David und Alexa waren Geschwister und liebten sich sehr. Sie machten so gut wie nie etwas alleine und waren stets zusammen. Vor allem die gemeinsamen Spaziergänge am Strand waren eine Erholung für sie Beide. Manche Leute dachten am Strand sie wären ein verliebtes Paar. War es denn verkehrt oder verboten, dass Alexa ihren Bruder an der Hand hielt?, fragte sie sich. Sie mochte es nicht, wenn sich fremde Leute, die sie nicht kannten, sich ihre Mäuler über sie zerrissen. Was war ein Unterschied zwischen früher, als sie noch Kinder waren und jetzt wo sie bereits erwachsen sind? Alexa wusste, dass es strafbar war mit ihrem Bruder zu schlafen. Sie könnte dafür sogar ins Gefängnis kommen und ihrem Bruder würde die Lizenz entzogen werden, weiter als Anwalt zu arbeiten.
David übernahm die Anwaltspraxis seines Dads und war so nett, auch seine Sekretärin Sofie mit zu übernehmen, sonst würde sie ohne Arbeit auf der Straße stehen. Zuerst wollte David Sofie kündigen, weil sie so jung war und David dachte, sein Dad hätte ein Verhältnis mit ihr gehabt, aber er irrte sich. Er wollte zuerst seine Schwester einstellen als Sekretärin, aber sie interessierte sich nicht für diese Arbeit, daher behielt er die Sekretärin seines Dads. Ihr Dad war nach der Arbeit auch oft gereizt und nahm die Gedanken der Arbeit mit nach Hause was sie sehr zu spüren bekamen, besonders ihre Mom. Alexa hoffte, dass ihr Bruder jetzt nicht genauso wurde.
Alexa interessierte sich für die Modewelt. Letztendlich landete sie bei einem Modellabel für erotische Dessous und die neueste Strandkollektion und ließ sich für die neueste Mode ablichten. Sie hatte das Glück, dass ihr Bruder nie die Zeit fand, solche Kataloge durchzublättern. Wahrscheinlich würde er sie dann auch dazu drängen wollen, aus dem Geschäft auszusteigen. Schließlich hörte man in diesem Bereich des Berufes auch von schlechten Dingen, die manche Models erlebten, dass sie nicht die idealen Maße hatten, nichts Süßes essen durften und sich auch auf die Männer einlassen mussten, die die Agentur aufsuchten. Alexa hatte jedoch Glück gehabt. Sie hatte nicht nur eine sehr nette Chefin, sondern auch eine Freundin. Konkurrenzkampf gab es nicht. Jeder machte seine Arbeit so gut er konnte. Sie hatte ein Talent dafür, mit der Kamera zu flirten. Sie konzentrierte sich auf die Kamera, aber nicht auf den Fotografen hinter der Kamera, auch wenn dieser ein Auge auf sie geworfen hatte. Niemand kannte jedoch Alexa wie sie im Privaten war. Da kleidete sie sich bieder und so war auch ihre Sprache. Klein und zierlich. Wenn David wüsste, dass sie in ihrem Beruf anders auftrat voller Selbstbewusstsein und sich für die Kamera auszog, hätte wahrscheinlich nicht nur die Modelagentur eine Anzeige am Hals, sondern auch sie würde wahrscheinlich von ihrem Bruder eingesperrt werden. Daher log sie ihren Bruder jeden Tag an, dass sie angeblich in einer Versicherung arbeiten würde, so dass er nie erfuhr, als was sie wirklich beschäftigt war, denn ihr Bruder hatte nach dem Tod ihrer Eltern ein noch größeres Beschützerinstinkt und würde bei seiner Schwester eigentlich vierundzwanzig Stunden sein. Daher muss sie jetzt auch ihren Bruder jeden Tag anrufen, ob sie gut auf die Arbeit gekommen ist. Audrey, ihre Freundin und ihre Chefin wissen bereits Bescheid, dass sie jeden Tag ihren Bruder anrufen muss, sonst würde ihre Lüge auffliegen, wenn sie sich nicht zur selben Zeit melden würde.
Bei David kann es noch so stressig sein, seine Schwester steht bei ihm immer an erster Stelle und bevor er sich um seine Termine kümmert, geht zuerst der Anruf vor.
Das Schöne bei ihnen ist, dass sie sich bisher nie gestritten haben und dieselben Hobbys haben. Langeweile kommt bei ihnen nie auf. Nur mit Freundschaften haben beide so ihre Probleme. Alexa hätte nichts dagegen, wenn ihr Bruder auch mit anderen Anwälten sich austauschen würde und mit ihnen ein Bier trinken gehen würde. Anfragen bekam er schon öfters, jedoch lehnte er bisher immer ab, da er davon ausgeht, Alexa wollte nicht alleine sein. Daher lehnte auch Alexa jede Einladung ihrer Freundin Audrey ab, auch wenn diese gerne einen Abend mit ihr verbringen wollte. Alexa musste sich eingestehen, so sehr sie auch ihren Bruder liebte, sie wollte gerne auch mal mit Audrey einen Abend verbringen und nicht immer mit ihrem Bruder zusammen sein.
Seit einigen Wochen nahm ein Mandat ihren Bruder sehr in Anspruch. Er konnte oft nicht mit ihr nach Hause kommen, gab auf ihre Fragen keine Antworten, schloss sich an manchen Abenden mit Akten in seinem Zimmer ein, wirkte angespannt und gereizt. Sie erkannte ihren Bruder kaum wieder, würde ihm aber auch gerne helfen, jedoch wusste sie, dass sein Beruf es erforderte, Stillschweigen zu bewahren, dies war er seinem Mandanten schuldig, egal was dieser getan hatte. Aber sie war sich hundertprozentig sicher, dass er gerne ihr davon erzählt hätte, aber er konnte nicht.
Davids Sekretärin Sofie vergöttert ihren Chef. David wusste, dass er attraktiv zu sein schien, trotzdem konnte er es nicht leiden, wenn seine Sekretärin oder manchmal auch Mandantinnen einen besonderen Bezug zu ihm aufbauen wollten. Aber er wollte auch nicht unhöflich sein und ihnen zu verstehen geben, dass er kein Interesse an ihnen hatte, sondern versuchte eher ihnen aus dem Weg zu gehen.
"Das ist Ihr Kaffee wie Sie ihn mögen mit wenig Zucker," und Sofie überreichte ihrem Chef den Kaffee und versuchte ihm ganz nahe zu kommen.
"Danke. Bitte verbinden Sie mich mit meiner Schwester und stellen Sie sie mir dann durch, wenn sie hier anruft," bat er Sofie, wie jeden Tag, um ihr aus dem Weg zu gehen. Sofie nickte und ärgerte sich darüber, dass bei ihrem Chef immer noch seine Schwester an erster Stelle stand und das schon seit Jahren.
