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Vorwort

 Hallo lieber Leser,

hier nur kurz eine kurze Erklärung zum Aufbau meiner Geschichte:

Normale Schrift: Geschichte aus der Perspektive von Luise oder anderen Personen

Kursive Schrift: Unterhaltungen im Internetdatingportal, entweder aus Sicht von Luise oder FireandIce 

 

 

Ach und sämtliche Person in dieser Geschichte wurden frei von mir erfunden, so auch die Filmreihe Skógur Hlaupari.

 

Und jetzt viel Spaß beim Lesen.

Eure Hede

 

♥♡ ~~~~~~~~~~*°*~~~~~~~~~~ ♡♥

Kapitel 1

Luise

 

Nostalgisch blickte Luise auf die Kiste, die vor ihr auf dem Wohnzimmerboden stand. 

Tatsächlich hatte sie sich noch ein freies Plätzchen ergattern können, das noch nicht zugemüllt war mit Umzugkartons.

Und so saß sie dort jetzt, und brachte es nicht über's Herz, die alten Sachen aus ihrer Kindheit auszusortieren.

Gefühlte zehntausend Stunden kniete Luise jetzt schon vor dem Karton, der gefüllt war mit den schönsten Relikten aus ihrer Kindheit. 

Nie hätte sie gedacht, dass sie selbst mal an den Punkt ihres Lebens gelangen würde, an dem sie mit verklärtem Blick auf vergangene Zeiten zurückblicken konnte - und doch war sie nun genau an diesem Punkt angekommen.

Sie war jetzt 19 , hatte ihr Abitur vor wenigen Wochen gerade so bestanden,  und würde in wenigen Tagen zu ihrer Schwester nach Augsburg ziehen. 

Wie ihre zwei Jahre ältere Schwester Ida, wollte auch Luise eine Ausbildung zur Konditorin machen. Seit sie sich erinnern konnte, war das ihr gemeinsamer Traum gewesen, und nun würde er sich endlich erfüllen.

Zögerlich widmete sich Luise wieder der Kiste , die vor ihr stand.

"Oh man, wie cool war das damals.", nuschelte sie vor sich hin. 'Und wie cool ist es immer noch', fügte sie in Gedanken hinzu.

 Mit einem zarten Lachen im Gesicht zog sie die dutzend Fanartikel aus der Kiste. 

 Alles hatte sie von den Skógur Hlaupari gehabt. 

T-Shirts, Jacken, Poster, Schlüsselanhänger - Luise hatte sogar ein Fahrrad gehabt, welches wie das der Skógur Hlaupari ausgesehen hatte. Ihr Vater hatte es ihr damals selbst gebaut. Sie waren ihre Vorbilder gewesen, und sie war mit ihnen aufgewachsen.

Doch einer der Darsteller hatte ihr es ganz besonders angetan - Gero Greitner, oder wie er im Film hieß - Björn.

Er war sozusagen das Herz und die Seele der Skógur Hlaupari gewesen, und sie hatte ihn immer angehimmelt.

Auch heute noch fand Luise, dass er ein wirklich gutaussehender Mann war.

Mit seinen schönen braunen Augen, un den dunkelblonden schulterlangen Haaren war er wirklich ein ansehnlicher junger Mann.

In Gedanken versunken widmete sich Luise wieder ihrem Karton.

Niemals würde sie diese Sachen wegwerfen oder gar verschenken.

Das war ihre Kindheit, und die würde sie nie weggeben.

 

Kapitel 2

 Luise

 

"Oh mein Gott, ich glaub's nicht! Wir haben tatsächlich alles untergebracht!", freute sich Ida, die daraufhin ihre jüngere Schwester überschwänglich in die Arme schloss.

Stolz blickte sich Luise in ihrem neuen zu Hause um.

Noch immer konnte sie es kaum glauben, dass das wirklich die Realität war.

Nie hätte sie sich träumen lassen, dass sie irgendwann nicht mehr bei ihren Eltern wohnen würden. Doch jetzt war es so weit.

Sie wohnte ab sofort zusammen mit ihrer Schwester in einer süßen 3-Zimmer Wohnug in Augsburg - zwar nur knapp 100 Kilometer von ihrem Elternhaus entfent, aber es war trotzdem etwas andere. 

Ihr Eltern hatten sich schon vor einer Stunde verabschieden müssen, da sie ja noch eine ganze Strecke zurücklegen, und am nächsten Morgen früh aufstehen mussten.

Gemeinsam hatten sie in den letzten fünf Tagen zuerst ihre Kartons in die neue Wohnung verfrachtet, und danach Ida's kompletten Krempel, die bis vor kurzem noch in einer WG gewohnt hatte.

Und jetzt standen die zwei Schwestern in ihrer gemeinsamen, noch nach frisch-gestrichen-riechenden Wohnung, und konnten es nicht glauben.

"Freust du dich nicht?"; erkundigte sich Ida, die ihrer Schwester aufmunternd in die Schulter boxte.

"Doch, doch... aber es ist so...ungewohnt.", gestand Luise mit einer nicht so sicheren Stimme.

Ida winkte das ab, und zog ihre kleine Schwester in die Küche.

"Wir stoßen jetzt erst einmal auf uns und unsere Wohnung an!", quiekte sie, und nahm sogleich eine der Sektflaschen, die ihnen ihre Eltern dagelassen hatten, in die Hand.

Da Luise ihre Schwester, und ihre Schussligkeit kannte, riss sie ihr die Flasche sofort aus der Hand.

Entrüstet blickte Ida Luise an.

"Was soll das?", fragte sie erbost.

"Tu nicht so Idalein, du weißt selbst, dass du dich manchmal nicht gerade geschickt anstellst.", erklärte Luise, und sah sie dabei tadelnd an.

