Es war zwar eine weite Reise gewesen, aber für Noen hatte es sich mehr nach einer kleinen Wanderung angefühlt, auch, wenn die Tage lang und die Nächte viel zu kurz gewesen waren. Immerhin war es nicht das erste und sicherlich auch nicht das letzte Mal, dass er eine solche Reise zurücklegen würde. Er hatte ein Ziel und dieses Ziel hielt er sich tagtäglich vor Augen und würde alles tun, um es zu erreichen, koste es, was es wolle! Als die Sonne bereits am Horizont verschwand und den Himmel in ein Abendrot tauchte, erreichte Noen schließlich das Bruchtal. Wann war er das letzte Mal hier gewesen? 5 Jahre? 10 Jahre? Oder war es womöglich noch länger her? Er wusste es nicht mehr genau, er hatte das Zeitgefühl für diese Dinge verloren. Zwar war jede seiner Erinnerungen klar, es sei es gestern gewesen, dass er die Dinge erlebt hatte, aber genau das, was der tückische Fehler: So konnte er nie genau einordnen, wie lange die Ereignisse her waren. Mit einem Seufzen fuhr er sich durch die Haare und machte sich daran, eine Unterkunft zu finden, in der er die Nacht bleiben könnte. Am nächsten Morgen, würde er dann sehen, was er hier tun konnte, um seinen Plan ein Stückchen weiter in die Tat umzusetzen.Aber schließlich sah es so aus, als sei die einzige Möglichkeit hier zu übernachten, sich einen Gemeinschaftsraum mit anderen zu teilen. Eigentlich ging Noen ein solches Angebot bereits gegen seine Prinzipien, er mochte schon die Anwesenheit anderer Rassen in der Nähe seiner Schlafplätze kaum und jetzt sollte er sich auch noch einen Gemeinschaftsraum mit Wildfremden teilen? Er hätte den Elben zu gerne ins Gesicht gesagt, was er von dieser absurden Idee hielt, aber er hatte genug Selbstbeherrschung, um es gerade noch sein zu lassen. Er war hier Gast in diesem Tal und wenn er seine Ziele erreichen wollte, durfte er unter gar keinen Umständen zu früh Aufsehen erregen. Und noch viel weniger durfte klar sein, dass er es war, der hinter eventueller Aufregung steckte. Also bedankte er sich auf die höflichste Art und Weise für die Unterbringung in diesem seltsamen Gemeinschaftsraum und begab sich auf die Suche danach, nur um festzustellen, dass er sichtlich schwer zu finden war.
Auch Alamendriel war sehr weit gereist. seit drei Jahren hat die Halbelbin ihre Wahlheimat schon nicht mehr gesehen, seit zwei Jahren mied sie diese. Ihre Reise hatte sie fast durch ganz Eriador geführt. Nun war sie in Bruchtal und saß alleine im Kaminzimmer abseits von Elronds Heim. Die Sonne ging bereits unter. Sie hatte Glück, hier noch eine Unterkunft, eine Wohnung in den Bäumen Bruchtals gefunden zu haben. Noch saß sie jedoch mit einem warmen Tee vor dem Feuer. Elrond hatte ihr die letzte freie Wohnmöglichkeit gegeben, die allerdings so groß war, dass es möglich war, dass noch jemand hinzukommen würde. Es war eher so etwas wie ein Gemeinschaftsraum hoch in den Bäumen Bruchtals, zu dem eine lange Strickleiter hinauf führte, als einziger Zugang. Alamendriel trank also ihren Tee aus, steckte ihre elbischen Lembas ein und machte sich auf die Suche, nach dem ihr zugeteilten Wohnhaus. Mit erhobenem Kopf suchte sie die Bäume nach dem großen Baumhaus ab, doch es musste versteckter liegen als sie gedacht hatte. Alamendriel war einst in Bruchtal geboren, doch nie lernte sie ihre Heimat kennen. Das war wohl jetzt ihr Nachteil. mit ihren 50 Jahren war Alamendriel noch eine recht junge Heranwachsende, doch sie hatte schon vieles von Mittelerde oder Hinnenlande, wie es die Elben nannten, gesehen. "Wo ist denn bloß dieses Haus?", fragte sie sich selbst laut. Noen bemerkte sie junge Frau, wie sie laut mit sich selbst redete, wurde hellhörig und kam auf sie zu. "Sagt, kann es zufällig sein, dass Ihr auf der Suche nach einer Gemeinschaftsunterkunft seid? Dann suche ich nach selbiger.", sprach er sie mit einem freundlichen, aufrichtigen Lächeln an. Nun ja, zumindest war es ein überzeugtes Lächeln dieser Art, wenn auch nicht ein einziger Teil davon wirklich echt war, er war eben gut darin, sich zu verstellen. "Was? Oh verzeiht! Ja Herr, ich habe den Raum nur noch nicht gefunden. Er muss sich tiefer im Wald befinden!", sagte sie mit einem hübschen, höflichen, aber zarten Lächeln. "Ich verstehe.", erwiderte er, "Dann sollten wir wohl weiter suchen und hoffen, sie bald zu entdecken.", meinte er. "Habe ich richtig gehört, Herr, Ihr sucht den Gemeinschaftsraum ebenso?", fragte sie und wandte sich aber schon wieder ab, und begann wieder umherzuschauen und zu suchen. Noen musste es sich mühsam verkneifen, nicht genervt mit den Augen zu rollen und seine höfliche, freundliche Fassade aufrecht zu erhalten. Es konnte doch nicht so schwer sein, diese Gemeinschaftswohnung zu finden, also wirklich! "Mal sehen, wer den Raum zuerst findet.", sagte er zu der Frau, begab sich auf die Suche, tiefer in den Wald hinein und würde schließlich tatsächlich fündig.
Eine Strickleiter führte in die Wohnung in den Bäumen und mit einem Seufzen machte er sich daran, sie zu erklimmen und besah sich das Innere des Gemeinschaftsraumes. Immerhin gab es einen Kamin, ein paar ordentliche Betten und es war nicht so eng, wie er befürchtet hatte, also ließ er sich auf das Bett in der hintersten Ecke sinken und entfachte mit einer geflüsterten Formel das Feuer im Kamin, um den Raum zu heizen. Ein weiterer Gast erreichte das Zimmer in den Bäumen, ein Elb. "Seid gegrüßt! Wie mir scheint, bin ich in der Tat nicht der Einzige, der diesem Zimmer zugewiesen wurde." Er sah Noen an, Alamendriel schien er nicht zu sehen. Alamendriel hatte sich das Bett in der anderen Ecke des Raumes gesucht und befand sich dabei scheinbar in einer so dunklen, unübersichtlichen Ecke, dass weder sie den Mann sah, zu dem diese melodische Stimme gehörte, noch dass er sie gesehen hatte. Sie lugte vorsichtig um die Ecke, wer hier gerade angekommen war: Ein Elb! Es erreichten noch weitere Gäste das Zimmer, sodass es sich nach und nach ein wenig füllte. So langsam wurde es recht eng. aber es wäre ja auch nur für eine Nacht. Morgen würden sicherlich einige aus den anderen Baumhütten weiterziehen. Dann könnten einige von ihnen in die freigewordenen Wohnungen ziehen. Sechs Leute waren nun hier, nicht gerade wenig also. Der Tag war nun bereits vorüber und nach und nach legten sich alle schlafen.