"Hallo mein Schwesterherz, alles klar bei dir?", wollte David von ihr wissen.
"Alles gut. Und, hat deine Sekretärin wieder versucht, dich anzubaggern?"
"Ja. Aber ich will sie nicht vor den Kopf stoßen. Du weißt ja, sie könnte dann kündigen. Gegebenenfalls muss ich heute länger arbeiten, da ich noch einige Akten überarbeiten muss, aber du kannst trotzdem vorbeikommen, Sofie wird sicherlich einen Kaffee für dich haben."
"Gut, dann einen erfolgreichen Tag bei deinen Terminen. Ich habe dich lieb!"
Alexa legte auf und hatte während des Telefonats eine gewisse Unruhe in seiner Stimme verspürt. Aber so ging es schon eine ganze Weile, dass er angespannt war. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken. Sie überlegte, ob sie am heutigen Abend ihrer Freundin zusagen sollte für einen gemeinsamen Abend, denn diesmal wollte sie auf das Angebot zurückkommen, denn gelangweilt zu Hause wollte sie auch nicht sitzen.
Als Alexa fertig gemodelt hatte und die Chefin Christiana mit den Fotos und ihrer Arbeit zufrieden war, stolzierte Alexa auf ihren hohen High Heels in die Kabine ihrer Freundin und fragte sie, ob das Angebot noch stehen würde mit dem gemeinsamen Abend zu verbringen. Audrey war überrascht, aber sie nickte: "Gerne. Ich ziehe mich noch an. Ist etwas passiert, dass du seit Jahren Zeit mit mir verbringen möchtest?"
"Mein Bruder scheint einen extrem schwierigen Fall lösen zu müssen und geht mir seit einigen Wochen aus dem Weg. Bringt die Akten sogar nach Hause und sperrt sich in seinem Zimmer ein."
"Das ist ja krass. Dann sollten wir uns vielleicht besser mal amüsieren."
Die Bar war gut besucht und die Musik sehr laut. Die Freundinnen nahmen am Tresen Platz und Audrey wollte von Alexa wissen, was sie trinken möchte. Da Alexa bisher noch nie Alkohol getrunken hatte, wollte sie Mineralwasser bestellen, aber Audrey überredete sie dazu mit ihr eine Pina Colada zu trinken. Sie wusste zwar nicht, was dies für ein Getränk war, aber sie ließ sich von Audrey überreden. Die Frauen nahmen an einem Tisch Platz und Audrey bemerkte, dass Alexa noch nie in einer Bar gewesen war, denn sie musste sich nicht nur an die Menschenmassen, die laute Musik, sondern auch Alkohol zu trinken, gewöhnen. Audrey schaute sich viel um und Alexa fragte sich, weshalb dies ihre Freundin tat.
"Du hast noch keinen Freund, oder?", wollte Audrey wissen.
"Nein. Sollte ich das müssen?", fragte Alexa ihre Freundin. Ihr Kopf dröhnte wegen der Musik, aber wahrscheinlich auch wegen dem alkohohlischem Getränk.
"Ich frage mal den Typen da drüben, ob er Lust hat an unseren Tisch zu kommen." Audrey war so darauf fixiert, sie mit einem Mann zu verkuppeln, dass sie nicht bemerkte, wie schlecht es eigentlich Alexa ging. Sie fand noch im richtigen Augenblick den Ausgang aus der Bar und in einer Seitenstraße musste sie sich erst einmal übergeben. Es war wohl eine Erfahrung für sie gewesen, aber noch einmal würde sie diesen Ausflug nicht wiederholen. Einige Typen kamen auf sie zu und boten ihr ein kleines Tütchen an, das würde sie high werden lassen. Sie war sich absolut sicher, dass dies eine Drogengang war und rannte schnellstmöglich auf die andere Straßenseite.
Alexa hoffte, dass ihrem Bruder nicht allzu viel auffiel, dass sie etwas angetrunken war und mit ihrer Freundin Audrey in einer Bar war. Aber wie auch, er kannte Audrey noch nicht einmal.
Die Kanzlei, die David von seinem Dad übernommen hatte, lag in einer Sackgasse in der Nähe des Strandes. Jetzt waren viele am Strand und genossen die Sonne und das Meer. Bevor Alexa Sehnsucht bekam, sich dort auch zu platzieren und auch die neue Strandkollektion anzupreisen, hoffte sie, dass ihr Bruder da war.
Die Hausfassade brauchte mal wieder einen weißen Anstrich, aber dafür musste der Maler auch bezahlt werden. Alexa wusste nicht, was ihr Bruder verdienen musste, um das Haus sowie die Stufen zur Kanzlei verschönern zu lassen. Ein Geländer wäre auch angemessen, denn man konnte ganz leicht bei diesen alten Stufen stürzen. Alexa wollte die Tür zur Kanzlei öffnen, da stürzte wutentbrannt ein großer Mann fast in ihre Arme und schrie sie auch noch an, ob sie nicht aufpassen könnte. Sofie stand in der Tür und bemerkte den Zustand, in dem sich Davids Schwester befand. Sie half ihr ins Büro und gab ihr ein Glas Wasser. Sofie war zwar etwas eifersüchtig auf Alexa, weil sie davon ausging, Alexa hätte etwas dagegen, wenn ihr Bruder sich verlieben würde, aber trotzdem wollte sie hilfsbereit sein.
"Ihnen scheint es nicht gut zu gehen, oder?", wollte Sofie von Alexa wissen.
"Ist mein Bruder da?"
"Nein. Er ist bei Gericht."
"Dann sagen Sie ihm bitte nichts davon, wie Sie mich vorgefunden haben. Er würde mir dies nie verzeihen. Hat er die Verhandlung, die ihn die letzten Wochen so in Anspruch genommen hatte."
"Ja, aber woher wissen Sie davon?"
"Weil er die Akten sogar mit nach Hause genommen hatte und sich in seinem Zimmer eingesperrt hatte. Weil er mich gar nicht mehr wahrgenommen hatte, daher wollte ich mich heute Nachmittag mit meiner Freundin zum Essen treffen. Stattdessen wollte sie mich mit einem Typen verkuppeln, den ich noch nie gesehen habe und sie bestellte mir ein alkohohlisches Getränk, welches ich noch nie getrunken habe."
"Das tut mir leid. Euer Dad hatte ein Mandat, mit dem er in seinem Alter nicht mehr zurechtgekommen ist und legte es nieder ohne etwas Ihrem Bruder zu sagen. Vor einigen Wochen beauftragte der Bruder des Gefangenen Ihren Bruder darum, dass er ihn freilassen soll und die Anschuldigungen gegen ihn nicht stimmen würden. Die erste Tat hatte er schon abgesessen und jetzt sollte noch eine folgen, daher bat der Typ Ihren Bruder ihn aufzusuchen. Er habe auch viel Geld und könnte ihn gut bezahlen."