"Nur weil ich einmal ein kleines Feuer gelegt habe ... ", erwiderte Ida, den Blick auf den Boden gesenkt.

"Nur ein KLEINES Feuer? Du hast damals fast das ganze Haus abgefackelt!"

Gekonnt öffnete Luise die Sektflasche, und schenkte ihrer Schwester und sich selbst etwas von dem prickelnden Getränk in einen Einwegplastikbecher - da die richtigen Becher noch in den Tiefen der Kartons steckten- ein.

"So, und jetzt trink was, und mach hier nicht einen auf beleidigte Leberwurst.", sagte Luise, und reichte Ida den Becher.

Diese war ihr auch nicht wirklich böse gewesen, und so nahm sie freudig den vollen Plastikbecher in die Hand.

"Auf eine wundervolle Zeit, meine kleine Lulu!"

"Auf uns!", erwiderte Luise und hob ihren Plastikbecher in die Luft.

 

 

Einige Stunden und drei Flaschen Sekt später, saßen die zwei Schwestern auf ihrer neuen Couch in ihrem Wohnzimmer, und schauten sich auf dem Laptop alte Familienfotos an.

Luise hatte kurz zuvor einen kleinen Nervenzusammenbruch erlitten, da sie ihre Eltern schrecklich vermisste, und so hatte Ida sie getröstet,  in dem sie ihr die Fotos zeigte.

Mittlerweile waren sie schon in Luises Skógur Hlaupari Phase angekommen. 

Auf jedem zweiten Foto hatte sie das T-Shirt, dass die Jungs aus den Filmen immer trugen, an. Ein einfaches schwarzes T-Shirt, mit dem Logo des Films - ein Mond auf der linken Seite, und in der Mitte des Mondes die Initialen von Skógur Hlaupari, natürlich schon verschnörkelt.

Dazu trug sie, wie das einzige Mädchen in den Filmen, ein grünes Kopftuch,  dass sie im Nacken zugebunden hatte.

Luise konnte sich noch daran erinnern, dass sie sich oft mit ihrer Mutter gestritten hatte, weil sie das Kopftuch nicht mehr abnehmen wollte - dementsprechend war auch der Zustand ihrer Haare.

Doch Luise hatte da nicht mit sich verhandeln lassen. 

Wenn es diese Anita in den Filmen immer trug, wenn sie ihre Abenteuer in der Landschaft Islands erlebten, dann konnte sie es wohl auch immer tragen.

Dieser Gedanke zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht.  

So gerne würde sie wieder acht Jahre alt sein. Und zusammen mit ihrer Schwester und ihrem damals besten Freund Tobi wieder durch den an ihr Haus grenzenden Wald springen. 

"Was grinst du denn so", nuschelte Ida.

"Ich musst gerade daran denken, wie wir früher immer zusammen mit Tobi draußen gespielt haben.", erklärte sie.

Auch Ida musste daraufhin schmunzeln.  

Wieder widmeten sie sich ihren Fotos, bis Ida irgendwann voller Elan und kerzengerade auf der Couch saß. 

"Ich weiß was...", murmelte sie vor sich hin, und öffnete den Internetexplorer auf ihrem Laptop.

"Wirklich?", fragte Luise sarkastisch, und musste für diesen Kommentar nen Klaps auf den Hinterkopf wegstecken.

"Was machst du denn da überhaupt?", wollte Luise neugierig wissen, und versuchte einen Blick auf den Laptop zu erhaschen, den Ida jedoch so weggedreht hatte, dass sie nichts mehr sehen konnte. 

"Idahaaa! Sag mir sofort, was du da machst!", befahl Luise ihrer Schwester. 

"Ganz ruhig Lulu, du siehst es ja gleich."

Gleich war relativ. Gefühlte 20 Stunden saß sie neben ihrer Schwester, und wartete auf eine Antwort. 

Aber als Ida ihr dann den Laptop gab, wollte sie es dann doch lieber nicht mehr wissen.

"Was soll das?" 

Luise war gereizt. Weshalb tat ihre Schwester immer solche Sachen?

Auf dem Laptop Bildschirm stand in roter, verschnörkelter Schrift netdating.de. 

Immer wieder musste Ida Luise auf ganz subtile Art und Weise darauf hin weisen, dass sie noch nie einen Freund hatte. 

Für Luise hatte es nämlich immer nur einen gegeben, dem ihr Herz gehörte - wenn sie ihn wohl auch niemals sehen würde. 

"Ach komm, Lulu. Das ist nur 'n Scherz. Ich hab mich da auch mal angemeldet. Ist einfach nur witzig!", versuchte Ida ihre Schwester zu besänftigen. 

Vermutlich lag es am Alkohol, aber Luise regte sich nicht weiter darüber auf.

Gemeinsam mit Ida füllte sie ihr Profil mit Information, wie zum Beispiel wann ist dein Geburtstag, was ist dein Lieblingsessen, was hörst du für Musik, was arbeitest du, oder wo siehst du dich in 10 Jahren. 

Nach einer Stunde waren sie am Schluss angelangt,  sie mussten nur noch ein Foto von Luise einstellen, und einen Benutzernamen aussuchen.

"Wie wäre es mit ... White Blossom?", fragte Ida, woraufhin sie von Luise nur einen entsetzten Blick zugeworfen bekam. 

"White Blossom? Auf was für Schwachmatennamen kommst du denn ?"

"Na gut.  Oh jetzt hab ich's! Miss Cupcake!", quietschte Ida.

Luise überlegte kurz, und stimmte dann dem Vorschlag ihrer Schwester zu. 

Fehlte nur noch das Foto.

"Ich möchte aber keines,  auf dem man mein Gesicht erkennt."

