Hallo!
Dieses "Buch" ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die immer weiter ergänzt und "aufgefüllt" werden. Also am besten immer mal wieder reinschauen, ja?
LG Juan
Über die Kunst, das Herz einer Frau oder eines Mannes zu gewinnen, sind sicher bereits ganz viele Bücher geschrieben worden. Über die ebenso wertvolle Kunst, die Herzen der oder des Liebenden zu behüten und zu bewahren, zu lieben und zu ehren, bis ans Ende aller Tage, versteht sich, gibt es sicherlich auch den einen oder anderen Band in wohl gefüllten Bibliotheken. Deshalb werde ich mich in diesem Essay einer ganz wundervollen Form der Liebe widmen, einer Form, die Sicherheit, Geborgenheit und Nähe in ganz exquisiter Form geben kann: Der Liebe zu einem Drachen.
Gleich vorneweg: Ich bin in Liebesdingen bestens versorgt. Viele Männer buhlen um meine Gunst, und in meinem Herzen haben einige Platz: Danielle, mein geliebter Partner, dessen Sanftmut mich umhüllt und mir Ruhe und Frieden schenkt. Seine blauen Augen sind voller Sorge, wenn ich einmal nicht da bin, und sein Herz singt vor Freude, wenn ich bei ihm bin. Dann gibt es noch Nino, dessen grau-blaue Augen mich einfangen und deren Stolz ich bin. Beide lieben mich aus freien Stücken für das, was ich bin und das, was ich tue. Nino sucht meinen Schutz und genießt die Geborgenheit, die ich ihm gebe. Beide haben ein großes Stück meines Herzens in ihrem Besitz und hüten es wie eine Kostbarkeit.
Florian und Jay sind ein Paar, ebenso wie Mika und Dominique, Huy und Jean-Luc. Alles Männer, deren Sympathie ich mir sicher sein kann, die für mich einiges tun würden, die mich auf ihre Art ebenso lieben wie sich selbst untereinander. Auch René würde für mich einiges tun, und auch diese sieben haben einen sicheren Platz in meinem Herzen.
Während ich diese Zeilen schreibe, kann ich jedoch förmlich spüren, wie Levi sich amüsiert. Sein Atem wärmt jedenfalls meinen Nacken, und ich kann sein Lächeln vor meinem geistigen Auge sehen, ebenso wie seine wundervollen braunen Augen, die er in Menschengestalt hat, und die mich bewundernd, voller Glück und Liebe, ansehen. Ich habe immer noch keine Ahnung, was ich dafür getan habe, so bedingungslos von ihm geliebt zu werden, aber ich weiß, was ich dafür tun kann, sein Herz sicher zu verwahren. Und ich bin sehr, sehr glücklich darüber, dass wir einen Weg gefunden haben, mit dem er meine Liebe nicht nur wahrnehmen, sondern auch erwidern kann. Seine Flügel umschließen sanft meine Schultern, ich kann die Kühle der Diamanten spüren, aber auch die tiefe innere Ruhe, die aus ihrer Herkunft herrührt: Kohlenstoff, Erde, Feuer… und jahrtausendlanger Frieden, pure Energie, Magie in reinster Form, die mich umhüllt, mich schützt und trägt, wenn ich das möchte.
Ja, ich glaube, ich habe ihm ein genauso großes Stück meines Herzens geschenkt wie Danielle und Nino. In der Liebe kommt es nicht nur darauf an, geliebt zu werden, sondern auch, reinen Herzens lieben zu dürfen – und das tue ich. Es ist auch der Drache, den ich liebe, aber ich habe ihn in seiner Menschengestalt kennen gelernt, also ist es auch die Menschengestalt, die mir momentan wichtig ist. Die mit den braunen Augen, die mich amüsiert und liebevoll mustern, wenn er sich wieder einmal unangekündigt in mein Schlafzimmer gestohlen hat, förmlich vom Himmel gefallen ist, direkt auf mein Bett, während seine Flügel mich festhalten und meine Stirn an seiner Schulter ruht. Ich muss dann immer unbewusst lächeln, besonders wenn ich Danielle und Nino in meiner Nähe spüre, und Levi da ist. Es ist dann so, als wäre ich komplett, vollständig. So, als würde er das letzte Teil, das mir noch zum Glück fehlte, vervollständigen und mich innerlich ausfüllen.
Einen Drachen zu lieben, ist das eine, stelle ich fest. Von Levi zurückgeliebt zu werden, zusammen mit der endlosen reinen Liebe von Danielle und Nino, ist die Krönung meiner Existenz. Jetzt ist gut, die Suche nach noch mehr Nähe, nach noch mehr Spaß, ist beendet – ich habe gefunden, was ich brauche.
ENDE
Juhu! Ich sitze am Laptop im Wohnzimmer, zusammen mit meinem Freund Louis, und überlege mir, was ich am besten zu Jaddis neuer Schreibaufgabe zum Besten gebe. Dank toller Krankheit gibt’s diesmal nicht einmal eine Ausrede, nichts beizusteuern.
„Dein Fabelwesen und Du“, lese ich halblaut vor und gieße mir noch ein Glas Roederer ein. Dann proste ich der Flasche zu. Kann jetzt nicht ein Flaschengeist aus der halbvollen oder halbleeren Flasche hervorkommen und sich manifestieren? Oder einer der Schildkröten von Jaddis Bildern aus dem Bildschirm hüpfen und mich der Frage entledigen, welches Fabeltier ich mir ausdenke, und vor allem, welche Abenteuer ich mit dem Fabeltier erlebe?