Es war grauenvoll gewesen, wie voll dieser Gemeinschaftsraum geworden war und nur das seltsame Auffachen der Flammen verriet Noens innere Unruhe darüber, auch, wenn das niemand der Anwesenden zu deuten wusste. Er hatte deutlich gespürt, was mit dem Mädchen, das herein gekommen war, los gewesen war. Als Magier war es für ihn ein leichtes gewesen, sich vor ihrem Einfluss zu schützen, aber wofür er sich nicht schützen konnte, war die Nacht mit all diesen Leuten zu verbringen, ob ihm das passte oder nicht...und es passte ihm überhaupt nicht, sodass fast die ganze Nacht kein Auge zutat und erst schlief, als er sicher war, dass alle Anderen schliefen und natürlich erst, nachdem er einen Schutzzauber auf sich gesprochen hatte.
Die Nacht dauerte nicht lange. Es wurde recht stickig in der Zeit, sodass empfindsame Seelen schon früh erwachten. Die Sonne zeigte ihren schönsten Morgenschimmer und erweckte die Bewohner Bruchtals mit ihren hellen, farbenfrohen Strahlen. Alamendriel stand leise auf. Sie wollte niemanden wecken. Sie nahm ihre Sachen und kletterte sie Strickleiter herunter, so leise sie konnte. Sie konnte Ja nicht ahnen, dass mindestens zwei von ihnen schon vor ihr wach geworden waren. Alamendriel hatte ihre Sachen schon vorher von der Strickleiter aus nach unten geworfen. Den Köcher und ihren Bogen jedoch hatte sie sich umgeschnallt gehabt.
Vermutlich war es Noens Zauber zu verdanken, dass dieser als erstes aufwachte und somit mitbekam, wie die junge Frau, die kurz nach ihm aufwachte, das Baumhaus verließ. Wohin sie wohl so früh am Morgen, still und heimlich ging? Das wollte er sich lieber einmal genauer ansehen, nicht, dass sie seinen Plan noch irgendwie gefährdete. Er sprach einen kleinen Zauber, der dafür sorgte, dass sie ihn nicht bemerken würde- außer er würde das wollen, verstand sich- und folgte ihr unauffällig auf leisen Sohlen...
Unten angekommen nahm sie ihre Sachen und ging langsam den Hügel hinab. Besser gesagt, sie schlenderte. Ihr Weg führte sie Richtung der Brücke von Bruchtal, runter zum Fluss. Dort angekommen, stand ein großer Uralter baum, der Alamendriel wie auf Magische weise anzog. Unter ihm stand eine Bank auf der sie ihre Sachen ablegte, sogar den Köcher mit ihren Pfeilen und Ihren großen, verzierten Langbogen auf feinstem Lebethronholz. Dann ging sie mit den Füßen ans Wasser.
Noen folgte der jungen Frau bis hin zu dem großen Baum, der eine seltsame Ausstrahlung hatte, wie der Magier feststellen musste. Die Elbin legte ihre Sachen auf die Bank darunter und ging mit den Füßen ans Wasser.
Kopfschüttelnd trat er näher herein, warf einen Blick, auf ihre Besitztümer.
"Ganz schön leichtsinnig, findet ihr nicht? Eure Sachen einfach unbeaufsichtigt hier liegen zu lassen.", stellte er fest und sah zu ihr herüber. Jetzt sollte sie ihn trotz seines Zaubers- den er auch so gleich löste, bemerkt haben.
Alamendriel schrie vor Schreck auf und band schnell die Schleife ihres Oberteils wieder zu, die sie kurz vorher geöffnet hatte. Noen hob daraufhin beide Augenbrauen an. "Ihr....Ihr seid es! Habt Ihr mich erschreckt! Ich....dachte nicht, dass.... sonst hätte ich nicht...", druckste sie und wies auf ihre Sachen. Dann ging sie aus dem Fluss und eilte zu ihren Sachen, griff als erstes nach ihrem Bogen. Da ist jemand aber ganz schön schreckhaft und leichtsinnig wie mir scheint, man sollte mit so etwas rechnen, dachte er sich, sprach diese Gedanken aber nicht aus. "Ja, ich bin es und ich weiß, dass ich euch erschreckt habe, Euer Schrei war nicht zu überhören und schon in Ordnung, aber Ihr solltet ihre Sache nicht aus den Augen lassen, selbst, wenn Ihr Euch alleine glaubt.", stellte er fest, doch auf ihre misstrauische Frage hin, grinste er leicht schelmisch. "Warum seid Ihr mir gefolgt?", fragte sie misstrauisch, bereit ihren Bogen zu spannen, wenn sie müsste. "Warum ich euch gefolgt bin? Die Antwort darauf ist doch ganz einfach: Weil ich es wollte. Der Grund dahinter ist zweitrangig."
Der Kerl war seltsam, was sie ihm auch gleich zu verstehen gab: "Ja...Ich hatte Euch gar nicht gehört! Ihr wart wohl sehr leise im Hinterherschleichen...Ach ja, im Übrigen: Wir befinden uns hier in Bruchtal, hört Ihr? Normalerweise halten sich zwielichtige Gestalten von hier fern. Somit hat man nichts, worauf man Acht geben muss!" Sie sagte es als sei es einfach nur eine Erklärung, aber wer mit der zwielichtigen Gestalt gemeint war, war offensichtlich.
Oh wie gerne hätte Noen ihr nun den Mund gestopft...alleine schon für den Satz mit den zwielichtigen Gestalten! Er wusste sofort, wer gemeint war und als Anarener war er entsprechend leicht reizbar. In seinem Inneren brodelte es bereits, aber- seiner Selbstbeherrschung sei Dank- nach außenhin merkte ihm das keiner an.
"Glaubt mir meine Liebe, es ist egal, wo ihr auf der Welt seid, es wird immer jemanden geben, der Anderen schaden will und niemand kann leben, ohne ein anderes Leben auszulöschen oder ohne jemanden zu verletzen. Glaubt mir...", erwiderte er, wirkte mit einem Mal seltsam bedrückt und für einen kurzen Augenblick, sah man es in seinen Augen aufleuchten, bevor er sich wieder verstärkte...dieser Schmerz. Alamendriel wurde augenblickrich mild. Wenn sie ein gespühr für etwas hatte, dann, wenn Leute eine schwere Last mit sich trugen. "Verzeiht, wenn ich Euch verletzt habe....Ich wollte Euch mit nichts zu nahe treten!", sagte sie. Noen fragte sich was denn jetzt sollte. Glaubte sie etwr, dass es ihre Schuld war, dass sie ihn verletzt hatte?