"Verstehe. War das der Typ, der soeben wutentbrannt die Kanzlei verließ?"
"Dazu darf ich leider nichts sagen. Es ist auf jeden Fall ein sehr schwieriger Fall. War es früher auch schon gewesen." Alexa wurde neugierig: "Was meinen Sie damit, es sei ein schwieriger Fall?"
"Ich weiß nicht. Nicht alle Gerichtsverfahren laufen so reibungslos ab. Mehr kann ich dazu nicht sagen, aber Sie können hier ja auch warten."
"Sofie, wo findet die Verhandlung statt?"
"Ich bekomme Ärger, wenn ich Ihnen das sage. Vielleicht sogar eine Kündigung."
"Hat mein Bruder Ihnen damit gedroht? Ich werde wieder alles zurecht biegen, dass Sie Ihren Job behalten."
"Im Landgericht zweiter Stock, Zimmer 543."
"Danke. Mein Bruder kann wirklich froh sein, Sie zu haben, aber dass er auch von Ihnen angetan ist, dann sollten Sie vielleicht etwas an Ihrem Styling tun, ich weiß, was ihm gefällt. Aber in sein Beutechema passen Sie. Ich hätte nichts dagegen, wenn Sie zusammenkommen würden." Sofie starrte Alexa an und konnte kaum glauben, was sie soeben aus Alexas Mund gehört hatte. Sofie würde für den nächsten Tag umgehend sich umstylen.
Alexa überlegte in der U-Bahn auf dem Weg zum Gericht, ob Sofie nur übertrieben hatte, damit sie selbst Angst bekam oder ob ihr Bruder wirklich eine schwierige Verhandlung hatte und auch sein Leben am seidenen Faden hing. Warum hätte sonst ihr Dad das Mandat niedergelegt? Damals hatte ihr Dad bis aufs Blut für seinen Mandanten gekämpft. Warum also sollte er diesmal gerade vor seiner Rente ein Mandat nicht zu Ende geführt haben? Und warum bekamen David und sie nichts davon mit?
Ein Justizvollzugsbeamter wollte ihr den Weg zum zweiten Stock versperren, aber als Alexa ihren Ausweis vorzeigte und sie erklärte, nicht der Verhandlung beiwohnen zu wollen, sondern draußen vor dem Gerichtssaal auf ihren Bruder zu warten, ließ der Vollzugsbeamte sie gehen. Sie nahm auf der harten kalten Bank Platz und ein großstämmiger kräftiger nach Schweiß sinkender Mann mit ausländischem Akzent setzte sich neben sie und wollte wissen, ob sie auch Zeugin sei. Da stellte sie fest, dass dieser Mann sie bei der Anwaltskanzlei beinahe umgerannt hätte, weil er so wütend war. Sie hoffte, dass er sie nicht erkannte.
"Ich möchte mit Ihnen nicht reden. Lassen Sie mich in Ruhe," und stieß den Mann von sich weg. Er war unheimlich und Alexa fühlte sich in seiner Gegenwart unwohl.
"Verstehe, aber bestimmt sind Sie auch mit dem Fall vertraut. Ich werde mich wieder da hinten hinsetzen und so tun, als hätte ich Sie noch nie gesehen." Was war das nur für ein Typ? Wen vertrat ihr Bruder in dem Gerichtssaal eigentlich?, fragte sie sich. Die Tür wurde geöffnet und einige Menschen strömten hinaus, um eine Zigarettenpause zu machen. Auch ihr Bruder kam aus dem Gerichtssaal, wahrscheinlich mit seinem Mandanten, denn dieser trug Handschellen mit einem Totenkopf auf seinem kahlen Schädel. Sie hoffte, dass ihr Bruder keine Clans vertrat. Der Mann neben ihr, sah genauso furchteinflößend aus mit einem Totenkopf am Hals und einer langen Narbe an der Wange. Es schien wohl der Daddy des Angeklagten zu sein. Dies waren jedoch nur Vermutungen und Gedanken ihrerseits.
"Wenn Sie sich jetzt nicht kooperativ zeigen, dann kann auch ich Ihnen nicht weiterhelfen können und Sie werden lebenslänglich hinter Gittern verbringen. Ich werde gleich reden und Sie schweigen," hörte Alexa ihren Bruder mit seinem Mandanten ernst sprechen.
"Bringt ihn rein, ich brauche kurz frische Luft," bat er die Vollzugsbeamten. Da entdeckte David nicht nur den Bruder seines Mandanten, der ihn finster ansah, sondern auch seine Schwester auf der Bank sitzen und er packte sie fest am Arm und zog sie zur Treppenstufe und wollte wissen, was sie hier machen würde. "Auf dich warten. Deine Sekretärin hat mir gesagt wo du bist und sie klang ängstlich."
"Das ist kein Ort für dich wo du dich aufhalten darfst. Unsere Mom war auch immer zu Hause, wenn Dad Gerichtstermine hatte. Warte auf mich zu Hause. Bitte geh. Ich habe dich lieb!"
So streng hatte er mit ihr noch nie gesprochen, das machte ihr richtig Angst, aber ihr Bruder wusste, was das Beste für sie war und er wusste, was er da tat, schließlich war es nicht seine erste Verhandlung. Der Ausländer schaute ihr nach, als sie das Gerichtsgebäude verließ. Das bemerkte David und er gab ihm zu verstehen: "Wenn Sie sich auch nur paar Meter meiner Schwester nähern, dann breche ich Ihnen alle Knochen." Mustafa grinste nur und ließ den Anwalt seines jüngsten Bruders reden.
Alexa wartete auf den Bus, da sah sie den Typen aus dem Gericht kommen, aber bevor er wutentbrannt sie zu fassen bekam, konnte sie schnell in den Bus steigen. Aus der Fensterscheibe bemerkte sie noch, dass er mit irgendjemanden telefonierte.
"Hi Alexa! Sie schauen, als hätten Sie einen Geist gesehen." Im Bus ihr gegenüber saß ein Kollege ihres Bruders, er schien Claude zu heißen.
"So kann man es auch sagen. Wissen Sie etwas über die Verhandlung, an der mein Bruder zur Zeit arbeitet."
"Um was es genau geht weiß ich leider nicht und wenn ich es wüsste, ich dürfte es Ihnen nicht sagen. Sie wissen doch das Anwaltsgeheimnis. Soll ich mit Ihnen noch U-Bahn fahren, Sie scheinen sehr durcheinander zu sein."
"Nein, nein. Danke trotzdem."
"Immer wieder gerne. Hier ist meine Karte, falls Sie Rechtsbeistand benötigen." Alexa musste lächeln und stieg dann aus. Hatte sie etwa mit Claude geflirtet?, fragte sie sich. Ihr schien, dass dies so war und daran sicherlich der Alkohol schuld war oder fand sie Claude wirklich interessant? Freundlich war er ja.