Doch die Flasche bleibt stumm. Ich luge vorsichtig in den geöffneten Hals, aber da sind nur kleine Perlen, keine Blasen oder gar Schatten, die vielleicht auf eine Schildkröte in der Flasche hinweisen könnten. Nur Roederer Brut Premier, mein Lieblingschampagner, und auch nur mehr noch ein bescheidener Rest – die Hälfte des Prickelwassers fehlt schlicht, beziehungsweise glänzt schnöde durch Abwesenheit. Was tun, sprach Zeus? Die Geschichte mit dem Drachen auf dem Flugplatz neu aufwärmen, vielleicht mit anderer Handlung zu einer neuen Story tunen? Nein… die hat mir damals schon keiner geglaubt, die wird mir auch heute keiner glauben. Und ob ein Zentaur eine normale Bahnfahrkarte braucht, oder eher einen Gepäckwagen, kann ich auch nicht beantworten, nur soviel: Im RMV-Tarif sind Zentauren nicht geregelt, da ist nur von Hunden, kleinen Tieren in Tragekörben und Kindern die Rede. Davon, dass jemand einen Zentauren mitbringt, steht im Tarif nichts, das bedeutet: Kein Ticket für den Zentauren nötig. Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass Pferde in der Bahn nichts zu suchen haben – aber ich bitte Euch, das mag ja sein… aber seit wann ist ein Zentaur ein Pferd? Man könnte auch übers Alter philosophieren, und darüber, dass alle über 14 (also 15 und älter) ein Ticket des Erwachsenentarifs benötigen. Tja, dann hoffe ich nur, dass das mit den Seniorenermäßigungen auch für Zentauren geht – denn die sind ja oftmals älter als 60 und haben nach dieser Logik auch Anspruch auf die „Karte über 60“.
Ich trinke das halbe Glas leer und nehme mir felsenfest vor, Jaddis Mann Hajo, der Straßenbahnfahrer von Beruf ist, das nächste Mal, wenn ich ihn sehe, zu fragen, was er machen würde, wenn ein Fahrgast mit einem Zentauren in die Bahn einsteigen würde. Nach dem Tarif darf er den Zentauren nämlich, wenn dieser ein Ticket hat, nur noch aus der Bahn bitten, wenn dieser gegen die Sicherheit und Ordnung des Verkehrs verstößt – und wer schon mal einen der redlichen und loyalen Zentauren dabei gesehen hat, Sicherheit und Ordnung zu verteidigen, der kann sich kaum vorstellen, dass von ihm eine Gefährdung ausgeht, ganz im Gegenteil. Die einzige Gefährdung, die ich klar erkennen würde, ist die für den Übeltäter. Jeder Trambahnfahrer sollte also froh sein, wenn er einen Zentauren befördern dürfte, dann herrscht wenigstens in dieser einen Bahn so was wie Sicherheit und Ordnung.
Schwarzfahrer? Ein unbekanntes Phänomen. Vandalen? Oh, wer einmal einen Huf gekostet hat, wird sich dreimal überlegen, ob er „Zentauren raus“ auf die Innenseite der Glasscheibe schmiert oder gar scratcht. Pöbeleien? Niemand traut sich das in Gegenwart eines Zentauren. Bei Drachen sähe das schon wieder ganz anders aus, übrigens. Warum? Ganz einfach, weiß doch jeder. Drachen haben gestaltwandlerische Fähigkeiten. Die sehen einfach so aus wie Menschen. Und sind dann auch nur so schwer wie Menschen, beziehungsweise so groß. Fragt mich nicht, wie die das machen, aber es geht. Oder habt Ihr schon einmal einen Drachen in Originalgröße getroffen? Ich nur einmal, auf dem Flugplatz, wie schon eingangs erwähnt. Aber wir wollen ja nicht abschweifen.
So ein Drache braucht auf jeden Fall ein Ticket. Er kann sich auch bei Kontrollen nicht herausreden, keins zu brauchen, denn er sei ja kein Mensch, sondern ein Drache, und Drachen seien im Tarifsystem nicht vorgesehen. Er sieht aus wie ein Mensch, und ergo wird er auch wie einer behandelt, und das heißt: Kein Ticket, kein Pardon. 40 Euro. Vermutlich einer der wenigen Punkte, in denen der gemeine Drache dem Zentauren gegenüber benachteiligt wird. Dafür haben Drachen einfach mehr Spaß im Leben. Wenn man den Zentauren ärgert und nur schnell genug wegrennt, hat der Zentaur einfach verloren. Seine spezielle Redlichkeit und der Hang zu Zucht, Sicherheit und Ordnung, verbietet ihm, dem Weglaufenden einfach einen Stein in den Rücken zu werfen und ihn dadurch zur Strecke zu bringen. Nein, ein Zentaur stellt seinen Gegner wie ein Mann und verwendet dazu keine linken Tricks. Dem Drachen hingegen ist dieses ganze Hin und Her zu viel Diskussion über Legalität von Steinwürfen und Redlichkeit des Angriffs. Ein kurzer Flammenstoß, der Böse wird kurzzeitig gegrillt und schon ist das Problem gelöst. Meistens überlebt der Delinquent diese durchaus eindrucksvolle Demonstration ehrlicher Wut und kann dann seinen Nachkommen und Enkeln davon erzählen, wie sich ein Würstchen auf dem Grill oder der Döner am Spieß fühlt und dass man sich besser dreimal überlegt, wen man in der S-Bahn anpöbelt. Manchmal reicht schon ein „Ey, Alder“ an der falschen Stelle, und schon funkts… ähm, kokelt es.