Er wandte sich ihr zu, schüttelte den Kopf.
"Ihr braucht euch nicht zu entschuldigen, Ihr könntet mich gar nicht verletzen, selbst wenn Ihr das wolltet. Das kann nur jemand, der mir etwas bedeutet und ich denke nicht, dass man behaupten kann, dass Ihr zu diesen Person zählt.", stellte er fest. Was sie aus diesen Worten herauslas, überließ er ihr selbst. Aber wenn sie nicht dumm war, würde er schon verstehen, was er damit gemeint hatte. Noen war klar, dass dies wieder einer der Momente gewesen war, in dem sein Mundwerk schneller reagiert hatte, als sein Kopf, aber er konnte die Worte nun nicht mehr zurücknehmen, da sie seinen Mund bereits verlassen hatten und so beließ er es fürs erste dabei. Es brauchte eben nichts über verschüttete Milch zu weinen, wie er schon des öfteren festgestellt hatte. "Nun ja, natürlich kann ich Euch nichts bedeuten, wir kennen uns ja auch nicht!", sagte sie, mehr um sich selbst etwas hinter einer kleinen, unsichtbaran Mauer zu verstecken, denn Alamendriel wusste nicht so recht, wie sie diesen Kerl einschätzen sollte. Einerseits war er so finster, machte einem fast schon Angst, andererseits könnte es dafür auch einfach einen guten Grund geben, der sie nichts anging, und er konnte auch nett sein, wenn er wollte. "Aber zumindest das Nicht-kennen kann man ja ändern. Ich habe mich noch nicht vorgestellt, glaub ich? Mein Name ist Alamendriel", sagte sie und deutete höflich wie sie war einen Knicks an. Noen setzte wieder seine Fassade, das freundlich Lächeln, auf, als die junge Dame sich vorstellte und erwiderte ihre Höflichkeit mit einem anerkennenden Nicken. "Sicherlich können wir das mit dem Nicht-kennen ändern, das ist ja kein großes Kunststück. Ihr könnt mich Noen nennen, Alamendriel.", sagte er, strich sich die Haare hinters Ohr und war mehr als erleichtert darüber, dass er sich diesen Decknamen zugelegt hatte. Alamendriel beobachtete fast schon wie hypnotisiert die Bewegungen Noens. Dann schüttelte sie ein wenig benommen den Kopf und wandte sich ab. Hatte sie ihn da etwa gerade angesterrt? Ihn, seine Haare, seine Augen???Sie hofte sehr, er habe es nicht bemerkt. Noen hingegen spürte Alamendriels Blick nur allzu deutlich, ignorierte ihn aber gekonnt. "Mögt...Ihr Euch zu mir setzen?", fragte sie ihn, nahm ihre Sachen von der Bank und setzte sich auf die rechte Seite. "Sicherlich, warum nicht? " Er lächelte weiterhin sein falsches, freundliches Lächeln und ließ sich auf der linken Seite der Bank nieder, nachdem sie ihre Sachen weggeräumt hatte."Ein wenig sitzen an der frischen Luft hat bekanntlich noch niemandem geschadet.", erwiderte er, sah kurz in Richtung Wald, dann wandte er sich wieder der Elbin vor sich zu. Alamendriel grinste ungläubig. Irgendetwas hatte dieser Mann an sich, das sie verwirrte, aber auch gleichzeitig zu faszinieren schien. Aber ihr Grinsen war in Noens Augen leicht fraglich . War es so toll, dass er sich zu ihr gesetzt hatte? Ja, er war toll, aber diese Geste doch nicht! Naja, wenn sie sich über so etwas freuen sollte, sollte ihm das auch recht sein, er hatte jedenfalls kein Problem damit. "Ihr...wart noch nie hier, habe ich Recht?", fragte sie ihn, um die Stille zu durchbrechen. it einem falschen, sanften Lächeln erwiderte er: "Nein, ich war schon einmal hier, es ist nur schon lange her, dass ich das letzte Mal hier war!".
"Das Glück hatte ich nicht!", sagte sie. "ich bin hier geboren, habe dieses Tal aber nie kennenlernen dürfen!", sagte sie. Ihre Stimme war plötzlich recht leise geworden und sie sah in die Ferne. "Ich habe schon so viel in meinem Leben gesehen, dass es für zwei reicht", sagte sie und breitete leicht die Arme aus. "Doch hier...hier war ich nie. Obwohl dies eigentlich der richtige Ort ist..." Mitten im Satz brach sie ab. sie bereute, was sie gerade für ein dummes Zeug redete, das ihn weder interessierte, noch etwas anging. Sie räusperte sich kurz und schwieg. Eigentlich interessierte es Noen nicht die Bohne, was die Elbin ihm alles sagte, aber alleine schon, um seine freundliche Fassade aufrecht zu erhalten, hörte er trotzdem zu, nickte ab und an, als Zeichen, dass er auch zuhörte und nicht mit den Gedanken ganz woanders war. "Musstet Ihr Eure Heimat verlassen, dass ihr nichts hier von gesehen habt? Ich meine, das klingt so, als wärt Ihr nicht freiwillig von hier fort gegangen, um die Welt zu sehen, sondern als hättet Ihr gehen müssen.", stellte er fest. Alamendriel kicherte. "Fragt Ihr aus Höflichkeit, oder sollte es Euch tatsächlich interessieren?", fragte sie zurecht. Auch, wenn Noen die Sache nicht wirklich kümmerte, jetzt war er immerhin neugierig geworden und wollte auch wissen, warum das so gekommen war, wenn er sich die halbe Geschichte nun schon hatte anhören müssen. Auf das Kichern und die Frage der jungen Elbin hin, zuckte er mit den Schultern. "Vermutlich Beides. Aus Höflichkeit hätte ich sowieso gefragt und jetzt, da ihr mir einen Teil eurer Geschichte erzählt habt, bin ich nun einmal auch etwas neugierig geworden, wie ich gestehen muss.", erwiderte er ehrlich und fragte sich, warum er gerade so aufrichtig war. Nicht, dass er normalerweise nur log, aber er wich jeglichen Fragen und Antworten in der Regel gerne aus, aber seit er hierher gekommen war...naja vielleicht lag es auch einfach daran, dass er die Fassade gut aufrecht erhalten wollte. Ja, vermutlich war es das. dann fiel die Elbin wieder in seine gedanken. "Aber Recht hateet Ihr mt Eurer vermutung. Freiwillig bin ich nicht gegangen. Ich...habe meine Eltern nie kennengelernt!", sagte sie. "Demzufolge wuchs ich woanders auf. Nun ja...". Noen nickte. "Ich verstehe. Sind eure Eltern...ums Leben gekommen und Ihr deshalb an einen anderen Ort gekommen? Ihr müsst mir das natürlich nicht beantworten, es geht mich ja im Grunde nichts an.", fügte er hinzu. "Nein ist schon gut", winkte die Halbelbin schnell ab. "Ich kenne beide ja nicht, darum geht es mir nicht so nah!", sagte sie. "Soweit ich weiß, ist mein Vater wohl getötet worden, was jedoch mit meiner Mutter geschehen ist, weiß ich nicht. Es mag wie eine fantasielose geschichte wirken, doch bin ich damals entführt worden. Darum weiß ich nicht, was mit meinen Eltern geschehen ist. Nun bin ich seit einiger Zeit auf der Suche nach ihnen. Die suche nach meinem Vater endete irgendwie bereits bei der Nachricht seines Todes!", sagte sie, und am Schluss wirkte ihre Stimme doch recht belegt. "Das ist alles, was ich weiß!"