Grob überflog Ida die Bilder auf dem Laptop, und stoppte bei einer Aufnahme aus dem letzten Jahr. 

Darauf war Luise zu sehen, allerdings nur von der Seite.  Ihr hellblondes Haar verdeckte den Rest des Gesichtes, und leuchtete Silber, da sie von der Sonne  beschienen wurde.

Fragend blickte Ida ihre Schwester an, die ihr mit einem Lächeln zu nickte. 

Mit einem Klick war das Bild hochgeladen, und inr Profil fertig. 

"Und jetzt klicken wir uns einfach mal durch.", sagte Ida, ließ sich gemütlich auf das Sofa fallen, und nahm den Laptop auf den Schoß.  

Luise machte es sich ebenfalls gemütlich,  um sich dann wieder dem Bildschirm zu widmen.

"Nach welchen Kriterien sollen wir denn suchen?", erkundigte sich Ida, und blickte Luise erwartungsvoll an.

"Hast du den bestimmten Typ Mann auf den du stehst?"

Gerade wollte sie antworten, als ihr Ida dazwischenfuhr.

"Und wehe du sagst jetzt Gero Greitner, der Typ aus deinen Kinderfilmen, verklopp ich dich nämlich mit dem Laptop!"

Mit großen Augen starrte sie ihre ältere Schwester an. Dann eben nicht. 

"Na gut. Aber ich mag trotzdem blonde Haare, besonders wenn sie etwas länger sind."

Schnell hatte Ida die entsprechenden Kästchen angeklickt, und wartete auf weitere Angaben.

"Braune Augen...mindestens 1,80 Meter groß ... und er sollte nicht jünger sein als ich, uh und nicht älter als 25.", antwortete Luise ohne groß darüber nachzudenken. Sie hatte im Großen und Ganzen trotz allem Gero Greitner beschrieben.

"Gut, dann schau'n wir mal ...", brabbelte Ida vor sich hin, und wartete, dass ihr die Ergebnisse angezeigt wurden.

"Hey, guck mal. Es gibt tatsächlich zwei Treffer."

Das war ernüchternd. 

Luise ließ ihren Blick über die zwei angezeigten Profile schweifen,  und seufzte dann. 

"Ida, ich bleibe bei Gero."

Doch Ida schüttelte ihren Kopf. 

"Nicht so enttäuscht,  Lulu. Wir gucken einfach mal."

Ida klickte zuerst auf das Profil, zu dem es kein Bild gab. 

Viel stand hier nicht, aber aus irgendeinem Grund wollte Luise mehr über diesen FireandIce wissen.

"Sehen die anderen es eigentlich, wenn man ihre Seite besucht hat?", wollte Luise wissen.

"Ja, das wird einem bei Benachrichtigungen angezeigt.", erklärte Ida.

Offensichtlich fand Ida die Seite des FireandIce - Typen nicht ganz so spannend, weshalb sie auf das andere Profil

ging.

Der Typ hieß Rocky, was Luise schon mal ziemlich doof fand. 

Aber an sich schien er ganz nett zu sein, naja in sofern Luise das beurteilen konnte. Zumindest sah er auf dem Bild recht sympathisch aus.

"Was bedeutet dieser grüne Punkt in der Ecke eigentlich?", hackte Luise nach.

"Das bedeutet,  dass derjenige online ist."

Erschrocken riss Luise die Augen auf. Dann würde der Typ ja gleich sehen, dass sie seine Seite stalkte.

So wohl war Luise bei der ganzen Sache noch immer nicht. 

""Guck mal, Lulu, dieser Rocky war gerade auf deiner Seite,  und hat dir etwas auf deine Pinnwand geschrieben. "

Wenn Luise ehrlich sein sollte - irgendwie kam sie sich ziemlich komisch vor, wie sie so im Privatleben anderer rumschnüffelte. 

Ida musste gemerkt haben, dass Luise noch immer etwas mit sich haderte.

"Hey, komm schon.  Das hier ist doch nichts schlimmes. Jetzt schauen wir mal, was er geschrieben hat.", sagte Ida und konnte Luise tatsächlich überzeugen nachzusehen, was der Typ geschrieben hatte.

"Süßes Bild, Miss Cupcake.  Meld dich mal. Liebe Grüße. Rocky.", las Luise ihrer Schwester vor.

Das war für Luise überhaupt nicht aussagekräftig.  

Ein kurzer Blick zu ihrer Schwester genügte Luise um zu erkennen, das sie genauso dachte. 

"Ich weiß, das ist ne total lahme Anmache..", begann Ida.

"...aber es macht immer Spaß, wenn man die Typen ein wenig veräppelt!"

Das gefiel Luise schon besser.

"Und wie stellen wir das an?", fragte sie jetzt, viel enthusiastischer als noch einige Minuten zuvor.

"Als erstes musst du den Kerl glauben lassen, dass es keinen besseren  als ihn gibt. Naja, und dann trifft ihn die harte

Realität wie eine Faust ins Gesicht."

Die nächste Stunde verbrachten sie damit, den Typen aufzuziehen. Für Luise war das völlig in Ordnung,  da sie schon nach kurzer Zeit gemerkt hatten, auf was es der Typ eigentlich abgesehen hatte.

Und so erfreuten sich die zwei Schwestern an der Naivität dieses 'Rockys'.  

Kapitel 3

Luise

 

 Vorsichtig blitze das schwache Licht der Septembersonne in das Wohnzimmer der zwei Schwestern.

Dort saßen sie, noch immer im Land der Träume, auf ihrem Sofa, so wie sie in der Nacht eingeschlafen waren, Luise hatte ihren Kopf an Ida's Schulter gelehnt, und Ida's Kopf lehnte an Luises.

Und hätte das Telefon nicht geklingelt, wären sie dort vermutlich noch in zehn Jahren gesessen.