Ob ich jetzt vielleicht doch die Story mit dem Flugplatz…? Die Flasche ist langsam nur noch zu einem Drittel gefüllt und mein Freund Louis mahnt zum Aufbruch. So langsam möchte er gerne wieder aus meinem Körper heraus, und zwar in flüssiger Form. So schwanke ich zunächst einmal auf den Lokus und grübele über Flugplätze, seltsame Begebenheiten und vor allem über komische Typen nach, die sich im Laufe der Zeit zu echten Freunden entwickelt haben.
Charly und seine Frau Vanessa fallen mir da spontan ein – und Benny, Ihr Sohn. Charly war seltsamerweise immer genau dann da, wenn ich ihn gebraucht habe. Ich meine, wirklich gebraucht, nicht dieses nur allzu menschliche „Hilfe, ich brauche jetzt mal jemanden zum Reden“ oder so, das die Normalos nur allzu gern ohne wirklichen Grund in Anspruch nehmen, anstelle einfach zu sagen „Hey, ich bin einsam, was machst Du heute?“. Charly war jedes Mal in der Nähe, wenn ich mal wieder echt Mist gebaut habe und nicht mehr weiter wusste. So auch bei der Flugplatzstory. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle mal herzlich bedanken. Danke dafür, dass ich so tolle Freunde habe wie Dich und Deine Familie. Danke – und ich weiß, dass Du es lesen wirst, irgendwann, irgendwo, vielleicht sogar hier.
Ja, wie war das nun eigentlich? Ich und das Fabelwesen – Stopp! Ich glaube, für viele der Normalos bin ICH das Fabelwesen. Ich bin derjenige, der sie immer wieder mit vermeintlichen Quantensprüngen überrascht, obwohl ich eigentlich nur eins bin – ich! Ich bin derjenige, den sie nicht verstehen, und der sie so gut versteht, obwohl es ihnen Angst machen müsste, wenn sie davon wüssten… weil sie dabei sind, so etwas Jämmerliches zu verlieren wie die Kontrolle über eine Situation, die sie sich so gerne einreden, aber niemals wirklich hatten. Die brauchen Drachen, Zentauren, Elfen, Orks und den ganzen Fantasy-Klimbim noch nur, um ihrer Angst einen Namen und vor allem ein Bild oder meinetwegen einen Stereotyp zu geben. Dass wir unerkannt unter ihnen leben und ihnen längst das Heft aus der Hand genommen haben, verdrängen die alle recht erfolgreich, und das, obwohl die Anzeichen dafür deutlich sind. Ich weiß, dass es „da draußen“ eine ganze Menge Leute gibt, die gerne das Heft in der Hand halten würden, und ich weiß, dass einige von ihnen dies sogar erfolgreich tun, wenn auch eher regional und in kleinem Rahmen. Aber sie haben sich schon über die lokale Ebene hervorgehoben. Wofür braucht man dann überhaupt noch Fabelwesen?
Kürzlich sprach mich ein anderes "Fabelwesen", Jaddi kennt Christian, auf etwas an, das er „die Goblinisierung“ nennt. Google ist Dein Freund, dachte ich mir, unter „Goblinisierung“ findet Freund Google einen Begriff aus einem SF-Rollenspiel, nämlich die Verwandlung der Menschheit, das Wiedererwachen der Magie, das Abgrenzen von Fabelwesen wie Orks, Elfen, Goblins, Trolle – und Drachen. Mitten aus dem menschlichen Leben heraus. Beginnen soll das ganze übrigens Ende 2013. Na, Prost Mahlzeit. Gehen wir mal davon aus, dass zumindest ein gewisses Grundinitiat an der Geschichte stimmt, dann werden die nächsten 3 Jahre wohl ziemlich lustig. Auch dazu sind die Anzeichen recht deutlich. Kriege, Euro-Abwertung, Aschewolke – ich möchte nicht in der Haut so mancher Normalos stecken, wenn sie feststellen, dass z.B. in der Rhön seit geraumer Zeit vulkanische Aktivitäten stattfinden. Was, wenn dieser isländische Vulkan damals nur der Anfang war?
Ich glaube, ich möchte darüber gar nicht nachdenken. Aber ich glaube auch, die viel empfundene Panik unter uns Menschen hat nichts mit einer Störung der Psyche zu tun, sondern spiegelt nur die unterschwellige Panik der Normalos wieder, die unerkannt über uns projiziert wird. Nicht wir sind schuld, weil wir „falsch“ kommunizieren, sondern die Normalos, weil sie auf einem niedrigeren Niveau arbeiten als wir. Aber da es kein „wahr“ oder „unwahr“ gibt, weil „Wahrheit“ kein Objektivismus ist, sondern auf verschiedenen Sichtweisen basiert, also subjektiv ist, und zwar immer, zählt im Moment noch die Sichtweise derer mit der größeren Anzahl, also die der Normalos. Ich glaube, das wird sich zuerst ändern. Aber ob wir deshalb „Fabelwesen“ sind, oder einfach nur überlebensfähiger als andere?
Inzwischen ist meine Flasche leer, und die Entscheidung gefallen, nichts über den Flugplatz zu erzählen, sondern lieber eine humorvolle Geschichte über einen Zwerg in der S-Bahn. Nicht heute, vielleicht morgen. Oder übermorgen. Oder auch gar nicht. Oder vielleicht auch nur, wenn’s wirklich an der Zeit ist. ENDE
Manchmal liebe ich meinen Beruf. Nein, natürlich ist das nicht wahr – ich liebe meinen Beruf immer, sonst würde ich längst einen anderen ausüben. Aber an Tagen wie heute liebe ich ihn ganz besonders. Das fing schon heute morgen an, auf dem Weg zum Dienst. Ich fahre ja immer mit dem Bus vom Westhafen zum Frankfurter Hauptbahnhof, steige dort in die S-Bahn um, fahre die zwei Stationen bis zur Hauptwache, und steige dort noch mal in die U-Bahn um, um vier Stationen später an der Adickesallee wieder auszusteigen. Für diesen Weg brauche ich 33 Minuten, genauso lange wie mit dem Auto – alles schon vielfach ausprobiert. Der große Vorteil der Öffentlichen ist, dass die Parkplatzsuche wegfällt und ich völlig stressfrei einen oder zwei Kaffee unterwegs trinken kann.
