. Ihre Tochter muss ins Warme."
"Gütiger Himmel, ja natürlich. Sorry Alli, der Tag war ausgesprochen hart heute, es ist keine Absicht."
"Schauen Sie auf die Straße," ermahnt Connor ihn. Ich muss schmunzeln, denn noch niemand hat Dad auf etwas hingewiesen und ich weiß, dass er es auch nicht mag.
Am Haus angekommen trägt Connor mich ins Innere des Hauses. Da ich eiskalt habe, nehme ich es gar nicht so wirklich wahr, was er da gerade tut. Was ich jedoch feststellen muss, dass ich immer noch seine Jacke trage, nachdem er mich auf die neue Couch gebettet hat und Dad mich eingewickelt hat.
"Connor kannst du noch etwas bleiben bis ich im Bad fertig bin und vielleicht noch einen Tee machen?"
"Natürlich."
Ich schweige, weil ich mich schäme, was ich getan habe, trotzdem habe ich das Bedürfnis mich zu entschuldigen und zu danken. Connor reicht mir die heiße Tasse Tee und setzt sich tatsächlich an die Couchkante. Er will gerade ansetzen, um etwas zu sagen, aber ich schneide ihm das Wort ab:
"Es tut mir leid. Connor, ich..."
"Sie müssen sich nicht bei mir entschuldigen. Aber das hätte übel enden können, hätten wir Sie nicht gefunden. Ich habe schon öfters gesehen, wenn Menschen an Erfrierungen gestorben sind."
"Bitte hör auf! Bitte!"
"Wenn Sie demnächst mit Jacke das..."
"Jaaaa!"
Ich halte die warme Tasse Tee in der Hand und weil ich mich immer noch schäme, schaue ich auf seine Hände, die er gefaltet auf seinen Beinen liegen hat.
"Es ist schön, dass du da bist!" Er lächelt, dabei entdeckt er auf dem Tisch die CD und scheint sie zu scannen.
"Ich wollte die CD Markus bringen. Er war zwei Stunden nach deinem Besuch hier und hat sie entdeckt. Die Geschichte, die er mir vorgetragen hat, finde ich nicht plausibel, deshalb wollte ich sie ihm zurückgeben."
"Sie meinen, die wurde ihm gestohlen?"
"Ich weiß es nicht. Meine Mutter hat sie mir damals geschenkt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Carls Sohn so etwas gehört haben könnte."
"Darf ich mal hinein hören?" Ich nicke.
Er scheint den Player zu analysieren, so auch die CD selbst und fragt mich, zu welchem Lied ich heute Nachmittag getanzt habe. Ich grinse und meine, dass er es herausfinden soll. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er das richtige Lied wählt. Ich summe wieder zu dem Refrain und wippe mit meinen Füßen hin und her. Ich möchte es Connor keineswegs antun, dass er meine schrägen Töne hört allein schon wegen Dad, der im Bad duscht.
Connor sitzt immer noch vor dem Musikplayer in der Hocke und seine Blicke sind auf mich gerichtet. Er lächelt und sein Lächeln ist voll süß, sodass ich zurück lächeln muss. Als das Lied zu Ende ist, holt er die CD wieder aus dem Player und setzt sich wieder auf die Couch.
Er nimmt meine Hand wieder in seine und erklärt: "Ich würde auch gerne so empfinden, was es heißt, wie man durch Musik gute Laune bekommt. Ich schätze, Sie haben Recht, das ist nicht Leos Musikstil. Wahrscheinlich hat Markus damit begonnen diese Musik zu hören als er Abweichler wurde."
"Aber du bist doch jetzt auch einer, du musst doch dasselbe empfinden." Connor schaut zu Boden und schüttelt den Kopf.
"Vielleicht solltest du mehr Zeit mit den Abweichlern verbringen, dann wirst du wie sie."
"Ich bringe die Rolling Markus, wenn Sie damit einverstanden sind. Er kann dann selbst entscheiden, ob er sie behalten will oder er sie Ihnen wieder zurückgibt. Ihr Vater wird gleich fertig sein."
Er erhebt sich und ich möchte ihm seine Jacke geben, aber er schüttelt den Kopf.
"Lass mal, ich hole sie mir morgen ab."
"Connor ich wollte dich nicht verärgern. Entscheide du mit wem du mehr Zeit verbringen möchtest."
"Sie haben mich nicht verärgert. Gute Nacht Alli."
Ich habe das Gefühl, dass ich es doch getan habe, denn bei der Verabschiedung war er ganz anders wie noch gerade eben. Ich ärgere mich, dass ich überhaupt das Thema angeschnitten habe. Ich möchte unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen nur weil er anders ist wie andere Androiden.
Dad kommt die Treppen hinunter und wundert sich, dass Connor schon weg ist.
"Er hat noch etwas zu erledigen, aber ich soll dich grüßen."
"Ist alles in Ordnung zwischen euch?"
"Natürlich, was soll sein? Ich weiß jetzt auf jeden Fall, dass ich nie mehr ohne Jacke vor die Tür gehen werde, da Connor erzählt hat, er weiß wie Menschen aussehen, die Erfrierungen haben."
"Um Gottes Willen, er muss dir doch nicht solche Angst einjagen. Natürlich machst du es nicht mehr. Da kann ich verstehen, dass du jetzt etwas sauer bist. Ich rede mit ihm."
"Nein, er hat ja recht Dad. Gute Nacht."
"Gute Nacht meine Kleine."
Ich werde in Dads Augen immer seine KLEINE bleiben. Aber ich war eben auch so doof gewesen. Ich kann mit Connor nicht wie mit einem Menschen reden, er ist eine Maschine. Es wäre besser, wenn ich mich von ihm fernhalte. Man sieht ja was das Ergebnis ist. Wer weiß, was beim nächsten Mal passiert. Deshalb ist es das Beste, wenn ich mich auf meine Dinge konzentriere und Connor nur als Dads Freund grüße, wenn ich ihn einem sehen sollte.
Simon klingt genervt als ich ihn anrufe und darum bitte Lara zu sprechen. Ich habe das Gefühl, dass Lara ihn stresst. Ich verlasse das Haus, nachdem wir uns in einem Café verabredet haben. Auch Lara sieht so aus als brauche sie einen Tapetenwechsel.
"Na' du, wie läuft es mit Simon?", frage ich neugierig.
"Oh Alli, erinnere mich nicht an Simon. Androiden sind so anstrengend." Sie hat Recht nach dem Gespräch mit Connor gestern.
"Und bei dir?"
"Ich möchte ein Tanzstudio eröffnen. Ich habe auch schon eine Partnerin, die sich mit einbringen möchte, jedoch soll ich erst an eine Immobilie kommen und mich dann bei ihr melden. Hierfür brauche ich deine Unterstützung."
"Mit dem besten Vergnügen. Dann kann ich etwas Abstand gewinnen und habe eine Aufgabe. Aber du weißt, wie auch Caroline dir schon gesagt hat, dass das groß ins Geld gehen kann und wir..."
"Hey, davon habe ich auch nicht gesprochen. Ich will kein Geld von euch, auch wenn ihr genug hättet. Ich mache das mit mir selbst aus. Ich habe gestern Abend schon zwei Immobilien im Internet gefunden und würde diese gerne mit dir ansehen bevor ich sie kaufe."
"Na klar. Jetzt?" Ich nicke.
"Aber ich habe noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen? Warum hast du Simon erzählt, dass ich allein bin und er hat es an Markus weitergeleitet?"
"Oh Alli, das tut mir leid. Wirklich! Das wollte ich echt nicht. Aber ich wusste auch nicht, dass er es nicht für sich behält. Wieder Freunde?"
"Ja."
Wir verlassen das Café und uns begegnet Markus. Er begrüßt uns freundlich. Ich sehe, dass Lara nun von Markus sehr angetan ist, obwohl sie ihn bereits kennt, aber sie scheint sozusagen Simon bereits als erledigt betrachtet zu haben, aber Markus schenkt Lara keine direkte Aufmerksamkeit, sondern gibt ihr zu verstehen:
"Lara, wir sind keine Männer, sondern Androiden. Sie müssen uns akzeptieren wie wir sind. Entweder entschuldigen Sie sich bei Simon oder aber lassen ihn in Frieden und verlassen seine Wohnung!"
Lara senkt den Kopf, schaut zur Seite und fragt mich, ob wir es verschieben können. Ich weiß nicht was ich sagen soll, aber dann bietet sich Markus an, mir zu helfen. Bevor ich antworten kann, ist Lara bereits verschwunden. Er gibt mir nun auch meine Rolling zurück.
"Sie hatten mit Ihrer Vermutung Recht, aber natürlich möchte ich nun die CD nicht mehr haben, denn Ihre Mutter hat Sie Ihnen geschenkt als ich sie verloren habe oder Leo sie mir gestohlen hat. Ich konnte es Ihnen aber nicht direkt sagen, da ich NUR ein Android bin. Leo konnte mich von Anfang an nicht leiden. Aber wir können sie uns ja ab und zu gemeinsam anhören."
Ich nicke gedankenverloren und muss wieder an Connor denken, was ich zu ihm gesagt habe. Ich habe es gar nicht so ernst gemeint, es war nur ein Tipp gewesen.
"Sie sehen aber auch nicht gerade glücklich aus. Ist es wegen Carl? Ich kann Sie beruhigen, er freut sich mit Ihnen, dass Sie nun eine Entscheidung getroffen haben und Sie seine Hilfe nicht brauchen."
"Das ist schön zu hören. Nein es ist nicht wegen Carl. Ich möchte auch nicht darüber reden. Du willst mich also begleiten?" Er nickt.
Auf dem Weg zu der einen Immobilie kommen uns Androiden entgegen und es wundert mich wie herzlich Markus begrüßt wird. Ich erinnere mich an das Gespräch mit Connor als er erzählte "Markus hätte ihn eines Besseren belehrt". Ist denn Markus rA9, der alle Androiden weitestgehend befreit hat, in den Stratfort Tower eingedrungen ist und eine Nachricht für die Menschen verbreitet hat?
Ich traue mich gar nicht ihn anzusehen oder zu fragen, weil ich vor ihm nun großen Respekt habe. Jetzt kann ich seine Aussage auch verstehen, die er Lara versucht hat zu erklären, dass Androiden keine Menschen sind und man sie akzeptieren muss wie sie sind und man sie nicht verstellen kann nach seinen eigenen Wünschen, denn sie sind keine Sklaven mehr, sondern frei.
Wir kommen an der ersten Immobilie an, aber Markus bleibt davor stehen. Ich frage mich, warum wir nicht uns umsehen, er muss doch ein Auge dafür haben. Aber er rührt sich nicht. Stattdessen nähert sich uns ein Taxi und Connor steigt aus.
Zum einen freue ich mich ihn wieder zu sehen, andererseits habe ich ein schlechtes Gewissen und weiß nicht wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll und schaue auf meine Füße. Er kommt näher und steht nun direkt vor mir:
"Hallo Alli. Markus hat mich informiert, dass Sie sich zwei Immobilien ansehen wollen. Ich werde sie analysieren."
Ich nicke, sehe ihn aber kaum an und folge beiden Androiden stumm. Connor geht die Treppenstufen hoch, geht dann an der Hauswand in die Hocke und begutachtet das Material.
Ich trete näher wie ich eigentlich will und zucke etwas zusammen als ich sehe wie der Android Sand auf seinen Fingern liegen hat und anscheinend davon etwas gegessen hat. Ich mache einen Schritt rückwärts.
"Oh sorry Alli. Ich hätte Sie warnen sollen. Ich kann Proben in Echtzeit prüfen. Das Bauwerk wird den Renovierungsarbeiten nicht lange standhalten. Die Substanz ist alt und in einem miserablen Zustand."
"Okay. Eine Frage, benutzt du die Proben auch für die Polizeiarbeit?" Er nickt.
"Okay. Gib mir noch etwas Zeit mich daran zu gewöhnen."
"Natürlich. Ich muss jetzt auch wieder."
"Connor, wir haben noch eine Immobilie zwei Straßen weiter. Es wäre gut, du würdest uns begleiten," bittet Markus ihn und er stimmt widerwillig zu.
Er will in ein Taxi steigen, aber Markus greift ihm am Arm und hält ihn davon ab und schlägt ihm vor mich zu begleiten und er fährt schon einmal vor. Connor antwortet nicht, sondern bleibt stehen.
Ich weiß jetzt nicht wie ich reagieren soll, jetzt wo ich mit Connor allein auf der Straße stehe und mich dafür hasse, dass ich es überhaupt gewagt habe es auszusprechen, dass er mit anderen Abweichlern reden soll, damit er wie sie wird. Das war einfach menschliches Versagen ohne darüber nachzudenken, was meine Worte in Connor auslösen können. Er kommt näher zu mir.
"Con-nor, ich..."
"Alli, es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen. Sie haben Recht, ich hätte nicht so reagieren dürfen wie ich es getan habe. Als ich das Haus verlassen habe, wollte ich nochmals zurückkommen und mich entschuldigen, aber ich habe mich wegen Hank nicht getraut. Wieder Freunde?"
Mit solch einer Aussage habe ich nicht gerechnet, so dass mir vor Erleichterung die Tränen kommen und ich mich an ihn schmiege und alles was ich mir vorgenommen habe, dass ich mich von ihm fernhalte wieder rückgängig mache, denn ich kann gar nicht mehr ohne ihn existieren. Allein schon sein Geruch wirft mich dermaßen aus der Bahn. Ich sehe zu ihm auf während ich immer noch meinen Körper an ihn gelehnt halte.
"Einverstanden. Aber nur, wenn du mich aufhörst zu siezen." Er lächelt und dieses Lächeln lässt jede Anspannung wieder von mir nehmen. Nun beeilen wir uns zur nächsten Immobilie zu kommen und Markus steht an ihr mittlerweile schon mit Simon an seiner Seite und Chloe, die ich gestern getroffen habe. Ich habe den Anschein, dass sie Simon sehr mag, sie sich aber nicht traut es ihm zu sagen.
"Da seid ihr ja. Wieder alle Wogen geglättet?", fragt Markus.
"Alli trägt keine Schuld. Ich habe ihr unbewusst Schaden zugefügt, dass heißt, dass ich gegangen bin ohne sie anzusehen. Aber ja, es ist wieder alles in Ordnung."
"Schön. Dann sieh mal nach, was dieses Objekt hergibt."
Ich bleibe an der Seite von Markus, Simon und Chloe stehen während Connor wieder eine Analyse vornimmt wie an der anderen. Connor will tatsächlich mein Freund sein, aber kann ich es mir vorstellen mit ihm NUR befreundet zu sein? Von meiner Seite wünsche ich mir noch viel mehr.
Chloe wendet sich zu mir und fragt im Flüsterton: "Du bist in ihn verliebt, oder?" Ich drehe mich zu ihr um und nicke.
"Dann zeig es ihm," antwortet sie darauf.
"Aber wie?"
"Mache es, wie es Menschen tun. Verführe ihn auf deine Art."
"Und wenn er dazu noch nicht bereit ist nach allem was er erlebt hat?"
"Sagen wir mal so: er muss!" Chloe grinst breit und mir schweben allerlei Gedanken durch den Kopf wie ich vorgehen soll, um gerade Connor verführen zu können.
Connor kehrt zurück und hat dieselbe negativen Nachrichten für mich wie die Straßen zuvor bis Markus eine Idee hat:
"Connor und was ist, wenn wir die Immobilie abreißen und wir alle zusammen ein neues Haus darauf bauen? Ich kann mich ja mit meinen Leuten besprechen und den Grundstücksinhaber ausfindig machen."
"Warum nicht," antwortet Connor gelassen.
"Das ist eine mega Idee," gibt Chloe zu verstehen und Simon nickt zustimmend.
"Na dann bis später. Wir sehen uns. Connor dich werde ich sicher zu Hause antreffen."
