Michael Weisser
Medienkünstler
Interview mit
Dr. Rainer Bessling
Kulturkritiker
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Always the beautiful answer /
who asks the more beautiful question?
(Edward Estlin Cummings / 1894-1962)
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Sound - AiKiDo-Doyo in Tokio“ 2:35
Recording Michael Weisser
Dr. Bessling ist bekannt als Kulturredakteur, Kunstkritiker und Mitglied zahlreicher Jurys. Seine Artikel, Essays und Reden sind durchdacht, wohl formuliert und gehen in die Tiefe des jeweiligen Themas. In diesem Interview ist er nicht der Fragende sondern ausnahmsweise der Befragte.
Interview von Michael Weisser mit
Dr. Rainer Bessling
Kulturkritiker
Herr Dr. Bessling, in Ihrem Studium haben Sie Germanistik mit Sozialwissenschaften und Geschichte verbunden und zum Dr. phil. promoviert. Nach einem Redaktionsvolontariat waren Sie viele Jahre lang Leiter der Kulturredaktion einer großen Tageszeitung mit den Arbeitsschwerpunkten Bildende Kunst, Musiktheater, Tanz und Literatur. Parallel waren Sie als Kurator tätig, haben in Jurys mitgearbeitet, Ausstellungen eröffnet und Ausstellungen begleitet. Mitarbeiter waren bzw. sind Sie bei den Zeitschriften Artist, Kunstzeitung, Tanz und Foyer. Heute sind Sie freier Kunstkritiker. Sie kennen das Kunstgeschäft und die Farbigkeit der Kunstszene in Theorie und Praxis.
MW: Was sagen Sie als Kultur- und Kunstkritiker: Sind »Künstler« Ihrer Meinung nach »besondere« Menschen? Wenn ja, was zeichnet sie aus?
RB: Ich tue mich schwer damit, eine besondere Spezies »Künstler« zu erkennen. Diese Existenzform ist zu vielfältig, als dass sich daraus ein bestimmter Typus ablesen ließe. Unter künstlerisch Tätigen gibt es mehr oder weniger »spezielle« Menschen. Ich sehe da beispielsweise Unterschiede zwischen dem Literaten, der in einer Autokratie mit erheblichem Risiko seine Stimme erhebt, und dem Autor, der in einer liberalen Gesellschaft mit Stipendien, Preisen, einer Honorarprofessur und einem Verlag im Rücken an der formalen Verfeinerung seines Werkes arbeitet.
Was aus meiner Erfahrung heraus viele Künstler prägt, ist die Fokussierung auf ihre Arbeit, die Identifikation mit dem eigenen Tun.
Beides setzt viel Energie und schöpferischen Geist frei. Künstler sind Teil des Gemeinwesens, müssen für ihre Existenzsicherung sorgen, pflegen soziale Kontakte. Dabei ist findiges, häufig alternatives Unternehmertum gefragt. Gleichzeitig pflegen Künstler eine gewisse Distanz zur Gesellschaft, teils um sich auf ihre oftmals einsame Arbeit konzentrieren zu können, teils um eine für ihre Arbeit produktive kritische, kommentierende Haltung einnehmen zu können. Einen Schritt zurückzutreten, um sich mit allen Sinnen einlassen zu können – vielleicht ist es das, was viele Künstler kennzeichnet. Das eigene Tun und das Treiben ringsum immer wieder zu hinterfragen und auch die eigenen Kriterien für das Denken und Handeln zu überprüfen, könnte gleichfalls ebenso Voraussetzung wie auch Folge künstlerischer Arbeit sein. Im Alltag Formen und Stoffe auffinden und sie in Poesie transformieren – wer das kann, hat für mein Empfinden schon viel von einem »Künstler«.
MW: Stimmt es, dass in und mit der Kunst eine besondere Methode des Denkens entwickelt und gepflegt wird? Ein Denken, das in starkem Maß assoziativ, nicht-linear und emotional verläuft?
RB: Spätestens mit der klassischen Moderne hat sich unter den Avantgarden der meisten Künste in erheblichem Ausmaß ein nicht-lineares Denken durchgesetzt. Die Psychoanalyse, Wahrnehmungsphysiologie oder auch die Lebensphilosophie hat das Wissen um die emotionalen Faktoren im System Mensch erweitert.
Wir haben uns angewöhnt, hinter die Dinge zu schauen, die Röntgenstrahlen machten einen
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: © bei den Autoren
Bildmaterialien: Michael Weisser - MikeWeisser@yahoo.de - 2017
Tag der Veröffentlichung: 02.01.2017
ISBN: 978-3-7396-9144-2
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