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"Granny, gib es das Mädchen wirklich?", fragte die kleine Sophie. "Natürlich, mein Schatz! Man sieht sie nur an diesem Tag rote Tränen weinen." "Wieso, Granny? Was ist an diesem Tag so besonders?" "Das, meine süße Sophie, ist eine lange Geschichte!" "Erzähl sie mir, Granny!"


Ich war 16 Jahre, als ich an einem verschneiten Morgen, vor Sonnenaufgang, im Winter, an dem kleinen See, in meinem Heimatdorf, entlang ging. Ich liebte es durch die Gegend zulaufen, wenn es geschneit hatte und der Schnee unter meinen Schuhen quietschte. Diese Stille war zu schön, wenn keiner da war. Nur ich. Endlich mal ein bisschen Zeit für mich. Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich nich mitbekam wie sich der Wind auffrischte. Plötzlich wehten meine Haare herum, als käme der Wind aus allen Richtungen. Dann sah ich sie. Ich sah, wie sie am See stand und weinte. Rote Tränen. Ich sah ihr Gesicht nicht, sie hatte mir den Rücken zugewand, doch ich sah wie ihre Tränen auf den Boden tropften und dort eine Rote Farbe hinterliesen. Ich war so verängstigt, dass ich weiter gehen wollte, doch das konnte ich nicht. Sie tat mir so Leid. So ging ich zu ihr und legte meine Hand auf ihre Schulter. Sie war also kein Geist. Ihr Gesicht drehte sich zu mir und ich war von ihrer Schönheit überwältigt. Noch nie hatte ich so helle markelose Haut gesehen. Und ihre Augen hatten die Farbe des Frühlingslaubs, so Grün. Mit einem Schlag überkam mich eine Traurigkeit, mir zog sich die Brust zusammen und ich bekam kaum noch Luft. Als sie den Blick von mir abwand, lies der Schmerz nach und ich bemerkte das das ihre Traurigkeit war. Sie schaute wieder auf den See und ich hatte die Hand nicht von ihrer Schulter genommen. Mein Blick wanderte über den See. Warum stand sie hier? "Ist alles in Ordnung? Ist dir nicht kalt?", fragte ich sie. Sie stand hier in einem Unterhemd und ihre Haut war sehr kalt. Ich zog meinen Mantel aus, ich hatte ja noch einen dicken Pullover an und legte ihn über ihre Schulter. Sie schaute mich wieder an, doch diesmal erfüllte mich kurzzeitig ein warmes Gefühl und ihre Tränen verebbten. Ich sah noch wie sie mit ihren Lippen ein >Danke schön


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Tag der Veröffentlichung: 03.11.2011

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