"Bei mir," antworte ich Markus schnell. Er nickt und legt seine Hand auf Connors Schulter und Chloe nickt mir mit mit einem Augenzwinkern zu. Simon übergibt mir einen Briefumschlag und sagt, dass dieser von Lara sei, er soll ihn mir geben. Ich nehme ihn und sehe den Androiden hinterher während ein Android bei mir bleibt und zu mir hinab schaut.
"Willst du den Umschlag nicht öffnen?", fragt Connor neugierig.
"Später. Musst du aufs Revier oder hast du Zeit mich zu begleiten?"
"Ich kann deinen Vater auch anrufen, dass ich heute nicht mehr aufs Revier komme, da es etwas bei den Androiden zu klären gibt und meine Anwesenheit erwünscht ist."
"Wie schön."
"Es wäre aber besser, du kommst in meine Wohnung, denn ich glaube nicht, dass dein Vater ohne mich lange im DPD bleiben wird."
Ich schweige. Das kann ich doch nicht machen. Mir schwirren die unmöglichsten Gedanken durch den Kopf. Er gibt mir etwas zu trinken und essen. Wir reden und dann küssen wir uns und am nächsten Morgen liege ich in seinem Bett. Aber ist es nicht das, was ich eigentlich auch will? Ich möchte Connor doch nicht nur als EINEN Freund haben, sondern MEINEN Freund. Ich will ihn um mich haben. Ich habe ihn gestern Abend und in der Nacht vermisst.
"Ich glaube nicht, dass Dad früher nach Hause kommt, nur weil du nicht an seiner Seite bist. Bringst du mich bitte nach Hause." Er nickt, aber ihm scheint es nicht wirklich zuzusagen, dass wir zu mir nach Hause gehen statt zu ihm. Ich bleibe stehen und meine:
"Beim nächsten Mal, okay."
Ich schließe die Tür auf und schweigend folgt er mir. Er scheint sich tatsächlich recht unwohl zu fühlen und schaut ständig aus dem Fenster, dass Dad kommt. Und wenn er kommt, was wäre daran so schlimm, dass ich mit Connor allein in Dads Haus bin? Außerdem sind wir nicht komplett allein. Sumo ist noch da.
Ich bitte Connor Platz zu nehmen, wobei er ja selbst auf der Couch oder auf dem Küchenstuhl Platz nehmen kann und er lässt einfach nicht locker, denn ich soll den Briefumschlag öffnen. Also tue ich es:
'Liebe Alli, ich habe mich dazu entschlossen wieder nach Hause zu Caroline zu fahren. Ich glaube, du bist glücklich, was du vorhast zu tun und du hast Freunde gefunden. Androiden. Ich muss dir ehrlich sagen, nicht mein Fall, sie sind eben nur Maschinen und Simon kann ich nicht auswechseln. Es gefällt ihm nicht, dass ich ihn ausgetauscht habe. Aber ich wollte testen, ob alle Androiden im Bett so bieder sind. Wünsche Dir alles Gute mit deinen Freunden und deinem Vater! PS: Ich beneide dich, aber es ist nicht meine Welt'
Ich lege den Brief auf den Küchentisch und bin nur fassungslos. Lara wird sich nie ändern. Ihr Leben besteht aus Spaß und jeden Tag andere Männer nur zum Spaß haben. Ich senke und schüttele den Kopf. Ich spüre Connors weiche Hände in meinem Nacken. Er fängt an mich zu massieren und meint dann:
"Es tut mir leid, dass sie das Leben nicht so sieht wie du und man auch nur mit einer Person glücklich werden kann."
"Schon gut. Ich bin ja jetzt hier bei dir und Dad und gehe nicht mehr zurück in mein altes Leben."
"Ich sollte auch gehen. Ich kann dich anrufen, wenn es Neuigkeiten gibt bezüglich deiner Immobilie."
Ich greife nach Connors Arm, stehe auf und verschränke meine Hände mit seinen. Ich strecke mich ihm entgegen und gebe ihm einen Kuss auf seine Wange. Da er nichts sagt, wende ich mich von Connor ab.
"Alli, ich...ich."
"Ist schon gut. Du traust dich nicht und hast Angst wegen Dad."
Er sieht mich längere Zeit an und dann entscheide ich mich dazu, selbst die Initiative zu ergreifen. Ich komme auf ihn zu und lege meine Hände in seinen Nacken und schiebe die Finger in sein Haar. Connor verschränkt seine Hände wieder mit meinen und entschuldigt sich für sein Verhalten.
Ich schüttele den Kopf, stelle mich auf die Zehenspitzen, um an seine Lippen zu gelangen und antworte: "Nein, lass mal."
Ich ziehe Connor in mein Zimmer und er scheint es zu analysieren. Wahrscheinlich rechnet er aus, wann mein Bett unter uns zusammenbrechen könnte, schließlich ist es ein altes Bett und Connor ist wesentlich schwerer wie ich. Er steht immer noch stocksteif in meinem Zimmer. Ich kann das nicht länger mit ansehen, sodass ich anfange, seinen Schlips zu lösen und die Knöpfe seines weißen Hemdes zu öffnen.
Mein Atem stockt als ich einen Blick auf seinen Bauchnabel und seinen attraktiven Oberkörper erhasche. Connor grinst breit, dass er es geschafft hat mich zu beeindrucken. Ich küsse seinen Bauch und streiche über seinen Bauchnabel, da ich es immer noch nicht wirklich glauben kann, dass auch Police-Detectives Androiden makellos unter ihrer Kleidung aussehen. Meine Hände wandern weiter zu dem Knopf seiner Jeans.
"Warte." Ich bin überrascht das von ihm zu hören.
"Ich habe gestern die ganze Nacht an dich denken müssen, weil ich so ein Idiot war."
Er senkt den Kopf und er kommt meinen Lippen näher. Sein Kuss ist so leidenschaftlich, dass ich erschaudere. Der Laut, den ich von mir gebe, gleicht einem katzenhaften Schnurren. Connor hört es nicht nur, er fühlt es bis in die Zehenspitzen. Während seine Lippen mit meinen zu verschmelzen scheinen, schickt er seine Hände auf eine Entdeckungsreise über meinen weichen, hingebungsvollen Körper. Fest und spielerisch zugleich bewegen sich seine Finger, verweilen hier und da, um die Erkundung zu vertiefen.
Meine Hände gleiten fieberhaft über seinen Rücken, nachdem ich sein Hemd auf den Boden fallen gelassen habe und ertaste sowie massiere jeden Muskel und ich dränge Connor, mich fester zu halten. Mich zu nehmen, mich endlich zu nehmen. Ich stöhne leise, immer wieder, so erregend, dass Connor jetzt schon weiß, dass er mich in seinen Träumen hören wird.
Als er den Kopf hebt kreuze ich die Arme vor dem Körper. Ich blicke ihm tief in die Augen, dann ziehe ich mein Shirt aus und werfe es achtlos beiseite. Seine Stimme ist heiser und belegt.
"Du bist wunderschön."
Fast andächtig knöpft Connor meine Jeans auf und schiebt sie an den langen Beinen hinunter. Dann gleiten seine Hände an mir hinauf, über Schenkel und Hüften, über den Bauch, der unter seinen Fingern zu zittern scheinen. Er hebt mich auf seine Arme und platziert mich auf meinem Bett. Vorsichtig legt er sich neben mich.
Ich setze mich auf, lege einen Arm um seinen Hals und lege meinen Mund auf seinen. Ich seufze zufrieden, als seine Zunge nach meiner tastet. Ich schließe die Augen, als ich seinen Daumen an meiner Knospe fühle. Es ist herrlich, seine Haut zu spüren, seinen Atem an meinem Ohr. Mir wird klar, dass ich solch einen Zauber überströmender Liebe noch nie erlebt habe, auch nicht bei Garrett. Ich bin sicher, dass ich Connor alles geben werde, zu was ich imstande bin ihm zu geben.
Unendliche Liebe und lustvolles Erleben durchströmen mich mit voller Wucht. Er streichelt mich mit zärtlichen, erfahrenen Fingern und bringt mich rasch zum Gipfel der Lust. Ich drehe mich zu ihm um, erobere ihn mit meinen Händen und Lippen. Er passt sich meinem Rhythmus an während ich mich auf ihm bewege. Mein Körper elektrisiert seinen und es kommt mir so vor, als würde ein Damm in mir zusammenbrechen und aus meinem Herzen hinausströmen, was sich an Gefühlen angestaut hat. Connor verschafft mir die Erfüllung, von der ich geträumt habe, seit wir uns dass erste Mal begegnet sind.
Ich lasse mich in seine Arme fallen und verschränke meine Hände mit seinen. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass Connors Hände sich weiß verfärbt haben. Aber warum soll es mich stören? Das ist MEIN Connor. Meine Maschine. Connor fragt mich zu meinem Erstaunen, ob alles gut ist und das nur, weil ich seine Hand betrachte.
"Was soll denn nicht okay sein? Weil deine Hand jetzt anders aussieht? Connor, es stört mich nicht."
"Wirklich?"
"Nein." Er beugt sich zu mir hinab und küsst mich leidenschaftlich.
Ich lege meinen Kopf in seine Arme. Ich atme seinen Duft ein. Er riecht so verdammt gut. Durch ein seltsames Geräusch zucke ich zusammen, aber Connor beruhigt mich, dass es nur der Wind ist, der um das Haus vorbeipfeift und sich seinen Weg sucht.
Mit einer weißen Feder streichelt Connor über meine nackte Haut. Während er längere Zeit mit der Feder die Knospe meines Busens berührt, stöhne und bäume ich mich auf. Mit müden Augen schaue ich ein letztes Mal für den heutigen Tag in Connors wunderschönes Gesicht. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass ich in ihn unsterblich verliebt bin, aber dann lasse ich es doch sein, da wir uns noch nicht solange kennen.
Aber eigentlich hätte ich dann auch warten müssen mit ihm Sex zu haben, aber ich konnte mich nicht zügeln, denn immer, wenn ich ihn sehe, schlägt mein Herz etwas schneller, daher konnte ich nicht länger warten.
Als ich meine Augen öffne, ist das Bett neben mir leer. Ich bekomme schon Panik, dass Connor es nicht gefallen hat und sich lieber auf den Heimweg machen wollte, aber als ich mich aufsetze und nach meinem Shirt greife, sehe ich, dass er am Fenster steht. Er ist wieder halb angezogen und seine Hände hat er auf seinem Rücken verschränkt. Aber sein Jackett und Schlips hängt noch auf dem Stuhl.
Er scheint mich gehört zu haben und dreht sich zu mir um. Der Anblick, was ich jetzt zu sehen bekomme, lässt mich schneller atmen. Er trägt zwar sein Hemd, welches ich ihm noch vor paar Stunden geöffnet habe, aber er trägt es nicht geschlossen, so dass ich wieder einen Blick auf seine nackte Brust und den Bauchnabel erhaschen kann. Er geht vor mir in die Hocke und sein Gesicht kommt meinem sehr nahe.
"Markus hat sich gemeldet. Es gibt ein Ergebnis zu der Immobilie," flüstert er und legt seine Lippen auf meine, so dass ich automatisch meine Hände auf seine unglaublich zarte Brust lege und ich erschaudere. Womit habe ich das nur verdient mit dem begehrtesten Androiden der Stadt Detroits zu knutschen und dass er sich auch noch für mich interessiert.
Ich habe mir in meinen Gedanken so einiges vorgestellt wie es sein mag einen Androiden als Freund zu haben, aber nicht, dass ich mich auch tatsächlich in einen verliebe, begehre und ihm nun immer nah sein will. Aber es geht gar nicht anders, nur eine Freundschaft mit Connor aufzubauen. Er gibt mir soviel, was ich noch nie zuvor erlebt habe und nicht wusste, dass es so etwas gibt.
Er beendet den Kuss und wartet auf eine Antwort, dass weiß ich, sonst würde er mich so ergiebig mustern. Meine Hände liegen immer noch auf seiner Brust.
"Einverstanden. Ich gehe noch ins Bad. Wartest du auf mich?"
"Ich will mich umziehen gehen, aber wir treffen uns bei der Immobilie. Mach jetzt aber nicht so ein trauriges Gesicht, wir sehen uns doch gleich wieder."
Er zieht mich fest an sich, küsst mein Haar und zieht sich komplett an. Ich stehe immer noch mit Shirt und Slip vor ihm und kann meinen Blick nicht von ihm abwenden. Er schlüpft in seine Schuhe, richtet seine Krawatte und sieht mich mit einem breiten Grinsen an und jetzt weiß ich, dass er es ernst meint. Nachdem er das Haus verlassen hat, gehe ich ins Bad. Kurze Zeit später höre ich Dad.
Wir haben alles richtig gemacht. Wäre Connor länger geblieben, dann hätte Dad Verdacht geschöpft, weil ich mit Connor in meinem Zimmer bin und er hätte Eins und Eins zusammen gezählt, dass ich mit Connor in meinem Bett war. Wahrscheinlich will selbst Dad nicht, dass ich eine Beziehung mit einem Androiden eingehe, sondern mich nur mit ihm anfreunde, aber das ist unmöglich.
Dad macht sich Essen als ich mich von ihm verabschiede. Natürlich möchte er wissen, was mich noch so spät nach draußen lockt und ich erkläre es ihm in knappen Worten.
"Markus also. Ich dachte du und Connor seid Freunde. Ich hatte den Anschein."
"Dad darf ich nicht mehr Androiden als Freunde haben? Connor ist noch etwas mit sich selbst beschäftigt, ich möchte nichts Falsches sagen, was ihn kränken könnte."
"Wenn du Hilfe brauchst, dann sage mir Bescheid."
"Danke. Guten Appetit."
"Soll ich auf dich warten?"
Ich schüttle den Kopf, da ich vermute, dass ich die Nacht auf jeden Fall bei Connor verbringen werde. Ich muss bei diesem Gedanken schmunzeln.
Ich bin überrascht wieviel Androiden schon den Weg hierher gefunden haben. Markus steht mit Simon und Chloe am Treppenabsatz. Man sieht Simon an, dass er durchaus mit Chloe glücklich ist und mit Lara es niemals etwas Ernstes werden konnte. Sie war eben nicht Chloe.
"Ihr könnt alle einen Beitrag leisten, wenn wir es gemeinsam abreißen und wieder neu aufbauen. Besorgt die Ausrüstung dafür," erklärt Markus den Androiden.
"Danke Markus, wir werden uns sofort darum kümmern," sagen alle gleichzeitig. Ich wundere mich darüber, dass ein einzelner Android alle anderen so im Griff hat und sie auf ihn hören. Aber es kann tatsächlich nur rA9 sein, der vor paar Jahren für die Befreiung sorgte und sie nun eine neu anerkannte lebende Spezies mit Gefühlen sind.
"Gut, wir sehen uns dann gleich."
"Ich werde sie dann begleiten," verabschiedet sich Simon und kommt direkt auf mich zu: "alles in Ordnung?"
"Natürlich."
Kurzerhand stehe ich bei Markus und Chloe und sie zwinkert mir zu und ich versuche zurück zu zwinkern, was mir jedoch nicht gelingt. Ich bin total überrumpelt, dass Markus sowie Chloe mich umarmen und starre beide an. Beide lächeln und fragen mich, wo ich denn meinen Schatz gelassen habe und ich weiß gar nicht, was ich darauf antworten soll. Connor sehe ich dann plötzlich paar Meter von mir entfernt mit seiner Mütze, Jeans, Lederjacke und dem Rollkragenpullover.
Er schenkt mir ein besonderes Lächeln, was ich ihm nur zurückgeben kann. Markus grüßt Connor wieder, obwohl sie sich heute bereits gesehen haben.
"Komm Chloe, lassen wir die beiden kurz alleine bis alle Androiden wieder kommen."
"Gute Idee Markus."
"Hi, schöne Frau," grüßt mich Connor mit einem breiten Grinsen, obwohl wir uns gerade noch gesehen haben, aber ich finde es voll süß von ihm wie menschlich er mir gegenüber wirkt. Im Moment unterscheidet er sich kaum von Markus.