Noen hörte nun, da er aus Neugierde gefragt hatte, auch entsprechend interessierter zu, nickte hier und da, jedoch dieses Mal automatisch und nicht, um besonders aufmerksam zu wirken, er war dieses mal ganz einfach aufmerksam. "Ich verstehe, das tut mir leid, aber so etwas in der Art habe ich mir schon gedacht. Ich hoffe Ihr werdet Eure Mutter finden, wenn es für euren Vater auch zu spät sein mag.", erwiderte er, dann wandte er seinen Blick zum Himmel. "Diese Welt...ist vollkommen verdorben, solche Dinge geschehen alltäglich. Es wäre besser...wenn die Welt von neuem beginnen würde, findet ihr nicht auch?", murmelte er und es war nicht sicher, ob er das zu sich selbst gesagt hatte oder zu der jungen Elbin neben sich. Alamendriel folgte währenddessen seinem Blick gen Himmel. "Wie Recht ihr doch habt!", sagte sie seufzend. "Und zwar ganz von vorne! Wie um alles in der Welt kann man ein kleines Kind aus den Armen seiner Eltern reißen?" Die Welt ist schlecht, sehr schlecht!", sagte sie.
"Ja, die Welt sollte von Neuem beginnen. So schnell wie nur irgendwie möglich...damit all das schlechte verschwindet und niemand mehr ein solches Verbrechen begehen kann. Ein Kind aus den armen seiner Eltern zu reißen ist sehr, sehr grausam, genauso wie viele andere Dinge, die in dieser Welt geschehen, aber...das wird sich ändern.". Es war fast schon eine Feststellung, gerade zu ein Fakt, wie er das sagte, als wäre er vollkommen überzeugt davon, dass das eintreten würde und wüsste er etwas, das Andere nicht wussten. Alamendriel ergänzte ihre Ausführungen jedoch noch, indem sie leise sagte: "Und einige ziehen alles Unglück der Welt auch noch an sich!" Es war klar, dass sie sich selbst meinte. Auch sie sagte das alles so, als wenn sie mit sich selbst redete. Überrascht blickte Noen zur Seite. Er hatte bisher noch niemanden getroffen, der seine Meinung teilte...gut von seinem Gefolge einmal abgesehen, verstand sich, aber die folgten und gehorchten ihm ja gerade weil sie dieser Ansicht waren und nicht umgekehrt! Alamendriel lächelte milde und sah ihn dieses mal richtig an. Er sah sie kurz an, bemerkte ihr mildes Lächeln und ließ sein falsches, freundliches Lächeln auf den Lippen ruhen. "Das klingt fast so, als wenn Ihr höchst persönlich dafür sorgen wollt?", fragte sie, doch es war eher mehr eine normale Aussage gewesen, als dass sie darauf eine Antwort erwartete. Und Noen schwieg daraufhin ja auch, obwohl vermutlich sein ernstes Schweigen zu diesem Thema bereits Antwort genug war. "Ihr dürft dennoch eines nicht vergessen: So schlecht die Welt auch ist, und so grausam sie ist, jeder kann einen kleinen Funken der Hoffnung finden, sogar wir!", sagte sie. Das wort WIR benutzte sie mit Absicht. Sie wusste, wer so schlecht über die Welt redete, hat selbst schlechtes erlebt, und das hatten die beiden wohl gemeinsam. Ihre Worte ließ Noen sich einen Moment durch den Kopf gehen und nickte dann leicht. "Mein Ganzes Leben lang, zog ich das Leid an. und dennoch habe ich nie aufgegeben. Meine Mutter ist der Funke, den ich brauche. Manchmal braucht es nur eine einzige Person, um das zu erkennen.", sagte sie fast schon verträumt. "Dann hoffe ich, dass ihr diesen Hoffnungsfunken auch finden und nicht enttäuscht werdet. Ihr scheint genug durchgemacht zu haben, in eurem Leben.", erwiderte er. "Mehr als Ihr ahnt", sagte sie gebrochen, sodass sie sich erstaml räuspern und einige tränen herunterschlucken musste. Deswegen sah sie ihn auch nicht an, damit er es nicht bemerkte. Mehr als er ahnte? Das war sehr gut möglich, er wusste nicht, was diese junge Frau durchgemacht hatte, er wusste nur, was er selbst durchlebt hatte und das war schlimm genug gewesen, wie er fand. Da musste nicht noch mehr her. "Aber Euch geht es wahrscheinlich ebenso!", fügte sie hinzu. "Ja, vermutlich mehr, als ich ahne und ja, ich habe auch mehr durchgemacht, als man ahnen würde, aber ehrlich gesagt...habe ich auch eine Menge daraus gelernt.", erwiderte er, sah zum Himmel hinauf. "Und glaubt mir, wenn ich denken würde, dass es gar nichts mehr gibt, für das es sich zu leben lohnt, dann wäre ich schon längst nicht mehr freiwillig auf dieser Welt. Es gibt noch Hoffnung.", erwiderte er, strich sich die Haare erneut hinters Ohr und nickte der jungen Elbin zu. Alamendriel kicherte. "Ja, ich wollte auch gerade sagen,dass man aus allem lernt, sogar sehr viel!", sagte sie und sah erst zum Himmel und dann zu ihm. Sie kicherte schon wieder...anscheinend lockerten die gewechselten Worte sie ein wenig auf, sie wirkte nicht mehr den Tränen nahe, wie kurz zuvor. "Ja, man lernt wirklich viel, sehr, sehr viel mehr, als einem irgendjemand beibringen könnte.", erwiderte er. "Vor allem lernt man, dass man niemanden vertrauen kann, wenn man das Risiko verletzt und verraten zu werden, nciht eingehen will.", fügte er in Gedanken hinzu und lächelte sie leicht aber immernoch flasch an. Dann sagte sie plötzlich: "Ihr seid anders als ich gedacht hätte. Wisst Ihr, wenn man bedenkt, dass ich vorhin fast zu meinem Bogen gegriffen hätte, schlägt sich meine Furcht Euch gegenüber doch recht gut!", fand sie. Nach wie vor hatte noen sie falsch angelächelt, doch als sie das mit dem Bogen zur Sprache brachte, musste er wirklich kichern, echt kichern. "Tja, ich glaube nur nicht, dass euch der Bogen viel genützt hätte, aber was solls!", meinte er. Jetzt lachte sie. "Das glaube ich allerdings auch!"