Im Gericht gab es einen Aufstand, da Davids Mandant angeklagt wurde für weitere fünf Jahre hinter Gitter zu kommen, wieder einmal. Neben David saß seit kurzer Zeit sein Bodyguard. Er hatte ihn beauftragt, ihm Personenschutz zu geben, er würde sich in dieser Angelegenheit dann besser fühlen. Nachdem er jedoch in der Pause eine Auseinandersetzung mit Amirs Bruder hatte, glaubte er nicht mehr daran, dass sein Leben am seidenen Faden hing, sondern dessen seiner Schwester und er bat ihn, seine Schwester in Sicherheit zu bringen.
"Und Sie? Ich bin für Ihr Leben verantwortlich."
"Bitte gehen Sie. Das Leben meiner Schwester liegt mir am Herzen und wenn mir etwas passiert, seien Sie für sie da. Kein Aber..." Jason nahm den Hinterausgang des Gerichts, um Davids Schwester in Sicherheit zu bringen.
Jason parkte seinen Wagen auf der anderen Straßenseite und bemerkte schon auf der Straße, dass die Schwester seines Chefs nicht alleine war. Sie schien sich energisch zu wehren und der Unbekannte schlug sie, so dass sie zu Boden fiel.
"Warum waren Sie heute bei Gericht? Woher kennen Sie meinen Bruder? Wenn Sie mir nicht augenblicklich antworten, was ich wissen will, bringe ich Sie um und Ihr Bruder sieht Sie nie mehr lebend." Bevor Mustafa das jedoch in Angriff nehmen konnte, flog seine Waffe durch die Fensterscheibe. Alexa verschwand unter der Couch. Der Glastisch lag in Scherben, ein echter Picasso fiel von der Wand und wurde im Handumdrehen zerstört. Jason schleuderte Mustafa Richtung Heizungskörper und er lag mit einer Platzwunde bewusstlos auf dem Boden. Alexa rannte augenblicklich zu ihrem Wagen und raste in die Modelagentur, denn sie war sich sicher, dass er sie nicht einholen würde.
Sie zitterte und wäre beinahe in die Glastür gerast. Sie bat die Bodyguards am Eingang sie vor dem Mann zu schützen und rannte in ihre Kabine, die sie abschloss. Als die Bodyguards vor der Agentur keine Kanonen mehr in ihren Waffen hatten und nachladen mussten, stieß Jason die Glastür mit seinem Fuß auf, drehte sich einmal um sich selbst und schaltete die Männer mit seinem Fuß- und Handgelenk aus. Er nahm ihnen die Waffen ab, knebelte sie am Stuhl fest und stieß jede Tür auf. Alexa versteckte sich unter dem Schminktisch und wusste, dass auch ihr jetzt Gewalt angetan werden würde. Diese stieß der Mann jedoch nicht auf, sondern bat sie höflich:
"Bitte öffnen Sie die Tür. Ich möchte Ihnen nur helfen. Ihr Bruder schickt mich." Mit zittrigen Händen öffnete sie die Tür und sah in das Gesicht des Mannes, der wahrscheinlich die komplette Agentur zerstört hatte und auch noch zwei Menschenleben auf dem Gewissen hatte und mit ihm sollte sie mitgehen.
"Wir haben keine Zeit. Bitte kommen Sie!", bat er sie. Sie zog sich bequemere Schuhe an und er nahm ihre Hand. Schnellen Schrittes liefen sie zu seinem Wagen und er bat sie einzusteigen. Alexa wollte wissen, wer er war.
"Ihr Bruder bat mich, Sie an einen sicheren Ort zu bringen. Ich bin sein Bodyguard."
"Bodyguard? Mein Bruder hat einen Bodyguard? Warum denn das? Ich weiß davon gar nichts und warum lassen Sie ihn alleine?"
"Ich befolge Anweisungen und Ihr Bruder hat mich darum gebeten Sie in Sicherheit zu bringen. Ich bin Jason Transfer und Sie?"
"Das wissen Sie doch," antwortete Alexa verärgert.
Jason hielt am Straßenrand und entgegnete: "Ihr Bruder bat mich nur, Sie abzuholen und gab mir die Adresse, aber den Namen sagte er mir nicht. Wir sitzen im gleichen Boot. Ich wäre gerne bei Ihrem Bruder geblieben, aber ich hatte Anweisungen Sie wegzubringen also seien Sie nicht mehr verärgert. Wie ist also Ihr Name?"
"Ich habe im Moment keine Lust es Ihnen zu sagen, lassen Sie mich einfach in Ruhe."
"Okay." Jason schnaubte und fragte sich, warum er sich auf diesen Deal überhaupt eingelassen hatte.
Einige Stunden später schaute sie den Mann neben sich an und fragte ihn leise: "Wie ist Ihr Name und wer sind Sie?"
"Jason Transfer und ich bin Bodyguard."
"Alexa."
"Es freut mich Sie kennenzulernen," und reichte ihr seine Hand. Zaghaft legte sie ihre in seine und Jason schmunzelte.
"Ich habe Hunger."
"Ich muss gleich tanken, dann können wir im Imbiss etwas essen." An der Tankstelle angekommen, stieg Alexa aus, da bat Jason sie noch im Wagen sitzen zu bleiben.
"Soll ich etwa in Ihren Wagen pinkeln?"
"Okay, dann beeilen Sie sich aber." Alexa nickte. Sie rannte in den Imbiss und bat den Kassierer, den Mann aufzuhalten, wenn er nach ihr suchen sollte, der gerade seinen Wagen volltanken würde. Der Mann nickte und zeigte ihr den Hinterausgang. Sie glaubte ihm nicht, dass er im Auftrag ihres Bruders handelte und wollte nur noch weg und fliehen, da kam ihr der Wald hinter dem Imbiss gerade gelegen.
Jason hatte das Gefühl, dass in wenigen Minuten er und Alexa von Mustafas Leuten überfallen werden würde und um dies zu verhindern, suchte er den Imbiss auf. "Wo ist sie," stellte Jason den Kassierer zur Rede. Jason hätte es wissen müssen, dass sie fliehen würde.
"Wer?", antwortete dieser unschuldig.
"Die Frau, die Ihren Imbiss betreten hatte. Ich kann auch die Polizei rufen, dass Sie sich weigern mir zu helfen." Jason musste anscheinend aggressiver werden und drückte ihn gegen seine Kasse. Dieser antwortete zitternd: "Durch die Hintertür in den Wald."