"Du, wir haben alles richtig gemacht. Als du gegangen bist und ich ins Bad bin, habe ich Dad gehört."
"Ich weiß, ich habe deinen Vater gesehen. Und was hast du gesagt, wo du hingehst?"
"Dass ich etwas vorhabe und er beruhigt schlafen gehen kann. Wahrscheinlich glaubt er, dass ich mit Lara zusammen etwas unternehme. Soll mir auch Recht sein."
Ich sehe, dass die Androiden sich von den Straßen mit schweren Geschütz nähern mit Baggern, Gerüsten und vielen anderen Dingen, was man für einen Hausbau benötigt und Markus kommt auch wieder zu uns. Daher gibt mir Connor jetzt nur einen flüchtigen Kuss.
"So ihr Turteltauben! Hier ist der Bebauungsplan. Möchtest du noch eine Veränderung haben, die setzen wir dann gerne um," fragt Markus mich.
"Du hast uns noch gar nicht erzählt wie das Gespräch war," mischt sich Connor ein bevor ich antworten kann.
"Wir können bauen, das Haus abreißen und der ehemalige Grundstückseigentümer lebt nicht mehr, also ist es egal. Also Allison, wie sieht's aus?"
Ich sehe Connor an, aber er zuckt mit den Schultern, was soviel wie heißt, dass er sich da nicht einmischen wird, da es mein Tanzstudio wird und ich darin glücklich werden muss.
"Nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Lasst eurer Fantasie freien Lauf, ihr habt sicherlich gute Ideen, die auch einem Menschen gefallen werden."
"Bist du dir sicher?", fragt mich Connor erschrocken.
"Ja ich bin mir sicher."
Markus kehrt zurück und erklärt den Androiden in ihrer technischen Sprache wer was machen soll, damit sie schon heute die Bodenplatte legen können und sie über Nacht trocknen kann.
"Wir werden dich jetzt hier nicht brauchen. Das sind Arbeiten für uns," erklärt Markus mir. Und Connor gibt mir seinen Haustürschlüssel und meint, wenn ich bei ihm auf ihn warten möchte, kann ich ihn nehmen.
"Danke Connor."
"Chloe kann dich begleiten."
Sein Kuss ist tief und kurz, dann verlasse ich mit Chloe die Baustelle. Die Sonne ist bereits untergegangen. Ich vermisse Connor jetzt schon so sehr. Chloe betrachtet mich von der Seite.
"Markus weiß doch, dass du in mein Geschäft einsteigst. Weshalb hat er dich nicht auch gefragt, ob du noch irgendwelche Veränderungen haben möchtest?"
"Weil ich wusste, dass du ihm die Entscheidung überlassen würdest. Und mir ist es egal. Dir muss es gefallen. Markus hat viel für uns getan. Er ist ein wunderbarer Freund und Android." Ich nicke.
"Aber Connor natürlich auch. Aber wäre Markus nicht gewesen und hätte Connor umgestimmt, dass er sein altes bisher gelebtes Leben verlassen muss, würden wir wahrscheinlich alle nicht mehr leben und du wärst nicht in Connor verliebt."
Ich bleibe stehen und erinnere mich an Connors Worte, was er mir noch vor Kurzem erzählt hat.
"Ich weiß. Connor hat es mir erzählt, dass Markus ihn zur Vernunft gebracht hat und er immer noch lernen muss, was nun tatsächlich das echte Leben ist und vor allem der Wahrheit entspricht."
"Er ist auf jeden Fall auf einem guten Weg und das durch dich allein!"
Es tut gut, so etwas von einer Androidin zu hören, daher überkommt es mich, dass ich sie umarme und sie es zulässt.
"Mich hat noch nie ein Mensch so herzlich umarmt. Das ist so schön." Ich freue mich darüber, dass ich ihr eine Freude bereiten kann.
"Wir sind da. Hier wohnt Connor im ersten Stock."
"Danke."
"Einen schönen Abend und du hast meine Nummer, wenn du bei etwas Hilfe brauchst." Ich nicke und verabschiede mich freundlich.
Ich habe eine Freundin, die eine Androidin ist. Ich werde Mal zu Mal glücklicher und jetzt bauen Androiden für mich noch ein Tanzstudio, so dass ich hier arbeiten kann.
Ich öffne die Wohnungstür und bin überrascht, dass es mollig warm ist, obwohl Androiden eigentlich nicht frieren. Es sind genau die Temperaturen die ich liebe.
Ich ziehe meine Jacke aus und lege sie auf den Stuhl in der Küche. Ich öffne einige Schränke in der Küche und wundere mich, dass darin sich Geschirr befindet, denn Androiden brauchen doch kein Essen. Der Kühlschrank ist gefüllt mit allerlei Leckereien. Zuerst denke ich, es sei künstliches Gemüse und Obst, aber nein, es riecht frisch, um es zu verzehren. Wenn Connor den Kühlschrank gefüllt hat, muss er wohl sehr oft Besuch bekommen oder aber es ist nur Dad.
Jetzt fällt mir erst auf, dass er eine Garderobe hat, an der sein Jackett von der Arbeit fein säuberlich auf einem Bügel hängt. Wahrscheinlich achtet Connor sehr auf Sauberkeit, deshalb ziehe ich besser mal meine Schuhe aus und laufe auf Strümpfen durch seine Wohnung.
Er achtet streng auf Sauberkeit, denn auf dem Wohnzimmertisch oder in Regalen finde ich kein Staubkorn. Und diese positiven Eigenschaften hat sich Dad angewöhnt. Er isst gesund, hält sein Haus sauber. Eigentlich haben Androiden doch alles in ihrem Gehirn, warum hat er dann noch eine Bücherwand im Wohnzimmer stehen?, frage ich mich. Oder sie steht dort nur, damit die Wohnung nicht so kahl wirkt, denn Bilder vermisse ich.
Auch sonst ist alles sehr neutral in Weiß gehalten. Keine Blumen, was die Luft für einen Menschen trocken macht. Jetzt habe ich ein Befinden, ich muss auf die Toilette. Ich hoffe, dass die Spülung geht und irgendwie fühle ich mich nicht sauber, da ich auf einer Baustelle gestanden habe und würde gerne duschen. Ich kann es einfach mal testen, daher suche ich das Bad.
Das Badezimmer ist hochwertig verarbeitet. Graue Fliesen, zwei Waschbecken, ansonsten ist auch hier wieder alles Weiß mit gelben Glitzersteinen verziert. Die Handtücher sind wie der Boden Grau und sie enthalten eine weiße Verzierung 'WE ARE ALIVE'. Das stimmt, Androiden sind lebendig.
Ich drehe den Wasserhahn vom Waschbecken und es kommt tatsächlich frisches kaltes fließendes Wasser heraus, auch warmes, als ich den Hebel zur warmen Seite drehe. Deshalb ziehe ich meine Klamotten aus und stelle mich unter die Dusche. Der Wasserstrahl fühlt sich ganz anders an wie bei Dad. Viel sanfter, so dass das Duschen zu einem Erlebnis wird. Ich möchte gar nicht nach draußen, aber ich möchte auch nicht zuviel Wasser verschwenden, so dass ich wieder aus der Dusche steige und zu dem Handtuch greife.
In die Kleidung, die ich soeben getragen habe möchte ich jetzt natürlich nicht steigen, daher gehe ich barfuß mit nassen Haaren in Connors Zimmer und suche im Kleiderschrank nach einem Hemd oder Pullover. Ich finde ein hellblaues Hemd. Dann höre ich die Haustür. Ich schaue um die Ecke. Connor habe ich noch nie mit einem dreckigen Gesicht gesehen. Auch seine Jacke und der Pullover sind schwarz. Er ruft nach mir.
Ich komme aus seinem Schlafzimmer mit seinem übergroßen Hemd und möchte mich rechtfertigen und entschuldigen, aber er schenkt mir ein sanftes Lächeln mit den Worten: "Das macht nichts. Ich habe noch nie so eine süße Freundin gehabt, die so niedlich in meiner Kleidung aussieht. Nimm dir, was immer du brauchst und du weißt, du kannst auch etwas essen. Bei mir muss niemand hungern."
"Danke Connor."
"Ich gehe dann auch mal ins Bad."
Ich dachte Biokomponenten dürfen nicht nass werden? Aber vielleicht ist es ein Unterschied ob es kaltes oder warmes Wasser ist. Ich muss ihn diesbezüglich fragen. Ich kehre in die Küche zurück und schau mal, was ich so Leckeres essen kann und ich entscheide mich zu einer Banane und Wasser. Ich bin zu so verliebt, dass ich überhaupt nicht bemerke, dass ich noch Hunger haben könnte.
Ich lasse beinahe die Bananenschale fallen als Connor zu mir in die Küche kommt, aber er ist jetzt von Kopf bis Fuß aschefahl. Vorher waren es nur seine Hände, aber das hier irritiert mich schon etwas, da ich nicht wusste, dass das überhaupt geht.
"Alles in Ordnung?"
"J-ja, ich..."
"Ja?"
"Ich wusste nicht, dass das komplett funktioniert. Ich bin überwältigt, dich so zu sehen."
"Macht dir keine Angst?"
"Nein, weil du es doch bist."
"Kommst du?"
Ich frage mich wohin, aber als die menschliche Haut wieder zum Vorschein kommt zwinkert er mir zu und ich weiß nun, dass er damit sein Schlafzimmer meint. Ich nehme freiwillig seine Hand und schon am Küchentisch öffnet er die Knöpfe seines, im Moment meines Hemdes an mir und ich bin ihm völlig ausgeliefert, denn ich trage bis auf meinen Slip nichts an mir.
"Ich habe dich auf der Baustelle vermisst," gibt er mit Leichtigkeit zu.
"Ich dich auch, obwohl ich in deiner Wohnung bin, aber es befindet sich kein Foto hier irgendwo. Wie soll ich denn dann jemals klarkommen, wenn du nicht da bist, wenn ich kein Foto von dir habe."
"Das können wir doch ändern."
Statt einer Antwort falle ich ihm stattdessen um den Hals und lege meine Lippen auf seine. Wie sehr habe ich ihn vermisst.
Sanft legt er mich auf das Bett. Mir scheint so, als habe er das noch nie benutzt. Er zieht die Gardinen zu, die auch nur Androiden sind, aber trotzdem möchte er nicht, dass sie wissen, wer er zu Besuch hat, obwohl ich vermute, dass sie bereits wissen, wen er zu Besuch hat, nämlich die Tochter von Hank Anderson.
Er streichelt mich vorsichtig. Seine Hände wollen anscheinend überall gleichzeitig sein, was aber selbst bei ihm nicht möglich ist. Er packt meinen Po und dreht mich zu ihm zur Seite. Dabei habe ich wieder einen guten Blick auf seinen attraktiven Oberkörper und seinen Bauchnabel. Ich streichele mit meinen Fingerspitzen über seine Brust und den Bauchnabel und merke dabei wie warm er ist, obwohl er gar keine Wärme produzieren muss. Und er riecht wieder so intensiv, so dass sofort ich ihm wieder erlegen bin und er scheint es zu wissen.
Connor wiederum umfasst mit seinen Händen liebevoll meine Brüste. Ich erschaudere, weil ich es immer noch nicht glauben kann, dass ich neben einem Androiden in seiner Wohnung in seinem Bett liege. Er sieht mich mit seinen braunen Augen an und er scheint mich wieder zu analysieren. Was auch immer er tut, es stört mich nicht. Ich bin einfach nur glücklich, dass er bei mir ist.
"Alli!'
"Ja."
"Bist du glücklich?"
"Sehr! Ich bin glücklich, dass du in mein Leben getreten bist, glücklich, dass ich bei dir sein darf, glücklich wieder in Detroit bei Dad zu sein und glücklich, weil du Dad zu einem besseren Menschen gemacht hast."
"Du hast die Trauer umwunden."
"Woher weißt du davon?"
"Dein Vater hat es mir erzählt."
"Ich habe die Trauer überwunden. Du kannst mir viel mehr geben, zu was ein Mensch niemals in der Lage wäre."
"Ich bin auch glücklich, weil ich jetzt endlich weiß, wer ich bin, weshalb ich hier bin und dass ich tatsächlich lebe und nicht nur eine Maschine bin die zu funktionieren hat."
Ich küsse Connor auf die Stirn und nehme seine weißgraue Hand in meine und jetzt wird es Zeit ihm meine Liebe zu gestehen:
"Connor ich bin in dich verliebt."
"Ich weiß."
"Woher und seit wann weißt du es?"
"Schon länger." Ich zwicke ihn, da ich unbedingt wissen will, seit wann er es weiß.
"Als ich dich zu deinem Vater gebracht habe, weil du nicht mehr im Hotel übernachten wolltest. Da habe ich schon so etwas geahnt, dass das ein Höhepunkt in meinem Leben wird. Ich konnte mir zu dieser Zeit jedoch nicht vorstellen, dass du mich mit Leichtigkeit überrumpeln würdest und dass dir soviel an mir liegt."
"Das tut es und wird es immer tun."
Ich bin müde, aber traue mich nicht meine Augen zu schließen, da ich Angst habe, dass es nur ein Traum ist und morgen alles vorbei sein wird. Aber Connor zieht mich an sich, an seinen zarten geschmeidigen Oberkörper, der viel Wärme abgibt. Er legt seine Arme um meinen Körper und streichelt mich von den Schultern abwärts zu meiner Hand und wieder hinauf. Man darf auch nicht seine zärtlichen Küsse vergessen.
"Alli ich bleibe bei dir. Habe keine Angst, dass das Bett morgen Früh neben dir leer ist wie heute Nachmittag. Es wird nicht passieren. Menschen müssen schlafen und du bist sehr müde."
Connor hat in allem Recht, deshalb schließe ich meine Augen und bin kurz darauf eingeschlafen.
Wie versprochen liegt Connor neben mir als ich meine Augen öffne. Ob er wohl schläft?, frage ich mich, denn seine Augen hat er geschlossen. Aber Androiden müssen nicht schlafen. Vielleicht ist er aber auch nur in seinen Standby gegangen bis ich endlich wach bin.
Ich streichele mit meinen Fingern über seine zarte Brust und er öffnet die Augen. Er sieht wahrlich nicht verschlafen aus.
"Guten Morgen Alli. Hast du gut geschlafen?"
"Was meinst du denn? Sicher hast du mich doch analysiert als ich eingeschlafen bin."
"Du warst entspannter. Der Puls und der Herzschlag hat sich normalisiert. Also gehe ich davon aus, dass du gut geschlafen hast." Ich nicke und küsse ihn sanft.
"Ich mache Frühstück und danach fahren wir zur Baustelle."
"Das ist eine gute Idee."
Bei fast hundert Androiden ist es klar, dass, nachdem die Bodenplatte getrocknet ist, das Haus schnell aufgebaut ist. Jeder Android wurde damals für einen gewissen Zweck erschaffen, ob als Dachdecker, Heizungsbauer, Elektriker, Maler und ich kann die Berufe weiter fortsetzen.
Das Gute dabei ist auch, dass ich mich nicht um ihre gesundheitlichen Bedürfnisse kümmern muss, da Androiden eben nichts trinken und essen. Ich freue mich, dass ich nun einbezogen werde, welche Farbe der Hauptraum haben soll.
Ich habe gar nicht darüber nachgedacht, aber das Haus hat nun zwei Etagen. Die zweite ist für meinen privaten Gebrauch eingerichtet worden, so dass ich nach der Arbeit auch direkt zuhause bin. Soweit hätte wahrscheinlich kein Mensch gedacht, aber soweit war das Wissen der Androiden ausgefüllt.
Zum einen finde ich es eine gute Idee, zum anderen habe ich schon gestern darüber nachgedacht bei Connor einzuziehen. Aber da ich mit ihm noch nicht darüber gesprochen habe und ich auch nicht weiß, ob er mit mir überhaupt immer zusammensein möchte, ist es vielleicht doch angebracht, dass ich eine eigene Wohnung habe. Ansonsten kann ich mir noch etwas für die obere Etage überlegen.