Als ich heute – zur Abwechslung einmal absolut pünktlich – das Haus verlasse, um quer über unseren privaten Parkplatz zur Bushaltestelle zu laufen, fällt mir sofort der Wagen auf. Ein Kombi, dunkelgrau-metallic, mit dunklen, getönten Scheiben. Darin zwei Typen, die absolut desinteressiert in die Gegend starren, einen Rhein-Main-Atlas auf den Knien. Im ersten Moment denke ich an eine Zivilstreife, aber dann fällt mir ein, dass ich eine solche Aktion, besonders, weil sie in meinem direkten Umfeld stattfinden würde, sicherlich mitgeteilt bekommen hätte.
Weil ich ein netter, freundlicher und vor allem bürgernaher Mensch bin, verlangsame ich meinen Schritt und lächele ins Auto hinein, was derart auffällig unauffällig ignoriert wird, dass ich beschließe, mir die beiden Herren im Auto etwas genauer anzusehen. Also biege ich formvollendet nach links ab und bleibe betont freundlich lächelnd neben dem Fahrerfenster stehen und spreche die Insassen in nettem Tonfall an.
„Guten Morgen – kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen?“ Leider werde ich nur zweifelnd gemustert und bekomme ein aggressiv abweisendes „Nein“ zur Antwort. In diesem Moment trällert dummerweise mein Handy sein „Your Disco needs you“ von Alcazar durch die morgendliche Stille.
„Bauer“, melde ich mich.
„Hallo Olaf, hier ist Thorsten vom K51 – sag mal, musst Du heute zum Dienst? Wir sind nämlich grad im Westhafen fertig und könnten Dich schnell mitnehmen“, bietet mir die Stimme an. Ich kenne zwar keinen Thorsten, weiß aber, dass die Jungs vom K51 Sondereinsatzkräfte sind. Was auch immer die hier wollen, denn einen Hafen gibt’s hier schon lange nicht mehr, sondern nur ein neues Wohngebiet für etwas Betuchtere – ich lasse mich gerne abholen.
„Gute Idee – dann könnt Ihr gern auf unseren Parkplatz kommen und mich mitnehmen“, freue ich mich, verabschiede mich und lege wieder auf, bevor ich mich den beiden Herren im falsch parkenden Kombi zuwende.
„Ich habe leider eine schlechte Nachricht für Sie. Ich brauche meinen Parkplatz, Sie müssten also bitte einen anderen Platz suchen, um Pause zu machen, oder was auch immer Sie hier tun.“ Der Fahrer schaut mich böse an und fordert mich auf, mich abzuregen, das sei schlecht für mein Herz. So, wie ich aussehen würde, fährt er in süffisantem Ton fort, würde ich mich zwar sicher über jede Ablenkung freuen, aber ihm wäre egal, ob ich den Parkplatz brauchen würde, er würde dort stehen bleiben und basta. Innerlich muss ich grinsen, als ich im gleichen Moment einen schwarzen Audi A8 auf unser Grundstück abbiegen sehe – den Fahrer kenne ich nämlich vom Sehen, das dürfte also Thorsten sein.
So, wie ich aussehe – aha! Na, dann wollen wir hoffen, dass er es nicht ist, der gleich „so“ ausschaut, nämlich dumm aus der Wäsche. Als allererstes begrüße ich Thorsten mit Handschlag und nicke seinem mir unbekannten Kollegen freundlich zu. Dann komme ich zur Sache.
„Gut, dass Ihr da seid. Die zwei da“ – ich neige meinen Kopf leicht in Richtung des parkenden Autos – „treiben sich nämlich hier rum und verhalten sich mehr als auffällig. Die würde ich mir gern ansehen, helft Ihr mir mal eben?“, frage ich leise. Thorsten und sein Kollege nicken knapp und schreiten dann sofort zur Tat. Thorsten begibt sich zum Fahrerfenster, sein Kollege zum Beifahrerfenster. Wie auf Kommando zückt Thorsten seinen Dienstausweis und öffnet die Fahrertür.
„Polizei. Legen Sie ganz langsam die Hände aufs Armaturenbrett und steigen Sie aus, ohne hektische Bewegung.“ Der Fahrer, ein glatzköpfiger Typ Mitte 30, schaut verdutzt und steigt aus. Dabei fällt ihm eine Pistole zu Boden. Und jetzt geht alles ganz schnell. Rolf, Thorstens Kollege, zerrt den Beifahrer aus dem Auto und drückt ihn breitbeinig und mit ausgestreckten Armen gegen den Kombi, während ich die Pistole unters Auto kicke. Thorsten hingegen hat den Glatzkopf aus dem Wagen gerissen und auf die Motorhaube gedrückt, wo er ihm gerade Handschellen anlegt.
„Keine Bewegung“ knurrt er gefährlich.
„Ja, aber wir sind auch…“, stammelt der Glatzköpfige verwirrt und erschrocken.
„Mir doch egal, was Ihr seid“, faucht Thorsten.
