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Der Virtuose
Eine Ballade in fünf Akten


I
Da lebt ein Mann,
bescheiden still,
in seinem kleinen Heim.

Er musiziert
und komponiert,
verlebt den Tag allein.

Sein Haus, das liegt
am Bergesrand,
hoch droben überm See.

Von hier ertönt
die Melodie,
die sanft den Wald durchwebt.


Allabendlich
zu gleicher Stund
schaut er zum Fenster raus,

blickt auf das Tal,
das friedlich ruht,
in Abendsonn getaucht.

Dann hebt er an,
sein Lied beginnt,
es klingt so wunderbar.

Ein jeder Mensch,
der dies vernimmt,
hält inne, ist ganz Ohr.

Vergessen ist,
was Tagwerk war,
die Seele kommt zur Ruh,


zufrieden ist,
wer lauschen kann,
wem dieses Lied fliegt zu.

So virtuos
ist die Musik,
dass niemand, der sie hört,

an Arbeit denkt,
an irgendwas,
was diese Ruhe stört.

Der Musiker,
den kein Mensch sieht,
singt laut im Bariton,

bewältigt den
Oktavensprung,
die Tiefen und die Höhn.


Sein Lied beschwingt,
beflügelt uns,
schickt hin zum Herz den Gruß.

Tenor und Bass
vereinen sich,
bewegen seine Brust.

Ein Wunder ist,
dass dieser Mann,
nun zart und filigran,

die Stimme hebt,
hell tönend singt,
in Alt und in Sopran.

Ein Festival
für Ohr und Geist,
ein mehrstimmiger Chor.


Dazu erklingt,
piano leis,
feinstimmig das Klavier.


Zur nächtlich Stund
verhallt sein Lied,
wir Menschen gehn zu Bett.


Das Leidige,
es findet Ruh,
kein Geist, der uns mehr schreckt.


II
Ich stieg einmal
den Berg empor,
hinauf zu seinem Haus.

Dort schaute ich
zum Fenster rein,
sah weiter nichts als Staub.

Das Heim schien leer,
recht unbewohnt,
hier lebte keiner mehr.

Ich suchte wohl
am falschen Ort
und machte wieder kehrt.


Den Musiker,
Gott segne ihn,
den hätt ich gern gesehn.

Vom ganzen Dorf
ein lieber Gruß,
das würde ihm gut stehn.

Ich war enttäuscht,
ein Misserfolg,
hinunter ging’s den Berg.

Auf halber Höh
drang an mein Ohr
ein lieblich Stimmenwerk.

Ganz angetan
blieb ich nun stehn
und drehte mich zum Hang.


Die Stimme war,
ich irrte nicht,
genau von jenem Klang,

der über Nacht
uns oft beseelt,
dies freute mich doch sehr.

Was sollt ich tun?
Wieder hinauf?
Entscheidung fiel nicht schwer.

Die Neugier wuchs,
der Tag war jung,
so stieg ich wieder auf.

Vor seinem Haus
der Musiker,
er blinzelte mir zu.


Grad eben noch
ein staubig Heim,
jetzt blitzeblank geputzt.

Im Inneren
ganz wohlig warm,
bescheiden klein, doch schmuck.


III
An diesem Tag
erfuhr ich dann,
was sonst nur weiß der Wind.

Sein Name ist
Hieronymus,
der Musik Geistes Kind.


Er lacht und meint,
sein Leben sei
Gesang, Musik und Kunst.

Er ist gesandt
weit übers Land,
zu teilen jene Gunst.

Sein Leben wirkt
durch Gottes Wort,
will Seelen auf der Erd

streicheln, öffnen,
sie berühren,
den Glauben mehren dort.

Bescheidenheit,
das ist sein Rat,
das webt er in sein Lied.


Vertrauen, Mut,
Zufriedenheit,
das ist, was er uns gibt.

‘Verschenke Glück,
ein Lächeln nur,
gewinn an Lebensfreud.

Sei dir gewiss,
was leben heißt,
erfülle Gottes Wort‘.