Connor folgt mir schweigend und sieht sich um, was Markus und sein Gefolge schon alles geleistet haben während er bei mir war. Er hat erst am Frühstückstisch erwähnt, dass Markus und alle Androiden die Nacht durchgearbeitet haben, aber er Connor darum gebeten hat zu mir zu gehen und mich nicht alleine zu lassen. Dafür muss ich mich bei Markus noch bedanken, dass er das zugelassen hat.
Wir folgen Markus, Simon und Chloe ins Dachgeschoss und sie zeigen mir den Plan, aber ohne Wände und Decke kann ich mir noch nicht vorstellen, dass dort in wenigen Wochen sich eine geräumige Küche, Schlafzimmer, Wohnzimmer und Bad befinden wird, da sich alles noch im Rohbau befindet. Ich habe dafür nicht das Auge, aber wahrscheinlich keine Frau außer wenn sie Architektur studiert hat.
"Wir können natürlich auch erst dein Studio fertig einrichten und sanieren und danach deinen privaten Bereich. Was meinst du?", schlägt Chloe mir vor.
"Ich brauche erst einen Tag Bedenkzeit. Aber ich kann mir natürlich schon die Farben aussuchen. Mein Problem ist, ich kann es mir nicht vorstellen, dass hier alle Räume hineinpassen werden."
"Das ist verständlich," gibt Connor mir zu verstehen.
Die Androiden scheinen sich in mich hinein versetzen zu können, denn sie lachen mich nicht aus als ich es ihnen erzählt habe.
"Wir sollen morgen weitermachen. Es war für uns eine lange Nacht, auch wenn wir natürlich nie müde sind," meint Simon. "Aber Connor, wenn du etwas machen möchtest, nur zu." Markus nickt und gibt das Kommando zum Aufbruch, zwinkert uns zu und flüstert Connor etwas ins Ohr und die Androiden grinsen.
Simon hilft Chloe die Treppenstufen herunter. Ich bleibe jedoch noch im Dachgeschoss stehen und kann mir die Räumlichkeiten immer noch nicht vorstellen. Connor und Markus stehen noch neben mir und unterhalten sich wie befreundete Männer. Es freut mich das zu sehen.
"Markus begleitest du Alli nach draußen," bittet Connor ihn.
"Du willst wohl unsere Arbeit analysieren," bemerkt Markus grinsend.
"Ihr habt gute Arbeit geleistet und ich bin mir auch sicher, dass ihr keine Fehler gemacht habt, trotzdem möchte ich es gerne tun."
"Okay."
Markus geht die Leiter hinunter während Connor bereits sozusagen in meiner baldigen Wohnung die Wände analysiert. Ohne wirklich über meine Worte nachzudenken, sage ich: "Du kannst doch noch alles analysieren, wenn wir hier wohnen."
Connor hebt seinen Kopf, starrt mich an als habe er mich zum ersten Mal heute gesehen und er hat wieder diese Gesichtszüge wie, als ich gesagt habe, wenn er sich ändern will, soll er mehr Zeit unter Gleichgesinnten verbringen. Diesmal möchte ich es vermeiden, dass er geht wie beim letzten Mal als er sich nicht verabschiedet hat und versuche mich sofort für meine Worte zu entschuldigen:
"Con...ich, ich habe das nur so dahin gesagt. Natürlich musst du nicht bei mir einziehen. Menschen sagen oft schnell etwas, ohne vorher über ihre Worte nachzudenken und ich bin gerade voller Euphorie. Bitte sei mir nicht böse." Er bleibt weiterhin noch in der Hocke und antwortet:
"Nein, ich bin dir nicht böse."
Kurz darauf steht er aber auf und nimmt mich in den Arm, so dass ich mich wieder beruhige, dass er mir vergeben hat.
"Ich möchte trotzdem deine Wohnung analysieren, wenn es für dich okay ist." Ich nicke und habe das Gefühl, dass er doch etwas sauer auf mich ist, deshalb entferne ich mich und gehe die Leiter hinunter. Ich versuche meine Tränen zu unterdrücken, was mir jedoch nur sehr schwer gelingt. Markus fällt es sofort auf und fragt, was denn los ist.
Flüsternd antworte ich ihm: "Kann ich bei Connor überhaupt einmal etwas sagen ohne selbst darüber nachzudenken, ob er dann damit nicht klarkommt?"
"Was hast du denn gesagt?"
"Dass er die Etage analysieren und abscannen kann, wenn wir hier wohnen." Markus stöhnt.
"Das hättest du wohl wirklich nicht sagen dürfen. Weil er der einzige Android Detroits ist, der eine menschliche Freundin hat und er so schon Probleme mit sich hat, um mit sich selbst klar zu kommen."
"Ach wirklich? Das habe ich gestern Abend aber nicht gemerkt geschweige heute morgen," antworte ich verärgert. "Verdammt Markus, dann soll er mit mir reden, dass er das nicht kann oder will und nicht mir Hoffnungen machen. Bitte rede mit ihm! Zudem bin ich anders. Mich kann er nicht mit Lara vergleichen, dass ich ihn ausnutzen will. NIEMANDEN von euch!"
"Komm ich bringe dich nach Hause."
"Danke, aber lass mal. Ich fahre zu Dad. Wenn du ihn siehst, sage ihm, dass ich nur ein Mensch bin und ihm nichts Böses will."
"Das willst du wirklich nicht. Ich sollte wirklich mal Klartext mit ihm reden. Trotz allem einen schönen Tag."
"Danke Markus."
Markus ist wirklich ein Freund, ein Androidenfreund, der vollkommen den Mensch versteht. Wahrscheinlich aber auch nur, weil er viel Zeit mit Carl verbringt. Ich kenne keinen Androiden, der sich lässig wie die Menschen kleidet. Die meisten tragen immer noch ihre altbewährte Uniform und Connor am liebsten Hemd, Schlips und Jackett. Die Lederjacke und den Rollkragenpullover ist wahrscheinlich nur für Aktivitäten außerhalb der Arbeit gedacht, wenn er Dad besucht.
Dad ist zu Hause und ich höre den Fernseher. Wahrscheinlich wieder ein Actionthriller. Ich würde jetzt einen Liebesfilm bevorzugen mit viel Herzschmerz, so wie es mir gerade geht. Die Lautstärke wird minimiert als ich die Tür öffne.
"Hallo Alli. Essen ist im Backofen. Ich nehme mal an, du möchtest erst ins Bad nachdem du auf der Baustelle warst. Der Film ist gleich vorbei, dann kannst du mit mir reden."
Reden? Hat denn Connor bereits Dad Bescheid gegeben und hat ihm davon erzählt? Ich habe keine Lust mir eine Standpauke anzuhören, was ich alles verkehrt gemacht habe. War denn alles, was zwischen mir und Connor vorgefallen ist eine Lüge? Ich kann es kaum glauben, dass er mich wirklich so hinters Licht geführt hat, denn ich habe es doch gemerkt, gefühlt, dass er es auch wollte, mit mir Zärtlichkeiten austauschen.
"Nun ja, dass Studio ist ja noch nicht fertig, daher gibt es noch nicht soviel zu bequatschen. Dad ich bin müde, ich nehme das Essen mit nach oben."
"Natürlich meine Kleine. Guten Appetit und schlaf schön."
"Danke." Na müde bin ich nicht, denn der Vormittag ist noch nicht einmal herum, aber wahrscheinlich meint Dad, ich habe auf der Baustelle mitgeholfen.
Aber Dad ist auf der Couch eingeschlafen. Zuerst denke ich, er habe wieder getrunken, aber vielleicht hatte er Nachtschicht gehabt und muss jetzt etwas schlafen. Auf jeden Fall muss ich nochmals nach draußen. Ich laufe Richtung Connors Wohnung, möchte klingeln, halte dann jedoch inne und drehe mich um und laufe direkt in Markus Arme.
"Connor ist nicht da. Ich habe es schon mehrfach versucht. Wahrscheinlich ist er deine Wohnung und das Studio am analysieren oder auf dem Revier. Viele Möglichkeiten hat er nicht, wenn er nicht zu Hause ist. Willst du zu mir kommen."
"Z-zu dir. Nein, ich glaube..."
"Allison, dir geht es schlecht, ich möchte nicht, dass du unter die Räder kommst. Ich möchte gern für dich da sein als Freund."
Schüchtern folge ich ihm in die Dachgeschosswohnung. An den Wänden steht in verschiedenen Farben fein säuberlich geschrieben 'rA9 ist unser Beschützer und Retter'. Markus öffnet seine Tür auch mit einem Wisch, so dass sich seine Hand weißgrau färbt. Mich lässt er zuerst ein.
Seine Wohnung ist nicht so modern und fein. Selbst seine Wände sind noch nicht einmal gestrichen und er hat keine Couch, nur eine Matratze. Aber er braucht auch nicht viel. Eigentlich braucht gar kein Android irgendetwas. Jedoch besitzt er einen Klappstuhl auf dem ich Platz nehmen kann.
"Danke."
Dann fallen mir die Leinwände auf. Abstrakte Kunst, wie die von Carl, aber dazwischen auch nackte Frauenbilder. Dass so etwas ein Android in seiner Wohnung aufbewahrt, das ist doch etwas unheimlich.
"Willst du etwas trinken? Weiß- oder Rotwein? Cola?"
"Rotwein."
Ich habe noch nie Wein getrunken, aber warum soll ich nicht damit mal anfangen und warum nicht dann noch heute, um das, was ich gerade mit meinen Augen wahrnehme und erlebe, überhaupt begreifen zu können, dass ich mich in der Wohnung eines Androiden befinde, dem Beschützer und Anführer Markus. Besser bekannt als rA9. Trotzdem möchte ich nochmals nachhaken, ob er es auch tatsächlich ist.
"Darf ich dich fragen, ob du rA9 bist?" Markus lacht und kommt mit einem Glas Wein auf mich zu.
"Ja ich bin rA9, der Befreier der Androiden. Aber alle nennen mich Markus."
"Ich wollte auch nur fragen. Die Bilder, die sind von Carl?"
"Nein, das sind meine Werke, auch die nackten Frauen. Ich habe euch doch richtig gezeichnet?"
Die Frage ist äußerst intim. Hier und da gibt es Abweichungen, aber ich möchte mich nicht vor ihm ausziehen, deshalb antworte ich, dass alles korrekt ist. Nach einer Weile fragt er, ob ich noch Wein haben möchte. Ich möchte nicht, dass er mich betrunken macht, aber der Wein schmeckt echt gut, so dass ich nicke. Er gibt mir statt des Glases die ganze Flasche, was ich komischerweise nicht ablehne.
Wie komme ich dazu, in einer fremden Wohnung eine Flasche Wein zu trinken und das noch in Gegenwart von Markus? Ich stelle die Flasche auf den Tisch und möchte gehen, aber Markus hält mich davon ab.
"Eine Nacht, einverstanden? Du kannst hier schlafen. Ich möchte ein Freund sein. Mehr nicht."
"Und du?"
"Ich werde ein Plätzchen finden. Gute Nacht Allison."
"Gute Nacht Markus."
Ich fühle mich unwohl zwischen all diesen Bildern, zum einen weil die meisten Nacktbilder sind und er sagte, er habe sie gezeichnet. Er sagt zwar, dass er nur mein Freund sein will, aber wenn Markus mich jetzt wirklich trösten möchte, habe ich Sorge, dass da noch mehr passieren kann. Carl würde es freuen, aber mich wird es schwer belasten. Dann höre ich Geräusche und neben mich setzt sich Markus in Jeans und 3/4 Shirt und mustert mich.
"Soll ich neben dir schlafen oder wieder gehen?"
"Markus, das hier ist ein Fehler. Ich kann bei dir nicht übernachten."
Markus legt seinen Arm um meine Schulter und sieht mich an. Zudem sind seine Lippen meinen sehr nahe. Für einen Menschen ist es schwer nachvollziehbar, dass man mit zwei verschieden farbigen Augen gut sehen kann und ich habe ihn noch nie so genau angesehen. Bin seinen Blicken bisher eher ausgewichen.
Wie kann es sein, dass ich nun genauso ein Kribbeln in mir verspüre wie wenn ich mit Connor zusammen bin? Will mein inneres Ich mir einen Streich spielen oder war ich für Connor nur eine Affaire und er hat das, wo ich dachte, er habe wirklich Gefühle für mich, nur gespielt? Ich kann es mir kaum vorstellen. Ich weiche zurück, nehme seinen Arm von meiner Schulter und stehe von der Matratze auf:
"Danke für deine Gastfreundschaft und dass du immer ein Freund sein wirst, das nehme ich gerne an, aber ich kann hier nicht übernachten."
Markus erhebt sich und greift nach meinem Arm. Ich möchte seinem Blick ausweichen, aber es ist mir nicht möglich. Er legt seine Hände auf meine Taille und legt seine Lippen auf meine. Er greift unter mein Shirt und will es über meinen Kopf ziehen. Ich bin ihm hemmungslos ausgeliefert. Was soll ich jetzt nur tun? Ihn von mir stoßen und ihm eine Ohrfeige geben oder es einfach auf mich zukommen lassen, was Markus als nächstes mit mir vorhat zutun.
Ich bin auch völlig angetrunken. Die Hitze des Weines steigt mir in den Kopf. Wahrscheinlich bin ich deshalb nicht mehr bei klarem Verstand. Er nutzt meine Trunkenheit völlig aus. Als ich merke, dass er sich an meinem BH zu schaffen macht, stoße ich ihn von mir weg und sehe ich ernst an.
"Was soll denn das? Ich denke du willst ein Freund sein, der mir Trost spendet? Aber du sollst dich doch nicht an mich heran machen. Du tickst wohl nicht richtig. Fass mich nie wieder an, kapiert!"
"Du möchtest es tatsächlich bei Connor nochmals versuchen?", fragt Markus mich und auch etwas traurig.
"Ja ein Versuch wäre es wert."
Markus steht immer noch perplex an seiner Tür, während ich bereits die Hälfte der Treppenstufen erreicht habe. Mit einer Abfuhr meinerseits hat er wohl nicht gerechnet. Dann öffnet sich die Haustür und vor mir steht Connor. Er schweigt, aber sein Blick fällt von mir zu Markus.
Ich frage mich, was er jetzt wohl denken mag? Wie ein Mensch? Er kann mich oder Markus doch fragen, weshalb ich in seiner Wohnung war. Ich war bei Markus, weil ich eigentlich zu ihm wollte, aber mich nicht getraut habe ihm gegenüber zu treten, da er mich nun ein zweites Mal verletzt hat. Markus wollte mir nur helfen. EIGENTLICH! Und dann wollte er mich verführen.
Und was macht Connor jetzt? Er schweigt, was er sowieso am liebsten macht, wenn es ernst wird. Er kann mit neuen Entscheidungen und Erfahrungen nicht umgehen. Stattdessen verlässt er mich wieder und sucht das Weite statt mit mir zu reden. Markus kommt nun auch die Treppe hinunter und schlägt vor, dass ich mit ihm reden soll, denn er wird wahrscheinlich nicht den ersten Schritt machen. Aber wie soll ich mit Connor reden, wenn er vor mir flieht? Ein Wunder, dass Markus mir überhaupt den Vorschlag macht, nachdem, was gerade in seiner Wohnung vorgefallen war.
Mir kommen die Tränen und ich lege in Markus Hand den Schlüssel von Connor und sage leise:
"Vielleicht kannst du mit ihm reden. Auf jeden Fall gebe ihm den Schlüssel zurück. Mit mir möchte er anscheinend nicht reden."