„Noch ein Wort, dann gehst Du erst mal 48 Stunden in den Bau.“
Der Beifahrer, ein Blondschopf, hat inzwischen irgendwo aus dem Ärmel ein Mäppchen genestelt und will sich umdrehen, aber Rolf verhindert das mit schnellem Schritt.
„Hier, wir sind vom LKA“, bringt der Blondschopf gerade noch hervor, als Rolf ihn festhält.
„Leg das Mäppchen hin und bleib ganz ruhig stehen“, sagt Rolf gelassen und lässt erstmal die Handschellen klicken, bevor er sich das Mäppchen genauer anschaut und leise auflacht. Dann zeigt er mir den Dienstausweis des Blonden. „Landeskriminalamt Düsseldorf“, steht tatsächlich darauf. Auch der Polizeistern darin ist eindeutig echt. Ich zucke mit den Schultern und gehe zu Thorsten.
„Wo ist der Ausweis?“, frage ich immer noch so freundlich wie im ersten Moment. Der Glatzköpfige ist sichtbar kleinlaut geworden.
„In der rechten Gesäßtasche.“ Dort finde ich tatsächlich einen Ausweis vom LKA Nordrhein-Westfalen.
„Ihr seid sicher angemeldet und ich kann den Führungs- und Lagedienst in Frankfurt fragen, ob die Ausweise echt sind, oder?“ Der Blonde nickt.
„Wir sind hier, um einen Düsseldorfer Drogendealer zu observieren, der hier im Jachthafen auf einem Boot verschwunden ist“, erklärt er, während Rolf ihm die Handschellen wieder abnimmt und ihm seinen Dienstausweis zurückgibt.
„Und warum habt Ihr das nicht gleich gesagt, anstelle hier den Breiten zu mimen?“, frage ich den glatzköpfigen Kollegen, der immer noch auf der Motorhaube liegt.
„Seid froh, dass mein Chef heute gute Laune hat“, grummelt Thorsten und befreit ihn von seinen Handschellen. Der Kollege schaut uns beide abwechselnd an und reibt sich die Handgelenke.
„Sorry, ist blöd gelaufen“, entschuldigt er sich und stellt sich als „Peter Bruckner“ vor. Ich reiche den Kollegen eine meiner nagelneuen Visitenkarten. „Olaf Bauer“ steht darauf, „leitender Kriminalhauptkommissar“ – und „Leiter der Mordkommission“. Besonders auf letzteres bin ich richtig stolz.
„Ja, finde ich auch… aber ich reagiere immer irritiert, wenn jemand in meiner Nähe steht und ich das Gefühl habe, unser Haus wird beobachtet. Ihr kennt das ja, man weiß nie, auf wessen schwarzer Liste man gerade steht“, merke ich an.
„Na ja, wie dem auch sei – wenn Ihr fertig seid und Lust auf nen Kaffee habt, könnt Ihr gern bei mir reinschauen“, biete ich an. Dann verabschiede ich mich und lasse mich von Thorsten und Rolf ins Präsidium fahren. Wie ich schon sagte: Ich liebe meinen Beruf.
ENDE
Langsam öffnete Zacharias die Augen, um sie gleich darauf wieder zu schließen.
„Licht“, dachte er, während er insgeheim fürchtete, sogleich zu Staub zu zerfallen. Er horchte minutenlang in sich hinein, und als immer noch nichts geschah, öffnete er langsam wieder die Augen, blickte nach oben, sah in das ihm unbekannte gleißende Licht einer Neonröhre und wollte sich gerade verunsichert über die Augen fahren, als ihm einfiel, dass er eigentlich vernichtet und zum ewigen Schlaf verdammt sein sollte. Abgesehen davon war es verdammt hell, und er musste sich wirklich zwingen, seine Gedanken zu sammeln und sich zu erinnern.
Die Erinnerung kam wieder. Zacharias sah sich wieder am Fluss stehen, an dem ihn damals der Inquisitor aufgelauert hatte. Damals, das muss um das Jahr 1400 nach Christi Geburt gewesen sein, dessen war sich Zacharias sicher, während sich ihm die Frage nach dem heutigen Datum sozusagen aufdrängte.
„Es muss auf jeden Fall mindestens zwei- bis dreihundert Jahre später sein“, dachte er, als er sich in dem Raum umsah. Er selbst lag auf einer scheinbar metallenen Pritsche, und ein weißes Leinentuch bedeckte seinen bloßen Körper.
„Man hat mich damals erwischt“, fiel es Zacharias wieder ein, „das war die Inquisition - und wieso habe ich das überlebt?“ Ein Bild drängte sich schemenhaft vor sein geistiges Auge: Der Fluss, der tiefe Wald zwei Meilen von dem kleinen Ort entfernt, in dem Zacharias sein menschliches Leben als Heiler fristete, ständig von dem damaligen Grafen von Gernsheim argwöhnisch beobachtet, der als streng gläubiger Katholik galt und alles, was nach Okkultismus aussah, vernichten ließ.
Das Mädchen, keine vierzehn Jahre alt, was ihm plötzlich in ihre gerade erst frisch erblühten weiblichen Schönheit ins Auge fiel. Diese plötzliche Gier nach Jagd, nach frischem Blut, diese Tierhaftigkeit. Zacharias verfluchte wieder einmal sein wahres Wesen, als er daran dachte, wie er das Mädchen zunächst nur beim Baden beobachtet hatte, und später, als es sich unverhüllt dem Schlafe hingegeben hatte, zu ihr hingeschlichen war, zunächst, um sich noch einmal an ihrem Anblick zu ergötzen. Dann kniete er neben ihr nieder, und noch während er ihr sanft über das Haar strich und ihre blass schimmernde Haut und ihre kaum erkennbaren pulsierenden Adern bewunderte , überkam ihn wieder einmal diese Unruhe, die Zacharias bereits als Übergang in das Wesen eines Tieres, nein, einer Bestie, kannte. Er spürte, dass er töten musste, und er wusste insgeheim, dass er sein Opfer bereits gefunden hatte.