"Danke." Er gab dem Kassierer noch eine harte Ohrfeige, dass er zu Boden sank und es ihm nicht möglich war, die Polizei zu rufen. Jason steckte seine Waffe unter seinen Anzug und rannte durch das Gestrüpp. Er war sich sicher, dass Alexa nur geradeaus lief und sich auch nach einigen Kilometern sicher war, dass er sie nicht mehr finden würde, daher nahm er eine Abkürzung. Und er hatte recht behalten. Alexa streifte langsamer durch den Wald. Erst als sie wieder ein Rascheln hörte und ihn sah, fing sie wieder an zu laufen, aber er war wesentlich schneller wie sie und ergriff ihren Arm.
"Sie tun mir weh. Was soll das?"
"Wir haben keine Zeit für Diskussionen. Ich habe Ihrem Bruder ein Versprechen gegeben, welches ich jetzt einlösen werde." Jason wusste, dass Alexa noch lange nicht nachgab und kurzerhand trug er sie auf seinen Schultern. Viel wehren konnte sie sich nicht, höchstens schimpfen.
Wie geahnt standen drei Limousinen in nächster Nähe, um Alexa zu holen. Jason stellte sie auf den Boden, blieb jedoch noch hinter dem Gebüsch und erklärte ihr: "Sehen Sie die Limousinen? Ich wusste es, dass sie kommen werden um Sie zu holen. Wären Sie nicht weggelaufen, wären wir jetzt nicht in der misslichen Lage."
"Und was machen wir jetzt?" Er schaute sie an, schüttelte den Kopf und fragte sich, wie sie dazu kam, überhaupt solch eine Frage zu stellen, denn die Entscheidungen trifft er immer und nicht noch eine zweite Person.
"Was wir machen? Wir müssen rennen und schneller an meinem Wagen sein wie diese ihren Wagen starten können."
"Das kann ich nicht."
"Das können Sie, schließlich konnten Sie soeben auch fliehen. Alexa haben Sie keine Angst, ich bin bei Ihnen." Jason ergriff fest ihre Hand und sie rannten los und Jason hatte recht behalten, dass sie eher an seinem Wagen waren wie diese ihren Wagen starten konnten.
"Wir haben es geschafft," freute sich Alexa.
"Wir sind da noch lange nicht durch. Wir müssen die Verfolger erst einmal abhängen." Alexa wurde es schwindelig und übel wegen Jasons rasante schneller Fahrweise. Vor allem war die Straße auch mit anderen Wagen besät und er schaffte es immer wieder sich aus der Misere heraus zu kämpfen. Ihre Verfolger hatten weniger Erfahrung und landeten entweder in einem Graben oder überschlugen sich, aber es kamen zum Glück nie andere Menschen zu schaden. Nach der Verfolgungsjagd entschuldigte sich Alexa für ihr schlechtes Verhalten.
"Entschuldigung angenommen. Ich habe hier in der Nähe einen Freund, dort könnten wir etwas essen, wenn Sie möchten." Alexa nickte.
Alexa ging davon aus, dass es ein Haus wäre und der Freund Koch sei, stattdessen standen beide in der Werkstatt seines Freundes. Es stank nach Metall, Öl und Benzin. Der bärtige Mann in seiner Arbeitshose übergab Jason zwei Flaschen Bier während er Jasons Wagen unter die Lupe nahm. Er nahm aber nicht nur den Wagen unter die Lupe, sondern schaute mehrfach zu Alexa. Jason war sich dessen bewusst, dass sein Freund Fragen beantwortet haben wollte.
"Deine Freundin?"
"Nein."
"Sie ist aber hübsch, sie würde gut zu dir passen. Wie bist du an sie gekommen?"
"Es ist kompliziert. Ich habe den Auftrag sie in Sicherheit zu bringen, daher bitte ich dich meinen Wagen gründlich zu untersuchen, ob es irgendwelche Probleme oder Schäden gibt."
"Wann ist es bei dir mal nicht kompliziert. Okay ich untersuche deinen Wagen auf mögliche Schäden."
Männer mit Schlagstöcken betraten Marcus Werkstatt und gaben Jason zu verstehen: "Unser Boss will das Mädchen haben."
"Und für was?"
"Das geht Sie nichts an."
"Ich glaube schon."
Alexa ärgerte sich über sich selbst, warum sie weggelaufen ist. Wäre sie nicht weggelaufen und hätte sofort Vertrauen in Jason gesetzt, wären sie jetzt nicht in der misslichen Lage. Wie sollte er es schaffen, diese acht Männer alleine zu besiegen, schließlich hatten sie Schlagstöcke bei sich. Sie versammelten sich um Jason herum und so schnell wie er seine Beine durch die Luft wirbelte, konnten Alexas Augen gar nicht wahrnehmen. Einer nach dem anderen fiel wie ein Sack zu Boden. Nach und nach entledigte sich Jason seiner Oberbekleidung, denn sonst hätte er sich nicht richtig wehren und den Gegner außer Gefecht setzen können. Nachdem alle acht Männer bewusstlos oder unter Schmerzen klagend auf dem Boden lagen, holte Jason aus seinem Kofferraum ein neues Hemd und zog es an. Alexa war von seinem nackten Oberkörper ganz angetan und überlegte schon, wie sie ihn dazu bringen könnte, dass er sich für sie ein zweites Mal so auszog.
"Jason es gibt keine Probleme mit deinem Wagen und was soll ich mit diesen machen, wenn sie wach werden?"
"Ruf die Polizei, sie hätten deine Werkstatt dazu benutzt, um sich gegenseitig zu schlagen. Am besten sofort!" Jason startete den Wagen und entschuldigte sich bei Alexa: "Tut mir leid, dass aus dem Imbiss bei meinem Freund nichts geworden ist. Aber in Frankreich gibt es noch etwas viel Besseres, was Sie sicherlich noch nie gegessen haben."
Jason und Alexa waren jetzt schon sechs Stunden ohne Pause im Wagen. Das zerrte an den Nerven und Jason parkte seinen Wagen auf einem Hügel und stieg aus. Alexa öffnete wenige Minuten später ihre Augen und entdeckte Jason am Rande des Hügels stehen. Sie ließ seinen Autoschlüssel in ihrer Jeans verschwinden und schlich auf ihn zu. Jason sah sie im Augenwinkel und drehte sich um.
"Ich dachte, Sie schlafen."
"Hatte ich auch. Sie sehen angespannt aus."
"Was Sie nicht sagen. Deshalb musste ich auch mal aufstehen."
"Verspannt sollte man kein Auto fahren. Ich kann gut massieren."
"Wir müssen weiter, kommen Sie oder soll ich Sie in den Kofferraum sperren?" Alexa schüttelte den Kopf und grinste, denn dies ging allein schon deshalb nicht, weil sie den Schlüssel hatte. Jason wollte sie wieder einfangen, aber sie trat einen Schritt zurück und hielt seinen Autoschlüssel in der Hand.