Sie...lachte! Sie hatte tatsächlich darüber gelacht! Noen war sich nicht sicher, ob er das jetzt als Beleidigung werten sollte oder nicht, aber er beschloss einfach, es nicht zu tun. Alamendriel sprach weiter: "Aber wisst Ihr, Ich habe in all den Jahren schon verlernt irgendwem zu vertrauen!", erklärte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen. "Verlernt zu vertrauen, hm?", wiederholte er, sichtlich nicht gewillt, näher in irgendeiner Art und Weise auf dieses Thema einzugehen, auch, wenn er zu dem Bogen sah und nickte. "Ach wisst Ihr... wenn man oft belogen und betrogen wird, wie kann man dann noch vertrauen? Und was meine Fähigkeiten angeht... sagen wir, ich bin froh, meinen Bogen zu haben. Ich fühle mich einfach mit ihm sicherer!" sie sah zu ihrer filigran gearbeiteten Waffe und strich über das Holz, wie andere über die Mähne ihres Pferdes streichelten. "Er hat mich schon einige Male retten können. Und wie gesagt: Besser mit als ohne! Aber wahrscheinlich bin ich für mein Unglück ohnehin selbst verantwortlich. Ich sammle nicht gerade das Glück in meienen Taschen!", sagte sie leise. Alamendriel schlug klatschend ihre Hand vor den Mund und riss die Augen auf. Was sagte sie da? Diesem Mann konnte sie doch nicht einfach so ihre Schwächen anvertrauen! Sie ärgerte sich darüber! Wieso redete sie so viel? das hat sie seit ... seit fast genau zwei Jahren nicht getan! Er könnte sie hinterrücks ermorden, auch wenn sie dachte, er würde es nicht tun! Oh, was handelte sie sich wieder ein? Noen durchbrach hingegen Alamendriels Gedanken: "Ein wahres Wort, aber ich denke, es kommt nicht darauf an, wie oft, sondern viel mehr, wie tief und wie sehr, man demjenigen vertraut hat, der einen verraten hat. Sicher, wenn man hundert Mal betrogen wird, dann glaubt man nicht, aber wenn man hundert Mal von Fremden betrogen wird, heißt das nicht, dass man seinen näherstehenden nicht mehr traut, wenn ihr versteht, was ich meine.", erklärte er und fuhr sich durch sein Haar, war aber doch sehr überrascht, dass sie ihm ihre Schwächen anvertraute, aber er erwiderte nichts darauf. Erstens, weil er das unpassend fand, zweitens, weil sie sich die Hand vor den Mund geschlagen hatte, als hätte sie einen furchtbaren Fehler begangen und drittens, weil er absolut nicht wusste, was er dazu sagen sollte.
"Ja, da habt ihr Recht." sie seufzte. "Ich habe aber dahingehend wohl ausnahmsweise kein pech gehabt. Ich bin...von dem, dem ich am meisten vertraute, nie betrogen worden.", sagte sie. "Dann seid froh, dass euch eine solche Erfahrung erspart geblieben ist, meine Liebe. Seid wirklich froh und dankbar, dass euch zumindest das erspart geblieben ist! Dann habt ihr wenigstens etwas in eurem Leben, über das ihr euch halbwegs freuen könnt.", stellte er sichtlich leicht in Gedanken fest, doch er hatte das Gefühl Gewicht in ihren Worten zu hingen, das an ihr zu zerren schien. Alamendriel nickte. "Ja, niemals. dabei stand er mir von allen am nächsten.", sagte sie wie in Gedanken. "Aber man kann ja nicht überall Pech haben, nicht ganz jedenfalls... nun...zumindest habe ich Glück im Spiel, wenn ich das alte Sprichwort mal ernst nehmen kann!", lächelte sie Noen sanft an, jedoch lag wirklich ein gigantischer Felsenauf ihrem Herzen. "Glück im Spiel? Also hattet ihr Pech in der Liebe? Da seid ihr nicht die Einzige, wobei...ich glaube in manchen Fällen beschreibt das Wort 'Pech' das volle Ausmaß einer Katastrophe nicht.", gestand er. "Es ist nicht ganz so wie ihr denkt...Ich hatte die Liebe, die Liebe, der ich all mein Vertrauen schenkte.", sie schluckte und brach ab. "Doch das ist nun vergangenheit!" Noen hörte aufmerksam zu und fragte sich nun, wie er das verstehen sollte. hatte sie Ihre Liebe verloren? Die Halbelbin atmete einige Male tief ein und aus. In Ihrem Brustkorb begann es zu stechen...mal wieder. DA durfte sie sich jetzt nun wirklich nicht anmerken lassen. "Nun ja..." sagte sie wie belanglos. "Ihr hatte sie also die Liebe? Nun, wenn er euch nicht verraten hat, ist er dann...von Euch gegangen? Oder hat er sich nur getrennt? Ihr müsst mir das nicht beantworten, wenn Euch das zu viel wird, können wir auch gerne das Thema wechseln!", erwiderte er, beobachtete sie aufmerksam. Das Thema nahm sie sichtlich mit. Alamendriel wischte sich unauffällig die Tränen aus dem Gesicht und antwortete ihm bereitwillig. "Orks", sagte sie nur. "Es war eine Falle ...und meine Schuld". Orks also...diese Biester waren schon für so einiges verantwortlich gewesen, das wusste er. Verdammt, dachte sie. Sie durfte jetzt doch nicht weinen! Sie hatte alle Mühe damit, doch es gelang ihr nicht wirklich. Wieder wischte sie einmal über ihr Gesicht, tat dies aber auch ein wenig abgewand, sodass es erneut nicht so sehr auffiel. Wieder kamen diese Stiche, diesmal schmerzhafter. Sie schluckte. "Verzeiht!", sagte sie, als sie wusste, das ihr jämmerliches Erscheinen nicht mehr unbemerkt bleiben konnte. Er sah zu, wie sich die junge Elbin die Tränen aus dem Gesicht wischte und eigentlich war er nicht besonders mitfühlend und normalerweise hätte er weinen vor Anderen als völliges Zeichen von Schwäche und als vollkommen inakzeptabel angesehen, aber irgendwie dachte er gerade gar nicht darüber nach, sondern kramte ein Taschentuch aus der Tasche, dass er ihr reichte. "Schon gut, ihr braucht euch nicht für eure Gefühle zu entschuldigen. Aber...ich bin mir sicher, was auch immer damals geschehen ist, war nicht eure Schuld, sondern die jener, die euch in diese Falle gelockt haben.", erklärte er entschieden. Weinend nahm Alamendriel das Taschentuch, tupfte sich die Tränen weg und schüttelte den Kopf. "Nein.... nein, Ich bin hineingetappt...ICH...er wollte nur...er wollte mich beschützen....", sagte sie. Sie hatte es nicht gewollt, aber nun kam alles wieder hoch, all die erinnerungen, all der Schmerz, den sie seit zwei Jahren verdrängt hatte. "Ihr konntet nicht wissen, dass es sich um eine Falle handelt. Ich bin mir sicher, er hat es nicht bereut, Euch beschützt zu haben und bei Euch gewesen zu sein, an jenem Tage. Es ist nicht Eure Schuld, hört auf Euch so etwas einzureden, das würde er sicherlich ungern hören.", erwiderte Noen, beobachtete vorsichtig die Reaktion der Elbin. Er war wirklich nicht gerade ein Beziehungsexperte und er kannte den Anderen ja gar nicht, aber er konnte sich vorstellen, dass er so gedacht hatte und denken würde.
