Carpe Diem, nutze den Tag,
ach, besser noch: nutz deinen
Tag.
Das ist ein Satz, den jeder versteht;
doch stellt sich mir die folgende Frag:
wie soll ich ihn nutzen, wie kann ich ihn nutzen?
Denn jeder mag es anders sehen,
man kann sehr vieles darunter verstehen.
Der Eine sagt sich, ja, das stimmt,
ich nutz meinen Tag, sobald er beginnt,
ich bin effektiv und effizient,
das weiß ein jeder, der mich kennt.
Ich tu nur, was Sinn macht, trau nicht auf´s Glück
und eines Tages, da blick ich zurück:
dies
hab ich getan, das
hab ich geleistet,
so bin ich zufrieden und sicher begeistert.
Solange jung und stark ich bin, da kann ich auch viel schaffen,
drum sollt ich jetzt und nicht erst später, so viel wie möglich an mich raffen.
Die Arbeit ist gut, sie beschäftigt mich
und so füllt stetig mein Leben sich.
Mit Überstunden bin ich gut bedient,
da hab ich zudem auch noch gut verdient,
jetzt lass ich die Schafe ins Trockene springen,
damit sie im Alter viel Freude mir bringen.
Ein Anderer meint, den Tag mehr nutzen?
Das klingt echt gut, da brauch ich nicht stutzen.
Ich hab genug Freizeit, wonach sollt ich streben?
Oder bin ich gefangen in meinem Leben?
Ich bin ja nicht faul, meinen Job mach ich gern,
bin fleißig und angesehn, weil ich klug bin und lern.
Nun mal ganz ehrlich - fehlt da nicht etwas?
Ich meine für´s Herz, da geht doch noch was.
Ich könnt mehr entspannen, mich mal zurücklehnen;
und mir damit viel Leistungsdruck nehmen.
Vielleicht auch ein Hobby, Basteln, Sport,
na, Sport eher nicht, denn das ist ja Mord;
doch ins Museum, Konzert, Theater,
oder nach Wien - Kultur und Prater.
Ich hab genug vom Einerlei,
heut nutz ich die Tage für Vielerlei,
ich schaue oft fern, denk mir nichts dabei
und genieß nebenbei meinen Toast Hawaii.
Ein Dritter findet, es wär an der Zeit,
den Weg zu verlassen, jetzt geht´s mal zur Seit.
Das Leben wird öde, wenn man sich nicht bewegt,
wenn man nicht zum Körper den Geist auch pflegt.
Man muss sich entwickeln und entfalten,
sich interessieren und neu gestalten.
Ich wollte doch schon immer malen, mich künstlerisch betätigen,
auch fliegen oder hochseefischen, mich irgendwie bestätigen.
Der Alltag lullt mich zusehends ein, wo ist das Kreative?
Ich brauch mehr Abwechslung als Alternative.
Es wär doch schön, wenn ich was erreichte,
wenn man mich nun mit Berühmten vergleichte.
Dann könnt ich sagen, mein Nam´ ist bekannt
bei allen Kindern im ganzen Land.
Und tät ich´s für mich nur, dann wär´s schon richtig,
denn ich
und mein Selbst
sind mir doch wichtig.
Ein Weiterer denkt sich: Carpe Diem?
Soso; und wos geht des mi an?
Ich bin kein Lateiner und auch kein Gelehrter,
eher ein vom Leben Verzehrter.
Was mir so alles widerfahren ist,
das zeigt mir des Alltags Tücke und List.
Solch weise Sprüche gehen mich nichts mehr an,
ich hab schon so vieles gesehen, Mann.
Ich war Kapitän auf manch großem Schoner,
schipperte unlängst zum Cap Corona;
bin auf den Ozeanen des Lebens gesegelt:
ich weiß, wie man alles am besten regelt.
So kann ich euch sagen: wat mut, dat mut!
Und dat tut dann auch dem Vattern gut.
Leb dein Leben so oder so,
doch leb es so, dass du bist froh.
Carpe Diem, nutze den Tag - ein jeder so, wie er es mag.
Der Weisheit Fazit und Resultat
liegt für mich in diesem Zitat:
Nutz deine Chance, nimm allen Mut,
trotz deinen Neidern, zoll ihnen Tribut.
Dein Carpe Diem wirst du finden,
wie Würmer, die nach dem Licht sich winden;
mit erhobenem Haupt und den Blick voraus,
so geh auch du aus dir heraus.
Jean Philou
Texte: alle Rechte beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 24.12.2010
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