Seine Hände wirken auf mich elektrisierend, genau wie eben, da sie viel größer und breiter wie die von Connor sind. Ich kann ihm aber nicht in die Augen sehen, schließlich waren wir beinahe schon kurz davor, dass wir in seinem Bett gelandet wären, hätte ich nicht eingegriffen, dass das nicht geht. Aber mittlerweile bezweifle ich, dass ich mit Connor jemals eine Chance haben werde.
Dad steht bereits an der Tür als ich nach dem Haustürschlüssel in meiner Tasche suche. Er sieht besorgt aus. Ohne Worte nimmt er mich in den Arm und bringt mich ins Haus. Er hat mir noch nie aus der Jacke geholfen, mir die Tasche abgenommen und hat mich zum Esstisch begleitet.
"Setz dich meine Kleine. Wie geht es dir?"
"Es ist schön, dass du so liebevoll zu mir bist, aber was hat dich dazu bewogen aus heiterem Himmel das zu tun? Dass letzte Mal hast du es gemacht als ich ein Kind war."
"Connor war bei mir. Er erzählte mir, was vorgefallen ist. Ich soll dir sagen du hast etwas Besseres verdient."
Ich stehe vom Küchentisch auf und schaue aus dem Fenster zur Straße. Meine Augen werden feucht und ich kann sie nicht mehr zurückhalten. Ich spüre wie starke Arme mich umfassen und leise flüstern, dass ich den Tränen freien Lauf lassen und ich es ihm erzählen soll. Ich drehe mich zu ihm um.
"Er hat dir den Grund genannt?"
"Ja!"
"Und was denkst du darüber?"
"Er muss in seinem früheren Leben eine Menge erlebt haben, dass er sich jetzt immer noch in die Enge getrieben fühlt."
Dad streichelt mir über die Wange und nimmt mich in den Arm. Ich sehe zu ihm auf.
"Dad, ich liebe ihn. Ich würde ihn zu nichts zwingen. Er soll seine eigenen Entscheidungen treffen. Ich habe mich sofort bei ihm entschuldigt. Er hat zwar die Entschuldigung angenommen, aber ich weiß, dass er immer noch sauer war."
"Ich weiß Alli, ich weiß. Das habe ich ihm auch gesagt, dass Menschen oft etwas sagen, was sie nicht so meinen, weil sie nicht vorher über ihre Worte nachdenken, aber ich habe ihm auch gesagt, dass du ihm niemals Schaden zufügen würdest."
"Ich dachte Connor fühlt sich in meiner Nähe frei und wohl."
"Ach meine Kleine! Jetzt versuche erstmal zu schlafen und morgen sieht die Welt wieder besser aus."
Ich drücke mich fest an Dad, lass ihn los und gehe danach hinauf auf mein Zimmer. Es dauert noch sehr lange bis ich keine Kraft mehr habe um weiter zu weinen und ich irgendwann einschlafe.
Durch das Klingeln an der Haustür werde ich wach. Sumo bellt. Dad scheint schon aufs DPD gefahren zu sein. Ich ziehe mir meinen Bademantel über und renne barfuß die Treppen hinunter und öffne die Tür. Connor steht in seiner Uniform vor mir. Er schaut betreten zu Boden und ich weiß nicht, was ich überhaupt sagen soll.
Hat Dad ihn geschickt? Hat Markus mit ihm Tacheles gesprochen oder kommt er jetzt wieder einmal zur Erkenntnis, dass er sich WIEDER einmal mir gegenüber scheiße benommen hat und mich zutiefst verletzt hat? Mit Hundewelpenaugen sieht er mich an und ich kann ihm kaum noch böse sein, so sehr ich es auch will.
"Alli, ich...ich."
"Ja du bist ein Idiot. Ein Vollidiot."
Ich reagiere ganz anders wie ich es mir vorgenommen habe. Ich will ihn eigentlich anschreien, wie er nur mit mir so umgehen kann und wie er darauf kommt, ich habe etwas Besseres wie ihn verdient, aber allein schon sein Blick wirft mich dermaßen aus der Bahn, dass ich ihn stattdessen ins Haus ziehe und ihm einen Kuss gebe. Danach sprudelt es nur so aus mir heraus:
"Connor, ich werde dir NIEMALS schaden, dich zu etwas zwingen. NIEMANDEN von euch! Ich bin in dich verliebt und es hat mich verletzt als du weggelaufen bist als ich am Treppenabsatz stand hinter uns Markus und du Dad sagtest, ich habe etwas Besseres verdient als dich." Mir kommen wieder die Tränen.
"Und was ist mit dir und Markus?"
"Markus und ich sind Freunde, wie ich mit Chloe. Ich möchte nur DICH."
"Okay. Deine Wohnung ist schon fast fertig. Du solltest nach ihr sehen. Ich komme später nach."
Er drückt mich fest an sich und ich weiß nicht wie oft er sich in diesen Minuten während er mich im Arm hält, bei mir mittlerweile schon entschuldigt hat, aber ich nehme die Entschuldigung an, weil Androiden ehrlich sind, anders wie Menschen und alles, was aus ihren Mündern kommt sie auch ehrlich meinen.
Eine Stunde später erreiche ich mit Sumo mein neues Zuhause mit Tanzstudio. Markus kommt mir entgegen, streichelt Sumo und scheint verwundert zu sein, dass ich so gute Laune habe. Einige Androiden nehmen nur noch kleine Reparaturen vor, aber ansonsten ist es fertig.
"Und, gefällt es dir?"
"Es ist wunderschön. Ich danke euch allen. Eine Frage: könnt ihr alle tanzen?" Die Androiden grinsen. Manche lachen auch herzhaft und ich nehme das mal als ein JA wahr.
"Dann seid ihr alle zur Eröffnungsfeier eingeladen. Ich werde Markus den Termin übergeben und er leitet es dann an euch weiter."
"Gern. Wir kommen gern." Ich freue mich.
"Bekomme ich deine erste Tanzstunde?", fragt Markus und fügt schelmisch hinzu: "auch wenn ich tanzen kann."
"Mal sehen. Ich möchte eigentlich Connor..." Markus Augen werden groß und ich sehe Markus Enttäuschung.
"Markus, ja wir haben miteinander gesprochen. Auch wenn du es dir gewünscht hast, dass wir nicht mehr zusammen kommen, zwischen uns wird die Freundschaft immer bestehen bleiben. Wenn du noch willst, obwohl ich dich gestoßen habe, aber das war, weil ich nur einen Androiden liebe. Ich wäre jedoch glücklich einen Freund wie dich zu haben und wer hat schon Freunde als Androiden."
"Das ist wohl wahr. Dann bis bald. Um den Garten können wir uns nach dem harten Winter kümmern, wenn du willst." Mir entgeht nicht, dass Markus immer noch gekränkt ist und als er jetzt auch noch erfahren hat, dass zwischen mir und Connor alles in Ordnung ist, tut es ihm noch mehr weh.
"Danke."
Er übergibt mir die Schlüssel und geht. Ich gehe hinein. Es riecht noch alles neu nach Farbe. Ich schließe die Musikbox an, stelle mich auf die Tanzfläche und weil es mir nach Connors Besuch heute Morgen richtig gut geht, lege ich eine rockige Rolling ein, um ausgelassen darauf tanzen zu können, nur ich allein bis plötzlich die Musik abgestellt wird und vor mir Connor steht.
Mit seinem Besuch habe ich noch nicht gerechnet. Mir rennen die Schweißperlen die Stirn herunter und habe gerade kein Handtuch parat. Aber, dass ich schwitze, dass scheint ihn nicht zu stören, denn er kommt auf mich zu und küsst mich.
"Ich muss dir etwas sagen."
"Etwas Schlimmes?"
"Nein. Ich werde für einige Zeit bei Androiden leben und wohnen. Einige Androiden haben keine Wohnung oder ein Haus. Andere leben in einer Wohnherberge am Ende der Stadt Detroits. Ich werde mich unter sie mischen, damit so etwas wie gestern und vor paar Tagen nie mehr passiert. Ich will wie sie sein und nicht mehr darüber nachdenken müssen, dass ich das als Maschine nicht darf."
"Ich bin so stolz auf dich." Obwohl ich schwitze, umarme ich ihn. Connor scheint es immer noch nicht zu stören.
"Nimm den Schlüssel an dich, so dass du ab und an nach dem Rechten siehst. Du kannst aber auch den Kühlschrank ausräumen und ihn hier befüllen."
"Danke Connor. Kann ich dich denn mal in der Herberge besuchen kommen?"
"Das muss ich mit den Androiden noch bequatschen."
"Du bist so süß. Ich nehme eine Dusche. Wartest du?" Er nickt.
Ich bin so erleichtert. Auch, dass er den weiten Weg auf sich nimmt und in eine Herberge zieht, um unter Gleichgesinnten zu wohnen, so dass kein Wort, welches ich sage, ihn zu Fall bringt. Ich ziehe mich an und bin überrascht, dass vom Bad, durch den Flur in mein Schlafzimmer Connor auf dem Boden Rosenblätter verteilt hat. Ich habe es noch nicht wirklich realisiert, da kommt er schon auf mich zu und zieht mich an sich. Ich atme seinen Geruch ein. Er riecht wieder so gut, was mich total anturnt.
Er zieht mich mit seinen weichen Händen zu meinem neuen Bett und er schaut zu mir hinab. Er greift unter mein Shirt. Er streichelt mich so sanft. Ich greife in sein Haar, dass nun nicht mehr geordnet liegt, sondern zerzaust ist. Nun zieht er mein Shirt über den Kopf, so dass ich nur noch mit Slip vor ihm stehe. Er greift nach meinen Oberschenkeln und bettet mich auf mein Bett. Immer wieder zeigt er mir wie sehr ich ihm wichtig bin.
Zärtlich küsst er meine Lippen. Meine Ohren haben es ihm auch angetan, wo ich auch noch so kitzelig bin. Ich drehe und wende mich, aber Connor findet immer eine Möglichkeit mich dort zu küssen. Nach einer Weile halten wir inne und sehen uns nur an. Dann räuspert er sich:
"Dein Vater hat mir erzählt, dass du in demnächst deine restlichen Sachen aus Chicago holen willst. Kann ich dich begleiten?"
"Natürlich. Aber ich muss dich warnen. Da sind auch noch Lara, die kurz in Simon verliebt war und Caroline. Wahrscheinlich werden beide mich beneiden warum sich gerade der hübscheste Android der Stadt für mich interessiert. Sie werden bestimmt dich verführen, also sei jetzt schon einmal gewarnt."
"Danke für die Informationen, aber ich habe nur Augen für dich."
Ich lege mich auf ihn und küsse seine zarte Brust und mit meinen Fingern suche ich nach seinem Bauchnabel. Unerwarteterweise greife ich mit der anderen Hand nach seinem Penis. Ich bin über mich selbst erstaunt, das ich das getan habe, aber Connor scheint sich erregt zu fühlen, denn er schnurrt wie Susi, die Katze von Lara und Caroline. Es wird nicht mehr meine Katze sein, da es nicht mehr mein Zuhause ist. Ich beobachte ihn. Er genießt es und stöhnt weiterhin leise.
Zu blöd, dass gerade jetzt Connors Handy klingelt. Auch er schnaubt. Ich rutsche von ihm hinunter und lege mich daneben und betrachte meinen nackten wunderhübschen Androiden, der in meinem Bett in meiner Wohnung liegt und telefoniert. Er greift nach meiner Hand. Als er fertig telefoniert hat, setzt er sich auf und sieht mich traurig an.
"Ich muss los. Dein Vater ist auch schon am Tatort."
"Scheiße."
"Ich komme wieder. Aber nach der Arbeit muss ich schon in die Herberge."
"Du musst was?"
"Ich muss heute noch dorthin. Je schneller umso besser, deshalb wollte ich eigentlich auch den ganzen Nachmittag mit dir verbringen, aber wie man sieht, kommt meistens etwas dazwischen. Sei nicht traurig Alli, ich bin nicht aus der Welt und bald können wir wieder Sex miteinander haben."
"Ich weiß."
Ich umarme ihn während Connor Mühe hat sich anzuziehen, aber er schafft es trotzdem. Er gibt mir vor der Haustür einen intensiven Kuss und sagt etwas, was er noch nie so direkt ausgesprochen hat: "Ich liebe dich!" Danach steigt er ins Taxi und lässt mich mit meinen Gedanken und der Sehnsucht alleine.
Ich kehre zurück in meine Wohnung und setze mich auf das Bett. Die Abendsonne blendet mich. Auf dem Nachtisch entdecke ich ein Päckchen. Das ist bestimmt von Connor. Soll ich es wirklich öffnen? Er wollte es sicherlich mir geben, wenn er gegangen wäre. Aber er ist nun fort und kommt nun für die nächsten Wochen nicht mehr. Ich öffne es und ich muss schlucken. Es befinden sich darin zwei Rahmen mit zwei verschiedenen Bildern mit Connor.
Einmal mit seiner üblichen Uniform und dann mit seiner Freizeitkleidung. Dem Rollkragenpullover und der Lederjacke. Als er mich bei Dad besucht hat und ich ein Tief hatte, war er da, der mich wieder aufrichtete. Ein kleiner Zettel liegt dabei, nein, es ist eine Karte:
"Liebe Alli, damit du mich nicht zu sehr vermisst, hier hast du zwei Fotos von mir. Einmal in der üblichen Polizeiuniform und als ich das erste Mal in meiner Freizeitkleidung ich bei deinem Dad besucht habe. Entscheide du, wo welches Bild stehen soll auf dem Nachtschränckchen der beiden Wohnungen. Es wäre schön, du würdest auch mein Bett ab und zu benutzen. Mit einem der Fotos bist du nie allein. Du bist meine süße Alli. Ich vermisse dich jetzt schon und liebe dich!"
Ich kann es kaum glauben, dass Connor all das für mich fertig gemacht hat und ich entscheiden soll in welcher Wohnung, welches Bild steht. So werde ich die Nächte tatsächlich besser ertragen, wenn er nicht da ist, weil ich das Foto an mich drücken kann und dann das Gefühl habe als würde er direkt neben mir liegen. 'Ich liebe dich auch,' flüstere ich zu mir selbst, denn ich hätte es ihm eben sagen müssen.
Wenn ich aus meinem Bett aufstehe, sehe ich jeden Morgen Connor in seiner Uniform auf meinem Nachtisch stehen. In seiner Wohnung habe ich vor einigen Wochen das Bild mit seiner Freizeitkleidung aufgestellt, denn dort hat er die Kleidung abgelegt als er von der Baustelle nach Hause gekommen ist. Heute sind bereits vier Wochen vergangen und bevor ich zu Connors Wohnung fahre, rufe ich Chloe an, ob wir uns treffen können vor seiner Wohnung. Sie ist damit einverstanden.
Eine halbe Stunde später kommen wir vor der Wohnung an und sie möchte wissen, wie es sich anfühlt mit dem Androiden seiner Träume nur befreundet zu sein. Ich schließe die Tür auf und frage sie, was sie damit meint.
"Na du und Connor? Ihr seid doch getrennt und du liebst ihn immer noch."
Ich muss herzhaft lachen. Anscheinend weiß sie gar nicht wo Connor im Moment ist. Wären ich und Connor nicht mehr zusammen, wieso sollte ich dann in seine Wohnung fahren wollen?
"Chloe, wir sind ein Paar. Connor ist jetzt nur für einige Wochen in die Androiden Herberge gezogen, um Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen wie sie in manchen Situationen reagieren. Er hat doch soviel erlebt. Weißt du, er möchte es vermeiden, dass er stets falsch reagiert, wenn ich etwas sage, was ich gar nicht so meine wie ich es gesagt habe. Es kommt bei ihm meistens schlecht rüber, dabei möchte ich ihn nie in die Enge treiben oder verletzen geschweige verlieren."
"Jetzt verstehe ich. Er ist in einer Art Therapie, was Markus ihm schon mehrfach vorgeschlagen hat. Wir dachten, Ihr seid nicht mehr zusammen, weil wir schon lange Connor nicht mehr gesehen haben, du aber hier öfters gesehen wirst."