"Vermutlich! Ich hätte...ihn auch nie davon abhalten können. aber es war alles nur passiert, weil wir einen kleinen, wirklich unbedeutenden Streit hatten, worum es ging weiß ich nicht einmal mehr... ich war so stur! Und ich bin im Streit gegangen... in meiner Wut habe ich nicht darauf geachtet wohin ich lief...und fand mich schließlich in einem Hinterhalt aus Bilwissen und Orks wieder...", erklärte sie, hatte aber bereits wieder aufgehört zu weinen. "Ich verstehe. Das war ein Tag, der Euch sicherlich sehr mitgenommen hat, aber ich bin mir sicher, auch, wenn Ihr damals zunächst im Streit auseinander gegangen seid, er war froh, Euch gefunden zu haben und Euch beschützen zu können, und Ihr...solltet froh sein, dass jemand das für Euch getan hat. Solche Personen gibt es leider viel zu selten.", erwiderte er. "Danke!", sagte sie noch, da ihr auffiel, dass sie sich noch nicht für das Taschentuch bedankt hatte."Schon gut, keine Ursache, behaltet es ruhig.", winkte er ab. "Behalten? sowas schönes? Seid ihr sicher?", fragte sie nun wieder leicht lächelnd aus Dankbarkeit. Noen nickte. "Sicher, ich brauche es nicht zurück. Nehmt es meinetwegen als Andenken an den heutigen und als Zeichen dafür, dass ihr euch von der Last der Vergangenheit befreit habt.", erwiderte er, strich sich erneut die Haare hinters Ohr. Lächelnd steckte sie das Taschentuch ein, ging dann aber nochmal auf das ein, was er gesagt hatte. "Aber Ihr habt sicher Recht. Ohne ihn hätte ich das nicht geschafft! Und am Ende ist es ja auch egal, was Andere zu uns gesagt haben, wir waren in der Tat glücklich, und ein Jahr lang reisten wir schon durch Eriador, gemeinsam." Sie hatte sich wieder beruhigt. Es war erstaunlich worüber sie alles redete. "Ich hab Euch ganz schön zugetextet, nicht wahr?", fragte sie lächelnd. "Darüber habe ich noch mit niemandem gesprochen. Nicht eimal mit Meister Elrond, der es sofort spührt, wenn Dinge aus dem Gleichgeweicht geraten sind. Ich weiß nicht, warum gerade Ihr der Leidtragende seid, der sich all mein Gejammer anhören musste, aber ich danke Euch dafür, dass Ihr es getan habt. Das war eine zwei Jahre alte Last, die ich ständig mit in meinem Reisegepäck trug, so zu sagen.", erklärte sie und wartete auf eine Reaktion Noens. "Seht ihr? Genau das habe ich gesagt. Ein Jahr seid ihr also zusammen gereist? Das ist eine lange Zeit...nein eigentlich nicht. Jedenfalls nicht mit meinen Maßstäben, aber es ist trotzdem eine lange Zeit.", meinte er.
"Und es ist gut, dass Ihr darüber gesprochen habt, das solltet Ihr öfter tun, aber am Besten mit jemandem, dem Ihr vertraut und von dem Ihr wisst, dass er jenes Wissen nicht missbrauchen wird. Macht Euch aber um mich keine Sorgen, es macht mir nichts aus, dem Leid anderer zu lauschen. Ich habe viele Leidengeschichten in den letzten Jahren kennengelernt...sehr viele.", sagte er, fuhr sich durch die Haare. "Seid nur froh, dass Euer Reisegepäck nun ein wenig leichter geworden ist.", meinte er und musste unweigerlich an sein Gefolge und vor allem an Aeon denken. Sie alle hatten auch alle eine Menge durchgemacht und er kannte ihre Geschichten in und auswendig, aber nur Aeon, hatte er auch seine erzählt, weil sich ihre so geähnelt hatten. Alamendriel besah sich während der gesamten zeit sein kleines Ritual mit den Haaren, immer und immer wieder. Sie wusste nicht warum, aber auch sie hätte gern mal in seinem Haar gewuschelt. Bei dem Gedanken daran genau das einfach mal zu tun, musste sie ziemlich schmunzeln und drehte vorsichtshalber ihr Gesicht weg. Er hatte wundervolles, langes Haar. Eine richtige Pracht. Sie machte es meist anders herum, wenn sie ihre Haare tatsächlich mal offen trug, dann nur, weil sie sich irgendwo befand, wo es ihr unangenehm wahr, sich mit ihren spitzen Ohren zu zeigen. Wie seine Haare doch glänzten!
Noen schien leicht verwirrt. Was war denn nun kaputt? Die ganze Zeit hatte sie geredet, wie der reinste Wasserfall und auf einmal war es so...still! Er wusste nicht recht, ob ihn das jetzt freuen oder sorgen sollte, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Was auch immer es war...es war seltsam, dass es nun so still war, nachdem sie die ganze Zeit geredet hatten, also wandte er sich zu ihr um, nur um zu sehen, dass sie ihr Gesicht weggedreht hatte. Was sollte das denn nun? "Alles in Ordnung? Ihr seidso...still.", wollte er wissen.