Gereizt von dem nervenden Klingeln des Telefons,  rieb sich Luise die Augen, und schaute sich verwirrt um.

Es dauerte eine Weile bis Luise realisiert hatte, wo sie sich befand,  und weshalb nicht ihre Mutter oder ihr Vater ans Telefon gingen.

Und so sprang sie viel zu eilig auf, was sie sofort bereute, da sie ganz üble Kopfschmerzen hatte, und versuchte das Telefon zu finden.

Bis ins Bad verfolgte sie das Geräusch, und fand das Telefon schließlich unter einem von Ida's Pullovern. 

"Hallo?", sprach Luise völlig erschöpft ins Telefon.

"Hey Lulu Schätzchen!", drang ihr die Stimme ihrer Mutter ans Ohr.

"Guten Morgen Mama!", antwortete sie fröhlich, und ließ sich auf den Rand der Badewanne nieder.

"Morgen? Lulu, es ist schon halb drei am Nachmittag.",  erwiderte ihre Mutter. 

Oha, so lang hatte sie noch nie geschlafen. 

Ihr Schweigen nutzte ihre Mutter sofort aus, um herauszufinden, , was der Grund dafür war.

"Was hat euch zwei denn so lange wach gehalten?"

"Ähm, einige Flaschen Sekt, Familienfotos, und so ne komisch Internetseite...", antwortete Luise wahrheitsgemäß. 

"Internetseite? ", erkundigte sich ihre Mutter, mit einer komisch hohen Stimme.

"So ne komisch Partnervermittlungsseite... Ida hat mich da gestern aus Jux angemeldet, und haben dann so nen Typ ein wenig auf die Schippe genommen."

Luise hatte ihrer Mutter schon immer alles erzählt,  da machte sie nie eine Ausnahme.  Naja, aber ihr war im Leben bisher auch nicht viel aufregendes passiert, das sie ihrer Mutter hätte verheimlichen können.

"Oh je, da lässt man dich einmal mit Ida allein, und dann brecht ihr gleich das Herz eines armen jungen Mannes...", erwiderte ihre Mutter Ute in einem übertrieben mitleidigen Ton. 

"Haha, ja...Ida kann man einfach nicht aufhalten.", antwortet Luise, und versuchte ihre Kopfschmerzen auszublenden.

"Was mach ich schon wieder?", krächzte auf einmal Ida, die mit verschlafenem Blick ins Badezimmer trat.

"Hey Mama, Ida ist jetzt auch wach. Willst du sie kurz sprechen?"

Daraufhin warf Ida ihrer jüngeren Schwester einen tödlichen Blick zu.  

Luise kannte Ida gut genug um zu wissen, dass morgens nicht gerade ihre netteste Zeit war, aber sie ärgerte Ida einfach zu gerne. 

"Klar möchte ich mit Ida sprechen, wenn sie dir auch ja nicht den Kopf abreißt?", fragte Ute ihre Tochter. 

"Wieso sollte sie? Dafür bin ich viel zu liebenswert. Ich geb sie dir dann mal."

Und so drückte sie Ida das Telefon in die Hand, und begab sich auf den Weg in die Küche.

 Was sie jetzt nämlich ganz dringend brauchte, war eine Schmerztablette und einen leckeren Ingwertee.

Gerade als sie das Wasser in ihre Tasse goss, kam auch Ida in die Küche und, ließ sich wie ein nasser Sack Mehl auf den Stuhl fallen. 

Das Telefon, welches sie auf Lautsprecher gestellt hatte, hatte sie neben sich auf den Tisch gelegt.

Offensichtlich war Ida wirklich nicht nach reden zu Mute. 

"Hey Mama, ich bin auch wieder da.", kündigte sich Luise an.

"Was ist mit Ida?", wollte Ute wissen.

Nach einem kurzen Seitenblick auf Ida, die ihren Kopf auf ihre Arme gebettet hatte, griff sie sich das Telefon und antwortete ihrer Mutter. 

"Die weilt wieder unter den Schlafenden."

Am anderen Ende hörte Luise ihre Mutter seufzen.

"Wie ein kleines Kind.", brabbelte Ute vor sich hin.

"Was steht denn heute auf dem Plan?", fragte sie dann ohne Luise zu Wort kommen zu lassen.

"Ähm, ich schätze ich versuche erst einmal meine Schwester aufzuwecken, dann packen wir noch die Kartons aus, und wenn uns dann noch was einfällt, lass ich es dich wissen.", antwortete Luise fröhlich. 

"Da wünsch ich euch viel Spaß, meine Süße. Ach,  ich soll euch noch von Papa grüßen. Aber wir rufen später sowieso nochmal an."

"Danke, grüß ihn zurück.  Also, ich glaub ich trink jetzt mal meinen Tee, und kipp dann Ida nen Kübel kaltes Wasser über'n Kopf. Sonst steht die mir nicht auf."

"Ja, mach das mal. Ich hab dich lieb, Schätzchen. Gib Ida nen Kuss von mir, wenn sie wieder trocken ist.", erwiderte Ute.

"Ich dich auch Mama. Hehe, das mach ich.", antwortete Luise noch, bevor sie auflegte und das Telefon zur Seite legte.

Skeptisch betrachtet sie dann ihre Schwester.  Würde sie ihr jetzt kaltes Wasser über den Kopf schütten, würde sie irgendwann mit der Rache von Ida rechnen müssen,  und das war keine Freude.

Und so schnappte sich Luise ihren Ingwertee, und setzte sich gemütlich in eine Decke gemummelt auf's Sofa.

Ohne groß darüber nachzudenken, hatte sie sich den Laptop geschnappt und den Browser geöffnet. 