Die Partitur
des Seelenheils
spielt sanft mit der Musik.

Der Sehnsucht Klang
ist Harmonie,
mit Fröhlichkeit im Blick.


Hieronymus,
der Komponist,
zeigt mir sein täglich Tun.

Ein Meister, der
vom Himmel kommt,
verzaubert Moll und Dur.


IV
Ich danke Dir,
dass Du mir zeigst,
wie wunderbar Gott ist.

Gestatte mir,
dass ich im Dorf
berichten will gewiss


von Deiner Gab,
von dem Geschenk,
dass Gott uns Menschen macht.

Ich kam allein,
doch nicht für mich
war dieser Weg gedacht.

Die Neugier war’s,
die mich antrieb,
die brachte mich zu Dir.

Nun fand sie hier
Bestätigung,
ist gierig nun nicht mehr.

Doch dieses Wohl,
dass mich erfüllt,
mit dem Du mich geprägt,


das möchte ich
verkündigen,
im Dorf, damit es trägt.

Denn weiß ich nun,
was Liebe meint,
wie Du sie mich gelehrt.

So bitt ich Dich,
gewähre mir
die Ehr, die Dir gebührt.

Erlaube mir,
Dein schönes Tun
den Menschen zu erklärn.

Damit hinfort
sie deutlich sehn
den leuchtend hellen Stern,


den Gott durch Dich
erscheinen lässt,
vom Berg hinab ins Tal.

Hieronymus,
Deine Musik,
verwandelt jedes Mal

die Traurigkeit
in Zuversicht
und zeigt, dass Ewigkeit

auf Erden lebt,
ganz dicht und nah,
in Höh und Läng und Breit.


V
Der Musiker,
bescheiden still,
hat mir ruhig zugehört.

Er neigt den Kopf,
lächelt mir zu,
spricht dann mit weisem Wort:

„Der Herr hat mich
zu euch gesandt
mit einem guten Plan.

Seit Noahs Arche
schippert ihr
in einem morschen Kahn.

Ihr Menschen seid
das höchste Gut,
das Ihm am Herzen liegt.


Ihr seid gewillt,
Gutes zu tun,
wenn ihr euch nicht bekriegt.

So steigt hinein
und segelt mit
dem großen Freudenschiff.

Hört auf sein Lied,
vertraut dem Herrn,
der euch im Innern trifft.

In euerm Herz
die Winde spürt,
fühlt wieder Leichtigkeit.

Befreit den Mut,
die Sorg vertreibt,
was schließet ihr euch ein?


Den Staub entfernt,
der in euch wohnt,
die Tastatur bedeckt.

Wischt weg die Schicht,
die Sündenlast,
die euch so sehr bedrückt.

Macht klar den Kopf,
seid stets bedacht,
auf wesentliches Gut.

Das will mein Lied
euch zeigen neu,
zu abendlicher Stund.

Die Melodie
von Gottes Gnad
erreicht euch Menschen nur,


wenn ihr das Herz
gewähren lasst,
verinnerlicht die Ruh.

Wenn ihr euch gebt
der Musik hin,
die euch mit Glück umrankt.

Wenn ihr den Tag
beginnt mit Freud,
ihn enden wollt mit Dank.

So habt ihr mich
schnell überzeugt,
dass Gott schon in euch wirkt.

Mein Notenblatt
sei voller Kraft,
ein Rhythmus, der euch stärkt.


Von Wundern euch
mein Lied erzählt,
von Taten, die entstehn,

wenn euer Geist
und eure Seel
auf diesen Wegen gehn.

So geh und trag
die Nachricht weit,
dass jeder sie erhält.

Mein Auftrag hat
erfüllet sich,
für diesen Teil der Welt."


Ende...



Impressum

Texte: alle Rechte liegen beim Autor
Bildmaterialien: Klavierspieler-Rosy, http://www.ooge.com/data/big/3545_big.jpg
Tag der Veröffentlichung: 16.02.2013

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