"Alexa, das ist nicht witzig. Steigen Sie ein und geben Sie mir den Schlüssel."
"Ich steig ein, wenn Sie sich ausziehen."
"Was soll ich machen?"
"Wie bei Ihrem Freund in der Garage. Ich war davon total berauscht."
"Ich konnte mich dann besser wehren."
"Jason bitte!"
"Okay." Er ließ seine Anzugjacke auf den Rasen fallen und fragte sie: "Gut so?"
"Nein. Ich will ein Stripties sehen." Jason schnaubte, legte seine Hände in seine Hüften und entschied sich, für sie das Spiel zu spielen, sonst würde sie nie Ruhe geben. Er ließ seinen Schlips fallen und während er die Knöpfe seines Hemdes öffnete, kam er auf sie zu und meinte: "Eigentlich müsste ich dich..."
"Aufs Kreuz legen?", fragte sie mit einem Hauch von Erotik.
"Vielleicht. Oder noch etwas Härteres."
"Ich stehe auf harte Sachen." Er ergriff sie fest im Arm und sie war überwältigt von seiner Stärke.
"Puh, aber nicht so stark."
"Alexa die Schlüssel. Stripties gegen Schlüssel."
"Neuer Deal. Küss mich." Flüchtig berührte er ihre Lippen und wollte seinen Autoschlüssel wieder haben.
"Jason bitte küss mich richtig als wäre es das letzte Mal. Ich habe das Gefühl, du hast in deinem Leben nie erfahren, was Liebe ist." Sie hatte wahrlich Recht und das würde er ihr zu einer gegebenen Zeit erzählen. Er küsste sie innig, während sie immer noch auf dem Hügel standen und dann gelang es ihm auch endlich an den Schlüssel zu gelangen. Er trug sie wie schon einmal und in der Nacht liebten sie sich auf dem Rücksitz seines Wagens.
Als Alexa wach wurde, lag sie noch auf der Rückbank während Jason bereits den Wagen starten wollte. Sie hatte die Möglichkeit noch vorne Platz zu nehmen. Sie lehnte ihren Kopf an seine muskulöse starke Schulter und sagte: "Weißt du wie ich mich fühle?"
"Nein."
"Sicher."
Alexa war überwältigt von dem Blick. Jasons Haus stand an der höchsten Stelle von Nizza und sie hatte einen atemberaubenden Blick auf die ganze Stadt auf der einen Seite und auf der anderen Seite glitzerte das Meer in grünen sowie blauen Farben. Auf Jasons Terrasse wartete bereits sein Freund und Inspector Jules auf sie beide. Jason hatte Alexa versprochen, dass sie in Frankreich etwas ganz Besonderes zu essen bekommen würde und dazu hatte er seinen Freund auch beauftragt. Der Tisch war mit den französischen Delikatessen gedeckt und Jules stand auf als er Jason und Alexa sah.
"Bonjour Mademoiselle. Ich bin Jules."
"Jules sie ist Dänin. Sie kann nur Dänisch und Englisch. Wäre es möglich, sich mit ihr auf Englisch zu unterhalten. Ich kann ihr unsere Sprache noch beibringen." Jules sah Jason verwirrt an, aber er nickte dann.
"Setzen wir uns doch. Ich habe herausgefunden, an was bereits Ihr Dad gearbeitet hatte und warum er das Mandat niedergelegt hatte. Ihr Bruder vertritt einen Amir Achamed. Er wurde vor Jahren schon beschuldigt Menschenhandel zu betreiben und sein Bruder Mustafa beauftragte Ihren Bruder die Sache neu aufzudecken, dass sein Bruder endlich entlassen wird, er habe seine Strafe abgesessen, jedoch fand die Polizei heraus, dass er nicht nur Menschenhandel betrieben hatte, sondern auch im Drogenkartell involviert ist, daher soll er weitere Jahre absitzen."
"Und sein Bruder hat einen Hass auf ihren Bruder, weil er Amir nicht helfen konnte," bemerkte Jason und fügte noch hinzu: "Nach der Urteilsverkündung gab es einen Aufstand und Ihr Bruder hat mich darum gebeten, Alexa in Sicherheit zu bringen."
"Wissen Sie wie es meinem Bruder geht?", wollte Alexa wissen.
"Nein, aber ich stehe mit den dänischen Kollegen in Kontakt und werde Sie Beide auf dem Laufenden halten."
"Danke."
David suchte die Kanzlei auf und schmiss die Akten zu Boden. Sofie wusste nicht, ob es David aufgefallen war, dass sie dem Tipp seiner Schwester gefolgt ist und sich umstylen ließ. Er schaute sie zwar kurz an und dann schimpfte er los, aber nicht mit ihr:
"Warum bin ich so blöd und übernehme einen Fall, den mein Dad schon früher niedergelegt hatte? Warum lasse ich mich nur auf so etwas ein? Wahrscheinlich hat mich das Geld gelockt, den Fall zu übernehmen. Und was ist daraus geworden? Ich habe eine Drogengang am Hals. Sie geben mir zweiundsiebzig Stunden, dass ich Amir aus dem Gefängnis bekomme, sonst werden sie meine Schwester finden und töten und danach mich."
"Reden Sie mit der Polizei oder geben Sie die Sache ans FBI. Die kennen sich am besten damit aus," meinte Sofie.
"Dann kümmern Sie sich darum. Aber wissen Sie was mich am meisten ärgert und was ich erst durch Mustafa erfahren musste?"
"Nein."
"Meine Schwester hat mich belogen, die ganze Zeit. Sie ist nicht in der Versicherungsbranche tätig, nein, sie zieht sich für den Playboy und Kataloge aus. Erotikwäsche. Und ich bitte auch noch meinen Bodyguard darum, sie in Sicherheit zu bringen. Sie wird bei nächster Gelegenheit mit ihm Sex haben, das weiß ich und ich bin so doof, fuck."
"David, Ihre Schwester ist erwachsen! Sie weiß, was sie will und lassen Sie Ihr Leben leben."
"Bestimmt nicht. Hat meine Schwester Sie bisher angerufen wo mein Bodyguard sie hinbringen wird?"
"Nein. Was haben Sie denn vor?"
"Ich habe eine Ahnung wo sie sein könnte. Ich bin nicht erreichbar!"
David eilte aus der Kanzlei in seinen Wagen und raste davon. Sofie wusste, dass David irgendwo die Telefonnummer seines Bodyguards in seinem Büro aufbewahrte und sie durchsuchte sein Büro. Als sie vom Boden aufstand, standen drei bewaffnete Männer vor ihr und fragten sie, wo ihr Chef sei. Stotternd gab sie zur Antwort, dass sie es nicht wüsste.