Natürlich landete sie sofort auf der Partnervermittlungsseite,  die sie letzte Nacht nicht geschlossen hatte.

Mit Erschrecken musste Luise feststellen, dass sich schon mehr als 20 Männer ihr Profil angeschaut hatten.

Auf der Straße würde sich nicht auch nur einer für sie herumdrehen um ihr nachzusehen.

Dabei war sie eine wirklich hübsche junge Frau. 

Gut, sie hatte keine Modelmaße, aber sie hatte eine weibliche Figur, ihre weißblonden Haare waren auch eine schöne Seltenheit,  und ihre Augen strahlten in einem Grün, das man nur von den satten Wiesen Irlands kannte.

Unbeeindruckt überflog sie die Benachrichtigungen, und blieb schließlich an einem Namen hängen.

FireandIce.

Er war auf ihrem Profil gewesen.

Neugierig klickte sie nochmal auf seinen Namen, um wieder auf seine Seite zu gelangen.

Offensichtlich war er noch online,  denn der grüne Punkt in der Ecke leuchtete noch.

Weshalb sie schon wieder auf seiner Seite gelandet war, konnte sie sich selbst nicht so recht erklären.

Vielleicht hatte sie sich erhofft,  dass er vielleicht noch mehr von sich preisgegeben hatte,  aber dem war nicht so.

Erschrocken starrte Luise auf den Bildschrim, als auf einmal der Email-Icon aufleuchtete, um eine neue Nachricht anzuzeigen.

Vermutlich wieder so ein komischer Typ, der nur das Eine im Kopf hat, dachte sich Luise, und war umso mehr erstaunt, als sie sah, von wem die Nachricht wirklich war.

Zuerst traute sie sich nicht die  Nachricht von ihm zu öffnen, doch dann siegte die Neugier.

Und so klickte sie auf den Email-Icon.

FireandIce: Freut mich, dass ich dein Interesse geweckt habe. Aber darf ich fragen,  was genau?

Sollte Luise ihm antworten? Unsicher las sie die kurze Nachricht erneut. 

Nach kurzem Zögern raffte sie ihren ganzen Muz zusammen, und klickte in das Antwort-Feld.

MissCupcake: Das kann ich dir auch nicht so genau sagen. Ich bin einfach schrecklich neugierig. 

Schnell hatte sie die Nachricht abgeschickt,  und wartete dann auf seine Antwort.

FireandIce: Schrecklich neugierig ... das bin ich auch. Was mich auch schon zu meiner nächsten Frage bringt. Weshalb hast du dich auf dieser Seite angemeldet? 

Ohne groß darüber nachzudenken,  antwortete Luise.

MissCupcake: Meine Schwester hat das gemacht. Sie meinte zwar, es sei nur zum Spaß,  aber ich weiß,  dass sie Mitleid mit mir hat. 

FireandIce: Das heißt,  du willst hier niemanden 'finden'?

MissCupcake: Eigentlich nicht.  Meine Schwester meinte, man kann hier viel Spaß haben, in dem man die Männer, von denen der Großteil sowieso nur sexuelle Hintergedanken hat, ein wenig aufzieht und veräppelt.

 FireandIce: Uh, das klingt aber fies!  Aber wo du Recht hast... Hier gibt es viele perverse Typen.

MissCupcake: Ja, wohl wahr. Naja, aber die meisten Frauen sind ja auch nicht ganz unschuldig. Eine billiger als die andere.

FireandIce: Da kann ich dir nur zustimmen! Was meintest du eigentlich zuvor in deiner Nachricht mit der Aussage, dass deine Schwester nur Mitleid mit dir hat?

Luise stuzte. Was tat sie hier gerade eigentlich? Sie schrieb mit einem wildfremden Mann, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. 

Naja, hätte mich jetzt ein wildfremder Mann in einer Bar angesprochen... im Prinzip läuft es doch auf das selbe hinaus, dachte sich Luise.

Alle Menschen sind einem fremd, bevor man sie kennenlernt. 

Wieso sollte sie also nicht weiter mit FireandIce schreiben?

Doch bevor sie antworten konnte, erhielt sie schon eine weitere Nachricht von ihm.

FireandIce: Tut mir Leid, ich wollte nicht zu neugierig sein. Musst mir darauf nicht antworten. 

MissCupcake: Nein nein, ist schon  in Ordnung.  Meine Schwester hat mich hier vermutlich angemeldet,  weil sie befürchtet,  dass ich sonst nie 'nen Mann abbekomme. Nur weil ich mit 19 Jahren noch keinen Freund hatte.

FireandIce: Noch keinen Freund mit 19 gehabt zu haben ist doch nicht schlimm... ist eben schwer heutzutage jemanden zu finden, der zu einem passt.

Luise war überrascht.  Sie hatte mit allem gerechnet, aber  icht mit Verständnis.  Bisher hatte sie jeder nur belächelt oder mitleidig angeschaut, wenn sie diese Tatsache erwähnt hatte.

MissCupcake: Du bist der erste, der das so sieht. Sonst lacht man immer nur.  Aber ich bin auch nicht gerade unschuldig an meiner Situation.

Das Schreiben viel Luise mittlerweile nicht mehr schwer. Ihr fiel es einfacher, da ihr die Anonymität des Internets eine gewisse Sicherheit bot, die sie bei richtigen Unterhaltungen nicht hatte.

FireandIce: Hi, das tut mir jetzt wirklich Leid, aber ich muss unglücklicherweise los...

Toll, da hatte sie den Salat. Da unterhielt sie sich einmal nett mit jemandem, und dann war es nur von kurzer Dauer.

Bevor sie ihm jedoch antworten konnte, kam bereits eine neue Nachricht von ihm.

FireandIce: Schreiben wir uns wieder? Ich finde dich sehr nett... wäre schade wenn wir das gleich beenden würden.

