Cover

WPC09

 

WhitePaperCollection - 09

 

 

 

Michael Weisser

Medienkünstler

 

im Dialog mit

 

Prof. Dr. habil. Dr. h.c. Horst-Günter Rubahn

Leiter des Mads Clausen Instituts für Nanotechnologie

Leiter des Alsion-Campus in Sønderborg

Science-Fiction-Fan

 

über

Quantenphysik, Kunst, Widersprüche

Wissenschaft, Identität

 

 

*

 

 

Always the beautiful answer /

who asks the more beautiful question?

(Edward Estlin Cummings)

 

 

Der QR-Code - Information zur Nutzung.

Dieses E-Book zeigt auf dem Cover den QR-Code:

 

 

Scan mit QR-App i-nigma

„free your visions!“

Eine multimediale Installation auf dem Alsion-Campus

in Sønderborg / Dänemark

 

 

 

 

 

Funktion:

 

Um QR-Codes lesen zu können bedarf es eines Smartphones oder eines Tablets mit einer App (Applikation) wie den kostenfreien Reader i-nigma, den man vom Store für Android, Windows oder Mac herunterladen kann.

 

Den vollständigen QR-Code mit der App scannen und das dahinter liegende Ereignis erleben.

Zum optimalen Klanggenuss am besten Kopfhörer benutzen oder das Smartphone direkt oder via Bluetooth mit einer Dockingstation für die Raumbeschallung verbinden.

 

Die App i-nigma hat sich nach vielen Test als ungeschlagen leistungsfähig erwiesen! Zu empfehlen sind alternativ die ebenfalls kostenfreien Reader-Apps Optiscan und Qrafter.

 

Notwendig zum Lesen der Codes und zum Link zu den Web-Ereignissen, die hinter den Codes stehen, ist eine stabile Verbindung mindestens zu einem 3G- (oder 4G/LTE) Mobilfunknetz oder zu einem W-LAN Anschluss.



 

*

 

Dialog

 

Michael Weisser mit Prof. Dr. habil. Dr. h.c. Horst-Günter Rubahn

Leiter des Mads-Clausen-Instituts für Nanotechnologie und Leiter des Alsion-Campus, Sønderborg

 

Herr Prof. Dr. Rubahn, Sie sind Leiter des Mads-Clausen-Instituts der Süddänischen Universität auf dem Alsion-Campus in Sønderborg. Als international anerkannter Spezialist für Nanotechnologie gilt Ihr Wirken der Forschung aber auch der Anwendung und Lehre. Ihre zweite Passion neben der Nanotechnologie gilt der Science-Fiction, der Wissenschaftsdichtung, die sich literarisch mit den Visionen für morgen und übermorgen beschäftigt.

Die Verbindung dieser beiden Themenfelder hat Sie im März 2014 bewogen, sich bei mir zu melden. Aus Ihrer Anfrage ist nicht nur ein langer E-Mail-Dialog mit einem spannenden Ideenaustausch entstanden, sondern auch ein gemeinsames Kunstprojekt. Bevor ich diesen Dialog nachfolgend im Wortlaut wiedergebe, habe ich heute (im November 2015) noch einige Fragen, die sich aus meinem aktuellen Projekt ergeben – ich recherchiere für ein Buch über das künstlerisch-kreative bzw. das non-lineare Denken.

Die Kunst wie auch die Wissenschaft ist von der Bewegung getrieben, Fremdes zu erforschen, Neues zu suchen, Visionen nachzugehen und Innovationen zu schaffen. Das gemeinsame Zauberwort für diese Bewegung ist KREATIVITÄT.

 

MW: Basiert die Bewegung in der modernen Wissenschaft auch heute noch auf dem logisch-linearen Denken, auf der strengen Abfolge von Ursache und Wirkung und auf den logischen Schlüssen von induktiv und deduktiv? Oder haben sich aus den Erkenntnissen von Quantenphysik und Nanotechnologie neue Formen des Denkens entwickelt?

 

HGR: Kreativität im wissenschaftlichen Gedankenprozess ist ein holistischer Vorgang, der die komplexe Struktur des menschlichen Denkens abbildet: Wissen, Erfahrung, Meinung wechselwirken jederzeit nichtlinear miteinander, um assoziativ Neues zu denken. Es gibt natürlich sehr unterschiedliche Ansätze des wissenschaftlichen Vorgehens, aber in der überwiegenden Mehrheit der Fälle sind Kausalität und Logik nach wie vor bestimmend: Sie erlauben es, Wissenschaft von Spekulation und Pseudowissenschaft zu unterscheiden. Auch in Bereichen, die jenseits unseres alltäglichen Erfahrens liegen – wie z. B. in der Quantenphysik – und wo z. B. Wahrscheinlichkeiten statt Gewissheiten entscheidend sind, bleibt die Kausalität innerhalb der festgelegten Randbedingungen erhalten.