Während er sich über sie beugte, streichelte er sie weiter, und das Mädchen begann, sich im Schlaf wie in einem süßen Traum zu bewegen, während ein leichter Wind über die beiden strich. Zacharias brauchte gar nicht lange zu suchen, bis er am Hals des Mädchens „die Stelle“ fand, die er fast zärtlich mit seinen Lippen berührte, bevor er seine Zähne in ihre Schlagader vergrub.
Das süße warme Blut des Mädchen rann ihm durch die Kehle und löste in ihm ein immenses Gefühl der Befriedigung aus. Er trank gierig von ihr, ganz so, als tränke er süßen Wein, der seine Sinne benebelte.
Irgendwann hatte Zacharias seinen Durst gestillt, und er legte das tote Mädchen vorsichtig wieder auf den von der Sonne gewärmten Boden zurück. Während er ging, leckte er sich das Blut von den Lippen und ließ einen fast sehnsüchtigen Blick über den blassen kalten Körper streifen. Zacharias fühlte sich ruhiger als jemals zuvor, ganz so, als wäre er gerade eben nach einem langen Schlaf erwacht, und während er seine Schritte gen Wald lenkte, um dort im Schutz eines Baumes einige Zeit zu ruhen, gewahrte er plötzlich vor sich einen älteren Mann in prachtvoller Kleidung, der ihn ansprach:
„Sei mir gegrüßt, Freund. Kannst Du mir den Weg nach Hause zeigen?“ - „Gerne, mein Herr, doch dazu müsste ich wissen, wo Ihr Zuhause ist.“ - „Dort, wo das Zuhause eines jeden gottesfürchtigen Menschen ist.“
Behutsam legte er die Hand um Zacharias’ Schultern, bevor er ihm einen Pflock ins Herz trieb. Während Zacharias zu Boden sank und sein Bewusstsein ihm langsam schwand, konnte er gerade nur noch die leiser werdenden Worte des Mannes hören:
„Ruhe in Frieden, Du armes Geschöpf, der Herr sei Deiner Seele gnädig. Satan, gib’ ihn frei.“
Der Gedanke daran ließ Zacharias erschauern. „Wo bin ich hier nun eigentlich?“, fragte er sich und öffnete die Augen, um sich noch einmal umzusehen. Er war allein in diesem Raum, der keine Fenster hatte. Über dem Kopfende seiner Pritsche hing ein Schild, dessen Schriftzeichen er nur mit Mühe entziffern konnte, während er die Sprache besser verstand:
NAME: unbekannt
Geburtsdatum: unbekannt
Todesdatum: nicht genau bestimmbar, < 1 Tag
Fundort: Gernsheim, Rohrheimer Aue
Bemerkungen: männliche Leiche wurde von spielenden Kindern in einer alten Höhle gefunden - seltsamerweise sagten die Kinder aus, ein Skelett gefunden zu haben, zwischen dessen Knochen ein Holzstab steckte - jener Stab konnte jedoch nicht aufgefunden werden. Nummer: EURUDIVSDI - 78/02
„So, dann haben mich diese Kinder also von dem Pflock befreit“, dachte Zacharias, „jetzt muss ich nur noch sehen, dass ich hier verschwinden kann, damit meine Maskerade nicht gefährdet ist.“ Er stand auf und ging in Richtung der einzigen hölzernen Tür, als sein Blick auf das mannsgroße gusseiserne Kreuz fiel, das an seinen Enden jeweils eine hölzerne Spitze hatte und das an zwei dünnen Ketten direkt neben der Tür hing.
Kaum hatte Zacharias das Kreuz erblickt, als er spürte, wie sich seine Muskeln versteiften und er starr stehen blieb. Unter Zuhilfenahme seiner letzten Willenskraft näherte er sich dem Kreuz und hob es von der Wand. Es war schwer, schwerer als er gedacht hatte, und sein Wille war schwach, schwächer als je zuvor.
Das Kreuz entglitt seinen Händen und schlug auf dem Boden auf, wobei es einen glockenähnlichen Ton produzierte. „Es hat nicht sein sollen“, war Zacharias’ letzter Gedanke, bevor die hölzerne Spitze des linken Endes sein Herz durchbohrte.
ENDE
Augen… glühend rote Augen bohren sich in mein Bewusstsein. Wo eben noch weiche Wolken waren und vor allem wohlige Wärme, Kinderlachen und Geborgenheit, ist nun Kälte angesagt – und der Blick, der aus den glühend roten Augen auf mich fällt. Ich blinzele, je wacher ich werde, umso mehr verschwinden die Augen des Mannes, und umso mehr höre ich sein geiferndes Lachen und seine Worte.
„Er steht drauf, wirklich“. Für einen Moment weiß ich nicht, wo ich bin, dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich stehe in der Toilette eines Lokals, dem Raum, der in diesem Club eindeutig am wenigsten benutzt wird, genauer gesagt, ich stehe im Vorraum, neben mir ein Waschbecken, vor mir Nino, vom dem Typen mit den Augen in die Ecke gedrängt. Der Typ versucht gerade, sich in seinem Wahnsinn, seiner Fixierung auf Nino, vor mir zu rechtfertigen.