Freudig überrascht lies sie sich die Nachricht durch. Natürlich wollte sie weiter mit ihm in Kontakt bleiben! 

MissCupcake: Ich finde dich auch sehr nett, und würde gern mit dir in Kontakt bleiben. 

FireandIce: Klasse! Dann melde ich  mich später wieder bei dir. So gegen 20 Uhr? 

MissCupcake: 20 Uhr klingt spitze! Dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag. Bis nachher.

FireandIce: Bis nachher! 

 

Nach dieser netten Unterhaltung war Luise voller Tatendrang gewesen. Woher das plötzlich kam wusste sie nicht.  Sie wusste nur, dass sie durchdrehen würde, wenn sie den ganzen Tag nur faul rumsitzen würde,  während in der ganzen Wohnung die Kartons darauf warteten ausgepackt zu werden.

Und so hatte sie im Handumdrehen die Küchen-Kartons aus- und wieder eingeräumt,  hatte danach die Küche geputzt, und widmete sich dann ihrem Zimmer.

Immer wieder hatte sie versucht Ida zu motivieren,  doch die ließ sich nicht mal vom Sofa abkratzen, wenn eine Horde Zombies sie gleich fressen würden. 

Also beschloss Luise ihre extrem faule Schwester einfach zu ignorieren,  und arbeitete weiter.

So hatte sie gar nicht mitbekommen, wie schnell die Zeit vergangen war, und kam erst aus ihrem nun perfekt eingeräumten Zimmer, als sie aus der Küche das Wort Essen vernahm.

Ida hatte gerade die Pfanne auf den Esstisch gestellt, als sie den Raum betrat.

"Du hast gekocht?", fragte Luise verwundert. 

Ida, die noch ihre Schürze trug, stemmte die Hände beleidigt in die Hüften und schenkte ihrer Schwester dann einen bösen Blick.

Abwehrend hob Luise ihre Hände,  sie wollte sich jetzt nicht schon wieder mit ihrer Schwester streiten.

"Ich hab extra für dich Thai-Curry gekocht...", berichtete Ida, als sie sich Luise gegenüber setzte.

Jetzg wurde Luise hellhörig.  

"Wirklich? Thai-Curry? Uuuu, du bist die beste Schwester der Welt!"

"Das will ich auch meinen. Und jetzt iss, bevor es kalt wird!"

Das Essen schmeckte wirklich göttlich. 

"Wow, Idalein, das schmeckt klasse! Seit wann kannst du so kochen?", wollte Luise wissen.

Ida zuckte mit den Schultern. 

"Hab vorhin Mama angerufen,  sie hat es mir erklärt.  Hab gedacht, ich bedanke mich so für die perfekt geputzte Küche...", antwortete Ida. 

Dabei ließ Luise ihren Blick durch die Küche gleiten. Wenn diese nun etwas nicht mehr war, dann perfekt aufgeräumt! 

Ihr Blick blieb an Ida hängen, die sie entschuldigend anschaute.

Daraufhin mussten beide lachen, bis ihnen die Tränen kamen.

"Keine Sorge Luise, ich mach das nachher wieder sauber, versprochen!"

"Ja, dein versprochen kenn ich...ich werde das nachher vermutlich wieder machen müssen!", erwiderte Luise sarkastisch.

Eine ganze Weile saßen die zwei Schwestern am Tisch, genossen das Essen, und lachten viel, bis Luises Blick auf die Uhr fiel.

"19:55!", schrie sie panisch,  und stand auf.

Ihre Schwester kam ihr hinterher,  doch Luise bekam nicht mit, was Ida sagte.

Als ihr Laptop dann endlich an war, und sie sich angemeldet hatte, entspannte sie sich etwas, und widmete sich ihrer Schwester. 

"Nochmal, was hast du gefragt?"

Ida hatte Luise die ganze Zeit verständnislos beobachtet, und wusste noch immer nicht, was sie gerade für ein Drama gemachz hatte. 

"Was...war das gerade?", fragte sie etwas laut und fuchtelte dabei wie wild mit ihren Händen herum.

Luise schaute peinlich berührt auf den Boden.

"Ich muss um 20 Uhr im Chat sein...", flüsterte sie. "...weil ich dann mit jemandem schreibe."

Jetzt stahl sich ein breites Lächeln auf Ida's Gesicht.

Hatte sie also doch jemanden gefunden.

"Soso...und mit wem schreibst du? Sieht er gut aus?"

Schon war Ida Feuer und Flamme.

"FireandIce...mit dem schreibe ich." 

Luise kam sich komisch dabei vor,  es ihrer Schwester zu sagen, irgendwie fühlte sie sich dabei wie vor Gericht.

 Bevor sie noch mehr vor sich hin brabbelte,  ging Luise auf ihre Seite, und entdeckte auch schon das aufblinkende Nachrichtensymbol.

"Er hat dir ja schon geschrieben! Schnell, klick es an. Ich will wissen was er schreibt!"

Fast kam es Luise so vor, als würde sich ihre Schwester noch mehr darüber freuen als sie selbst,  doch dieser Gedanke verflog,  als sie  den Icon anklickte.

FireandIce: Hallo die Dame. Hoffe du hattest einen schönen Tag?

"Und das findest du jetzt nicht lahm?", zog Ida ihre kleine Schwester auf.

Diese boxte ihr aber nur in die Schulter,  setzte sich dann auf das Sofa und drehte den Laptop zu sich.

Doch das schien Ida nicht zu vertreiben. Sie setzte sich nämlich gleich neben Luise.

"Hast du nicht noch was zu putzen?", hakte Luise nach.