"Dann müssen Sie dafür mit Ihrem Leben bezahlen." Sie kam nicht mehr dazu, das FBI zu benachrichtigen. Die Männer rannten aus der Kanzlei und hielten eine Telefonnummer in ihren Händen, welche zuvor Sofie noch in der Hand hielt. Mustafa kontrollierte die Nummer und sagte dann: "Auf nach Nizza. Da werden wir sicherlich nicht nur David, sondern auch Alexa finden!"
Alexa stand in Jasons riesigem Haus verloren da. Er redete danach nicht mehr viel, sondern nur, er sei von der langen Fahrt müde und klar denken könne er erst wieder, wenn er geschlafen hätte. Sie selbst konnte noch nicht schlafen, dafür ist in den vergangen Tagen zuviel auf sie eingedrosselt, was sie erst einmal verdauen musste. Sie zog ihre Turnschuhe aus und schlich auf den eiskalten Fliesen von Zimmer zu Zimmer. Außer ein Zimmer ließ sie aus, denn dort schlief Jason. Sie hörte seinen lauten Atem.
In einem Zimmer machte sie einen Karton auf dem Schrank neugierig. Sie holte den Stuhl und holte den Karton nach unten. Auf dem Boden durchstöberte sie seine Fotos wie er als Baby, Kleinkind aussah. Wo er zur Schule ging. Ein besonderes Abzeichen lag im Karton. Ein Abzeichen für seine Dienste als Soldat. Er war oder ist Soldat, aber wie kam es dann dazu, dass er jetzt Bodyguard ist und ihren Bruder beschützte? Wie kam David an ihn? Oder an den Gedanken daran sich einen zu nehmen? Allmählich wurde auch sie müde, aber Alexa wollte nicht, dass er sie beim Schnüffeln erwischte, dabei war sie nur neugierig, was er für ein Mensch und Mann war, bei dem sie gerade war. Sie stellte wieder alles an seinen Platz und suchte sich eine Couch mit Decke im Flur.
Alexa zuckte zusammen als sie Geräusche hörte. Sie setzte sich auf und schlich durch das Haus wo die Geräusche herkamen. Sie entdeckte Jason am Herd stehen mit einem Pullover und er schien das Frühstück zuzubereiten. Sie suchte die Küche auf und grüßte: "Hi."
"Bonjour Alexa. Gut geschlafen?"
"Ähm ja."
"Ich wusste nicht, was Sie trinken wollen, daher habe ich Kaffee und Tee gemacht."
"Was trinken Sie denn immer?", fragte Alexa neugierig.
"Kaffee."
"Dann trinke ich auch einen Kaffee." Sie schaute ihn verliebt an und musste immer noch an die Nacht denken, als sie auf dem Rücksitz seines Wagens miteinander schliefen, aber ihr schien so, dass er ihr aus dem Weg ging und es für ihn nur ein Ausrutscher war. Dem wollte sie auf den Grund gehen, weshalb er ihr gegenüber so verhalten war.
"Wenn Sie meinen Bruder beschützen, ist der Weg in Ihr Zuhause recht weit. Sie haben von Ihrem Zuhause gar nichts."
"Alexa, ich liebe die Ruhe am frühen Morgen." Er wollte auf ihre Frage nicht weiter eingehen oder sie beantworten.
"Entschuldigung." Jason stand auf und drehte sich in der Küche um.
"Es ist mir jetzt zu ruhig, das gefällt mir gar nicht." In diesem Moment schlug im Dach eine Bombe ein und Beide konnten sich gerade noch unter den Tisch retten.
"Wir müssen hier weg." Durch die Fensterscheiben flogen die Kugeln eines Maschinengewehrs. Jason half Alexa in seinen Aufzug, der in ein unterirdisches Versteck führte. Alexa sollte in einen Brunnen mit Wasser springen, aber sie hatte Angst.
"Alexa, willst du sterben? Über uns bricht alles zusammen. Wir springen jetzt." Er wusste was er da tat, daher sprang Alexa mit Jason in den tiefen Brunnen. Er tauchte kurz ab und kam mit einer Sauerstoffmaske zurück. "Schön gleichmäßig hier durchatmen, okay?" Sie nickte ängstlich.
Für Alexa kam es wie eine Ewigkeit vor, da sie noch nie durch das offene Meer getaucht ist. Aber wollte er sie umbringen, hätte er dies schon längst getan, warum gerade hier?, fragte sie sich. Dem war jedoch nicht so, sondern neben einem Boot in einer Halle tauchten sie wieder auf und er half Alexa aus dem Wasser. Er versuchte aus einem Sicherungskasten die Stromkabel miteinander zu verbinden, so dass er im Haus Strom hatte. Beide waren pitschnass und Jason redete sozusagen mit sich selbst, was jedoch Alexa nicht entging. Alle Türen die er öffnete, lief sie ihm hinterher und entledigte sich ihrer nassen Kleidung. Als er das letzte Zimmer erreichte drehte er sich zu ihr um und sagte: "Ich wollte dich nur an einen sicheren Ort bringen und was ist geschehen? Mein Haus wurde in die Luft gesprengt. In was bist du verwickelt, dass dein Bruder mich darum gebeten hat, dich weg zu bringen?"
"Nichts. Ich habe wohlmöglich mit dem Bruder seines Mandanten gesprochen, eher er mit mir und ich stieß ihn von mir weg. Mehr weiß ich auch nicht. Vielleicht ist er der Drahtzieher von allem. Jason ich möchte das wieder gut machen wegen deinem Haus und meinem Bruder." Sie stand nur in ihrer erotischen Unterwäsche vor ihm und er wandte sich von ihr ab, dann jedoch wieder zu ihr: "Ich mag nicht, wenn es kompliziert wird."
"Du willst es lieber einfach," bemerkte Alexa und drückte ihm einen Kuss auf seine Lippen. Er schob sie von sich weg, jedoch lagen seine Hände immer noch auf ihren zarten Schultern. Er musste sich eingestehen, dass er Alexa sehr sexy in dieser reizvollen Unterwäsche fand und drückte sie im Wohnzimmer auf den harten Holztisch und küsste sie energisch. Er riss ihr das Höschen und den BH von ihrem Körper und begehrte sie noch mehr wie das erste Mal in seinem Wagen. Mit nur einem Leinentuch bedeckt lagen sie auf seinem Holztisch mitten im Wohnzimmer.
"Vertraust du mir?", wollte Jason nach einer Weile von ihr wissen.
"Ja."
"Und warum zitterst du dann?"
"Nicht aus Angst, ich friere." Jason hob sie vom Tisch hoch und beide nahmen eine heiße Dusche. Danach kuschelten sie sich für eine Weile in sein Bett.
"Du hattest vor einigen Tagen auf dem Hügel zu mir gesagt, ich hätte früher keine Liebe erfahren," begann Jason seinen Satz. "Du hattest Recht. Meine Eltern haben sich nur gestritten und wenn ich mir etwas gewünscht habe, wurde ich geschlagen. Ich war immer der Überzeugung gewesen, dass ich es erben werde, da ich nicht wusste, was Liebe bedeutet und ist."