Alamendriel grinste ihn leicht an, was Noen sogleich ein wenig verwirrte. "Bitte nicht wundern!", sagte sie nun kichernd. "Es ist nur... Ich beobachte immer wieder die selbe Bewegung mit Eurem Haar. Dann dachte ich daran, wie es wohl wär dieses glänzende Haar zu ... durchwuscheln. und dann musste ich mir natürlich ein Lachen verkneifen! Ihr würdet mir die Hölle heiß machen, wenn ich es nur versuchte!", lachte sie leise. "Trotzdem: Ihr habt wundervolles Haar!", sagte sie nun wieder fast in Gedanken. Er blinzelte überrascht. Seine Haare hatten sie so sehr beeindruckt? Das hätte er nun wirklich nicht gedacht, schon gar nicht, in dieser Situation. "Ach so ist das. Ich dachte schon, Ihr wärt in finstere Gedanken abgedriftet! Ich mache diese Bewegung mit meinen Haaren in der Tat ziemlich oft, vor allem, wenn ich über etwas nachdenke oder versuche mich selbst zu beruhigen, also werdet Ihr das noch viel, viel häufiger in meiner Gegenwart zu sehen bekommen. Ud ja, Ir habt recht, ich würde Euch die Hölle heiß machen, wenn ihr das versuchen würdet UND Ihr bräuchtet dann eine neue Hand. Ich lasse mich nicht berühren, versucht es lieber gar nicht erst.", erklärte er, sichtlich Tod ernst gegen Ende seiner Worte, doch dann wurden seine Gesichtszüge wieder etwas weicher. "Trotzdem danke für das Kompliment. Euer Haar sieht aber auch nicht schlecht aus. "Alamendriel zuckte mit den Schultern. "Es ist hochgesteckt, wie immer...lang lass ich sie nur machmal wegen denen hier". Sie zeigte auf ihre Ohren. "Schlecht sind Die Haare ja nicht, aber ziemlich lang!", sie stand auf, nahm sich die nadeln aus der hochgesteckten Frisur und ließ ihre gepflochteten Haare fallen. Sie reichten ihr trotz des Zopfes bis zum Ansatz ihrer Beine, waren ganz hellgolden, wohl glatt und wirkten seidig durch ihren Glanz. "Sie sind nicht so schön wie bei rich-....ich meine...wie bei anderen Elben."
Sie drehte sich um, dass Noen ihre Haare ansehen konnte. "Und im übrigen würde ich niemals versuchen, Eure Harre auch nur anzurühren!", sie lächelte freundlich. "Denn noch bin ich des Lebens nicht müde". Noen beobachtete währenddessen das Schauspiel ihrer Haare, zwar nicht so sonderlich interessiert, wie bei ihrer Geschichte zuvor, aber sie hatte immerhin seine Aufmerksamkeit. Doch als sie dieses halbe Wort abbrach, wurde er misstrauisch. "Sie sind sehr schön, würde ich sagen und freut mich, dass ihr nicht gedenkt, meine Haare zu berühren, dann werden wir schon einmal keine Probleme deswegen bekommen, aber..." Was hatte das heißen sollen? Hatte sie etwas richtige Elben sagen wollen? Hieß das...Sie war wohlmöglich eine halbe Elbe? "Kann es sein, dass Ihr 'richtige' Elbin sagen wolltet? Seid ihr etwa...nur zum Teil eine Elbin?" Alamendriel stockte der Atem. dann lächelte sie gut gespielt. "Ich eine halbe Elbin? Wie kommt Ihr darauf? Ich stehe anderen Elben in einigen Dingen nach, ja...das ist schon peinlich genug....Aber deswegen muss man ja nicht zwangsläufigerweise nur eine halbe Elbin sein!", sagte sie...nun ja, gelogen hatte sie damit jedenfalls nicht, soviel stand fest. Das ihr Atem stockte und die Art und Weise, wie sie ihm antworteten, zeigten Noen nur all zu deutlich, dass er mit seiner Vermutung goldrichtig lag, aber er hatte genug Anstand und Taktgefühl, um auf dieser Sache nicht länger herumzureiten oder sie unnötig weiter zu besprechen, wenn er doch merkte, das Alamendriel nicht darüber sprechen wollte. "Schon gut, vergesst es einfach.", meinte er, sah stattdessen zum Himmel herauf. Er brauchte dringend einen Themenwechsel...irgendetwas! "Es sieht aus, als könnte es Regen geben." Alamendriel sah nun mehr als ungläubig zum Himmel. "Ihr habt seltsamer Weise Recht....Das gibt es doch nicht! Regen? Hier?", stellte sie fest. "Eigentlich regnet es hier nicht wirklich." Noen sah sie an. "Wirklich nicht, es regnet hier nie? Ich war noch nie lange genug hier, um das zu beurteilen, aber wenn ihr das sagt, glaube ich euch das gerne." Alamendriel erwiderte seinen Blick und antwortete: "Jedenfalls regnet es nicht so düster, wie es sich dort oben gerade zusammenbraut. Das weiß man, zumindest als Elb!" Wahrlich, irgendetwas braute sich hier eindeutig zusammen.
"Das ist unheimlich!", sagte sie noch und griff instinktiv wieder nach ihrem Bogen. "Es ist weniger unheimlich, sondern viel mehr ein Grund zu Sorge, wenn Ihr versteht, was ich meine.", erwiderte Noen, der ein ungutes Gefühl bekam und eine Hand an seinen Schwertgriff legte. "Ja...wir sollten sehr vorsichtig sein!" Jetzt zog es sich mitlerweile über ganz Bruchtal zu. Noen sah zum Himmel herauf, bemerkte, wie sich die dunklen Wolken vor die Sonne schoben und ein dunkeler Schleier sich über das Bruchtal legte, als wollte der Teppich aus Wolken die Lebewesen an diesem Ort unter sich begraben und ersticken lassen. Ein seltsames Gefühl... "Irgendetwas Stimmt hier gar nicht!" Die Halbelbin flüsterte nun beinahe. Langsam griff sie nach hinten zu ihren Pfeilen und hielt einen an ihren Bogen, bereit, diesen in Sekundenschnelle zu spannen. "Ihr habt Recht, etwas ist hier ganz und gar nicht richtig!", bemerkte Noen, knurrte leicht, weil er ahnte, dass was auch immer es war, seine Pläne behindern wurde und zog elegant die Klinge seines Schwertes, bereit zu kämpfen, sobald sich auch nur der Hauch eines Feindes zeigen würde.