"Ich brauche deinen Rat als Androiden. Bei Connor ist alles weiß und steril gehalten. Ich möchte mehr Farbe in die Wohnung bringen. Was meinst du, darf ich das eigentlich? Und auf was steht Connor oder habt ihr alle alles Weiß gehalten!"
"Das ist echt krass wie es hier aussieht. Keine Bilder, keine Blumen. Bei Simon und mir, wir haben Bilder und bunte Tapeten. Wir möchten nämlich irgendwann eine Weltreise machen, also haben wir das Wohnzimmer als Weltkarte tapeziert."
"Cool."
"Simon und ich helfen dir gerne bei der Auswahl von Farben oder Tapeten."
"Aber ich möchte eure Zeit nicht schon wieder in Anspruch nehmen." Ich senke den Kopf und bin überrascht als sie ihre Hand auf meine Schulter legt und aufmunternd antwortet:
"Alli, du musst dich nicht entschuldigen. Wir sind doch Freundinnen. Außerdem bin ich Teilhaberin an deinem Tanzstudio. Also, wenn du Hilfe brauchst, dann sind wir für dich da, okay?"
"Danke."
"Wann eröffnest du eigentlich das Studio? Wenn Connor zurück ist?" Ich nicke.
"Hat er gesagt, wie lange das sein wird?"
"Nein, aber ich hoffe doch schnell, schließlich sind bereits vier Wochen vergangen."
"Das stimmt und du möchtest damit ja auch Menschen anlocken und nicht nur Androiden," zwinkert Chloe mir zu.
"Das stimmt, ich möchte davon meinen Lebensunterhalt verdienen und jedem Menschen das Tanzen beibringen, aber ich möchte auch, dass Mensch und Android Freunde werden. Dann sind wir eine große Familie."
"Das hast du schön gesagt. Nun dann sollten wir uns beeilen, denn wir wissen ja nicht, wann Connor wieder nach Hause kommt." Ich nicke.
Während ich die Tapeten aussuche, gehen Chloe und Simon los, um Blumen zu besorgen. Es klingelt. Ich habe schon Bangel, dass gerade jetzt Connor kommt, aber vor mir stehen nur Dad und Markus und bieten ihre Hilfe an, worüber ich sehr dankbar bin. Über Markus Hilfe bin ich jedoch überrascht, denn wir haben uns seit er mir die Schlüssel zu meiner Wohnung und zum Tanzstudio gegeben hat, nicht mehr gesehen.
Markus scheint anscheinend meine Abfuhr in seiner Wohnung überwunden zu haben. Ich gehe zumindest mal davon aus, denn ansonsten wird er mir sicherlich nicht bei der Umgestaltung von Connors Wohnung helfen.
"Dad, was meinst du, was würde Connor gefallen? Du kennst ihn am besten."
"Vielleicht nicht gerade Türkis und Rot, aber wie wäre es mit Hellblau mit einem Tatsch Glitzer wie im Bad?" Ich sehe Markus an und möchte seine Meinung wissen.
"Ich bin nur da, um zu helfen, nicht um Tipps zu geben, welche Farben Connor wohl gefallen werden."
"Na komm schon. Was meinst du? Was gefällt Connor?"
"Grasgrün." Wir sehen ihn beide schräg an, weil wir denken, er macht Witze, aber er scheint es wirklich ernst zu meinen.
"Schlechte Idee," antworte ich knapp. Er verlässt kurzerhand wieder die Wohnung und Dad und ich sehen uns an.
"Was ist mit Markus?"
"Ich weiß nicht. Vielleicht eifersüchtig, weil Connor es so hübsch hat oder er hat einen schlechten Tag."
"Wir brauchen ihn hier. Bitte ihn, dass er kommen soll," antwortet Dad mir und ich nicke.
Ich gehe die Treppen hinauf und möchte klingeln, aber die Haustür steht offen. Markus sitzt auf einem Hocker und zeichnet. Ich komme näher, aber Markus reagiert nicht bis ich ihm meine Hand auf die Schulter lege. Er dreht sich unvermittelt um. Sein Blick ist ernst.
"Was bin ich für dich? Ein Freund oder eine Marionette?"
"Ein Freund natürlich."
"Aber nur EIN Freund."
"Markus was ist denn los?"
"Warum hast du dich von mir küssen lassen und hast dich nicht gewährt als ich dir das Shirt über den Kopf gezogen habe? Warum erst, als ich deinen BH öffnen wollte?"
"Du hast meine Trunkenheit ausgenutzt. Ich habe noch nie Wein getrunken. Nach einer Weile kam ich zur Besinnung, dass es falsch ist."
"Aber du hast es genossen?"
"Ich war betrunken. Vielleicht. Ich weiß es nicht mehr und das ist auch gut so und weißt du weshalb? Weil ich Connor liebe!" Markus greift nach meinem Arm. Anscheinend möchte er es wissen, ob ich wirklich nichts für ihn empfunden habe.
"Bitte lass mich los. Du tust mir weh." Ich sehe ihn ernst an und er lässt meinen Arm los. Ich verlasse sofort seine Wohnung und muss nach draußen, um Luft zu schnappen.
"Alli alles in Ordnung?", fragt mich Dad aus dem Treppenhaus.
"Ja, ich komme gleich."
Ich bin erleichtert, dass Simon und Chloe mit Vasen und Blumenkübeln zurückkommen, dann muss ich nicht Dad erklären, weshalb Markus nicht da ist. Darum kann sich dann nämlich Simon kümmern. Chloe und ich haben durchaus die beste Wahl getroffen was die Tapetenauswahl betrifft. Um das Tapezieren sind nun die Männer verantwortlich. Dad möchte auch helfen. Wahrscheinlich, weil es sein Freund ist und er soviel für ihn getan hat. Chloe und ich gehen zu mir. Ich nehme mit ihr im Wohnzimmer Platz.
"Alles in Ordnung? Du vermisst Connor."
"Natürlich Chloe, aber ich habe ein ganz anderes Problem und weiß nicht wie ich es Connor erklären soll. Ich möchte ihm die Wahrheit sagen?"
"So schlimm?"
Ich setze mich wieder und erzähle ihr von Connors zweiter Flucht als hier oben noch alles im Rohbau war und dass Markus mir Wein zu Trinken gegeben hatte.
"Er hat deine Trunkenheit ausgenutzt und wollte mit dir schlafen?", fragt Chloe völlig überraschend. Aber dann geht sie in sich und sieht mich an: "jetzt wird mir auch sein seltsames Verhalten klar. North, seine Ex-Freundin, auch eine Androidin wollte sich wieder mit ihm versöhnen und er erklärte ihr, er habe eine Freundin. Das kannst dann ja nur du sein."
Ich stehe auf und laufe im Wohnzimmer auf und ab. Wie kann sich Markus nur so daneben benehmen.
"Ich denke, Connor und er sind Freunde? Warum hintergeht er seinen Freund und möchte mit mir eine Beziehung eingehen? Er weiß doch, wie sehr ich Connor liebe und niemanden sonst."
"Dann solltest du ihm vielleicht die Freundschaft kündigen! Es gibt genügend andere Androiden, die auch dein Freund sein würden. Zum Beispiel Ralph. Er ist etwas schräg, aber ein herzensguter Android."
"Warum nicht. Du kannst mich mit ihm ja bekannt machen."
Chloe umarmt mich und meint, wir sollen mal schauen, wie weit Simon und mein Dad mit der Arbeit gekommen sind. Ich hole meine Jacke und fahren mit dem Taxi zu Connors Wohnung.
Ich habe nicht damit gerechnet, dass Markus doch noch mithelfen würde, aber wahrscheinlich konnte Simon ihn dazu überreden. Als ich aussteige, kommt Dad aus der Tür. Er sieht müde und schmutzig aus. Seine Hose und Haare sind voller Farbklekse, aber trotz allem lächelt er, als er mich sieht.
"Hallo meine Kleine. Wir sind tatsächlich fertig geworden und das ist auch gut so, denn wahrscheinlich kommt morgen, spätestens übermorgen Connor wieder nach Hause."
"Hat er dich angerufen?"
"Nein. Ich kann nur sagen, es ist schön, wenn man Freunde hat." Er zwinkert mir zu und öffnet seinen Wagen. Ich sehe Chloe und Simon an, aber sie schütteln den Kopf.
"Chloe, kommst du?", fragt Simon.
"Gleich."
Sie umarmt mich und meint: "Vielleicht solltet ihr nochmals miteinander reden. Connor hat ihn erwählt, weil es sein Freund ist und hat keinen Zweifel daran, dass Markus es dir sagen wird, egal was zwischen euch war oder ist. Aber natürlich kann ich dir auch Ralph vorstellen."
"Danke Chloe. Er soll auf jeden Fall zur Party kommen."
"Ich werde es ihm sagen. Bis demnächst."
Schüchtern und nervös betrete ich das Treppenhaus und werfe einen Blick in Connors Wohnung. Es ist wirklich hübsch geworden. Ein Tatsch Grasgrün wurde der Flur gestrichen, aber da es hier sowieso immer dunkel ist und es keine Lampe gibt, wird es wahrscheinlich Connor gar nicht auffallen. Die Küche ist Weiß geblieben, dafür steht auf dem Küchentisch eine Orchidee.
Das Schlafzimmer hat eine blaue Tapete mit weichem Glitzer. Auf der Fensterbank steht ein Bogenhanf, der nachts Sauerstoff liefert, ideal für mich, wenn ich bei Connor schlafe. Im Wohnzimmer steht nicht nur ein Bogenhanf, sondern auch ein Weihnachtsstern auf dem Wohnzimmertisch. Ist jetzt auch die Jahreszeit für diese Sterne. Diese Tapete ist in einem hellen Beige mit leichter Struktur durchsetzt.
Am Fenster steht Markus. Er dreht sich zu mir um, sieht mich aber nicht an, schaut auf seine Füße. Seine Hände legt er auf den Rücken. Schüchtern frage ich:
"Hast du Dad und Simon geholfen? Wenn ja, dann danke!"
"Ja, habe ich und ich habe eine Nachricht von Connor bekommen. Ich soll es dir eigentlich nicht sagen, aber ich will dir gegenüber nichts mehr verheimlichen geschweige dir wehtun. Darf ich weiterhin dein Freund sein? Wenn nicht, würde ich es auch verstehen."
Ich kann selbst ihm nicht lange böse sein, selbst als er mich heute fest am Arm gegriffen und mir wehgetan hat. Sein Kopf hält er immer noch gesenkt. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und lege meine Arme um seinen Hals.
"Ich vergebe dir. Ja du darfst weiterhin mein Freund sein. Unter einer Bedingung!" Er sieht mir in die Augen und ist ganz neugierig, was dies wohl sein mag.
"Wenn du mir nie mehr Wein anbietest und dich mit deiner Freundin wieder verträgst."
"North?"
"Ja. Du liebst sie doch, oder?"
"Ja, ich liebe sie. Ich..."
"Markus, es ist okay, ich vergebe dir und ich werde Connor nichts erzählen, es ist schließlich nichts passiert."
Er legt vorsichtig seine Arme um mich und ich gebe Markus einen Wangenkuss. Danach lasse ich von ihm ab und meine: "Nun such deine Liebste und zeige ihr, wie wichtig sie dir ist."
"Danke Allison."
"Nenn mich Alli."
"Okay, bis bald Alli."
Ich schließe hinter ihm die Tür, setze mich auf die Couch im Wohnzimmer und atme tief durch. Ich habe immer noch Bedenken, ob ich Connor wirklich nichts sagen soll, aber es ist nichts weiter passiert bis auf den Kuss. Ich habe mit Markus nicht geschlafen und er hat mir soeben zu verstehen gegeben wie sehr er North liebt. Warum also soll ich nun alles kaputt machen wegen eines Kusses, der mir nichts bedeutet hat, da ich es im betrunkenen Zustand getan habe?
Nachdem ich bei Connor wieder alles sauber gemacht habe, so dass auch bei ihm kein einziges Staubkorn zu sehen ist, stelle ich im Wohnzimmer ein älteres Foto von mir und Susi, der Katze auf den Tisch, so dass er auch immer ein Foto von mir hat, wenn wir uns mal nicht sehen können.
Ich hoffe, dass Markus die Wahrheit gesagt hat, denn mittlerweile ist der Tag überschritten worden als er mir erzählt hat, dass Markus mir vor drei Tagen mitgeteilt hat, er würde übermorgen, also gestern oder vorgestern kommen. Oder vermisst mich Connor gar nicht mehr und fühlt sich in der Herberge wohl? Wahrscheinlich soll ich mir nicht allzu viele Gedanken machen, je nervöser werde ich, da ich schließlich ein Mensch und er ein Android ist.
Ich greife nach meinem Wintermantel, ziehe die Stiefel an und drücke die Klinke herunter als Connor vor mir steht. Er wirkt irgendwie größer. Ist er etwa gewachsen oder habe ich seine Größe völlig vergessen? Er lächelt mich verliebt an und zieht mich zurück in seine Wohnung hinein.
Ich sehe, dass er neue Kleidung trägt. Einen weißen Hoddie und eine mintfarbene Winterjacke mit schwarzer Mütze. Es steht ihm unglaublich gut. Er zieht mich ganz fest an sich. Ich rieche ihn endlich wieder, sein markantes Aftershave und fühle mich direkt geborgen. Jetzt weiß ich, dass ich ihn sehr vermisst habe und ihn liebe.
"Wir sind bei deinem Vater heute Abend zum Essen eingeladen. Was meinst du von einer gemeinsamen Dusche und danach Sex." Ich bin überrascht, dass er mich das überhaupt fragt, da er doch weiß wie sehr ich mich nach ihm sehne. Daher antworte ich wie selbstverständlich: "Auf jeden Fall."
Ich küsse ihn und greife unter seinen Hoddie mit meinen nicht allzu warmen Händen. Er stöhnt jetzt schon während ich ihn am Oberkörper berühre und ich erschaudere, weil er jetzt bereits wohlfühlt. Am liebsten würde ich bereits unter dem Wasserstrahl mit ihm Sex haben, aber ich weiß nicht, ob dies überhaupt machbar ist.
"Es sieht wunderschön aus. Hank und du habt euch eine Menge Mühe gegeben."
"Simon und Markus haben auch mitgeholfen."
"Oh, dann sollten wir mit ihnen mal etwas unternehmen." Ich nicke und möchte eigentlich fragen, was ich schon einmal fragen wollte, ob er überhaupt duschen darf, aber dazu komme ich gar nicht erst, denn er nimmt meine Hand und zieht mich mit ins Bad.
In Nullkommanichts ist er ausgezogen, wohingegen ich, bis auf die Schuhe und den Mantel noch alles an mir trage. Er hilft mir aus der Kleidung, dabei beknabbert er wieder mein Ohrläppchen, wo ich so kitzelig bin. Aber ich lasse ihn gewähren.
Unter der Dusche zieht sich seine Haut komplett zurück. Aber diesmal zucke ich keinen Millimeter zusammen. Im Gegenteil, ich genieße diesen Anblick seinen natürlichen weiß, leicht grauen Haut. Ich nehme sein Duschgel und schäume ihn damit ein. Er drückt mich fest an sich, so dass nun auch ich seinen Geruch an mir trage. Wir schweigen und genießen einander als Connor seine Finger Richtung meiner Vagina gleiten lässt und eine bestimmte Stelle findet, so dass ich schneller wie erwartet zum Orgasmus komme. Aber es bleibt nicht bei einem, er schenkt mir noch drei weitere Orgasmen bis er anscheinend bemerkt, dass meine Beine zittern und ich eine Pause brauche.
Er stellt das warme Wasser ab und trocknet mich hingebungsvoll ab, was ich durchaus genieße. Seine Haut zieht sich wieder zurück und Connor steht wieder mit voller Pracht vor mir. Ich schwanke immer noch, als er mich auf den Arm nimmt wie an jenem Abend als ich so gefroren habe.