"Gott, Lulu, du bist so gemein! Immer machst du mir alles kaputt!", beschwerte sie sich theatralisch und total übertrieben,  stand jedoch auf und ging in die Küche. 

Zum Glück,  sie wollte nicht, dass ihr ihre Schwester dabei über die Schulter schaute. 

So konnte sie sich jetzt endlich dem Laptop widmen.

MissCupcake: Hi du! Musste erst einmal meine Schwester loswerden...die war zu neugierig.

FireandIce: Auf was hat sie denn gehofft? 

MissCupcake: Gott, das will ich gar nicht wissen! Aber erzähl,  was hattest heut zu tun? 

FireandIce: Ich war mit ein paar Freunden verabredet, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Kenne sie schon seit über zehn Jahren und haben uns in den letzten Jahren ein wenig auseinander gelebt. Und was hast du gemacht? 

MissCupcake: Ich habe heut noch die restlichen Kartons ausgeräumt,  und mein Zimmer noch voll eingerichtet.

FireandIce: Kartons? Bist du umgezogen? 

MissCupcake: Ja, wohne seit gestern mit meiner Schwester in einer Wohnung. Und mich hat heute die Arbeitswut gepackt. Ganz im Gegensatz zu meiner Schwester... die kennt das Wort Arbeit nicht.

FireandIce: Cool, dann wünsche ich dir mal viel Spaß mit deiner Schwester. Oh ja, das kenne ich... mein älterer Bruder ist die personifizierte Faulheit... in seinem früheren Leben war er ein Faultier, da bin ich mir sicher! 

Luise musste lauthals loslachen. Schon die ganze Zeit über hatte sie ein Grinsen im Gesicht, aber jetzt konnte sie nicht mehr an sich halten, und musste einfach lachen. 

Der Vergleich mit einem Faultier ließ sich durchaus auch bei ihrer Schwester machen.

MissCupcake: Das mit dem Faultier war zu gut, auf meine Schwester trifft das wohl auch zu! 

FireandIce: Es sind doch immer die ältesten! Hast du noch mehr Geschwister? 

MissCupcake: Wohl wahr... nein, ich hab nur eine ältere Schwester . Und wie sieht es bei dir aus? 

FireandIce: Es gibt nur mich und meinen älteren Faultierbruder.

 

Luise bemerkte gar nicht, wie schnell die Zeit verging, während sie mit FireandIce schrieb.

Erst als Ida ihr sagte, dass es schon 22:30 Uhr war, und am nächsten Tag ihre Ausbildung begann, packte sie die Hektik.

Schnell hatte sie sich mit FireandIce für den nächsten Abend verabredete, und so spurtete sie sich beim Duschen, Zähneputzen und mit dem Dusche putzen, so dass sie noch ihre Sachen hinrichten konnte, und vor 23 Uhr im Bett lag.

Vergessen war der nette Abend, den sie dank der Unterhaltung mit FireandIce hatte, jetzt schlich sich langsam die Panik in ihr Bewusststein.

Morgen war ihr erster Tag in der Konditorschule, und sie war furchtbar aufgeregt.

 

Kapitel 4

 Luise

 

"Bist du dann mal fertig? Du gehst nur zur Konditorschule, und triffst nicht Gero Greitner! Also mach jetzt etwas schneller, sonst fahre ich ohne dich!"

Luise ignorierte ihre Schwester gekonnt. Sie ließ sich von ihr nicht unter Druck setzen.

Immerhin war heute ihr erster Tag an der Konditorschule, und da wollte sie einen guten Eindruck machen. 

Zufrieden warf Luise einen letzten Blick auf ihr Spiegelbild. Ihre Haare hatte sie zu einem Dutt hochgesteckt, damit sie ihr nicht ins Gesicht hingen. 

Schnell packte sie noch ihre Tasche und lief dann an ihrer Schwester vorbei aus der Wohnung hinaus.

 "Kommst du dann?", stichelte Luise ihre Schwester an, und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

Während sie das Treppenhaus hinunter lief, konnte sie hören, wie Ida wütend ausschnaubte und  etwas vor sich hinbrabbelte wie 'ich erschlag sie mit dem Kochlöffel'.

Aufgeregt saß sie dann im Auto neben ihrer Schwester, und spielte die ganze Zeit nervös an ihrer Jacke herum.

"Komm mal runter, Lulu. Du musst überhaupt nicht aufgeregt sein. Hör mal, sie haben dich aufgenommen! Du gehörst zu den 10 Leuten, die es geschafft habe, und nicht zu den restlichen 490, die eine Absage erhalten haben.", redete Ida ruhig auf ihre kleine Schwester ein.

Na toll, jetzt hatte sie Mitleid mit denen, die es nicht geschafft hatten.

Doch Ida konnte noch so sehr auf sie einreden, sie konnte sich einfach nicht beruhigen. Zu aufgeregt und hibbelig war sie, als dass sie sich entspannen konnte. Und sie war auch noch nie eine Person gewesen, die ohne ein mulmiges Gefühl im Magen neuen Herausforderungen gegenüber trat.

"Glaub mir, die Leute dort sind nett. Vor allem einer der Ausbilder, er heißt Allan Deroul. Er ist aus Frankreich und ich sage dir, es ist so zuckersüß wie die Cupcakes die er macht." erzählte Ida, und zwinkerte Luise kurz zu.

"Wenn er nicht aussieht wie Gero, dann weißt du, dass er mich nicht interessiert.", erwiderte Luise mit einem kalten Unterton.

Ida wollte ihrer Schwester schon Contra geben, ließ es dann jedoch bleiben, und seufzte nur einmal verzweifelt.

Nach einer fünfminütigen Autofahrt parkte Ida ihren kleinen Fiat Punto genau gegenüber der Konditorschule.