Plötzlich zog sich ein schrill kreischender Ton über halb Bruchtal. Der Ton hallte mit hoher länger als ein falkenschrei über das Land. Wer diesen Schrei hörte verspührte unglaubliche Schmerzen in den Ohren und Gliedern. Als Noen den Schrei hörte, sprach er schnell in Gedanken einen Zauber, der die Wirkung des Schreies bei ihm abdämpfte, sodass er ihn zwar hören konnte, aber die Schmerzen in den Ohren vorerst nicht spürte. "Lebrennil!" kreischte Alamendriel nun ängstlich, sich sofort die Ohren zuhaltend, die bei Elben um einiges empfindlicher waren als bei anderen Rassen. Noen wandte sich überrascht zu Alamendriel um, die anscheinend wusste, was hier geschah. "Ihr wisst, was das ist? Was hast das zu bedeuten?!", fragte er sie ernst. Alamendriel krallte sich in die Ohren. Der Schrei Lebrennil's war unbeschreiblich lang, die Schmerzen somit ebenso. Als die Halbelbin zu Boden gesunken war, hörte es auf. Ihr Gesicht war kreidebleich geworden. "Sp....Spinne!", sagte sie nur, was ser seltsam klingen musste. Spinnen waren normalerweise kaum größer als die Wölfe Mittelerdes! Warum also Grund zur Sorge, ...sollte man denken.
Endlich war Skye in Bruchtal angekommen. Als sie sich umsah versuchte sie nicht weiter aufzufallen, was nicht gerade leicht war. Dann ganz plötzlich hörte sie einen schrillen Schrei, ein Kreischen, und es schmerzte ihr Gehör. Die Schmerzen waren nicht angenehm aber sie könnte sie ausblenden. Sie zog ganz tief die Luft ein. Ihr Gehör hatte sich also nicht getäuscht, es war eine Spinne. Wie groß? Das konnte sie nicht sagen. Außerdem befanden sich auch noch andere Wesen in diesem Tal der Elben. Sie musste ihnen um jeden preis helfen. Während sie rannte, dachte sie darüber nach ob sie doch nicht lieber hätte umdrehen sollen. Doch es war bereits zu spät, denn in der Ferne sah sie, was sich zusammenbraute...
Augenblicklich sprang Alamendriel auf und spannte ihren Bogen. sich blickte sich hektisch nach allen seiten um, und dann sah sie sie: Lebrennil, die gigantischte Spinne Mittelerdes, hier nicht heimisch und dennoch da. Noen fixierte die riesige Spinne, die er nun entdecken konnte, mit einem kalten, mordlustigen Blick. Da war jetzt nicht mehr viel von der freundlichen, höflichen Fassade übrig, die er Alamandriel über die ganze Zeit aufgesetzt gehabt hatte, sein Gesicht war kalt, ausdruckslos, bis auf die Lust, dieser Spinne sämtliche Beinchen einzeln und qualvoll auszureißen, weil sie sich in seine Angelegenheiten eingemischt hatte. "Das wirst du mir büßen.", sagte er, seine Worte so schneidend kalt wie die Klinge seines Schwerters, als er dieses fester umklammerte und in Richtung der Riesenspinne zu stürmen begann, während er mit seinem Mund einen Zauber zu sprechen begann. Alamendriel schoss sofort einen Pfeil nach dem anderen ab, doch nichts schien zu helfen, die Pfeile prallten an der gigantischen Spinne Lebrennil einfach ab, oder zerbrachen an ihr. Alamendriel erstarrte. Das war noch nie passiert. Dornenranken schossen plötzlich aus dem Boden hervor, die Noen anscheinend erschaffen haben musste, und packten die acht Beine des Ungetüms, hielten es fest und bohrten die Dornen tief in das Fleisch der Spinne und das würde erst der Anfang sein...obwohl...es war besser, wenn er nicht auf voller Stärke mit dem Biest kämpfte und die Anderen auch etwas machen ließ! Er würde seine magischen Kräfte noch für etwas Anderes brauchen...Die Spinne hackte mit ihren zangenartigen Kifern auf Alamendriel ein, welche auswich, sodass das Vieh nur den Boden schmeckte und erneut einen Zornesschrei ausstieß, der widerum alle zusammensinken ließ...alle, bis auf Noen, anscheinend! Dieser schien die Schreie verkraften zu können und fesselte sie weiter mit diesen seltsamen Ranken. Erneut schrie das Tier auf, diesmal vor Schmerz. Dann schob sie ihren ekelhaft haarigen Unterleib nach vorne, wo sie mit einer Art Stachel umherhackte, Noen an der Schulter und Alamendriel an ihrem Bein traf. Es brannte wie Feuer. "Ahhhh! Gift!!!", schrie Alamendriel. Noen zischte, als die gifitgen, stachelartigen Dinge seine Schulter trafen, aber ignorierte die Schmerzen und das Brennen, so gut es ging. Die Spinnehatte sich eindeutig die Falschen ausgesucht. Wenn Alamendriel auch nicht viel konnte, so konnte sie gift aus Wunden ziehen, die einzige Magie, die sie beherrschte. Zuerst bei sich selbst. dann rannte sie so schnell sie ihr verletztes Bein trug zu Noen, welcher etwas Abstand zwischen sich und die Spinne brachte, während die Halbelbin auf ihn zu gerannt kam. Sie hatte das Gift aus ihrem Körper gezogen und plant wohl, das selbe bei ihm zu tun, also kümmerte er sich nicht um das Gift, sondern lieber auf die Spinne, ließ seine Augen bedrohlich aufblitzen und die Dornen seiner Ranken wachsen, um sie tiefer ins Fleisch des Ungetüms zu rammen. Alamendriel hingegen war schnell bei ihm, legte ihre Hände auf seine Wunde und begann leise zu murmeln. Gift auf dem Weg rein in den Körper war schmerzhaft, Gift raus war schmerzhafter. "Entschuldigt!", flüsterte sie kurz und stand auf. der Anarener spielte mit dem Gedanken, die Ranken in Flammen aufgehen zu lassen und die halbe Spinne so mit in Brand zu setzen, aber noch sah er das als verschwendete Energie seinerseits, die andere Krieger genauso gut aufbringen konnten, seiner Meinung nach! Nur, wenn er der Einzige war, der es mit diesem Biest aufnehmen könnte, würde er das tun, jetzt wollte er seine Kräfte noch sparen, für wichtigere Dinge! Der Schmerz Alamendriels Wunde war noch da, aber wenigstens war das Gift raus. Sie griff zu ihrem Köcher und mahm ihren liebsten, stabilsten Pfeil hinaus. Er war damals ein Gescheck gewesen, eines, das ihr viel bedeutete. Sie spannte den Bogen und konzentrierte sich, ihr Ziel nicht zu verfehlen. Der Pfeil sauste surrend durch die Luft. Tatsächlich traf er den Rumpf der Spinne, und schaffte es zumindest, dieser die Haut etwas aufzuschlitzen.
Texte: Die Rechte von Text und Bild liegen allein bei den Autoren
Tag der Veröffentlichung: 14.03.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die an diesem Abschnitt beteiligt waren. Einen Großen Dank an euch alle, dass ihr bei diesem Abenteuer dabei wart!
Hannon le, Freunde! *verneig*