„Er steht drauf, wirklich! Er ist ein devotes Miststück, das erst richtig geil wird, wenn Du es schlägst, es Dir untertänig machst. Seine Haut. Seine Haut zittert bei jeder Berührung… Du musst es sehen, wie seine Haut zittert… dann schlag ihn, und er steht drauf, echt!“
Erbärmlich, wie er in meinem Griff winselt und immer noch versucht, mir zu sagen, es würde Nino gefallen. Nino, dessen Backe noch rot ist vom Schlag des Idioten… Nino, der mein Freund ist, und mein Mann wäre, wenn Danielle mich nicht eingefangen hätte… wenn ich Danielle nicht lieben würde. Nino, der mein Freund ist. Nino, der gerade geschlagen wurde, weil der Idiot nicht versteht, dass Dinge, die aus Liebe gegeben werden, etwas anderes sind, als Dinge, die unter Zwang geschahen, weil man jemanden, der Nino dazu gezwungen hat, dafür bezahlt hat, Nino weh tun zu dürfen. Ninos Haut… der Idiot hat recht. Natürlich zittert seine Haut, wenn er Lust empfindet, wenn er sich windet unter meinen Berührungen, wenn er sich ganz freiwillig hingibt. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich ihn schlagen, ihm wehtun würde, sein bedingungsloses Vertrauen zu mir verletzen würde.
Sein Vertrauen ist sowieso gestört, habe ich das Gefühl. Er ist in manchen Dingen komisch drauf, distanzierter, auch wenn er versucht, es sich nicht anmerken zu lassen. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich ihm irgendetwas absichtlich antun würde, ganz im Gegenteil. Nein, ich würde ihn nicht schlagen, wenn er es nicht wollte. Im Spiel, ja… natürlich. Eben weil ich weiß, dass er sich gerne hingibt, MIR gerne hingibt. Dass er es genießt, wenn ich ihn härter anpacke, dass er fliegt, wenn ich ihn schlage. Aber ich tue dies im Spiel, und ich kenne meine und seine Grenzen. Nein, kleiner Nino, Du brauchst keine Angst zu haben.
Ich öffne meine Augen und drehe den Kopf nach rechts, wo Nino eng an mich gekuschelt schläft, sein rechtes Bein Besitz ergreifend über meinen Oberschenkel gepresst, seine rechte Hand ruht auf meinem Bauch, sein Kopf ruht in meiner Armbeuge, ich spüre seine tiefen regelmäßigen Atemzüge auf meiner Haut. Die Hand, die ich in meinem Nacken spüre, und die mir dort eine tiefe innere Sicherheit gibt, ist allerdings die rechte Hand von Danielle, der ebenfalls eng an mich gekuschelt schläft, wie mir sein Atem auf der Brust verrät. Seine linke Hand liegt direkt neben der von Nino, ich bin perfekt beschützt von meinem Partner und meinem Freund.
Und doch ist es dieses Zittern, was meinen Geist nicht so recht verlassen will, wie immer, wenn ich diesen Traum hatte. Haut, weiche, gebräunte makellose Haut mit fast unsichtbaren Härchen darauf an Armen und Beinen, und ebenso gebräunte makellose Haut am Torso, der allerdings rasiert ist, bis auf einen schmalen Streifen gewollter Behaarung von einer Stelle irgendwo südlich des Bauchnabels bis zu seinem besten Stück. Zitternde makellose Haut an seinem knackigen Po, der sich mir in meinem Traum meinem Schlag entgegen biegt, Ninos leises Stöhnen, als meine Hand seine zitternde Haut trifft, und sein Keuchen, als sich mein Mittelfinger danach unbarmherzig, gar unerbittlich, in seinen Eingang schiebt und den Muskelring reizt, wie eine Belohnung, bevor er den nächsten Schlag empfängt – NEIN! Ich werde Nino nicht schlagen, nicht ohne dass er das wünscht.
„Mehr“, höre ich ihn sagen, seine Stimme ist belegt und ein kleines bisschen dunkler als sonst. Na klar, die Lust hat ihn fest in ihren Bann gezogen.
„Mehr“, bettelt er, „bitte.“ Meine Hände wuscheln längst durch seine Haare, streicheln seine Kopfhaut, er mag es, wenn ich ihn berühre. Danielles Blick ruht auf uns, so wie die Blicke der anderen Männer in dem Club. Nino trägt längst nur noch ein breites Lederhalsband, das farblich perfekt zu seiner schwarzen Shorts passt. Wir stehen inmitten eines Käfigs, der für die Gogos dient, um die Menge anzuheizen, und bis eben hat Nino noch dem Publikum gezeigt, was er kann: Sich bewegen, tanzen, sämtliche anwesenden Männer in seinen Bann ziehen. Inzwischen habe ich mich allerdings zu ihm in den Käfig gestellt, ihn sanft aber bestimmt auf die Knie gedrückt, so dass ihn alle sehen können, während ich seinen Kopf kraule und Nino durch die Aufmerksamkeit der anderen schon fast vor Lust zerfließt. Meine Hände wandern zu seinen Piercings, und wo Nino sonst, im privaten Rahmen, erst seine Kontrolle verliert, wenn man ihn nachdrücklich daran erinnert, wo sein Platz ist, und dass seine Brustwarzen mit den fast unsichtbaren Piercings vor allem dazu da sind, um von mir beknabbert oder besaugt zu werden, reicht heute schon die Andeutung einer Berührung, um ihn fast fliegen zu lassen.
Ich blinzele, als Danielle sanft meinen Nacken streichelt. Sein Atem geht unregelmäßiger als zuvor, er ist wohl am Erwachen. Mein Blick findet seinen, wir lächeln und ich gebe ihm einen sanften Guten-Morgen-Kuß.