Sie schaute sich das hübsche Gebäude an. Die roséfarbene Fassade des wunderschönen Altbaus, und die bunte Dekoration im Schaufenster ließen das ganze noch niedlicher aussehen.

"Willst du nicht aussteigen?", wollte Ida wissen, die bereits die Tür ihrer Schwester geöffnet hatte.

So folgte sie ihrer Schwester, die im Eilschritt auf die Schule zulief, jedoch abrupt vor dem Eingang zum stehen kam.

"So, du musst jetzt da rein.", sagte Ida, und deutete dabei mit dem Daumen auf die Eingangstür.

"Ich bin heute in der Bäckerei in der Innenstadt. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg, meine kleine süße Lulu. Du packst das."

Ida nahm ihre kleine Schwester überschwänglich in die Arme und zerdrückte sie dabei fast.

"Danke. Du holst mich dann nachher ab? In den Unterlagen stand, dass es heute nur bis um 14 Uhr geht.", erklärte Luise.

"Nein, ich hab dir Taxigeld in dein Portmonne getan, ich bin heute nämlich erst später zu Hause. Aber ich melde mich bei dir. Und jetz, hop hop! Sonst kommst du mir noch zu spät!"

Und somit drehte sich Luise um, und öffnete die Tür.

Kaum hatte sie den Raum betreten, kam ihr auch schon ein betörender Duft entgegen.

Verträumt schloss sie die Augen, und genoss diesen wunderbaren Geruch.

"Bist du Luise Haaf?", drang auf einmal eine tiefe Stimme an ihr Ohr, und zuckte erschrocken zusammen.

"Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken.", entschuldigte sich der Mann ihr gegenüber.

Er sah ziemlich freundlich aus, mit seinem schon leicht ergrauten Haar, und den kleinen wenigen Lachfalten um seine Augen. Vermutlich war er einer der Ausbilder.

Nicht im Stande ein einziges Wort über ihre Lippen zu bringen, nickte sie nur, und folgte ihm dann, als er ihr bedeutet ihm zu folgen.

Eilig folgte sie ihm durch den hellblau gestrichenen Gang, der sie in ein weiteres Zimmer brachte.

"So, dann wären wir jetzt vollständig...", sagte der Mann, als sie hinter ihm in den Raum eintrat.

Mindestens  zwölf Augenpaare waren auf sie gerichtet, und auf einmal wollte sie wieder schnell hier hinaus.

Doch dafür war es  jetzt wohl zu spät.

Etwas unwohl schaute sie sich in dem Raum um, und musste feststellen, dass sie sich hier wohl im Klassenzimmer befanden, in dem ihnen der theoretische Teil beigebracht wurde.

Alle anderen Auszubildenden saßen schon, und so setzte sich Luise schnell an den noch einzigst freien Platz.

Das schwarzhaarige Mädchen neben ihr nickte ihr kurz zu, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder nach vorne richtete.

Luise tat es ihrer Sitznachbarin gleich, und richtete ihren Blick nach vorne.

Ersteinmal musste sie die Ausbilder mustern, die vorne saßen, und freundlich in die Menge schauten.

Drei Frauen, der Mann der sie geholt hatte, und ein etwas jüngerer, ziemlich gutaussehender Mann.

Oh, das musste dann wohl der Franzose sein. Da hatte ihre Schwester wohl einmal einen guten Geschmack.

Er hatte schwarzes, etwas längeres Haar, das verwuschelt  zu allen Seiten abstand, und seine Augen strahlten bis zu Luise in die letzte Reihe in einem unglaublich satten blau. Er war wirklich schön, und sie musste sich eingestehen, dass er ihr sogar sehr gut gefiel.

Gerade als sie den Blick von ihm abwenden wollte, blieb sein Blick an Luise hängen. Sofort hatte er ein freundliches Lächeln im Gesicht und nickte ihr kurz zu, doch Luise hatte ihren Blick gleich peinlich berührt von ihm abgewandt.

Die nächsten zwei Stunden  folgte eine Einführung in die Geschichte der Bäckerei 'Frühling', Regeln die es zu beachten galt, eine Einweisung in ihren Tagesablauf und die Aufteilung ihrer Ausbildung.

Danach ging es in zwei Fünfergruppen auf eine kleine Besichtigungstour durch den Betrieb.

Zusammen mit ihrer Sitznachbarin, und drei weiteren Mädchen, folgte Luise Frau Hamann, was sie ihrem Namensschildchen entnehmen konnte, und dem netten Franzosen.

“Wir werden uns zunächst einmal die Backstube unter die Lupe nehmen. Aber auch nur ganz grob, da ihr eine genauere Einweisung noch erhaltet, wenn ihr eure erste praktische Stunde habt.“, erklärte Frau Hamann.

Doch Luise tat sich etwas schwer, ihr auch zu folgen, da neben ihr das französische Zuckerstück lief, und sich in den engen Gängen ihre Hände immer wieder zufällig berührten.

Peinlich berührt, versuchte sie ihn nicht anzugaffen oder an ihm zu schnuppern, da er einfach nur umwerfend aussah, und sein Duft geradezu ihre Sinne beflügelte.

Oh mein Gott! Reiß dich zusammen!

Luise musste sich selbst in ihre Schranken weisen. Das ging gar nicht! 

Immerhin war er ihr Ausbilder, das war bestimmt nicht rechtens! 

Aber irgendwie war es auch eine grobe Fahrlässigkeit der Konditorei. Immerhin waren die meisten Auszubildenden hier Frauen, und denen dann eine solche Augenweide vorzusetzen war nicht fair.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.05.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die nie aufgehört haben ein Kind zu sein! Stay wild! Hier möchte ich mich nochmal ganz herzlich bei ThousandpointoneMusicFreak ffür das wunderschöne Cover bedanken! ;)

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