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POETISCHE AUGENBLICKE

Der Augenblick
ein Tropfen der Zeit
ein Hauch im Odem der Ewigkeit

Ein kleines Stück
gelebter Sekunden
Erinnerung vergangener Stunden

Stilles Glück
ein Halt im Tun
ein kurzer Moment, um auszuruhn

Ein Tastenklick
und Gedankenkorn
aus den Gefilden der Zeit uns geborn


Das Glück des Lebens kann niemand schmieden,
immer nur das Glück des Augenblicks.


Nur im Moment kann Leben spriessen,
drum gilt's den Augenblick geniessen;
die schönen behalte im Herzen Dir,
die traurigen, die wirf zu mir.
Ich will sie knüpfen und verkleben
und sie im Teppich der Weisheit einweben.


BEWEGENDE AUGENBLICKE

Augen können Perlen sein
leuchten wie ein Edelstein
süß verlocken, ach wie fein
als Liebesbild um's Herz gedeihn

Augen können ganz allein
lachen, weinen und verzeihn
vermögen Freund und Feind zu ein'n
und Leid vom Grund der Seel' befrein

Doch hin und wieder trügt der Schein
denn Augen können auch entzwei'n


Blicke können tödlich sein
dir sagen, du bist hundsgemein
und sie bereiten obendrein
selbst Liebenden oft größte Pein

Viel härter als so mancher Stein
trifft dich ein Blick im Herzelein
dort, wo das liebe Christkindlein
hegt Liebe, Wärme, Sonnenschein

Drum denk ich mir: im Allgemein'n
sind Augen trüber wohl als Wein

Deine Augen, dieses Blau! - doch, nein
ich sehe nur ein Spiegelein
darin sind meine Augen klein
und niemand dringt in sie hinein

Träne aus dem Auge, wein
wasch geschwind mein Herze rein
Augenblick! Ich könnte schrei'n
grad eben noch, da warst du mein


WEISE AUGENBLICKE

Es heißt . . .

... die Augen sind Fenster unserer Seele
... ich habe das Ziel vor Augen
... Augenblicke des Glücks sind Erinnerungen fürs Leben
... Auge um Auge, Zahn um Zahn
... was sorgt dich der Splitter in des Bruders Auge,
siehst du nicht den Balken im eigenen Auge?
... hüte den Schatz wie deinen Augapfel
... die Augen sehen alles, nur sich selbst nicht
... nur mit den Augen der anderen
kann man die eigenen Fehler gut sehen
... was das Auge sieht, glaubt das Herz
... man glaubt einem Auge mehr als zwei Ohren
... die Schönheit liegt im Auge des Betrachters
... selten reicht unser Glaube weiter als unser Auge
... so groß ein Auge auch sein mag; zwei sind besser
... der eine erregt den Staub, dem andern fliegt er ins Auge
... weil du die Augen offen hast, glaubst du, du siehst
... die Augen reden mächtiger als die Lippen
... zum Gaffen hat das Volk die Augen

Nur mit dem Herzen sieht man gut,
das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar.

Antoine de Saint-Exupéry


Auch Nichtsehende erleben Augenblicke.
Auch Geruchlose geniessen dufte Momente.
Auch Sprechenden begegnet Sprachlosigkeit.
Auch Hörende brauchen eine stille Zeit.
Auch Menschen, die nichts schmecken, haben Geschmack.
Auch Gefühllose mögen Musik.
Auch Kranke haben einen gesunden Verstand.


Ein Weiser sagte einmal:
Bevor du mir etwas erzählen willst, prüfe es nach den drei "W's". Wenn das, was du mir sagen willst:
- wichtig
- wahr und
- wertvoll
ist, dann berichte mir. Wenn nicht,
nutze diesen Augenblick für sinnvollere Dinge.

LUSTIGE AUGENBLICKE

Optische Täuschung

Einst sah ich mein Liebchen im Garten dort stehn,
sie schnitt das Gemüse im Beet. Will mal sehn.
Ich sprach zu ihr: "Liebchen - schon wieder Möhren?"
Das sollt' ich bereuen, nun gab's auf die Ohren.
Zuerst kam ihr Arm, der wild nach mir langte,
ich konnt' mich zwar zeitig noch ducken; doch bangte
ich um mein sel'g Leben, hatte Müh und auch Not.
Dann flogen die Gurken - 'will sie gleich meinen Tod?'
Ich kippte hint'über, grad ins Selleriefeld,
"Bist du von Sinnen? Die sind noch nicht welk!"
Von oben herab blickte sie finster drein.
Ich flehte: "Ach, Liebchen, komm, sei wieder mein."
Da ward sie lieb: "Komm hoch, du machst alles kaputt!
Wieso hast du mich denn erschreckt, so akut?"

Und ich dachte erst, sie wollt' Böses mir tun,
doch war das ein Irrtum, das merkte ich nun.
Denn sie hatte mich gar nicht kommen sehn.
'Na, das kann was werden, beim nächsten Versehn.'

BILDHAFTE AUGENBLICKE

Was sehn wir, wenn das Aug wir schauen?
Ist es der Blick, dem wir vertrauen?

Sehn wir das Glück, ein Stück vom Kuchen?
Sehn wir die Freiheit, Rausch und Gold?
Sehn wir die Liebe, das Licht, Gottes Macht?
Wir glauben daran und woll'n es versuchen,
es ist verrückt und doch gewollt
weil in uns drin ein Kinde lacht.

Doch wieso erscheint uns kein Hindernis?
Warum sehn wir da nicht nur Finsternis?

Es ist das Aug doch lediglich
ein Sehorgan, das wissentlich
nur Bilder sammelt und sie formt,
im Hinterkopf zu Mustern normt.

Die Muster, kaum dem Aug' entronnen
werden dann - fest eingesponnen -
zum Hirn gesandt als bunter Klecks
und kategorisch zum Gewächs.


WICHTIGE AUGENBLICKE

Augen sagen mehr als Worte -
das ist doch sicher ein Gerücht;
denn des Nachts, an dunklem Orte,
sagt der hellste Blick mir nichts.

Auch wenn nur kurz der Augenblick glimmt
und er mir schwindet rasch vorüber;
mein Sein hat er doch mitbestimmt
und mich gestärkt mit Lebensfieber.

Jeder ist seines Glückes Schmied,
doch halten kannst du nicht das Glück.
Denn noch ehe man sich versieht,
da geht es schon den Weg zurück.

Ein Schmetterling ist wie der Augenblick,
er flattert im Zickzack um uns herum.
So lang wir ihn sehen, schauen wir nicht zurück;
doch fliegt er von dannen, blicken wir uns um.


SCHÖNE AUGENBLICKE

der Duft von frischem, heissem Kaffee am Morgen

das Lächeln der Liebsten

das Erklingen des Lieblingssongs im Radio

eine grüne Welle im Stadtverkehr

ein kleines Lob vom obersten Boss

ein Vogel, der vorm Fenster sitzt

die Sonne, die durch die Wolken bricht

ein "Dankeschön"- Brief zwischen all den Rechnungen

ein inniger, spontaner Kuss vom Schatz

barfuss über den Sandstrand laufen

eine Durchsage am Bahnhof: "Herzlich willkommen"

der Besuch eines guten Freundes ....
Jean Philou

Impressum

Texte: Rechte für Text und Gestaltung liegen beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 13.01.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für C.W.

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