„Ich frage wohl besser nicht, was Du geträumt hast, Schatz“, flüstert er mir liebevoll ins Ohr. Als ich seinem Blick folge, fällt mir auf, dass ich eindeutig eine Erektion habe, und jetzt spüre ich auch Danielles Finger, die sanft über mein bestes Stück streichen. Statt einer Antwort gebe ich ihm einen fordernden Kuss, und als er beginnt, mit seiner Zunge meinen Mund zu erkunden, sauge ich an seiner Zunge, was ihn zum Lachen bringt.
Vorsichtig, um Nino nicht zu wecken, nehme ich meinen Arm unter seinem Kopf weg und bette ihn sanft auf das Kissen. Dann streichelt meine Hand Danielles Oberkörper bis zu seinem Hals. Als ich sein linkes Ohrläppchen zwischen meine Fingerspitzen nehme, stöhnt er leise auf. Sein Ohrläppchen ist unser süßes Geheimnis. Es gibt wenige Stellen an seinem Körper, mal von seinem Rückgrat abgesehen, an denen er so empfindlich ist wie am Ohrläppchen. Die zwei Finger an meinem Hüftknochen sind jedoch der eindeutige Beweis dafür, dass Nino nicht mehr schläft. Stattdessen beißt er liebevoll in meinen Nacken und beginnt anschließend, meinen Hals zu küssen.
Seine Finger streichen von hinten über meinen Oberkörper und fahren die Konturen meiner Tätowierungen nach, was für mich eher… ablenkend wirkt. Danielle und Nino scheinen einen Blick zu tauschen, dann spüre ich Danielles festen Griff in meinem Nacken, während Nino und Danielle mich auf den Bauch bugsieren und Nino sich hinter mich kniet. Mit schnellem Griff spreizt er meine Beine und beginnt mich mit seiner Zunge zu dehnen.
„Du hast recht… Du bist kein Mann, den man einfach so fesselt“, flüstert Danielles Mund verheißungsvoll in mein rechtes Ohr, während er meine Hände mit Seidentüchern an die Ecken des Bettes festmacht.
„Deswegen lasse ich mir für Dich etwas Besonderes einfallen“, kündigt er an, während Nino mich in die ersten Weihen der Ekstase treibt und dann seine Zunge gegen zwei seiner Finger austauscht und mich schnell und mit Kraft dehnt. Ich erschaudere, während ich unterbewusst ob der Behandlung die Luft anhalten und gleichzeitig atmen will, was dafür sorgt, dass meine Konzentration schwindet.
Verdammt, ich kann sehr dominant sein – jeder, der mich nicht wirklich gut kennt, würde Stein und Bein darauf schwören, dass meine Autorität jeden Konzertsaal ausfüllt und dass mein Wort genügt, um andere vor Ehrfurcht niederknien lassen. Meine engsten Freunde, und nur die, wissen, dass ich im Grunde meines Herzens ein lieber, netter, freundlicher und zurückhaltender Mensch bin, der gütig und gerecht ist, und der es ab und zu genießt, verwöhnt und auf diese Art entspannt zu werden. Und genau das geschieht gerade, wenn auch unverhofft.
Nach einer ganzen Weile bedeutet Danielle Nino, damit aufzuhören, und zwingt ihn vor dem Bett, genauer gesagt, an der Rückseite, auf die Knie, so dass ich ihn sehen, ihm zusehen kann, während Danielle ihn mit den Händen am gleichen Bettgestell fesselt, an dem ich festgemacht bin, keine fünf Zentimeter von mir entfernt. Ninos und mein Blick begegnen sich, seine braunen Augen sind dunkel, vor Lust verhangen, er ist schon fast am Fliegen. Wenn ich mich ein bisschen strecke, kann ich vielleicht seine Finger berühren, denke ich noch, als Danielle unerwartet in mich eindringt und sofort Tempo macht. Das letzte, was ich noch bewusst sehe, sind Ninos Augen, die ganz tief in meine Seele zu sehen scheinen, dann falle ich tief in den Strudel der Ekstase, hebe ab, fliege über alle Wolken bis zur Sonne und wieder zurück, umrunde den Mars und die Venus, und lande dann ganz sanft in Danielles und Ninos Armen, die sich beide liebevoll an mich kuscheln. Beide sind genauso nass geschwitzt wie ich, und beide haben Spuren ihres eigenen Flugs in ihren verklärten Gesichtern. Sie flüstern mir beruhigend irgendwelche unzusammenhängende Dinge ins Ohr; es ist auch nicht wichtig, dass sie mit ihren Worten einen Rhetorikpreis gewinnen, so lange sie mich nur sanft auffangen und landen lassen. Nino küsst meinen Oberkörper sachte, Danielle streichelt meinen Bauch. Kurz darauf schlafen wir ein.
Ich blinzele, als Danielle sanft meinen Nacken streichelt. Sein Atem geht unregelmäßiger als zuvor, er ist wohl am Erwachen. Mein Blick findet seinen, wir lächeln und ich gebe ihm einen sanften Guten-Morgen-Kuß.
„Ich frage wohl besser nicht, was Du geträumt hast, Schatz“, flüstert er mir liebevoll ins Ohr… ENDE
Texte: Juan Santiago
Tag der Veröffentlichung: 09.12.2013
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Widmung:
Für Lucius, den Engel in meinem ganz persönlichen Himmel.
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Originalausgabe ist eine Printausgab, Juli 2013
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© by Juan Santiago
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Sämtliche Personen und Geschehnisse in dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.