 

Quantenphänomene spielen in der makroskopischen Welt keine wesentliche Rolle, weil sie von den klassischen Phänomenen vollständig überlagert werden – unter dieser Voraussetzung ist es eigentlich interessanter, sich mit nichtlinearen Phänomenen wie der Chaostheorie zu beschäftigen. D. h. als klare Antwort auf Ihre Frage meine ich nicht, dass sich aus den Erkenntnissen der Quantenphysik und insbesondere nicht aus der Nanotechnologie neue Formen des Denkens entwickelt haben.

 

MW: Kreativität zielt als Eigenschaft lebendiger Systeme auf Schöpfung, auf Originalität ab. Kreativität entsteht unter Potenzial, unter Fähigkeit zu Entwicklung, ist Entfaltung von Kraft, lässt Widersprüche zu. Kann so eine Form des Denkens über die Kunst hinaus auch in der Wissenschaft wirken?

 

HGR: Ein klares »Ja«. Ich würde soweit gehen zu sagen, dass Wissenschaft ohne Kreativität nicht zu wirklich neuen Erkenntnissen kommen kann. Wir würden eine solche wissenschaftliche Arbeit als »Epsilontik« bezeichnen: Auf der Basis wohlbekannter Thesen wird ein vorgegebener Ansatz um ein Epsilon, einen sehr kleinen Teil, weiterentwickelt. Das ist nicht »disruptiv«, daraus entsteht nicht wirklich Neues. Ein ganz großes Problem (und natürlich auch ein großes Potenzial) moderner Wissenschaft ist die Tatsache, dass nie so viele Wissenschaftler gearbeitet haben wie heute und dass nie so schnell publiziert wurde wie heute.

 

Trotzdem ist für Wissenschaftler nach wie vor die Publikation ein »Schlusspunkt«: Publiziert werden sollte nur, was belegt und belegbar ist und die Basis für neue Arbeit legen kann. Nimmt man die große Zahl der Wissenschaftler und den Publikationsdruck zusammen, entsteht eine sehr ungute Dynamik, die der Kreativität in sehr vielen Fällen die Basis entzieht.

 

MW: Klar gefragt – gibt es Ihrer Meinung nach einen gemeinsamen Nenner für Wissenschaft und Kunst? Gibt es eine Schnittmenge, die neues Denken stimuliert und geeignet ist, komplexe Probleme wirksamer zu lösen?

 

HGR: Ich meine, dass es äußerst fruchtbar ist, wenn Wissenschaftler sich mit Künstlern unterhalten und wenn sie versuchen, in den künstlerischen Schaffensprozess einzutauchen. Das bricht die Publikationsmaschinerie auf und fördert den Kreativitätsprozess. In unserem speziellen Umfeld hier an meinem Institut stellen wir fest, dass die brauchbarsten Lösungen entstehen, wenn sich Menschen aus radikal unterschiedlichen Disziplinen zusammensetzen und ein gemeinsames Problem bedenken. Das funktioniert auf der Ebene der arrivierten Wissenschaftler aus z. B. Nanotechnologie und Design, aber auch auf der Ebene der Studenten. Wir versuchen diesen Prozess zu fördern, indem wir Studenten aus sehr verschiedenen Fachrichtungen (z. B. Ingenieurwesen, Wirtschaft, Interaktionsdesign) zusammenbringen. Dieses Modell der »experts in teams« hat sich bewährt und führt zu sehr beeindruckenden Resultaten.

 

MW: Hatten Sie bei Ihrer ersten Mail an mich, mit der Sie im Jahr 2014 unser Alsion-Campus-Projekt angestoßen haben, diese Verspannung von Wissenschaft mit Kunst im Auge?

 

HGR: Ganz klar: ja. Weitgehende Interdisziplinarität ist ein Credo unseres Campus. Und so hat unser Austausch damals im März 2014 begonnen:

 

Lieber Herr Weisser,

man kann sich der Science-Fiction von der Science-Seite und von der Fiction-Seite nähern oder sich auch der Verschmelzung der beiden Begriffe nähern, indem man sich in der Helikoptersicht erst einmal einen Überblick verschafft. Vor mehr als dreißig Jahren haben wir versucht, unsere diametrale Sicht der Dinge und der Dinglichkeit in einem gemeinsamen Projekt zu verbinden –

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: © bei den Autoren 2016
Bildmaterialien: © bei Michael Weisser 2016 - MikeWeisser@yahoo.de
Tag der Veröffentlichung: 25.11.2016
ISBN: 978-3-7396-8485-7

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Die WhitePaperCollection sammelt und veröffentlicht Interviews und Dialoge mit Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Die Themen sind Kreativität, Innovation, gesellschaftlicher Wandel, digitale Welt, Sehnsucht, Motivation, Neugier, Vision, Zukunft und erfülltes Leben.

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