Mit seinen Fingern streift er ein paar Haarsträhnen aus meiner Stirn und begutachtet mich und lächelt total süß, eher sexy. Er muss in der Herberge einiges gelernt haben, auch wie man Frauen vor dem Sex befriedigt und wie lange man ihr Zeit lassen muss zur Erholung. Aber ich möchte mich gar nicht erholen. Es ist klar, dass jetzt meine Beine vibrieren, weil Connor es noch nie bei mir getan geschweige versucht hat.
Nun aber möchte ich natürlich, dass ich mich ihm völlig hingeben kann mit all meinen Schwachheiten und der nicht allzu besten Perfektion. In meinem Bett waren wir recht verkrampft gewesen und in meiner Wohnung wären wir beinahe zum Akt gekommen, hätte Connors Handy nicht geklingelt. Und in seinem Bett haben wir bisher nur Zärtlichkeiten ausgetauscht, aber nun wäre der geeignete Zeitpunkt.
Ich weiß nicht, ob Connor sich beim Sex nun auf seine Androidenfähigkeit verlässt oder tatsächlich seine Gefühle sprechen lässt, wenn er jetzt mit mir agiert. Sein Atem streift mein Dekolleté hinab zu meinem Bauch als er sich neben mich legt. Mein Puls rast immer noch seit ich mit ihm aus der Dusche gekommen bin und nun küsst er mich voller Hingabe und führt wieder einmal seinen Finger in meine Vagina, so dass ich aufstöhnen muss.
Sekunden darauf liegt er mit seinem Gewicht auf mir. Ich bin so auf sein Gesicht, seine Küsse und Berührungen fixiert, dass mir völlig entgangen ist, dass Connor seinen Penis in mich geführt hat. Mein Körper bebt unter seinem. Ich bin ihm völlig ausgeliefert, aber es ist ein Gefühl, ich kann es nicht beschreiben, einfach nur wunderschön und ich würde nun am liebsten in dieser Stellung Tag und Nacht mit ihm verharren, um ihm zu zeigen, wie sehr ich ihn brauche.
Connor muss nicht stöhnen geschweige schwer atmen, aber er tut es, dass es für mich lebendig herüber kommt. Ich fühle, dass er in mir gekommen ist und dreht sich zur Seite. Ich liege schweißgebadet, aber glücklich in seinem Bett. Er hingegen lächelt nur und die Atmung ist auch wieder stabil, wohingegen meine immer noch sehr angestrengt herüber kommt.
"Du solltest dich nochmals waschen," schlägt mir Connor vor. Ich nicke und springe aus dem Bett. Es ist mittlerweile auch schon dunkel und das heißt, dass wir bald zu Dad fahren werden. Heute und demnächst wird es mir sehr schwer fallen meine Finger von Connor zu lassen. Aber warum sollte ich? Dad weiß es, dass ich ihn liebe und wir müssen unsere Liebe vor ihm nicht verstecken.
Im Treppenhaus begegnen wir Markus und North. Connor scheint überrascht zu sein, dass Markus wieder mit ihr zusammen ist und North kommt auf uns zu und ich bin total überrumpelt als sie mich umarmt und mir ihre Freundschaft anbietet.
"Du bist der Grund, dass wir wieder zusammen sind."
"Wie soll ich das verstehen?", möchte Connor von ihr wissen.
"Sie hat Markus gesagt, was man liebt, um diese Liebe muss man kämpfen und das tat Markus. Wäre Allison nicht gewesen, wären wir jetzt kein Paar."
"Dann macht was draus und North, lass ihn nie wieder los," antworte ich und sehe dabei Markus aus dem Augenwinkel an. Sie nickt und beide gehen in seine Wohnung.
Also hat Markus es so gedreht, so dass ich gar nicht erst auf die Idee komme, Connor irgendwann, irgendwie etwas zu beichten. Also ist Markus ja doch ein guter Freund. Connor gibt mir im Taxi einen Kuss, weil er ganz stolz auf mich ist.
Schade, dass Connor das Essen, was Dad für mich und ihn vorbereitet hat, nicht essen kann, aber vielleicht weiß er wie gesund es ist oder kann es sogar riechen. Meinetwegen kann er von dem Schweinebraten, den Knödel und Rotkohl auch eine Probe nehmen. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.
"Und Connor erzähl' uns doch mal wie es in der Herberge war? Weißt du jetzt wer du bist? Wirst du mit den Geflogenheiten der Menschen demnächst klarkommen egal was sie sagen?", fragt Dad ihn. Er nimmt meine Hand.
"Ja werde ich. Ihr seid meine Familie und ich weiß jetzt, wo ich hingehöre. Zu deiner Tochter Hank und an deinen Arbeitsplatz, aber nicht nur als Assistent, sondern Partner." Dad lächelt und umarmt Connor.
"Mit dem besten Vergnügen darfst du mein Partner sein und ich gebe dir freiwillig meine Tochter in deine Hände. Und du meine Kleine, bist du glücklich?"
"Ja vollkommen!"
"Ich habe mir für morgen frei genommen. Wie wäre es mit Chicago? Du wolltest doch noch deine restlichen Sachen abholen?"
"Ach du willst mit Dad?", frage ich überrascht.
"Natürlich. Connor frage doch Markus, ob er uns begleitet, wer weiß, wieviel Kram meine Tochter noch in Chicago hat."
"Warum nicht." Er steht auf und versucht Markus zu erreichen und mir bereitet es Unbehagen, dass nun auch Markus mitfährt, aber je mehr Leute wir sind, je schneller sind wir wieder zu Hause.
"North kommt mit," erklärt Connor uns und erzählt Dad wie es dazu gekommen ist, dass nun Markus und North ein Paar sind.
"Du hast wirklich ein Herz für Androiden," stellt Dad fest und verabschiedet uns bis morgen.
Heute Nacht schläft Connor bei mir und es tut gut, dass das Bett neben mir nicht leer ist und ich mich an ihn kuscheln kann. Heute passiert nicht mehr viel, da der Tag morgen sehr aufregend wird, da meine Freunde und Dad auf Lara und Caroline treffen werden. Lara kennt nur Dad und Markus, aber ich weiß nicht wie Caroline zu Androiden steht. Sie hat sich noch nie wirklich dazu geäußert, auch nicht als wir es mal im Fernsehen damals verfolgt haben. Ich muss abwarten.
"Connor, ich liebe dich und es ist schön, dass du wieder bei mir bist!"
"Mir geht es genauso. Es tut gut, dich wieder im Arm zu halten und morgen mit dir gemeinsam aufzuwachen." Danach schlafe ich in seinen Armen ein.
Wir sind früh losgefahren. An die Truppe haben sich noch Chloe und Simon angeschlossen. Dad fährt abwechselnd mit Connor den großen Bulli. Wie sehr würde ich Connor nun neben mir sitzen haben, aber ich kann Dad auch verstehen, dass er gerne Connor bei sich haben will, da er schon lange nicht mehr weite Strecken gefahren ist und vier Augen sehen mehr als zwei und Connor kann schnell eingreifen, wenn Dad in einen Sekundenschlaf verfallen würde.
Ich sitze nun zwischen Chloe, North und Simon sowie Markus mir gegenüber. Chloe möchte von mir wissen, wie das erste Zusammentreffen mit Connor wieder war. Wenn es nur Chloe wäre, hätte ich keine Probleme gehabt, es ihr ausführlich zu erzählen, aber so, halte ich mich etwas zurück und sage, dass es sehr gut war. Ich weiß, dass Chloe auch am liebsten fragen würde, ob Connor von dem Kuss mit Markus weiß, aber es ist nicht mehr notwendig dieses Thema anzuschneiden.
"Auf welches Lied wirst du bei der Eröffnung deines Studios eigentlich deinen Gegner auffordern," möchte nach einer Weile des Schweigens North wissen.
"Da der erste Tanz Connor gehört bleibt es eine Überraschung."
"Ich dachte, dass Markus den ersten Tanz bekommt nach allem was er für dich getan hat?", fragt Simon. Gerate ich jetzt wirklich noch in die Zwickmühle und komme dort nicht mehr heraus?, frage ich mich.
"Es war eine dumme Idee von mir. Natürlich bekommt Connor den ersten Tanz, schließlich ist er ihr Freund," antwortet Markus und ich bin sehr froh, dass er das getan hat und fügt hinzu: "außerdem habe ich eine Freundin."
"Aber ich hätte nichts dagegen, wenn ihr zusammen tanzt, ihr seid schließlich Freunde," gibt North zur Antwort.
"Dann bekommt Markus den zweiten Tanz," antworte ich schnell und bevor das Thema noch länger vertieft wird, frage ich Simon, was ihn dazu bewogen hat mitzukommen, denn schließlich wird er dort Lara wieder begegnen.
"Es gab für uns beide keine Zukunft, das weiß sie genauso gut wie ich und ich war nie in Lara verliebt gewesen, wie ich zu Anfang annahm. Deshalb wird das zweite Zusammentreffen für mich auch kein Problem darstellen und ich habe Chloe an meiner Seite."
"Das stimmt. Ich schätze es sehr, dass Ihr mitkommt."
"Du bist eben anders," gibt Markus ehrlich zu verstehen und fügt hinzu: "und das sind nicht viele Menschen."
"Danke."
Wir nähern uns allmählich meinem ehemaligen Zuhause und ich werde tatsächlich nervös. Ich steige mit Dad und Connor aus. Meine Freundinnen sind zu Hause, da ihre Wagen vor der Tür stehen. Connor bittet seine Freunde erst einmal im Bulli zu warten, so dass Allis Freunde keinen Herzinfarkt bekommen. Ich könnte auch die Tür aufschließen, aber eine Überraschung reicht für den heutigen Tag, deshalb klingle ich.
Lara öffnet. Sie sieht zuerst mich, danach meinen Anhang an. Sie ruft Caroline, dass ich da bin.
"Wie schön, dass du wieder hier bist." Caroline umarmt mich. Dann fallen ihr ein älterer und ein junge Mann hinter mir auf und sie begrüßt sie.
"Hi."
"Ich bin Allis Vater und das ist Connor ihr Freund."
"Caroline, ich habe dir von meiner Rückkehr aus Detroit von Hank Anderson, dem Lieutenant erzählt," erklärt Lara ihr.
"Ich erinnere mich an unser Gespräch. Dann, dann bist du ein Android?"
"Ja. Ist das ein Problem?", frage ich Caroline.
Ihre Gesichtszüge werden ernst, ihre Hände zittern und sie wird kreidebleich. Sie muss sich setzen und starrt uns drei an, warum in aller Welt wir gekommen sind.
"Caroline, was ist denn los?", möchte Lara wissen.
"Er, der Android hat meinen Bruder erschossen." Connor scheint sich zu erinnern und auch bei Dad bimmeln allmählich die Arlarmglocken. Er greift ein bevor Connor antworten kann: "Es blieb ihm keine andere Wahl. Sonst hätte Ihr Bruder ihn getötet." Unvermittelt nehme ich Connors Hand, damit er weiß, dass ich nach wie vor auf seiner Seite stehe.
"Na und? Androiden gehören nicht hierher, sie sind nur nutzlose Maschinen."
"Da muss ich leider eingreifen Caroline. Sie sind lebendig, fühlen und bevor es eskaliert, ich möchte nur meine restlichen Sachen holen. Darf ich das noch?", frage ich sie.
"Ja, denn ich will mit dir und dem Androiden-Mörder nicht hier wohnen."
Jetzt kommen auch noch meine Freunde in den Flur. Carolines Anblick auf die Androiden sind durchsetzt von Hass. Es würde mich nicht wundern, wenn sie unter den Menschen ist, die gegen Androiden protestieren, weil sie zerstört werden müssen. Ich muss umgehend aus dem Wohnzimmer heraus und zeige Connor und den anderen mein Zimmer.
Chloe, Markus und die anderen sehen mir sofort an, wie unangenehm mir die Situation ist und dass ich schnellstens von hier weg will. Besonders Markus sieht mich besonders besorgt an, was mir nicht entgeht. Ich merke, obwohl er North liebt, dass er immer noch stark etwas für mich empfindet und das wird wohl immer so sein, wenn ich in gefährliche Situationen komme wegen ihnen.
"Markus, du musst uns helfen, nicht träumen," ermahnt Simon ihn.
"Äh ja. Ich habe nur die Situation abgewägt, wie wir hier ohne Probleme das Haus verlassen können," gibt er als Antwort zurück, obwohl ich weiß, dass es anders ist.
"Markus, das ist meine Aufgabe," gibt Connor ihm zu verstehen. "Helft Alli, das andere Problem klären ich und Hank."
"Du weißt, dass sie es besonders auf dich abgesehen hat, oder?", bemerke ich und sehe meinen Freund entsetzt an.
"Keine Sorge und jetzt packen wir weiter," versucht Connor mich zu beruhigen, was ihm jedoch nicht wirklich gelingt.
Ich habe schon einiges mit nach Detroit genommen, aber nicht das Hochzeitsalbum von Garrett und mir, das große Bild mit den Klöstern aus China, wo ich mit Garrett einst hin wollte und noch allerlei anderer Kleinkram, der mir wichtig ist wie der Seehund, den ich mir gekauft habe im Urlaub als wir alle drei zum ersten Mal in Deutschland an der Nordsee waren.
Dass das Ende jetzt so verlaufen wird, damit habe ich nicht gerechnet und es schmerzt, schließlich sind vier Jahre eine lange Zeit in der wir eine WG gegründet haben. Aber ich bin nicht allein, ich habe neue Freunde, vor allem Freundinnen und wer kann das schon von sich behaupten, Androidinnen als Freundinnen zu haben.
"Wir müssen uns beeilen. Die Situation im Wohnzimmer ist heikel und Caroline wird gegenüber meinem Vater immer aggressiver, obwohl Lara sogar versucht sie zu beruhigen," erklärt Connor. Er sieht mich an und fragt, ob ich bereit bin. Ich nicke.
Ich gehe vor, öffne die Haustür und die Androiden beeilen sich, dass sie den Bulli erreichen während ich und Dad uns schützend vor sie stellen. Caroline erhebt sich nun und angewidert kommt sie auf mich zu. Sieht mich und Dad an und meint:
"Dann war es das jetzt! Dann bleib wenigstens deiner Heimat treu und vielleicht verstehst du mich irgendwann, dass die Maschinen es nicht wert sind."
"Vielleicht, aber nur in deinen Augen. Also bye," gebe ich knapp zu verstehen.
Dad und ich öffnen die Autotür des Bullis und Dad startet den Wagen. Connor sitzt hinter mir und legt seine Hand beruhigend auf meine Schulter. Meine Freunde schweigen. Anscheinend wissen sie ganz genau, dass ich im Moment keine Fragen beantworten möchte.
Dann erinnere ich mich an etwas. Eigentlich ist es ja mein Haus. Prinzipiell kann ich es an irgendwelche neuen Eigentümer verkaufen, so dass meine Freundinnen, die sie einst waren und meine jetzigen Freunde, besonders Connor so schlecht gemacht haben, sich etwas Neues suchen müssen. Heute ist es nämlich schwer an Eigentum zu kommen. Aber ich muss darüber erstmal nachdenken und gegebenenfalls mit Dad oder Connor darüber sprechen. Aber eigentlich gehört nach rechtlichen Standpunkt das Haus mir, denn ich habe mit Garrett hier gewohnt und nach seinem Tod wollte ich eine WG gründen, habe eine Anzeige online gestellt und habe Caroline und Lara in mein Haus geholt. Eigentlich müssen sie sich jetzt etwas Neues suchen, denn das Haus gehört immer noch mir!
Nach einer Weile fährt nun Markus den Wagen und ich sitze immer noch vorne. Ich versuche zu schlafen. Ich kann aber nicht schlafen. Ich schaue rechts aus dem Fenster, aber ich kann mich nicht beruhigen. Ich weiß jetzt auch warum. Ich finde erst innere Ruhe, wenn ich Connor den Kuss zwischen Markus und mir gebeichtet habe. Anders werde ich nie glücklich werden können und es wird immer zwischen uns stehen.