"Und wie siehst du es jetzt? Ich kann zumindest nur sagen, du hast zwar auch eine grobe Seite an dir, aber du kannst auch sehr zärtlich sein!"
Jason drehte sich zu ihr um und entgegnete: "Das weiß ich jetzt, seit ich mit dir im Wagen und jetzt geschlafen habe. Mir ist aufgefallen, dass du Jungfrau warst. Ich war also der erste Mann in deinem Leben ausgenommen deinem Bruder."
"Ja, du warst der erste und wirst auch der letzte sein. Ich will mit keinem anderen Mann zusammensein außer mit dir. Meine Mom sagte immer, dass man solange warten soll bis man den Richtigen gefunden hat."
"Und der soll ich sein, obwohl ich so grob zu dir war?"
"Ja das warst du, aber die Gründe kenne ich. Ich war eine Idiotin. Es war nicht deine Absicht, sondern nur Besorgnis."
"Nein einer Frau würde ich keine Leiden zufügen. Wir sollten uns etwas ausruhen, die nächsten Tage werden wieder anstrengend genug werden."
Jason weckte am nächsten Morgen Alexa und als sie ihre Augen öffnete, erklärte er ihr: "Ich werde deinem Bruder helfen und fahre zurück nach Dänemark, schließlich war ich bisher auch immer für ihn da. Fühle dich wie zu Hause. Hier bist du sicher und niemand kennt die Adresse dieses Hauses, auch nicht Jules."
"Nein. Ich komme mit, schließlich wollen die mich ja haben."
"Du bleibst hier. Ich verspreche dir, ich werde wieder kommen!" Jason gab ihr einen zärtlichen Kuss, nahm seinen Rucksack und Autoschlüssel. In diesem Moment klingelte es an der Haustür. Die Beiden sahen sich an und Jason bat Alexa sich anzuziehen. Es wäre wohl doch nicht verkehrt, wenn er sie mitnehmen würde und fragte sich, wer dies sein könnte.
"Benutze die Hintertür und öffne den Wagen, starte ihn mit dieser Kombination und fahre vor das Haus," flüsterte er ihr ins Ohr und gab ihr einen Kuss. Vor allem aber gab er ihr den Wagen, dass sie fliehen konnte, wenn er nicht die Möglichkeit hatte mitzukommen. Er öffnete die Tür nachdem Alexa die Tür seines Wagens geöffnet hatte und herein trat nicht etwa Mustafa, sondern angetrunken David. David drückte ihn an die Wand und schnürte ihm fast die Kehle zu: "Hast du mit ihr geschlafen? Alexa ist meine Schwester. Niemand vergreift sich an meiner Schwester. Ich bringe dich lebenslänglich hinter Gitter," schrie er Jason an mit einer Wodkaflasche in der Hand.
Alexa entging es nicht, sie hatte ihren Bruder gehört und stieg nochmal aus Jasons Wagen. "Ach meine Schwester, die große Lügnerin. Von wegen Versicherungsangestellte, du bist Model. Kein Wunder, dass du an ihm wie eine Klette hängst. Jason steht sicherlich auf solche Frauen.."
"David, sei still. Du bist ja betrunken! Hör auf uns zu beleidigen und ich bin nicht mehr deine kleine Schwester. Ja ich bin Model für Erotikwäsche, das ist aber auch ein Beruf wie jeder andere." Nun trat auch noch Mustafa in Jasons Haus ein und musste höhnisch grinsen: "Störe ich etwa die Familienversammlung? Du scheinst betrunken zu sein, daran bin ich aber nicht schuld, oder?" Da David auf dem Boden lag und sturzbetrunken war, spürte er nicht den Schmerz, den Mustafa ihm zuzog. Da Mustafa gerade abgelenkt war, nahm Jason Alexas Hand und bat sie in die Stadt zu fahren und Jules zu informieren. "Fahr los und beeile dich," bat Jason Alexa flüsternd.
Als Jules mit seinen Kollegen nach einer Stunde mit Alexa ankamen, war der Spuk vorbei. Mustafa, seine Leute und Alexas Bruder saßen an einen Stuhl geknebelt festmmit einer Platzwunde in ihren Gesichtern. Die Waffen lagen auf dem Boden. Zuerst wollte Jason Alexa fragen, weshalb es solange gedauert hätte, aber Jules hielt ihn zurück: "Ich wollte ihr nicht glauben und habe sie aufgehalten. Es tut mir leid Jason. Und was sollen wir mit diesem da machen?", wollte Jules wissen.
"Frag sie," antwortete Jason.
"Am besten auch für zwei Tage ins Gefängnis, damit mein Bruder wieder normal wird und danach könnten Sie ihn ausfragen, was er gegen Jason hat. Wenn er es Ihnen gesagt hat, rufen Sie mich unter dieser Nummer an."
"Okay."
"Danke für alles mein Freund. Vielleicht bleiben wir in Kontakt. Ich werde jetzt Dänisch lernen. Au Revoir!" Jules stand alleine in Jasons Einfahrt von seinem zweiten Wohnsitz und wusste nicht, was er dazu sagen sollte.
Alexa lehnte sich wieder an Jasons Schulter und sie lächelte ihn an. Er kaufte für sie beide ein Haus versteckt in den Dünen und Alexa machte ihren eigenen Dessousladen auf weit ab von der Agentur und der Kanzlei ihres Bruders. Er hatte ihr auch nach seinem alkoholisiertem Zustand nicht vergeben. Immer quälte er sich noch mit der Frage, warum sie ihm nichts erzählt hatte. Alexa wusste es. Weil David es niemals zugelassen hätte, deshalb. Jetzt wollte sie die schlimmen Dinge hinter sich lassen und positiv nach vorne blicken und mit wem konnte sie das nicht besser machen als mit Jason.
Jason parkte seinen Wagen unter dem Carport, hob Alexa in seine Arme, so fest wie sie es mochte und zog sie im Haus abrupt aus: "Das hatte ich bisher noch nie gesagt, aber jetzt mach ich es endlich. Ich liebe dich!" Alexa war überwältigt, dass er sie tatsächlich liebte und sie ihn nicht nur befriedigen musste. Aus Liebe wollte er zu ihr ziehen, ein gemeinsames Liebesnest kaufen, Dänisch lernen und alles andere. Deshalb hatte er auch die Idee, dass sie sich selbstständig machen sollte. Alexa gab ihm in ihrem nackten Zustand einen zärtlichen Kuss und antwortete auf Dänisch, weil sie sicher war, dass er das verstand: "Jeg elsker dig for meget. Sov med mig."
Ende
Tag der Veröffentlichung: 24.05.2019
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