Markus parkt den Bulli vor meiner Wohnung und meine Freunde helfen mir beim Ausladen der Umzugkartons. Danach stehen wir alle im Studio und Chloe fragt mich dann, wann denn die Eröffnung nun stattfinden wird.
"Ich danke euch für die Hilfe und es tut mir leid, dass ihr in so eine unangenehme Situation gebracht wurdet."
"Ist schon gut. Dein Zuhause ist jetzt hier bei deinen neuen Freunden und wir sind immer für dich da," erklärt North mir.
"Danke. Wie wäre es mit Sonntagnachmittag?" Ich sehe dabei auch Connor an und er nickt.
"Dann bis übermorgen." Chloe verabschiedet sich bei mir mit einer herzlichen Umarmung und Dad fragt, ob er uns noch bei etwas helfen kann, aber wir schütteln gemeinsam den Kopf, so dass Dad den Bulli zurück bringt, wo er ihn ausgeliehen hat.
Ich bin völlig überrascht als Connor mich umarmt, mich fest zu sich zieht und mich küsst. Er riecht immer noch so gut wie heute morgen als wir losgefahren sind. Androiden schwitzen eben nicht. Ich genieße die Umarmung. Am liebsten würde ich alles stehen lassen und ihm auch nichts von dem Kuss erzählen, aber ich muss. Ich wende mich von ihm ab und drehe ihm den Rücken zu und hoffe sehr, nachdem er in Therapie war, dass er mit dieser Beichte zurechtkommen wird, weil ich nämlich ehrlich zu ihm sein will und es nicht heißt, dass ich ihn verlassen will.
"Alles in Ordnung? Du siehst so deprimiert aus und auch dein Puls ist sehr hoch." Das habe ich befürchtet, dass er mich analysieren wird. Ich drehe mich zu ihm um.
"Du weißt, dass ich dich liebe?"
"Ja. Wieso, was ist denn?"
"Ich muss dir etwas sagen. Aber bitte, bitte sei mir nicht böse oder fliehe."
"So schlimm?"
"Markus hat mich geküsst."
Statt zu schweigen oder böse auf mich zu sein, fragt er, ob es an dem Tag war als ich nach Wein gerochen habe und aus seiner Wohnung gekommen bin und er selbst wieder nicht mitmir reden wollte.
"Ja. Woher weißt du das mit dem Wein?" Connor grinst und mir wird sofort klar, dass er mich analysiert haben muss.
"Du hast noch nie Wein getrunken und dann eine ganze Flasche in paar Stunden. Ich nehme an, dass er dich trösten wollte?"
"Ja, aber trotz halber Trunkenheit scheine ich doch noch bemerkt zu haben, was da gerade passiert ist, deshalb bin ich gegangen."
"Aber insgeheim liebt er dich immer noch, obwohl er mit North zusammen ist?"
"Mir scheint so. Aber du kannst mich gerne abscannen, ich empfinde und liebe nur dich. Markus ist nur ein Freund."
"Ich glaube dir und danke, dass du es mir gesagt hast. Ich spüre, dass eine innere Last von dir fällt."
"Genauso ist es."
Connor hilft mir beim Auspacken der Kartons und bei einigen Fotoalben werde ich melancholisch. Mein Freund, mein Android hat kein Problem damit, mit mir mein Hochzeitsalbum mit Garrett anzusehen. Wahrscheinlich deshalb, weil er fühlt und weiß wie es ist, wenn man verletzt wird. Ich habe jedoch Garrett durch den Tod verloren. Connor fühlte sich auf andere Weise verletzt, da er noch nicht verstanden hat, was er wirklich ist und wie er mit manchen Situationen umgehen soll.
Davon merke ich jetzt gar nichts mehr und bin echt froh, dass ich einen neuen Connor an meiner Seite habe, obwohl er doch immer noch derselbe ist, nur mit einer neuen Persönlichkeit.
"Darf ich dir etwas sagen?"
"Zu jeder Zeit," antwortet Connor und gibt mir einen Wangenkuss während er hinter mir steht und seine Arme um mich gelegt hat.
"Dad habe ich gesagt, dass ich mich nie mehr verlieben will, da ich es Garrett am Grab versprochen habe. Und ich konnte mein Versprechen nicht halten und darüber bin ich sehr glücklich. Deshalb kommt das Album in den Müll."
"Du musst wegen mir deine Vergangenheit mit deinem verstorbenen Ehemann nicht wegwerfen."
Ich drehe mich zu ihm um und sehe in seine Augen: "Du bist meine neue Liebe und Zukunft."
"Das ist lieb und das weiß ich sehr zu schätzen, aber du musst es wirklich nicht tun."
"Ich möchte es aber."
Und so verschwindet auch das Hochzeitsalbum im Müll, wo schon so einige andere Dinge gelandet sind. Das Bild mit den Klöstern werde ich die Tage Carl geben. Es passt nicht mehr in meine Einrichtung und ich möchte nicht mehr nach China.
Die Vorbereitungen für die Eröffnung meines Tanzstudios laufen auf Hochtouren. Meine Freunde kümmern sich um Flyer und Plakate, dass nicht nur Androiden bei meiner Eröffnung den Weg hierher finden, sondern auch Menschen.
Deshalb kümmere ich mich auch mit Chloe und North um das Catering und die Getränke. Simon und Connor helfen beim Verschönern des Studios und Markus putzt mit Ralph die Fenster. Andere Androiden kehren den vorderen Bereich und stellen Blumentöpfe vor den Eingang.
Nachdem alles fertig ist, gehe ich in meine Wohnung, mache mich frisch und ziehe mich um. Chloe ist mir unerwarterweise gefolgt und hilft mir bei der Wahl des Kleides. Sie entscheidet sich für das rote enganliegende Kleid, denn da würde ich besonders sexy erscheinen und Connors Herz höher schlagen lassen.
Mir ist bewusst, dass sie nicht nur deshalb mich begleitet hat, sondern auch wissen will, ob ich bereits den Kuss Connor gestanden habe. Während ich mich im Spiegel betrachte antworte ich ihr:
"Ja habe ich. Aber er hat es an dem Tag als es passiert ist, gewusst zu haben, denn ich war angetrunken. Aber da er weiß, dass ich nichts als Freundschaft für Markus empfinde, ist alles geklärt. North müssen wir daher damit nicht konfrontieren. Ist die Sache jetzt endgültig geklärt?"
"Ja. Connor liebt dich wirklich sehr."
"Ich weiß."
Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, dass die Augen der männlichen Androiden so groß werden würden nur wegen dem Kleid. Chloe hatte Recht behalten. Connor ist von mir sehr angetan und wären wir allein, dann hätte er mich wahrscheinlich bereits ausgezogen. Er kommt auf mich zu mit schwarzer Jeans und einem roten Hemd. Jetzt sind wir Partnerlook. Die drei oberen Knöpfe trägt er offen. Auch er sieht darin verdammt sexy aus.
"Du siehst hinreißend aus," gibt er mir zu verstehen.
"Ich weiß. Du aber auch. Sind schon andere Gäste gekommen?", möchte ich von ihm wissen.
"Nur dein Vater."
Dad umarmt mich wie auch Connor und betrachtet uns beide mit Tränen in den Augen. "Ich liebe euch. Ihr seht verdammt schick und glücklich aus."
"Danke Dad."
Gegen fünfzehn Uhr mischen sich auch unter die Androiden Menschen. Es sind noch nicht allzu viele, aber ich bin froh, dass überhaupt welche gekommen sind, deshalb steige ich auf einen kleinen Hocker und bitte um Ruhe:
"Es freut mich, dass Sie alle so zahlreich erschienen sind und mit mir und meinen Freunden zusammen meine Eröffnung mitfeiern möchtet. Auf einen schönen Nachmittag und Abend."
Die Menschen klatschen verhalten und man sieht wie unsicher und unwohl sie sich noch fühlen bis Dad ihnen die Angst nimmt und sagt: "Jetzt wird in gemeinsamer Runde gelacht, gefeiert und getanzt. Meine Tochter wird nun mit ihrem Freund den ersten Tanz einweihen."
Wie auf einer Hochzeit, da ist auch zuerst das Hochzeitspaar an der Reihe bevor die anderen folgen. Ich lege in die Musikbox die CD der Hits von 2030 ein und starte das Lied "Glücklich zu jederzeit", denn dazu hat Connor mich zum ersten Mal in Dads Haus tanzen gesehen.
Eigentlich möchte ich Connor führen, aber kurzerhand übernimmt er die Führung und ich lasse es zu. Ich vergesse alle Menschen und Androiden um mich herum und sehe nur noch Connor und mich wie wir zu diesem Lied eine heiße ungezügelte leidenschaftliche, verführerische Rumba hinlegen. Ich schwanke zwischen Hingabe und Flucht und Connor zwischen Zuneigung und Selbstherrlichkeit. Aber die Zuneigung überwiegt stets wie bei mir auch die Hingabe.
Wir beide werden so plötzlich von einem starken Applaus überschüttet, da bereits das Lied abgelaufen ist und wir beide wieder in die Realität zurückfinden müssen. Sogar von den Menschen ertönt Applaus mit Pfiffen. Wir liegen uns im Arm. Connor gibt mir einen Kuss und lässt von mir ab während ich immer noch mit der Atmung zu kämpfen habe.
Ich weiß, dass ich Markus den zweiten Tanz versprochen habe, aber ich habe Dad eine Menge zu verdanken, deshalb darf nun auch er mich führen zu einem langsamen Walzer. Ich muss erst wieder zu Kräften kommen, denn Markus hat auch etwas Besseres verdient. Dieser Applaus kommt nur mager herüber, aber wahrscheinlich deshalb, weil ich mit einem älteren Herrn und zu instrumentaler Musik einen Stil vorgeführt habe.
Bevor ich weitermachen kann, kommen tatsächlich Menschen auf mich zu und fragen bereits für einen Termin, den ich auch sofort in meinem Tablet eintrage. Sie finden es toll, was ich da auf die Beine gestellt habe und den Tanz zu Anfang fanden sie total geil. Ich bin glücklich, das von ihnen zu hören. Aber danach gehen sie erst einmal, weil sie glauben, dass dieser Abend meinen Freunden und meinem Vater gehört und tatsächlich haben sie damit nicht so ganz unrecht.
Markus und meine Blicke treffen sich, aber bevor ich direkt auf Markus zugehe, suche ich in dem Getümmel von Androiden North und frage sie, ob sie damit einverstanden ist. Sie umarmt mich und nickt.
"Jederzeit Alli. Wir sind doch eine große Familie. Warum solltest du nicht mit Markus tanzen dürfen? Ich weiß doch, dass ihr Freunde seid."
"Klar."
Markus steht bei Connor und sieht mich bereits an, als habe ich ihn vergessen, schließlich habe ich es ihm versprochen. Ich komme auf ihn zu und stelle wieder die Musik an, aber nicht zu Connors und unserem Lied, sondern einem anderen, welches ich auf dieser CD für uns passend herausgesucht habe, über Freundschaft, Ehrlichkeit und Vertrauen.
Wir stehen uns gegenüber und Markus ergreift meine Hände. Eigentlich möchte ich ihn führen, denn ich möchte einen ganz einfachen Tanz aufs Parkett legen, dabei bemerke ich, dass aus dieser Melodie ein Tango wird mit den Facetten der Liebe, Erotik, Eifersucht, Melancholie. Es ist der Ausdruck des Verlangens nach dem anderen.
Ich hoffe, dass das Lied bald zu Ende ist, denn es ist mir unangenehm in Gegenwart von Connor, North, Dad und den anderen Androiden so etwas vorzuführen, obwohl ich diesen Stil genauso gut auch mit Connor vorführen konnte, aber Markus hat sich dazu entschieden, weil ich ihn hier nicht verstoßen kann wie in seiner Wohnung und er nie aufhören wird, mich zu lieben.
Auch hier ist der Applaus sehr ergiebig, aber ich bin froh, dass Connor und ich besser waren.
"Danke Alli."
"Das hat sie doch gerne gemacht. Wir sind doch Freunde," antwortet Connor für mich, da ich noch schwer atme. Ich nicke nur. Innerlich bin ich wütend auf Markus, aber jetzt, wenn ich ihn so neben mir stehen sehe, sollte ich mich glücklich schätzen, einen Freund wie ihn zu haben und er weiß schließlich, dass ich nur Connor liebe und ihn mag.
Die Menschen sind bereits gegangen, denn mittlerweile ist es nach Mitternacht. Auch die Androiden verlassen nach und nach das Studio und bedanken sich bei mir für den schönen Abend. Chloe, North und Simon verlassen auch schon einmal das Studio und Markus umarmt mich und entschuldigt sich dann noch nachträglich. Ich nicke. Meine Freunde nicken und verschwinden in der Dunkelheit. Dad steht noch bei Connor und ich wende mich an sie beide.
"Das war ja mal ein gelungener Abend und es freut mich, dass du schon Termine festlegen konntest. Jetzt erhole dich erstmal und Connor verwöhne meine Kleine."
"Natürlich Hank."
Wir stehen noch eine Weile im Tanzstudio bis ich Connors Hand nehme und wir in meine Wohnung gehen. Er sieht mich glücklich und verliebt an. Er senkt seinen Kopf, küsst mich zärtlich, hebt mich auf seine Arme und stellt mich vor dem Bett ab.
Er öffnet den Reißverschluss meines Kleides, legt meine Schultern frei und kurzerhand liegt es vor dem Bett auf dem Boden. Ich werfe meinen Kopf in den Nacken, so dass Connor näher an meinen Hals und mein Dekolleté kommt. Er fragt, ob ich mit ihm duschen möchte und ich nicke ohne zu zögern.
Mit einem Ruck hilft er mir in die Dusche. Diesmal zieht sich seine Haut nicht zurück und ich finde es auch sehr schön Connor nun so vor mir nackt stehen zu sehen. Meine Finger gleiten seine Wange hinunter und meine Knie werden weich als ich wieder Richtung seines Oberkörpers und Bauchnabels mit meinen Fingern wandere. Bei diesem wunderschönen Anblick werde ich wohl immer nervös werden.
Meine Brüste berühren seinen Körper und meine Haut kribbelt. Es wirkt unter dem warmen Wasser elektrisierend auf mich. Er küsst meinen Nacken, hinunter zu meinem Schlüsselbein, dann wieder hinauf zu meinen Wangenknochen. Ich zucke zusammen als er meinen Kitzler berührt und ich sehnsüchtig über seinen Penis gleite.
Meine Sehnsucht nach ihm ist unbeschreiblich groß. Er bittet mich, dass ich mich umdrehen soll. Er umschließt meinen Bauch und ich spüre wie sein Penis in mich hineingleitet. Ich suche Halt an der Duschwand, als Connor beginnt, sich in mir zu bewegen. Von ihm werde ich nie genug bekommen. Seine blaue Flüssigkeit läuft in meinen Innenschenkeln hinab und ich denke mir, dass es praktisch ist, dass wir gerade in der Dusche stehen.
Ich drehe mich zu ihm um und lege meine Arme um seinen Hals. Ein Bein winkele ich an seinem Oberschenkel an und er greift nach meinem Po. Ich küsse ihn intensiv und unter dem Strahl des Duschwassers sage ich:
"Ich bin glücklich, dass ich dich gefunden habe und ich wünsche mir, dass es immer so bleibt, auch wenn ich älter werde und Falten bekomme. Ich liebe dich."
"Mir geht es genauso und ich werde immer für dich da sein, ich liebe dich meine süße Alli!"
Nach diesen ausgesprochenen Liebeserklärungen von beiden Seiten haben wir nun das Wasser abgestellt und wir trocknen uns gegenseitig ab und ich kuschele mich danach ganz nah an Connor unter die Bettdecke.
Tag der Veröffentlichung: 02.05.2022
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